2015-Sonderausgabe_Ware_Mensch

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2015-Sonderausgabe_Ware_Mensch
Ware:
Mensch
Helfen Sie Opfern von
Menschenhandel
INHALT
IMPRESSUM
Herausgeber:
Die Heilsarmee in Deutschland
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Büro für Soziale Gerechtigkeit /
Arbeitskreis gegen Menschenhandel
Salierring 23-27, 50677 Köln
Tel.: 0221 20819-0, Fax: 0221 20819-899
Internet: www.heilsarmee.de
Gründer: William Booth
General: André Cox
Territorialleiter: Oberst Patrick Naud
Redaktion:
Andreas W. Quiring (verantwortlich),
Romy Schneider (Redaktionsleitung),
Claudia Christen, Brunhilde Kiegel
E-Mail: [email protected]
Layout: DIVIICE Advertising GmbH, Gießen
Druck: DFS Druck, Köln
Fotos: www.diviice.de; © fotolia.com –
pictoores (3); © pixabay.com (6);
© fotolia.com – Thaut Images (7); © fotolia.
com – coloured photograph (8); © pixabay.
com (8-9); © fotolia.com – Oleksandr Moroz
(11); pixabay.com (10-11); © pixabay.com
(12-13); © stepmap.de (14); Heilsarmee und
privat.
Nachdruck nur mit vorheriger Genehmigung
der Redaktion. Gedruckt auf umweltfreundlichem Papier.
Redaktionskonto:
KD Bank eG, Dortmund
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Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft, Köln
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BIC BFSWDE33XXX
Seite 2
GEGENMENSCHENHANDEL
4-5
Was hat Menschenhandel mit Ihnen
zu tun?
6
7
Eine Frau und
ihre Geschichte
Zwangsprostitution
in Deutschland
8-9
Jeder verdient
10 - 11
Das sollte Sie
Hoffnung
alarmieren!
12 - 13
Einsatz gegen
Menschenhandel
14 - 15
Hilfe in
Ihrer Nähe
vorwort
Wir dürfen nicht wegsehen!
Liebe Leserin, lieber Leser,
handel in Deutschland, und Betroffene be-
110. Das ist die bundesweite kostenlose
richten. Wir möchten sensibilisieren. Denn ob
Telefonnummer der Polizei. Warum erwähne
in Politik oder Gesellschaft: Jeder kann sich
ich sie? Weil ich hoffe, dass diese Broschüre
einsetzen gegen die Ausbeutung von Men-
einer Frau oder einem Mann in die Hände ge-
schen. Sei es, sich zu informieren. Sei es als
langt, die Opfer von Menschenhandel gewor-
aufmerksamer Nachbar oder als eine andere
den sind. Ich hoffe, dass Sie glauben können,
Person, die mit möglichen Opfern in Kontakt
dass Ihre Situation nicht ausweglos ist. Ich
kommt. Natürlich erfordert es Mut, der Poli-
hoffe, dass Sie den Schritt wagen und diese
zei einen Hinweis auf Zwangsprostitution
Nummer wählen und Ihre Situation schildern.
zu geben.
Leider trauen sich Opfer von Zwangsprosti-
Ich hoffe, dass dieses Heft Ihnen Mut macht.
tution und Zwangsarbeit meist nicht, selbst
zur Polizei zu gehen. Viele werden bedroht
und misshandelt. Ihnen wird eingeredet, niemand in Deutschland würde ihnen helfen,
Oberstin Anne-Dore Naud leitet
niemanden interessiere ihr Schicksal. Doch
das Büro für Soziale Gerechtig-
dem ist nicht so! Die Heilsarmee kümmert es –
keit und den Arbeitskreis gegen
und wir hoffen, viele andere Menschen auch.
Menschenhandel. Sie und ihr
Ein wichtiger Schritt ist die Aufklärung, zum
Mann sind Territoriale Leiter
Beispiel über Zwangsprostitution. In diesem
der Heilsarmee in Deutsch-
Heft informieren wir daher über Menschen-
land, Litauen und Polen.
