Darmstädter Eltern wollen G-9 für ihre Kinder

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Zeitung für Darmstadt
Startschuss:
Karsten Wiegand am
Staatstheater Darmstadt
2. Jahrgang
Streitbar:
Nachverdichtung im
Martinsviertel
Seite 2
Nummer 24
Spielplan:
Die Fußballweltmeisterschaft im Überblick
Seite 3
Auflage 95.000
Sichtweisen:
Das Stadion
am Böllenfalltor
Siegermentalität:
Jonathan Heimes
und der SV 98
Seite 8
Seite 4
Donnerstag, 12. Juni 2014
Seite 8
Darmstädter Eltern wollen G-9 für ihre Kinder
Bildung
Umfrage an Grundschulen: Große Mehrheit fordert Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit
Von Sabine Beil
Die eigentlich Betroffenen
wurden bisher nie gefragt.
Deshalb haben sie nun
selbst die Initiative ergriffen und ihren Willen kundgetan: Die Eltern von sechs
Darmstädter Grundschulen haben ein eindeutiges
Votum ausgesprochen: Sie
wollen Wahlfreiheit für
den künftigen Gymnasialweg ihrer Kinder. Und sie
wollen zurück zu G9.
Mitgemacht haben die Eltern der Elly-Heuss-KnappSchule, der Frankensteinschule, der Goetheschule,
der Ludwig-Schwamb-Schule, der Schiller- und der Andersenschule. Einzig von
letzterer liegen noch keine
endgültigen Ergebnisse vor.
Das Meinungsbild ist dennoch eindeutig: Zwischen
93 und 98 Prozent wollen
Vom Wunsch zur Forderung: G9 soll es auch in Darmstadt geben.
die Möglichkeit haben, im
Darmstädter
Stadtgebiet
zwischen staatlichen gymnasialen G8- und G9-Angeboten wählen zu können.
Und wenn sie die Wahl hät-
ten, würde sich eine klare
Mehrheit (zwischen 79 und
90 Prozent) für G9 entscheiden.
Kein einziges Darmstädter
Gymnasium bietet derzeit
Foto: Sabine Beil
oder im kommenden Schuljahr G9 an. Dabei hat die
Politik längst die Weichen
hierfür gestellt. In ganz Hessen kehrt mehr als die Hälfte aller Gymnasien zurück
zu G9 (61 von 107). 15 Gymnasien nehmen am Schulversuch G8/G9 teil, bei dem
beiden Modelle parallel angeboten werden. 31 Gymnasien bieten weiterhin nur G8
an. Mit dabei sind alle sechs
staatlichen Gymnasien in
Darmstadt.
Die hessische Landesregierung von CDU und Grünen hat in ihrem Koalitionsvertrag den gesetzlichen
Rahmen dafür festgelegt,
dass sie die Wahlfreiheit der
Schulen zwischen G8 und
G9 an Gymnasien weiter
stärken wollen. Das schulische Angebot soll besser auf
den Elternwillen und auf
die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt werden. Die Politik
überlässt somit den Gymnasien die Wahl, ob sie G8 beibehalten, zurück zu G9 oder
> Fortsetzung auf Seite 2
Gewinnspiel: Simply Strings – Philharmonie Merck
Der junge Benjamin Britten sprühte geradezu vor
Einfällen. 1937 schrieb er zehn Variationen über ein
Thema seines Lehrers Frank Bridge - es wurden herrliche Charakter- und Stilstudien. Jede Variation spiegelt einen besonderen Zug des Lehrers wider und
gleichzeitig imitiert Britten dabei gekonnt die Handschrift eines Rossini, Ravel oder Strawinsky.
Von Brittens frühem Meisterwerk zu Max Bruchs Vermächtnis. In seinem Oktett, das angelegt ist als ein
klangsinnliches Konzert für Streichensemble, verfasste der 82-jährige Komponist in seinem Todesjahr
1920 gleichsam eine Hommage an die Spätromantik
– innig, pathetisch und geradezu verschwenderisch
melodisch. Ebenso selten im Konzert zu erleben wie
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das erst 1986 wiederentdeckte Bruch-Oktett ist das
unvollendet gebliebene F-Dur-Streichquartett von
Grieg. Matthias Metzger hat es für Streichorchester
eingerichtet, er leitet hier auch die Streicherabteilung
der Philharmonie Merck.
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DARMSTÄDTER TAGBLATT
Seite 2
Eltern wollen G-9 für ihre Kinder
Bildung
KOMMENTAR VON SABINE BEIL
Mehrheit fordert Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit
> Fortsetzung von Seite 1
sogar beide Formen parallel anbieten wollen. Wie von
der Landesregierung gewünscht, besteht über die
Elternvertretungen in diesen Gremien für Eltern die
Möglichkeit, sich in Entscheidungsprozesse einzubringen. Die Darmstädter
Eltern haben dies nun sehr
deutlich getan.
In einer gemeinsamen
Presseerklärung kritisieren
die Schulelternbeiräte, dass
das Elterninteresse, wie es
künftig mit den gymnasialen Angeboten in Darmstadt
weitergehen soll, bis jetzt im
Schulbezirk Darmstadt weder festgestellt noch analysiert worden ist.
Die Schillerschule in Darmstadt
somit nicht aufgenommen
worden.“ In der Tat hatte
Darmstadts Schuldezernent,
Bürgermeister Rafael Reißer
Schulfrieden gestört?
(CDU), noch im März eine
durch die Stadt organisierte
„Die Mitgestaltung schu- Elternumfrage mit dem Arlischer Angebote ist als An- gument abgelehnt, dadurch
liegen der Landesregierung könne „der Schulfrieden“
Foto: Arthur Schönbein
gestört werden. Nun sagen
die Eltern, es sei an der Zeit,
das schulische Angebot und
die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler miteinander abzustimmen. Die
Schulelternbeiratsvorsitzenden wollen einen offenen
Dialog anstoßen, denn eine
Wahlmöglichkeit zwischen
G8 und G9 in Darmstadt sei
„sinnvoll und überfällig“.
Martin Kürschner, Schulelternbeiratsvorsitzender der
Lud w ig-S c hw a mb-S c hule, sieht das Umfrageergebnis als „klares Handlungsmandat“ an das Staatliche Schulamt als Schulaufsichtsbehörde und die Stadt
Darmstadt als Schulträger.
Ralph von Kymmel, Leiter des Staatlichen Schulamtes, erklärt gegenüber
dem Darmstädter Tagblatt,
er nehme den Elternwunsch
„sehr ernst“. Und auch die
Stadt Darmstadt als Schulträger hat nun endlich reagiert. Für diese Woche hat
die Stadt erstmals zu einem
Runden Tisch eingeladen,
bei dem Eltern- und Schülervertreter, Lehrkräfte und
Schulleiter, Vertreter der
Stadt und des Schulamtes
zu einem offenen Austausch
zusammenkommen.
12. Juni 2014
Höchste Eisenbahn
Während in ganz Hessen die Gym- wanderungswelle über sie hinwegfegt,
nasien scharenweise zurückkehren zur sollte sich ein Gymnasium doch für G9
neunjährigen Gymnasialzeit (G9), trotzt entscheiden.
Darmstadt dieser Entwicklung hartnäckig wie ein gallisches Dorf.
Die Verantwortlichen sagen, so einfach
funktioniere eine Rückkehr nicht, man
Ganz Darmstadt? Nein. Nur die Schu- denke nur an die ganzen Schulbücher, an
len. Die Mehrheit der Eltern will schon die Schulentwicklungs- und die Lehrplälange zu G9 zurück, bloß wird dieser El- ne. Ja, das kostet sicher noch einmal Müternwille bislang ignoriert. Sie werden he, Energie und Arbeit. Aber andere haeinfach nicht gefragt. Ihre Antwort könn- ben ihre Hausaufgaben auch schon gete ja den „Schulfrieden“ stören, so der macht, ganze Bundesländer sind mittlerDarmstädter Schuldezernent, Bürger- weile wieder bei G9. Darmstadt ist somit
meister Rafael Reißer. Dabei ist den Müt- mehr als überfällig.
tern und Vätern von der Landesregierung
längst Wahlfreiheit zugesichert worden.
