Frégate Island Private - NEWS exclusiv

Transcrição

Frégate Island Private - NEWS exclusiv
xxx
travel
redaktion karl riffert
p
a radies
für milliardäre
Schöner sonnen.
Ruheplätze wie
dieser bieten sich
den höchstens 32
illustren Gästen
auf Frégate
Island im Dutzend.
54 NEWS EXKLUSIV
frégate island. die winzige seychellen-insel ist
nicht nur eine ökologische arche noah, sondern
beherbergt auch eines der luxuriösesten resorts
der welt. und ein piratenschatz soll ebenfalls dort
versteckt sein. exklusiv begab sich auf die suche.
FOTOS: FREGATE ISLAND/SAKIS PAPADOPOULOS
NEWS EXKLUSIV 55
travel
Nature-Spa.
Viele der Wellness-Behandlungen, die auf
der luxuriösen
Privatinsel angeboten werden,
finden im üppigen
Garten statt.
v
ier Grad unter dem Äquator, Mahé-Airport auf den
Seychellen, irgendwo im Indischen Ozean. Ein cooler,
rundum verglaster Mini-Helikopter, dröhnender Motorenlärm, ich angeschnallt. Meine Höhenangst beginnt ab
einem Meter, und die Rotorblätter drehen sich jetzt so
schnell, dass sie unsichtbar werden. Pilot Mike grinst übers ganze
Gesicht. „Werde ich diesen Flug überleben?“, rufe ich Mike zu, aber
der zeigt nur auf seine Kopfhörer, und das heißt vermutlich: „Du bist
der Erste, der es erfahren wird!“
Ich bin ein überzeugter Verfechter der Fliegen-wir-nur-ein-paarMeter-über-dem-Boden-Helikopterflugschule, doch Mike ist diesbezüglich das Yin zu meinem Yang. Tatsächlich schwirren wir sehr
schnell sehr hoch über einer, wie ich mir in aller Blässe eingestehen
muss, märchenhaft schönen Inselwelt. Unser Ziel ist Frégate Island,
die luxuriöseste Privatinsel der Seychellen. Ein fantastisches Blau da
unten. Sieht aus wie ein Exklusivfoto vom Paradies auf einem iPhone
mit Farbverstärker. Anders als auf den Malediven, wo die höchsten
Gebirge kaum einen halben Meter übersteigen, tauchen hier grün
bewaldete Berge auf, vermutlich bewohnt von glücklichen Bacardiund Piña-Colada-Schlürfern. 32 der 115 Seychellen-Inseln sehen so
aus, wie ich mir als Kind immer Stevensons Schatzinsel vorgestellt
hatte: abenteuergrüne Berge, unwirklich weiße Strände und azurblaues Meer drum herum. Meine Pulsfrequenz sinkt langsam, und
der Gedanke an all die prominenten Paparazzi-Flüchtlinge, die schon
in diesem Helikopter auf dem Weg nach Frégate Island angeschnallt
waren, beruhigt mich zusehends: David und Victoria Beckham, sie sicher mit High Heels und knappem Röckchen, Michael Douglas, Brad
1
2
Pitt, Paul McCartney und auch Pierce Brosnan, als er noch von Beruf
James Bond war. Auf Frégate Island, wurde mir vorab versichert,
warten 120 Mitarbeiter auf maximal 32 Gäste, was den Verdacht aufkommen lassen könnte, Erstere würden sich in der auf den Seychellen
und anderswo populären Sportart des „Eine-ruhige-Kugel-Schiebens“
üben. Unsinn natürlich. Gäste, die für ihre mindestens 300 Quadratmeter große Villa mit Privatpool und eigenem Butler mindestens
2.700 Euro pro Nacht ablegen, sind schließlich anspruchsvoll.
Keine zwanzig Minuten sind vergangen, und Mike und ich landen auf
einem gepflegten Rasen auf der kaum drei Quadratkilometer großen
56 NEWS EXKLUSIV
3
1 Garten Eden. Tropische Früchte
gehören auf der Milliardärsinsel
zur Grundnahrung. 2 Master Bedroom. Hier nächtigte auch schon
Brad Pitt. 3 Anreise. Von Mahé
wird man per Helikopter auf die
kleine Privatinsel geshuttelt. 4 Wieder da! Der Bestand der seltenen
Dajaldrosseln konnte vergrößert
werden. 5 Lifestyle. Der Service ist
selbstredend Fünf-Sterne-Klasse.
