Der Kegler im UezwilerWald Werke von drei verschiedenen Künstlern
Transcrição
Der Kegler im UezwilerWald Werke von drei verschiedenen Künstlern
Der Freischütz Mit Velo, Bus, Taxi und Flugzeug durch den Iran gereist (bsch) Der Merenschwander Gerold Koller berichtete am Samstag im Postlonzihus über seine Eindrücke und Erlebnisse, die er, zusammen mit seinem Sohn Manuel, auf der mehrwöchigen Reise durch den Iran sammeln konnte. Weil die als Velotour geplante Reise durch einen Sturz und eine BlinddarmOperation von Manuel nicht wie vorgesehen verlief, konnte Gerold Koller über viele erstaunliche Bekanntschaften, Anteilnahme und Hilfsbereitschaft durch die Bevölkerung berichten. Mit eindrücklichen Bildern und Passagen aus seinem Buch dokumentierte der Referent die grosse Kultur dieses Landes und das Leben der Bevölkerung. Mit sichtlichem Erstaunen nahmen die Zuhörer ein deutlich differenziertes Bild, als unsere Medien üblicherweise vermitteln, zur Kenntnis. Es kam auch deutlich zum Ausdruck, dass das aktuelle Regime – welches ja weitgehend das Bild des Landes in der übrigen Welt prägt – in der Bevölkerung nicht vorbehaltlos mitgetragen wird. Die vielen Fragen aus dem Publikum führten dazu, dass die Veranstaltung deutlich länger als die geplanten zwei Stunden dauerte. Die weit über 50 Veranstaltungsbesucher verabschiedeten Gerold Koller mit kaum enden wollendem Applaus. Die Kulturkommission dankt Gerold Koller für diesen interessanten Abend. Der Einheimische Gerold Koller dokumentierte mit eindrücklichen Bildern und Passagen aus seinem Buch die grosse Kultur des Iran und das Leben der Bevölkerung (Bild: zVg) 11 Freiamt Nr. 70 3. September 2010 Der Kegler im Uezwiler Wald Bekannte Werke aus der Freiämter Sagenwelt (12 und letzte Sage) Zwischen Uezwil und Kallern liegt ein schattiger Buchenwald, und auf der Höhe der kleinen Waldkuppe war an einem Fussweg eine Lichtung und auf diesem Platz wuchs an einer langen Strecke niemals ein Grashalm. Man erzählte, dass hier vor urdenklichen Zeiten die lange Kegelbahn der früheren Waldwirtschaft gelegen sei. Die von weither viel besuchte Gaststätte und die bekannte Kegelbahn seien aber schon lange verschwunden und nur die stets öde Wegstrecke erinnere an den ehemaligen begehrten Spielplatz der lustigen, aber oft auch streitenden Kegler. Es kam oft zu Streit, ja sogar Messer wurden gezückt. Mancher Spieler trug schlimme Schäden davon. Um Mitternacht huschen dunkle Schatten von falschen, streitsüchtigen Spielern über den verödeten Platz; man hört die rollenden Kugeln und das dröhnende Fallen der Kegel, aber auch das Streiten und Lärmen uneiniger Spieler samt dem röchelnden Stöhnen wütender Raufbrüder. In diesen wilden Lärm klingt helle Tanzmusik, die so lange zu hören ist, wie der Lärm der Uezwiler Kegelbrüder. Nächtliche Wanderer wurden oftmals durch surrendes Rauschen im Buchenwald am Weiterwandern gehindert und konnten erst nach wilden Schlägen mit einem geschwollenen Kopf spät heimkommen. Buben, die am Hang des Greberenwald Ziegen hüteten, hörten bisweilen gegen die Abenddämmerung lustige Musik erklingen, die dann aber plötzlich mit lautem Prascheln in das nahe Gehölz fuhr. Nur keine Angst vor einem Kegelabend Das Kegelspiel ist eine der ältesten und beliebtesten Sportarten (wu) Natürlich war das Kegelspiel einst zwischen Uezwil und Kallern nicht nur ein Freudenfest, sondern es ging laut und handgreiflich zu und her. Zumindest überliefert das die Sage «Der Kegler im Uezwiler Wald». Und berücksichtigt man, dass vor sehr langer Zeit das Kegeln ein Zielwurfspiel war, bei dem mit Steinen auf Knochen geworfen wurde, dann ist der Ausgang der Sage kaum vorstellbar, und es hätte wohl mehr als ein «röchelndes Stöhnen der Raufbrüder» gegeben. Kegeln wird bereits im «Hunthorer» des Minnesängers Rüdiger um 1290 erwähnt, doch soll ursprünglich nur ein einziger Kegel das Ziel gewesen sein. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass zum Beispiel Basel 1529 das vormittägliche Kegeln an Sonn- und Feiertagen untersagte, und während der Reformationszeit die kirchlichen Obrigkeiten versucht waren, die herrschenden Kegel(un)sitten zu beseitigen. Denn in zahlreichen Quellen ist nachzulesen, dass ein «Kegelplatz» wie eine Tanzlaube fast zu jedem Ort gehörte, wo man nicht nur einfach dem Kegelspiel frönte, sondern die Menschen ihre Vergnügungen feierten. Vielfach ging es auch um Gut und Geld, so dass 1786 Johann Georg Krünitz, Mediziner und Gelehrter, erstmals die «13 Regeln für das Kegelspiel» festhielt, welche teilweise noch heute ihre Gültigkeit haben. Es soll auch erwähnt sein, dass bis in die 1950er Jahre «Kegelbuben» (der Schreibende war selbst einer davon) gegen ein damals «fürstliches» Entgelt in Form von Wurst und Sirup und manchmal 50 Rappen für einen ganzen Nach- mittag die Kegel aufstellten und die Kugeln zurückrollen liessen. In Bezug auf die Technik hat sich vieles geändert, doch die ursprüngliche Spielweise ist weitgehend geblieben, und es wird nicht nur aus sportlicher Sicht gekegelt, sondern man trifft sich nach wie vor zum Vergnügen bei Speis, Trank und Kegeln, und ein entsprechender finanzieller Einsatz gehört durchaus zur Tagesordnung. Was sich jedoch geändert zu haben scheint – dass die heftigen Auseinandersetzungen wie zu Uezwiler Zeiten wirklich Geschichte sind, aber auch, dass keine Tanzmusik mehr zum Kegelabend aufspielt. Die empfohlenen «Zutaten» Die empfohlenen «Zutaten» zur Sage «Der rote Wyssenbacher», welche Nicolas Wittwer visualisierte – hier die sagenumwobenen Antworten. Richard Wurz: Welche Musik muss man beim Lesen der Sage hören? Das «Requiem» von Wolfgang Amadeus Mozart Welches Essen gibt es dazu? Eichhörnchen am Spiess. Welches Buch muss man nach dieser Sage lesen? «Der letzte Bildhauer» Nicolas Wittwer, Bildhauer aus Merlischachen, vor seiner Skulptur «Der Kegler im Uezwiler Wald» Ein Unglück kommt selten allein (wu) In der Zeit vom 28. Mai bis 6. Juni erarbeiteten zwölf Bildhauerinnen und Bildhauer anlässlich des 2. Freiämter Bildhauer-Symposiums zwölf Skulpturen zu zwölf Freiamter Sagen. Diese wurden am vergangenen Samstag im Wohler Wald, zwischen dem Tierpark Waltenschwil und dem Erdmannlistein, installiert und bilden gesamthaft den Freiämter Sagenweg. Einer der beteiligten Kunstschaffenden war Nicolas Wittwer, Bildhauer, Merlischachen, welcher die Skulptur «Der Kegler im Uezwiler Wald» schuf. So finden sich auf einem abfallenden Waldweg die übergrossen Kegel aus Lärchenholz (1.7 Meter hoch) und zu Beginn des Weges steht eine grosse Kegelkugel aus Eichenholz (Durchmesser: ein Meter). Die Installation eignet sich nicht für den praktischen Gebrauch, lässt aber die Bilder der Sage aufleben, weiss man doch, dass es anno dazumal beim Kegeln recht derb und heftig zu und her ging. Mit dem Beitrag «Der Kegler im Uezwiler Wald» endet nun die «Freischütz»-Serie über die sich am Freiämter Sagenweg befindlichen zwölf Freiämter Sagen. Werke von drei verschiedenen Künstlern Die Galerie ArteNa in Waltenschwil zeigt vielschichtige Bilder und Skulpturen Nach einem halben Jahr Pause meldet sich die Galerie ArteNa in Waltenschwil mit einer vielseitigen Ausstellung zurück. Gezeigt werden ab dem 5. September Bilder von Magi Stürmlin, Keramik-Skulpturen von Doris Althaus sowie Skulpturen des Künstlers Tonyl, der im vergangenen Jahr viel zu früh verstarb. (bl) Gleich drei verschiedene Künstler werden ab Sonntag, 5. September, in der Galerie ArteNa in Waltenschwil bei der Galeristin Nadette Bamert ihre Werke zeigen. Sowohl Magi Stürmlin, von der die neuesten Bilder zu sehen sind, sowie Doris Althaus mit ihren filigranen Keramikfiguren stellen in Waltenschwil bereits zum zweiten Mal aus. Zu diesen beiden Künstlerinnen gesellt