Gut, dass die Eltern nicht weiterhin nur
Sogar mit der Option, dass ihre Kinder jammern und klagen, sondern das Heft
aus den Jahrgangstufen fünf bis sieben selbst in die Hand nehmen und ihre Meiebenfalls zur neunjährigen Gymnasial- nung öffentlich machen. Dass sich nun
zeit zurückkehren können.
erstmals Vertreter aller Seiten an einen
Runden Tisch setzen, ist ein gutes ZeiAber die Schulen machen nicht mit und chen. Sie hätten es schon viel früher tun
die Stadt blockt ab. Längst kursieren Ver- sollen.
schwörungstheorien, alle staatlichen
Darmstädter Gymnasien hätten sich unDa man weiß, wie lange solche Prozesse
tereinander abgesprochen, geschlossen dauern, kann man nun nur hoffen, dass
bei G8 zu bleiben, damit bloß keine Ab- jetzt richtig auf die Tube gedrückt wird.
Von der Hölle ins Paradies
Staatstheater
Tops
Intendant Karsten Wiegand und sein Team präsentieren ihren ersten Spielplan
Von Frank W. Methlow
Von Sabine Beil
Volles Haus im Staatstheater Darmstadt: Der neue
Intendant Karsten Wiegand und seine Mitakteure
haben ihr Programm für
die erste gemeinsame
Spielzeit vorgestellt. Bei
dieser Premiere voller
Neuerungen war vor
allem eines zu spüren:
Aufbruchsstimmung und
Offenheit.
So etwas hat es in
Darmstadt noch nicht gegeben: Gleich drei Spielzeitpräsentationen an einem
Tag. Morgens für die Presse, abends für die Abonnenten. Karsten Wiegand macht
schon zum Auftakt Tempo:
Statt – wie sonst üblich – nur
die Journalisten einzuladen
und darüber zu informieren,
was in der nächsten Spielzeit alles auf Darmstadt zukommt, hat er sein Haus geöffnet und noch am selben
Abend das Publikum selbst
eingeladen. Und das erschien so zahlreich, dass das
Große Haus gleich zweimal
voll besetzt war.
Kein einfaches
Unterfangen
„Die Anspannung war für
alle deutlich spürbar“, sagt
der neue Schauspieldirektor Jonas Zipf. „Auch für uns
selbst.“ Wie würde das angestammte Theaterpublikum
den Wechsel am Darmstädter Theater aufnehmen? Wie
mit all den kursierenden Ge-
Karsten Wiegand, künftiger Intendant.
rüchten umgehen? Wie Abschied nehmen von alten,
liebgewonnenen Ensemblemitgliedern? Kein einfaches
Unterfangen, aber die neue
Theaterleitung hat sich beherzt für den Schritt nach
vorn entschieden, um solche
Ängste ernst zu nehmen und
aufzufangen. „Uns ist ganz
wichtig, nach innen und außen offen zu sein“, sagt Zipf.
„Man darf unterschiedlicher
Meinung sein und muss keine Angst haben, die auch zu
äußern.“ Wichtig sei, im Dialog zu sein – und zu bleiben. Deshalb konnte das
Abo-Publikum bei dieser
Premiere der anderen Art
alles aus erster Hand erfahren und erfragen. Und dazu noch Ausschnitte der
künstlerischen Vielfalt und
Virtuosität des neuen En-
Foto: Sabine Beil
sembles erleben. „Das Eis ist
spürbar geschmolzen, das
war eine tolle Erfahrung“,
sagt Zipf. „Der Abend war
für alle befreiend.“
Diese neue Offenheit ist
richtungsweisend für das,
was am Büchnerplatz derzeit geschieht. Karsten Wiegand und seine junge Truppe haben bei ihrem ersten
gemeinsamen Auftritt ein
Wir-Gefühl vermittelt, ein
kreatives Miteinander, das
dem Namen Ensemble alle
Ehre macht. „Am wichtigsten sind die Menschen auf
der Bühne“, sagt Wiegand.
Bei der Auswahl der Neuen habe immer die Frage im
Zentrum gestanden: „Wer
weckt unsere Phantasie,
wer entführt uns in andere Welten, in andere Köpfe?“
Spannend klingt, was der
neue Spielplan verspricht,
der ebenfalls in neuem Gewand daherkommt: knallrot und griffig, informativ
und pfiffig. Demnach kann
sich das Publikum auf eine abwechslungsreiche Reise gefasst machen: und zwar
von der Hölle geradewegs
ins Paradies. Neben Macbeth und den Sehnsuchtsorten des Glücks wird man
einer Madame Bovary auf
dem Misthaufen begegnen
können. Der bei „Wetten,
dass…?“ verunglückte und
seither querschnittsgelähmte Samuel Koch wird Kleists
Kriegsheimkehrer
„Prinz
Friedrich von Homburg“ geben. Jugendliche werden bei
„Hair“ auf die Bühne gebeten und Kindergartenkinder kommen bei den neuen
„Teddybärkonzerten“ auf ihre Kosten. Zur Idee der Öffnung gehört auch, den Elfenbeinturm zu verlassen
und neue Spielorte zu suchen: in der Stadt, in den
Schulen, in den S-Bahn-Stationen der Rhein-Main-Region, bei Hausbesuchen.
Hausbesuche? „Ja, man
kann uns zu sich nach Hause einladen“, verrät Zipf. Die
ersten Termine sind gleich
am ersten Abend verlost
worden.
Eine Reise ins
aufregend Ungewisse
Vernetzung der Sparten,
neue Formen der Kooperation mit dem Staatstheater Wiesbaden und dem
Mousonturm Frankfurt, eine enge Zusammenarbeit
mit der freien Szene und
der Spielgemeinschaft: All
das ist auf den Weg gebracht
worden. „Wanderer, es gibt
keine Wege, also geh.“
Dieses Motto des italienischen Komponisten Luigi
Nono hat sich Karsten Wiegand für die erste Spielzeit
auf die Fahnen geschrieben.
Passend dazu beginnt in
Darmstadt mit Monteverdis
„Heimkehr des Odysseus“
eine ambitionierte Reise des
Theaters „ins aufregend Ungewisse“.
Am kommenden Samstag
(14.) steht der diesjährige
Grenzgang im Zeichen
des 450-jährigen Jubiläums der Ersterwähnung
Kranichsteins und dem
Jubiläum zum150-jährigen
Bestehen des Bauvereins.
Der Auftakt findet noch vor dem offiziellen Eröffnungswochenende in der gesamten Rhein-Main-Region statt: Unter dem Titel
„Darmstadt evakuieren. Erster Flucht- und Rettungsplan für die
Rhein-Main-Region“ ist vom 12.9. bis 5.10. ein großdimensioniertes, interaktives und internetbasiertes Stadtraumspiel angesagt.
Der gesamte Spielplan ist als pdf herunterladbar, alle Infos unter
www.staatstheater-darmstadt.de
Die Eintrittspreise sind neu gestaffelt: Die bislang günstigsten
Karten werden billiger, die teuersten etwas teurer.
bei
Der Start ist bei der
Hauptverwaltung des Bauvereins in der Siemensstraße 20 in Kranichstein mit
der Begrüßung durch den
Oberbürgermeister der Wis-
te wieder allerlei Köstlichkeiten anbieten. Auch die
Darmstädter
Privatbrauerei, die HSE, die Gruppe
„Deutsch-Amerikanische Freundschaft“ und der
Darmstädter Schaustellerverband bereichern wieder das kulinarische Angebot dieser Wanderung
durch den Kranichsteiner
Wald. Die Schlussrast ist
im Schlosspark am Backhausteich, wo sich auch das
Hotel Jagdschloss Kranich-
stein mit einem Wein- und
Bowlestand beteiligen und
zwei Führungen durch das
neu renovierte Hotel anbieten wird. Dort gibt es auch
wieder die vom Deutschen
Roten Kreuz zubereitete
Erbsensuppe.
