ERASMUS-Erfahrungsbericht Universität Utrecht / Niederlande Name
Transcrição
ERASMUS-Erfahrungsbericht Universität Utrecht / Niederlande Name
ERASMUS-Erfahrungsbericht Universität Utrecht / Niederlande Name: Christine Zimmer Heimatuniversität: Julius-Maximilians-Universität Würzburg Studiengang: Anglistik/Amerikanistik und Political & Social Studies (Bachelor of Arts) Fachbereich an Gasthochschule: Geisteswissenschaft (und teilweise Sozialwissenschaften) Aufenthalt: Wintersemester 2011/12 – 01. September 2011 bis 31. Januar 2012 Vorbereitung Ich war mir schon im 1. Semester ziemlich sicher, dass ich ein Auslandssemester machen möchte, deshalb habe ich mich rechtzeitig (im 2. Semester) über meine Möglichkeiten informiert. Die Informationen vom International Office Würzburg empfand ich dabei sehr hilfreich (Flyer und ein ganzes Informationsheft, außerdem kann man sich auch direkt Erfahrungsberichte ansehen) und die Bewerbung (dann ein Semester später) war unkomplizierter als ich dachte, auch wenn viele Unterlagen einzuholen sind. Wer zeitig beginnt – also schon im 2. Semester - dürfte damit keine Probleme haben! Betreuung durch die Gasthochschule Die Betreuung durch die Universität Utrecht ist hervorragend. Ich habe mich in keiner Sekunde alleine oder im Stich gelassen gefühlt. Schon während des Sommersemester in Würzburg habe ich viele Informationen zum Leben in Utrecht und den Niederlanden erhalten. Im August wurde mir dann ein Formular geschickt in dem ich meine bevorzugte Kurswahl eintragen musste. Vom Angebot für Austauschstudenten (und darüber hinaus) durfte ich mir drei Prioritäten aussuchen, die Universität versuchte mich dann in zwei meiner favorisierten Kurse einzutragen. Das hat in meinem Fall auch ganz gut geklappt. Den Stundenplan erhält man in der Einführungsveranstaltung oder kann ihn direkt über OSIRIS (etwa wie sb@home) abrufen. Die Kommunikation zwischen der Hochschule und mir verlief ganz bequem per E-Mail. Man bekommt meistens schon am nächsten (wenn nicht sogar am selben) Tag eine Antwort. Wohnen Gewohnt habe ich im Studentenwohnheim auf dem Universitäts-Campus „De Uithof“. Der Campus ist im Prinzip wie eine kleine Stadt. Hier befindet sich ein Supermarkt (der aber ein wenig überteuert ist), eine Pizzeria, Cafeteria, der Studenten-Pub, die große Bibliothek, das Universitätskrankenhaus, sowie weitere Universitätsgebäude (außer Jura und Geisteswissenschaften). Meine Kurse hatte ich allerdings in der Innenstadt. Diese war jedoch ganz einfach innerhalb von 15 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen. Wer sich eine Unterkunft durch den SSH (Short Stay Housing) organisiert, sollte sich allerdings zeitig (am besten sofort wenn die Zusage kommt!) darum kümmern. Die Zimmer sind begrenzt und wer nicht rechtzeitig reserviert kann leer ausgehen. Wie ich über Gespräche mit holländischen Studenten herausgefunden habe, sind die Unterkünfte auch nicht unbedingt billiger, als private Zimmer/Wohnung. Es ist jedoch sehr sehr schwierig eine Wohnung in Utrecht zu finden. Selbst einheimische Studenten haben Probleme damit, da der Wohnungsmarkt sehr angespannt ist. Wer sich jedoch dennoch dem Kampf stellen will, sollte mit ein paar Wochen Hostel rechnen. Abgesehen von der relativ hohen Miete würde ich mich allerdings immer wieder für SSH entscheiden. Es ist sehr einfach auf andere Auslandsstudenten zu treffen und da die Unterkünfte zumindest auf dem Cambridgelaan relativ gemischt sind, kommt man auch einfach in Kontakt mit niederländischen Studenten. Man sollte sich jedoch vorher darüber Gedanken machen, denn Wohnheim bedeutet auch Chaos, Partys und unter Umständen unruhigen Schlaf! Ich zumindest hatte ziemlich viel Glück und drei sehr tolle Mitbewohner aus drei