Willkommen bei Let me be ME!
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Willkommen bei Let me be ME! Informação Geral 1. Hintergrundinformationen Die „Let me be ME!“-Hintergrundinformationen enthalten vier Abschnitte: Abschnitt i und ii geben einen Überblick zum Thema geistige Behinderung und stellen Informationen über die Fähigkeiten und Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung zur Verfügung sowie darüber, wie man ein Training für Menschen mit geistiger Behinderung gestaltet. Diese Informationen basieren auf einem eher klassischen Ansatz zu geistiger Behinderung. Als Alternative dazu wird zusätzlich ein moderner Ansatz zum Thema geistige Behinderung in Abschnitt iii vorgestellt. Abschnitt iv gibt eine allgemeine Einführung in das Thema Lernstile und erklärt, wie man diese verschiedenen Lernstile bei der Zusammenarbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung berücksichtigen kann. i. Menschen mit geistiger Behinderung: allgemeine Informationen Die folgenden Abschnitte bieten allgemeine Informationen über Menschen mit geistiger Behinderung, die Zielgruppe des „Let me be ME!“-Trainingskurses. Zunächst werden unterschiedliche Formen geistiger Behinderung beschrieben. Der zweite Teil behandelt Fähigkeiten und Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung. Unterschiedliche Formen geistiger Behinderung Geistige Behinderung: ein Überblick Geistige Behinderung geht mit verminderten intellektuellen Fähigkeiten einher, die zu Problemen bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben führen. Betroffen sind alle Lebensbereiche, zum Beispiel die Haushaltsführung, das soziale Leben und das Arbeitsumfeld. Die Beeinträchtigung dauert das ganze Leben lang an. Menschen mit geistiger Behinderung brauchen mehr Zeit für Lernprozesse. Sie benötigen möglicherweise Unterstützung bei dem Erwerb neuer Fähigkeiten, dem Verstehen komplexer Informationen und der Interaktion mit anderen Menschen. In welchem Maße eine betroffene Person unterstützt werden muss, hängt von individuellen Faktoren ab, unter anderem vom Grad der geistigen Behinderung. Eine Person mit einer leichten geistigen Behinderung benötigt vielleicht nur Hilfe bei der Arbeitssuche und ähnlichen Problemstellungen. Menschen mit einer schweren oder schwersten geistigen Behinderung brauchen möglicherweise ständige Betreuung und Unterstützung in allen Lebensbereichen; manche sind außerdem von einer körperlichen Behinderung betroffen. Außerdem können Menschen mit bestimmten Syndromen zusätzlich von intellektuellen Einschränkungen betroffen sein. Beispielsweise haben vom DownSyndrom Betroffene und manche Autisten eine geistige Behinderung. Es ist wichtig zu wissen, dass die meisten Menschen mit geistiger Behinderung mit der geeigneten Unterstützung in der Lage sind, ein unabhängiges Leben zu führen. Formen geistiger Behinderung Fachleute unterscheiden zwischen leichter, mittelgradiger, schwerer und schwerster geistiger Behinderung: n Personen, die lediglich Schwierigkeiten bei dem Erwerb grundlegender Schriftsprach- und Rechenkompetenzen haben, werden normalerweise mit einer leichten geistigen Behinderung diagnostiziert. n Menschen mit einer mittelgradigen geistigen Behinderung weisen normalerweise außerdem eine Verzögerung der Sprache und des Spracherwerbs auf. Außerdem verfügen sie meist nur über reduzierte soziale Kompetenzen oder zeigen Verhaltensauffälligkeiten. n Menschen mit schwerer geistiger Behinderung haben meist große Probleme in allen bisher genannten Bereichen. Dazu kommen mögliche Schwierigkeiten bei alltäglichen Verrichtungen wie dem Anziehen oder dem Toilettengang. Menschen mit schwerster geistiger Behinderung haben große Probleme in allen bisher genannten Bereichen (Stakes & Hornby, 2000). Allgemeine funktionale Merkmale Die Merkmale und Symptome einer geistigen Behinderung liegen hauptsächlich im Verhalten. Den meisten Betroffenen sieht man ihre geistige Behinderung nicht an, insbesondere wenn diese auf Umweltfaktoren zurückzuführen ist. Kinder mit geistiger Behinderung lernen meist später als andere zu sitzen, zu krabbeln, zu laufen oder zu sprechen. Sowohl Kinder als auch Erwachsene mit geistiger möglicherweise einige oder alle der folgenden Merkmale: Behinderung zeigen n Verzögerung der mündlichen Sprachentwicklung n Einschränkung der Gedächtnisleistung n Schwierigkeiten beim Erlernen sozialer Regeln n reduzierte Problemlösungskompetenzen n verzögertes Erlernen adaptiver Verhaltensweisen wie Selbstversorgung oder Körperpflege n fehlende soziale Inhibitoren. Menschen mit geistiger Behinderung lernen langsamer als Personen mit normaler Entwicklung. Betroffene Kinder brauchen länger, um das Sprechen zu erlernen, soziale Fertigkeiten zu entwickeln und auch länger, bis sie für ihre persönlichen Bedürfnisse selbst sorgen können (z.B. anziehen, essen). Betroffene benötigen mehr Wiederholungen und die Lerninhalte müssen ihren Fähigkeiten angepasst werden. Dennoch, beinahe jeder Mensch ist in der Lage zu lernen, sich zu entwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Geistige Behinderung tritt oft gemeinsam mit anderen Störungen der geistigen Gesundheit auf. Die Prävalenz wird auf 30 % bis 70 % geschätzt. Kliniker und Forscher haben diese hohe Komorbiditätsrate mit der psychischen Verwundbarkeit von Menschen mit geistiger Behinderung erklärt. Daraus können sich schwerwiegende Konsequenzen für die Problemlösungskompetenzen und die geistige Gesundheit der Betroffenen ergeben und dies könnte auch einen der entscheidenden limitierenden Faktoren für die Lebensqualität der Betroffenen und ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben darstellen. Die folgenden Beschreibungen (nach Stakes & Hornby, 2000) sollen Ihnen eine ungefähre Vorstellung von den funktionalen Merkmalen geben, die Menschen mit geistiger Behinderung zeigen. Leichte geistige Behinderung Menschen mit dieser Diagnose verfügen über unterdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten mit einem IQ von 70 bis 85 Punkten. Sie stellen die größte Gruppe der Menschen mit besonderem Förderbedarf. Aufgrund der milden Form ihrer geistigen Behinderung werden diese Kinder jedoch typischerweise erst in der Grundschule erkannt. Die allermeisten der Betroffenen besuchen Regelschulen und können im Anschluss eine Berufsausbildung absolvieren. Funktionale Merkmale Menschen mit einer leichten geistigen Behinderung haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, möglicherweise Schwierigkeiten Anweisungen zu verstehen, sind vermutlich verzögert im Erwerb von Schriftsprach- und Rechenkompetenzen und neigen zu Verhaltensauffälligkeiten. Mittelgradige geistige Behinderung Zugehörige dieser Personengruppe haben eine unterdurchschnittliche Intelligenz mit IQ-Werten zwischen 50 und 70 oder 75 Punkten. Sie werden typischerweise in den ersten Grundschuljahren diagnostiziert und besuchen oft Regelschulen oder auch in einigen Fällen Förderschulen/ Förderklassen. Funktionale Merkmale Menschen mit einer mittelgradigen geistigen Behinderung haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und Probleme beim Verstehen von Anweisungen. Sie erwerben verzögert Schriftsprach- und Rechenkompetenzen, sind oft unreif und weisen Verhaltensauffälligkeiten auf. Außerdem sind sie sprachlich und im Spracherwerb verzögert. Schwere geistige Behinderung Zugehörige dieser Personengruppe haben eine unterdurchschnittliche Intelligenz mit Werten unter 50 IQ-Punkten. Ihre Behinderung wirkt sich auf fast alle Lebensbereiche aus. Typischerweise werden die Betroffenen bereits im Kleinkindalter diagnostiziert. Die Mehrzahl besucht Förderschulen oder Förderklassen. Eine zunehmende Zahl dieser Kinder geht jedoch auch in Regelschulen, insbesondere in den frühen Grundschuljahren. Funktionale Merkmale Kinder mit schwerer geistiger Behinderung lernen erst spät zu laufen und zu sprechen, haben eine undeutliche Sprache mit begrenztem Vokabular sowie Probleme in Fein- und Grobmotorik. Sie haben große Schwierigkeiten, Lesen, Schreiben und mit Zahlen umgehen zu lernen und ihr Verhalten ist meist unreif. Fähigkeiten und Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung So oft dies auch schon gesagt und geschrieben wurde - auch an dieser Stelle sollte man wiederholen: Eine geistige Behinderung verschwindet nicht; sie wirkt sich auf das gesamte Leben aus. Frühförderung kann dazu beitragen, Probleme im späteren Leben zu minimieren, aber es ist bekannt, dass Schwierigkeiten beim Zuhören, Sprechen, Lesen, Schreiben, logischen Denken, Rechnen und manchmal auch bei sozialen Kompetenzen oft bestehen bleiben - selbst nach Jahren besonderer Förderung und Unterstützung. In einem 1985 erschienenen Aufsatz mit dem Titel „Adults with Intellectual Disabilities: A Call to Action" beschreibt das „National Joint Committee on Learning Disabilities“ (Großbritannien) folgende Einschränkungen für Menschen mit geistiger Behinderung, die es leider auch heute in dieser Form noch gibt: n Eine geistige Behinderung ist tiefgreifend und besteht dauerhaft fort. n Heranwachsende oder Erwachsene mit geistiger Behinderung bekommen oft keinen Zugang zu angemessenen Bildungsangeboten, berufsvorbereitenden Kursen und Berufsberatung – zu Angeboten also, die für die Entwicklung erwachsener Kompetenzen und Fertigkeiten notwendig wären. n Nur wenige Fachleute sind angemessen darauf vorbereitet, mit Menschen mit geistiger Behinderung zu arbeiten. n Arbeitgeber haben oft weder das notwendige Bewusstsein, die Sensibilität noch die nötigen Kenntnisse bezüglich der Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung. Sowohl Unternehmen als auch private und öffentliche Einrichtungen haben es gleichermaßen versäumt, ihrer Verantwortung nachzukommen, Programme für Erwachsene mit geistiger Behinderung zu entwickeln und umzusetzen. n Erwachsene