RB REHAB Info 2009 1

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RB REHAB Info 2009 1
REHAB Basel
Zentrum für Querschnittgelähmte und Hirnverletzte
Schweizerisches Paraplegikerzentrum Basel
18. Jahrgang · Nr. 49 · Juni 2009
7 Jahre Neubau REHAB Basel
Das neue REHAB Basel ist genau das Haus,
welches wir wieder bauen würden!
EDITORIAL
[
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Ein Tag auf der Station
Individuelle Pflege und Betreuung für
unsere Patientinnen und Patienten.
BLICKPUNKT
[ 21
Lebensfreude im Sommer
Spiel und Spass in der Rekreation und
Schiff AHOI!
RUNDSCHAU
[ 24
PORTRAIT
[5
Das Schiff auf Kurs gebracht:
Peter Kaiser vom ‹REHAB Info › -Team
erzählt seine Geschichte.
REPORT
[9
EEG: Eine im REHAB Basel häufig
angewendete Untersuchungsmethode.
THEMA
[ 17
Ein Besuch in der Rekreation:
Spiel und Spass im Sommer.
BLICKPUNKT
[ 21
Die Eckpfeiler in der Pflege: Individuelle
Betreuung, interdisziplinäre Tagesplanung und
Teamgeist. Ein Blick hinter die Kulissen.
RUNDSCHAU
[ 24
Schiff AHOI !
Agenda
[ 29
7 Jahre Neubau REHAB Basel...
das verflixte 7. Jahr?
[ 30
BEHINDERTENSPORT
Jetzt ist noch mehr Kreativität gefragt.
TITELBILD:
VERBINDUNG VON ARCHITEKTUR MIT NATUR:
DER INNENHOF.
[ 33
E D I T O R I A L
Liebe Leserin,
lieber Leser
2002 wurde das neue REHAB Basel eröffnet. 7 Jahre arbeiten wir
bereits im neuen Haus. Schnell ist diese Zeit vergangen. Mit grossen Erwartungen sind wir anno dazumal in die Phase des Neubauprojektes gestartet. Das neue Gebäude sollte die Infrastruktur eines Spitals haben, die Leichtigkeit eines Hotels und die
Wohnlichkeit eines Zuhause. Wir wollten auch architektonisch den
Patientinnen und Patienten Mut machen zum sinnvollen, anderen
Weiterleben. Beim Verlassen der hellen, lichtdurchfluteten Zimmer sollte sichtbar werden, dass es eine Zukunft gibt indem die
Wege keinen Halt und kein Zurückgehen forderten, sondern
zeigen sollten, dass es immer einen Weg vorwärts gibt. Uns war
nicht vorstellbar, wie dies architektonisch möglich sein sollte. Aber
sie haben es geschafft – unsere Architekten. Die Patientin, der
Patient kommt aus dem Zimmer und es geht immer weiter; es
geht vorwärts. Es gibt keine Sackgasse.
Unsere Patientinnen und Patienten haben einen Schicksalsschlag
erlitten und sie brauchen vorerst einmal sehr viel Zeit. Das wollen wir vermitteln. Gehen nun «Raum haben» und viel «Zeit haben»
nicht ineinander über? Diese Idee lässt sich doch erleben! Kommt
man in die grossen, hellen Räume, hat man Platz und kann atmen.
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E D I T O R I A L
Der Raum ist da und niemand muss sich beeilen, um Platz zu
finden. Damit heisst Raum haben auch Zeit haben.
Die Projektierung und der Bau des neuen REHAB Basel war eine
sehr intensive und spannende Phase. Es war ein «Zusammen Erarbeiten» und von der täglichen medizinischen Arbeit aus gesehen
wie die Arbeit in der Rehabilitation. Wir hatten Gegebenheiten,
steuerten auf ein Ziel zu und gingen den Weg gemeinsam. Das
kann aber nur im beständigen Diskurs funktionieren. Wir danken
den Architekten ganz herzlich, dass sie sich darauf eingelassen
haben.
Über diese 7 Jahre wurde uns klar: Das neue REHAB Basel ist
genau das Gebäude, welches wir wieder bauen würden, ständen
wir nochmals vor dieser Aufgabe.
Wenn das nun kein Grund zum Feiern ist. Für unser 7-Jahr Jubiläum haben wir uns ein buntes Programm einfallen lassen. Eine
Übersicht (S. 30) soll Sie ermuntern, uns im REHAB Basel zu besuchen.
Unsere aktuelle Sommerausgabe heisst Sie aber nicht nur hier im
REHAB Basel herzlich willkommen, sondern liefert Ihnen auch
Ideen für Ihre Freizeitgestaltung und Ihre Ferien.
Regina und Martin Brechbühl bieten z. B. auf der ‹JANNY E›
Schiffsreisen für Behindertengruppen von acht bis maximal zehn
Personen an, auf Kanälen durch wunderschöne Naturlandschaften. Auch Peter Kaiser, welchem unser Porträt gewidmet ist, ist
ein grosser Liebhaber von Schiffsreisen. Er reist jedoch nicht in
einem komfortablen Wohnboot, sondern er ist mit grossen Frachtschiffen unterwegs. Auf dem weiten, offenen Meer findet er zu
sich selbst und alles ist wieder gut.
Von Herzen wünsche ich Ihnen nun eine anregende Lektüre und
einen wunderschönen Sommer.
Herzlichst Ihr
Mark Mäder, Chefarzt
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P O R T R A I T
Das Schiff auf Kurs gebracht
Peter Kaiser – dieser Name ist allen Leserinnen und Lesern des
‹REHAB Info› ein Begriff. Er gehört schon seit über zehn Jahren zum
Redaktionsteam. Schreiben ist seine Leidenschaft.
Peter Kaiser schreibt nicht nur für das ‹REHAB
Info› – er schreibt auch für andere Organisationen wie Fragile Suisse, das WBZ Reinach oder
die Gönnervereinigung pro integral. Dabei führt
er sehr viele Gespräche mit behinderten Menschen und schreibt dann deren Geschichte nieder. Für einmal sitzt nun Peter auf der anderen
Seite und es geht um seine Geschichte. Das ist
für ihn ungewohnt. Er ist lieber im Hintergrund
und nimmt sich selber nicht so ernst.
Schreiben als Berufung
Dass Schreiben seine Leidenschaft – ja gar seine
Berufung ist, spürt man sofort. Peter kann sich
ein Leben ohne Schreiben nicht mehr vorstellen.
Früher sassen ihm Leute aus der Wirtschaft
gegenüber und er schrieb über Themen der Wirtschaft. Heute trifft er mit behinderten Menschen
zusammen. Sie erzählen ihm ihre ganz persönliche Geschichte. Er hört ihnen zu und sie öffnen
sich ihm. So kommt es zu wunderbaren Begegnungen, aus denen er immer etwas für sich mitnehmen kann. Peter ist immer wieder beeindruckt, welche Gefühle, Erfahrungen und
Ansichten die Menschen mit einer Behinderung
haben. Es fällt ihm zudem auf, dass diese Menschen so fröhlich und friedvoll sind. «Behinderte
Menschen leben mit Einschränkungen und Defiziten. Dennoch sehen sie einen grossen Sinn in
ihrem Dasein und haben Freude am Leben.» Peter
Eng verbunden
mit dem REHAB Basel:
Peter Kaiser
ist überzeugt davon, dass unsere Gesellschaft
gerade von diesen Menschen etwas lernen könnte: «Die gesunden Menschen müssten ihnen
mehr zuhören. Wer von den Gesunden ist schon
so ausgeglichen und zufrieden?» Aus diesem
Grund ist Peter gern mit behinderten Menschen
zusammen.