Karten für den Grenzgang kosten am Veranstaltungstag 9 Euro, ermäßigt
4,50 Euro. Mit der Grenzgangskarte erhalten die Teilnehmer kostenlos eine Tagesfahrkarte, die für Bus-
Fehl-Koordination
Die Berliner Publizistin Carolin Emcke bekommt
den Johann-Heinrich-Merck-Preis der Deutschen
Akademie für Sprache und Dichtung (Darmstadt).
Belohnt wird ihre mutige Berichterstattung aus den
Krisengebieten dieser Welt und ihr Streben, den
Sprachlosen dort Gehör zu verschaffen.
Ausgezeichneter Mut
Vor 19 (!) Monaten hat die Grün/Schwarze Koalition
eine zentrale, elektronische Anmeldung für Betreuungsplätze in Kitas versprochen. Jetzt soll es Mitte
Juli soweit sein. Offensichtlich war vor dem Versprechen nicht genau geprüft worden, welcher Aufwand
(Datenschutz) notwendig ist.
Verträumtes Versprechen
Der Verein „Sag Ja zum Kind“ feiert Fünfundzwanzigjähriges und hat für seine Arbeit die Verdienstmedaille (Bronze) der Stadt bekommen. Der Verein
will auch Alleinerziehenden ermöglichen, Kind und
Ausbildung zu verknüpfen. 130 000 Stunden wurden
dafür bisher geleistet.
Ehrenvolles Ja
Vom 19. bis zum 22. Juni wird in Darmstadt rund
ums Darmstadtium der siebte Jugendkirchentag der
Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gefeiert. Im Mittelpunkt stehen Ich-Positionen gegenüber der Welt, den Anderen, Gott und sich selbst.
Erwartet werden rund 4000 Jugendliche.
Evangelisches Ich
Herausgeber: Klaus-Jürgen Hoffie, Helmut Markwort, Horst Vatter
IMPRESSUM
Darmstädter erkunden den nördlichen Stadtteil
senschaftsstadt Darmstadt,
Jochen Partsch, und dem
Grußwort des Leiters des
Hessischen
Forstamtes,
Hartmut Müller.
Danach erfolgt das Startsignal durch die Jagdhornbläser.
Unter Leitung von sachund fachkundigen Forstbeamten passieren die Wanderer das Hartig-Denkmal und die Hengstriedwiese, auf dem Weg werden
Darmstadts
Partnerstäd-
Mit der Heinrichstraße und der Frankfurter Straße
sind in dieser Woche gleichzeitig zwei wichtige Verkehrsadern Darmstadts von Sanierungsarbeiten betroffen. Verärgerung und Frust ist da vorprogrammiert.
Info
Grenzgang in Kranichstein
Gesellschaft
Flops
Verlag:
Marktplatz Medien GmbH&Co KG
Geschäftsführer: Ulrich Diehl
se und Bahnen im gesamten Tarifgebiet 40 gültig ist.
Weiterhin gibt es mit der
Grenzgangskarte am Start
ein Glas, das eigens für den
Grenzgang und für das Internationale
Bürgerfest,
das ab 14 Uhr in der Darmstädter Innenstadt stattfindet, entworfen wurde. Außerdem enthält die Grenzgangskarte je eine Wertmarke für den Erbseneintopf
und für ein Getränk bei der
red
Schlussrast.
Marktplatz 3
64283 Darmstadt
Redaktion Darmstadt:
Sandra Russo (verantwortlich)
Bildredaktion, Layout:
Arthur Schönbein
Chef vom Dienst:
Wolfgang Bassenauer (wb) V.i.S.d.P.
Autoren dieser Ausgabe:
Sabine Beil (bei), Frank Horneff (ff),
Georgeta Iftode (geta), Uwe Knecht
(uk), Martin Krauß (mk), Ingo Krimalkin Lohse (Comic), Frank W. Methlow
(mw), Walter Schwebel (wsw), Sandra
Russo (sar), Dirk Zengel (dz)
Marktplatz 3, 64283 Darmstadt
Telefon 0 61 51 – 520 734 0
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DARMSTÄDTER TAGBLATT
12. Juni 2014
Seite 3
Nachverdichtung sorgt für Zündstoff
Nachbarn stören sich an Bauplänen in der Lauteschlägerstraße im Martinsviertel
Tagblatt-Dialog
Von Martin Krauß
Pläne für einen Neubau
in einem Hinterhof im
Martinsviertel sorgen bei
den Nachbarn für Unmut.
Architektin Corinna Bauer
wandte sich deshalb an
das Darmstädter Tagblatt.
Vor gut sechs Jahren kaufte Corinna Bauer das L-förmige Grundstück neben
dem Hoff-Art Theater in der
Lauteschlägerstraße. Sie errichtete ein Passivenergiehaus im hinteren Teil des
Geländes, in dem sie zusammen mit sechs Parteien wohnt. Die Weite des
Grundstücks (Hausnummer
30) und das Grün der Innenhöfe hatten es der Architektin angetan, doch nun soll
in zwei Gärten nebenan ein
Neubau entstehen.
Im Hinterhof der Häuser
32 und 36 soll ein zweigeschossiges Wohngebäude als
Doppelhaus mit einem zusätzlichen Staffelgeschoss
errichtet werden. Eben dieses zusätzliche Element sei
„das, was uns wehtut“, sagt
Bauer. Die Bewohner des
Passivhauses befürchten dadurch eine Verschattung.
Während des Gesprächs
mit der Architektin ist vom
Nachbargrundstück
Baggerlärm zu hören. Ein Blick
vom Balkon auf das Gelände macht deutlich, dass
dort Vorbereitungen für ein
Bauprojekt laufen. Von einem Garten mit Bäumen,
den Bauer im Gespräch beschrieben hat, ist kaum
noch etwas zu sehen – stattdessen prägen Erde und Steinhaufen das Bild.
Für das Doppelhaus ist
eine Änderung des Bebauungsplans nötig. Eine entsprechende Magistratsvorlage vom 30. April 2014 zum
Aufstellungs- und Offenlagebeschluss des geänderten
Bebauungsplans wird derzeit von den Stadtverordneten beraten. Nach der Zustimmung des Magistrats
hat auch der Umweltausschuss für die Offenlegung
des Plans gestimmt, gegen
die Stimmen von SPD und
UWIGA. Die Abstimmung
im Bauausschuss stand bei
Redaktionsschluss noch aus.
Thema im Magistrat
Die Stadtverwaltung begründet die geplante Änderung des Bebauungsplans
damit, dass sich die zusätzliche Bebauung gut in die
bestehenden Strukturen in
der Nachbarschaft einpasse.
Das gelte auch für die dort
„bereits vollzogene Verdichtung“, heißt es in der Begründung zur Magistratsvorlage.
Tatsächlich gab es vor einigen Jahren auch für Bau-
Corinna Bauer und Christian Baiter stören sich an einem geplanten Neubau in ihrer Nachbarschaft.
Sie befürchten, dass durch die Nachverdichtung weniger Licht auf ihre Grundstücke fällt.
Foto: Martin Krauß
ers Grundstück eine Bebauungsplanänderung, um die
sich jedoch noch der Vorbesitzer bemüht habe. Wo heute das Passivhaus steht, seien früher Garagenhöfe gewesen. Doch auch die Nachbarn auf der anderen Seite
des geplanten Doppelhauses
sind nicht mit der Planung
zufrieden.
Christian Baiter lebt mit
seiner Familie in der Lauteschlägerstraße 38a; ein
Hinterhaus auf dem Grundstück, auf dem auch die
Darmstädter Grünen ihre Geschäftsstelle haben.
Auch hier ist Verschattung
durch das neue Gebäude ein
Thema. Sein Haus bekomme nur von einer Fassade
aus Licht, erklärt der Familienvater. Auch beim Thema
Privatsphäre hat er Bedenken, da „Einblicke vis-à-vis
aus nächster Nähe“ von dem
Neubau möglich seien.
Weder die Architektin
noch der Familienvater wollen grundsätzlich eine Neuplanung des Gebiets und eine eventuelle Nachverdichtung blockieren. Sie kritisieren jedoch, dass kein Gesamtkonzept vorliege. „Ich
denke, das wird gravierende Auswirkungen für das
Martinsviertel haben, wenn
plötzlich in dritter Reihe
gebaut werden kann“, sagte Bauer. Die Architektin
spricht von einem Präzedenzfall, der damit geschaffen werde.