mit geistiger Behinderung haben möglicherweise persönliche, soziale und emotionale Probleme, die der Bewältigung ihres Alltags im Weg stehen. Diese Probleme können entweder in der geistigen Behinderung begründet sein oder auf Erfahrungen mit anderen Menschen zurückgehen, die nicht in der Lage oder nicht Willens waren, diese Behinderung zu verstehen, zu akzeptieren oder angemessen mit ihr umzugehen. Während in vielen Bereichen bereits große Fortschritte erzielt werden konnten, ist es immer noch schwierig, Hilfsangebote für Erwachsene mit geistiger Behinderung zu koordinieren und diese Bevölkerungsgruppe mit den notwendigen Informationen und effektiver Unterstützung zu versorgen. Menschen mit geistiger Behinderung, die von professionellen Helfern, Trainingseinrichtungen oder ihren Familien unterstützt werden, müssen deutlich mehr Einflussmöglichkeiten darauf haben, welche Angebote, Dienstleistungen und Hilfen sie in Anspruch nehmen. Dabei wird es entscheidend sein, diese Menschen dabei zu unterstützen, ihre eigenen personenzentrierten Pläne zu entwickeln. Dann wird es zur Aufgabe professioneller Helfer und Fürsprecher, Menschen mit geistiger Behinderung darin zu unterstützen, diese Pläne umzusetzen (siehe Link: Informationen über personenzentrierte Planung). Die EU-Regierungen stimmen darin überein, dass alle Menschen ein Recht haben auf: n schulische Bildung, n weiterführende Bildung, n einen Arbeitsplatz. Wenn Lehrer, Eltern, Arbeitgeber und Anbieter von Dienstleistungen anfangen, geistige Behinderung lediglich als eine andere Art des Lernens zu begreifen, ist dies der erste Schritt zu einem besseren und erfüllteren Leben für anders begabte Menschen. Jeder hat das Recht, das Bedürfnis und die Fähigkeit zu lernen und sein volles Potenzial zu entwickeln. ii. Training für Menschen mit geistiger Behinderung Die folgenden Abschnitte beschreiben, wie man effektiv mit Menschen mit geistiger Behinderung arbeiten kann. Leitlinien für eine effektive Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung Menschen mit geistiger Behinderung trainieren Die folgenden Beschreibungen nach Stakes und Hornby (2000) zielen darauf ab, einen Überblick über allgemeine funktionale Merkmale und sich daran orientierende Trainingsstrategien für Menschen mit geistiger Behinderung zu liefern. Leichte geistige Behinderung Funktionale Merkmale Menschen mit einer leichten geistigen Behinderung haben möglicherweise eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und Schwierigkeiten, Anweisungen zu verstehen. Sie sind vermutlich verzögert im Erwerb von Schriftsprach- und Rechenkompetenzen und neigen zu Verhaltensauffälligkeiten. Strategien für ein Training mit den Betroffenen: n Konzentrieren Sie sich sowohl auf die Stärken als auch auf die Schwächen der Teilnehmer. n Holen Sie die Trainees bei ihrem Kenntnisstand ab und passen Sie das Lerntempo an. n Stellen Sie sicher, dass die Aufgaben die Teilnehmer nicht überfordern, damit ein Lernerfolg möglich ist. n Nutzen Sie die Technik semantischer und konzeptueller Netze, um auf dem bereits vorhandenen Wissen der Trainees aufzubauen. n Wiederholen, loben und ermutigen Sie oft. n Nutzen Sie unterschiedliche Materialien, insbesondere visuelle Lernhilfen wie Schaubilder und Zeichnungen. n Geben Sie den Trainees die Möglichkeit, voneinander zu lernen und nutzen Sie Gruppenarbeit. n Nutzen Sie den Computer zum Wiederholen, zum Üben von Fertigkeiten und zur Textverarbeitung. n Arbeiten Sie eng mit Eltern/ Angehörigen, anderen Trainern und Fachleuten zusammen. n Führen Sie Übungen durch, die Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken. Mittelgradige geistige Behinderung Funktionale Merkmale Menschen mit einer mittelgradigen geistigen Behinderung haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und Probleme beim Verstehen von Anweisungen. Sie erwerben verzögert Schriftsprach- und Rechenkompetenzen, sind oft unreif, weisen Verhaltensauffälligkeiten auf und sind in Sprache sowie Spracherwerb verzögert. Strategien für ein Training mit Teilnehmern aus diesem Personenkreis: n Konzentrieren Sie sich sowohl auf die Stärken als auch auf die Schwächen der Teilnehmer. n Holen Sie die Trainees bei ihrem Wissensstand ab und passen Sie das Lerntempo an. n Stellen Sie sicher, dass die Aufgaben die Teilnehmer nicht überfordern, damit ein Lernerfolg möglich ist. n Nutzen Sie die Technik semantischer und konzeptueller Netze, um auf dem bereits vorhandenen Wissen der Trainees aufzubauen. n Wiederholen, loben und ermutigen Sie oft. n Konzentrieren Sie sich auf sprachliche und soziale Fähigkeiten, wie das Befolgen von Anweisungen. n Nutzen Sie praktische Übungen – Lernspiele, Simulationen, Rollenspiele und Exkursionen. n Nutzen Sie unterschiedliche Materialien: z. B. visuelle Lernhilfen wie Schaubilder und Zeichnungen. n Geben Sie den Trainees die Möglichkeit, voneinander zu lernen und nutzen Sie Gruppenarbeit. n Nutzen Sie den Computer zum Wiederholen, zum Üben von Fertigkeiten und zur Textverarbeitung. n Arbeiten Sie eng mit Eltern/ Angehörigen, anderen Trainern und Fachleuten zusammen. n Nehmen Sie an allen Treffen teil, bei denen individualisierte Trainingspläne besprochen werden und sorgen Sie für angemessene Lernziele. n Führen Sie Übungen durch, die Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken. Schwere geistige Behinderung Funktionale Merkmale Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung lernen erst spät zu laufen und zu sprechen. Sie haben eine verwaschene Sprache und ihr Vokabular ist begrenzt. Betroffene haben stark eingeschränkte Fähigkeiten der fein- und grobmotorischen Koordination; es macht ihnen große Schwierigkeiten, Lesen, Schreiben und Zahlen nutzen zu lernen. Ihr Verhalten ist tendenziell unreif. Strategien für ein Training mit dieser Personengruppe: n Konzentrieren Sie sich sowohl auf Stärken als auch auf Schwächen der Teilnehmer. n Holen Sie die Teilnehmer bei ihrem Kenntnisstand ab und passen Sie das Lerntempo ihren Fähigkeiten an. n Unterteilen Sie Aufgaben in Teilschritte, unterrichten Sie in kleinen, aufeinander aufbauenden Informationseinheiten. n Konzentrieren Sie sich darauf, Alltagsfertigkeiten zu verbessern. die mündliche Sprachkompetenz und n Üben Sie soziale Kompetenzen wie das Schließen von Freundschaften oder das Bitten um Hilfe. n Stellen Sie sicher, dass die Aufgaben die Teilnehmer nicht überfordern, damit Erfolg möglich wird. n Nutzen Sie ganz praktische / konkrete Übungen wie z. B. das Zählen von Geld... n Bauen Sie häufige Wiederholungen in Ihr Training ein; loben und ermutigen Sie oft. n Arbeiten Sie eng mit Eltern, anderen Trainern und Fachleuten zusammen. n Nehmen Sie an Besprechungen teil, bei denen individualisierte Trainingspläne erarbeitet werden. n Setzen Sie Prioritäten: Was muss, sollte oder könnte der Trainee lernen? n Konzentrieren Sie sich darauf, das Wohlbefinden, das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl der Teilnehmer zu verbessern. iii. Moderne Ansätze zum Umgang mit geistiger Behinderung Die folgenden Informationen basieren überwiegend auf der Quelle: „INTELLECTUAL DISABILITY. Definition, classification and systems of supports”, American Association on Intellectual and Developmental Disabilities (AAIDD), 2010. „Das Konzept der geistigen Behinderung ist im Zusammenhang mit dem allgemeinen Verständnis von Behinderung zu betrachten. Im Verlauf der vergangenen beiden Dekaden hat sich eine umweltbezogene Perspektive auf diese Phänomene durchgesetzt. Der Fokus liegt zunehmend auf der Interaktion eines oder einer Betroffenen mit seiner oder ihrer Umgebung und der Erkenntnis, dass systematische und individualisierte Unterstützungsmaßnahmen die soziale Funktionalität verbessern können“ (Robert L. Schalock, übersetztes Vorwort zu dem Buch “Intellectual Disability…”). Definition des Begriffs der geistigen Behinderung Geistige Behinderung wird charakterisiert sowohl durch Einschränkungen der intellektuellen Funktionalität als auch der Fähigkeit, das eigene Verhalten anzupassen. Dies wirkt sich auf konzeptuelle, soziale sowie praktische adaptive Fähigkeiten aus. Die Behinderung wird vor Erreichen des 18. Lebensjahres manifest. Die folgenden fünf Annahmen sind essentiell für die Anwendung dieser Definition: 1. Einschränkungen der Funktionalität müssen im Kontext eines sozialen Gefüges betrachtet werden, das typisch für die Altersgruppe des Betroffenen ist und den kulturellen Gepflogenheiten entspricht. 2. Eine valide Beurteilung berücksichtigt kulturelle und sprachliche Diversität ebenso wie Unterschiede in Kommunikation, Sensorik, Motorik und Verhalten. 3. Die Betroffenen haben oft sowohl Einschränkungen als auch Stärken. 4. Ein wichtiges Ziel der Beschreibung von Einschränkungen ist es, ein Profil notwendiger Hilfen zu entwickeln. 