Beginn eines schmerzhaften Wegs
Peter weiss, wovon er spricht. Nach einem Autounfall, der 13 Jahre zurück liegt, muss auch er
mit Einschränkungen, Defiziten leben. Für alles,
was er anpackt, braucht er mehr Zeit, er ist langsamer als früher und braucht hin und wieder eine
Auszeit. Peter lag mit Lähmungserscheinungen,
Rückenproblemen und einem Schädel-Hirntrauma während 6 Monaten im REHAB Basel. Es war
eine schwierige Zeit. Die Therapien waren inten-
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P O R T R A I T
siv und haben von ihm alles abverlangt. Zum
Glück konnte er aber seine Fortschritte bewusst
miterleben. Das hat ihm Mut gemacht. Nochmals ganz schwierig war dann die Zeit nach der
Rehabilitation. «Das Schlimmste fängt an, wenn
du draussen im Leben stehst. Du denkst: Ich kann
ja alles – ich bin wieder dabei. Aber dem ist gar
nicht so! Plötzlich bist du wieder ganz am
Anfang.» Diese Tatsache wollte Peter lange nicht
wahrhaben. Voller Zuversicht nahm er seine frühere Arbeit als Chefredaktor bei einer Fachzeitschrift wieder auf. Nach zwei Monaten habe er
aber gemerkt, dass es nicht mehr geht. Und
damit begann die lange Zeit des Ausprobierens,
der vielen Hochs und Tiefs. Er schnupperte als
Pressechef Zirkusluft, er wollte ein Tierheim für
Kleintiere und Reptilien aufbauen, er sah sich
als Kondukteur bei den SBB und versuchte, als
Matrose auf einem Schiff anzuheuern. Aus all
seinen Plänen, Wünschen und Hoffnungen
wurde aber nichts. Es war für Peter ein schmerzhafter, aber richtiger Weg: «Ich habe meine Ziele
immer wieder zu hoch gesteckt und bin dann
jedesmal brutal auf dem Boden der Realität
gelandet. Wäre ich aber diesen Weg nicht gegangen, wäre ich heute verbittert. Ich würde heute
immer denken: Hätte ich doch dies oder das ausprobiert, vielleicht hätte es geklappt. So weiss
ich aber: Ich habe es probiert und es ging wirklich nicht.»
Das Schiff ist auf Kurs
Peter konnte sein Schiff wenden und auf den
richtigen Kurs bringen: Er bekam das Angebot,
im Redaktionsteam des ‹REHAB Info› mitzuarbeiten. Kurz darauf durfte er die Spezialausgabe zur Grundsteinlegung des neuen
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REHAB Basel ganz allein an die Hand nehmen.
Was für eine Chance! Peter war überglücklich
und hat die Aufgabe mit Bravour gemeistert.
Seitdem unterstützt er das Redaktionsteam mit
Beiträgen und kein Artikel wird gedruckt, bevor
er nicht von ihm Korrektur gelesen wird. Eine
Aufgabe, welche viel Zeit in Anspruch nimmt und
hohe Konzentration erfordert.
Mut zur Langsamkeit
Hin und wieder stolpert Peter erneut über sein
Defizit – über seine Langsamkeit. Er kann damit
nicht immer gleich gut umgehen. «Sobald es in
eine berufliche Tätigkeit übergeht, habe ich Probleme. Ich vergleiche mich immer mit früher. Es
ist wie ein Zwang in mir.» Benötigte er früher z.B.
für einen Text einen Tag, braucht er heute für
dieselbe Aufgabe über zehn Tage. Das macht ihn
traurig und es wird ihm bewusst, dass er eben
nicht die Wahl hat zwischen Langsamkeit und
Schnelligkeit.
Peter verharrt aber nicht in diesen Gedanken.
Ihm ist die Auseinandersetzung mit dem Thema
sehr wichtig. So ist er denn auch froh, dass sich
das REHAB Basel intensiv mit der Langsamkeit
befasst: «Der Marsch der Langsamkeit und die
bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema
ist das Beste, was das REHAB Basel der Öffentlichkeit bieten kann.» Er erzählt, dass er schon
mehrmals vom Marktplatz zur Offenen Kirche Elisabethen gewandert ist und sich dabei alle Zeit
der Welt gelassen hat. «Was du so alles wahrnimmst und aufnehmen kannst – das ist einfach
unglaublich!» Natürlich hat Peter auch ‹Die Entdeckung der Langsamkeit› von Sten Nadolny
gelesen. Und das Gespräch, welches er mit
dem Autor für das ‹REHAB Info› geführt hat,
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Peter in seinem Element: auf der Kommandobrücke eines Frachtschiffs
Blick in die Unendlichkeit des Südatlantiks
ist ihm in bester Erinnerung geblieben. Das
REHAB Basel konnte im September 2001 Sten
Nadolny für einen Vortrag im Zusammenhang
mit dem Marsch der Langsamkeit gewinnen. Das
war für Peter ein eindrückliches Erlebnis: «Ich
habe Sten Nadolny gefragt, ob er mir – einem
hirnverletzten und langsamen Menschen – denn
ein Schiff anvertrauen würde? Seine Antwort war
ein deutliches Ja: Ein langsamer Mensch nehme
sich Zeit zu überlegen. Die Langsamkeit könne
also sehr segensreich sein und zu wirklicher Könnerschaft führen.»
Sehnsucht nach dem weiten Meer
Nicht nur die Langsamkeit wirft Peter hin und
wieder zurück – es ist auch seine immer wie-
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derkehrende Sehnsucht nach seinem Lieblingsthema – der Hochseeschifffahrt. Vor seinem
Unfall war er als Journalist sehr viel auf Reisen
und hat über Frachtschiffe geschrieben. So zieht
es ihn immer wieder auf das weite Meer hinaus:
Vor zwei Jahren ist er nach Argentinien und
zurück gereist und vor sieben Jahren war er in
Südafrika. Jedesmal kommt er als anderer
Mensch zurück. «Diese Reisen geben mir viel. Auf
dem Schiff gibt es rund herum nur Wasser – einfach nur Wasser. Und Wind. In dieser Unendlichkeit wird mir bewusst, wie klein und unwichtig wir doch sind.» Es kommt noch etwas anderes
dazu: Peter ist sehr gern mit den Seeleuten
zusammen. Diese haben auf ihrem Schiff einen
eingeschränkten – auf spezielle Weise geschützten Lebensraum. Peter erklärt: «Auf Fahrt reicht
ihre Welt von Reling zu Reling, vom Bug zum
Heck. Darüber hinaus gibt es nur die Elemente.
Sie leben ein eingeschränktes Leben, fast so wie
Menschen mit einer Behinderung, und ebenfalls
mit Intensität, mit Respekt und mit offenen Sinnen.» Peter redet von Schiffen. Seine Seele ist
wieder bei ihm. Alles ist wieder gut.
Hinter jeder Geschichte ein einzigartiges
Schicksal
Peter hadert nicht mit seinem Schicksal. Er hat
seinen Weg gefunden. Das Schreiben hilft ihm;
gibt ihm Zufriedenheit: «Mit Schreiben kann ich
Geschichten von anderen Menschen erzählen.
Ich sehe mich als Bleistift von Menschen, welche sehr viel zu sagen haben, sich aber nicht so
gut ausdrücken können. Das ist eine wunderbare Aufgabe.»
So freut es Peter nun besonders, dass er für ein
spezielles Buchprojekt des REHAB Basel Gesprä-
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che mit Menschen mit einer Hirnverletzung führen und diese einzigartigen und spannenden
Geschichten, welche hinter jedem Schicksal
steckt, niederschreiben kann.
DANKE!
