ArthrosE dEs KniEgElEnKEs (gonArthrosE)

Transcrição

ArthrosE dEs KniEgElEnKEs (gonArthrosE)
P a t i e n t e n i n f o r m a t i o n s b r o s c h ü r e
ArthrosE des Kniegelenkes
(Gonarthrose)
B eh a n d l u n g du rc h kü ns t lic he n Ge le nksersatz
TEAM • KNIE • SPORTTRAUMATOLOGIE
Univ.-Klinik für Unfallchirurgie - Knieambulanz
Direktor: Univ.-Prof. Dr. M.Blauth
Anichstraße 35 - 6020 Innsbruck
Liebe Patientin, lieber Patient!
Die vorliegende Information soll Ihnen Fragen zu Ihrer Knieoperation beantworten. Keinesfalls soll
diese Information das Gespräch mit dem behandelnden Arzt ersetzen, sondern Ihnen ergänzend
Aufschluß über Ihr Krankheitsbild, die operative Behandlung und die Nachbehandlung geben.
Natürlich beantworten wir jederzeit gerne Ihre offenen Fragen.
1. Was bedeutet Gonarthrose ?
Mit Gonarthrose wird der fortschreitende Verschleiß des Kniegelenks bezeichnet (Abnutzungserkrankung).
Knorpelminderung führt nachfolgend
zu krankhaften Veränderungen des
Kapsel-Band-Apparates, der knöchernen Gelenkanteile und der Muskulatur (Verspannung oder Schwäche).
2. Wie kommt es zur Gonarthrose ?
Arthrose kann verschiedene Ursachen haben.
• In erster Linie handelt es sich dabei um einen „normalen Alterungsprozeß“ des Kniegelenkes.
Mit der Alterung des Knorpels und der übrigen Gelenksstrukturen entsteht zunehmend ein
Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit. Dadurch wird der Gelenksknorpel, der
die Gelenksflächen überzieht, aufgerieben und die Belastbarkeit reduziert sich weiter. Somit
schreitet der Prozess (Degeneration) fort.
• Weiters können Arthrosen durch fehlerhafte Belastungen des Kniegelenkes entstehen (wie zum
Beispiel X- oder O-Beine).
• Durch Übergewicht.
• Schlecht verheilte Knochenbrüche oder Verletzungen der Kniebinnenstrukturen (Meniskus,
Knorpel, Kniebänder).
• Außerdem können Stoffwechselstörungen wie z.B. Zucker, Gicht sowie rheumatische Erkrankungen zu einer Kniegelenksarthrose führen.
T EAM
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KNIE
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SP ORT T RAUMAT OL
3. Beschwerden bei Gonarthrose
Kniegelenksschmerzen bei Belastung und später auch in Ruhe stehen im Vordergrund. Des Weiteren können Schwellung, Reizerguss (vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Gelenk) und Bewegungseinschränkung des Kniegelenkes auftreten.
Äußerlich sichtbare und zunehmende Fehlstellungen (zunehmendes X- oder O-Bein) mit Instabilitätsgefühl (Steh- und Gehunsicherheit) können hinzukommen.
4. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es ?
Bei moderaten Beschwerden steht die konservative Behandlung lange Zeit im Vordergrund. Physiotherapeutische Maßnahmen und Gelenksinfiltrationen können vorübergehend die Beschwerden
mindern. Eine Heilung der Arthrose ist jedoch nicht möglich.
Bei weit fortgeschrittener Zerstörung des Gelenkknorpels muss die Gelenkfläche durch ein künstliches Gelenk, eine so genannte Endoprothese, ersetzt werden.
