Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
S. 2
Alle unter einem Dach
S. 3
Wegbereiter des Faschismus
S. 23
Korporationen und die Frauen
S. 30
Verbindungen nach Österreich
S. 33
Verbindungen in München
S. 36
Lexikon verbindungsspezifischer Begriffe
S. 41
Weitere Veröffentlichungen des AStA
S. 43
1
Warum diese Broschüre...?
teressant, was das Antifaschismus-Referats
zu diesem Thema zu sagen hatte (wobei es
wohl überflüssig ist festzustellen, dass dies
auch schon vor diesem Ereignis des öfteren
gesagt worden war).
Bei der Einschreibung trifft man immer
wieder viele Studis, die aufgrund der Wohnungsnot in München besonders zugänglich
sind für „billige Zimmerangebote“. Dann
kommen die Anrufe aufgeregter Mütter, die
festgestellt haben, dass das, was eigentlich
nach einem Wohnheimplatz oder einem netten WG-Zimmer klang, in Wirklichkeit ein
Zimmer „auf“ einem Haus einer studentischen Verbindung ist.
Wenn die Studis dann
mal das Haus angeschaut haben, werden manche selbst
skeptisch - aber da
ist ja immer noch
die Sache mit der
dringenden Zimmersuche, und so stellt
man sich schließlich
die Frage: Sind die
wirklich so schlimm?
Kleiner Zeitsprung:
Letztes Jahr zu Beginn des Sommersemesters war die Aufregung um die studentischen Verbindungen
groß. Von Bayerns Innenminister Beckstein
über den Rektor der Uni, vom Journalist
beinahe jeder Zeitung bis zum Dozenten in
Sozialpädagogik - alle waren sie entsetzt,
alle bereit für den „Aufstand der Anständigen“. Grund des ganzen Trubels: Zu Beginn
des Jahres war in München ein griechischer
Mitbürger von einer Horde Nazis beinahe zu
Tode geprügelt worden. Später stellte sich
heraus, dass einer der Täter von Mitgliedern
der Burschenschaft Danubia auf deren Haus
versteckt worden war. Und weil dies sich
in der Öffentlichkeit nun wirklich nicht anders darstellen ließ, waren auf einmal die
studentischen Verbindungen ins Kreuzfeuer
der Kritik geraten. Plötzlich war es sehr in-
Nochmal ein Zeitsprung: Nun ist wieder
ein Jahr vergangen, und wir sind wieder
zum „Normalzustand“ zurückgekehrt. Da
es aber doch immer noch
den ein oder anderen interessiert, und wir immer
noch den Standpunkt vertreten, dass die Danuben
nicht „das Übel“ und die
anderen
Verbindungen
„die Guten“ sind, haben
wir diese Broschüre erstellt. Ging es damals in
der Öffentlichkeit darum,
die anderen Verbände mit
einer „Distanzierung“ von
der Danubia reinzuwaschen, geht es in diesem
Heft darum, genau das
Gegenteil zu tun: auf die Gemeinsamkeiten
sämtlicher Verbindungen hinzuweisen und
klarzumachen, dass sie als Stützen der elitären Gesellschaft eine bestimmte Funktion
erfüllen. Denn alle Verbindungen pflegen
elitäres Gedankengut, fördern undemokratische Seilschaften und haben ein völkisches
Politikverständnis.
Also viel Spaß beim Lesen - und wenn Fragen offen bleiben (was sicherlich der Fall
sein wird), kommt einfach mal vorbei!
Euer Antifaschismus-Referat
München, April 2002
2
Alle unter einem Dach
oder
Wie gemeinsame Interessen jede Distanzierung Lügen strafen
von Alex Geller Interessen des „braven CVlers“ und des
„bösen Burschen“ betrifft. Sieht man sich
Was man so hört....
dies ein wenig genauer an, so stellt man
fest, dass der CVler nicht wirklich so viel
...ist es ja eigentlich halb so wild mit braver ist als der Bursche, und dass das
diesen studentischen Verbindungen. Es mit dem Verbot doch nicht so aus der Luft
gibt da zwar so manche Leute, die ihnen gegriffen ist. Ein wichtiges Detail, um sich
gegenüber – vollkommen aus der Luft über studentische Verbindungen ein Bild
gegriffen – generelle Vorwürfe erheben, zu machen, ist nämlich nicht die einzelne
doch wenn man sich mit einem braven Verbindung, sondern deren Organisation
CVler so unterhält, dann gewinnt man in
verschiedenen
Dachverbänden,
schnell den Eindruck, dass es so schlimm welche bis heute auf wunderbare Weise
doch gar nicht sein könne. Es müsse zusammenarbeiten.
wohl vielmehr so sein, dass es da zwar
schon diese fürchterlich rechtsextremen
1.Saufen und Zoten – nicht die
Burschenschaften gibt, dem stimmt der
einzigen Gemeinsamkeiten aller
CVler erfreut
Verbindungen1
nickend
zu,
„aber das hat Es gibt innerhalb des Verbindungswesens
nun
wirklich bestimmte
Verhaltensweisen
und
nichts
mit Reglementierungen, die sich in allen
m e i n e r Verbindungen wiederfinden.
Dazu
Verbindung zu zählen zunächst einmal bestimmte, von
tun“. So hört Verbindung zu Verbindung variierende
man das, und Aufnahmerituale. Dies bedeutet, dass
weiter denkt der Eintritt in die erlesene Gemeinschaft
man
nicht mit bestimmten Auflagen verbunden
darüber nach. ist, die zur Festigung der bündischen
Sozialbeziehungen dienen sollen. So zum
...und was Beispiel erhalten Neueintretende oft
man hier neue Namen, die ihre Identität in der
zu lesen Gemeinschaft verkörpern sollen.
Nach strengen Regeln wird
bekommt Die
sozialen
Strukturen
innerhalb
hier „Tapferkeit“ geübt.
der korporierten Gemeinschaft sind
Das, was man so hört, soll hier nicht ganz so ausnahmslos hierarchisch. Während der
genau behandelt werden. Vielmehr wollen sogenannten Fuxen-Zeit wird das neue
wir im folgenden auf die Suche gehen Mitglied zu niederen Diensten verpflichtet
nach dem, was gemeinhin „gemeinsames und durch Demütigungs-Riten gehänselt.
korporiertes Interesse“ genannt wird, Als Vollmitglied tut er dies wiederum
und was eben gerade die gemeinsamen später dann mit neuen Fuxen, so dass
3
So wie dort das hundertmal
wiederholte
„Knie
beugt!“
nacheinander Faulheit, Wurstigkeit,
Trotz, Wut, Schlappheit und
Ermattung überwindet und aus
dem Gefühl hilfloser Ohnmacht
und völliger Willenlosigkeit vor
dem Vorgesetzten die Disziplin
hervorgehen lässt, so bietet
bei uns das „Rest weg!“ dem
Älteren vor dem Jüngeren immer
Gelegenheit, seine unbedingte
Überlegenheit zu zeigen, zu
strafen, Abstand zu wahren, die
Atmosphäre zu erhalten, die für
das ständige Erziehungswerk des
Corps unbedingte Erfordernis ist.“3
dieses Prinzip sich selbst konserviert und
sich in höheren Ebenen auf die gleiche
Weise fortsetzt. Logische Konsequenz
daraus ist (s.u.) der leitende Anspruch,
den die Alten Herren gegenüber den
jungen Aktiven vertreten.
Ein weiterer wichtiger Grundsatz ist das
Lebensbund-Prinzip: Durch das dauerhafte
Bestehen der Verbindungen ist eine gewisse
kontinuierliche Arbeit möglich, ebenso
der Kauf von Häusern, die diese Arbeit
noch erleichtern. Auch dieser Aspekt zeigt
den Einfluss der Altherrenschaften, der
gegenüber der ansonsten wechselnden
Studierendenschaft
einen
stetigen
konservativen Einfluss gewährleistet.
Abgesehen von diesen Grundprinzipien
existieren bestimmte Verhaltensrituale,
die vor allem seit längerem tradierte
Formen des Verbindungslebens mit Singund Trinksitten betreffen. Dazu zählt
die Ansicht, dass Trinken als Ausdruck
von Körperkraft gilt. Große Körperkraft
und damit einhergehende Trinkfestigkeit
werden
als
Männlichkeitsbeweise
gesehen, da der hohe Alkoholkonsum
zeigt, dass Widerwillen und Unwohlsein
in hohem Mass(krug) ertragen werden
können. Damit zusammenhängend ergibt
sich bei unmäßigem Alkoholkonsum
in bierdampfender, männlicher Runde
beinahe zwangsläufig der Austausch von
frauenverachtenden Zoten bis hin zu
Gewaltphantasien, was nicht selten in
einem gemeinsamen Bordellbesuch endet.
Die Funktion dieses als „germanischdeutsches Erbe“2 tradierten Berauschens
erklärt sich folgendermaßen:
Hinsichtlich
einer
gemeinsamen
Ideologie
werden
bestimmte,
als
gemeinsam empfundene Werte im
Rahmen einer nationalen Gesinnung
gepflegt – z.B. „Charakterfestigkeit“,
„Treue“, „Religion“, „Tradition“, „Liebe
zum
Vaterland“,
„Orientierung
an
Althergebrachtem“ und ähnliche hehre
Motive.
Schließlich
gibt
es
noch
zwei
wesentliche Maxime, die nicht bei allen
Verbindungen auftauchen: Zum einen das
Couleurprinzip, sprich die Präsentation der
Verbindungszugehörigkeit mittels Farben,
Bildern und Zeichen, und zum anderen das
schlagende Prinzip. Damit wird festgelegt,
dass Duelle, die zur Ehre beitragen
sollen, einen Gewinn darstellen, und der
sogenannte Schmiss (Narbe als Zeichen des
Kampfes) als erzieherisches Mittel dient:
Durch das stolze Tragen eines Schmisses
demonstriert der Verbindungsstudent
Standhaftigkeit und den Mut, nicht
auszuweichen. Im Comment sind dazu
„Die Kneipe ist für uns, was der
vielgelästerte
Kasernenhofdrill,
der Parademarsch für die Soldaten.
4
genau festgelegte Regeln zu finden, wann
welche Provokation zu welchem Duell
führt (Ehrverletzung und Reaktion), was
nach der korporierten Logik angeblich
gerade den Aggressionstrieb bremsen
soll.
beinahe von allen großen Dachverbänden
genutzt werden. Der Austritt von KSCV
und WSC aus dem CDK bzw. CDA ebenfalls
im dritten Kapitel bewertet.
2.1. Kösener Senioren ConventsVerband (KSCV); bis 1999 Mitglied
im CDA/CDK, aktuell in der AGA und
AaV (Abkürzungen siehe Punkt 3)
2. Verschiedene Dachverbände,
verschiedene Geschichten...
Die nachfolgende Darstellung kann keinen
Anspruch auf eine vollständige Darstellung
der
Geschichte
jedes
einzelnen
Dachverbandes erheben. Dies würde den
Rahmen dieser Broschüre und auch das
Anliegen dieses Artikels verfehlen. Im
folgenden soll lediglich klar werden, wie
politisch auch „unpolitische“ Verbindungen
sich äußern, was in Kombination mit
den oben genannten Verhaltensritualen
kein besonders erfreuliches Bild der
Verbindungen entstehen lassen will und
kann. Im abschließenden dritten Kapitel
werden die zu den einzelnen Verbänden
genannten Arbeitsgruppen
Der KSCV wird 1855 als Dachverband der
Corps gegründet. Für die Corps repräsentiert
die „burschenschaftliche Herrlichkeit“,
zu sehen in der „Dreifaltigkeit“
von Akademiker, Corpsstudent und
Reserveoffizier den Anspruch, ihre
Mitglieder für das Kaiserreich auszubilden.
Das Zentrum dieses Anspruchs bildeten die
Waffenverbände, die für das Kaiserreich
die Eliten rekrutierten. An der Spitze dieser
Bemühungen steht der KSCV, danach folgen
erst mit weitem Abstand die Burschen-,
Landsmann-, Turner- und Sängerschaften.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind
Kösener Corpsstudenten bereits in
führenden staatlichen Machtpositionen
zu finden (1903 z.B. sind 21 von 35
Regierungspräsidenten Corpsstudenten,
11 Prozent der Abgeordneten im Reichstag
von 1893 waren Kösener etc). Aus diesem
Grund bezeichnete selbst ein Max Weber,
ebenfalls
Verbindungsstudent,
die
Verbindungen als „Avancementsversich
erungsan-stalten“4, was deren Funktion
bis heute recht treffend charakterisiert.
Das Organ des KSCV sind zunächst die
Akademischen Monatshefte, die später
von der Deutschen Corpszeitung und
schließlich vom Corpsstudent abgelöst
werden. Heute umfasst der KSCV etwa
100 Verbindungen, bekannte Mitglieder
waren bzw. sind beispielsweise Hanns-
Arbeitsgemeinschaft katholische
Verbände (AGV).
Arbeitsgemeinschaft akademischer
Verbände (AaV);
Arbeitsgemeinschaft Andernach
mensurbeflissener Verbände (AGA)
sowie
der
Convent
Deutscher
Korporationsverbände (CDK) bzw. der
Convent Deutscher Akademikerverbände
(CDA) genauer bezüglich ihrer Funktion und
ihrer Arbeitsweise erklärt. Im folgenden
dient die Erwähnung der Mitgliedschaft
in den verschiedenen Arbeitsgruppen nur
dazu, darauf aufmerksam zu machen,
dass es gemeinsame Strukturen gibt, die
5
Martin Schleyer oder Manfred Kanther.
vorangegangenen Ausgabe Position gegen
Rechts bezogen zu haben – warum aber
2.2. Weinheimer
Seniorenconvent dann gerade solche Kritik an dieser
(WSC), bis 1999 Mitglied im CDA/ Position abgedruckt wird, spricht für sich.
CDK, aktuell in der AGA und AaV
Dies zeigt auch, welche Bedeutung der
Tatsache zuzuschreiben ist, dass 1993/94
Die Gründung des WSC
ein türkischer Mitbürger
erfolgt
1863.
Seine
Sprecher sein „durfte“
Verbandszeitung
ist
– damit eine gewisse
gemeinsam mit dem KSCV
positive Außenwirkung zu
„Der Corpsstudent“. Dort
erzielen, wird durchaus
finden sich im Jahr 1993,
für wertvoll erachtet, sie
als sich dieses Organ
ist aber nicht mit einer
gegen Rechtsextremismus
tatsächlich geänderten
bei
verschiedenen
politischen Ausrichtung
Burschenschaften
verbunden.
positioniert, in der darauf
Weiterhin
wurde
folgenden Ausgabe unter
innerhalb
des
WSC
anderem
Äußerungen
diskutiert, ob angesichts
von KSCVlern, die sich
der negativen Publicity
gegen
„Überfremdung“
durch die rechtsextremen
aussprechen.
Weiterhin
Burschenschaften
fordern
einige
im
der
Deutschen
Bezug auf die deutsche
Burschenschaft
(DB,
Vergangenheit, „endlich
s.u.) ein Verbleib im CDA
das Büßerhemd abzulegen
sinnvoll sei, da dieser
und
zur
Normalität
„in puncto Abgrenzung
zurückzukehren“.
bislang auch nicht das
Es wird Kritik geübt
Geringste
zuwege
6
an
sogenannten Modisch-militärisch: die Chargierten der gebracht“ habe . Schon
„ z w a n g h a f t e n Burschenschaft der Krusenrotter zu Kiel an dieser Formulierung
Schuldbekenntnissen“, vor dem Festkommers beim Burschentag wird deutlich, dass die
1994.
was
ein
durchaus
Abgrenzung
weniger
eigenes, rechtes und nicht wirklich aus politischer Differenz zu gewissen
unpolitisches
Geschichtsverständnis Inhalten angestrebt wird, sondern mehr
zum Ausdruck bringt. Außerdem finden wegen dem schlechtem Image in der
sich dort Proteste gegen den „Zustrom Öffentlichkeit durch „allzu“ rechte
fremder Völkerstämme“ und gegen die Umtriebe. Hinzu kommt diesbezüglich
„Verunglimpfung des glücklicherweise noch eine interne Konkurrenz zwischen
noch erhalten gebliebenen Patriotismus“5. Corps und Burschenschaften, zu der
Zwar könnte der WSC den Anspruch unter Punkt 3 noch mehr erläutert wird.
erheben, in der diesen rechten Äußerungen Infolge dieser Diskussion geben acht
6
Verbindungen eine gemeinsame Erklärung
zur Distanzierung vom Rechtsextremismus
heraus – allerdings steht demgegenüber
das gemeinsame Korporationsinteresse,
das diesen Worten keine Taten folgen
lässt. Zwar sagen KSCV und WSC eine für
den 4.10.1998 in der Paulskirche geplante
öffentliche Feier dieser Gemeinsamkeiten
in der Paulskirche ab. Mehr folgt dieser
„Protestaktion“ jedoch nicht.
