Auf dem Jakobsweg von Konstanz nach Einsiedeln

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Auf dem Jakobsweg von Konstanz nach Einsiedeln
Mein Jakobsweg 2 - von Konstanz nach Einsiedeln - 96 km
von Mi.03.10.2012 bis Fr.05.10.2012
Vorwort
Mein Name ist Ulrich. Ich bin Mitglied bei der Hohenzollerischen Jakobusgesellschaft.
Dieses ist nun schon die 2. Pilgerreise in diesem Jahr. Ich hatte nie daran gedacht dass es dieses Jahr
noch nach Einsiedeln geht. Eher nächstes Jahr. Das ist wieder ein Stück auf der langen Pilgerreise
nach Santiago de Compostella. Es hat sich eine Change aufgetan frei zu nehmen und ein weiteres
Stück zu gehen und ich habe diese ergriffen. Erst wenige Tage vorher habe ich noch einige
Vorbereitungen getroffen, denn vom letzten Mal hatte ich noch die meisten Sachen hingerichtet.
Ich habe mir in der Zwischenzeit auch neue Treckingstiefel gekauft, die ich aber erst noch einlaufen
muss. Dazu noch einen neuen 60-Liter Treckingrucksack. Diese neuen Sachen werde ich aber erst im
nächsten Jahr mitnehmen. Aber man muss zugreifen wenn Treckingausrüstung günstig angeboten
wird.
Und nun zu meiner Vorbereitung
Wichtige Fragen zur Vorbereitung habe ich auch im ersten Teil beschrieben.
Informieren sie sich bei der Schweizerischen Jakobusgesellschaft unter www.jakobsweg.ch im Internet.
 Strecke und Wegbeschreibungen von www.jakobsweg.ch ausdrucken und sich z.T. einprägen
 Übernachtungsliste mit Stempelstellen von www.jakobsweg.ch besorgen.
Listen von Deuter herunterladen
 Packliste mit nützlichen Ausrüstungsgegenständen
 Wie packe ich meinen Rucksack richtig
 Wie stelle ich meinen Rucksack richtig ein
Noch fehlende Ausrüstungsgegenstände kaufen
Neues Tagebuch kaufen
Neuen Pilgerausweis besorgen, gibt es bei Wolfgang W. Meyer
Strecke und Streckenverlauf grob planen
Dieses Mal Zugverbindungen für Hin- und Rückfahrt planen und ausdrucken. Mössingen – Konstanz
BW-Ticket für 21,- Euro / Einsiedeln – Mössingen für 68,- Euro
Geistig vorbereiten, das allerwichtigste. Auch das Scheitern einkalkulieren
Zeitvorgabe für die ca. 100 km max. 3 Tage (mehr Zeit hatte ich nicht)
Kurz vorher (1-2 Tage)
 Rucksack richtig einstellen
 Ausrüstung nochmals überprüfen
 Letzte noch fehlende Sachen kaufen
 Schweizer Franken in geeigneter Menge tauschen
 Den Rucksack probepacken, dabei entscheiden was wegfällt oder ob es i.O. ist
Am Abend vorher
 Rucksack richtig packen und einstellen
 Sachen hinrichten
 Ein neuer Pilgerausweis(Original aus Spanien) , Muschel und Pilgerkreuz(Tau) bereitlegen
 Für dieses Mal habe ich ein Ersatzhandy
Sollten Sie dieses alles befolgt haben gehen Sie los. Zögern Sie nicht.
Und jetzt wünsche ich ihnen viel Glück bei Ihrem Pilgerweg.
Und jetzt zu meinem Weg.
Pilgerreise
1.Tag
Mi.03.10.2012 Tag der Deutschen Einheit
04:00 Uhr:
06:02 Uhr:
Aufstehen
Abfahrt in Mössingen. Eintreffen in Tübingen. Weiterfahrt um 06:41 nach Horb. Weiter um
07:14 Uhr nach Singen.
Abfahrt nach Konstanz um 08:53 Uhr.
09:16 Uhr:
Ankunft in Konstanz. Endlich bin ich wieder an dem Punkt angekommen an dem ich
aufgehört habe. „Konstanz“, welch schöner Tag. Dieser hat jetzt richtig begonnen.
Beim Bäcker am Bahnhof kaufe 2 Nusshörnchen, „Proviant für 2 Tage“.
Ich gehe jetzt schnell zum Münster und besuche dort den Gottesdienst.
Dieser ist kurz vor 10:00 Uhr aus, die Frau an der Kasse für den Turm öffnet ihren Stand
und stempelt meinen neuen Pilgerausweis ab. Jetzt pünktlich wird der Raum mit der
Rotunde(Heiliges Grab) aufgeschlossen. Oben drauf sind alle 12 Jünger und für die Pilger
auch Jakobus d. Ä. mit Pilgerstäben und Taschen. Ich verlasse das Münster wieder durch
die Seitentüre. Dabei werde ich von einer Frau geragt ob ich Jakobspilger bin und wohin
ich gehe. Ich esse jetzt 2 Bissen von meinem Nusshörnchen.
