pro poLIZEI - Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport

Transcrição

pro poLIZEI - Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport
pro p oLIZEI
INFORMATIONEN
Heft November / Dezember – 2009
FÜR
NIEDERSACHSENS POLIZEI
www.polizei.niedersachsen.de
Polizei Extrablatt von 1985
Lüneburg
Erster polizeieigener
Kinderhort
Polizeiarbeit
Zwischen Lackschaden
und schwerer Straftat
PSV Hannover
Sport unter einem
guten Stern
Inhalt | Impressum
✘ Titel
Lüneburg: Erster polizeieigener Kinderhort 4
✘ Aktuell
Landesarbeitsgruppe: Dienstpostenkonzept A 11/ A 12 6
Audit „berufundfamlie“: Maßgeschneiderter Modulaufstieg 7
Ausstellung: Von der Assistentin zur Führungskraft
8
Polizeiakademie: 214 Absolventen diplomiert 9
Berufsanfänger: Über 700 Anwärter am Start
10
Was macht eigentlich ... der Kollege Mirko Biernath? 11
Kommentar: Nicht allein gelassen 12
Seite 4
✘ Niedersachsen
Meldungen 14
Meppen: Jugendschutzprojekt vereinbart 19
3. BPH: Partnerschaft mit Altenheim 19
Polizeiarbeit: Zwischen Lackschaden und Straftaten 20
Tüftler am Tatort 22
Meldungen 22
Seite 9
✘ Rubriken
Gelesen 23
Briefe 24
Zu guter Letzt ... 25
Seite 20
✘ Sport
Sportlerportrait: Christoph Garbrands 24
PSV Hannover: Sport unter einem guten Stern 25
Citylauf Leer: Laufen für einen guten Zweck 26
Titelbild: polizeieigener Kinderhort in Lüneburg, Foto: PD Lüneburg
Impressum proPolizei
Seite 22
XXIII. Jahrgang
Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration, Lavesallee 6, 30169 Hannover
Verantwortlich: Klaus Engemann, Vertreter: Dirk Hallmann
Redaktion: Frank Federau, Dirk Hallmann, Sabine Hampel, Sandra Matschi, Sven Thielert, Doris Wollschläger
Anschrift der Redaktion: Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration, Redaktion proPOLIZEI, Postfach 221, 30002 Hannover
Tel. 05 11/1 20- 60 44 oder - 62 59, Fax 05 11/ 120- 65 55, E-Mail: [email protected]
Konzept, Layout und Satz (DTP): @ktuell Redaktionsbüro Draxler, Im Lohe 13, 29331 Lachendorf
Tel. 0 51 45/98 70- 0, Fax 0 51 45/98 70- 70, E-Mail: [email protected]
Druck: CW Niemeyer Druck GmbH, Böcklerstr. 13, 31789 Hameln
Alle in proPOLIZEI veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers
oder der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften (gegebenenfalls in gekürzter Form) zu veröffentlichen.
2
proPolizei
Heft 6/2009
Editorial
Polizeiakademie Niedersachsen auf Erfolgskurs
S
eit Gründung der Polizeiakademie Niedersachsen am 1. Oktober 2007 sind nunmehr bereits
zwei Jahre vergangen, in denen wir erste Erfahrungen mit unserem akkreditierten Bachelorstudiengang sammeln konnten. In diesem Studiengang bieten wir eine wissenschaftsbezogene und
zugleich stark praxisorientierte Qualifizierung, das heißt, wir vermitteln wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden sowie berufspraktische Fertigkeiten und Kenntnisse, die zur polizeilichen
Aufgabenerfüllung erforderlich sind. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist dabei von besonderer Bedeutung.
Die bisherigen Evaluationsergebnisse und insbesondere auch die sehr positiven Rückmeldungen aus
den Polizeibehörden bestätigen eindrucksvoll das Konzept und die Qualität unserer Ausbildung.
Durch regelmäßige Evaluationen werden wir auch zukünftig zum einen die Qualität sichern und
verbessern und zum anderen prüfen, ob wir bedarfsgerecht ausbilden.
In der Fort- und Weiterbildung werden wir uns nach wie vor an den Bedarfen der Polizeibehörden
ausrichten und zu einer professionellen Aufgabenerledigung beitragen. Allerdings wird die eigeninitiative Fort- und Weiterbildung in der Form des lebenslangen Lernens zunehmend an Bedeutung
gewinnen müssen.
Wichtig für uns war und ist, dass wir uns sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene etablieren und mit anderen Aus- und Fortbildungsträgern kooperieren. Hier sind wir mit mehreren
bereits geschlossenen nationalen und internationalen Kooperationsverträgen und noch laufenden
Kooperationsgesprächen auf einem sehr erfolgreichen Kurs.
Bei der internationalen Positionierung der Polizeiakademie und der Intensivierung der polizeilichen
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wird die Mobilität sowohl der Studierenden als auch des
Lehrpersonals zunehmend an Bedeutung gewinnen. Insofern freuen wir uns, dass der Polizeiakademie im Mai 2009 die Erasmus University Charter (EUC) der Europäischen Kommission zuerkannt
wurde, so dass wir seit dem berechtigt sind, am Erasmusprogramm teilzunehmen und den Anfragen
zufolge auch ein attraktiver Partner sind.
Auch die Gewinnung unseres polizeilichen Nachwuchses stellt uns in Anbetracht des demografischen
Wandels vor neue Herausforderungen. Da die Jugendlichen ihre Informationen zu rund 78% aus
dem Internet beziehen, werden wir unter anderem unseren Internetauftritt neu und attraktiver
gestalten sowie die Online-Bewerbung einführen.
Die Polizeiakademie Niedersachsen wird in ihren Aufgabenfeldern auch in Zukunft zu einer professionellen Aufgabenerledigung beitragen und wichtige Impulse für die polizeiliche Basisarbeit geben.
Dabei sind wir weiterhin auf die enge Kooperation mit den Polizeibehörden angewiesen.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern von proPOLIZEI sowie auch deren Angehörigen ein
besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Start in das neue Jahr sowie alles Gute für 2010.
Herzlichst
Ihr
Foto: Polizeiakademie Niedersachsen
Johannes-Jürgen Kaul
Direktor der
Polizeiakademie
Niedersachsen
Heft 6/2009 proPolizei
3
Titel
Beruf und Familie
Erster polizeieigener Kinderhort
in Lüneburg eingeweiht
„Ein Projekt, das Schule machen
wird!“, da ist sich Innenminister
Uwe Schünemann sicher. Gemeint
ist der erste Kinderhort, der nun
im Behördenzentrum Auf der
Hude in Lüneburg seine Pforten öffnete und in dem der
Nachwuchs von Polizeimüttern und -vätern ganztägig
betreut werden kann.
Uwe Schünemann kam persönlich in die Hansestadt, um
die bei der Polizei in Niedersachsen bislang einmalige
Einrichtung einzuweihen.
„Das ist die Zukunft, wenn
wir eine bestmögliche Vereinbarkeit von Familie und
Beruf erreichen wollen!“
Seit April 2008 ist die
Polizei Niedersachsen Inhaberin des Zertifikats „audit berufundfamilie“. „Die
Kinderbetreuung ist einer
von mehreren Aspekten, für
den das audit steht. Ich freue
mich sehr, dass Lüneburg eine
Vorreiterrolle übernommen
hat. Ich glaube, dass andere
Landesbehörden sich am Beispiel Lüneburgs orientieren werden“, warb Schünemann für die
neue Einrichtung.
Bis zu zehn Kinder im Alter von bis
zu drei Jahren können in Lüneburg
gleichzeitig von drei Tagesmüttern betreut werden. „Die Nachfrage ist groß.
Ich glaube, wir müssen uns um unsere
Auslastung keine Sorgen machen,“ sagt
Axinja Schubert, eine dieser drei Tagesmütter.
4
proPolizei
Heft 6/2009
Gute Idee: Den Kleinen bereitet das Angebot
im polizeieigenen Kinderhort sichtliches
Vergnügen
Das besondere an der Einrichtung: Der
Polizeiberuf fordert ein hohes Maß an
Flexibilität in den Betreuungszeiten.
Kein Problem für Schubert und ihre
beiden Kolleginnen: „Darauf sind wir
eingestellt! Wenn der Bedarf da ist,
können wir die Kinderbetreuung
auch nachts oder am Wochenende
gewährleisten!“
Polizeipräsident Friedrich
Niehörster spricht von einer
Win-win-Situation für alle:
„Wir ermöglichen insbesondere unseren weiblichen Beschäftigten, früher aus der
Elternzeit in das Berufsleben zurückzukehren. Es
geht schon lange nicht mehr
darum, sich zwischen Job
und Familie zu entscheiden.
Es geht darum, sich in beiden Lebensbereichen gleichermaßen verwirklichen zu
können. Viele Kolleginnen
wünschen sich das! Unsere
Kinderbetreuung macht es
möglich!“
Natürlich profitiert auch der
Dienstherr davon, wenn sich
die Elternzeit verkürzt oder eine
Teilzeitkraft wieder Vollzeit arbeiten kann.
Bereits heute ist der Frauenanteil
in der niedersächsischen Polizei hoch
und er wird noch weiter ansteigen. Bis
zu 50 Prozent der Neueinstellungen sind
mittlerweile Frauen. Gleichzeitig wird
es in den kommenden Jahren immer
schwieriger werden, aufgrund des demografischen Wandels genügend qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen.
„Die Kinderbetreuung ist eine MögFoto: Gerke-Stüven
Titel
lichkeit, den Polizeiberuf noch attraktiver zu gestalten! Ich glaube, dass das für
viele Bewerberinnen und Bewerber bei
der Berufswahl zunehmend ein Kriterium sein wird!“, unterstrich Minister
Schünemann abschließend.
Die Kosten für die Einrichtung der
Großtagespflegestelle belaufen sich auf
rund 75.000 Euro. Fördermittel in Höhe
Fotos: Gerke-Stüven
von 58.500 Euro stellte das Landesamt
für Soziales, Jugend und Familie über
die Hansestadt Lüneburg, als örtlichem
Träger der Kinder- und Jugendhilfe, zur
Verfügung. Der Restbetrag konnte aus
dem Bereichsbudget der PD Lüneburg
finanziert werden.
Gerke Stüven | dh
Heft 6/2009 proPolizei
5
Aktuell
Positionspapier
Landesarbeitsgruppe Dienst­
postenkonzept A 11/A 12 BBesO
Die Landesarbeitsgruppe „Dienstpostenkonzept A 11 / A12“ nahm
am 14. August 2009 ihre Tätigkeit
auf. In seinem nachfolgenden
Beitrag stellt der Leiter die
Arbeitsgruppe, ihren Auftrag
sowie die Zielsetzung und Vorgehensweise vor.
Mit Erlass vom 24. Juni 2009 richtete
der Präsident des LPPBK eine landesweite Arbeitsgruppe mit dem Auftrag ein,
Vorschläge für die Struktur einer Dienstpostenbewertung nach A 11 Beamtenbesoldungsordnung (BBesO) unter Berücksichtigung der Dienstposten A 12 BBesO
zu erarbeiten.
Wir haben bisher im Polizeivollzugsdienst eine feste Bewertung erst ab A 12
BBesO. Unterhalb von A 12 erfolgt die
Bewertung des Dienstpostens mit Zuordnung der jeweiligen Stelle. Die Stelle
kommt also zur Frau oder zum Mann,
sobald eine Beförderungsmöglichkeit
besteht.
Die rechtlichen Vorgaben schreiben
indes die Bewertung jedes Dienstpostens
vor. Allein die Rechtssituation ist es jedoch
nicht. Ab der Dienstpostenbewertung A
12 BBesO ist es innerhalb unserer Organisation akzeptiert, dass diese Dienstposten aufgrund bestimmter Kriterien als
höherwertig eingestuft werden.
Das statusrechtliche Amt A 11 ist aber
ebenfalls als ein höherwertiges Amt zu
bewerten. Die derzeitige Dienstpostenstruktur in der Polizei berücksichtigt dies
jedoch nicht, da im Bereich von A 9 bis A
11 keine Unterscheidungskriterien angewandt werden. Diese Kriterien gilt es nun
herauszuarbeiten und die vorhandenen
Dienstposten entsprechend zu überprüfen.
6
proPolizei
Heft 6/2009
Hier Klarheit und Transparenz zu schaffen
ist Inhalt des Auftrags der Arbeitsgruppe.
Die Landesarbeitsgruppe setzt sich aus
Angehörigen unterschiedlicher Funktionen aller Flächenbehörden, des LKA, der
Zentralen Polizeidirektion, der Polizeiakademie und des LPPBK zusammen. Der
Vorsitzende des Polizeihauptpersonalrats
(PHPR), die Frauenbeauftragte und der
Vertreter der schwerbehinderten Menschen gehören ebenfalls dazu. Vertreten
sind sowohl der „gehobene“ als auch der
„höhere“ Dienst.
Leitlinien der Landesarbeitsgruppe. Die
Mitglieder der Arbeitsgruppe, sind davon
überzeugt, dass Polizeiarbeit in ihrer gesamten Breite eine hochwertige Tätigkeit
ist. Nicht ohne Grund ist in Niedersachsen
die „zweigeteilte Laufbahn“ umgesetzt
worden. Es gilt nun aber herauszuarbeiten,
welche Dienstposten sich im Quervergleich gegenüber dem Einstiegs- beziehungsweise ersten Beförderungsamt (also
gegenüber A 9 und A 10 BBesO) herausheben.
