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FRAUEN IM
BUDDHISMUS
TEXT
Kurzinhalt:
Welche Stellung Frauen im Buddhismus haben, ist einerseits Ausdruck der jeweiligen Gesellschaft, aber auch auf der Ebene der Belehrungen sehr unterschiedlich. Das
Mönchstum vermeidet den Umgang mit Frauen, im Großen Weg gelten sie als Quellen
höchster Weisheit. Und im Diamantweg werden sie mit grundlegender Erkenntnis und
Leerheit verbunden.
Die Stellung der Frau im Buddhismus war immer Ausdruck einer bestimmten Zeit und
Gesellschaft. Hier zeigen sich auch auf den verschiedenen Ebenen der Belehrungen
deutliche Unterschiede.
Für die frühbuddhistischen Schulen wie den Theravada war alles Weibliche ein
Ausdruck von Samsara, der Welt des Leidens und der Begierden, der Weg zu immer
neuen Wiedergeburten. Und diese Welt musste überwunden werden. Man hoffte, die
Versprechen der Mönche zu sichern, die ja in der Regel ihre Frauen und Familien
verlassen hatten, indem man die Furcht vor der Macht und Anziehungskraft der Frauen
schürte. Die Kommentare der frühen Theravada-Literatur (180 v. Chr. bis 200 n. Chr.)
vermitteln den Eindruck, ein frauenfeindlicher Autor habe dem Buddha willkürlich
eigene Ansichten in den Mund gelegt: „Ist man den Frauen ergeben, der Grundlage allen
Übels, vermehrt sich das Böse.“ Solche Aussagen kamen entweder in Unkenntnis der
Pali-Quellen oder durch absichtliche Verfälschung zustande.
In der Literatur des Großen Weges gibt es schon wesentlich positivere Sichtweisen
(Lotus-Sutra 100-200 n. Chr. und Prajnaparamita-Sutra ab 100 v. Chr.). Hier wird das
Weibliche als die Vollendung der Weisheit gesehen. Es ist auch die Rede von hohen
weiblichen Bodhisattvas (Menschen, die zum Besten aller Lebewesen Erleuchtung erreichen wollen), aber trotzdem wird erklärt, für die vollständige Erleuchtung sei es notwendig, einen männlichen Körper zu haben. Man kann das als Zugeständnis an eine Zeit
sehen, in der eine weibliche Wiedergeburt als schlechtes Karma angesehen wurde und
Frauen starken Einschränkungen in Familie und Gesellschaft ausgesetzt waren.
Weibliche Buddha-Aspekte wurden im späten 4. Jh. im Großen Weg bekannt und trennten diesen dadurch radikal von der Theravada-Tradition, die nur den Buddha als Vatergestalt akzeptierte.
Im Diamantweg-Buddhismus, wird das Weibliche mit der Weisheit, mit grundlegender
Erkenntnis und Leerheit verbunden, das Männliche mit geschickten Mitteln, Methoden und Dynamik. Der Diamantweg kennt vielfältige weibliche Buddha-Aspekte.
BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT
Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II
© 2003 Buddhistischer Verlag, Wuppertal, www.buddhismus-schule.de
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Aber obwohl es in Tibet viele verwirklichte Frauen gab, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Tibet eine weibliche Wiedergeburt für niedriger als eine
männliche erachtet wurde. Bestimmend war auch hier wie in ganz Asien ein hierarchischpatriarchalisches System: die Die institutionalisierte Religion Tibets lag in den Händen
der Männer.
Anders ist die Situation im westlichen Kulturkreis. Seit sich der Diamantweg-Buddhismus in den letzten 25 bis 30 Jahren in unserer Kultur verbreitet hat, haben sich Frauen
beim Aufbau der buddhistischen Zentren, bei der Meditationspraxis und in der Rolle der
Lehrenden genauso engagiert wie Männer. Selbstverständlich würde ein Buddhismus, der die Frauen nicht
schätzt, hier bei uns im Westen nicht angenommen
Querverweise:
werden.
Buddhismus und Gesellschaft
Letzten Endes, wenn die Leerheit verstanden wird, spielt
Die drei Wege
die Illusion einer festen Geschlechtszugehörigkeit keine
Geschichtlicher Überblick über die
Rolle mehr. Die buddhistische Lehre und der Weg sind
Verbreitung des Buddhismus
weder männlich noch weiblich.
