Patientenbroschüre Oberflächenersatz und Kopfteilersatz am

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Patientenbroschüre Oberflächenersatz und Kopfteilersatz am
DRK Kliniken Berlin
Deutsches Zentrum für Oberflächenersatz
Berlin • Köln
Patientenbroschüre
Oberflächenersatz
und Kopfteilersatz am
Hüftgelenk
BHR – Birmingham Hip Resurfacing nach McMinn
BMHR – Birmingham Hip Mid Head Resection nach McMinn
Zertifiziert nach JCI
Sehr geehrte Patientinnen und Patienten,
um Ihnen das Verständnis für die Besonderheiten der knochensparenden Hüftgelenksprothesen, die wir anbieten, zu erleichtern, sind einige Vorbemerkungen nützlich.
Die Endoprothesen des Hüftgelenkes werden durch zwei
Merkmale charakterisiert:
1.Die Art der Verankerung im Knochen
2.Die Materialien und die Größe der Gleitpartner
Abb. 1a
Abb. 1b
Die Oberflächenprothese BHR (Abb.1a) und die Mid Head Resection Prothese
BMHR (Abb.1b) als Implantate und deren Darstellung im Röntgenbild
Die Verankerung im Knochen kann mit Knochenzement oder
zementfrei erfolgen. Die zementfreie Verankerung erfolgt bei
Schaftprothesen weitgehend im Oberschenkelschaft, bei Kurzschaftprothesen im oberen Schaftanteil, bei der „Mid Head Resection“ (BMHR) in der unteren Kopfhälfte und im Schenkelhals,
beim Oberflächenersatz (BHR) erfolgt die Fixierung der Komponente nur auf dem Hüftkopf mit einem Knochenzement. Hüftpfannen werden ebenfalls meistens zementfrei implantiert. Die
Schäfte und Pfannenschalen bestehen bei den meisten Herstellern aus Titanlegierungen (Abb. 2a, 2b, 2c).
Als Gleitpartner in der Hüftpfanne werden Kunststoffe, MetallLegierungen (KoCrMo) und Keramiken verwendet. Die Köpfe
bestehen aus denselben Metallen oder Keramik. Hüftköpfe in
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Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte | Kombination mit Kunststoff sind kleiner, weil der Kunststoff eine
größere Wandstärke erfordert. Die größten Hüftköpfe, die den
natürlichen Hüftköpfen entsprechen können, sind nur mit
Metall-Metall-Gleitpaarungen möglich. Daher steht zur Zeit der
Oberflächenersatz nur mit der Metall-Metall-Gleitpaarung zur
Verfügung (Abb. 3).
Abbildung 2
Diese Erkenntnisse haben Anfang der 1990er Jahre Derek McMinn (Consultant Orthopaedic Surgeon, Birmingham U.K.) veranlasst, das hervorragende Prinzip des Oberfächenersatzes nun
mit geeigneten Materialien wieder aufzugreifen und einen neuen Oberlächenersatz für das Hüftgelenk zu entwickeln. Das jetzige Design ist seit 1996 unverändert und wurde bisher weltweit
als „Birmingham Hip Resurfacing“ (BHR) bei ca. 100 000 Patienten erfolgreich eingesetzt.
a Der Oberflächenersatz : „Birmingham Hip Resurfacing“(BHR) nach McMinn.
Nach über 25 Jahren eigener Erfahrung mit Standardprothesen
habe ich im Jahr 2000 in Birmingham bei Derek McMinn das
neue Operationsverfahren kennengelernt und übernommen.
Bei einer schnell wachsenden Zahl von zufriedenen Patienten
habe ich, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden,
2003 das „Zentrum für Oberflächenersatz am Hüftgelenk“ in
den DRK Kliniken Berlin gegründet.
b Der Teilersatz des Hüftkopfes: „Birmingham Mid Head Resection“ (BMHR) nach Mc Minn.
c Hüftprothesen mit bewährten Prothesenstielen und Großkopf Metall-Metall- Gleitpaarungen oder Keramik.