Die Arbeitsgruppe wird jede Funktion
in der Polizei Niedersachsens auf der
Grundlage eines einheitlichen Maßstabes
analysieren und sich so einen Überblick
über die Organisationsstruktur verschaffen. Unterschiedlichste Aspekte können
dabei für die Vornahme einer Bewertung
nach A 11 von Bedeutung sein, zum Beispiel
 die Übernahme einer besonderen Verantwortung für Personal oder taktische
Entscheidungen,
 besondere Spezialisierungen oder analytische Tätigkeiten,
 konzeptionelle oder planerische Tätigkeiten.
Es ist erklärtes politisches Ziel von Innenminister Uwe Schünemann, soweit
finanzieller Handlungsspielraum besteht,
durch Stellenhebungen die derzeitigen
Überhänge zwischen den Dienstpostenbewertungen im Bereich A 12 und A 13
BBesO und den vorhandenen Stellen
möglichst in dieser Legislaturperiode
abzubauen.
Davon profitieren auch die Kolleginnen
und Kollegen in A 9 bis A 11 BBesO. Um
nicht eine neue Kluft zwischen Dienstpostenbewertung und vorhandenen Stellen im
Bereich A 11 BBesO zu schaffen, sieht
der Einrichtungserlass die Begrenzung der
durchzuführenden Dienstpostenbewertung in Höhe der vorhandenen A 11-er
Stellen vor.
Gleichwohl will die Arbeitsgruppe ihr
Konzept so flexibel gestalten, dass man
bei zukünftigen Hebungsprogrammen
nicht erneut in eine grundlegende Neubewertung der herausgehobenen Dienstposten einsteigen muss.
Ziele der Landesarbeitsgruppe. Die
Gruppe will mit ihrer Arbeit möglichst
viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
mitnehmen. Sie würde sich daher über
einen offenen Austausch und große Beteiligung an der Weiterentwicklung der Polizei freuen. In diesem Sinne wurden auch
auch alle drei Berufsvertretungen der
Polizei angeschrieben und zu einem offenen Dialog eingeladen.
Die Arbeitsgruppe wünscht sich in
Zukunft bezüglich der Beförderungsmöglichkeiten nach A 11 mehr Ehrlichkeit,
Gerechtigkeit und Transparenz in der
Polizei. Jede Kollegin und jeder Kollege
müsse wissen, ob und wo die Möglichkeit
bestehe, Hauptkommissar/-in zu werden.
Grundlage dafür werden die Vorschläge
für ein landeseinheitlich abgestimmtes
Rahmenkonzept sein, in dem neben festen
Bewertungen auch ausreichend Raum für
Aktuell
behördenspezifische Schwerpunkte vorhanden sein soll.
Wichtig ist es
der Landesarbeitsgruppe zu
betonen, dass
weder ihr Arbeitsauftrag noch
Bittet die Polizeibeamdas von ihr zu
ten, die Tätigkeit der
entwickelnde
Landesarbeitsgruppe
Konzept zu einer
konstruktiv zu begleiStelleneinspaten: Dieter Buskohl
rung oder entsprechenden Dienstpostenbewertungen
führen wird. In Verbindung mit der durch
Minister Schünemann erklärten Absicht,
die Lücke zwischen Dienstpostenbewertung nach A 12/A 13 BBesO und den
derzeit vorhandenen Stellen zu schließen,
wird es im Gegenteil zu einer früheren
Stellenzuweisung im Bereich A 11 BBesO
kommen.
Seit 1994 verschmelzen ehemals getrennte Sparten der Polizei zu einer Einheit. Die Neuausrichtung eines Dienstpostengefüges wird nach den Vorstellungen
der Arbeitsgruppe nicht dazu führen, dass
dieser Erfolg gefährdet wird. Es wird
herausgehobene Bewertungen für den
Einsatzbereich und für den Ermittlungsbereich geben und es soll auch eine ausgewogene Verteilung auf die Flächenbehörden, die Spezialbehörden und die
Polizeiakademie sichergestellt werden.
Zukunftsprogramme, deren Ziel es ist,
die Attraktivität der Polizei zu erhalten,
werden durch die Bewertung von Dienstposten auch nicht konterkariert, sondern
klarer und transparenter gemacht.
Damit sich möglichst viele Polizeibedienstete an diesem herausfordernden
Prozess beteiligen, stellt die Arbeitsgruppe ihre Erreichbarkeit auch per E-Mail
sicher. Über diese Adresse kann sich jeder
direkt und unmittelbar an die Landesarbeitsgruppe wenden. Die Anschrift:
[email protected].
Niedersachsen.de
Dieter Buskohl
Fotos: PD Oldenburg (1); Polizeiakademie Niedersachsen (1)
Audit „berufundfamilie“
Maßgeschneiderter
Modulaufstieg
D
er 4. Durchgang des ersten Moduls zum Aufstieg in die Laufbahngruppe 2 wurde im Rahmen des
Audit „berufundfamilie“ maßgeschneidert gestaltet und erfolgreich durchgeführt. Hierzu wurde für eine sehr kleine
Gruppe von Polizeivollzugsbeamtinnen,
bei denen die bisherige Durchführung
des Modulaufstiegs zu erheblichen Problemen bei der Vereinbarkeit von Beruf
und Familie, etwa aufgrund von Elternzeit, geführt hätte, eine den besonderen
individuellen Belangen Rechnung tragende Lösung entwickelt.
Angesichts ihrer familiären Situationen hatten die Teilnehmerinnen der Polizeidirektionen Oldenburg und Osnabrück im Rahmen einer Vorbesprechung
mit den jeweiligen Polizeibehörden, der
Polizeiakademie Niedersachsen und dem
MI die Möglichkeit, bei der Gestaltung
der Durchführungsmodalitäten ihre individuellen Belange einzubringen.
Sowohl der Standort des Lehrgangs in
Oldenburg, als auch die Unterrichtsge-
staltung, die in Teilzeit über einen Zeitraum von vier Monaten mit Unterbrechung durch die Sommerferien erfolgte,
ermöglichte den Teilnehmerinnen eine
erfolgreiche Verknüpfung von Familienleben und Modulaufstieg.
Der tägliche Unterricht wurde in den
Gebieten der Sozialwissenschaften,
Grund- und Eingriffsrechte, Verkehrslehre, Kriminalistik, Einsatzlehre und
Materielles Recht durch die Dozenten
der Polizeiakademie innerhalb eines
Zeitrahmens von 8:30 Uhr bis 11:30 Uhr
gestaltet.
Am 18. September erhielten die sechs
erfolgreichen Teilnehmerinnen (siehe
Bild) des Lehrgangs im Rahmen einer
Abschlussfeier am Studienort Oldenburg
der Polizeiakademie Niedersachsen ihre
Teilnahmebescheinigung. Im Beisein des
Polizeivizepräsidenten der PD Oldenburg, Dieter Buskohl, wurden die Beamtinnen im Anschluss zu Polizeikommissarinnen ernannt.
Inet Habenicht | dh
Heft 6/2009 proPolizei
7
Aktuell
Ausstellung
Goslar
Imam besucht Polizei
Im Rahmen des Konzepts „Vertrauensbildende Maßnahmen – gemeinsamer Dialog zwischen muslimischen
Organisationen und der Polizei in
Niedersachsen“ besuchten Vertreter
der DITIB*-Gemeinde Goslar/Oker
die Polizeiinspektion Goslar.
Polizeichef Thomas Brych und der
Leiter des Zentraler Kriminaldienstes,
Michael Blase, konnten neben den
Vorsitzenden, Bekir Altin und Tuncay
Girgin, auch den neuen Imam der
Gemeinde, Vahit Eker, begrüßen. Eker,
der für vier Jahre aus der Türkei nach
Deutschland abgeordnete wurde, kam
aus Ronnenberg und bleibt noch zwei
Jahre in Goslar.
Brych betonte, dass sich die Polizei
in Goslar auch zukünftig am Dialog
mit den örtlichen Muslimen aktiv beteiligen wird. Als Beispiel nannte er
die Ausstellung „Muslime in Deutschland“, die im November im Landkreisgebäude in Goslar zu sehen war.
Günter Koschig | thi
* Diyanet Isleri Türk Islam Birligi, (DITIB) zu
deutsch: Türkisch-Islamische Union der Anstalt
für Religion e.V. ). Der Verein untersteht der
Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen
Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der
Türkei in Ankara und damit indirekt dem türkischen Ministerpräsidenten. Der Verein ist in
Deutschland Dachverband für die Koordinierung der religiösen, sozialen und kulturellen
Tätigkeiten der ihm angeschlossenen türkischislamischen Moscheegemeinden.
8
proPolizei
Heft 6/2009
Von der Assistentin
zur Führungskraft
I
n der Polizeiakademie in Nienburg gab
es eine Ausstellung über die Entwicklung des Polizeiberufs für Frauen. Das
Einstiegsmotiv zeigte Henriette Arendt, die
als erste Polizeiassistentin Deutschlands
noch eine Schwesterntracht als Uniform
trug. Sie wirkte kurz nach der vorletzten
Jahrhundertwende in Stuttgart und trieb
mit ihrem selbstbewussten Auftreten den
Bürgermeister der Stadt
schier zur Verzweifelung.
Er sah sich schließlich zu
dem Ausspruch genötigt,
dass es eine solche Beamtin wie die Arendt in
den Annalen der Stadt
noch nie gegeben hätte.
Diese Anekdote griff
der Direktor der Akademie, Johannes-Jürgen
Kaul, in seiner Eröffnungsrede auf und betonte, dass mit dieser Ausstellung ganz speziell an
die Polizistinnen erinnert
werden soll, die als Vorkämpferinnen in ihrem
Beruf einen nicht immer
leichten Stand gehabt
haben. Gleichzeitig soll
den heutigen Absolventen eines Polizeistudiums
bewusst gemacht werden,
dass die Polizei gerade durch die Öffnung
für Frauen, eine nachhaltige Veränderung
erfahren habe.
Der Präsident des Landespräsidiums für
Polizei, Brand und Katastrophenschutz,
Andreas Bruns, betonte in seiner Rede,
dass dieser Veränderungsprozess noch
lange nicht abgeschlossen und die Polizei
daran interessiert sei, vermehrt Frauen zur
Übernahme von Führungsfunktionen zu
bewegen. Begleitend dazu versuche man
insgesamt die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie zu verbessern.
Nachdem Rita Bley-Sandmann, Oldenburg, einige Aspekte aus ihrer Untersuchung über die ersten Frauen in der
Schutzpolizei vorgetragen hatte, nahm
Dirk Götting von der Polizeigeschichtlichen Sammlung die Gäste der Eröffnungsveranstaltung mit auf eine
Zeitreise durch die historische Entwicklung.
Beim anschließenden
Rundgang durch die
Ausstellung konnten die
Besucher dann – auf den
Informationstafeln und
anhand verschiedener
Exponate – nicht nur die
geschichtlichen Veränderungen nachverfolgen,
sondern auch zwei einzigartige Filmdokumente
der Zwanzigerjahre des
letzten Jahrhunderts erleben. Ein Filmstreifen
zeigt die weibliche Kriminalpolizei in Berlin
und ein zweiter die ersten
Schutzpolizistinnen in
Dresden.
Die als Wanderausstellung gestaltete
Präsentation kann von interessierten Polizeidienststellen und anderen Institutionen
angefordert werden. Entsprechende Anfragen sind an den Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Polizeiakademie zu richten (Tel.:
0 50 21/97 78-566 oder polizeiintern: 07212-566).
Dirk Götting | ham
Foto: PI Goslar
Aktuell
Polizeiakademie
214 Absolventen erhielten Diplom
I
n einer zentralen Feierstunde erhielten
in Hann. Münden 214 Absolventen
des Jahrgangs 52 / II / 06 der Polizeiakademie ihre Diplomurkunden. Sie hatten
ihr Studium an der Fachhochschule für
Verwaltung und Rechtspflege, Fakultät
Polizei, begonnen und erfolgreich an den
Studienorten Oldenburg beziehungsweise
Hann. Münden abgeschlossen.
„Wir haben Sie für den Beruf fit gemacht. Nun gilt es, das Erlernte professionell mit fachlicher und persönlicher
Kompetenz anzuwenden und die anspruchsvollen Aufgaben zu erfüllen“,
betonte Johannes-Jürgen Kaul, Direktor
der Akademie. Das Gelernte sei aber nicht
mit den Prüfungen zu Ende. Fortbildung
sei ein Dauerauftrag und jeder habe die
Eigenverantwortung, sich weiterzubilden.
In seiner Festrede ging Landespolizeidirektor Uwe Lührig insbesondere auf
die Kernfelder Kriminalitätsbekämpfung
und Verkehrssicherheitsarbeit der niedersächsischen Polizei sowie die Bedrohungslage durch den islamistischen
Foto: Polizeiakademie Niedersachsen
Terrorismus ein. Aber auch die zunehmende Gewalt gegen Polizisten thematisierte er. Es gebe derzeit eine kriminologische Untersuchung, um die Quantität
und Qualität dieser neuen Gewaltformen
zu erforschen.
Lührig stellte klar, dass die niedersächsische Landesregierung mit einem Gesundheitsmanagement bestrebt sei, gesundheitsbelastende Aspekte abzubauen.
Den Absolventen gab Lührig mit auf den
Weg, in die eigene Kraft zu vertrauen, den
Mut zur Entscheidung und Interesse an
der eigenen Weiterbildung zu haben.
„Seien Sie herzlich willkommen in der
niedersächsischen Polizei“, so Lührig.
Im Namen der frischgebackenen
Diplom-Verwaltungswirte sprachen Kira
Sell und Christian Thorey einige Gedanken
und Erfahrungen über das zurückliegende
Studium aus. Während dieser drei Jahre
habe es Licht- und Schattenseiten gegeben.
