Entwicklung der Serienmotorräder im Motorradwerk

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Entwicklung der Serienmotorräder im Motorradwerk
Entwicklung der Serienmotorräder im
Motorradwerk Zschopau von 1945 bis 1982
In dieser Ausgabe der Betriebszeitung beginnen-wir mit der Veröffentlichung eines Artikels über
die Entwicklung unserer Serienmotorräder,
den
dankenswerterweise Kollege Manfred Thierfelder,
Abteilungsleiter der Konstruktion,
verfaßte. Auf Grund der Platzkapazität und . der Tatsache, daß uns
die Produktion unseres Werkes unter sozialistischen Verhältnissen verständlicherweise mehr interessiert,
wird sich der vorliegende Artikel
ausschließlich mit dem Zeitraum
1945 bis 1982 befassen .
Mit
der Motorenund
Motorradentwicklung wurde unmittelbar nach dem Zusammenbruch des faschistischen Deutschlands im früheren DKW-Werk des Auto-Union- ren 1953/54 wurde an einer Entwicklung RT 200/250 mit EinzylindermoKonzerns wieder begonnen .
tor, Teleskopgabel und HinterradVeränderungen
Grundsätzliche
schwinge gearbeitet. Diese sehr proder Besitzverhältnisse waren eingegressive Richtung wurde jedoch vertreten.EntwickeludProzien
lassen, da sich zwischenzeitlich Vollsich und eine neue Gesellschaftsschwingenfahrwerke im Vormarsch
ord nung zur Überwindung der Not
befanden . Es begann die Entwickder ersten Nachkriegsjahre waren
lung der ES-Reihe. Vollschwingfahrdie Aufgabe der im Werk tätigen Arwerk mit Teleskopstoßdämpfer, Teilbeiter, Angestellten und Ingenieure.
verkleidung,
Seitengepäcktaschen,
An'r Anfang stand die Entwickbequeme Einzelsitze, feststehendem
lung eines 60-cm3-Motorrades L 60
Scheinwerfer,
Vollnabenbremsen,
mit Ladepumpe. Diese Entwicklung
Motorleistung 14,5 PS für ES 250,
basierte auf einer Festlegung der Beerstmals bei MZ ein Aluminiumsatzungsmächte, die BeschränkunVerbundzylinder. Neben der 250gen für die Produktion von Motorräcm 3-Ausführung . wurde ein 175dern beinhaltete . Zu einer Serieneincm3-Motorrad mit 10 PS ohne Seiführung dieser Entwicklung kam es
tengepäcktaschen entwickelt. Von
jedoch nicht.
1957 bis 1962 wurden etwa 107 000
Auf der Basis des Motondrades RT 125 Einheiten ES 175/250 produziert .
das bereits 1939 im Werk produziert
1953/54 erfolgte die Entwicklung
wurde, erfolgte eine Weiterentwick- eines Rollermotors für den im Indulung. 1950 konnte mit der Produk- striewerk Ludwigsfelde in Entwicktion begonnen werden . Bereits vor- lung
befindlichen
Motorroller
her hatte man die Fertigung von sta- „Pitty" . Basis für dieses Triebwerk
tionären Feuerspritzen, land- und bildete der Motor des Motorrades
forstwirtschaftlichen Maschinen und RT' 125/1 . Ein Axialgebläse, von der
Elektroaggregaten im Werk 'wieder Kurbelwelle mit einem Keilriemen
aufgenommen . Das Motorrad RT angetrieben, sorgte für die Kühlung
125 hatte gegenüber dem Vorgän- des Zylinders und des Zylinderkopgermodell von 1939 eine Teleskop- fes. Anfänglich als Saugkühlung ausbel, Geradweg-Hinterradfederung gebildet, erfolgte dann die Umsteldund eine Hinterradnabe mit Steck- lung auf Druckkühlung, da sich erse erhalten . Die Motorleistung hebliche Schwierigkeiten ergaben .
betrug 4,75 PS . Bis April 1954 wur- 1954 wurden bereits 1035 Motoren
den etwa 30 000 Fahrzeuge produ- produziert.
ziert .