Heute zählt der WSC etwa 60 Verbindungen,
seine enge Zusammenarbeit mit dem
KSCV wird durch einen gemeinsamen
Kartellvertrag
fixiert.
Unterschieden
werden
die
beiden
hauptsächlich
bezüglich ihres Aktionsfeldes: Der KSCV
ist hauptsächlich an Unis vertreten (weil
Hochschulen, die keine akademischen
Grade verleihen können, nicht elitär
genug sind), während der WSC mehr an
Technischen Hochschulen sein Unwesen
treibt.
2.4. Cartellverband der katholischen
deutschen Studentenverbindungen
(CV), Mitglied in AGV/EKVund AaV
Die Gründung dieses Verbandes erfolgt
im Jahr 1867, sein Zentralorgan ist
die Academia. Auch wenn heute oft in
ebendiesem Organ zu lesen ist, dass der CV
im Dritten Reich keine üble Rolle spielte,
so gibt es Äußerungen, die dem eindeutig
widersprechen – z.B. die des Vorsitzenden
des CV im Juni 1933:
„Der CV bekennt sich zur
nationalsozialistischen Revolution
als dem großen geistigen Umbruch
unserer Zeit. Der CV will und
muß Träger und Künder der Idee
des Dritten Reichs sein. (...) Nur
der nationalsozialistische Staat,
der machtvoll aus der Revolution
herauswächst, kann uns die
Wiederverchristlichung
unserer
Kultur bringen (...) Es lebe der CV!
Es lebe das großdeutsche Reich! Heil
unserem Führer Adolf Hitler!“7
2.3. Kartell-Verband der katholischen
Studentenvereine (KV), Mitglied in
AGV/EKV und AaV
Der KV gründet sich im Jahr 1866. Er
umfasst heute 82 nicht farbentragende
Verbindungen. Es werden auch „nichtkatholische“ Christen aufgenommen.
KV und CV (s.u.) verfügen über ein
gemeinsames Netzwerk von etwa 45.000
Alten Herren, die durchaus die Vermittlung
in alle bedeutenden Positionen dieser
Gesellschaft ermöglichen. Politisch lässt
sich eine gewisse Nähe zur CDU/CSU nicht
abstreiten, welche sich zum Beispiel daran
zeigt, dass 1997 28 Bundestagsabgeordnete
(z.B. Klaus Kinkel, Jürgen Rüttgers und
Klaus Töpfer) von CDU/CSU in einer
katholischen Verbindung waren.
Heute gehören dem CV etwa 130
farbentragende,
nicht-schlagende
Verbindungen an. Was die „unpolitische“
Haltung des CV angeht, wollen wir dieser
einmal auf den Zahn fühlen, und zwar
mit einigen Zitaten aus einer Ausgabe
der Academia aus dem Jahr 1995, die den
schönen Titel „50 Jahre danach“ trägt8:
•
7
„Die Frage, ob der 8. Mai 1945
der Tag der Kapitulation oder der
Befreiung vom Nationalsozialismus
war, ist längst beantwortet: Er ist
beides. Es ist also das Ende des
Hitler-Faschismus durchaus eine
Niederlage – für wen? Wir haben uns
daran gewöhnt, in regelmäßigen
Abständen die Jubiläen einer
makabren Geschichte zu begehen.“
Irgendwie gelangweilt wird hier die
Kultur des Erinnerns und Gedenkens
abgekanzelt, was nicht unbedingt von
einem wachen Geschichtsbewusstsein
zeugt.
Zwangsarbeiter genannt. Eine unter
Geschichtsrevisionisten
durchaus
weitverbreitete Verkehrung des
Täter-Opfer-Verhältnisses,
das
die
Taten
beispielsweise
der
Sudetendeutschen in der CSR oder
der Wehrmachtssoldaten in ganz
Europa ausklammert, um eine neue
Opfergruppe zu konstruieren.
• „Übrigens hat die allgemeine
Verlegenheit
gegenüber
der
deutschen Geschichte von 1933 bis
1945 auch darin einen Niederschlag
gefunden,
dass
eine
ganze
Generation ihren Kindern aus ihrem
Leben während dieser Zeit kaum
etwas erzählte.” Von der Schuld, die
die Deutschen durch Holocaust und
Nationalsozialismus auf sich geladen
haben, als einer „allgemeinen
Verlegenheit“ zu sprechen, macht
jeden
weiteren
Kommentar
überflüssig.
• „Vor fünfzig Jahren, am 8. Mai 1945,
kapitulierte die Wehrmacht des
Deutschen Reiches bedingungslos.
(...) Für viele „Volksgenossen” war
es ein Ende mit Schrecken, weil die
letzten Stunden der Kämpfe oft von
mörderischem Bombenhagel und
Artilleriefeuer begleitet waren und
Eroberer plündernd und schändend
durch die Ruinenstädte zogen.
Man beachte hier die Wortwahl
– es handelt sich bei den Alliierten
nicht etwa um Befreier, sondern
um Eroberer. Diejenigen, die sich
also gegen die Aggressoren, sprich
Deutschland, zu wehren suchen,
werden zu den Aggressoren, den
Eroberern gemacht. Auch kommt hier
ein gewisses Mitleid mit denen zum
Ausdruck, die Deutschlands Krieg
in alle Welt tragen halfen und den
Nationalsozialismus ermöglichten.
• „Die Bestimmung des Kreises der
Zugehörigkeit innerhalb der Nation
ist in gewissen Grenzen offen.
Abstammung kann nicht das einzige
Merkmal sein (aber ein Merkmal
ist sie schon, die blutsvölkische
Abstammungsdefinition, die in Europa
nur noch in Deutschland zu finden
ist). Nationen können geradezu einen
Teil ihrer Identität darin finden,
dass sie ihr Bürgerrecht andern
relativ weit öffnen (...) Übrigens
hat in Frankreich die Großzügigkeit
der Bürgerrechtsverleihung auch
militärische Gründe gehabt, und
die Kinder der Zuwanderer mussten
durchaus „die Gallier“ als ihre
Vorfahren anzusehen lernen.“
• „Zu den Opfern zählen (...) auch
die
Heimatvertriebenen
und
Flüchtlinge, die ins Deutsche Reich
verschleppten
Fremdarbeiter,
die
in
Gefangenenlagern
geschundenen Soldaten und die
Opfer des Bombenkrieges” In
einem Atemzug werden hier als
Opfer die Sudetendeutschen bzw.
Wehrmachtssoldaten
und
die
8
•
Da stellt sich konsequenterweise
uns
allen
doch
die
Frage:
„Brauchen sie, brauchen speziell
die Heranwachsenden unter ihnen
nicht irgendwelche Stütze in der
Geschichte, auf die sie, wohl
nicht gleich Nationalstolz, aber
wenigstens ein gewisses nationales
Selbstbewusstsein gründen können?“
• Eifersucht als mögliches Hindernis
für gutes Zusammenleben, das heißt,
Frauen stören das Bundesbrüderliche
Verhältnis
Diese
kurze
Zusammenstellung
zeigt relativ deutlich ein gewisses
Geschichtsbild, das nicht direkt mit NaziParolen daher kommt, aber dennoch
klar
revisionistisches
und
rechtes
Denken repräsentiert. In Verbindung
mit öffentlichen Distanzierungen von
Rechtsextremisten etabliert sich dieses
Gedankengut mitten in der Gesellschaft,
was es um so gefährlicher macht.
• Frau würde als Hausfrau missbraucht
werden, wenn sie aufgenommen
würde
• Frauen können auch so
Verbindungsleben teilnehmen
am
• Es gibt auch Frauenverbindungen
• Zweierverbindungen könnten die
ganze Verbindung in Gefahr bringen
Aus
diesen
sogenannten
Gründen
spricht nicht wirklich etwas, das
den Ausschluss der Frauen aus den
Verbindungen
tatsächlich
erklären
würde, wie beispielsweise die Tatsache,
dass sich eben in der gesellschaftlichwirtschaftlichen Elite nicht wirklich ein
Gleichgewicht von Frauen und Männern
findet bzw. finden soll. Es sind mehr
Pseudo-Begründungen, die eine Sorge um
gewisse Rituale widerspiegeln oder auch
geschlechterspezifische
„Denkmuster“
herkonstruieren, die realiter nicht für
sich existieren, sondern gesellschaftlich
bedingt sind. Argumente wie „Frauen als
Hausfrauen missbrauchen, wenn sie da
sind“ zeigen durchaus ein bestimmtes
Frauenbild auf – nach dem Motto, wenn
eine Frau da ist, dann ist es unweigerlich,
dass man ihr häusliche Aufgaben
zuschreibt. Fragt sich nur, wer nun die
Häuser der armen Kerle eigentlich sauber
macht...
2.5. Wingolfs-Bund, Mitglied in CDA/
CDK und AaV
Der Wingolfs-Bund gründet sich 1860, sein
zentrales Organ sind die Wingolfsblätter.
Hier kurz zwei „Schmankerl“ zu diesem
Verband, einmal zur Frage der Aufnahme
von Frauen in die Männerbünde und einmal
zur Rolle der Alten Herren.
Als Ausschlusskriterien für Frauen fand
Dietrich Heither bei den Recherchen
für sein Buch „ Verbündete Männer.
Die
Deutsche
Burschenschaft
Weltanschauung, Politik, Brauchtum“ für
die Wingolfs-Brüder im Jahre 1986 die
folgenden:
• Dann wären keine Veranstaltungen Zur Rolle der Alten Herren kann man
ohne Frauen mehr möglich;
es doch ganz kurz machen: „Wenn es
• „Denkmuster” von Frauen schaffen keine Senioren gäbe, wer9 würde dann
sagen, wo’s lang geht?“ Kurz, aber
zusätzliche Probleme;
9
prägnant kommt hier zum Ausdruck, nach
welchen hierarchischen Strukturen hier
Denkmuster und Handlungs-anweisungen
weiter gegeben werden.
Es gibt außer den drei letztgenannten
weitere
christliche
Verbindungen,
z.B. den Deutschen WissenschaftlerVerband (DWV), den Ring Katholischer
Deutscher Burschenschaften (RKDB), den
Schwarzburgbund (SB), den Technischen
Cartell-Verband (TCV), das WartburgKartell und noch einige andere.
2.6. Coburger Convent (CC), (ehemals
Coburger
LandsmannschafterConvent) Mitglied im CDA/CDK, AGA
und AaV
Die Gründung des CC erfolgt im
Jahr 1868. 1919 wird in die Satzung
die
„staatspolitische
Erziehung“
aufgenommen; wozu es in dem Buch „CC
im Bild“ im selben Jahr heißt:
„Unter den Mitgliedern herrschte ein
allgemeiner nationalkonservativer
Konsens. (...) Die vaterländische
Erziehung ist die wichtigste Aufgabe
eines selbst- und verantwortungsbewussten Bundes.“10
schreibt sowohl für die Nationalzeitung
als auch für die Verbandszeitschrift des
CC, die CC-Blätter. 1993 wurde auf einer
Gedenkrede auf dem Pfingst-Treffen
der „ethische Wert und die beispiellose
Hingabe und Opferbereitschaft“ der
Wehrmachtssoldaten gelobt11. Politisch
brisant ist z.B. auch, dass CC und die
Deutsche Sängerschaft (DS) gemeinsam
alljährlich einen Studententag an den
„mitteldeutschen“
Hochschulen
der
ehemaligen DDR veranstalten. Damit
wird zum Ausdruck gebracht, dass
offensichtlich es noch weitere „deutsche
Gebiete“ beispielsweise in Polen oder der
tschechischen Republik geben soll, die
Deutschland erst „heim ins Reich“ holen
muss.
Der Cartellverband der Turnerschaften
an deutschen Hochschulen, gegründet
1876 und 1885 umbenannt in VertreterConvent (Cartellverband akademischer
Turnvereine auf deutschen Universitäten)
umfasste die Vorläufer der Turnerschaften
im CC.
2.7. Deutsche
Burschenschaft,
Mitglied im CDA/CDK, AGA und AaV
Aktuell sind ca. 100 farbentragende
und
schlagende
Landsmannund
Turnerschaften im CC organisiert. Er nennt
sich selbst unpolitisch, ist aber vor allem
tolerant gegenüber rechten Aktivitäten
von Mitgliedern: Beispielsweise ist
der ehemalige Funktionär des NSDStB
(Dachverband im Nationalsozialismus,
s.u.), Fritz Hippler, gern gesehener
Gast bei der Teutonia Heidelberg und
1881 erfolgt die Gründung des Allgemeinen
Deputierten Convents (ADC), der sich im
Jahr 1902 in „Deutsche Burschenschaft“
umbenennt. Bei der Gründungssitzung,
bei der 34 Burschenschaften anwesend
sind, wird eine Satzung für den ADC
verabschiedet, in der als Grundprinzipien
für die gemeinsame Interessensvertretung
„gegenseitige Achtung und Anerkennung“12
verankert werden. Ende 1881 zählen
41 Burschenschaften zum ADC (damit
fehlen nur noch 2 der existierenden
10
Burschenschaften, die aber in den vertreten waren. Damit konnte die
nächsten Jahren ebenfalls eintreten).
DB noch zusätzlich als eine außerhalb
1883 bekennen sich die Burschenschaften der gesellschaftlichen Gerichtsbarkeit
unter dem Einfluss der Corps des KSCV stehende Gemeinschaft gefestigt werden.
zu Duell und Mensur. Um dagegen 1891/92 gibt es bereits einen ersten
zu protestieren ruft Konrad Küster, „Antisemitismus-Streit“, wo es neben
Alter Herr der Franconia Bonn, den einem Bekenntnis zum Antisemitismus
Allgemeinen Deutschen Burschenbund auch um die Festschreibung der
ins Leben, was aber keine großartigen „Nicht-Aufnahme von Juden“ geht. In
Folgen hat. Im Jahr 1887 werden zahlreichen Einsendungen an den damals
erstmals die Burschenschaftlichen Blätter noch ADC genannten Verband wird „die
herausgegeben, drei Jahre später entsteht Lösung der Judenfrage“ (sic!) diskutiert.
der
Alt-Herrenverband.
Bereits 1893 legt
„Ehrengesetze
und
der
Burschentag
Zweikampfregeln“ legt die
fest, dass neben
DB 1902 fest, womit ein
dem Namen des
spezifisch
studentischer
Eintretenden
Ehrbegriff definiert werden
auch die Religion
soll.
Dies
beinhaltet
anzuführen
ist,
die Regelung, dass eine
damit Juden nicht
auf
bestimmte
Weise
mehr aufgenommen
definierte
Ehrverletzung
werden
müssen.
durch die Autorität eines
Daraus resultiert,
Ehrengerichts zu regeln
dass es dort schon
ist, und dieses legt fest,
1894
keinen
ob jemand beleidigt wurde
Juden mehr gibt.
oder
nicht.
Weiterhin
1896 folgt dieser
können
Satisfaktion
Entwicklung
nur
Standesgenossen
ein Antrag auf
gewähren, was bedeutet,
Satzungsänderung
dass
diejenigen,
die
durch
die
zu
dieser
Schicht
Burschenschaft
keinen Zugang haben,
Germania Jena:
ausgeschlossen
bleiben
aus
diesem
elitären aus: Burschenschaftliche Blätter 2/2001, 116. „Die deutsche
Jahrgang, Bielefeld 2001, Anzeige S. 85
Ve r h a l t e n s k o d e x .
