St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden Struktur und
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St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden Struktur und
Economic Research Swiss Issues Regionen Januar 2013 St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden Struktur und Perspektiven Credit Suisse Economic Research Impressum Herausgeber Giles Keating Head of Research for Private Banking and Asset Management +41 44 332 22 33 [email protected] Oliver Adler Head Economic Research +41 44 333 09 61 [email protected] Kontakt [email protected] +41 44 334 74 19 Titelbild Wetterstation Säntis Foto: Markus Schnell Druck rva Druck und Medien AG, 9450 Altstätten Redaktionsschluss 28. Dezember 2012 Bestellungen [email protected] +41 44 334 74 19 Besuchen Sie uns auf dem Internet www.credit-suisse.com/research Copyright Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden. Copyright © 2013 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten Autoren Andreas Christen Emilie Gachet Viktor Holdener Fabian Hürzeler Dr. Christian Kraft Dr. Manuela Merki Thomas Rühl Andrea Schnell Swiss Issues Regionen Credit Suisse Economic Research Inhalt Zusammenfassung 4 Regionaler Kontext 5 Konjunktur 7 Regionale Konjunktur 9 Standortqualität 13 Standortqualität der Schweizer Kantone Standortqualität im regionalen Vergleich Finanzielle Wohnattraktivität 13 14 16 Bevölkerung und Einkommen 20 Bevölkerungsentwicklung Altersstruktur und Kohortenwachstum Migrationsbewegungen Einkommen 20 22 24 27 Branchenstruktur und Wertschöpfung 30 Branchenstruktur und -spezialisierung Wandel der Wirtschaftsstruktur Branchenbewertung Bruttoinlandprodukt und Wertschöpfung 30 32 34 37 Immobilienmarkt 42 Bautätigkeit und Marktstruktur Leerstände und Risikobetrachtung 42 45 Fazit Kanton St. Gallen 48 Fazit Kantone Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden 49 Swiss Issues Regionen 3 Credit Suisse Economic Research Zusammenfassung Mit ihrer Grösse und wirtschaftlichen Bedeutung ist die Stadt St. Gallen unbestritten das Zentrum der Ostschweiz. Wenn die Perspektive auf die weiteren Kantonsteile sowie Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden erweitert wird, treten jedoch beträchtliche strukturelle Unterschiede und unterschiedliche wirtschaftliche Ausrichtungen der einzelnen Teilregionen zutage. Konjunktur: Starke Abhängigkeit von Weltwirtschaft und Wechselkurs Die Branchenstruktur St. Gallens und der beiden Appenzeller Kantone ist stark industriell geprägt. Im Zentrum steht die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM). Ein Grossteil der Produkte wird ins Ausland exportiert, vor allem nach Deutschland. Die drei Kantone sind daher stark von der internationalen Nachfrageentwicklung und von den Wechselkursen abhängig. Seit Eingreifen der Schweizerischen Nationalbank hat sich die Währungssituation zumindest stabilisiert. Aktuell zeichnet sich ausserdem ein Wiedererstarken der Nachfrage nach MEM-Gütern ab. Die Ostschweizer Kantone durchlaufen konjunkturell momentan eine schwierige Phase; unsere Prognosen deuten jedoch auf eine Entspannung hin. Standortwettbewerb: Appenzeller Steuertrümpfe gegen St. Galler Zentrumsund Agglomerationsvorteile Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden haben sich bereits seit einigen Jahren als steuergünstige Wohn- und Unternehmensstandorte etabliert. Der Kanton St. Gallen hat seinen steuerlichen Rückstand deutlich reduziert und ist in der Standortqualität insgesamt ähnlich positioniert. Die angespannte Lage der öffentlichen Finanzen schiebt weiteren Senkungsschritten jedoch einen Riegel und erforderte sogar eine Erhöhung des Staatssteuerfusses. Mit einer höheren Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften, der günstigeren verkehrstechnischen Erreichbarkeit und den Hochschulen verfügt St. Gallen über Vorteile, welche Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden nicht bieten können. Aus finanzieller Sicht sind die St. Galler Gemeinden ausserdem sehr attraktive Wohnorte für Zuzüger aus dem Ballungsraum Zürich. Bevölkerung: Internationale Zuwanderung als wichtigster Wachstumstreiber Bezüglich Bevölkerungswachstum können St. Gallen und die beiden Appenzeller Kantone nicht mit dem Landesdurchschnitt mithalten. In Ausserrhoden stagniert die Bevölkerungszahl, das Toggenburg ist gar mit Abwanderung konfrontiert. Am stärksten wachsen Gemeinden mit kurzen Fahrzeiten in den Kanton Zürich und ins Fürstentum Liechtenstein. Bei der Bevölkerungsstruktur fällt auf, dass die Altersklassen im Erwerbsalter unterdurchschnittlich stark vertreten sind. Die Wachstumsaussichten des Haushaltseinkommens sind in den drei Kantonen daher beschränkt. Die anhaltend hohe internationale Zuwanderung dürfte die Altersstruktur mittelfristig positiv beeinflussen, ist die Erwerbstätigkeit doch der häufigste Beweggrund für den Zuzug. Strukturwandel: Spitzenindustrie wächst auf Kosten der traditionellen Branchen Die Textilindustrie hat den Grundstein für St. Gallen als Werk- und Handelsplatz gelegt. Bereits in früheren Jahrzehnten haben sich daraus die (Textil-)Maschinenindustrie sowie weitere Hightech-Branchen entwickelt. Die Spitzenindustrie ist – neben dem Staat – der wichtigste Arbeitsplatzmotor der Region; weniger wertschöpfungsstarke Branchen haben an Bedeutung eingebüsst. Aufgrund der Marktlage und der hierzulande hohen Produktionskosten wird sich dieser Strukturwandel fortsetzen. Das etablierte industrielle Know-how bietet dabei eine günstige Basis für die Weiterentwicklung. Die Produktion wird an Gewicht verlieren, industrienahe Dienstleistungen wie Forschung und Entwicklung oder Grosshandel rücken in den Vordergrund. Immobilienmarkt im Lot Wie im Rest der Schweiz war die Bautätigkeit in St. Gallen und den beiden Appenzeller Kantonen hoch. Das Wachstum konzentriert sich auf die Achse St. Gallen−Wil, entlang dem Rhein sowie auf das Linthgebiet. Die Nachfrage hält mit der Bautätigkeit Schritt, das Preiswachstum kann als ausgewogen betrachtet werden. Einfamilienhäuser bleiben die beliebteste Wohnform, was Haushalte im oberen Mittelstand anspricht, aber auch raumplanerische Herausforderungen mit sich bringt. Wohn- und Wirtschaftsraum: Individuelle Trümpfe ausspielen Die Zukunft der Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden liegt nicht allein in der Hand der Regionen selbst. Sofern sich das internationale Wirtschaftsumfeld erholt, dürfte die Industriehochburg Ostschweiz wirtschaftlich wieder stärker an Fahrt gewinnen. Gleichwohl bleibt die Situation für wertschöpfungsarme Branchen und strukturell schwächere Teilregionen herausfordernd. Anpassungsfähigkeit und ihr Unternehmergeist hat die Region in vergangenen Situationen jedoch durchaus bewiesen. Die Grundlagen für zukünftiges Wachstum sind also gegeben. Swiss Issues Regionen 4 Credit Suisse Economic Research Regionaler Kontext Bereits ein Blick auf die Karte in Abbildung 1 verrät die engen wirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen den drei Kantonen im Säntisgebiet. Die Fläche von St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden umfasst insgesamt 2'441 km² und entspricht damit 6% der Schweiz. Mit gesamthaft 560'000 Einwohnern bieten die drei Kantone Wohnraum für rund 7% der Schweizer Bevölkerung und machen das Gebiet zum bedeutendsten Teil der Ostschweiz. Es erstreckt sich vom Bodensee über eine sanfte Hügellandschaft hoch zum Alpsteinmassiv und über den Ricken bis zum Zürichsee. Eine zweite Achse zieht sich vom Bodensee durch das Rheintal hinauf bis in die Alpengebiete des Sarganserlandes. Kantonsgrenzen ohne ökonomisches Fundament Entstehungsgeschichtlich ist der Kanton St. Gallen das Resultat verschiedener historischer Zufälle. Der Legende nach entstand die Stadt St. Gallen an dem Ort, wo der Mönch St. Gallus in einen Dornbusch fiel und dies als göttliches Zeichen zur Gründung eines Klosters deutete. Die Abgrenzung des Kantonsgebietes entstand 1803 quasi als Restmenge der Gebiete, die aus den helvetischen Kantonen Säntis und Linth nach der Wiedererrichtung der beiden Appenzell und Glarus übrig geblieben sind. Der so entstandene, ringförmig um das Appenzellerland gelegene Kanton ist somit kein historisch gewachsenes Gebilde, sondern wurde «am Reissbrett» entworfen. Das Appenzellerland löste sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts aus der Untertanenschaft des Klosters St. Gallen und wurde 1411 zum zugewandten Ort der alten Eidgenossenschaft. Aktuell werden die Feierlichkeiten für das 500-Jahr-Jubiläum des Beitritts zur Eidgenossenschaft im Jahr 1513 vorbereitet. Als Folge der Reformation teilte sich der Kanton Appenzell 1597 friedlich in das katholische Innerrhoden und das protestantische Ausserrhoden. Abbildung 1 Die Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden im regionalen Kontext Quelle: Credit Suisse Economic Research, Geostat, DDS Swiss Issues Regionen 5 Credit Suisse Economic Research Heterogenität und Zentrifugalkräfte Die Entstehungsgeschichte des Kantons St. Gallen widerspiegelt sich noch heute in der Heterogenität und der unterschiedlichen wirtschaftlichen Ausrichtung seiner Teilregionen. Herz und Hauptschlagader des Kantons befinden sich im Ballungsraum zwischen Thur und Bodensee. Die Region St. Gallen/Rorschach bildet das überregionale Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum und damit das grösste Einzugsgebiet der Ostschweiz. Nur etwas mehr als einen Katzensprung beträgt die Distanz nach Herisau, dem Hauptort Appenzell Ausserrhodens und des Hinterlandes. Die räumliche Nähe zu den St. Galler Ballungsräumen macht das Hinterland zum beliebten Wohnort für Pendler. Über das Ausserrhoder Mittelland gelangt man ins Vorderland. Die hervorragende Aussicht auf den Bodensee, die sanfte Hügellandschaft sowie die ebenfalls kurzen Distanzen in die St. Galler Arbeitszentren machen die dortigen Gemeinden zu begehrten Wohnorten. Säntis: verbindendes und gleichzeitig trennendes Element Mit dem St. Galler Kernland eng verknüpft ist die Region Wil, welche sich ungefähr hälftig aus Thurgauer und St. Galler Gemeinden zusammensetzt. Von hier aus erstreckt sich entlang der Thur das Toggenburg, ein reizvolles Tal, bis hinauf zum Säntis, dem Wahrzeichen der Ostschweiz. Der Gipfel dieses beliebten Ausflugsberges bildet das Dreiländereck, an dem die Grenzen der drei Kantone zusammenkommen. Am Säntis-Nordosthang liegt der Kanton Appenzell Innerrhoden, der bevölkerungsmässig kleinste und nach Basel-Stadt flächenmässig zweitkleinste Kanton der Schweiz. Sein hoher Bekanntheitsgrad stützt sich auf die einzigartige Hügellandschaft, die Streusiedlungen sowie das Appenzeller Brauchtum und einheimische Traditionsprodukte. Neben den fünf zusammenhängenden Bezirken mit Appenzell in ihrer Mitte zählt auch die Exklave Oberegg als «äusserer Landesteil» zu Appenzell Innerrhoden. Achsen und (Kantons-)Grenzen Entlang von Rhein und Landesgrenze erstreckt sich zwischen dem Bodensee und dem Talkessel von Sargans das Rheintal, die zweite wichtige Achse des Kantons St. Gallen. Die beiden Regionen St. Galler Rheintal und Werdenberg bilden die eigentliche St. Galler Grenzregion, eine wachstumsstarke und von Innovations- und Unternehmergeist geprägte Industrieregion. Am weitesten entfernt von der Gallusstadt ist das Linthgebiet. Wirtschaftlich, verkehrstechnisch und kulturell eng mit den Kantonen Schwyz, Glarus und Zürich verbunden, gerät das Linthgebiet immer mehr in den Einzugsbereich der Metropole Zürich. Die dritte wichtige Achse St. Gallens verbindet die Linthebene mit dem Sarganserland, der Sonnenstube und wichtigsten Ferienregion des Kantons. Das Zusammenlaufen der Walensee- und der Rheintalachse beschert dem Sarganserland eine ausgezeichnete Verkehrslage. Abbildung 2 stellt die wichtigsten Indikatoren für die St. Galler Regionen und die beiden Appenzeller Kantone dar. Abbildung 2 Demographische und wirtschaftliche Indikatoren Beschäftigung 2008 (Vollzeitäquivalente) Bevölkerung Anzahl Personen 2011 Wachstum 2001−2011 Haushaltseinkommen 2009 Pro Beschäftig- Nominal pro Kopf, ten, in CHF in CHF Bruttoinlandprodukt 2010 Sektor I Sektor II Sektor III Anteil am CH-Total Wirtschaftsregionen St. Gallen/Rorschach 173'221 0.6% 1'557 27'170 61'134 2.4% 151'482 45'631 St. Galler Rheintal 68'238 0.9% 909 16'266 13'063 0.7% 140'722 42'526 Werdenberg 36'091 0.9% 754 7'731 6'965 0.4% 142'204 44'252 Sarganserland 38'421 0.8% 868 4'728 8'398 0.3% 132'092 40'494 Linthgebiet 63'106 0.8% 1'117 9'088 12'950 0.6% 144'422 48'652 Toggenburg 35'321 −0.3% 1'771 4'356 6'202 0.3% 122'154 34'969 105'961 0.9% 2'227 17'439 19'234 0.9% 139'788 45'826 Appenzell A.Rh. 55'219 0.0% 1'292 7'455 10'586 0.5% 135'814 47'292 Appenzell I.Rh. 13'837 0.5% 715 1'708 2'993 0.1% 131'686 45'728 Wil Kantone St. Gallen 483'156 0.6% 8'253 82'696 122'223 5.3% 143'875 44'114 Appenzell Ausserrhoden 53'313 0.0% 1'210 7'168 10'431 0.4% 136'066 47'554 Appenzell Innerrhoden 15'743 0.5% 797 1'994 3'148 0.1% 131'251 45'034 251'973 1.0% 6'277 38'024 51'952 2.4% 141'359 46'208 Zürich 1'392'396 1.3% 8'120 133'723 536'463 21.9% 185'632 56'812 Schweiz 7'954'662 0.9% 114'222 1'001'183 2'395'732 100.0% 163'569 51'828 Thurgau Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Regionen 6 Credit Suisse Economic Research Konjunktur Die Schweizer Volkswirtschaft ist stark von der internationalen Konjunkturentwicklung abhängig. Sie wurde in den letzten Jahren indirekt von den Turbulenzen der Schuldenkrise erfasst, welche auch 2012 noch auf der Weltwirtschaft lastete. Diese befand sich noch im Sommer an einem ähnlichen Punkt wie im Sommer 2008 und im Sommer 2011. Die Überschuldung – 2008 diejenige des Finanzsystems, 2011 diejenige der peripheren Eurostaaten und 2012 diejenige der grösseren Eurostaaten – drohte die Realwirtschaft in den Abgrund zu reissen. Die Finanzmärkte schlossen in Erwartung eines Konjunktureinbruchs täglich tiefer. Doch wie bereits im Vorjahr fand auch 2012 der Absturz der Weltwirtschaft nicht statt. Erneut kam die Hilfe von Seiten der Geldpolitik: Das im September abgegebene Versprechen der Europäischen Zentralbank (EZB), Staatsanleihen zu kaufen, zeigte Wirkung. Die Märkte beruhigten sich, und der Pessimismus ebbte ab. Bezüglich Frankenkurs war eine Wiederholung der Entwicklung aus den Vorjahren allerdings nicht möglich; dank der Wechselkursuntergrenze der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 1.20 wertete der Franken – trotz aller Turbulenzen – zum Euro nicht weiter auf. Einzig die SNB-Fremdwährungsreserven erhöhten sich massiv, musste doch die SNB Euro im Gegenwert von rund 180 Mrd. CHF erwerben, um die Untergrenze zu verteidigen. Moderate Beschleunigung der Weltwirtschaft im 2013 Sicherlich wird es auch 2013 Zeiten geben, in denen sich die Weltwirtschaft wieder am gleichen Punkt befinden wird wie im Sommer 2008, im Sommer 2011 und im Sommer 2012. Schliesslich bleibt das Grundproblem, mit dem sich die Wirtschaft konfrontiert sieht – die Überschuldung – bestehen. Die Märkte werden hadern und der Pessimismus wird überhandnehmen. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass auch im neuen Jahr das negative Szenario abgewendet werden kann. Wir rechnen sogar mit einer moderaten Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums. Dies weil erstens die EZB weiterhin alles daransetzen dürfte, den Krisenländern sowie ihren Banken die erforderliche Unterstützung zu gewähren, und gleichzeitig die als Bedingung für die Hilfe eingeleiteten Reformen erste Wirkung zeigen sollten. Zweitens scheint der Häusermarkt in den USA Boden gefunden zu haben – rund sieben Jahren nach dem Platzen der Blase. Damit hat die Bodenbildung beinahe gleich lang gedauert wie in den 90er-Jahren in der Schweiz. Bedingung für das Andauern der US-Erholung ist, dass die USA die «fiskalische Klippe» umschiffen, wovon wir ausgehen. Drittens wird Achterbahnfahren mit zunehmender Dauer weniger furchteinflössend, weshalb sich die Konsumentenstimmung tendenziell verbessern dürfte. Die von uns prognostizierte Beschleunigung wird jedoch nur schwach sein und vor allem nicht gradlinig verlaufen. Der «Trial-and-Error-Prozess» der Politik – auch als «Durchwursteln» bezeichnet – dürfte noch eine Weile andauern, und gepaart mit der grossen Nervosität der Märkte sind zwischenzeitliche Rückschläge damit beinahe vorprogrammiert. Schweiz beweist Widerstandskräfte Die Schweizer Wirtschaft hat sich im schwierigen Umfeld 2012 vergleichsweise gut gehalten. Damit hat sich die Entwicklung der Vorjahre hierzulande ebenfalls wiederholt. Nach einem schwachen zweiten Quartal ist die Schweizer Wirtschaft Ende Sommer wieder auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt. Im dritten Quartal war laut den neusten Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) zum Vorquartal von 0.6% sogar der stärkste Zuwachs seit dem Erholungsboom 2010 zu verzeichnen. Insgesamt lag das BIP im dritten Quartal um 1.4% über seinem Vorjahresniveau. Strukturelle wie auch konjunkturelle Faktoren waren für die grosse Widerstandskraft der hiesigen Wirtschaft gegen das Krisenumfeld im Ausland verantwortlich. Der Exportsektor konnte dank der starken Ausrichtung auf die Pharmaindustrie sowie dem Boom in der Uhrenindustrie einen Absturz vermeiden, zumal die SNB mit dem Festhalten an der Wechselkursuntergrenze geldpolitische Schützenhilfe gab. Günstigere Preise und tiefe Zinsen verschafften zusätzliche Kaufkraft, und die rege Zuwanderung sorgte für Mehrverkäufe. Zudem verfügt der Staat dank geringer Schuldenlast über einen gewissen Spielraum, der vor allem auf Stufe Kantone und Gemeinden genützt worden ist. So beruht ein Drittel des Vorquartalswachstums im dritten Quartal auf einer Zunahme des Staatskonsums. Angesichts des starken Wachstumswerts für die Schweizer Wirtschaft im dritten Quartal rechnen wir für 2012 mit einem BIP-Wachstum von 0.9%. Analog zur Weltwirtschaft gehen wir auch für die Schweiz von einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums im kommenden Jahr aus, wobei diese hierzulande sogar etwas dynamischer Swiss Issues Regionen 7 Credit Suisse Economic Research ausfallen sollte. Wir rechnen damit, dass die Schweizer Wirtschaft im Jahr 2013 um 1.5% expandieren wird. Abbildung 3 Prognosen für die Schweizer Volkswirtschaft Reale Veränderung in Prozent gegenüber dem Vorjahr (zu Preisen des Vorjahrs); p: Prognose Bruttoinlandprodukt, real 2010 2011 2012 p 2013 p 3.0 1.9 0.9 1.5 Privater Konsum 1.6 1.2 2.0 1.5 Öffentlicher Konsum 0.7 2.0 2.0 1.0 Ausrüstungsinvestitionen 5.8 5.2 2.0 3.0 Bauinvestitionen 3.5 2.4 −2.0 2.0 Exporte (Güter und Dienstleistungen) 7.5 3.8 0.5 4.0 Importe (Güter und Dienstleistungen) 8.1 3.9 3.0 3.0 Arbeitslosenquote in Prozent 3.5 2.8 2.9 3.0 Konsumentenpreise 0.7 0.2 -0.6 0.4 Quelle: SECO, Credit Suisse Economic Research Wiedererstarken des Exportsektors Die stärkste Beschleunigung aller Nachfragekomponenten dürften 2013 die Exporte erfahren. Laut unserer Prognose sollte das Exportvolumen im laufenden Jahr um 4% zunehmen, nach einer Stagnation im letzten Jahr (0.5%). Einerseits sollte sich eine moderat bessere Entwicklung der Nachfrage im Ausland stimulierend auf die Exportumsätze auswirken. Andererseits dürfte die SNB die Wechselkursuntergrenze weiterhin erfolgreich verteidigen, was in Kombination mit der im Ausland höheren Teuerung zu einer langsamen, aber stetigen realen Abwertung des Frankens führt. Schliesslich steigen die Kosten für die hiesigen Unternehmen weniger stark als diejenigen für ihre Mitbewerber im Ausland, während das Austauschverhältnis bei einem Kurs von 1.20 konstant bleibt. Hinzu kommt, dass sich die Ausrichtung der Schweizer Exporteure vermehrt weg vom kriselnden Europa hin zu dynamisch wachsenden Weltregionen verschiebt, namentlich nach Asien. Eine komplette Abkoppelung von Europa ist aber aufgrund der engen Verflechtung der Wirtschaftsräume unrealistisch, was der Exporterholung im kommenden Jahr gemeinsam mit dem immer noch überbewerteten Frankenkurs Grenzen setzt. Die Investitionen dürften ebenfalls eine leichte Beschleunigung verzeichnen. Für die Ausrüstungen gehen wir von einem Wachstum von 3% im laufenden Jahr aus (2012: 2%). Nährboden für das erwartete Investitionswachstum bleibt das Tiefzinsumfeld, das noch bis mindestens Ende 2013 andauern sollte. Demgegenüber hemmen die nach wie vor zahlreichen Unsicherheiten sowie die unterdurchschnittlichen Kapazitätsauslastungen das Investitionsverhalten der Unternehmen. Trotzdem planen vier von fünf Unternehmen in den nächsten sechs Monaten Investitionen, seien es innovationsfördernde, Ersatz-, Rationalisierungs- oder Erweiterungsinvestitionen. Dies ist das Resultat der aktuellsten Umfrage im Rahmen des PMI-Panels. 