Gefeierte Kenianer

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Gefeierte Kenianer
Allgäu-Sport
24
NUMMER 89
Tolle Kulisse
bei Länderspiel
Aufgefallen
VON TOBIAS SCHUHWERK
» [email protected]
oder 0831/206484
Handball: A-Junioren
erzielen Remis gegen
Österreich
Kuriose
Hasenjagd
E
s ist wie ein altes Gesetz: Egal
wer beim Kemptener Halbmarathon antritt – am Schluss siegen
die Läufer aus Kenia. Diesmal jedoch hatten sie es mit einer ganz besonderen Konkurrenz zu tun.
Denn nicht nur die Allgäuer LaufElite war vertreten, sondern der
wohl schnellste Hase Deutschlands.
Der lief noch dazu in einem rosafarbenen Kostüm. Kein Witz. Keine
Halluzination. Der Hase gab wirklich alles. Christophe Chayriguet
(30) aus Kempten hatte sich als
Mümmelmann verkleidet. Mit seinem knallbunten Auftritt machte
er Werbung für den Ikarusverein,
der sich um die Integration von Jugendlichen kümmert. Der Hase
stürmte vorne mit und hängte sich
derart für die gute Sache rein, dass
sich viele Zuschauer um seine Gesundheit sorgten. Dabei gehört
Chayriguet zu den besten
3000-Meter-Läufern in Bayern.
Doch was zählt das, bei einem
Lauf-Duell mit kenianischen Wunderläufern? Eben: Gar nichts. Die
Afrikaner zogen auf der ersten Runde vorbei wie Gazellen an einem
Stallhasen.
Dennoch wird Chayriguet in die
Kemptener Lauf-Historie eingehen: Als einer der wenigen Allgäuer,
der mit den Kenianern mithielt –
zumindest einen Kilometer lang ...
„Nanu, was will der denn?“ Die afrikanischen Läuferinnen und Lauf-Hase Christophe Chayriguet.
Dominierten von Beginn an das Geschehen: Die Läufer und Läuferinnen aus Afrika zogen beim Halbmarathon in Kempten den über 900 Teilnehmern davon. Die Zuschauer feuerten sie begeistert an.
Fotos: Ralf Lienert
Gefeierte Kenianer
Halbmarathon Zuschauer begeistert über extrem hohes Anfangstempo der afrikanischen Läufer
Helmut Schießl und Susanne Rossmanith beste Allgäuer in Kempten
VON TOBIAS SCHUHWERK
Tobias Brack war nah dran an Helmut
Schießl und wurde von Töchterchen Lara
und Ehefrau Katja beglückwünscht.
Ergebnisse
Halbmarathon Männer: 1. Henry Cheruiyot Kosgei (Leimen) 1:04,53 Std.; 2. Nelphat Kipchirchir
Sirma (Münzenberg) 1:05,04; 3. Rutto Philip Kiptoo (Münzenberg) 1:07,08; 4. Julius Koech Kiptoo
(Münzenberg) 1:09,19; 5. Helmut Schießl (TSV
Buchenberg) 1:10,09; 6. Tobias Brack (TSV Buchenberg) 1:10,21; 7. Bernd Kirchenmaier (TV
Dettingen) 1:11,52; 8. Andreas Sterzinger (Laufsport Saukel) 1:13,25; 9. Sven Herzog (Sportfreunde Friedberg) 1:14,33. 10. Andreas Schur
(geimeinsamfit Sigmaringen) 1:15,04; 11. Tobias
Aust (RSC Logwin Kempten) 1:15,25; 12. Anton
Philipp (TV Jahn Kempten) 1:15,52; 13. Edi Kunz
(TV Memmingen) 1:17,07; 14. Wolfgang Sieder
(SVO LA Germaringen) 1:17,10; 15. Seppi Neuhauser (Tri-Team Kleinwalsertal) 1:17,13; 16.
Stefan Lämmle (TSV
Wiggensbach) 1:17,21;
17. Martin Schädle (TV
Memmingen) 1:17,38;
18. Hans-Peter Jokschat
(TSV
Oberstdorf)
1:17,52; 19. Thomas
Miksch (TV Jahn Kempten) 1:18,17; 20. Wolfgang Gauß (Laufsport
Saukel) 1:18,24; 21.
Theo Feneberg (TSV Helmut Schießl
Moosbach) 1:18,35; 22.
Felix Welzel (Triathlon Team Braunschweig)
1:18,50; 23. Albert Arnold (Memmingen) 1:19,06;
24. Michael Münz (TSV Buchenberg) 1:19,28; 25.
Tobias Hauman (Post SV Telekom Augsburg)
1:19,54.