Burschenschaft
Pikant ist die Tatsache,
steht auf dem
dass Duelle nach dem
Standpunkt des
Strafgesetzbuch strafbar waren, dies
deutschen Volkstums; daher können
jedoch von den Korporierten ignoriert
nur Studenten deutscher Abkunft bei
werden konnte, da sie an den relevanten
ihr Aufnahme finden. Anmerkung:
Stellen der Gerichtsbarkeit ausreichend
Jüdische Reichsangehörige sind
11
nicht als Deutsche zu betrachten.“
eigener Artikel), und dafür ausgerechnet
von Adolf Hitler bewundert zu werden,
ändert sich auch nicht, wenn man in den
Daraus leitet sich eine Resolution ab, die Burschenschaftlichen Blättern des Jahres
feststellt, dass „die Burschenschaften 2001 liest:
in ihrer ablehnenden Haltung gegen
die Aufnahme jüdischer Studierender
„Im Ersten Weltkrieg fielen 3.400
14
einmütig zusammenstehen werden“.
Burschenschafter. Bereits auf den
Nach den Gräueln des Nationalsozialismus
ersten Burschentagen nach dem
(Rolle der DB während dessen siehe Punkt
Ende des Krieges wurde über die
2.12.) gründet sich die DB im Juni 1950
Errichtung eines Ehrenmales für die
neu, Couleur und Mensur werden bereits
Gefallenen diskutiert. (...) Erst Ende
ab 1954 wieder eingeführt. Zur Mensur
der zwanziger Jahre wurde dann der
ist zu sagen, dass sie in einer Reihe
Beschluss über den Bau des Ehrenmales
von Prozessen durchgesetzt wird, bis
gefasst. Am 3. Juni 1933 erfolgte
schließlich ein BGH-Urteil vom 29.1.53
die Schlusssteinlegung, am 4. Juni
erklärt, dass die Bestimmungsmensur
1933 die feierliche Einweihung (...)
„nicht strafbar“ ist, so dass ihr zufolge
Ein Frankone aus Münster eröffnete
keine Exmatrikulation mehr möglich ist.
die Feier mit Grußworten (...) des
Die revisionistische und nationalistische
Reichskanzlers Adolf Hitler...“16.
Geschichtsbetrachtung der DB kommt sehr
schnell zum Ausdruck, beispielsweise liest Zur Frage, was es denn nun ist, dieses
man in den Burschenschaftlichen Blättern „deutsche Volk“, wird man auch hier
1956:
zur Genüge belehrt: „Nach wie vor
betrachtet die Deutsche Burschenschaft
„...wenn wir uns erinnern, dass
die deutschen Bewohner Österreichs
über weite Teile Deutschlands
und Südtirols als Teil des deutschen
die Gewalt asiatischer Horden
Volkes“17. Nach einer Verbandskrise 1972
kam, blühendes deutsches Land
wird dann auch „endlich“ die Möglichkeit
verwüstet, versteppt und in
geschaffen, dass zur Vereinigung der
Unfreiheit geschlagen wurde, dass
„Volksdeutschen“
österreichische
Millionen Menschen vertrieben,
Burschenschaften in die DB eintreten
verschleppt, gemordet, Frauen
können, was die „Burschenschaftliche
und Mädchen geschändet wurden.
Gemeinschaft“ (rechter Flügel unter
Nein, unsere Soldaten fielen nicht
diesen sowieso schon Rechten) forcierte.
für eine Clique und einen Dreck, sie
Sie hält staatsbezogene Aktivitäten für
15
fielen für Deutschland.“
falsch, da so „die Burschenschaft auf ihre
jeweiligen Teilstaaten (des deutschen
Diese Ansicht, wie ehrenvoll es doch Reiches, Ergänzung der Red.) BRD und
ist, für’s Vaterland zu sterben (ein Österreich“ fixiert blieben18.
Ruhm, den auch die Uni nach ihrer Aus dem Handbuch der DB, das seit
Wiedereröffnung pflegen wollte, siehe 1982 verbindlich „Grundlagenwissen“
13
12
vermitteln soll19, werden die Grundlagen
für diesen blutsvölkisch definierten
Staatsbegriff noch einmal für jeden
verständlich wiederholt: Als Volk versteht
die DB
„eine menschliche Gemeinschaft,
die durch gleiche Abstammung,
gleiches geschichtliches Schicksal,
gleiche Kultur und verwandtes
Brauchtum,
dieselbe
Sprache
und
zusammenhängenden
Siedlungsraum
verbunden
und
geprägt ist. Das Volk ist wie
die
Familie
ein
natürlicher
20
Zusammenschluss.“
(ODS). Gemeinsame Veranstaltungen sehen
Nazi-Größen wie Michael Walker (National
Front), Günther Dekkert (NPD) oder
Wilhelm Stäglich (Autor des „AuschwitzMythos“). Die bräuchte es allerdings
eigentlich wirklich nicht, denn 1984
zeigt ein Buch der Burschenschaftlichen
Gemeinschaft namens „Burschenschaft
und nationale Identität“ beispielsweise
„Deutschland in seinen völkerrechtlichen
Grenzen“ (1939!!)22. 1990 vertritt die der
DB vorsitzende Burschenschaft Olympia
(Wien) den Standpunkt, „dass auch die
Ostgebiete, Österreich, Südtirol usw. alles
deutsche Länder sind“23.
Mit dieser Argumentation
einer
Staatsbürgerschaft
durch Abstammung, sprich
einer Blutszusammengehörigk
eit, arbeitet allerdings nicht
nur die DB, sondern auch der
deutsche Staat, der auf dieser
Grundlage entscheidet, wer
den deutschen Pass erhält und
wer nicht.
Neben
diesen
eigenen,
eindeutigen Stellungnahmen
„Bis hierher und weiter kamen die serbischen Reiter“
gibt es auch eine enge
zu solchen Ergüssen kommt es beim brüderlichen Zusammensein.
Zusammenarbeit mit rechten
Organisationen. Der „hochschulpolitische“ Momentan sind in der DB etwa 130
zusammengefasst,
die
Ausschuss der DB ist mitverantwortlich Verbindungen
für die Gründung des Rings Freiheitlicher sämtlich nur „Volksdeutsche“ aufnehmen,
Studenten, der „Studentenbewegung der die den Kriegsdienst nicht verweigert
Rechten“21, die den RCDS (Hochschulgruppe haben. Die ehemalige DDR wird natürlich
Mitteldeutschland
bezeichnet.
der CDU/CSU) wieder auf den rechten als
sogenannte
Burschenschaftliche
Weg bringen sollte. Es bestehen enge Die
umfasst
aktuell
ca.
Verbindungen zum „Gesamtdeutschen Gemeinschaft
Verbindungen.
Aufgrund
deren
Studentenverband“(GDS), dem Verband 40
heimatvertriebener Studenten (VHDS) bzw. Aktivitäten, die den sich als „liberal“
dem Ostpolitischen Studentenverband verstehenden Burschenschaften – wie
auch immer das aufzufassen ist – zu weit
13
gingen, kam es 1995 zu einer Abspaltung
der DB. 15 Burschenschaften gründeten
den „Hambacher Kreis“, was relativ
folgenlos blieb. 1996 gründeten acht aus
der DB ausgetretene Verbände die Neue
Deutsche Burschenschaft (s.u.).
Für
München
ist
vielleicht
noch
interessant, dass das Haus der Danubia in
der Möhlstraße 21 im Nationalsozialismus
von der Familie Julius Kaufmann, die 1935
mit dem Rassengesetz der Nazis unter die
Definition „Jude“ gefallen war, geraubt
und arisiert wurde. Das Haus ging am
1.2.1938 an den „Freiherr von LeonrodFamilienfideikomiss“. Bruno Kaufmann
wurde gezwungen, ein Testament zur
Legitimation des Raubes zu unterschreiben,
am 31.10.1940 verübte er dann mit seiner
Familie Selbstmord durch Gasvergiftung.
Über das Ehepaar Karl von Manz
ging das geraubte Haus dann
schließlich im Jahr 1957 an die
Danubia. Eine Rückerstattung
wurde bis dato nicht in Betracht
gezogen.24
1881. Die Vereine Deutscher Studenten
(VDSt) verdienen sich ihre „Lorbeeren“
vor allem mit der Konstituierung
und Verbreitung des studentischen
Antisemitismus (siehe Norbert Kampe,
Studenten
und
„Judenfrage“
im
Deutschen Kaiserreich. Die Entstehung
einer akademischen Trägerschicht des
Antisemitismus, Göttingen 1988). 1880
gründet sich in Berlin der erste VDSt
direkt mit einer Petition gegen die
rechtliche Gleichstellung von Juden,
was die von Beginn an aggressive und
militante antisemitische Haltung zeigt.
Nach weiteren zahlreichen Gründungen
entsteht 1881 der Kyffhäuserverband
der Vereine Deutscher Studenten25, zu
dessen Gründung alle „national gesinnten
Studenten“26 aufgerufen wurden. Auf
einer der Festreden heißt
es:
„Es gilt zu arbeiten für
die innere Gestaltung
unseres Volkes und
Vaterlandes.
Wir
2.8. Neue
Deutsche
haben ein Reich, wir
Emblem des Kyffhäuserverbandes
Burschenschaft, Mitglied der Vereine Deutscher Studenten, lassen Gut und Blut
im CDA/CDK
dafür. Vieles in ihm
1933
ist noch mangelhaft.
Die NDB gründet sich 1996 als Abspaltung
Judentum, Franzosentum, wohin
der DB, um sich angeblich gegen „die
wir blicken. Es ist die Aufgabe der
Rechten“ in der DB zu positionieren. Im
christlich-germanischen
Jugend,
Jahr 1999 umfasst sie 17 Mitgliedsbursc
das auszurotten, denn uns gehört
henschaften. Mehr ist momentan nicht
die Zukunft.“27
bekannt.
Ab 1886 existiert eine Verbands-Zeitschrift
2.9. Verband der Vereine deutscher namens „Akademische Blätter“; wo es zum
Studenten (VVDSt), Mitglied im zehnjährigen Verbandsbestehen heisst:
CDA/CDK und AaV
„Eine
Verbindung,
die
dem
Die Gründung des VVDSt erfolgt im Jahr
Judentum ihre Reihen öffnet,
14
verfällt heute der allgemeinen
Missachtung
der
Gesamtheit
der Studierenden. Kein Teil
des deutschen Volkes ist in so
weitem Umfange heute von der
Berechtigung und Notwendigkeit
des Antisemitismus überzeugt, in
so hohem Maße von antijüdischem
Geiste beseelt als die Blüte der
deutschen Jugend.“28
Bald findet sich auch der rassistisch
definierte
Antisemitismus,
z.B.
in einer Satzungserläuterung von
1896: „Die VVDSt dürfen nicht Leute
aufnehmen, unter deren Eltern sich
getaufte oder ungetaufte Juden
befinden“.29
Das Organ Akademische Blätter
hält sich auch im Hinblick auf den
kommenden Faschismus konsequenter
Weise wenig bedeckt: „Wir wollen das
Dritte Reich, wir wollen es mit allen
Deutschen und für alle Deutsche“30.
Mit dieser Geschichte hat der heute
immer noch (bzw. wieder nach 1945)
bestehende Verband kein Problem:
„Der Verband ist einst entstanden,
um den jungen Studenten zu
einer Verantwortung für das neu
geschaffene Reich aufzurufen.
Seine Aufgabe besteht auch heute
noch darin, eine junge akademische
Generation mit volkspolitischen,
staatspolitischen und sozialen
Aufgaben vertraut zu machen und
sie zu verantwortungsbewusstem
Handeln zu erzielen“31.
So liest man in einer Selbstdarstellung
des VVDSt von 1996, womit er sich in
keiner Weise von den antisemitischen
Gründungsidealen
oder
der
NaziVergangenheit distanziert.
Der Verband umfasst heute ca. 41 nicht
couleur-tragende,
nichtschlagende
Verbindungen – und irgendwie hängt
er doch sehr an der Vergangenheit: Er
ist in Gauverbände gegliedert, nimmt
selbstverständlich
österreichische
Verbindungen auf und hat Kontakte
zu VDSt in Ungarn und Polen. Daraus
ergibt sich auch eine besonders enge
Zusammenarbeit mit dem Verein für
Deutschtum im Ausland, das doch
irgendwie in deren Augen gar kein Ausland
sein sollte.
2.10. Akademischer Turnbund, Mitglied
im CDA/CDK und AaV
Der Verband besteht seit 1883. Da nicht
mehr Informationen recherchiert werden
konnten, wird er hier nur aufgeführt, damit
klar wird, dass auch dieser Verband mit
den anderen Verbänden in Arbeitsgruppen
zusammenarbeitet.
2.11. Deutsche Sänger-schaft (DS),
Mitglied im CDA/CDK, AGA und
AaV
Die Gründung der DS erfolgt im Jahr
1896. Interessant für die politische
Einordnung ist z.B. die Tatsache, dass
CC und DS alljährlich gemeinsam in der
ehemaligen DDR einen Studententag
für die „mitteldeutschen“ Hochschulen
veranstalten.
15
sich bereits vor 1933 die vier größten
Verbände von Burschenschaften, Corps,
Landsmannschaften und Turnerschaften
2.12.
N a t i o n a l s o z i a l i s t i s c h e r zum „Allgemeinen Deutschen Waffenring“
Deutscher Studentenbund (NSDStB) vereinigt, der sich bei den Nazis größter
Anerkennung erfreut:
Zur Geschichte der verschiedenen
Verbindungen und ihrer Dachverbände
„Es ist kein Zufall, dass der NSDStB
während des Faschismus soll hier, neben
und die schlagenden Verbindungen
der bereits getroffenen Einschätzung und
eine
gewissen
Auslese
des
Bewertung durch ihre Funktion und Position
Menschenmaterials der heutigen
in der Gesellschaft, nur geklärt werden,
Studentenschaft
vereinen:
dass von einer gern herbeigeredeten
der Wille zur Tat hat hier die
„Opferrolle“ der Verbände großenteils
einzigen aktivistischen Elemente
nicht die Rede sein kann. Vielmehr tragen
zusammengefasst.“33
sie ihren Teil dazu bei, dass die Dinge für
die Nationalsozialisten und sie selbst wie Zwischen Waffenring und NSDStB gibt
gewünscht verlaufen. Der NSDStB kann es ein Abkommen über gemeinsame
im Nationalsozialismus vor allem deshalb Verhaltensrichtlinien; ebenso nimmt der
so erfolgreich agieren, weil völkischer Vertreter-Konvent der Turnerschaften
Rassismus und Antisemitismus vor allem zum NSDStB auf und bietet Besetzung
durch Burschen-, Landsmann-, Sänger von Posten im Sinne der Nazis an. Die
und Turnerschaften sowie die Vereine „Deutsche Wehrschaft“ tritt dem Verband
Deutscher Studenten bereits in den geschlossen bei, und die Deutschen
Köpfen eines Großteils der Studierenden Landmannschaften und die VDSt setzen
verbreitet sind. Die Machtergreifung an erfreut auf eine gemeinsame erfolgreiche
den Hochschulen vollzieht sich dadurch Entwicklung.
besonders schnell,
Manche
Korporationen
lösen
sich
selbst auf, die DB handelt sich rasch
„dass große Teile der Studenten
Sonderbedingungen aus. Bemerkenswert
schon lange vor der Gründung
ist,
dass
die
Verbindungen
als
des NSDStB wesentliche Elemente
Kameradschaften nach den Regeln der
der NS-Ideologie aufgenommen
Nazis weiterbestehen können.
hatten: den Antisemitismus, die
völkische Ideologie und vor allem
3. ...
ein
Interesse:
Wie
die
32
den radikalen Nationalismus.“
Dachverbände zusammenarbeiten.
Der
Nationalsozialistische
Deutsche
Studentenbund
(NSDStB)
übernimmt
1931 Führung im Dachverband „Deutsche
Studentenschaft“ (DSt). Auf Anregung der
Deutschen Landsmannschaften hatten
Oft wird Verbindungsgegnern vorgehalten,
dass ebenjene „alles über einen Kamm
scheren“ und damit „einfach nicht
differenzieren“ würden.