Inzwischen sind in unserem Zentrum 2400 Patienten mit dem
„Birmingham Hip Resurfacing“ (BHR) versorgt worden.
a
b
Ende der 1980er Jahre wurden auf dem Gebiet der Endoprothetik zwei wichtige Tatsachen festgestellt:
•
•
Metall-Metall-Gleitpaarungen haben ausgezeichnete Lang-
zeitergebnisse, wenn bestimmte Kriterien beachtet werden.
Die enttäuschenden Ergebnisse der damaligen Oberflächen-
ersatzprothesen wurden durch den hohen Verschleiß der großen, dünnwandigen Kunststoffpfannen verursacht und nicht durch ein Absterben des Hüftkopfes unter der Metall-
kappe.
| Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte
c
Vor drei Jahren wurde ein weiteres Knochen sparendes Operationsverfahren von McMinn eingeführt. Es wird angewendet,
wenn der Hüftkopf so weit geschädigt ist, dass der Oberflächenersatz der BHR keine sichere knöcherne Verankerung findet. Das
Prinzip dieses neuen Implantates, der „Birmingham Mid Head
Resection“ (BMHR), beruht darauf, den geschädigten oder fehlenden Anteil des Hüftkopfes zu ersetzen und die Belastung
über einen kurzen, zementfrei verankerten Titanstiel auf den
restlichen Hüftkopf und den Schenkelhals zu übertragen (Abb.
2b und 1b Röntgen).
Abb. 3
Neue Keramiken mit
hoher Bruchfestigkeit
ermöglichen dünnere
Pfannen mit größeren
Köpfen.
Diese Prothese erhält den Knochen zur Verankerung und die
natürliche Kraftübertragung viel konsequenter als herkömmliche Kurzschaftprothesen (Abb. 4).
Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte | Wir haben diesen Prothesentyp drei Jahre lang gemeinsam mit
einigen Zentren klinisch erprobt. Auf Grund der guten Ergebnisse ist die BMHR 2009 für Operateure nach entsprechender
Schulung verfügbar. Unsere Erfahrung mit dieser Prothese beruht auf über 400 Implantationen.
Sind Prothesen mit Standardstielen angeraten, können diese
mit derselben Metall-Metall- Gleitpaarung kombiniert werden
wie die BHR und die BMHR, mit dem Ergebnis hoher Abriebfestigkeit und Luxationssicherheit.
Andere Gleitpaarungen aus Keramik, auch in Verbindung mit
Kunststoff, stehen bei Bedarf zur Verfügung. (Abb. 5)
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 4.
Die Lastübertragung vom Becken auf den Oberschenkel wird durch die BMHR
kaum verändert (Abb. 4).
Durch die anatomischen Gegebenheiten des Kopf-Halsüberganges kommt es zu
einer konischen Verklemmung des Prothesenstieles. Es entsteht eine hohe Stabilität des Implantates (Abb. 6).
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Beim Oberflächenersatz wird der Kopf des Oberschenkelknochens nicht entfernt – er wird nur soweit bearbeitet, dass eine
passende Metallkappe aufgesetzt werden kann, ähnlich wie
bei einer Zahnkrone.
Die Patienten, bei denen der Hüftkopf keine ausgedehnten
Zerstörungen durch Zysten, Durchblutungsstörungen oder
Knochenabbau aufweist, können mit einer derartigen Prothese
versorgt werden. (Abb. 2a)
| Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte
Erscheint der Knochen des Hüftkopfes nicht ausreichend tragfähig für den Oberflächenersatz, kann die BMHR mit ihrem im
Schenkelhals knöchern einwachsenden Stiel aus Titan eine
Knochen sparende Alternative zur konventionellen Stielprothese darstellen. Bei Defekten am Hüftkopf durch Zysten, Knochenabbau bei fortgeschrittener Arthrose oder gestörter Durchblutung kann der erkrankte oder fehlende Teil des Hüftkopfes
durch diese Prothese ersetzt werden, ohne dass ein Prothesenstiel in den Oberschenkelschaft eingebracht werden muss (Abb.
2b, 4 und 6).