Karma – Ursache und Wirkung
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Wissen und Praxislösungen für Sekundarstufe I und II
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FRAUEN IM
BUDDHISMUS
THEMA
Basisinformation für den Lehrer
Die Stellung der Frau im Buddhismus war immer Ausdruck einer bestimmten Zeit und
Gesellschaft. Hier zeigen sich auch auf den verschiedenen Ebenen der Belehrungen
deutliche Unterschiede.
Für die frühbuddhistischen Schulen wie den Theravada war alles Weibliche ein
Ausdruck von Samsara, der Welt des Leidens und der Begierden, der Weg zu immer
neuen Wiedergeburten. Und diese Welt musste überwunden werden. Man hoffte, die
Versprechen der Mönche zu sichern, die ja in der Regel ihre Frauen und Familien
verlassen hatten, indem man die Furcht vor der Macht und Anziehungskraft der Frauen
schürte. Die Kommentare der frühen Theravada-Literatur (180 v. Chr. bis 200 n. Chr.)
vermitteln den Eindruck, ein frauenfeindlicher Autor habe dem Buddha willkürlich
eigene Ansichten in den Mund gelegt: „Ist man den Frauen ergeben, der Grundlage allen
Übels, vermehrt sich das Böse.“ Solche Aussagen kamen entweder in Unkenntnis der
Pali-Quellen oder durch absichtliche Verfälschung zustande.
In der Literatur des Großen Weges gibt es schon wesentlich positivere Sichtweisen
(Lotus-Sutra 100-200 n. Chr. und Prajnaparamita-Sutra ab 100 v. Chr.). Hier wird das
Weibliche als die Vollendung der Weisheit gesehen. Es ist auch die Rede von hohen weiblichen Bodhisattvas (Menschen, die zum Besten aller Lebewesen Erleuchtung erreichen
wollen), aber trotzdem wird erklärt, für die vollständige Erleuchtung sei es notwendig,
einen männlichen Körper zu haben. Man kann das als Zugeständnis an eine Zeit sehen,
in der eine weibliche Wiedergeburt als schlechtes Karma angesehen wurde und Frauen
starken Einschränkungen in Familie und Gesellschaft ausgesetzt waren.
Weibliche Buddha-Aspekte wurden im späten 4. Jh. im Großen Weg bekannt und trennten diesen dadurch radikal von der Theravada-Tradition, die nur den Buddha als Vatergestalt akzeptierte.
Im Diamantweg-Buddhismus, wird das Weibliche mit der Weisheit, mit grundlegender
Erkenntnis und Leerheit verbunden, das Männliche mit geschickten Mitteln, Methoden und Dynamik. Der Diamantweg kennt vielfältige weibliche Buddha-Aspekte.
Aber obwohl es in Tibet viele verwirklichte Frauen gab, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Tibet eine weibliche Wiedergeburt für niedriger als eine
männliche erachtet wurde. Bestimmend war auch hier wie in ganz Asien ein hierarchischpatriarchalisches System: die Die institutionalisierte Religion Tibets lag in den Händen
der Männer.
Anders ist die Situation im westlichen Kulturkreis. Seit sich der Diamantweg-Buddhismus in den letzten 25 bis 30 Jahren in unserer Kultur verbreitet hat, haben sich Frauen
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beim Aufbau der buddhistischen Zentren, bei der Meditationspraxis und in der Rolle der
Lehrenden genauso engagiert wie Männer. Selbstverständlich würde ein Buddhismus, der
die Frauen nicht schätzt, hier bei uns im Westen nicht angenommen werden.
Letzten Endes, wenn die Leerheit verstanden wird, spielt die Illusion einer
festen Geschlechtszugehörigkeit keine Rolle mehr. Die buddhistische Lehre
und der Weg sind weder männlich noch weiblich.
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BUDDHISMUS
MATERIALIEN
Anknüpfungspunkte
Buddha lehrte in einem frauenfeindlichen Umfeld. Er gab mehrere bedeutende Stellungnahmen zum Thema Frau ab, die zu revolutionär waren, als dass sie die gesellschaftliche
Situation der damaligen Zeit hätten ändern können.