Alternative Vorschläge
erarbeitet
Während Familie Baiter
in einem Schreiben an den
Bauausschuss
vorschlägt,
auf das Staffelgeschoss zu
verzichten, könnte sich Corinna Bauer auch eine versetzte Bebauung statt des
Doppelhauses
vorstellen.
„Wir haben versucht Alternativvorschläge zu machen“,
berichtet die Architektin. Es
habe aber nur ein gemeinsames Treffen im Stadtplanungsamt gegeben, nachdem die Nachbarn im Frühsommer 2012 über das Bauvorhaben informiert worden
seien. Dabei habe es sich
eher „um eine moderierte
Informationsveranstaltung“
gehandelt. Anregungen seien nur auf Kärtchen notiert
worden. Außerdem seien
nicht alle Betroffenen eingeladen worden, werfen Bauer
und Baiter der Stadt vor.
Die Stadtverwaltung erklärt jedoch in der Begründung zum Bebauungsplan,
es habe eine frühzeitige Erörterung „über einen längeren Zeitraum hinweg durch
mehrere schriftliche und
persönliche Kontakte mit
den direkt Betroffenen“ gegeben. Aufgrund der Anregungen seien Bestimmungen zu Trauf- und Firsthöhe sowie zur Lage des möglichen Staffelgeschosses ergänzt worden. Auch werde
das Rücksichtnahmegebot
hinsichtlich der nachbarlichen Belange nicht verletzt.
Dies treffe auch auf die befürchteten
Einblicksmöglichkeiten zu.
Dort wurde ein wissenschaftlicher
Demonstrations- und Lehrgarten, der
erste Darmstädter Botanische Garten, geschaffen.
1866 wurde der Schloßgraben zum Landschaftsgarten
umgestaltet und nach dem
Zweiten Weltkrieg für die
Öffentlichkeit geschlossen.
In Anlehnung an das historische Vorbild soll der
Baumbestand erhalten und
ergänzt werden, Wege angelegt sowie Sitzgelegenheiten
geschaffen werden, um diesen Garten künftig wieder
als öffentliche Grünanlage
nutzbar zu machen.
Der Kanzler der Technischen Universität, Manfred Efinger: „Ich danke Dr.
Hans-Joachim Klein (Vorsitzender des Fördervereins
Darmstädter Heiner e.V.),
Dr. Marie-Luise Wolff-HertFoto: Arthur Schönbein
wig (Vorstandsvorsitzende Der östliche Schloßgraben
der HSE) und Georg Sellner
(Vorstandsvorsitzender der mit ihrer Schirmherrschaft tenprojekts für die Stadt
Sparkasse Darmstadt), die die Wichtigkeit unseres Gar- Darmstadt unterstreichen.
Vor zwei Jahren hat die
Technische
Universität
Darmstadt mit der Sanierung des Schloßgrabens
begonnen, um rechtzeitig
zum Jubiläum „dieses herrliche Fleckchen mitten in
der Stadt wieder aufzuwerten und dessen Historie bewusster zu machen“, erläutert Efinger. Die Darmstädter haben sich mit Pflanzenpatenschaften, Geld- und
Zeitspenden an der Sanierung beteiligt.
Efinger eröffnet gemeinsam mit Oberbürgermeister Jochen Partsch den östlichen Teil des Schlossgartens. „Durch die außeror-
dentliche
Spendenbereitschaft von mehr als 150
Darmstädtern konnte im
Herzen der Stadt ein Garten
entstehen, der das Bild der
Stadt prägen wird“, freut sich
der Kanzler
geta
Info
Am Sonntag wird um 11
Uhr der östliche Teil des
Schlossgrabens wiedereröffnet. Weitere Infos unter: Tel.:
06151 166100 oder www.bio.
tu-darmstadt.de/botanischergarten
Schüler gegen das Vergessen
Gesellschaft
„Unsere Geschichts- und
Deutschlehrerin Margit
Sachse hat uns angespornt, das Projekt „Schüler gegen das Vergessen“
zu starten, erzählen Vera
Grosch, Lena Schmahl,
Ada Seelinger, Bianca
Grieser und Jana Donner
von der Darmstädter Lichtenbergschule.
Sachse betreut die schulinterne
Arbeitsgemeinschaft „LiteraTeens“, in der
Schüler Bücher rezensieren.
„Weil viele der besprochenen Bücher historisch waren, hat sich das Thema NSZeit zwangsläufig ergeben“,
erzählt Lena Schmahl. „Andere Lehrer vermitteln das
schwierige Thema nicht so
gut wie Margit Sachse, sie
macht das Projekt spannend. Deshalb wollen die
meisten dabeisein“, ergänzt
Ada Seelinger.
„Gesicht zeigen“: Zweiter Preis für Darmstädter Gymnasiasten
Vor vier Jahren, als
in Darmstadt die Anne-Frank-Ausstellung
gezeigt wurde, steigerte sich
zunächst das Interesse,
dann auch das Engagement.
Je mehr Projekte die Schüler
anboten, desto mehr Menschen interessierten sich
dafür. So auch Bianca Grieser, die im vergangenen Jahr
dazu gekommen ist: „Eine Freundin hat mich darauf aufmerksam gemacht.
Ich wusste nicht, dass es
dieses Projekt gibt. Es hörte
sich ganz spannend an“. Im
vergangenen Jahr wurden
auch die meisten Gespräche mit Zeitzeugen und Vorträge, sowie eine Stadtführung, organisiert. Vor allem
das Zeitzeugengespräch mit
dem Holocaust-Überlebenden Leslie Schwartz, habe
alle Schüler berührt, erinnert sich Vera Grosch. Im KZ
Ausschwitz war Schwartz
V.l.nr: Bianca Grieser, Jana Donner, Lena Schmahl, Ada Seelinger und Vera Grosch vor einem Stolperstein. Foto: Georgeta Iftode
der Jüngste und trug den
Spitznamen Lazarus, wie
die biblische Figur, die von
den Toten auferstanden ist.
Auch das Zeitzeugengespräch mit Werner Lahr, uneheliches Kind eines Juden
und einer Deutschen, beein-
drückte die Schüler. Im Rex
Kino sahen die Abiturienten
den Film „Der Jude mit dem
Hakenkreuz“, der Lahrs Familiengeschichte dokumentierte.
Dass ihr Projekt jetzt den
zweiten Preis beim städti-
Schulfest
Wilhelm-Leuschner-Schule
schen Wettbewerb „Gesicht
zeigen“ erhalten hat, macht
alle sehr stolz: „Wir wussten
davon nichts. Klaus Müller
vom Verein „Gegen Vergessen – für Demokratie“, hatte unser Schulprojekt vorgeschlagen“, berichtet Jana
Donner. Die Gruppe habe
sich durch eigenes Engagement im Bereich der historisch-politischen Bildung in
Darmstadt engagiert, erläutert Müller.
Die meisten Schüler, die
das Projekt unterstützen,
machen gerade Abitur. Was
die Zukunft des Projekts
angeht, sind die Lichtenberg-Schüler zuversichtlich:
„Das Preisgeld wird der Arbeitsgemeinschaft für neue
Projekte gespendet. Die jüngeren Schüler führen das
Projekt fort. Es gibt viele Interessenten, weil es ein so
spannendes Projekt ist“, resümiert Ada Seelinger. geta
Die Nachbarn appellieren nun an die Stadtverordneten von einer Offenlegung
des aktuellen Entwurfs Abstand zu nehmen und neu
aufeinander
zuzugehen.
„Wir hätten schon gerne mit
Frau Zuschke gesprochen“,
erklärt Bauer. Die Ende Mai
gewählte neue Baudezernentin tritt am kommenden Montag (16.) ihr Amt in
Darmstadt an.
