Erinnerungen an Klosterbusch - Ruhr
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Erinnerungen an Klosterbusch - Ruhr
10 11 Im Juli 1978 war die Umsignierung des ausleihfähigen und des sekretiert unter Y aufgestellten Bestandes beendet, die Magazine mit alten Signaturen aufgelöst. Ca. 265 000 Bände wurden umgestellt. Zu bearbeiten bl ieben noch die Bände, die Sonderstandorte haben, wie z.B. die Handbibliotheken; Erst wenn auch dieser Rest umgestellt ist, kann die Umsignierung als ganz beendet betrachtet werden. Mit der Revision anhand der bearbeiteten Konkordanzen wurde bereits begonnen, danach können genaue Angaben über Menge und Ti.tel der verschwundenen Bände in den einzelnen Fachgruppen gemacht werden. Göri ch Erinnerungen an Klosterbusch. Von Günther Pflug Klosterbusch! Es gibt nur noch wenige Mitarbeiter in der Univers i tätsbibI iothek, denen dieser Name mehr besagt als ein waldreiches Tal am Fuße der Universität. Für die ganz alten Bochumer bedeutet es natürl ich eine Zeche. Noch bis Ende der 50er Jahre wurde hier Kohle gefördert und mit einer Seilbahn über die Ruhr nach Herbede transportiert. Daß aus dieser Zeche die Keimzelle der Ruhr-Universität Bochum wurde, empfanden damals die Bochumer Bürger als ein gutes Omen. Die Kohle ging im südl ichen Ruhrgebiet zu Ende, die Bildung sollte statt ihrer einziehen. In der Zeche Klosterbusch fand Mitte 1962 gewissermaßen die symbolische Ubergabe statt. Denn damals zog der erste Vortrupp der Universität in die Räume ein. Das Ministerium in Düsseldorf - oder war es der Gründungsausschuß? - hatte sich einen langen Namen ausgedacht: Aufbaustelle für die Büchersammlungen der Universitätsbibliothek und der Institute der Ruhr-Universität Bochum. Natürlich war es für alle, die dort ihre Arbeit aufnahmen, von Anfang an die "Universitätsbi bl i othek" . Ein langer pol itischer Kampf war vorausgegangen: Bochum oder Dortmund. Heute haben beide Städte ihre Universität, und noch einige weitere Städte in Nordrhein-Westfalen. Damals war jedoch die Gründung einer Universität noch ein Abenteuer; viele Leute glaubten, mit dem Modell der Ruhr-Universität Bochum etwas völl ig Neues zu schaffen : Verbindung einer Universität mit einer Technischen Hochschule, kleine akademische Verwaltungseinheiten anstelle der großen Fakultäten, enge räuml~che ~achbarschaf~ aller Fächer zur Verbesserung der Zusammenarbeit zWischen den einzelnen Diszipl inen. Es wurde viel über die Möglichke~ten und Chancen der neuen Universität diskutiert, galt es doch, die rechte Balance zwischen Fortschritt und Tradition zu finden, so wie man es sich Anfang der 60er Jahre vorstellte. Sind die Studenten an der Selbstverwaltung zu beteil igen? Sollen di~ Pr?fess?ren Talare tragen? Heute erscheinen die damals so heiß diskutierten Fragen schon reichl ich angestaubt. Doch in Klosterbusch herrschten 1963 andere, viel realere S?rgen. Läßt sich überhaupt, so fragten damals die BibI iothekare! eine Universitätsbibliothek aus dem Nichts aufbauen? Ist der Internationale Antiquariatsmarkt dazu leistungsfähig genug?Es gab manche Kollegen in der Bundesrepublik Deutschland, die das be- 12 13 zweifelten, und ein Argument in der Auseinandersetzung um di 7 Standortwahl zwischen Dortmund und Bochum, das von Dortmund In die Diskussion gebracht wurde, war die Tatsache, daß Dortmund eine alte wissenschaftl iche BibI iothek, die Stadt- und LandesbibI iothek, in die Universität einbringen konnte, wie das später z.B. in Bremen und Düsseldorf geschah. Bochum hatte dagegen auf diesem Felde nichts zu bieten. Das Ministerium, der Gründungsausschuß und auch die ersten Mitarbeiter in Klosterbusch, an ihrer Spitze Prof. Juchhoff, waren da optimistischer, und sie behielten recht. Schon in den ersten Monaten des Aufbaus von April bis Dezember 1962 konnten mehr Bücher erworben werden, als die zuversichtl ichsten Schätzungen angenommen hatten. Das Ministerium mußte mehrfach die Etatmittel erhöhen, damit die Rechnungen bezahlt werden konnten. So einfach war das damals, gab es doch im Landesetat einen großen allgemeinen Verfügungsbetrag für die Ruhr-Universität Bochum, von dem der Minister jeweils Teile freigeben konnte. Und dies hat er für die UniversitätsbibI iothek reichlich getan. Pension gegangen ist. Lediglich Frau Seher arbeitet noch in