Ferienwohnung im Müritz-Nationalpark

Transcrição

Ferienwohnung im Müritz-Nationalpark
Ferien in der Kernzone des Müritz-Nationalparks
an den oberen Havelquellseen
Paddeln, Schwimmen, Radfahren, Wandern,
Angeln, Faulenzen, Tiere beobachten,
Laufen, Pilze suchen,
im Garten unter Pflaumenbäumen sitzen und
einfach die Seele baumeln lassen ...
Im kleinen Dorf Granzin in der Gemeinde Kratzeburg im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte (mittlerweile der größte Landkreis Deutschlands, leider!), zwischen
Neustrelitz und der Müritz in der Kernzone des Müritz-Nationalparks gelegen, habe
ich von 1997 bis 2001 ein altes Siedlungshaus aus dem letzten Drittel der 19. Jahrhunderts saniert und ausgebaut. Das Haus (die alte Seilerei) liegt in der Mitte des
Dorfes (von der Form her ein Rundling bzw. ein Angerdorf) auf dem Anger neben der
Kirche. Es hat wenig mehr als hundert Einwohner, davon erfreulicherweise relativ
viele Kinder. Deswegen gibt es auch einen Kinderspielplatz mit Schaukeln, Rutsche,
Sandkasten usw. gleich hinter meinem Garten und noch einen Bolzplatz in etwa 100
Metern Entfernung. Im Erdgeschoss des Hauses sind zwei Wohnungen fest vermietet, im ausgebauten Dachgeschoss gibt es zwei helle Ferienwohnungen. Eigentlich
handelt es sich eher um Appartements, denn sie bestehen jeweils aus einem großen
Raum nebst Küche und Bad. Auf meiner Website www.trinogga.de kann man sich
die Wohnungen ansehen.
Wohnung 1 ist ca. 55 m2 groß; sie besteht aus einem großen, hellen Giebelzimmer
(über die ganze Breite des Hauses) mit zwei Dachflächen- und zwei Giebelfenstern,
einer mittelgroßen Küche, in der man auch Essen kann, einem großen Bad mit Badewanne und einem kleinen Flur. Sie ist gut für zwei bis drei Personen geeignet,
wobei auch vier Personen Platz finden. Für „Notfälle“ steht in Wohnung 2 ein Notbett.
Das große Zimmer ist eingerichtet mit einem Bett sowie einem Bettsofa ( Liegefläche jeweils 140 x 200), einem alten Dielenschrank, zwei Sesseln, einem runden
Tisch mit Stühlen, zwei Stehlampen, Regalen etc., TV mit DVD-Einschub, Videorecorder, Stereoanlage, Büchern – auch für Kinder, Spielen, DVDs, Videos und MusikCDs. Im großen Bad hat außer der Badeinrichtung mit Wanne auch ein Kleiderschrank Platz. In der Küche stehen neben der Spüle ein E-Herd (4 Platten, Backofen), ein Kühl-/Gefrierschrank, Kaffeemaschine Toaster und der übliche Kram für
eine normale Küchennutzung. Beide Wohnungen haben Zentralheizung und fließend
warmes/kaltes Wasser und können ganzjährig genutzt werden.
Wohnung 2 ist geringfügig größer, besteht ebenfalls aus einem großen, über die
ganze Hausbreite gehenden Raum mit einem großen und zwei kleinen Giebel- und
zwei Dachflächenfenstern, einer kleineren Küche (als in Whg 1) zum Kochen und einem Bad mit Dusche. Im Gegensatz zu Wohnung 1 hat diese Wohnung keinen Flur
und keine Badewanne, dafür ist das Giebelzimmer größer, in dem auch mehr Dachbalken sichtbar sind als in Wohnung 1. Sie ist ebenfalls komplett (ähnlich wie Wohnung 1) eingerichtet und kann auch von zwei bis drei Personen, notfalls auch von
vieren, genutzt werden.
Eltern mit Kind/ern im entsprechenden „zeltfähigen“ Alter biete ich im Sommer an,
bei geeignetem Wetter und „geeigneten“ Kindern diese im Garten zelten zu lassen.