Wir danken Peter nicht nur für dieses sehr persönliche Gespräch, sondern auch für sein unermüdliches Engagement für das ‹REHAB Info› und
die Anliegen des REHAB Basel.
R E P O R T
Das EEG
Das EEG (Elektroencephalogramm) ist eine im REHAB Basel
zunehmend häufige Untersuchungsmethode. Ein Bericht darüber und
über deren Hintergründe von Dr. med. Ch. Kätterer.
Die Elektroenzephalografie (EEG, von griechisch encephalon = Gehirn, gráphein = Schreiben) ist eine Methode der medizinisch-neurologischen Diagnostik zur Messung der summierten
elektrischen Aktivität des Gehirns durch Aufzeichnung von Spannungsschwankungen im
Microvolt-Bereich (uV) an der Kopfoberfläche.
Das Elektroenzephalogramm (ebenfalls EEG
abgekürzt) ist die graphische Darstellung dieser
Schwankungen auf dem Papier oder als elektronische Datei. EEG wie ENG (Elektroneurographie) und EMG (Elektromyographie) sind standardmässige Untersuchungsmethoden in der
universitären Neurologie und immer öfters oft
auch in der klinisch-praktisch orientierten Neurorehabilitation. Ferner bietet auch der Neurologe in der Praxis in der Regel eine oder mehrere dieser Zusatzuntersuchungen ambulant an.
Das REHAB Basel verfügt seit 2003 über eine
eigene mobile EEG-Station, mit welcher sowohl
stationäre als auch ambulante Patienteninnen
und Patienten untersucht werden. Pro Jahr werden mit deutlich steigender Tendenz momentan
ca. 350 Ableitungen durchgeführt und durch das
hausinterne Neurologieteam ausgewertet. Die
Untersuchungsresultate dienen den stationären
und ambulanten Ärzten und Ärztinnen und auch
zuweisenden Hausärzten als wichtige Basis für
Therapieplanung und Beratung. Speziell auch
epilepsiekranke Patientinnen und Patienten mit
Dr. med. Christian Kätterer
mit Engagement dabei
Mehrfachbehinderung – eine seit fünf Jahren im
REHAB Basel in enger Zusammenarbeit mit dem
UKBB betreute Gruppe – sind auf regelmässige
EEG-Untersuchungen angewiesen.
Was ist ein EEG und wie entstehen diese
Aufzeichnungen?
Pionier und Erfinder des EEG war der Psychiater
Hans Berger (1873 –1941) von der Universität
Jena, der seine Entdeckung bereits 1924
machte, aber wegen der initial grossen Skepsis
gegenüber der neuen Methode erst 1929 publizierte. Erste mechanische Kurvenaufzeichnungen
erfolgten u.a. auf eine mit Russ geschwärzte
Drehtrommel.
Man nutzt für die Abbildbarkeit der «Arbeit des
Gehirns» sozusagen die Tatsache, dass elektri-
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R E P O R T
man von einem Elektrocorticogramm (ECoG; in
deutscher Schreibung Elektrokortikogramm).
Man hat damit zusätzlich die Möglichkeit, durch
die selektive elektrische Reizung einer der Elektroden die Funktion der darunterliegenden
Hirnrinde zu testen. Dies kann für den Neurochirurgen z.B. bei Eingriffen in der Nähe der
Sprachregion von grösster Wichtigkeit sein, um
zu entscheiden, welche Teile er bei einem Patienten entfernen darf, ohne eine Funktionseinbusse befürchten zu müssen.
EEG-Station mit Geräten
sche Potenzialschwankungen als physiologische
Vorgänge von Gehirnzellengruppen messbar
sind, die durch ihre elektrischen Zustandsänderungen die Informationsverarbeitung des
Gehirns anzeigen. Entsprechend ihrer spezifischen räumlichen Anordnung addieren sich die
von einzelnen Nervenzellen erzeugten kleinsten
Potentiale auf, so dass sich über den gesamten
Kopf verteilt Spannungsänderungen und damit
typische Wellenmuster über Ableitelektroden
messen lassen. Die Ableitung erfolgt direkt auf
der Kopfhaut und zur klinischen Bewertung wird
eine Aufzeichnung von mindestens zwölf – standardmässig 20 – Kanälen von verschiedenen
Elektrodenkombinationen benötigt.
Wie viel kann gemessen werden?
Ein übliches EEG erfasst ca. 20 cm2 der menschlichen Hirnoberfläche von ca. 2500 cm2. Wenn
eine lokal genaueste Auflösung benötigt wird
(z.B. in der Epilepsiechirugie), müssen die Elektroden nach neurochirurgischer Eröffnung des
Schädels direkt auf die zu untersuchende Hirnrinde aufgelegt werden. In diesem Fall spricht
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Wie lange dauert eine EEG-Ableitung?
Die Erstellung einer EEG-Ableitung ist ein technisch recht aufwendiges Unterfangen. Das
Anschliessen des Patienten (das «Verkabeln»)
erfolgt durch eine geübte EEG-Assistentin innert
ca. 20 Minuten. Die Elektroden müssen möglichst widerstandsarm angebracht werden. Ist
alles bereit, dauert die eigentliche Ableitung ca.
20 Minuten am wachen, möglichst entspannten
Patienten. Standardmässig ergänzen bestimmte
Stimulationsverfahren (Hyperventilation, Photostimulation) die Routineableitung. Der Patient
ruht während der ganzen Ableitung auf einer
bequemen EEG-Liege. In speziellen Fällen kann
man beim Patienten ein Schlafentzugs-EEG
durchführen (eine Ableitung tagsüber früh, nachdem er eine Nacht zuvor wachgehalten worden
ist), da mit diesem Verfahren bestimmte Epilepsieformen besser sichtbar werden.
Die resultierenden Daten werden visuell vom
Spezialisten auf auffällige Muster ausgewertet.
Es gibt auch umfangreiche Software-Pakete zur
automatischen Signalanalyse, was in der Forschung genutzt wird. Beim papierlosen oder
Computer-EEG wird das Signal digitalisiert und
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auf Festplatte oder optischen Medien festgehalten und das EEG vom Neurologen oder Psychiater meist am Bildschirm direkt ausgewertet.
Verwandte und abgeleitete Methoden
Durch Mittelwertbildung von EEG-Abschnitten,
die bestimmten Stimuli folgen, werden auch Evozierte Potenziale und Ereigniskorrelierte Potenziale abgeleitet.
Makroskopisch sichtbare elektrische Hirnaktivität kann teils Abschnitte haben, die rhythmische
Aktivität zeigen, was grundsätzlich noch nicht
krankhaft ist.
Verschiedene Wachheitsgrade werden von Änderungen des Frequenz-Spektrums der EEG-Signale begleitet, so dass sich durch eine Analyse der
gemessenen Spannungskurven gewisse Aussagen über den jeweiligen Wachheitszustand
machen lassen.
Häufig wird das EEG in Frequenzbänder (sogenannte EEG-Bänder) eingeteilt, wobei die Anzahl
von Bändern wie auch die genaue Einteilung von
verschiedenen Autoren verschieden angegeben
wird. Die Einteilung der Frequenzbänder und
deren Grenzen sind historisch bedingt und
decken sich teilweise mit den allgemeinen Grenzen, die auf Grund modernerer Untersuchungen
als sinnvoll gelten.
Graphoelemente
Insbesondere für Langzeit- und Schlaf-EEGs werden auch die eingangs erwähnten SoftwareAlgorithmen zur assistierten oder automatischen
Auswertung eingesetzt, die diese Mustererkennung nachbilden sollen. So kann z.B. ein sehr
asynchrones Muster aller Frequenzbänder auf
starke emotionale Belastung oder auf Verlust der
willentlichen Kontrolle hindeuten, während vermehrt langsame Wellen mit gleichzeitig wenigen
schnellen Wellen auf einen bestimmten Schlafoder einen Döszustand hinweisen.
