Helgoland – Vom roten Fuselfelsen zum Hightech
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Helgoland – Vom roten Fuselfelsen zum Hightech
Business Helgoland Helgoland – Vom roten Fuselfelsen zum Hightech-Standort Helgoland. Ein„Leuchtturm“ für die Energiewende in Schleswig-Holstein soll Deutschlands einzige Hochseeinsel werden, die einst als Duty-Free-Einkaufs-Paradies berühmt-berüchtigte Insel bekommt ein ganz neues„grünes“ Image durch kräftigen Nordseewind „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand, das sind die Farben von Helgoland“- besingt sich die Insel Helgoland selbst. Von Wind und Wasser geformt und mit einer Größe von nur einem Quadratkilometer ist die Insel nicht sehr groß aber mit 61,3 Metern Höhe ist der rote Felsen im Meer auch die höchste Erhebung im Kreis Pinneberg, zu dem die Insel mit ihren 1.400 Einwohnern gehört. An der Nordspitze der Insel steht die berühmte „Lange Anna." Die reine glasklare Seeluft, hier mitten in der Nordsee, ist ideal für Allergiker und Asthmatiker. Das Klima wird durch den Golfstrom begünstigt und ist ein Markenzeichen der Insel. Für Wassersportler die mit dem Segel- oder Motorboot kommen, ist der Hafen unabhängig von Ebbe und Flut rund um die Uhr zu erreichen. Überall auf der Insel sowie im Hafen und den Kneipen maritimes Flair gelebt, geliebt und verkauft. Allerdings sind die Zeiten, in denen pro Jahr 500.000 bis 800.000 Besucher kamen, oftmals auch wegen des auf Helgoland möglichen DutyFree-Einkaufs von preiswerten Zigaretten und Alkohol, längst vorbei. Inzwischen besuchen nur noch rund 300.000 Gäste pro Jahr mit dem Schiff oder dem Flugzeug Deutschlands einzige Hochseeinsel, deren Einwohnerzahl auf 1.300 geschrumpft ist. Denn mangels verfügbarer Arbeitsplätze haben bereits 40 SCHLESWIG-HOLSTEIN MaNaGEr 02/12 viele Insulaner ihre Heimat verlassen und sind aufs Festland gezogen. Nachdem große Stromerzeuger wie RWE, E.ON und der Windanlagenbetreiber WindMW die Insel als Servicestützpunkt für drei bis zum Jahr 2015 in der Nordsee zu bauende Windparks mit zusammen mehr als 200 Anlagen auserkoren haben, kann die Insel nun auf einen neuen Aufschwung hoffen. Das ist auch bitter nötig. Da der Abwärtstrend auf dem Tourismussektor kaum gestoppt werden kann, suchte das „Insel-Management“ nach Lösungen – und fand diese auf dem Energiesektor: Ende Juli drückte der Helgoländer Bürgermeister Peter Singer den symbolischen Knopf zum Bau eines Offshore-Hafens für die Windindustrie. Rund 28 Millionen Euro werden hier investiert und dabei gleich mehr als 30.000 Quadratmeter Fläche (mit)saniert. Auf rund 10.000 Quadratmetern sind drei Gebäude mit Werk- und Lagerhallen für die Branche geplant. An der Kaikante des Südhafens werden zudem zehn Bootsanlegeplätze geschaffen. „Das ist ein wichtiger Meilenstein für Helgoland“, sagte Singer im Beisein von Schleswig-Holsteins Wirtschaftsstaatssekretär Frank Nägele und Oliver Stolz, dem Landrat des Kreises Pinneberg, zu dem Helgoland gehört. Rund 150 Arbeitsplätze werden geschaffen, für Techniker, die die 25 bis 35 Kilometer von Helgoland entfernten Windparks warten. Mit dem Strom, den alle 200 Windmühlen insgesamt produzieren werden, kann künftig ein mittelgroßes Kernkraftwerk ersetzt werden. Helgoland wird die erste Offshore-Insel der Welt. Schon jetzt sind die positiven wirtschaftlichen Folgen zu spüren. Für die 150 Techniker, die meist nur zeitweise auf der Insel wohnen, benötigen die Energiefirmen Unterkünfte. So lässt der Stromkonzern RWE derzeit zwei Häuser bauen, die Platz für 30 Monteure bieten. WindMW hat ab Januar 2013 das Design-Hotel Atoll mit sei- Helgoländer Bürgermeister Peter Singer drückt den symbolischen Knopf zum Bau des Offshore-Hafens Helgoland Business nen 50 Zimmern und Suiten komplett und auf die Dauer von zehn Jahren gepachtet. E.ON mietet zwei Aparthotels für die Beschäftigten. Helgoland hofft, dass weitere Energiekonzerne die Insel als Basis für Windprojekte entdecken. Zudem wird damit gerechnet, dass sich Zulieferfirmen der Windbranche mit Filialen ansiedeln werden. Singer plant sogar, nach Inbetriebnahme der Anlagen, Touristen per Schiff zu den Parks auf hoher See zu bringen. Es wird einiges zu sehen sein: schließlich handelt es sich um gigantische Masten mit einem Durchmesser der Rotoren von bis zu 126 Metern. Auch in der eigenen Energieversorgung setzt die Insel auf regenerative Quellen. Gemeinsam mit dem Versorger E.ON Hanse wollen sich die Versorgungsbetriebe Helgoland ab dem Jahr 2015 unabhängig vom Mineralöl machen. Dann soll der Strom von zwei Windkraftanlagen auf der Insel zur Wärmeerzeugung in Elektrokesseln genutzt werden. So können mehr als zwei Millionen Liter Heizöl pro Jahr und damit erhebliche Mengen an Kohlendioxid eingespart werden. Der bislang genutzte Öltank wird zum Wärmespeicher umgebaut und dient zur Zwischenspeicherung der durch Wind erzeugten Wärme. Rund zehn Millionen Euro werden in das Projekt WindWärme investiert. „Das ist der nächste Schritt zu einer hundertprozentig grünen Urlaubs-Energie-Insel", so Singer. Bis 2015 sollen in der Nordsee vor Deutschlands einziger Hochseeinsel insgesamt drei Windparks entstehen: Nordsee Ost (RWE Innogy), Amrumbank West (E.ON) und Meerwind Süd/Ost (WindMW). Dann müssen mehr als 200 Windturbinen von der Insel aus regelmäßig versorgt und gewartet werden. Sie werden zwischen 25 und 35 Kilometer von Helgoland entfernt sein. Es ist vorgesehen, die Hafenflächen im März 2013 den Investoren zu übergeben. Sie planen auf rund 10.000 Quadratmetern drei Gebäude mit Werk- und Lagerhallen. Die zum Kreis Pinneberg gehörende Gemeinde stellte am Freitag auch Pläne vor, wie sie sich in naher Zukunft fast ausschließlich mit regenerativen Energien versorgen möchte. In Zusammenarbeit mit E.ON ist das Projekt „WindWärme“ zur Wärmeerzeugung geplant. Die Wärmeversorgung erfolge derzeit über Kessel, die mit Heizöl betrieben werden, sagte Bürgermeister Singer. Das solle sich 2015 ändern: Ab dann werde der Strom von zwei Windkraftanlagen auf der Insel zur Wärmeerzeugung in Elektrokesseln genutzt. „WindWärme ist der nächste Schritt zu einer 100-prozentigen grünen Urlaubs-EnergieInsel.“ Von Wind und Wasser geformt – bis zum Jahr 2015 werden in der Nordsee zusammen mehr als 200 Anlagen gebaut SCHLESWIG-HOLSTEIN MaNaGEr 02/12 41