4
5
urlaub auf frégate island: wie man hinkommt und was man dafür bezahlt
Hinkommen: Die beste Flugverbindung von Wien aus bieten Emirates Airlines mit einem Zwischenstopp in Dubai. Ein Hin-und-retour-Ticket für die
insgesamt etwa 15.000 Flugkilometer kostet ca. 1.000 Euro.
Wohnen: Auf Frégate Island beträgt die offizielle Rate für eine Nacht in einer der 16 Luxusvillen 2.700 Euro. Offeriert wird auch eine noch größere
„Präsidentenvilla“ ab 3.950 Euro pro Nacht. Deutlich günstiger kann man Frégate Island in Form eines Packages buchen, wie es etwa der auf
Luxusreisen spezialisierte Wiener Anbieter Gulliver’s Lifestyle offeriert: Sechs Nächte inklusive Flug, One-way-Helikopter-Transfer, Vollpension, eine
Spa-Massage und eine tägliche Yoga-Session werden um 9.999 Euro angeboten, so man drei Monate vor Anreise bucht (dieses Angebot ist gültig
bis 30. September 2012). Weitere Informationen: Tel. 01/533 44 00, www.gullivers.at
NEWS EXKLUSIV 57
travel
Insel, die einst Piraten als geheimes Versteck diente. Jetzt strahle
ich, und Mike zieht ein langes Gesicht. Logo: Ich darf im Garten Eden
bleiben, er nicht.
Der neue Resortmanager heißt Paul van Frank und begrüßt mich
gleich am Landeplatz. Vermutlich das Standardprozedere bei einer
so überschaubaren Gästeschar. Vielleicht leidet er aber auch nur an
Sehschwäche und verwechselt mich mit Brad Pitt. Monsieur Frank
ist Belgier und arbeitet schon seit 25 Jahren in der Luxushotellerie,
und zwar an Orten mit schwer erhöhter Fernwehgefahr wie Antigua,
Mauritius oder Bali. Und er managte berühmte Edelherbergen wie
etwa das Ananda in the Himalayas. „Es gibt viele schöne Orte auf der
Welt“, sagt Herr Frank bedeutungsschwanger, „aber Frégate Island
ist etwas Besonderes.“
Frégate Island ist in der Tat ein kleines Wunder, ein Öko-Märchen
mit Milliardärsbesetzung. Als 1744 der französische Seefahrer Lazare
Picault auf dem entlegenen Eiland landete, benannte er das Naturparadies nach den eleganten Fregattvögeln, die auf den Felsen nisteten.
Doch bald kamen emsige Kolonialisten, zuerst Franzosen, dann Briten, und pflanzten Kokospalmen, viele Kokospalmen, die nach und
nach die ursprüngliche Vegetation verdrängten. Frégate Island wurde
eine Insel mit Plantagenmonokultur. Und so wäre es wohl für immer
geblieben, hätte der warme Südwind nicht in den 90er-Jahren des
20. Jahrhunderts einen deutschen Milliardär herbeigeweht. Der
Industrielle Otto Happel, den das Magazin „Forbes“ 2012 mit einem
Vermögen von 2,9 Milliarden Euro auf Platz 401 in der Liste der
eine arche noah mitten im ozean. seit die
insel einem deutschen milliardär gehört, wird
nach allen regeln der ökologie aufgeforstet
und die sünden der vergangenheit beseitigt.
Reichsten dieser Welt gereiht hat, verliebte sich in Frégate Island,
pachtete sie auf 99 Jahre und ließ sich eine Traumvilla bauen. Vielleicht war der begeisterte Bootfahrer, der seine Yacht „Hetairos“
meist selbst durch die Inselwelt der Seychellen steuert, auch nur ein
Beatles-Fan und ankerte auf Frégate Island, weil dort George Harrison einmal ein Häuschen sein Eigen nannte. Happel, inzwischen Vater
von sechs Kindern, erbte seine Milliarden, genauer: einen Industriekonzern, im frischen Alter von 26 und verkaufte 1999 seine Anteile
für eine Milliarde Dollar in cash. Er lebt heute vor allem im schweizerischen Luzern.
Auf Frégate Island lässt der Milliardär die Spuren der Plantagenmonokultur Schritt für Schritt beseitigen. Das kleine Luxusresort mit
17 Villen für die Reichen und Schönen dieser Welt ist nur Beiwerk.
Allein vierzig Ökologen und Biologen arbeiten an dem wundersamen
Öko-Experiment: Statt Palmen wachsen jetzt wieder endemische
Pflanzen, und die geschützte Tierwelt lässt jeden Besucher staunen.