Halbmarathon Frauen: 1. Joan Jepkorir Aiyabei
(Leimen) 1:13,39; 2. Regina Cherotich Ng’uria
(Münzenberg) 1:18,10; 3. Susanne Rossmanith
(TSV Marktoberdorf 1:26,53; 4. Gerti Ott (TV
Memmingen) 1:27,45; 5. Andrea Hartmann (RSC
Logwin Kempten) 1:29,39; 6. Julia Jedelhauser
(SVO LA Germaringen) 1:29,53; 7. Simone Philipp
(TV Jahn Kempten) 1:30,37; 8. Alexandra Gundel
(TV Memmingen) 1:31,21; 9. Nadine Hailer (TSV
Moosbach) 1:31,34; 10. Alexandra Hagspiel /TV
Immenstadt) 1:31,49; 10. Barbara Schuster (SV
Maierhöfen-Grünenbach) 1:31,49; 12. Dagmar
Kaiser (TV Jahn Kempten) 1:32,04; 13. Barbara
Guranti (TV Jahn Kempten) 1:32,30; 14. Barbara
Angeli (TSV Wiggensbach) 1:32,37; 15. Sabine
Kraus (TV Memmingen) 1:32,59; 16. Corinna
Röhrle (LS Wiggensbach) 1:33,16; 17. Susanne
Pflügel (TSV Bad Wörishofen-Triathlon) 1:34,16;
18. Gaby Kalchschmid (Ebenhofen) 1:34,23; 19.
Sonja Decker (TG Viktoria Augsburg) 1:34,48; 20.
Janika Walter (Dietmannsried) 1:35,05; 21. Elfie
Wolf (Sparkasse Allgäu) 1:35,27; 22. Sabine Zulauf (TV Jahn Kempten) 1:36,46.
MONTAG, 19. APRIL 2010
Kempten Glückliche Afrikaner, erschöpfte Allgäuer und Tausende
von begeisterten Zuschauern: Der
Halbmarathon in Kempten ist gestern seinem Ruf als spektakulärster
Lauf in unserer Region gerecht geworden. Die 13. Auflage des LaufKlassikers gewann der Kenianer
Henry Kosgei (27) in 1:04,53 und
blieb bei kühlen 15 Grad und Wind
eineinhalb Minuten über dem Streckenrekord aus dem Vorjahr. Er
setzte sich gegen drei Landsleute
durch.
Den inoffiziellen Titel des besten
Europäers holte sich Helmut Schießl
(38/TSV Buchenberg). Der frühere
Berglauf-Weltmeister meisterte den
flachen Rundkurs, der viermal
durchlaufen werden musste, in
1:10,09. Dichter auf den Fersen als
je zuvor war im sein sieben Jahre
jüngere Vereinskollege Tobias
Brack, der 12 Sekunden nach
Schießl in neuer persönlicher Best-
zeit ins Ziel lief. „Ich bin total
glücklich. Vielleicht sollte ich
nächstes Jahr noch weiterlaufen“,
witzelte Brack mit Blick auf sein
Top-Resultat. Kurz zuvor hatte er
angekündigt, 2011 kürzer zu treten,
weil er zum zweiten Mal Vaterfreuden entgegenblickt.
„Toller Lauf“
Schon einen Schritt weiter mit der
Familienplanung ist Susanne Rossmanith (37) vom TSV Marktoberdorf. Die dreifache Mutter kämpfte
sich bei ihrer ersten Teilnahme am
Halbmarathon in Kempten als dritte
in 1:26,53 ins Ziel. Nur geschlagen
von den Kenianerinnen Jepkorir
Aiyabei (1:13,39) und Regina Cherotich (1:18,10), die in einer anderen Liga liefen. „Das war ein toller
Lauf. Auch wenn ich auf den letzten
fünf Kilometern ganz schön gelitten
habe“, sagte Rossmanith, die seit 20
Jahren Rennen läuft. Die Land-
schaftsarchitektin fühlt sich vor allem auf der zehn Kilometer-Strecke
wohl. Gestern bewies sie, dass sie
auch über 21,1 Kilometer starke
Rennen laufen kann. Wenngleich sie
dem hohen Anfangstempo später
Tribut zollen musste. Doch damit
war sie in bester Gesellschaft. Denn
auch die Männer liefen auf der ersten Runde ein Höllentempo, das sie
nicht halten konnten. Sonst wäre
vermutlich der Streckenrekord erneut gebrochen worden. Doch
übertreiben wollte es Sieger Kosgei
nicht. Ein paar Reserven hob er sich
auf für den Marathon in Hamburg,
am kommenden Sonntag.