Dafür stehen ein einfaches Zelt und zwei Isomatten zur Verfügung; Schlafsäcke sollten mitgebracht werden.
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Für das „Leben draußen“ stehen mehrere gebrauchsfähige Fahrräder zur Verfügung, außerdem ein 2er-Kanadier nebst Bootswagen, Stechpaddeln und Gepäcktonne, ein 2er-Kajak („Paddelboot“) mit zwei Doppelpaddeln und ein Kinderkajak
(bis ca. 60 kg), außerdem diverse Schwimmwesten (auch kleine Größen). „Eingefahrene“ Paddler und Radler werden natürlich ihr eigenes Gerät mitbringen. Außerdem gibt es noch einige Sport- und Spielsachen (Nordic-Walking-Stöcke, Bälle, Federballspiel, Schwimmflossen, Drachen).
Im teilweise verwilderten, teils als Nutzgarten gebrauchten Garten gibt es Obstbäume und –sträucher und Platz zum Sonnen, Spielen, Sitzen, Liegen und Grillen. Vorhanden sind zur Zeit ein Tisch mit Stühlenn und Bank, ein Sonnen- bzw Regenschirm, ein Schwenk- und ein kleiner Grill. Kleinere Kinder finden eine entsprechende Bank-Tisch-Kombination vor, an der sie – ganz für sich - auch in einer anderen Gartenecke sitzen können. Es gibt einen Feuerplatz.
Das ruhige Dorf (die meisten Besucher sind ob der Ruhe verwundert) ist – entgegen
der vorherrschenden Form des eher langweiligen Straßendorfes – ein kleiner Rundling mit weniger als vierzig Häusern, schätzungsweise 130 Einwohnerinnen und
Einwohnern, dem ehemaligen Dorfkrug, jetzt Ristorante, einer Töpferei mit Hofcafé,
dem erwähnten Bolz- und dem Kinderspielplatz und einer Boots- und Fahrradvermietung am Fluß am Anfang des Dorfes hinter der Brücke. Es liegt am Granziner
See, der von der Havel durchflossen wird. Auf dem etwa 1200 m flussaufwärts liegenden Käbelick-See mit den Dörfern Dalmsdorf und Kratzeburg (Bahnhof für Regionalzüge, seit Dezember 2014 täglich mehrere durchgehende Verbindungen nach
Berlin) beginnt die Kanuroute obere Havelseen, die havelabwärts ohne Störung
durch Motorboote vom Käbelicksee bis zum Useriner See und weiter nach Berlin
und Potsdam bzw. über die Elbe in die Nordsee und somit nach New York und Havanna führt, dies allerdings mit störenden Motorbooten.
Die nächstgelegene Badestelle am Granziner See (kleiner Badesteg mit Bank und
Bootsanlegemöglichkeit) liegt ca. 200 m vom Haus entfernt, hier kann man auch die
Boote einsetzen. Eine weitere Badestelle – die „offizielle“ - mit größerem Steg und
einem kleinen Sandstrand gibt es auf der anderen Seite des Sees hinter dem Dorfkrug, drei Minuten mit dem Rad, keine zehn Minuten zu Fuß. Eine weitere schöne
und für Kinder gut geeignete Badestelle liegt am Pagelsee, ca. drei Kilometer südlich
vom Haus, etwa zehn Minuten mit dem Rad.
Entfernungen (ungefähre Straßenkilometer, nur zur ersten Orientierung):
Berlin – 130, Potsdam – 155, Hamburg – 270, Bremen – 390, Hannover – 390,
Dortmund – 610, Köln – 690, Kassel – 500, Frankfurt/Main – 660, Cottbus –260,
Leipzig – 310, Dresden – 320, Karl-Chemnitz-Stadt – 390, Erfurt – 420, Magdeburg –
260, Halle – 290, Nürnberg – 555, Stuttgart – 750, München – 705, Freiburg – 930,
Karlsruhe – 790, Saarbrücken – 840. Grundsätzlich bekommt man den besten Eindruck bei der Nutzung von Google Earth bzw. Google Maps.