Was bewegt die Tagblatt-Leser in ihrem Viertel, ihrem Stadtteil,
ihrer Stadt? Schreiben Sie uns:
[email protected]
Botanischer Garten besteht seit zwei Jahrhunderten
Der Darmstädter Botanische Garten erinnert am
kommenden Sonntag (15.)
an sein zweihundertjähriges Bestehen. 1814 entschied Großherzog Ludwig
I. die „dreckisch Brieh“,
wie er den Schlossgraben
nannte, trockenzulegen.
Appell an das
Stadtparlament
Tagblatt-Dialog
„Herrliches Fleckchen mitten in der Stadt“
Stadtleben
Die geplante Bebauung
in der Lauteschlägerstraße 32 und 36 habe „keinen
nennenswerten Einfluss auf
die Verschattung“ von Bauers Passivhaus. Das habe
laut Verwaltung eine Analyse ergeben, die aufgrund der
Bedenken der Architektin,
durchgeführt wurde. Bauer
begrüßt zwar, dass das Bauamt statt der üblichen drei
Meter Abstand zur Grundstücksgrenze sechseinhalb
Meter vorgeschrieben hat.
Das Gutachten habe sie jedoch bisher nicht zu sehen
bekommen: „Wir können es
nicht bewerten.“
Im Rahmen des Schulfestes bekommt die Wilhelm Leuschner
Schule zwei von vier Zertifikaten
als „Gesundheitsfördernde Schule“ verliehen.Die zwei Teilzertifikate sind für den Bereich „Bewegung und Wahrnehmung“ und
„Sucht- und Gewaltprävention“.
Auch das Schulfest steht unter
dem Motto „Gesunde Schule“.
An insgesamt gut 30 Stationen
werden zum Themen „Gesunde
Schule“ diverse Aktivitäten angeboten: Fühlaktionen, ein Barfußpfad, eine Spaß-Olympiade,
Schüler retten Leben, gesunde
Rezepte fürs Frühstück, Rauschbrillenparcours. Die Hip Hop
AG, die Schulband, der Chor, der
Gitarrenkurs, die Cheerleadinggruppe treten auf. Die fünften
Klassen führen einen Tanz und
ein Märchen auf.
■■Fr., 13.6., 16 bis 19 Uhr, Wilhem-Leuschner-Schule, Zertifikatsverleihung durch das
Schulamt um 17.30 Uhr.
SPD in der Siedlung weiter
mit Rita Beller
Rita Beller bleibt Vorsitzende der
SPD in der Heimstättensiedlung.
Die Jahresversammlung wählte die ehrenamtliche Stadträtin
einstimmig wieder. Bellers Vertreter sind Wolfgang Galsheimer
und Albert Krzysztofik, Kassierer
bleibt Udo Zerb, Schriftführerin Corinna Reitz. Als Beisitzer
wurden gewählt: Janina Beller,
Wolfgang Beller, Susanne Götz,
Harald Kress, Dirk Nissen, Manuela Rohr und Ronda Thieves.
Die Sozialdemokraten aus der
Heimstättensiedlung werden
beim Parteitag der Darmstädter
SPD von Rita Beller, Wolfgang
Galsheimer, Wolfgang Beller, Albert Krzysztofik, Janina Beller,
Corinna Reitz und Susanne Götz
vertreten. Die Sozialdemokraten aus der Siedlung fordern in
Anträgen an den SPD-Parteitag, dass sich die oppositionelle
Stadtverordnetenfraktion für die
Erweiterung der Taktzeiten der
H-Bus-Linie in den Morgenstunden, die Wiedereinführung der
zweiwöchigen Leerungsfrist der
Wertstofftonne und ein größeres
Angebot an Parkplätzen („Park
& Ride“) sowie Shuttle-Bus-Verbindung nach dem Stadionausbau einsetzen soll. red
Klavierabend mit
Hardy Rittner
Der 1981 in Rüsselsheim geborene Pianist machte mit seiner
Einspielung der frühen Klavierwerke von Brahms sowie der 24
Etüden von Chopin auf originalen Pianoforte der Zeit auf sich
aufmerksam. Ebenfalls stieß seine Einspielung des Gesamtwerks
für Klavier von Arnold Schönberg auf großen Zuspruch. Für
die Chopin-Gesellschaft spielt er
Werke von W.A. Mozart (Klaviersonate C-Dur KV 279), Claude Debussy (Children‘s Corner),
Johannes Brahms (Paganin-Variationen op. 35, Heft 1) und Fryderyk Chopin (12 Etüden op. 25).
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DARMSTÄDTER TAGBLATT
Seite 6
12. Juni 2014
Auf zur Schatzinsel Kühkopf
Kinder erwandern
das Sonnensystem
Die Idylle im Ried hat viel zu bieten
Hin und weg!
Von Sabine Beil
zu Hessens größtem Naturschutzgebiet, sie trägt auch
das UNESCO-Prädikat „Europareservat“.
Nun ist dieser grüne Ausnahmeort um eine weitere
Attraktion reicher: Im frisch
sanierten
Hofgut
Guntershausen ist seit kurzem
ein regelrechter Schatz untergebracht – ein hoch modernes, interaktives Umweltbildungszentrum
namens „Schatzinsel Kühkopf“
mit der Ausstellung „Mitten
Warum in die Ferne
schweifen? Wo das Gute
doch bekanntlich so nahe
liegt! In und um Darmstadt
herum gibt es so viel Schönes und Spannendes zu
entdecken, dass man sich
die Fernschweiferei auch
schenken kann. Das Darmstädter Tagblatt verrät die
besten Ausflugsziele.
Mit dem Auto geht´s zwar
schneller, mit dem Fahrrad
ist es aber schöner: Das Naturschutzgebiet
Kühkopf
zwischen Stockstadt und
Erfelden im Ried liegt quasi vor der Haustür und ist
aus vielen Gründen mehr als
nur einen Ausflug wert. Ob
Wasserfreaks, Vogelliebhaber, Naturkundler, Radler,
oder ganz einfach nur Spaziergänger: Der Kühkopf hat
so ziemlich alles zu bieten,
wonach das Herz begehrt.
im Fluss“. Faszination Natur,
hier ist sie zum Anfassen: Da
findet sich in den ehemaligen Hofgut-Stallungen mit
seinen Kreuzgewölben ein
begehbarer Totholzbaum,
ein Flutmodell des Rieds,
aber auch gigantisch vergrößerter Froschlaich. So werden große und kleine Besucher neugierig gemacht und
sensibilisiert für einen verantwortungsvollen Umgang
mit unserem kostbaren Lebensraum.
Info
Der Kühkopf mit dem Altrhein
Altrhein paddeln. Wer Lust
auf ein bisschen Dschungelfeeling hat, wird gleich
auch verstehen, warum die
Körbeweise Bärlauch
Schnaken hier ihre Säuglingsstation errichten. Wer
Wer gern zu Boot ist, kann Wildkräuter mag, kann Anmit dem Kanu durch den fang Mai körbeweise Bär-
lauch sammeln – nicht umsonst heißt das Gebiet auch
Knoblauchsaue. Darüber hinaus gibt es einen Auenlehrpfad und einen Skulpturenpfad, zudem rasten und brüten hier zahlreiche Vogelarten. So manches Stadtkind
Foto: Wolfgang Bassenauer
hat hier das Radeln erlernt,
denn Velos sind erlaubt.
Aber auch wer einfach nur
Lustwandeln und anschließend schön Kaffee trinken
oder Eis essen will, ist auf
der Kühkopfinsel gut aufgehoben. Sie gehört nicht nur
Geöffnet ist das neue Besucherzentrum an Wochenenden und
Feiertagen von 9 bis 17 Uhr, dienstags bis freitags von 14 bis
17 Uhr. Telefon: 06158-1886541. Hessen-Forst, der Unesco-Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und zahlreiche Ehrenamtliche bieten ein vielfältiges Programm. Gruppenführungen
gibt`s auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten.
Alle Infos im Internet: www.kuehkopf.hessen.de
Einkehrmöglichkeiten direkt auf dem Kühkopf und in den umliegenden Gemeinden.