„Das war ein schöner Tag für
mich heute“, freute er sich dennoch
nach dem Rennen und einer Gage
von 600 Euro. Nach der Siegerehrung ging es für ihn mit dem Zug
nach Leimen, wo er von Frühling
bis Herbst Quartier bezieht, um bei
Läufen in Europa oben zu stehen.
Splitter vom Halbmarathon
Halbmarathon Mannschaftswertung Männer:
1. TSV Buchenberg Langlauf I (Helmut Schießl, Tobias Brack, Michael Münz); 2. TV Jahn Kempten
(Anton Philipp, Thomas Miksch, Harald Bourguignon); 3. TV MemmingenI (Edi Kunz, Martin
Schädle, Felix Schädle).
Halbmarathon Mannschaftswertung Frauen:
1. TV Memmingen I (Gerti Ott, Alexandra Gundel,
Sabine Kraus); 2. TV Jahn Kempten I (Simone Philipp, Dagmar Kaiser, Barbara Guranti); 3. TV Immenstadt (Alexandra Hagspiel, Eva Übelhör, Conny
Bodenhöfer).
5-Kilometer-Lauf Männer: 1. Bernd Scheidle
(TV Immenstadt) 17:09
Minuten; 2. Andreas Moser
(ULC
Bregenz)
17:13; 3. Mathias Flunger (AsT Süßen) 17:20;
4. Andreas Kleber (MPTeam Dornbirn) 17:31;
5. Steffen Walk (2XU/Der
Laufladen) 17:37; 6. Ulrich Rädler (TV Hindelang) 17:55; 7. Quirin
Schmölz (Team Intersol/
LG Würm Athletik)
S. Rossmanith
17:57; 8. Emil Krehl (TV
Immenstadt) 18:24; 9.
Christian Brunold (SVO LA Germaringen) 18:30;
10. Sebastian Wilzbach (LG Kottern-Durach)
18:45; 11. Bernd Moser (TSV Stiebel Eltron Obergünzburg) 18:51; 11. Rupert Stredele (SV Uffing)
18:51; 11. Rico Pätz (Heising) 18:51), 14. Daniel
Zeitler (TSV MOD 5-Kampf/Biathlon) 18:53; 15.
Hans Halder (AllgäuStrom) 18:57; 16. Matthias Ihler (Heimenkirch) 18:58; 17. Sascha Walland
(Ischlins) 19:03; 18. Franz Fichtl (TSV MOD
5-Kampf/Biathlon) 19:18; 19. Florian Gehring (TV
Immenstadt) 19:26; 20. Benedikt Lindner (TV Immenstadt) 19:32.
5-Kilometer-Lauf Frauen: 1. Lisa Reisinger (SSC
Hanau Rodenbach) 18:45; 2. Laura Zimmermann
(TV Marktoberdorf) 20:06; 3. Dagmar Gard (TV
Isny) 20:32; 4. Veronika Huber (Sulzberg) 21:50;
5. Susanne Pfanner (LG Welfen) 21:51; 6. Monika
Thum (SSV Wertach) 21:59; 7. Angelika Rauh
(SSV Wildpoldsried) 22:00; 8. Sylvia Küber (TSG
Leutkirch) 22:09; 9. Natalie Rauh (SSV Wildpoldsried) 22:14; 10. Julia Titscher (Oberstdorf) 22:32;
11. Heike Olt (Wangen) 22:46; 12. Miriam Rauh
(SSV Wildpoldsried) 22:47; 13. Amelie Müller
(TVK) 22:50; 14. Sophie Schmid (TV Immenstadt)
22:52; 15. Veronika Nitsche (Memmingen) 23:47;
16. Alexandra Negele (SC Untrasried) 23:49; 17.
Gaby Schertler (TV Immenstadt) 24:07; 18. Lisa
Hengeler (TVK) 24:08; 19. Sara Fleschutz (SV
Steinheim) 24:12; 20. Petra Kisel 24:24.
„70er“ obenauf
Auf Spendentour unterwegs war
Michael Brady: Der 53-Jährige aus
Bristol/England bahnte sich im
Schottenrock den Weg ins Ziel.
Vorne am Kilt trug er ein kleines
Täschchen, um möglichst viel Geld
einzusammeln. Der Brite, der zu
Besuch bei Freundin Birgit Klügel
in Kempten ist, lief für die AgnesWyssach-Schule, ein sonderpädagogisches Förderzentrum. „In England sind solche Wohltätigkeitsläufe
ganz normal. Ich dachte, ich importier das einfach“, grinste Brady.
Achim Weigert vom SV 29 Kempten trug sein Alter gut sichtbar vor
sich her: „Bei 70 angekommen“,
hieß es auf einem Transparent, das
er sich ans T-Shirt geheftet hatte.