Zunächst einmal ist es richtig, dass wir
16
nicht differenzieren – doch dies hat
gute Gründe. Nach einer ausführlichen
Beschäftigung mit dem Thema gilt
es, eine Tatsache so oft wie möglich
festzustellen:
Es ist richtig, dass eine Danubia nicht das
Gleiche tut und lässt wie eine Sängerschaft
oder irgend eine Turnerverbindung. Die
beiden haben allerdings gemeinsam, dass
sie hierarchisch strukturiert sind, dass sie
frauen- und ausländerfeindlich sind und
eine elitäre Gemeinschaft darstellen.
Es ist auch richtig, dass nicht jede
Sängerschaft Nazi-Größen zu Vorträgen
einlädt oder Nazi-Prügler versteckt, die
einen griechischen Mitbürger beinahe
zu Tode getreten hätten. Dennoch
vertreten beide ihre Interessen, deren
es offensichtlich gemeinsame gibt, über
verschiedene Strukturen, Dachverbände
und Freundschaftsverträge gemeinsam.
Nun also noch kurz zu den „Verbindungen
der Verbindungen“, was auch die oben
angeführten
Abkürzungen
endlich
aufklären wird:
Freundschaftsverträge
oder
KartellVerträge gibt es zwischen zahlreichen
Dachverbänden, so zum Beispiel zwischen
CC und DS, zwischen DB und den VVDSt,
zwischen KSCV und WSC oder auch
VVDSt und WB. Mehrheitlich sind die
Dachverbände im Convent Deutscher
Koporationsverbände (CDK) bzw. im
Convent Deutscher Akademikerverbände
(CDA), der 1950 gegründet wurde und
dem
alle
wichtigen
Dachverbände
außer den katholischen angehören,
zusammengeschlossen. CDA, der die Alten
Herren und ihre Verbände organisiert, und
CDK, der das „Dach“ der Aktiven-Verbände
darstellt, vereinigen 550 Altherrenschaften
mit ca. 60.000 Mitgliedern und 5.000
Studenten in 12 Korporationsverbänden34.
Die Aufgaben des CDA fasst der Vorstand,
Dr. W.N. Kießel von der Franconiae
München, in seinem Tätigkeitsbericht für
das Jahr 1999 zusammen35: Jedes Jahr soll
es eine „anspruchsvolle Veranstaltung“
geben, bei der „die Spitzen von Staat,
Hochschule und Gesellschaft“ vertreten
sein sollen. Weiteres Ziel ist die Bildung
von örtlichen Conventen und die Förderung
des örtlichen Zusammenschlusses von
Artherrenvereinigungen. Als Beispiel bringt
Kießel den Bund Nürnberger Studenten
(BNSt), der es als seine Hauptaufgabe
ansieht, „das Korporationswesen im
öffentlichen Leben darzustellen und
bekannt zu machen“. Dazu zählt der
intensive Kontakt zu den Dekanen der
Hochschulen, zu Parteien, der Industrie,
zur IHK und ähnlichen Verbänden. In
Nürnberg ist der Oberbürgermeister Alter
Herr von zwei Verbindungen – er schlug
vor, zum Stadtgründungstag auch einen
Stadtgründungskommers durchzuführen,
was erstmals im Juli 1999 durchgeführt
wurde. Gut, wenn man seine Leute an den
richtigen Stellen platzieren kann.
Weiterhin
will
der
CDA
seine
Mitgliedsverbände
dazu
bewegen,
verbandsübergreifende Mitgliedschaften
zuzulassen und nicht gegeneinander
aufzutreten. Es mache wenig Sinn, wenn
jeder einzelne Verband versuche, bei
Lions, Rotary oder Schulen zu werben
– gemeinsam sei dies über den CDA eher
möglich. Im Hinblick auf den CDK heißt
es nur, dass die gute Arbeit des CDA mit
dessen Engagement steht und fällt. Was
die katholischen Verbände CV und KV
betrifft, so ist es Ziel des CDA, diese
ebenfalls zu gewinnen. Dies vor allem
deshalb, da der politische Einfluss mehr
17
bei ihnen läge seit 1945, wie beispielsweise
mit Konrad Adenauer, Kurt Georg Kiesinger,
Franz-Josef Strauß, Jürgen Rüttgers etc.
Mit der Darstellung des CDA-Vorstandes zu
seinen Aufgaben und seiner Tätigkeit wird
klar, dass es sich beim CDA (sowie beim
CDK, der ähnliche Aufgaben bei den Aktiven
wahrnimmt) um das Koordinationsgremium
der Arbeit der Dachverbände handelt.
„Trubel“ gab es um CDA und CDK nach
den Austritten des Verbandes Alter
Corpsstudenten (VAC) aus dem CDA und des
WSC und KSCV aus dem CDK im Jahr 1999.36
Doch bereits direkt nach dem Austritt des
VAC wird nach Neuwahlen bei CDA- und VACVorstand ein Wiedereintritt ins Auge gefasst
– vermutlich unter weniger öffentlicher
Aufmerksamkeit...
Zu den Gründen des Austritts von KSCV liest
man im CDA-Info 5:
„Zum Beispiel wirft der Kösener
Verband der DB Rechtslastigkeit vor.
Dies ist unbegründet und unbewiesen,
da die DB einerseits ihre unauflösliche
Verbundenheit mit Deutschland als
Verbandsprinzip hat, andererseits
sich insoweit politisch aktiv, jedoch
nicht einseitig festlegt. Die DB wirft
dem KSCV Prinzipienlosigkeit und
Opportunismus vor. Der CDA wird
diese Vorwürfe nicht bewerten und
neutral bleiben.“37
Dies bringt die Haltung des CDA und seiner
Verbände gegenüber der DB wohl klar genug
zum Ausdruck. Wichtig anzubringen ist an
dieser Stelle noch, dass die Distanzierung
von der rechtsextremen Danubia wohl eher
das öffentlichkeitswirksame Motiv, aber
nicht der reale Grund für den Austritt des
KSCV war. Der Vorortssprecher des KSCV,
Gerd Belusa, erklärt dazu:
„Wir
haben
nicht
vergessen,
dass der Kösener Verband auch
gegründet wurde, um die Corps
gegen ihren gemeinsamen Feind, die
Burschenschaft, zu einen.“38
Die Konkurrenz war es also, die den KSCV
zum Austritt bewog. Belusas Vorgänger,
Jakob von Gehren, bezeichnet eine Erklärung
von KSCVlern, die massive Vorwürfe gegen
die DB wegen deren Rechtsextremismus
erhoben hatten, als „wohl das beste Stück
Öffentlichkeitsarbeit der letzten Jahre“39.
Dem ist wohl nicht zu widersprechen, es zeigt
aber auch, was von diesem „Antifaschismus“
zu halten ist.
In Überlegungen über die Zukunft des CDK
nach den Austritten von WSC und KSCV, dem
nach diesem Ereignis 12 Mitgliedsverbände
mit 350 Verbindungen und 5000 Aktiven
angehören, werden dessen Ziele seit 1951
nochmals beleuchtet. Im Jahr 1951 beinhaltet
das Selbstverständnis „das Bekenntnis zu
den altüberlieferten Idealen von Menschheit
und Brüderlichkeit, von Recht und Freiheit
und von Volk und Heimat“40 – das Bedürfnis
nach der deutschen Volksgemeinschaft ist
nach Holocaust und Nationalsozialismus
18
offensichtlich
noch
immer
nicht
gestillt.
Daraus ergeben sich als
Aufgaben die „arbeitsfähige
Gesamtvertretung
aller
Ko r p o r a t i o n s v e r b ä n d e “ ,
„eine
Schlichtungsordnung
für
Studenten
und
A l t a k a d e m i k e r “ 41
etc.
Auf
einem
Korporationsstudententag
1974 werden die Aufgaben
neu definiert. Nun sollen
die
„hochschulpolitischen
Aktivitäten
der
Korporationsverbände“
koordiniert
und
„gemeinsame
Grundsätze
für
die
Zusammenarbeit
untereinander“
erarbeitet
werden. 1986 schließlich
Die Elite Deutschlands – zum Anbeißen... (Burschenschaft Thurinigia
formuliert
der
„Bonner
Braunschweig)
Standort des CDK“ ein
Andernach mensurbeflissener Verbände
Selbstverständnis, das Wert auf die (AGA) assoziierten Verbände. Die fünf
interkorporative Zusammenarbeit vor daran nicht beteiligten katholischen
Ort, die Vertretung in den Medien und Dachverbände
gründeten
die
gegenüber anderer gesellschaftlicher Arbeitsgemeinschaft
katholischer
Gruppierungen und „die Förderung des Zus Verbände (AGV). Diese sind gemeinsam mit
ammengehörigkeitsgefühls aller deutscher Korporationsverbänden aus Österreich,
Korporierten“42 legte. In diesen immer Schweiz, Italien, Belgien und Ungarn
wieder erneuerten Fassungen kommt Mitglied im Europäischen Kartell-Verband
klar die Zielsetzung der Koordination der christlicher Studentenverbände (EKV).
Zusammenarbeit der im CDK organisierten Die drei bedeutendsten AGV-Verbände
Verbände zum Ausdruck. Und zunächst gibt bilden zusammen mit CDA und CDK
es ja im Jahr 1999 auch ein erfreuliches die Arbeitsgemeinschaft akademischer
Ereignis für den CDK: Der SB, der bis dahin Verbände (AaV); die tatsächlich einzige
noch nicht im CDK vertreten war, stellt Ausnahme bildete bis 1999 der SB – dann
den Antrag auf Aufnahme.
trat er dem CDK bei. Im Jahr 1980 haben
Ein weiterer Verknüpfungspunkt der schließlich alle damals existierenden
Verbindungen ist die Zusammenarbeit in Verbände
das
sogenannte
Bonner
Arbeitsgemeinschaften. Im CDA befinden Papier und 1987 die damit verbundene
sich auch die in der Arbeitsgemeinschaft „Vereinbarung“
unterzeichnet.
19
Daraus ergibt sich ein einmal jährlich
Fußnoten:
stattfindendes
Verbändegespräch,
1
Nach Michael Gehler, zitiert in: Heither, D.,
das zur Koordination der örtlichen
Verbündete Männer, S. 58f
Zusammenarbeit dient oder auch zur
2
Heither, D., Verbündete Männer, S. 74
3
Bildung von Zusammenschlüssen, die
aus: Deutsche Corpszeitung, 34. Jg. (1917), zitiert
nach Heither, D., Verbündete Männer, S. 75
über die Wahlen an den Hochschulen die
4
Zitiert nach Heither, D., Verbündete Männer, S. 61
Zusammensetzung der StuPas beeinflussen
5
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 372
6
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 372
sollen.
7
Aufruf des Vorsitzenden des CV Juli 1933, zitiert nach:
Diese zahlreichen Verknüpfungspunkte von
Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 7
8
sogenannten „liberalen“ Verbindungen
alle nachfolgenden Zitate (kursiv) aus: Academia 3/
1995, S. 101-106
nehmen jeder Distanzierung, in wie vielen
9
Sprecher des Wingolf-Bundes in Heidelberg, zitiert
Pressemitteilungen sie auch formuliert
nach: Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 8
10
zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der
werden mag, von sogenannten „rechten“
Gesellschaft, S. 5
Verbindungen
die
Glaubwürdigkeit.
11
zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der
An unserer Universität ließ es sich der
Gesellschaft, S. 16
12
Zitiert nach Heither, D., Verbündete Männer, S. 57
bisherige Rektor Andreas Heldrich, um
13
zitiert nach: Heither, D., Verbündete Männer, S. 101
die gemeinsamen Interessen redlich
14
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 101
15
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 289
bemüht, nicht nehmen, den Deutschen
16
Burschenschaftliche Blätter, 2/2001, S. 57
Akademikertag 2000 als Schirmherr zu
17
Angenommener Antrag auf dem Berliner Burschentag
begleiten – in dessen Rahmen dann auch
1965, zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der
Gesellschaft, S. 8
zwei Veranstaltungen „auf“ den Häusern
18
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 332
der Burschenschaften Franco-Bavaria
19
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 337ff
20
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 337ff
und Stauffia (beide Mitglieder der DB)
21
aus: Deutsche Wochenzeitung, zitiert nach: Heither,
43
stattfanden . Aber der CDA hält die DB
D. Verbündete Männer, S. 359
22
ja sowieso wie oben dargelegt nicht für
Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 8
23
zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der
rechts – q.e.d.
Literatur:
-
-
Gesellschaft, S. 8
Fakten aus einer Flugschrift von Carl Blauhorn vom
Institut für Kunst und Forschung, Februar 2002,
München
26
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 95
27
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 96
28
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 97
29
zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer. S. 97
30
Akademische Blätter, Juni 1932, zitiert nach:
Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 7
31
zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der
Gesellschaft, S. 8
32
Grüttner, Michael, Ein stetes Sorgenkind für Partei
und Staat. Die Studentenschaft 1930-1945, in: Krause,
Huber, Fischer (Hrsg.), Hochschulalltag im „Dritten
Reich“, Bd. 1, S. 206
33
zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der
Gesellschaft, S. 6
34
entnommen aus: Faltblatt zum Deutschen
Akademikertag 2000
35
nachfolgende Informationen zur Arbeit des CDA aus:
Tätigkeitsbericht des CDA-Vorstandes, CDA-Info 7
36
nachfolgende Informationen zur Arbeit des CDA aus:
24
Academia 3/1995, 88. Jahrgang, Landshut 1995
Autonome Antifa Heidelberg & Antifa AK an
der Uni Heidelberg, „Stützen der Gesellschaft
– Elite der Nation. Studentische Verbindungen in
Heidelberg“, Heidelberg 1997
Burschenschaftliche Blätter 2/2001, 116.
Jahrgang, Bielefeld 2001
CDA-Info 5, September 1999, Jahrgang 4, URL:
www.hochtaunus.net/cda/presse/cdainfo5/
index.html
Faltblatt zum Deutschen Akademikertag 2000
Flugschrift von Carl Blauhorn, Institut für Kunst
und Forschung, München, Februar 2002
Heither, Dietrich, „Verbündete Männer. Die
Deutsche Burschenschaft – Weltanschauung, Politik
und Brauchtum“, Köln 2000
Tätigkeitsbericht des CDA-Vorstandes für das Jahr
1999, CDA-Info 7, URL: www.hochtaunus.net/cda/
presse/cdainfo7/taetigkeitsbericht.html
20
CDA-Info 5
CDA-Info 5, S. 4
38
CDA-Info 5, S. 22
39
CDA-Info 5, S. 22
40
CDA-Info 5, S. 17
41
CDA-Info 5, S. 17
42
CDA-Info 5, S. 18
43
entnommen aus: Faltblatt zum Deutschen
Akademikertag 2000
37
Die Waffen: Säbel, Korbschläger und Glockenschläger damit man weiß, wo der Schmiss herkommt...
21
Entnommen aus: Autonome Antifa Heidelberg & Antifa AK an der Uni Heidelberg, „Stützen der Gesellschaft – Elite der Nation. Studentische Verbindungen in Heidelberg“, Heidelberg 1997, S. 18
22
Wegbereiter des Faschismus
Studentenverbindungen berufen sich
gerne auf ihre Tradition und Geschichte.
Spricht mensch sie allerdings auf ihr
Treiben während der Zeit der Weimarer
Republik und des Nationalsozialismus an,
schweigen sie sich aus oder behaupten,
ihre Organisationen seien ja während des
Naziregimes verboten gewesen.
Die
Frage,
ob
sich
die
Studentenverbindungen
mehr
oder
weniger freiwillig auflösten ,oder, wie sie
behaupten, durch die Nationalsozialisten
aufgelöst wurden, lenkt von dem
entscheidenden Gesichtspunkt bei der
Auseinandersetzung mit der Geschichte
der Studentenverbindungen ab: Die
Geschichtsdeutung der Vertreter der
Studentenverbindungen, sie seien ja zur
Zeit des Nationalsozialismus verboten
gewesen, verdrängt nämlich, dass es
primär nicht darum geht, wie sich die
Nationalsozialisten
gegenüber
den
Studentenverbindungen
verhielten,
nachdem sie die Macht in den Händen
hatten, sondern ob und in welchem
Maße Teile der Studentenverbindungen
zum Untergang der Weimarer Republik
beitrugen. Dieser Fragestellung soll im
folgenden nachgegangen werden.