1 Nur eine kleine Minderheit (17%) der Unternehmen gab an, keine Investitionen oder Desinvestitionen zu planen oder Investitionen sistieren zu wollen.2 Für die Bauinvestitionen rechnen wir mit einem Wachstum von 2% im laufenden Jahr, nach einem Rückgang um den gleichen Prozentsatz im letzten Jahr. Die vermeintliche «Trendwende» der Bauinvestitionen, welche der Vorzeichenwechsel suggeriert, ist wohl keine. Wir gehen davon aus, dass dieser ein temporärer Effekt ist. Die Umsätze der Baubranche entwickeln sich seit einigen Jahren volatil, im Trend jedoch aufwärts. Der private Konsum dürfte auch im kommenden Jahr eine wichtige Stütze des Wirtschaftswachstums bleiben. Die hohe Dynamik von 2012 wird laut unserer Prognose aber nicht mehr ganz erreicht. 1 2 Im Rahmen des procure.ch Purchasing Managers' Index (PMI) befragt procure.ch, der Fachverband für Einkauf und Supply Management, in Zusammenarbeit mit der Credit Suisse monatlich Industrieunternehmen zur Geschäftsentwicklung. Umfrage vom September 2012. Siehe auch: Credit Suisse Research News, Wo und wieviel investieren Schweizer Unternehmen? 28. September 2012. Swiss Issues Regionen 8 Credit Suisse Economic Research Regionale Konjunktur Seit Dezember 2012 werden von der Bundesstatistik Daten zum Bruttoinlandprodukt der Kantone publiziert. Am aktuellen Rand reichen diese bis 2010 und erlauben Aussagen zum Wirtschaftsverlauf der Kantone in der Vergangenheit (Abbildung 4). Da der Erhebungszeitraum sehr kurz ist und die Zeitperiode von starken makroökonomischen Verwerfungen geprägt war, sind die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. Im Jahr 2009 ist das Schweizer BIP als Folge der internationalen Finanzkrise und der globalen Rezession um 1.9% geschrumpft. Am stärksten negativ ins Gewicht fielen hierzulande der Einbruch der Ausrüstungsinvestitionen sowie der Nettoexporte. Die Schweiz fand daraufhin überraschend schnell aus der Krise, was sich in einem BIPWachstum von 3% im Jahr 2010 niederschlug. Der Aufschwung war stark durch die Industrie sowie den Gross- und Detailhandel geprägt, wohingegen der Finanzsektor nicht mehr auf sein gewohntes Wachstumsniveau zurückfand. Kantonale BIP zeigen Turbulenzen der letzten Jahre Das bisher bekannte BIP-Wachstum in den Kantonen St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden ist daher von einer beträchtlichen Volatilität geprägt: Während 2009 wie der Rest der Schweiz von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung geprägt war, folgte 2010 eine steile Erholung. Appenzell Innerrhoden zeigte nach Nidwalden das zweihöchste Wachstum, aber auch St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden zählen zu den Spitzenreitern. Diese Werte relativieren sich dadurch, dass die Jahre 2011 und 2012 von einem starken Exportrückgang in allen Industriebranchen ausser Uhren und Pharma geprägt waren. Aufgrund ihrer industriellen Prägung wurde die Ostschweiz von diesen Entwicklungen daher stark getroffen, was sich in den kommenden BIP-Wachstumszahlen zeigen wird. Gleichwohl zeigt das Aufholwachstum im 2010, dass St. Gallen und die beiden Appenzeller Kantone in der Lage sind, von landesweiten Wachstumsphasen zu profitieren, was nicht für alle Kantone gilt. Im Aufschwungsjahr nur relativ schwach gewachsen sind die Kantone Aargau, Uri und Zürich, wobei insbesondere das unterdurchschnittliche Abschneiden der Wirtschaftsmetropole Zürich – aufgrund des bedeutenden Finanzsektors – deutlich hervorsticht. Abbildung 4 Reales BIP-Wachstum nach Kanton In Prozent 10% 2009 2010 8% 6% 4% 2% 0% -2% -4% -6% -8% ZH BE LU UR SZ OWNW GL ZG FR SO BS BL SH AR AI SG GR AG TG TI VD VS NE GE JU Quelle: Bundesamt für Statistik Ein Barometer zur Beurteilung der aktuellen Konjunktur in den Regionen Da die offiziellen Daten zum kantonalen Bruttoinlandprodukt nicht aktuell sind, muss die Beurteilung der regionalen Konjunkturaussichten auf indirektem Weg erfolgen. Dazu haben wir für die Schweizer Kantone ein System von vierteljährlichen Konjunkturindikatoren entwickelt. Die Analyse beruht auf folgenden Grössen: gemeldete offene Stellen, Importe, Exporte, Logiernächte, Neuzulassungen von Fahrzeugen sowie Baubewilligungen und Baugesuche im Hochbau. Das Konjunkturbarometer, das aus diesen Indikatoren abgeleitet wird, ermöglicht es, die konjunkturelle Entwicklung eines Kantons darzustellen, indem Tendenz und Wendepunkte der Swiss Issues Regionen 9 Credit Suisse Economic Research wirtschaftlichen Aktivität dargestellt werden. Es ermöglicht jedoch nicht, Schlüsse über das Niveau der Wirtschaftstätigkeit zu ziehen oder genaue Prognosen zu erstellen. Demnach signalisiert eine Abnahme des Indikators eine Wachstumsverlangsamung, aber nicht zwangsläufig eine Rezession. Den aktuellen Rand des Konjunkturbarometers bildet das 3. Quartal 2012. Da dieses Barometer einen Vorlauf von einem Quartal besitzt, sind Prognosen bis zum 4. Quartal 2012 möglich. Anzeichen der Erholung in St. Gallen und Appenzell Innerrhoden Abbildung 5 zeigt die Entwicklung des regionalen Konjunkturbarometers für die Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden. Auf Landesebene lässt sich der Aufschwung der Jahre 2002 bis 2007 erkennen. Danach erfolgt der steile Absturz, welcher hauptsächlich von der Abkühlung der globalen Nachfrage im Nachgang der Finanzkrise ausgelöst wurde. Es folgte ein ebenso steiler Aufschwung, der unter anderem auf die Nachfragestimulation durch die staatlichen Konjunkturprogramme zurückgeht. Am aktuellen Rand zeigen die Tendenzen erneut gegen unten. Einerseits verteuert der weiterhin starke Schweizer Franken die Exporte, andererseits wird die ausländische Nachfrage durch die erneuten Unsicherheiten im Finanzsektor und bei den Staatsfinanzen gebremst. In den betrachteten Ostschweizer Kantonen folgte der Konjunkturverlauf ab Mitte des Jahrzehnts weitgehend den nationalen Tendenzen. Am aktuellen Rand zeigen St. Gallen und Appenzell Innerrhoden Erholungstendenzen; in Ausserrhoden deutet das Bild noch nicht auf eine Trendwende hin. Abbildung 5 Regionales Konjunkturbarometer Synthetischer Indikator 4 SG 3 AR AI CH 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 1996 I 1998 I 2000 I 2002 I 2004 I 2006 I 2008 I 2010 I 2012 I Quelle: Credit Suisse Economic Research Maschinenexporte: Trendwende zeichnet sich ab In Abbildung 6 sind die Komponenten des Konjunkturbarometers für die letzten fünf Quartale dargestellt. Die Abkühlung der Exportkonjunktur ab Mitte 2011, welche der dramatischen Aufwertung des Schweizer Frankens folgte, ist in allen betrachteten Kantonen sichtbar. Im Verlauf des letzten Jahres hat sich die Schrumpfung des Exportvolumens sogar verstärkt. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu den noch immer positiven, aber moderaten Wachstumszahlen auf Landesebene. Grund dafür ist der Branchen- und Produktemix, der in den Ostschweizer Kantonen vor allem aus Maschinen, Metallgütern, Elektronik und Textilien besteht. Diese sind schweizweit mit rückläufigen Aussenhandelszahlen konfrontiert. Uhren und weitere Luxusgüter sowie Chemie-/Pharmaprodukte werden im Ausland nach wie vor in hohem Masse nachgefragt. Deren Anteil am Ostschweizer Exportportfolio ist – im Gegensatz zur Gesamtschweiz – jedoch gering, was den unterschiedlichen Verlauf erklärt. Anzeichen einer Erholung der Exporte der Maschinenindustrie zeigen die Aussenhandelszahlen von November 2012: Nach 16 Monaten Rückgang wurde erstmals wieder ein Wachstum verzeichnet. Gemäss unserer Einschätzung deutet die Nachfrageentwicklung im Ausland darauf hin, dass die Trendwende geschafft sein sollte. Gleichwohl wäre es verfrüht, von einer Entspannung der Situation in der Maschinenindustrie zu sprechen. Swiss Issues Regionen 10 Credit Suisse Economic Research Abbildung 6 Regionale Konjunkturindikatoren Durchschnitt der letzten vier Quartale, Wachstum gegenüber Vorjahresperiode in Prozent, Arbeitslosenquote in Prozent St. Gallen Appenzell Innerrhoden 2011 III 2011 IV 2012 I 2012 II 2012 III 2011 III 2011 IV 2012 I 2012 II 2012 III 26.6% 7.5% −7.6% −15.7% −9.2% 33.3% 52.4% 2.2% −21.0% −25.4% Arbeitslosenquote 2.2% 2.4% 2.6% 2.3% 2.5% 1.0% 1.1% 1.3% 1.2% 1.4% Exporte von Waren 3.8% 3.5% 0.7% 0.4% −0.4% 16.7% 11.8% 4.7% −1.9% −7.8% Offene Stellen Importe von Waren Baubewilligungen Hochbau 4.4% 2.8% 0.1% 1.1% 1.8% 23.7% 21.5% 14.7% 12.6% 8.6% 21.3% 21.8% 14.3% 4.7% 0.1% 4.2% 1.3% −10.0% −11.2% −2.9% Baugesuche Hochbau 17.5% 17.6% 12.5% 10.7% 8.8% −14.8% −20.0% −29.4% −31.3% −12.0% Logiernächte in der Hotellerie −2.6% −3.3% −4.4% −5.1% −2.1% −1.2% −2.0% −2.2% −4.8% −1.2% Neuzulassungen Fahrzeuge 16.9% 22.2% 20.6% 20.3% 11.5% 18.6% 20.9% 13.1% 22.0% 12.8% Appenzell Ausserrhoden Schweiz 2011 III 2011 IV 2012 I 2012 II 2012 III 2011 III 2011 IV 2012 I 2012 II 2012 III 28.2% −0.4% −17.2% −28.3% −18.4% 24.0% 16.3% 4.2% −6.1% −10.8% Arbeitslosenquote 1.3% 1.3% 1.6% 1.4% 1.5% 2.8% 3.1% 3.3% 3.0% 3.0% Exporte von Waren 5.9% 2.2% −0.1% −3.8% −5.7% 3.6% 3.3% 1.8% 0.6% 0.1% Importe von Waren 9.2% 3.5% 0.2% −4.2% −4.9% 1.9% −0.1% −1.4% −0.9% −0.6% 1.8% Offene Stellen Baubewilligungen Hochbau 28.5% 80.9% 90.7% 67.9% 40.9% 17.9% 16.8% 13.0% 7.3% 117.9% 85.4% 53.2% 8.5% −25.2% 9.8% 7.6% 5.1% 5.8% 8.6% Logiernächte in der Hotellerie −1.0% −2.1% −3.1% −7.1% −11.2% −1.3% −2.0% −2.7% −3.8% −3.4% Neuzulassungen Fahrzeuge 10.9% 15.4% 19.4% 21.0% 13.6% 10.7% 13.3% 11.8% 12.8% 7.8% Baugesuche Hochbau Quelle: Bundesamt für Statistik, Staatssekretariat für Wirtschaft, Eidgenössische Zollverwaltung, Schweizer Baublatt, Credit Suisse Economic Research Eine prospektive Einschätzung der Entwicklung im Aussenhandel erlaubt unser Exportbarometer. In Abbildung 7 sind die Aussenhandelsperspektiven für den Kanton St. Gallen dargestellt. Das Exportbarometer beruht auf Vorlaufindikatoren für die Industrie in den 26 wichtigsten Abnehmerländern der Schweiz. Die Einkaufsmanagerindizes werden monatlich ermittelt und geben den Verlauf der Industriekonjunktur mit einem Prognosehorizont von ungefähr einem halben Jahr an. Abbildung 7 Exportbarometer Kanton St. Gallen In Standardabweichungen; Exporte als gleitender 6-Monate-Durchschnitt 2.0 1.0 0 -1.0 Wachstumsschwelle -2.0 Exportbarometer SG -3.0 Exporte SG Exporte CH -4.0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: OECD, Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Regionen 11 Credit Suisse Economic Research Internationale Nachfrage: Kein weiterer Rückgang Aufgrund rückläufiger Nachfrage in den wichtigsten Abnehmerländern hat das Exportbarometer Mitte 2008 einen drastischen Einbruch erfahren. Dieser geht den tatsächlichen Rückgängen im Aussenhandel voraus. Mitte 2009 hat sich das Blatt gewendet, und die Exportaussichten haben einen steilen Erholungspfad eingeschlagen. Seit Anfang 2010 befindet sich der Indikator ununterbrochen oberhalb der Wachstumsschwelle, seit Anfang 2012 jedoch unterhalb des langfristigen Durchschnitts, der durch die Nulllinie dargestellt wird. Am aktuellen Rand sind die Wachstumsperspektiven gegenüber dem Vorjahr deutlich eingetrübt. Weiterhin lässt die konjunkturelle Entwicklung in den Abnehmerländern jedoch auf eine leicht zunehmende Exporttätigkeit schliessen. Die Kombination aus dem weiterhin starken Schweizer Franken und der schwächelnden internationalen Nachfrage wirkt bremsend auf die Exporte. Mit dem von der Schweizerischen Nationalbank eingeführten Mindestkurs für den Euro und der daraus abgeleiteten Stärkung des US-Dollars gegenüber dem Franken haben die Exporteure seit September 2011 eine günstigere Währungssituation und verfügen über eine deutlich höhere Planungssicherheit. Einkaufstourismus Mit dem Erstarken des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro im Jahr 2011 ist der Einkauf im grenznahen Ausland noch attraktiver geworden. Schätzungen von Credit Suisse Economic Research gehen von einem Anstieg des Einkaufstourismus um ca. 20 bis 30% und einem Kaufkraftabfluss von schweizweit 5−6 Mrd. CHF im Jahr 2011 aus. Für das Jahr 2012 werden trotz Wechselkursuntergrenze der Schweizerischen Nationalbank ähnliche Zuwachsraten erwartet. Davon betroffen sind insbesondere grenznahe Regionen im St. Galler Rheintal, wo die Fahrzeit in das nächstgelegene ausländische Einkaufscenter oftmals weniger als 15 Minuten beträgt (Abbildung 8).3 Abbildung 8 Einzugsgebiete grenznaher Supermärkte im Euroraum Fahrzeit zum nächstgelegenen grenznahen Supermarkt (Lebensmittel) Arbon Bregenz Rorschach Österrei ch St.Ga llen/ Ror sch ach Uzwil Lustenau St .Ga llen Flawil He ris a u Widnau Teufen Altstätten St. Ga ll er Rh ei ntal Ap penze ll A.R h. Grenznahe Supermärkte < 5 Minuten 5 - 10 Minuten 10 - 15 Minuten 15 - 20 Minuten 20 - 30 Minuten 30 - 45 Minuten 45 - 60 Minuten Dornbirn Gossau Ap pen z ell Oberriet Togg enbu rg Ap penzell I.Rh. Feldkirch Werd enberg Li e chtenstein Buchs Bludenz Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research, Geostat 3 Für weitere Informationen zum Thema Einkaufstourismus siehe auch «Retail Outlook 2013», Credit Suisse Economic Research. Swiss Issues Regionen 12 Credit Suisse Economic Research Standortqualität Länder, Regionen und Kommunen konkurrieren in einem an Intensität zunehmenden Standortwettbewerb um Investoren, Arbeitsplätze und vor allem um das entsprechende Steueraufkommen. Vor dem Hintergrund eines ausgeprägten Strukturwandels und einer spürbaren Verschärfung des globalen Wettbewerbs sind es zunehmend die regionalen Standortfaktoren, welche nachhaltige Wettbewerbsvorteile verschaffen. Die Pflege dieser Standortfaktoren zählt daher zu den zentralen Aufgaben der staatlichen Entscheidungsebenen und ist Voraussetzung für deren wirtschaftlichen Erfolg. Standortqualität der Schweizer Kantone Um die Standortqualität von Schweizer Kantonen und Regionen zu messen und miteinander zu vergleichen, haben wir einen Standortqualitätsindikator (SQI) entwickelt. Dieser Indikator beruht auf folgenden fünf Standortfaktoren: der Steuerbelastung sowohl von natürlichen als auch juristischen Personen, dem Ausbildungsstand der Bevölkerung, der Verfügbarkeit von Hochqualifizierten sowie der verkehrstechnischen Erreichbarkeit. Qualitative Standortfaktoren sind zwar von Bedeutung, sind aber nicht oder nur schwer zu quantifizieren und unterliegen zumeist einem Werturteil, was deren Vergleichbarkeit erschwert. Aus diesem Grund werden sie in diesem Indikator bewusst nicht berücksichtigt. Im Fall von Standorten mit ausgeprägter touristischer Ausrichtung ist jedoch festzuhalten, dass solche qualitativen Faktoren einen nicht unwesentlichen Teil von deren Attraktivität ausmachen. Abbildung 9 Standortqualität der Schweizer Kantone und des Fürstentums Liechtenstein 2012 Synthetischer Indikator, CH = 0, Steuerbelastung für das Jahr 2012 2.5 2.0 1.5 1.0 ZG ZH FL AG NW GE BS SZ 0.5 TG SH OW BL AR LU SO SG 0 -0.5 -1.0 -1.5 AI VD BE GL GR FR UR TI VS NE JU Quelle: Credit Suisse Economic Research Fünf Faktoren zur Beurteilung der Standortqualität Für die Steuerbelastung der natürlichen Personen werden sowohl das Niveau wie auch die Progression der Einkommens- und Vermögenssteuern berücksichtigt. Die Steuerbelastung von juristischen Personen beruht auf einer Auswertung der Reingewinn- und Kapitalsteuern. Der Ausbildungsstand der Bevölkerung wird durch den Anteil der Personen an der Bevölkerung im Alter zwischen 19 und 69 Jahren gemessen, welche mindestens eine abgeschlossene Berufslehre aufweisen. Für die Verfügbarkeit von hochqualifizierten Arbeitskräften wird der Anteil der Bevölkerung zwischen 25 und 69 Jahren berücksichtigt, der über eine Ausbildung auf Tertiärstufe verfügt. Die verkehrstechnische Erreichbarkeit wird für den motorisierten Individualverkehr und für den öffentlichen Verkehr berechnet. Neben den Fahrzeiten zwischen den einzelnen Swiss Issues Regionen 13 Credit Suisse Economic Research Gemeinden bzw. Verkehrsknoten wird dabei auch das zugehörige Potential an Einwohnern und Arbeitsplätzen berücksichtigt. Beim Standortqualitätsindikator handelt es sich um einen relativen Index, bei welchem der Wert für die ganze Schweiz bei null liegt. Positive Werte des Indikators weisen auf eine höhere, negative Werte auf eine tiefere Standortqualität im Vergleich zum gesamtschweizerischen Durchschnitt hin. In Abbildung 9 sind die Werte des Standortqualitätsindikators der Schweizer Kantone und des Fürstentums Liechtenstein für das Jahr 2012 abgebildet. Ein Wert in der Bandbreite zwischen +0.3 und −0.3 kann als im Schweizer Mittel liegend interpretiert werden. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden erreicht eine Positionierung über dem Schweizer Durchschnitt auf dem 12. Rang der 26 Kantone. St. Gallen und Appenzell Innerrhoden liegen im Mittel auf dem 15. bzw. 16. Rang. Gegenüber seinen Nachbarkantonen Zürich, Schwyz und Thurgau sowie gegenüber dem Fürstentum Liechtenstein weist St. Gallen einen Attraktivitätsrückstand auf. Graubünden und Glarus sind auf der Skala tiefer eingestuft, was vor allem mit der gebirgigen Topographie zusammenhängt. Im Vergleich zu früheren Berechnungen der Standortqualität – etwa in der Regionalstudie von 2008 – hat sich der Indikatorwert von St. Gallen leicht verbessert, bezüglich der Rangierung sind die Unterschiede jedoch gering. Standortqualität im regionalen Vergleich Die kantonale Ebene stellt eine suboptimale Einheit dar, um die Standortqualität und ihre Komponenten zu bemessen, da durch die Aggregation der Werte stärkerer und schwächerer Gebiete ein Informationsverlust entsteht. Gerade im Fall des stark heterogenen Kantons St. Gallen geht dabei die individuelle Positionierung der Teilregionen verloren. Eine Betrachtung der Standortqualität auf Stufe der Wirtschaftsregionen ergibt daher ein detaillierteres Bild. In Abbildung 10 sind die Werte des Standortqualitätsindikators für die St. Galler Regionen, die beiden Appenzeller Kantone sowie einige Vergleichsregionen in anderen Kantonen dargestellt. Die Zentrumsregion St. Gallen/Rorschach, Wil und Appenzell Ausserrhoden erreichen die höchste Attraktivität im Untersuchungsraum. Das nahe gelegene Thurtal sowie Winterthur sind jedoch attraktiver positioniert. Am Obersee sind die Unterschiede beträchtlich. Pfannenstiel und March/Höfe weisen eine deutlich höhere Standortqualität auf als das Linthgebiet. Ähnlich grosse Unterschiede finden sich zwischen Werdenberg, dem St. Galler Rheintal und dem Sarganserland gegenüber dem Fürstentum Liechtenstein. Aufgrund einer deutlich geringeren Steuerbelastung kann sich das «Ländle» klar attraktiver positionieren als die Schweizer Nachbarregionen. Die hügeligen bis gebirgigen Regionen Toggenburg und das Sarganserland positionieren sich – ähnlich dem Glarner Mittel- und Unterland – knapp unter dem Landesmittel. Abbildung 10 Standortqualitätsindikator ausgewählter Regionen 2012 Sarganserland Toggenburg Appenzell I.Rh. Glarner Mittel- und Unterland St. Galler Rheintal Linthgebiet Oberthurgau Bündner Rheintal Appenzell A.Rh. Werdenberg 0 Wil 0.5 St.Gallen/Rorschach 1.0 Thurtal March/Höfe 1.5 Winterthur-Stadt 2.0 Fürstentum Liechtenstein 2.5 Winterthur-Land Synthetischer Indikator, CH = 0, Steuerbelastung für das Jahr 2011 Pfannenstiel St. Gallen: Verbesserung gegenüber der letzten Regionalstudie -0.5 Quelle: Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Regionen 14 Credit Suisse Economic Research Steuerbelastung: Rückstand aufgeholt Die Komponenten der Standortqualität der St. Galler Regionen und der beiden Appenzeller Kantone sind in Abbildung 11 dargestellt. Anhand dieser Darstellung lässt sich die individuelle Positionierung näher erläutern. Gegenüber dem Schweizer Durchschnitt weisen sowohl die St. Galler Regionen wie auch Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden attraktive Steuersätze auf. Die beiden Appenzeller Kantone gehören für Unternehmen schweizweit zu den günstigsten Kantonen. Innnerrhoden positioniert sich besonders günstig für natürliche Personen. Während der Kanton St. Gallen noch vor wenigen Jahren steuerliche Attraktivitätsdefizite gegenüber dem Schweizer Mittel und vor allem gegenüber seinen Nachbarkantonen aufwies, hat sich der Rückstand stark reduziert. Gegenüber dem Thurgau oder Schaffhausen ist St. Gallen bei der Unternehmensbesteuerung aktuell sogar leicht attraktiver. Abbildung 11 Komponenten der Standortqualität 2012 Synthetische Indikatoren, CH = 0, Steuerbelastung für das Jahr 2011 St.Gallen/ Rorschach 3 Appenzell I.Rh. 2 St. Galler Rheintal 1 0 Appenzell A.Rh. -1 Werdenberg -2 SG Sarganserland Wil Linthgebiet Schweiz Steuerattraktivität für natürliche Personen Steuerattraktivität für juristische Personen Ausbildungsstand der Bevölkerung Verfügbarkeit von Hochqualifizierten Verkehrstechnische Erreichbarkeit Toggenburg Quelle: Credit Suisse Economic Research St. Galler Steuererhöhung mindert die Standortqualität Aufgrund der Finanzlage hat der St. Galler Regierungsrat per 2013 eine Erhöhung des kantonalen Steuerfusses