Kühkopffähre: An einigen Tagen pendelt sogar eine kleine Fähre
zur Kühkopfinsel und zwar von Guntersblum aus (erste Abfahrt
11 Uhr, letzte Fahrt: 18 Uhr). Die nächsten Termine: 24. August
und 12. Oktober. Fahrpreise: Erwachsene 2 Euro, Kinder bis
12 Jahre sind frei, Fahrrad: 1 Euro bei
Nach der Absage des Laufevents im September versucht die Politik zu retten
Von Uwe Knecht
Kein Halbmarathon 2014
in Darmstadt. Nach nur
einem Jahr ereilt den
Lauf­event „DA lauf‘ ich!“
wohl das gleiche Schicksal
wie sein Vorgänger, dem
Darmstadt-Marathon.
Noch vor ein paar Tagen
war von Jo Schindler, Geschäftsführer des Frank­
furter Veranstalters „motion
events“, zu lesen: „Wir haben uns diese Entscheidung
nicht leicht gemacht, sind
letztlich aber schweren Herzens zu der Überzeugung
gelangt, dass sich die notwendigen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen nicht
darstellen lassen.“
„Die Sportstadt Darmstadt
hat im Laufbereich nach wie
vor großes Potential. Leider
hat sich die Sponsorensituation nicht wie erhofft und
notwendig entwickelt“, sagt
die verantwortliche Darmstädter Projektleiterin Petra Wassiluk, ehemalige
Langstreckenläuferin und
zweifache Olympiateilnehmerin, enttäuscht.
Doch scheint nicht alles
verloren. Die Politik, die im
vergangenen Jahr den Neustart unterstützte und stark
an der Fortführung der
Laufveranstaltung
durch
die City interessiert war, hat
sich laut Aussage des Veranstalters nach der Absage
mittlerweile eingeschaltet
und versuche über Sponsoren den notwendigen Veranstaltungsetat aufzubringen.
Vorsorglich hat der Organisator bereits alle Läufer,
die sich für den 7. September
bereits angemeldet haben,
informiert. Sie bekommen
ihr Startgeld in den nächsten Tagen zurück. Schindler:
„Mein gesamtes Team bedankt sich bei den Entscheidungsträgern der örtlichen
Politik sowie bei den Sponsoren und Partnern für die
Unterstützung im vergangenen Jahr. Dass wir die Ver-
anstaltung nicht gemeinsam
weiterentwickeln konnten,
bedauere ich sehr.“
Die erfahrene Sportagentur, die auch den Marathon und den Women‘s
Run in Frankfurt sowie die
Main-Lauf-Cup-Serie
organisiert, hatte den Laufevent „DA lauf‘ ich!“, mit
Start und Ziel im Stadion
Bürgerpark Nord, im vergangenen Jahr erstmals mit
drei Wettbewerben Halbmarathon,
Zehn-Kilometer-Lauf und Mini-Marathon und insgesamt 1.700
Läufern auf die Beine gestellt. Gedacht als Vorbereitungsläufe für die großen
Marathons im Herbst haben
sie mit neuer Streckenführung durch die Stadt selbstbewusst die Nachfolge des
Darmstadt-Marathons angetreten, der ebenfalls wegen
Finanzierungsschwierigkeiten nach fünf Jahren scheiterte.
Schon 2013 musste Wilfried Raatz, Ex-Organisationschef des Marathons, aus
ähnlichen Gründen aufgeben: „Wir konnten keine neuen Partner gewinnen, obwohl es im Raum
Darmstadt genügend potente Sponsoren gibt. Durch
Absagen einiger Sponsoren
waren die finanziellen Risiken zu groß. Eine Fortset-
Volksbank zahlt fünf Prozent Dividende
Finanzen
Vertreterversammlung im „darmstadtium“ – Fusionen als Erfolgsmodell
Rund 500 Vertreter und
Gäste der Volksbank
Darmstadt-Südhessen
begrüßte Aufsichtsratsvorsitzender, Alex­ander Pfeiffer, am vorigen Mittwoch
im „darmstadtium“ zur
diesjährigen Vertreterversammlung.
Kinder“ zugute. Motto und
Zweck sind: Kinder ein bisschen glücklicher zu machen
– durch eine schnelle und
unbürokratische Hilfe vor
Ort. Bisher wurden mit gut
1 Million Euro in rund 800
Fällen Kinder in Notlagen finanziell unterstützt.
Vorstandssprecher Walter
Konrad zog in seinem Vortrag zum Geschäftsbericht
die Bilanz eines erfolgreichen Jahres und würdigte
insbesondere das Gelingen
der 2012 vollzogenen Verschmelzung zwischen der
Volksbank eG Darmstadt
- Kreis Bergstraße mit der
Groß-Gerauer
Volksbank
eG. In Kürze wird auch die
Integration der Volksbank
Seeheim-Jugenheim vollzogen.
Die strategischen Eckpfeiler der Bank lauten: Regionalität, Qualität und Mitgliedschaft. Dass diese Anstrengungen auch von den
Kunden in den übrigen Regionen des Geschäftsgebiets
der Volksbank Darmstadt
– Südhessen honoriert werden, zeigte sich auch an den
Die lokale und regionale
Struktur stärken
Volksbank-Vorstandssprecher Walter Konrad
Foto: Wolfgang Bassenauer
wachsenden Mitgliederzahlen. Rund 81.000 waren es
Anfang Juni. Die Zielmarke
von 100.000 rücke damit immer näher.
Zahlreiche Anreize, Mitglied zu werden, setzt auch
das
Mitgliedermehrwertprogramm
„Volksban-
kingPlus“. Mehr als fünfzig
Informationsveranstaltungen und kulturelle Angebote organisierte die Volksbank im vergangenen Jahr.
Der Erlös dieser Veranstaltungen – im vergangenen Jahr 56 000 Euro – kam
der Stiftung „Hoffnung für
Vor s t a nd s s pre c her
Hans-Peter Born erläuterte den Jahresabschluss 2013.
Mit einer Bilanzsumme von
3.564 Mio. Euro verzeichnete die Bank einen Zuwachs
von 75 Mio. Euro. Dabei
konzentrierte sich die Bank
auf das klassische Kundengeschäft: „Einlagen, die wir
von unseren Kunden aus
der Region bekommen, nutzen wir, um damit Kredite
an ansässige Unternehmen
und Privatpersonen zu vergeben. Damit stärken wir lokale und regionale Strukturen“, erläuterte Born.
Das
Kundenkreditvolumen hat sich um 27 Mio. Euro auf 2.757 Mio. Euro erhöht. Mit 400 Mio. Euro Kre-
zung hängt von vielen Komponenten ab, allerdings
müssen die Sponsoren und
auch die Stadt Darmstadt
die Fortsetzung des Laufes
wollen.“
Deshalb habe den zweiten Vorsitzenden des ASC
Darmstadt die Absage des
Halbmarathons nicht überrascht: „Ich bedauere das
sehr. Es ist halt nach wie vor
schwer, Unterstützung aus
der Wirtschaft zu bekommen. Dass sie allerdings
schon nach einem Jahr aufgeben, hätte ich nicht erwartet. Ein wenig Ausdauer
hätte ich diesem großen Veranstalter schon zugetraut.“
Das kulturelle Leben, Vereine, Schulen und karitative
Einrichtungen unterstützte
die Bank mit 400 000 Euro.
Außerdem stellte die Bank
vier VR-Mobile im Wert von
40 000 Euro gemeinnützigen Einrichtungen zur Verfügung.
Vom Jahresüberschuss in
Höhe von 4,1 Mio. Euro werden 3,3 Mio. Euro zur Ausschüttung einer Dividende
von fünf Prozent verwendet. In Anbetracht des derzeitigen Zinsniveaus eine
attraktive Rendite. Die Vertreterversammlung entlastete Vorstand und Aufsichtsrat mit einstimmigen Voten
und genehmigte den Jahresabschluss sowie die Ergebnisverwendung mit eindrucksvoller Mehrheit.
Wolfgang Bassenauer
vor dem Observatorium auf
der Ludwigshöhe. Bitte auf
festes Schuhwerk und der Witterung entsprechende Kleidung achten. Dauer etwa zwei
Stunden. Eintritt 3 Euro pro
Kind bis 14 Jahre und 5 Euro
für Erwachsene.
