ökosystemkonversion in den temperierten grasländern

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ökosystemkonversion in den temperierten grasländern
GEOÖKO
VOLUME/BAND XXXV, 05 – 38
GÖTTINGEN 2014
Ökosystemkonversion in den temperierten
Grasländern südwestsibiriens: steuerfaktoren, etappen
und GeoÖkoloGische konsequenzen
the conversion of the (temperate) Grassland ecosystems
of southwest siberia: causative factors, staGes
and GeoecoloGical consequences
MANfrED frühAUf & TOBIAs MEINEL
summary
Intensive and non-adapted land use in marginal semiarid temperate grassland regions, with
regard to its causes and effect, are currently one of the most important environmental
problems. Barely adopted agricultural management customs led, especially in the sensible
semi-arid steppes ecosystem, to numerous ecological as well as socio-economic problems.
Reclamation activities in the Soviet Union led to the cultivation of 42 Mio ha of land in the
Eurasian steppe belt in 1954-1963. During this activity, mainly southern Chernozemes and
Kastanozemes of the semi-arid Steppe region were plowed for future agricultural use. Serious
soil degradation and hence declining yields are consequences of this conversion. In the driest
regions of the investigations area Kulundasteppe in Siberia clear desertification tendency
were found. The effects of this situation are the declining of yields and even more of the
increasing yield uncertainty are rising economic problems in the agriculturally dominated
regions. After the broke down of the Soviet Union, much less arable land was used for crop
production. In the last years the sowed land is rising again, which is generating the potential
for using more adapted tillage systems and soil conservation. In this way could be possible to
bring together an effectively crop production, sustainably land use and climate protection.
keywords: russia, south west siberia, ecosystem conversion, stages of
land cover/use change, Kulunda-steppes, virgin land campaign, soil erosion,
humus decline, sustainable arable land use, soil and climate protection
zusammenfassunG
Durch wenig an die standörtlichen Bedingungen angepasste Form der Landnutzung in
den temperierten semiariden Grasländern Südwestsibiriens kam es zu einer Vielzahl von
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FrühauF & Meinel
Umweltveränderungen. In diesem Kontext verursachte vor allem die Art und Intensität der
ackerbaulichen Praxis in den verschiedenen Phasen der Ökosystemkonversion ökologische
Probleme, die ihrerseits vielgestaltige Rückwirkungen auf die sozioökonomischen Verhältnisse nach sich zogen. Hierbei muss der sowjetischen Neulandaktion, bei der zwischen
1954 und 1963 42 Mio ha Steppe (bzw. Altbrache) mit dominierenden Chernozemen und
Kastanozemen umgewidmet wurde, eine besondere Bedeutung beigemessen werden. Am
Beispiel der südwestsibirischen Kulunda-Steppe, als einer typischen Neulandregion werden
die verschiedenen Etappen der Landnutzungsentwicklung analysierte und die hieraus erwachsenden Effekte für die Bodendegradation und Ertragsentwicklung skizziert. Seit dem
Zusammenbruch der Sowjetunion ergaben sich neue Bedingungen für die Landnutzung,
die auch Chancen für standortangepasste Formen der ackerbaulichen Nutzung nach sich
zogen. Diese werden als Grundlage für eine nachhaltige Landnutzung, auch angesichts der
Herausforderungen des Klimawandels, im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsvorhabens untersucht, um damit dieser Konversionsregion Perspektiven für ihre zukünftige
Entwicklung aufzuzeigen.
schlüsselworte: russland, südwestsibirien, Ökosystemkonversion, Etappen
der Landnutzungsentwicklung, Kulunda-steppe, Neulandaktion, Bodenerosion, decline, sustainable arable land use, soil and climate protection
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problematik
Im Kontext der Diskussionen um Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der „Konversion natürlicher Ökosysteme, als dem “auffälligsten Trend des globalen Wandels (in)
der Biosphäre“ (WBGU, 1999, S. 19/20), wird der großflächigen agrarwirtschaftlichen InWertsetzung der temperierter Grasländer besonderes Interesse beigemessen (GERMANO
2011). Hierfür sind zum einen der Stellenwert dieser Landschaftsräume als „Weltbrotkörbe“,
zum anderen aber auch ihrer vielgestaltigen Ökosystemservicefunktionen und hierbei insbesondere ihre Bedeutung als Senke bzw. Quelle von Treibhausgasen entscheidend.
Im Vergleich zu den diesbezüglichen Erscheinungsformen und vielgestaltigen Folgen in den
Konversionsgebieten der Great Plains, die mit der Bezeichnung „Dust Bowl Syndrom“
(WBGU 1994) sogar Eingang in die Typologie der globalen Umweltsyndrome fanden,
existieren über die Ökosystemumgestaltungen in den Steppen der ehemaligen Sowjetunion
sowie ihrer vielgestaltigen ökologischen Folgen weniger Erfahrungen.
Zudem betreffen diese mit der sogenannten Neulandregion eines der weltweit größten Konversionsgebiete der temperierten Grasländer überhaupt, das nicht nur hinsichtlich seiner
ökonomischen, sondern auch ökologischen Bedeutung (u. a. als Ökosystem-Senken oder/
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und Quellen für Treibhausgase bzw. Biodiversitäts-Hot-Spots) eine überregionale bis globale Bedeutung besitzt. Hierzu gehört auch die südwestsibirische Kulunda-Steppe, in der
die Verfasser derzeit im Rahmen eines interdisziplinären und internationalen Forschungskonsortiums im Rahmen des vom BMBF-geförderten interdisziplinären Verbundprojektes
KULUNDA (www.kulunda.eu) an der Entwicklung von regional adaptierten nachhaltigen
Landnutzungsstrategien mit dem Fokus auf einer klimaoptimierten agrarischen Landnutzung arbeiten (HAERDLE 2013).
Nachfolgend werden hierzu erste Ergebnisse vorgelegt, die vorrangig Aspekte der Besonderheiten der Ökosystemkonversion unter dem Blickwinkel ihrer historischen Etappen und
Steuergrößen darstellen. Dabei soll gleichzeitig über Erkenntnissen zur Praxis der Landnutzung Aussagen zu Ursachen von Bodendegradationsphänomenen – mit den Schwerpunkten
Erosion und Humusschwund- und ihrer aktuellen Bedeutung aufgezeigt werden.
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die bedeutunG der temperierten Grasländer als
dominierende aGrarräume russlands
Obwohl das heutige Russland als größtes Land der Welt durch seinen Reichtum an natürlichen Ressourcen zur ökonomischen (und politischen) Stärke gelangte, ist – vor allem
klimatisch bedingt – der Anteil an landwirtschaftlicher Nutzflächen am gesamten Landesgebiet mit ca. 13 % relativ gering (BLAGOVSHCHENSKII et al. 2006). Hierbei kommt
den Biomen der Waldsteppen- und Steppenzone eine herausragende Bedeutung zu, da hier
fast 50 % der ackerbaulich genutzten Flächen des Landes verbreitet sind (Abb. 1).
Selbst in den Trockensteppen, die nur auf 1 % der Landesfläche anzutreffen sind, existieren noch 6 % (!) des Ackerlandes (LAND RESSOURCES OF RUSSIA 2002). Hieraus
wird die herausgehobene agrarökonomische Bedeutung dieser durch Schwarzerden unterschiedlicher Ausprägung sowie kastanienfarbener Böden (Trockensteppe) dominierten
Landschaften, die zu 60 % - 70 % ackerbaulich genutzt werden (CYBILYOV 2003), als
„Kornkammern“ des Landes deutlich.