10:16 Uhr:
Jetzt ist es 1 Std. nach Ankunft in Konstanz, jetzt wird’s aber Zeit. Aufbruch !!!
Ich gehe an der Stephanuskirche vorbei, weiter zum Hus-Haus, durchs Schnetztor, über
die Straße weiter zur Grenze. Problemlos und ohne Kontrolle gehe ich über die Grenze.
Endlich in der Schweiz. Weiter durch die Unterführung beim Bahnhof von Kreuzlingen, in
die Weststraße dann durch das Saubachtal. Am Ende gehen ziemlich steile
Treppenstufen zur Kapelle in Bernrain hoch. Jetzt die erste Pause.
Das geht am ersten Tag schon ganz schön in die Beine.
Schwaderloh, Ellighausen, Lippoldswilen, die Weiler Riet und Wald. Unterwegs sehe ich
schon die ersten Anzeigen für Pilgerzimmer an einem Zaun. Diese werden unterwegs
immer mehr. Es ist immer ratsam sich diese Adressen aufzuschreiben.
Beim Hindere Rueberbomm angekommen fragt mich eine Frau wie weit ich heute gehen
will. Als ich ihr entgegne dass ich heute bis Fischingen will, wünscht sie mir viel Glück.
Diese Begegnung wird mich noch beschäftigen und es bewahrheitet sich dass man sich
im Leben immer 2x trifft. Jetzt sehe ich schon von weitem Märstetten. Gut gelaunt gehe
ich weiter.
12:50 Uhr:
Ortsanfang von Märstetten beim Abzweig zur Ortsmitte erreicht.
Ich gehe in den Ort zur Kirche die ich um 13:00 Uhr erreiche. Ich gehe hinein und bin sehr
enttäuscht. Sehr kahl im Innenraum, nicht einmal ein Kreuz. Dafür hole ich mir meinen 2.
Stempel an dem Tag und verlasse wieder die Kirche. Jetzt schnell raus aus dem Ort, der
Straße nach bis die Straße wieder auf den Jakobsweg trifft. Ich gehe weiter durch einen
Tunnel, danach rechts hoch jetzt über den Tunnel.
Durch einen Wald weiter bis Amlikon. Dort mache ich auf der Brücke eine kleine Pause.
Ich gehe dann gleich weiter über Hünikon, Holzhäusern, Maltbach, Chaltebrunne nach
Affeltrangen, von dort weiter rechts dem Ort entlang. Bein Hof Chrüzegg verlasse ich den
Jakobsweg und gehe nach Affeltrangen rein, dort der Straße entlang bis Tobel. Der Ort
zieht sich in die Länge und so dauert es eine Weile bis ich in die Ortsmitte erreiche.
16:00 Uhr:
Bei der Komturei mit Pilgerherberge angekommen.
Ich bin jetzt fix und fertig und brauche erst einmal eine größere Pause. Wie das letzte Mal
habe ich mir am ersten Tag zu viel zugemutet. Ich muss jetzt erst einmal zur Ruhe
kommen und auch nachdenken ob ich jetzt für Heute aufhöre oder wie weit ich noch
gehe. Nach längerem hin und her rechnen komme ich zu dem Schluss, dass ich es heute
nicht mehr nach Fischingen schaffe, das wären noch 16 km und ca. 4 Std. Dann wäre es
16:45 Uhr:
je mindestens 20:00 Uhr und schon sehr dunkel. Das geht nicht mehr. Aber hierbleiben
kann ich auch nicht, sonst schaffe ich es Morgen nicht nach Rapperswil.
Also nehme ich die Mitte. Meine Wahl fällt auf Sirnach und die Pilgerherberge „Haus der
Herzen“. Ich rufe da an und bekomme sogar ein Zimmer für mich alleine. Mir wird sogar
ein Abendessen angeboten. In der Komturei bekomme noch einen Stempel.
Aufbruch. Jetzt sind es noch 8 km und ca. 2 Std. dann wären es 18:45 bis 19:00 Uhr.
Ich gehe an der Straße entlang bis Türn, der direkte Weg, also spare ich ca. 1 Km. Bei
Türn hält vor mir ein Auto auf der Straße und ich frage mich was die Fahrererin von mir
möchte. Welch eine Überraschung, die Frau die mich bei der Reuberbommstraße
getroffen hatte fragt mich ob Sie mich irgendwohin mitnehmen könne. Ihre Eltern hätten in
Tobel eine Pilgerherberge. Welch ein Zufall. Ihre Eltern würden mich auch am nächsten
Morgen mit dem Auto nach Münchwilen oder noch weiter bringen. Ich lehne schließlich
schweren Herzens ab. Ich bedanke mich nochmals für das äußerst freundliche und
hilfsbereite Angebot, aber da ich heute noch nach Sirnach möchte laufe ich lieber weiter
und verabschiede mich von der netten jungen Frau.