Nach der Rückkehr der Studenten aus
dem Ersten Weltkrieg engagierten sich
viele von ihnen bei der Formierung der
republikfeindlichen Kräfte, fanden sie sich
doch mit einer Situation konfrontiert, die
nicht mit ihrem Weltbild zu vereinbaren
war:
Der
preußisch-deutsche
Militärstaat
war besiegt, die Weltmachtsambitionen
waren zerronnen, die Monarchie hatte
abgedankt. Schuld an dieser Entwicklung
waren nach Auffassung der korporierten
Studenten
nicht
die
herrschenden
Eliten des Kaiserreichs, sondern die
von „Deserteuren, Drückebergern und
ähnlichem Lumpengesindel“ inszenierte
Revolution, mit der das Kaiserliche Heer
von hinten erdolcht worden sei.1
Von Beginn an agitierte ein großer Teil der
Studenten mit der sog. Dolchstoßlegende
und dem „Diktat von Versailles“ gegen
das demokratische System der Weimarer
Republik. Man hoffte auf die baldige
Rückkehr der kaiserlichen Macht. Noch
1926 schrieb ein Vertreter des Verbands
der
Vereine
Deutscher
Studenten
(VVDSt), dass die Monarchie das Beste für
Deutschland wäre.2
Die
überwiegende
Mehrheit
der
korporierten Studenten zeigte, dass sie
auch gegebenenfalls bereit war, mit
militärischen Mitteln gegen demokratische
Bestrebungen vorzugehen, um die sozialen
und politischen Errungenschaften der
Novemberrevolution zu bekämpfen:
1. Engagement im Deutsch-Völkischen
Schutz- und Trutzbund
Ein großer Anteil der Mitglieder des
Verbands der Vereine Deutscher Studenten
engagierten sich (belegt werden kann
dies für Marburg) laut eigener Angaben
im Deutsch-Völkischen Schutz- und
Trutzbund. Der 1919 vom Alldeutschen
Verband als Sammelbewegung von
Antisemiten
und
Republikgegnern
gegründete Bund, der zu Beginn der 20er
Jahre etwa 200.000 Mitglieder zählte, war
bis zu seiner Auflösung 1923 zweifellos die
radikalste antisemitische Organisation. Er
fiel durch zahlreiche Demonstrationszüge
und „Protestkundgebungen“ auf, in deren
Folge es fast immer zu Ausschreitungen,
Plünderungen und Überfällen sowie
zu Misshandlungen von Juden und
23
VDSt die Kaserne, Irminsul das
Elekrizitätswerk, der A.T.V. Marburg
(Akademischer Turnerverein, Anm.
d. Verf.) und der A.T.V. Kurhessen
die Lahnbrücken besetzen und
sperren, kath. Renania und HassoGuestphalia
die
Südausgänge
von Marburg sichern, RhenaniaStraßburg zu Marburg und Palatia
die Südpost besetzen. Das Korps
Teutonia sollte einen beweglichen
Stoßtrupp bilden. Durch einen
weiteren Geheimbefehl waren
eine Anzahl Studenten abgeteilt,
die alle öffentlichen Gelder zu
beschlagnahmen und die jüdischen
Banken zu besetzen hatten.“5
politischen Gegnern kam. Der Schutz- und
Trutzbund, der das Hakenkreuz zu seinem
Verbandsabzeichen erklärt hatte, rief
seine Funktionäre z.T. auch unverhohlen
zum Mord an politischen Gegnern auf.3
Aufgrund der terroristischen Aktivitäten,
aber auch aufgrund innerer Rivalitäten
wurde der Bund 1922/23 aufgelöst. Seinen
aktiven Mitgliedern fungierte die DSDAP
als neue politische Heimat.
2. Beteiligung am Kapp- und
Hitlerputsch
Korporierte beteiligten sich auch an dem
rechtsradikalen Kapp-Putsch, dem ersten
gewaltsamen Versuch der Errichtung einer
Diktatur von rechts. Über 50.000 Studenten
kämpften auf der Seite Kapps und Lüttwitz’
gegen die legale Reichsregierung.4 Aus
den Lebenserinnerungen Bogislav v.
Selchows, Führer des Studentenkorps
Marburg (StKoMa), geht hervor, in
welcher Weise sich die Verbindungen am
konterrevolutionären Putsch beteiligen
wollten:
„Die Herren des Stabes hatten
einen genauen Plan ausgearbeitet.
Die Burschenschaft Arminia sollte
den Hauptbahnhof besetzen und
die Straße nach Werda absperren,
Hasso Nassovia, Westfalia, Philipina
und Wingolf einen beweglichen
Stoßtrupp bilden, Sigambria den
Südbahnhof
besetzen,
HassoBorussia die Hauptpost besetzen
und außerdem die Straße nach
Marbach absperren, Chattia und
Schaumburgia das Rathaus besetzen,
Alemania
das
physikalische
Institut, Germania, Saxonia und
Die gleichen Studenten, die noch
am 18. März die Republik beseitigen
wollten, zogen nach dem Scheitern des
Putsches am 20. März nun „zur Rettung
des Vaterlandes“ nach Thüringen und
halfen dort der Reichswehr bei der
Niederschlagung des gegen den KappPutsch gerichteten Generalstreiks.6
Burschenschafter engagierten sich auch
1923 beim Hitler-Putsch. Dazu äußerte
sich die Verbandszeitschrift der Deutschen
Burschenschaft (DB) „Burschenschaftliche
Blätter“ wie folgt:
Am 8. November dieses Jahres
ist in München versucht worden,
eine revolutionäre Regierung der
deutschen Freiheit zu bilden,
am 9. November sind in München
an die 20 deutsche Männer für
Volk und Vaterland gefallen.
(...) Die nationalsozialistische
Arbeiterpartei,
die
Reichskriegsflagge und der Bund
24
Tr a d i t i o n s v e r s t ä n d n i s
und
Elitedenken
die
Gemeinsamkeiten:
Eine
antidemokratische
und
antisozialistische
Grundhaltung in Verbindung
mit
ausgeprägtem
Antisemitismus
und
völkischem Nationalismus.
Das 1922 neu aufgelegte
„Handbuch für den Deutschen
Burschenschafter“
belegt, wie stark das
politische
Bewusstsein
der Burschenschafter vom
völkischen
Nationalismus
geprägt war:
„Wir
haben
die
v e r m e i n t l i c h e
Gleichsetzung
von
Nationalstaat
und
Staatsnation
zu
beseitigen und eine
Entnommen aus: Burschenschaftliche Blätter, Nov./Dez. 1987, S. 233
verwandelte, von den
Oberland sind diese Verbände. Wir
Staatsgrenzen und der unzureichend
bekennen mit Stolz, dass sich auch in
gewordenen
Staatlichkeit
sich
diesen Verbänden Burschenschafter
loslösende Vorstellung von der
befinden. Burschenschafter sind
Nation zu bilden, indem wir diese
heute mit Zuchthaus bedroht, weil
in die Idee der Volkheit umschaffen.
sie diesen Verbänden Treue auf
Das ist das Völkische. Es bedeutet
dem Weg zur deutschen Freiheit
lebendige
Einheit
sämtlicher
halten.“7
Teile unseres Volkstums jenseits
aller Parteiungen und politischen
3. Verhältnis der
Grenzen:
dieses
lebendige
Studentenverbindungen zu den
Gemeinsamkeitsgefühl deutscher
Nationalsozialisten vor 1933
Art wollen wir erzeugen.“8
Als 1926 der „Nationalsozialistische
Deutsche Studentenbund“ (NSDStB) u.a. von
Korporationsstudenten gegründet wurde,
dominierten neben organisatorischer
Konkurrenz
und
Differenzen
über
Logische Konsequenz eines derartigen
völkischen Nationalismus war daraus auch
ein aggressives Großmachtstreben, um
die anderen „Volksdeutschen“ ins Reich
25
einzugliedern; so weiter in der gleichen Drückeberger“,
„Kapitalisten“
und
Auflage des „Handbuch für den Deutschen „Lenker der öffentlichen Meinung“
Burschenschafter“:
sowie als Protagonisten „undeutscher“
„Vor allem muss es sich darum
handeln,
die
verlorenen
Landesteile im Osten und Westen
beim Deutschtum zu halten, um
ihren Rücktritt in den deutschen
Staat vorzubereiten und den
Anschluss Österreichs vollziehen
zu helfen.“9
Die Idee von der auf dem „gleichen
Blut“ beruhenden, also rassistisch
begründeten „Volksgemeinschaft“
Ausmarsch der Wingolds aus der Wartburg beim Wartburgfest
war somit auch vor dem Machterhalt
1928.
der Nationalsozialisten bei den
Ideen in Kultur, Politik und Wissenschaft.
Studentenverbindungen gang und gäbe.
Th. Büchner schrieb 1924 in den
Ein weiteres zentrales Ideologem der
Burschenschaftlichen Blättern:
Mitglieder der Studentenverbindungen,
das die ideologische Nähe zu den
Jawohl, die Völkischen hassen
Nationalsozialisten belegt, war deren
die Juden, aber nicht die
ausgeprägter
AntisemitismusDer
Juden als menschlich wirkende
Zeitzeuge Oskar Scheuer beobachtete
Krankheitserreger;
sondern
den jüdischen Geist, der mit
„einen förmlichen Wettlauf der
seinem
Intellektualismus
die
verschiedenen Studentenverbände
Welt entgöttert, die Kulturen
(...), einer suchte den anderen von
zersetzt, die historisch-soziale
Tagung zu Tagung an Beweisen für
Ordnung auflöst, eine ästhetische
seine Rassereinheit zu übertreffen.
Genießerphilosophie
verbreitet,
Es schien manchmal geradezu,
die reinen Geschlechtsbeziehungen
als warte man auf den Beschluss,
der Germanen pervertiert und
des anderen, um ihn dann durch
dank seiner Eignung zu abstrakten
eine noch schärfere Betonung und
Geldgeschäften die Völker (...) zu
Formulierung zu übertrumpfen.“10
Knechten macht.“11
In der Verbandszeitschrift der DB, den
„Burschenschaftlichen Blättern“ wurde
bereits zu einem frühen Zeitpunkt
antisemitische Hetze betrieben. Juden
galten dort als „Kriegsgewinnler und
Diesem
rassistisch
begründeten
Antisemitismus entsprachen die sog.
Arierparagraphen in den Satzungen vieler
Studentenverbindungen auch schon vor
Machterhalt der Nationalsozialisten.
26
jahrein an uns und in uns gearbeitet
haben, ist Tatsache geworden. Das
Deutsche Volk hat bei der soeben
abgeschlossenen Wahl zu den
gesetzgebenden
Körperschaften
zum ersten Mal seit der Schmach
von 1918 bekannt, dass höchstes
und oberstes Gut nationale Einheit
und Freiheitswille ist. (...) Die
Willenskundgebung des deutschen
Volkes, die der am 30. Januar 1933
von unserem uns immer als Vorbild
dienenden Reichspräsidenten von
Hindenburg zur Führung unseres
Volkes berufenen Reichsregierung
das Vertrauen aussprach, besagt
gleichzeitig, dass alles Trennende
hinter dem Gedanken an die Nation
zurücktreten muß.“15
So stellten Bleuel und Klinnert zutreffend
fest, dass der „Ariernachweis keine
Erfindung der Nationalsozialisten war,
sondern zu Tradition der Deutschen
Burschenschaft“12 gehörte. Gleiches lässt
sich für den Verband der Vereine Deutscher
Studenten (VVDSt) feststellen, bei dem
bereits seit der Mitte der 90er Jahre
(des vorherigen Jahrhunderts) Studenten
jüdischer Herkunft ausgeschlossen waren.
In einer Erläuterung der Satzung des
Jahres 1886 hieß es:
„Die VDSt dürfen nicht Leute
aufnehmen, unter deren Eltern sich
getaufte oder ungetaufte Juden
befinden.“13
Es lässt sich also festhalten, dass die
Studentenverbindungen
ideologische
Vorbereiter des Nationalsozialismus waren.
Folglich hatten diese auch keine Konflikte
mit den Nationalsozialisten, war deren
Ideologie angeht; alleine der Alleinvert
retungsanspruch der Nationalsozialisten
führte zu kleineren Streitigkeiten.14
4. Die Machtergreifung der
Nationalsozialisten
Die Ernennung Adolf Hitlers zum
Reichskanzler wurde von der Deutschen
Burschenschaft und breiten Teilen
der
anderen
Studentenverbindungen
ausdrücklich begrüßt und in die Kontinuität
des eigenen Wirkens eingereiht. Führende
Verbandsfunktionäre schrieben in den
Burschenschaftlichen Blättern:
„Was wir seit Jahren ersehnt und
erstrebt und wofür wir im Geiste der
Burschenschafter von 1817 jahraus
Neben der Deutschen Burschenschaft hatte
der VVDSt die „Machtergreifung“ an den
Hochschulen am massivsten unterstützt.
Bereits 1924 war in der Verbandszeitschrift
„Akademische
Blätter“
festgestellt
worden, dass der Nationalsozialismus
„die folgerichtige Fortsetzung unserer
Korporationstraditionen ist“.16
Zahlreiche VVDStler waren Mitglied
der NSDAP. Im Verband bildete sich
ein Flügel, der am 12.8.1931 die
„Denkschrift“
„Nationalsozialisten
im Kyffhäuser Verband der Vereine
Deutscher Studenten“ der Reichsleitung
der NSDAP überreichte und sich ohne
Einschränkung zum Nationalsozialismus
bekannte.17 Welche Erwartungen der
VVDSt nach der Machtergreifung an
die
nationalsozialistische
Regierung
hatte, stellt ein Alter Herr des VVDSt
in den Akademischen Blättern dar: „Die
Ausschaltung des Judentums“ durch
27
die „Ausschließung jedes einzelnen
Semiten aus jedem Zweig des deutschen
Volkslebens“ und die „Judenreinheit
aller
akademischen
Berufe“.18
Nur
einige Ausgaben später war bereits der
unverhüllte Mordaufruf zu lesen:
„Ein ausgesprochener Kampf gegen
das Minderwertige hat begonnen,
der nicht allein um seiner selbst
willen zu begrüßen ist, sondern
vor allem, weil Vernichtung des
Unwertigen der beste Schutz des
Wertvollen ist und bleibt. (...) Es
gibt nichts Menschlicheres als die
Menschen von denen zu befreien,
die ihre sittlichen, kulturellen
und wirtschaftlichen Fundamente
zerstören!“19
Die Mitglieder der Studentenverbindungen
beteiligten sich an den rasch initiierten
Kundgebungen zu den Siegesfeiern der
„nationalen Erhebung“, genauso wie bei
der zusammen mit dem NSDStB und anderen
Korporationsverbänden
durchgeführten
„Aktion wider den undeutschen Geist“,
der Bücherverbrennung.