Die Entwicklung der Landnutzung in diesen Räumen weist vielgestaltige Zusammenhänge
zu gesellschaftlichen Umbrüchen oder politischen Entscheidungen der älteren und jüngeren russischen (sowjetischen) Geschichte auf. Hieraus ergeben sich verschiedene (Intensitäts-) Phasen der Ökosystemkonversion, die ihrerseits Rückwirkungen auf die Entwicklung der Landnutzungs- und Ökosysteme hatten und haben. An dieser Stelle soll vor
allem auf die westsibirischen Landwirtschaftsgebiete und dem Untersuchungsgebiet des
o. g. Forschungsverbundprojektes, die südwestsibirische Kulunda-Steppe Bezug genommen werden.
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FrühauF & Meinel
abb.1: Landnutzungsmosaik für verschiedene Landschaftszonen Russlands (verändert aus:
http://ltpwww.gsfc.nasa.gov/neespi/science/NEESPI_SP_chapters/SP_Chapter_3.4.pdf
fig.1: Land use mosaic of different landscape zones in Russia (adapted from:
http://ltpwww.gsfc.nasa.gov/neespi/science/NEESPI_SP_chapters/SP_Chapter_3.4.pdf
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der altai krai und die kulunda-steppe als
landwirtschaftlicher kernraum südwestsibiriens
Die landwirtschaftlichen Gebiete Sibiriens konzentrieren sich auf den südwestsibirischen
Raum zwischen Omsk, Barnaul und Nowosibirsk (Abb. 2). Innerhalb dieser 357.000 km2
landwirtschaftlicher Nutzfläche Westsibiriens (55 % Acker, 20 % Wiesen und 25 % Weiden,
WEIN 1999) bildet die dem Altai-Gebirge nordwestlich vorgelagerte Kulunda-Steppe (Gesamtfläche ca. 100.000 km²) einen Kernraum. An Kasachstan grenzend gehören heute die
größten Teile dieser Steppengregion zu Russland und sind hierbei wesentliche Bestandteile
der administrativen Einheit des Altai-Krai. Dieses Gebiet repräsentiert in charakteristischer
Weise sowohl die landschaftlichen Gegebenheiten und lässt gleichzeitig Hinweise auf die verschiedenen Etappen der Ökosystemkonversion in den temperierten Grasländern der GUS
und somit auch des heutigen Russlands erkennen (JAKUTIN 2005).
Das landschaftliche Inventar ist durch einen Nordost – Südwest Gradienten (Abb. 3) unterschiedlicher Niederschlags-, Vegetations- und Bodenverhältnisse, die eine Differenzierung
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abb.2: Ackerflächen in Sibirien (verändert nach WEIN 1999)
fig.2: Arable land in Siberia (adapted from WEIN 1999)
in Waldsteppe, typische bzw. Langgrassteppe und Trocken- bzw. Kurzgrassteppe erkennen lassen, gekennzeichnet (WALTER 1974, STEPI EVRAZII 2005). Bodenkundlich
zeigt sich dieser in einem Wechsel von den Schwarzerden unterschiedlichster Ausprägung
(MEINEL 2002) zu den (dunklen und hellen) Kastanosemen im semiariden Grenzbereich zu Kasachstan mit durchschnittlichen Jahresniederschlagssummen um oder gar unter
250 mm.
Da auch gegenwärtig bis in diese semiariden Regionen Regenfeldbau betrieben wird, existieren eine Vielzahl meteorologischer Risiken (KHARLAMOWA, MEINEL & BARYSCHNIKOWA 2004, BERGMANN & FRÜHAUF 2011) für die landwirtschaftliche
Nutzung und die Stabilität der entstandenen Agrarökosysteme. Als besonders problematisch müssen in diesem Kontext auftretende Dürren (GOLUBEV & DRONIN 2004) und
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FrühauF & Meinel
abb.3: Naturräumliche Gliederung der Kulunda Steppe (nach ILLIGER 2013)
fig.3: Segmentation of the natural environment at the Kulunda steppe (after ILLIGER 2013)
Staubstürme und hieraus erwachsende Einflüsse für die Landnutzung bzw. Landdegradation genannt werden. Diese haben durch Indikatoren eines sich verändernden Klimas
eine zusätzliche Akzentuierung erfahren (BERGMANN & FRÜHAUF 2011, KHARLAMOVA & SILANTYIEVA 2011). Hierbei müssen vor allem die sich dabei ergebenden
Rückwirkungen auf den Landschaftswasserhaushalt und die Ökosystemstabilität als problematisch bezeichnet werden. Dem Altai-Krai und seinem Agrarsektor kommt zudem nach
der Unabhängigkeit und dem dadurch bedingten „Wegfall“ ehemaliger Agrargebiete an die
Ukraine und Kasachstan als der zweitwichtigsten Getreideanbauregion Russlands (nach
dem Orenburger Oblast; FSS ROSSIIJ 2014) und als „Motor“ der Regionalentwicklung
(Strategisches Programm 2010) eine herausgehobene Bedeutung zu. Dieses Gebiet mit
seinen ca. 2,5 Mio. Einwohner ist zudem eine der wirtschaftlich dynamischsten Regionen
Russlands, die in vielen Parametern höhere Zuwachsraten als (Gesamt-)Russland aufweist.
Bei einer Größe von 168.000 km² sind 125.000 km² als landwirtschaftliche Nutzfläche
und hiervon 50 % als Ackerland ausgewiesen.
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
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etappen und steuerGrÖssen der Ökosystemkonversion
in den sibirischen steppen unter besonderer
berücksichtiGunG der kulunda-reGion
Für Erkenntnisse zu Ursache-Wirkungszusammenhängen zwischen der Ökosystemkonversion und hieraus resultierenden geoökologischen, aber auch agrarökonomischen Effekten,
galt es in einem ersten Arbeitsschritt Aussagen zu den verschiedenen Etappen der Ökosystemumgestaltung, ihren Steuergrößen und hieraus ableitbaren Erkenntnissen über die Art,
Intensität und Dauer der Landnutzung zu generieren. Diese bilden wesentliche Grundlagen, um in einem zweiten Arbeitsschritt eine ursächliche Beurteilung der verschiedenen
Erscheinungsformen, Typen und Entwicklungstrends der Bodendegradation vornehmen
zu können. Die in diesem Kontext ermittelten Befunde zu den historischen Etappen der
Ökosystemkonversion, ihrer wesentlichen Einflussfaktoren und räumlichen Dimensionen
werden nachfolgend skizziert und in den Gesamtzusammenhang der agrarräumlichen Erschließung (West-) Sibiriens gestellt.
4.1
von der aufhebunG der leibeiGenschaft zur
„blütezeit“ der sibirischen landwirtschaft und
dem beGinn der sowjetzeit
Vor allem in Westsibirien kam es schon vor der Aufhebung der Leibeigenschaft (1861)
in Russland – die allerdings hinter dem Ural nicht die Auswirkungen, wie im europäischen Landesteil hatte – zu einem starken Nutzungsdruck auf die fruchtbaren Waldsteppen
und Steppen, der auch durch staatliche Privilegien (auch für Deutsche) begünstigt wurde
(NIKONOV & SCHULZE 2004). Mit dem dann stetig zunehmenden Bevölkerungswachstum (allein von 1905 bis 1908 erhöhte sich der Zuzug von Familien nach Westsibirien von
37.000 auf 650.000 pro Jahr) ging eine Ausdehnung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzflächen im Agrar-Dreieck zwischen Omsk, Novosibirsk und Barnaul einher. Die
jährliche Getreideproduktion stieg so zwischen 1850 und 1900 von 1,4 auf über 7 Mio.