In höherem Alter, bei verminderter Aktivität oder Begleiterkrankungen ist ein Prothesenwechsel nicht zu erwarten. Die durch
das Alter bedingten Änderungen der Knochenfestigkeit erhöhen das Risiko für einen Bruch des Hüftknochens, der die Prothese trägt. In diesem Fall können bewährte Prothesenstiele in
Kombination mit derselben Metall-Metall-Gleitpaarung große
Sicherheit bezüglich der Lebensdauer und Beweglichkeit der
Prothese bieten. (Abb. 5 und 2c)
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Soll eine Metall-Metall-Gleitpaarung, z. B. bei Nierenerkrankungen oder Allergien, vermieden werden, stehen leistungsfähige alternative Gleitpartner mit Keramiken oder Kunststoffen
zur Verfügung .
Nach eingehender Untersuchung und Aufklärung über die
Vorteile und Risiken wird, bei gegebener Indikation, mit dem
Patienten die Entscheidung für eines dieser Operationsverfahren getroffen.
Diese Broschüre soll helfen, die vorgesehene Operation noch
besser zu verstehen. Darüber hinaus soll sie eine Anleitung
für die Zeit nach der Operation sein – im Krankenhaus, bei der
Rehabilitation und zu Hause.
Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte | Vorteile der Prothese
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Operationsvorbereitung
Die Vorteile
Überlegungen vor der Operation
Bei beiden Implantaten (BHR und BMHR) wird die Biomechanik mit den auf die Hüfte einwirkenden Muskelkräften kaum
verändert. Die Propriozeption bleibt weitgehend erhalten,
was besonders bei den meisten Sportarten vorteilhaft ist.
Auch wenn Sie sich nach der Operation gut fühlen und voraussichtlich nach etwa einer Woche entlassen werden, wird
Ihre Mobilität durch die Benutzung von Gehstützen, zum
Beispiel beim Einkaufen oder bei der Hausarbeit, noch eingeschränkt sein. Das Autofahren wird für zwei bis fünf Wochen nicht möglich sein, abhängig von der operierten Seite
und der Ausstattung des Fahrzeugs mit einem Automatikgetriebe.
In den ersten zwei bis drei Wochen sollten Sie nicht baden,
sondern duschen. Es ist möglich, dass Sie zum Anziehen
der Thrombosestrümpfe, die Sie nach der Operation tragen
sollen, Hilfe benötigen.
Unser Pflegepersonal und unsere Physiotherapeuten geben
Ihnen gern schon während Ihres Krankenhausaufenthaltes
Tipps, wie Sie gefährliche Situationen vermeiden und ungewohnte Situationen bewältigen können.
Patienten, die vor der Operation im Beruf oder in der
Freizeit körperlich sehr aktiv waren, können nach der Operation ihren Beruf oder Sport wieder aufnehmen.
Sollte im späteren Verlauf durch eine Komplikation am
Oberschenkel eine Folgeoperation notwendig werden, sind
für die Implantation eines Prothesenstieles Voraussetzungen
gegeben wie bei einer Erstoperation.
Ein zwischen den hochwertigen Metalloberflächen entstehender Flüssigkeitsfilm minimiert den ohnehin geringen
Abrieb und sichert eine hohe Verschleißfestigkeit dieser
Gleitpaarungen (Abb. 7a-b)
Kopf und Pfanne der Prothese sind in ihrer Größe dem natürlichen Gelenk des Patienten angepasst. Dadurch entsteht
bei guter Gelenkbeweglichkeit die Sicherheit, dass das Gelenk nicht auskugeln kann – eine Voraussetzung für die Ausübung vieler Berufe und Sportarten.
In dem „Deutschen Zentrum für Oberflächenersatz“ werden
nur die hochwertigen von Derek McMinn entwickelten Implantate verwendet. Deren Metalllegierung und Verarbeitung
beruht auf einer über 30jährigen Erfahrung mit minimalem
Abrieb. Weltweit sind seit 1996 über 100 000 dieser Prothesen mit sehr gutem Erfolg implantiert worden, weshalb diese
Prothese als erster Oberflächenersatz durch die U.S. Food and
Drug Administration (FDA) in den USA zugelassen wurde.
| Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte
Abb. 7a
In Ruhe besteht ein
Kontakt zwischen Kopf
und Pfanne (Abb. 7a),
bei Bewegung wird
Flüssigkeit in den Gelenkspalt befördert.
