Internationale Hundeausstellung Kreuzlingen

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Internationale Hundeausstellung Kreuzlingen
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS
INTERNATIONALE HUNDEAUSSTELLUNG KREUZLINGEN
Internationale Hundeausstellung
Kreuzlingen
16. und 17. Mai 2015, besucht am 16. Mai 2015
Zusammenfassung
Das Ausstellungsgelände, die Bodensee Arena in Kreuzlingen, ist von gepflegten Grünflächen und
Spazierwegen umgeben und nur wenige Meter vom Bodenseeufer entfernt. Die naturnahe Umgebung bietet den Hunden und HalterInnen vor und nach dem Ausstellen bei jeder Wetterlage ein
abwechslungsreiches, hundegerechtes Ambiente.
Leider ist die Parkplatzsituation weder für die AusstellerInnen noch für die BesucherInnen des
2-tägigen Anlasses befriedigend. Insbesondere an warmen, sonnigen Tagen können die nicht überdachten, schattenfreien Parkplätze schnell zur tödlichen Hitzefalle für im Auto zurück gelassene
Hunde werden.
Die von der SKG organisierte und mit einem internationalen Richtergremium bestellte Hundeausstellung war im Vergleich zu den grossen Hundeausstellungen in Genf und Fribourg im Gesamten überschaubarer – trotz der zahlreichen Besucher und Besucherinnen. Die begrenzten Platzverhältnisse führten allerdings immer wieder zu Engpässen und nachfolgenden Rangeleien zwischen
den Hunden, sowie zu längeren Aufenthalten der Hunde in teils engen Transport-Käfigen während
der Ausstellung.
Eine der drei Ausstellungshallen war deutlich zu laut, sehr schlecht klimatisiert und roch stark
nach Kot und Urin. Der vor dieser umgenutzten Tennishalle angelegte Versäuberungsplatz war zwar
grossflächig, roch aber ähnlich stark nach Exkrementen.
Positiv vermerkt werden kann eine eigens für Hundebegegnungen eingerichtete grosse Grünfläche,
die zum Spielen und Herumtollen einlud.
Ebenso positiv zu erwähnen ist der Einsatz von zwei Kontrollpersonen, die immer wieder in den
Hallen patroullierten. So ist an der IHA in Kreuzlingen auch deutlich weniger übertriebenes Zurechtmachen der Hunde durch die AusstellerInnen zu beobachten gewesen – als vergleichsweise
vorher in Genf (November 2014) und Fribourg (Februar 2015).
Leider liess sich, trotz der Überschaubarkeit und Kontrolltätigkeit, kein Rückgang im Würgen,
Ziehen und Zerren der Hunde mit den in der Schweiz in der Anwendung verbotenen Halsbändern
und Vorführleinen ohne Stopp verzeichnen.
Es wurden zwar auch Leinen und Halsbänder eingesetzt, die eine Stopp-Vorrichtung hatten –
diese wurden aber grösstenteils so eng gesetzt, dass die Wirkung die gleiche war, wie die ohne
Stopp: die Hunde wurden gewürgt und es wurde ihnen mehrfach dadurch Schmerz zugefügt.
Die Ausstellungsleitung strebt für die nächsten Jahre einen grösseren Bekanntheitsgrad der Ausstellung an und möchte mehr Anmeldungen erhalten, sowie die Besucherzahlen erhöhen. Aus
Tierschutzsicht ist dies nicht zu empfehlen – es wären chaotische Platzverhältnisse und belastende Situationen für die Hunde vorprogrammiert, inkl. grossem Verletzungspotential einzelner Tiere,
weil in den eher kleinen Hallen kaum Ausweichmöglichkeiten bestehen.
Allgemeines
Die IHA Kreuzlingen ersetzt die Internationale Hundeausstellung an der Animalia, die letztmals
2014 in St. Gallen ausgetragen wurde.
Rund 1500 Anmeldungen aus zwanzig Nationen gab es an den beiden Tagen für die erste IHA
in Kreuzlingen – damit war sie etwa halb so gross wie die ehemalige IHA an der Animalia oder die
IHA in Genf. Das Richtergremium setzte sich aus acht Länder-VertreterInnen und der Schweiz
zusammen. Die IHA Kreuzlingen wurde von der SKG organisiert.