GEGENMENSCHENHANDEL
Seite 3
interview
Sie können ein
Menschenleben retten“
Menschenhandel, Zwangsprostitution? Nicht in meiner Nachbarschaft! Möglicherweise nicht, sagt Rebekka Cuhls, ehemalige Koordinatorin des Arbeitskreises gegen
Menschenhandel der Heilsarmee und weiterhin im Vorstand von „Gemeinsam gegen
Menschenhandel e. V.“ (Berlin), einem Bündnis von Vereinen und Hilfsorganisationen.
Dennoch gehe das Thema jeden an.
Frau Cuhls, warum sollte das Thema
hat auch der Menschenhandel zugenom-
jeden interessieren?
men, bestätigen immer wieder Hilfsorgani-
Weil es genau vor unserer Haustür geschieht
sationen, die sich um Betroffene kümmern.
und wir nicht wegsehen dürfen. Auch in Eu-
Die Dunkelziffer ist sehr hoch.
ropa, auch in Deutschland, werden
Hunderttausende Menschen zu Opfern, insbe-
Wie entkommt ein Opfer den
Menschenhändlern?
sondere von Elends-
Wer dazu in der Lage ist, sollte sich unbe-
prostitution. Tag für
dingt an die Polizei oder eine Hilfsorganisa-
Tag wird ihre Würde
tion wenden, die sich um betroffene Frauen
verletzt. Die Betrof-
kümmert.
fenen sind nicht nur
in der Prostitution
Doch häufig haben Betroffene Angst
zu finden, sondern
vor Polizisten …
auch im Bau- oder
Das ist leider richtig. Denn Menschenhändler
Gaststättengewer-
und Schlepper, die ihre Opfer nach Deutsch-
be oder in der Pflege.
land schleusen oder mit vielversprechenden
Mit der Legalisierung
Lockangeboten „anwerben“, schüchtern die-
der Prostitution
se ein. Sie schüren Angst vor der deutschen
Polizei. Durch diese Manipulation haben die
betroffenen Männer und Frauen oft kein
Vertrauen in inländische Behörden und
suchen selten Hilfe. Weltweit sollen
laut dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechens-
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GEGENMENSCHENHANDEL
bekämpfung (UNODC) nur ein Prozent der
Wie kann der Einsatz gegen
Frauen aus der Zwangsprostitution geret-
Menschenhandel unterstützt werden?
tet werden können. Die Lage scheint für die
Die Fachberatungsstellen und Hilfsorgani-
zumeist sehr jungen Opfer aussichtslos. Sie
sationen brauchen dringend mehr finanzi-
haben keine Papiere (mehr), sind verängs-
elle Unterstützung. Sie stehen im direkten
tigt, sprechen kein Deutsch; sie sind trau-
Kontakt mit den Opfern. Fast allen Initiati-
matisiert, wurden misshandelt und unter
ven mangelt es an Geld, um Angebote um-
Drogen gesetzt und gefügig gemacht. Hin-
zusetzen oder Mitarbeiter einzustellen, die
zu kommt die Angst um ihre Familie daheim.
die jeweilige Landessprache sprechen. Auch
Menschenhändler kennen möglicherweise
die Aufklärung ist immens wichtig. Jeder
die Kinder, die die Frau in der Heimat zurück-
kann sich informieren über Menschenhan-
gelassen hat. Sie drohen damit, die Kinder
del und auch Freunde und Arbeitskollegen
zu verletzen oder ihnen zu verraten, dass
für das Thema sensibilisieren. Wer Kontakt
die Mutter in Deutschland auf den Strich
zu Prostituierten hat, sollte aufmerksam
geht. Die Frauen schämen sich, denn sie
sein, Hilferufe ernst nehmen und seinen
halten das vor ihrer Familie geheim. Doch ich
Verdacht der Polizei melden. Ich weiß, das
möchte betroffenen Frauen und Männern
erfordert viel Mut. Doch damit könnte ein
oder anderen Personen Mut machen: Bitte
Menschenleben gerettet werden.
melden Sie sich bei der Polizei. Sie können
den Beamten vertrauen!
Die Fragen stellte Romy Schneider.
Menschenhandel ist eine Straftat.
Gemäß § 232 Strafgesetzbuch (StGB): Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung wird mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren
bestraft. Eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr gilt, wenn das Opfer der Tat
ein Kind ist, der Täter das Opfer bei der Tat körperlich schwer misshandelt oder durch
die Tat in die Gefahr des Todes bringt oder der Täter die Tat gewerbsmäßig oder als
Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden
hat, begeht. (Auszug aus Strafrechtsparagraph)
Gemäß § 233 StGB: Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft wird mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft.