2.000 Aldabra-Riesenschildkröten finden sich auf der Insel, manche
von ihnen sind 150 Jahre alt. Sogar in der Nähe meiner bescheidenen
Bleibe treffe ich eines dieser uralten Wesen. Ich nenne ihn Mr. Potter:
Er grummelt, was ich übersetze mit „Die Eile kommt vom Teufel“.
Auch für die Vogelwelt ist Frégate Island so etwas wie eine Arche
Noah geworden. Rund hundert seltene Vogelarten bevölkern inzwi-
58 NEWS EXKLUSIV
Guten Morgen!
Ein Blick auf die
Terrasse einer
der insgesamt
nur 17 Villen: So
sehen Träume
vom Paradies
gemeinhin aus.
die schönste
zeit zum reisen
… ist Geschmackssache. Wer
gerne tauchen, schnorcheln oder
hochseefischen möchte, sollte
in der Regenzeit von Oktober bis
Mai auf die Seychellen reisen.
Dann herrscht wenig Wind, und
das Meer ist sehr ruhig. Der
warme Monsunregen kommt
übrigens immer nur als kurzer,
heftiger Schauer, danach scheint
wieder die Sonne. Wer Regen
nicht mag oder dem Segeln und
Surfen frönt, ist besser dran in
den Monaten Mai bis Oktober.
Dann ist der Himmel so blau wie
im Prospekt, und ein sanfter, aber
stetiger Südost-Wind streicht
über das Meer.
1
2
1 Speisezimmer. Zahlreiche Dekorationsobjekte verraten, dass Frégate
Island früher einmal eine Pirateninsel war. 2 Lobby. Von nahezu
jedem Punkt des Hotels aus sieht
man das unendlich weite Meer.
NEWS EXKLUSIV 59
reise
schen die kleine Insel. Der jüngste Ankömmling heißt Warbler und
ist auf den Seychellen vom Aussterben bedroht. Der Stolz der InselÖkologen ist der Magpie Robin, auf Deutsch die Dajaldrossel. 1970
zählte man auf dem ganzen Inselarchipel nur mehr 16 Exemplare, der
Untergang dieser Spezies schien unausweichlich. Inzwischen gibt es
wieder kleine Bestände auf fünf Inseln, darunter 82 Exemplare auf
Frégate Island, aber immer noch ist der kleine bunte Kerl der
siebentseltenste Vogel der Welt.
Ich treffe brütende Magpie Robins dort, wo sie zuhause sind und
wo mir mein Butler das Frühstück serviert: in siebzehn Meter Höhe,
mitten im Geäst auf dem Insel-Baumhaus, ein magischer Ort, idyllisch schön und total dekadent, Natur pur, aber mit blütenweißem
Tischtuch und Silberbesteck. Butler Nikil, ein liebenswerter Inder
aus Mumbai, der ein perfektes „Lost in Translation“-Englisch spricht,
hievt mein Gourmet-Frühstück per Seilwinde von unten hoch, die
Champagnerflasche und den Earl-Grey-Tee hat er schon vorher serviert. Einfach unglaublich.
Später, berauscht von so vielen Vögeln, kehre ich mit dem Elektrobuggy zu meiner Villa zurück und höre schon von weitem verdächtiges
Stöhnen. Mr. Potter hat Schildkrötensex vor meiner Haustür. Keine
Details, nur so viel: Seine Devise lautet wohl „Nur nicht hudeln“.
Alte Erinnerungen werden wach. Als jungem Gymnasiasten war mir
einst die Emmanuelle-Darstellerin Sylvia Kristel beim Studium der
Fortpflanzung behilflich, indem sie auf dem Strand von La Digue auf
den Seychellen ihren erotischen Abenteuern nachging. Seufz. Die
Strände der Seychellen, wie etwa der Anse Source d’Argent auf der
Insel La Digue, waren übrigens auch die Locations für Bacardi- und
Raffaello-Werbespots. Aber wozu auf andere Inseln schweifen: Der
Anse Victorin Beach auf Frégate Island wurde von der Londoner
Infinity-Pool. Wer
das Meer lieber
meidet, findet
auch an Land
genügend Möglichkeiten zum
Planschen.