Doch alle hätten das Ziel, ihre Arbeitskraft
in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen
und die privaten Interessen für den Beruf
zurück zu stellen.
Kaul zeichnete anschließend die drei
besten Absolventen mit einem Buchpreis
aus. Jahrgangsbeste waren Sabrina Wickert
und Chris Berner (beide Hann. Münden)
sowie Vera Bornhorst (Oldenburg).
Die Veranstaltung wurde durch das
Polizeimusikkorps Niedersachsen unter
der Leitung von Thomas Boger musikalisch begleitet.
Die Absolventen hatten ihr DiplomStudium an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, Fakultät Polizei, begonnen.
Seit dem 1. Oktober 2007 hat die damals neu gegründete Polizeiakademie
Niedersachsen die Aufgaben der Aus- und
Fortbildung übernommen. Mit der Gründung der Polizeiakademie erfolgt die
schrittweise Umstellung des DiplomStudiengangs auf den europäisch ausgerichteten Bachelor-Studiengang. Der
verabschiedete Studiengang war der vorletzte Diplom-Jahrgang an der Polizeiakademie.“
Andreas Ruhe | fed
Heft 6/2009 proPolizei
9
Aktuell
„Nepper, Schlepper,
Bauernfänger“: LKA und
Seniorenbeirat „on air“
Egal ob „Enkeltrick“, falsche Strom­ableser, Gewinnschreiben oder bei den
allseits bekannten „Kaffeefahrten“ –
immer wieder fallen ahnungslose
Menschen auf Betrüger herein, die es
auf das Geld ihrer Opfer abgesehen
haben. Auch mit scheinbar alten Methoden sind die Täter erfolgreich und
bringen insbesondere ältere Mitbürger
um ihre Ersparnisse.
Um dem vorzubeugen, fand zum
wiederholten Mal eine Beratungs- und
Serviceaktion in Zusammenarbeit mit
dem Norddeutschen Rundfunk statt.
Im Rahmen der Ratgeberreihe von
NDR1 Niedersachsen wurde ein
55-minütiger Beitrag ausgestrahlt.
Dabei erläuterten Experten von Seniorenbeirat und Landeskriminalamt
Niedersachsen die Vorgehensweise
der Täter und gaben Tipps und Hinweise zur Vorbeugung. Live-Interviews am Morgen und das „Servicetelefon“ vormittags sowie am Abend
ergänzten diese Aktion.
Die redaktionelle Verantwortung
dieser Sendung hatte Ralf Walter.
Fachkundig moderiert wurde sie von
Regine Stünkel.
fed
10
proPolizei
Heft 6/2009
Polizeiakademie
3. Ausbildungsjahrgang
nahm Studium auf
D
er erste Oktober ist traditionell auch
der erste Tag im Berufsleben eines
Polizeibeamten. Mit diesem Tag begann
auch der dritte Ausbildungsjahrgang an der
Polizeiakademie Niedersachsen sein Studium.
Insgesamt begannen 704 Polizeikommissaranwärterinnen und -anwärter ihren Dienst an den drei Akademiestandorten in Nienburg, Oldenburg und Hann.
Münden. Sie haben sich in einem aufwändigen Auswahlverfahren unter mehr
als 5.700 Bewerbern durchgesetzt. Damit
lag die Anzahl der Bewerber mehr als 40
Prozent über der des Vorjahres.
In Nienburg begrüßte Abteilungsleiter
Matthias Johst 151 Dienstanfänger
(Bild). Er beglückwünschte sie zu ihrer
Berufswahl. Die bezahlte Ausbildung bei
der Polizei bedeute schließlich auch ei-
nen sicheren Arbeitsplatz und eine garantierte Übernahme nach erfolgreichem
Bestehen. Dies sei im heutigen Berufsleben nicht mehr selbstverständlich.
Johst gab den Anwärterinnen und
Anwärtern aber auch mit auf den Weg,
dass sie dafür von Anfang an kontinuierlich lernen müssten. „Wenn Sie das beherzigen, dann bin ich mir sicher, dass
Sie in drei Jahren das Studium auch erfolgreich beenden werden,“ so Johst.
Gemeinsam mit den Berufsanfängern
in Nienburg begannen in Oldenburg 258
und in Hann. Münden 295 ihre Ausbildung.
Mit Gründung der Polizeiakademie
Niedersachsen vor zwei Jahren erfolgte
die schrittweise Umstellung vom Diplomauf den Bachelor-Studiengang.
Andreas Ruhe | fed
Foto: Polizeiakademie Niedersachsen
Aktuell
Was macht eigentlich…
der Kollege Mirko Biernath?
Vor drei Monaten wurde der
30-jährige Polizeibeamte Mirko
Biernath bei einem Messerangriff
in Verden schwer verletzt – wie
geht es ihm heute?
„Verden, 21. Juli 2009, 03:17 Uhr –
Ein 30-jähriger Streifendienstbeamter
der Polizeiinspektion Verden/Osterholz
wurde in der Nacht zu Dienstag bei einem Einsatz in der Lindhooper Straße
schwer verletzt.
Ein 19-Jähriger verletzte ihn mit einem Messer am Hals, als der Polizist und
sein Kollege einem 25-Jährigen zu Hilfe
kommen wollten, der gegen 0.30 Uhr aus
einer Sportbar nach Polizei und Krankenwagen verlangt hatte. Offenbar
handelt es sich bei dem Hilfesuchenden
um den Bruder des 19-Jährigen.
Der 25-Jährige ist ebenfalls schwer
verletzt. Er hat mehrere Schnittverletzungen, die nach ersten Erkenntnissen aus
einer vorangegangenen Auseinandersetzung mit seinem jüngeren Bruder in einer Wohnung in der Verdener Innenstadt
stammen dürften. Die genauen Umstände der Tat sind noch unklar. Der vermeintliche Täter hat dazu noch keine
Angaben gemacht.
Sein älterer Bruder konnte auf Grund
seines Verletzungsgrades noch nicht von
der Polizei vernommen werden. Der
30-jährige Polizeibeamte wurde noch in
der Nacht operiert. Er scheint inzwischen außer Lebensgefahr zu sein. Der
19-jährige Täter wurde vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen laufen auf
Hochtouren.“
Das ist die erste Pressemeldung, die
noch in der Nacht des Messerangriffs
verfasst und an die Medien verbreitet
wurde. Über der Nacht lag eine Stimmung aus Entsetzen, Schrecken und
ohnmächtigem Warten auf Neuigkeiten
aus dem Operationssaal. Immer wieder
Foto: PI Verden
drängte sich die Frage auf: „Wird der
Kollege die Operation überstehen? Bleiben schwerwiegende Folgeschäden zurück?“. Bangen, Hoffen und Mitgefühl
machten sich breit unter den Kollegen
und Kolleginnen der Inspektion.
Die zweite Pressemeldung am 21. Juli
2009 um 17:11 Uhr lautete: „Akute Lebensgefahr besteht zwar nicht mehr.
Gleich wohl befindet er sich nach wie
vor auf der Intensivstation eines Bremer
Krankenhauses.“
Die Sachbearbeiterin Personal der PI
Verden, PAfr Monika Kleuker, führte mit
Mirko Biernath ein Gespräch (Foto
oben) über die Zeit, die zwischen diesem
Messerangriff und seiner Rückkehr in
den Dienst lag.
??? Mirko, allein wenn man die ersten
beiden Pressemeldungen liest wird deutlich, wie sehr dein Leben auf Messers
Schneide stand. Wie geht es dir heute nach
drei Monaten gesundheitlich?
Biernath: Danke, mir geht es wieder
sehr gut. Körperlich habe ich keine bleibenden Schäden behalten, außer einer
unschönen Narbe. Auch seelisch habe
ich das Geschehen ganz gut verarbeitet.
Ich versehe mittlerweile wieder normal
Dienst. Darauf habe ich mich während
meiner Krankheitsphase gefreut.
??? Die ersten Tage nach dem Ge- 
Heft 6/2009 proPolizei
11
Aktuell
schehen waren alle Kolleginnen und
Kollegen in Gedanken bei dir, haben
mitgefiebert und gehofft, dass es dir bald
besser geht. Hast du davon überhaupt
etwas mitbekommen?
Biernath: Die ersten zwei Tage nicht,
weil ich im künstlichen Koma lag. In der
ersten Woche auf der Intensivstation
schon, sowie auch in den zwei Wochen
auf der normalen Station. Dort habe ich
auch Besuch empfangen von meiner
Freundin, meinem Vater, den Kollegen
aus meiner Schicht und von vielen anderen Kollegen der Inspektion. Das Ganze
war für mich etwas schwierig, da ich die
erste Woche nicht sprechen konnte, so
dass ich über einen Schreibblock kommunizieren musste.
Die Kollegen haben mir zahlreiche
Genesungswünsche von Bürgern und
anderen Kollegen mit ins Krankenhaus
gebracht. Das fand ich sehr toll. Es hat
mir weitergeholfen, zu sehen, dass an
einen gedacht wird. Selbst der Polizeipräsident, Herr Thurau, war wohl gleich am
Morgen nach meiner OP im Krankenhaus.
Erinnerungen habe ich daran natürlich
nicht mehr. Aber wir konnten uns mittlerweile ein paar Mal unterhalten und haben
miteinander telefoniert.
??? Am nächsten Tag hat unser Inspektionsleiter Uwe Jordan hier alle
Führungskräfte zusammengerufen und
über die aktuelle Lage informiert. Hast
du davon etwas gehört?
Biernath: Wie die Besprechung abgelaufen ist, weiß ich nicht. Aber Herr
Jordan hat mich nach ein paar Tagen mit
meinem Vater im Krankenhaus besucht.
Dort hat er mir von den Ereignissen der
Nacht berichtet und mir auch die Hintergründe erläutert, wie es dazu gekommen
war. Dies wusste ich bis zu dem Zeitpunkt so gut wie noch gar nicht. Er
sagte mir dann auch, dass die Verdener
Führungskräfte in der Nacht noch angerufen wurden und sofort die Dienststelle aufgesucht haben.
??? Gut drei Wochen nach dem Messerangriff konntest du das Krankenhaus
verlassen. Es hieß damals, du seiest zwar
noch nicht vollständig wieder hergestellt,
12
proPolizei
Heft 6/2009
dennoch sei eine stationäre Behandlung
im Moment nicht mehr erforderlich. Was
hast du als erstes getan, als du zu Hause
warst?
Biernath: Wir hatten schönes Wetter,
30 Grad und Sonnenschein. Ich bin in den
Garten gegangen und habe ihn mir wieder
angeschaut. Im Krankenhaus konnte ich
die letzten Tage auch in den Park gehen,
aber wenn man zu Hause einen eigenen
Garten hat, ist das etwas ganz anderes.
??? Auf der Dienststelle ist auch unheimlich viel Post eingegangen. Kollegen, Mitbürger und sogar die TürkischIslamische Gemeinde zu Verden hat dir
geschrieben.
Biernath: Das war unwahrscheinlich
viel Post, ganz viele Genesungswünsche
und Bekundungen der Anteilsnahme.
Das hat mir in den ersten Tagen richtig
viel Motivation gegeben, um weiter zu
machen. Ich habe sehr viele E-Mails
bekommen, sowohl von den eigenen
Kollegen, als auch aus dem gesamten
Bundesgebiet. Es trafen Briefe von den
Kollegen aus meiner ehemaligen Studienzeit und aus meiner Zeit bei der Bereitschaftspolizei ein. Ansonsten kamen
auch viele Briefe von Verdener Bürgern
und teilweise von Politikern des Landtages. Die weiteste E-Mail wurde aus Afghanistan losgeschickt.
??? Du bist dann in eine Reha-Maßnahme gegangen. Wie ich hörte, hast du
dort alles wahrgenommen, weil du
schnell wieder arbeiten wolltest.
Biernath: Das ist richtig. Es ging darum, meine körperliche Fitness wieder
herzustellen und von daher habe ich auch
alles wahrgenommen, was mir angeboten
wurde. Ich konnte dort sehr viel Sport
machen und mir den Ostseewind um den
Kopf wehen lassen.
??? Am Ende deiner Kur hast du ja
+ Kommentar + + Kommentar + + Kommentar +
Nicht allein gelassen
Die Angriffe gegen die Polizei nehmen zu. Das gilt nicht nur für bestimmte Demonstrationen und Großereignisse.
Auch sehen sich Polizeibeamtinnen
und -beamte heute weit häufiger als
früher bei normalen Festnahmeaktionen und alltäglichen Maßnahmen sehr
massiven und oft auch tätlichen Anfeindungen ihres Gegenübers ausgesetzt.
Mirko Biernath ist ein Opfer dieser
Gewalt. Die Messerattacke gegen ihn
war besonders schwerwiegend und
hätte auch mit seinem Tod enden
können. Glücklicherweise überlebte
der Polizeibeamte aus Verden und wird
auch keine Folgeschäden ertragen
müssen.
Offensichtlich haben auch die Hilfsangebote der Polizei ihre Wirkung
entfalten können. Die Regionale Beratungsstelle mit ihren Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeitern und die aufmerksame Fürsorge der Vorgesetzten
haben neben vielen anderen mit dazu
beigetragen, dass Mirko Biernath
dieses schlimme Ereignis bewältigen
kann. Das ist eine gute Nachricht.
Niedersachsens Innenminister Uwe
Schünemann hat eine Studie in Auftrag gegeben, die vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführt und mittlerweile von
allen anderen Bundesländern und der
Bundespolizei unterstützt wird.