Gut angekommen ist er übrigens
auch noch – und zwar nach 2:24,19
Stunden. Respekt!
Um den Nachwuchs müssen sich die
Allgäuer Läufer keine Sorgen machen: 600 Kinder stürmten beim
Die deutsche Handball-A-Jugend (in
weiß Nico Theiliner) spielte gegen Österreich unentschieden.
Foto: Schulze
Sport in Kürze
Im Schottenrock
Profis von morgen
Memmingen
Schiedlich-friedlich
23:23 (11:11) trennten sich die
Handball-A-Jugendnationalmannschaften von Deutschland und Österreich am Samstag in einem TestLänderspiel in Memmingen. Gut
400 begeisterte Zuschauer sahen
eine temperamentvolle, körperbetonte Partie, bei der das AustriaTeam die DHB-Auswahl am Rande
einer Niederlage hatte.
„Es war ein schönes Erlebnis, mal
wieder im eigenen Land zu spielen“,
meinte hinterher der deutsche Spielmacher Patrick Schmidt (HBLZ
Großwallstadt), der am Abend bereits wieder in der Bayernliga ranmusste. Schmidt zeigte sich von der
tollen Kulisse in Memmingen ebenso angetan wie Christian Schwarzer.
Der Alt-Internationale (319 Länderspiele), der seit Juli 2009 die
deutschen A-Junioren betreut, sah
phasenweise deutliche Mängel im
Spiel seines Teams, das in der zweiten Hälfte nach einem zeitweiligen
Fünf-Tore-Vorsprung schon wie
der sichere Sieger ausgesehen hatte.
Von aufopferungsvoll kämpfenden
Österreichern bekam das DHBTeam das Spiel fast wieder aus der
Hand genommen, ehe in einer Energieleistung zum Ende noch der Ausgleich gelang.
Herausragender Spieler war auf
österreichischer Seite Raul Santos,
der zehn Treffer erzielte. (br)
Ein „70er“ auf dem Weg ins Ziel: Achim
Weigert vom SV 29 Kempten.
Ultra-Sieger guckt zu
„AZ KidsRun“ los, zu dem Verlagsleiter Uli Delius den Startschuss
gab. Die jüngsten Teilnehmer meisterten 600 oder 1200 Meter. „Allein
laufen finde ich zwar nicht so toll.
Aber zusammen laufen macht total
Spaß“, verriet der fünfjährige Markus.
Normalerweise ist Christian Stork
(40) für eine starke Zeit beim Halbmarathon gut. Doch gestern stand
der Rettenberger nur am Streckenrand. Keine Lust? Verletzt? Nichts
dergleichen: Der Oberallgäuer hatte
am Vortag in Tschechien ein Europacup-Rennen über die Ultra-Distanz (50 km) gewonnen. (ts)
HANDBALL
SG Waltenhofen/Kottern
überrascht erneut
Die Bayernliga-Handballerinnen
der SG Waltenhofen/Kottern haben im Abstiegskampf erneut für
eine Überraschung gesorgt: Sie bezwangen den Tabellenachten TSV
Winkelhaid in eigener Halle 18:14
(8:8). Männer-Bayernligist TSV
Ottobeuren ist dem Klassenerhalt
mit einem 29:24 (11:12)-Sieg bei der
DJK Waldbüttelbrunn einen großen Schritt nähergekommen. (az)
EISHOCKEY
Deutsche U18 schafft
Aufstieg in die A-Gruppe
Mit einem 10:0 (5:0, 3:0, 2:0)-Sieg
im letzten WM-Spiel gegen Polen
schaffte die deutsche U 18 ungeschlagen den direkten Wiederaufstieg in die A-Gruppe. Im Team von
Jim Setters stand auch der Kaufbeurer Maximilian Schäffler. (az)
TISCHTENNIS
TTF Ochsenhausen auf
gutem Weg ins Finale
Geizte nicht mit nacker Haut: Michael
Brady im Schottenrock.
Hier laufen die Profis von morgen: Beim „KidsRun“ unserer Zeitung liefen die Jüngsten 600 oder 1200 Meter.
Foto: Christoph Lienert
Die TTF Ochsenhausen haben gute
Chancen auf den Einzug ins Finale
der deutschen Tischtennis-Meisterschaft: Sie bezwangen im Play-offHalbfinale den TTC Fulda in Biberach mit 3:2. Damit haben sie eine
gute Ausgangsposition für das
Rückspiel am Freitag, den 30.
April (19 Uhr) in Fulda. Siege im
Einzel holten Adrian Crisan und
Chuang Yuan. Zudem gewannen
Chuang/Crisan das Doppel. (az)