Wir (Knie- und Sportambulanz der Universitätsklinik für Unfallchirurgie Innsbruck) verwenden folgende Prothesentypen:
Teilprothesen:
Hemi- oder Unikondyläre Schlittenendoprothese
Betrifft die Degeneration nur die Innenseite oder nur die Außenseite des Kniegelenkes und der
Kapsel-Band-Apparat ist gut erhalten, so kann die jeweilig betroffene Seite alleine durch eine
sogenannte Schlittenprothese (unikondyläre Prothese) behandelt werden. Der Vorteil dieses einseitigen Gelenksersatzes ist die weitgehende Erhaltung Ihres eigenen Kniegelenkes und des natürlichen Bewegungsablaufes (Kinematik), des sogenannten Rollengleitens im Kniegelenk.
LOGIE
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T EAM
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Ersatz des Femoropatellaren Gleitlagers
In seltenen Fällen kann die Degeneration isoliert die Kniescheibe und ihr korrespondierendes
Gleitlager betreffen. In diesen Fällen kann ein sogenanntes femoropatellares Schild implantiert
werden. Die Voraussetzung sind vollkommen intakte Kniebinnenstrukturen in den übrigen Gelenksabschnitten.
Totalendoprothesen
Kompletter oder bikondylärer Oberflächenersatz
Wenn der Knorpelverschleiß das gesamte Kniegelenk betrifft und ein gut erhaltener Kapsel-BandApparat vorliegt, kann die Versorgung mit einem kompletten Oberflächenersatz erfolgen. Hier sind
die intakten Seitenbänder die Voraussetzung für das Funktionieren dieser Prothese.
Kniescheibenrückflächenersatz
Der Ersatz der Kniescheibenrückfläche im Rahmen des endoprothetischen Ersatzes wird selten verwendet, da ein positiver Einfluß auf das Gesamtergebnis nach Knieendoprothesenimplantation in
einer Vielzahl von vergleichenden Studien nicht nachgewiesen werden konnte.
So verwenden wir Kniescheibenrückflächenersatz nur bei ganz speziellen Problemen. Im Regelfall
modellieren wir lediglich die natürliche Kniescheibenrückfläche neu, sodass sie sich den Gegebenheiten des künstlichen Kniegelenkes anpasst.
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e h an d lung
Wechseloperationen
Schaftgeführtte Endoprothesen
Im Falle von Lockerungen der Endoprothesen werden Wechseloperationen notwendig. Bei diesen
Operationen bleiben nach dem Ausbau oft Knochendefekte zurück die mit speziellen Prothesentypen behandelt werden müssen. Diese werden langstreckig im Ober-und/oder Unterschenkelschaft
verankert ( schaftgeführte Prothesen).
5. Operationstechnik
Bei diesen Operationen werden verschiedene Knochenschnitte angelegt, um die entsprechende Gelenksprothese einzupassen. Verschlissene Gelenkanteile werden entfernt. Abhängig davon,
welcher Prothesentyp für Sie in Frage kommt, kann es auch notwendig sein die Kreuzbänder zu
entfernen. Die Knieprothese übernimmt deren Aufgabe.
In Abhängigkeit davon, welche Kniegelenksanteile zerstört sind, kommen die oben genannten
verschiedenen Prothesenformen zum Einsatz. Die Prothese wird mit Knochenzement im Knochen
verankert.
Patientenspezifische Implantate (PSI)
Um das künstliche Kniegelenk optimal Ihren individuellen Voraussetzungen anzupassen wird mit
„patientenspezifischen“ Instrumenten gearbeitet: Im Rahmen einer speziellen Magnetresonanztomographie wird die Knochen- und Knorpelstruktur ihres Kniegelenks analysiert. 3D Schablonen
werden hergestellt, die genau auf Ihr Knie zugeschnitten sind. Mit Hilfe dieser Schablonen werden
dann die Knochenschnitte ausgeführt und Ihr ideales Implantat verwendet.
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d ur c h
k ü nstli c h en
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Computernavigation
Um das für den Patienten ideale Implantat passgenau einzubringen, wird ein Computernavigationssystem verwendet. Dieses medizinische Navigationssystem – vergleichbar mit GPS Systemen im
Auto – vermisst über Sensoren am Ober- und Unterschenkel während der gesamten Operation
exakt die Beinachse.