Tonnen (JAKUTIN 2005). Im Vergleich zum europäischen Teil Russlands war die sibirische
Landwirtschaft in vielerlei Hinsicht anders organisiert und technologisch weiter fortgeschritten. Eine bessere und modernere Ausstattung mit Agrartechnik, größere Besitzungen und
höhere Viehbesätze ließen hier die Produktion von Getreide, Fleisch und Butter förmlich
explodieren. Begünstigt durch gute Böden und „kräuterreichen Wiesen“ (WEIN 1999,
S. 63), aber auch politische Einflüsse (z. B. Stolypinsche Reformen 1906) wurde Russland
1913 mit einem globalen Anteil von 30,4 % zum weltgrößten Getreide- und zweitgrößten
Butter-exporteur (nach Dänemark), wodurch das Land mehr verdiente, als mit der Ausfuhr
seines Goldes (WEIN, 1999). Diese Entwicklung erfuhr durch die bolschewistische Revolution und die in Folge davon einsetzende Eliminierung des russischen Bauerntums einen
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FrühauF & Meinel
Wandel mit katastrophalen sozioökonomischen Folgen, auf die hier in ihren Konsequenzen nicht näher Bezug genommen werden kann (STADELBAUER 1986; NIKONOV &
SCHULZE 2004).
Für die Kulunda-Steppe lassen sich, wie dies SILJANTIEVA (1997) und SILJANYIEVA
et al. (2012) dokumentiert, diese Etappen und Trends der Ökosystemkonversion im Zusammenhang mit den verschiedenen gesellschaftlichen Einflüssen und Etappen ebenfalls
eindrucksvoll belegen. Obwohl am Ende des 19. Jahrhunderts schon zahlreiche Siedlungen (auch deutschstämmiger Bevölkerung) im Altai-Vorland und damit auch ackerbauliche
„Inseln“ existieren, waren zu dieser Zeit auch noch großflächig nur extensiv (Weide-)wirtschaftlich genutzte Bereiche mit naturnahen Schafschwingelwiesen und Krautsteppen mit
größeren Federgrasarealen verbreitet (Abb. 4).
Bei Ausbruch der Oktoberrevolution (1917) wurden im Gebiet des heutigen Altai-Krai
schon 2,5 Mio. ha Ackerland bearbeitet. Bis 1940 erfolgte eine weitere Ausdehnung der
abb.4: Vegetationsverbreitung im Altai und seinem russischen Vorland am Ende des
19. Jahrhunderts (nach Vuidrini und Rostovski 1899)
fig.4: Vegetation distribution at the Altai and its Russian foreland at the end of the 19th century
(after Vuidrini & Rostovski 1899)
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
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abb.5: Ausmaß und Verbreitung der Neulandaktion in der Sowjetunion (nach Norodnoe
chozjajstavo SSSR, 1957, aus MEINEL 2002, verändert)
fig.5: Extent and dissemination of the virgin land campaign in the Soviet Union (after Norodnoe
chozjajstavo SSSR, 1957, adapted from MEINEL 2002)
Ackerfläche über die typischen Steppengebiete, vereinzelt auch in die Trockensteppen hinein, so dass sich Ackerfläche auf 3,7 Mio. ha erhöhte. Sie sank aber nach dem Ende des 2.
Weltkrieges wieder auf 2,8 Mio. ha. Doch schon 1954 war hier wieder der Vorkriegsstand
nicht nur erreicht, sondern mit bewirtschafteten 4,5 Mio. ha Ackerland sogar übertroffen
(PARAMONOV et al. 1997).
4.2
die neulandaktion (1954-1963) und die zeit bis zum
zusammenbruch der sowjetunion
Mit der Umsetzung des auf dem „Stalin’schen Plan zur Umgestaltung der Natur“ (1948)
von der Partei unter Chruschtschow gefassten Beschlusses „Über die Vergrößerung der Getreideproduktion durch Erschließung unberührter (zelinnyje semli) oder/und brachliegender (zelimnyje i saleshnyje) Ländereien“ („Neulandaktion“ – vgl. hierzu u. a. KARGER
1958, ROSTANKOWSKI 1979, WEIN 1985) wurden in knapp 10 Jahren im Gebiete
der damaligen Sowjetunion 41,8 Mio. ha „neues“ Ackerland gewonnen (DURGIN 1962,
STADELBAUER, 1986).
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Dadurch vergrößerten sich die Weizenanbauflächen der Sowjetunion um 40 % (von 157,2
auf 207,6 Mio. ha). Für die „Auswahl“ der hiervor betroffenen Flächen bildete eine bodenkundlichen Vorerkundung von ca. 100 Mio. ha eine wesentliche Entscheidungsgrundlage.
Einige warnende Stimmen (MORGUN, 1975 – zitiert bei WEIN, 1985) vor dieser Gigantomanie, die auch auf Erosionsprobleme hinwiesen, wurden jedoch kaum gehört. Im Rahmen
dieser Neulandaktion wurden auch zwischen 800.000 und über 3 Mio. Menschen in diese
neuen Agrargebiete umgesiedelt und eine Vielzahl von neuen Kolchosen, Sowchosen und
Siedlungen gegründet. In den ersten Jahren nach diesen großflächigen Steppenumbrüchen
entwickelten sich, entsprechend den politischen Vorstellungen, die Getreideerträge in diesen
Regionen überaus erfreulich. So trugen die Neulandregionen (zeitweise) mit 40 % an der
Getreideproduktion der Sowjetunion bei, die im Vergleich zu 1953 (Vor-Zelina-Beginn)
mit 85,5 Mio. t zu 1961 mit 138,0 Mio. t einen deutlichen Anstieg zu verzeichnen hatte
(ROSTANKOWSKI 1979). Allerdings währte diese „Euphorie“ nur wenige Jahre, bevor
man einsehen musste, dass die natürlichen Voraussetzungen in diesen Zelina-Gebieten für
eine dauerhafte Steigerung der sowjetischen Agrar – (insbesondere Weizen-)Produktion
kaum geeignet war. So zeigte sich schon in den ersten Jahren eine extreme Schwankung der
erzielten Erträge, die sehr stark von den klimatischen Bedingungen – insbesondere von den
teilweise extrem schwankenden Niederschlagsverhältnissen – abhing. So konnte bereits im
2. Neulandjahr infolge einer Dürre regional nur noch ein Durchschnittsertrag von 1,5 bis
2,5 dz/ha erzielt werden (MC CAULEY 1976).
Hinzu kamen einsetzende und immer gravierender werdende Bodenerosionsprobleme, die
die gerade gewonnenen Ackerstandorte dauerhaft und irreversibel schädigten. Diese Erscheinungen wurden durch die politischen Vorgaben, wonach möglichst schnell hohe Ernteerfolge die Richtigkeit der Neulandaktion bestätigen sollten, ebenso begünstig, wie die
zumindest in den ersten Jahren praktizierte Nutzung selbst. So wurde durch eine diese Standortsbedingungen völlig ungenügende Berücksichtigung der Brache, aber auch die uneingeschränkte Übertragung von Bearbeitungsmethoden und -verfahren aus den traditionellen
Ackergebieten des europäischen Teils der Sowjetunion, die für diese Trockengebiete kaum
geeignet waren, in den ersten Jahren nach der Konversion Grundlagen für das Entstehen
einer Vielzahl von geoökologischen und ökonomischen Problemen gelegt.
1963 war der absolute „Nullpunkt“ erreicht. Die Durchschnittserträge lagen bei 3,1 dz/ha.