der Universität, wenn auch an anderer Stelle. W~s waren ~ie herausrag nden Ereignisse in Klosterbusch? Eigent- 7 I Ich lag die Zeche abseits vom Universitätsgeschehen. Die Baustelle auf der Höhe lockte die Besucher an, nach Klosterbusch verirrte man sich jedoch nur selten. Und doch gab es auch hier Ereignisse, erwartete und unerwartete. Der Abbruch der Zeche zum Beispiel, das Einreißen der Maschinenhalle, das leider einen Toten forderte, das Umlegen des großen Schornsteins, das wir alle vom neuen Hang aus beobachteten, schließlich die Hochwasserkatastrophen, die bei jedem Regen entstanden, der von der frischen Baustelle soviel Schlamm herunterspülte, daß alle Gullys verstopften und das Wasser meterhoch auf der Straße stand. Ihm ist auch der kleine Einkaufsladen der Frau Hüggenberg, der sich genau gegenüber dem Eingang der UniversitätsbibI iothek in Klosterbusch befand, zum Opfer gefallen. Uberhaupt hat die Baustelle auf der Höhe der Ruhr-Universität in Klosterbusch mehrfach gestört. Wochenlang war das Lottental nicht passierbar, als tonnenweise Erde abgefahren und vor dem Steinbruch hinter der Zeche abgelagert wurde; alles natürlich kleine Sorgen, doch sie haben eine besondere Erinnerung an Klosterbusch hinterlassen, der etwas von einem Pioniergeist anhängt. Doch bereiteten die Buchkäufe nicht nur Freude. Der Umbau der Waschkaue in der Zeche Klosterbusch zum Magazin verzögerte sich durch den strengen Winter 1962/63. Alle Sandgruben waren so stark zugefroren, daß zum Gießen des Estrichs kein Sand zur Verfügung stand. Dadurch konnten auch die Regale nicht eingebaut werden. In fast allen Büroräumen stapelten sich die Bücher kniehoch auf dem Fußboden; die Tragfähigkeit der Decken war deutI ich überschritten und eigentlich konnten wir absehen, wann Klosterbusch zusammenstürzen mußte. Doch ist es noch einmal gut gegangen. Im März 1963 wurden die Regale montiert und die Bücher eingeordnet. Natürlich mußten alle mit anfassen, denn es gab nur sechs Mitarbeiter, wenig später waren es schon zehn, aber die zwanzig wurden erst im Folgejahr erreicht. Auch von einem Brand ist Klosterbusch nicht verschont geblieben. Unvorsichtige Abbrucharbeiter hatten beim Schweißen den hölzernen Kühlturm in Brand gesetzt, im Nu stand das Teerdach der Zeche durch Funkenflug in Flammen. Doch bevor die Feuerwehr eindrang, waren mutige Mitarbeiter der Katalogisierung auf das Dach gestiegen und hatten das Feuer gelöscht. Dann kam 1965 die feierliche -Eröffnung der Universität mit der Einweihung ~er beiden ersten Gebäude. Damit endete eigentlich die goldene Zeit von Klosterbusch: es gab nicht mehr die Aufbaustelle der ersten Jahre, sie war zur Universitätsbibliothek geworden mit ihrer vollen Einbindung in einen laufenden Universitätsbetrieb. Die ersten Abteilungen verließen Klosterbusch und bezogen die Etagen , in den Gebäuden IA und IB; die Katalogisierung, die Benutzungsabteilung sowie die Datenverarbeitung, wenig später folgte die Dissertationsstelle. Die anderen bl ieben noch im Lottental und hofften auf den Neubau, der dann doch noch zehn Jahre auf sich warten ließ. So klein das Häuflein war, so gab es doch reale Verkehrsprobleme. Nur dreimal tägl ich fuhr der Bus nach Klosterbusch, morgens, mittags und nachmittags. Und wer ihn morgens verpaßte, mußte durch das ganze Lottental zu Fuß laufen. Es dauerte lange, bis es wenigstens einen stündlichen Busbetrieb gab. Dazu hat die Universitätsverwaltung mitgeholfen, die ebenfalls in Klosterbusch ihre Arbeit aufnahm sowie das Botanische und das Physiologische Institut, die seit Mitte 1963 in Klosterbusch auch aufgebaut wurden. Aber da waren die Mitarbeiter der Universitätsbibliothek schon recht heimisch geworden, bei der Arbeit, beim gemeinsamen Mittagstisch im Restaurant 'Hüggenberg ' , und natürlich bei den ersten Betriebsausflügen. Jetzt ist natürl ich alles viel schöner und größer geworden. Doch denkt vielleicht der eine oder andere Mitarbeiter noch gerne an Klosterbusch zurück. Es waren nur wenige BibI iothekare, die in Klosterbusch arbeiteten, aber zahlreiche Bochumer Bürger, für die die Universität eine neue Existenz werden sollte. Manche von ihnen sind nun schon fünfzehn Jahre in der Universitätsbibliothek, von den ersten je- doch ist keiner mehr da, nachdem Frau Schulze im letzten Jahr in I