5. Dauerhafte, angemessene und personalisierte Unterstützung verbessert im Allgemeinen die Funktionalität einer Person mit geistiger Behinderung. Beurteilungssystem Bewertungsvorgang Spezifischer Zweck Diagnose • Feststellen, ob eine geistige Behinderung vorliegt • Feststellen, ob ein Anspruch auf Leistungen vorliegt Beispiele für Maßnahmen, Werkzeuge und Bewertungsmethoden • Intelligenztests • Adaptive Verhaltensskalen • Dokumentation des Alters bei Manifestation • Entwicklungsfördernde Maßnahmen Klassifikation Planung und Entwicklung eines Systems von Hilfsmaßnahmen • Feststellen, ob ein Anspruch auf Beihilfen oder Rentenzahlungen vorliegt • Feststellen, ob es einen Anspruch auf Rechtshilfe gibt • Dokumentation des sozialen Hintergrunds und der schulischen Entwicklung • Klassifizierung gemäß der Dringlichkeit des Unterstützungsbedarfs • Klassifizierung zu Forschungszwecken • Klassifizierung nach bestimmten Merkmalen • Klassifizierung zum Zweck spezieller schulischer Förderung • Klassifizierung zur Erlangung finanzieller Hilfen • Unterstützung zur Förderung sozialer Funktionalität • Unterstützung beim Erzielen von Ergebnissen • Unterstützung bei der Umsetzung persönlicher Entscheidungen • Unterstützung bei der Wahrnehmung persönlicher Rechte • Hilfsmaßnahmen erfordern Intensitätsskalen • Stufen adaptiven Verhaltens • IQ-Bereiche oder Level • Beurteilung der Umgebungsfaktoren • Systematik zur Ätiologie der Risikofaktoren • Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit • Leistungskategorien • Personenzentrierte Planung • Selbsteinschätzung • Inventar der Umweltbedingungen • Entwicklungstests • Beurteilung von Sprache, Sprechfähigkeit, motorischen und sensorischen Kompetenzen • Leistungstests • Intensitätsskalen der Bedürfnisse nach Unterstützung • Funktionale Verhaltensanalyse • Verhaltensbezogener Hilfeplan • Familienzentrierter Hilfeplan • Individualisierter Plan zur Familienhilfe • Individualisiertes Bildungsprogramm • Individualisierter Übergangsplan • Selbstregulierte Planung Anmerkung: Die in Spalte 2 angeführten Ziele sind nicht parallel zu den Beispielen in Spalte 3 angeordnet. Unterstützungsbedarf von Personen mit geistiger Behinderung Der Begriff Unterstützungsbedarf bezieht sich auf das Muster und die Intensität von Einzelhilfen, die eine Person benötigt, um an Aktivitäten teilzunehmen, die zum normkonformen menschlichen Funktionsniveau gehören. Als Hilfen werden Mittel und Strategien bezeichnet, die darauf abzielen, die Entwicklung, Bildung, Interessen und das persönliche Wohlbefinden einer Person zu fördern sowie die Funktionalität individuell zu verbessern. Unterstützungsmodell Das im Folgenden dargestellte Unterstützungsmodell beschreibt die Beziehung der Diskrepanz zwischen eigenen Kompetenzen und den Anforderungen der Umwelt zum Angebot individualisierter Hilfsmaßnahmen, die eine verbesserte persönliche Leistungen ermöglichen. Dieses Modell zieht vier Folgerungen nach sich. Es versteht geistige Behinderung als funktionalen Zustand und spricht einen möglichen „Mismatch“ zwischen Individuum und Umwelt an. Zunächst führt dieser Mismatch zwischen persönlichen Kompetenzen und den Anforderungen der Umwelt zu einem Unterstützungsbedarf, der bestimmte Formen von unterschiedlich intensiven Hilfsangeboten notwendig macht. Zweitens führen diese individualisierten Hilfsangebote umso wahrscheinlicher zu einer Verbesserung der individuellen Funktionalität und der persönlichen Lebenssituation, je sorgfältiger sie geplant und umgesetzt werden. Drittens sprechen Anbieter von systematischen Hilfen zur Bildung und zur Erlangung von Alltagskompetenzen Betroffene zunehmend gemäß der Art und Intensität ihres Unterstützungsbedarfs an, anstatt sich an den vorhandenen Defiziten zu orientieren. Diese Institutionen fungieren als Brücke zwischen dem IstZustand und den vorhandenen Möglichkeiten. Viertens führt eine Fokussierung auf die Reduzierung des Mismatches zwischen den Kompetenzen der Betroffenen und den Anforderungen, die ihre Umwelt an sie stellt, mit größerer Wahrscheinlichkeit zur Identifizierung, Entwicklung und Umsetzung von Hilfsmaßnahmen, die deren persönliche Situation verbessern, als eine Konzentration auf bestehende Defizite. Dennoch ist davon auszugehen, dass insofern eine reziproke Beziehung zwischen dem Grad der Beeinträchtigung und dem Unterstützungsbedarf besteht, als stärkere persönliche Einschränkungen fast immer mit einem intensiveren Hilfebedarf einhergehen. Der folgende Kasten zeigt zwei miteinander in Zusammenhang stehende allgemeine Funktionen individualisierter Hilfemaßnahmen. Die erste greift die Diskrepanz auf zwischen den Defiziten eines Betroffenen in unterschiedlichen Situationen/ Handlungszusammenhängen und den Veränderungen/ Hilfen, die eine Teilhabe ermöglichen. Die zweite Funktion individualisierter Hilfen konzentriert sich darauf, die persönliche Situation der Betroffenen zu verbessern, indem sie die zwischenmenschliche Interaktion stärkt. Beide Funktionen müssen sorgfältig aufeinander abgestimmt werden. Mismatch von Kompetenzen und Anforderungen Menschen mit geistiger Behinderung erleben ein Mismatch zwischen ihren persönlichen Kompetenzen und den Anforderungen ihrer Umwelt. Dies schafft einen Bedarf an Hilfen. Individualisierte Hilfen Sorgfältige Planung und Umsetzung individualisierter Hilfen Bereitstellung von Hilfsangeboten, die zu einer Verbesserung der persönlichen Situation führen. Folgende Ergebnisse können angestrebt werden: mehr Unabhängigkeit, verbesserte persönliche Beziehungen, verbesserte Möglichkeiten, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, verbesserte Teilhabe an Schul- / Gemeinschaftsaktivitäten, ein verbessertes persönliches Wohlbefinden / verbesserte Lebenszufriedenheit. Kasten 1: Unterstützungsmodell Fünf-Komponenten-Modell zur Beurteilung, Planung und Umsetzung von Hilfsangeboten Es gibt eine vielfältige Landschaft an Hilfsangeboten, Hilfsmitteln und Strategien, die persönliche Funktionalität verbessern können. Kein Betroffener wird alle Hilfsmöglichkeiten benötigen, die zur Verfügung stehen. Der individuelle Unterstützungsbedarf unterscheidet sich sowohl quantitativ als auch qualitativ. Planungsteams sind am besten in der Lage, die Hilfsangebote auszuwählen, die eine Person benötigt. Der folgende Kasten zeigt einen aus fünf Komponenten bestehenden, sequentiellen Prozess, der folgende Ziele verfolgt: a) Identifizierung der wichtigsten Ziele und Bedürfnisse eines Betroffenen b) Spezifizierung der Unterstützung, die eine Person benötigt, um wichtige Ziele zu erreichen oder Bedürfnisse abzudecken c) Entwicklung eines Aktionsplans, um Unterstützung zu finden und Hilfen umzusetzen d) Umsetzung und Überwachung des Plans e) Evaluation persönlicher Ergebnisse Komponente 1: Identifikation der angestrebten Erfahrungen und Lebensziele Komponente 2: Einschätzung des Hilfebedarfs Komponente 3: Entwicklung und Implementierung eines individualisierten Hilfeplans: -‐ Nutzung der Ergebnisse aus den Komponenten 1 und 2, um individuell Prioritäten festzulegen sowie persönliche Ziele und notwendige Hilfen zu identifizieren. -‐ Feststellung der benötigten Hilfsangebote sowie der derzeit genutzten Angebote -‐ Erstellen eines individualisierten Plans, der Muster und Formen der Unterstützungsmaßnahmen spezifiziert, die benötigt werden, um die Teilhabe an spezifischen Situationen oder Aktivitäten zu ermöglichen und den Plan umzusetzen. Komponente 4: Überwachung des Fortschritts: Kontrolle, inwieweit der individualisierte Plan umgesetzt wird. Komponente 5: Evaluation: Evaluation der erreichten Verbesserungen der persönlichen Situation Kasten 2: Prozess zur Erfassung, Planung, Überwachung und Evaluation individualisierter Hilfen Modell individualisierter Hilfen von Lantegi Batuak Auszüge aus dem Praxisleitfaden „Model of Individualized Supports in Lantegi Batuak” (Lantegi Batuak Fundazioa, verfügbar unter www.lantegi.com). Lantegi Batuak ist eine Non-Profit-Organisation, die sich darauf konzentriert, qualitativ hochwertige Arbeitsangebote zur Entwicklungsförderung von Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Ein Fokus liegt dabei auf der Arbeit mit geistig behinderten Menschen aus der Region Biskaya (Spanien). Der individualisierte Hilfeplan: Die Organisation der Unterstützungsmaßnahmen orientiert sich an individuellen Interessen, Zielen und Bedürfnissen. Die geplanten Maßnahmen werden in einem individualisierten Hilfeprogramm zusammengefasst. Obwohl einige Maßnahmen in verschiedenen Kategorien aufgeführt werden können, ordnet die folgende Auflistung Hilfen dem Bereich zu, den die angestrebte Verbesserung der Lebensqualität am stärksten betrifft. 1n n n n n n n n n n n n KÖRPERLICHES UND MATERIELLES WOHLERGEHEN Kontrolle über Nahrungsmittel und Ernährung Mobilitätshilfen Unterstützung bei Bedürfnissen des täglichen Lebens Maßnahmen zur Überwachung der medizinischen Versorgung Maßnahmen zur Verwaltung von Einkommen / Finanzen Maßnahmen zur Erlangung von Lese-, Schreib- und grundlegenden Rechenkompetenzen Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährungs- und Konsumgewohnheiten sowie des Umweltbewusstseins Gesundheitliche Untersuchung Unterstützung bei der Medikamenteneinnahme Anpassung der Arbeitszeiten Physikalische und architektonische Anpassungen Transport 2- EMOTIONALES WOHLERGEHEN n Maßnahmen zur Förderung des Selbstbewusstseins und Selbstbildes, der Akzeptanz und Integration in der Einrichtung n Entwicklungsgespräche: Betroffene und ihre Familien / Betreuer n Interventionen zur psychosozialen Anpassung n Interventionen zur Anpassung des Verhaltens n Erfassung des Grades der Zufriedenheit 3n n n n n n n n n n n n n n BERUFLICHE ENTWICKLUNG Maßnahmen zur beruflichen Orientierung Übernahme beruflicher Aufgaben Evaluation der Erledigung von beruflichen Aufgaben Training in grundlegenden beruflichen Fertigkeiten Training im Bereich Arbeitssicherheit Karriereplanung Arbeitsvermittlung Trainingsmaßnahmen, die auf spezifische Aufgaben vorbereiten Maßnahmen zur Anpassung des Arbeitsplatzes Hilfsmittel Maßnahmen zur Einarbeitung und Integration am Arbeitsplatz Planung der Arbeitsaufnahme Besuche anderer Einrichtungen Besuche bei Klienten, etc. 4- ZWISCHENMENSCHLICHE BEZIEHUNGEN n Programm zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen in der Einrichtung und am Arbeitsplatz § Kommunikation § Beziehungen § Teamwork § Interaktion mit dem Arbeitsassistenten/ Vorgesetzten, etc. n Maßnahmen zur Verbesserung von Beziehungen und sozialen Fertigkeiten n Maßnahmen zur Verbesserung von Partizipation und Kommunikation (Treffen, Magazine, Intranet) n Technische Unterstützung von Kommunikation 5- GESELLSCHAFTLICHE INTEGRATION n Maßnahmen zur Verbesserung der Teilhabe im öffentlichen Raum: z.B. in Geschäften, Banken, Museen, kulturellen Einrichtungen, Sportstätten, Freizeiteinrichtungen, Ämtern