Eine Studie, die Hintergründe und
Ursachen dieses Gewaltphänomens
gegen die Polizei erforschen soll. Dazu
werden bundesweit über 200.000
Polizeibeamtinnen und -beamte befragt. Ergebnisse sollen Ende des
Jahres vorliegen. Auch das ist eine gute
Nachricht.
Dirk Hallmann
Aktuell
noch eine besondere Überraschung erlebt?
Biernath: Das stimmt. Ich saß gerade
am Abendbrottisch, als plötzlich meine
gesamte Schicht vor mir stand. Sie hatten
sich kurzfristig dazu entschlossen, mir
einen Überraschungsbesuch abzustatten.
Ich habe mich sehr gefreut und wir
haben den ganzen Abend zusammen
verbracht. Der Besuch war gut vorbereitet, die Schicht hatte sich teilweise im
Hotel und auf dem Campingplatz eingemietet.
??? Würdest du sagen, dass das Ereignis eure Zusammengehörigkeit gestärkt
hat?
Biernath: Ich denke schon. Das
Schichtgefühl war vorher schon sehr gut.
Aber man hat in dieser Krisensituation
wieder gemerkt, dass man sich aufeinander verlassen kann und wir mehr als
nur Arbeitskollegen sind.
??? Hast du von Seiten der Dienststelle eigentlich Betreuungsangebote bekommen?
Biernath: Ja, sehr viele. In den ersten
Tagen hat sich jemand um die ganzen
Formalien gekümmert und auch später
hat die Leitung immer wieder nachgefragt, wie es mir geht.
Als ich schon entlassen war, habe ich
auch viele Betreuungsangebote von der
Dienststelle, den Gewerkschaften und
dem Polizeiverein bekommen. Ich wurde
nicht allein gelassen und ich habe viel
Unterstützung erfahren.
??? Deine Kollegen wurden, soweit
bekannt, noch in der Tatnacht von der
Regionalen Beratungsstelle betreut. Hast
du von ihnen etwas gehört, ob es ihnen
gut getan hat?
Biernath: Es haben alle Kollegen die
Nacht länger gemacht, weil einfach auch
viel zu diesem Ereignis zu schreiben war.
Logischerweises standen sie am Morgen
noch unter dem Eindruck des Geschehens und ich denke, dass es ihnen gut
getan hat, mit einem Unbeteiligten, der
nicht zur Dienststelle gehört, über das
Ereignis sprechen zu können.
??? Hast du auch schon mal darüber
nachgedacht: „Was wäre wenn…?“
Biernath: …wenn das alles kein gutes
Ende genommen hätte?
Gedanken habe ich mir schon darüber
gemacht, aber die schiebe ich lieber
beiseite. Ich bin eher dankbar, dass so
schnell professionelle Hilfe am Tatort
gewesen ist und auch sonst alles reibungslos geklappt hat. Man mag sich das
alles auch nicht immer so „Schwarz
ausmalen“.
Mir war immer schon klar, dass der
Polizeiberuf ein gefährlicher ist. Man
schiebt die Risiken aber gerne beiseite
und denkt, mir passiert so was schon
nicht und ich kann selber auf mich aufpassen. Es gibt aber Situationen, denen
man auch als Polizeibeamter machtlos
gegenübersteht und trotz einer guten
Ausbildung und Eigensicherung keine
Chance hat, darauf reagieren zu können.
??? Jetzt bist du wieder im Dienst und
hast als allererstes eine E-Mail an alle
gesandt, dass es dir gut geht.
Biernath: Ja, das war mir ein direktes
Anliegen, mich bei allen Mitarbeitern
und Kollegen der PI Verden zu bedanken
und ihnen mitzuteilen, dass ich wieder
da bin.
??? In den ersten Tagen hast du Innendienst gemacht. Wie ich hörte, bist du
sehr unruhig gewesen und wolltest unbedingt wieder raus.
Biernath: Es steckt mir einfach in den
Knochen. Ich bin ein Mensch, der nicht
lange ruhig sitzen kann, der lieber aktiv
tätig werden möchte.
Mir war einfach wichtig, wieder normal Dienst versehen zu können. Drei
Wochen Innendienst haben mir gereicht.
Danach musste ich wieder raus!
??? Hat das Erlebnis deine Einstellung zum Leben, zu deinen Lebensumständen, zu deinen Lebensweisen verändert?
Biernath: Ich denke schon. Ich schiebe jetzt nichts mehr auf die lange Bank
und versuche jeden Tag intensiv zu leben.
Monika Kleuker | jrd
120 Straftaten in
Werlte aufgeklärt
Eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe des Polizeikommissariates Papenburg unter Leitung von Polizeioberkommissarin Andrea Meyer legte
kürzlich das Ergebnis einer zweimonatigen Sonderermittlung in der
Samtgemeinde Werlte vor. Insgesamt
konnten 120 Einbrüche, Diebstähle,
Sachbeschädigungen, Bedrohungen
und Körperverletzungen geklärt werden.
Gegen 28 Täter im Alter zwischen
14 und 21 Jahre wurden Strafverfahren eingeleitet. 24 der ermittelten
Täter wohnen in Werlte, bei 17 Tätern
handelt es sich um Russlanddeutsche.
Sieben Haupttäter, die für insgesamt
73 Delikte verantwortlich sind, müssen sich demnächst vor dem Jugendschöffengericht in Meppen verantworten.
Präsentiert wurde das Ergebnis der
Ermittlungsgruppe des PK Papenburg
im Rahmen einer Besprechung zur
Kriminalitätsprävention unter Moderation des niedersächsischen Justizministers Bernd Busemann im Rathaus der Samtgemeinde Werlte. An
dieser Veranstaltung nahmen neben
Vertretern der Samtgemeinde Werlte,
auch Experten der Polizei, der Justiz
und der Staatsanwaltschaft sowie
Vertreter des Landkreises Emsland
und des Landespräventionsrates Niedersachsen teil.
Zum Abschluss der Besprechung
machte Bürgermeister Wilfried Lübs
deutlich, dass man für die Gemeinde
Werlte einen lokalen Präventionsrat
ins Leben rufen werde. Dazu sicherte
der Leiter der Polizeiinspektion Emsland/ Grafschaft Bentheim, KarlHeinz Brüggemann, von Seiten der
Polizei die volle Unterstützung zu und
bot der Gemeinde darüber hinaus eine
Sicherheitspartnerschaft an.
Achim van Remmerden | thi
Heft 6/2009 proPolizei
13
Niedersachsen
» Hildesheim:Video­
überwachung in Betrieb
Innenminister Uwe Schünemann nahm
gemeinsam mit dem Polizeipräsidenten
der PD Göttingen, Hans Wargel, dem
Oberbürgermeister der Stadt Hildesheim, Kurt Machens, sowie dem Leiter
der Polizeiinspektion Hildesheim, Uwe
Ippensen, eine Videoüberwachungsanlage in Hildesheim in Betrieb.
„Die Videoüberwachung soll Straftaten verhindern und zur Aufklärung begangener Straftaten beitragen. Es geht
uns keinesfalls darum, friedliche und
unbescholtene Bürger oder Passanten zu
beobachten“, sagte der Minister.
Die drei Kameras, die bei der Polizeiinspektion Hildesheim aufgeschaltet
sind, können um 360 Grad geschwenkt
werden und liefern hoch auflösende
Bilder. Ein automatischer Farb- und
Schwarzweiß-Modus sorgt Tag und
Nacht für bestmögliche Bildqualität. Die
Investitionskosten in Höhe von 86.000
Euro werden vom Land Niedersachsen
getragen. Die laufenden Unterhaltskosten für die Leitungs- und Platzmiete
übernimmt die Polizeiinspektion Hildesheim.
Die Kameras im Kernstadtbereich von
Hildesheim erfassen den Paul von Hindenburgplatz, den Pelizaeusplatz sowie
die Wollenweberstraße und Friesenstraße. Dort gibt es ein vielfältiges Angebot
von Innen- und Außengastronomie für
alle Altersgruppen, das insbesondere bei
gutem Wetter stark frequentiert ist. Im
14
proPolizei
Heft 6/2009
Jahr 2007 verzeichnete die polizeiliche
Kriminalstatistik für diesen Bereich 143
Straftaten von teilweise erheblicher Bedeutung. 2008 stieg die Zahl der Straftaten auf 171. Darunter ist ein versuchtes
Tötungsdelikt.
In der Polizeiinspektion Hildesheim
ist es die zweite Videoüberwachungsanlage. Die erste Anlage war 2008 an der
Straßenbahnwendeschleife in Sarstedt in
Betrieb genommen worden. In diesem
Bereich gab es in den Jahren 2005 bis
2007 durchschnittlich 227 Straftaten pro
Jahr. Das entsprach etwa zehn Prozent
der jährlichen Gesamtstraftaten für den
Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariates Sarstedt. Darunter waren ein
räuberischer Angriff auf einen Taxifahrer
mit Schusswaffe, mehrere Straßenraubdelikte und Schlägereien unter Jugendlichen. Seit Inbetriebnahme der Videoüberwachung ist die Zahl der Straftaten
deutlich rückläufig.
Nach den versuchten Kofferbombenanschlägen auf Regionalzüge in Dortmund und Köln waren sich die Innenminister der Länder einig, dass die
Videoüberwachung im öffentlichen
Raum geeignet ist, gezielt Brennpunkte
der Kriminalität zu bekämpfen und das
Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu
stärken, sagte Schünemann. „Die Videoüberwachung versetzt die Sicherheitsbehörden auch in die Lage, Täter schnell
zu identifizieren“, so der Innenminister.
ken
» Service des UHD
positiv bewertet
Landesweit bekannt ist die Rufnummer 07-22-1000 und für ihre Hilfe in
punkto NIVADIS und anderen IT-Anwendungen. Hinter steckt das Team des
User Helpdesks – kurz UHD. Jetzt hatte
man dort zum wiederholten Male Grund
zur Freude: Über 100 Anwenderinnen
und Anwender stellten den Beschäftigten
der ZPD im Rahmen einer kürzlich
durchgeführten Onlinebefragung für
Ihren Service eine erneut gute Note aus.
Die stichprobenartig durchgeführte Erhebung bei zufällig ausgewählten Beschäftigten soll in regelmäßigen Abständen notwendige Klarheit darüber bringen,
ob die Dienstleistungen des UHD insbesondere in Puncto Leistungsfähigkeit
sowie Kundenfreundlichkeit den hohen
Erwartungen im Lande entspricht.
Darüber wie auch zu neuesten Entwicklungen im UHD sparch Karsten
Wolff mit dem Dezernenten 41.5 der
ZPD Hilmar Bendix.
??? Wie darf man sich eine solche
Onlinebefragung vorstellen?
Bendix: Jeder Zehnte der insgesamt
3.819 Anrufer(innen) im Mai 2009 wurde gebeten, kurz einen im Intranet zur
Verfügung stehenden Fragebogen mit
sechs Fragen zu beantworten. Knapp 35
Prozent nahmen sich die Zeit und stellten
dem UHD in Sachen Erreichbarkeit,
Kompetenz, Freundlichkeit sowie Qualität ein durchweg gutes Zeugnis aus. In
der Schule würde es heißen, der UHD
hat eine glatte Zwei erhalten. Wir freuen
uns sehr darüber, dass unser Service so
gut ankommt.
??? Wieviel Kolleginnen und Kollegen
arbeiten in Ihrem Team?
Bendix: Momentan sind es – im
24-Stunden-Betrieb – 28 Beschäftigte.
Davon sind sechs so genannte Kommissare vom Lagedienst. Genauso, wie ein
Dienstabteilungsleiter tragen sie die
Verantwortung für ihre jeweilige Schicht
und den möglichst störungsfreien Betrieb der zahlreichen IT-Anwendungen
im Lande. Je nach Wochentag, Uhrzeit
und Arbeitsanfall werden sie von einer
entsprechenden Zahl von Analysten
unterstützt.
??? Wie oft wird denn die 1000 angewählt?
Bendix: Im Zeitraum Juni 2007 bis
Ende Mai dieses Jahres hatten wir unglaubliche 140.000 Anrufe. Aus diesen
Gesprächen resultierten rund 90.000
Problem- oder Störungsberichte, wovon
die meisten bereits sehr schnell, oft noch
während des Gesprächs gelöst werden
konnten.
??? Dem Vernehmen nach soll noch in
Foto: PI Hildesheim
Niedersachsen
diesem Jahr die landesweite Servicerufnummer 2000 geschaltet werden. Was hat
es damit auf sich?
Bendix: Kurz gesagt, der UHD rüstet
sich bereits für die Einführung des Digitalfunks in Niedersachsen. Noch in
diesem Jahr beziehen wir neue und größere Arbeitsräume, um 18 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das
Servicefeld Digitalfunk zu integrieren.
Künftig bieten wir damit nicht nur umfassende Hilfeleistungen rund um die
Themen NIVADIS und andere IT-Anwendungen, sondern auch zu Endgeräten
und Netzwerkmanagement in punkto
Digitalfunk. Sobald wir in unserem
neuen Arbeitsfeld startklar sind, lassen
wir von uns hören.
??? Welche Voraussetzungen muss man
mitbringen, wenn man sich für eine Tätigkeit in ihrem Bereich interessiert?
Bendix: Freude am serviceorientierten
Umgang mit anderen Menschen und
darüber hinaus ein grundsätzliches Interesse und Neugier für neue technische
Anwendungen hat. Die fachliche Qualifizierung steuern wir durch Fachseminare, Hospitationen und Mitarbeiterschulungen dazu. Ein Reinschnuppern für
Interessierte ist bei uns kein Problem –
jederzeit gerne.
der Jugendhilfe, in der Justiz, in den Kirchen, in Schulen, Vereinen und Verbänden
sowie an Politiker und Wissenschaftler.