Jedes Wesen hat die Buddha-Natur: Frauen und Männer können gleichberechtigt das höchste geistige Ziel, die Erleuchtung, verwirklichen.
Frauen können ebenso wie Männer einen geistigen Weg gehen: Buddha selbst hatte viele
weibliche Schüler, Nonnenklöster entstanden als Orte, an denen Frauen einen von den
Verpflichtungen der Familie unabhängigen geistigen Weg gehen konnten.
Erst in unserer westlichen, demokratischen Welt finden sich die Bedingungen, unter denen
sich Buddhas Ideen zur Bedeutung der Frau in der Gesellschaft voll entfalten können.
Lernziele
-
Die Schüler erkennen, dass im Buddhismus unterschiedlichen Frauentypen unter
schiedliche Entwicklungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Die Schüler erkennen, dass das Wesentliche an diesen Entwicklungsmöglichkeiten
die innere Haltung ist und nicht das äußere Erscheinungsbild.
Die Schüler erkennen, dass der Frau von der buddhistischen Lehre her seit Buddhas
Zeit die Möglichkeit für Entwicklung zugestanden wurde.
Die Schüler erkennen, dass die heutigen westlichen Gesellschaften den Frauen die
besten Möglichkeiten für Entwicklung bieten.
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Didaktische Umsetzung
Einstieg
1. Der Spiegel
Anhand einer Comiczeichnung finden die Schüler heraus, dass die Erfahrung von der
Erleuchtung, wie sie ein Buddha lehrt, nicht vom Geschlecht abhängig ist.
Material: Comic: der Spiegel
2. Unterschiedliche Frauen - verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten
In den drei Texten beschreiben verschiedene Frauentypen in der Ichform ihr Leben als buddhistische Praktizierende. Durch das Zuordnen der Texte zu den drei Bildern setzen sich
die Schüler mit den Typen auseinander und erkennen, dass es für Frauen im Buddhismus
mehrere Wege gibt, den Geist zu entwickeln. Außerdem finden die Schüler etwas über die
Schwerpunkte der eingeschlagenen Richtungen heraus.
Mögliche Arbeitsanweisungen für die Schüler wären:
Die Bilder sind den Texten zuzuordnen.
In den Texten ist zu unterstreichen, welche Schwerpunkte die drei Frauen jeweils setzen.
Fish-Pool-Methode: Die Schüler werden in drei Gruppen unterteilt. Jede Gruppe erhält
einen Text und übernimmt die Position der Autorin. Die Gruppen wählen einen Vertreter,
der diese den jeweils anderen Gruppen vorstellt und auf deren Fragen antwortet.
Material:
3 Bilder von buddhistischen Frauen
3 kurze Lebensbeschreibungen von buddhistischen Frauen
Einstieg 1 und 2 bauen aufeinander auf. 1 kann aber auch weggelassen oder zu einem
späteren Zeitpunkt verwendet werden. 2 bildet jedoch die Voraussetzung zur Erarbeitungsphase.
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Erarbeitung
1. Motivation
Die Klasse wird in 3 Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe erhält einen vollständigen Satz der
Karten und ein Bild. Die Schüler suchen aus dem Kartensatz (Kopiervorlage in der Materialsammlung) mit verschiedenen Stichpunkten, die zu den verschiedenen Wegen passen,
diejenigen Karten heraus, die ihrer Meinung nach auf die im Bild dargestellte Buddhistin
zutreffen. (Diskussion in der Gruppe)
Auswertung: mit dem Lehrer gemeinsam werden die herausgesuchten Karten an der Tafel
platziert. Es ergeben sich Überschneidungen, die auf alle drei zutreffen. Der Lehrer bereitet
diese grafisch auf, so dass sich folgendes Tafelbild ergibt (Lösungsblatt siehe Materialsammlung):
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Alternativ können auch die Stichworte statt auf Karten als Sammlung (Kopiervorlage in
der Materialsammlung) [F: Hinweis] an die drei Gruppen ausgegeben werden. Jede Gruppe
schreibt die gefundenen Begriffe auf jeweils einen Klebezettel, der an der Tafel befestigt
werden kann, oder der Lehrer schreibt die Begriffe an die Tafel.