60 NEWS EXKLUSIV
v
ier Grad unter dem
Äquator, Mahe-Airport auf den Seychellen, irgendwo im
Indischen Ozean, ein
cooler, rundum verglaster Mini-
schatzinsel? ein pirat soll auf frégate island
kistenweise gold versteckt haben, ehe er
gefangen und hingerichtet wurde. diese
schätze sind bis heute verschwunden …
„Times“ zum schönsten Strand der Welt gekürt. „Times“ hin oder
her, ich bevorzuge meinen Privatpool mit Traumblick und erkläre ihn
hiermit zum schönsten der Welt. Das Meer mit seinen sanften Blauschattierungen ist hier so wunderbar, dass man sich einfach nicht satt
sehen kann. Es ist übrigens der Pool von Haus Nummer 16, wo sich
schon Pierce Brosnan nackt ausgezogen hat, wie meine Begleiterin mit
leuchtenden Augen vermutet.
Ich kontere, den Bauch einziehend, mit einer anderen Sensation.
James-Bond-Erfinder Ian Fleming war auch schon auf Frégate Island,
und zwar auf Schatzsuche. Im Frühsommer 1958 war Fleming auf
die Seychellen gekommen in der Hoffnung auf Inspiration für eine
Sammlung von Kurzgeschichten, die später unter dem Titel „For
Your Eyes Only“ erscheinen sollten. Tatsächlich stieß der Brite auf
eine faszinierende Story, nämlich die vom unermesslichen Schatz des
Captain La Buse (Deutsch: der Bussard). Die Geschichte geht so: Der
Pirat Olivier Le Vasseur, genannt der Bussard, hatte 1721 das portugiesische Schiff Nossa Senhora do Cabo gekapert und ganze Kisten
voller Gold geraubt, vor allem aber auch das Kreuz des Erzbischofs
von Goa, ein zwei Meter großes Kunstwerk aus massivem Gold,
verziert mit enorm wertvollen Diamanten. Der gelungene Coup
,mein schatz
demjenigen,
der das hier
versteht!‘
so lautet das
vermächtnis
des piraten.
sychellen: good to know
afrika
Ungefähr 1.500 Kilometer von der ostafrikanischen Küste entfernt liegen die 115 Inseln der Seychellen, die zu den schönsten der Welt gehören.
Die Seychellen sind ein Ministaat mit nur 87.000
Einwohnern, die meisten von ihnen sind Nachkommen europäischer Siedler und afrikanischer Sklaven. Das Inselreich war vor seiner Unabhängigkeit
erst französische, dann britische Kolonie. Seinen
Namen verdankt das Archipel dem französischen
Finanzminister Jean Moreau de Séchelles. Die
Hauptinseln heißen Mahé, La Digue und Praslin.
Frégate Island liegt 55 Kilometer von Mahé entfernt,
wo sich auch der internationale Flughafen befindet.
bescherte dem Piraten freilich kein Glück: Er wurde neun Jahre später
gehängt. Auf dem Weg zum Galgen warf der böse Bussard einen
Zettel mit 17 Textzeilen in die Menge – ein Wegweiser in Geheimschrift zu seinem versteckten Schatz. „Mein Schatz demjenigen, der
dies versteht“, soll er noch gerufen haben. Vermutlich hat er noch
hinzugefügt: „Ihr Blödmänner!“ Aber das ist nicht überliefert. Und
ohne dass wir uns in Details verlieren, sei gesagt, der Piraten-Spickzettel beflügelt seither die Fantasie vieler Schatzsucher, und es gibt
starke Hinweise, dass der ganze Klunker, dessen Wert auf weit über
200 Millionen Euro geschätzt wird, auf Frégate Island zu finden sein
könnte. Auch ich habe in meinem luxuriösen Infinity-Privatpool am
Boden ein geheimnisvolles Blubbern entdeckt, das möglicherweise
von einem goldenen Kreuz herrühren könnte …
Möglich auch, dass der Schatz irgendwo unter Granitfelsen liegt, die
man an einigen Stellen der Insel findet. Frégate Island ist nämlich ein
übrig gebliebenes Stückchen des Urkontinents Gondwana und verschlief über Hunderte von Millionen von Jahren die Evolution. Auch
das Rock Spa, zu dem man auf einem von mächtigen Banyanbäumen
gesäumten Weg gelangt, liegt auf einem Granitplateau hoch über dem
Ozean. Dort wartet eine Massage-Zauberin namens Bernadette auf
mich mit einem dieser vielversprechenden „Mein Öl ist schon ganz
heiß“-Blicken. Wozu eigentlich blöde Piratenschätze suchen, wenn
man schon im Garten Eden angekommen ist?
NEWS EXKLUSIV 61