Am diesjährigen Kongress nahmen über
3.000 Personen teil. In der kongressbegleitenden Ausstellung koordinierte das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA NI)
den Ausstellungsstand der Polizei Niedersachsen. Dort wurden auf einer Fläche von
200 Quadratmetern elf Projekte verschiedenster Dienststellen präsentiert, die die
Vielfalt der in Niedersachsen durchgeführten Präventionsprojekte verdeutlichten..
Das LKA NI selbst präsentierte sich mit
drei Projekten, wie zum Beispiel mit dem
2007 mit dem Förderpreis Kriminalprävention ausgezeichneten Gewaltpräventionsprojekt für Schulen „Prävention als
Chance (PaC)“.
Karsten Wolff | ken
» Präventionstag:
Polizei mit dabei
„Ich hatte keine Ahnung, wie vielfältig
die polizeiliche Präventionsarbeit in Niedersachen ist“, gestanden viele Besucher
des 14. Deutschen Präventionstages, als
sie den Stand der Polizei Niedersachsen
besuchten.
Das Motto des Deutschen Präventionstages: „Solidarität leben – Vielfalt sichern“.
Er fand im Juni unter der Schirmherrschaft
des Niedersächsischen Ministerpräsidenten, Christian Wulff, in Hannover statt.
Der seit 1995 jährlich in einer anderen
deutschen Stadt durchgeführte Kongress
wendet sich an Verantwortungsträger der
Prävention zum Beispiel in Kommunen,
bei der Polizei, im Gesundheitswesen, in
Foto: Polizei
Besondere Aufmerksamkeit erhielt auch
das Projekt zur Eindämmung des Alkoholmissbrauchs und zur Gewaltprävention bei
Minderjährigen. Am Konzept des LKA NI
überzeugte, weil es alle Altersgruppen –
von den Neunjährigen bis zu den jungen
Erwachsenen – sowie Eltern und Veranstalter von Festen mit einbezieht. Und mit
der dritten Präsentation – dem Konzept
zum Umgang mit rückfallgefährdeten
Sexualstraftätern – brachte das LKA NI
einen neuen Aspekt der täterbezogenen
Präventionsarbeit für Erwachsene ein.
Die Polizeiinspektion Hildesheim Informierte nicht nur ausführlich zum Thema
„Häusliche Gewalt“, sondern erzeugte
durch die Dokumentation von Aussagen
der Kinder, die daheim Gewalt erlebten,
bei den Betrachtern Betroffenheit.
Die PI Gifhorn wählte zum gleichen
Thema gemeinsam mit der Bäckerinnung
einen ungewöhnliche Weg. Unter dem
Motto: Gewalt kommt nicht in die „Tüte“
verschenkte sie Brötchen in Tüten, auf
denen die Telefonnummern der örtlichen
Beratungsstellen standen. Durch diese
Aktion, die im Sommer 2008 in Gifhorn
durchgeführt wurde, wurde es Betroffenen
ermöglicht, unauffällig die Nummern der
Hilfeeinrichtungen mit nach Hause zu
nehmen.
„Alkoholprävention“ war das Thema der
PI Leer/Emden, die es anschaulich auf
einem Marktstand präsentierte. Die PI
Emsland/Grafschaft Bentheim wies auf
ihre Partnerschaft mit dem Handwerk hin
und informierte über die Umsetzung städtebaulicher Aspekte in der Region.
Fast alle in die Kongresshallen strömenden Besucher kamen an den
Bussen der Polizeipuppenbühne Osnabrück und dem
Bus-Scout-Projekt der PI
Northeim vorbei und konnten sich von der Qualität
polizeilicher Präventionsarbeit überzeugen.
Sternförmig um den zentralen Polizeistand herum
präsentierten sich weitere
Polizeidienststellen gemeinsam mit den regionalen
kommunalen Präventionsgremien: Die PD
Hannover präsentierte ihr breites Präventionsangebot vom Puppenspiel über Fußballprojekte bis hin zu Integrations- und
Dialogprogrammen. Die PI Winsen/Luhe
stellte gemeinsam mit dem Arbeitskreis
Prävention das Projekt „Do the right thing“
vor, in dem die positiven Seiten (und nicht
immer nur die Schwächen) der Jugendlichen in den Mittelpunkt gerückt werden.
Die PI Rotenburg informierte neben vielen
Aspekten ihrer gemeinsamen Arbeit mit
dem kommunalen Präventionsrat auch
über die Projekte „Stadtfahrrad“ und zur
Suchtprävention. Die PI Cloppenburg/
Vechta machte auf ihrem Stand auf ihr
Schutzengelprojekt aufmerksam.
Nicht zu übersehen war aber die Zeitmaschine der PI Cuxhaven: Im Zeitraffer
wurde die menschliche Entwicklung 
Heft 6/2009 proPolizei
15
Niedersachsen
– sowohl im positiven als auch im Negativen (in der Kriminalität endend) dargestellt. Die Erfahrungen wurde quasi
„fühlbar“.
Der nächste Deutsche Präventionstag
findet am 10. und 11. Mai 2010 in Berlin
mit den Schwerpunktthema „Schule“
statt.
Rita Salgmann | fed
» Initiative des Weißen
Rings ausgezeichnet
Die Initiative gegen Jugendkriminalität
„Kraft gegen Gewalt“ vom Weißen Ring,
wurde als einer der Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs „365 Orte im
Land der Ideen“ ausgezeichnet. Carsten
Schulz von der Deutschen Bank in Goslar
übergab die Ehrentafel „Ausgewählter
Ort im Land der Ideen“ an Günter Koschig, dem Mitinitiator, der vor 13 Jahren
in Goslar gestarteten Aktion „Kraft gegen
Gewalt“.
Die Veranstaltungsreihe „365 Orte im
Land der Ideen“ wurde bereits zum viertenMal von der Deutschen Bank und der
Standortinitiative „Deutschland – Land
der Ideen“ unter der Schirmherrschaft von
Bundespräsident Horst Köhler durchgeführt.
Jeder „Ausgewählte Ort“ wird sich und
seine Idee an einem Tag des Jahres mit
einer Veranstaltung präsentieren: der
Weiße Ring wird dies am 17. Dezember
mit vielen Schülern und der Polizeiin­
spektion Goslar sowie der Gewerkschaft
der Polizei, die beide die Aktion seit 13
16
proPolizei
Heft 6/2009
Jahren mit unterstützen, in der Aula der
Polizei Goslar tun.
Günter Koschig | fed
» Ausstellung „Opfer“
im IT-Zentrum
Im Juni gab es im IT-Zentrum in Lingen
die vielbeachtete Ausstellung „Opfer“. Sie
war gemeinsam vom Weißen Ring und der
Polizeiinspektion Emsland/ Grafschaft
Bentheim organisiert worden.
An der Eröffnung nahmen rund 90 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Justiz, von
Opferhilfe-Organisationen und der Polizei
teil. Polizeipräsident Rolf Sprinkmann
dankte dem Weißen Ring und der PI für
die Idee und ihre Umsetzung. „Diese Ausstellung erfordert Mut, Mut zum Hinsehen!
Denn: Wegsehen lässt die Betroffenen im
Stich und stärkt die Täter!“, so Sprinkmann.
Die Schirmherrschaft hatte der Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische
Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Dr. Hermann Kues, Lingen, übernommen. Seinen Angaben zufolge wird
jede vierte Frau Opfer von Gewalt. Dieses
sei das Ergebnis einer Dunkelfeldstudie,
die sein Ministerium in Auftrag gegeben
habe. „Die Bilder dieser Ausstellung sollen
wachrütteln und fordern zum Hinschauen
auf“, machte Kues deutlich. „Abschließen-
Dr. Bernhard Weiner (Weißer Ring Niedersachsen, links), EPHK Albert Wundram,
LPD Karl-Heinz Brüggemann, Polizeipräsident Rolf Sprinkmann, Staatssekretär Dr.
Hermann Kues, MdB, Oberbürgermeister
Heiner Pott
de Antworten gibt sie jedoch nicht.“.
Der Leiter der PI Emsland/ Grafschaft
Bentheim, Leitender Polizeidirektor KarlHeinz Brüggemann, bedankte sich bei
Kues für dessen Bereitschaft, die Schirmherrschaft für diese wichtige Ausstellung
zu übernehmen, und beim Ersten Polizeihauptkommissar Albert Wundram, der die
Organisation der Ausstellung koordiniert
hatte. Mehr als 100 außergewöhnliche und
unter die Haut gehende Plakate, Fotos und
Werbekampagnen wurden vom Weißen
Ring und der PI in der Ausstellung präsentiert. Bei Gesprächsbedarf standen während der Ausstellungszeiten Mitarbeiter
des Weissen Ring und der Polizeiinspektion Emsland/ Grafschaft Bentheim zur
Verfügung.
Achim van Remmerden | ham
» Austauschprogramm:
Besuch aus den USA
Im Mai besuchten fünf amerikanische
Polizeibeamte im Rahmen eines internationalen Polizeiaustauschprogramms die
Polizei in Hannover und Göttingen. Der
Austausch wurde durch den Verein
STAR International Police Exchange
organisiert , der bundesweit mehr als 250
Mitglieder hat und seit 1986 besteht.
Im Herbst finden die Austauschprogramme jeweils in den USA statt, im
Frühjahr erfolgen die Gegenbesuche in einem der
deutschen Landesverbände.
In diesem Jahr war das
niedersächsische Chapter
für das Programm verantwortlich. So besuchten die
amerikanischen Kollegen
(aus Kalifornien, Texas und
Washington) unter anderem die Polizeidirektionen
Hannover und Göttingen,
erlebten die Arbeit der
Bereitschaftspolizei, der Wasserschutzpolizei und des SEK und nahmen mit
ihren Gastgebern am Streifendienst in
den jeweiligen Dienststellen teil.
Die durchgeführten Programme genieFotos: PI Goslar (1); van Remmerden (1)
Niedersachsen
40jähriges Dienstjubiläum
1. Januar 2010
PD Osnabrück:
PK Hans-Peter Müller
POK Walter Ottens
ßen sowohl in den USA als auch in
Deutschland mittlerweile einen hohen
offiziellen und öffentlichen Stellenwert.
Ein besonderes Highlight war daher auch
hier die Begrüßung der Gäste durch Innenminister Uwe Schünemann am zweiten Programmtag. Schünemann stellte in
seiner englischen Ansprache die Arbeit
der niedersächsischen Polizei dar und
betonte dabei, wie wichtig persönliche
internationale Kontakte zwischen Polizeibeamten gerade in Zusammenhang
mit der Bekämpfung von Terrorismus
sind.
Wer Interesse an einer Mitgliedschaft
im Verein STAR International Police
Exchange hat um selbst einmal an einem
Austauschprogramm in den USA teilzunehmen, kann sich unter www.star-ipe.
com oder beim niedersächsischen Landesvorstand (Katharina Kutsche, PD H,
und Stephanie Lindner, ZPD) über die
Vereinsarbeit informieren.
mehreren Jahren auch der „Noorderdierenpark“ in Emmen/Niederlande angeschlossen.
Die niederländische Polizei der Region Drenthe und die Brandweer (Feuerwehr) der Stadt Emmen begleiten diese
Veranstaltung mit eigenem Personal und
stellen Fahrzeuge aus.
Katharina Kutsche | dw
Der niederländische Koordinator für
die grenzüberschreitende polizeiliche
Zusammenarbeit lud dann vor einigen
Jahren erstmals auch die deutsche Polizei
in den Tierpark ein. Mittlerweile ist
dieser grenzüberschreitende „Einsatz“
zum jährlichen Event geworden.
So war es auch wieder im Juni dieses
Jahres. Der Verkehrssicherheitsberater
» „Dreamnight“ im Zoo
von Emmen/NL
Viele internationale Zoos öffnen mittlerweile einmal jährlich kostenfrei ihre
Pforten für Familien mit behinderten
Kindern. Dieser Aktion hat sich vor
Fotos: MI (1); PI Emsland / Gft. Bentheim
der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim stellte in Emmen einen
neuen silber-blauen VW-Bulli vor, während ein Beamter der Regionalen Verbindungsstelle Lingen ein Polizeimotorrad
präsentierte.
Die Kinder strahlten, als sie im Polizeiauto ihre Fingerabdrücke abgeben
und diese dann in einen Kinder-Polizeiausweis mitnehmen konnten.
250 Kinder wurden aus ihren speziellen Rollstühlen auf die Polizeikräder aus
den Niederlanden und aus Deutschland
gehoben, da sie diese aufgrund ihrer
Behinderungen nicht selbst besteigen
konnten. Mit Fotoapparaten und Filmkameras hielten die Eltern diese Situationen fest.
Die glücklichen Gesichter der behinderten Kinder ließen auch den „Muskelkater“
durch das Heben der vielen
Kinder schnell zur Nebensache werden. Viele gestellte
Fragen über den Unterschied
zwischen niederländischer
und niedersächsischer Polizei wurden beantwortet. Ein
niederländischer Beamter
führte mit Kindern „Festnahmen“ durch. Handfesseln wurden eingesetzt. „Renitente Personen“ wurden
mit Pfefferspray (= Wasser)
in Schach gehalten.