Ebenso wird bestraft, wer eine Person unter einundzwanzig Jahren in Sklaverei, Leibeigenschaft oder Schuldknechtschaft bringt. (Auszug aus Strafrechtsparagraph)
Quelle: Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, www.gesetze-im-internet.de/stgb/__232.html
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leben
Eine Frau und ihre Geschichte
Leidenswege wie Lujza müssen auch in Deutschland viele Frauen gehen.
Nur wenige wagen es, Hilfe zu suchen, oder ihnen gelingt die Flucht.
Lujza ist jetzt 17 Jahre alt.
Sie kommt aus einem kleinen Dorf im Osten Ungarns.
Mit nicht einmal fünfzehn
Jahren verliebte sie sich in
einen jungen Mann, der einige Jahre älter war als sie.
Mit ihm zusammen rannte
sie von zu Hause fort in
eine nahe gelegene Stadt,
wo der Mann zusammen mit
seinen Freunden eine Wohnung mietete. Lujza wurde
bald darauf schwanger und
wollte das Kind zur Welt bringen. Die Probleme begannen
nach der Geburt des Kindes.
Das Geld war knapp und der Mann wurde immer unfreundlicher zu dem Mädchen. Einmal bat
er Lujza um einen „kleinen Gefallen“, um ihnen aus ihren vorübergehenden finanziellen Problemen zu helfen. Zu dieser Zeit bekam sie auch die ersten Schläge. Immer häufiger bat er sie
um diesen „Gefallen“, und er begegnete ihr immer unfreundlicher, forderte immer mehr von
ihr. Lujza wurde zu einer Prostituierten. Sie wollte fliehen, aber der Mann und seine Freunde
verboten ihr, das Kind mitzunehmen. Eines Tages musste sie mit dem Baby zum Arzt. Dies
war ihre Chance, ihrem „Freund“ zu entkommen. Sie wagte nicht, nach Hause zurückzukehren,
denn der Mann kannte die Adresse ihrer Eltern, darum rief sie eine Nummer an. Eine freundliche Stimme meldete sich. Seither lebt sie in dem Sicheren Haus. Im Augenblick ist sie auf der
Suche nach einem Job in der Hauptstadt und einer billigen Wohnung, wo sie für eine Weile
mit ihrem Kind leben kann.
Quelle: www.gemeinsam-gegen-menschenhandel.de, „EBF Antitrafficking Resource Book” (2006) S. 29-30.
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zahlen
Zwangsprostitution
in Deutschland
2/3
der Opfer stammen aus Ost- und Südosteuropa, vor allem aus Bulgarien und
Rumänien.
Verlässliche Angaben über Menschenhandel in Deutschland oder
die Netzwerke von Zuhältern,
Geldwäschern oder Schleusern sind äußerst
schwierig zu erhalten. Die Polizei kann erst ermitteln, wenn sich ein Opfer bei ihr meldet oder
ein Verdacht angezeigt wird. 425 Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandel „zum Zweck
der sexuellen Ausbeutung“ gab es im Jahr 2013.
Aufgrund dessen verfasste das Bundeskriminalamt (BKA) das jüngste Bundeslagebild „Menschenhandel“. Die Dunkelziffer der Opfer von
Zwangsprostitution dürfte weitaus höher liegen.
54 %
96
%
der Opfer
In
der
Fälle erfolgten polizeiliche
Maßnahmen aufgrund von
Hinweisen oder Anzeigen.
sind Frauen.
51
%
der Opfer sind unter
In
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Opfer eigeninitiativ,
und zwar:
21 Jahre alt.
Wo arbeiten die Opfer? *
33 %
in Wohnungen
45
%
in Bars und
Bordellen
11
%
auf der Straße
10
%
Haus- und Hotelbesuche
*Mehrfachnennung möglich
98
42
%
der Fälle
58
x
kam es
allein
x
in Begleitung,
zum Beispiel
anderer Prostituierter oder
Freier
21
x
in Begleitung
von Betreuern
von Fachberatungsstellen
Vielen ausländischen Opfern wurden in ihrem Heimatland hohe Verdienstmöglichkeiten
und damit verbunden bessere Lebensbedingungen in Aussicht gestellt. Verschwiegen
wurde dabei häufig die Tatsache, dass zunächst
ein Schuldenbetrag für zum Beispiel Pass- und
Visabeschaffung, Reise-, Verpflegungs- und
Unterbringungskosten abzuarbeiten ist. Dadurch wurde gezielt ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Tätern geschaffen. Die Opfer sehen
dann keine andere Möglichkeit, als sich auf die
Bedingungen einzulassen und der Prostitution
nachzugehen.