Jetzt geht es erstmals wieder hoch und runter und das z,T. sehr anstrengend. In
St.Margarethen verliere ich den Jakobsweg, gehe der Straße entlang weiter. In
Münchwilen biege ich nach dem Kreisverkehr rechts weg in den Weg entlang der Murg.
Jetzt sind es nur noch ca. 1,5 km bis Sirnach.
Am Ortseingang von Sirnach frage ich mich zur Oberdorfstraße durch. Zum Bahnhof,
dann weiter zum Gemeindehaus, Gasthof Engel, dann links unter der Bahnunterführung
durch, zur Kirche hoch, dann noch die Straße hochgehen und dann links abbiegen.
Jetzt habe ich es geschafft, ich bin angekommen. Es ist die oberste Straße von Sirnach
und mindestens 100 Höhenmeter und 1 km vom Ortseingang entfernt.
19:00 Uhr: Die Aufnahme bei Peter im Haus der Herzen ist äußerst herzlich. Im 1.Stock ist mein
Zimmer. Heute bin ich der einzige. Sogar das Bad habe ich heute für mich, also Luxus.
Das Bad ist schon beheizt, im Zimmer mache ich die Heizung sofort auf, es ist schnell
behaglich. Ich lege erstmals mein Gepäck im Zimmer ab und gehe zu Peter der mir sofort
etwas zu trinken anbietet. Bei Peter leben noch Agnes und die 2 Urenkel. Jetzt bekomme
ich von ihm noch einen schönen Stempel in meinen Pilgerausweis. Da mein
Handyguthaben fast aufgebraucht ist kann ich bei Peter telefonieren. Ich lade das
Guthaben telefonisch auf. Besser wäre es und auch noch viel günstiger, eine Prepaidkarte
für das jeweilige Land besorgen. Mein Fazit ist dass ich das nächste Mal unbedingt eine
Schweizer Prepaidkarte besorgen müsste. Das gilt ebenso für Frankreich und Spanien.
Sollte ich bis zum Frühjahr mein Handy ersetzten dann mit einem Outdoor-Smartphone
mit Dual-Sim. Jetzt esse ich noch das angefangene Nusshörnchen von heute Morgen.
Das andere werde ich dann morgen essen. Ich muss jetzt schnell ins Bett, denn morgen
früh geht es um 6:00 Uhr aus dem Bett. Es ist kurz vor 24:00 Uhr.
Ende 1. Tag. ca. 39 km, 9 Std. unterwegs, davon 8 Std. laufen.
2.Tag:
Do.04.10.2012
06:00 Uhr: Aufstehen.
07:00 Uhr: Frühstück. Welch eine Pracht. Peter hat allesmögliche aufgefahren, Kaffee, O-Saft, Brot,
Butter, 5 Sorten Marmelade, Honig, Müsli, 4 Sorten Käse. „Superluxus“. Beim
gemeinsamen Frühstück erfahre ich das Peter noch nie gepilgert ist, Agnes dafür schon
alleine in 3 ½ Monaten nach Santiago gepilgert ist. Sie ist außerdem schon von Konstanz
nach Sirnach gepilgert.
Ich erfahre auch dass er das für seinen Verein macht und das die Erlöse für Wohltätige
Zwecke, wie kostenlosen Urlaub für alleinerziehende Mütter oder Weihnachten für
Bedürftige mit 4-Gänge-Menü, verwendet werden. Welch soziale Ader. So eine herzliche
Aufnahme habe ich noch nie erlebt.
Nach dem Frühstück packe ich. Jetzt lerne ich auch Agnes kennen. Ich gebe Peter 5,CHF für das Telefonieren und werfe 30,- CHF für Übernachtung und Frühstück in die
Spendenkasse. Der Spendenbeitrag ist absolut freiwillig, jeder gibt was er kann oder will.
Ich nehme noch 1 Banane und 1 Apfel als Proviant mit. Die werde ich aber erst am Abend
essen. Ich werde heute nichts zu Mittag essen.
Die beiden fragen mich noch wie weit ich heute gehen möchte, ob bis Steg oder Gibswil,
da gäbe es auch eine sehr gute Pilgerherberge. Als ich sage dass ich heute bis
Rapperswil gehen möchte, blicken beide verwundert auf und meinten dass ich da noch
viel vorhabe und wünschen mir viel Glück.
Jetzt verabschiede ich mich von den beiden und den beiden kleinen.