Dies zwang zu einem gewaltigen Umdenken. Durch die Einführung der z. T. aus Nordamerika übernommenen „dry-farming“ – Bearbeitungsmethoden, des Wechselfruchtanbaus
und der Brache gelang es, eine Problemminimierung zu erreichen (MC CAULEY 1976). So
konnte insbesondere die Winderosion in den kasachischen Neulandgebieten durch das Anlegen von weiteren Windschutzstreifen beträchtlich reduziert werden. Die Ertragssicherheit,
aber auch die durchschnittlichen Ertragsmengen (sie lagen in den 1970er Jahren zwischen
8 und 12, teilweise sogar bei 15 dz/ha MC CAULEY 1976, WEIN 1985) konnten so nicht
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Ökosystemkonversion in südwestsibirien
nur stabilisiert, sondern – auch durch zielgerichtete Düngemittelgaben – gesteigert werden.
Die mehrjährigen Durchschnittswerte für die kasachischen Neulandgebiete dokumentieren
den deutlichen Aufwärtstrend.
Erntezeitraum
Erntemenge (in Mio. t)
1949-57
1966-70
1971-75
1975-79
3,7
20,7
21,7
27,3
aus: WEIN (1985)
Obwohl die größten Umbruchflächen (25,5 Mio. ha) im heutigen (nördlichen) Kasachstan
lagen und sich hier der Anteil von Ackerland insbesondere im Norden dieser damaligen
Sowjetrepublik um das 4-fache erhöhte (LENK 2005), bildete auch die südwestsibirische
Kulunda-Steppe einen Hot Spot der Ökosystemkonversion während dieser Kampagne
(Abb. 6).
abb.6: Zuwachse der Ackerflächen während der Neulandaktion in der Kulunda Steppe
(aus MEINEL 2002)
fig.6: Increase of agricultural land during the virgin land campaign at the Kulunda steppe
(after MEINEL 2002)
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FrühauF & Meinel
In nur 2 Jahren wurde dabei die Ackerfläche um 60 % (2,9 Mio. ha) ausgedehnt, so dass
die Getreideaussaatfläche im Altai Krai 5,7 Mio. ha erreichte (JAKUTIN 2004). Die naturräumliche Ausstattung der Kulunda-Steppe versprach zunächst nicht nur kurzfristig höhere
Erträge. Die südlichen Schwarzerden besonders in der nördlichen Steppe und die relativ hohen Niederschläge während der ersten Konversionsjahre ließen vielmehr auf konstant hohe
Erträge hoffen. Die Neulandaktion im Altai-Vorland wurde begleitet von einer Neugründung von 78 Sowchosen sowie 77 Kolchosen und der Umsiedlung von 13.000 Menschen
in diese(n) Gebiete(n) (JAKUTIN 2005). Bis zu dieser großflächigen Ökosystemkonversion
wurde Getreide in der zentralen Kulunda-Steppe etwa bis zur 400 mm Jahresniederschlagsisohyete angebaut. Diese ehemalige Grenze des Regenfeldbaus wurde im Zuge der Neulandaktion großflächig in südlicher bzw. südwestlicher Richtung überschritten.
Wie MEINEL (2002) zeigen konnte, erfolgte der Zuwachs an ackerbaulichen Flächen während dieser Zeit hauptsächlich in drei Formen, die einen unterschiedlichen naturräumlichen
Bezug offenbaren:
1.
Der größte Flächenzuwachs an Ackerflächen erfolgte im Gebiet der an die südlichen Schwarzerden anschließenden dunklen und hellen Kastanoseme im Gebiet
der zentralen Steppenabschnitte. Damit unterschritt man hier jedoch die 400 mm
– Isohyete und nahm Niederschläge von weniger als 250 mm pro Jahr in Kauf.
2.
Die In-Wertsetzung betraf nicht nur extensiv genutzte (quasi-) natürliche Steppen,
sondern auch Altbrachen. Diese Flächen befanden sich in der näheren Umgebung
von Siedlungen, die z. T. vor oder infolge des 2. Weltkriegs aufgegeben wurden.
Meinel verweist dabei auf mündliche Mitteilungen von Betroffenen, die als Gründe
für diese Wüstungen zu geringe Erträge infolge von Dürren angaben. Die meisten
vom ihm recherchierten Wüstungen erfolgten in den Jahren 1932-1936 (ZENTRALARCHIV 1964) und damit im Zeitraum großer politischer Repressionen, die
auch vor den Agrarräumen keinen Bogen machten.
3.
Bei der Erweiterung der Anbauflächen wurden erstmals auch Flächen mit Neigungswinkeln von bis zu 15 % umgebrochen. Hiervon betroffen waren vor allem
Gebiete des südöstlichen Teils der Kulunda-Steppe im Übergang zum Altaivorland.
Begründend hierfür waren neben den hier anzutreffenden etwas höheren Niederschlägen, den technischen Möglichkeiten der eingesetzten neuen Agrartechnik auch
„zentralen Planvorgaben“ zur Neuschaffung von Ackerflächen, die eingehalten werden mussten.
Wie Abb. 6 zeigt, erfolgten die größten Konversionen im Altai Krai im mittleren und
südwestlichen Bereich, d.h. den typischen Steppen und Trockensteppenarealen. Der Anteil
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
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der danach überwiegend ackerbaulich genutzten Areale ist in den einzelnen Rayonen generell hoch und erreichte lokal bis 90-100 %. Dadurch existieren hier kaum noch extensiv
oder überhaupt nicht bewirtschaftete Graslandstandorte in den nunmehr großflächigen
Agrar-Steppenlandschaften (JAKUTIN 2005). Die bearbeiteten Flächen um die bestehenden Siedlungen wurden während der Neulandaktion einer Flurbereinigung unterzogen.
Ziel dieser Maßnahme war die Einrichtung großer Schlageinheiten von durchschnittlich
100 ha. Daneben erfolgte eine allgemeine Ausrichtung der Schläge unter Beachtung der
Hauptwindrichtung (Foto 1). Infolge dieser Flurbereinigung sind nahezu alle Schläge in
der zentralen Kulunda-Steppe rechteckig und verlaufen von Nordwest nach Südost, also im
rechten Winkel zur Hauptwindrichtung (SW).
Mit und nach der Neulandaktion entwickelte sich der Altai-Krai mit der Kulunda-Steppe
in den 1970er und 1980er Jahren zu einer bedeutenden Agrarregion und Getreidelieferant
innerhalb der Sowjetunion. In den 1970er Jahren kam es hier, wie auch in anderen Neulandregionen (SPAAR & SCHUMANN 2000), nochmals zu einer, wenn auch viel geringer
dimensionierten Ausdehnung der Ackerfläche auf noch trockenere Standorte und z. T. sogar
Solontschak-Böden.
foto.1: Großflächige Feldstrukturen mit Windschutzstreifen dominieren die Waldsteppenzone
unweit von Barnaul (Aufnahme FRÜHAUF 2011)
picture 1: Widespread field structures with shelter belts dominate the forest steppe zone closed
to Barnaul (Foto: Frühauf 2011)
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FrühauF & Meinel
die aGronomische praxis als eine wesentliche
ursache GeoÖkoloGischer problemvielfalt in
den konversionsGebieten
Um die mit der Neulandaktion einhergehenden Planungsvorgaben zur erhöhten Weizenproduktion zu erfüllen, wurde nach Inkulturnahme der neuen Flächen vier Jahre ununterbrochen Sommerweizen angebaut. Als Folge stellten sich gravierende Winderosionsereignisse (s. u.) und fallende Erträge ein und erzwangen auch in der Kulunda-Steppe
die Einführung von Erosionsschutzmaßnahmen. Dazu zählen die zusätzliche Anlage von
Windschutzstreifen, die Einführung von Fruchtfolgen und Brache sowie die Anwendung
der Malzev-Methode (MEINEL 2002). Diese Form der Bodenbearbeitung ersetzt das
Pflügen, indem durch flaches Schneiden das Substrat nicht gewendet, aber gelockert wird.