Die Studentenverbindungen folgten dem
Willen der Nationalsozialisten, indem sie
das Führerprinzip und die „Arierregelung“
(soweit diese nicht wie beim VVDSt und
der Deutschen Burschenschaft schon viel
früher auf eigenen Antrieb initiiert worden
war...) einführten. Im Gegenzug wurde
den Studentenverbindungen die Existenz
im neuen Staat zugesagt.20
In der darauf folgenden Zeit schalteten
sich die Studentenverbindungen freiwillig
gleich und traten dem NSDStB bei. Eine
offizielle Gleichschaltung, sprich ein
Verbot der Verbände hat es nie gegeben.21
So beispielsweise die DB. Sie übergab am
18.10.1935 dem NSDStB-Führer Albert
Derichsweiler auf dem Wartburgfest die
Fahne der Urburschenschaft in feierlicher
Form. Die bei dieser Gelegenheit
gehaltene Rede eines Funktionärs der
DB erklärt die Gründe für die vollzogene
Auflösung der DB:
„Das
Ziel
der
Deutschen
Burschenschaft, die Einheit und
Macht des Deutschen Volkes, ist
durch den Führer und die NSDAP
in einer Weise erreicht, wie es sich
die Männer des Wartburgfestes
1817 nicht schöner hätten denken
können. Für dieses Ziel zu kämpfen
hat die DB nicht mehr nötig. Das
Erreichte festzuhalten ist nicht
mehr ihre Aufgabe, sondern die der
NSDAP. Die DB hat infolgedessen
keine Aufgabe mehr. Sie kann dem
großen Gedenken ihrer Gründer
nur noch gerecht werden, wenn sie
sich der NSDAP angliedert, die das
erreicht hat, und das verteidigt,
wofür die Burschenschaft über ein
Jahrhundert gekämpft hat. Nach
120 Jahren Kampf für Freiheit,
Einheit und Vaterland übergibt
die
Deutsche
Burschenschaft
ihre
Burschenschaften,
Fahne
und
Tradition
dem
Nationalsozialistischen Deutschen
Studentenbund
zu
treuen
22
Händen.“
Die Altherrenschaften durften in vielen
Fällen ihr Vermögen (Verbindungshäuser)
behalten und im Rahmen eines EinheitsAltherrenbundes
ziemlich
ungestört
23
weiterwirken ,
was
letztendlich
28
Grundlage für den „Neubeginn“ der
Studentenverbindungen in der BRD
gewesen sein dürfte.
Selchow, v. Bogislav, Hundert Tage aus meinem Leben,
S. 321, zitiert nach: Heither u.a., Wegbereiter des
Faschismus, S. 26
6
Heither u.a., Wegbereiter des Faschismus, S. 26
7
Burschenschaftliche Blätter 1923, S. 1, zitiert nach:
Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 80
8
Hermann Haupt (Hrsg), Handbuch für den Deutschen
Burschenschafter, S. 206ff, zitiert nach: Heither u.a.,
Blut und Paukboden, S. 83
9
Hermann Haupt (Hrsg), Handbuch für den Deutschen
Burschenschafter, S. 206ff, zitiert nach: Heither u.a.,
Blut und Paukboden, S. 84
10
Scheuer, O., Burschenschaft und Judenfrage.
Der Rassenantisemitismus in der deutschen
Burschenschaft, S. 53, zitiert nach: Heither u.a., Blut
und Paukboden, S. 91
11
Büchner, Th., Burschenschaft, Jugendbewegung und
völkische Bewegung, in: Burschenschaftliche Blätter
1924, S. 58, zitiert nach: Heither u.a., Blut und
Paukboden, S. 91 f
12
Bleuel/Klinnert, Deutsche Studenten..., S. 145,
zitiert nach: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 94
13
Zitiert nach: Heither u.a., Wegbereiter des
Faschismus, S. 15 f
14
Nachzulesen in: Heither u.a., Blut und Paukboden, S.
100 ff
15
Burschenschaftliche Blätter 1933, S. 130, zitiert nach:
Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 113
16
Büscher, A., Kyffhäuser-Verband und
Nationalsozialismus, in: Akademische Blätter 1924,
S. 33 ff, zitiert nach: Heither u.a., Wegbereiter des
Faschismus, S. 68 f
17
Diese Schrift ist abgedruckt in: Heither u.a.,
Wegbereiter des Faschismus, S. 68 f
18
Jusatz, H., Was erwarten wir von der nationalen
Regierung? – Antisemitismus, in: Akademische Blätter
1933/34, S. 112, zitiert nach: Heither u.a., Die
Wegbereiter des Faschismus, S. 73
19
Albert, R., Kampf dem Minderwertigen!, in:
Akademische Blätter 1933/34, S. 112, zitiert nach:
Heither u.a., Wegbereiter des Faschismus, S. 73 f
20
Kurth in: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 117
21
AStA TU Braunschweig (Hrsg), Die Elite der Nation
bekennt Farbe, S. 37
5
5. Fazit
Es lässt sich also festhalten, dass die
Studentenverbindungen von der Gründung
der Weimarer Republik an versuchten, die
Demokratie zu zerstören. Sie nutzten
jede Gelegenheit dazu, indem sie sich
an mehreren Putschversuchen und an
Aufmärschen
von
Republikgegnern
beteiligten sowie in ihren Publikationen
gegen
die
Weimarer
Republik
agitierten. Diese Unterstützung der
Nationalsozialisten und die „ideologische
Vorarbeit“ der Studentenverbindungen
bereits Anfang der 20er Jahre haben
eine ganz entscheidende Rolle bei dem
Niedergang der Weimarer Republik und
beim Machterhalt der Nationalsozialisten
gespielt.
Literatur:
-
AStA der TU Braunschweig (Hrsg), „Die Elite der
Nation bekennt Farbe”, Braunschweig 1991
Elm/Heither/Schäfer, „Füxe, Burschen, Alte Herren.
Studentische Korporationen vom Wartburgfest bis
heute”, Köln 1992
Heither/Gehler/Kurth/Schäfer,
„Blut
und
Paukboden.
Eine
Geschichte
der
Studentenverbindungen, Frankfurt 1997
Heither/Gottschaldt/Lemling, „Wegbereiter des
Faschismus. Aus der Geschichte des Marburger
Vereins Deutscher Studenten”, Marburg 1992
Fußnoten:
1
2
3
4
Keller, K., „Wie würde ein 1848er über den 9.
November 1918 denken?“, in: Akademische Blätter
1919, S. 183, zitiert nach: Heither u.a.: Füxe,
Burschen, Alte Herren, S. 93
Zitiert nach: AStA TU Braunschweig (Hrsg.), Die Elite
der Nation bekennt Farbe, S. 29
Heither u.a.: Wegbereiter des Faschismus, S. 30
Heither in: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 80
zitiert nach: AStA TU Braunschweig (Hrsg), Die Elite
der Nation bekennt Farbe, S. 36
23
AStA TU Braunschweig (Hrsg), Die Elite der Nation
bekennt Farbe, S. 37
22
Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Genehmigung des AStA der Uni Bielefeld aus „Weg
mit dem Wichs - Reader zu Studentenverbindungen und anderen Grausamkeiten“ (Studierendenschaft Uni Bielefeld, Bielefeld 2000),
entnommen.
29
Korporationen und die Frauen
Die
Darstellung
des
patriarchalen
Verhältnisses von Studentenverbindungen
zu Frauen in dieser Broschüre ist ein
weiterer Aspekt des selbst legitimierten
Elitegehabes der Korporationen. Es geht
hier nicht darum, das Aufnahmeverbot
von Frauen anzuprangern, da wir nicht
glauben, dass Studenten-verbindungen
mit ihren archaischen Bräuchen irgendeine
Attraktivität für Frauen besitzen.
Frauen in Korporationen gibt es wenige,
doch es gibt sie in den sogenannten
„gemischten
Verbindungen“.
Diese
unterstehen aber nicht den großen
traditionellen Dachverbänden, bei denen
die strikte Verweigerung der Aufnahmen
von Frauen die Regel ist.
In den siebziger Jahren wurde in einigen
Verbindungen über die gleichberechtigte
Aufnahme von Frauen diskutiert, es siegte
das männerbündische Prinzip nicht zuletzt
deshalb, weil die Alten Herren gegen eine
solche Aufweichung angingen.
Argumente wie: „Corpsstudenten sind
Männer, eine Integration des weiblichen
Geschlechts würde als Fremdkörper
wirken,
einem
Freundschaftsbund
hinderlich“ (1983 in der Deutschen
Corpszeitung) sollten und sollen unter
anderem den Ausschluss von Frauen
begründen.
und „Alten Herren“ in Korporationen
bis in unsere Zeit weitergetragen und
auch weiter gelebt. So werden die alten
Bräuche und Ideen aus einer Zeit, in der
die Gesellschaft anders geprägt war, auf
die Gegenwart projiziert, in der sie nichts
zu suchen haben. So, dass Korporationen
Männerbünde bleiben, wo die Frauen noch
„Damen“ sind.
Diese Damen, also das „schmückende
Beiwerk“ des Mannes, dürfen nicht an
allen Veranstaltungen der Verbindung
teilnehmen. Zu verschiedenen festlichen
Anlässen in Gegenwart der weiblichen
Gäste
gibt
es
die
sogenannten
Damenreden, die von den „Aktivas“ und
den „Alten Herren“ gehalten werden.
Diese dienen dazu, den Frauen zu sagen,
Bei solchen Ansichten wundert es dann
auch kaum, dass in den „Burschenschaftlichen Blättern“ 1980 geschrieben
stand, dass das „Burschen-brauchtum (...)
auf eine männliche Gruppe abgestimmt
(ist). Die menschliche Weltordnung ist auf
das Männliche ausgerichtet.“
Solche Ansichten werden durch das hohe
Traditions-bewusstsein der „Aktivas“
Aldania Wien beim Trauerzug für die toten deutschen Solda-
30
wie wichtig sie für die Verbindung sind und
ihnen zu verdeutlichen, dass – obwohl sie
kein Mitsprache- und Entscheidungsrecht
haben – es auch der „Bund“ der Frauen
ist. („Unser Bund ist auf die Braut, die
Freundin, die Frau gebaut, ohne sie
verlör’ er ganz die äußere Form und die
Substanz“ – ATB- Damenrede 1969). Bei
vielen Frauen scheinen solche Äußerungen
zu fruchten und sie identifizieren sich mit
der Korporation ihre Freundes/Mannes.
Nicht selten kommt es vor, dass die Frauen
von „ihrer“ Verbindung sprechen.
Die scheinbar ehrerbietige Anrede „Dame“
(gerade unter den Corps) und die freigebige
Verteilung sogenannter Komplimente,
wie z.B. „schönes Geschlecht“ scheinen
Reste höfisch-adeliger Benimmformen zu
...am 8. Mai
sein, die das vermurkste Frauenbild vieler
Verbindungsstudenten nicht kaschieren,
sondern bestätigen. Dass „Couleurdamen“
in der Regel vom Korporationsleben
begeistert sind, spricht nicht gegen diese
Feststellung.
So soll es auch sein, denn „ein aktiver
Corpsbruder hat meist auch eine Gattin,
die positiv zum Corps steht“ (Aachener
Corps Albingia, Werbebroschüre Ende
der 80er). Weiter heißt es in dieser
Broschüre:
„Nach dem Comment können
Damen
nicht
als
Mitglieder
aufgenommen werden. Einer der
Gründe ist: Jeder Corpsbruder
muss jedem anderen in gleicher
Freundschaft
entgegenkommen.
Rivalitätssituationen
könnten
dieses Prinzip stören. Wären
Frauen Corpsmitglieder, müssten
deren
Fehler
ebenso
scharf
kritisiert werden. Nur, so lässt sich
Ritterlichkeit schwer üben. Auch
wären Schmisse bei Damen – wir
sagen das mit einem Lächeln – nicht
sehr kleidsam. Als Corpsmitglied
müssten sie fechten.“
Das heißt also, dass Frauen die
Freundschaften der Männer nur stören,
durch die Anwesenheit der Frauen werden
die Männer wieder in die Rolle als Mann
gedrängt. Sie müssen „den Beschützer“,
„den Ritter“ darstellen. Wären Frauen in
der Verbindung aufgenommen, wären die
Korporationsstudenten gezwungen, sich
ständig ihrer Rolle als Mann bewusst zu
sein und diese fortwährend vertreten.
Die Fehler der Frau würden kritisiert
werden, das heißt, die Männer würden
31
die Frau im alltäglichen Leben erleben,
die Frau würde dadurch ihre Rolle als
„schmückendes Beiwerk“ hinter sich
lassen, weil Männer und Frauen alle
Situationen des Lebens teilen. Die Frau
würde des Status enthoben, auf dem sie
angeblich steht. Auf der anderen Seite ist
es die Angst, sich mit dem alltäglichen
Leben der Frau zu beschäftigen, sich mit
Normalitäten auseinander zu setzen und
die Frau als einen nicht vollkommenen,
sondern als einen Menschen mit Fehlern
zu betrachten.
Während sich die beschriebenen Muster
männlicher Verhaltens- und Sichtweisen
auch anderswo feststellen lassen, sind sie
innerhalb des verbindungsstudentischen
Milieus zu einem festen Kodex formaler
Regeln geronnen. Diese Regeln deuten
auf eine wichtige soziale Funktion des
Korporationswesens hin: Als Bestandteil
des brauchtums- und traditionsorientierten
Gesamtregelwerks der Korporationen
dient auch die Ausgrenzung von Frauen
der Festigung der Männergemeinschaft
nach innen und außen. Die so gewonnene
Exklusivität stellt den Rahmen her,
innerhalb
dessen
Einstiegsund
Aufstiegsvorgänge
sich
„ordentlich“
und reguliert vollziehen und zudem
Ansprüchen anderer, nichtkorporierter
Bewerber auf einen „gehobenen“ sozialen
Status entgegengewirkt werden kann.
Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Genehmigung des AStA der Uni Bielefeld aus „Weg
mit dem Wichs - Reader zu Studentenverbindungen und anderen Grausamkeiten“ (Studierendenschaft Uni Bielefeld, Bielefeld 2000),
entnommen.
32
Verbindungen nach Österreich:
„Wenn aber Stoiber und Haider sich verbinden,
dann ist ganz Europa in Gefahr!“
von Thomas Zachmayer Mitgliedsbund der rechten „Deutschen
Burschenschaft“ (DB), in der „ArminiaDie
Ankündigung
wirkte
geradezu Rhenania München“. ... Im DB-Organ
zurückhaltend: Mit Hans Merkel, so „Burschenschaftliche Blätter“ wurde
ließ das österreichische Magazin „Aula“ Ende des vergangenen Jahres ein Vortrag
von Merkel zum Thema „Burschenschaft
wissen, melde sich in der Ausgabe 7-8/98
heute – Anachronismus oder lebendige
des rechten Blattes ein „hoher Beamter“ Gegenwart?“ veröffentlicht. Besonders
aus Bonn zu Wort. Tatsächlich ist Merkel aufschlußreich erläutert Merkel hier
Ministerialdirigent im Verwaltungsapparat seinen vom DB-Wahlspruch „Ehre,
des deutschen Bundestages. ... Nach Freiheit,
Vaterland“
ausgehenden
„Vaterlandsbegriff“.
Das
„Vaterland
Deutschland“, doziert der
Ministerialdirigent, dürfe
für die Burschenschafter
„größer sein als die
heutige Bundesrepublik“.
Es umfasse „Österreich,
dessen Volk deutsch ist in
Abstammung, Kultur und
Sprache“ und „Südtirol“,
dessen
„mehrheitlich
deutsche Bevölkerung“ in
einen „fremdvölkischen
Staat hineingezwungen“
sei.
Ferner
gehöre
zum „Vaterland“ noch
„Elsaß, der östliche Teil
Lothringens sowie das
belgische Gebiet um
Militärisch-dumpfes Säbelrasseln der Chargierten der Burschenschaft Brixia Eupen und St. Vith“.
Innsbruck
Und natürlich das „alte
Ostdeutschland sowie
Angaben des vom Dokumentationsarchiv
des
österreichischen das Sudetenland“, die von „ethnisch
1
Widerstandes
herausgegebenen deutschen Menschen geprägt“ seien.
„Handbuchs
des
österreichischen Soweit zum „Vaterlandsbegriff“ eines hohen
Rechtsextremismus“ erfüllt die „Aula“ deutschen Staatsbeamten, der zugleich
eine
„zentrale
Brückenfunktion ein Mitglied in einer Burschenschaft ist.
zwischen
Rechtsextremismus
und Die „Arminia-Rhenania München“ ist
darüber hinaus im Dachverband „Deutsche
Rechtskonservatismus“.
