Bericht - Sarabella

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Bericht - Sarabella
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Paros – Mykonos mit Iselins 09. – 30. Juni 2012
Die Kykladen sind unter Seglern als
die „Windigen Inseln“ bekannt.
Diesem Namen machten sie während
unserem Törn mit der Iselin-Familie
alle Ehre.
Daran hatten nicht alle Freude. Rolf
und Martha mit Sohn Fabio und
Freundin Valerie schienen in der ersten Woche mehr Spass daran zu haben. Mehr Meer sprich Baden statt
mehr Wind, hätte gerne die zweite
Crew mit Rolfs Bruder Urs und Moni
gehabt. Daraus wurde leider nichts.
Am Schluss mussten wir bei Sturmbedingungen im Hafen von Mykonos
die Segel vorzeitig streichen.
Kiss my tender
Text: Thomi Fotos: Regi, Thomi, Moni.Role
Gewöhnlich kommen ja unsere Gäste in
den Hafen, wo die Sarabella liegt – diesmal Paros - und dann braucht es nur ein
paar Schritte über die Gangway und
mann/frau ist mit Gepäck an Bord. Doch
wie soll das gehen, wenn der Hafen wegen
zu hohem Wellgang unbrauchbar ist und
wir vor Anker gehen müssen? Nun, dann
kommt eben unser „Tender to Sarabella“
(offiziell für Beiboot der Sarabella) zum
Zug.
So kommen unsere Gäste per Gangway normalerweise an Bord.
Doch zuerst mussten Rolf, Martha, Fabio
und Valerie per Fähre in Paros ankommen. „Der Seajet fährt nicht, wir kommen
erst um 22 Uhr mit der normalen Fähre
von Athen an“, meldete Rolf per SMS.
Es wurde also ein späte Ankunft und ein
aufwändiges an Bord kommen. Viermal
mussten wir mit unserem Beiboot zwischen Ufer und Yacht hin- und herfahren,
bis Leute und Gepäck endlich auf der Sa-
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rabella war. Der schwierigste Teil der Reise schien geschafft.
Sturmwarnung und Verzögerung
„Gale Warning 8-9 Bf for Aegean Sea“
hiess es am Sonntag auf dem Wettermelder. Bei Sturmwarnung war nicht an ein
Auslaufen zu denken und alle anderen
Boote blieben auch in der Ankerbucht vor
Paros liegen. Kein Problem, ein Hafentag
zur Stadtbesichtigung ist immer willkommen. Das Städtchen mit der alten Windmühle als Wahrzeichen ist im typischen
Kykladenstil mit vielen, malerischen Gässchen gebaut und bietet einiges an Shoppingmöglichkeiten, was die Frauen nicht
ungenutzt verstreichen liessen.
Anschliessend fuhren wir wieder ans Meer
hinunter und tauchten in die Gassen von
Naoussa ein. Hier konnten wir erleben, wie
der Meltemi mit ungehemmter Kraft heranstürmte.
Naoussa im Norden, ungeschützt dem Meltemi
ausgesetzt.
Segeln als Geburtstagsgeschenk
Endlich liessen der Wind und vor allem der
Seegang nach, so dass wir die 20 Meilen
zur Bucht vor Dhespotiko neben Antiparos
unter den Kiel nehmen konnten. Die Ankernacht war zwar nicht sehr ruhig, dafür
wurden wir wieder mit einem einmaligen
Sonnenuntergang belohnt.
Postkarte von Paros mit der Windmühle als Wahrzeichen.
Als am Montag nach wie vor Sturmwarnung angesagt war, mieteten wir kurzerhand ein Auto und machten eine Tagestour über die Insel. Zuerst besuchten wir
den ehemaligen Hauptort Levkes in den
Bergen, der mit seiner Ruhe eine willkommenen Kontrast zum touristischen Hafen
brachte.
Sonnenuntergang auf Dhespotiko.