08:15 Uhr: Aufbruch. Ein letzter Blick zurück und schon geht es die Straße wieder runter bis vor die
Bahnunterführung. Jetzt biege ich nach links ab auf den Wanderweg, der auf der linken
Seite der Gleise entlang führt. Bei Rütibach treffe ich wieder auf die Straße und gehe
durch Wiezikon und treffe dort wieder auf den Jakobsweg. Am Ende von Wis geht es von
der Straße weg, auf einen Weg über Aawil bis Fäld.
Ab jetzt geht es steil bergauf und kurz vor Oberwangen wieder runter. Jetzt geht es weiter
z.T. durch den Wald bis Fischingen.
Dort geht es den Berg wieder runter und im Ort am Gasthaus Sternen vorbei zum Kloster.
10:00 Uhr: Eintreffen am Kloster. (Höhe 625m)
Ich steige die Treppe hoch und betrete das Kloster durch den Seiteneingang, gehe weiter
bis zum Empfang. Dort erhalte ich einen Stempel für meinen Pilgerausweis. Eine
Möglichkeit im Ort um etwas zu trinken zu kaufen, sind ein kleinen Laden am Ortseingang
oder im Frühstücksraum des Klosters. Da ich in meinem Rucksack noch ca. 2 Liter habe,
beschließe ich das ich mir das Gewicht jetzt erspare und erst auf dem Hörnli etwas kaufe.
Ich gehe jetzt noch in die Klosterkirche mit der Idakapelle. Auf dem einen Bild ist das
Fußloch auf der Rückseite des Idagrabes zusehen, in dem geplagte Pilgerfüße Linderung
erfahren sollen.
10:25 Uhr: Ich verlasse jetzt wieder das Kloster und breche auf. Es geht jetzt durch die
Hinterdorfstraße erst steil nach oben und dann über Neuschüür und Stadelbärg
einigermaßen eben nach Au.
Jetzt bin ich auf einer Höhe von 691m. es wird jetzt immer steiler, Anderwil(Höhe 725m)
weiter nach Alewinde(Höhe 914m).
Dort treffe ich eine Wandergruppe die heute Morgen in Wald gestartet ist und noch nach
Au möchte. Ich gehe weiter, ab Chaltebrune steil nach oben über Siberbüel zum
Dreiländerstein(Höhe 992m), der Grenzpunkt von St. Gallen, Thurgau und Zürich.
Ab jetzt heißt der Weg nicht mehr Schwabenweg und die schönen Schilder verschwinden.
Dafür gibt es nur noch hässliche braune Schilder und Aufkleber mit der Beschriftung
Jakobsweg.
12:30 Uhr: Nach weiterem sehr steilem Aufstieg, zum Schluss in Serpentinen erreiche ich auf der
Höhe von 1130m den Berggasthof auf dem Hörnli. Das ist ein Höhenunterschied zum
Kloster Fischingen von ca. 500 m. Welch ein schöner Anblick. Jetzt muss ich erstmals
eine größere Pause machen. Ich kaufe mir eine Apfelschorle zu soforttrinken und je eine
0,5 Liter Flasche Apfelschorle und stilles Mineralwasser zum mitnehmen. Und das zu
einem völlig überzogenen Preis von 5,50 CHF pro Flasche. Ich hole mir noch einen
Stempel in meinen Pilgerausweis und überlege mir wie weit ich nun heute noch kommen
könnte. Der Berg runter bis Steg soll ca. 60min. dauern. Ich wäre dann um ca. 14:00 in
Steg und hätte noch ca. 5 Std. für die restlichen 22 km. Das schaffe ich. Also beschließe
ich dass ich heute noch bis Rapperswil gehe. In der Pilgerherberge kann ab 16:00 Uhr
abgerufen werden. Das werde ich dann von Unterwegs aus machen.
12:55 Uhr: Aufbruch. Kaum bin ich zur Türe draußen fängt es an zu regnen. Es schüttet ziemlich und
außerdem geht ein wüster Wind. Nach weiteren 150m hört es wieder auf. Ich mache den
Schirm wieder zu, behalte diesen aber dann in der Hand. Das wird heute den ganzen Tag
so gehen, Schirm auf, Schirm zu. Jetzt geht es abwärts, entweder auf Pfaden mit Geröll
und Steinen oder auf der Straße nach unten. Am „Tanzplatz“ vorbei, unten durch Äsch
nach Steg.
14:00 Uhr: Eintreffen in Steg. Auf der Tösstalstraße geht es weiter durch Fischenthal und um 15:00
laufe ich in Gibswil ein.
Ab jetzt geht es wieder leicht nach oben. Gibswil(Höhe 757m), Ried, Buel(821m). Jetzt ist
wieder der höchste Punkt erreicht und nun weiter über Hueb nach Dieterswil(762m).