Kopf und Pfanne werden
durch diesen körpereigenen Flüssigkeitsfilm
getrennt (Abb. 7b),
wodurch der Verschleiß
stark vermindert wird.
Abb. 7b
Die notwendigen medizinischen Untersuchungen, eventuell
auch eine erneute Röntgenuntersuchung, werden am Tag
vor der Operation in der Klinik durchgeführt. Die Physiotherapeuten zeigen Ihnen, welche Übungen Sie nach der Operation selbständig durchführen sollen.
Die Thromboseprophylaxe kann durch die Einnahme von
Tabletten oder durch eine Spritze unter die Haut erfolgen.
Die Prophylaxe wird fortgesetzt bis Sie wieder eine annähernd normale Mobilität erreicht haben. Injektionen können
Sie nach Anleitung auch zu Hause selbst durchführen.
Vorbereitung der
Operation
Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte | Die Operation
Oberflächenersatz
BHR
BMHR
gestieltes Implantat
Nach der Operation
Die Operation
Nach der Operation
Je nach geplanter Operationsmethode wird bei Ihnen
• nur die erkrankte Gelenkfläche abgetragen (BHR)
• oder der erkrankte Teil des Kopfes entfernt und der
Schenkelhals mit einem Titanimplantat verstärkt (BMHR)
• oder aber es wird wie bei Standardprothesen der Kopf
entfernt und ein gestieltes Implantat in den Markraum
des Oberschenkels eingepasst (Abb. 2).
Die zementfrei implantierte Pfannenschale ist in allen Fällen
gleich, so dass auch die passenden Prothesenköpfe eine entsprechende Größe haben. Alle drei Prothesentypen haben
also dieselbe abriebfeste und luxationssichere Gleitpaarung.
Der folgende Ablauf stellt eine Standardsituation dar und
kann daher nicht für alle Situationen zutreffen. Ob und wie
der Behandlungsverlauf von dem Standard abweicht, wird
Ihnen vom Operateur nach der Operation mitgeteilt.
Für die Operation wird ein Zugang gewählt, der die wichtigsten Muskeln zur Stabilisierung der Hüfte schont.
Bei den kopferhaltenden Prothesen ist der Hautschnitt, je
nach Gewicht und Muskulatur des Patienten, ca. 10 bis 15
cm lang. Die Länge einer kosmetisch gut verheilten Narbe
erscheint uns weniger wichtig als die Qualität der Prothese
und deren korrekte Implantation.
Die Gehfähigkeit wird am ersten oder zweiten Tag nach der
Operation erreicht. In den ersten Tagen werden Sie Schmerzmittel bekommen, so dass Sie Ihr Trainingsprogramm durchführen können.
Wie wird es Ihnen nach
der Operation gehen ?
Nach der Operation werden Sie im Aufwachraum betreut,
bis die Wirkung der Narkose abgeklungen ist und Atmung
und Kreislauf stabil sind.
Sie werden voraussichtlich für zwei Tage Drainagen in der
Wunde haben, die das Wundsekret ableiten. Schon am Operationstag sollen Sie die Beine bewegen und Spannungsübungen durchführen.
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Der erste Tag
Sie sollen sich am ersten Tag im Bett aufrichten und die
Beine bewegen, wie es Ihnen gezeigt wurde, um den Kreislauf zu aktivieren. Mit Hilfe eines Physiotherapeuten werden
Sie aufstehen und die ersten Schritte im Gehwagen oder mit
Gehstützen machen. Sie bekommen Anleitungen für selbständige Übungen, wie sie allein aufstehen können und die
Gehstützen benutzen. Sollte Ihnen am ersten Tag schwindelig werden, weil der Kreislauf noch nicht stabil genug ist, setzen Sie die Übungen im Bett fort; ein zweiter Versuch später
oder am nächsten Tag wird erfolgreicher sein.