etc. n Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilität im öffentlichen Raum n Maßnahmen zur Verbesserung der Kenntnisse über Sozial- und Gesundheitseinrichtungen (Verbände und andere soziale Dienstleister, Gesundheitszentren, Krankenhäuser, Notfallnummer 112, Notaufnahme etc.) sowie andere Dienstleistungen und Hilfsmittel n Finden und Nutzen von Freizeiteinrichtungen und Angeboten n Programme zur Freizeitgestaltung n Maßnahmen, die Zugang zu und Nutzung von neuen Technologien erleichtern: angepasstes Intranet, Teilnahme an Foren, Einrichtung von Blogs, Nutzung von Mobiltelefonen n Training in anderen, nicht arbeitsbezogenen Bereichen 6- SELBSTBESTIMMUNG n Training von Techniken zur Selbstverteidigung, Verhalten in missbräuchlichen Situationen etc. n Programme zur Förderung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, der Geschlechtergleichstellung, Selbsthilfegruppen 7- RECHTE n Vermittlung von Regeln, Rechten und Pflichten von Nutzern berufsbezogener Dienstleistungen, Dienstleister-Portfolios und Vorschläge, Rahmenvereinbarungen in besonderen Jobcentern n Training und Informationen zu sozialen Regeln, Normen und Werten n Unterstützung beim Wahrnehmen und der Wahrung von Rechten sowie bei der Organisation von Hilfen Es gibt andere transversale Aspekte, die im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Hilfen stehen. Dazu gehören Interventionen sowie individualisierte Maßnahmen betreffend persönlicher, psychosozialer oder familiärer Anpassungen, die alle oben erwähnten Bereiche betreffen können, darunter Familienarbeit oder die Koordination und Überwachung anderer sozialer Dienstleister oder Akteure. Es ist wichtig zu betonen, dass die Intensität aller Hilfsmaßnahmen den Bedürfnissen und der Lebenssituation des Betroffenen angepasst werden muss. Berücksichtigt man dies, sind in unterschiedlichen beruflichen Situationen, in speziellen Jobcentern oder an Regelarbeitsplätzen unterschiedlich intensive Hilfen notwendig. So sollten etwa die Hilfen im beruflichen Bereich intensiviert werden, wenn sich der Hilfeempfänger der Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit nähert. Abschließend zum Thema Hilfen ist es wichtig zu betonen, dass individualisierte Hilfepläne, die Unterstützungsmaßnahmen spezifisch für jede einzelne Person umschreiben, lebendige Instrumente sind, die ständiger Überprüfung, Veränderung und Wachstum unterliegen. Sie sollten sich, ebenso wie die verschiedenen Hilfsangebote, entsprechend den Veränderungen der Lebenssituation des Betroffenen weiterentwickeln. Transformationen und Neuerungen können auch durch Veränderungen der Umwelt notwendig werden, in der der Betroffene lebt. Zusammengefasst umfasst ein individualisierter Hilfeplan Folgendes: n Ziele und Interessen der Person n Ziele, die professionelle Helfer unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Betroffenen für erstrebenswert halten: individualisierte Trainingsziele, Interventionen, Anpassungen im beruflichen Umfeld und andere Hilfen n Training und andere Gruppenaktivitäten in der Einrichtung oder im gesellschaftlichen Umfeld n Evaluation des Profils sowie der zeitlichen Planung Entwicklungsprozess eines individualisierten Hilfeplans Individualisierter Hilfeplan – der Entwicklungsprozess Initiierende Maßnahmen / Dokumentation -‐ Bericht zur grundlegenden Orientierung -‐ Vorschläge zu Zeitplan und Einrichtung -‐ Profile -‐ Fragen zur Lebensqualität Gespräch zur persönlichen Zielfindung Die persönlichen Ziele und Interessen des Betroffenen im Hinblick auf die Verbesserung der Lebensqualität in unterschiedlichen Lebensbereichen werden herausgearbeitet. Evaluation / Überarbeitung Evaluation, Überarbeitung und neue Vorschläge Umsetzung des individualisierten Hilfeplans Die unterschiedlichen Maßnahmen werden umgesetzt. Aufstellen eines individualisierten Hilfeplans Ein Team professioneller Helfer erarbeitet Vorschläge zu folgenden Themen: -‐ Persönliche Ziele -‐ Trainingsziele -‐ Interventionsmaßnahmen -‐ Andere Hilfen -‐ Überarbeitung des Profils -‐ Zeitplan Gespräche im Rahmen der Entwicklung eines individualisierten Hilfeplans (Entwicklungsgespräche): 1. Gespräch mit dem Betroffenen 2. Gespräch mit der Familie/ mit Angehörigen Erfassung des Grades an Zufriedenheit. iv. Unterschiedliche Lernstile Allgemeine Informationen zum Thema Lernstil Was ist ein Lernstil? Ellis beschreibt einen Lernstil 1985 als eine mehr oder weniger gleichbleibende Herangehensweise, die eine Person nutzt, um Informationen aufzunehmen, zu organisieren, zu erinnern und in Begriffe zu fassen. Lernstile fassen verbreitete Lernmethoden zu Gruppen zusammen. Jeder Mensch nutzt mehrere Lernstile. Manche Menschen nutzen möglicherweise einen bestimmten Lernstil sehr stark und andere nur selten. Andere Menschen nutzen verschiedene Lernstile in unterschiedlichen Situationen. Weder gibt es „die” richtige Mischung noch sind Lernstile unveränderlich. Menschen können weniger ausgeprägte Lernstile weiterentwickeln oder einen bevorzugten Lernstil perfektionieren. Die Anwendung unterschiedlicher Lernstile zu fördern, ist ein relativ neuer Ansatz. Herkömmlicher Unterricht nutzt traditionell nur ein begrenztes Spektrum an Lern- und Unterrichtstechniken. Viele Schulen und Trainingscenter stützen ihren Unterricht immer noch auf das Klassenzimmer-Setting, auf bücherbasiertes Lernen, häufige Wiederholungen und Prüfungen als Verstärkung und Lernkontrolle. Entsprechend gelten Menschen, die diese Lerntechniken gut nutzen können, als klug. Wer andere Lernstile bevorzugt, wird oft deklassiert und mit nicht so schmeichelhaften Bezeichnungen belegt. Wenn Sie die Lernstile Ihrer Trainees erkennen und verstehen, können Sie passende Unterrichtstechniken nutzen. So verbessern Sie Geschwindigkeit und Qualität des Lernprozesses. Lernstile verstehen Welchen Lernstil ein Trainee bevorzugt, ist von erheblicher Bedeutung. Die bevorzugten Lernstile lenken den Lernprozess. Daher sollten sich die Unterrichtsmethoden an den Lernstilen der Trainees orientieren. Die Forschung hat gezeigt, dass unterschiedliche Lernstile verschiedene Bereiche im Gehirn verstärkt ansprechen. Sind mehr Bereiche am Lernprozess beteiligt, erinnern wir uns besser an das Gelernte. Forscher haben mit bildgebenden Verfahren Schlüsselbereiche im Gehirn für die unterschiedlichen Lernstile gefunden. Je besser Sie Ihre Lehrmethoden auf die Lernstile Ihrer Trainees abstimmen, desto erfolgreicher wird Ihr Unterricht sein. Wie entstehen unterschiedliche Lernstile? Lernstile sind von den Genen beeinflusst, von vorangegangenen Lernerfahrungen, kulturellen Gegebenheiten und den gesellschaftlichen Bedingungen. Warum sollten Trainer das Konzept der Lernstile kennen? Sue Davidoff und Owen van den Berg (1990) schlagen vier Schritte vor: planen, lehren/ handeln, beobachten und auswerten. Hier sind einige Argumente für dieses Vorgehen: n Die Trainees lernen besser und schneller, wenn die Lehrmethoden ihrem Lernstil entsprechen. n Erfolgreicheres Lernen verbessert die Selbstachtung. Diese wiederum wirkt sich positiv auf den Lernprozess aus. n Demotivierte Trainees können neues Interesse am Lernen gewinnen. n Die Beziehung zwischen Trainer und Trainee verbessert sich, da der Lernende erfolgreicher und interessierter ist. Verschiedene Lernstile Was Lernstile angeht, gibt es sehr unterschiedliche Betrachtungsweisen. Ein gebräuchliches Klassifikationssystem ist das Folgende: Die vier Modalitäten (aus: Dr Bandler, R. und Grinder, J. in the Field of NeuroLinguistic Programming): Trainees bevorzugen möglicherweise visuelle (Sehen), auditive (Hören), kinästhetische (bewegungsorientierte) oder taktile (Tasten/ Fühlen) Lehrmethoden. n Wer einen visuellen Lernstil bevorzugt, ... § ... schaut intensiv in das Gesicht des Trainers. § ... sieht gerne Poster, Bücher o.ä. an. § ... erkennt oft Wörter am Schriftbild. § ... erstellt Listen, um die eigenen Gedanken zu sortieren. § ... erinnert Informationen, indem er sich überlegt, wie sie auf der Seite dargestellt waren. n Wer einen auditiven Lernstil bevorzugt, ... § ... möchte vom Trainer verbale Anweisungen bekommen. § ... mag Dialoge, Diskussionen und Rollenspiele. § ... löst Probleme, indem er darüber spricht. § ... nützt Rhythmus und Klang als Gedächtnisstützen. n Wer einen kinästhetischen Lernstil bevorzugt, ... § ... lernt am besten, wenn er miteinbezogen wird und aktiv ist. § ... sitzt ungern längere Zeit still. § ... nutzt Bewegungen als Gedächtnisstütze. n Wer einen taktilen Lernstil bevorzugt, ... § ... schreibt oder zeichnet Informationen auf, um sie sich besser merken zu können. § ... lernt gut bei praktischen Übungen wie Projekten und Präsentationen. Den Lernstil ermitteln Es werden viele Tests angeboten, mit deren Hilfe Sie und Ihre Trainees herausfinden können, welche Lernstile von der Gruppe bevorzugt werden. Im Allgemeinen kann man jedoch sagen, dass Menschen, die in Bildern denken, andere Menschen gerne persönlich treffen, und gerne Diagramme nutzen, zu einem visuellen Lernstil tendieren. Zu einem auditiven Lernstil neigt, wer sich gut an Gehörtes erinnert, Telefongespräche vorzieht und verbale Anweisungen besonders nützlich findet. Menschen, die eher in bewegten Bildern bzw. Mini-Filmen denken, gerne Gespräche mit Unternehmungen verbinden und sich in Projekte stürzen, ohne vorher Anleitungen zu lesen, wenden tendenziell einen taktilen / kinästhetischen Lernstil an. Unterrichtsmethoden und Übungen für verschiedene Lernstile Erwachsene mit geistiger Behinderung und alle anderen Menschen auch lernen am effektivsten, wenn der Unterricht ihrem persönlichen Lernstil entgegenkommt. Es gibt vier Haupt-Lerntypen: visuell, auditiv, kinästhetisch und taktil. Die meisten Menschen können mit all diesen Stilen lernen, fühlen sich jedoch mit einem bestimmten besonders wohl. Lehrmethoden