Ergebnis: Die Schüler erkennen, dass die Wege der drei Frauentypen sich zwar stark unterscheiden, dass aber einige wichtige Bestandteile allen dreien gemeinsam sind.
2. Situationen des täglichen Lebens
Anhand von Situationen können die Schüler ihre eigenen Reaktionsmuster prüfen und sie
mit den Reaktionsmustern vergleichen, die sich aus den Texten der drei Frauen ergeben.
Beispiele für Situationen:
Ein typischer Macho sitzt in seinem tiefergelegten Sportwagen, der Motor röhrt und die
Stereoanlage ist voll aufgedreht.
Der eigene Freund ist in ein sehr inniges Gespräch mit einer hübschen Blondine verwickelt.
Liebe auf den ersten Blick
Man wird vom eigenen Freund wegen der besten Freundin verlassen.
Folgende Aufgabenstellungen sind möglich:
Wie reagieren die Mädchen in der Klasse?
Wie würden die 3 auf den Bildern dargestellten Frauen reagieren (eventuell auch als
Rollenspiel)?
Lösungen in der Materialsammlung.
Die Erarbeitung 1 und 2 bauen aufeinander auf, können aber auch fakultativ eingesetzt
werden.
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Vertiefung: Was ist Entwicklung und wovon hängt sie ab?
1. Für Sekundarstufe I
Anhand des Bildes von einem Blumenbeet finden die Schüler heraus, dass zwei Bedingungen zusammenkommen müssen, damit sich Menschen entwickeln können: die Anlagen des
Menschen und die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen er lebt. Als Material kann
hierzu das Blumenbeet verwendet werden
Aufgabenstellung:
Welche Eigenschaften möchten die Schüler entwickeln?
Sind die Qualitäten in den Schüler vorhanden oder werden sie von außen hinzugefügt?
Was hilft bei der Entwicklung, was behindert sie?
Die Schüler können überlegen, ob es zu anderen Zeiten mehr oder weniger Hindernisse
und mehr oder weniger fördernde Faktoren gab. Gilt das für Frauen und Männer
gleichermaßen?
Lösungen in der Materialsammlung
2. Für Sekundarstufe II
Aufgabenstellung:
Aus buddhistischer Sicht ist die Erleuchtung die volle Entwicklung aller Fähigkeiten und
Eigenschaften. Folgende Fragen sind dazu zu diskutieren:
Welche Eigenschaften sind besonders wertvoll für uns? Sind diese, wenn sie voll entfaltet
sind, geschlechtsspezifisch?
Gibt es Bedingungen, unter denen die Entwicklung dieser Eigenschaften besser vorangeht?
Gibt es Faktoren, die die Entwicklung dieser Eigenschaften behindern?
Wie haben sich die beiden vorher genannten Punkte im Lauf der Geschichte verändert?
Hat diese Veränderung unterschiedlichen Einfluss auf die Möglichkeiten von Frauen und
Männern? Wie verhält sich das in den traditionell buddhistischen Ländern heute und in
der Vergangenheit?
Mögliche Antworten in der Materialsammlung
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Transfer
Interview mit einer Buddhistin und einer Nichtbuddhistin zu verschiedenen, von den
Schülern selbstgewählten Fragen und Auswertung.
Projektidee: Gestaltung einer Radiosendung oder eines kurzen Films: Frauen im Buddhismus
Verbindung zu anderen Themen
Mann und Frau - männlich und weiblich
Die drei Wege
Buddhismus und Gesellschaft
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EINSTIEG
MATERIAL
DER SPIEGEL
Meister, warum
hast du kein Bild von
einem Buddha in deinem
Haus?
Aber natürlich
habe ich eins:
es ist dort
hinter diesem
Vorhang.
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EINSTIEG
3 BILDER VON BUDDHISTISCHEN FRAUEN
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MATERIAL
3
EINSTIEG
MATERIAL
3 TEXTE VON BUDDHISTISCHEN FRAUEN
1. Text:
Nachdem ich mit der Schule fertig war und an der Universität studierte, merkte ich, dass
das moderne Leben mit seinen vielen Möglichkeiten nicht meiner Natur entsprach. Immer
mehr stellte ich fest, dass ich mich eigentlich auf der Suche nach einem Weg befand, auf
dem ich mich auf meine innere Entwicklung konzentrieren konnte.