Die Entwicklung eines
tMorpsedbmg-an1954,ubisEnde
Ab 1949 beschäftigte man sich mit
der Vorbereitung- einer Motorradent- Jahres waren acht Versuchsmotoren
wicklung RT 250 und erweiterte fertiggestellt . Die Produktion des
1950 auf 350 cm 3 Hubraum. 1951 Motors
wurde im
VEB
Büwird erstmals die Bezeichnung BK romaschinenwerk in Sömmerda für
350 - Boxer, Kardan - für ein mit- das Moped SR 1 vom VEB Simson
telschweres Motorrad, beiwagenfest, Suhl aufgenommen.
angewandt . Basis ist ein bereits 1945
1957/58 erfolgte die Weiterentwickbis 1948 als NZ 350/3 entwickeltes lung des Motorrades RT 125!2. Der
Motorrad. Die Produktion des Mo- Motor wurde mit Vierganggetriebe
torrades BK 350 wird Anfang 1953 ausgerüstet und die Leistung auf
aufgenommen . . Bis zur Einstellung 6,5 PS erhöht . Das Fahrwerk erhielt
der Produktion 1959 wurden etwa Vollnabenbremsen
mit
150 mm
41 000 Fahrzeuge produziert . Die BK Durchmesser .
Wahlweise
konnte
350
mit
einem
ungewöhnlichen das Fahrzeug mit einer Sitzbank
Triebwerk, 15 PS Leistung, die bis ausgerüstet werden . Die Fertigung
1959 auf 17 PS gesteigert wurde, begann im April 1959, und bis Ende
Kardanantrieb - erstmals bei Mo- 1962 wurden etwa 133 . 000 Fahrzeuge
torrädern aus Zschopau - Vollna- MZ 125/3 gefertigt . Parallel zu der
benbremsen mit 200 mm Durchmes- Motorenentwicklung MZ 125/3 erser, Doppelschleifenrahmen, Tele- folgte die Vergrößerung des Hubskopgabel, Vierganggetriebe und im raumes für den Rollermotor auf
Motorengehäuse eingebaute Verga- 143 cm3 durch Vergrößerung des
ser- und Ansauganlage, fand viele Kolbendurchmessers von 52 auf
Liebhaber . Die Weiterentwicklung 56 mm . 1959 wurden bereits 24 000
dieses Fahrzeuges BK 35 .1 mit ge- Rollermotoren RM 150 mit einer Leisteigerter
Motorleistung,
stung von 7,5 PS für den MotorrolVHoirndte-auschwgrde
ler „Berlin" hergestellt .
nicht in die Produktion übergeführt .
In den Jahren 1956/57 beschäfMitte 1954 begann nach sehr gro- tigte man sich auch mit der Entßen
Schwierigkeiten
hinsichtlich wicklung eines Reiserollers . Hierzu
der Standfestigkeit des Rahmens die wurde der Motor MM .175/250 auf
Kupplungsseite
Produktion des Motorrades RT 125/1 der
mit ' einem
„mit 5,5 PS Leistung und dem zum Radialgebläse ausgerüstet . Zu einer
Kennzeichen für MZ-Motorräder ge- Serieneinführung kam es jedoch
wordenen
MZ-Kettenschutz- nicht. 1960 wurde unmittelbar nach
schlauch . 1956 erfolgte die Serienein- den Veröffentlichungen über den
führung der Weiterentwicklung RT Wankelmotor ein Experimentiermo125/2 mit 6 PS Leistung . In den Jah- tor mit 110 cm3 Kammervolumen
Das legendäre Modell RT 125, von dem im Zeitraum 1949 bis 1954 etwa
30 000 Stück produziert wurden .
M
a
Anfang 1953 wurde die Produktion der BK 350 aufgenommen, das zur damaligen Zeit viele Liebhaber fand.