Um eine ungestörte Wundheilung zu erreichen, sollen Sie
die Hüfte nicht mehr als 90° beugen und nicht nach innen
drehen. Sie erhalten für sieben Tage Medikamente, die eine
Verknöcherung der Weichteile im Operationsgebiet verhindern sollen.
Der zweite Tag
Die Drainagen werden entfernt und der Verband wird gewechselt. Das Aufstehen und Laufen wird Ihnen jetzt möglich sein. Die Gehstrecke wird verlängert. Wenn Sie sich
sicher fühlen, können Sie selbständig aufstehen und laufen,
wie es Ihnen gezeigt wurde.
Der dritte Tag
Das Übungsprogramm wird erweitert. Ihr Gangbild wird
kontrolliert und korrigiert, und Sie werden mit dem Treppengehen beginnen.
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Nach der Operation
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Ab dem vierten Tag
Die vor der Entlassung erforderliche Röntgenkontrolle der
Hüftprothese kann durchgeführt werden.
Sie nehmen an den sich steigernden Übungen zur Gangschulung und zur Muskelkräftigung teil und üben selbständig. Bei der Entlassung etwa eine Woche nach der Operation
sollen Sie sicher mit Gehstützen laufen können und nur
noch wenige oder keine Schmerzmittel benötigen.
Empfehlungen für die ersten zwei Wochen
Sie sollten auf festen und hohen Stühlen sitzen, um eine zu
starke, unkontrollierte Beugung zu vermeiden. Beim Hinsetzen und Aufstehen soll das Körpergewicht überwiegend
auf dem nicht operierten Bein liegen.
Beim Gehen benutzen Sie die Gehstützen, bis der Physiotherapeut mit Ihrem Gangbild zufrieden ist.
Sie sollen die Hüfte noch nicht stark verdrehen, die Beine
nicht übereinander schlagen und sich nicht tief bücken
oder hocken.
2. bis 6. Woche
Die Übungen werden fortgesetzt und intensiviert. Anleitung
und Kontrolle erfolgen durch Physiotherapeuten während
der ambulanten oder stationären Rehabilitation. Die Gehstrecken werden ausgedehnt, Sie können Treppen steigen
und nehmen Ihre normalen Aktivitäten wieder auf. Gegen
Ende dieser Phase dürfen Sie sich bücken, im Sessel sitzen,
baden und in jeder Stellung schlafen.
6. bis 12. Woche
Sie laufen jetzt längere Strecken auch im Gelände und bergauf. Sie dürfen Rad fahren, schwimmen und joggen.
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Nach der Operation
12. bis 24. Woche
Sie dürfen die Belastungen erhöhen, Gartenarbeit verrichten, tanzen und Sportarten betreiben, bei denen Sie die Belastung kontrollieren und nicht stürzen können.
Nach etwa sechs Monaten
Ihr Hüftgelenk ist jetzt stabilisiert, die Muskulatur ist gedehnt und trainiert, und Sie haben Ihre Schutzreflexe wieder
gewonnen.
Aus Nachuntersuchungen ist bekannt, dass Patienten auch
stark belastende Sportarten wie z. B. Judo, Fußball, Handball, Volleyball, Hockey, Badminton, Surfen und Reiten später
wieder ausüben, wenn sie auch vor der Operation diesen
Sport betrieben haben. Durch die weitgehend physiologische Krafteinleitung, die hohe Luxationssicherheit und
Abriebfestigkeit bestehen gegen derartige Sportarten weniger Bedenken als bei Standardprothesen, bei denen von diesen Belastungen dringend abgeraten wird. Im Laufe der ersten sechs Monate kann sich der Knochen an die zunehmende Belastung anpassen. Zehnjährige Erfahrung hat gezeigt, dass eine derartige sportliche Beanspruchung nicht zu
einer erhöhten Komplikationsrate führt.
Klinische und experimentelle Untersuchungen haben die
Zuverlässigkeit des BHR-Oberflächenersatzes bei sachgerechter Implantation nachgewiesen. Dennoch sollten Sie
immer daran denken, dass auch Ihre BHR eine Prothese ist,
die ein natürliches Gelenk nicht gleichwertig ersetzen kann.