Delta-Wellen
Delta-Wellen weisen eine niedrige Frequenz von
1 bis 4 Hz auf. Sie sind u.a. typisch für die traumlose Tiefschlafphase.
Theta-Wellen
Als Theta-Welle wird ein Signal im Frequenzbereich zwischen 4 und 7 Hz bezeichnet. Sie treten vermehrt in den leichten Schlafphasen auf
und man reagiert nur noch auf wichtige oder
starke Umweltreize.
Alpha-Wellen
EEG-Signal von 1 Sec. Dauer
Die EEG-Auswertung erfolgt traditionell durch
Mustererkennung des geschulten Auswerters.
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Als Alpha-Welle wird ein Grundsignal beim
Erwachsenen im Frequenzbereich zwischen
8 und 13 Hz bezeichnet. Ein verstärkter Anteil
von Alpha-Wellen wird mit leichter Entspannung
bzw. entspannter Wachheit bei geschlossenen
Augen als mit dem Normalzustand assoziiert
angesehen. Alpha-Wellen treten hauptsächlich
bei geschlossenen Augen auf und gehen mit dem
Öffnen der Augen sofort in den schnelleren BetaBereich über. Den gleichen Effekt erreicht man
bei geschlossenen Augen, wenn man z.B. eine
einfache Rechenaufgabe im Kopf zu lösen
beginnt.
Beta-Wellen
Beta-Wellen stellen einen bestimmten Ausschnitt aus dem Hirnwellenspektrum dar und
nehmen einen Frequenzbereich zwischen 14 und
30 Hz ein. Das Auftreten von Betawellen hat verschiedene Ursachen und Bedeutungen, z.B. kommen Betawellen bei etwa 8 % aller Menschen
als normale EEG-Variante vor. Betawellen entstehen aber auch als Folge der Einwirkung
bestimmter Psychopharmaka oder kommen im
REM-Schlaf vor. Physiologisch treten β-Oszillationen ausserdem z.B. beim konstanten Halten
einer Kraft auf.
Sharp waves
Steile Wellen (Englisch: «Sharp waves») bezeichnen, wie ihr Name sagt, steil ansteigende/abfallende EEG-Linien. Steile Wellen sind epilepsietypische Potentiale.
Sie dauern etwa 70 –200 ms an, ragen aus der
Grundaktivität hervor und sind von den kürzeren Spikes abzugrenzen. Beide gelten als epilepsietypische resp. -beweisende Wellen.
Anwendungen in der Medizin
Epilepsiediagnostik
Das Elektroenzephalogramm unterstützt die
i.d.R. klinisch vermutete Diagnose und Verlaufskontrolle der Epilepsie. Ausser durch die hochamplitudige Aktivität während eines Anfalls fallen besonders geformte Graphoelemente auch
im anfallsfreien Intervall auf.
Hirntod
Das Erlöschen der Hirnströme (als vollständiges
Ausbleiben von Spannungsschwankungen im
EEG) ist ein definitiertes Hilfskriterium bei der
Bestimmung des Hirntods.
Gamma-Wellen
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Als Gamma-Welle wird ein Signal im Frequenzbereich über 30 Hz bezeichnet. Sie treten zum
Beispiel bei starker Konzentration oder Lernprozessen auf. Neuere Forschungen zeigten die
Bedeutung des Gammabandes bei der sog. TopDown Regulierung und der Synchronisation von
verschiedenen Hirnarealen zur Integration verschiedener Qualitäten eines Stimulus. Sie sind
auf einem EEG-Streifen mit blossem Auge nicht
zu sehen.
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Koma- und Narkosetiefe
Anhand spezifischer Bilder, welche sich in der
Aufzeichnung ergeben (z.B. Frequenzschwankungen und Rhythmen), können bestimmte
Komaformen – und auch die Narkosetiefe – beurteilt werden.
Schlafmedizin
In der Schlafmedizin wird (häufig mit einem reduzierten Elektrodensatz) ein Ganznacht-EEG abgeleitet. Aus diesem lassen sich Informationen über
die Einschlaflatenz, die Verteilung der Schlafstadien (dargestellt als Hypnogramm), Weckreaktionen (spontan oder infolge äusserer bzw.
innerer Störquellen wie Lärm oder schlafbezogenen Atmungsstörungen) und weitere physiologische und pathologische Prozesse im Schlaf
gewinnen. Meist wird das EEG im Rahmen der
Polysomnographie mit der Messung weiterer
physiologischer Parameter kombiniert.
Anwendungen ausserhalb der medizinischen
Diagnostik
Beeinflussung von Gehirnwellen
Gehirnwellen lassen sich aber nicht nur messen,
sondern umgekehrt auch beeinflussen: Das kann
durch einen visuellen oder akustischen Reiz
geschehen, durch Neurofeedback, eine Spezialform des Biofeedbacks, oder durch direkte Manipulation der Gehirnwellen mittels elektrischer
Wechselfelder. Beim Neurofeedback ist es üblich,
die EEG-Bänder feiner zu unterteilen und anders
zu interpretieren als im klinischen EEG (siehe
Tabelle). Eine erhöhte Amplitude innerhalb jener
Frequenzbereiche wird mit gewissen mentalen
Zuständen oder Aktivitäten korreliert. Die Spal-
te mögliche Effekte verweist auf behauptete
Effekte, die sich durch gezielte Anregung der
Hirnaktivität erzielen lassen oder auch spontan,
z.B. auch durch Reizüberflutung oder Reizdeprivation (Meditation), entstehen können. Die nutzbare Existenz dieser Effekte ist wissenschaftlich
nicht erwiesen und umstritten.
(siehe Tabelle auf nächste Seite)
Steuerung durch Gehirnwellen
Neuere Forschungen unter dem Schlagwort BrainComputer Interface (BCI) erzielen Fortschritte
beim direkten Steuern von Computern durch
kognitive Prozesse. Unter anderem Probanden des
Fraunhofer-Instituts, des New York State Department of Health, der State University of New York
in Albany sowie der Technischen Universität Graz
(Laboratory of Brain-Computer Interfaces) können mit Hilfe des EEGs einen Mauscursor nach
einiger Übung präzise bewegen.
Seit Ende Mai 2008 bietet z.B. die Firma OCZ
Technology ein BCI Tool für den Consumer-Markt
an, den NIA (Neural Impulse Actuator). Inzwischen hat das Brain-Computer Interface mittels
EEG bereits Einzug in die medizinische Praxis
gehalten und dient schwergelähmten Menschen
zur Kommunikation mit der Aussenwelt.
Kernbefundungsteam: Dr.med.Kathi Schweikert,
Dr.med.Stefanie Wilmes, Dr.med.Christian Kätterer. v.l.