Nach einer unglücklichen Liebesgeschichte begegnete ich bei einer Vortragsveranstaltung
einem buddhistischen Mönch, der in seinen roten Roben eine beeindruckende Ruhe ausstrahlte. Nach vielen Gesprächen wurde ich seine Schülerin und trat in sein Kloster ein.
Seit dieser Zeit folge ich den Regeln des Klosterlebens. Von morgens bis abends ist
fast jede Minute ausgefüllt mit den verschiedenen Tätigkeiten in Haus und Garten,
mit Meditationsübungen und dem Studium der Texte. Alles ist darauf ausgerichtet, den
Geist auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles mit größtmöglicher Achtsamkeit
auszuführen.
2. Text:
Ich wohne in einem buddhistischen Zentrum in Kiel und bin Lehrerin von Beruf. In der
Schule und im Unterricht erlebe ich jede Situation als spannende Möglichkeit mehr über
mich zu erfahren und Liebe und Mitgefühl oder auch geschickte Methoden zu erlernen und
weiterzugeben, damit alle sich möglichst gut entwickeln. Nach der Arbeit nehme ich mir
erstmal etwas Zeit, um eine halbe oder eine Stunde zu meditieren. Dann bereite ich den
Unterricht für den nächsten Tag vor und freue mich darauf, mit meinem Freund etwas zu
kochen oder essen zu gehen. Abends ist mehrmals wöchentlich öffentliche Meditation im
Zentrum. Manchmal halte auch ich einen Kurzvortrag, zu dem meistens 30 - 40 Interessierte kommen. Nach der Meditation unternehmen wir gerne etwas gemeinsam, gehen ins
Kino, in die Kneipe oder in eine Diskothek.
3. Text:
Ich fühle mich nicht an gesellschaftliche Normen gebunden, sondern lebe nur die Wahrheit
und helfe dadurch den Menschen. Manchmal verstehen die Menschen es nicht sofort, aber
später sehen sie dann den Erfolg. Ich verwende alle Lebenssituationen, um Erkenntnis
zu erlangen und benutze sie zur Meditation. Geburt, Krankheit, Schmerz, Schlaf, Traum,
Liebe, sexuelle Vereinigung und Tod sind die Grundlagen meiner Übung. Mein Ziel ist
nicht, eine Familie zu gründen und ich strebe auch nicht nach beruflichem Erfolg. Stattdessen widme ich mein Leben, oft in Abgeschiedenheit, der Meditation.
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ERARBEITUNG
MATERIAL
Sammlung von Stichpunkten als Karten
Achtsamkeit
Anspruchslosigkeit
Ausgeglichenheit
das Leben
genießen
Disziplin
Energie von
Gefühlen nutzen
Entwicklung
Furchtlosigkeit
Gesellschaft
mitgestalten
jede Situation
nutzen
jenseits von
Grenzen gehen
Konventionen
sprengen
Konzentration
und Stille
Leben als Spiel
Liebe und
Mitgefühl
Meditation
neue
Möglichkeiten
eröffnen
nützliches
Leben
Schwierigkeiten
vermeiden
starke Gefühle
Ve r m e i d e n
unabhängig von
der Gesellschaft
leben
Vo r b i l d s e i n
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ERARBEITUNG
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MATERIAL
Sammlung von Stichpunkten als
„bunt gemischte“ Liste
Achtsamkeit
Anspruchslosigkeit
Ausgeglichenheit
das Leben genießen
Disziplin
Energie von Gefühlen nutzen
Entwicklung
Furchtlosigkeit
Gesellschaft mitgestalten
jede Situation nutzen
jenseits von Grenzen gehen
Konventionen sprengen
Konzentration und Stille
Leben als Spiel
Liebe und Mitgefühl
Meditation
neue Möglichkeiten eröffnen
nützliches Leben
Schwierigkeiten vermeiden
starke Gefühle vermeiden
unabhängig von der Gesellschaft leben
Vorbild sein
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VERTIEFUNG
MATERIAL
Entwicklung: Aus den Samen werden Blumen
Sonne und Regen
Dünger
Blumenbeet
Samen
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Steine
LÖSUNGEN
LÖSUNG ZU DEN DREI TEXTEN
1. Text: die buddhistische Nonne
Nachdem ich mit der Schule fertig war und an der Universität studierte, merkte ich, dass
das moderne Leben mit seinen vielen Möglichkeiten nicht meiner Natur entsprach. Immer
mehr stellte ich fest, dass ich mich eigentlich auf der Suche nach einem Weg befand, auf
dem ich mich auf meine innere Entwicklung konzentrieren konnte.