Eine Zählung am Eingang des Zoos hatte ergeben, dass 1.743
Erwachsene mit 2.138 Kindern während
dieser „Dreamnight at the Zoo“ den
Tierpark besucht hatten. Schon jetzt hieß
es: „Volgend jaar zal deze dag opnieuw
georganiseerd worden.“ Übersetzt heißt
das: „Im nächsten Jahr findet diese Aktion wieder statt.“
Thomas Ohoven | dw
Heft 6/2009 proPolizei
17
Niedersachsen
» Special Constables
der PI Emsland/Graf­
schaft Bentheim
Zum elften Mal fuhren Polizeibeamte
der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim zur Tourist Trophy auf
die direkt zur britischen Krone gehörenden Isle of Man. Neben Ewald Temmen
aus Emsbüren, der bereits zum elften
Mal am Polizeieinsatz auf der Insel in
der irischen See teilnahm, unterstütze
erstmals Thomas Ludwig aus Papenburg
die Polizei auf der Isle of Man.
Man wie in den letzten Jahren um Unterstützung gebeten worden. Dem kam man
gern nach zumal die Kosten
für diesen Einsatz, wie stets,
von der Regierung der Isle
of Man übernommen wurden.
Weit über 30.000 Motorradfahrer aus ganz Europa
besuchten in diesem Jahr die Tourist Trophy. Temmen und Ludwig unterstützten
die Polizei der Isle of Man bei einsatzbedingten polizeilichen Maßnahmen und
waren als deutsche Verbindungsbeamte
tätig. Ihr Arbeitsspektrum betraf die Aufnahme von Unfällen und die Regelung
sonstiger polizeilicher Einsätze, insbesondere dann, wenn Personen aus dem
deutschsprachigen Raum beteiligt waren.
Martin Ratermann | fed
» PI GÖ unterstützt
Grenzdurchgangslager
Ltd. Polizeidirektor Karl-Heinz Brüggemann (im Foto li.), Chef der PI Emsland/Grafschaft Bentheim, verabschiedet
Temmen und Ludwig persönlich in Richtung Großbritannien. Wie nahezu alle aus
Deutschland anreisenden Biker fuhren sie
– in ihrem Fall mit ihren Polizeimotorrädern – durch die Niederlande bis Rotterdam und von dort aus per Übernachtfähre
bis zur Ostküste Großbritanniens nach
Kingston up Hull. Danach ging es quer
durch England zum Fährhafen Heysham
an der englischen Westküste und von dort
mit einer Fähre bis nach Douglas, der
Hauptstadt der Isle of Man.
Wie in jedem Jahr wurden die Kollegen
vor dem ersten offiziellen Dienst vereidigt.
Sie legten einen Schwur auf die englische
Königin ab und wurden für die Dauer des
Aufenthalts zu „Special Constables“ ernannt.
Die PI Emsland/Grafschaft Bentheim
war von den Polizeibehörden der Isle of
18
proPolizei
Heft 6/2009
Nach dem 2. Weltkrieg richtete die
englische Militärregierung im ehemaligen Versuchsgut der Universität Göttingen in Friedland ein Durchgangslager für
Flüchtlinge, Heimatvertriebene und aus
der Kriegsgefangenschaft heimkehrende
Soldaten ein. Ziel war eine Kontrolle
über die Flüchtlingsströme und eine
Entlastung der in Nähe der russischen
Zone liegenden Stadt Göttingen.
Im Jahr 1947 übernahm das neu gegründete Land Niedersachsen die Verantwortung für das Grenzdurchgangslager. Mittlerweile werden Spätaussiedler
aus der früheren Sowjetunion – den
heutigen GUS-Staaten – die nach
Deutschland übersiedeln, zunächst im
Lager Friedland untergebracht, versorgt
und registriert. Sie bleiben sechs Monate. Die Erwachsenen haben vormittags
Deutschunterricht und die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen gehen m
GDL Friedland in die eigene Schule.
Die PI Göttingen hat vom Innenministerium den Auftrag bekommen, die Integrationsbemühungen in Friedland zu
unterstützen. Ein- bis zweimal in der
Woche hält ein Beamter des PK Münden
einen Vortrag zu Themen wie förderalistischer Aufbau der Bundesrepublik
Deutschland, Organisation der Polizei in
den Ländern, Notrufeinrichtungen, häusliche Gewalt, allgemeines verkehrsgerechtes Verhalten, Umschreibung oder
Erteilung einer deutschen Fahrerlaubnis
und das Zulassen von Fahrzeugen.
Es ist wichtig, dass die Aussiedler von
Anbeginn in ihrer neuen Heimat einen
„positiven“ Kontakt zur deutschen Polizei bekommen. Oft ist ihr Bild von der
Polizei von negativen Erfahrungen und
Erlebnissen in ihren ehemaligen Heimatländern geprägt.
Wolfgang Bury/dw
Der Ortsratspokal der Ortschaft West der
Stadt Salzgitter ging beim 44. Schützenund Volksfest an Robert Budelmann (l.)
und Stationsleiter Markus Müller von der
Polizeistation Gebhardshagen. Der Wanderpokal wurde vor der Evangelischen Kirchengemeinde St. Nicolai und der Freiwilligen
Feuerwehr errungen. Günter Koschig
Fotos: PI Emsland/Gft. Bentheim (1); PI Göttingen (1); PI Goslar (1)
Niedersachsen
Meppen
Jugendschutzprojekt
N
eben den Städten Hannover und
Göttingen nimmt der Landkreis
Emsland am Präventionsprogramm „Communities That Care – CTC“ teil. Das
Programm ist Bestandteil des Projektes
„Sozialräumliche Prävention in Netzwerken – SPIN“.
Einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichneten der Leiter der PI
Emsland/Graftschaft Bentheim, Ltd.PD
Karl-Heinz Brüggemann, Dr. Bernd Kuckuck vom Landkreis Emsland und der Geschäftsführer des Landespräventionsrats Niedersachsen,
Erich Marks.
Für die Projektlaufzeit
vom 1. September 2009 bis
zum 30. November 2011
liegt der Untersuchungs und Planungsschwerpunkt
wegen des besonderen Aussiedleranteils in den Gemeinden Sögel, Werlte,
Freren und Spelle. Dort
werden Teams gebildet, die
das Projekt vor Ort in der Jugend- und
Sozialarbeit für die dortigen Kindertagesstätten, Schulen und weitere Einrichtungen
umsetzen.
Der Präventionsansatz CTC wurde in
den USA und den Niederlanden entwickelt. Dabei geht es um die Entwicklung
einer Langzeitstrategie, mit deren Hilfe die
Bedingungen für ein gesundes und sicheres Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen verbessert werden sollen. „Der
Ansatz beruht auf der Überzeugung, dass
bestimmte Risiko- und Schutzfaktoren in
ihrem Zusammenspiel die Möglichkeit
erhöhen oder auch senken, dass Kinder
und Jugendliche für sich selbst und ihre
Umwelt problematische Verhaltensweisen
entwickeln“, erläutert Kuckuck.
Den fünf grundsätzlichen Problemverhaltensweisen, zu denen unter anderem
Fotos: PI Emsland/Gft. Bentheim (1); 3. BPH (1)
3. BPH
Partnerschaft mit
Altenheim St. Hedwig
Gewalt, Schulabbruch, problematischer
Alkoholgebrauch sowie frühe Schwangerschaften zählen, liegen nach der CTCMethode nicht jeweils unterschiedliche
Risikofaktoren, sondern dieselben 19 Risikofaktoren in unterschiedlicher Kombination zugrunde. Diese sind Konflikte in der
Familie, frühes und anhaltendes unsoziales
Verhalten, fehlende Bindung zur Schule,
Umgang mit „Problemfreunden“ und Verfügbarkeit von Drogen und Alkohol.
Zugleich gibt es Schutzfaktoren, die als
Puffer bei Kindern und Jugendlichen wirken und trotz möglicher Risikobelastung
ein auffälliges Verhalten verhindern. Dazu
zählen ein familiärer Zusammenhalt, Interaktion mit Gleichaltrigen, Vertrauen in
moralische Ordnung sowie Anerkennung
für Mitwirkung.
„Mit dem Projekt wollen wir die Risikofaktoren in mehreren Lebensbereichen
verringern. Das bedeutet aber auch, dass
Prävention jeden angeht, vom Polizisten
zur Kindergartenpädagogin bis hin zum
Jugendsozialarbeiter“, sagte Brüggemann.
Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf über 700.000 Euro, die vom
Land und über europäische Mittel finanziert werden.
Achim van Remmerden | mat
Das Braunschweiger Alten- und
Pflegeheim St. Hedwig bot seinen Bewohnern kürzlich einen Ausflug zum
Zoo in Magdeburg an. Dank der Unterstützung von fünf ehrenamtlichen
Helfern sowie 17 Beamtinnen und
Beamten der 3. BPH und der T-Gruppe
Braunschweig konnten auch 17 gehbehinderte Heimbewohner daran teilnehmen.
Die Unterstützung der Bereitschaftspolizei kam nicht von ungefähr. Denn
zwischen der 3. BPH und der Einrichtung besteht seit 14 Jahren eine Partnerschaft. Sie ermöglicht es den Heimbewohner n zweimal im Jahr am
öffentlichen Leben teilzunehmen – neben dem Zoobesuch gehört auch ein
Besuch des Weihnachtsmarktes dazu.
Auch wenn die Einrichtung viele
Aktivitäten im Haus anbietet sind die
Bewohner dankbar dafür, dass sie gelegentlich „rauskommen“. Denn viele
von Ihnen haben nicht die Möglichkeit,
das Heim allein zu verlassen.
Karl Wetter, Leiter von St. Hedwig,
sowie die Verantwortliche für den begleitenden Dienst, Annette LudwigRoman, bedankten sich bei allen Helfern für die Ermöglichung eines schönen
Ausfluges für die Heimbewohner. mat
Heft 6/2009 proPolizei
19
Niedersachsen
Verkehrsunfallkommissariat:
Polizeiarbeit zwischen Lack­
schaden und gefährlicher Straftat
Ob es um einen tödlichen Unfall
geht oder nur um einen Blechschaden: Wenn nach Verkehrsunglücken Fragen offen sind, müssen
die Mitarbeiter des 7. Fachkommissariats der Hildesheimer Kripo
ran. Neben der Unfallursache geht
es dabei oft um ein Thema, das
Verletzte und Hinterbliebene
besonders bewegt: Wäre alles zu
vermeiden gewesen?
PHK Thomas Brandes weiß, was die
Menschen hören wollen: „Er hatte keine
Chance“, dieser Satz aus dem Mund eines Polizeibeamten, er erspart den Angehörigen von Unfallopfern wenigstens
die quälende Frage nach dem „Was wäre
wenn?“. Könnte der Verwandte oder der
Freund noch leben, wenn er nur langsamer, vorsichtiger oder aufmerksamer
gefahren wäre? Wenn ein anderer sich
an die Verkehrsregeln gehalten, wenn er
nicht telefoniert hätte?
Die Mitarbeiter des Verkehrskommissariats am Bismarckplatz gehen derlei
Fragen akribisch nach – allerdings geht
es für sie weniger um den Seelenfrieden.
Es geht um handfeste strafrechtliche
Folgen. So wie im Fall des 33-jährigen
Hildesheimers, der im vergangen Jahr
bei einem Auffahrunfall auf der A7 aus
seinem Wagen geschleudert und dadurch
getötet wurde. Schuld hatte ein alkoholisierter Fahrer aus Darmstadt, der aufgefahren war. Doch der Hildesheimer
war nicht angeschnallt. Hätte er überlebt,
wenn er den Gurt angelegt hätte? Mit
hoher Wahrscheinlichkeit ja, urteilten
damals die von der Polizei eingesetzten
Gutachter. „Den Vorwurf der fahrlässigen Tötung war der Unfallverursacher
20
proPolizei
Heft 6/2009
Verkehrsunfalldienst: Thomas Brandes (l.) und Günter Sievert – bei der Auswertung von
„Phideas“-Aufnahmen und einer Unfallskizze
damit los“, erinnerte sich POK Günter
Sievert.
Er war es auch, der im April dieses
Jahres den Hergang des fatalen Unfalls
bei Sillium klären musste, bei dem ein
Lastwagen die Mittelleitplanke durchbrochen und auf die Gegenfahrbahn ein
entgegenkommendes Auto zermalmt
hatte. Drei Menschen starben in dem
Wagen, auch der Fernfahrer kam um.
Was aber hatte zu dem Schreckensszenario auf der A7 geführt?
Wie immer in solchen Fällen stützte
sich Sievert als Sachbearbeiter auf die
Arbeit seiner Kollegen aus dem Einsatzund Streifendienst, die schon in der
Nacht den Unfallort untersucht und do-
kumentiert hatte. „Phidias“ heißt das
System, mit dem die Beamten Unfallund Tatorte zunächst strukturieren, dann
fotografieren und schließlich in maßstabsgetreue Skizzen einfließen lassen.
In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft schaltete Sievert auch einen Sachverständigen ein, der den Unfallhergang
rekonstruierte. Und natürlich einen Gerichtsmediziner der MHH. Er obduzierte die Leiche des Lastwagenfahrers – und
fand heraus, dass dieser nicht etwa eingeschlafen war, sondern einen Herzinfarkt erlitten und deshalb die Kontrolle
über sein tonnenschweres Fahrzeug verloren hatte.