„Happy Birthday, heute bist du Captain of
the day“ begrüssten wir Rolf am Mittwoch
und überreichten ihm die Kapitänsmütze
zu seinem Feiertag. „Wir segeln nach Ios,
Mannschaft antreten“, befahl er.
Die Überfahrt war zwar „holprig“, dafür
wurden wir mit einem guten Hafenplatz
und einem auserlesenen Abendessen in
Lefkes auf Paros, der alte Hauptort in den Bergen.
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einer der besten Tavernen der Insel belohnt.
nachdem bis jetzt in jedem Hafen kaum
jemand für irgend etwas zuständig gewesen war. Dafür gab es diesmal ohne Umschweife, Strom und Wasser, wofür wir
gerne zwanzig Euro zahlten. (In Kroatien
wäre das nicht unter achtzig Euro zu haben gewesen!).
Rolf hat Geburtstag und ist Tageskapitän.
Glücklich im Hafen von Naxos gelandet.
„Wer gewinnt heute?“, fragte ich den Hafenmeister. „Wir natürlich“, gab er ein bisschen gequält zur Antwort. Das war diesen
Abend die alles entscheidende Frage, da
Griechenland gegen Deutschland an der
Fussball-EM spielte. Zum Glück waren wir
keine Deutschen und konnten das Essen
ohne Gewissensbisse geniessen, denn bei
1:4 war das Elend fast physisch spürbar.
Das beste Essen in der Taverna auf Ios.
Einmal ruhig ankern und nach Naxos
Gut, dass wir die sicheren Ankerplätze
schon mal besucht hatten, denn für heute
waren wir sicher mit Shoinoussa eine ruhige Bucht gefunden zu haben. Als es bis
zur Nachbarinsel Iraklia immer noch mit
sieben Windstärken bliess und nur ein einsamer Delphin mit uns spielte, zweifelten
wir an unserem Entschluss. Aber so sind
die Kykladen; jede Insel hat ihren eigenen
Wind und kaum eine Seemeile weiter, fiel
der Wind urplötzlich zusammen. Wir waren
erleichtert und konnten endlich mal in Ruhe baden, schnorcheln und durchschlafen,
ohne nachts vom elektronischen Ankeralarm geweckt zu werden.
Den Rückweg bis Naxos mussten wir uns
noch verdienen: wieder mussten wir im
dritten Reff segelnd gegen die Wellen ankämpfen. „Drop your anchor here“ befahl
für einmal ein resoluter Hafenmeister,
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Das Fussball-EM Spiel Griechenland- Deutschland
genossen wir in Naxos.
Am Samstag morgen verabschiedeten wir
Valerie und Fabio, da sie noch eine Woche
Badeferien auf der Insel gebucht hatten.
Uns blieb noch ein kurzer Schlag nach Paros zurück, um Urs und Moni am Nachmittag in Empfang zu nehmen.
Naxos zum Zweiten und Ankern vom
Feinsten
„Wir schleichen uns einfach an den Strand
und legen unser Badetuch neben sie“, hatte Rolf die Idee, als wir entschieden,
nochmals Naxos anzulaufen und Fabio
und Valerie mit unserem Besuch zu überraschen. Daraus wurde leider nichts, da
sie mit einem Mietauto unterwegs waren.
„Drop your anchor“ trompetete der Hafenmeister wieder, doch die Kette klemmte im
entscheidenden Moment und die Ankerwinsch machte keinen Wank mehr. Flink
wie ein Wiesel warf Regi dem verdutzten
Eigner des Nachbarschiffs die Heckleine
zu, um das Schiff vor dem Abdriften zu
bewahren. Als weder Hammer noch
Handbetrieb half, kam der Hafenmeister
persönlich an Bord und kroch in den Ankerkasten. „Be happy, we solve all your
problems“, meinte er, rüttelte wie ein Berserker an der Kette und brachte sie tatsächlich frei. Der Sonntag war gerettet.
