Errol Flynn - meine

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Errol Flynn - meine
Errol Flynn
Errol Leslie Thomson Flynn (* 20. Juni 1909 in Hobart/Australien; † 14. Oktober 1959 in
Vancouver/Kanada) war ein australisch-US-amerikanischer Filmschauspieler. In den 1930er und
1940er Jahren wurde er als Abenteuerheld in Filmen wie Robin Hood, König der Vagabunden und
Captain Blood (dt.: Unter Piratenflagge) zu einem der bekanntesten Leinwand-Stars.
Geboren als Sohn eines renommierten Meeresbiologen in
Tasmanien scheiterte der sportbegeisterte Flynn schon früh mit
seinen halbherzigen Versuchen, eine akademische Ausbildung
zu Ende zu bringen. Dass sowohl der Vater als auch die Mutter
offen fremdgingen, prägte Flynns Einstellung zu Frauen
nachhaltig.
Flynn war ein schlechter Schüler und musste mehrfach die
Schule wechseln. In Sydney handelte er sich sogar Haftstrafen
ein und arbeitete unter anderem als Gigolo, bevor er seine
Heimat verließ. Aber nicht Hollywood war zunächst das Ziel,
sondern Neuguinea, wo er sich als Goldsucher und
Kupferschürfer, Wilderer und angeblich sogar als
Sklavenhändler versuchte. Als er auf einer seiner
abenteuerlichen Expeditionen einen Einheimischen erschoss,
wurde er wegen Mordes zur Verantwortung gezogen.
Zurück in Australien geriet er durch Zufall an den
Schauspielerberuf, nachdem er an einem Casting des
Regisseurs Charles Chauvel teilgenommen hatte und
vornehmlich auf Grund seines blendenden Aussehens sowie
seiner smarten Ausstrahlung akzeptiert wurde. 1930 charterte
ein Wissenschaftler Flynns alten Küstenschoner Sirocco, den er
sich mit Geldern aus dem Verkauf einer Goldmine zulegte, um
in Neu-Guinea Filmaufnahmen von einem Stamm von
Kopfjägern zu machen.
Diese Aufnahmen (darunter auch einige von Flynn) erregten zwei Jahre später die Aufmerksamkeit eines
australischen Filmproduzenten.
Flynns Debüt war 1932 die Hauptrolle des Fletcher Christian in dem australischen Film In the Wake of the Bounty,
einem drittklassigen Streifen, der außerhalb Australiens nie gezeigt wurde. Flynn setzte sein unstetes,
abenteuerliches Leben fort und verdingte sich als Verwalter einer Tabakplantage und als freier Journalist beim
Sydney Bulletin. Zunehmend unzufrieden ging er noch im selben Jahr nach England und nahm Schauspielunterricht.
Er schloss sich der „Northampton Repertory Company“ an, mit der er 1934 im Malvern Festival, in Glasgow und im
Londoner West End auftrat. Durch seinen zweiten Film, die britische Produktion Murder at Monte Carlo (1935) kam
er in Kontakt mit Warner Bros., erhielt einen Halbjahresvertrag und eine Fahrkarte nach Hollywood.
Aus dem smarten, sportlich durchtrainierten Flynn wurde schließlich der charismatische Filmheld, der Prototyp des
verwegenen Draufgängers aus den frühen Jahren Hollywoods. Er spielte vornehmlich in Abenteuer- und
Piratenfilmen, und zu einem guten Teil spielte er sich dabei selbst.
Auf der Reise in die USA lernte er die französische Schauspielerin Lili Damita (1904-1994) kennen, die seine erste
Frau wurde. Wegen der zahlreichen Affären von Flynn kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, die sich in auf die
Scheidung 1942 folgenden jahrelangen Prozessen um Unterhaltszahlungen fortsetzten.
Nach kleinen Nebenrollen in zwei unbedeutenden Filmen erhielt er 1935 die Hauptrolle in Captain Blood (dt.: Unter
Piratenflagge), mit der ebenfalls weitgehend unbekannten Olivia de Havilland an seiner Seite. Der Film wurde ein
Riesenerfolg, ein Traumpaar war geboren, und Errol Flynn wurde über Nacht zum gefeierten Star.
Er drehte reihenweise Kassenerfolge, etwa The Charge of the Light Brigade, The Adventures of Robin Hood (dt:
Robin Hood, König der Vagabunden), Dodge City (dt.: Herr des wilden Westens), The Private Lives of Elizabeth and
Essex (dt.: Günstling einer Königin) (mit Bette Davis) und The Sea Hawk (dt.: Der Herr der sieben Meere), immer
unter der Regie von Michael Curtiz. Es kam jedoch zu immer stärkeren Spannungen zwischen Flynn und Curtiz, und
1941 begann seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Raoul Walsh.
Walsh und Flynn drehten bis 1948 mehrere erfolgreiche Filme, darunter They Died with Their Boots On (dt.: Sein
letztes Kommando), Gentleman Jim, Objective Burma! und Silver River (dt.: Der Herr der Silberminen).