sich als Gegenpol der Künstler Tonyl, Tony Lädrach, mit seinen Skulpturen. Dieser eindrucksvolle Künstler ist letztes Jahr leider viel zu früh verstorben. Nadette Bamert ist es gelungen, ein Trio zusammenzustellen, das sich auf verschiedenen Ebenen ergänzt. Da sind zum ersten die fein modellierten und filigran wirkenden KeramikSkulpturen von Doris Althaus, welche den Betrachter immer wieder von Neu- em in ihren Bann schlagen. Es sind die vielen dynamischen Elemente, welche die Künstlerin inTon bannt, und die vielen Feinheiten vor allem im Ausdruck ihrer Figuren, welche den Betrachter faszinieren und nicht mehr loslassen. Doris Althaus ist eine wahre Meisterin, wenn es darum geht, eine Stimmung, einen Augenblick, eine Bewegung einzufangen und wiederzugeben. Eine perfekte Ergänzung zu diesen äusserst detailgenauen Skulpturen bilden die Bilder von Magi Stürmlin. Darin findet man keine Figuren, sondern die Künstlerin hat sich in ihren Werken ganz der abstrakten Darstellung verschrieben. Teilweise sind ihre Bilder gar sehr geometrisch und wirken auf den ersten Blick etwas streng. Doch dieser erste Eindruck, verfliegt sobald man sich mit den Werken von Magi Stürmlin näher auseinandersetzt. Die Bilder von Stürmlin haben nämlich kein oben und kein unten, kein rechts und kein links. Das bedeutet, dass man sie so aufhängen kann, wie man gerade Lust hat und wie man in Stimmung ist. Dies ist allerdings nur eine der Besonderheiten von Stürmlin. Die Künstlerin fasziniert auch mit wunderbar fein abgestimmten Farben, die sie alle selbst mischt, um die gewünschten Nuancen zu erreichen. In ihren Bildern will Stürmlin Alte- rungsprozesse deutlich machen. Dabei dienen ihr immer wieder die unterschiedlichsten Mauerstücke als Inspirationsquelle. Schicht für Schicht wird dann die Farbe aufgetragen und dann auch wieder abgeschliffen, damit untenliegende Farbschichten an die Oberfläche kommen. Die dynamische Künstlerin lebt zu einem grossen Teil in Südfrankreich und malt ihre Bilder in einem grossen Freiluftatelier, ein Luxus, den sie nicht mehr missen möchte. Ihre Bilder sind nicht einfach fertig und schön, sondern sie verlangen vom Betrachter auch, dass er sich mit ihnen Doris Althaus mit einem ihrer Werke (Bild: zVg) auseinandersetzt. So widerspiegeln sich in ein und demselben Bild die unterschiedlichsten Stimmungen und Schwingungen. Das Rad der Zeit Einen vielseitigen Blick auf das Leben bietet auch der dritte Künstler in der Galerie ArteNa. Die Skulpturen des kürzlich verstorbenen Tonyl (Tony Lädrach) haben einen ganz eigenen Charakter, auch wenn die feinen Gestalten in ihrer Reduziertheit auf den ersten Blick an Werke von Giacometti erinnern. Die schmalen Figuren bilden Magi Stürmlin vor ihrem Bild neben einer Ikarus-Skulptur von Tonyl dabei einen wunderbaren Kontrast zu den abstrakten Bildern von Stürmlin und nehmen gleichzeitig das filigrane Element der Keramik-Arbeiten vonAlthaus wieder auf. Doch die Skulpturen von Tonyl gehen noch weiter. In vielen seinen Werken findet der Betrachter auch Anspielungen an mythologische Elemente. So findet man zum Beispiel in der Galerie ArteNa einen Ikarus mit weit ausgebreiteten Flügeln oder einen Wagenlenker, dessen Beine zu Rädern geworden sind. Das Rad der Zeit ist ein wichtiges Symbol in den Werken von Tonyl, und gleichzeitig bildet es auch den Anknüpfungspunkt an die Werke von Stürmlin, denn auch sie möchte in der Zeit zurückblicken und die Vergangenheit sichtbar machen. Ausstellung vom 5. September bis 3. Oktober Die Vernissage für diese vielseitige Ausstellung findet am kommenden Sonntag, 5. September, um 14 Uhr in der Galerie ArteNa statt. Die Oltener Kulturjournalistin Madeleine Schüpfer wird eine Ansprache zu den gezeigten Künstlern halten. Die Ausstellung dauert bis am 3. Oktober und ist jeweils am Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.