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botschaft
Für jeden gibt es
noch Hoffnung
Es gibt viele verschiedene Arten von
Schande. Schande ist gleichbedeutend mit
Demütigung und Scham. Sie berührt die
Bereiche der Anständigkeit, der Sittlichkeit und der Schuld. Sie ist eine Mischung
aus Angst, Wut und Traurigkeit, Gefühlen der
Hilflosigkeit, ersticktem Zorn, hoffnungsloser
Verzweiflung und Leere. Es ist der „Markt
der Schande“, der „Warenverkauf“ oder
der „Markt der
Sexualität“,
über den ich
sprechen will.
der, Frauen und Männer, die
in die Abwärtsspirale dieses
schändlichen Geschäfts hineingezogen werden, schrecklich leiden
und fast keine Möglichkeit haben, dem zu
entkommen.
Die „Ware Mensch“ ist ein Millionengeschäft.
Und da dieser Markt so lukrativ ist, wächst
Dies ist eine dramatische Situation,
er rasant. Es ist ein versteckter oder auch
weil sie die Ordnung der menschlichen Na-
offen sichtbarer Markt, der vielerorts in
tur zerstört. Skrupellos werden Menschen
unseren Städten und auch auf dem Land
erniedrigt und entwürdigt. Eine Frau ist
stattfindet und der sich für diejenigen, die
kein Konsumprodukt! Ein Kind ist kein Spiel-
ohne Arbeit sind und doch von irgendetwas
zeug zum Spaßhaben! Ein Mann ist keine
leben müssen, in schneller Reichweite be-
sexuelle Marionette! Der Mensch ist nicht
findet. Was Sie wissen sollten, ist, dass Kin-
dafür gemacht, so zu leben. Er ist nicht da-
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für gemacht, ständig das Gefühl zu haben,
Seelen retten“, rief Booth seinen Freunden
schmutzig, hässlich, monströs und abartig
zu. Und so begann er dort auf den Straßen
zu sein. Diese Situationen führen oft dazu,
der schlimmsten Gegenden Ostlondons
dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene
zerstörte Familien zu retten und ihnen die
Störungen bezüglich Alkohol, Sucht, De-
Hoffnung und Freude des Evangeliums zu
pression und sozialen Phobien entwickeln.
bringen. Als gläubiger Christ wollte er an
Ein anhaltendes Gefühl der Schande kann
das erinnern, was Jesus lehrte: „Ich bin ge-
zu Verzweiflung führen, zu Depressionen
kommen, um euch Leben zu bringen!“ Es ist
und sogar zu Selbstmord.
eine Botschaft der Vergebung und der Versöhnung. Es ist eine Botschaft der Hoffnung
Man kann hier wirklich nur noch von Skla-
und der Akzeptanz.
verei sprechen. Wissen Sie, dass das Leiden
dieser Kinder, Frauen und Männer das bekla-
Was in unserer Vergangenheit auch
genswerte „Glück“ derer ist, die sich an ihren
war – wir sind von Gott geliebt. Er ist es,
Körpern und Seelen bereichern, diese aus-
der uns auf unseren unterschiedlichs-
nutzen und ihr Leben schrecklich und grau-
ten Lebenswegen entgegenkommt.
sam zerstören? Ja, ich kann es nicht anders
Er hat sein Leben für die Rettung der
sagen, es ist eine Schande! Und Sklaverei
Welt gegeben. Jesu Botschaft bedeu-
und Schande beeinträchtigen nicht nur die-
tet Hoffnung, wenn alles verloren und
jenigen, denen Leid und Schmerz zugefügt
nicht mehr gutzumachen scheint. Nie-
wird, sondern auch diejenigen, die sie aus-
mand ist zu tief gefallen, niemand ist
nutzen, konsumieren und von ihnen profitie-
zu kaputt, niemand ist für Jesus ein
ren. Auch sie sind den dramatischen Folgen
hoffnungsloser Fall!
der Schande ausgesetzt.