16:00 Uhr: Ankunft in Dieterswil. Erst am Jakobswegweiser konnte ich lesen wo ich bin. Also
beschließe eine Pause zu machen und in Rapperswil die Pilgerherberge anzurufen.
In diesem Augenblick fängt es ziemlich an zu regnen. Zuerst mache ich die
Regenschutzhülle über meinen Rucksack. Dann rufe ich in der Pilgerherberge in
Rapperswil an. Es meldet sich Ottwin. Er fragt mich ob ich zu der Pilgergruppe mit 3
Pilgern gehöre, eine Frau hätte schon angerufen. Ich verneine und sage dass ich alleine
unterwegs bin. Er hat noch ein Bett für mich frei und ich buche das gleich. Ich sage noch
dass ich bis um ca. 19:00 Uhr ankommen werde und verabschiede mich von Ihm.
16:15 Uhr: Nach kurzer Zeit packe ich zusammen und gehe wieder weiter. Jetzt geht es nur noch
nach unten. Tänler, an Wald vorbei, Töbeli. Auf einmal kann ich sogar den Züricher See
sehen, welch ein Glücksgefühl. Das Bild täusch einem vor das es nicht mehr weit ist, aber
ich muss mich noch einige Zeit gedulden.
In Garwid komme ich wieder auf die Straße. Nach ca. 200m geht es auf dem Pilgersteig,
sehr viele Treppenstufen, wieder steil nach oben, dort geht es dann eben weiter. Ich
umgehe Rüti. Es führt mich über Platten, Chüeweid, Weier, Moos.
Jetzt sehe ich von weitem die 3 Pilger von denen Ottwin sprach. Welch ein Zufall. Über
die Brücke und kurz bevor es wieder in den Wald hinein geht habe ich die 3 eingeholt. Ich
spreche die 3 sofort an und frage ob sie auch in die Pilgerherberge in Rapperswil
möchten und ob sie bei Ottwin angerufen haben. Sie sind es. Es sind 2 junge Frauen und
ein junger Mann. Dann verabschiede ich mich wieder von den 3 und verspreche in der
Pilgerherberge Bescheid zu geben, dass die 3 noch kommen.
Jetzt geht es zügig weiter zuerst über eine Brücke, durch die Gruenau und am Ende treffe
ich bei Lattenhof wieder auf die Straße. Ich bin jetzt am Ortseingang von Jona. Nach ca.
200m geht es wieder von der Straße weg. Am Ende des Wegs treffe ich auf das E-Werk
von Rapperswil-Jona.
Jetzt geht es weiter durch die Hanfländerstrasse, Attenhofer-strasse, über die Kniestrasse
auf die Züricherstrasse. In der Innenstadt nehme ich die Karte mit der Wegskizze, die ich
bei Peter und Agnes mitgenommen habe, zur Hand.
19:00 Uhr: Ich stehe jetzt vor der Pilgerherberge, welch ein Timing
Ich mache noch ein Foto und klingle. Ottwin macht die Türe auf und begrüßt mich. Ich
sage Ihm noch dass die 3 um ca. 19:30 ankommen. Ich lege die Regenschutzhülle,
meinen Schirm und meine Wanderstiefel im Eingang ab und gehe mit meinem Rucksack
nach oben. Ottwin zeigte mir zuerst den Schlafraum wo ich mir noch ein freies Bett
auszusuchen konnte.
Jetzt meldete mich an, zahlte gleich die 20,- CHF und bekam einen Stempel in meinen
Pilgerausweis. Jetzt zeigte mir Ottwin die Duschen, das WC und den Aufenthaltsraum.
Dort gab es eine Kapsel-Kaffeemaschine mit Kaffee für 1,-CHF, im Kühlschrank war
Milch. Jetzt stellte er mir die anderen Pilger vor. 1 Pilger aus Frankreich der von Konstanz
nach Genf pilgerte und für die Reststrecke noch ca. 16 Tage veranschlagte. Da er auch
ziemliche Knieprobleme hatte war er jetzt schon 4 Tage unterwegs. 1 Paar aus Tirol, die
von Tirol nach Einsiedel pilgerten. Sie haben sich aber auf der Strecke mehrmals
verlaufen. Jetzt packte ich auch mein Vesper aus. Das letzte der beiden Nußhörnchen
von Konstanz und der Apfel und die Banane von heute Morgen. Übrigens, ich habe
zwischen Frühstück und Abendessen nichts gegessen, hatte auch gar keinen Hunger.
Ottwin ist zu uns an den Tisch und hat sich mit uns unterhalten.
