Predigt - Um Gottes Willen

Transcrição

Predigt - Um Gottes Willen
UGW-Gottesdienst am 07.02.2010
Glück…lich wär ich gern!
(Filmszene I einspielen)
Alle Menschen, die es gibt wollen glücklich sein, keiner hat das Glück für sich, keiner ist
allein. (GL 930)
Wenn man - vor allem junge Menschen - fragt, was sie in ihrem Leben einmal erreichen
wollen, kommt ganz oft die Antwort: Glücklich sein! Fragt man konkreter nach, haben viele
gar keine genaue Vorstellung davon, wie das konkret aussehen soll.
Was ist Glück?
Es gibt so viele verschiedene Formen von Glück:
- der Sechser im Lotto (so ungleich besser als ein Sechser in Mathe)
- ein Glas Wein am Abend auf dem Sofa
- ein verständnisvoller Partner
- ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch
- ein Sonnenaufgang in der Wüste…
Haben wir ein Recht auf Glück? Oder ist unser Leben gar verfehlt, wenn wir nicht glücklich
sind? Man könnte manchmal diesen Eindruck gewinnen, wenn man in den Medien lauter
glücklich aussehende Menschen sieht. Und hat nicht Gott uns zugesagt, ihr sollt das Leben in
Fülle haben. Was kann das anderes heißen als „Ihr sollt glücklich sein“? Ein Gebot?
Zum Film:
Chris Gardener, der Hauptdarsteller im Film, der nach einer wahren Begebenheit gedreht
worden ist, hat es auf seinem Weg sicher nicht ganz leicht. Er hat die Chance auf ein 6monatiges unbezahltes Praktikum, an dessen Ende eine Dauerbeschäftigung winkt. Er ergreift diese
Chance und hat dann Schwierigkeiten, den Lebensunterhalt seiner Familie sicher zu stellen,
seine Frau verlässt ihn entnervt, er verliert sein Auto und seine Wohnung, muss mit seinem
Sohn im Obdachlosenasyl übernachten und schließlich sogar wegen nicht rechtzeitig
gezahlter Steuern ins Gefängnis. Zu einem alles entscheidenden Vorstellungsgespräch bei
einem Börsenmakler am nächsten Morgen erscheint er deswegen ungewaschen und im beklecksten Malerkittel.
Er hätte sicher allen Grund gehabt, unterwegs aufzugeben. Aber: Er glaubt an sich und sein
Ziel. Er will unter allen Umständen für seinen Sohn da sein, egal, wie er dabei aussieht. Und
mit diesem Antrieb schafft er es, trotz der schwierigen Umstände und macht aus allem das
Beste. Es geht ihm nicht um sich selbst und wie er dasteht. Oder um Geld und Besitz. Es geht
ihm um sein verfassungsmäßiges Recht auf ein Streben nach Glück. Soweit Hollywood.
Aus christlicher Sicht:
(Emmaus nacherzählen) …“ Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn, als er das
Brot brach“.
Auch die Jünger hatten es auf ihrem Weg nicht ganz leicht. Sie hatten alles aufgegeben, waren
3 Jahre lang mit einem Wanderprediger durch die Lande gezogen und sahen sich nun ziemlich
am Ende. Sie hatten wahrscheinlich inzwischen alte Freunde verloren, keine feste Wohnung
mehr, kein Geld und mussten übernachten, wo immer es sich ergab. Sicher waren sie nicht
besser gekleidet, als man in einem beklecksten Malerkittel aussieht.
Und auch sie hätten in diesen 3 Jahren sicher auch etwas anderes, vermeintlich Aussichtsreicheres tun können. Aber auch sie hatten fest an ein Ziel geglaubt: Jesus wird König. Er
erlöst uns von den Römern. Ein vermeintlicher Trugschluss.