um 10 Prozentpunkte vorgesehen. Kombiniert mit einem Sparpaket soll auf diesem Weg sichergestellt werden, dass die Vorgaben der kantonalen Schuldenbremse eingehalten werden. Der Kanton begründet die Finanzlage mit Mindereinnahmen aus dem Finanzausgleich, geringeren Ausschüttungen der Schweizerischen Nationalbank sowie Mehrausgaben für die Spitalfinanzierung. Was aus Sicht der Kantonsfinanzen möglicherweise sinnvoll ist, wirkt sich in jedem Fall nachteilig auf die Standortqualität aus. Aktuell lässt sich noch nicht beziffern, wie hoch die Effekte dieser Massnahmen auf die Positionierung im Standortqualitätsindikator sind, da allfällige Massnahmen anderer Kantone noch nicht bekannt sind. Topographie als Herausforderung und Chance Anhand der Ausbildungs- und Erreichbarkeitsindikatoren lässt sich die Heterogenität der Ostschweizer Regionen erkennen: Die Universitätsregion St. Gallen/Rorschach sowie Appenzell Ausserrhoden haben sich als Wohnorte für Hochqualifizierte etablieren können, die Hochschulregion Linthgebiet erreicht einen Wert im Schweizer Durchschnitt. Im Toggenburg, in Innerrhoden sowie im Sarganserland liegt die Verfügbarkeit von tertiär gebildeten Arbeitskräften jedoch deutlich tiefer. In diesen Regionen ist der Ausbildungsstand der Bevölkerung ausserdem tiefer als im Schweizer Mittel. Für die verkehrstechnische Erreichbarkeit ist in erster Linie die Topographie sowie die Erschiessung mit Verkehrswegen massgeblich. Zusätzlich wird im Indikator die Nähe zu den wirtschaftlichen Ballungsräumen beurteilt. Die Regionen Wil und Linthgebiet profitieren von der Nähe zum Wirtschaftsraum Zürich und erreichen die höchsten Werte. St. Gallen/Rorschach sowie das Rheintal sind selbst Ballungsräume und auf Strasse und Schiene effizient angebunden. Während die gebirgige Topographie aus Sicht der Verkehrsverbindungen ein Hindernis darstellt, ist sie die Grundlage für die touristische Attraktivität des Appenzellerlandes, der Region Toggenburg sowie der Tourismusgemeinden im Sarganserland. Swiss Issues Regionen 15 Credit Suisse Economic Research Öffentlicher Verkehr: St. Gallen und das Appenzellerland investieren Die verkehrstechnische Erreichbarkeit ist derjenige Faktor im Standortqualitätsindikator, der sich von den Regionen selbst am schwierigsten beeinflussen lässt. Abgesehen von unveränderbaren geographischen und topographischen Gegebenheiten einer Region können Attraktivitätsverbesserungen nur durch langwierige und kostenintensive Infrastrukturinvestitionen erreicht werden. Darüber hinaus fallen politische Entscheide, welche solche Investitionen betreffen, oft auf Kantons- oder Bundesebene, so dass die Regionen die verkehrstechnische Erreichbarkeit weitgehend als gegeben hinnehmen müssen. Gleichwohl können einzelne Massnahmen ergriffen werden, wie die aktuellen Bahnprojekte im Raum St. Gallen zeigen. Per Dezember 2013 wird die St. Galler S-Bahn stark ausgebaut. Im Regionalverkehr wird der Halbstundentakt eingeführt, in der Agglomeration St. Gallen sogar der Viertelstundentakt. Insgesamt profitiert der Grossteil der Bahnhöfe im Kanton von einer Angebotsverbesserung. Zusätzlich verringern sich die Fahrzeiten der Schnellzüge, da diese an weniger Stationen halten werden. Ein weiteres Grossprojekt ist die sogenannte «Durchmesserlinie» der Appenzeller Bahnen: Die bisher getrennten Strecken St. Gallen–Trogen und St. Gallen–Gais–Appenzell sollen im Bahnhof St. Gallen verbunden werden. Ziel ist es, die Frequenzen zu erhöhen und die Anschlüsse an die überregionalen Verbindungen zu verbessern. Das Projekt hat bisher alle politischen Hürden gemeistert; ausstehend ist nur noch der Entscheid der Innerrhoder Landsgemeinde. Der Baubeginn für die notwendigen Infrastrukturprojekte ist auf 2014 geplant, die Inbetriebnahme auf Dezember 2016. Finanzielle Wohnattraktivität Die Vorzüge eines Standortes widerspiegeln sich wie bei den meisten anderen Gütern im Preis. Eine hohe Attraktivität führt zu erhöhter Nachfrage nach Wohnraum und äussert sich folglich in höheren Boden- und Immobilienpreisen. In steuergünstigen Regionen haben sich die Immobilienpreise zudem aufgrund des zunehmenden Siedlungsdrucks überdurchschnittlich stark erhöht. So zählen etwa einige Zentralschweizer Kantone zu den steuergünstigsten Wohnorten in der Schweiz. Der reine Vergleich der Steuerbelastungen vernachlässigt jedoch die Tatsache, dass hohe Immobilienpreise grosse Teile der Steuerersparnis zunichte machen können. Wie günstig lebt sich's in der Ostschweiz? Abbildung 12 vergleicht die frei verfügbaren Einkommen in den Schweizer Kantonen anhand des RDI-Indikators (Regional Disposable Income). Dieser erlaubt einen umfassenden Vergleich der finanziellen Wohnattraktivität für einen breit gefassten Schweizer Mittelstand. Er berücksichtigt nicht nur einzelne Komponenten wie die Steuerbelastung, sondern basiert auf einer Gesamtbetrachtung der Einkommens- und Ausgabenfaktoren. Das frei verfügbare Einkommen stellt dabei den Geldbetrag dar, welcher den Haushalten nach Abzug der obligatorischen Abgaben (Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialversicherungsbeiträge, berufliche Vorsorge, Krankenversicherungsprämien) und der langfristig gebundenen Fixkosten (Wohnkosten, Nebenkosten, Gebühren für Wasser, Abwasser und Abfall) sowie Pendelkosten für den Konsum zur freien Verfügung steht. Der Indikator bewegt sich zwischen dem maximalen Wert von 2.0 und dem Minimum von −4.0. Es handelt sich um einen synthetischen Indikator, der für die Schweiz einen Mittelwert von 0 annimmt. Positive Werte kennzeichnen demnach höhere, negative Werte tiefere frei verfügbare Einkommen im Vergleich zum gesamtschweizerischen Durchschnitt. Vorteile gegenüber den Ballungsräumen Die beiden Appenzeller Kantone und St. Gallen gehören aus finanzieller Sicht zu den attraktivsten Wohnkantonen. Deutlich höhere Indikatorwerte erreichen einzig die Bergkantone Uri und Glarus. Die Ostschweizer Nachbarn Thurgau und Schaffhausen sind leicht günstiger positioniert als St. Gallen, die Unterschiede sind jedoch gering. Als klar teurer erweist sich jedoch das Zentrum Zürich. Aufgrund der Raumknappheit in der Wirtschaftsmetropole können sich vor allem der Raum Wil sowie das Linthgebiet als attraktive Wohnorte positionieren, etwa für Haushalte, welche ein Einfamilienhaus erwerben möchten. Swiss Issues Regionen 16 Credit Suisse Economic Research Abbildung 12 Frei verfügbares Einkommen in den Schweizer Kantonen (RDI-Indikator 2011) Synthetischer Indikator, CH = 0, ohne Pendelkosten 3 2 UR GL AI OW TG AR SH SGNW 1 GR SZ SO LU AG JU VS FR TI ZG BE 0 NE -1 ZH BL VD BS -2 -3 -4 GE Quelle: Credit Suisse Economic Research Eine hohe finanzielle Wohnattraktivität kann entweder auf tiefen Fixkosten, tiefen obligatorischen Abgaben oder einer Kombination unterschiedlicher Vorteile beruhen. Abbildung 13 beleuchtet die Hintergründe der kantonalen RDI-Werte. Auf der horizontalen Achse ist die standardisierte Summe der obligatorischen Abgaben abgetragen, welche die Haushalte des breit definierten Mittelstandes in ihrem Wohnkanton belasten. Die Vertikale stellt die Summe der wohnortsgebundenen Fixkosten dar. Die überdurchschnittliche Positionierung bei der finanziellen Wohnattraktivität resultiert in den drei untersuchten Ostschweizer Kantonen von kombinierten Vorteilen: Sowohl bei den obligatorischen Abgaben wie auch bei den Wohnkosten erweisen sie sich als günstig. Steuerliche Entlastungen haben im Fall von St. Gallen eine Attraktivitätserhöhung erreicht. Abbildung 13 Bedeutung der Ausgabenkomponenten in den Schweizer Kantonen 2011 Obligatorische Abgaben: Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialabgaben, obligatorische Krankenversicherung Fixkosten: Wohnkosten, Nebenkosten, Gebühren für Wasser, Abwasser und Abfall; standardisierte Werte, CH = 0 Hohe Fixkosten kompensieren Steuervorteile GE Fixkosten Kombinierte Vorteile bei Steuern und Wohnkosten Doppelte Nachteile Positionierung 2008 Positionierung 2011 ZG ZH SZ BS GR LU OW UR AI GL SG TG VD BL CH-Mittel NW Obligatorische Abgaben TI AG SO AR SH FR BE NE VS JU Kombinierte Vorteile Asymmetrische Positionierung Quelle: Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Regionen 17 Credit Suisse Economic Research Liechtenstein-Effekt verteuert das Wohnen am Werdenberg Die Gemeinden als unterste Verwaltungsstufe der Schweizer Staatsordnung sind als Betrachtungsebene für das frei verfügbare Einkommen optimal geeignet. Die meisten Komponenten der finanziellen Wohnattraktivität sind entweder von lokal administrierten Preisen tangiert oder stellen Güter lokal abgegrenzter Märkte dar. Aus diesem Grund vergleichen wir die finanzielle Wohnattraktivität zusätzlich auf Stufe der Gemeinden (Abbildung 14). Dabei können auch die Pendelkosten ins jeweils nächste Zentrum einbezogen werden. Die Abbildung zeigt deutlich die geringere finanzielle Wohnattraktivität der Zentren und Tourismusgebiete. An der Grenze zum Fürstentum Liechtenstein ist die Nachfrage nach Wohnraum hoch, was sich in höheren Immobilienpreisen und letztendlich in einer geringeren finanziellen Wohnattraktivität niederschlägt. Abbildung 14 Frei verfügbares Einkommen in den Gemeinden (RDI-Indikator) 2011 Synthetischer Indikator, CH = 0, unter Berücksichtigung der Pendelkosten ins nächstgelegene Zentrum Fr auen fel d Wil St.Ga llen/ Ror sch ach Öster rei ch St.Ga llen He r is a u Zür ich Togg e nbu rg Ap penze ll A.R h. St. Ga ll e r Rh ei ntal Ap penz ell Ap penze ll I.R h. -5.2 – -2.0 -2.0 – -1.0 -1.0 – -0.3 -0.3 – 0.0 0.0 – 0.3 Li nthge b iet 0.3 – 0.6 0.6 – 1.0 Zug Wer d enber g 1.0 – 1.5 1.5 – 2.0 2.0 – 3.0 Li echtenstein Gla ru s Schw yz Sarga ns erla nd Alt d o rf Quelle: Credit Suisse Economic Research Hypothetisches Beispiel: Familie Schweizer, wohnhaft in Teufen (AR) Familie Schweizer wohnt im ausserrhodischen Teufen in einem Einfamilienhaus mit mittlerem Ausbaustandard (Fremdfinanzierung 80%). Herr und Frau Schweizer haben zwei Kinder, verfügen über ein erspartes Vermögen von 300'000 CHF und erzielen gemeinsam ein Erwerbseinkommen von 150'000 CHF. Mit der Familienzulage und dem Vermögensertrag erreicht der Haushalt ein Bruttoeinkommen von rund 157'300 CHF. Nach Abzug aller Zwangsabgaben resultiert ein verfügbares Einkommen von 106'000 CHF. Durch Einbezug von Wohn- und weiteren Fixkosten wie etwa der Kosten für die tägliche Bahnfahrt zum Arbeitsort St. Gallen resultiert ein frei verfügbares Einkommen von 59'800 CHF. Mit einem Umzug nach Goldach (SG) würde sich das frei verfügbare Einkommen auf 73'000 CHF erhöhen, was einer Differenz von rund 13'000 CHF entspricht. Der Pendelweg per öffentlichen Verkehr würde sich um fünf Minuten reduzieren. Swiss Issues Regionen 18 Credit Suisse Economic Research Textile Zukunft dank Luxus und Innovation Auf eine glorreiche Vergangenheit… Kaum ein zweiter helvetischer Wirtschaftszweig kann auf eine solch glorreiche Vergangenheit zurückblicken wie die Textilindustrie, besonders in der Ostschweiz. St. Galler Stickereien brachten es zu weltweitem Ruhm. Mit dem Aufkommen des Freihandels und aufgrund der grossen Nachfrage nach Spitzen an den europäischen Adelshöfen stieg die Produktion dieser Edelstoffe ab Mitte des 19. Jahrhunderts stark an. 1911 waren 72% aller Schweizer Stickereiunternehmen in St. Gallen und im Appenzellerland angesiedelt. Sie exportierten Waren im Wert von 150−200 Mio. CHF, was einem Anteil von etwa 15% aller Schweizer Exporte entsprach. 1911 arbeiteten in den drei Kantonen knapp 27'000 Personen in der Textilindustrie – rund 27% der gesamten Schweizer Textilbeschäftigung. … folgt ein starker Bedeutungsverlust An diese grosse Zeit konnte die Branche nicht mehr anknüpfen. Der erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise von 1929 liessen die Textilexporte massiv einbrechen. So führte die Schweiz 1935 nur noch für 12 Mio. CHF Stickereien aus. Von diesem Einbruch erholte sich die Branche angesichts der stetig wachsenden Konkurrenz aus Billiglohnländern nie mehr. 2011 betrug der Anteil der Stickereien an den Gesamtexporten gerade noch 0.03%, der Anteil der Textil- und Bekleidungsexporte an den Gesamtausfuhren rund 1.5%. Entsprechend tief fallen heute die Beschäftigtenzahlen aus. 2008 arbeiteten in der St. Galler und Appenzeller Textil- und Bekleidungsindustrie noch 4'000 Personen in rund 180 Betrieben. Dies entspricht einem Anteil von 1.8% an der gesamten Beschäftigung dieser Kantone. Inzwischen dürfte diese Zahl weiter gesunken sein. Mit einem Anteil von 28% an der gesamtschweizerischen Branchenbeschäftigung bleibt die Region dennoch der wichtigste Schweizer Textilstandort. Ausserdem überzeichnet der Beschäftigungsrückgang den Bedeutungsverlust der Branche. Der starke Rückgang dieser Grösse hängt nämlich eng mit der Auslagerung von Produktionsstätten in Länder mit tieferen Lohnstückkosten zusammen. Schweizer Textilfirmen beschäftigen heute rund siebenmal so viele Mitarbeiter im Ausland als im Inland. Die Wertschöpfung verbleibt so trotz Auslagerung der Produktion zu einem Teil in der Schweiz, da zentrale Prozesse wie Forschung, Design und Vertrieb meist weiterhin am hiesigen Standort durchgeführt werden. Diese sogenannte Desindustrialisierung wird zwar oft kritisiert, stellt für viele Textilbetriebe angesichts des harten internationalen Wettbewerbs jedoch oftmals die einzige Möglichkeit dar, wettbewerbsfähig zu bleiben. Erfolgreich in Nischenmärkten Trotz des nach wie vor schwierigen Umfelds existieren immer noch verschiedene innovative und zukunftsfähige St. Galler und Appenzeller Textilunternehmen, wie zum Beispiel die auf Haute Couture, Prêt-à-porter und Lingerie spezialisierte Forster Rohner AG. Zwar stellt der europäische Hochadel nicht mehr ihre wichtigste Kundengruppe dar, an Glamour hat das Geschäft mit den edlen Stoffmustern trotzdem nicht verloren. Die Firma zählt Dior, Chanel oder Valentino zu den langjährigen Kunden, und selbst die amerikanische First Lady Michelle Obama begeistert sich für die St. Galler Stoffe. Der Premium- und Luxusmarkt, in welchem Forster Rohner neben einer Reihe anderer traditionsreicher St. Galler Stickereiunternehmen wie Jakob Schlaepfer operiert, ist jedoch eine der wenigen Nischen, in welchen sich Schweizer Textil- und Bekleidungsunternehmen langfristig behaupten dürften. Eine weitere mögliche Strategie stellt der Fokus auf Innovation und Hightech dar. Die Appenzeller Firma Tisca Tiara ist in erster Linie für qualitativ hochstehende textile Bodenbeläge bekannt. Seit einigen Jahren stellt das familiengeführte Unternehmen jedoch auch Kunstrasen für verschiedene Sportarten her. Kürzlich entwickelte die Firma zusammen mit der eidgenössischen Materialforschungsstelle Empa einen Fussballkunstrasen, der gleichzeitig robust und hautfreundlich ist – eine Kombination, die bisher noch keinem Hersteller gelang. Textile Innovationsfreude ist auch im Rheintal zu finden. Die Schöller Textil AG hat sich auf Hightech-Textilien spezialisiert und ist in mehreren Nischenmärkten globaler Marktführer. Die Firma wurde für ihre Entwicklungen mehrfach mit teils renommierten Preisen ausgezeichnet – zuletzt für einen Stoff, der unter anderem medizinische Wirkstoffe abgeben kann. Diese Beispiele sind natürlich nicht abschliessend. Im Bereich der funktionalen Hightech-Textilien finden sich z.B. Firmen wie die Herisauer Cilander oder die Sefar aus Heiden. Swiss Issues Regionen 19 Credit Suisse Economic Research Bevölkerung und Einkommen Bevölkerungsstruktur und -entwicklung sind wichtige Aspekte regionaler Entwicklung. Die in der Schweiz und in anderen Industrieländern stagnierenden Geburtenraten führen zu einem Rückgang des natürlichen Bevölkerungswachstums. Dadurch hat die Migration für die Bevölkerungsentwicklung an Bedeutung gewonnen. Insbesondere in der Schweiz ist die Zuwanderung schon lange ein wesentlicher Einflussfaktor der Bevölkerungsentwicklung. In den letzten Jahren hat sich dieser Trend mit der Einführung der Personenfreizügigkeit mit der EU weiter verstärkt. Die tiefe Schweizer Arbeitslosenquote, die sich der globalen Wirtschaftskrise bislang zu widersetzen weiss und im benachbarten Ausland nach ihresgleichen sucht, zieht Arbeitnehmer aller Qualifikationsstufen an. Solange der Arbeitsmarkt die Zuwanderung zu absorbieren vermag, ist durch die grössere Anzahl an Arbeitskräften mit einer höheren Wirtschaftsleistung zu rechnen. Wegen der erhöhten Nachfrage nach Wohngelegenheiten steigt allerdings auch der Druck auf den Immobilienmärkten – besonders in und nahe den Zentren – wodurch Verdrängungseffekte entstehen können. Zudem ist die öffentliche Hand gefordert, die Infrastruktur entsprechend anzupassen. Für die regionale Entwicklung ist neben der quantitativen Bevölkerungsdynamik auch die Veränderung der Bevölkerungsstruktur von Bedeutung. Die Altersstruktur zuziehender oder abwandernder Bevölkerungsgruppen beeinflusst die Entwicklung des Steuersubstrats und des Arbeitsmarktpotentials. Zudem beeinflussen Migrationsbewegungen die Nachfrage auf Immobilienmärkten sowie die Raum- und Infrastrukturplanung. Die Entwicklung des Einkommens ist eng an die Bevölkerungsdynamik gekoppelt und zeigt das relative mittelfristige Wachstumspotential einer Region auf. Bevölkerungsentwicklung Die Bevölkerung der Schweiz ist in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 70'000 Personen oder 0.9% pro Jahr gewachsen. Man geht davon aus, dass die 8-Mio.-Marke im Sommer 2012 überschritten wurde; eine Veränderung dieses Trends ist nicht absehbar. Insbesondere nach der Jahrtausendwende hat die demographische Entwicklung an Dynamik gewonnen. Das höchste Wachstum wurde 2008 mit 1.4% verzeichnet. Zwar hat sich das Wachstum in den Jahren danach leicht abgeschwächt, blieb aber mit 1.0% bis 1.1% überdurchschnittlich hoch. Einen entscheidenden Beitrag zum Bevölkerungswachstum lieferte die internationale Migration, getrieben durch den blühenden Schweizer Arbeitsmarkt und das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der EU. In den letzten zehn Jahren betrug der durchschnittliche internationale Zuwanderungssaldo 64'000 Personen pro Jahr, womit das Bevölkerungswachstum zu 91% auf die Zuwanderung zurückzuführen ist. Bevölkerungswachstum getrieben durch Zuwanderung Abbildung 15 Abbildung 16 Bevölkerungsentwicklung 2001–2011 Bevölkerungsentwicklung 2001–2011 Kantone, Index 2001 = 100 St. Galler Wirtschaftsregionen, Index 2001 = 100 114 112 AR AI SG ZH TG GR CH 114 112 St.Gallen/Rorschach St. Galler Rheintal Werdenberg Sarganserland Toggenburg 110 110 Linthgebiet 108 108 Wil 106 106 104 104 102 102 100 100 98 98 96 96 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Regionen 20 Credit Suisse Economic Research Arbeitsmärkte prägen die Bevölkerungsentwicklung Hinter dieser Dynamik verbergen sich allerdings erhebliche regionale Unterschiede. Es kann beobachtet werden, dass das Wachstum meist von Zentren mit starken Arbeitsmärkten ausgeht. Mit abnehmendem Platzangebot in den Städten dringt das Bevölkerungswachstum in der Folge in die Agglomerationen vor. Im Gegensatz dazu leiden ländliche Regionen oft unter einer Abwanderung – meist jüngerer Bevölkerungsgruppen. Mit der zunehmenden Konzentration der Arbeitsmärkte auf Zentrumsgebiete entstehen immer grössere Agglomerationsgürtel. Gebiete ausserhalb dieser Einzugsgebiete werden zunehmend entvölkert, bieten sich dafür aber häufig als natürlicher Erholungsraum an. Mit der zunehmenden Trennung von Arbeits-, Wohn- und Erholungsraum kann das zur Verfügung stehende Land effizienter genutzt werden; allerdings steigert sich dadurch auch die Mobilitätsnachfrage einer Gesellschaft. Moderates Wachstum in Innerrhoden und St. Gallen, Stagnation in Ausserrhoden Die Bevölkerungsentwicklung verlief in den betrachteten Kantonen sehr unterschiedlich (Abbildung 15). Während die Bevölkerung im Kanton Zürich von 2001 bis 2011 durchschnittlich um 1.3% pro Jahr gewachsen ist, wiesen die betrachteten Ostschweizer Kantone ein tieferes oder kaum Wachstum auf. Einzig das Wachstum im Kanton Graubünden vermochte den Schweizer Mittelwert von 0.9% leicht zu übertreffen. Der Bevölkerungsstand im Kanton Appenzell Ausserrhoden veränderte sich über den gesamten Zeitraum kaum; er verzeichnete die schweizweit tiefste Wachstumsrate. Die Kantone Appenzell Innerrhoden und St. Gallen zeigten einen ähnlichen Bevölkerungsverlauf und wiesen moderate jährliche Wachstumsraten von durchschnittlich 0.5% und 0.7% auf. Obwohl das Bevölkerungswachstum per se keinen Qualitätsindikator einer Region darstellt, zeigt es aber die relative Attraktivität derselben gegenüber den Nachbargebieten auf. Abbildung 17 Bevölkerungsdynamik auf Gemeindeebene 2001–2011 Jährliches Bevölkerungswachstum in Prozent Lindau Fr aue n fel d Bregenz Zuzwil (SG) Wil (SG) Uzwil Öste rrei ch Wittenbach Lustenau Andwil (SG) Flawil Gossau (SG) Kirchberg (SG) Widnau St.Ga llen -2.0% - -1.5% Her is a u Ap penz ell Schwellbrunn Krinau -1.4% - -0.8% Eichberg -0.7% - -0.6% -0.5% - -0.3% Rüthi (SG) -0.2% - 0.0% Schwende Goldingen Rapperswil-Jona Dornbirn 0.1% - 0.3% Sennwald EbnatKappel Feldkirch 0.4% - 0.6% 0.7% - 1.0% 1.1% - 1.5% 1.6% - 2.0% Benken (SG) Buchs (SG) Amden Vaduz Kantone Bludenz Hauptverkehrsstrassen Walenstadt Li echtenste in Sargans Gla ru s Mels Schw yz Pfäfers Altd o rf Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, DDS, Credit Suisse Economic Research C Swiss Issues Regionen 21 Credit Suisse Economic Research Bevölkerungsrückgang im Toggenburg In der Einzelbetrachtung der St. Galler Wirtschaftsregionen (Abbildung 16) zeigen sechs der sieben Regionen ein ähnliches Verlaufsmuster auf, mit durchschnittlichen Wachstumsraten zwischen 0.6% und 0.9%. Einzig die Region Toggenburg fällt im Vergleich deutlich ab und weist einen Bevölkerungsrückgang von über 1'000 Personen aus. Mit durchschnittlich -0.3% Rückgang pro Jahr lag das Toggenburg auf der schweizweit vierthintersten Position. Nur die Regionen Schanfigg, Goms und das Glarner Hinterland hatten einen noch höheren relativen Bevölkerungsrückgang. Die beschriebene Entwicklung bestätigt damit die These, dass sich das Wachstum der Bevölkerung hauptsächlich auf Agglomerationen und Zentren konzentriert. Periphere Bergregionen können sich nicht als attraktive Wohnregionen behaupten und leiden unter Abwanderung. St. Galler Rheintal und Werdenberg als Einzugsgebiete von Liechtenstein Abbildung 17 veranschaulicht die Unterschiede in der durchschnittlichen Bevölkerungsentwicklung der letzten zehn Jahre auf Ebene der Gemeinden. Eine Mehrheit der Gemeinden verzeichnete zwischen 2001 und 2011 einen Bevölkerungszuwachs. Diese Betrachtung verdeutlicht die zweigeteilte Entwicklung in der Region: Gut erreichbare Orte an den Hauptverkehrsachsen nach St. Gallen, Zürich und Winterthur konnten, teils markant, an Bevölkerung zulegen, während Orte im alpinen Raum teilweise stark an Bevölkerung verloren. Die Interpretation der Karte lässt vermuten, dass die verkehrstechnische Erreichbarkeit einer Gemeinde einen direkten Zusammenhang mit dem Wachstum hat. Eine weitere auffällige Wachstumszone ist das St. Galler Rheintal von St. Margrethen bis nach Sargans, entlang der Landesgrenze. Die Region hat einen regen Zuwachs an in Liechtenstein arbeitenden Personen schweizerischer und ausländischer Herkunft. Das liechtensteinische Gesetz erlaubt es nur einer geringen Anzahl von Ausländern, in das Fürstentum einzuwandern. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten des Fürstentums – rund 18'000 Personen – pendeln daher täglich nach Liechtenstein, über 9'000 davon sind in der Schweiz wohnhaft. Die Anzahl der Grenzgänger aus der Schweiz hat sich dabei in den letzten zehn Jahren in etwa verdoppelt. Altersstruktur und Kohortenwachstum Die Altersstruktur der Bevölkerung und ihre Entwicklung widerspiegeln die Attraktivität einer Region für bestimmte Bevölkerungsgruppen je nach Lebenszyklus. Von besonderem Interesse sind dabei Abweichungen einzelner Altersklassen vom Schweizer Mittel. Die Betrachtung der Altersstruktur und des Wachstums erlaubt Rückschlüsse auf Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region sowie die Erreichbarkeit von Arbeitsmärkten in Pendeldistanz. Als spezifisches Mass beschreibt der Alterslastquotient das Verhältnis der Bevölkerung im Rentenalter zu derjenigen im Erwerbstätigenalter. Er ist damit sowohl ein Mass für den Grad der demographischen Alterung als auch für das regionale Arbeitskräftepotential. In der Schweiz beträgt der Alterslastquotient 27.6% bezogen auf die erwerbstätige Bevölkerung von 20 bis 64 Jahren, Tendenz zunehmend. Die Schweiz steht deshalb vor der grossen Herausforderung, die Altersvorsorge nachhaltig garantieren zu können. In den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden liegt dieser Wert mit 29.5% und 28.8% deutlich höher. Die Leistungsempfänger summieren sich somit fast auf einen Drittel der potentiellen Beitragszahler im erwerbsfähigen Alter. Im Gegensatz zu den beiden Appenzell liegt der Alterslastquotient im Kanton St. Gallen mit 26.5% mehr als 1 Prozentpunkt unter dem Schweizer Mittel. Hohe Bevölkerungsanteile von Jung und Alt Anhand von Abbildung 18 bis Abbildung 21 lässt sich die Altersstruktur der beiden Appenzell und St. Gallens im Vergleich zur Schweiz leichtverständlich darstellen. Die Anteile der einzelnen Jahrgänge an der Schweizer Bevölkerung sind für die Altersklasse zwischen 42 und 48 Jahren – mit Quoten von bis zu 1.8% pro Jahrgang – am höchsten. Alle drei Kantone haben gemeinsam, dass die Altersklasse zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr unterdurchschnittlich vertreten ist. Besonders in Ausserrhoden sind die Anteile dieser Altersklasse tief, dafür sind die Anteile der Jahrgänge im Vorpensionierungsalter entsprechend überdurchschnittlich hoch. Beim Jugendquotient, dem Verhältnis der 0–19-Jährigen zu den 20–64-Jährigen, sind alle drei Kantone überdurchschnittlich. Mit knapp 2 Prozentpunkten über dem schweizerischen Wert von 33.2% ist die Jugend in Ausserrhoden und St. Gallen stark vertreten. Hervorsticht bei dieser Kennzahl Appenzell Innerrhoden mit einem Jugendquotient von sehr hohen 40.3%. Zudem war Innerrhoden 2011 der Kanton mit dem höchsten Neuzugang an Neugeborenen. Der momentan überdurchschnittliche Alterslastquotient dürfte sich deshalb in der Zukunft relativieren. Swiss Issues Regionen 22 Credit Suisse Economic Research Abbildung 18 Abbildung 19 Altersstruktur 2011 Appenzell Ausserrhoden Altersstruktur 2011 Appenzell Innerrhoden Bevölkerungsanteil nach Alter, in Prozent Bevölkerungsanteil nach Alter, in Prozent 100 90 Männer Frauen 100 90 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 2.0% 1.0% AR 0.0% AR CH 1.0% 2.0% Männer 0 2.0% Frauen 1.0% 0.0% AI AI 1.0% 2.0% CH Quelle: Bundesamt für Statistik Quelle: Bundesamt für Statistik Abbildung 20 Abbildung 21 Altersstruktur 2011 St. Gallen Anteile der ausländischen Bevölkerung 2011 Bevölkerungsanteil nach Alter, in Prozent Bevölkerungsanteil nach Alter, in Prozent 100 90 Männer Frauen 40% AR AI SG CH 35% 80 30% 70 60 25% 50 20% 40 15% 30 20 10% 10 0 2.0% 5% 1.0% SG Quelle: Bundesamt für Statistik Wenig ausländische Bevölkerung in den beiden Appenzell 0.0% SG CH 1.0% 2.0% 0% 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Quelle: Bundesamt für Statistik Abbildung 21 zeigt die Anteile der ausländischen Bevölkerung im Jahr 2011 an der Gesamtbevölkerung der Kantone Appenzell und St. Gallen wie auch der Gesamtschweiz nach Alter. In der Schweiz beträgt der durchschnittliche Anteil der ausländischen Bevölkerung 22.8%. Besonders die Jahrgänge mit einem Alter im 2011 von 30 bis 40 Jahren weisen sehr hohe Anteile von bis zu 38% pro Jahrgang auf. Arbeitnehmer in dieser Altersklasse befinden sich oft in einer aktiven Lebensphase, bei der bereits von einer längeren Berufserfahrung profitiert werden kann. Deshalb ist diese Altersklasse für eine Region aus wirtschaftlicher Sicht äusserst wichtig. Eine fast identische Struktur wie die Schweiz weist der Kanton St. Gallen auf. Erst ab dem 75. Lebensjahr nimmt der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Vergleich zur Schweiz ab. In den beiden Appenzeller Kantonen liegen die Anteile der ausländischen Bevölkerung mit durchschnittlich 14.5% in Ausserrhoden und 10.1% in Innerrhoden auf einem sehr tiefen Niveau. Die Betrachtung einzelner Alterskohorten und deren Entwicklung über die Zeit erlaubt ein noch detaillierteres Verständnis der Bevölkerungsdynamik. Eine Kohorte umfasst dabei alle Einwohner gleichen Jahrgangs. In Abbildung 22 wird das Wachstum der Appenzeller und St. Galler Kohorten der Jahre 2001 und 2006 mit demjenigen der Schweiz über einen 5-Jahres-Zeitraum verglichen. Dadurch lassen sich nicht nur Schwankungen erkennen, die sich je nach Wanderungsbewegungen und Sterblichkeitsraten ergeben, sondern auch bei welchen Altersklassen sich die Zu- oder Abnahmen verstärkt oder abgeschwächt haben. Swiss Issues Regionen 23 Credit Suisse Economic Research Abbildung 22 Abbildung 23 Kohortenwachstum 2001–2006 Kohortenwachstum 2006–2011 Wachstum der 5-Jahres-Kohorten von 2001 in Prozent Wachstum der 5-Jahres-Kohorten von 2006 in Prozent Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Junge Arbeitstätige haben zugelegt 60-64 55-59 50-54 00-04 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 30-34 -20% 25-29 -20% 20-24 -15% 15-19 -10% -15% 10-14 -10% 05-09 0% -5% 00-04 0% -5% CH 45-49 5% SG 40-44 10% 5% AI 35-39 10% AR 30-34 15% 25-29 20% CH 20-24 SG 15-19 AI 10-14 AR 15% 05-09 20% Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Die beiden Kohortenbetrachtungen liefern ein unterschiedliches Bild, was auf einschneidende Veränderungen in der Anziehungskraft auf bestimmte Zielgruppen hindeuten kann. Das Wachstum der St. Galler Alterskohorten zwischen 15 und 29 Jahren fiel zwischen 2006 und 2011 deutlich höher aus als noch fünf Jahre zuvor (Abbildung 23). Ähnlich im Kanton Appenzell Ausserrhoden: Das negative Wachstum der Alterskohorten zwischen 15 und 19 Jahren fiel zwischen 2005 und 2010 deutlich tiefer aus. Bei den Kohorten zwischen 20 bis 34 konnte Ausserrhoden ebenfalls deutlich zulegen. Dies kann als Indiz dafür gesehen werden, dass der Kanton für junge Erwerbstätige attraktiver geworden ist. Trotzdem ist das Wachstum dieser Kohorten im Vergleich zur Schweiz unterdurchschnittlich. Migrationsbewegungen In Zeiten rückläufiger Geburtenraten gewinnt die Migration für die Bevölkerungsentwicklung zunehmend an Bedeutung. Regionen erzielen Migrationsgewinne, wenn sie als Arbeits- oder Wohnort attraktiv erscheinen. Ein Arbeitsplatzangebot bzw. die Erreichbarkeit von Wirtschaftszentren mit Arbeitsplätzen in Pendeldistanz sind hierfür Voraussetzung. Sind diese Bedingungen erfüllt, wirken tiefe Steuern, niedrige Immobilienpreise sowie eine hohe Wohnattraktivität zusätzlich begünstigend. Die Motive hinter einer Migrationsentscheidung unterscheiden sich je nach Herkunfts- und Zielregion. Bei der internationalen Migration hingegen steht meist der Arbeitsort im Vordergrund. Wanderungen zwischen den Kantonen werden nebst individuellen Gründen auch durch Wohnortoptimierung bezüglich Lebensqualität, Erreichbarkeit der Arbeitsstelle, Steuerbelastung, Mietpreise oder Eigentumserwerb beeinflusst. Das föderalistische System der Schweiz erlaubt es den Kantonen und Gemeinden bekanntlich, eigene Rahmenbedingungen festzulegen. Im Zusammenspiel mit dem freien Recht auf Migration entsteht ein Standortwettbewerb bereits auf tiefster Verwaltungsstufe. Es ist demnach zu erwarten, dass Haushalte stets an den für sie vorteilhaftesten Ort ziehen. Jeder Umzug hinterlässt dabei einen statistischen Fussabdruck – auch «Foot Voting» genannt –, der die relative Attraktivität einer Region gegenüber einer anderen abbildet. Swiss Issues Regionen 24 Credit Suisse Economic Research Abbildung 24 Abbildung 25 Migrationsbilanz Appenzell Ausserrhoden 1991– 2011 Binnenmigration Appenzell Ausserrhoden 2006– 2011 Saldo in Personen 5-Jahres-Summe in Personen, Basis: letzter Umzug 1'000 Interkantonal International Saldo 800 5'000 Zuzüger Wegzüger Saldo 4'000 600 3'000 400 200 2'000 0 1'000 -200 0 -400 -600 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Quelle: Bundesamt für Statistik Ausserrhoden: Es fehlt an Zuwanderung aus anderen Kantonen -1'000 VD SZ UR VSNWGL FR JU AG NE GE TI SHSO BL GR ZGOWBE LU BS AI ZH TG SG Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Der Migrationssaldo des Kantons Appenzell Ausserrhoden erlaubt es nicht, einen Trend zu identifizieren (Abbildung 24). Seit 1999 ist die internationale Migration stets im positiven Bereich; die interkantonale Migration ist seit 1994 negativ. Je nachdem, welche Komponente dominierend ist, fällt auch der Saldo aus. Wie auch in der Gesamtschweiz war der internationale Zustrom nach Ausserrhoden zwischen 2007 und 2009 besonders hoch. Zwischen 2000 und 2010 bewegte sich die interkantonale Abwanderung stets bei etwa 200 Personen; im 2011 lag dieser Wert nur noch knapp unter der Nullgrenze. Die beliebteste Zieldestination der Umziehenden ist mit Abstand der Kanton St. Gallen (Abbildung 25). Es gibt keinen Kanton, von dem Appenzell Ausserrhoden eine nennenswerte Nettozuwanderung aufweisen kann. Abbildung 26 Abbildung 27 Migrationsbilanz Appenzell Innerrhoden 1991–2011 Binnenmigration Appenzell Innerrhoden 2006–2011 Saldo in Personen 5-Jahres-Summe in Personen, Basis: letzter Umzug 200 Interkantonal International Saldo 150 600 Zuzüger Wegzüger Saldo 500 100 400 50 300 0 200 -50 100 -100 0 -150 -200 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Quelle: Bundesamt für Statistik Innerrhoden: Positive Zuwanderung gegenüber den Nachbarn -100 AR SG TG BS VD VS SH TI OW BL BE GL LU ZG AG NE GE UR SZ GR NW SO ZH Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Bei einer Bevölkerungszahl von nur knapp 16'000 Einwohnern können schon wenige Migrationsbewegungen einen bedeutenden Einfluss auf die Statistik haben. Seit 2002 kann Appenzell Innerrhoden einen fast immer positiven Migrationssaldo aufweisen, hauptsächlich getragen von der internationalen Zuwanderung (Abbildung 26). Nach einer längeren Durststrecke war die interkantonale Zuwanderung zwischen 2003 und 2009 stets positiv. In den letzten zwei Jahren lag dieser Wert jedoch wieder im negativen Bereich, mit rund 50 Personen pro Jahr. Gegenüber den Nachbarkantonen Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen kann der kleinste Kanton der Schweiz einen positiven Wanderungssaldo aufweisen, was auf die relative Attraktivität von In- Swiss Issues Regionen 25 Credit Suisse Economic Research nerrhoden hinweist (Abbildung 27). Eine erwähnenswerte Abwanderung muss Innerrhoden nur gegenüber dem Kanton Zürich eingestehen. Abbildung 28 Abbildung 29 Migrationsbilanz St. Gallen 1991–2011 Binnenmigration St. Gallen 2006–2011 Saldo in Personen 5-Jahres Summe in Personen, Basis: letzter Umzug 7'000 6'000 Interkantonal International Saldo 12'000 Zuzüger Wegzüger Saldo 10'000 5'000 8'000 4'000 6'000 3'000 4'000 2'000 2'000 1'000 0 0 -1'000 -2'000 -2'000 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Quelle: Bundesamt für Statistik -4'000 GR AR SZ GL AGSHUR GE VSNWNE JU FROWVD BL TI AI ZG SO BS LU BE TG ZH Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research St. Gallen: Hohe Zuwanderung aus dem Ausland Wie für Kantone mit Zentren typisch, weist der Kanton St. Gallen seit 1998 einen hohen positiven internationalen Migrationssaldo auf (Abbildung 28). Zudem fördert die Grenzlage des Kantons, insbesondere zu Liechtenstein, den Zustrom. 2008 war das absolute Spitzenjahr mit einem Zuwanderungssaldo von über 5'500 Personen. Auf der anderen Seite weist der Kanton St. Gallen seit 20 Jahren einen negativen interkantonalen Migrationssaldo auf. Nach Höchstwerten von über 1'000 Personen jährlich zwischen 2005 und 2008 hat sich die Abwanderung in andere Kantone in den letzten Jahren etwas beruhigt. Zwischen 2006 und 2011 wanderten netto am meisten St. Galler in den Kanton Zürich, gefolgt vom Thurgau (Abbildung 29). Zuwanderung erhielt St. Gallen aus Graubünden, Appenzell Ausserrhoden und Schwyz. Der gesamte Migrationssaldo ist seit 1999 stets positiv, zuletzt 2011 mit 3'000 Personen. Wanderungstrend in die Stadt Zürich Neben der internationalen und interkantonalen Migration kann, basierend auf dem letzten Umzug, auch die Migration zwischen den Regionen berechnet werden. Gerade bei grösseren, heterogenen Kantonen wie dem Kanton St. Gallen zeigen intrakantonale Wanderungsströme häufig spannende Verhaltensmuster. Wie bereits bei der Analyse des Bevölkerungswachstums festgestellt, leidet die Region Toggenburg unter einer Abwanderung. Die Mehrheit der Wegzüger verlässt den Kanton jedoch nicht und zieht stattdessen in die urbaneren Regionen Wil und St. Gallen/Rorschach. Grundsätzlich kann ein Zustrom aus fast allen Appenzeller und St. Galler Regionen nach St. Gallen/Rorschach beobachtet werden. Trotz dem Zuwachs hat die Region St. Gallen/Rorschach den höchsten negativen Migrationssaldo von über 1'100 Personen. Knapp 800 Personen wanderten zwischen 2006 und 2011 netto in die Stadt Zürich, gefolgt von der Region Oberthurgau mit 600 Personen. Die Stadt Zürich war in diesem Zeitraum das beliebteste Migrationsziel der St. Galler und Appenzeller mit netto 1'550 Zugewanderten. Abgekoppelt vom oben beschriebenen Verhaltensmuster zeigt sich die Region Linthgebiet: Wanderungsbewegungen der Bevölkerung finden hauptsächlich von und in die nach Zürich ausgerichteten Pendlerregionen statt. So verzeichnete das Linthgebiet einen signifikanten Zustrom aus den Regionen Zimmerberg, Pfannenstiel und March/Höfe – wohl auch aufgrund der in diesen Regionen stark steigenden Immobilienpreise. Auf der anderen Seite wanderten fast 400 Personen aus dem Linthgebiet in die Region Oberland-West. Swiss Issues Regionen 26 Credit Suisse Economic Research Einkommen Die Einkommensentwicklung von Kantonen und Regionen hängt neben der konjunkturellen Lage und den Standortbedingungen auch von der Struktur und dem Wachstum der Bevölkerung ab. Die demographische Struktur widerspiegelt sich in der Entwicklung der Haushaltseinkommen, da die Einkommensbildung massgeblich vom Lohnniveau und der Erwerbsquote der Einwohner bestimmt wird und diese wiederum altersabhängig sind. Die höchsten Einkommenszuwächse im Lebenszyklus werden in der Regel im Alter zwischen 25 und 44 Jahren realisiert. Diese Altersklassen leisten damit einen hohen Beitrag zur regionalen Einkommensentwicklung. Aufgrund des relativ hohen Einkommensniveaus spielt aber auch die Altersklasse der 45–65Jährigen eine wichtige Rolle für die regionale Einkommensentwicklung. Abbildung 30 Prognose der kantonalen Haushaltseinkommen 2009–2013 Durchschnittliches jährliches Wachstum in Prozent, reale Werte 3.5% 3.0% 2.5% 2.0% ZG ZH SZ NW AG OW TG LU GE CH VD 1.5% 1.0% FR SG GR BS SO AI SH VS BL BE TI UR GL AR NE JU 0.5% 0.0% Quelle: Credit Suisse Economic Research Unterdurchschnittliche Wachstumsprognose des Haushaltseinkommens Die aktuelle Prognose der kantonalen Haushaltseinkommen reicht bis 2013 (Abbildung 30). Im Schweizer Durchschnitt rechnen wir – ausgehend von einem Pro-Kopf-Wert von 47’921 CHF im Jahr 2009 – mit einem jährlichen realen Wachstum von 2.1%. Die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftsregionen ist aber weiterhin von einer erheblichen Heterogenität geprägt. Die Kantone Appenzell Innerrhoden und St. Gallen weisen mit 1.7% und 1.9% eine leicht unterdurchschnittliche Wachstumsprognose aus. Für Ausserrhoden ist die Prognose mit einem Wert von 1.4% tiefer. Für die Kantone Schwyz (2.6%), Zürich (2.8%) und allen voran Zug (3.0%) werden die höchsten Wachstumsquoten prognostiziert. Tieferes Wachstumspotential im Toggenburg und in Ausserrhoden Abbildung 31 vergleicht das Niveau der Haushaltseinkommen sowie deren Wachstumsperspektiven in den Wirtschaftsregionen der beiden Appenzell und St. Gallen. Das höchste Niveau unter den betrachteten Regionen hat das Linthgebiet, gefolgt von Appenzell Ausserrhoden, beide mit nominal über 50'000 CHF pro Kopf. Am tiefsten ist das Einkommensniveau im Toggenburg und im Sarganserland. Für die meisten Regionen wird bis 2013 ein Wachstum des Haushaltseinkommens zwischen 1.7% und 2.0% prognostiziert. Die Ausnahme bilden die Wirtschaftsregionen Toggenburg und Appenzell Ausserrhoden, die mit einer prognostizierten Wachstumsrate von 1.3% bzw. 1.4% deutlich unter den Durchschnitt liegen. Appenzell Ausserrhoden wird es demnach schwer haben, das im regionalen Vergleich hohe Niveau zu verteidigen. Swiss Issues Regionen 27 Credit Suisse Economic Research Abbildung 31 Regionales Haushaltseinkommen 2009–2013 Nominales Haushaltseinkommen pro Kopf 2009, in CHF; reales Haushaltseinkommen als durchschnittliche jährliche Wachstumsrate Fr auen fel d Wil Öster rei ch St.Ga lle n/ Ror sch ach St.Ga llen St. Ga ll er Rhe i ntal Her is a u 1.3% - 1.5% 1.6% - 1.7% Ap penz ell Togg enbu rg Reales Wachstum Ap penzell A.R h. 1.8% - 1.9% Ap penz ell I.R h. 2.0% - 2.1% Li nthgeb iet Nominal pro Kopf 35'000 35'001 - 40'500 40'501 - 44'300 44'301 - 45'800 Wer d enberg 45'801 - 48'700 Li echtenstein Kantonsgrenze Gla ru s Sc hw yz Sar ga nser la nd Alt d o rf Quelle: Credit Suisse Economic Research, Geostat, DDS C Swiss Issues Regionen 28 Credit Suisse Economic Research Gesundheitswesen und Heime: Wachstumsbranche im Wandel Wachstumsbranche mit starker lokaler Verankerung Wichtigste Treiber der Nachfrage nach Gesundheits-, Pflege- oder Betreuungsleistungen sind die Bevölkerungsgrösse und ihre demographische Struktur. Die Inanspruchnahme von Gesundheits- und Pflegeleistungen nimmt im Alter