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EEG-Frequenzbänder
Frequenzband
Frequenz
Zustand
DELTA
0,5 – 3,5 Hz
Tiefschlaf, Trance
THETA
Niedrig (Theta 1)
4 – 6,5 Hz
Hoch (Theta 2)
6,5 – 7 Hz
Hypnagogisches
Bewusstsein
(Einschlafen),
Hypnose,
Wachträumen
Tiefe
Entspannung,
Meditation,
Hypnose,
Wachträumen
Alpha
8 – 13 Hz
Leichte Entspannung,
Super Learning
(Unterbewusstes Lernen),
nach innen gerichtete
Aufmerksamkeit,
geschlossene Augen
Erhöhte
Erinnerungs- und
Lernfähigkeit
14 – 15 Hz
Entspannte
nach aussen gerichtete
Aufmerksamkeit
Hellwach, normale
bis erhöhte nach
aussen gerichtete
Aufmerksamkeit und
Konzentration
Hektik, Stress, Angst
oder Überaktivierung
Gute Aufnahmefähigkeit
und Aufmerksamkeit
Anspruchsvolle
Tätigkeiten mit hohem
Informationsfluss
Transformation
oder neuronale
Reorganisation
BETA
Niedrig (SMR)
Mittel
15 – 21 Hz
Hoch
21 – 38 Hz
GAMMA
38 – 70 Hz
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Mögliche Effekte
Erhöhte
Erinnerungs- und
Lernfähigkeit,
Konzentration,
Kreativität
Gute Intelligenzleistung
Sprunghafte
Gedankenführung
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Literatur (Anhang)
Erste Monographie über das EEG: Hans Berger:
Über das Elektrenkephalogramm des Menschen
in: Archiv für Psychiatrie 87: 527–570, 1929
▪ Cornelius Borck:
Hirnströme: Eine Kulturgeschichte der Elektroenzephalographie, Göttingen 2005.
ISBN 3-89244-893-0
▪ Mary Brazier:
A history of the electrical activity of the
brain; the first half-century, Macmillan,
New York 1961.
▪ Pravdich-Neminsky VV.:
Ein Versuch der Registrierung der
elektrischen Gehirnerscheinungen,
Zbl Physiol 27: 951– 960, 1913.
▪ Stephan Zschocke:
Klinische Elektroenzephalographie.
Springer, Berlin 2002. (2. Aufl.)
▪ Dominik Zumsteg, Hansjörg Hungerbühler,
Heinz-Gregor Wieser:
Atlas of Adult Electroencephalography.
Hippocampus-Verlag 2004.
ISBN 3936817154
▪ Jan Seifert:
Ereigniskorrelierte EEG-Aktivität.
Lengerich: Pabst, 2005.
ISBN 3-89967-236-4
Dr. med. Christian Kätterer
Facharzt FMH für Neurologie,
Leitender Arzt REHAB Basel
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Céline macht
ihrer Mutter
eine Freude.
Céline ist cerebral bewegungsbehindert.
Unterstützen Sie Kinder wie Céline mit einer Therapiestunde.
Sie sind auf Hilfe angewiesen: auf jede Spende, auf alle,
die mit einem Legat über ihr Leben hinaus Gutes tun wollen,
und auf Unternehmen, welche einzelne Projekte finanzieren.
Die Stiftung Cerebral unterstützt Betroffene und ihre Familien
in der ganzen Schweiz.
Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind
Erlachstrasse 14, Postfach 8262, 3001 Bern,
Telefon 031 308 15 15, PC 80-48-4, www.cerebral.ch
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Helfen verbindet
T H E M A
Die Rekreation
Die Rekreation beinhaltet eine therapeutisch orientierte Freizeitgestaltung. Die Patientinnen und Patienten werden zu einer aktiven,
möglichst autonomen und selbstständigen Gestaltung ihrer Freizeit
motiviert.
Im grossräumigen, hellen Atelier im 2. Stock
des REHAB Basel können die Patientinnen und
Patienten gemäss ihren Fähigkeiten, Interessen
und Ressourcen und unter fachkundiger Anleitung Gestalten, Werken oder Spielen. Sie sind
zum gemütlichen Zusammensein eingeladen
und sie werden im Knüpfen und Pflegen sozialer Kontakte unterstützt.
Ziel, Zweck und Angebot
Das Ziel der Rekreation ist die Selbstmotivation
der Patientinnen und Patienten. Während sie in
den Therapien oft mit ihren akuten Defiziten
und Einschränkungen konfrontiert werden, so
können sie in der Rekreation die praktische
Erfahrung von ihnen offenstehenden Möglichkeiten machen. Mit Empathie begleitet sie das
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T H E M A
Für alle etwas dabei: buntes
Team auf ihrem individuellen Weg zu Erfolgserlebnissen.
Nebst Einzel- und Gruppentherapien besteht im
Atelier das Konzept der offenen Tür. Die Rekreation versteht sich auch als Treffpunkt für Patienten und Patientinnen, wo sie sich unabhängig
von einer kreativen Tätigkeit und ohne therapeutische Forderung in lockerer Atmosphäre auf
einen Kaffee treffen können. Sie stehen an unterschiedlichen «Positionen» in ihrem Rehabilitationsprozess. Diese «Durchmischung» und die
gelegentlichen Besuche Ehemaliger lassen Kontakte entstehen und fördern den optimistischeren Blick in die Zukunft.
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REHAB Info · Juni 2009
T H E M A
Angebot der Rekreation.
Ferner bietet die Rekreation wöchentlich einen
Anlass oder Ausflug an. Nebst der Abwechslung
im Rehabilitationsalltag können die Patientinnen und Patienten dabei vorerst in einem
geschützten Rahmen und unter fachkundiger
Betreuung die Reintegration im zwischenmenschlich-sozialen Bereich erfahren und
Schwellenängste abbauen. Mit Freude erleben
sie, dass sie am gesellschaftlichen Leben wieder
teilnehmen können und z.B. bei einem Konzertbesuch willkommen sind.
Die Angehörigen sind bei ausgewählten Anlässen auch herzlich eingeladen. Dieses Angebot
wird auch rege genutzt und sehr geschätzt.
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Nach einem Unfall ist es für die Betroffenen sehr wichtig,
dass sie wieder in ihr Arbeitsleben zurückkehren können.
Nach einem schweren Unfall und der nachfolgenden oft langwierigen Rehabilitation ist
es für Verunfallte nicht leicht, in ihr gewohntes Leben zurückzufinden. Aber wenn wir alle
Anteil an ihrem Schicksal nehmen und ihnen zur Seite stehen, geht die berufliche Wiedereingliederung leichter. Auch Sie können mithelfen. Mehr Infos unter www.suva.ch
B L I C K P U N K T
Ein Tag auf Stationen 4 und 5
Jeder Tag sieht anders aus. Jede Patientin, jeder Patient erfordert eine
individuelle Pflege und Betreuung. Die interdisziplinäre Tagesplanung
und der Teamgeist im REHAB Basel machen es möglich. Ein Blick hinter
die Kulissen.
Ein Tag auf den Stationen 4 und 5 des
REHAB Basel, der Abteilung für querschnittgelähmte Patientinnen und Patienten, sieht heute
anders aus als noch vor fünf oder zehn Jahren.
Durch die schnelle und gute Erstversorgung am
Unfallort und im Akutspital kommt es seltener
zu den klassischen kompletten Querschnittlähmungen, sondern häufig zu inkompletten
Lähmungen. Daneben sind sogenannte Komplikationsbehandlungen, die erst mit den Jahren –
bei bestehender Querschnittlähmung – auftreten, zahlreicher geworden. Dazu zählen z.B.
Schulterschmerzen durch Überlastung, Herzbeschwerden im Rahmen des normalen Alterungsprozesses, Lungenprobleme besonders bei tetraplegischen Menschen, Frakturen (Brüche) durch
die Entkalkung der Knochen und natürlich Dekubitus und dadurch entstandene Infektionen.
Diese Komplikationen bedürfen einer speziellen
Aufmerksamkeit, gepaart mit dem paraplegiologischen Spezialwissen. Beim Dekubitus z.B. ist
dies die spezielle Wundbehandlung, die mindestens während acht Wochen durchgeführt werden muss.