Erst als Jesus ihnen unterwegs ganz persönlich erklärt, worum es eigentlich geht, als sie nicht
mehr auf sich sehen sondern auf das große Ganze, da wird ihnen einiges klar. Als sie von sich
weg und auf Jesus sehen, als er das Brot bricht, heißt es: „Da gingen ihnen die Augen auf“,
ich übersetze das mal mit: „Da empfanden sie einen Moment der Glückseligkeit, der sich
nicht in Worte fassen lässt“. Eine Erkenntnis, dass nicht alles vergebens war. Das alles viel
größer ist als ihr Begriffsvermögen. Das Jesus genau der ist, als der er sich offenbart hat, dass
ihr Herz recht hatte, das sie Teil des ganzen Geheimnisses sind.
Sie formulieren das so: „Brannte uns nicht das Herz als er mit uns redete und uns den Sinn der
Schrift erklärte?“ Sie sind gerade im Moment absolut und uneingeschränkt glücklich.
Wann brennt uns das Herz? Und können wir das Feuer selber legen?
„Seit ich nicht mehr mich selber suche, fahre ich das glücklichste Leben, dass es geben kann“
(Sergei Turgeniew)
Dieser Satz klingt auf den ersten Blick seltsam, aber er hat mich bei der Vorbereitung lange
beschäftigt. Solange ich mich immer selber in den Mittelpunkt stelle, stehe ich mir selber im
Weg. Wenn ich mich ständig mit anderen vergleiche, werde ich immer Menschen finde,
denen es scheinbar besser geht und wahrscheinlich neidisch werden, glücklich allerdings eher
nicht.
Je mehr einer sein eigenes Glück sucht, desto weniger wird er es finden. Turgeniew hat die
Erfahrung gemacht, dass er ein glückliches Leben führte, als er es aufgegeben hatte, sich
selber zu suchen. Jetzt aber die Selbstfindung gleich aufzugeben, um von sich selbst frei - und
glücklich - zu sein? Vorsicht Falle: Insgeheim zielen wir auch damit ja auf das Glück und
wählen nur eine andere Methode. In dieser Form der Selbstaufgabe steckt ja doch auch wieder
der Ehrgeiz. Unser Ego kreist um sich selbst, bis ihm schwindlig wird und dabei wollten wir
das doch gerade aufgeben.
Der Weg zum Glück geht anders. Nur indem ich von mir weg und auf das zugehe, was mich
berührt, komme ich von mir los. Wen ich stehen bleibe und loslassen will, bleibt es ein vergebliches Kreiseln um mich selbst. Ich komme nicht vom Fleck. In der vermeintlichen Selbstaufgabe drehe ich mich endlos um mich selbst. Und bleibe in meinem eigenen Mittelpunkt.
Erst wenn ich auf den anderen zugehe, auf den Sonnenuntergang, meinen Partner, einen
Bedürftigen oder einer kniffeligen Matheaufgabe, vergesse ich mein ich. Und gerade dort, wo
ich mich vergesse, bin ich ganz bei der Sache, beim Menschen, ganz da. Bin ich glücklich.
Das kann ich mir kaum bewusst vornehmen, mich zu vergessen. Es geschieht einfach. Wenn
ich mich, wie die Jünger unterwegs nach Emmaus, ganz auf Gott einlasse - mal nicht darüber
nachdenke, dass Jesus doch eigentlich die Römer aus meinem Land verjagen sollte, eigentlich
mein König werden sollte, vielleicht wäre ein guter Platz in seinem Hofstaat für mich als
seinen Jünger drin gewesen? Und was soll jetzt werden und wie sehe dabei aus? - wenn ich in
Gott aufgehe, dann kann ich glücklich sein, nicht zuletzt, weil ich vergessen habe, glücklich
sein zu wollen.
Er hat mir dieses Glück geschenkt, ich bin von mir selbst bereit worden und habe Gemeinschaft mit etwas Größerem, mit ihm. Das Leben in Fülle ist kein Gebot und keine Verpflichtung. Es ist ein Versprechen, auf das wir uns einlassen, auf das wir uns verlassen können.
Man kann in diesem Sinne sicher nicht 24 Stunden täglich glücklich sein, das gäbe wahrscheinlich schnell einen Herzinfarkt. Aber von einem Moment der Erkenntnis, des Begreifens,
ja der Glückseligkeit kann man ein ganzes Leben lang zehren.