Visuell: n Nutzen Sie viel Anschauungsmaterial: beispielsweise Poster, Merk-Karten, Diagramme, Organigramme usw. n Visuell Lernende denken normalerweise in Bildern. Sie möchten Inhalte in schriftlicher Form sehen, z. B. als Handout, Text oder Overhead-Projektion. n Sie finden Karten, Diagramme, Tabellen und andere visuelle Lehrmittel besonders effektiv. n Sie erinnern sich am besten an Dinge, die sie in schriftlicher Form gesehen haben. Auditiv: n Nutzen Sie Audio-Aufnahmen, Lieder, Musik, Auswendiglernen und mündliche Wiederholungen. n Lassen Sie die Trainees regelmäßig in Zweiergruppen und Kleingruppen arbeiten. n Menschen mit auditivem Lernstil lernen am besten durch Zuhören. Sie können sich typischerweise Inhalte gut durch Diskussionen oder Vorlesen aneignen. Am besten erinnern sie sich daran, was sie gehört oder laut gesagt haben. Kinästhetisches Lernen: n Nutzen Sie körperbezogene Übungen, Wettbewerbe, Brettspiele, Rollenspiele usw. n Wechseln Sie ab zwischen Übungen, bei denen die Trainees still sitzen müssen und solchen, bei denen sie sich bewegen und aktiv sein können. Taktil: n Nutzen Sie Brett- und Kartenspiele, Vorführungen, Rollenspiele usw. n Lassen Sie die Teilnehmer etwas tun, während sie zuhören oder lesen. Zum Beispiel können sie eine Tabelle ausfüllen, während sie zuhören, oder beim Lesen ein Diagramm beschriften. n Menschen mit kinästhetischem oder taktilem Lernstil lernen am besten, wenn sie etwas berühren, fühlen oder erleben können. Sie erinnern sich am besten, wenn sie etwas aufschreiben oder mit den Inhalten körperlich arbeiten können. Unterschiedliche Lernstile effektiv im Unterricht einsetzen Wenn möglich, sollten Sie in jeder Unterrichtseinheit Techniken für alle Lernstile anwenden -angepasst an die Gruppe, die Sie unterrichten. Oft ist es nicht schwierig, sowohl auditive als auch visuelle Lerntechniken in den Unterricht einzubauen. Sie können Anweisungen beispielsweise an die Tafel schreiben und gleichzeitig laut vorlesen. Es ist sehr wichtig, dass Sie im Unterricht auch den kinästhetischen und taktilen Lernstil berücksichtigen, da Menschen mit geistiger Behinderung auf diese Weise oft besonders gut lernen. Passt es zu Ihrer Lerngruppe, können Sie Simulationen, Rollenspiele und Debatten einbauen. Lernstile: Erwachsene mit geistiger Behinderung Viele Erwachsene mit geistiger Behinderung können „normale“ Lernergebnisse erzielen, wenn sie genügend Unterstützung von Trainern und Eltern erhalten. Eltern und Trainer sollten die Perspektive wechseln und einen Erwachsenen mit Lernbehinderung als jemanden sehen, der Informationen auf eine Art verarbeitet, die sich lediglich von der „normalen“ oder „konventionellen“ unterscheidet. Einige hilfreiche Tipps Arbeitet man mit Erwachsenen mit geistiger Behinderung, sollte man daran denken, dass jeder Mensch einzigartig ist und daher auch auf einzigartige Weise lernt. Es gibt jedoch einige Ansätze, die als allgemeingültig gelten und an individuelle Lernbedürfnisse angepasst werden können. Folgende Tipps können hilfreich sein: Geben Sie klare und detaillierte Anweisungen. Vermeiden Sie Sprachbilder oder Redensarten. Setzen Sie nichts voraus. Sagen Sie Ihren Trainees genau, was Sie von ihnen erwarten. Nutzen Sie direkte und genaue Erklärungen. n Überprüfen Sie, ob Sie verstanden wurden. Merken Sie, dass die Trainees unaufmerksam sind oder die Anweisungen nicht verstanden haben, lassen Sie die n n n n Teilnehmer die Anweisungen wiederholen. Stellen Sie sicher, dass die Trainees wissen, was Sie von ihnen erwarten. n Ermutigen Sie die Trainees, um Hilfe zu bitten, wenn sie bei ihren Aufgaben weitere Erklärungen benötigen. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Unterricht in logisch aufeinanderfolgende Einzelschritte zu gliedern. Nutzen Sie Diagramme und erklären Sie Ideen und Konzepte, die dem Unterricht zugrunde liegen. Nutzen Sie Alltagsbeispiele, um theoretische Konzepte zu erklären. Training mit Erwachsenen mit geistiger Behinderung beschränkt sich nicht auf die Unterrichtsumgebung. Eltern und Betreuer spielen eine sehr wichtige Rolle. Sie können die Betroffenen in ihren Bildungsbemühungen unterstützen, da sie sich gut auf deren persönliche Lernstrategien einstellen können. Die oben beschriebenen Tipps sind allgemein anwendbar. Wenn Sie die Trainingsmethoden den Bedürfnissen Ihrer Trainees anpassen, wird dies deren Lernerfolg und Lernerlebnis sehr positiv beeinflussen. So gewinnen die Trainees Freude am Lernen, wovon sie ein Leben lang profitieren können. Abschließend sollte nochmals Folgendes betont werden: Wenn Trainer, Eltern, Arbeitgeber und Betreuer beginnen, geistige Behinderung als nichts anderes als eine besondere Art des Lernens zu betrachten, ist dies der erste Schritt dazu, das Leben anders begabter Menschen lebenswerter und erfüllter zu machen. 2. Neue Medien – eine Einführung; sicheres Online -Verhalten1 Da Medien eine immer größere Bedeutung erlangen und da sie auch im Leben von Menschen mit geistiger Behinderung eine Rolle spielen, sollten ihre Verwandten, Betreuer, Trainer und Arbeitgeber über die Möglichkeiten und Gefahren Neuer Medien informiert sein. 2.1 Neue Medien und Internet Für frühere Generationen bedeutete Mediennutzung hauptsächlich Fernsehen, Radio hören und ins Kino gehen. Heute wird unser Alltag von allen Medien am stärksten vom Internet beeinflusst. Wir nutzen es in ganz unterschiedlichen Kontexten, zum Beispiel bei der Arbeit, in der Schule, in der Öffentlichkeit und zu Hause. Im Internet kann man Informationen suchen, mit anderen kommunizieren und interagieren, nach 1 Nach: The Cybertraining for Parents project http://cybertraining4parents.org/ Rat und Hilfe suchen, spielen, online einkaufen, Videos, Filme oder Serien anschauen, Webradio oder Podcasts hören, den Alltag planen und vieles mehr. Was Geschwindigkeit und Reichweite angeht, haben sich die technologischen Möglichkeiten der angebotenen Internet-Services in den vergangenen beiden Dekaden rasant entwickelt. Zugang zum Internet hat man nicht länger nur über den heimischen PC, sondern auch über Mobiltelefone, Spielekonsolen oder den iPod touch. Internetkompatible Mobiltelefone, sogenannte Smartphones, werden bei jungen Leuten zunehmend zur Selbstverständlichkeit. 2.1.1 Online-Verhalten Viele Menschen nutzen das Internet, um Informationen zu suchen, zu veröffentlichen, zu kommunizieren und mit anderen zu interagieren. Informationen suchen und veröffentlichen Einige Begriffe, die mit der Suche und der Veröffentlichung von Informationen im Internet in Zusammenhang stehen, werden im Folgenden erklärt.2 n Hypertext / Hyperlink: Ein Element in einem elektronischen Dokument, das eine Verbindung zu einer anderen Stelle im selben Dokument oder zu einem völlig anderen Dokument darstellt. Man klickt auf den Hyperlink, um auf die dort bezeichnete Webseite zu gelangen. Hyperlinks sind die wichtigsten Bestandteile aller Hypertextsysteme, einschließlich des World Wide Web. n Webseite: Ein Ort im World Wide Web. Teil einer jeden Webseite ist die Homepage: das erste Dokument, das der Nutzer sieht, wenn er sich auf die Webseite begibt. Die Seite enthält meist noch weitere Dokumente oder Dateien. Jede Webseite gehört einer Einzelperson, einer Firma oder einer Organisation, die für Betrieb und Inhalt der Seite zuständig ist. n Suchmaschine: Ein Programm, das Dokumente online nach eingegebenen Schlüsselbegriffen durchsucht und eine Liste der Dokumente erstellt, in denen diese Wörter vorkommen. Obwohl der Begriff Suchmaschine eigentlich ganz allgemein eine bestimmte Art von Programmen beschreibt, wird der Ausdruck häufig für Systeme wie Google, Alta Vista und Excite benutzt, mithilfe derer Nutzer nach Dokumenten im WWW oder in USENET-Newsgroups suchen können. Kommunikation und Interaktion Für die Nutzung des Internets zur Kommunikation und Interaktion sind die folgenden Services von Bedeutung:3 2 Auszüge aus Definitionen von Webopedia, Wikipedia und NetLingo n Email: Abkürzung für „electronic mail“ (elektronische Post) - die Übertragung von Nachrichten über Kommunikationsnetzwerke. n Virtual Community: Eine „Virtual Community“ (oder Online-Community) ist ein Netzwerk mit sozialer Funktion, in dem User über spezifische Medien interagieren und dabei räumliche oder politische Grenzen überwinden können, um gemeinschaftliche Interessen oder Ziele zu verfolgen. n VoIP: Abkürzung für „Voice over Internet Protocol“, eine Kategorie von Hard- und Software, welche die Nutzung des Internets zum Telefonieren ermöglicht. Einer der Vorteile von VoIP besteht darin, dass bei diesen Telefonverbindungen über das Netz lediglich der Internetzugang bezahlt werden muss, und sonst keine weiteren Kosten anfallen – so wie der Nutzer ja auch nicht für jede Email einzeln bezahlen muss. Web 2.0 Services4 Das Internet bietet heute Möglichkeiten, die weit darüber hinausgehen, Medieninhalte anzusehen und zu nutzen. Die neuen technologischen Möglichkeiten erlauben es den Nutzern, eigene Inhalte zu schaffen, sie im Internet zu publizieren und sie so mit anderen zu teilen. Zu diesen internetbasierten Services gehören Weblogs, Wikis, Soziale Netzwerke oder Podcasts. Sie werden oft als „neue Generation des Word Wide Web“ bezeichnet 5 . „Web 2.0“ ist zum Schlagwort für diese Phänomen geworden. Einige der Services im modernen Web werden im Folgenden erklärt: n Weblogs oder Blogs sind Internetseiten mit Artikeln, welche die persönliche Meinung eines Einzelnen wiederspiegeln, vergleichbar mit Tagebucheinträgen. Sie werden normalerweise von nur einem Autor verfasst. Einen Blog zu schreiben, bezeichnet man als „bloggen“. Die Beiträge sind chronologisch sortiert und können von anderen Nutzern kommentiert werden (siehe blogger.com). Beispiel: Ich bin auf einer sechsmonatigen Afrika-Reise und halte meine Familie und Freunde mit Fotos und Artikeln auf dem Laufenden, die ich in meinem Blog poste. n Instant Messaging: Eine Nachricht, die Nutzer 1 auf seinem PC schreibt, erscheint auf dem PC von Nutzer 2, ohne dass für die Nachricht Gebühren anfallen. Bei Jugendlichen sehr beliebte Instant Messaging Services sind icq, msn und skype. Sie werden beispielsweise genutzt, um Treffen zu organisieren oder über die Schule oder gemeinsame Freunde zu diskutieren. Beispiel: Ich möchte mich mit meinem Freund treffen und schicke ihm eine Nachricht, z.B. auf icq, die er ohne Verzögerung erhält. 