Preise 2015:
Die Tagespreise für vergleichbare FeWos in Granzin lagen bis jetzt in der Gegend
um die 42 Euro, ohne Boot und Räder, versteht sich.
Ich möchte bei einer „Standard“-Belegung von zwei Erwachsenen und einem Kind
bis 16 Jahren ab diesem Jahr 45 Euro pro Tag bzw. Nacht inkl. NK haben; inkl. Boot
und Rad, versteht sich auch. Eine weitere kleine Person schlägt mit 3,- Euro, eine
große mit 6 Euro zu Buche. Für mehr als vier Personen sind die Wohnungen nicht
geeignet. Die klassische Wochenendbelegung (Fr. – So. = 2 Tage) bzw. jede andere
Belegungen unter drei bezahlten Tagen kostet wegen des hohen Festkostenanteils
95 Euro. Für die Nutzung des Iglu-Zeltes im Garten möchte ich 2 Euro, für das Auf-
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stellen eines eigenen Zeltes im Garten einen Euro pro Nacht haben. An- und Abfahrtstag werden natürlich als ein Tag gezählt.
Hunde sind erlaubt, Katzen wegen höherer Allergiegefahr nicht. Da Hunde keine
kostensteigernden Faktoren sind und ich meine Gäste nicht ausnehmen will, kassiere ich für Hunde nicht extra. Deswegen fände ich es auch gut, wenn die Hundehalter
ein wachsames Auge auf ihr Tier haben und zum Beispiel nicht dulden, dass – wie
leider geschehen – das liebe Hundchen aktiv beim Würfeln und beim Malefizspiel
mitwirkt. Jedenfalls sind im Ergebnis fast alle Würfel angeknabbert, ebenso die Barrikadesteine beim Malefiz. Solche Fälle stellen meine Tierliebe auf eine harte Probe.
Es versteht sich, dass Hunde nicht in Wohnung und Garten sch… sollten! Ist leider
auch schon vorgekommen. Gäste mit Hund bitte ich um eine entsprechend sogfältige Reinigung der Wohnung vor der Abreise.
Die Wohnungen sind Nichtraucherwohnungen! RaucherInnen können in den Garten
gehen, sollen aber ihre Kippen nicht dort lassen.
Wichtig: Nach jedem Aufenthalt, auch bei Wochenenden, ist die gründliche Endreinigung mit feuchtem Wischen des Bodens obligatorisch. Für die, die das zu stressig
oder zu nervig finden, bietet Frau Haerer, die Ihnen die Wohnung übergibt, für 30
Euro eine komplette Endreinigung an. Wer diese einfache Regel nicht einhält, kann
nicht damit rechnen, noch einmal in meinem Haus zu wohnen.
Die Schlüsselübergabe vor Ort erfolgt durch Frau Haerer, 17237 Granzin, Dorfstr. 22
A, Tel. (039822) 20340, E-Mail: [email protected]. Bitte setzen Sie sich mit
Frau Haerer rechtzeitig (!) vorher wegen des Ankunfttermins in Verbindung.
Kontakt, Information und Buchung:
Jörg Trinogga, Sellostraße 13, 14471 Potsdam.
Telefon/Fax: 0331 / 87 07 96 oder 0171 / 763 78 44.
E-Mail: [email protected] oder [email protected].
Website mit allen Informationen und vielen Fotos von Haus,
Wohnungen und Umgebung: www.trinogga.de.
Websites mit interessanten Informationen und weiteren Links:
www.nationalpark-mueritz.de
www.mecklenburg-strelitz.de
www.kratzeburg.de
www.havelquellseen.de (mit Gastgeberverzeichnis der Region)
www.kormoran-kanutouring.de
www.kanuparadies.de (dort vor allem die Tourenvorschlag Havelquellen)
www.havelquellreich.de
Stand: 15.12.2014
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Hier zur Einstimmung zwei Texte über die Landschaft.