Um ca. 19:45 sind dann die 3 Pilger von Unterwegs auch angekommen. Die hatten sich in
Jona und Rapperswil in der Dunkelheit verlaufen. Von dem jungen Mann habe ich
erfahren das die aus Tübingen kommen. Welch ein Zufall. Letztes Jahr sind sie von
Tübingen bis Beuron gegangen sind. Dieses Jahr sind vor einer Woche von Beuron
losgelaufen. Sie gingen über Meßkirch, Pfullendorf bis Überlingen. Dann von Meersburg
mit dem Schiff direkt bis Konstanz. Ab dort direkt auf dem Weg. Märstetten, Tobel,
Fischingen, Steg, Rapperswil. Und Morgen noch bis Einsiedeln.
Ottwin hat sich ca. 21:00 Uhr verabschiedet. Ich bin noch ein Weilchen in den
Aufenthaltsraum gesessen. Um ca. 22:00 Uhr bin ich dann ins Bett.
Ende 2. Tag. Wieder ca. 39 km, 10 Std. unterwegs, davon 9 Std. laufen.
3.Tag:
Fr.05.10.2012
05:45 Uhr: Aufstehen. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Jetzt reichts. Ich bringe nach und
nach alle meine Sachen in den Aufenthaltsraum. Dort bin ich ganz alleine. Ich ziehe mich
jetzt um und packe meine Sachen wieder in meinen Rucksack. Ich gehe nochmals die
Strecke durch. Jetzt trage ich meinen Rucksack nach unten. Dort ziehe ich meine Stiefel
und die Jacke an und ziehe den Rucksack auf.
06:45 Uhr: Aufbruch. Oben ist es noch ganz still und ich verlasse die Pilgerherberge. Da geht mir ein
Gedanke in den Kopf, ob ich die anderen heute nochmals wiedersehe? Mal sehen.
Ich mache mich auf den Weg auf zum Migros zum Frühstücken. Jetzt ist es 7:00 Uhr. Dort
fülle ich wieder meine Getränkevorräte auf. Hier kosten die Flaschen 1,-CHF. Im MigrosCafe frühstücke ich. Kosten sind fast 10,-CHF. Als ich fertig bin gehe ich in die Stadt
hinein.
Kurz vor der Pilgerherberge rechts weg, über den Marktplatz, die Treppe am Ende des
Platzes hoch zum Schloß und Kirche.
Zuerst gehe ich in die Kirche. Ich bin überrascht. Was woanders aus Stein ist, ist hier aus
Holz. Der Altar mit herrlichen Schnitzereien. Eine sehr schöne Kirche. Ich halte inne und
genieße den Augenblick.
Anschließend verlasse ich wieder die Kirche und gehe zum Schloß rüber. Der Grundriss
ist eigentlich Dreieckig. Ich gehe weiter über den Schloßberg und genieße den
Augenblick. Jetzt sehe ich über den See und meinen Weg über den Holzsteg. Dort geht in
dem Augenblick ein Paar mit Rucksack. Das sind bestimmt die Pilger aus Tirol. Wo die
anderen jetzt wohl sind. Am Ende ist auf der linken Seite führt eine Treppe nach unten.
In der Mitte der Treppe geht es rechts ins Kloster rein. Die Kirche ist offen. Weiter nach
unten geht es nur nach links, dann nach rechts zum See. Ein kurzer Blick über den See.
Dann gehe in Richtung Bahnhof. Kurz vorher gehe ich nach rechts der Straße über den
See entlang. Nach ein paar hundert Meter geht der Weg nach links, unter der Straße
durch, in Richtung Holzsteg.
09:10 Uhr: Zeit zum Aufbruch. Vor dem Holzsteg kommen mir die 3 Tübinger Pilger, von der
Ortsmitte her, entgegen. Wir gehen ein sehr kurzes Stück gemeinsam. Ich merke dann
sehr schnell, dass sie lieber alleine und sehr langsam gehen möchten. Also verabschiede
ich mich von ihnen forciere mein Tempo und lasse sie rasch hinter mir. Nach kurzer Zeit
sehe ich sie nicht mehr. Am Ende des Pilgerstegs erreiche ich Hurden.
Mein Lauftempo ist heute Morgen noch sehr gemäßigt. Ich bin noch gar nicht auf Touren
gekommen. Es scheint wohl immer eine Stunde zu dauern bis ich auf Touren bin. Ein
kurzes Stück weiter, jetzt wieder auf der rechten Seite kommt ein Spielplatz. Jetzt den
Rest des Wegs bleibe ich auf der rechten Seite.
Dann noch ein gutes Stück den See entlang. Beim „Schlafen im Stroh“, das auf der
rechten Seite des Wegs ist, geht es auf der linken Seite durch die Bahnunterführung in
die Stadt hinein.
10:15 Uhr: Als ich durch den Bahnhof durch bin mache ich eine kleine Pause. Ich bin jetzt auf einer
Höhe von 416m. Um 10:20 gehe ich weiter immer den Weg entlang.
