01 SPGT SP 20150829 Prod-Nr 26241 Seite 9 28. 8. 2015 20:25:13
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LOKALES Samstag, 29. August 2015 9 Internet fordert Geschäfte heraus Der Online-Handel nimmt den Geschäften der Innenstädte immer mehr Umsatz weg Die Prognosen sind düster: Der boomende Online-Handel, so sagen Experten, droht den Geschäften in den Städten das Wasser abzugraben. Auch hierzulande, in den Klein- und Mittelstädten der Ostalb, mehren sich die Anzeichen. Klagen der Einzelhändler werden laut. ULRIKE WILPERT GUTEN MORGEN Es gibt in der Lokalredaktion doch tatsächlich nichts, was es nicht gibt: Draußen scheint die Sommersonne, 34 Grad sind angesagt. Die Freibäder verzeichnen Rekordbesuche. Und dann das: Vom 21. Weihnachtsmarkt in seiner Gemeinde, schreibt ein Bürgermeister – schwärmt vom Christbaum und vom unglaublichen Flair, von Flöten und Posaunenchor und vom Nikolaus. Recht hat er, könnte man sagen. Denn hinter einem Weihnachtsmarkt, wenn er schön werden soll, steckt jede Menge Vorbereitung. Andererseits müsste, wer das schon 20 Jahre macht, auch jede Menge Erfahrung im Organisieren von Weihnachtsmärkten haben. So dass es Zeitdruck doch gar nicht gibt. Und hat nicht Mahatma Ghandi festgestellt, dass es Wichtigeres gibt im Leben, als dessen Geschwindigkeit ständig zu erhöhen. Deshalb sei das ein Plädoyer für eine Schmerzgrenze zum Thema Weihnachten. Die Sommerferien sollten wenigstens verstrichen sein. Oder zumindest im August ist Schonzeit. Anke Schwörer-Haag 25-Jähriger ins Krankenhaus geprügelt Verwechslung war der Auslöser Eine mehrköpfige Gruppe junger Leute hat am Donnerstagabend in Aalen einen 25-Jährigen krankenhausreif geprügelt. Das berichtet die Polizei. Ersten Ermittlungen zufolge hat die Gruppe den jungen Mann verwechselt. Aalen. Ein 25-Jähriger zog sich am Donnerstagabend Verletzungen zu, als er aus einer Gruppe heraus angegangen und geschlagen wurde. Die Polizei wurde gegen 21.20 Uhr alarmiert und traf auf einem Parkplatz an der Julius-BauschStraße auf eine mehrköpfige Gruppe junger Leute. Die schilderten der Polizei einen Vorgang, der sich kurz zuvor ereignet hatte. Demnach kam eine zehn bis fünfzehn Mann umfassende Gruppe auf sie zu und suchte sich wohl gezielt den 25-Jährigen aus, den sie so schlugen und traten, dass er anschließend im Ostalbklinikum ärztlich behandelt werden musste. Anschließend verließ die Angreifergruppe den Platz wieder. Ein von der Gruppe benutztes Fahrzeug ist in einem Nachbarkreis zugelassen. Die Polizei hat diesbezüglich die Ermittlungen aufgenommen. Wie sich im Zuge der Ermittlungen herausstellte, scheint die angegriffene Gruppe verwechselt worden zu sein. Auch der Geschädigte war wohl Opfer einer Verwechslung, in einem Streit, der möglicherweise um eine Beziehungskonkurrenz entstanden war. Aalen. Die Kurve geht rasant nach oben: „Momentan liegt der Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz bei rund 15 Prozent. Bis zum Jahr 2020 wird die 20-Prozent-Marke sicher erreicht sein.