Die Müritz und ihre Umgebung
Rings um den „großen blauen Fleck", den die Müritz auf die Landkarte Nordostdeutschlands zeichnet, erstreckt sich eine der reizvollsten und abwechslungsreichsten Landschaften des nördlichen Tieflandes. Die Mecklenburgische Seenplatte, in
deren Mitte sich die Müritz befindet, beginnt mit der Feldberger Landschaft im Osten
und erstreckt sich über die Neustrelitzer Kleinseenplatte und die Oberen Seen bis
zum Schweriner See im Westen. Neben dem Wasser sind es große geschlossene
Waldgebiete, welche seit fast 100 Jahren eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf
Urlauber und Touristen ausüben.
Das dem an Landeskultur und Geschichte interessierten Leser und Naturliebhaber
im vorliegenden Landschaftsführer offerierte Gebiet bildet das Kernstück dieser Seenlandschaft zwischen den südlich und nördlich davon verlaufenden Hauptendmoränen der Weichselkaltzeit. Im Osten soll es mit dem Übergang in die völlig anders
geartete Neustrelitzer Kleinseenlandschaft enden. Die westliche Flanke bildet die
sich an die Müritz anschließende Seenkette bis zum Plauer See. Von hier führt die
kanalisierte Elde durch die Grieße Gegend zur Elbe. Die nördlich davon gelegene
Nossentiner/Schwinzer Heide entwässert dagegen zur Ostsee wie das Quellgebiet
der Peene und die Mecklenburgische Schweiz. Nach Süden schließt sich die
Rheinsberger Seenlandschaft an.
Die Müritz ist mit einer Wasserfläche von fast 117 km2 der größte norddeutsche
Binnensee. Ihr für die deutsche Sprache ungewöhnliches weibliches Geschlecht ist
nicht die einzige Besonderheit, die der (die) See zu bieten hat. Selbst ein Produkt
eiszeitlicher Bildungsvorgänge, finden sich an ihren Ufern eine Vielzahl vom Eis geprägter Landschaftsformen.
Der großräumige und relativ flache See kann friedlich in der Sonne glänzend zu
Wassersport und Bad einladen und ebenso bei aufkommendem Wind ungeübten
Wassersportlern seine Tücken spüren lassen. Am Ostufer beginnt der MüritzNationalpark mit einer urwüchsigen und vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Er umfaßt nicht nur ausgedehnte Sanderflächen, ist das Quellgebiet der Havel und reicht
mit seinem östlichen Teil weit in die Neustrelitzer Kleinseenlandschaft hinein.
Keineswegs weniger reizvoll ist die den Nationalpark umgebende Landschaft mit
weiteren Seen, größeren Waldgebieten, weitläufigen Feldern und kleinen Ansiedlungen.
Der gesamte Landstrich ist eine seit Jahrtausenden besiedelte Kulturlandschaft, mit
einem Oberflächenbild und vielen Pflanzen und Tieren, die es in einer Naturlandschaft nicht oder wesentlich seltener geben würde. Ohne das Wirken der Menschen
würde der Besucher heute einen gänzlich anderen Eindruck von der Landschaft erhalten. Selbst die naturnahen Bereiche des Nationalparks sind durch die Auseinandersetzung zwischen Mensch und Natur geprägt worden, und sei es durch die Wiederauflassung ehemals von Siedlungsversuchen berührter Flächen. Die Natur widersetzte sich hier infolge ihrer Kargheit erfolgreich einer wirtschaftlichen Nutzung.
Gebiete, die wahre Begeisterungsstürme unter den Naturfreunden hervorrufen, wurden von den auf ihren Broterwerb angewiesenen Menschen als minderwertig und
unbrauchbar zurückgewiesen und sich selbst überlassen. Ertragreiche Äcker und
monotone Forsten wie fischwirtschaftlich intensiv genutzte Gewässer würden heute
keinen Urlauber anlocken. Diesem ambivalenten Verhältnis zwischen der Natur und
den hier wohnenden Menschen begegnet man überall.