Dabei erreicht man die Brechung der Kapillarität, das Zerreißen von Unkrautwurzeln und
vor allem bleiben die Stoppeln nahezu senkrecht stehen. So kann der Boden bearbeitet
werden und die transpirations- und winderosionshemmenden Stoppeln bleiben erhalten
(FRÜHAUF & MEINEL 2007 a/b). Diese erosionshemmende Bodenbearbeitungsmethode fand allerdings nicht die nötige breite Anwendung. Vielmehr wurde an der Bearbeitung mit Streichblechpflügen festgehalten, bei dem – teilweise auch heute noch (!) – die
Schläge oftmals in kurzen Abständen tiefgründig (ca. 25 cm) gewendet werden. Mit dieser
mechanischen Beanspruchung der Böden, die begleitete wird von einer viel zu gering dimensionierten Düngemittelgabe, werden vor allem die Oberbodeneigenschaften (Humus,
Wasserspeicherfähigkeit usw.) verschlechtert und so die Erosionsanfälligkeit (weiter) erhöht
(LAL et al. 1995, 1998).
Erwähnt werden muss in diesem Kontext allerdings, dass es während der sogenannten Intensivierung (1965 bis 1980) mit verbesserten Fruchtfolgen und eingeführten Brachejahren
sowie durch eine verstärkte Kapitalzufuhr in den Agrarsektor durchaus positive Effekte
(u. a. Anstieg Düngemittelgaben, verbesserter Technikeinsatz) erreicht wurden. Mit den
empfohlenen Fruchtfolgen wurde dabei versucht, sich stärker an den existierenden Bodenund Klimaverhältnissen zu orientieren (MEINEL 2002). Allerdings wurden die positiven
Effekte teilweise durch die großflächig und oft eingesetzte Schwarzbrache wieder zunichte
gemacht. Bei dieser Methode werden die Felder in der gesamten Vegetationsperiode durch
mechanische Bodenbearbeitung unkrautfrei gehalten. Zum einen erbringt dies natürlich
eine Erhöhung des Bodenwasservorrates, bessere Nährstoffverfügbarkeit und eine bessere
Feldhygiene für die folgende Vegetationsperiode und damit erhöhte Erträge. Zum anderen jedoch steigt mit der bis zu 7-fachen Bodenbearbeitung im Frühjahr und Sommer
die Winderosionsdisposition erheblich und die Winderosion und Mineralisierung enorm
(FRÜHAUF, M.; G. SCHMIDT; T. MEINEL 2011, BELAJEW 2013). Damit ist diese
Methode in keiner Weise nachhaltig.
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
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In den letzten Jahren der Sowjetunion wurden diese Ackerbautechnologien jedoch kaum
weiterentwickelt – z. T. sogar wieder rückgängig gemacht. Damit kam es – und dies schon
vor Auflösung der Sowjetunion und der zentralen Strukturen in der Landwirtschaft – zum
Rückfall in äußerst bodenbeanspruchende und ertragsmindernde Bearbeitungsweise, aus
denen nicht nur Negativeffekte für die agronomischen Verhältnisse, sondern auch die Art
und Intensität der Ökosystemschädigung erwuchsen.
MEINEL (2002) nennt als vorrangige Ursachen hierfür u.a.:
• HäufigesundzutiefesPflügendergroßen(!)SchlägeselbstimBereichderTrockensteppe
• VerbrennenvonStrohaufdenSchlägenimgroßenRahmen
• Unzureichende(r)Brachepflegebzw.EinsatzvonDüngerundHerbiziden
• NichteinhaltungvonFruchtfolgenaufgrundderMarktlage
• KaumPflegederWindschutzstreifen
• FehlendeAnwendungvonErosionsschutzmaßnahmenundTrockenfeldbaumethoden
Diese Art und Weise der ackerbaulichen Landnutzung und der intensivere Einsatz der
Schwarzbrache begünstigen daher (wind-)erosive Prozesse, aber auch andere Erscheinungsformen der Bodendegradation. Da über die hieraus resultierenden ökologischen
und ökonomischen Folgen schon berichtet wurde (Frühauf & Meinel 2007 a und b), wird
nachfolgend nur auf die historische Dimension sowie Entwicklungstrends ausgewählter
Phänomene eingegangen, um ihre Bedeutung zu skizzieren:
So verweist schon KOSTROVSKI (1959) kurz nach Beginn der Neulandkampagne auf
größere Winderosionsereignisse in der Kulunda-Steppe. WEIN (1999) erwähnt, dass hier
zwischen 1963 und 1965 schon rund 500.000 ha Neuland „unbrauchbar“ (a. a. O S. 66)
wurden. Nach BURLAKOVA (1999) und BURLAKOVA & MORKOWIN (2005) haben
diese Bodendegradationsprozesse in den letzten Jahrzehnten an Intensität und flächenhafter
Schadwirkung stetig zugenommen.
Obwohl eigene Befunde (FRÜHAUF & MEINEL 2007 a) die hieraus sichtbar werdenden
Angaben zur Dimension der durch Wassererosion erfolgten Schädigung kaum bestätigen
können, zeigt sich jedoch generell die große Bedeutung von Winderosionsphänomenen in
dieser Region, die auch aktuell ein großes Problemfeld darstellen (Foto 2).
20
FrühauF & Meinel
GEOÖKO
VOLUME/BAND XXXIII, YY – YY
GÖTTINGEN 2013
tab.1: Flächenzuwachs der durch Wasser- und Winderosion geschädigten ackerbaulich genutzTab.1:
der BURLAKOVA
durch Wasserund Winderosion geschädigten ackerbaulich
ten
BödenFlächenzuwachs
im Altaigebiet (aus:
1999)
genutzten Böden im Altaigebiet (aus: BURLAKOVA 1999)
tab.1:
erosion at
atfarmland
farmlandsoils
soilsininthe
theAltai
Altairegion
region
Tab.1:Increase
Increaseofofareas
areasimpaired
impaired by
by windwind- and
and water
water erosion
(BURLAKOVA
(BURLAKOVA1999)
1999)
Jahr
Ackerfläche in 1000 ha
Geschwindigkeit in 1000
ha/Jahr
Durch Wassererosion
geschädigt
Durch Winderosion
geschädigt
Wassererosion
Winderosion
1980
900
600
1990
1300
1600
40
100
1995
1500
3000
40
100
Tab.1: Veränderung der Verteilung der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Orenburger Oblast
(aus LEVYKIN 2002)
Tab.1: Changes in the distribution of agricultural areas at Orenburg Oblast (from LEVYKIN 2002)
Jahr
1953
%
LNF gesamt in 10.696.2
1000 ha
1983
%
10.856,2
1999
offiziell
%
10.148,3
1999
real
%
10.148,3
Acker
4.816,9
45
6.315,3
60
6.096,3
60
3.760,0
37
Weide
848.6
39
3.873,4
34
3.431,3
34
3.431
34
Wiese
805,2
8
653,4
6
618,9
6
618,3
3
8
-
-
-
2.336,3
23
Brache
foto 2: Winderosionsschädigung in der Kulunda Steppe (Aufnahme 15.5.2010 Meinel)
picture 2: Impairments by wind erosion at the Kulunda steppe (Foto: Meinel 15-05-2010)
Dies Erscheinungsformen wurden in ihrem Ursache-Wirkungszusammenhang analysiert
und als überregional bedeutsamen Phänomen bzw. Syndrom identifiziert (Frühauf & Meinel
2007 b.). Hieraus ergeben sich auch gegenwärtig nicht nur vielfältige Beeinträchtigungen
der Landnutzung sondern auch off-site Schadwirkung, die sogar bis in die Krai Hauptstadt
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
21
Barnaul verfolgbar ist (Foto 3). Die bisherigen Erkenntnisse zu Art, Intensität und räumlicher Differenzierung der Bodendegradation wurden von PARAMONOV et al. (1997) in
einem Summenindex zusammengefasst und für den Altai-Krai sowohl für die Acker- als auch
Grünlandbereiche dargestellt. Hieraus wird ersichtlich (Abb. 7), dass die Bodendegradation
ihre stärkste Verbreitung und Intensität in der Trockensteppe erreicht.
foto 3: Staubsturm in Barnaul (Aufnahme Siljantieva 24.05.2012
picture 3: Dust storm in Barnaul (Foto: Silantieva 24-05-2012
Als neben der Winderosion bedeutsamstes Degradationsphänomen müssen für die ackerbaulich, anteilig aber auch die weidewirtschaftliche genutzten Flächen der Kulunda-Region
die Prozesse der Dehumifizierung (SPAAR & SCHUMANN 2000) charakterisiert werden.