Doch damit nicht genug. Hans Merkel ist Burschenschaft“ (DB) organisiert. Nach
seit 1953 auch Burschenschafter in einem eigenen Angaben ist die „Deutsche
33
Burschenschaft ein Verband
revanchistischen Treffens waren
mit etwa 15.000 jungen
unter anderen die „Deutsche
und alten Mitgliedern in
Burschenschaft“, die Innsbrucker
119
Burschenschaften
Burschenschaften „Brixia“ und
in
der
Bundesrepublik
„Suevia“ sowie der „Wiener
Deutschland
und
der
Korporations-Ring“. Und Michael
Republik Österreich.“
Gehler weist in „Blut und
Hier wirft sich natürlich
Paukenboden – Eine Geschichte
die Frage auf, warum
der Burschenschaften“ auf eine
sich
deutsche
und
weitere „Tatsache“ hin: Für
österreichische
Klaus Eckart Ehrlicher von der
Burschenschaften in einem
Burschenschaft
Arminia-Graz
gemeinsamen Dachverband
ist Österreich „ein deutscher
zusammenschlossen. Unter
Staat“. Dies ist nicht nur seine
dem Titel „Der Traum vom
persönliche Ansicht, sondern
Großdeutschen
Reich“
auch veröffentlichte Meinung
schreibt Anton Maegerle
im Handbuch der Deutschen
in einem Artikel für das
Burschenschaft. 3
antifaschistische Magazin
Aber kann man die Deutsche
DER RECHTE RAND: Prof.
Burschenschaft
und
ihre
Dr.Dr. Felix Ermarcora,
Forderungen denn überhaupt
brachte es auf den Punkt.
ernst nehmen? Können denn die
Unter dem Beifall von
15.000 Mitglieder in Deutschland
1.500
Burschenschaftern
und Österreich ernsthaft die
aus dem deutschsprachigen
Souveränität
der
Republik
Raum
stellte
der
Österreich untergraben und einen
Wiener
Völkerrechtler,
zweiten Anschluß an Deutschland
zugleich Präsident des
erreichen? Sie können!!! So
Soldatenverbandes
waren
alle
österreichischen
„Österreichischer
Bundeskanzler zwischen 1920 und
Kameradschaftsbund“,
1970 korporiert! 4
unumwunden
fest:
Die weitaus größere Gefahr geht
„Keine
Angst
vor
jedoch vom „großen Bruder“
2
Großdeutschland“.
Deutschland aus. Schon der
Geladen war Ermacora
eingangs erwähnte Artikel spricht
zum
„Gesamt-Tiroler
Bände. Als die Österreichische
Freiheitskommers“,
der
Volkspartei (ÖVP) im Jahr 2000 die
am
22.
Oktober Entnommen aus: Burschenschaftliche Wahlen in Österreich gewann
Blätter, Sept./Okt. 1987, S. 186
im
Innsbrucker
und noch zweifelte ob sie nun
Kongreßzentrum
mit den Sozialdemokraten,
Dogana über die Bühne ging. ... oder mit der offen faschistischen
Veranstaltende
Verbände
des FPÖ koalieren sollte, mischte sich
34
der
bayerische
Ministerpräsident
Edmund Stoiber massiv in die inneren
Angelegenheiten Österreichs ein. Er gab
seiner Schwesterpartei den „Tipp“ mit der
FPÖ eine Regierung zu bilden, was dann ja
auch durchgeführt wurde. Man stelle sich
nur einmal vor, eine österreichische Partei
würde sich in ähnlich massiver Weise in
Deutschland „engagieren“!
Beim Grazer Südtirol-Prozeß waren
von 26 Angeklagten zwölf Mitglieder
von
Burschenschaften.
Allein
die
Burschenschaft Olympia, die bisher
zweimal den Vorsitz der DB inne hatte, war
mit vier Mitgliedern auf der Anklagebank
„vertreten“. Auch Hans Hubert Sauer von
der deutschen Burschenschaft Germania
Würzburg saß mit auf der Anklagebank.
Der
revanchistische
Kampf
um
„die
benachteiligten
volksdeutschen
Minderheiten“
(aus einer Pressemitteilung des
Bundesinnenministeriums
Nr.
005 vom 8.1.2002 zur Lage der
sog. Russlanddeutschen in den
Herkunftsgebieten) war und ist
seit jeher das Mittel, um souveräne
Staaten in ganz Europa zu
destabilisieren.
Fußnoten:
Haaaaaaltung!!! Chargierte beim 100. Stiftungsfest der Teutonia 2 aus: Jungle World, 1. September 1998
aus: DER RECHT RAND Nr. 31 vom Oktober/
Freiburg
November 1994, S. 3
1
Terror für „Großdeutschland“
3
Die Burschenschaft Olympia aus Wien
beharrte 1990 als Vorsitzende der
Deutschen Burschenschaft DB,
„daß
auch die Ostgebiete, Südtirol usw. alles
deutsche Länder sind.“5 Besonders in
den 60er Jahren gab es innerhalb der DB
große Unterstützung für terroristische
Akte in Trentino (ehem. Südtirol). So gab
es in dieser Zeit Bombenanschläge auf
Einrichtungen der italienischen Behörden,
bei denen italienische Sicherheitskräfte
und Zivilisten ermordet wurden. Bei
den Prozessen gegen die Terroristen
saßen deutsche und österreichische
Burschenschafter auf der Anklagebank.
35
4
5
aus: Michael Gehler „... erheb`ich, wie üblich, die
Rechte zum Gruß ...“, in: Blut und Paukenboden,
Fischer, Frankfurt a.M., 1997, s.194
ebend.: S.189
aus: TATblatt Nr. 88 (21/97) vom 12.12.1997
Die ganze Chose im (unvollständigen) Überblick:
Studentische Verbindungen in München
(nach Dachverbänden aufgeteilt)
I. Mitglieder im K.D.St.V und CV
1. Aenania (nichtschlagend)
Adresse: Türkenstr. 38, 80799 München
Gründungsideale: religio, scientia,
amicitia
Motto: Treu und frei
Gesch. Eigendarstellung: angeblich „gegen
die schlagenden Verbindungen” gegründet
Köderei: Ködert mit Tanzkursen und
Einladungen zu Abendessen;
Sonstiges: Öffentliche Veranstaltungen zu
Themen wie Israel/Palästina
2. Vindelicia K.D.St.V (nichtschlagend,
farbentragend)
Adresse: Marienstr.21, 80331 München
Motto: Der Tugend zum Sieg
Alte Herren: Kurt Faltlhauser (CSU)
Köderei: organisierte Reisen in den Iran;
ködert mit Zimmern
Sonstiges: aus einem Bericht auf der
Homepage über eine Party: „Mädels
angemessen für die Zahl der Leute”;
6. Burgundia, K.D.St.V
Adresse: Elisabathstr.30, 80796 München
Gründungsideale: scientia, amicitia,
patria, religio
Motto: deo et patria
Köderei: billige Zimmer
7. Tuiskonia, K.D.St.V
Adresse: Ungererstr. 45, 80805 München
Gründungsideale: religio, sciento,
amicitia, patria
Motto: unitati victoria
Gesch. Eigendarstellug: “1935
Selbstauflösung”
8. Trifels K.D.St.V
Gründungsideale: religio, scienta amicitia
Motto: Fest wie Fels
Alte Herren: Dr. Hans Junker,
Polizeipräsiden Oberpfalz
3. Rheno-Franconia (nichtschlagend)
Adresse: Schnorrstr.4, 80799 München
Gründungsideale: religio, scientia,
amicitia, patria
Motto: siehe Gründungsideale
Gesch. Eigendarstellung: 1935 “aufgelöst”
Köderei: u.a. Weißwurstessen,
Schafkopfen etc.
4. Vandalia Prag zu München K.D.St.V
Adresse: Friedrichstr. 34, 80801 München
Gründungsideale: religio, scientia,
amicitia, patria
Motto: Deutsche Treue allerwegen
Gesch. Eigendarstellung: 1938
Selbstauflösung
Sonstiges: keine Angabe ob schlagend,
oder nicht
9. Radaspona K.D.St.V
Adresse: Tizianstr. 20, 80638 München
Gründungsideale: religio, scientia,
amicitia, patria
Gesch. Eigendarstellung: 1935
Selbstauflösung
Sonstiges: organisierten öffentliche
Veranstaltungen zum Thema
“Rechtsextremismus”
10. Agiloltia, K.D.St.V
Adresse: Domberg 2, 85354 Freising
Gründungsideale: religio, scientia, patria,
amicitia
Motto: amicizia et con stantia
Gesch. Eigendarstellung: Zwangsauflösung
1935
Köderei: Ködert mit Wein- und Käseproben
II. Mitglieder im KSCV
1. Suevia München 1803 Corps
Adresse: Werneckestr.6, 80802 München
Motto: Vivat Circulus Fratrum Sueviae
Köderei: Bälle, Cocktailfeste, Zimmer,
Herrenessen, Skiwochenenden etc.
5. Moenania K.D.St.V
Adresse: Dietlindenstr.5, 80802 München
Köderei: Saufen!
2. Hubertia
36
3. Germania München
Adresse: Stollberg 12, 80539 München
Ideale: Toleranzprinzip, Examensprinzip,
Adresse: Hohenstaufenstr. 13, 80801
München
Sonstiges: Frauen nicht zulässig, denn
„Frauen mit Schmissen sind nicht wirklich
attraktiv
3. Corps Bavaria München
Adresse: Rauchstr. 17, 81679 München
Köderei: Skiausflüge, Konzerte, MSC-Ball
im Deutschen Theater, Panslawistisches
Fuxendinner
4. Franconia München
Adresse: Friedrich- Herschel-Str. 27, 81679
München
Köderei: Kultur, Sport, Partys, Bälle
Sonstiges: aufgenommen werden deutsche
„und auch ausländische Akademiker, ohne
Rücksicht auf rassische Zugehörigkeit“
5. Corps Arminia zu München
Adresse: Schönfeldstr.22, 80539 München
Köderei: Bälle, Cocktailpartys,
„Hirschessen“
Kneipsaal auf dem Haus der Cisaria
Fechtprinzip, Lebensbundprinzip,
„Bummelstudenten nicht gefragt“
Köderei: Studentenwohnheim am ThomasWimmer-Ring, Rhetorik-Kurse
4. Normania-Vandalia
Adresse: Rambergerstr. 4, 80799 München
Gesch. Selbstdarstellung: ab 1933
Repressalien, 1936 Auflösung
Köderei: Zimmer
6. Corps Markaria
Adresse: Ungererstr.23, 80802 München
Köderei: saufen , feiern, tanzen, fressen
7. Corps Rheno- Palatia
Adresse: Platz 5, 80331 München
III. Mitglieder im WSC
1. Cisaria
Adresse: Münzstr.8, 80331 München
Gründungsideale: Toleranz, Brüderlichkeit
Gesch. Selbstdarstellung: ältestes Corps
an der Uni, vor 150 Jahren gegründet,
Benennung nach heidnischer Schutzgöttin
Cisa, 1935 Auflösung, 1944 Gründung
Seniorencorps;
Köderei: Zimmer, Feiern, Essen
2. Vitruvia
Adresse: Platzl 5, 80331 München
Motto: Wahrheit, Ehre, Anstand, Sitte
37
5. Alemania München
Adresse: Paul-Heyse-Str. 8, München
Gründungsideale: Einigung der deutschen
Einzelstaaten
Ideale: Demokratie, Lebensbund,
Aufrichtigkeit, Leistung
Köderei: Feten, Wohnungen, kostenlose
Rhetorikkurse
Sonstiges: „keiner soll seine berufliche
Zukunft aus den Augen verlieren“;
„Persönlichkeitsbildung durch Fechten“
IV. Mitglieder im CC
1. Landsmannschaft Bavaria zu
Weihenstephan (schlagend)
Adresse: Bavarenhaus, Föttingerstr. 28,
München
Gründungsideale: Freundschaft, Toleranz,
Leistung, Religion, politische Ansichten
Gesch. Selbstdarstellung: 1930 Austritt aus
der deutschen Wehrschaft, 1935 Verbot
des Farbentragens und Umwandlung des
Bundes zur Kameradschaft Egerland, 1936
Auflösung der Aktivitas
Sonstiges: „ältester Studentenstammtisch“
2. Strassburger Turnerschaft Cheruscia
(schlagend)
Adresse: Karl-Theodor-Str. 36, 80803
München
Gründungsideale: Hierarchie,
Orientierungshilfe, Geselligkeit,
Gedankenaustausch
Aktivitäten: Konvente, Kommers,
Boxerabende
Gesch. Selbstdarstellung: NS-Zeit
ausgelassen, aber aktiv; Suspendierung, da
Eingliederung nicht in Frage kam
V. Mitglieder in der DB (alle schlagend
und farbentragend)
1. Alemannia
Adresse: Heckscherstr. 15, 80804 München
Gründungsideale: Lebensbund
2. Arminia-Rhenania
Adresse: Maria-Theresia-Str. 20, 81675
München
Ideale: Lebensbund, “Erfolg im Studium ist
Pflicht”
Köderei: Zimmer
Sonstiges: „jeder deutsche und
deutschstämmige kann sich bewerben”
3. Landsmannschaft Hansea auf dem Wels
Adresse: Leopoldstr. 49, 80802 München
Gründungsideale: Überdurchschnittlichk
eit, Freundschaft, Toleranz, Elite, gutes
Examen im Vordergrund
3. Danubia
Adresse: Möhlstr. 21, 81675 München
Gründungsideale: Heranbildung zu
aufrechten, ehrenhaften Deutschen,
Bekenntnis zum deutschen Volk, Wirund Heimatgefühl stärken, gegen den
Zeitgeist;
Motto: Frei in Rede, Kühn in der Tat!
Sonstiges: Links „HotRechts“ zu Junge
Freiheit, Ostpreußenblatt, Nation und
Europa, Die deutsche Panzertruppe etc.
4. Franco-Bavaria
Adresse: Kaulbachstr. 18, 80539 München
Gründungsideale: Recht und Freiheit,
Lebensbund
Motto: „für ein vereintes Europa der
Vaterländer”
Ballsaal auf dem Haus des Corps Germania.
4. Plavia-Cheruscia (schlagend)
Adresse: Oberjägerstr. 4, Freimann
Gründungsideale: unpolitisch, nicht
konfessionell gebunden, tolerant,
Lebensbund, kein Generationenkonflikt
Gesch. Selbstdarstellung: „verboten unter
Nazis und Kommunisten”
Köderei: Zimmer (möbliert 150 bis 230
Euro, nur an männliche Studenten,
Kneipen, Theaterabende, Vorträge,
Sportfeste, Tafelrunden et.
5. Elektra Teplitz
Adresse: Augustenstr. 109, 80798 München
Gründungsideale: Pflichtmensur,
ausdrückliche Verpflichtung zum Einsatz
für das Vaterland
Motto: Ehre, Freiheit, Vaterland
Gesch. Bemerkungen: „nach dem I.
Weltkrieg zwang der Versailler Vertrag
das Sudetenland in das künstliche
Staatsgebilde Tschechoslowakei“
5. Landmannschaft Teutonia
Adresse: Richard-Wagner-Str. 7, 80333
München
38
Sonstiges: Referate zu „Sprachverfall
als Niedergang des Volkes“, Referenten
beispielsweise Prof. Dr. Franz W. Seidler
Aktuell: Menschen jüdischen Glaubens
werden nicht aufgenommen, „weil sie
nicht in den christlichen Kulturkreis
passen; zum Thema Holocaust heißt
es, „man darf hier nicht so auf die
Tränendrüse drücken.“ (MM, 21.2.02)
Adresse: Gabelsbergerstr. 24, 80333
München
Gründungsideale: Lebensbund
Motto: religio, scientia, amitia
Gesch. Selbstdarstellung: am 10.2.1936
selbst aufgelöst
Köderei: Tanzveranstaltungen, Ausflüge,
Zimmer
2. K.S.S.T.V. Alemannia
Adresse: Kaulbachstr. 20, 80539 München
Gründungsideale: Religion, Wissenschaft,
Freundschaft, Lebensbund, Glaube,
fächerübergreifender wissenschaftlicher
Austausch
Gesch. Selbstdarstellung: 1919 bei
Freikorps gegen die Räterepublik,
1933 zur Suspendierung gezwungen,
Verbindungshaus enteignet
Köderei: Fuxenstunde
6.Die Sudetia
Münchener Burschenschaft Sudetia
Augustenstraße 109
80798 München
Motto: „Einigkeit macht stark -EhreFreiheit-Vaterland“
3. Erwinia
Köderei: Partys, Konvente
4. Ottonia
Adresse: Gabelsbergerstr. 24/2, 80333
München
Gründungsideale: christlicher Glaube,
soziales Engagement, Leben in der
katholischen Kirche
Motto: Der Wahrheit zum Schutz, der
Lüge zum Trutz !