„Anfangs schwang auch noch die Frage
Foto: Chris Gossmann
Niedersachsen
Kastanienfest bei der
PI Osnabrück
mit, ob der Fahrer des Autos hätte ausweichen können, wenn er langsamer gefahren
wäre“, sagt Sievert rückblickend. Doch die
Skizzen, die Spuren an der Leitplanke und
an den Unfallfahrzeugen nahmen den
Gutachter und Kripo-Beamten auch hier
die Zweifel: „Er hatte keine Chance.“
Natürlich helfen neue Computerprogramme und das physikalische Wissen
externer Gutachter. Wenn jemand angefahren wird, kann man anhand von Kontaktpunkten an der Stoßstange, auf der Motorhaube und der Windschutzscheibe
errechnen, wie schnell das Auto gefahren
ist“, erklärt Brandes. Die Technik hat in
den vergangen Jahren große Sprünge ermöglicht – auch durch Datenbanken, die
den Ermittlern zum Beispiel den Weg vom
gefundenen Fahrzeugteil zum geflohenen
Unfallfahrer ebnen können.
Und doch ist das Gros der Arbeit nach
wie vor kriminalistische Kleinarbeit. „Zeugensuche, Vernehmungen, Klinkenputzen“, sagt Brandes. Auch hier gibt es
spektakuläre Fälle, wie den lebensgefährlichen „Draht-Anschlag vom Klingeltunnel“,, bei dem im Dezember 2007 ein
18-Jähriger einen Draht in 1,50 Meter
Höhe über den Radweg spannte. Das 7.
FK kam dem jungen Mann mithilfe einer
Zeugin auf die Schliche, die ihn später
wiedererkannte.
Eine Vielzahl der Fälle, die auf den
Schreibtischen der Polizisten landen, sind
jedoch Blechschäden. „Parkrempler“ – für
Foto: Polizei
Günter Sievert und seine Kollegen Alltagsgeschäft. Und: „Ein großes Problem.“ 702
Unfallfluchten musste das Kommissariat
im vergangenen Jahr bearbeiten, aufgeklärt wurden immerhin 260.
Manchmal gibt es Zeugen wie jenen, der
einen Rempler beobachtete und postwendend einen Zettel an die Windschutzscheibe des beschädigten Autos heftete. Darauf
stand wirklich alles: Unfallzeit, Kennzeichen, Typ und Farbe des Verursacher-Autos,
sogar dessen besondere Beschriftung. „So
was ist der Idealfall“, sagt Sievert. Viel
häufiger aber passiere es, dass sich kein
Zeuge wirklich verantwortlich fühle. Die
Geschädigten bleiben dann auf der Rechnung sitzen, die schon bei kleinen Reparaturen oft die 1000-Euro-Grenze erreicht.
Mitunter helfen den Ermittlern hier die
Zeitungsleser. „Junge lief vors Auto – wo
ist er?“, hieß es Ende August in der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“, nachdem ein Junge angefahren worden und
verschwunden war. Ein Leser erinnerte
sich prompt, zur Unfallzeit ganz in der
Nähe ein verletztes Kind und dessen Mutter gesehen zu haben – der entscheidende
Hinweis für die Polizei. „Es ist ganz so wie
bei dem Nummernschild, das nach der
Fahrerflucht am Unfallort zurückbleibt,
„Trotz aller kriminalistischen Kleinarbeit
– manchmal hilft einem doch immer noch
Kommissar Zufall“.
Aus „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“
Anfang September trafen sich Beschäftigte der Polizei, der Staatsanwaltschaft und der Gerichte beim
traditionellen Kastanienfest auf dem
Innenhof der Polizeiinspektion Osnabrück am Kollegienwall.
Traditionell wird dieses Fest gefeiert, wenn die Kastanien aus dem
mächtigen Baum im Innenhof der PI
fallen und der Sommer sich damit
langsam verabschiedet. Die Organisatoren hatten wieder ein vielfältiges
Rahmenprogramm aufgelegt. Mit
Live-Musik, Disco, Cocktailbar und
Gaumenschmaus wurde von nachmittags bis tief in die Nacht gefeiert und
geklönt.
Trotz widriger Witterungsverhältnisse trafen sich viele Kolleginnen
und Kollegen, die sich sonst eher
flüchtig begegnen. Auch über die
Grenzen der Polizei hinaus gab es
einen regen Austausch mit Vertretern
von Staatsanwaltschaft und Justiz.
Alles in Allem ein gelungenes Fest,
das eine Neuauflage bei vielleicht
auch wieder schönerem Wetter unter
der Kastanie zum unbedingten Muss
werden lässt.
Dietmar Stattkus | dw
Heft 6/2009 proPolizei
21
Niedersachsen
» Tüftler am Tatort
Anschläge, Entführungen, Mord und
Totschlag – KHK Siegfried Grothey hat
schon so ziemlich alles bearbeitet. In den
vergangen drei Jahrzehnten gab es kaum
einen spektakulären Kriminalfall in
Südniedersachsen, an dessen Aufklärung
er nicht beteiligt war.
Der 55-jährige Ermittler hat dabei stets
eines im Blick: die Spurensicherung.
„Sachbeweise sind meist unerschütterlich“. Auf diesem Gebiet kennt sich der
Leiter des 5. Fachkommissariats der
Polizei Northeim bestens
aus.
Vor einigen
Jahren hat er
ein Spurenlexikon geschrieben,
das in der
Ausbildung
eingesetzt
wird.
Auch von
seinem jüngsten Projekt
prof itieren
Fahnder in
ganz Niedersachsen: Grothey (im Bild
li.) hat das neue
Ta t o r t - Fa h rzeug für die
niedersächsische Polizei konzipiert. 30
Polizeiinspektionen sollen mit diesem
speziell eingerichteten VW-Transportern
ausgestattet werden. Den Prototypen
bekommt die PI Northeim.
Bei der Planung kam es auf jedes
Detail an. „Teilweise ging es um Millimeter“, berichtet Grothey. Monatelang
hat er immer wieder Pläne gezeichnet
und an der Ausstattung herumgetüfftelt.
Dabei gab es vor allem ein Problem:
Alles, was zur Tatortarbeit benötigt wird,
musste hineinpassen: unter anderem
Schaufel, Spitzhacke, Bolzenschneider
und Astschere. Zur Sicherung von Spuren brauchen die Ermittler häufig Wasser
und Gips. Um den Tatort auszuleuchten
und dokumentieren zu können arbeiten
sie mit Speziallampen, Foto- und Videokameras.
Der Wagen ist entsprechend voll gepackt mit Koffern. Auch DNA-Teströhrchen, Pulver und andere Utensilien zur
Sicherung von Fingerabdrücken, Sekreten, Fasern und anderen Spuren müssen
so untergebracht sein, dass sie sofort
greifbar sind. Ferner musste ein Waschbecken und eine Sitzecke mit LaptopArbeitsplatz eingebaut werden.
Die zweite Herausforderung: Es darf
nichts rutschen und es darf natürlich
auch nicht passieren, dass eine Spitzhacke durch das Auto fliegt“, sagt Grothey.
Bei einer Beladungsprobe stellte sich
beispielsweise heraus, dass eine große
Transportkiste nicht passte, und bei der
Halterung für den Laptop zwei Zentimeter fehlten. Letztlich habe sich die Tüftelei gelohnt, meint Grothey, denn: „Es
ist alles sehr funktionell“.
zur Verwaltungsvereinfachung die Prüfung und Einführung des bargeldlosen
Zahlungsverkehrs. Das kann für Verwarngelder, Sicherheitsleistungen oder
sogar Haftbefehle zutreffen.
Derzeit werden in Niedersachsen Verwarngelder zur Ahndung von Verkehrsordnungswidrigkeiten durch die Polizei
in bar erhoben und abgerechnet. Schon
heute besteht für Betroffenen die Möglichkeit, bargeldlos Sicherheitsleistungen zu begleichen. Das bezieht sich
aktuell aber nur auf ausländische Fahrzeugführer und ist auch nur mit Kreditkarten möglich.
Sabine Adam | dw
Heidi Niemann
» AG „Bargeldloser
Zahlungsverkehr“
Erstmals traf sich die Landesarbeitsgruppe „Bargeldloser Zahlungsverkehr“
unter der Leitung von Polizeioberrat
Hans-Werner Röhrken, Leiter Einsatz
bei der Polizeiinspektion Goslar.
Grundlage des AG-Auftrages ist die
Innovationsoffensive 2015. Sie empfiehlt
22
proPolizei
Heft 6/2009
Große Aufregungen im Frellstedter Kindergarten: PKin Sarah Steinhorst, PKin Jennifer
Hafke und PK Jürgen Matschi von der
Bereitschaftspolizei Braunschweig statteten
anlässlich des 30-jährigen Dienstjubiläums
der Kindergartenleiterin den „Schuntermäusen“ einen Besuch ab. Die Kinder probierten
Anhaltekelle und Handschellen aus, „untersuchten“ den Polizeitransporter und durften
sich auf das Motorrad setzen. mat
Fotos: PI Northeim/Osterode (3), PI Goslar (1); 3. BPH (1)
Gelesen
Gewinnabschöpfung
Präventive Gewinnabschöpfung
(PräGe) – Entscheidungssammlung in
Volltexten – von Kriminaldirektor a.D.
Ernst Hunsicker, Sammelband, 2.
überarb. u. erw. Auf. 2009, 226 Seiten,
E-Book 14,99 Euro, Druckausgabe
24,99 Euro. GRIN-Verlag, www.grin.
com, ISBN 978-3-638-92733-8
In der 2. Auflage, die jetzt 18 verwaltungsgerichtliche Urteile und Beschlüsse der 1. und 2. Instanz zur Präventiven
Gewinnabschöpfung enthält, ist allen
Entscheidungen ein Abstract vorangestellt (Aktenzeichen, entscheidendes
Gericht, Entscheidungsart mit Datum,
zusammenfassende Überschrift, Rechtsquellen/Fundstellen, Suchworte und
Leitsätze), um den Einstieg in die jeweilige Entscheidung zu erleichtern.
Im Anhang finden sich ein Runderlass,
der die PräGe flächendeckend für Niedersachsen regelt und grundsätzliche
Hinweise zur Durchführung von PräGEVerfahren enthält sowie eine Auseinandersetzung mit kritischen Juristen. dw
VU-Aufnahme
Verkehrsunfallaufnahme. Unfallort
– Tatort. Von Richard Taschenmacher,
3. Auflage 2009, 454 Seiten, DIN A5
Broschur, 25,90 Euro. Verlag Deutsche
Polizeiliteratur, www.vdpolizei.de, vdp.
[email protected]
Damit Verkehrsunfall-Opfer, Hinterbliebene und Verwandte nicht noch einmal zu Opfern werden, spielt die Verkehrsunfallaufnahme durch Polizeibeamte im Rahmen des Opferschutzes und
der Opferhilfe eine ausschlaggebende
Rolle. Kenntnisse unterschiedlichster
Rechtsgebiete sind mit überdurchschnittlichem Wissen über physikalische, technische, kriminaltechnische und – taktische Gegebenheiten zu kombinieren.
Zur Erlangung dieser Kompetenz liefert dieses Buch „Verkehrsunfallaufnahme“ eine fachgerechte, kompetente und
anschauliche Unterstützung für Studium,
Ausbildung und Praxis.
So stellt der Autor die bahnbrechenden
Ergebnisse, die eine beim Polizeipräsidenten in Bonn gebildete Projektgruppe mittels der Software „Microsoft-Visio“ erzielen konnte, vor. Mit dem Microsoft-Visio-Verfahren werden nicht nur die
technische Fertigung maßstabsgerechter
Skizzen, die Fertigung von (Mutter-)Skizzen über Google Earth und die Bildentzerrung inklusive der nachfolgenden Auswertung der Monobildmessung mittels
digitaler Messfotografie revolutioniert,
sondern es können auch korrespondierende Spuren nach Unfallfluchten gerichtsverwertbar visualisiert werden.
Neben diesem Verfahren wurde ein
weiteres technisches „Unfallaufnahmeverfahren“, das Mehrbildverfahren Phidias NS
aufgenommen. Die Darstellung der Alcotestgeräte wurde erweitert und das Dräger DrugTest 5000 den Drogenvortestgeräten hinzugefügt. Überarbeitet wurden
auch die Unfallgruppen und –kategorien.
Gleiches gilt für den Abschnitt über die
Behandlung von Diplomaten und bevorrechtigten Personen. dw
Kriminalistik
Lehr- und Studienbriefe Kriminalistik/
Kriminologie. Hrsg. von Horst Clages,
Leitender Kriminaldirektor a. D. und
Klaus Neidhardt, Präsident der Deutschen Hochschule der Polizei. Nr. 11:
Polizeiforschung für Studium und
Praxis von Reinhard Mokros. 1. Auflage
2009, 112 Seiten Broschur, 12,90 Euro
im Abo, 14,90 Euro Einzelbezug. Verlag
Deutsche Polizeiliteratur, wwwvdpolizei.de, [email protected].
ISBN 978-3-8011-0606-5.
Der vorliegende Lehr- und Studienbrief
liefert einen Überblick über Begriff und
Gegenstand der Polizeiforschung. Das
Verhältnis zur Polizeiwissenschaft wird
ebenso thematisiert wie die Unterschiede
zwischen kriminologischer Forschung
und Polizeiforschung. Ferner sind die
Entwicklung dieses Forschungsgebietes
in Deutschland und seine institutionelle
Verankerung zentrale Aspekte der Darlegungen.
Anhand ausgewählter Forschungsberichte stellt der Autor im Anschluss aktuelle Themen der Polizeiforschung vor und
gibt ergänzend dazu einen Überblick über
die zur Verfügung stehenden Methoden.