Es wird immer steiler, dann die Treppen hoch. Jetzt kommt das steilste Stück, sehr
anstrengend. Wieder Treppen hoch die alle sehr unterschiedlich sind. Oben am Gasthof
„Luegeten“ habe ich eine Höhe von 608m erreicht, ab jetzt geht es wieder normal weiter.
Das waren auf so einer kurzen Strecke ca. 200 Höhenmeter.
Jetzt geht es abwechslungsreich über Wiesen aber die meiste Zeit hauptsächlich durch
den Wald. Es ist bei solch einem Sonnenschein recht angenehm. Es steigt jetzt gemäßigt
an. Kurz danach bei dem Abzweig in die Etzelstraße geht es erstmals gerade hoch. Ich
kreuze jetzt mehrmals die Passstraße. Nach ca. 1,5 Std. sehe ich auf einmal St.Meinrad.
Welch ein schöner Anblick. Es ist immer wieder ein schönes Erlebnis, wenn ein Ziel auf
einmal auftaucht.
11:15 Uhr: In einer Höhe von 950m stehe ich jetzt vor St.Meinrad. Erst einmal kurz die Kapelle
anschauen, dann eine Pause. Ich setze mich oben auf die Stufen zur Kapelle und ruhe
mich aus. Um 12:15 Uhr breche ich wieder auf. Ich verlasse St.Meinrad.
Ab jetzt geht es auf der Straße stetig abwärts bis zur Tüfelsbrugg(838m). Kurz davor steht
das Geburtshaus von Paracelsus. Dieser wurde 1493 als Philippus Theophrastus
Aureolus Bombastus von Hohenheim geboren und war ein berühmter Arzt, Alchemist,
Astrologe, Mystiker, Laientheologe und Philosoph.
Jetzt geht es weiter über die Brücke, die für Autos sehr schmal ist.
Kurz danach bei Meieren verlässt der Jakobsweg die Straße.
Es geht jetzt auf wegen über Hochmatt, Allmig wieder hoch bis der Weg beim
Galgenchappeli in Höhe von 929m wieder auf die Straße trifft.
Ab jetzt sehe ich den Sihlsee. Gleich geht es auf der alten Etzelstraße weiter.
Jetzt sehe ich das Kloster von Einsiedeln schon von weitem. Welch ein schöner Anblick.
Da könnte man ja sentimental werden. Ich treffe jetzt nach einer kurzen Wegstrecke auf
die Umfahrungsstraße von Einsiedeln. Jetzt durch die Unterführung, weiter an den ersten
Häusern vorbei. Die Straße zieht sich in die Länge. Noch ein paar hundert Meter.
14:00 Uhr: Ankommen! Jetzt gehe ich an ein Stück der Klostermauer entlang und betrete den
Vorplatz. Beim Anblick des Vorplatzes und der Kirche überkommt mich ein
unbeschreibliches Gefühl, jetzt kommt alles hoch. „Geschafft“ !!!
Nach kurzer Zeit fasse ich mich wieder. Jetzt betrete ich die Kirche, schaue mich sehr
genau um. Bei der Schwarzen Madonna von Einsiedel halte ich kurz inne. Diese ist das
Original. Eine offizielle Kopie davon steht in Jungingen in der St.Silvesterkirche. Es ist
schon beeindruckend dies zu sehen und auch mitzubekommen wie die Gläubigen
Menschen die Madonna verehren. Bevor ich die Kirche wieder verlasse, danke ich Gott
dass alles gut gegangen ist.
Jetzt gehe ich schnell zum Klosterladen und hole meinen Stempel für meinen
Pilgerausweis ab. Das nächte mal wenn ich den Klosterladen betrete werde ich zu meiner
nächsten Pilgerreise starten. Diese wird voraussichtlich bis Fribourg führen. Im Vorhof
mache ich eine kurze Pause und überlege mir wie es jetzt weitergeht und was ich als
nächstes mache. Ich beschließe dass ich ins Chinarestaurant unterhalb des
Klosterplatzes in der Hauptstraße gehe und danach sofort mit dem Zug Einsiedel zu
verlassen.
Um 14:40 Uhr bin ich im Chinarestaurant New China und esse zu Mittag. Danach gehe
ich die Hauptstraße runter in Richtung Bahnhof. Anschließend gehe ich in den Bahnhof
und kaufe dort am Schalter meine Fahrkarte nach Hause. Dort kostet diese 68,-CHF +
10,-CHF Schalterzuschlag. Der Fahrpreis gilt aber nur nach Tübingen, dort muss ich mir
dann nochmals eine Fahrkarte ´für 3,-Euro kaufen.
16:00 Uhr: Ich verlasse Einsiedeln wieder. Der Zug hält um 16:24 Uhr in Wädenswil, dort muss ich
sehr schnell umsteigen. Um 16:28 Uhr geht es weiter nach Zürich, wo ich am HBF um
16:48 Uhr ankomme. Jetzt geht es schnell zum ICE, wo ich noch einen Sitzplatz
bekomme. Zuerst waren es nicht viele Personen im Abteil, aber von Minute zu Minute
füllte sich der Zug. Zum Schluss standen ca. 20 Personen.