Köderei: Zimmer
Haus des Corps Suevia
7. Die Cimbria
Münchener Burschenschaft
CimbriaCuvilliésstraße 29 • 81679 München
8. Die Stauffia
Münchener Burschenschaft Stauffia
Stollbergstraße 16 • 80539 München
VI. Mitglieder im PSC (Passauer
Senioren-Convent)
1. Turonia zu München (farbentragend)
Adresse: Neuhauser Str. 27, 80331
München
2. Münchner Verbindung Rupprechtia e.V.
Adresse: Wälsungenstr. 1, 80634 München
Gründungsideale: Lebensbund
Gesch. Selbstdarstellung: 1916
gegründete Absolventenvereinigung, 1933
Eingliederung NSDStB
Sonstiges: Veranstaltungen: TabakCollegium; dazu heißt es: „Die Aufnahme
VI. Mitglieder im KV
1. KStV Albertia
39
in das TC erfolgt ausschließlich durch
Berufung. Aufnahmeanträge können nicht
gestellt werden.“
Freundschaft, Vaterland
Sonstiges: nehmen Frauen auf
VIII. Sonstige (Dachverbände in
Klammern nach Verbindungsnamen
angeführt)
1. Rheno-Isaria München (Ring katholischer
deutscher Burschenschaften)
Adresse: Thalkirchner Str. 101, 81371
München
Gründungsideale: Akademiker aus
3. Verein Deutscher Studenten MünchenPrag (VVDst)
4. Unitas zu München (Unitas)
Adresse: Elisabethstr. 30, 80796 München
Gründungsideale: Christentum,
Lebensbund
Motto: In necessarius unitas in dubiis
libertas in omnibus varitas; Virtus,
scientia, amicitia
Sonstiges: Unitas-Verbindungen in
Deutschland und Österreich
5. A.V. Agraria (ehemals CC)
Adresse: Obere Domberggasse 11, 85453
Freising
Gründungsideale: Einigkeit macht stark
Motto: Treue
6. Burschenschaft Alchemia (keine Angabe)
Adresse: Wälsungenstr. 1, 80634 München
Gründungsideale: Freiheit, Freundschaft,
Wissenschaft
Sonstiges: nehmen Frauen auf
7. Jagd-Corps Artemis (keine Angabe)
Adresse: Augustenstr. 109, 80798 München
Sonstiges: „Farben tragen heißt Farbe
bekennen“
8. AIV Brücke
Adresse: Augustenstr. 57, 80333 München
Gründungsideale: Förderung des Studiums,
student. Sitten und Bräuche, Schulung des
„bautechnischen Nachwuchses“
Köderei: EDV-Plätze, Bibliothek, Zimmer
Haus des Corps Rheno-Palatia
deutschem Sprach- und Kulturraum
Motto: Pflicht und Freiheit; virtus,
scientia, amicitia
9. Technische Verbindung Genia (keine
Angabe)
Adresse: Lorisstr. 21, 80335 München
Köderei: Nachhilfe, Kontakte
zur Wirtschaft, Rhetorik-Kurse,
Managementkurse
2. Akademischer Gesangsverein München
e.V. (SV)
Adresse: Ledererstr. 5, 80331 München
Gründungsideale: gemeinsame
künstlerische Betätigung, Lebensbund
Motto des Dachverbands: Lied,
10. Akademischer Seglerverein München
(keine Angabe)
40
Lexikon verbindungstechnischer Fachausdrücke
A
ktivitas: Bund der Aktiven einer Verbindung. Dazu
zählen Füxe, aktive und inaktive Burschen. Wählt 3
bzw. 5 Chargierte in die Ämter der Aktivenschaft.
Alter Herr (AH, Mehrzahl AHAH): Ehemaliges
Mitglied der Aktivitas. Nach dem Studium wechseln
Verbindungsmitglieder in die Altherrenschaft ihrer
Verbindung.
Altherrenschaft: Zusammenschluss der nicht
studierenden Mitglieder einer Verbindung.
mehr
B
estimmungsmensur: Siehe Mensur.
Bundesbruder: Anrede unter Angehörigen eines Bundes.
Bursche: Vollberechtigtes Mitglied einer Verbindung
(im Gegensatz zum Fux). Häufig wird unterschieden
nach aktiven/inaktiven Burschen. Bei der Burschung
legt der Fux den Burscheneid ab, mit dem er sich
zur lebenslangen Treue der Verbindung gegenüber
verpflichtet. Der Begriff „Bursche“ wird nicht nur
innerhalb der Deutschen Burschenschaft, sondern
auch bei Corps, Landsmannschaften, katholischen
Verbindungen etc. benutzt. Wahrscheinlich rührt von
daher der häufig vorfindbare Irrtum, alle Korporationen
seien „Burschenschaften“.
Burschenschaft (en): Fälschlicherweise oft als
Sammelbegriff
für
studentische
Verbindungen/
Korporationen gebraucht. Der Begriff meint einen
bestimmten Korporationstyp, insbesondere den
Dachverband, die Deutsche Burschenschaft (DB).
C
artell (Kartell): Das vielfach vertraglich fixierte
Verhältnis gleicher oder verwandter (befreundeter)
Verbindungen. Häufig bis zum gemeinsamen
(Dach-)Verband ausgestaltet.
Charge: Last, Amt oder Würde.
Chargierte: Aus der Verbindung gewählte Inhaber
von Ehrenämtern, in der Regel Senioren oder
Sprecher (Erstchargierte), Consenior oder Fechtwart
(Zweitchargierter),
Sekretär
oder
Schriftführer
(Drittchargierter).
Comment: Gesamtheit der Regeln für das studentische
Brauchtum, etwa für Umgang, Kneipe, Mensur etc.
Convent: Versammlung der Mitglieder einer Verbindung,
aber auch von Vertretern verschiedener Verbindungen,
die sich auf irgendeine Weise (etwa zum Dachverband)
zusammengeschlossen haben.
Corps: Älteste, aus studentischen Landsmannschaften
41
des 17. und 18. Jahrhunderts hervorgehende und
sozial häufig privilegierte Verbindungen. Farbentragend
und schlagend, lehnen konfessionelle und politische
Bindungen als Verbandsprinzip ab. D.h. allerdings
nicht, dass sie „unpolitisch“ wären.
Couleur: Farben als Merkmal der Zusammengehörigkeit
innerhalb einer Verbindung. Dient als Ausdruck des
Bekenntnisses zu deren Grundsätzen und Idealen und
zur Unterscheidung von anderen Verbindungen und
Nichtkorporierten.
Couleurdame: Offiziell von einer Verbindung annoncierte
Frau, die regelmäßig zu Veranstaltungen eingeladen
wird.
E
F
hrenrat: Organ eines Bundes zur Schlichtung von
Streitigkeiten zwischen Bundesbrüdern.
ink: Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
vorherrschende Bezeichnung von nichtkorporierten
Studenten.
Fux (Fuchs): Student während der ersten beiden Semester
seiner Zugehörigkeit zu einer Verbindung. Der Fux
steht in der Verbindungshierarchie auf der untersten
Stufe, unter den Burschen und Alten Herren. In der
Fuxenstunde wird der Fux in das Verbindungsleben
eingeführt.
Fuxmajor (Fuchsmajor): älterer Verbindungsstudent,
aufgrund seiner Erfahrung für Anleitung, Unterricht und
Betreuung der Füxe verantwortlich.
I
naktiver: Bursche, der nach vier bis sechs Semestern
der aktiven Zugehörigkeit zur Verbindung inaktiviert,
d.h. von seinen Verpflichtungen entlastet wird. Der
Status als Inaktiver endet mit de Studium und dem
Eintritt in die Altherrenschaft.
K
ameradschaft: Studentische Gemeinschaft in der
Zeit des Nationalsozialismus. Viele Verbindungen
wurden
ab
1935
in
Kameradschaften
umgewandelt.
Keilen: So bezeichnen die Verbindungen ihre
Nachwuchswerbung. In vielen Verbindungen werden
eigens „Keilende“ oder „Keilkommissare“ etc. mit der
Systematisierung der Nachwuchswerbung betraut.
Kneipe: Saufveranstaltung von Verbindungsstudenten
und/oder Alten Herren, die nach bestimmten Regeln
durchgeführt wird.
Kommers: Festliches, aus bestimmten Anlässen (z.B.
Gründungsjubiläen) und nach schriftlich fixierten Regeln
veranstaltetes Trinkgelage, an dem Gäste (Frauen)
teilnehmen können und „Landesvater gestochen“ bwz.
„Salamander gerieben“ werden.
Kommersbuch: Sammlung studentischer Lieder.
Korporationen: Oberbegriff für eine Gemeinschaft von
Studenten und Akademikern, die sich auf der Basis
bestimmter Grundsätze und Formen auf Lebenszeit
zusammenschließen (Prinzip des Lebensbundes).
In der Regel Männerbund, Synonym für Korporation:
Verbindung.
L
andesvater: Traditionelle Zeremonie mit Gesang,
Schlägern und Mützen auf dem Kommers. Ehrung
ursprünglich für den Landesvater und für Vaterland,
Hochschule oder Verbindung.
Landsmannschaft: Gemeinschaft von Studenten, die
aus dem gleichen Land bzw. der gleichen Gegend
stammen. Landsmannschaften waren vom 16. bis
zum frühen 19. Jahrhundert die vorherrschende Form
studentischer Zusammenschlüsse.
Lebensbund: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts allgemeines
Prinzip studentischer Korporationen. Lebenslange
Mitgliedschaft.
Leibbursch: Bezeichnung für einen Burschen, der von
einem Fux gewählt worden ist, um diesen in die
Verbindung einzuführen. Pendant: Leibfux.
M
ensur: Zweikampf unter Studenten mit scharfen
Waffen, der durch bestimmte Vorkehrungen
rechtlich und moralisch vom Duell als Zweikampf
mit tödlichen Waffen unterschieden wird. BestimmungsMensur: Die durch Verbandsregelungen für Mitglieder
einer schlagenden Verbindung obligatorische Mensur.
P
artie: Bezeichnung für die gesamte Mensur.
Pauken: Mensuren fechten. Teilnehmer sind Paukanten.
Philister: Synonym für Alter Herr, aber auch in weiterem
Sinne: Nicht-Student.
S
alamander: Salamander reiben – Zeremonie bei
Trinkgelagen, die als höchste Ehrung nach dem
Comment einem Anwesenden erwiesen werden
kann.
Satisfaktion:
Genugtuung
zur
Beilegung
eines
Ehrenstreites. Satisfaktion mit der Waffe (Duell)
oder durch Unterwerfung unter den Spruch des
Ehrengerichts.
Schlagend, schlagende Verbindung: Verbindung,
die Mensuren austrägt (auch: waffenstudentische
Verbindung).
Schmiss: Gesichtsnarbe, die von einer beim Mensuren-
42
Schlagen verursachten Verletzung herrührt. Galt
früher durchgängig und heute teilweise noch als
Ehrenzeichen.
Senior: Vorsitzender,
Verbindung.
Sprecher
der
Aktiven
einer
U
rburschenschaft: Die zwischen 1811 und 1819
entstandene Bewegung zur Erneuerung der
studentischen Gemeinschaftsformen, im engeren
Sinne: die am 12. Juni 1815 in Jena gegründete
Burschenschaft.
V
erbindung: s. Korporation.
Vorort: Zur Leitung eines Dachverbandes auf bestimmte
Zeit gewählte Verbindung.
W
Z
ichs: Galakleidung. Festliche Aufmachung des
Verbindungsstudenten, insbesondere beim
Kommers, bei Umzügen und bei Feiern.
ipfel: Von den Besitzern zur Vermeidung von
Verwechslungen an die Bierkrüge gehängte
Stoffstücke. Oft auch Freundschaftsgeschenke
unter Verbindungsstudenten (Bierzipfel, Weinzipfel,
Sektzipfel, letzterer für Frauen).
Zirkel: Ursprünglich geheimes Erkennungszeichen von
Ordensbrüdern, heute Signum einer Verbindung, das
bei der Unterschrift hinter den Namenszug gesetzt wir
Und zum Schluß:
Ein Überblick über weitere Veröffentlichungen des AStA es gibt immer was zu Lesen...l
„Ganzheitlich und ohne Sorgen in die
Republik von Morgen.“: Dokumentation
zum Kongress gegen Irrationalismus, Esoterik und Antisemitismus. Alibri-Verlag,
Aschaffenburg 2001, ISBN 3-932710-33-9.
Der Kongress fand vor zwei Jahren an der
Uni München statt, geladen waren ReferentInnen wie Prof. Heinrich Fink, Colin
Goldner oder Peter Bierl. Der Band ist
eine gute Einstiegslektüre über den engen
Zusammenhang zwischen esoterischen
Verschwörungstheorien und Antisemitismus, der sich gerne hinter antiautoritärer
Erziehung und Wunderheilern versteckt.
Das Buch ist im gut sortierten Buchhandel
oder im AStA für 7,50 Euro erhältlich.
Zur Geschichte Israels
Aus aktuellem Anlass veranstaltete
das Antifa-Referat einen Abend zur
Geschichte Israels mit Emmanuel
Nassauer. Grundlage für das Verständnis dieses Themas ist für uns und den
Referenten die Tatsache, dass das
Existenzrecht Israels nicht angzweifelt
wird und eine Zufluchtsstätte für die
vom Holocaust verschont gebliebenen
Juden und Jüdinnen darstellt.
Die Broschüre zum Vortrag ist für einen
Euro im AStA oder beim Büchertisch
des Antifareferats vor der Mensa erhältlich.
43
„Der Friede, der zum Krieg führt“: Textbuch zur Nachstellung des Münchner
Abkommens in München am 3. Oktober
1995, ISBN 3-922431-66-6. Eindrucksvoll wurde bei dieser szenischen Darstellung ncoh einmal verdeutlicht, wie
die Zerschlagung der Tschechoslowakei
mit dieser Erpressung ihren Anfang
nahm.
„Einige Betrachtungen über das Centrum
für angewandte Politikforschung“: In
dieser Broschüre des Antifa-Referats
wird in Ansätzen thematisiert, wie an
der Universität die Voraussetzungen
für deutsche Angriffskriege ideologisch
geschaffen werden. Für 1, 50 Euro
beim Antifareferat zu erstehen.
„Dokumentation der Vorveranstaltungen gegen die NATO-Sicherheitskonferenz 2002 in München“: Im Vorfeld
der NATO-Sicherheitskonferenz gab es
eine Veranstaltungsreihe zu verschiedenen Themen wie der deutschen
Außenpolitik, Widersprüchen zwischen
verschiedenen Staaten oder auch dem
Abbau vor und nach dem 11. September 2001 (der sich in München mit
dem generellen Demonstrationsverbot
und der massiven Repressalien gegen
DemonstrantInnen sehr konkret nachvollziehen ließ). Für 2 Euro im AStA
kaufen.
„Alte Herren, Neue Rechte. Schattenseiten der Universität“: Dokumentation
zum Kongress im Juli 2001, erscheint im
Frühjahr 2002. Es finden sich u.a. Beiträge von Samuel Salzborn, Alex Demirovic
und Anna Bergmann zu verschiedenen
Themen, die nicht nur Rechtsextremismus AN Hochschulen, sondern vor allem
AUS Hochschulen betrifft: Die Rolle der
Universität als vorbereitende Institution
für rechtes Gedankengut und wie sich dies
durch sämtliche Disziplinen zieht, steht in „Deutsche Interessen im Kosovo I und II“
diesem Buch im Mittelpunkt
(1999): Materialsammlungen zur Rolle
Deutschlands bei der Zerschlagung JuAb Erscheinungstermin im Buchhandel
goslawiens in den 90er Jahren und zur
oder im AStA für ca. 8 Euro zu haben.
darin liegenden Kontinuität der deutschen Außenpolitik auf dem Balkan.
44
...und da man das Gelesene ja auch anderen Menschen mitteilen will, die vielleicht
andernorts wohnen, wollen wir die Postkarten-Kultur etwas anregen mit obigem Exemplar.
45