Neben Winderosionsphänomen ist mit der Abnahme der organischen Bodensubstanz eine
weitere, die standortökologische Qualität und die Erträge maßgeblich beeinträchtigende
Form der Bodendegradation in der Region zu benennen (LAL et al. 1998, MEINEL 2002).
Auch für diese Prozesse, die maßgeblich durch eine nutzungsbedingte Beschleunigung der
Mineralisationsrate bei unzureichender Nachführung organischer Substanz (u. a. fehlender
Dünger) bedingt sind, werden von (SPAAR & SCHUMANN 2000, BURLAKOVA &
MORKOVIN 2005) eine Zunahme der Abbaurate für die letzten Jahren erwähnt. Dies
wird auch aus den projektbezogenen Recherchen von BELAEV et al. (2014) erkennbar
(Abb. 8).
22
FrühauF & Meinel
abb.7: Intensität der Rayon-differenzierten Bodendegradation auf den Ackerflächen des
Altai Krai y (basierend auf dem Summenindex nach PARAMONOV et al. 1997; ILLIGER
2014)
fig.7: Intensity of soil degradation on farmland soils at rajon scale at the Altai Krai (based
on the summarized degradation index after PARAMONOV et al. 1997; ILLIGER 2014)
So wird deutlich, dass der Anteil von Böden mit geringen Humusgehalten in der KulundaSteppe im Betrachtungszeitraum deutlich zugenommen hat. Dies signalisiert nicht nur eine
Abnahme der Standortqualität und diesbezüglich negative Rückwirkungen auf die Ertragsverhältnisse (MEINEL 2002), sondern auch – durch den Verlust an organischem Bodenkohlenstoff – eine Minimierung der Kohlenstoffsenkenfunktion dieser Böden (LAL et al.
1995; RUSALIMOVA et al. 2006, KURGANOVA & GERENYU 2012). Diese Aspekte
erreichen angesichts der flächenhaften Dimension dieser Konversionsareale sowie der erkennbaren, bodentyp-spezifischen Reduktionsraten im eigenen Untersuchungsgebiet, aber
auch darüber hinaus, eine besondere doppelte Brisanz. So lassen die ermittelten HumusReduktionsraten neben Bezügen zur Nutzungsart, -intensität und -dauer auch solche zu
den in den jeweiligen Steppenzonen dominierenden Bodentypen und ihren Humusvorräten
erkennen (FRÜHAUF & MEINEL 2007 b, ILLIGER et al 2014).
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
23
Die hieraus erwachsenden Beeinträchtigungen der Standortqualität wurden in der KulundaSteppe von MEINEL (2002), aber auch für andere Gebiete Westsibiriens untersucht (u. a.
MIKHAILOVA, E. A. et al. (2000), ROMANOVSKAYA 2006). Darüber hinaus werden
aber auch die mit den Veränderungen der (ober- und unteririschen) Kohlenstoffvorräte in
der Vegetation bzw. im Boden selbst erwachsenden Effekten für die Treibhausgasemission diskutiert (ROMONANOVSKAYA 2006, LYURI et al. 2010). RUSALIMOVA et al.
(2006) zeigen am Beispiel der Wechselwirkungen zwischen Ökosystemkonversion und dem
nutzungsbedingten Verlust in der westsibirischen Waldsteppenzone Verluste an Bodenkohlenstoff allein im 20. Jahrhundert in Höhe von 13,4 x 108 t.
Damit wird deutlich, dass diese Konversionsgebiete der temperierten Grasländer auch als
Senken und Quellen des globalen Kohlenstoffhaushalts und bezüglich ihrer Einbindung in
die Problematik des Klimawandels eine besondere Bedeutung haben (HOUGHTON 1995,
LAL et al. 1995). So verweist HOUGHTON (1995, S. 145) darauf, dass aus der landwirtschaftlichen In-Wertsetzungen dieser Grasländer bedeutsame Einflüsse auf den Treibhauseffekt erwachsen, auf die bisher allerdings kaum näher eingegangen wurde. Damit sind diese
abb.8: Zeitliche Dynamik der Humusgehalt im Altai Krai unter besonderer Berücksichtigung der
Zunahme von Böden niedriger Humusgehalte auf den Ackerstandorten (aus BELAJEV 2013,
BELAJEV et al. 2014)
fig.8: Temporal dynamic of humus content in arable soils of the Altai Krai with special focus to
the increase of soils with low content of hums (after BELAJEV 2013, BELAJEV et al. 2014)
24
FrühauF & Meinel
„…Wirtschaftsgrasländer, im Gegensatz zu ihrer Bedeutung für den Kohlenstoffkreislauf,
hinsichtlich der verfügbaren Daten stark unterrepräsentiert “ (WBGU 1998, S. 36). Eine gravierende Folge dieses Informationsdefizits ist, dass die sich aus der Konversion von
Gras- in Ackerland ergebenden Folgen für den globalen C-Kreislauf bisher in Art. 3/Abs. 3
des Kyoto-Protokolls nicht unter die als Senke oder Quelle anzurechnenden menschlichen
Aktivitäten gezählt und dementsprechend auch nicht berücksichtigt werden.
Zusammenfassend zu diesen Skizzierungen über die Wechselwirkungen zwischen Ökosystemkonversion, landwirtschaftlicher – insbesondere ackerbaulicher – Nutzung und ökologischer Probleme in der Region, lässt sich für die Kulunda-Steppe folgendes feststellen:
Innerhalb der drei Teilräume des südwestsibirischen Agrar-Dreiecks hat der Altai Krai mit
der Kulunda-Steppe den höchsten Schädigungsgrad durch Wind- und Wassererosionsphänomene (47 % der Ackerflächen) zu verzeichnen. Im Omsker (40 %) sowie Novosibirsker
Gebiet (13 %) liegen diese Schädigungsraten niedriger (TANASIENKO 1992). Inwieweit
diesbezüglich die für den Altai-Krai im Vergleich zu den anderen beiden Gebieten, bedeutsamere Neulandaktion und die danach praktizierte Art und Intensität der ackerbaulichen
Nutzung unter den etwas geringeren Niederschlägen hierfür wesentlich sind, ist Gegenstand
aktueller Forschungen. Gleiches gilt für Aussagen über eine durch die Bodendegradation sowie den Erscheinungsformen des Klimawandels bedingte räumliche Veränderung. Letztere
wurde schon vor über 40 Jahren für die Region postuliert, indem KUKIS & GORIN (1973)
erwähnten, dass sich die Grenze „stark geschädigter Böden“ um 50-60 km und die der „mittel geschädigten Böden“ sogar um 100 km nach Norden bzw. Nordosten verschoben hat.