Der Jugendkirchentag der Evangelischen Kirche in Hessen und
Nassau ist von 19. Juni (Donnerstag) bis Sonntag (22.) in
Darmstadt. Mehr als 4000 junge
Menschen erwartet ein vielseitiges Programm aus Konzerten, Gottesdiensten, Lesungen,
Workshops, Sportangeboten und
Cafés. 291 Angebote bietet der
Kirchentag für junge Menschen
in vier Tagen an fünf verschiedenen Orten in der Innenstadt. Die
Themenparks „Ich und ich“, „Ich
und Gott“, „Ich und andere“, „Ich
und Welt“ laden zum Nachdenken, zu Gemeinschaft, zu Action
und auch Relaxen ein. Der Jugendkirchentag beginnt mit einem Eröffnungsgottesdienst am
Donnerstag (19.) um 18 Uhr im
Darmstadtium und endet dort
mit einem Abschlussgottesdienst
am Sonntag (22.) um 10 Uhr.
Das Programm kann als App
und auf der Homepage www.
good-days.de abgerufen werden.
red
Ein seltsames Paar
Kultur
ditneuzusagen sieht sich die
Bank als wichtiger Kreditversorger für die Region. Die
Volksbank Darmstadt – Südhessen habe daher das Ziel,
die Nummer 1 in Mitgliederund Kundenzufriedenheit
zu werden.
■■Sa., 14.6., 14 Uhr, Treffpunkt
Jugendkirchentag in
Darmstadt
Halbmarathon in Darmstadt vor dem Aus
Sport
Wie heiß ist es auf der Sonne?
Wie viele Tage braucht der Mond
für einen Erdumlauf? Warum
nennt man den Mars den roten
Planeten? Woraus besteht ein
Komet? Wie viel Monde hat der
Jupiter und was hält die Saturnringe zusammen? Diese und andere Kinderfragen werden in der
neuen Veranstaltungsreihe der
Volkssternwarte Darmstadt für
Kinder beantwortet. Die Kinder
erwandern das Sonnensystem
auf dem Darmstädter Planetenweg, einem Rundweg von etwa
drei Kilometer Länge durch den
Wald rund um das Observatorium Ludwigshöhe.
Komödie im Westside-Theater
Oscar ist Sportjournalist und geschieden. Er besitzt ein seliges Gemüt, ein
durchaus
schmuddeliges
Chaos in seinem Appartement, er ist pleite, brennt
Löcher in die Polster und zockt mit seinen Jungs nächtelang Poker. Felix ist Nachrichtenredakteur und von
seiner Frau vor die Tür gesetzt worden. Er ist pedantisch, neurotisch und verspannt bis in die Haarspitzen. Felix ist Oscars bester
Freund. Als Felix‘ Frau die
Scheidung will, bietet Oscar
seinem niedergeschlagenen
Freund an, zunächst einmal
bei ihm zu wohnen.
Doch was am Anfang wie
eine ganz normale Männer-WG aussieht, entpuppt
sich bald Beziehungsdrama zwischen den beiden
Männern. Aus Oscars originell-chaotischer Single-Behausung wird dank Felix´
unermüdlichem
Putzfimmel ein steriler und keimfreier Musterhaushalt. Der
Boden glänzt, die Wäsche
ist nicht nur sauber, sondern
rein, und Oscar lernt, dass
sich ein anständiger Mann
Peter H. Jährling; Thomas
Rausch sind Oscar und Felix
Bild: Veranstalter
beim Pinkeln hinzusetzen
hat. Verständlich, dass für
Oscar das Zusammenleben
auf Dauer nicht durchzustehen ist und er schmeißt Felix kurzerhand hinaus. Doch
der landet sanft auf dem
warmen Futon der Pink-Sisters.
■■Fr., 13.6. und Sa., 14.6.,
jeweils 20.30 Uhr, Westside
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DARMSTÄDTER TAGBLATT
12. Juni 2014
Seite 7
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Winde sehr gut geschützt.
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geeignet, die mit einer unterseitigen
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Aquastop-Vlieskaschierung
versehen sind. Sie bieten
Schutz gegen Feuchtigkeit.
Aufgrund des geringen Gewichts eignen sich die Metallelemente auch für ältere, weniger tragfähige Dachkonstruktionen. In vielen
Fällen kann die alte Eindeckung sogar überbaut werden, was dem Hausbesitzer
eine Menge Vorarbeit sowie die Kosten für die Entsorgung erspart. Mehr Informationen und Verarbei-
sten und gesundheitlich unbedenklichen Materialien und
modernster Technik die Mauertrockenlegung und Schimmelsanierung durch. „Es ist heute
nicht mehr nötig, ein Haus von
außen aufzugraben“, sagt Bierbaum. Die aufwändigen Außenarbeiten werden durch Bohrungen im Mauerwerk ersetzt,
durch die mittels Hochdruck
das Mauerwerk mit einem speziellen Gel oder Harz abgedichtet wird. Seinen Kunden bietet
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Groß-Umstadt. Es ist ein Albtraum für jeden Haus- und
Wohnungsbesitzer Feuchtigkeit im Mauerwerk, die zu
Setzrissen und Schimmelbefall
führen kann. Besonders ältere
Gebäude sind davon häufig betroffen. In seiner langjährigen
Berufserfahrung hat Richard
Bierbaum schon einige extreme
Fälle erlebt. Er ist auf die Trokkenlegung von Gebäuden spezialisiert und weiß, welche
Probleme Feuchtigkeit im
Haus nach sich ziehen kann.
„Viele Menschen wundern sich
darüber, dass sie oft krank sind
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Wohnung kann die Ursache
sein“. Nach einer kostenlosen
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DARMSTÄDTER TAGBLATT
Seite 8
Motivation zahlt sich aus
Fußball-Kultur mit morbidem Charme
Buch
Sportfotograf setzt Stadion am Böllenfalltor in Szene
Reinaldo Coddou hat
schon viel gesehen. Der
43 Jahre alte Fotograf und
Sportjournalist, einst Mitbegründer des Fußballkulturmagazins „11 Freunde“,
ist Spezialist für Fußballstadien und Fachmann
für die ganz besonderen
Perspektiven.
Und davon bietet das
altehrwürdige Stadion am
Darmstädter Böllenfalltor
jede Menge. Das dokumentiert Coddous jüngster Bildband, „Bölle – Das Buch“.
Die Initiative für das Bölle-Buch kam von der rührigen Fan- und Förderabteilung des SV 98 mit Markus
Sotirianos, Benjamin Rzepka und Jürgen Koch, unterstützt wurden sie von Wolfgang Arnold, Mitglied im
Präsidium des SV 98. Auf
224 Seiten zeigt Coddou das
Böllenfalltorstadion so, wie
es tausende von Fußballfans
in den vergangenen Jahrzehnten mochten: Als eines der Stadien in Deutschland, von denen es nicht
mehr viele gibt. Inzwischen
dominieren
durchgestylte Konsumtempel die Fußball-Landkarte – doch das
Böllenfalltor ist authentische Fußball-Kultur mit fast
schon morbidem Charme
und eigentlich ein Fall für
die Denkmalschutzbehör-
12. Juni 2014
Spenden
Die Bändchen von Jonathan Heimes brachten den Lilien Glück
„Du musst kämpfen – Es
ist noch nichts verloren!“
– Das Lebensmotto des an
Krebs erkrankten Darmstädters Jonathan Heimes (24) hat sich für die
Mannschaft des künftigen
Fußball-Zweitligisten SV
Darmstadt 98 bezahlt
gemacht.
Das Team von Trainer
Dirk Schuster trug beim
Blick auf das Böllenfalltorstadion.
Foto: Reinaldo Coddou H. Relegations-Krimi in Bielefeld die Lilien-Bändchen
in blau und weiß, versehen
de. Noch. Die Zeiten ändern fieren. Ein Stadion wie das mit jenem Spruch und eisich, Signale dafür gibt es am Darmstädter Böllenfallseit langem. So lange schon, tor wird er wohl nirgendwo
dass in Darmstadt der Be- auf der Welt mehr finden.
Frank Horneff
griff „zeitnah“ eine neue Dimension erreicht.