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Bodensee-Arena und Umgebung, Parkplatzsituation
Mit der Bodensee-Arena wurde grundsätzlich eine schöne, parkähnliche und tierfreundliche Umgebung mit viel Grün, Bäumen, Rasen, gekiesten Spazierwegen und Ufernähe gewählt. Überall
wurden Hundekotbeutel zur Verfügung gestellt.
Der Aussteller-Parkplatz bot jedoch keinen Schatten für die Fahrzeuge und rasche Überhitzung der
Autos war vorprogrammiert. Zudem waren Besucher gezwungen, ihre Autos weiter entfernt zu parkieren (ca. 10–15 Min. Fussweg), weil sämtliche Parkplätze in der näheren Umgebung der Arena
für Aussteller und Organisatoren reserviert waren. Das wurde von einigen Besuchern negativ aufgenommen.
Ausstellungshallen und Versäuberungsmöglichkeiten
Für die Ausstellung standen insgesamt drei Hallen zur Verfügung, die mit Ausnahme der Tennishalle mit ca. 20 °C gut klimatisiert waren. Besagte Tennishalle war aufgrund der warmen Aussentemperaturen und ungenügender Belüftung mit ca. 24 °C viel zu warm. Zudem roch sie stark nach
Urin und Kot. Auch war sie mit durchschnittlich 90 Dezibel zu laut.
Unangenehm nach Exkrementen roch es auch rund um den Versäuberungsplatz, der zwar insgesamt eine grosszügige Fläche aufwies. Zum Versäubern stand aber nur ein kleines 15 x 5 m
grosses Rechteck mit Holzschnitzeln zur Verfügung, das aufgrund der knappen Grösse kaum benutzt
wurde und die Versäuberungen auf das umliegende Gelände verdrängte. Hier gibt es deutlichen
Verbesserungsbedarf.
Angenehm klimatisiert und mit vielen (freien) Sitzplätzen ausgestattet war die Halle mit dem Ehrenring. Trotz Vorführungen war sie auch nicht zu laut.
Rund um den Versäuberungsplatz roch es stark nach Exkrementen. Das kleine Sandviereck wurde
zur Versäuberung kaum benutzt.
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Zu wenig Platz
Alle drei Hallen waren aufgrund ihrer geringen Grösse vom Platzangebot begrenzt, sodass zwischen
den Ausstellern, ihrer Stellage und den Richterringen jeweils nur eine schmale Gasse für den Publikumsverkehr, bzw. die Hundehalter und ihre Hunde zur Verfügung stand. Das führte immer
wieder zu Keifereien und Auseinandersetzungen zwischen den Hunden, weil der Individualabstand
in der Regel nicht eingehalten werden konnte.
In den engen Behältnissen gab es häufig kaum Platz zum Sitzen, Liegen oder Ausruhen.
Die Platzverhältnisse in den Hallen waren stark begrenzt …
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Auch führten die engen Platzverhältnisse
dazu, dass die Hunde vorwiegend in engen Käfigen oder Laufgittern gehalten wurden und oft
während Stunden eingesperrt auf der Ausstellung aushalten mussten.
Mit noch mehr Besuchern wären deshalb chaotische Verhältnissen vorprogrammiert, weil es
einfach zu eng werden würde.
… deswegen mussten viele Hunde in zu kleinen Boxen ausharren.
Spiel-, Begegnungs- und Bewegungszone
Positiv aufgefallen ist die grosszügige Spiel- und Begegnungszone, die sich komplett eingezäunt
und mit grünem Rasen bis hin zum Bodenseeufer erstreckt und den Hunden viel Bewegung und
Abwechslung bieten kann.
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Diese Spiel-, Begegnungs- und Bewegungszone bot den Hunden viel Platz und Abwechslung.
