Humane Papillomaviren (HPV)

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Humane Papillomaviren (HPV)
Humane Papillomaviren (HPV)
Genom-Nachweis mit Typisierung
Laborinformation
Einleitung
Der Labornachweis von humanen Papillomaviren (HPV) hat zunehmend Bedeutung erlangt, seit
dem gesichert ist, dass eine HPV-Infektion Voraussetzung für die Entstehung des Zervixkarzinoms
ist. Es sind über 180 HPV-Typen bekannt, jedoch ist nur bei Hochrisiko-Typen ein onkogenes
Potential vorhanden (Lit 1). Die beiden Hochrisiko-Typen HPV-16 und HPV-18 sind verantwortlich
für rund 70% der Zervixkarzinom-Fälle.
HPV werden sexuell übertragen. Am häufigsten kommen sie bei Frauen unter 30 Jahren vor und
haben mit zunehmendem Alter eine abnehmende Prävalenz. HPV-Infektionen sind vor allem bei
jüngeren Frauen nur transient und heilen meistens (90%) innerhalb von 1-2 Jahren ab (Lit 2).
Persistierende Infektionen können zu Zell- und Epithelveränderungen (Dysplasie) führen. Diese sind
in einem frühen Stadium noch rückbildungsfähig, können aber unbehandelt zum invasiven
Zervixkarzinom fortschreiten.
Die Impfung schützt vor persistierenden HPV-16/18-Infektionen. Der Kreuzschutz gegen andere
Hochrisiko-HPV-Typen (siehe unten), die nicht im Impfstoff enthalten sind, ist unvollständig.
Gynäkologische Kontrollen sind deshalb auch für geimpfte Frauen weiterhin notwendig.
HPV-Infektionen sind der hauptsächliche Risikofaktor für die Entstehung des Analkarzinoms. Die
Karzinogenität von HPV wurde auch bei Malignomen im Kopf-Halsbereich gezeigt, und stellt
hierfür neben Tabak- und Alkoholkonsum einen unabhängigen Risikofaktor dar. Am häufigsten
nachweisbar sind HPV bei Tonsillen- und Oropharynxkarzinomen und selten bei Mundhöhlenkarzinomen.
HPV sind auch verursachender Erreger von Genitalwarzen (Condylomata acuminata). Die
Niedrigrisiko-Typen HPV-6 und HPV-11 kommen bei >95% der Genitalwarzen vor. Es wurden
aber auch Koinfektionen mit einem Hochrisiko-Typ nachgewiesen (Lit 3).
Labordiagnostik
Wir können neu für den HPV-Genom-Nachweis eine Multiplex-Polymerasekettenreaktion (PCR)Methode anbieten, die
 auch Mischinfektionen mit multiplen HPV-Typen nachweisen kann
 eine genaue Typisierung liefert und damit geeignet ist, um mit einer Wiederholung der
Untersuchung eine persistierende Infektion nachzuweisen. Diese umfassende Information
ermöglicht die beste Abschätzung des Dysplasie- und Progressionsrisiko.
 Nachweis von 19 Hochrisiko-HPV-Typen (16, 18, 26, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 53, 56, 58,
59, 66, 68, 69, 73, 82) und 9 Niedrigrisiko-HPV-Typen (6, 11, 40, 42, 43, 44, 54, 61, 70)
Indikationen
 Bei abnormalen zytologischen Befunden, insbesonders (Lit 4):
(1) Atypische Plattenepithelien unklarer Signifikanz
(ASCUS: atypical squamous cells of undetermined significance)
(2) Atypische glanduläre Zellen (AGC)
 Kontrollen bei Status nach Konisation mit histologisch CIN
Juni 2015
 Immunsupprimierte Frauen (z.B. HIV-Infektion)
 Als Ergänzung zur zytologischen Untersuchung (erweiterte Krebsvorsorge) bei über 30jährigen
Frauen. Allerdings ist ein primäres Screening in der Schweiz noch nicht routinemässig
vorgesehen.
 Partnerabklärung
Material:
Abstrich Zervix mit ausreichend Epithelien im TM8
Abstrich Glans penis oder distale Urethra im TM8
Biopsien genital oder enoral im TM1
Tarifpositionen:
Papillomavirus, humanes (HPV )
Auskunft:
Dr. med. M. Reichmuth, Dr. med. G. Printzen, Dr. B. Schnell, B. Studler,
Dr. A. Wepf, Dr. med. N. Shayanfar, Dr. med. B. Feusi Häne, Dr. A. Elisa
Literatur:
Epidemiologic Classification of Human Papillomavirus Types Associated
with Cervical Cancer. Munoz N et al. N Engl J Med 2003; 348:518-527
Tabelle 4. Risiko für das Plattenepithelkarzinom der Zervix entsprechend
dem HPV-Typ
3136.00
180
TP
Natural history of cervicovaginal papillomavirus infection in young women.
Ho GY et al. N Engl J Med 1998; 338:423-428
2012 European guideline for the management of anogenital warts. Lacey
CJN et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2013; 27:e263-e270
Expertenbrief No 40 PAP-Abstrich. Update des Screenings für
Gebärmutterhalskrebs und Follow-up mittels Kolposkopie. Schweizerische
Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. 08.06.2012
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