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Wer das Gebiet der mecklenburgischen Seen erwandern möchte, egal ob zu Fuß
oder mit dem Fahrrad, wird begeistert sein von der schönen Landschaft und den
unberührten Flecken mit ihrer natürlichen Fauna und Flora. Er wird schimpfen, wenn
sein Fahrrad auf den locker-sandigen Wegstrecken im Nationalpark zentimetertief
einsinkt. Mehrtägige Wanderungen scheitern oft noch an fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten, und wo diese vorhanden sind, muß man zum Teil beträchtliche
Abstriche am gewohnten Komfort in Kauf nehmen. Demgegenüber steht ein gut
markiertes Netz von Wanderwegen, das Orte miteinander verbindet, die neben dem
Naturerlebnis einen Exkurs in die "1000jährige Geschichte Mecklenburgs ermöglichen.
Der Historiker Friedrich Lisch und der Naturkundler Carl Struck, die den Oberen
Seen mehrere Betrachtungen widmeten und sie erstmalig wissenschaftlich beschrieben, waren 1864 von dem durch die gewaltige Ausdehnung des Sees nicht
nur lieblichen sondern auch großartigen Aussehen der Müritz begeistert. „Sei der
Spiegel desselben leise bewegt, glitzernd in unzählbaren Strahlenfunken, oder rauschen die Wellen daher, erregt vom Winde - immer erscheint der See im Zauber der
Größe, und die mannigfachen Tinten, in welchen seine größtenteils mit Waldung
eingefaßten Nord-Ufer erscheinen, beleben das Bild mit prachtvoller Abwechslung."
Theodor Fontane verglich 35 Jahre später die Müritz, einem Meer gleich, mit dem
Viktoria- oder Tanganjikasee; wie der Michigan sein Chicago, so hätte die Müritz ihr
Waren.
Jeder Vergleich hinkt und seine Eindrücke sollte jeder Besucher selbst sammeln. Er
wird sich sein eigenes Bild machen und hier hoffentlich erholsame Tage gemäß einem anderen Wort Theodor Fontanes verbringen: „Warum in die Ferne schweifen auch die Schweizraserei wird ihr Ende erreichen, die Menschen werden wieder anfangen, sich bei sich selbst zu erholen. Immergleich nach der Schweiz ist zu teuer
und zu umständlich. Hier im Mecklenburger Kornlande blüht der Weizen."
aus: Jürgen Kniesz, Müritz (mit 35 Wanderungen und dem Nationalpark-Rundweg),
Neumann-Verlag (Neumanns Landschaftsführer), Radebeul 1994, 128 Seiten, ISBN
3-7402-0145-2, seinerzeit DM 24,80.
Der Müritz-Nationalpark
Eine der schönsten und weitgehend ungestört erhalten gebliebenen Großlandschaften erstreckt sich östlich der Müritz, im Wald- und Seengebiet der Kreise Waren und
Neustrelitz. Als Müritz-Nationalpark genießt diese Landschaft seit Oktober 1990 den
höchstmöglichen Schutz nach Bundesnaturschutzrecht.
Durch den Nordosten des 318 km2 großen Nationalparkes ziehen sich kuppige
Endmoränenzüge. Unter weitgespanntem Himmel eröffnet sich eine Landschaft von
eigenwilligem Reiz. Südlich der Endmoränen wurden Sander abgelagert, die heute
an ihrem Südrand vielfach in bewaldete Binnendünen übergehen.
Über hundert Seen und zahllose Sölle, Moore und Brüche zählen zu den landschaftlichen Höhepunkten des Nationalparkes. Im Schliesee entspringt die Peene und nur
wenige Kilometer weiter, südlich von Ankershagen, liegt das Quellgebiet der Havel.