3 Auszüge aus Definitionen von Webopedia, Wikipedia und NetLingo Quelle: www.zeix.ch (Internet encyclopedia) 5 O´Reilly, T. (2005): What is Web 2.0? Design Patterns and Business Models for the Next Generation of Software. Verfügbar unter: http://www.oreilly.de/artikel/web20.html 4 n Soziales Netzwerk: Eine Online-Community, in der jeder Nutzer sein Profil einstellt, das Fotos und persönliche Informationen beinhaltet. Anhand dieser Informationen können sich Freunde oder Nutzer mit ähnlichen Interessen finden. Facebook, Xing, Myspace oder „Wer kennt wen“ sind Soziale Netzwerke. Sie bieten individuelle Optionen an, die eigene Seite zu gestalten. Beispiel: Ich erstelle ein Profil auf Facebook und kann dort Freunde treffen bzw. ihnen Nachrichten schicken. n Video-Sharing-Communities sind Virtual Communities. Mitglieder können Videos hochladen, bewerten und austauschen. Ein Beispiel ist YouTube, wo Nutzer über eine Stichwort-Suche die unterschiedlichsten Videos finden und ansehen oder eigene Videos hochladen können. Beispiel: Ich suche einen bestimmten Musiktitel und gebe ihn bei YouTube ein. Dort finde ich das Musikstück von verschiedenen Künstlern interpretiert. n Flickr ist eine Community, in der Fotos ausgetauscht werden. Sie funktioniert ähnlich wie eine Video-Sharing-Community. n twitter ist ebenfalls ein soziales Netzwerk – ein in der Regel öffentliches Tagebuch (Mikroblog), das mittels einer Webseite oder eines Mobiltelefons geführt wird. Nutzer können hier Textnachrichten mit maximal 140 Zeichen eingeben und verschicken. Nachrichten sind oft in der Ich-Form verfasst. Beispiel: „Bin total erschöpft; Umzug endlich geschafft.“ n Wikipedia: Online-Enzyklopädie, in der jeder Nutzer Begriffe erklären und Artikel posten kann, sogar anonym. Beispiel: Ich möchte wissen, was „Blog“ bedeutet und gebe den Begriff bei Wikipedia ein. Dort finde ich eine Erklärung. n Podcast: Mediadateien oder Radioprogramme zum Herunterladen auf einen PC oder iPod. Die Inhalte stehen auf einer Webseite bereit und können daher jederzeit angehört werden. Beispiel: Ich habe meine Lieblingssendung im Radio verpasst und lade sie von der Webseite des Radiosenders herunter. n Medienpädagogische Webseiten wie „www.netzcheckers.net” helfen Kindern, sich sicher im Internet zu bewegen und Medienkompetenz zu erlangen. Jugendliche wachsen heute unter anderen technologischen, medialen und sozialen Bedingungen auf als die Generation ihrer Eltern. Im Jahr 2001 nannte Marc Prensky Angehörige dieser jungen Generation „digital natives“ (digitale Muttersprachler), da sie mit neuen Medien aufwachsen. Im Gegensatz dazu bezeichnete er die Elterngeneration als „digital immigrants“ (digitale Fremdsprachler).6 2.2 Grundsatzüberlegungen zur Nutzung des Internets 6 Prensky, Marc (2001): Digital natives, digital immigrants, On the Horizon. NCB University Press, Vol. 9, No. 5. Verfügbar unter: http://www.marcprensky.com/writing/prensky%20%20digital%20natives,%20digital%20immigrants%20-%20part1.pdf Das Internet übt eine starke Faszination besonders auf junge Leute aus. An Menschen in diesem Alter sind besondere Entwicklungsaufgaben gestellt. Vor allem anderen steht die Entwicklung der eigenen Identität im Vordergrund. Bei der Entwicklung ihrer Identität müssen Jugendliche drei zentrale Aufgaben bewältigen: Sie müssen sich selbst, die Gesellschaft und die materielle Welt um sie herum verstehen lernen. Zur Selbsterkenntnis gehört es, ein Selbstbild zu formen, die eigenen Wünsche, Hoffnungen und Ideen kennenzulernen sowie eine eigene Form der Selbstdarstellung zu entwickeln. Daran schließt das Kennenlernen der Gesellschaft und die damit verbundene „Beziehungsarbeit“ unmittelbar an. Das bedeutet, Kontakte oder bereits bestehende Freundschaften zu pflegen oder erste romantische Beziehungen zu beginnen. Die Welt der Objekte zu verstehen meint, ein Bild von der Welt zu entwickeln, basierend auf dem eigenen Wissen und bereits gemachten Erfahrungen7. Soziale Webseiten und insbesondere Soziale Netzwerke bieten viele Möglichkeiten, die den Bedürfnissen Jugendlicher entsprechen und mit Hilfe derer sie die an sie gestellten Entwicklungsaufgaben bewältigen können. In diesem Zusammenhang können wir drei zentrale Komponenten ausmachen, die den oben beschriebenen Entwicklungsaufgaben entsprechen: die eigene Identität, die Beziehungen zu anderen sowie den Fluss von Informationen zu gestalten oder zu „managen“. Identitätsmanagement bedeutet, anderen Zugang zu ausgewählten Aspekten der eigenen Persönlichkeit zu gewähren. Ein Beispiel ist die Präsentation der eigenen Person oder persönlicher Erlebnisse in Sozialen Netzwerken. Dies trägt dazu bei, dass Jugendliche lernen, sich selbst zu verstehen. Beziehungsmanagement hat viel mit dem Verständnis der Gesellschaft zu tun. Man versteht darunter das Knüpfen neuer Kontakte sowie die Pflege bestehender Freundschaften und Bekanntschaften. Beispiele dafür sind das Annehmen oder Stellen von Freundschaftsanfragen in Sozialen Netzwerken. Der dritte Aspekt wird als Informationsmanagement bezeichnet. Dies hilft uns, unsere objektive Umwelt zu verstehen. Es umfasst letztendlich die Auswahl und Organisation von Informationen. Ein Beispiel ist eine Recherche bei Wikipedia oder Google8. Diese zentralen Funktionen des Internets sind sicherlich auch für Erwachsene interessant. Erwachsene Nutzer Sozialer Netzwerke drücken ebenfalls auf vielfältige Weise ihre Persönlichkeit aus, laden etwa (Urlaubs- oder Party-)Fotos hoch oder schließen sich Gruppen an. Sie nutzen die Möglichkeit, aktuelle Videos oder Clips zu ihrem Profil hinzuzufügen und so ihre Ansichten darzustellen und zu kommentieren. Sie kommunizieren über Pinnwände, Emails oder Chat-Funktionen. Die Strukturen 7 Oerter, R. & Montada L. (2008): Entwicklungspsychologie. 6. Vollständig überarbeitete Ausgabe. Beltz/ Weinheim, S. 279. 8 Schmidt, J., Paus-Hasebrink, I. & Hasebrink, U. (Hrsg.) (2009): Heranwachsen mit dem Social Web. Zur Rolle von Web 2.0 Angeboten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Berlin der Profile und die verfügbaren Funktionen sind in den meisten Netzwerken ähnlich. Nutzer finden alte Freunde, knüpfen neue Kontakte und kommunizieren vor allem mit anderen Nutzern, die ähnliche Interessen haben, zur selben Peergroup gehören oder andere Gemeinsamkeiten aufweisen. 2.3 Neue Medien: Risiken Selbstpräsentation und Beziehungsmanagement in Sozialen Netzwerken sind nur Beispiele für die Herausforderungen, denen man in der medialen Welt begegnet. Es ist unmöglich sicherzustellen, dass Nutzer in diesen neuen Erfahrungsräumen nicht auch unangenehme Situationen erleben. Sie können in Kontakt mit schädlichen Inhalten geraten oder die dunkle Seite des Internets über Cybermobbing oder Betrug und Datendiebstahl kennenlernen. Die Risikobereiche im Netz werden wegen ihrer Anfangsbuchstaben im Englischen als die „4 C- problems“ bezeichnet für: „content, commerce, contact and conduct“ (Inhalt, Kommerz, Kontakte und (Fehl-)Verhalten). 2.3.1 Gefahren durch problematische Inhalte Problematische Inhalte hat es in Medien immer gegeben, auch vor Erfindung des Internets. Hier findet man Pornografie-Webseiten, Gewaltdarstellungen, Gewaltverherrlichung, Rassismus oder Themen, welche die Gesundheit der Nutzer gefährden. Kinder können solche Inhalte entweder unabsichtlich oder mit Absicht finden, wobei ersteres wesentlich häufiger ist. Ein Tippfehler bei der Eingabe eines Begriffs in eine Standard-Suchmaschine ohne Sicherheitseinstellungen bzw. Filter oder ein Fehler bei der Eingabe einer Internetadresse in den Browser kann dazu führen, dass man unbeabsichtigt mit solchen Inhalten konfrontiert wird. Sucht man beispielsweise nach Disney-Cartoons und gibt diesen Begriff als Adresse ein, gerät man auf eine Webseite mit pornografischem Inhalt. Werden solche Seiten absichtlich aufgesucht, ist dies oft eine Frage der „Coolness“ unter Jugendlichen. Als Mutprobe wollen sie beispielsweise zeigen, welch abstoßende Inhalte und welches Ausmaß an Gewalt in Darstellungen sie aushalten können. Dieses Problem wird weit häufiger beobachtet, seit moderne Mobiltelefon-Technologie (Smartphone) allgemein zugänglich und bezahlbar geworden ist. Beliebte Videos werden auf Pausenhöfen über Bluetooth getauscht, was in den vergangenen Jahren immer wieder Anlass zur Sorge und zu medialen Diskussionen war. Unter Umständen zeigen diese Videos Inhalte, die nicht für Kinder oder Jugendliche geeignet sind, wie Pornografie oder „Snuff“-Videos. Eine andere Form der Gewalt findet man in „Happy-Slapping-Videos“ – Filmmaterial, das reale oder inszenierte Gewaltszenen zeigt. Solche Videos verbreiten sich über Bluetooth von Handy zu Handy oder werden auf einer Video-Sharing-Webseite gepostet. Neben Pornografie und der Verherrlichung von Gewalt finden zunehmend extremistische Inhalte ihren Weg auf die Handys Jugendlicher und stellen so eine alltägliche Belastung und Bedrohung dar. 2.3.2 Gefahren im kommerziellen Bereich Hierunter versteht man alle Angebote, mit Hilfe derer andere auf kommerzielle Weise Einkommen generieren. Dazu zählen auch Werbung (z. B. über Spam-Mails), Internet-Abzocke (z. B. über illegale und teure Verträge) und Datendiebstahl (persönliche Daten werden beispielsweise an Dritte ohne Einwilligung des Nutzers weitergegeben). Andere Risiken entstehen bei der Teilnahme des Nutzers an interaktiven Prozessen. Dies schließt den Kontakt mit anderen Nutzern und das Verhalten des Nutzers selbst ein. 2.3.3 Gefahren durch Kontakte Die Kommunikation über das Internet ist beliebt. Neue Freundschaften werden in Chatrooms oder Sozialen Netzwerken geschlossen, Unterhaltungen finden online statt. Schon bald landen so auch persönliche Informationen im Netz. Besonders Jugendliche, die unkritisch mit anderen Usern kommunizieren, die ihrerseits falsche Nicknames oder eine falsche Identität benutzen, können leicht Opfer sexueller Belästigungen werden. Hinter der Online-Identität eines 13-jährigen Mädchens etwa könnte sich auch ein erwachsener Mann verbergen. Belästigungen und Schmähungen kommen in Chatrooms relativ häufig vor. In Sozialen Netzwerken besteht die Gefahr, Opfer von missbräuchlichen Verhaltensweisen anderer werden. Dazu gehören beleidigende oder herabsetzende Nachrichten, anzügliche Fotos oder beschämende Kommentare, die auf Pinnwänden gepostet werden. All diese Verhaltensweisen werden unter dem Begriff Cybermobbing zusammengefasst. Cybermobbing definiert man als absichtlich beleidigende oder bedrohliche Verhaltensweisen, Erniedrigung oder Belästigung unter Nutzung moderner Kommunikationskanäle – typischerweise über einen längeren Zeitraum hinweg 9 . Das Verhalten anderer kann also ebenfalls eine Gefahrenquelle darstellen. 