Es ist nicht ganz auszuschließen, dass durch sehr starke Belastungen Verschleißerscheinungen eher auftreten können.
Sollte im Falle einer Komplikation eine Wechseloperation erforderlich werden, wenden Sie sich bitte an unser Zentrum
oder eine andere Klinik mit langjähriger Erfahrung mit dem
BHR-Oberflächenersatz. So kann ein meistens unnötiger
Wechsel von Prothesenkomponenten vermieden und ein
besseres funktionelles Ergebnis erzielt werden.
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Ihr Übungsprogramm
Das Übungsprogramm soll mindestens bis zur sechsten
Woche nach der Operation – besser noch langfristig – durchgeführt werden. Legen Sie sich täglich etwa 30 Minuten auf
den Rücken und führen die Übungen 1 bis 5 durch.
1. Übung
2. Übung
3. Übung
Ihr Übungsprogramm
Aus der Rückenlage beide Knie beugen und die Hüften langsam von der Unterlage abheben. Fünfmal wiederholen.
4. Übung
Legen Sie sich mit einer Rolle unter den Knien auf den
Rücken. Heben Sie den Fuß durch Anspannen der Muskulatur von der Unterlage ab. Ein Gewicht um den Knöchel
kann das Muskeltraining steigern. Pro Seite fünf- bis zehnmal wiederholen.
5. Übung
Stellen Sie sich auf das nicht
operierte Bein und halten Sie
sich an einem Griff fest.
Spreizen Sie das operierte Bein
zur Seite und führen Sie es
wieder heran. Halten Sie dabei
den Oberkörper gerade.
Pro Seite fünf- bis zehnmal
wiederholen.
6. Übung
Auf dem Rücken liegend, die Hüften gestreckt, die Arme neben dem Körper spannen Sie die Gesäßmuskeln an, pressen
die Kniekehlen gegen die Unterlage und ziehen die Fußspitzen heran. Fünf Sekunden anhalten, zehnmal wiederholen.
Aus der Rückenlage den Fuß des operierten Beines
heranziehen, bis die Hüfte etwa 90° gebeugt ist.
Ab der zweiten Woche können Sie versuchen, die Hüfte vollständig zu beugen, indem Sie das Knie mit den Händen zum
Oberkörper ziehen. Pro Seite fünfmal wiederholen.
Aus der Rückenlage das Bein mit gestrecktem Knie etwa 10
cm anheben, maximal abspreizen und ohne Pause wieder
heranführen. Pro Seite fünfmal wiederholen.
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Ihr Übungsprogramm
7. Übung
Stellen Sie das operierte Bein
auf eine flache Stufe. Verlagern Sie
langsam Ihr Körpergewicht auf den
Fuß des operierten Beines.
Heben Sie die Ferse während der
Übung nicht von der Stufe ab.
Pro Seite fünf- bis zehnmal wiederholen.
8. Übung
Legen Sie sich auf den Bauch, die Arme neben dem Körper,
und spannnen Sie die Gesäßmuskeln so an, dass die Wirbelsäule ein leichtes Hohlkreuz bildet. Zehnmal wiederholen.
9. Übung
Bleiben Sie in der Bauchlage und nehmen Sie die Arme
nach vorn, so dass der Kopf auf den Händen ruht. Spannen
Sie die Gesäßmuskeln so an, dass sich die Wirbelsäule etwas
durchbiegt. Nun heben Sie ein Bein von der Unterlage ab
und halten es etwa fünf Sekunden. Pro Bein fünf- bis zehnmal wiederholen.
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Ihr Übungsprogramm
Auf Knie und Hände gestützt heben Sie einmal das rechte,
einmal das linke Bein gestreckt ab und gehen in die Ausgangsposition zurück. Halten Sie Ihr Körpergewicht gleichmäßig verteilt. Halten Sie den Körper ruhig, schaukeln Sie
nicht von einer Seite zur anderen. Pro Seite fünfmal wiederholen.
10. Übung
Auf Knie und Hände gestützt heben Sie den linken Arm und
das rechte Bein gestreckt ab. Halten Sie diese Stellung für
fünf bis zehn Sekunden. Dann wechseln Sie auf das andere
Bein und den anderen Arm. Pro Seite fünfmal wiederholen.
