Den Durst nach Wissen gestillt
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Den Durst nach Wissen gestillt
Bildung. | Montag, 12. Januar 2015 | Seite 23 Hausaufgaben Für immer frei Von Markus Wüest Ohne grosses Trara, mit einer Krokodilsträne im Auge, aber auch mit einer gewissen Erleichterung, Sie an dieser Stelle nie mehr mit Fragen plagen zu müssen, gebe ich Ihnen fortan frei. Keine Hausaufgaben mehr. Jetzt doch? Hiess es nicht, es gehe weiter, werden Sie sich wundern. Nun, die Betreuung der Buchseite ruft, Gespräche mit Autoren auch, Begegnungen mit spannenden Menschen wie Mike Müller oder Erich von Däniken. Und dann die «schönsten Lokomotiven». Nicht verzetteln Wüest, hat es geheissen. Wir folgen. Lösung der Aufgabe vom 5. Januar: Mit Unterstützung ans Ziel. Vera Plattner, Lehrerin, Franziska Reinhard von Amie und Rebecca Binder, die jung Mutter wurde und jetzt ihre Ausbildung nachholt. Den Durst nach Wissen gestillt Das Projekt Amie bereitet junge Mütter auf den Berufseinstieg vor Von Niggi Freundlieb (Text und Foto) In Basel gibt es viele junge Frauen mit Kind, welche über keine Berufsausbildung verfügen und von der Sozialhilfe abhängig sind. Auch für junge Mütter ohne Ausbildung, welche nicht unmittelbar auf Leistungen aus dem Sozialamt angewiesen sind, ist es neben der zeitlichen Belastung und der grossen Verantwortung, die sie für ihr Kind tragen, eine Herausforderung, eine Lehrstelle zu finden und den Einstieg in die Erwerbsarbeit zu bewältigen. Rebecca Binder stand, als ihr Sohn Levin vor rund dreieinhalb Jahren geboren wurde, genau vor dieser Herausforderung. «Nachdem ich die Schule abgebrochen hatte, begann ich im Detailhandel, wo ich auch meinen heutigen Mann kennenlernte, als Verkäuferin zu arbeiten. Nach der Heirat wurde ich bald schwanger und in mir reifte die Idee, eine Berufsausbildung zu beginnen. In meiner damaligen Situation schien dieses Unterfangen aber ziemlich schwierig zu werden», sagt die heute 26-Jährige. «Dank eines Zeitungsartikels wurde ich auf das Projekt Amie aufmerksam und begann Hoffnung zu schöpfen, denn Amie bot genau die Hilfestellungen, die ich benötigte und ich meldete mich für den einjährigen Kurs an.» «Amie ist ein Berufs-Integrationsprojekt für junge Mütter ab 16 Jahren», sagt Geschäftsleiterin Franziska Reinhard. «Es fördert und begleitet junge Mütter, damit sie ihren Weg finden, auf dem sie Mutterschaft und Beruf vereinen können. Im einjährigen Programm werden die jungen Mütter auf den Einstieg in eine Berufslehre oder in den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet.» Seit 2007 wurden in der Region Basel rund 130 junge Frauen von Amie unterstützt und begleitet. «Gut die Hälfte hat eine Lehrstelle oder eine Arbeitsstelle und ein Viertel konnte berufliche Übergangslösungen realisieren. Lediglich für ein Viertel konnte keine Anschlusslösung gefunden werden», sagt Reinhard. Vielleicht einmal Primarlehrerin Zu den Glücklichen, welche nach der Absolvierung des Amie-Kurses eine Lehrstelle gefunden haben, zählt auch Rebecca Binder. «Ich mache jetzt beim Verein für Sozialpsychiatrie in Frenkendorf eine KV-Ausbildung im ersten Lehrjahr, bereite mich zudem auf die Berufsmaturität vor und möchte Primarlehrerin werden.» Amie nimmt bei jeder Kursteilnehmerin eine generelle Standortbestimmung sowie professionelle Berufsberatung vor und unterstützt die jungen Mütter bei der Lehrstellensuche. «Die jungen Frauen müssen allerdings ihre Lehrstellen selbst suchen», betont Kursleiterin Vera Plattner, Lehrerin und Lerncoach für Motivation und Selbst- Auf Spenden angewiesen Basel. Amie wurde 2007 als Projekt vom Gewerbeverband Basel-Stadt gegründet und wird seit 1. Januar 2015 als selbstständiger Verein unter der Leitung von Franziska Reinhard geführt. Amie ist Pionier im Bereich der Berufseinstiegsprojekte für junge Mütter in der Schweiz. In