2.3.4 Online-‐Verhalten Es besteht nicht nur die Gefahr, dass Internet-Nutzer durch die Angriffe anderer in die Opferrolle geraten. Sie können auch zu Komplizen, Tätern oder Rechtsbrechern werden. Der Begriff „Online-Verhalten“ meint hier das Verhalten des Nutzers selbst und bezieht sich auf Situationen, in denen Personen gegenüber anderen Nutzern in 9 Klicksafe (Hrsg.) (2009):Was tun bei Cyber-Mobbing? Zusatzmodul zu Know how für junge User. Materialien für den Unterricht Chatrooms oder Sozialen Netzwerken missbräuchliches Verhalten zeigen. einschüchterndes oder insgesamt Das illegale Herunterladen von Filmen oder Musik fällt ebenfalls unter die Überschrift „Online-Verhalten“. Internet-Nutzer im Allgemeinen und Jugendliche im Besonderen werden außerdem leicht zu Tätern, wenn sie schädliche Inhalte ins Netz stellen. Beispiele dafür sind Webseiten, die eine Krankheit propagieren, wie z. B. pro Ana oder pro Mia Webseiten. Auf diesen Seiten geben sich zum Beispiel von Anorexie Betroffene gegenseitig Tipps, wie sie ihre Essstörung aufrechterhalten können. In Selbstmord-Foren diskutieren gefährdete Personen hauptsächlich über ihren psychischen Zustand – es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass auch Methoden zur Selbsttötung diskutiert werden. 3. Allgemeine Beschreibungen der Übungen Im Folgenden werden die wichtigsten Übungstypen des gesamten „Let me be ME“Trainingskurses beschrieben und erklärt. In den Übungsteilen wird auf die folgenden Beschreibungen Bezug genommen. 3.1 Diskussion über ein Video Bezieht sich auf folgende Übungen: 1.1.1 Diskussion über ein Video; 1.2.1 Diskussion über ein Video: Let’s fight it together; 2.4.1 Diskussion über ein Video (Sicherheit im Internet); 3.4.1 Diskussion über ein Video: mögliche schwerwiegende Folgen von Cybermobbing; 3.4.2 Diskussion über ein Video: „Vor dem Posten nachdenken“; 4.1.1 Diskussion über ein Video (Reaktion auf einen Mobbing-Täter); 4.1.4 Diskussion über ein Video (Reaktion auf einen Cybermobbing-Täter); 4.4.1 Diskussion über ein Video (Mobbing bezeugen). Beschreibung: Den Trainees wird ein Video aus dem Internet vorgeführt, das unterschiedliche Mobbing-Situationen und den Umgang damit darstellt. Anschließend wird der Inhalt diskutiert und die entscheidenden Aspekte werden herausgearbeitet. Merke: Der Link zu dem jeweiligen Video wird im entsprechenden Abschnitt des Trainingskurses angegeben. Zur Information des Trainers findet sich dort auch eine Beschreibung des Inhalts. Material: Eine Möglichkeit, Videos aus dem Internet anzuschauen; ein Flipchart für Notizen. Ablauf: n Der Trainer liefert eine Einführung der Übung. Das Lernziel des jeweiligen Videos wird im entsprechenden Abschnitt erklärt. n Der Trainer erklärt, auf welche Aspekte des Videos die Trainees besonders achten sollen (Näheres wird in der jeweiligen Übung erklärt). n Dann wird das Video vorgeführt und bei Bedarf wiederholt. n Als Nächstes werden die wichtigsten Inhalte mit Hilfe der im jeweiligen Übungsteil angegebenen Fragen von den Trainees zusammengefasst. Es sollte ein Transfer auf die Situation der Trainees stattfinden. Entscheidende Aspekte des Videos können diskutiert werden. n Der Trainer hält die Beiträge der Trainees in Stichpunkten fest (z.B. auf Karten, die er ans Flipchart klebt). Er sollte die Antworten vervollständigen und wichtige Aspekte falls nötig hinzufügen. 3.2 Fallbeispiele Bezieht sich auf folgende Übungen: 1.1.2 Fallbeispiele: Wie erkenne ich Mobbing am Arbeitsplatz? 1.2.2 Fallbeispiele: verschiedene Arten von Cybermobbing; 2.3.1 Fallbeispiele: über Mobbing sprechen; 2.4.2 Fallbeispiele: Risiken im Internet; 4.3.1 Fallbeispiele: über Mobbing sprechen. Beschreibung: Die Trainees bekommen ein Fallbeispiel, in dem eine bestimmte Mobbing-Situation dargestellt wird. In Kleingruppen diskutieren sie, um welche Mobbing-Form es sich handelt und halten ihr Ergebnis fest. Material: Arbeitsblätter (werden in der jeweiligen Übung erwähnt), Bleistifte Ablauf: n Die Trainees werden in Kleingruppen eingeteilt. Jede Kleingruppe bekommt ein Fallbeispiel. Einige Fallbeispiele stehen sowohl in Textform (für Teilnehmer, die lesen können) als auch als Bildergeschichte (im Anhang) zur Verfügung. Gibt es zu einem Fallbeispiel keine Bildergeschichte, soll der Text vom Trainer vorgelesen werden. Trainees, die nicht lesen können, sollten von einer Begleitperson unterstützt werden, die sicherstellt, dass sie das Fallbeispiel verstehen. n Die Teilnehmer bekommen Zeit, das Fallbeispiel zu lesen und darüber entsprechend der Zielsetzung der Übung zu diskutieren. n Sie halten ihre Einschätzung fest, ob es sich um Mobbing handelt und welche Mobbing-Form jeweils dargestellt wird. n Der Trainer hilft falls nötig. n Anschließend stellen die Kleingruppen „ihr“ Fallbeispiel dem Plenum vor und erklären ihr Ergebnis. n Eine Diskussion kann sich anschließen (Fragen finden Sie im Übungsteil des jeweiligen Kapitels). 3.3 Lernspiel Bezieht sich auf die folgenden Übungen: 1.1.3 Lernspiel: Unterschiede zwischen Mobbing und Kritik, Scherzen und Fehlverhalten; 1.3.2 Lernspiel: gemobbte Person oder Mobbing-‐Täter?; 2.2.2 Lernspiel: Zustimmen? Ja oder nein (Reaktion auf den Mobbing-‐Täter); 2.4.3 Lernspiel: Sicher? Ja oder nein (Risiken im Internet); 4.1.3 Lernspiel: Richtig? Ja oder nein (Reaktion auf den Mobbing-‐Täter); 4.1.6 Lernspiel: Richtig? Ja oder nein (Reaktion auf Cybermobbing); 4.2.3 Lernspiel: Richtig? Ja oder nein (Mobbing melden); 4.4.3 Lernspiel: Zustimmen? Ja oder nein (Mobbing-‐Zeuge sein). Merke: In Kapitel 1 dient diese Übungsform dazu, Unterschiede zwischen verschiedenen Verhaltensweisen einschätzen zu lernen. In den anderen Kapiteln heißen die entsprechenden Lernspiele meist: „Richtig / zustimmen? Ja oder nein“. Verschiedene Statements sollen hier eingeschätzt werden. Beschreibung: In diesem Lernspiel entwickeln die Trainees rasch ein Urteilsvermögen, wie eine angemessene Reaktion in einer bestimmten MobbingSituation aussehen kann (Reaktion auf einen Mobbing-Täter, auf einen Cybermobbing-Täter; Möglichkeiten Mobbing zu melden; Verhalten als MobbingZeuge; Risiken im Internet usw.). In Kapitel 1 sollen die Trainees einschätzen, ob das jeweils beschriebene Verhalten typisch für einen Mobbing-Täter oder ein MobbingOpfer ist. Der Ablauf bleibt immer gleich, auch wenn die Inhalte der Übungen jeweils andere sind. Die Trainees geben ihren Einschätzungen Ausdruck, indem sie sich neben Karten mit „ja“ oder „nein“ stellen, die an gegenüberliegenden Wänden des Raumes befestigt sind. Material: Karten mit Wörtern „ja” und „nein” werden an gegenüberliegenden Wänden des Raumes aufgehängt; Statements zum Vorlesen (werden im jeweiligen Übungsteil angegeben); Arbeitsblätter Ablauf: n Die „Ja“- und die „Nein“-Karte werden an gegenüberliegenden Wänden des Raumes angebracht. n Die Trainees stehen zunächst in der Mitte des Raumes, zwischen „ja“ und „nein“. n Der Trainer wählt Statements aus, die zur Zielgruppe und ihrer Lebens- und Arbeitssituation passen. Falls notwendig erfindet der Trainer neue Sätze. Statements mit Lösungen finden Sie auf den Arbeitsblättern in den Arbeitsmappen der jeweiligen Kapitel. Die Dauer der Übung sollte der Aufmerksamkeitsspanne der Zielgruppe, dem Verlauf der Übung und der Motivation der Trainees angepasst werden. Missverständliche Statements sollten vermieden werden. Es können jedoch auch absurde Handlungsoptionen miteinbezogen werden, da die Übung Spaß machen soll. n Die Trainer lesen die Sätze vor. Die Trainees entscheiden, ob die vorgelesene Handlungsweise richtig oder falsch ist und stellen sich dann entsprechend zu der „Ja“- oder der „Nein“-Karte. An der Größe der Gruppen vor den beiden Karten lässt sich das Meinungsbild im Kurs ablesen. Die Trainer sollten bedenken, dass sich einige Trainees vermutlich automatisch der Mehrheit anschließen. Nach jedem Statement sollen die Trainees zurück in die Mitte kommen. n Dem Lernspiel kann sich eine Diskussion anschließen, in der die folgenden Fragen besprochen werden können: § Welches Statement hat die meisten Ja-Stimmen bekommen? Warum? § Welches Statement hat die meisten Nein-Stimmen bekommen? Warum? § Wie haben Sie entschieden, auf welche Seite Sie sich stellen (der Mehrheit folgen, Vorwissen über das Thema usw.)