Sport unterstützt
Reinaldo Coddou hat mit
Krebstherapie
der Fan- und FörderabteiWer an Krebs erkrankt ist, solllung des SV 98 Darmstadt
te möglichst weitertrainieren:
und der Fußballwelt ein
Krebspatienten, die regelmäßig
Geschenk gemacht. Ein
Sport treiben, produzieren deutBlick zurück auf Darmlich mehr Killerzellen als inakstädter Sportgeschichte betive Betroffene – und die Zellen
gleitet von eindrucksvolsind in der Lage, Tumorzellen zu
len Fotos aus der Perspektierkennen und zu töten. Je ausve eines Außenstehenden, Reinaldo Coddou H.
dauernder und leistungsfähiger
der das Böllenfalltorsta­ Bölle – Das Buch
Betroffene seien, desto mehr Abdion allenfalls noch mit ei- 224 Seiten, 29, 80 Euro
ner anderen Kultstätte in Verlag: Spielmacher
wehrzellen stünden dem Körper
Fußball-Deutschland ver- ISBN-10: 3956800087
für die Tumorbekämpfung zur
gleicht – mit dem Bökelberg ISBN-13: 9783956800085
Verfügung, so Professor Wilhelm
Bloch von der Deutschen Sporin Mönchengladbach – Rei- Erscheinungstermin Buchthochschule in Köln. „Auch gegen
naldo Coddou weiß, wovon handel: 25. Juni 2014
das Wiederauftreten der Erkraner spricht. Aktuell ist er bei Mehr im Internet:
kung sind Sportler besser gerüstet
der Fußball-WM in Brasili- www.fufa-sv98.de
als Untrainierte.“ uk
en, um Stadien zu fotogra-
ner Lilie. Der Ausgang der
Geschichte ist bekannt: „Du
bist der Aufstieg“, brachte es
Lilien-Abwehrspieler Benjamin Gorka gegenüber dem
Glücksbringer Jonathan auf
den Punkt.
Jetzt übergaben Jonathan „Johnny“ Heimes, Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch
und Roger Menzer, Wirt der
„Lilien-Schänke“, mehr als
5000 Euro an Rudolf Starck
vom Verein „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt“.
Zur Fußball-WM in Brasi-
Jonathan Heimes mit Elton Da Costa Jr. Archiv Foto: Schönbein
lien gibt es die Bändchen Darmstadt jedenfalls ist besamt Lebensmotto auch kannt, wohin das führen
in Schwarz-Rot-Gold – in kann. ff
Foto: Arthur Schönbein
Kino
Info
Einmal Hans mit scharfer Soße
Hatice hat ein Problem. Sie braucht
dringend einen Mann. Denn ihre jüngere
Schwester Fatma ist schwanger und muss
sofort heiraten. Das darf sie allerdings
erst, wenn Hatice unter der Haube ist, so
will es eine alte anatolische Tradition, an
der Vater Ismail eisern festhält. Doch wo
soll Hatice so schnell einen Bräutigam
auftreiben? Denn ein Türke darf es auf
keinen Fall sein, wobei in dem deutschen
Mann schon ein bisschen türkisches Feuer
lodern darf. Und so begibt sich Hatice auf
die Suche nach ihrem „Hans mit scharfer
Soße“.
Es werden sämtliche Klischees, die man
sich vorstellen kann, bemüht und genüsslich durch den Kakao gezogen. So wechselt
etwa Hatice stets den Mini-Rock in den
knöchellangen „Vater“-Rock, wenn sie ihre
Familie besucht, werden Türken auf eifersüchtige, Goldketten tragende Machos, die
sich ständig am Sack kratzen, reduziert,
und wird bei Muttern tonnenweise Essen
von Börek bis Baklava aufgefahren, das
für ganze Kompanien reichen würde. Spaß
machen auch die vielen Einschübe mit
türkischen Pop-Songs, die den Film beinahe zu einem Musical machen, sowie eine
anatolische Familie im Pocket-Format, die
Hatices schlechtes Gewissen symbolisiert.
Und weil es nach einigen emotionalen Turbulenzen dann doch noch zur Versöhnung
im Brautkleid kommt, dürfte dieser „Hans
mit scharfer Soße“, der sich selbst wohltuend selten ernst nimmt, auch Menschen
ohne osmanische Wurzeln großes Vergnügen bereiten
(Quelle: kino.de)
■■FSK ab 6 Jahren
96 Minuten
Läuft ab 12. Juni im Kinopolis
Digitale Plaudereien
von Elisabeth Heinemann
Sherlock Holmes fährt ICE
So ein Smartphone ist schon ein ziemlich
unkomfortables Gerät. Zumindest für Bahnreisende. Das fängt schon damit an, dass es
keine Funktion zur Unterdrückung von Tastentönen zu haben scheint. Wenn also in der
Reihe vor mir ein weibliches Exemplar der
Gattung U20 für einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde in der Rubrik „Die meisten
SMS auf der Bahnfahrt zwischen Frankfurt
und Köln“ übt, dann kann das schon mal an
den Nerven zehren. Insbesondere an meinen. Aber diese Kleinstcomputer taugen
offenbar ohnehin zu allem, nur nicht zum
Telefonieren. Wie ließe sich sonst erklären,
dass erwachsene Männer in ihre Smartphones brüllen, als wollten sie den Geschäftspartner in München allein kraft ihrer Stimme über die zu spät gelieferten Tankstutzen
informieren.
Überhaupt. Telefonierende Geschäftsreisende sind ein steter Quell intellektuellen
Zeitvertreibs während langer Bahnfahrten.
Wenn man es geschickt anstellt, kann man
nämlich direkt in Sherlock Holmes‘ Fußstapfen treten. Einzige Voraussetzung: ein
mobiles Endgerät mit Internetzugang. Und
WLAN im ICE. Zugegeben: letzteres wird
schwierig, aber nehmen wir der Einfachheit
halber an, es würde funktionieren. Ich erkläre Ihnen das jetzt mal anhand eines konkreten Falles.
Da saß letzthin ein Herr hinter mir und telefonierte. Laut. Sehr laut. Nachdem ich ihm
eine Zeitlang unfreiwillig zugehört hatte,
gab ich mein bemühtes Desinteresse auf
und lauschte stattdessen voll konzentriert
und mit angeschaltetem Laptop. Nach ca.
10 Sek. hatte ich ergoogelt, dass sein Ge-
sprächspartner – Dr. Dingens aus Köln –
Geschäftsführer eines mittelständischen
Autozulieferers war. Und Dank der sozialen
Netzwerke, dass er golft, den Beziehungsstatus „Es ist kompliziert“ hat und schon
mal gerne einen über den Durst trinkt. Ach
ja... und keine Ahnung von den Privatsphäreneinstellungen auf Facebook hat. Aber es
wurde noch viel spannender. Denn er und
mein Mitreisender heckten da wohl gerade ein total geheimes Projekt aus. Dank der
ins Telefon gebrüllten Stichworte und meiner Trüffelschwein-Kompetenz, wusste ich
nach ein paar intensiven Minuten im Internet auch alles Relevante über Mitbewerber,
Risiken und potenzielle Kunden. Und über
meinen Mitreisenden, seines Zeichens Unternehmensberater bei... na, das lassen wir
mal besser ungenannt. Er würde für seine
exorbitanten Bemühungen übrigens Geschäftsführer der neu zu gründenden GmbH
in Köln werden. Denn die Unternehmensberatung, für die er arbeite, sei ja der letzte
Sch...laden und dort arbeiteten sowieso nur
lauter Idioten. Aha.
Dagegen wirkte jener junge Mann, der das
Abteil ein paar Stunden später subtil darüber informierte, dass der Haussegen
schief hing, regelrecht harmlos. Auch er
telefonierte. Und zwar mit „Nein-Christina-das-ist-kein-Wasserrohrbruch“. Es fielen
Worte, die zu erwähnen meine gute Erziehung verbietet. Vornehmlich als er bereits
aufgelegt hatte. Das Abteil lauschte derweil
und schwieg andächtig. Bis das Mädel vor
mir wieder übte. Fürs Guinnessbuch. Sie
wissen schon.