Volle zwölf Meter im Schnitt

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Volle zwölf Meter im Schnitt
profi fahrbericht
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Exklusiver Fahrbericht: Claas Schneidwerk V1200
Sonderdruck
aus 09/2009
IJ
eder Mähdrescherfahrer weiß,
dass ein möglichst breites Schneidwerk die Leistung der Maschine
erhöht. Zum einen reduzieren sich
dadurch natürlich die Wendezeiten und die
Zahl der Fahrspuren.
Noch wichtiger ist zum anderen aber die
gleichmäßige Beschickung des Mähdreschers mit Erntegut. Und die erreicht man
viel besser durch einen breiten Vorsatz als
durch schnelleres Fahren.
Das neue V1200 ist also kein purer Gigantismus, sondern das langsamere Fahren entlastet den Fahrer und verbessert die Funktion der Automatiksysteme: angefangen
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Volle zwölf Meter
im Schnitt
Unglaubliche 12 (in Worten: zwölf) Meter ist das neue
Vario-Schneidwerk von Claas breit. Aber es ist nicht nur
die schiere Größe, es gibt auch etliche Neuheiten an
dem Vorsatz zu entdecken. Wir konnten das V1200
exklusiv mit einem Lexion 600 Terra Trac einsetzen.
von der Schneidwerkführung über die Lenksysteme bis hin zur automatischen Vorfahrtregelung.
Handhebel einfach zu- oder abschaltbar und
versorgt so nur bei Bedarf die beiden seitlichen Rapstrenner.
Schon auf den ersten Blick erkennt man,
dass hier nicht nur 1,5 m an das V1050
(profi 9/07) „angeflickt“ wurden. Der ge-
Apropos Rapsdrusch: Um den großen Ab-
samte Aufbau des V1200 ist neu. Fangen wir
bei den Antrieben an: Bis auf die kurze Kette am Haspelantrieb sind alle Riemen und
Ketten verschwunden, es gibt nur noch Hydraulik und Getriebe.
Auf der linken Schneidwerkseite wird neben
Einzugschnecke und Messer noch eine Ölpumpe angetrieben. Diese ist mit einem
Getriebe ersetzen
Riemen und Ketten.
Die Ölpumpe für
den Antrieb der
Rapsmesser ist einfach abzuschalten.
Der Messerantrieb
erfolgt auf beiden
Seiten über ein
neues ExcenterGetriebe.
stand von 108 cm zwischen Messer und Einzugschnecke realisieren zu können, hält
Claas an dem System fest, den Vario-Tisch
um 50 cm nach vorne zu schieben und
30 cm breite Bleche einzulegen.
Beim V1200 sind das fünf Stück. Außerdem
muss an beiden Seiten eine verschraubte
Gelenkwelle gegen eine längere getauscht
werden. Diese sind für den neuen, beidseitig linearen Messerantrieb. Denn vorbei sind
Unglaubliche 12 m
Schnittbreite hat
das neue VarioSchneidwerk
V1200 von Claas.
Fotos: Wilmer
DATENKOMPASS I
Claas Schneidwerk
V1200
Den Verstellbereich des Tisches von 30 cm gleichen die teleskopierbaren Gelenkwellen aus.
Für Raps müssen sie gegen längere getauscht werden.
die Zeiten von Keilriemen und Pendelhubgetriebe.
Der Messerbalken ist in der Mitte geteilt
und hat an beiden Seiten ein Planetengetriebe mit Excenter. Die Schnittfrequenz
hat Claas dabei von 1 120 Hüben pro Minute auf 1 334 Hübe pro Minute gesteigert.
Gleichzeitig wurden die Doppelfinger schlanker konstruiert, damit mehr Platz für die
Halme bleibt.
Unverändert ist der Verstellbereich des
Vario-Tisches von 30 cm. Damit beträgt der
Abstand zwischen Messer und Einzugschnecke zwischen minimal 48 und maximal
78 cm. Um die größeren Materialmengen
verarbeiten zu können, wurde der Durchmesser der Schnecke außerdem von 58 auf
66 cm vergrößert.
Wie schon beim V1050 ist die Schnecke in
der Mitte geteilt und gelagert. Bei unserem
Weizenbestand und bei etwa 6 km/h war
das für den Einzug und Materialfluss kein
Problem.
Das bestätigen auch einige Praxiserfahrungen mit dem V1050: Auch bei größten Materialmengen kann sich die Einzugschnecke
in der Mitte sicher nicht hochdrücken, was
bei durchgehenden Schnecken ja durchaus
mal passiert.