der Folge ist das «Kompetenzzentrum Arbeit» der Stadt Bern mit einem entsprechenden Angebot gestartet. Aufgrund der positiven Erfahrungen von Amie Basel hat das Es ist Zeit für China Kurs der Volkshochschule über das Reich der Mitte Basel. Wer China bereist, kann viele Gegensätze entdecken: Hochgebirge und Wüsten, traditionelle Dorfgemeinschaften und rasant wachsende Grossstädte, Ahnenverehrung und Zukunftsglaube, die historisch bedeutsame Chinesische Mauer oder ganz neue Bauten wie etwa das «Vogelnest» in Peking, das anlässlich der Olympischen Spiele gebaut wurde. Die Volkshochschule beider Basel gibt Interessierten mit dem Kurs «China erleben» die Möglichkeit, das riesige Land und seine Bewohnerinnen und Bewohner besser kennenzulernen. An drei Samstagen nimmt die ehemalige management, «wir geben ihnen lediglich die passenden Instrumente in die Hand und unterstützen sie.» Während der Kurse erhalten die Teilnehmerinnen Bewerbungstrainings und Anleitung zur Erstellung der Bewerbungsdossiers. Das Thema Erziehung nimmt einen zentralen Platz in der Kursarbeit ein. «Deshalb bringen die jungen Mütter jede Woche während eines halben Tages ihre Kinder mit in die Kurse, wo dann mit der Erziehungspädagogin Linda Altherr Themen rund um die Beziehung zum Kind, zu Erziehung und Entwicklung des Kindes besprochen und angegangen werden», fügt Vera Plattner hinzu. Ausserhalb dieses halben Tages müssen die Kinder in Kindertagesstätten betreut werden. In der Regel organisiert Familea für die Kursteilnehmerinnen einen Platz in einer Kindertagesstätte. Teilnehmerinnen aus dem Baselland unterstützt Amie bei der Suche nach einem entsprechenden Betreuungsplatz. Weitere Kursinhalte beschäftigen sich mit der Persönlichkeitsbildung Reiseleiterin und Chinesisch-Dozentin Aihua Ries-Liu Interessierte mit auf eine virtuelle Reise in ihre Heimat. Dabei finden Aspekte wie der Alltag in den Metropolen, die verschiedenen Sprachen, Ausbildungen, Esskultur sowie Tipps im Umgang mit Chinesen Platz im Kursprogramm. Zudem sind die Teilnehmenden eingeladen, eigene Fragen mitzubringen, etwa im Hinblick auf eigene Reisepläne. «China erleben», Samstag, 24. 1.–7. 2. 2015, (3-mal), jeweils 10 bis 12.15 Uhr oder 14 bis 16.15 Uhr, Gewerkschaftshaus Basel. Informationen und Anmeldung: 061 269 86 66 oder www.vhsbb.ch Schweizerische Arbeitshilfswerk (SAH) Zürich 2012 mit Amie Zürich seine Arbeit aufgenommen. Und 2013 entwickelte die Albert Koechlin-Stiftung mit der Unterstützung von Amie Basel mit «MiA Zentralschweiz» in Luzern ein entsprechendes Angebot. Mittlerweile findet zwischen den vier Organisationen ein Know-how-Austausch statt, Synergien werden genutzt und es ist ein breites Netzwerk entstanden. nfr www.amie-basel.ch sowie der Stärkung des Selbstvertrauens, und es werden Module zu den Bereichen Work-Life-Balance, Selbstmanagement, Kommunikation oder Geld und Konsum angeboten. Einmal die Woche wird zudem das Schulwissen in Deutsch und Mathematik aufgebessert. «Ich habe inhaltlich von den Kursinhalten sehr profitiert», bestätigt Rebecca Binder, «vor allem ist auch mein Selbstvertrauen gestärkt worden. Und insbesondere hat es mir sehr gut getan, mich mit den anderen Frauen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen, denn als junge Mutter, die nicht im Berufsleben steht, ist man sonst ziemlich isoliert.» Coaching – bei Bedarf Amie begleitet die jungen Frauen individuell und sie werden auch nach den Kursen während der Lehrzeit bei Bedarf weiterhin unterstützt. Mehrmals im Jahr findet ein Treffen aller ehemaligen Teilnehmerinnen statt, um offene Fragen zu klären und Fragen auszutauschen. Wenn Schwierigkeiten auftreten, besteht die Möglichkeit eines Einzelcoachings. «Auch wenn Amie für die Teilnehmerinnen manchmal wie ein Familienersatz ist, der sie in schwierigen Zeiten auffängt, ist den jungen Müttern bewusst, dass sie nicht nur während des einjährigen Kurses, sondern vor allem dann während der Ausbildung viel Kraft und Durchhaltewillen benötigen», weiss Franziska Reinhard, «wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass die jungen Frauen – wenn sie den Schritt gemacht haben, den Kurs zu besuchen – äusserst motiviert sind.» Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverband Basel-Stadt Ist es nicht wunderbar, dass es beim letzen Mal um Figuren aus Romanen ging? Als hätte ich es geahnt: a) Wer mit Scarlett O’Hara mitfiebern und mitleiden will, wenn in der Folge des Sezessionskriegs der Alte Süden untergeht, der lese Margaret Mitchells epischen Roman «Gone with the Wind» («Vom Winde verweht»), für den sie 1937 den Pulitzerpreis erhielt. b) Wer wissen will, wie Holden Caulfield den Übergang von der Jugend zum Erwachsensein bewältigt, der sollte J. D. Salingers Klassiker «Catcher in the Rye» lesen («Der Fänger im Roggen»). c) Wer sich mit Grundsatzfragen über Abtreibung in literarischer Form auseinandersetzen mag und erst noch ein tolles Buch zur Hand nehmen will, der liest «Cider House Rules» («Gottes Werk und Teufels Beitrag») von John Irving. Darin spielt der Waisenknabe Homer Wells die zentrale Rolle. d) Wer nach drei grossartigen amerikanischen Büchern Lust auf einen Klassiker der Schweizer Literatur hat und herausfinden möchte, wie es Heinrich Lee ergeht, dem sei Gottfried Kellers «Der grüne Heinrich» ans Herz gelegt. e) Und wer findet, es sei höchste Zeit für eine grossartige Frauenfigur wie jene der Blanche Dubois, der sollte «A Streetcar Named Desire» («Endstation Sehnsucht») von Tennessee Williams lesen – oder sich die Verfilmung zu Gemüte führen. 1951 von Elia Kazan gedreht mit Vivien Leigh in der Rolle der Blanche Dubois. In der Rubrik «Hausaufgaben» stellten wir jede Woche Fragen aus den unterschiedlichsten Wissensbereichen. Jeweils eine Woche später folgte die Auflösung. Es gab keine Noten. Nachsitzen musste niemand. Versetzt wurde auch niemand. Mitmachen war aber erwünscht. Die schönsten Handschriften online Ein Besuch in der digitalen Bibliothek lohnt sich Die digitale Bibliothek «E-codices» macht seit zehn Jahren Handschriften der Schweiz im Internet einem breiten Publikum zugänglich. Mittlerweile sind 1233 der schönsten und bedeutendsten Werke editiert, darunter etwa 400 Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Die Bände werden in Ateliers in St. Gallen und Cologny (GE) mit Spezialkameras Seite für Seite fotografiert und danach wissenschaftlich aufgearbeitet. «E-codices» ist die älteste digitale Bibliothek der Schweiz. Durch das 2005 an der Universität Freiburg gegründete Projekt ist die Nutzung der Quellen deutlich intensiver St.Gallen. geworden. Studierende kommen heute übers Internet viel leichter in Kontakt mit alten Handschriften. «E-codices» ist noch immer vorwiegend ein wissenschaftliches Projekt, wie der Gründer und Leiter Christoph Flüeler, Professor der Universität Freiburg, sagte. Handschriften bergen laut Flüeler noch immer Geheimnisse, auch wenn viele Informationen im Internet für alle zugänglich sind. In zehn Jahren werde sich die Handschriften-Forschung weitgehend aufs Internet verlagert haben, erwartet der Historiker. Und «E-codices» soll wachsen. Etwa 7500 mittelalterliche Handschriften in öffentlichen, kirchlichen und privaten Bibliotheken der Schweiz und noch weit mehr neuzeitliche Handschriften warten auf eine Edition. 2015 sollen 200 Werke online gestellt werden, darunter die Sammlung jüdischer Handschriften René Braginsky, Zürich. Die Universität Freiburg will ihr Kompetenzzentrum für Schweizer Handschriften und digitale Handschriften Forschung mit dem Projekt «Fragmentarium» zudem ausbauen. An diesem «digitalen Laboratorium» sollen sich die wichtigsten Handschriften-Bibliotheken der Welt beteiligen, wie Christoph Flüeler sagte. SDA