Ich wünsche mir, dass wir nicht wegschauen,
Die Wiederherstellung der Würde dieser zu-
wenn wir Leid, unwürdiges, erniedrigendes
tiefst verletzten und angeketteten Leben
Verhalten und soziale Ungerechtigkeit sehen.
war eine der Prioritäten des Gründers der
Ich wünsche mir, dass wir dagegen kämpfen
weltweiten Heilsarmee, William Booth. Er
und für die Schwachen einstehen und den
hatte nur einen Wunsch: diese soziale Un-
Mund aufmachen. Es ist eine Herausforde-
gerechtigkeit und dieses Leid in der Gesell-
rung für mich, und vielleicht auch für Sie. Aber
schaft zu bekämpfen. Wie viele verzweifelte
Gott kann uns stark machen.
Frauen wurden zur Prostitution gezwungen,
um zu überleben. „Wir müssen kämpfen und
Oberstin Anne-Dore Naud
GEGENMENSCHENHANDEL
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hinsehen
Warum setze ich mich ein?
„Auslöser war der Fernsehfilm ‚Operation
Zucker‘ über Kinderhandel und Kinderprostitution. Hauptfigur ist die 10-jährige Fee, die aus ihrem Dorf in Rumänien
nach Deutschland gebracht wurde, um
hier eine gute Schulausbildung zu erhalten. Doch stattdessen wurde sie an
einen Berliner Kinderhändlerring verkauft und landete in einem als SingleClub getarnten Kinderbordell. Der Film
schockierte mich. Ich war fassungslos. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte
ich, dass Zwangsprostitution – und
auch noch von Kindern – in Deutschland kein Problem sei. Nach dem
Abspann saßen mein Mann und ich
auf dem Sofa. Benommen, wütend.
So eine Ungerechtigkeit! Hier in Berlin, vielleicht gleich bei uns um
die Ecke. Da muss man was machen! Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf. An
diesem Abend beschloss ich: Ich muss etwas machen!
Das war vor rund zwei Jahren. Ich begann, mich über Menschenhandel zu informieren,
recherchierte im Internet und sprach mit Experten. Ich selbst komme nicht in Kontakt
mit Prostituierten, aber ich kann meine Kraft einsetzen, indem ich andere Menschen
auf das Thema aufmerksam mache. Als Mitglied im Arbeitskreis gegen Menschenhandel der Heilsarmee besetze ich die Themen Information und Prävention und gebe
Schulungen in den Gemeinden. Wenn Eltern und Mitarbeiter aufgeklärt sind, können
sie Kinder und Jugendliche besser vor Gefahren schützen. Ich bin dankbar, einen Beitrag leisten zu können, damit die Opfer von Zwangsprostitution nicht vergessen
sind.“
Majorin Ruth Walz, Heilsarmee in Berlin
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engagement
Wir schauen hin. Unser Einsatz
gegen Menschenhandel
Das Engagement der Heilsarmee gegen Zwangsprostitution geht bis in die Gründungsphase vor 150 Jahren zurück. Dem Anliegen sind die Mitarbeiter treu geblieben. Auch in Deutschland setzen wir uns mit verschiedenen Aktionen für Opfer von Menschenhandel ein. Doch vor allem in der Prävention – damit Betroffenen
rasch geholfen wird und niemand mehr zum Opfer wird.
Netzwerk.
und andere Betreuungspersonen lernen durch
Wir sind Gründungsmitglied von „Gemein-
Schulungstage, wie sie potenziell Betroffene
sam gegen Menschenhandel e. V.". Wir en-
erkennen und unterstützen können. Wir bieten
gagieren uns gemeinsam mit anderen Initi-
Seminare für Gemeindemitarbeiter und Inter-
ativen und Hilfsorganisationen auf breiter
essierte an und halten Informationsvorträge.
Plattform und politisch für die Verbesserung
Laden Sie uns ein.
der juristischen Rahmenbedingungen und
der Opferhilfe bzw. des Opferschutzes.