Der verdutzte Eigner war übrigens Rod
Heikell, der Verfasser der bekannten Hafenführer, der inkognito herum reiste.
fekte Bucht mit Sandstrand und interessanter Felsküste zum Schnorcheln war.
Ein Anlanden mit Dingi (Tender) und ein
Erklimmen der Hügel liess uns den Sonnenuntergang und eine herrliche Rundsicht geniessen.
Die einmalig schöne Ankerbucht auf Rinia.
Das Diktat des Meltemi
Eigentlich war geplant, für eine Nacht in
Mykonos zu bleiben und dann weiter bis
Athen zu segeln.
Doch die Schwierigkeiten begannen schon
beim Anlegen im neuen Hafen. Da hier
letzte Woche Sturm geherrscht hatte, waren die Beleg- resp. Mooringleinen grösstenteils gerissen. Zu ankern war nicht ratsam, da das Risiko in den Mooringketten
hängen zu bleiben, zu gross ist. Ein völlig
überforderter Hafenangestellter tauchte mit
Schnorchelausrüstung (!)hastig im Hafenbecken herum und versuchte, Reste von
Leinen den anstürmenden Yachten zu übergeben. Andere wollten nicht warten und
warfen kurzerhand den Anker, was sich
anderntags rächen sollte.
Der famose Hafenmeister (r.) mit Autor Rod Heikell
und Frau.
Von Naxos aus wollten wir weiter nördlich
segeln. Zuerst trieb uns der nordöstliche
Wind zügig Richtung Mykonos, wo wir in
einer Bucht auf der kleinen Nachbarinsel
Rinia ankern wollten. Doch dann fiel der
Wind zusammen und ein unangenehmer
kabbeliger Seegang liess die Sarabella in
die Wellentäler knallen, so dass wir unter
Motor gegenan fahren mussten. Nach zwei
Stunden Achterbahn war es geschafft; die
Crew ebenfalls. Nur gut, dass es die per-4-
Nach viel Hin und Her liegen wir sicher im Hafen
von Mykonos.
Wir ergatterten eine nicht sehr vertrauenswürdige Leine und der Schnorchelmeister meinte, dass dies für die Nacht
genügen würde, da mehr Wind erst für den
nächsten Tag angesagt war. Vertrauensselig fuhren wir in die Stadt und genossen
den Apéro in der Altstadt und ein Essen,
das zwar gut war, aber von nervös herumeilenden Kellern so schnell abgetischt
wurde, dass wir es kaum geniessen konnten. Nach all den anderen Kykladeninseln
missfiel uns hier die auf Massentourismus
angelegte Atmosphäre sehr.
Man soll den Griechen nur die Hälfte glauben: Morgens um fünf begann es aufzufrischen und drückte unser Heck auf den
Steg. Jetzt half nur ein beherzter Sprung
ins Hafenbecken um eine Sicherungsleine
auf der gegenüberliegenden Hafenseite
anzubringen. Regi opferte sich und mit
vereinten Kräften und der Elektrowinsch,
gelang es uns, die Sarabella vorzuziehen.
Um neun Uhr bliess es schon mit Windstärke sechs durch den Hafen und eine
Besserung war nicht in Aussicht. Der Meltemi hat uns wieder voll im Griff. Um die
restlichen sechzig Meilen bis Athen gegen
den Wind zu schaffen, blieb uns zu wenig
Zeit. Deshalb entschlossen wir uns, den
Törn hier in Mykonos zu beenden und die
restlichen Tage mit Ausflügen auf der Insel
und einen Tag noch in Athen zu verringen.
Am Freitag ging die ganze Crew so abenteuerlich von Bord wie der Törn begonnen
hatte: Mangels Taxis wurden sie von zwei
kleinen Vespatransportern und mit Gepäck
auf der Ladefläche sitzend zum Fährenhafen gefahren.
Mykonos mit seinen vier Windmühlen
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