abb.9: Abnahme der Humusgehalte in den ackerbaulich genutzten Böden der Trockensteppe
und typischen Steppe im Altai Krai (basierend auf MEINEL 2002, modifiziert durch ILLIGER 2014)
fig.9: Decrease of the humus content in agricultural used soils of the dry steppe and the typical
steppe at the Altai Krai (MEINEL 2002, adapted by ILLIGER 2014)
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
25
abb.10: Veränderung der Landnutzung in der westsibirischen Waldsteppenzone und hieraus
resultierende Verluste an Bodenkohlenstoff (aus RUSALIMOVA 2006)
fig.10: Land use change at the forest steppe zone in western Siberia and the consequent loss of
soil carbon (after RUSALIMOVA 2006)
6
das ende der sowjetunion und die post-sozialistische
phase der landnutzunGsentwicklunG
6.1
die „russische dimension“
Mit bzw. seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion entstanden neue „Triebkräfte“ für die
Agrarwirtschaft, die landwirtschaftliche Nutzung sowie die Ökosystementwicklung auch in
den Neulandgebieten. Diese zeigen sich neben vielen anderen Erscheinungsformen (BOKUSHEVA, HOCKMANN & KUMBHAKAR 2012) vor allem in der großflächigen Aufgabe von Ackerland, die insbesondere in Kasachstan (LENK 2005), aber auch in Russland
eine große Dimension und Dynamik erreicht hat (u. a. KUEMMERLE et al. 2011, LYURI
et al. 2010, PRISHCHEPOV et al. 2013, SCHIERHORN et al.2013). Die höchsten prozentualen Reduktionsraten von Ackerland sind dabei im europäischen Teil im Umfeld der
großen Metropolen Moskau und St. Petersburg sowie in Fernost (nahezu 1/3), aber auch
in Sibirien (15 %) zu verzeichnen. KURGANOVA & GERENYU (2012) zeigt darüber
Tab.1: Flächenzuwachs der durch Wasser- und Winderosion geschädigten ackerbaulich
genutzten Böden im Altaigebiet (aus: BURLAKOVA 1999)
Tab.1: Increase of areas impaired by wind- and water erosion at farmland soils in the Altai region
FrühauF & Meinel
26
(BURLAKOVA 1999)
Jahr
Ackerfläche in 1000 ha
Geschwindigkeit in 1000
ha/Jahr
hinaus einen besonderen Schwerpunkt im Norden Russlands, indem 41 % der gesamten
(neuen) Brachländer
lokalisiert sind. Allerdings
zeigen
sich hierbei Unsicherheiten,
die im Winderosion
Durch
Winderosion
Wassererosion
Durch Wassererosion
geschädigt
geschädigt
Besonderen Angaben
zu Dimension der aufgelassenen
Agrarflächen und ihrer Identifikation
betreffen.
SCHIERHORN et al. (2013)
in diesem Kontext darauf, dass allein
1980 So verweisen900
600
für Russland die diesbezüglichen Aussagen zwischen 20 und knapp 50 Mio. ha variieren. Die
1990 hierfür sind,
1300
40 (2000)
100
Ursachen
wie diese Autoren erwähnen,1600
vielgestaltig. Auch LEVYKIN
verwies
in der Neulandregion
1995 bei seinen Recherchen
1500 zum Ökosystem-/Landnutzungswandel
3000
40
100
des Südural (Orenburger Oblast) anhand offizieller Angaben und eigener Untersuchungen
auf eine große „Diskrepanz“ (Tab. 2) solcher Aussagen.
tab.2:
Veränderung
der Verteilung
der landwirtschaftlichen
Nutzfläche im Orenburger
(aus
Tab.1:
Veränderung
der Verteilung
der landwirtschaftlichen
NutzflächeOblast
im Orenburger
Oblas
LEVYKIN
2002) 2002)
(aus LEVYKIN
Tab.1:
Changes
indistribution
the distribution
of agricultural
areas at Oblast
Orenburg
(from
LEVYKIN 2002
tab.2:
Changes
in the
of agricultural
areas at Orenburg
(fromOblast
LEVYKIN
2002)
Jahr
1953
%
LNF gesamt in 10.696.2
1000 ha
1983
%
10.856,2
1999
offiziell
%
10.148,3
1999
real
%
10.148,3
Acker
4.816,9
45
6.315,3
60
6.096,3
60
3.760,0
37
Weide
848.6
39
3.873,4
34
3.431,3
34
3.431
34
Wiese
805,2
8
653,4
6
618,9
6
618,3
3
8
-
-
-
2.336,3
23
Brache
So werden hierbei vor allem bezüglich der Angaben über die (reale) Acker- und Brachflächen
gravierende Unterschiede deutlich, die ihrer Ursachen vorrangig in der verwendeten Statistik
haben. Besonders markant erscheint hierbei, dass 1999 der Ackeranteil sogar eine geringere
Flächendimension als vor der Neulandaktion erreichte.
6.2
der postwendezeitliche landnutzunGswandel
im altai-krai
Für den Altai-Krai und damit die Kulunda-Steppe existieren ebenfalls zahlreiche, sich allerdings ebenfalls nicht nur marginal widersprechende Angaben zu diesen Fragestellungen. So
verweist JAKUTIN (2005) darauf, dass die hier mit der Neulandaktion um 60 % erweiterte
Getreideanbaufläche am Ende des 20. Jahrhunderts auf ein Minimum von 3,5 Mio. ha
zurückgegangen sei, wobei dies nicht ausschließlich auf den Wandel des gesellschaftlichen
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
27
abb.11: Dynamik der Landnutzung im Altai-Krai während der letzte zwei Dekaden des 20. Jahrhunderts (aus BURLAKOVA 1999)
fig.11: Land use dynamics at the Altai Krai during the last two decades of the 20th century (from
BURLAKOVA 1999)
Systems zurückzuführen sei. Schon bis zu diesem Zeitpunkt (1991) soll danach der Ackeranteil auf ca. 4 Mio. ha zurückgegangen sein. Der größte Rückgang vollzog sich dabei in
der ersten Dekade nach der Neulandaktion (von 5,7 auf 4,8 Mio. ha). Ursächlich können
hierfür nach Meinung des Autors neben sozioökonomischen Faktoren vor allem gravierende
Bodendegradationsphänomene verantwortlich gemacht werden. BURLAKOVA (1999) und
BURLAKOVA & MORKOWIN (2005) gehen bei ihren Befunden zu post-wendezeitliche
Veränderungen der Landnutzung dabei von anderen Ausgangsdaten aus, indem sie für die
1980er Jahre noch über 6 Mio. ha Ackerland für den Altai Krai benennen (Abb. 11). Danach erfolgte seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein Rückgang an Ackerland von
340.000 ha, aber auch eine Aufgabe von mehr als 1 Mio. ha Wiese- bzw. Weideland (19901999). Eigene Recherchen aus dem Projektverbund zeigen (PRISHCHEPOV et al 2013),
dass diese seit Beginn der 1990er Jahre erfolgten Reduktion des Ackerlandes anscheinend
weniger eine „Bindung“ an landschaftliche Gegebenheiten, sondern eher einen sozioökonomischen Lagebezug erkennen lässt.