17:10 Uhr: Abfahrt von Zürich HBF. In Schaffhausen leerte sich der Zug z.T. wieder. Als der Zug
wieder weiterfuhr, wollte doch tatsächlich einer dass der Zug angehalten würde, da er den
Ausstieg verpasst hatte. Das das natürlich nicht mehr ging, musste dieser bis Singen
weiterfahren und von dort wieder zurück nach Schaffhausen. Der Zug fuhr dann ohne
Probleme weiter, musste aber ca. 20km vor Horb auf freiem Feld 10 Minuten warten. Da
die Umsteigezeit in Horb nur 4Minuten beträgt, wurde uns zugesichert, dass der
Anschlusszug in Horb auf uns warten würde. Das war tatsächlich so, aber es war ein sehr
großes Gerenne. Mit 10 Minuten Verspätung fuhr der Zug nach Tübingen. Auf der Fahrt
hat mich meine Frau angerufen und gefragt ob ich abgeholt werden möchte. Ich habe Ihr
gesagt, dass ich laufe. In Tübingen hatte ich genügend Zeit als ich um 20:04 Uhr ankam.
Weiterfahrt um 20:31 Uhr. Jetzt musste ich schnell meine noch fehlende Fahrkarte
kaufen. Letztes Stück bis Tübingen ging wie im Flug. Nach dem Aussteigen habe ich
wieder meinen Rucksack angezogen und bin durch die Unterführung nach vorne
gegangen. Dort erwartete mich eine Überraschung. Mein Sohn wollte es sich nicht
nehmen lassen mich abzuholen.
21:00 Uhr: Ankunft zu Hause. Endlich wieder daheim.
Nachwort
Von Konstanz bis zum Kloster von Einsiedeln 2 1/2 Tagen und ca. 96 km.
Den ersten Tag habe ich wieder unterschätzt. Dieses Mal ging es nicht wie an den Bodensee runter,
sondern ziemlich rauf und runter. Dann ca. 40 km. Da war ich Abends ziemlich alle. Beim nächsten
Pilgern lasse ich es am ersten Tag etwas ruhiger an. Dann auch kein Problem mehr, das die Zugfahrt
auch länger dauert.
Am zweiten Tag ist dann so richtig gelaufen Zwar ist es aufs Hörnli so ziemlich steil hochgegangen
ca. 600 Höhenmeter, aber dafür nachher nur runtergegangen, ca. 800 Höhenmeter. Deswegen waren
es am 2. Tag auch fast 40 km. Es waren auch immer weniger Stunden wie im Frühjahr. Hier bin ich 9
Std. unterwegs gewesen davon 8 Std. gelaufen, im Frühjahr waren es 12 Std. unterwegs, davon 10
Std. laufen. Das sind immer so ca. 5 km pro Std.
Am dritten Tag habe ich, weil ich gewusst habe dass ich heute Mittag die Pilgerreise beenden werde,
es langsamer angehen lassen und aus länger gebraucht.
Ich weiß jetzt wie ich laufen muss, also meine Lauftechnik verbessert. Auch dann mit neuen besseren
Treckingstiefel und einem neuen 60 Liter Trecking-Rucksack wird es viel besser gehen. Auch mit
meinem neuen Köcher von Sigg für meine Getränkeflasche, muss ich wenn ich trinken möchte,
meinen Rucksack nicht mehr absetzen. Es ist schon toll wenn ich nur hineingreifen muss, die Flasche
zum trinken rausholen und anschließend wieder in den Köcher stecken.
Ich werde weiterlaufen. Die Planungen dafür laufen schon wieder. Nächstes Jahr in 5 Tagen von
Einsiedeln bis Fribourg. Dann im Jahr darauf von Fribourg bis nach Genf und dann bis über die
Grenze nach St. Julien en Genevois. Das ist die Partnerstadt von Mössingen in Frankreich direkt an
der Grenze.
Weitere Etappen sind von Genf bis Le Puy. Dann in weiteren 2-3 Jahren bis St.Pied de Port oder
über Lourdes, Montfort-Pass.
Dann auf einmal oder 2 Mal auf dem Camino Frances nach Santiago de Compostella und zum
Abschluss ans Ende der Welt in Finisterre.
Ich werde dahin kommen Jakobus, Versprochen.
Kartenquellen
Die Karten und Routen wurden auf http://www.gpsies.com erstellt. Diese Seite ist frei zugänglich und
dort kann jeder Karten und Routen erstellen. Diese beruhen auf den frei verfügbaren Karten von
http://www.openstreetmap.org.