überproportional zu. Veränderte Familienstrukturen und steigende Frauenerwerbsquoten erhöhen die Nachfrage nach externer Pflege und Betreuung zusätzlich. Das Gesundheits- und Sozialwesen ist somit eine Wachstumsbranche. Die relevanten Märkte sind häufig regional, teilweise sogar lokal. Auch in den drei Ostschweizer Kantonen orientiert sich die Verteilung der Gesundheitsversorger primär an der lokalen Bevölkerungszahl. In Relation zur Wohnbevölkerung zeigt sich jedoch, dass vor allem in Appenzell Ausserrhoden Gesundheitswesen und Heime (gemessen an der Beschäftigung) im Landesvergleich überproportional stark vertreten sind. Appenzell Ausserrhoden: Traditioneller Standort für Heime und Spezialkliniken Appenzell Ausserrhoden ist traditionell als Standortkanton für Waisenhäuser und Heime bekannt. Viele wurden zwar inzwischen geschlossen und anderen Nutzungen zugeführt. Einzelne Institutionen sind hingegen bis heute erfolgreich. Die Waldheim-Stiftung etwa betreut heute in sechs Wohnheimen Menschen mit schwerer geistiger, körperlicher und psychischer Behinderung. Das Pestalozzi-Kinderdorf in Trogen, 1945 gegründet mit der Vision, Waisenkinder aus vom Krieg betroffenen Ländern ein Zuhause und eine Ausbildungsstätte zu geben, hat Ausstrahlung bis weit über die Landesgrenzen hinweg. Im Gesundheitswesen ist Appenzell-Ausserrhoden vor allem für seine Privatkliniken im Reha- und Chirurgiebereich sowie sein vielfältiges Angebot in der Komplementärmedizin bekannt. St. Gallen: Zentrum der Gesundheitsversorgung mit lokalen Satelliten Der Kanton St. Gallen ist vor allem Grundversorgungsbereich stark. Das St. Galler Kantonsspital (KSSG) ist Zentrum der Ostschweizer Gesundheitsversorgung, gleichzeitig aber auch auf nationaler Ebene ein wichtiger Leistungserbringer. Es gehört zu den grössten nichtuniversitären Zentrumsspitälern und ist gemessen an der Anzahl Fälle gar das viertgrösste Spital der Schweiz. Daneben existiert eine Vielzahl kleinerer öffentlicher Spitäler. Allein im Kanton St. Gallen finden sich zusätzlich zum KSSG deren acht, zu vier Versorgungsregionen zusammengefasst, in Appenzell Innerrhoden das Kantonsspital Appenzell sowie in Appenzell Ausserrhoden der Spitalverbund mit den Standorten Herisau und Heiden. Die Privatspitäler Stephanshorn (St. Gallen), Am Rosenberg (Heiden) – beide Teil der Hirslanden-Gruppe – und Seeschau (Kreuzlingen) ergänzen die Versorgung im Akutbereich. Die Ostschweiz ist damit sehr dicht mit Spitälern bestückt. Dies hat mit Blick auf die Erreichbarkeit zahlreiche Vorteile, bringt in Sachen Fallzahlen und Breite des Leistungsangebots – und somit indirekt auch für Qualität und Kosten (Infrastruktur und Betrieb) – gewisse Nachteile mit sich. Anhaltender Strukturwandel Schweizweit ist im Spital- aber auch im Gesundheitswesen insgesamt seit längerem eine Tendenz zu grösseren Einheiten und in Richtung ambulante Versorgung feststellbar. Die Zahl der Spitäler ist rückläufig, die Bettenzahl ebenso. Viele Behandlungen können heute ambulant oder mit wesentlich kürzerem Aufenthalt durchgeführt werden. Verschiedentlich sind kleine Spitäler zu ambulanten Aussenstationen oder medizinischen Zentren ambulanter Leistungserbringer (z.B. Ärzte, Physiotherapeuten, Spitex usw.) umgewandelt worden. Mit der neuen Spitalfinanzierung und dem steigenden Spardruck im Gesundheitswesen dürften sich die Verlagerungen in den ambulanten Bereich sowie die Tendenz zu grösseren und spezialisierteren Einheiten künftig noch verstärken. Bereits haben die beiden Appenzell ein Zusammengehen der drei Spitäler Appenzell, Heiden und Herisau angekündigt. Alle drei Standorte sollen mit unterschiedlichem medizinischem Angebot aber weiter betrieben werden. Moderne Kommunikationstechnologien ermöglichen eine koordinierte, teilweise auch dezentrale Leistungserbringung und erhöhen zudem die Qualität der erbrachten Leistungen. Sie finden daher auch im Gesundheitsbereich immer stärkere Verbreitung. Die Zukunft liegt eindeutig in der integrierten Versorgung zwischen den verschiedenen Leistungserbringern und in der überregionalen Zusammenarbeit über Kantons- und möglicherweise gar Landesgrenzen hinweg. Swiss Issues Regionen 29 Credit Suisse Economic Research Branchenstruktur und Wertschöpfung Die Branchenstruktur ist von zentraler Bedeutung für das Leistungspotential einer Region. Die branchenmässige Zusammensetzung der Wirtschaft, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumsstärke liefern nicht nur Hinweise zur heutigen Wirtschaftskraft einer Region, sie ermöglichen auch Rückschlüsse auf das zukünftige Wachstumspotential der Wertschöpfung. Die Entwicklung der Beschäftigung zeigt zudem gesamtwirtschaftliche Veränderungen, aber auch solche, welche für die Region mit ihrer spezifischen Branchenstruktur kennzeichnend sind. Branchenstruktur und -spezialisierung Weitgehend traditionelle Wirtschaftsstruktur Die Kantone Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden wie auch weite Teile des Kantons St. Gallen weisen eine traditionelle Wirtschaftsstruktur auf (Abbildung 32). Dies macht sich in hohen Beschäftigungsanteilen in Bau und Industrie – und in Innerrhoden auch in der Landwirtschaft – bemerkbar. Rund 13% der 6'000 Innerrhoder Beschäftigten sind im Primärsektor tätig, womit der Kanton der am stärksten landwirtschaftlich geprägte der Schweiz ist. Eine ähnlich hohe Bedeutung hat die Landwirtschaft auch im Toggenburg. Aufgrund der grossen Bedeutung von Landwirtschaft und Industrie ist die Zahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor mit rund 50% in beiden Appenzell unterdurchschnittlich. Eine ähnliche Wirtschaftsstruktur wie die beiden Appenzeller Kantone weist das Linthgebiet auf. Rund 40% der Beschäftigten sind im Industriesektor tätig, der Dienstleistungssektor ist im Schweizer Vergleich unterdurchschnittlich vertreten. Die klar am stärksten industrialisierte Region des Untersuchungsraums ist das St. Galler Rheintal, mit über 50% Beschäftigtenanteil in Bau und Industrie. Die gemessen an der Beschäftigung grösste Region ist St. Gallen/Rorschach mit rund 90'000 Beschäftigten. In der Hauptortregion des Kantons St. Gallen konzentrieren sich Zentrumsaufgaben des Kantons. Entsprechend sind hier zahlreiche Dienstleister und insbesondere der öffentliche Sektor angesiedelt. Die Wirtschaftsstruktur von St. Gallen/Rorschach ähnelt denn auch am stärksten der gesamtschweizerischen Branchenlandschaft, mit dem Dienstleistungssektor als beschäftigungsintensivstem Bereich von beinahe 70%. Die Wirtschaftsstruktur des Kantons St. Gallen ist stark von dieser Region geprägt, sind doch mehr als 40% der Beschäftigten des Kantons in dieser Region tätig. Abbildung 32 Wirtschaftsstruktur nach Sektoren Anteile in Prozent, 2008 AI Toggenburg Sarganserland Werdenberg AR Linthgebiet St. Galler Rheintal Wil St.Gallen/Rorschach SG CH 0% 10% 20% 30% Land- und Forstwirtschaft 40% 50% 60% Bau und Industrie 70% 80% 90% 100% Dienstleistungen Quelle: Bundesamt für Statistik Swiss Issues Regionen 30 Credit Suisse Economic Research Eine detaillierte Betrachtung auf Branchenebene erlaubt es, die Besonderheiten der regionalen Wirtschaftsstruktur exakter darzustellen. Wie auf Ebene der Wirtschaftssektoren erkennbar ist, unterscheiden sich die betrachteten Regionen branchenseitig deutlich und weisen auch im Vergleich zur gesamtschweizerischen Branchenstruktur interessante Schwerpunkte auf. Appenzell Ausserrhoden: Gesundheitswesen und Heime Die Branchenstruktur in Appenzell Ausserrhoden unterscheidet sich deutlich vom Schweizer Mittel (Abbildung 33). Sie ist jedoch relativ breit abgestützt; so erreicht keine der Branchen einen Beschäftigungsanteil von über 10%. Mit gut 9% der Beschäftigten ist das Gesundheitswesen die bedeutendste Branche im Kanton, gefolgt von den Heimen mit knapp 7%. Ausserrhoden ist traditionell für seine Waisenhäuser und Heime bekannt. Im Gesundheitswesen sind es insbesondere die Rehakliniken sowie die Komplementärmedizin, welche das Angebot prägen. Bereits an dritter Stelle steht die Landwirtschaft. Der üblicherweise in den vorderen Rängen rangierende Detailhandel folgt in Ausserrhoden erst an siebter Stelle in der Rangliste der bedeutendsten Branchen. Dies ist hauptsächlich auf die nahegelegene Stadt St. Gallen mit ihrem vielfältigen Einkaufsangebot zurückzuführen. Noch vor dem Detailhandel liegen einige Industriebranchen wie Elektrotechnik, Textil und das Ausbaugewerbe. Im Vergleich zum Schweizer Mittel unterdurchschnittlich gross ist die öffentliche Verwaltung, was auf einen schlanken Verwaltungsapparat hinweist. Grosser Landwirtschaftssektor in Innerrhoden Die beschäftigungsstärkste Branche Innerrhodens ist die Landwirtschaft mit über 13% Beschäftigungsanteil (Abbildung 34). Gemeinsam mit dem Detailhandel absorbieren diese beiden Branchen mehr als 20% der Innerrhoder Beschäftigen. Die Branchenkonzentration der Beschäftigung ist in Innerrhoden damit deutlich höher als im benachbarten Ausserrhoden. Im Vergleich zum Schweizer Mittel überdurchschnittlich hohe Beschäftigungsanteile weisen auch das Ausbaugewerbe und die Herstellung von Metallerzeugnissen auf. Die Bedeutung des Tourismus im am Fusse des Alpsteins gelegenen Kanton kommt in den überdurchschnittlich hohen Beschäftigungsanteilen in Hotellerie und Gastronomie zum Ausdruck. Im Gegensatz zum Nachbarkanton Ausserrhoden hat das Gesundheitswesen in Innerrhoden eine unterdurchschnittliche Bedeutung. Abbildung 33 Abbildung 34 Branchenstruktur Appenzell Ausserrhoden Branchenstruktur Appenzell Innerrhoden Beschäftigungsanteile der 12 grössten Branchen in Prozent, 2008 Beschäftigungsanteile der 12 grössten Branchen in Prozent, 2008 Gesundheitswesen Landwirtschaft Heime Detailhandel Landwirtschaft Ausbaugewerbe Elektrotechnik Hotellerie Textil Metallerzeugnisse Ausbaugewerbe Gastronomie Detailhandel Gesundheitswesen Unterrichtswesen AR AI SG CH Grosshandel Öffentliche Verwaltung Elektronik und Uhren Gastronomie Unterrichtswesen AI AR SG CH Grosshandel Hochbau Autogewerbe Elektronik und Uhren 0% 2% 4% Quelle: Bundesamt für Statistik Vielfältige Branchenstruktur in St. Gallen 6% 8% 10% 12% 14% 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% Quelle: Bundesamt für Statistik Die Branchenstruktur des Kantons St. Gallen unterscheidet sich nicht bedeutend vom landesweiten Durchschnitt. Der Detailhandel ist die beschäftigungsstärkste Branche, gefolgt vom Ausbaugewerbe. Die Beschäftigungsanteile dieser beiden Branchen decken sich mit dem Landesmittel. Überdurchschnittlich stark ist im Kanton St. Gallen der Maschinenbau, was sich auf die starke Positionierung der Regionen Wil und St. Galler Rheintal in dieser Branche zurückführen lässt. St. Galler Unternehmen wie der Textilmaschinenkonzern Bühler oder der Werkzeugmaschinenhersteller Starrag gehören zu den bedeutendsten Betrieben ihres Fachs. Im St. Galler Rheintal finden sich des Weiteren zahlreiche Firmen, die in der Herstellung von Metallerzeugnissen und Präzisionsinstrumenten oder im Grosshandel tätig sind. Diese Branchen weisen entsprechend hohe Beschäftigungsanteile im stark industrialisierten und für den Export produzie- Swiss Issues Regionen 31 Credit Suisse Economic Research renden St. Galler Rheintal auf. Eine im schweizweiten Vergleich durchschnittliche Stellung nehmen das Gesundheits- und das Unterrichtswesen sowie Heime ein. Der Beschäftigungsanteil der öffentlichen Verwaltung liegt unterhalb des Schweizer Mittels und konzentriert sich naturgemäss in der Hauportregion St. Gallen/Rorschach. Abbildung 35 Branchenstruktur St. Gallen Beschäftigungsanteile der 12 grössten Branchen in Prozent, 2008 Detailhandel Ausbaugewerbe Maschinenbau Gesundheitswesen Metallerzeugnisse Unterrichtswesen SG Grosshandel St.Gallen/Rorschach Landwirtschaft St. Galler Rheintal Heime Linthgebiet Wil Gastronomie CH Öffentliche Verwaltung Elektronik und Uhren 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% Quelle: Bundesamt für Statistik Wandel der Wirtschaftsstruktur Die Branchenlandschaft der Schweizer Regionen ist einem stetigen Wandel unterworfen. Während die Schweiz im 19. Jahrhundert weitgehend agrarisch geprägt war, hat sie sich im Laufe der Zeit zu einer modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft entwickelt. In einem Prozess schöpferischer Zerstörung bewirken die Märkte das Abwandern oder den Untergang unproduktiver Wirtschaftsbereiche. Dadurch wird Raum und Kapazität für die Produktion neuer, höherwertiger Güter und Dienstleistungen geschaffen. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei die Entwicklung neuer Technologien, welche einerseits eine verdrängende Funktion gegenüber den älteren Methoden und Prozessen ausüben, dadurch aber andererseits Effizienzsteigerungen sowie Innovation ermöglichen und das Wertschöpfungspotential einer Region steigern. Die weitgreifenden Veränderungsprozesse, welche im Umfeld des wirtschaftlichen Strukturwandels in einer Region stattfinden, umfassen meist aber auch unerwünschte Entwicklungen. So kann die geographische Verlagerung grösserer Produktionsbetriebe für den bisherigen Standort in einer temporär höheren Arbeitslosigkeit resultieren. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich nachhaltiges Wirtschaftswachstum nur mit einer Bewegung weg von wertschöpfungsschwächeren Tätigkeiten hin zu wertschöpfungsintensiveren Produkten erreichen lässt. Die sich stetig wandelnde Wirtschaftsstruktur trifft nicht alle Regionen der Schweiz gleichermassen. Während einige Regionen von der Tertiarisierung, also der zunehmenden Bedeutung des Dienstleistungssektors, profitieren, bedeutet diese Entwicklung für andere Wirtschaftsräume eine grosse Herausforderung. Wie sich dieser wirtschaftliche Wandel der letzten Jahre auf die Regionen ausgewirkt hat, lässt sich am besten anhand ihrer Beschäftigungsentwicklung erkennen (Abbildung 36). In der Schweiz ist die Beschäftigung zwischen 1995 und 2008 um mehr als 10% gewachsen. Da die Beschäftigungsentwicklung stark konjunkturabhängig ist, war dieses Wachstum ebenfalls von Auf- und Abschwüngen gekennzeichnet. Die einzelnen Kantone und Regionen konnten je nach Branchenmix unterschiedlich von diesem Beschäftigungswachstum profitieren. Swiss Issues Regionen 32 Credit Suisse Economic Research Beschäftigungswachstum in St. Gallen und Appenzell Innerrhoden Die Beschäftigungsentwicklung zeigt sich in der Untersuchungsregion denn auch sehr unterschiedlich. In Appenzell Innerrhoden ist die Beschäftigung um über 20% angestiegen, was angesichts der geringen Beschäftigungszahl im Kanton einem Zuwachs von rund 900 Stellen entspricht. Ebenfalls deutlich über dem Schweizer Durchschnitt gewachsen ist die im Südosten des Kantons St. Gallen gelegene Region Werdenberg. Der Kanton St. Gallen sowie seine Regionen Wil und St. Gallen/Rorschach verzeichneten ein Beschäftigungswachstum im Bereich des Schweizer Mittels. Einen deutlichen Beschäftigungsrückgang mussten hingegen die Region Toggenburg sowie der Kanton Appenzell Ausserrhoden verkraften. Die beiden Regionen verloren zwischen 1995 und 2008 6% bzw. 3% ihrer Beschäftigten. Abbildung 36 Beschäftigungsentwicklung ausgewählter Regionen 1995−2008 2. und 3. Sektor, in Prozent AI Werdenberg Wil St.Gallen/Rorschach CH SG St. Galler Rheintal Linthgebiet Sarganserland AR Toggenburg -10% -5% 0% 5% 10% 15% 20% 25% Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Veränderungen im Beschäftigungsniveau verlaufen nicht linear über die gesamte Branchenlandschaft. Sie gehen einher mit einem Strukturwandel, der sich an den Wachstumsbeiträgen der einzelnen Branchen ablesen lässt. Zu diesem Zweck verwenden wir elf Spezialisierungskategorien, welche in der untenstehenden Übersicht zusammengefasst sind. Spezialisierungskategorien Traditionelle Industrie Nahrungsmittel, Getränke und Tabak, Textilien und Bekleidung, Lederwaren und Schuhe, Holzindustrie, Papier- und Kartonindustrie, Druckgewerbe, Kokerei, Raffinerie, Herstellung von sonstigen Produkten aus nichtmetallischen Mineralien, Metallerzeugnisse, sonstiges verarbeitendes Gewerbe Spitzenindustrie Chemische und pharmazeutische Industrie, Gummi- und Kunststoffwaren, Maschinenbau, Herstellung elektrischer und elektronischer Geräte, Feinmechanik, Optik, Fahrzeugbau Baugewerbe Baugewerbe Energieversorgung Energie- und Wasserversorgung, Gewinnung von energetischen Produkten, Gewinnung von nichtenergetischen Produkten Handel und Verkauf Autogewerbe, Grosshandel, Detailhandel Verkehr, Transport, Post Verkehr, Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr, Logistik, Post- und Kurierdienste Information, Kommunikation, IT Verlagsgewerbe, Film und Videoaktivitäten, Radio- und Fernsehanstalten, Nachrichtenübermittlung, Bibliotheken und Archive Finanzdienstleistungen Kredit- und Versicherungsgewerbe Unternehmensdienstleistungen Reisebüros, Vermietung, Informatikdienste, Forschung und Entwicklung, Dienstleistungen für Unternehmen, Immobilienwesen Unterhaltung und Gastgewerbe Gastgewerbe, Unterhaltung, Kultur und Sport, Persönliche Dienstleistungen Administrative und soziale Dienste Öffentliche Verwaltung, Gesundheits- und Sozialwesen, Unterrichtswesen, Abwasserreinigung, Abfallbeseitigung, Interessenvertretungen, Bestattungswesen Swiss Issues Regionen 33 Credit Suisse Economic Research Wachstum und Rückgang der Beschäftigung verteilen sich in der Untersuchungsregion meist auf dieselben Branchen; jedoch gibt es auch Ausnahmen (Abbildung 37). Es ist ersichtlich, dass wie im Schweizer Mittel die Beschäftigung in staatsnahen administrativen und sozialen Diensten in allen Kantonen und Wirtschaftsregionen gewachsen ist. Ausser in der Region Werdenberg entwickelte sich auch die Beschäftigung in den Unternehmensdienstleistungen analog zum Schweizer Schnitt positiv und meist sehr dynamisch. Ebenfalls stark zum Beschäftigungswachstum beigetragen hat in einem Grossteil der Regionen die Spitzenindustrie. Besonders ins Auge sticht dabei die Region Werdenberg, wo diese Branche über 11 Prozentpunkte zum Wachstum der Beschäftigtenzahlen beigetragen hat. Auch im St. Galler Rheintal fiel der Wachstumsbeitrag der Spitzenindustrie mit knapp 5 Prozentpunkten am stärksten aller Kategorien aus. Der Strukturwandel schreitet in der Untersuchungsregion analog zum Landesschnitt fort: weg von der traditionellen Industrie hin zur wertschöpfungsintensiven Spitzenindustrie und zu Dienstleistungen. Einzig Appenzell Innerrhoden, Werdenberg und das Linthgebiet verzeichneten einen Stellenzuwachs in der traditionellen Industrie, welcher jedoch geringer ausfiel als das Wachstum der Spitzenindustrie. Einen schmerzhaften Transformationsprozess durchlief das Toggenburg, wo 30% der Stellen in der traditionellen Industrie verschwanden. Diese Stellen konnten nicht in gleichem Ausmass durch das Wachstum der Spitzenindustrie oder der administrativen und sozialen Dienste kompensiert werden. Im Gegensatz zum schweizweiten Trend schrumpfte in dieser Region, genauso wie in Appenzell Ausserrhoden, die Beschäftigung bei den Finanzdienstleistern. Positiv überrascht die Beschäftigungsentwicklung in Appenzell Innerrhoden, wo sogar in den schweizweit schrumpfenden Kategorien Unterhaltung und Gastgewerbe sowie Handel und Verkauf ein Stellenwachstum stattgefunden hat. Der Strukturwandel im Sinne eines Rückgangs der traditionellen Industrien zugunsten wertschöpfungsintensiverer Branchen findet in weiten Teilen der Untersuchungsregion statt. Die Gewichte haben sich in sämtlichen Regionen zugunsten der Dienstleistungen und der wertschöpfungsintensiven Industrien verlagert. Abbildung 37 Beiträge der Branchen zum Beschäftigungswachstum 1995−2008 In Prozent, nach Spezialisierungskategorie Traditionelle Industrie Baugewerbe Handel und Verkauf Information, Kommunikation, IT Unternehmensdienstleistungen Administrative und soziale Dienste 30% 25% 20% 15% Spitzenindustrie Energieversorgung Verkehr, Transport, Post Finanzdienstleistungen Unterhaltung und Gastgewerbe 10% 5% 0% -5% -10% Toggenburg AR Sarganserland Linthgebiet St. Galler Rheintal SG CH St.Gallen/ Rorschach Wil Werdenberg -15% AI Strukturwandel hin zu Spitzenindustrie und Dienstleistungen Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Branchenbewertung Die Bedeutung der Branchenstruktur für das Wachstumspotential der Wertschöpfung einer Region hängt von deren Wettbewerbsfähigkeit ab. Eine entsprechende Bewertung der Branchenstruktur kann mit Hilfe der nachfolgenden Abbildungen vorgenommen werden. Der Durchmesser der Kreise gibt dabei den Anteil der betreffenden Branche an der Gesamtheit der Arbeitsplätze in der Region wieder. Die Abweichung dieses Anteils vom Landesdurchschnitt wird auf der horizontalen Achse angezeigt. Je weiter rechts eine Branche positioniert ist, desto grösser ist ihre Bedeutung für die Region im Vergleich zum Landesdurchschnitt. Die