Das Abschlusskapitel ist eine Handreichung für die Konzeption empirischer
Forschungsarbeiten, die vor allem für
Studierende von Interesse ist. dw
Europäisches Recht
Europarecht. Ein Studienbuch für die Polizei. Von Patrick Ernst Sensburg, 1. Auflage 2009, 240 Seiten, DIN A5, Broschur,
18,90 Euro. Zu beziehen über Verlag Deutsche Polizeiliteratur, www.vdpolizei.de,
[email protected]. ISB 9783-8011-0619-5.
Sowohl für die Polizei wie für die Justiz
rückt die Auseinandersetzung mit dem
Europarecht immer stärker in den Mittelpunkt. Eine Vielzahl polizeilicher Fragestellungen hat inzwischen einen europarechtlichen Bezug. Beispiel: die grenzüberschreitende Nacheile, die Observation
im grenznahen Raum, das Schengener
Informationssystems oder der europäische
Haftbefehl genannt. Das vorliegende Buch
gibt einen umfassenden und gut verständlichen Überblick über die zentralen Bereiche zum Thema Polizeiarbeit in Europa.
In der ersten Hälfte wird das „System
Europa“ vorgestellt. Die einzelnen Institutionen der EG und der EU werden eingehend beschrieben und in den zeitlichen
Zusammenhang eingeordnet. Dem schließen sich ausführliche Kapitel zu den geltenden Verträgen und zur aktuellen Rechtsetzung und Rechtsprechung an.
Die zweite Hälfte des Buches widmet
sich den für die Polizeiarbeit bedeutsamen
Gebieten. Die Inhalte reichen dabei von den
Grundlagen der polizeilichen und justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen über
die Gemeinsamen Ermittlungsgruppen bis
zum Vertrag von Prüm und weiteren bi- und
multilateralen Verträgen. Der Leser findet
zudem Informationen rund um das Schengen-Abkommen und zu den neuen Einrichtungen der europäischen Vernetzung innerhalb der Polizeiarbeit. dw
Heft 6/2009 proPolizei
23
Briefe | Sport
Opfer von Gewalttaten
Leserbrief zum Beitrag aus proPOLIZEI,
„Preis für Zivilcorage 2009 – Gegen die
Gleichgültigkeit“, Heft 5/2009, Seite
19
Ich habe Ihren Artikel über Zivilcourage „Gegen die Gleichgütigkeit“
gelesen. Aufgrund der Geschehnisse
in München wird viel in den Medien
über das Thema berichtet.
Der Tenor ist meist der gleiche,
nicht wegsehen und handeln, aber
auch umsichtig sein und nicht den
Helden spielen.
Durch die angekündigten Preisverleihungen für das Münchner Opfer
wird dieser Mann für mich nahezu
zum Märtyrer im Kampf gegen eine
schlechte Gesellschaft stilisiert.
Ich vermisse bei dieser ganzen öffentlichen Debatte und den Berichten,
was mit den Hinterbliebenen wird,
tritt jemand für sie ein? Gibt es einen
Fond, der finanzielle Risiken abfedert?
Ich stelle mir vor, dass der Mann
Vater von zwei halbwüchsigen Kindern ist, die Frau hat eine Halbtagsbeschäftigung, das Haus ist noch nicht
abbezahlt. Der Vater und Mann wird
erschlagen. Der Verdiener fällt aus.
Was geschieht, wenn er nicht eine
private Lebensversicherung hat?
Kann die Familie gegebenenfalls
nicht schnell zum Sozialfall werden?
Ich denke, dass auch diese Seite der
Medaille öffentlich gemacht werden
muss und wenn es keine Regelungen
gibt, sollten alle, die, die sich jetzt
positiv in den Medien äußern, alles
daran setzen, dass Opfer von Gewalttaten, durch deren Folgen nicht ins
finanzielle, seelische und soziale
Abseits gelangen.
Uwe Putensen
Schreiben auch Sie uns, was Sie bewegt. Gern
veröffentlicht die Redaktion Zuschriften ihrer
Leser. Siehe hierzu auch unsere Anmerkung auf
Seite 26
24
proPolizei
Heft 6/2009
Sportlerportrait
Christoph Garbrands
PKA Christoph Garbrands mit seinem Trainer PK Alexander Siems
Z
um Abschluss der diesjährigen
Saison konnte sich der 25-jährige
Polizeikommissaranwärter (PKA) Christoph Garbrands über den Sieg bei der
Deutschen Ju-Jutsu Meisterschaft in
Rastede sowie über den Titelgewinn in
der Klasse bis 69 kg bei den 8. Deutschen
Polizeimeisterschaften 2009 in Lüchow
freuen.
Garbrands, der im Alter von 16 Jahren
in Oldenburg mit dem Ju-Jutsu begann,
erreichte bereits in der Jugend A unter
Trainer PK Alexander Siems erstmalig
eine Platzierung auf Bundesebene.
Nach dem Abitur 2003 wechselte Garbrands nach Norderstedt und koppelte
dort seinen Zivildienst mit dem Training
unter dem ehemaligen Bundestrainer
Stefan Jacobs.
Während des anschließenden Studiums
der Geschichte und Sportwissenschaft an
der Universität Oldenburg wurde das
Training wieder von Siems mitübernommen.
Die Erfolge blieben nicht aus: so konnte Garbrands mehrfach Platzierungen bei
der internationalen deutschen Meisterschaft sowie den „Hamburg Open“ für
sich verbuchen. Neben einer Platzierung
bei den „Swedish Open 2004“ gelang der
große Durchbruch 2007 mit dem Gewinn
des Deutschen Meistertitels und der Berufung in den C-Kader des Deutschen
Ju-Jutsu Verbandes.
Nach dem Studium konnte Garbrands
2008 seinen Wunschberuf bei der Polizei
ergreifen und begann am 1. Oktober eine
Ausbildung am Studienort Oldenburg.
Dem sportlichen Erfolg hat dieser berufliche Wechsel sichtbar gut getan. Er war
in diesem Jahr Anwärter für die Europameisterschaft in Maribor und wurde
Dritter bei den „Paris Open“.
Wiebke Timmermann | thi
Foto: Polizeiakademie Niedersachsen
Sport
Polizei-Sportverein Hannover
Sport unter einem guten Stern
Seit nunmehr fast 90 Jahren gibt
es in Hannover ein breites
Sportangebot im Namen der
Polizei, aber nur wenige wissen
heute noch, warum es zu diesem
Verein kam.
Die politisch und wirtschaftlich un­
sicheren Verhältnisse des frühen 20.
Jahrhunderts erschwerten den Polizeibeamten die Ausübung einer geregelten
sportlichen Tätigkeit erheblich. Bedingt
durch die Dienstplangestaltung war es
ihnen nicht möglich, regelmäßig an den
Übungsstunden der bürgerlichen Sportvereine teilzunehmen. Zudem waren sie
damals aufgrund ihres Berufes zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt.
So entstand der Wunsch nach einem
Polizei-Sportverein. Überall in Deutschland fanden sich zu jener Zeit sportbegeisterte Offiziere und Wachtmeister, die die
Gründung von Standesvereinen betrieben.
Im Jahr 1920 wurden die ersten PolizeiSportvereine in Hamburg, Breslau, Liegnitz, Glogau, Königsberg, Remscheid,
Münster und Hannover ins Leben gerufen.
In der heutigen niedersächsischen Landeshauptstadt waren es 20 jungen Polizeibeamte, die am 30. Januar 1920 ihren eigenen Sportverein auf die Beine stellten.
Bis 1929 war der Polizei-SV für seinen
Übungsbetrieb mehr oder weniger auf
stadteigene Plätze, den Waterloo- und den
Welfenplatz, angewiesen. Später erwarb
man ein Gelände am Bischofsholer Damm
um schließlich 1963/64 an den heutigen
Standort im Heideviertel zu ziehen.
Seit 1995 ist der Polizei-Sportverein
Hannover e. V. auch Pächter des Kleefelder „Annabades“. Vereinsmitglieder erhalten ermäßigte Saisonkarten und nutzen
dieses gepflegte Bad gern und oft. Hier
findet auch jedes Jahr der Polizei-Lauf
„Swim & Run“ statt.
Fotos: PSV Hannover
Vereinspräsident ist satzungsgemäß der
jeweilige Präsident der Polizeidirektion
Hannover. Uwe Binias hat dieses Amt im
Jahr 2008 von Hans-Dieter Klosa übernommen. Traditionell ist zudem der Leiter
der Polizeiinspektion Hannover-Ost auch
der Vereinsvorsitzende. Und so hat Gerd
Lewin – ebenfalls 2008 – den Vorsitz von
Roger Fladung übernommen.
Aus sportlicher Sicht sind aus dem PSV
bereits zahlreiche Talente hervor gegangen. So erreichte der vielfache Deutsche
Judo-Meister Klaus Glahn bei den Olympischen Spielen 1972 in München das
Finale im Schwergewicht und gewann
schließlich die Silbermedaille. 2007 besann sich dann das langjährige Vereinsmitglied seiner Wurzeln und ließ sich im
Rahmen der Jahreshauptversammlung
von Hans-Dieter Klosa den 9. Dan verleihen.
Im Polizei-Sportverein kann inzwischen
jedermann Mitglied werden (siehe auch
Internet unter www.psv-hannover.de). Der
Anteil von Polizeibeamtinnen und -beamten liegt derzeit bei nur noch rund einem
Drittel. Der Verein bietet die Sportarten
Aikido, Badminton, Bogenschießen, Boxen, Dance & Cheer, Faustball, Fitnessund Gesundheit (Walking und NordicWalking, Wirbelsäulengymnastik,
Koronarer Herzsport), Fußball, Gymnastik, Handball, Judo, Leichtathletik, Petanqué/Boule, Schießen, Schwimmen,
Tanzen, Tennis, Tischtennis und Volleyball
an. Der sportliche Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig beim Fußball. Diese Abteilung hat aktuell rund 500 Mitglieder –
insgesamt sind es 1.915, darunter 816
Kinder und Jugendliche.
Lars Beringer | dh
Heft 6/2009 proPolizei
25
Sport
Zu guter Letzt ...
Citylauf in Leer
Leserbriefe – Ihre
Meinung ist gefragt!
Laufen für einen
guten Zweck
Mit der Rubrik „Leserbriefe“ möchten wir die Leserinnen und Leser zu
Wort kommen lassen. Schreiben Sie
uns, was Sie bewegt. Schreiben Sie
Ihre Meinung.
Anonyme Einsendungen werden
jedoch nicht abgedruckt. Auf Wunsch
anonymisiert die Redaktion jedoch
die Einsendung. Wir behalten uns das
Recht der redaktionellen Kürzung
vor.
Alle Redaktionsmitglieder haben
großes Interesse an einer kontinuierlichen Verbesserung unserer Arbeit
und nehmen daher gern Ihre konstruktiven und kreativen Vorschläge
entgegen. Wir freuen uns auf Ihre
Beteiligung.
Dirk Hallmann
Fehlerteufel –
mea culpa
Einige Leserinnen und Leser haben
es bemerkt: proPOLIZEI hat in seiner
vorherigen Ausgabe (auf Seite 18)
insgesamt 18 Kollegen der PD Hannover zur PD Osnabrück versetzt, und
das alles anlässlich ihres 40jährigen
Dienstjubiläums.
Ehrlich: Das war nicht unsere Absicht und wir schieben diesen Fauxpas
dem leider allgegenwärtigen Fehlerteufel in die Schuhe.
Wir bitten die PD Hannover wegen
der unfreiwilligen Umsetzung von
verdienten Kollegen um Entschuldigung.
Entschuldigen wollen wir uns auch
bei der PD Osnabrück. Dort hat man
sich zu früh über die unverhoffte
Personalaufstockung – mit derart erfahrenen Beamten – gefreut.
dw
26
proPolizei
Heft 6/2009
I
m Rahmen des „Tag des Sports mit
der Polizei“ fand auch der diesjährige
von der Polizeiinspektion Leer/Emden
veranstaltete 17. Leeraner Citylauf statt.
Teilgenommen haben insgesamt über
1.800 Sportler, darunter 1.200 Kinder, die
bei den Bambinoläufen an den Start gingen. Am Halbmarathon nahmen rund 100
sowie über die Distanzen von zehn Kilometer 200 beziehungsweise über fünf
Kilometer etwa 300 Läufer teil.
Neben Uwe Heitmann, Chefredakteur
der „Ostfriesen-Zeitung“, waren als
weitere Ehrengäste der Landrat des
Kreises Leer, Bernhard Bramlage, sowie
der Bürgermeister der Stadt Leer, Wolfgang Kellner, gekommen. Gemeinsam
mit dem Leiter der PI Leer/Emden, Johannes Lind, sowie Hiltrud Richmond
von der Sparkasse Leer/Wittmund und
Thomas Steuck (Emspark) überreichten
sie später die Preise an die jeweils Erstplatzierten.
Über 100 Helfer aus verschiedensten
Institutionen waren den ganzen Tag auf
den Beinen um – erfolgreich – für einen
reibungslosen Ablauf der Veranstaltung
zu sorgen. Nur durch die tatkräftige
Unterstützung und das unermüdliche
Engagement aller Beteiligten konnte der
Citylauf in den vergangenen Jahren zu
einem der bedeutsamen Ereignisse der
Region werden.
Der Reinerlös des diesjährigen Citylaufes in Höhe von 12.000 Euro wird
für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt. Ein Teil der Summe ist für die
„Hospiz-initiative Leer e. V.“ bestimmt,
der andere Teil für die „Beratungsstelle
Leer der Deutschen Multiple Sklerose
Gesellschaft“.
Insgesamt wurden in den vergangenen
Jahren 127.000 Euro für den guten
Zweck erlaufen.
Andrea Berends | dw
Foto: PI Leer/Emden
Heft 6/2009 proPolizei
27