11. Übung
Legen Sie sich mit gebeugtem Hüft- und Kniegelenk auf
die nicht operierte Körperseite. Das operierte Bein wird mit
angezogenem Fuß langsam gehoben und wieder gesenkt.
Fünf- bis zehnmal wiederholen. Wenn Sie ohne Schmerzen
auf der operierten Seite liegen können,
führen Sie diese Übung auch mit dem
anderen Bein aus.
12. Übung
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Auch das sollten Sie wissen ...
Vor sechs Jahren wurde von mir das „Zentrum für Oberflächenersatz am Hüftgelenk“ in den DRK Kliniken Berlin
gegründet, seit November 2009 „Deutsches Zentrum für
Oberflächenersatz“, und wird seitdem von mir geleitet.
Weltweit gibt es nur wenige Zentren, die über unsere Erfahrung verfügen.
Als Ausbildungsklinik für BHR und BMHR haben wir zahlreiche Gastärzte aus dem In-und Ausland über diese Verfahren informiert und angeleitet.
Prof. Dr. med.
Michael Faensen
Ärztlicher Leiter
des Deutschen Zentrums
für Oberflächenersatz in
den DRK Kliniken Berlin
Unser jetziges Team besteht aus erfahrenen Orthopäden/
Unfallchirurgen die mit den Indikationen und Operationstechniken auf Grund ihrer Erfahrung bestens vertraut sind.
Die BHR, die wir verwenden, ist seit ihrer Einführung im
Jahr 1996 wegen der hervorragenden Ergebnisse in ihrer
von McMinn entwickelten Form unverändert geblieben.
Einige, nachgeahmte Implantate, wurden wegen verschiedener Komplikationen wieder geändert.
Viele Veröffentlichungen in internationalen Fachzeitschriften
bestätigen die Erfolge der BHR. In sogenannten nationalen
Prothesenregistern zeigt sich die deutlich geringere Komplikationsrate der Originalimplantate gegenüber anderen.
Über diese liegen Ergebnisse nur über einen wesentlich
kürzeren Beobachtungszeitraum und weitaus geringere Fallzahlen vor.
Nach der mehr als 13jährigen Erfahrung mit diesem Oberflächenersatz und über 30 Jahren mit Metall-Metall-Prothesen derselben Legierung und derselben metallurgischen
Bearbeitung sind gesundheitliche Schäden nicht festgestellt
worden. Allergische Reaktionen auf Metalle, die an der Haut
nicht selten sind, scheinen im Körper kaum eine Rolle zu
spielen.
18 | Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte
Ein erhöhtes Risiko für das Auftreten bösartiger Erkrankungen (Krebs) durch diese Prothesen konnte nie nachgewiesen werden.
Veränderungen des Erbgutes wurden bei Kindern von
Prothesenträgern nicht festgestellt. Bei Frauen mit Kinderwunsch sollte dennoch die Geburt vor der Operation geplant werden oder die Schwangerschaft frühestens sechs
Monate nach der Operation eintreten.
In der Literatur sind in seltenen Fällen „Pseudotumore“,
Zysten und Gelenkergüsse beschrieben worden, die wahrscheinlich entstehen, wenn das umgebende Gewebe mit
Metallabrieb überladen wird. Dadurch kann ein Prothesenwechsel erforderlich werden.
Da die Metallionen durch die Nieren ausgeschieden werden,
muss bei Nierenerkrankungen die Indikation mit Vorsicht
gestellt werden.
Diese theoretischen Nachteile müssen den nachgewiesenen
Vorteilen der Metall-Metall-Gleitpaarung gegenübergestellt
werden. Die Nachteile der gestielten Standardprothesen
und der benutzten Werkstoffe waren ja der Grund für die
Suche nach besseren Implantaten, die dazu geführt hat,
dass auch Standardprothesen heute eine deutlich längere
Lebenserwartung aufweisen.
Der Metall-Metall Oberflächenersatz (BHR) ist ein deutlicher
Fortschritt, weil er neben der hohen Verschleißfestigkeit die
Gelenkanatomie am wenigsten verändert.