vertikale Achse Swiss Issues Regionen 34 Credit Suisse Economic Research zeigt die mittelfristigen Chancen und Risiken jeder Branche an. Das zugrunde liegende Bewertungsmodell basiert auf Indikatoren der amtlichen Statistik sowie eigenen Prognosen. In die Beurteilung der Chancen fliessen Daten zum Wertschöpfungs-, Produktivitäts- und Beschäftigungswachstum ein. Die Risiken bilden Unsicherheiten ab, welche das nachhaltige Wachstum der Branche einschränken können. Ihre Einschätzung basiert auf Indikatoren, welche neben den Wachstumsschwankungen beispielsweise auch den Strukturwandel und das Ausmass an Regulierungen und Protektionismus innerhalb der Branchen messen. Von diesem Bewertungsansatz ausgenommen ist die öffentliche Verwaltung. Eine Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit dieses Sektors ist kaum sinnvoll, da es für seine Leistungen in der Regel keinen Markt gibt und Angebot und Nachfrage von der Politik bestimmt werden. Bei der Branchenbewertung liegt die öffentliche Verwaltung daher auf der neutralen Horizontalachse. Abbildung 38 und Abbildung 39 stellen die Chancen-Risiken-Profile der 15 bedeutendsten Branchen in den beiden Appenzell dar. Während Ausserrhoden über ein ausgeglichenes Profil verfügt, ist das Branchenprofil in Innerrhoden klar unterdurchschnittlich. In beiden Kantonen drückt die überdurchschnittlich bedeutend aber wertschöpfungsschwache Landwirtschaft auf das Branchenpotential. Von allen Branchen hat dieser Sektor das ungünstigste ChancenRisiken-Profil. Weitere in beiden Kantonen überdurchschnittliche Branchen mit schlechter Bewertung sind die Hotellerie und die Textilproduktion. Appenzell Ausserrhoden verfügt über einige bedeutende Branchen mit einem hohen Chancen-Risiken-Profil, wie das Gesundheits- und Heimwesen sowie die Elektrotechnik. In Innerrhoden fehlen solche chancenreichen Branchen mit hohen Beschäftigtenanteilen weitgehend. Ausgeglichenes Profil in Appenzell Ausserrhoden Abbildung 39 Chancen-Risiken-Profil Appenzell Ausserrhoden Chancen-Risiken-Profil Appenzell Innerrhoden 15 grösste Branchen, 2012 15 grösste Branchen, 2012 Architekten, Elektronik und Ingenieure Uhren Öffentliche Verwaltung Unterrichtswesen Detailhandel Gastronomie Metallerzeugnisse Gesundheitswesen hoch Grosshandel Ausbaugewerbe Heime Hochbau Hotellerie Elektrotechnik Landwirtschaft Land- und Forstwirtschaft Dienstleistungen Druck und Verlag Öffentlicher Sektor -4.0% -2.0% 0.0% 2.0% 4.0% 6.0% Beschäftigung: Abweichung vom Landesdurchschnitt Quelle: Credit Suisse Economic Research St. Gallen: Durchschnittliche Branchenbewertung Elektronik und Uhren Heime Öffentliche Verwaltung Holzindustrie Architekten, Ingenieure Ausbaugewerbe 8.0% Land- und Forstwirtschaft Bau und Industrie Dienstleistungen Öffentlicher Sektor Tiefbau Unterrichtswesen Detailhandel Landwirtschaft Hochbau Autogewerbe Gastronomie Textil niedrig niedrig Bau und Industrie -6.0% Gesundheitswesen Grosshandel Holzindustrie Branchenbewertung Branchenbewertung hoch Abbildung 38 Metallerzeugnisse Hotellerie Textil -6.0% -4.0% -2.0% 0.0% 2.0% 4.0% 6.0% 8.0% 10.0% 12.0% Beschäftigung: Abweichung vom Landesdurchschnitt Quelle: Credit Suisse Economic Research Das Chancen-Risiken-Profil der 15 bedeutendsten Branchen für den Kanton St. Gallen ist in Abbildung 40 dargestellt. Der Kanton verfügt insgesamt über ein durchschnittliches Branchenprofil. Wie in den beiden Appenzell ist auch hier die Landwirtschaft überdurchschnittlich stark vertreten. Zudem verfügt der Kanton über weitere überdurchschnittlich wichtige Branchen mit ungünstiger Bewertung, wie Maschinenbau und die Herstellung von Metallerzeugnissen. Chancen bieten sich dem Kanton im Gesundheits- und Heimwesen sowie im Grosshandel, dessen Bedeutung im Kanton jedoch noch unterdurchschnittlich ist. Swiss Issues Regionen 35 Credit Suisse Economic Research Abbildung 40 Chancen-Risiken-Profil St. Gallen hoch 15 grösste Branchen, 2012 Heime Gesundheitswesen Elektronik und Uhren Bau und Industrie Unterrichtswesen Grosshandel Branchenbewertung Land- und Forstwirtschaft Dienstleistungen Öffentlicher Sektor Ausbaugewerbe Banken Detailhandel Öffentliche Verwaltung Autogewerbe Maschinenbau Gastronomie Landverkehr niedrig Landwirtschaft -2.0% -1.0% Metallerzeugnisse 0.0% 1.0% 2.0% Beschäftigung: Abweichung vom Landesdurchschnitt 3.0% 4.0% Quelle: Credit Suisse Economic Research Für die einzelnen Regionen stellen sich die Chancen-Risiken-Profile höchst unterschiedlich dar, (Abbildung 41 bis Abbildung 45): St. Gallen/Rorschach verfügt über ein durchschnittliches Profil. Chancen bieten sich der Region im Gesundheitswesen und in der Branche Unternehmensberatung/Hauptsitze. Bedeutende Branchen wie der Detailhandel und das Ausbaugewerbe verfügen jedoch über eine niedrigere bzw. durchschnittliche Branchenbewertung. Demgegenüber weist das St. Galler Rheintal ein unterdurchschnittliches Branchenprofil auf, wobei die starke Industrieausrichtung ein Klumpenrisiko darstellt, insbesondere in der niedrig bewerteten Metallerzeugung. Da diese Industriebranchen stark exportorientiert sind, fallen globale Konjunkturabschwächungen oder Wechselkursschwankungen hier besonders ins Gewicht. Im Grosshandel bietet sich der Region eine chancenreichere Entwicklung. Hoher Industrialisierungsgrad drückt auf Branchenpotential Chancen-Risiken-Profil St. Galler Rheintal 15 grösste Branchen, 2012 15 grösste Branchen, 2012 Heime Grosshandel Unternehmensberatung/ Hauptsitze Banken Unterrichtswesen Maschinenbau Öffentliche Verwaltung Gastronomie niedrig Nahrungsmittel Landverkehr Ausbaugewerbe -1.5% Gesundheitswesen Metallerzeugnisse Detailhandel Bau und Industrie Dienstleistungen Öffentlicher Sektor -1.0% -0.5% 0.0% 0.5% 1.0% 1.5% Beschäftigung: Abweichung vom Landesdurchschnitt Quelle: Credit Suisse Economic Research 2.0% Ausbaugewerbe Öffentliche Verwaltung Heime Unterrichtswesen Detailhandel Grosshandel Hochbau Kunststoff Maschinenbau Autogewerbe Land- und Forstwirtschaft Bau und Industrie Dienstleistungen Öffentlicher Sektor Elektronik und Uhren Landverkehr niedrig Branchenbewertung hoch Architekten, Ingenieure hoch Abbildung 42 Chancen-Risiken-Profil St. Gallen/Rorschach Branchenbewertung Abbildung 41 -4.0% Landwirtschaft Metallerzeugung Metallerzeugnisse -2.0% 0.0% 2.0% 4.0% 6.0% 8.0% Beschäftigung: Abweichung vom Landesdurchschnitt 10.0% Quelle: Credit Suisse Economic Research Das Branchenprofil des Linthgebiets präsentiert sich ausgewogen, wobei auch hier die überdurchschnittliche Bedeutung der Landwirtschaft und der Herstellung von Metallerzeugnissen die Bewertung negativ beeinflusst. Chancen bieten sich der Region in der Elektrotechnik. Wil ist ähnlich stark von der Industrie geprägt wie das St. Galler Rheintal, zudem ist hier auch die Landwirtschaft noch überdurchschnittlich bedeutsam, was das Chancen-Risiken-Profil zusätzlich schmälert. Entsprechend weist Wil ein unterdurchschnittliches Profil auf, da auch die in der ReSwiss Issues Regionen 36 Credit Suisse Economic Research gion verbreiteten Dienstleistungsbranchen wie Autogewerbe, Landverkehr und Gastronomie über eine niedrige Bewertung verfügen. Chancen-Risiken-Profil Linthgebiet Chancen-Risiken-Profil Wil 15 grösste Branchen, 2012 15 grösste Branchen, 2012 hoch Gesundheitswesen Heime Architekten, Unterrichtswesen Ingenieure hoch Abbildung 44 Gesundheitswesen Branchenbewertung Abbildung 43 Grosshandel Grosshandel -4.0% Kunststoff Detailhandel Autogewerbe Maschinenbau Landverkehr Gastronomie Land- und Forstwirtschaft Bau und Industrie Dienstleistungen Öffentlicher Sektor Metallerzeugnisse -2.0% 0.0% 2.0% 4.0% Beschäftigung: Abweichung vom Landesdurchschnitt Quelle: Credit Suisse Economic Research 6.0% Ausbaugewerbe Autogewerbe Unterrichtswesen Detailhandel Landwirtschaft niedrig niedrig Branchenbewertung Elektrotechnik Ausbaugewerbe Nahrungsmittel Hochbau Gastronomie Landverkehr -4.0% Land- und Forstwirtschaft Bau und Industrie Dienstleistungen Öffentlicher Sektor Heime Architekten, Ingenieure Landwirtschaft Maschinenbau Metallerzeugnisse -2.0% 0.0% 2.0% 4.0% 6.0% 8.0% Beschäftigung: Abweichung vom Landesdurchschnitt 10.0% Quelle: Credit Suisse Economic Research Bruttoinlandprodukt und Wertschöpfung Die Wertschöpfung entspricht dem Wert, der in Produktionsprozessen entsteht. Rechnerisch wird sie durch die Differenz zwischen dem Produktionswert und den Vorleistungen ausgedrückt. In der regionalen Betrachtung widerspiegelt die Wertschöpfung pro Beschäftigten die Produktivität der in einer Region ansässigen Branchen. Als äquivalentes Mass für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft hat sich das Bruttoinlandprodukt (BIP) etabliert. Seitens der offiziellen Statistik sind seit neuestem Schätzungen der kantonalen BIP verfügbar. Credit Suisse Economic Research hat ein Vorgehen entwickelt, welches die Regionalisierung dieser kantonalen Zahlen ermöglicht und so eine BIP-Schätzung für alle Schweizer Regionen liefert. Die Methodik berücksichtigt unter anderem die Branchenstruktur und das Anforderungsprofil der Arbeitsstellen in einer Region. Regional höchste Produktivität in St. Gallen/Rorschach Die Spannweite der regionalen BIP pro Beschäftigten der Schweizer Wirtschaftsregionen liegt zwischen 109'000 und 212'000 CHF. Über die höchste Produktivität verfügt Basel-Stadt, das Schlusslicht bildet das luzernische Entlebuch. Sämtliche Regionen der beiden Appenzell sowie des Kantons St. Gallen weisen BIP-Werte unter dem Schweizer Mittel von 164'000 CHF pro Beschäftigten auf (Abbildung 45). Das durchschnittliche BIP der Untersuchungsregion liegt bei 143'000 CHF pro Beschäftigten, wobei St. Gallen/Rorschach die höchste und das Toggenburg die niedrigste Produktivität aufweisen. Die grosse Bedeutung der Landwirtschaft mit einem Beschäftigungsanteil von über 14% und das Fehlen wertschöpfungsintensiver Dienstleistungsbranchen erklären die niedrige Produktivität der Region Toggenburg. Im Gegensatz dazu verfügt St. Gallen/Rorschach aufgrund seiner Zentrumsfunktionen über eine Vielzahl von Dienstleistungsbranchen und einen grossen öffentlichen Sektor. Produktivitätsstarke Branchen wie Grosshandel, Banken oder die Unternehmensberatung sorgen in der Hauptortsregion für eine im regionalen Vergleich hohe Produktivität. Die Regionen mit der schweizweit höchsten Produktivität erstrecken sich zwischen den Städten Basel, Zürich, Zug und Luzern sowie im Genferseeraum. Mit einem kumulierten BIP von 34 Mrd. CHF erbrachten die beiden Appenzell und der Kanton St. Gallen im Jahr 2010 rund 6% der gesamtschweizerischen Wirtschaftsleistung. Swiss Issues Regionen 37 Credit Suisse Economic Research Abbildung 45 Wertschöpfung auf regionaler Ebene Nominales Bruttoinlandprodukt in CHF pro vollzeitäquivalenten Beschäftigten, 2010 Wil Öste rrei ch St.Ga llen/ Rorsch ach St. Ga ll e r Rh ei ntal Togg enbu rg Ap penzell A.R h. Ap pe nzell I.R h. < 125'000 125'000 - 140'000 140'000 - 150'000 150'000 - 175'000 > 175'000 Li nthgeb iet Werd enberg Li echtenste in Sar ga nser la nd Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research, Geostat Branchenstruktur begründet regionale Produktivitätsunterschiede Die regionalen Produktivitätsunterschiede lassen sich auf die unterschiedliche Branchenstruktur in den Kantonen und Regionen zurückführen. Abbildung 46 zeigt die Zusammensetzung der Bruttowertschöpfung nach 8 Branchengruppen für die Untersuchungsregion. In allen drei Kantonen stammt der Grossteil der Wertschöpfung aus Industrie und Bau, gefolgt von den Branchen Transport, Information, Beherbergung und Gastronomie. In Appenzell Ausserrhoden tragen Finanzdienstleister und Versicherungen lediglich 3% – und damit deutlich weniger als im Schweizer Mittel von 11% – zur Wertschöpfung bei. Die grosse Bedeutung des Gesundheitswesens kommt indes auch in bedeutenden Wertschöpfungsbeiträgen zum Ausdruck. Ganz im Gegensatz zur Landwirtschaft, welche in Innerrhoden zwar 13% der Beschäftigten absorbiert, jedoch lediglich 3% der kantonalen Wertschöpfung generiert. Die zuvor beschriebene unterdurchschnittliche Produktivität lässt sich auf diese Beschäftigungskonzentration in wertschöpfungsschwachen Branchen zurückführen. Swiss Issues Regionen 38 Credit Suisse Economic Research Abbildung 46 Bruttowertschöpfung nach Branchengruppen Zu laufenden Preisen, 2010 AR AI SG CH 0% 20% 40% 60% 80% 100% Landwirtschaft Herstellung von Waren, Bau Transport, Information, Beherbergung, Gastronomie Grundstücks- und Wohnungswesen Finanzdienstleistungen und Versicherungen Öffentliche Verwaltung Energieversorung, Unterricht, Gesundheitswesen Private Haushalte als Hersteller Quelle: Bundesamt für Statistik Hinweise zum mittel- und langfristigen Wachstumspotential von Produktion und Wertschöpfung in den einzelnen Regionen lassen sich aus einer Gegenüberstellung der im vorhergehenden Kapitel vorgestellten quantitativen Branchenbewertung mit unserem Indikator der Standortqualität gewinnen. Dabei drücken die Chancen-Risiken-Bewertung das mittelfristige und der Standortqualitätsindikator das langfristige Wachstumspotential der Wertschöpfung einer Region aus. Analog zu diesem Indikator wird die regionale Branchenbewertung dabei als relativer Index angegeben, bei welchem der Wert für die ganze Schweiz bei null liegt. Abbildung 47 veranschaulicht diese Auswertung für die Untersuchungskantone und -regionen sowie verschiedene Vergleichsgebiete. Abbildung 47 Wachstumspotential der Wertschöpfung Synthetische Indikatoren, CH = 0 2.0 III I St.Gallen/Rorschach 1.5 SH St. Galler Rheintal 0.5 ZH March/Höfe SG Werdenberg Pfannenstiel AR Oberthurgau 0 CH-Mittel 1.0 Branchenbewertung Branchenbewertung und Standortqualität erlauben Potentialabschätzung SZ Sarganserland -0.5 TG GL -1.0 Toggenburg -1.5 IV -2.0 -1 -0.5 AI Wil Linthgebiet CH-Mittel 0 Standortqualität Oberland-Ost II 0.5 1 1.5 2 2.5 Quelle: Credit Suisse Economic Research Die Regionen in Quadrant I der Abbildung geniessen ein gegenüber dem Landesdurchschnitt höheres mittel- und langfristiges Wachstumspotential. Die Regionen in Quadrant IV dagegen Swiss Issues Regionen 39 Credit Suisse Economic Research müssen mit einem gegenüber dem Schweizer Mittel unterdurchschnittlichen Wachstum rechnen. Regionen in Quadrant II weisen ein bedeutendes langfristiges Potential auf. Auf mittlere Sicht hingegen dürfte mit erneuten Restrukturierungen zu rechnen sein, da die Branchenstruktur stärker risikobehaftet ist. Die Regionen in Quadrant III schliesslich können dank sehr dynamischen Branchen auf mittlere Sicht mit einem überdurchschnittlichen Wachstum rechnen. Die schwache Standortqualität kann jedoch die langfristigen Wachstumschancen beeinträchtigen, denn möglicherweise lassen sich zu wenige neue Unternehmen in diesen Regionen nieder; die bestehenden investieren zu wenig oder wandern sogar ab. Unterschiedliche Positionierung innerhalb des Untersuchungsgebiets Die Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden sind bezüglich der Chancen und Risiken der ansässigen Unternehmen durchschnittlich aufgestellt. Appenzell Innerrhoden positioniert sich bezüglich der Standortqualität im Schweizer Mittelfeld. Die niedrige Branchenbewertung der im Kanton beheimateten Firmen drückt jedoch auf die mittelfristigen Wachstumschancen, wodurch der Kanton weniger von konjunkturellen Aufschwungsphasen profitieren kann. Die Wirtschaftsregion St. Gallen/Rorschach weist den einzigen überdurchschnittlichen Wert innerhalb der drei Kantone auf. Sie kann mittelfristig von wirtschaftlichen Aufschwungsphasen profitieren und ist auch längerfristig aussichtsreich positioniert. In der langen Frist können auch Appenzell Ausserrhoden sowie die Wirtschaftsregion Wil von einer überdurchschnittlichen Standortqualität profitieren. Diese begünstigt die Ansiedlung neuer Unternehmen und fördert weitere Investitionen bereits ansässiger Firmen. Swiss Issues Regionen 40 Credit Suisse Economic Research Die MEM-Industrie, eine vielfältige Branche mit Kunden auf der ganzen Welt Dominierte einst die Textilindustrie die industrielle Landschaft der Region St. Gallen/Appenzell, gibt heutzutage die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEMIndustrie) den Takt an. Die verschiedenen MEM-Sparten, zu denen auch der Fahrzeugbau und die Präzisionsinstrumente zählen, beschäftigten 2008 insgesamt rund 38'600 Vollzeitangestellte, was 42% der regionalen Industriebeschäftigung entspricht. Beinahe zwei Drittel des Exportumsatzes der drei Kantone wurden 2011 mit MEM-Produkten erzielt. Am Ursprung der Ostschweizer MEM-Industrie stand die Textilindustrie Manche MEM-Unternehmen, welche bis heute eine starke Position behaupten, entstanden bereits im 19. Jahrhundert als Zulieferer der Textilindustrie. Ein prominentes Beispiel ist der Konzern Bühler, welcher am Hauptsitz in Uzwil sowie in Appenzell und Trübbach insgesamt 2'575 Personen beschäftigt. Die 1860 gegründete Firma war ursprünglich auf die Herstellung von Bestandteilen für Stickereimaschinen spezialisiert, bevor sie den Fokus auf Müllereimaschinen und später auf weitere Maschinen der Lebensmitteltechnik verlegte. Ebenfalls in Uzwil entstand 1859 der Webstuhlhersteller Benninger. Das Unternehmen gehört heute – trotz Verkauf einer Division und Stellenabbau im Jahr 2008 – weiterhin zu den wichtigsten Schweizer Textilmaschinenherstellern. Auch der grösste private Arbeitgeber in Appenzell Ausserrhoden, der Kabelhersteller Huber+Suhner, hat seine Wurzeln in der Textilindustrie. Die Vorgängerfirma Suhner & Co. stellte anfänglich Metallbestandteile für Handwebstühle sowie Apparate für die Stickereiindustrie her, bevor sie in den 1890erJahren im Zuge der Elektrifizierung zur Kabelproduktion überging. Eine breit diversifizierte… Die Ostschweizer MEM-Industrie durchlief im Laufe der Zeit einen massgeblichen Strukturwandel. Vom globalen Wettbewerb gefordert, reagierte sie mit einer konsequenten Ausrichtung auf Innovation und Qualität. Sie wuchs somit zu einer heute sehr diversifizierten, stark im Hightech-Bereich positionierten Branche heran. Im Kanton St. Gallen nehmen Maschinenbauer und Hersteller von Metallwaren eine dominierende Stellung ein. Neben Bühler gehören weitere St. Galler Firmen, wie zum Beispiel Starrag in Rorschacherberg (Werkzeugmaschinen), zu den umsatzstärksten Schweizer Maschinenproduzenten. Mit SFS Intec (Befestigungstechnik) ist zudem der grösste Schweizer Hersteller von Metallerzeugnissen an drei St. Galler Standorten (Hauptsitz Heerbrugg, Flawil und Altstätten) präsent. Auch der Präzisionsinstrumentenindustrie kommt im Kanton eine wichtige Bedeutung zu. Dafür sorgen unter anderem die beiden in Heerbrugg domizilierten Produzenten von optischen Geräten Leica Geosystems und Vectronix. Die Grossfirmen Huber+Suhner (Kabelherstellung) und Metrohm (Geräte für die chemische Analytik) – und somit die Elektrotechnik und die Präzisionsinstrumente – prägen Appenzell Ausserrhoden, während in Innerrhoden vorwiegend Hersteller von Metallerzeugnissen vertreten sind. … und stark vom Ausland abhängige Branche Als stark exportorientierte Investitionsgüterindustrie hängt die regionale MEM-Industrie massgeblich von der Auslandkonjunktur ab. Obwohl die Abhängigkeit vom europäischen Markt in den letzten zehn Jahren abgenommen hat, bleibt Europa bis heute mit einem Anteil von rund 60% der Hauptabsatzmarkt. Die Branche leidet daher unter der aktuellen Eurokrise und dem starken Franken. Auftragseingänge und Produktion waren 2012 bei vielen Unternehmen – zum Teil stark – rückläufig. Auch die Wachstumsverlangsamung in China ging an der Branche nicht spurlos vorbei. Die Exporte ins Reich der Mitte haben sich innerhalb eines Jahrzehnts vervierfacht; China stellt heute den viertwichtigsten Exportmarkt für Produkte der Ostschweizer MEM-Industrie dar. Die Exporteure fokussierten sich in den letzten Jahren vermehrt auf die Schwellenländer. Auch die weiteren BRIC-Staaten Russland, Indien und Brasilien figurieren heute bereits unter den Top-15-Exportmärkten. Für die MEM-Unternehmen bietet die Globalisierung Chancen, ist aber gleichzeitig auch mit Herausforderungen verbunden. Einerseits intensivieren sich der globale Wettbewerb und der Preisdruck mit dem Aufkommen neuer Konkurrenten, insbesondere aus Asien. Andererseits wird aufgrund der grossen Bedeutung der geographischen Kundennähe die Produktion vor Ort in Schwellenländern vorangetrieben. Die Rolle der hiesigen Betriebsstätten bleibt daher einem stetigen Wandel unterworfen. Swiss Issues Regionen 41 Credit Suisse Economic Research Immobilienmarkt Die Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden sind durch eine Vielzahl vergleichsweise kleiner und verstreuter Arbeitsmärkte gekennzeichnet. Wer nicht gerade nach Zürich pendeln muss, was besonders aus dem Osten sehr zeitintensiv ist, kann seinen Wohnort ganz nach regionalen Präferenzen und den