Interdisziplinäres Zusammenspiel
Was sich nicht verändert hat, das sind unsere
Arbeitszeiten. Wir kommen morgens um sieben
Uhr zum Dienst und nehmen während einer Vier-
telstunde den Rapport von der Nachtwache entgegen. Das Lesen der Pflegedokumentation
sowie die Arbeitseinteilung nimmt nochmals
eine Viertelstunde in Anspruch. Von diesen Informationen hängen die weiteren Details der Tagesplanung ab. Muss eine Patientin bzw. ein Patient
zur Operation vorbereitet werden oder braucht
sie bzw. er Begleitung während einer Untersuchung im ZUZ (Zentrales Untersuchungszimmer)? Wann beginnt für diese Patientin, diesen
Patienten heute die Therapie? Diese interdisziplinäre Tagesplanung verlangt von der Pflege
nicht nur einen Überblick über Untersuchungstermine und pflegerische Belange, sondern auch
über den Rehabilitationsstand des Patienten. Die
Grundpflege beansprucht je nach Läsionshöhe
und Rehabilitationsstand ein unterschiedliches
Ausmass an Zeit. Bei einem tetraplegischen
Patienten wird z.B. in den ersten Wochen das
Waschen/Duschen vollständig von der Pflege
übernommen. Je weiter die Rehabilitation fortschreitet, desto mehr soll der Patient wieder
selbst übernehmen. Dabei braucht er aber zu
Beginn noch Begleitung und Unterstützung.
Unter Umständen ist dies für die Pflege mit mehr
Zeitaufwand verbunden, als wenn sie diese
Handlungen vollständig übernimmt. Aber nur so
kann der Patient seine Selbstständigkeit zurückerlangen und seine Lebensqualität steigern.
REHAB Info · Juni 2009
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P O R T R A I T
Während der eine Patient beim Duschen begleitet wird, wird ein anderer Patient auf den Transport ins Spital vorbereitet, wo er sich einem Eingriff unterziehen muss. Dies kann z.B.
urologischer oder auch orthopädischer Natur
sein.
Kommunikation ist ein Muss
Die Kommunikation spielt in mancherlei Hinsicht
eine grosse Rolle. Einerseits fliessen wichtige
Informationen in «Alltagsgespräche» ein, welche
es zu hören und mit der richtigen Bedeutung zu
versehen gilt, so z.B. beim Blasen- und Darmmanagement. Gibt es hier Probleme, hat dies
Auswirkung auf das ganze interdisziplinäre
Team, d.h. alle, die es betrifft, müssen informiert
werden. Nur so kann das Problem als solches
angegangen werden. Andererseits müssen auch
die Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen
kommuniziert werden. Diese können sehr unter-
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REHAB Info · Juni 2009
schiedlich sein. Ein zu Hause gut funktionierendes individuelles Abführ-Schema erweist sich
plötzlich in der Klinik als nicht mehr zuverlässig.
Der Grund dafür kann eine Kostumstellung, eine
verordnete Bettruhe, die anderen Abläufe in der
Klinik und anderes sein. Dies gilt es dann zu
erkennen, aufzunehmen und einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden.
Um Erwartungen und Hoffnungen für alle Beteiligten transparent zu machen, werden in der
Rehabilitationsplanung die Ziele festgelegt, die
in der Zeit des Aufenthalts bzw. auf einen gewissen Zeitraum bezogen erreicht werden sollen und
auch wer dabei welche Verantwortung übernehmen muss. Jede Patientin, jeder Patient muss
dazu beitragen, dass ihre bzw. seine Selbstständigkeit erhöht werden kann. Dies kann bedeuten, dass man eben nicht mehr «bedient» wird,
B L I C K P U N K T
sondern die Dinge selber erledigen muss. Dies
ist auch immer wieder mit den Angehörigen zu
besprechen, da diese gern eine Kleinigkeit für
den Patienten übernehmen.
Neben den Belangen, die während des Aufenthalts im REHAB Basel organisiert werden müssen, wird auch vorausgedacht und schon frühzeitig Kontakt mit der nachbetreuenden
Institution bzw. der externen Spitex geknüpft,
um den Austritt möglichst reibungslos zu gestalten und für spätere Rückfragen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.
Für das Team heisst das hohe Flexibilität, dass
man immer auf dem neuesten Informationstand
sein muss und jeder Tag anders ist, so dass auch
keine Langeweile aufkommt. Um diese hohe
Belastung tagtäglich bestehen zu können,
braucht es einen guten Teamgeist. Die schöne
Umgebung und Architektur tragen ihren Teil
dazu bei – auch wenn uns dies erst wieder
bewusst wird, wenn uns ein Angehöriger oder
Besucher darauf hinweist.
Olivier Rieg
Stationsleitung 4 und 5
fragt !
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Hier is
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R U N D S C H A U
Schiff AHOI!
Sommerzeit ist Ferienzeit – etwas beschwerlicher gestaltet sich jeweils
eine Reiseorganisation für Menschen mit einer Behinderung.
Regina und Martin Brechbühl bieten auf der
‹JANNY E› Schiffsreisen für Behindertengruppen
von acht bis maximal zehn Personen an, auf
Kanälen durch wunderschöne Naturlandschaften.
Das ‹REHAB Info› hat bei Regina und Martin
Brechbühl nachgefragt:
Weshalb Bootsferien für Behinderte?
Wie ist dieser Gedanke entstanden?
Vom ersten Moment an haben wir die Kanalschifffahrt geliebt. Für uns war und ist es immer
wieder «Die Entdeckung der Langsamkeit».
Schnell wurde uns – durch das eigene Erleben –
bewusst, wie tief diese Art der Fortbewegung,
des Innehaltens bei uns geht. Dieses Erlebnis
würden wir gern anderen Menschen ermögli-
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REHAB Info · Juni 2009
chen. Durch die jahrelange Erfahrung im
Umgang und der professionellen Begleitung von
Menschen, auch mit Behinderung, wollten wir
möglichst niemanden bei unserem Traum von
Schiffsferien für Alle ausgrenzen.
Während des Umbaus des Schiffs leitete Regina
Brechbühl das Tageszentrum für behinderte und
betagte Menschen des Schweizerischen Roten
Kreuzes in Aarau. Die meisten Besucherinnen
und Besucher lebten mit einer Hirnverletzung.
Durch die vielen Begegnungen wurden uns wertvolle Erfahrungen und Hinweise für den möglichst hindernisfreien Umbau bewusst gemacht.
R U N D S C H A U
Um was für ein Boot handelt es sich und
wie verhält es sich mit der behindertengerechten Infrastruktur?
Die ‹Janny E› ist ein ehemaliges holländisches
Binnenfrachtschiff, Baujahr 1927, das auf Flüssen und Kanälen während 70 Jahren als Stückund Schüttgutfrachter eingesetzt wurde. 1998
haben wir das Schiff gekauft und von Grund auf
restauriert und umgebaut. Die ‹Janny E› ist 30 m
lang und 5 m breit. Der ehemalige Frachtraum
beherbergt heute 4 Gästekabinen, 2 Duschen
und 2 Toiletten, einen Salon und eine grosse
Küche mit Esstisch. 2 Kabinen und eine
Dusche/Toilette sowie Salon und Küche/Essen
sind mit dem Rollstuhl befahrbar. Ein Rollstuhllift führt ins Steuerhaus, ein zweiter auf das Oberdeck und die grosszügige Terrasse. Auch das
Steuerhaus ist rollstuhlgängig. Eine 5 m lange
und 1 m breite Passarelle ermöglicht den Landgang auch für Menschen mit eingeschränkter
Mobilität. Das ehemalige Schifferlogis im Heck
des Schiffs ist die Eignerkabine (mit Schlafzimmer, kleinem Salon und eigener Dusche /
Toilette.)