Schnittbreite
11,97 m
Durchmesser Einzugschnecke 66 cm
Schnittfrequenz
1 334 Hübe/min
Verstellbereich Vario-Tisch (Abstand
Messer/Einzugschnecke) 48 bis 78 cm,
108 cm bei Raps
Antrieb Rapstrenner
hydraulisch,
über abschaltbare Pumpe
Gewicht
3 600 kg
Preis (ohne MwSt.) 99 445 €
inkl. Rapsausrüstung, Transportwagen
und zwei Laser-Piloten
Herstellerangaben
Ganz neu sind bei dem V1200 auch die
Form und die Lagerung der Haspel. Die
Zinkenträger sind nicht mehr rund, sondern
halbmondförmig. Dank des größeren Querschnittes können sich hier keine Ähren mehr
„aufhängen“ und wieder mit nach vorne genommen werden.
Außerdem sollen neue, patentierte PolymerLagerungen die Verschleißfestigkeit erhöhen und den Leistungsbedarf senken. Der
Antrieb erfolgt nach wie vor hydraulisch
von der rechten Seite, wo auch die einzige
bereits erwähnte Kette am ganzen Schneidwerk noch zu finden ist.
Was uns sonst noch aufgefallen ist:
n Die Abstreifleisten hinter der Einzugschnecke sind jetzt außen geschraubt und
so sehr viel einfacher einzustellen.
Die Einzugschnecke hat 66 cm
Durchmesser und ist wie die Haspel
in der Mitte zusätzlich gelagert.
Auch der Messerbalken ist
in der Mitte geteilt.
profi FAhrbericht
Das Abtankrohr
„3 XL“ lässt auch
bei 12 m Schnittbreite noch Platz
genug für das
Abfuhrfahrzeug.
Der zweiachsige
Transportwagen
ist auflaufgebremst. Zum
Fahren hinter
dem Mähdrescher
ist eine Sonder­
genehmigung
notwendig. Statt
der 25-km/hZulassung gibt es
auch die 40-km/hZulassung.
n Der auflaufgebremste Transportwagen
läuft vorne und hinten spurgleich und ist
neben dem Schneidwerk sowohl für den
12-reihigen Maispflücker als auch den
16-reihigen Sonnenblumenvorsatz geeignet.
Natürlich ist aufgrund der Transportlänge
von über 20 m eine Ausnahmegenehmigung
für Straßenfahrten erforderlich. Der Wagen
hat aber sogar eine 40-km/h-Freigabe und
kann mit dem Schlepper gezogen werden.
n Die Halter für den Laser-Pilot brauchen
für Raps keine Verlängerungen mehr und
lassen sich jetzt einfacher umklappen.
profi 9/2009
n Die Rapstrenner und Einlegebleche sind
in einer Transportbox am Schneidwerk­
wagen untergebracht.
n Laut Claas wiegt das komplette Schneidwerk rund 3 600 kg.
n Unverändert beibehalten hat man die
Testbügelpaare an beiden Seiten zur Ansteuerung des „AutoContur“-Systems.
n Um beim Abbunkern neben dem Mähdrescher herfahren zu können, reicht das
„2 XL“-Abtankrohr. Wer auf Nummer sicher
gehen will, kann aber auch das 58 cm längere „3 XL“ bestellen.
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Fazit: Das neue V1200 von Claas ist mit exakt 11,97 m Schnittbreite nicht nur das
größte Vario-Schneidwerk auf dem Markt.
Offensichtlich ist es auch das erste Modell
einer neuen Schneidwerkgeneration bei
Claas: ohne Riemen und Ketten,mit beidseitigem, linearem Messerantrieb, einer neu gestalteten Haspel und verbesserten Details.
Dazu gehören die von außen einstellbaren
Abstreifleisten der auf 66 cm Durchmesser
vergrößerten Einzugschnecke genauso wie
die neuen Halterungen für den Laser-Pilot.
Die neue Dimension hat allerdings auch ihren Preis: Zur neuen Saison steht das V1200
in kompletter Ausstattung mit Rapsausrüstung, zwei Laser-Piloten und Transportwagen für rund 99 000 Euro in der Preisliste.
Hubert Wilmer
Die Zinkenträger sind halbmondförmig und
haben einen größeren Durchmesser. Die patentierten Polymer-Lagerungen sollen verschleißfester sein und leichter laufen.
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