Nach einer unglücklichen Liebesgeschichte begegnete ich bei einer Vortragsveranstaltung
einem buddhistischen Mönch, der in seinen roten Roben eine beeindruckende Ruhe ausstrahlte. Nach vielen Gesprächen wurde ich seine Schülerin und trat in sein Kloster ein.
Seit dieser Zeit folge ich den Regeln des Klosterlebens. Von morgens bis abends ist
fast jede Minute ausgefüllt mit den verschiedenen Tätigkeiten in Haus und Garten,
mit Meditationsübungen und dem Studium der Texte. Alles ist darauf ausgerichtet, den
Geist auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles mit größtmöglicher Achtsamkeit
auszuführen.
2. Text: die westliche Praktizierende
Ich wohne in einem buddhistischen Zentrum in Kiel und bin Lehrerin von Beruf. In der
Schule und im Unterricht erlebe ich jede Situation als spannende Möglichkeit mehr über
mich zu erfahren und Liebe und Mitgefühl oder auch geschickte Methoden zu erlernen
und weiterzugeben, damit alle sich möglichst gut entwickeln. Nach der Arbeit nehme ich
mir erstmal etwas Zeit um eine halbe oder eine Stunde zu meditieren. Dann bereite ich den
Unterricht für den nächsten Tag vor und freue mich darauf, mit meinem Freund etwas zu
kochen oder essen zu gehen. Abends ist mehrmals wöchentlich öffentliche Meditation im
Zentrum. Manchmal halte auch ich einen Kurzvortrag, zu dem meistens 30 - 40 Interessierte kommen. Nach der Meditation unternehmen wir gerne etwas gemeinsam, gehen ins
Kino, in die Kneipe oder in eine Diskothek.
3. Text: Yeshe Tsogyal (eine buddhistische Lehrerin aus Tibet und Verwirklicherin)
Ich fühle mich nicht an gesellschaftliche Normen gebunden, sondern lebe nur die Wahrheit
und helfe dadurch den Menschen. Manchmal verstehen die Menschen es nicht sofort, aber
später sehen sie dann den Erfolg. Ich verwende alle Lebenssituationen, um Erkenntnis
zu erlangen und benutze sie zur Meditation. Geburt, Krankheit, Schmerz, Schlaf, Traum,
Liebe, sexuelle Vereinigung und Tod sind die Grundlagen meiner Übung. Mein Ziel ist
nicht, eine Familie zu gründen und ich strebe auch nicht nach beruflichem Erfolg. Stattdessen widme ich mein Leben, oft in Abgeschiedenheit, der Meditation.
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LÖSUNG ZU 1
SCHWIERIGKEITEN VERMEIDEN
STARKE GEFÜHLE VERMEIDEN
KONZENTRATION UND STILLE
ANSPRUCHSLOSIGKEIT
DISZIPLIN
ACHTSAMKEIT
AUSGEGLICHENHEIT
ENTWICKLUNG
MEDITATION
NÜTZLICHES LEBEN
DAS LEBEN GENIESSEN
GESELLSCHAFT MITGESTALTEN
VORBILD SEIN
ENERGIE VON GEFÜHLEN
NUTZEN
JEDE SITUATION NUTZEN
LIEBE UND MITGEFÜHL
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NEUE MÖGLICHKEITEN ERÖFFNEN
JENSEITS VON GRENZEN GEHEN
KONVENTIONEN SPRENGEN
UNABHÄNGIG VON DER
GESELLSCHAFT LEBEN
LEBEN ALS SPIEL
FURCHTLOSIGKEIT
LÖSUNG ZU 2
Ein typischer Macho sitzt in seinem tiefergelegten Sportwagen, der Motor
röhrt und die Stereoanlage ist voll aufgedreht.
a)
b)
c)
Nonne: macht einen großen Bogen, beachtet den Mann nicht.