“ Mit dieser Aussage orientiert sich die IHK Ostwürttemberg an deutschlandweiten Statistiken, beispielsweise des Handelsverbands Deutschland (HDE). Konkrete Zahlen für Ostwürttemberg liegen keine vor. Bundesweit jedoch klagen nach Angaben des HDE bereits jetzt über 60 Prozent der Einzelhändler über sinkende Besucherzahlen in ihren Geschäften. Wir wirkt sich die zunehmende OnlineKonkurrenz auf Händler der Ostalb aus? Wir haben nachgefragt. � Gerhard Schmidt, Schmidt-Bike Schwäbisch Gmünd: „Wir spüren die Problematik definitiv. Die Kunden kaufen ein Fahrrad online und kommen dann in den Laden, weil sie feststellen, dass es nicht zu ihnen oder nicht den Anforderungen unserer Hügellandschaft entspricht.“ Schmidt berichtet aber auch von Kunden, die sich von ihm im Geschäft beraten lassen, um dann doch online zu kaufen. Weshalb? Weil seiner Aussage nach die Hersteller für ihre Produkte immer noch keine Preisstabilität im Internet schaffen. „Es gibt so verrückte OnlineHändler, die mit einem Gewinn von nur fünf Euro arbeiten.“ Schmidt mag sich gar nicht vorstellen, dass der Online-Handel irgendwann die Geschäfte verdrängen könnte und damit ganze Innenstädte zu veröden drohen. „Wir Händler vor Ort bedeuten doch auch eine gewisse soziale Kompetenz für die Innenstadt.“ � Karl Rödter, Messer Rödter Aalen: „Die zunehmende Kanibalisierung des Einzelhandels durch das Online-Geschäft ist ein Dauerbrenner.“ Die Familie Rödter, die ihr Geschäft bereits seit 1909 in Aalen betreibt, hat schon viele Entwicklungen durch- und überlebt. „Zuerst kamen die Kaufhäuser, dann die Discounter auf der grünen Wiese und jetzt ist es das Internet.“ Mittlerweile sei es an der Tagesordnung, dass Kunden sich im Internet informieren, Preise vergleichen und sich dann im Geschäft vor Ort auf entsprechende Rabatte der Online-Anbieter berufen. „Wir diskutieren mit den Kunden und unter Umständen räumen wir auch Preisnachlässe ein“, sagt Karl Rödter. Seine Umsätze stagnieren. „Besser“, meint er, „wird’s nicht.“ � Tobias Funk, Mode Funk Aalen: „In Immer mehr Kunden orientieren sich vor ihrem Einkauf im Internet über Preise und Produkte. Mit dem Angebot, das sie dort online ausgewählt haben, konfrontieren sie dann oft den Händler ihres Vertrauens in der City. (Foto: dat) der intensiven Nutzung von Smartphone, i-Pad und Co. auch in der Freizeit sehe ich große Probleme auf die Gesellschaft zurollen.“ Irgendwann, so befürchtet er, unterhalte man sich nicht mehr mit Freunden und Familie, sondern kommuniziere nur noch virtuell. „Es gibt doch nichts Schöneres, als in die Stadt shoppen zu gehen und sich danach im Café mit Freunden zu treffen“, betont Funk den sozial-kommunikativen Aspekt eines herkömmlichen Einkaufsbummels. „Wir erleben vor allem Kunden, die sich online informieren und dann bei uns im Laden nach dem Produkt fragen.“ Da könne man dann natürlich nur punkten, wenn man das Produkt auch vorrätig hat. Das funktioniere aber nur, weil Mode Funk über eine große Verkaufsfläche von 2500 Quadratmetern verfüge und Dank der Größe des Geschäfts entsprechend flexibel auf neue Trends reagieren könne. „Die kleinen Geschäfte dagegen werden vom großen Online-Angebot schnell überrollt.“ Das Aboservice (07361) 594-250 [email protected] Anzeigen (07361) 594-200 [email protected] www.schwaebische-post.de � Harald W. Denecke, Nähparadies Lauchheim: „Als kleines Handarbeitsgeschäft sind wir abhängig von Laufkundschaft.