Flüssigkeitskontrolle I

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Flüssigkeitskontrolle I
Flüssigkeitskontrolle I / Bilanzierung
Flüssigkeitskontrolle I
Bilanzierung
Definition:
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Erfassen aller Flüssigkeiten in einem festgelegten Zeitraum.
Gegenüberstellung von Flüssigkeitszufuhr und Flüssigkeitsabgabe innerhalb von 24
Stunden. Erforderlich ist die genaue Dokumentation aller Flüssigkeitsmengen.
Ergänzende Beobachtungsparameter: tgl. Gewichtsbestimmung unter gleichen
Bedingungen/Vitalzeichen, Fieber, Durchfall, Erbrechen, Schwitzen,
Medikamenteneinnahme (Laxantien oder Diuretika), Beobachtung der Haut
(Spannungszustand, Ödeme).
Durch die Atmung und Haut werden ca. 36%, mit dem Stuhl ca. 4% mit dem Urin
(Harn) ca. 60% an Körperflüssigkeit ausgeschieden. Die Menge des
ausgeschiedenen Urins ist vorwiegend abhängig von der getrunkenen
Flüssigkeitsmenge.
Flüssigkeitsmengen
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messbar
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schätzbar
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Einfuhr
Trinkmenge, wenn die
Pflegekunden orientiert sind und
die Mengen selber überwachen
oder wenn Angehörige
kooperieren bzw. Eintragungen
nur durch Pflegekräfte gemacht
werden
Sondenkost
Infusionen
Trinkmenge bei desorientierten
Pflegekunden, die selbstständig
trinken
Flüssigkeitsgehalt fester Speisen
ca. 80%
Oxidationswasser (entsteht
durch Kohlenhydratverbrennung, ca. 300 ml in 24 h)
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Ausfuhr
Urin bei Katheterträgern bzw.
Pflegekundeinnen, die in der
Lage sind, Urin zu sammeln,
oder die nur in Begleitung der
Pflegekräfte zur Toilette
gehen
Stuhl (ca. 100 ml, bei Diarrhö
mehr)
Wundsekret und Blutverluste
Erbrochenes und
Magensekret
Merkliche Flüssigkeitsverluste
über Schwitzen (ca. 500 ml /
24 h)
Unmerkliche
Flüssigkeitsverluste über Haut
und Atmung (500 – 1.000 ml /
24 h)
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Effektive Bilanz: Auch die nur schätzbaren Mengen werden einbezogen. Sie sollten
theoretisch ausgeglichen sein.
Registrierbare Bilanz: Nur die tatsächlich messbaren Flüssigkeitsmengen werden
erfasst. Es wird ein Einfuhrplus von ca. 700 ml angestrebt.
Positive Bilanz: Einfuhr übersteigt Ausfuhr.
Ausgeglichene Bilanz: Einfuhr entspricht Ausfuhr.
Negative Bilanz: Ausfuhr übersteigt Einfuhr.
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Störungen der
Urinproduktion
Def.
Menge
> 3.000 ml/
Polyurie
Oligurie
Viel
Urin
Wenig
Urin
24 h
100–500 ml/
24 h
Anurie
Starke
Verminderung
< 100 ml /
24 h
Mögliche Ursachen
Physiologisch bei erhöhter Zufuhr,
pathologisch bei Hyperglykämie,
Behandlung mit Diuretika,
Hormonstörungen, Nierenerkrankungen
Physiologisch bei ungenügender
Flüssigkeitszufuhr oder erhöhten
Verlusten, pathologisch bei
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Zeichen:
Ödeme), Nierenerkrankungen und
Krankheiten, die zu hohen
Flüssigkeitsverlusten führen.
Notfall! Gefahr der Harnvergiftung, vorher
häufig Oligurie, akutes Nierenversagen,
Schock
Ziele:
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Ein- und Ausfuhr ist kontrolliert.
Komplikationen wie z.B. Exsikkose wird vorgebeugt bzw. sie werden erkannt.
Herz-Niere-Funktionen werden beobachtet.
Ausgeglichene effektive Bilanz bzw. positive registrierbare Bilanz ist angestrebt.
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Indikationen:
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Nieren- und Herzerkrankungen, Diabetes mellitus, fieberhafte Erkrankungen, Schockzustände und Bewusstlosigkeit, Erbrechen und Durchfall, Sondenernährung.
Vorbereitung:
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Bilanzblatt vorbereiten (Standardblatt des Hauses, auf komplettes Ausfüllen achten).
Pflegekunden, Mitarbeiter, Angehörige informieren.
Ggf. Materialien vorbereiten (Sammelgefäß beschriften, Sondensysteme mit
Mengenangabe, Toilettenstuhl, Kathetersysteme mit Mengenangabe).
Ggf. Mengenmaß der benutzten Gefäße mit einem Litermaß bestimmen.
Pflegekunden Blase entleeren lassen und Menge zum Vortag mitrechnen.
Durchführung:
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Alle Ein- und Ausfuhrmengen notieren, ggf. schätzen. Dabei ist auf die exakte
Dokumentation innerhalb des Protokolls zu achten.
Alle bereitgestellten Getränke (Wasserflaschen z.B.) komplett notieren.
Tassen und Gläser immer ganz füllen.
Beim Abräumen und nach 24 Stunden Restgetränke in Tassen, Flaschen etc.
abziehen.
Am Ende des Zeitraumes Blase entleeren lassen, Urin in die 24-h-Menge einrechnen.
Ggf. Kontrollen durch Rückfragen.
Verluste durch Erbrechen, Durchfall etc. mitberechnen.
Bei Katheterträgern Menge des Urinbeutels vor jeder Entleerung festhalten.
Bei Inkontinenten mit Vorlagenbenutzung geschätzte Urinmenge dokumentieren.
Bei kontinenten Pflegekunden wird die Benutzung eines Toilettenstuhls bevorzugt,
um die Urinmenge mit einem Litermaß messen zu können.
Das Bilanzierungsprotokoll wird in der Wohnung des Pflegekunden geführt.
Nachbereitung:
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Verwendete Materialien ggf. reinigen/entsorgen.
Ausgefüllte Bilanzierungsbogen werden in den Pflegekundenordner geheftet.
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Hinweise:
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Bei der Bilanzierung wird Kaffee zur Einfuhr hinzugerechnet!
Falls im Ausnahmefall vom Arzt eine Infusion angelegt wird, muss die Menge
selbstverständlich bilanziert werden.
Bei Fieber müssen pro 1 Grad Celsius Temperaturerhöhung zusätzlich ca. 500 ml
Flüssigkeitsverluste berechnet werden.
Trinkgewohnheiten der Pflegekunden sind zu beachten.
Ggf. sollte zusätzlich täglich unter gleichen Bedingungen gewogen werden.
Bei Pflegekunden, die Sondennahrung erhalten, ist nur die exakte Flüssigkeitsmenge
der Nahrung auf die Gesamtflüssigkeitszufuhr anzurechnen. Da Flüssigkeit schneller
resorbiert wird als Nahrung, sollte sie vor der Sondenkost verabreicht werden.
Mengenmaße der verschiedenen Gefäße:
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Glas
Schnabelbecher
Kaffeetasse
Suppentasse
- 150 ml
- 250 ml
- 100 ml
- 200 ml
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