Laienbuddhistin: Findet die Anlage gut, sieht, dass der Mann vermutlich Komplexe
hat, wünscht ihm Glück und grinst ihn im Vorbeigehen an.
Verwirklicherin: Steigt in den Wagen, fragt, ob sie selbst fahren darf, und fährt
dann so schnell, dass der Mann sich fürchtet, sie aber widerwillig bewundern muss
und noch Wochen später lächeln muss, wenn er an sie denkt.
Liebe auf den ersten Blick
a)
Nonne: Das kann ihr nicht passieren.
b)
Laienbuddhistin: Findet es wunderbar und strahlt ihr Glück auf andere.
c)
Verwirklicherin: Findet es wunderbar, hängt aber nicht daran.
Man wird vom eigenen Freund wegen der besten Freundin verlassen.
a)
Nonne: Das kann ihr nicht passieren
b)
Laienbuddhistin: Wünscht ihnen viel Glück, versucht diese Erfahrung für den Weg
zu nutzen und hilft später anderen in einer ähnlichen Situation.
c)
Verwirklicherin: Freut sich, dass es ihnen gut geht, ist offen für neue
Begegnungen.
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LÖSUNG DER VERTIEFUNG FÜR SEKUNDARSTUFE II
Lösung (Lehrer)
Entwicklung: Aus den Samen werden Blumen
Sonne und Regen
Dünger
Buddhistische Erklärungen und
Methoden
Gesellschaftliche
Bedingungen:
Gleichberechtigung, Wohlstand, Kommunikation
und Information, Bildung,
Unabhängigkeit, Toleranz,
Verhütung, Gesundheit
Blumenbeet = BUDDHANATUR
Samen
Steine
Mut, Freude, Kreativität, Mitgefühl,
Weisheit, Kraft, Standfestigkeit
Gesellschaftliche Hindernisse:
starre Rollenbilder
schlechte wirtschaftliche
Bedingungen, keine Kommunikationsmöglichkeiten,
geringe Bildung, keine
Familienplanung, Krankheit,
Kriminalität
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LÖSUNG DER VERTIEFUNG FÜR SEKUNDARSTUFE II
Eigenschaften: Mut, Freude, Kreativität, aktives Mitgefühl, Weisheit, Kraft, sinnvolles
Leben, Standfestigkeit…
Gesellschaftliche Bedingungen: Gleichberechtigung, Wohlstand, Kommunikation und
Information, Bildung, Unabhängigkeit, Toleranz, Verhütung, Gesundheit…
Hindernisse: starre Rollenbilder, schlechte wirtschaftliche Bedingungen, keine
Kommunikationsmöglichkeiten, geringe Bildung, keine Familienplanung, Krankheit,
Kriminalität…
Als Ergebnis können die Schüler herausfinden, dass die heutige demokratische westliche
Gesellschaft mit ihren Möglichkeiten und ihrer Gleichberechtigung von Mann und Frau
beiden Geschlechtern optimale Chancen bietet. Dies war nicht immer so, besonders die
Frauen, aber auch die Männer, wenn auch weniger stark, waren in der Vergangenheit oft
Zwängen unterworfen, die für ihre Entwicklung hinderlich waren. Buddhas Belehrungen
gelten gleichermaßen für Männer wie für Frauen, aber erst in der heutigen Zeit können
beide Geschlechter sie optimal nutzen.
Beet/ Erde: Buddha-Natur
Samen: Mut, Freude, Kreativität, aktives Mitgefühl, Weisheit, Kraft, Sinnhaftigkeit, Standfestigkeit
Regen und Sonne: buddhistische Erklärungen und Methoden
Dünger: gesellschaftliche Bedingungen: Gleichberechtigung, Wohlstand, Kommunikation
und Information, Bildung, Unabhängigkeit, Toleranz, Verhütung, Gesundheit
Steine: gesellschaftliche Hindernisse: starre Rollenbilder, schlechte wirtschaftliche Bedingungen, keine Kommunikationsmöglichkeiten, geringe Bildung, keine Familienplanung,
Krankheit, Kriminalität
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