Wo befindet sich der Heimathafen
der ‹JANNY E›? Welche Reiseroute bieten
Sie an?
Die ‹Janny E› hat ihren Heimathafen in St. Jean
de Losne, einem Knotenpunkt der Flussschiffahrt
an der Saône, je ca. 30 km von Dole und Dijon
entfernt – von Basel in ca. 2,5 Autostunden
erreichbar. Als Reiserouten empfehlen wir flussaufwärts die Saône, Haute Saône und den Canal
de l’Est, der durch die Ausläufer der Vogesen
führt. Flussabwärts eignet sich besonders der
Canal du Centre. Ebenso sind auf dem Canal du
Rhône au Rhin Fahrten bis nach Ranchot möglich. Auf diesen Strecken gibt es gute Anlegemöglichkeiten, an denen auch Rollstuhlfahrende von und an Bord gehen können. VNF (les voies
navigables de France), die Kanalbetreiber, sind
sehr hilfsbereit und wir können die Anlegeplätze jeweils im Voraus reservieren.
Jeglicher Komfort an Bord
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R U N D S C H A U
Begleiten Sie die Reisenden?
Hat es einen Kapitän an Bord oder ist
man selbst Kapitän?
Das Schiff muss zwei Personen Besatzung mit
den entsprechenden Patenten an Bord haben.
Somit kann die ‹Janny E› nur mit Schiffsführerin
und Schiffsführer gechartert werden. Wir beraten die Reisenden im Vorfeld bei der Wahl der
Route, der Planung der Ausflüge und der Gestaltung der ganzen Reise.
Gerne dürfen die Gäste – begleitet von Schiffsführerin oder Schiffsführer – auch selbst ans
Steuer.
Wer organisiert die An- und Rückreise?
Ist der Reisende selber verantwortlich?
Die An- und Rückreise erfolgt individuell und
liegt in der Verantwortung der Gäste.
Wann sind die Termine und wie lange
dauert eine Reise?
Die Reisetermine und die Dauer der Reise legen
die Gäste fest. Von minimal 2 Tagen bis zu 2
Wochen und mehr ist vieles möglich. Alle vier
Jahreszeiten haben ihren Reiz und bieten ein
besonderes Erlebnis. Natürlich denken alle zuerst
an warme Tage und Temperaturen, die zum Sonnenbaden einladen. Unvergessen bleibt für uns
eine Reise im Januar mit kalten klaren Tagen,
Schneefall und einer verzauberten weissen Flusslandschaft. Allerdings sind im Winter der Canal
du Centre und der Canal du Rhône au Rhin teilweise geschlossen.
Ferien auf dem Schiff:
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REHAB Info · Juni 2009
R U N D S C H A U
Was sind die Charterbedingungen
und Kosten?
Für jede Reise erstellen wir eine auf die Wünsche und Bedürfnisse der Gäste ausgerichtete
Offerte. Als Richtlinie gilt: ab € 450 pro Tag für
das ganze Schiff, exkl. Treibstoffkosten und Verpflegung. Das Nachtessen am Ankunftstag ist
im Preis inbegriffen, ebenso Bett- und Frottewäsche. Auf Wunsch bieten wir gegen Aufpreis
Halbpension an.
Die ‹Janny E› ist nur als ganzes Schiff zu chartern, unabhängig davon, wie viele Personen mit
auf die Reise kommen.
Haben Sie Feedbacks für die von Ihnen
angebotenen Reisen erhalten?
Bis jetzt haben wir von allen Gästen ausnahmslos begeisterte Feedbacks erhalten. Langsamkeit
ist allerdings nicht jedem Menschen gegeben.
Pro Tag legen wir je nach Anzahl der Schleusen
nur zwischen 15 und 40 Kilometer zurück. Doch
auf diesen kurzen Strecken gibt es viel zu entdecken, in der Natur und in den Dörfern und
Städtchen entlang der Reise.
Kontaktadresse
für weitere Auskünfte:
Regina & Martin Brechbühl
Steinenweg 8
So ein Leben!
5073 Gipf-Oberfrick
Telefon: 076 434 25 27
[email protected]
REHAB Info · Juni 2009
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Basler Orthopädie
www.rene-ruepp.ch
René Ruepp AG
Austrasse 109, 4003 Basel
Te l e f o n 0 6 1 2 0 5 7 7 7 7
Fax 061 205 77 78
[email protected]
R U N D S C H A U
Agenda
Grillfest
des Fördervereins
pro REHAB
Donnerstag,
6. August 2009
ab 18.00 Uhr
wie immer im und ums
REHAB Basel herum.
Wir hoffen auf eine zahlreiche
Teilnahme.
Für die Anmeldung ans Grillfest
bitten wir um die Verwendung
des bereits verschickten Anmeldeformulars.
Vielen Dank und
freundliche Grüsse
Förderverein pro REHAB
REHAB Info · Juni 2009
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R U N D S C H A U
7 Jahre Neubau...
das verflixte 7. Jahr?
Ein 7-Jahr Jubiläum zu feiern, ist eher ungewohnt – das REHAB Basel
macht das jedoch mit Freude und spielt in einem bunt gemischten Veranstaltungsprogramm mit der Zahl sieben.
Im März 2002 konnte der Neubau des
REHAB Basel eingeweiht werden. Heute – sieben Jahre später, zieht das REHAB Basel eine
positive Bilanz: Das Konzept und die Philosophie
haben sich bestens bewährt und die Begeisterung für das Haus ist immer noch gross.
So erstaunt es nicht, dass Führungen durch das
REHAB Basel bis zum heutigen Tag sehr gefragt
sind – dies unter anderem auch von Architekten
aus dem In- und Ausland. Zum 7-Jahr Jubiläum
des Neubaus wurde nun ein Architekturfilm produziert, welcher im Rahmen einer Vernissage
eben erst vorgestellt werden konnte.
Dem REHAB Basel seine Aufwartung gemacht
hat – welch Überraschung – «Schneewittchen
007». Die Schauspielerin Claudia Adrario de
Roche unterhielt die Gäste mit einem Mix aus
bekannten, neu erfundenen, erstaunlichen und
verwirrenden Märchen – so ganz unter dem
Motto «7 Raben – 7 Schwaben, 7 Berge – 7 Zwerge, 7 Fliegen und die 7 Geisslein-Meckerziegen».
ber 2009. Er wirft die Frage auf: «Anti-Aging –
Hoffnung oder Humbug?»
Auch der diesjährige Marsch der Langsamkeit
vom 23. September kommt nicht um die Zahl 7
herum. «Am siebten Tag sollst Du ruhen» – diesem Gebot nimmt sich der bekannte Basler Pfarrer Martin Dürr an. Von ihm zu erwarten sind
sicher nicht alltägliche Gedanken, sondern eben
«... einige andere wesentliche Dinge».
Wie steht es mit der Zahl 7 in der Welt der Musik?
Lässt sich gar ein ganzes Programm, ein Konzert
zu diesem Thema zusammenstellen? Dieser Herausforderung stellt sich Emanuel Arbenz, Leiter
der allgemeinen Musikschule Basel, mit seinen
Schülerinnen und Schülern. In einer Matinée am
Sonntag, 6. Dezember 2009 wird das Geheimnis gelüftet.
Eine Übersicht über diese und
alle weiteren Veranstaltungen des
Weitere Höhepunkte stehen bevor
Nach den Sommerferien stehen nun noch weitere Höhepunkte rund um das verflixte 7. Jahr
an. Mit 77 Jahren und mehr beschäftigt
sich Dr. med. Wolfgang Schlaegel, Arzt im
REHAB Basel, in seinem Vortrag vom 14. Okto-
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REHAB Info · Juni 2009
REHAB Basel ist zu finden unter:
www.rehab.ch
Oder verlangen Sie unser
Veranstaltungsprogramm unter:
[email protected]
oder Tel: 061 325 08 88.