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Verbot von Zughalsbändern und V
­ orführleinen ohne Stopp
Nebst den No Powder – No Spray – No Problem-Plakaten, die in den Ausstellungshallen ausgehängt
waren, wurde jedem Aussteller mit der Anmeldung auch das Ausstellungsreglement zur Kenntnis
gebracht. Zudem wurden die AusstellerInnen auch schriftlich in drei Sprachen darauf hingewiesen,
dass Zughalsbänder und Vorführleinen ohne Stopp in der Schweiz verboten sind. Trotzdem wurden
zahlreiche Hundehalter dabei beobachtet, wie sie ebendiese verbotenen Halsbänder und Leinen
verwendeten – selbst in der Vorführung im Richter- bzw. Ehrenring – oder Halsbänder und Leinen
mit Stopp so eng zogen, dass die Hunde gewürgt und ihnen Schmerzen zugefügt wurden; alles
unter den Augen der RichterInnen, der Ausstellungsleitung, den Kontrollpersonen.
Vielfach wurden Robusthunde wie Labradore, Retriever, Doggen, Berner Sennen und Jagdhunde,
aber auch Kleinhunde wie Zwergspitze und -dackel gewürgt und nach Luft ringend vorgeführt.
Erstere fallen mehrheitlich durch ihr ruhiges Verhalten auf und müssten eigentlich überhaupt nicht
zusammengeschnürt, an der kurzen, engen (Zug) Leine, bzw. mit würgendem Halsband vorgeführt
werden, weil sie in der Regel guten Gehorsam zeigen und leicht geführt werden können.
Besonders stossend ist dieser tierschutzwidrige Umgang im Ehrenring, wenn die Besten der
Besten prämiert werden und ihnen noch auf dem Siegerpodest der Hals zugezogen wurde, ohne
dass offiziell eingeschritten wurde.
Auch Personen, die Hunde anderer Besitzer regelmässig auf Ausstellungen vorführen, konnten
häufig dabei beobachtet werden, wie sie die Hunde mit harter Hand führten und die vorgeschriebenen Stoppvorrichtungen von Halsband und Leine manuell «nachbesserten» bzw. deutlich enger
setzten.
Selbst auf dem Siegerpodest zum Posieren wurde es nochmal eng um den Hals der Hunde …
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Mit Halti als Korrekturmassnahme in den Richterring?
Negativ ist auch eine Hundehalterin aufgefallen, die ihren Bernhardiner mit Halti im Richterring
vorführte und, obwohl der Hund schwer zu führen und offensichtlich ungehorsam war, mit dem
zweiten Platz in seiner Gruppe ausgezeichnet wurde!
Dieser Bernhardiner zeigte zu wenig Grundgehorsam und wurde trotzdem Gruppenzweiter …
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3/2016
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Fazit
Trotz breitgestreuter Informationen zum Verbot von Würgeleinen und Zughalsbändern ohne Stopp
– und trotz Kontrollpersonen und übersichtlichem Ausstellungsgelände wurden zahlreiche Hunde
beim Vorführen gewürgt. Die Hunde litten sichtlich an dem engen Zug.
Der begrenzte Platzbedarf in den drei Ausstellungshallen verträgt weder mehr Besucher, noch
mehr Aussteller. Die Tennishalle ist zu wenig belüftet und zu warm, sie stinkt nach Exkrementen
und ist zu laut. Der Versäuberungsplatz muss – trotz grosszügiger Fläche – dringend auch den
hygienischen Verhältnissen angepasst werden, damit er nicht so stinkt und von den Hunden entsprechend besser genutzt werden kann.
Die Parkplatzsituation ist unbefriedigend. Mangels Schatten können Hunde nicht im Auto
bleiben – auch nicht kurzfristig. Besucher müssen einen längeren Fussmarsch in Kauf nehmen.
Vorteile
Durch die Überschaubarkeit des Geländes/der Hallen und die Hallen-Kontrollen ist das übermässige Zurechtmachen mit Sprays, Puder, Trimmen, Einflechten etc. weit weniger beobachtet worden.
Die schöne Spiel- und Bewegungszone ist eine gute Idee und bringt den Hunden eine willkommene Abwechslung.
[email protected] · www.tierschutz.com
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