vielfältigen Wohnlagen richten. Zusammen mit der ungebrochenen Beliebtheit des Einfamilienhauses führt das als Kehrseite jedoch zu starker Zersiedelung, welche die Kantone zukünftig noch vor grössere raumplanerische Herausforderungen stellen dürfte. Ansonsten sind die Immobilienmärkte mit kleinen Ausnahmen von hoher Stabilität geprägt. Zwar kämpfen einige Regionen mit erhöhten Sockelleerständen, die auf einem veralteten Wohnungsbestand basieren. Insgesamt erfolgt die Neubauplanung jedoch mit Augenmass, und Überangebote zeichnen sich grossflächig genauso wenig ab wie Überbewertungen. Bautätigkeit und Marktstruktur Im Vergleich zu den späten Neunzigerjahren wurde in den letzten zehn Jahren schweizweit viel gebaut. Mit etwas Verzögerung, spätestens jedoch mit der einsetzenden neuen Zuwanderung, dem guten Konjunkturgang der Industrie und dem Fall der Hypothekarzinsen auf ein historisch beispiellos tiefes Niveau, setzte auch in den drei Ostschweizer Kantonen St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden der Bauboom ein – je nach Region in ganz unterschiedlichem Ausmass. Zu Beginn der Beschleunigung kam der Verdacht auf, die Bautätigkeit könnte die Aufnahmefähigkeit der vergleichsweise kleinen Immobilienmärkte der Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden überfordern. Heute zeichnet sich ab, dass vor allem im langfristigen Vergleich – von regionalen Ausnahmen mal abgesehen – keineswegs zu viel gebaut wird. Abbildung 48 Wachstum des Wohnungsbestandes im langfristigen Vergleich Rechte Skala: Wachstum Wohnungsbestand im Vorjahresvergleich; linke Skala: Anzahl Wohneinheiten SG, AI, AR 280'000 260'000 Wachstum SG AI AR Wachstum Schweiz Wohnungsbestand SG AI AR (linke Skala) 2.5% 2.0% 240'000 1.5% 220'000 1.0% 200'000 0.5% 180'000 0.0% 160'000 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Planung mit Bedacht Seit 2002 lag das Wachstum des Wohnungsbestandes in den drei Kantonen zusammengenommen nur einmalig im Jahr 2008 über der gesamtschweizerischen Wachstumsrate – ganz im Gegensatz zu den Achtzigerjahren, wo die regionalen Angebotsübertreibungen stellenweise sehr viel stärker ausgeprägt waren als andernorts (Abbildung 48). Heute verläuft die Planung, wenn auch auf einem höheren Niveau als noch vor einigen Jahren, generell mit Bedacht. Doch so viel Swiss Issues Regionen 42 Credit Suisse Economic Research sei vorweggenommen: Abgekoppelt von den grossen Schweizer Arbeitsmarktzentren, sind die Immobilienmärkte vor allem Richtung Osten stark abhängig vom Geschäftsgang der regional verankerten Unternehmen und von der liechtensteinischen Konjunktur. Veränderungen der regionalen ökonomischen Rahmenbedingungen können die Märkte somit schnell aus dem Lot bringen. Die Neubauschwerpunkte orientieren sich an den regionalen und überregionalen Arbeitsmarktzentren, was zu einer Vierteilung des Immobilienmarktes führt (Abbildung 49). Wohnungssuchende in der Region Wil orientieren sich beruflich häufig in Richtung Winterthur und Zürich. Vom Linthgebiet aus erschliessen sich Pendlern Zürich und die Arbeitsmarktzentren der Zentralschweiz. Von St. Gallen aus liegt Zürich bereits nicht mehr in optimaler Pendeldistanz, vor allem unter Berücksichtigung der Verkehrsengpässe auf der Strasse. Entlang dem Rhein vom Sarganserland bis zum Bodensee ist der Wohnungsmarkt auf stärker industriell geprägte lokale Arbeitsmarktzentren und auf Liechtenstein fokussiert. Von 35'253 liechtensteinischen Beschäftigten im Jahre 2011 waren 9'442 in der Schweiz wohnhafte Zupendler. Verstreute Arbeitsmärkte zwischen Zürich und Liechtenstein Abbildung 49 Neubauverteilung Zwischen 2001 und 2010 neugebaute Wohnungen und Einfamilienhäuser pro 25 Hektaren Fr au en fe l d Ös t er r ei c h Wi l St .G al le n / Ro r s c h ac h St .G a l le n Her i s a u To gg e nb u rg Ap p en z el l A. R h. St . G all e r R h ei nt al Ap p en z el l Neubauten zwischen 2 00 1 und 2 01 0 > 1 00 Ap p en z el l I.R h . 51 - 100 21 - 50 11 - 20 1 - 10 Li n th ge b ie t 0 Wer d e nb er g Li e c ht en st ei n Gl ar u s Sc h w yz Sar g an s er l an d Al td o r f Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research, Geostat Kantone bieten vielfältige Wohnlagen Aufgrund der Verteilung der regionalen Arbeitsmarktzentren sind die Pendelströme in den Kantonen St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden nicht gleichgerichtet wie etwa in den Agglomeration von Zürich, Bern, Basel und Genf, wo die Neubauaktivität entsprechend dicht an den Zentren erfolgt. Hingegen führen die weitläufig verstreuten Arbeitsplätze der drei Kantone zu einer stärkeren Zersiedelung. Zwar wird, wer täglich nach Zürich pendeln muss, versuchen, Wohnraum möglichst nahe der Hauptverkehrsachse zwischen St. Gallen und Wil zu ergattern. Für Beschäftigte in St. Gallen selbst oder in einem der regionalen Zentren der drei Swiss Issues Regionen 43 Credit Suisse Economic Research Kantone bieten sich hingegen sehr vielfältige Wohnmöglichkeiten. Je nach Präferenz bieten die Kantone bezüglich Wohnlagen alles, was man sich wünscht: Ob Berg-, Tal- oder Seelage, ob städtisch, ländlich und/oder steuergünstig – die Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden haben wohntechnisch einiges zu bieten. Einfamilienhaus bleibt beliebte Wohnform Auch der Traum vom Einfamilienhaus ist vielerorts in den drei Kantonen noch realisierbar. Abbildung 50 zeigt das Verhältnis von baubewilligten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zu bewilligten Einfamilienhäusern der letzten fünf Jahre. Insgesamt gab es bei der Neubautätigkeit in den drei Kantonen nur in sechs Gemeinden einen deutlichen Überhang an Wohnungen gegenüber Einfamilienhäusern. In Rapperswil-Jona, Sargans, St. Gallen und Herisau wurden in diesem Zeitraum knapp mehr als 10 Wohnungen pro Einfamilienhaus bewilligt, während das Verhältnis am Bodensee mit 18 Wohnungen in Steinach und 32 Wohnungen pro Haus in Rorschach deutlicher zugunsten der Mehrfamilienhäuser ausfällt. In letzteren Gemeinden ist die Bautätigkeit sehr rege. Vor allem in Rorschach ist der Strukturwandel in vollem Gange. Doch das Gemeindegebiet ist klein, was zur Verdichtung mittels Mehrfamilienhäusern zwingt, und die breitere Streuung der Einfamilienhäuser bleibt traditionell der Gemeinde Rorschacherberg an schönen Hanglagen vorbehalten. Mit diesen Ausnahmen bleiben die drei Kantone auch weiterhin die Domäne des Einfamilienhauses, denn in den ländlichen Gemeinden steht vergleichsweise viel bezahlbares Bauland zur Verfügung. Die Bedeutung des Einfamilienhauses sticht besonders im Kontrast zum stärker verdichteten Kanton Zürich ins Auge. Die anhaltende Zersiedelung stellt die drei Kantone vor raumplanerische Herausforderungen. Abbildung 50 Baubewilligte Wohnungen in Relation zu Einfamilienhäusern als Mass der Verdichtung Baubewilligte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern pro Einfamilienhaus, Summe 2007−2012 Fr auen fel d Öster rei ch Wil St.Ga llen/ Rorsch ach St.Ga llen St. Ga ll e r Rh ei ntal Her is a u Togg enbu rg Ap penzell A.R h. Wohnungen pro Einfamilienhaus > 10 Ap pe nzell I.R h. 6 - 10 3-5 2 <1 Li nthgeb iet Wirtschaftsregionen Werd enberg Li e chtenstein Gla ru s Sc hwyz Sar ga nser la nd Altd o rf C Quelle: Baublatt, Credit Suisse Economic Research, Geostat Swiss Issues Regionen 44 Credit Suisse Economic Research Leerstände und Risikobetrachtung Grossprojekte stellen die vergleichsweise kleinen Märkte auf die Probe Dass mit einzelnen Ausnahmen insgesamt nicht zu viel gebaut wird und die Märkte grundsätzlich im Lot sind, zeigt auch die Leerstandsentwicklung. Zwar bewegen sich in den Kantonen St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden die Leerstände auf überdurchschnittlichem Niveau, zumindest im grösseren Kanton sind sie jedoch im Trend über die letzten zehn Jahre gesunken. Durch den Ostschweizer Branchenmix und die Vielfalt an KMU als Arbeitgeber ist die regionale Nachfrage nach Wohnraum zwar nicht übermässig stark, dafür jedoch breit abgestützt. Hinzu kommen die Pendler nach Liechtenstein im Osten und nach Zürich im Westen. Doch weil die lokalen Immobilienmärkte sehr klein sind, werden sie häufiger als andernorts durch einzelne Grossüberbauungen, die gemessen am vorhandenen Wohnungsbestand stark ins Gewicht fallen, auf die Probe gestellt. So hat zum Beispiel die seit 2009 erhöhte Bautätigkeit von Mietwohnungen in Herisau die zuvor ebenfalls gesunkene Leerstandsziffer von Appenzell Ausserrhoden 2011 markant auf 2% ansteigen lassen. Auch 2012 verharrt die Leerstandsziffer auf erhöhtem Niveau (Abbildung 51). Wie vielerorts entsteht ein Verdrängungsmarkt für alte Mietliegenschaften, in denen als Folge Wohnungen leer stehen. Deren Mieter bevorzugen entweder neue Mietobjekte mit höheren Standard oder das tiefe Zinsniveau zieht sie aus der alten Mietwohnung ins Eigentum. In Appenzell Ausserrhoden verschärfen die Abwanderung und der hohe Anteil alter und zum Teil denkmalgeschützter Häuser die Leerstandsproblematik. Unter den drei Kantonen findet man dort den ältesten Wohnungsbestand: 43% der Wohnungen entstanden vor 1919 und sind damit weitestgehend mehr als 100 Jahre alt. Insofern ist besonders in Ausserrhoden zukünftig mit strukturell höheren Leerständen zu rechnen. Abbildung 51 Regionale Leerstandsentwicklung Leerstehende Wohnungen in Prozent des Wohnungsbestandes Appenzell I.Rh. Werdenberg Toggenburg St. Galler Rheintal St.Gallen/Rorschach 3.0% 2.5% Linthgebiet Sarganserland Wil Appenzell A.Rh. CH 2.0% 1.5% 1.0% 0.5% 0.0% 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Economic Research Ausgewogener Markt ohne Angebots- oder Preisexzesse Auch in der Region St. Gallen/Rorschach ist der erhöhte Leerstand strukturell bedingt. Sowohl in der Stadt St. Gallen selbst als auch in Rorschach sind Wohnungen sehr viel älter als in Städten vergleichbarer Grösse. Wohnungsknappheit ist somit kein Problem. Fraglich ist jedoch, ob die zum Teil sehr alten freien Wohnungen den Präferenzen Wohnungssuchender entsprechen. Die Bautätigkeit erscheint somit insgesamt der Nachfrage nach neuen Wohnungen angemessen. Risiken bestehen höchsten in lokal und kurzfristig erhöhten Leerständen, sind insgesamt aber schwach ausgeprägt. Auch nachfragegetriebene Überhitzungen wie im Kanton Zürich sind im Osten kein Thema. Die Preisentwicklung verlief in den letzten Jahren vergleichsweise moderat. Im Kanton St. Gallen lag der Preis für ein Einfamilienhaus im dritten Quartal 2012 nominell 33% über dem Wert zehn Jahre zuvor. Die starke Fokussierung auf das Einfamilienhaus führt dazu, dass besonders Eigentumswohnungen im kantonalen Vergleich als günstig erscheinen. Im Schweizer Mittel mussten Käufer einer neuen und im Hinblick auf Lage und Ausbaustandard Swiss Issues Regionen 45 Credit Suisse Economic Research durchschnittlichen Eigentumswohnung Ende 2012 rund 7'300 CHF pro Quadratmeter bezahlen. Mit Mörschwil nahe dem Bodensee und Rapperswil-Jona am oberen Zürichsee wird dieser nationale Durchschnittspreis für Eigentumswohnungen in nur zwei Gemeinden der betrachteten Kantone übertroffen. Andernorts liegen die Preise zum Teil deutlich unter diesem mittleren Preisniveau. Selbst in den Gemeinden der kantonalen Grenzregion Wil mit guter verkehrstechnischer Anbindung an Zürich und Winterthur bleiben die Preise unterdurchschnittlich. Spürbar stärkere Dynamik in Innerrhoden Doch der regionale Preisvergleich ist nur eine Betrachtungsweise, die um die Einkommenssituation ergänzt werden muss. Schweizweit schätzen wir das durchschnittliche Haushaltseinkommen im Jahr 2012 auf knapp 117'000 CHF pro Haushalt. In der Region St. Gallen/Rorschach fällt dieses Einkommen mit 111'000 CHF zum Beispiel um 5.4% tiefer aus. Das heisst: in der Region sind für den Eigentumserwerb rund sechs Jahreshaushaltseinkommen nötig, was trotz tieferer Preise auch der Relation im Schweizer Mittel entspricht. Aus dieser Perspektive lässt sich ebenfalls schlussfolgern, dass der Markt trotz Preissteigerungen im Gegensatz zu einigen Regionen im Nachbarkanton Zürich nicht überbewertet ist. Abbildung 52 Geringes Marktrisiko aus Preis-/Einkommensperspektive Vergleich der Preisentwicklung in Relation zur Einkommensentwicklung über den Zeitraum 1996−2012 Fr auen fel d Öster rei ch St.Ga llen/ Rorsch ach Wil St .Ga lle n St. Ga ll e r Rh ei ntal Her is a u Togg enbu rg Ap penzell A.R h. Preis-/Einkommensentwicklung > 1.6 Ap pe nzell I.R h. 1.5 - 1.6 1.4 - 1.5 1.3 - 1.4 1.2 - 1.3 Li nthgeb iet 1.1 - 1.2 1.0 - 1.1 < 1.0 Werd enberg Wirtschaftsregionen Li e chtenstein Gla ru s Sar ga nser la nd Sc hwyz Alt d o rf Quelle: Credit Suisse Economic Research, Wüest & Partner, Geostat Abbildung 52 visualisiert den langfristigen Vergleich der Preis- zur Einkommensentwicklung. Eine Relation grösser als 1 zeigt an, dass die Preise seit 1996 schneller gestiegen sind als die regionalen Haushaltseinkommen. Das ist zwar mit Ausnahme des Toggenburgs in allen drei Kantonen der Fall; allerdings hält sich das Ausmass stark in Grenzen. Lediglich die höhere Dynamik in Appenzell Innerrhoden führt zu einer deutlicheren Loslösung der Eigentumspreisbewegungen von der Einkommensentwicklung. Besonders im Vergleich zum umliegenden Nachbarkanton ist der Immobilienmarkt von Appenzell Innerrhoden stärker durch Stabilität geprägt. Aufgrund des Swiss Issues Regionen 46 Credit Suisse Economic Research Beschäftigungs- und Bevölkerungswachstums konnten und können die neuen Wohnungen gut aufgenommen werden, ohne im Bestand grössere Leerstände zu verursachen. Konsequenterweise sind die Preise für die wenigen Eigentumswohnungen und die beliebten Einfamilienhäuser im regionalen Vergleich stärker gestiegen und dürften auch weiter klettern, denn in Innerrhoden ist die Nachfrage vergleichsweise hoch und das Angebot an verfügbaren Eigentumswohnungen und Häusern knapper als in den Nachbarkantonen. Die zweite regionale Ausnahme ist das Linthgebiet, wo sich in Rapperswil-Jona die Preise aus dem Raum Zürich ausbreiten, ohne dass die Einkommen grossflächig Schritt halten konnten. Kontrast zum stellenweise überhitzen Nachbarmarkt Die Immobilienmärkte der Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden präsentieren sich insgesamt in einer ausgewogenen Verfassung. Lediglich in Ausserrhoden sollte das Augenmerk auf die Bautätigkeit gelegt werden, denn der Markt verkraftet grössere Ausweitung weniger gut als die Nachbarkantone. Dort stellt sich weiterhin die Frage, wie mit den erhöhten Leerständen in älteren Liegenschaften umzugehen ist. Die Marktrisiken sind insgesamt schwach ausgeprägt, und die drei Kantone sind in dieser Hinsicht ein wohltuender Kontrast zum stellenweise überhitzten Nachbarkanton Zürich. Es überrascht daher, dass vor allem die in Pendeldistanz nach Zürich liegenden Regionen nicht eine stärkere Anziehungskraft auf Wohnungssuchende ausüben. Universität St. Gallen: Erfolg und seine Tücken Innerhalb der Schweiz zählt die Universität St. Gallen (HSG) zu den kleineren Forschungsstätten, durchforscht man aber europäische Hochschulrankings, taucht die HSG häufig in den Spitzenrängen auf. Die auf Wirtschaftswissenschaften spezialisierte Hochschule – in dieser Fachrichtung sogar die grösste Fakultät der Schweiz – ist weit über die Landesgrenze für die hauseigene Managementlehre bekannt. Der Zustrom an nationalen und internationalen Studenten ist enorm, denn das Renommee des Ausbildungsortes gewinnt zunehmend an Relevanz. Mit der stetigen Erhöhung der Anzahl tertiärer Bildungsabschlüsse, verliert das "Qualitätssiegel Universität" in der relativen Betrachtung an Bedeutung. Die inflationäre Zunahme von Bachelor- und Masterabschüssen jeglicher Art erhöhen zudem die Intransparenz auf dem Bildungsmarkt. Für die Beurteilung des Leistungspotentials zukünftiger Angestellter orientieren sich Arbeitgeber daher vermehrt am Leistungsausweis einer Bildungsstätte, wobei einschlägige Hochschulrankings als Wegweiser dienen. Besonders eindrücklich ist diese Entwicklung im angelsächsischen Raum, wo Abschlüsse an den renommiertesten Universitäten als Einstiegskarte zur glorreichen Karriere angesehen werden. Die Universität St. Gallen hat es geschafft sich im deutschsprachigen Raum einen Ruf als Kaderschmiede zu erarbeiten und gilt als Topadresse für die betriebswirtschaftliche Ausbildung. Im Ranking der Financial Times belegt das St. Galler Master-in-Management Programm sogar weltweit den ersten Rang. Die vielversprechende Vermarktung der HSG lockt Maturanden aus der ganzen Schweiz und aus dem nahen Ausland nach St. Gallen. Seit 2005 ist die Zahl der Studierenden von knapp 4'500 auf über 7'300 im Jahr 2012 gestiegen. Trotz einer in 2011 abgeschlossenen Sanierung, mit dem Ziel einer Kapazitätserweiterung, platzt die HSG aus allen Nähten. Es wird über ein Raummangel von 10'000 Quadratmetern geklagt und Vorlesungen müssen in zweckentfremdenden Räumen abgehalten werden. Das Wachstum der Anzahl Studierenden ist einerseits auf den Anstieg von Erstsemestrigen und andererseits auf Quereinsteiger auf der Master-Stufe zurück zu führen. Die HSG geht davon aus, dass sich die Zahl der Studierenden bis 2020 bei bis zu 9'000 einpendeln wird. Um das Wachstum einigermassen in Grenzen zu halten werden für Masterstudenten, die ihren Bachelorabschluss an einer anderen Schweizer Universität erworben haben, erhöhte Anforderungen gestellt. Damit beabsichtigt die HSG, die Ausbildungsqualität langfristig sicherzustellen und ihrem Anspruch als führende Wirtschaftsuniversität gerecht zu werden. Ob die Massnahmen die Ziele erfüllen oder ob weitere Verschärfungen notwendig sind, lässt sich aktuell noch nicht feststellen. Swiss Issues Regionen 47 Credit Suisse Economic Research Fazit Kanton St. Gallen Der Kanton St. Gallen ist durch eine beträchtliche Heterogenität unter den Teilregionen und wirtschaftliche Zentrifugalkräfte geprägt. Seine Hauptstadt ist unbestritten das Zentrum der Ostschweiz, ihre wirtschaftliche Ausstrahlungskraft reicht jedoch nicht bis in alle Kantonsteile. Die starke Positionierung als Spitzentechnologiestandort macht den Kanton anfällig auf die internationale Nachfrage- und Währungssituation, bietet jedoch zahlreiche Chancen in einem zukünftigen Aufschwung der Weltwirtschaft. Die vorangehenden Analysen sind für den Kanton St. Gallen in Abbildung 53 zusammengefasst. Abbildung 53 Kanton St. Gallen: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken Stärken Schwächen/Standortnachteile - Standortqualität im Schweizer Mittel. Steuerliche Attraktivitätsdefizite gegenüber Nachbarkantonen konnten reduziert werden. - Strukturschwache Regionen: Das Toggenburg ist mit Abwanderung und Beschäftigungsrückgang konfrontiert. - Hohe finanzielle Wohnattraktivität: Mittelstandshaushalte profitieren von einer moderaten Abgabenlast und geringen Mieten bzw. Immobilienpreisen. - Interkantonale Abwanderung, insbesondere der jüngeren Bevölkerungsteile. - Stadt St. Gallen: Unbestrittenes Zentrum der Ostschweiz. - Industrietradition: Langjährig etabliertes Know-how bildet Fundament des Hightech-Standorts. Der Strukturwandel bewegt sich generell in Richtung wertschöpfungsstarker Branchen. - Universität St. Gallen: Führende Wirtschaftshochschule mit internationalem Renommee. - Diversifizierte Unternehmensstruktur: St. Gallen ist der KMUKanton schlechthin und weist schweizweit die geringste Beschäftigtenkonzentration auf einzelne Unternehmen auf, was stabilisierend wirkt. - Starke Konkurrenz im Standortwettbewerb: Einige nahe gelegene Kantone (ZH, TG, SZ) sowie Fürstentum Liechtenstein mit höherer Standortqualität. - Finanz-/Steuerpolitik: Steuerliche Attraktivität konnte in den vergangenen Jahren gesteigert werden. Die Lage der öffentlichen Finanzen beschränkt die Wettbewerbsfähigkeit im Steuerwettbewerb jedoch stark. - Branchenstruktur: Untervertretung von wertschöpfungsstarken Dienstleistungsbranchen. Weiterer Strukturwandel in traditionellen Industriebranchen (z.B. Textilindustrie) absehbar. - Immobilienmarkt im Lot: Das Preiswachstum in allen St. Galler Regionen ist moderat; von einer Immobilienblase kann keine Rede sein. Chancen - Exportnachfrage: Internationale Nachfrage nach MEM-Gütern dürfte sich erholen. - Öffentlicher Verkehr: Investitionen (S-Bahn St. Gallen, europäisches Hochgeschwindigkeitsnetz, Durchmesserlinie Zürich) stärken ÖV-Anbindung. - Dienstleistungszentrum: Die Stadt St. Gallen hätte das Potential, sich noch stärker als überregionales Zentrum für (Unternehmens-)Dienstleistungen mit überregionaler Ausstrahlung zu etablieren. - Region Obersee: Weitere Etablierung und wirtschaftliches Zusammenwachsen der Zentren am Seedamm (Pfäffikon SZ, Rapperswil-Jona). - Raumknappheit in Zürich und Liechtenstein: Als klassischer Einfamilienhauskanton steigt die Attraktivität einzelner St. Galler Regionen für Zuzüger im oberen Mittelstandssegment, welche