R U N D S C H A U
«Am siebten Tag sollst Du ruhen» Marsch der Langsamkeit am 23. September 2009
Die magische Zahl 7
7 Tage die Woche – 7 Zwerge – 7 Raben –
7 Geisslein – 7 auf einen Streich – pack deine
7 Sachen – über 7 Brücken musst du gehen –
im 7. Himmel sein – auf Wolke 7 schweben...
Die Zahl 7 hat es in sich und nimmt eine Sonderstellung ein. Wie sind die Mitgestalter des
REHAB Basel-Jahresprogramms auf die Zahl 7
eingestellt?
Martin Dürr, Pfarrer Johanneskirche in Basel,
Buchautor und Kolumnist:
Welche Bedeutung hat die Zahl 7 in der Bibel ?
Die 7 spielt vom ersten Buch des Alten Testaments (in der Schöpfungsgeschichte) bis zum
letzten Buch des Neuen Testaments (in der Offenbarung) immer wieder eine Rolle. Sie steht für
die göttliche Ordnung in irdischen Dingen und
Vorgängen.
Was bedeutet Ihnen persönlich die Zahl 7?
Ich bin kein Zahlenmystiker, aber mir fällt auf,
dass ich die 7 viel öfter nenne als andere Zahlen, wenn ich eine zufällige Zahl nennen muss.
Ausserdem ist «Seven» ein grauenvoll spannender Film, «Das siebte Kreuz» ein eindrückliches
Buch und ich bin 7 mal 7 Jahre alt...
Claudia Adrario, Archäologin, Sängerin, Schauspielerin:
Warum taucht die Zahl 7 in den Märchen so oft
auf?
Märchen entstammen einer uralten Tradition, die
z.T. mit Sicherheit sogar in die schriftlose Zeit, in
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R U N D S C H A U
nis eine 7 stand. Es war eine der wenigen Zahlen, mit denen nicht nur ich nichts weiter anstellen konnte. Für die Zahl 7 gilt nämlich allgemein:
rien ne va plus!
Emanuel Arbenz, Leiter der allgemeinen Musikschule Basel:
«Schneewittchen 007»: die Schauspielerin
Claudia Adrario de Roche
der Geschichten nur mündlich weitergegeben
wurden, zurückreicht. In vielen Kulturen spielte
die Zahl 7 bereits in der Vorgeschichte eine wichtige Rolle und findet sich in den verschiedensten
Dokumenten: Die bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra (ca. 2600 v. Chr.) z.B. zeigt eine
eng zusammenstehende Gruppe von 7 Sternen,
wohl die Pleiaden, deren Erscheinen oder Nichtmehr-Erscheinen am Himmel über den Zeitpunkt
von Aussaat und Ernte entschieden. In vorderorientalischen Kulturen (Babylonien), die ja sehr
früh die Schrift erfanden, erscheint die Zahl 7
dann als Kombination von naturgegebenen
Dreier- und Vierer-Gesetzmässigkeiten: (WerdenSein-Vergehen/4 Himmelsrichtungen). All diese
natur-philosophischen Gedanken fliessen ein in
die Märchen, ihren Aufbau und ihre Dramaturgie.
Wie weit ist die Zahl 7 für Sie persönlich wichtig?
Meine Beziehung zur Zahl 7 ist erschreckend
banal: Als grottenschlechte Mathematikerin war
ich als Schülerin stets erleichtert, wenn als Ergeb-
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REHAB Info · Juni 2009
Nimmt die Zahl 7 in der Musik ebenfalls eine
Sonderstellung ein?
Eine der uns naheliegendsten Entsprechung findet sich in der Anzahl der Töne, aus welchen sich
unsere Tonleitern aufbauen. Im Duden heisst es
u.a.: «Die Tonleitern bilden wichtige, die musikalische Erfindung, Musikvorstellung und Hörgewohnheiten ordnende und begrenzende Denkformen.» Allerdings heisst es auch: «In der
Musikgeschichte und in den verschiedenen Kulturen gibt es eine grosse Vielzahl von Tonleitertypen.» Unsere gebräuchlichen Varianten sind
also nur eine Möglichkeit von vielen. Daraus
liesse sich eine interessante Programmidee
entwickeln…
B E H I N D E R T E N S P O R T
Jetzt ist noch mehr Kreativität
gefragt
Wie kommen wir zu unserer finanziellen Unterstützung? Dieser
Frage müssen sich auch die Verantwortlichen im Behindertensport
im aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Umfeld verstärkt stellen.
Gefragt sind neue Ideen und Projekte.
Die Hoffnung, die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise würde keine Auswirkungen auf
Organisationen im Sport und Sozialbereich
haben, sie hat sich leider nicht erfüllt. Die Gelder aus Unternehmen und gerade auch Stiftungen fliessen weniger. Und aus den – selbst positiv – getroffenen Entscheidungen heraus ist viel
Verunsicherung und Zurückhaltung zu spüren.
Jeder gesponserte Franken will in dieser Zeit
zweimal oder gar dreimal gut überlegt sein.
Was bedeutet dies nun namentlich für den Behinderten- und Rollstuhlsport? Kann man in diesem
Segment von sich aus überhaupt auf diese Entwicklung reagieren? Natürlich, man muss es.
Denn einfach da zu sitzen und zu warten, was
geschieht, das liegt nicht drin.
Die vertiefte Analyse steht zuerst, denn nur sie
kann Aufschluss darüber geben, ob das allfällige Finanzierungsproblem wirklich nur allein
wegen den äusseren Einflüssen besteht. Allein
schon dieser Prozess ist wichtig und kann für die
Zukunft eigentlich nur von guter Bedeutung sein.
Die ganz grosse Herausforderung liegt für die
verschiedenen Stellen aber darin, nicht mehr nur
auf jahrelang bewährte Methoden zurückgreifen
zu können. Neue Ideen, kreative Projekte, das ist
es, was verlangt ist. Der potentielle Geldgeber
ist auf überzeugende Art anzusprechen. Die so
genannte gute Tat, die man mit einer CharityUnterstützung erbringt, will heute noch klarer als
früher begründet sein. Das ist auch durchaus
okay so, meine ich. Denn im Sinn des Integrationsgedankens ist es absolut richtig, wenn auch
der Behinderten- und der Rollstuhlsport die
Ansprüche an sich selber hier höher schrauben.
Lässt sich diese Form des Sports denn überhaupt
anders oder besser verkaufen? Die Kopie einer
x-beliebigen Produktwerbung ist hier sicherlich
nicht möglich, auch gar nicht erforderlich. Vermitteln muss man viel mehr Sinnhaftigkeit und
Emotionen. Gar nicht gedacht ist hier an die Mitleidsschiene, denn von ihr muss man entschieden weggekommen. Die Überzeugungsarbeit
verlangt Sensibilität, wie man ein starkes Thema
präsentiert. Wesentlich ist, ein breites, generationenübergreifendes Zielpublikum anzusprechen. Die Förderung des Behinderten- und Rollstuhlsports hat mit Respekt und Wertschätzung
von Leistungen auf der einen und mit Solidarität auf der anderen Seite zu tun.
Christian Lohr
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Impressum
REHAB Basel
Zentrum für Querschnittgelähmte
und Hirnverletzte
Schweizerisches
Paraplegikerzentrum Basel
Chefarzt Dr. med. Mark Mäder
Admin. Direktorin Claudia Frey
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P. P.
4025 Basel
REHAB Basel · 4025 Basel