Im Zweiten Weltkrieg fand er trotz Bemühungen keine Aufnahme in
die US-Streitkräfte, da er an Tuberkulose und Malaria litt, was aber
von seiner Filmfirma Warner Brothers verheimlicht wurde und in der
allgemeinen patriotischen Begeisterung seinem Ruf einen Schlag
versetzte. Anfang des Jahres 1943 wurde Flynn wegen Unzucht mit
Minderjährigen – er soll sich mit zwei Teenagern von 17 und 15 Jahren
eingelassen haben - der Prozess gemacht. Die wahre Ursache der
Anklage war die Statuierung eines Exempels wegen unterlassener
Schmiergeldzahlungen von Warner Brothers an Lokalpolitiker und das
LAPD, und obwohl sich die Haltlosigkeit der Vorwürfe im Prozess
zeigte, der mit einem Freispruch endete, waren sein Helden-Image
und sein Selbstbewusstsein daraufhin angekratzt. Seiner Beliebtheit
schadete der Prozess in den freizügigen Kriegsjahren jedoch wenig („in
like Flynn“ wurde danach in den USA sprichwörtlich). Während dieser
Zeit lernte er seine zweite Frau, Nora Eddington, kennen, mit der er
zwei Töchter hatte, Deirdre und Rory. Gleichzeitig legte er sich in den
Hügeln von Hollywood das Anwesen Mulholland House zu (7740
Mulholland Drive, 1988 abgerissen), auf dem er strikt von seinen
Ehefrauen getrennt lebte und das der Schauplatz legendärer Orgien
war. Mit seinem Freund David Niven war er außerdem Mitglied im
Hollywood Cricket Club.
Flynns Alkohol- und Drogenkonsum verstärkte sich im Laufe der Jahre
immer mehr und begann unübersehbare Spuren zu hinterlassen. Sein
letzter großer Erfolg war der selbstironische Film The Adventures of
Don Juan (dt.: Die Liebesabenteuer des Don Juan) unter der Regie von
Vincent Sherman. Seine Ehe mit Nora Eddington wurde 1949
geschieden.
Während der Dreharbeiten zu Rocky Mountain (dt.: Herr der rauen
Berge) lernte Flynn Patrice Wymore kennen. 1950 wurde sie seine
dritte Ehefrau und Mutter von Tochter Arnella. Zeitweise lebte er mit
ihr in Port Antonio auf Jamaika, und sie zog nach dem Tod von Flynn
ganz dorthin und wurde erfolgreiche Viehzüchterin.
Flynns Zeit als Star von Warner Bros. endete 1953 mit The Master of
Ballantrae (dt.: Der Freibeuter). Flynn war die ihm angebotenen
Mantel- und Degen- oder gar Western-Filmrollen und sein Image als
„Swashbuckler“ (Aufschneider) leid.
Befreit aus seinem bisherigen ungeliebten Filmkontrakt hegte Flynn
den ehrgeizigen Plan eines Wilhelm-Tell-Films unter der Regie des
berühmten Kameramannes Jack Cardiff, den er zusammen mit einer
Gruppe italienischer Filmmanager finanzieren wollte. Der Film sollte als
erster Film überhaupt in Cinemascope gedreht werden. Schon kurze
Zeit nach Drehbeginn brach die Finanzierung zusammen, und Flynn
verlor sein gesamtes Vermögen. Auf seinen ausgedehnten
Europareisen hatte er die Verwaltung seiner Gelder zwielichtigen
Managern anvertraut, die fast sein gesamtes Vermögen
durchbrachten.
Zusätzlich forderte die amerikanische Steuerbehörde eine Nachzahlung von einer Million Dollar, so dass Flynn
sich gezwungen sah, die USA fluchtartig mit seiner Yacht Zaca zu verlassen, auf der er in der folgenden Zeit
praktisch mittel- und heimatlos lebte.
Er drehte einige Filme in England, darunter 1955 The Warriors (dt.: Der schwarze Prinz) und war der Star
einer kurzlebigen Fernsehserie. 1956 konnte er in die USA zurückkehren und war gezwungen, in
zweitklassigen Fernseh-Shows aufzutreten.
Ein Comeback als Charakterdarsteller gelang ihm 1957 in The Sun Also Rises (dt.: Zwischen Madrid und Paris),
in dem er einen Trinker spielte – was er auch im wirklichen Leben geworden war, dazu kam der Konsum
zahlreicher anderer Drogen. Diese Rolle spielte er ebenfalls in seinen nächsten beiden Filmen: Too much, Too
Soon und The Roots of Heaven.
1958 versuchte Flynn wieder als Theaterschauspieler Fuß zu fassen. Sein Alkoholismus machte es ihm jedoch
unmöglich, ein Stück bis zum Ende durchzustehen. Mit Beverly Aadland, seiner sechzehnjährigen Geliebten,
drehte er 1959 seinen letzten Film Cuban Rebel Girls. Am 14. Oktober 1959 erlitt Flynn einen schweren
Herzanfall, als er in Vancouver sein geliebtes 120-Fuß-Segelschiff Zaca an den Millionär George Caldough
verkaufen wollte, und starb kurz darauf im Apartment von Dr. George Gould (einem Onkel des Pianisten Glenn
Gould), in das man ihn nach einem Schwächeanfall gebracht hatte, im Beisein von Beverly Aadland, nachdem
er zuvor noch einige Partygäste mit Anekdoten unterhalten hatte. Flynn war gezeichnet von seinem
jahrelangen Alkohol- und Drogenmissbrauch, seiner chronischen Malaria und anderen schweren Leiden.
