jugendgefährdende Videos auf dem Handy - VS
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jugendgefährdende Videos auf dem Handy - VS
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus Informationen zu jugendgefährdenden Videos auf dem Handy Neben dem Versenden von Kurznachrichten und dem Telefonieren gewinnt das Fotografieren und Filmen mit dem Handy bei Kindern und Jugendlichen zunehmend an Bedeutung. Zahlreiche Handybesitzer verfügen heute über eine integrierte Kamera in ihrem Mobiltelefon und haben dank moderner Technik auch die Möglichkeit, mit einem WAP-Handy im Internet zu surfen und Daten von Handy zu Handy übertragen. Die Handys der letzten Generation sind heute in den Händen vieler Kinder und Jugendlicher, die ein modernes Gerät oft als Statussymbol erachten. Das Handy wird also mehr und mehr zu einem technisch faszinierenden Multifunktionsgerät, das nicht nur Kommunikationsmittel, sondern gleichzeitig auch Fotoapparat, Filmkamera, Speicherplatz und Kalender etc. ist. Erschreckend sind allerdings die potenziellen Gefahren, die mit diesem Multimediagerät verbunden sind. „Happy Slapping“ und „Snuff-Videos“ Ein neuer, höchst Besorgnis erregender Trend aus England greift vor allem unter jugendlichen Handy-Nutzern um sich: das so genannte „Happy Slapping“. Als „Happy Slapping“ bezeichnet man im Englischen ironisch die brutalen Überfälle, die mit dem Handy gefilmt werden und für die die Kameraaufnahme oft das einzige Motiv ist. Gewalttätige Halbstarke schwärmen aus auf der Suche nach Opfern, die sie meist grundlos plötzlich angreifen und verprügeln. Die Tat wird mit Handy-Kameras gefilmt und anschließend an Freunde als Videoclip oder Foto verschickt oder ins Internet gestellt, wo es für jedermann einsehbar ist. Nach dem tätlichen Angriff drohen dem Opfer mit dem Film neben den körperlichen und psychischen Wunden noch der Spott und die Demütigung. Parallel zu dieser perversen Mutprobe kursieren heimlich von Schülerhandy zu Schülerhandy inhaltlich höchst bedenkliche Filme, die körperliche und psychische Demütigungen, Vergewaltigungen und Misshandlungen bis hin zu brutalen Morden und Leichenschändungen darstellen. Diese Video-Clips werden „Snuff-Videos“ genannt und können leider allzu häufig problemlos aus dem Internet auf Speicher, wie etwa das Handy, heruntergeladen werden. Das englische Verb to snuff out bedeutet „jemanden umbringen, eine Kerze ausblasen, ein Leben auslöschen“, was deutlich macht, welche abscheulichen und menschenverachtenden Bilder hier transportiert werden. Die Filme werden im Internet oft auf ausländischen Servern bereitgestellt, so dass für die Polizei eine Verfolgung der Täter in vielen Fällen gar nicht möglich ist. Einmal auf einem modernen Handy gespeichert, genügen wenige Tastenbewegungen, um diese Filme auf andere Handys zu übertragen. Psychologen warnen vor diesen Gewaltvideos, die als „visuelle Mutproben“ unter Jugendlichen die Runde machen, und vor den fatalen Auswirkungen der visuellen Brutalität auf die jugendliche Psyche. Hinzu kommt, dass die Verbreitung von pornografischen, rassistischen oder Gewalt verherrlichenden Videos an Personen unter 18 Jahren strafbar ist. Auch das Anbieten, das Überlassen oder jede andere Form des Zugänglichmachens von Medien, die auf der Liste jugendgefährdender Medien der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) erscheinen, können strafrechtlich verfolgt werden. Was den Trend zum Filmen von Gewaltvideos bei manchen Jugendlichen ausgelöst hat, darüber sind sich auch die Experten uneinig. Die Ursachen von Gewaltbereitschaft können vielfältig sein. Bedeutsam sind laut dem Erlanger Wissenschaftler Professor Lösel vom Lehrstuhl für Psychologie der Universität Erlangen-Nürnberg u.a. das Schul- und Klassenklima und die Zugehörigkeit zu bestimmten Cliquen. Einen deutlichen Einfluss haben der häufige Konsum gewalthaltiger Computerspiele, Video- und Fernsehfilme sowie die Rezeption von Fernsehshows, die extreme Mutproben zeigen. Pubertäre Prahlerei mit strafbaren „Heldentaten“ nebst audiovisuellen Beweisen gelten als weitere Handlungsmotive für „Happy Slapping“. Handy-Nutzungsverbot in Schulen Die Schule ist nicht der Ort zum Telefonieren und schon gar nicht für die Verbreitung jugendgefährdender Machwerke. Diesem Erziehungs- und Schutzauftrag muss ein grundsätzliches Nutzungsverbot für Handys in den Schulen gerecht werden. Das bereits bestehende Nutzungsverbot für Handys an öffentlichen Schulen während des Unterrichts soll daher weiter konkretisiert und u.a. auch auf die Pausen ausgedehnt werden. Eine solche Regelung kommt dem verständlichen Anliegen der Eltern entgegen, mit ihren Kindern vor und nach der Schule Kontakt aufnehmen zu können. Bei Prüfungen ist bereits das Mitführen von Handys im Übrigen schon seit Jahren untersagt und wird bei Zuwiderhandlung als Unterschleif gewertet. Bei Nichtbeachtung dieser Regelung können Handys von der Lehrkraft konfisziert und bis zum Unterrichtsende einbehalten werden. In konkreten Verdachtsfällen müssen Lehrkräfte über die Schulleitung Kontakt zur Polizei und mit den Eltern herstellen. Um dem „Happy Slapping“ und der Verbreitung gewalthaltiger und jugendgefährdender Inhalte entgegen zu wirken, fordert die Polizei auf, alle Fälle direkt zu melden. Betroffene Schülerinnen und Schüler sollten sich in jedem Fall an eine Vertrauensperson wenden: an die Eltern, an ihre Lehrkräfte, an Mitschüler oder die Schulleitung. Die Polizei weist darauf hin, dass beobachtete Fälle umgehend der Polizei gemeldet werden müssen. Prävention und Intervention Außer Frage steht, dass Prävention und Aufklärung nach wie vor die besten Mittel sind, wenn verhindert werden soll, dass Probleme im Umgang mit den neuen Medien nur aus dem Schulhof herausverlagert werden. Als präventive Maßnahmen gegen schulische Gewalt bieten sich Verhaltenstrainings in Form von Rollenspielen und Streitschlichtung sowie die Festlegung und Einhaltung gemeinsam aufgestellter Verhaltensregeln an. Die Einbindung von Fachleuten, wie z.B. Schulpsychologen, Jugendpolizisten oder Medienpädagogen, ist in diesen Fällen äußerst sinnvoll. In Bayern existieren neben einem bewährten Beratungssystem zahlreiche Programme zur Gewaltprävention. Eine Übersicht über kompetente Ansprechpartner, Materialien und wichtige Links zur Gewaltprävention an Schulen findet sich auf der Homepage des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus unter der Adresse www.km.bayern.de/km/aufgaben/gewaltpraevention/.