in den Raum Zürich oder nach Liechtenstein pendeln. Risiken - Abhängigkeit von Weltwirtschaft, Frankenstärke: Die Margen und Volumina der Exportwirtschaft sind seit längerem unter Druck. Da die Eurokrise noch längst nicht ausgestanden ist, ist eine namhafte Abwertung des Schweizer Frankens im Moment nicht zu erwarten. - Einkommenswachstum: Untervertretung der Bevölkerungsteile im Erwerbsalter zeigt unterdurchschnittliche Entwicklung der Haushaltseinkommen an. - Raumplanung: Der im Kanton St. Gallen florierende Bau von Einfamilienhäusern ist durch einen hohen Landverzehr gekennzeichnet. Es drohen eine nicht nachhaltige Siedlungsentwicklung sowie hohe Erschliessungs- und Infrastrukturkosten. - Heterogenität: Die stark unterschiedliche wirtschaftliche Ausrichtung der Teilregionen und die Topographie erschwert die Standortpolitik. Quelle: Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Regionen 48 Credit Suisse Economic Research Fazit Kantone Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden Die hügelige bis gebirgige Topographie des Alpsteins prägt die Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur von Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden. Im Grossen und Ganzen sind die beiden Kantone durch ähnliche wirtschaftliche Herausforderungen und Perspektiven gekennzeichnet; in Einzelfällen unterscheidet sich die Ausgangslage. In Abbildung 54 sind die wichtigsten Erkenntnisse der vorangehenden Analysen zusammengefasst. Abbildung 54 Kantone Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken Stärken AR und AI: Schwächen/Standortnachteile AR und AI: - Hohe finanzielle Wohnattraktivität: Mittelstandshaushalte profitieren von einer moderaten Abgabenlast und geringen Mieten bzw. Immobilienpreisen. - Steuer-/Finanzpolitik: Geringe Steuerbelastung, Staatsfinanzen im Lot. - Effizienz: Schlanker Staatsapparat, kurze Entscheidungswege. - Industrietradition: Langjährig etabliertes Know-how bildet Fundament des Hightech-Standorts. - Fehlendes Wirtschaftszentrum: Starke wirtschaftliche Abhängigkeit von St. Gallen. - Branchenstruktur: Untervertretung von wertschöpfungsstarken Dienstleistungsbranchen. Starke Konzentration der Beschäftigten in einzelnen Unternehmen. Hoher Anteil von Beschäftigten in staatsnahen Branchen (Gesundheitswesen, Heime) und in der Landwirtschaft. - Wertschöpfung: Unterdurchschnittliche Produktivität pro Beschäftigten. - Erreichbarkeit: Anspruchsvolle Topographie mindert verkehrstechnische Erreichbarkeit. - Altersstruktur: Jung und Alt sind stark vertreten, Anteil der Erwerbsbevölkerung jedoch unterdurchschnittlich. AR: AR: - Standortqualität: Überdurchschnittlich; Ausserrhoden zählt zu den Kantonen mit den tiefsten Gewinnsteuersätzen. - Strukturwandel: Rückläufige Beschäftigung, kein Wachstum in chancenreichen Branchen. - Einkommen: Überdurchschnittliches Einkommensniveau in Appenzell Ausserrhoden. - Bevölkerung: Stagnation, Abwanderung der jüngeren Altersklassen. - Gesundheitswesen und Pflege: Etablierung als Gesundheitsstandort stellt wichtiges Standbein dar. AI: AI: - Zuwanderung insbesondere aus Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen. - Standortqualität im Mittelfeld der Kantone, Rückstand auf Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen. Chancen AR und AI: - Wohnort: Positionierung als attraktive und steuergünstige Wohnorte für Pendler mit Arbeitsort St. Gallen oder Fürstentum Liechtenstein. - «Brand» Appenzell: Traditionelle und innovative Appenzeller Produkte mit hohem Wiedererkennungswert fördern Bekanntheit und Positionierung als Tourismusdestination. - Zusammenarbeit: Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Ausser- und Innerrhoden ermöglicht Effizienzgewinne. - Öffentlicher Verkehr: Verbesserte Anbindung der Appenzeller Bahnen durch St. Galler S-Bahn und Durchmesserlinie AppenzellSt. Gallen-Trogen. Risiken AR und AI: - Abhängigkeit von Weltwirtschaft, Frankenstärke: Die Margen und Volumina der Exportwirtschaft sind seit längerem unter Druck. Da die Eurokrise noch längst nicht ausgestanden ist, ist eine namhafte Abwertung des Schweizer Frankens im Moment nicht zu erwarten. - Einkommenswachstum: Aufgrund des unterdurchschnittlichen Anteils der Erwerbsbevölkerung rechnen wir mit einer unterdurchschnittlichen Einkommensdynamik in beiden Kantonen. - «Brain-Drain»: Abwanderung von Bevölkerungsteilen im Ausbildungs- und Erwerbsalter. - Kleinräumigkeit: Kleinräumig abgegrenzte kantonale Hoheitsgebiete erschweren Raumordnungs- und Standortpolitik. AR: - Internationale Zuwanderung seit 2007 auf höherem Niveau. Wirkt der Stagnation der Bevölkerung entgegen. AI: - Beschäftigung: Hohes Wachstum. Quelle: Credit Suisse Economic Research Swiss Issues Regionen 49 Credit Suisse Economic Research Offenlegungen Bestätigung Alle in diesem Bericht aufgeführten Analysten bestätigen hiermit, dass die in diesem Bericht geäusserten Ansichten über Unternehmen und deren Wertschriften mit ihren persönlichen Ansichten über sämtliche hier analysierten Unternehmen und Wertschriften übereinstimmen. Die Analysten bestätigen darüber hinaus, dass eine bereits erhaltene oder zukünftige Entschädigung in keiner Art und Weise direkt oder indirekt mit den in diesem Bericht ausgedrückten Empfehlungen oder Ansichten in Verbindung steht. Die in diesem Bericht erwähnten Knowledge Process Outsourcing Analysten (KPO-Analysten) sind bei der Credit Suisse Business Analytics (India) Private Limited angestellt. Wichtige Offenlegungen Die Credit Suisse veröffentlicht Research-Berichte nach eigenem Ermessen. Dabei bezieht sie sich auf Entwicklungen in den analysierten Unternehmen, im Sektor oder Markt, die für die im Bericht geäusserten Meinungen und Ansichten wesentlich sein können. Die Credit Suisse veröffentlicht ausschliesslich unparteiische, unabhängige, eindeutige, faire und nicht irreführende Anlagestudien. Der für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Credit Suisse verbindliche Code of Conduct ist online unter folgender Adresse abrufbar: https://www.credit-suisse.com/governance/doc/code_of_conduct_de.pdf Weitere Informationen finden Sie im Dokument «Unabhängigkeit der Finanzanalyse» unter folgender Adresse: https://www.credit-suisse.com/legal/pb_research/independence_de.pdf Die Entschädigung der für diesen Research-Bericht verantwortlichen Analysten setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, darunter dem Umsatz der Credit Suisse. Einen Teil dieses Umsatzes erwirtschaftet die Credit Suisse im Bereich Investment Banking. Zusätzliche Offenlegungen für folgende Rechtsordnungen Vereinigtes Königreich: Weitere Offenlegungsinformationen für den Bereich Fixed Income erhalten Kunden der Credit Suisse (UK) Limited und der Credit Suisse Securities (Europe) Limited unter der Telefonnummer +41 44 333 33 99. Weitere Informationen wie Offenlegungen im Zusammenhang mit anderen Emittenten erhalten Sie online auf der Seite «Global Research Disclosure» der Credit Suisse unter folgender Adresse: http://www.credit-suisse.com/disclosure Allgemeiner Haftungsausschluss / Wichtige Information Informationen zu den mit Anlagen in die hierin behandelten Wertpapiere verbundenen Risiken finden Sie unter folgender Adresse: https://research.credit-suisse.com/riskdisclosure Alle Hinweise auf die Credit Suisse beziehen sich ebenfalls auf mit ihr verbundene Unternehmen und Tochtergesellschaften. Weitere Informationen über die Organisationsstruktur finden sich unter folgender Adresse: http://www.credit-suisse.com/who_we_are/de/ Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von der Abteilung Global Research der Division Private Banking der Credit Suisse am angegebenen Datum erstellt und können sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Aufgrund unterschiedlicher Bewertungskriterien können die in diesem Bericht geäusserten Ansichten über einen bestimmten Titel von Ansichten und Beurteilungen des Credit Suisse Research Department der Division Investment Banking abweichen oder diesen widersprechen. Die vorliegende Publikation ist nicht für die Verbreitung an oder die Nutzung durch natürliche oder juristische Personen bestimmt, die Bürger eines Landes sind oder in einem Land ihren Wohnsitz bzw. ihren Gesellschaftssitz haben, in dem die Verbreitung, Veröffentlichung, Bereitstellung oder Nutzung dieser Informationen geltende Gesetze oder Vorschriften verletzen würde oder in dem die Schweizer Bank Credit Suisse AG, oder ihre Tochter- und verbundenen Unternehmen («CS») Registrierungs- oder Zulassungspflichten erfüllen müssten. Alle Informationen in dieser Publikation unterliegen dem Copy- right der CS, sofern nicht anders angegeben. Weder der Bericht noch sein Inhalt noch Kopien davon dürfen ohne die vorherige schriftliche Genehmigung durch die CS verändert, übertragen, kopiert oder an Dritte verteilt werden. Alle in diesem Bericht verwendeten Warenzeichen, Dienstleistungsmarken und Logos sind Warenzeichen oder Dienstleistungsmarken bzw. eingetragene Warenzeichen oder Dienstleistungsmarken der CS oder ihrer verbundenen Unternehmen. Der Bericht wurde einzig zu Informationszwecken publiziert und ist weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder zur Zeichnung von Wertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten. Die CS bietet keine Beratung hinsichtlich der steuerlichen Konsequenzen einer Anlage und empfiehlt Anlegern, einen unabhängigen Steuerberater zu konsultieren. Zu beachten ist insbesondere, dass sich die Steuerbasis und die Höhe der Besteuerung ändern können. Die CS hält die im Disclosure-Anhang des vorliegenden Berichts enthaltenen Informationen und Meinungen für richtig und vollständig. Die Informationen und Meinungen in den übrigen Abschnitten des Berichts stammen aus oder basieren auf Quellen, die die CS als zuverlässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. Weitere Informationen sind auf Anfrage erhältlich. Die CS lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung dieses Berichts ab, es sei denn, dieser Haftungsausschluss steht im Widerspruch zu einer Haftung, die sich aus bestimmten für die CS geltenden Statuten und Regelungen ergibt. Dieser Bericht ist kein Ersatz für eine unabhängige Beurteilung. Die CS hat möglicherweise eine Handelsidee zu diesem Wertpapier veröffentlicht oder wird dies möglicherweise in Zukunft tun. Handelsideen sind kurzfristige Handelsempfehlungen, die auf Marktereignissen und Katalysatoren basieren, wohingegen Unternehmensempfehlungen Anlageempfehlungen darstellen, die auf dem erwarteten Gesamtertrag im 6 bis 12Monats-Horizont basieren, gemäss der Definition im Disclosure-Anhang. Da Handelsideen und Unternehmensempfehlungen auf unterschiedlichen Annahmen und Analysemethoden basieren, könnten die Handelsideen von den Unternehmensempfehlungen abweichen. Ausserdem hat die CS möglicherweise andere Berichte veröffentlicht oder wird möglicherweise Berichte veröffentlichen, die im Widerspruch stehen zu dem vorliegenden Bericht oder zu anderen Schlussfolgerungen gelangen. Diese Berichte spiegeln die verschiedenen Annahmen, Einschätzungen und Analysemethoden wider, auf denen sie basieren, und die CS ist in keiner Weise verpflichtet, sicherzustellen, dass der Empfänger Kenntnis von anderen entsprechenden Berichten erhält. Die CS ist involviert in zahlreiche Geschäfte, die mit dem genannten Unternehmen in Zusammenhang stehen. Zu diesen Geschäften gehören unter anderem Handel, Risikoarbitrage, Market Making und anderer Eigenhandel. Die Informationen, Meinungen und Schätzungen in diesem Bericht entsprechen der Beurteilung durch die CS am angegebenen Datum und können sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht kann Internet-Adressen oder die entsprechenden Hyperlinks beinhalten. Die CS hat die Inhalte der Internet-Seiten, auf die Bezug genommen wird, nicht überprüft und übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalte, es sei denn, es handelt sich um eigene Internet-Seiten der CS. Die Adressen und Hyperlinks (einschliesslich Adressen und Hyperlinks zu den eigenen Internet-Inhalten der CS) werden nur als Annehmlichkeit und Information für Sie veröffentlicht, und die Inhalte der Seiten, auf die verwiesen wird, sind keinesfalls Bestandteil des vorliegenden Dokuments. Der Besuch der Internet-Seiten oder die Nutzung von Links aus dem vorliegenden Bericht oder der Internet-Seite der CS erfolgt auf Ihr eigenes Risiko. Distribution von Research-Berichten Wo im Bericht nicht anders vermerkt, wird dieser Bericht von der Schweizer Bank Credit Suisse AG verteilt, die der Zulassung und Regulierung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht untersteht. Australien: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse AG, Sydney Branch (CSSB) (ABN 17 061 700 712 AFSL 226896), ausschliesslich an «Wholesale-Kunden», definiert nach s761G des Corporations Act 2001, verteilt. CSSB übernimmt keine Gewähr, noch macht sie Zusicherungen zur Wertentwicklung der in diesem Bericht erwähnten Finanzprodukte. Bahamas: Der vorliegende Bericht wurde von der Schweizer Bank Credit Suisse AG erstellt und im Namen der Credit Suisse AG, Nassau Branch, verteilt. Diese Niederlassung ist ein bei der Securities Commission der Bahamas eingetragener Broker-Dealer. Bahrain: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse AG, Bahrain Branch, verteilt, die über eine Zulassung der Central Bank of Bahrain (CBB) als Investment Firm Category 2 verfügt und von dieser reguliert wird. Brasilien: Die hierin enthaltenen Angaben dienen lediglich zu Informationszwecken und sollten nicht als ein öffentliches Angebot für Wertpapieren in Brasilien verstanden werden. Hierin erwähnte Wertschriften sind möglicherweise nicht bei der brasilianischen Börsenaufsicht CVM (Comissão de Valores Mobiliáros) registriert. Deutschland: Die Credit Suisse (Deutschland) AG untersteht der Zulassung und Regulierung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Sie verbreitet Finanzanalysen an ihre Kunden, die durch ein mit ihr verbundenes Unternehmen erstellt worden sind. Dubai: Diese Informationen werden von der Credit Suisse AG, Dubai Branch, verteilt, die über eine ordnungsgemässe Lizenz der Dubai Financial Services Authority (DFSA) verfügt und unter deren Aufsicht steht. Finanzprodukte oder -dienstleistungen in diesem Swiss Issues Regionen 50 Credit Suisse Economic Research Zusammenhang richten sich ausschliesslich an Grosskunden mit liquiden Mitteln von über USD 1 Mio., die über ausreichend Erfahrung in Finanzfragen verfügen, um sich im Sinne eines Grosskundengeschäfts in Finanzmärkten engagieren zu können, und die regulatorischen Kriterien für eine Kundenbeziehung erfüllen. Frankreich: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (France) verteilt. Diese ist ein Anbieter von Investitionsdienstleistungen und verfügt über eine Zulassung der Autorité de Contrôle Prudentiel (ACP).. Die Credit Suisse (France) untersteht der Aufsicht und Regulierung der Autorité de Contrôle Prudentiel und der Autorité des Marchés Financiers. Gibraltar: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Gibraltar) Limited verteilt. Die Credit Suisse (Gibraltar) Limited ist eine unabhängige Gesellschaft, die zu 100 % im Besitz der Credit Suisse ist. Sie untersteht der Regulierung der Gibraltar Financial Services Commission. Guernsey: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Guernsey) Limited verteilt, einer unabhängigen Rechtseinheit, die in Guernsey unter der Nummer 15197 und unter der Anschrift Helvetia Court, Les Echelons, South Esplanade, St Peter Port, Guernsey, eingetragen ist. Die Credit Suisse (Guernsey) Limited ist zu 100% im Besitz der Credit Suisse AG. Sie wird von der Guernsey Financial Services Commission überwacht. Der jeweils aktuelle testierte Jahresabschluss ist auf Anfrage erhältlich. Indien: Der Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die Credit Suisse Securities (India) Private Limited («Credit Suisse India»), die vom Securities and Exchange Board of India (SEBI) beaufsichtigt wird unter den SEBIRegistrierungsnummern INB230970637, INF230970637, INB010970631 und INF010970631 und deren Geschäftsadresse wie folgt lautet: 9th Floor, Ceejay House, Plot F, Shivsagar Estate, Dr. Annie Besant Road, Worli, Mumbai 400 018, Indien, Tel. +91-22 6777 3777. Italien: Dieser Bericht wird in Italien von der Credit Suisse (Italy) S.p.A. verteilt, eine gemäss italienischem Recht gegründete und registrierte Bank, die der Aufsicht und Kontrolle durch die Banca d’Italia und CONSOB untersteht, sowie durch die Credit Suisse AG, eine Schweizerische Bank mit Lizenz zur Erbringung von Banking- und Finanzdienstleistungen in Italien. Jersey: Der Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die (Guernsey) Limited, Jersey Branch, die von der Jersey Financial Services Commission beaufsichtigt wird. Die Geschäftsadresse der Credit Suisse (Guernsey) Limited, Jersey Branch, in Jersey lautet: TradeWind House, 22 Esplanade, St Helier, Jersey JE2 3QA. Katar: Diese Information wird von der Credit Suisse Financial Services (Qatar) L.L.C verteilt, die über eine Bewilligung der Aufsichtsbehörde für den Finanzplatz Katar (QFCRA) verfügt und von dieser reguliert wird (QFC Nr. 00005). Alle Finanzprodukte oder Finanzdienstleistungen im Zusammenhang mit diesem Bericht sind nur für Geschäftskunden oder Vertragspartner (gemäss Definition der Aufsichtsbehörde für den Finanzplatz Katar (QFCRA)) zugänglich. Zu dieser Kategorie gehören auch Personen mit einem liquiden Vermögen von über USD 1 Mio., die eine Einstufung als Geschäftskunden wünschen und die über genügend Kenntnisse, Erfahrung und Verständnis des Finanzwesens verfügen, um sich an solchen Produkten und/oder Dienstleistungen zu beteiligen. Luxemburg: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Luxembourg) S.A. verteilt. Diese ist eine luxemburgische Bank, die über eine Zulassung der Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) verfügt und von dieser reguliert wird. Mexiko: Die im Bericht enthaltenen Informationen stellen kein öffentliches Angebot von Wertschriften gemäss dem mexikanischen Wertschriftengesetz dar. Der vorliegende Bericht wird nicht in den mexikanischen Massenmedien angeboten. Der Bericht enthält keine Werbung im Zusammenhang mit der Vermittlung oder Erbringung von Bankdienstleistungen oder Anlageberatung auf dem Hoheitsgebiet Mexikos oder für mexikanische Staatsbürger. Russland: Das in diesem Bericht angebotene Research ist in keiner Art und Weise als Werbung oder Promotion für bestimmte Wertpapiere oder damit zusammenhängende Wertpapiere zu verstehen. Dieser Research-Bericht stellt keine Bewertung im Sinne des Bundesgesetzes über Bewertungsaktivitäten der Russischen Föderation dar. Der Bericht wurde gemäss den Bewertungsmodellen und der Bewertungsmethode der Credit Suisse erstellt. Singapur: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse AG, Singapore Branch, verteilt, die durch die Monetary Authority of Singapore reguliert wird. Spanien: Dieser Bericht wird in Spanien von der Credit Suisse AG, Sucursal en España, verteilt. Diese ist ein durch die Banco de España autorisiertes Unternehmen (Registernummer 1460). Thailand: Der Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die Credit Suisse Securities (Thailand) Limited, die von der Securities and Exchange Commission, Thailand, beaufsichtigt wird und unter der Adresse 990 Abdulrahim Place Building, 27/F, Rama IV Road, Silom, Bangrak, Bangkok Tel. 0-2614-6000 eingetragen ist. Vereinigtes Königreich: Dieser Bericht wurde von der Credit Suisse (UK) Limited und der Credit Suisse Securities (Europe) Limited herausgegeben. Die Credit Suisse Securities (Europe) Limited und die Credit Suisse (UK) Limited verfügen beide über eine Zulassung der Financial Services Authority und stehen unter deren Aufsicht. Sie sind der Credit Suisse zugehörige, aber rechtlich unabhängige Gesellschaften. Der Schutz privater Kunden durch die Financial Services Authority gilt nicht für Investitionen oder Dienstleistungen, die durch eine Person ausserhalb des Vereinigten Königreichs angeboten werden. Das Financial Services Compensation Scheme gilt nicht, wenn der Emittent seine Verpflichtungen nicht erfüllt. USA: WEDER DER VORLIEGENDE BERICHT NOCH KOPIEN DAVON DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VERSANDT, DORTHIN MITGENOMMEN ODER AN US-PERSONEN ABGEGEBEN WERDEN. Japan: Weder der vorliegende Bericht noch Kopien davon dürfen nach Japan versandt, in Japan verteilt oder dorthin mitgenommen werden. Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von ResearchBerichten in bestimmten Rechtsordnungen einschränken. Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt werden. Copyright © 2013 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. 13C021A Swiss Issues Regionen 51