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Die Landschaft ist reich an vielgestaltigen Lebensräumen, in einer ungewöhnlichen
Vielfalt an Pflanzen und Tierarten. Über 260 Vogelarten wurden nachgewiesen, außerdem 800 Schmetterlings- und etwa l 500 Käferarten und 700 Pflanzenarten, von
denen die Hälfte als gefährdete und vom Aussterben bedrohte Populationen gilt. Eine besondere Bedeutung kommt den Wacholderheiden und den großflächigen
Riedflächen zu. Märchenhafte Erlenbrüche, Torfmoore und Klarwasserseen mit ihren Rasen aus Armleuchteralgen vervollständigen das Bild.
Der Nationalpark ist zu 65 % bewaldet und zu 20 % mit Gewässern bedeckt. Ursprünglich waren die Wälder samt und sonders von der Buche beherrscht. Heute
herrscht die Kiefer in den Sandgebieten. Nur auf den Endmoränen haben sich größere Laubwaldungen halten können. Der Nationalparkteil Serrahn beherbergt das
größte zusammenhängende Buchenwaldgebiet im mitteleuropäischen Tiefland. Die
Gewässer, Feuchtflächen, Wälder und Wiesen des Nationalparkes sind Vogelrastund Brutplätze von europäischer Bedeutung. Hier leben 12 Greifvogelarten (darunter Fisch- und Seeadler), Kormorane, Graureiher und Kraniche, rasten Tausende
Gänse, Enten, Limikolen.
Auf 11 Kilometern Länge und 500 Metern Breite ist das Ostufer des zweitgrößten
Binnensees Deutschlands Bestandteil des Nationalparkes. Das sehr flach abfallende östliche Müritz-Vorland entstand erst vor rund 200 Jahren, nachdem im Zuge des
Baues der Elde-Wasserstraße der Wasserspiegel der Müritz um fast zwei Meter abgesenkt wurde. Jahrzehnte ungestörter Entwicklung brachten die Landschaft hervor,
wie man sie heute kennt, mit ihren Kleinseen und Mooren, Röhrichten, Riedern und
Pionierwaldstadien.
Es ist jedoch von trügerischer Naivität, sich der Legende vom verschlafenen Naturidyll hinzugeben. Die Begleiterscheinungen der modernen Zivilisation reißen die
Müritz-Region aus dem jahrhundertelangen Schlummer. Allgegenwärtig sind die Altlasten der Vergangenheit. Die Staatsjagd und die land- und forstwirtschaftliche Intensivwirtschaft hinterließen unübersehbar ihre Spuren wie die militärische Nutzung
durch sowjetische Truppen auf einer Fläche von 2500 ha. Neue Gefährdungen
kommen hinzu. Immer mehr Motorboote, Segler, Surfer und Angler drängen auf die
Seen. Der Flugverkehr nimmt zu. Unkontrolliertes Bauen, Zersiedelung, Asphaltierung von Feld- und Waldwegen, illegale Müllverkippung und Autoverkehr im Wald
gefährden die Landschaft.
Um das einmalige mecklenburgische Naturerbe konsequenter als bisher schützen
und für die Zukunft bewahren zu können, verfolgte eine Warener Bürgerinitiative im
Zuge der Wende in der ehemaligen DDR die Ausweisung eines Nationalparkes. Ihre
Mitglieder waren maßgeblich am Entstehen des Nationalparkprogrammes in Ostdeutschland beteiligt.
Vom Ostufer der Müritz gingen bereits in den 20er Jahren entscheidende Impulse
für den deutschen Naturschutz aus. Der engagierte Warener Naturschützer Karl
Bartels begründete schon 1931 ein kleines Naturschutzgebiet „Müritzhof“. Neun
Jahre später mußte es den Jagdinteressen des Leipziger Großverlegers Dr. Herrmann weichen, der an der Müritz große Ländereien für seine privaten Zwecke aufgekauft und in Speck ein Jagdschloß errichtet hatte. Erst 1949 kam es am Ostufer
der Müritz und 1952 in Serrahn zur Gründung von großen Naturschutzgebieten. Anfang der 70er Jahre jedoch setzte die SED-Politprominenz die exklusive Jagdtradition fort. Das Staatsjagdgebiet für den Ex-DDR-Ministerpräsidenten nahm im
Bereich des heutigen Nationalparkes ein Gebiet von 25 000 ha ein. Auch Serrahn
geriet als sogenanntes Wildforschungsgebiet noch 1986 unter die Allmacht der
Staatsjagd. Den Bürgern war der Zutritt versperrt. Um den Jagdherren und ihren
Gästen immer einen sicheren Abschuß zu garantieren, wurden Rot-, Damm- und
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Muffelwild in grosser Zahl herangefüttert. Noch heute gefährden die überhöhten
Wildbestände die natürliche Waldentwicklung.