Trotz dieses Fortschritts und der guten Ergebnisse wird intensiv nach weiteren Verbesserungen geforscht.
Stand 11/2009
Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte | 19
Glossar
Glossar
BHR
BMHR
Biomechanik
Birmingham Hip Resurfacing; Metall-Metall Oberflächenersatz nach Derek McMinn
Birmingham Hip Mid Head Resection
Ableitung von Flüssigkeitsansammlungen (Wundabsonderungen) in Körperhöhlen nach außen mit Hilfe eines
flexiblen Kunststoffschlauches
Endoprothese
aus Kunststoff, Metall oder Keramik gefertigtes Implantat,
das im Inneren des Körpers einen geschädigten Teil ganz
oder teilweise ersetzt
FDA
US Food and Drug Administration (Zulassungsbehörde in
den Vereinigten Staaten für Medizinprodukte)
Implantat
Luxation
Osteoporose
Physiotherapeut
Propriozeption
Thromboseprophylaxe
Teilgebiet der Biophysik, das sich mit den mechanischen
Vorgängen in einem Organismus befasst
Drainage
Fraktur
zusammengesetztes Wort aus Thrombose (teilweiser oder
völliger Verschluss eines Blut-gefäßes durch Blutgerinsel)
und Prophylaxe (vorbeugende Maßnahme, die der Verhütung von Krankheiten dient)
Knochenbruch
durch einen chirurgischen Eingriff eingebrachtes Medizinprodukt
Verrenkung oder Ausrenkung eines Gelenkes
Schwund des tragenden Knochengewebes (erhöhte Gefahr
von Knochenbrüchen)
Krankengymnast, Masseur
subjektive Wahrnehmung der Gelenkstellung und -bewegung
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Zentrum für Oberflächenersatz an der Hüfte | 21
Kontakt
Deutsches Zentrum für Oberflächenersatz − BHR • BMHR
Ausbildungskliniken für BHR • BMHR
Zentrales Sekretariat Telefon: 0180 300 18 44
DRK Kliniken Berlin | Westend, Spandauer Damm 130, 14050 Berlin
Frau Martina Schilde, Frau Patricia Jansen
Telefon: (030) 30 35 - 45 94, Fax: (030) 30 35 - 45 97
DRK Kliniken Berlin | Westend
DRK Kliniken Berlin | Köpenick
DRK Kliniken Berlin | Mitte
St. Joseph Krankenhaus Engelskirchen
Ärzte des Deutschen Zentrums für Oberflächenersatz:
Chefarzt Prof. Dr. Michael Faensen
Oberarzt Dr. Olaf Meyer, Facharzt für Unfallchirurgie
Sprechstunden:
DRK Kliniken Berlin | Westend
Chefarzt Prof. Dr. Michael Faensen und Oberarzt Dr. Olaf Meyer
DRK Kliniken Berlin | Köpenick
Vertreter und Leiter des Standortes Köpenick, Oberarzt Dr. Olaf Meyer
Praxis Engelskirchen, 50968 Köln, Gustav-Heinemann-Ufer 56
Partner des Deutschen Zentrums für Oberflächenersatz:
DRK Klinken Berlin | Westend, Dr. Thilo John, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie
und Orthopädie
Dr. Nikolaus Szöke, Facharzt für Orthopädie
Chefarzt der Orthopädischen Klinik, 51766 Engelskirchen
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Das Team des Deutschen Zentrums für Oberflächenersatz: Prof. Michael Faensen und Dr. Olaf Meyer
www.drk-kliniken-berlin.de
Deutsches Zentrum für Oberflächenerstz – BHR • BMHR
Ausbildungskliniken für BHR • BMHR
Zentrales Sekretariat Telefon: 0180 300 18 44
Sekretariat DRK Kliniken Berlin | Westend
Telefon: (030) 30 35 - 45 94, Fax: (030) 30 35 - 45 97
WE-626-231109, 4. Auflage 2009, B02794
Ärztliche Leitung: Prof. Dr. med. Michael Faensen
www.prof-faensen.com
E-Mail: [email protected]