Er liegt im Forest Lawn Memorial Park Cemetery in Glendale, Kalifornien, begraben.
Politisches Engagement
Wenig bekannt ist, dass Flynn sich sein Leben lang sehr für Politik interessierte. So war er als Reporter auf
republikanischer Seite für wenige Monate 1937 im spanischen Bürgerkrieg. Dass er auch seinen zwielichtigen
österreichischen Freund Dr. Hermann Erban, den er noch aus Indonesien kannte und der insgeheim Anhänger
der Nationalsozialisten war, als Fotograf mitnahm, wurde später vielen der dabei Fotografierten zum
Verhängnis. Ein weiteres Beispiel ist der vom Fernsehsender arte im April 2007 als deutsch-französische
Erstausstrahlung gesendete Film „Die Wahrheit über Fidel Castros Revolution“, der bis dato unbeachtet in den
„Giftschränken“ Hollywoods ruhte. Flynn befand sich auf Kuba, als Fidel Castro seine Revolution in dem
Inselstaat begann. Statt Kuba fluchtartig zu verlassen, beschloss Flynn, die gesellschaftliche Umwälzung auf
der Insel gemeinsam mit seinem Freund, dem Regisseur Victor Pahlen, filmisch zu dokumentieren.
Offensichtlich tief beeindruckt vom Idealismus und der Energie des Revolutionsführers Fidel Castro, erzählt
Flynn auf sehr persönliche Weise seine Sicht auf die kubanische Geschichte. Doch Hollywood war anscheinend
noch nicht bereit dafür, einen seiner großen Filmstars in dieser Weise mit einem kommunistisch geprägten
Revolutionär in Übereinstimmung zu sehen. Auch in seiner Autobiografie und im kanadischen Fernsehen gab er
seiner Bewunderung für Castro Ausdruck, den er als seinen Freund bezeichnete.
Nachkommen
Von den Kindern und Enkeln Errol Flynns sind viele in der Showbranche oder in kreativen Berufen tätig: Sohn
Sean Flynn aus der Ehe mit Lili Damita wurde Schauspieler, später ein bekannter Kriegsfotograf und ist seit
1970 in Kambodscha verschollen. Tochter Rory arbeitet als Standbild-Fotografin für den Film und ist mit einem
Dokumentarfilmer verheiratet. Ihr Sohn Sean Flynn (* 1989) steht am Anfang einer Karriere als Teenie-Star
und ist im Film- und Fernsehgeschäft recht gefragt. Die jüngste Tochter Arnella (1953–1998) war als
Mannequin tätig; ihr Sohn Luke Flynn, Jahrgang 1976 und in den USA ein bekanntes Top-Model, tritt derzeit in
die Fußstapfen des Großvaters: Auf der Basis von Flynns Memoiren arbeitet er für das australische Kino an
einem Drehbuch über die frühen, abenteuerlichen Jahre von Errol Flynn vor seiner Zeit als Hollywood-Star. In
dem Film verkörpert er auch seinen Großvater.
Filmografie
1935: Unter Piratenflagge (Captain Blood)
1936: Die Attacke der leichten Brigade (The Charge
of the Light Brigade)
1937: Ein Kerl zum Verlieben (The Perfect Specimen)
1937: Der Prinz und der Bettelknabe (The Prince and
the Pauper)
1937: Another Dawn
1938: Robin Hood, König der Vagabunden (The
Adventures of Robin Hood)
1939: Herr des wilden Westens (Dodge City)
1939: Günstling einer Königin (The Private Lives of
Elizabeth and Essex)
1940: Der Herr der sieben Meere (The Sea Hawk)
1940: Land der Gottlosen (Santa Fe Trail)
1940: Gentleman Jim
1941: Sein letztes Kommando (They Died with Their
Boots on
1943: Blutiger Schnee (Northern Pursuit)
1944: Auf Ehrenwort (Uncertain Glory)
1948: Herr der Silberminen (Silver River)
1948: Die Abenteuer des Don Juan (Adventures of
Don Juan)
1949: Das Schicksal der Irene Forsyte (That Forsyte
Woman) als Soames Forsyte
1949: Einfach wunderbar (It's a Great Feeling)
1950: Kim – Geheimdienst in Indien (Kim)
1950: Montana (Montana)
1952: Gegen alle Flaggen (Against All Flags)
1955: Der schwarze Prinz (The Dark Avenger)
1957: Istanbul (Istanbul)
1958: Ihr Leben war ein Skandal (Too Much, Too
Soon)
1958: Die Wurzeln des Himmels (The Roots of
Heaven)