Prävention „Loverboys“-Methode.
Durch altersgerechte Programme klären
Helfen Sie Opfern
von Menschenhandel.
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Information.
wir frühzeitig Kinder und Jugendliche auf
Mit Publikationen
und sensibilisieren sie, um sie vor der Ma-
und in den verschie-
sche von „Loverboys“ zu schützen. Hierbei
densten Veranstal-
umgarnen junge Männer minderjährige
tungen der Heilsar-
Mädchen mit falschen Versprechen und
mee informieren wir
zwingen sie dann zur Prostitution. Für un-
über Menschenhan-
sere Arbeit nutzen wir das Programm „Lie-
del in Deutschland
be ohne Zwang“ vom Netzwerk gegen
und die Leiden der
Menschenhandel e. V. Dieses Präventi-
Betroffenen. Eltern,
onsprogramm ist besonders geeignet für
Gemeindemitarbei-
Pädagogen in Schulen und Sozialarbeiter.
ter, Tagesmütter
www.liebe-ohne-zwang.de
GEGENMENSCHENHANDEL
gramm und nehmen an regelmäßigen Weiterbildungen teil. Jeder Mitarbeiter in KinderTeilnehmer einer „Sicher und stark“Schulung in Berlin
und Jugendprojekten muss ein erweitertes
Führungszeugnis vorlegen.
Füreinander. Stärken stärken.
Aktion Nächstenliebe.
Kinder und Jugendliche, die die Heilsarmee
Hilfe im Herkunftsland.
besuchen, leben teilweise in schwierigen
In armen Ländern gibt die Heilsarmee bedürf-
Familiensituationen. Unsere geschulten Mit-
tigen Menschen eine Perspektive. Arbeits-
arbeiter sind für sie da. Die jungen Menschen
und Ausbildungsmöglichkeiten werden ge-
finden bei uns eine offene Tür, ein offenes
schaffen – zu würdigen Arbeitsbedingungen
Ohr und Verständnis für ihre Situation. Durch
und bei fairer Entlohnung, zum Beispiel in
unsere Arbeit wollen wir die Kinder und Ju-
Bangladesch. Mit der „Aktion Nächstenlie-
gendlichen in ihrer Persönlichkeit stärken
be“ sammeln die Gemeinden hierzulande im
und fördern. Uns ist es auch wichtig, dass die
Laufe eines Jahres Spenden für Projekte im
Kinder lernen, „Nein“ zu sagen. Alle unsere
Ausland, um Kindern bessere Bildungschan-
Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit
cen zu ermöglichen oder damit Frauen ihren
durchlaufen unser „Sicher und stark"-Pro-
Lebensunterhalt selbst verdienen können.
Gebet.
Wir vertrauen in unserem Glauben auf Jesus Christus. Die Bibel sagt, dass Gott jeden
Menschen liebt. Daher legen wir als Freikirche neben dem sozialen Engagement einen
Schwerpunkt unserer Hilfe für Betroffene auf die geistliche Dimension. Wir beten füreinander. Denn dazu hat Gott uns aufgefordert. Das Internationale Hauptquartier der Heilsarmee ruft daher jedes Jahr zu einem Internationalen Tag des Gebets für Opfer von
Menschenhandel auf. Er findet immer am letzten Sonntag im September statt.
Kontakt: Büro für Soziale Gerechtigkeit / Arbeitskreis gegen Menschenhandel
der Heilsarmee. E-Mail [email protected] | Telefon 0221 20819-0
GEGENMENSCHENHANDEL
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hilfe
Wir kümmern uns.
Die Heilsarmee in Ihrer Nähe.
Egal in welcher Lebenssituation Sie sich befinden: Es gibt immer einen Ausweg –
und die Mitarbeiter der Heilsarmee sind gern für Sie da. Ob Kleiderladen oder Cafés für wohnungslose Menschen, Gebetstreffen oder Gottesdienste am Sonntag, Freizeitangebote für
Kinder, Jugendliche und Familien oder Angebote für Frauen und Männer: Das Leben in den
deutschlandweit 45 Gemeinden ist vielfältig. Zu den sozialen Einrichtungen gehören Wohnund Übernachtungsheime für Männer und Frauen. Wo Sie was finden, sehen Sie auf der Karte.
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