Mehr als in den beiden anderen Nationalparken in Mecklenburg-Vorpommern ist die
Zusammensetzung und der Aufbau der Wälder des Müritz-Nationalparkes das Ergebnis der Tätigkeit des Forstmannes seit mehr als 100 Jahren. Unter den Bedingungen des Nationalparkes werden sich diese Wälder im Verlaufe der nächsten
Jahrzehnte schrittweise zu naturnäheren Waldformen entwickeln. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Kiefer als Waldpionier hier auch von Natur aus Bestandteil
der Wälder war, den weitläufigen Kiefernforsten also der Charakter von naturnahen
Pionierwaldstadien zuerkannt werden kann. Bevor sich in vielleicht 100 Jahren in
diesen Wäldern die Buche durchgesetzt hat, wird sich die Eiche einfinden und zusammen mit der Kiefer hochinteressante Zwischenwaldformen bilden. Diese Vorgänge zu begleiten, gehört zu den vorrangigen Aufgaben der Mitarbeiter der Forstämter im Nationalpark. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Natur sich viel Zeit lassen kann. So können Kiefern hier ein Alter von 200 Jahren und mehr erreichen, ehe
sie endgültig dem Laubholz Platz machen. Nur nach Waldkatastrophen, insbesondere nach Waldbränden, ist die Kiefer wieder zur Stelle und besiedelt die waldfreien
Flächen. Allerdings muß sie sich hier der Konkurrenz der Birke stellen.
Alle diese Entwicklungsabläufe sollen sich in den Kernbereichen des Nationalparkes
frei entfalten können. Nirgends sind die Voraussetzungen so günstig wie hier.
Schließlich enthält der Nationalpark vornehmlich im SerrahnerTeil auf der Endmoräne hervorragende Buchenwälder, die seit nunmehr etwa 400 Jahren einer natürlichen Entwicklung überlassen waren. Hier erlebt der Besucher die Altersphase eines
Buchenwaldes, der stellenweise in die Zerfallsphase eingetreten ist und damit einer
neuen Buchengeneration Platz macht. Diese natürliche Verjüngung eines Buchenwaldes ist im gesamten deutschen Tiefland an keiner anderen Stelle auf so einer großen Fläche vorhanden. Schließlich nehmen Bruch- und Sumpfwälder im Nationalpark erhebliche Flächen ein. Auch hier gehören die Wälder am Ostufer der
Müritz zu den schönsten Beispielen. Entweder handelt es sich an den Seeufern um
Erlenwälder oder um Birken-Eichenwälder von ungewöhnlicher Vielfalt und Ursprünglichkeit. Am Ostufer der Müritz, im ehemaligen Naturschutzgebiet, liegt auch
die Wacholderheide am Spukloch - der letzte Rest einer sich einst zwischen Boek
und Waren ausdehnenden Hutung. Es schließen sich Weide- und Wiesenflächen
an, sie alle gehören zu den wichtigsten Pflegebereichen des Nationalparkes, denn
sie beherbergen eine große Zahl seltener und gefährdeter Pflanzen- und Tierarten.
Hinzu kommt, daß auf diesen Flächen 1969 das Aufsehen erregende Beweidungsexperiment mit Fjällerindern - einer alten Hausrinderrasse - begonnen wurde, das
nunmehr in erweiterter Form weitergeführt werden kann.
aus: Nationalpark- und Naturparkführer Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1992,
Demmler-Verlag, ISBN 3-910150-11-X.
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