Entwikkonstruiert und gebaut . Bereits im Schwinge) aufzunehmen .
April 1960 lief dieser Kreiskolben- kelt wurde ein vollkommen von den
motor auf dem Prüfstand .
bisherigen Nachkriegstypen abweichendes
Fahrwerk .
Ein
Voll1962 - ein MZ-Jahr
schwingenfahrwerk mit hydraulisch
Im Februar wurden die weiter- gedämpften Federbeinen,
150 mm
entwickelten Motorräder ES 175/1 Federweg von vorn ° und 100 mm
und ES 250/1 in die Serie übergeführt .
hinten, setzte in der Hubraumklasse
Die Leistung der Motoren wurde 125/150 cm3 neue Maßstäbe. Der
von 10 auf 12 bzw . von 14,5 auf
Rahmen, aus zwei Ziehteilen her16 PS gesteigert, Ausrüstung mit gestellt und durch Falzung verbunLichtLenkerblinkleuchten
und
den, an dem der aus einer MagneKurbelwellenausfühhupe.
Neue
siumlegierung gegossene Sattelträrung mit kräftig geführtem Nadellager angeschraubt ist, bildet noch
ger für das untere Pleuelauge und heute die Grundlage der Motorräder
vom Getriebeöl geschmierte Kur- TS 125/150 . Der vordere Schwingenbelwellenhauptlager . Im Mai 1963 träger war ebenfalls aus einer Mabegann die Produktion des Motor- gnesiurrrlegierung gegossen. Feststerades ES 300 mit einer Leistung von
hender Scheinwerfer 136 mm Licht18,5 PS. Basis bildete das Trieb- austritt mit asymmetrischem Abund Fahrwerk der ES 175/250. Speblendlicht wurde erstmals für Moziell hierzu war die Entwicklung torräder eingesetzt. Als Motor fand
Stoye-Super-Elastik-Seitenwades
der weiterentwickelte Motor MM
gens durchgeführt, worden . Mit hy- 125 des Motorrades MZ 125/3 Verdraulischer Bremsanlage für das Seiwendung, der auch als 150-cm 3tenwagenrad, aufklappbarem Vor- Variante eingesetzt wurde . Die Leiderteil zum bequemen Einsteigen, stung wurde von 6,5 PS auf 8,5 PS
Verbindung der Hinterradschwinge gesteigert. Der Motor MM 150 besaß
des Motorrades mit der Schwinge eine Leistung von 10 PS . Mit dem Einwurden
die
des
Seitenwagens
satz der Aluminium-Verbund-zylinder
Grundlage für einen Seitenwagen konnte auch, eine wesentliche Reduziegeschaffen, der noch heute im jetzi- rung des Kraftstoffverbrauches erzielt
gen Werk IV des VEB MZ produ- werden
. Bei der Gestaltung der Moziert wird .
torräder ES 125/150 wirkten erstIm Juli 1962 begann die Produk- mals bei MZ Industrieformgestalter
tion des Motorrades ES 125/150, das mit .
MZ-Produktion
viele
Jahre die
Von
Motorrädern
ES
den
prägte. Begonnen wurde die Entwicklung
einer
Hinterrad- 125/175/250 wurden auch Varianten
mit
schwinge für das 125-cm3 -Modell. für den Geländesport abgeleitet und
Hier wurde erstmals die Bezeich- produziert.
nung TS 125
Der weiterentwickelte Motor 150
.g(uTDneil)Evarbfow-Sdcht
cm3 wurde als RM 150/1 ab 1962 mit
Modelle ES 175/250 und die zur da- einer Leistung von 9,5 PS für den
maligen Zeit international üblichen Motorroller „Troll" vom IndustrieSchwingfahrwerke gaben jedoch An- werk Ludwigsfelde eingesetzt .
laß, die Neuentwicklung des Motor(Fortsetzung folgt)
(Einzylinderrades
ES
125/150