verschiedenen Ländern, die wirklich wie eine Familie für mich waren und sind! Studium Das Studium in Utrecht ist wesentlich verschulter als in Deutschland. Darüber hinaus teilt sich ein Semester in zwei Blöcke auf. Block 1 ist von Anfang September bis Mitte November. Direkt im Anschluss von Mitte November bis Ende Januar findet Block 2 statt. Ich hatte also insgesamt vier Kurse a 7,5 ECTS, zwei Kurse pro Block. Das klingt am Anfang nach wenig, man hat jedoch trotzdem genug zu tun. Wie bei uns gibt es Vorlesungen und Seminare. Ein Kurs teilt sich (meistens) auf in zwei Veranstaltungen. Zu einer Vorlesung gibt es noch ein Seminar, das ist aber nicht immer der Fall. Ich hatte auch zwei Vorlesungen zum selben Kurs pro Woche. Anwesenheit ist absolute Pflicht (Anwesenheitsliste), auch wenn man mal fehlen darf. Des weiteren findet in den meisten Veranstaltungen noch vor der Prüfungswoche eine Leistungsabfrage statt. In Literaturseminaren handelt es sich dabei um Essays (Assignment) von einer Länge von 1000 Wörtern. Es kann aber auch vorkommen, dass man wöchentlich Hausaufgaben abgeben muss - von einer bis mehrerer Seiten Länge. In den Niederlanden wird ein sehr hoher Wert auf Gruppenarbeit gelegt. Man sollte sich also nicht davor scheuen mit anderen Kommilitonen zu arbeiten. Außerdem habe ich den Eindruck, dass im Gegensatz zu deutschen Studenten, niederländische Studenten wesentlich aktiver sind. Es wird als selbstverständlich betrachtet während einer Vorlesung (oder Seminar) Fragen an den Professor/Dozenten zu stellen und Studenten machen in den meisten Fällen auch regen Gebrauch davon. Stadt und studentisches Leben Entgegengesetzt meiner Erwartungen, ist das Leben in Utrecht nicht unbedingt billiger. Insgesamt habe ich sogar eine ganze Menge mehr Geld ausgegeben, als ich es in Würzburg monatlich tue. Besonders zu buche, schlagen Freizeitaktivitäten, wobei es hier auch in Utrecht einige Studentenangebote gibt. Utrecht ist mit etwa 300.000 Einwohner die viertgrößte Stadt der Niederlande. Von Hard Rock bis Salsa, ist für jeden etwas dabei. In der mittelalterlichen Altstadt gibt es unzählige Cafés und Bars, sowie Shopping-Möglichkeiten (besonders das Einkaufszentrum Hoog Catherijn). Und wer dann doch mal die Nase voll von Utrecht hat kann innerhalb von 30 Minuten mit dem Zug nach Amsterdam. Die Universität selbst beziehungsweise die Fakultät der Geisteswissenschaften hat nicht unbedingt viele Aktivitäten für Austauschstudenten organisiert. Dafür gab es die Studentenorganisation ESN (Erasmus Student Network), die eine Einführungswoche, sowie diverse Partys, Ausflüge und andere Veranstaltungen anbieten. Neben meinen Mitbewohnern fand ich so die meisten meiner Freunde (auch Holländische!). Sprache Es ist natürlich von Vorteil wenn man Niederländisch spricht, allerdings kommt man auch mit Englisch bestens zu Recht. Englisch ist jedoch ein absolutes Muss um an der Universität zu bestehen und den Kursen zu folgen, da alle Veranstaltungen in Englisch sind (zumindest die für Austauschstudenten). Ein niedriges Level der Fremdsprache reicht meiner Meinung nach kaum aus. Fazit Fünf Monate sind meiner Meinung nach viel zu kurz und der Abschied ist mir sehr sehr schwer gefallen und war definitiv einer von wenigen schlechten Momenten! Die Niederländer und die Niederlande sind ein wunderbar und sehr offenes Land in das man sich sehr schnell einlebt. Die Universität Utrecht und die Stadt selbst haben mir so gut gefallen, dass ich ein Master-Studium dort definitiv in Betracht ziehen würde. Ich bin mir sicher, dass das Semester dort eines meiner besten war. Außerdem habe ich einen tollen Eindruck von Europa und der Welt bekommen und habe akademisch, wie auch zwischenmenschlich sehr viel dazu gelernt!