“ Die hat aber in Lauchheim in den vergangenen Jahren spürbar abge- nommen. „Leider beobachten wir in Lauchheim seit geraumer Zeit eine Art Innenstadtsterben“, stellt Denecke fest. Wie jede kleinere Gemeinde auch in Lauchheim eine Art Innenstadtsterben. Denecke registriert in Lauchheims Ortsmitte immer mehr leerstehende Geschäfte, für die sich kein Nachfolger findet. „Dadurch wird es für die bestehenden Geschäfte immer schwerer, zu überleben, weil die Laufkundschaft fehlt.“ Fakten und ein Impulsvortrag Sinkende Kundenfrequenz: Darüber klagen nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) 57 Prozent der Einzelhändler. Weil er mehr im Internet einkauft, fährt jeder dritte Verbraucher nicht mehr so oft zum Einkaufen in die Stadt. Wandel im lokalen Handel: Rund 70 Prozent der traditionellen Händler müssen sich bis zum Jahr 2020 völlig neu erfinden oder werden verschwinden. Das prognostiziert die Mücke Sturm Company, Köln, eine Manage- ment-Beratung für digitale Transformation. Der Impulsvortrag „Artig oder Einzigartig“ am 24. September, 19 Uhr im Gutenberg Kasino der Schwäbischen Post, zeigt Handlungsfelder für regional ansässige Unternehmen auf, ihre Chancen zu nutzen, um bestehende Kunden zu halten und neue Kunden zu gewinnen. Reservierungen bei Wolfram Daur, Tel. (07361) 594-214, E-mail: [email protected]. Michler bewirbt sich Aalener Amtsleiter will Bürgermeister werden Simon Michler möchte Bürgermeister werden. Am Freitag sagte der Leiter des Aalener Schul- und Sportamtes, dass er sich in der Gemeinde Edingen-Neckarhausen beworben habe. SCHNELLER DRAHT ZUR SCHWÄPO Chef vom Dienst: Tobias Dambacher Telefon (0 73 61) 5 94-171 [email protected] sei keine gute Entwicklung für das Leben in den Innenstädten. „Denn eine Stadt lebt nur von einem möglichst vielfältigen Angebot der Geschäfte, das zum Bummeln und Verweilen einlädt.“ 100 000. Badegast im Hirschbach Was letztes Jahr nicht geschafft wurde, erreichte die Freibadsaison 2015 vor allem dank des schönen und heißen Wetters der vergangenen Wochen: Monika Hurler, die Betriebsleiterin des Freibades, begrüßte Dominique Barth als 100 000. Badegast des Freibades Hirschbach und überreichte der glücklichen Gewinnerin ein Badetuch sowie einen Gutschein für eine Freibad-Saisonkarte für das Jahr 2016. Letztmals wurde diese „Schallmauer“ im Jahr 2013 durchbrochen. (Foto: privat) Aalen. Die Gemeinde Edingen-Neckarhausen hat 14 000 Einwohner und liegt ihm. Seit seinem Studium zum Diplom-Verwaltungswirt an der Fachhoschule Ludwigsburg von 2004 bis 2008 ist es mein Berufswunsch, Bürgermeister zu werden. Nach über sieben Jahren als Amtsleiter – zunächst in Möckmühl und anschließend in Aalen – sehe er jetzt „den richtigen Zeitpunkt gekommen, dieses Ziel anzustreben“. Unter Oberbürgermeister Thilo Rentschler und Bürgermeister Wolf-Dietrich Fehrenbacher sei er in den vergangenen Jahren „bestmöglich gefördert und gefordert“ worden, „sodass ich mich für das Bürgermeisteramt in Edingen-Neckarhausen qualifiziert sehe“. Dabei Simon Michler will Bürgermeister werden. (Foto: privat) handle es sich um „keine Entscheidung gegen Aalen“, betont Michler. Seine Frau und er fühlten sich in Aalen beruflich und privat sehr wohl. Jedoch: „Die Chance, in ein Bürgermeisteramt in einer attraktiven Kommune gewählt werden zu können, möchte ich nun jedoch nicht unversucht lassen.“ Größe und Lage der Gemeinde, die Unterstützung der CDU Edingen-Neckarhausen sowie der Rückhalt in Aalen hätten dafür letztlich den Ausschlag für die Bewerbung gegeben.