Wie BELAJEV (2013) dokumentiert, wurde um die Jahre 2009/2010 bei diesem Prozess
im Altai-Krai die „Talsohle“ durchlaufen – seitdem kommt es sogar wieder zu einer unter-
28
FrühauF & Meinel
schiedlich dimensionierten Zunahme von Ackerland. Somit zeigen sich neben dem nach
wie vor existierenden Brachflächen (gegenwärtig im Altai Krai ca. 15 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche, BELAJEV & MEINEL 2013) auch Veränderungen im Anbauspektrum
der Feldkulturen und vor allem solche, hinsichtlich der Implementierung von Formen
angepasster Bodenbearbeitung (BELAJEV et al. 2014 und FRÜHAUF, SCHMIDT &
MEINEL 2011). Hieraus konnten und können nicht nur positive Effekte für die Ertragsbildung (Steigerung der Agrarproduktion von 2006 - 2009 um 134 %), sondern auch
für Maßnahmen des Boden-, Ökosystemschutzes und Klimaschutz (HAERDLE 2013;
www.kulunda.eu) realisiert werden.
abb.12: Veränderung der Aussaatflächen im Altai Krai von 1996 bis 2010 (in %; modifiziert nach
PRISHEPOV 2013)
fig.12: Changes in the seeding areas at the Altai Krai from 1996 til 2010 in % (adapted from
PRISHEPOV 2013)
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
7
29
zusammenfassunG und ausblick
Die Ökosystemkonversion bzw. agrarische Landnutzungsentwicklung in Westsibirien lässt
ähnlich wie im übrigen Russland bzw. der ehemaligen Sowjetunion eine enge Bindung
an politische Zäsuren oder Entscheidungen und somit verschiedene Etappen erkennen
(CHIBILYOV 2003, NIKONOV & SCHULZE 2004, MOON 2013). Allerdings weist
diese Entwicklung in Westsibirien in vielerlei Hinsicht eine andere, generell oftmals höher
Dynamik auf. So erreichte die Konversion der temperierten Grasländer und ihre landwirtschaftliche In-Wertsetzung in historisch kurzer Zeit von ca. 130 - 150 Jahren eine sehr hohe
Wirksamkeit. JAKUTIN (2005) geht davon aus, dass 1863 noch 65 % des sibirischen
Steppengebietes „unkultiviert“ war. 1990 galten demgegenüber 90 % der Steppenareale als
„kultiviert“ und nur noch weniger als 2 % als natürliche Steppen oder extensive Weiden.
Innerhalb dieser verschiedenen Etappen der Ökosystemkonversion in Südsibirien stelle die
Neulandaktion eine besondere Aktivitätsphase mit extrem hohen Konversionsraten dar. Für
Westsibirien trifft dies im Besonderen zu, wie Abb. 13 verdeutlicht.
abb.13: Zunahme von Ackerland in Sibirien von 1860 bis 2000 in % (aus BAZHENOVA &
MARTANOVA 2003)
fig.13: Increase of arable land in Siberia from 1860 till 2000 in % (from BAZHENOVA &
MARTANOVA 2003)
30
FrühauF & Meinel
abb.14: Dynamik des Ackerlandes in Russland seit Beginn des 20.Jahrhunderts (aus
KURGANOVA 2012, LYURI et al.2010; ROSSAT REPORT 2011)
fig.14: Dynamics of farmland in Russia from the beginning of the 20th century (from
KURGANOVA 2012, LYURI et al.2010; ROSSAT REPORT 2011)
Diese gigantische Ökosystemkonversion übertraf in ihrer Flächendimension sogar die große
Phase der Prärieumgestaltung in Nordamerika (1909 bis 1929), bei der 130.000 km² neuen
Ackerlands gewonnen wurden (MITCHELL 2004). Sie kann daher als die großflächigste
und radikalste Ökosystem-Umgestaltung des 20. Jahrhunderts auf der nördlichen Hemisphäre bezeichnet werden (FRÜHAUF 2011). Diese Neulandkampagne ist somit ein besonderes „Highlight“ einer an sich überaus dynamischen Ökosystemkonversion der Steppen
und Waldsteppen, die vorrangig auf eine ackerbaulich Nutzung orientiert war. Die agrarische
Nutzfläche in Westsibirien hat sich allein vom Beginn des 20. Jahrhundert bis in die 1960er
Jahre verfünffacht (JAKUTIN 2005). Betrachte man den Gewinn an Ackerland, so werden
die damit einhergehenden Ökosystemkonversionen noch deutlicher. Während sich im globalen Maßstab zwischen 1860 und 1970 der Ackerlandanteil auf das 2,5-fache ausdehnte,
wurde diesbezüglich im gleichen Zeitraum in Westsibirien eine Erhöhung um das 9-fache
erreicht (PARAMONOV et al. 1997).
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vollzogen sich in Russland (aber auch in anderen Staaten, wie insbesondere Kasachstan, LENK 2005) und damit innerhalb von ca. 60
Jahren wiederum gravierende Veränderungen der Landnutzung, die auch in Westsibirien
verfolgbar ist. Damit trat nach der Neulandaktion erneut ein gravierender Wandel der Landnutzung ein. Er wurde diesmal allerdings vorrangig durch eine Aufgabe von landwirtschaft-
Ökosystemkonversion in südwestsibirien
31
licher – vor allem ackerbaulicher – Nutzfläche geprägt, der ebenfalls wieder eine historische
und globale Dimension und Bedeutung erlangte (Abb. 14). Dieser Prozesse war in den letzten
zwei Jahrzehnten von besonderer Dynamik, weil sich in dieser historisch kurzen Zeit fast 75
% der Flächenaufgaben von Ackerland des vergangenen Jahrhunderts in Russland vollzogen
(LYURI et al 2010). Hieraus erwachsen für die Ökosystementwicklung und für die Kohlenstoffakkumulation in der Vegetation und im Boden neue Bedingungen. Dies hat wiederum Rückwirkung für den globalen Kohlenstoffkreislauf und damit die Klimaentwicklung
(ROMANOVSKAYA et al. 2006; LYURI et al 2010; KURGANOVA & GERENYU 2012,
SCHIERHORN et al. 2013). Die erhöhten Kohlenstoffakkumulationen in diesen (ehemaligen) Agrarökosystemen erreichen nach LYURI et al. 2010 mit ca. 60 Mio. Tonnen Kohlenstoff
etwa 16 % der CO2-Emissionsmenge Russlands aus der Verbrennung fossiler Energieträger.
Daneben ergibt sich hieraus, auch im Zusammenhang mit den Diskussionen um die Folgen des Klimawandels in Russland (SCHIERHORN & MÜLLER 2011) die Frage nach
den agronomischen Potenzialen dieser Räume mit ihren in den Steppen und Waldsteppen
günstigen Böden. Dies betrifft nicht nur Fragen des Boden- und Klimaschutzes, sondern
darüberhinaus auch Aspekte der regionalen und globalen Nahrungsmittelproduktion angesichts der vielgestaltigen Herausforderungen des Globalen Wandels (SCHIERHORN &
MÜLLER 2011; SCHIERHORN et al. 2013, GLAUBEN et al. 2012). Das KULUNDAProjekt will somit nicht nur für die Verbesserung der Kohlenstoffsenkenfunktion dieser
Räume Sorge tragen, gleichzeitig sollen in dem Verbundvorhaben auch Verfahren einer nachhaltigen Landnutzung und Ökosystemrenaturierung getestet und implementiert werden,
um modellhaft am Beispiel dieser Konversionsregion Perspektiven für diese neuen globalen
„Weltbrotkörbe“ (FAO 2010) aufzuzeigen.
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Eingang des Manuskripts: 21.02.2014
Annahme des Manuskripts: 07.04.2014
anschriften der autoren:
prof. dr. dr. h. c. manfred frühauf
Institut für Geowissenschaften und Geographie
Martin-Luther-Universität halle-Wittenberg
Von-seckendorff-Platz 4
D-06120 halle
[email protected]
prof. dr. tobias meinel
Amazone Kasachstan, Astana
rayon saryarka
saifulina26/1
Office 42
KAZ
[email protected]

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