? § Wie haben Sie sich gefühlt, wenn Sie anderer Meinung waren als Ihre Kollegen? n Nach der Übung / Diskussion können die Trainees zwei Arbeitsblätter ausfüllen (wenn sie lesen können). Auf dem ersten stehen die Statements, die vom Trainer während der Übung vorgelesen und von den Trainees eingeschätzt wurden. Sie sollen erneut von den Trainees bewertet werden. Das zweite Arbeitsblatt liefert die Statements, die richtige Lösung und eine ausführliche Begründung dieser Lösung. So werden Missverständnisse vermieden und die Trainees können das Arbeitsblatt nach dem Kurs zum Nachschlagen nutzen. Die zu verwendenden Arbeitsblätter werden im jeweiligen Übungsteil angegeben. n Bemerkt der Trainer „Gruppendenken“ (ein Teilnehmer gibt die Meinung vor, alle anderen schließen sich ihm an), sollte er mit den Trainees diskutieren, warum sie sich jeweils für eine Einschätzung entschieden haben. 3.4 Ideen sammeln und präsentieren Bezieht sich auf folgende Übungen: 2.2.1 Ideen sammeln und präsentieren (Begegnung mit dem Mobbing-Täter); 4.1.5 Ideen sammeln und präsentieren (Cybermobbing – was tun?). Beschreibung: Die Trainees sollen Lösungen für bestimmte Probleme finden (genaue Beschreibung in dem betreffenden Übungsteil). Ideen werden in Kleingruppen gesammelt. Anschließend werden die Ergebnisse der gesamten Trainingsgruppe präsentiert. Dies stellt sicher, dass Lösungsmöglichkeiten gefunden werden, die den Fähigkeiten der Trainees entsprechen. Material: Unterschiedliches Material als Diskussionsgrundlage (Fallbeispiel oder Video, siehe Übungsteil), Papier / Karten und Bleistifte für die Trainees, Flipchart Ablauf: n Das Lernziel der Übung wird besprochen (siehe entsprechender Abschnitt des Trainingskurses). n Gruppenbildung: Es werden Gruppen von zwei oder drei Teilnehmern gebildet. n Diskussionsgrundlage: Um sicherzustellen, dass alle Trainees die gleichen Voraussetzungen haben, wird ein Fallbeispiel vorgestellt oder ein Video gezeigt (siehe entsprechender Abschnitt des Trainingskurses). n Ideen sammeln: Die Trainees bekommen Zeit (etwa 5 bis 10 Minuten), um über die Aufgabenstellung nachzudenken (z.B. Reaktion auf den Mobbing-Täter, die Folgen von Mobbing...). Sie diskutieren ihre Ideen in der Kleingruppe, machen sich Notizen oder fertigen Skizzen als Gedächtnisstütze an. Im letzteren Fall sollte mehr Zeit eingeplant werden. Alternativ: Haben die Trainees damit Schwierigkeiten, kann ein Helfer in jeder Gruppe Notizen machen. n Präsentation: Nach dem Sammeln der Ideen stellen Freiwillige der gesamten Gruppe die Ergebnisse vor. Dies können sie mündlich tun oder ihre Notizen / Zeichnungen den anderen zeigen. n Die Rolle des Trainers: Der Trainer stellt sicher, dass alle Kleingruppen / alle Teilnehmer ihre Ideen vorstellen. Er sammelt die Ergebnisse auf dem Flipchart (indem er zum Beispiel besonders geeignete Handlungsoptionen in einer linken Spalte mit dem Symbol + und wenig empfehlenswerte Reaktionsmöglichkeiten in einer rechten Spalte mit dem Symbol – festhält). Die Teilnehmer können ihre Einschätzungen begründen, wenn sie mögen. 3.5 Rollenspiel Bezieht sich auf folgende Übungen: 2.1.7 Rollenspiel: Durchsetzungsfähigkeit trainieren; 2.2.3 Rollenspiel: auf Mobbing reagieren; 2.3.2 Rollenspiel: über Mobbing sprechen; 4.1.2 Rollenspiel: auf Mobbing reagieren; 4.2.2 Rollenspiel: Mobbing melden; 4.3.3 Rollenspiel: über Mobbing sprechen; 4.4.2 Rollenspiel: was Zeugen tun können. Beschreibung: Die Rollenspiele werden von den Trainees oder den Trainern durchgeführt. Die Trainees lernen und üben, wie sie ganz konkret in verschiedenen Mobbing-Situationen reagieren können oder wie sie Mobbing melden können. Material / Mitwirkende: Zwei „Schauspieler“ (Trainer oder Trainees), Kostüme (zumindest eine Mütze für Herrn L. und ein Halstuch für Frau K.), eine Videokamera und eine Möglichkeit, die Videos zu zeigen, Fallbeispiele (siehe entsprechender Abschnitt). Organisation: Sind die Trainees Rollenspiele nicht gewohnt oder wollen sie nicht als Schauspieler mitwirken, müssen die Trainer ein Beispiel geben. Merke: Den Trainees sollte klar sein, dass die Rollenspiele nur einen Ausschnitt eines länger andauernden Mobbingfalls zeigen. Ein einzelner Vorfall, wie er im Rollenspiel dargestellt wird, kann nur als Mobbing bezeichnet werden, wenn es eine längere Vorgeschichte von Erniedrigungen und Angriffen gibt. Dies sollte deutlich gemacht werden. Allgemeine Informationen: n Rollenspiele haben einen größeren Lerneffekt, wenn die „Schauspieler“ eine Möglichkeit haben, eine Aufzeichnung davon anzusehen und diese bei Bedarf zu wiederholen. Daher wird das Rollenspiel mit einer Videokamera aufgenommen. n Die Charaktere der Fallbeispiele werden immer mit einem Buchstaben abgekürzt. So wird verdeutlicht, dass die Fallbeispiele sich nicht auf konkrete Situationen in der Arbeitswelt der Trainees beziehen. Die Schauspieler schlüpfen lediglich in eine Rolle. n Der fiktive Charakter des Rollenspiels wird auch durch die Kostüme verdeutlicht. Es sollte zumindest ein Hut / Mütze und ein Halstuch vorhanden sein. Die Schauspieler können in jedem Rollenspiel dieselben Kostüme tragen. Nach dem Rollenspiel wird gleichzeitig mit den Kostümen auch die Rolle abgelegt. Der Trainer sollte aussprechen, dass nun das Rollenspiel beendet ist. Ablauf: n Die Trainer wählen eine Situation (Fallbeispiel), die zur Arbeitswelt der Trainees passt. n Führen die Trainees das Rollenspiel durch, wählen sie die Schauspieler aus und besprechen, wie das Rollenspiel ablaufen soll. Dann ziehen die Freiwilligen ihre Kostüme an. n Sind die Trainees Rollenspiele nicht gewohnt oder wollen sie nicht als Schauspieler agieren, ziehen die Trainer die Kostüme an. n Das Rollenspiel folgt dem ausgewählten Fallbeispiel. Spezifische Anweisungen finden sich in dem entsprechenden Abschnitt. Das Rollenspiel wird aufgenommen. Trainees, die nicht mitspielen, sehen zu. n Nach dem ersten Durchgang kommen alle Trainees zusammen und sehen sich die Videoaufnahme an. Die Trainees bekommen die Aufgabe, das Video zumindest zweimal anzuhalten: Haben die Trainer die Rollen der Schauspieler übernommen, sollten die Trainees das Video anhalten, wenn sie den Eindruck haben, dass eine andere Ausgestaltung der Rollen besser gewesen wäre. Haben die Trainees die Rollen übernommen, soll das Video an zwei Stellen gestoppt werden, wenn etwas besonders gut gelungen ist. n Für die nächste Runde des Rollenspiels (das Szenario bleibt das Gleiche) werden Verbesserungsvorschläge besprochen. Zunächst machen die Schauspieler Vorschläge, wie man die Szene verbessern könnte, dann steuern die anderen Trainees und die Trainer Verbesserungsvorschläge bei. n Das Rollenspiel wird unter Berücksichtigung der Verbesserungsvorschläge wiederholt, wobei die Szene und die Schauspieler gleich bleiben. n Alle Teilnehmer sehen den zweiten „Take“ an. Wieder sollten zwei besonders starke Momente hervorgehoben werden. n Die Trainees sollen die Unterschiede zwischen „Take“ 1 und „Take“ 2 beschreiben. Es sollte besprochen werden, ob die gezeigten Reaktionen in der Praxis umsetzbar sind. n Wurden die Rollen von den Trainern gespielt, sollten die Trainees ermutigt werden, auch ein Rollenspiel durchzuführen, oder zumindest eine der Rollen zu übernehmen. Diskussion Bezieht sich auf die folgenden Übungen: 1.3.1 Diskussion; 2.3.3 Diskussion: Mobbing melden; 4.2.1 Diskussion über Fallbeispiele (Mobbing melden). Beschreibung: Die Trainees sollen über verschiedene Aspekte des Problems Mobbing nachdenken und diskutieren. Material: Fallbeispiel als Diskussionsgrundlage (siehe entsprechender Abschnitt), Flipchart für Notizen Ablauf: n Als Diskussionsgrundlage liest der Trainer ein Fallbeispiel vor. n Der Trainer beginnt die Diskussion über das Thema der Übung. Entsprechende Fragen finden Sie im Übungsteil. 3.7 Übung zur Evaluation: Stimmungsbarometer10 Bezieht sich auf die folgenden Übungen: 1.4.1 Stimmungsbarometer, 2.5.1 Stimmungsbarometer, 3.5.1 Stimmungsbarometer, 4.5.1 Stimmungsbarometer. Beschreibung: Im Rahmen eines Lernspiels bewerten die Trainees den Inhalt des Kapitels. Material: Karten mit Symbolen (siehe unten) oder Seil / Klebeband Ablauf: n Die Trainees kennen bereits eine Version dieser Übung als Lernspiel. n Auch hier ist es möglich, den Abstand zwischen zwei Wänden zu nutzen. Man kann jedoch auch ein Seil auf den Boden legen oder ein Klebeband aufkleben und die Enden mit + / – oder J / L markieren. n Der Trainer stellt Fragen, anhand derer das entsprechende Kapitel bewertet werden soll. Die Fragen finden Sie in den Übungsteilen der Kapitel. n Die Trainees suchen sich eine Stelle zwischen den Wänden oder entlang der Schnur / des Klebebands, die ihrer Bewertung entspricht. Stellt sich ein Trainee zum Beispiel in die Nähe der positiven Symbole, zeigt dies an, dass ihm etwas gut gefallen hat. Führt die gesamte Gruppe diese Übung durch, bekommt der Trainer einen unmittelbaren Eindruck davon, was ihm gut gelungen ist und was er verbessern sollte. 4. Nützliche Links n http://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/Home/home_node.html Antidiskriminierungsstelle des Bundes n http://www.cybertraining-project.org/index.php?lang=De Projektseite mit Trainingsmaterial zum Thema Cybermobbing n http://cybertraining4parents.org/home&lang=De Projektseite mit Trainingskursen zum Thema Cybermobbing n http://www.people1.de/ Mensch zuerst - Netzwerk People First Deutschland e.V. n http://www.unternehmensforum.org/ Bundesweiter und branchen- übergreifender Zusammenschluss von Konzernen und mittelständischen Firmen, um Menschen mit gesundheitlicher Einschränkung oder Leistungsminderung die volle Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. n http://www.weibernetz.de/ Politische Interessenvertretung behinderte Frauen 10 Jannan, M. (2010). Das Anti-Mobbing-Buch. Weinheim: Beltz. 5. Literaturverzeichnis AACAP (American Academy of Child and Adolescent Psychiatry) (1999). 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