Diese Informationen helfen uns, die für den Einbau der Knieprothese benötigten Knochenschnitte
präzise nach den Anforderungen des Implantats und der individuellen Patientenanatomie auszurichten.
Diese modernsten Techniken sind wichtige Voraussetzungen für eine optimale Gelenksbeweglichkeit und erhöhte Haltbarkeit Ihres Implantats.
6. Erfolgsaussichten und Haltbarkeit
Wie lange hält meine Knieprothese ?
Ein Kniegelenksersatz führt in erster Linie zu Schmerzlinderung. Eine Verbesserung der Beweglichkeit sollte Ihnen eine altersangepasste Funktion ermöglichen.
Die Knieprothesen sind aus gewebeverträglichen und widerstandsfähigen Materialien hergestellt
und können so eine lange Haltbarkeit gewährleisten. Allerdings sind auch diese Materialien dem
Verschleiß unterworfen und Lockerungen der Prothese möglich.
In erster Linie hängt die Haltbarkeit der Prothese davon ab, wie Sie mit dem neuen Gelenk umgehen. Besonders bei jungen Patienten ist der Anspruch an das Gelenk oft zu hoch. Bedenken Sie
deshalb immer, daß ein künstliches Gelenk eine Lösung auf Zeit darstellt.
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7. Was passiert nach der Operation ?
Wie lange muß ich im Krankenhaus bleiben ?
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Ihnen eine möglichst rasche Genesung nach der Operation zu ermöglichen (Rapid Recovery).
Direkt nach der Operation werden Sie an unserer Aufwachstation betreut.
Am Nachmittag werden Sie an die Station zurückverlegt. 6-8 Stunden nach der Operation werden
Sie bereits mobilisiert. Das bedeutet, Sie werden aufstehen und einige Schritte gehen, eventuell
werden Sie auch schon frei ohne Krücken gehen können. Sie werden dabei von unserem Team
unterstützt.
Planmäßig werden keine Drainagen verwendet, der Harnkatheter wird spätestens am Morgen des
1. postoperativen Tages entfernt, sodass Sie ohne „Schläuche und Kabel“ aufstehen und trainieren
können.
Um Beweglichkeit und Belastbarkeit möglichst schnell zu erreichen ist eine intensive Physiotherapie
auf Station notwendig. Mehrmals täglich werden – teilweise in Gruppentherapie – Bewegungsübungen durchgeführt und das Gehen ohne Gehhilfe trainiert.
Wenn Sie ohne Hilfe von Ihrem Bett aufstehen und Treppensteigen können, sind Sie bereit für die
Nachbehandlung zuhause. In der Regel erfolgt die ambulante Physiotherapie entweder an der
Klinik oder in einer Physiotherapie-Einrichtung.
In einigen Fällen kann eine stationäre Rehabilitation nötig sein. Diese ist ab 6-8 Wochen nach dem
Eingriff sinnvoll und sollte schon im Vorfeld über den Hausarzt vereinbart werden.
Stützstrümpfe sind nur im Einzelfall nötig, da die Wirkungsweise nicht belegt werden konnte. Ebenso sind Unterarmstützkrücken nur in den ersten Tagen notwendig. Sie sollten so kurz wie möglich
eingesetzt werden. Vollbelastendes Gehen ist zugleich auch die beste Thrombosephrophylaxe.
In den Folgejahren empfehlen wir regelmäßige klinische und röntgenologische Kontrollen
Ihres künstlichen Kniegelenkes.
8. Was ist weiters zu beachten ?
• Wenn aber nach schmerzfreien Jahren wieder Beschwerden auftreten, kann das ein Hinweis
auf eine Lockerung Ihrer Knieendoprothese sein. In diesem Fall müssen Sie sich umgehend bei
Ihrem Orthopäden oder Chirurgen vorstellen, damit dieser eine Röntgenkontrolle veranlasst.
• Bei Auftreten einer Infektion jeglicher Art in Ihrem Körper, z.B. eitrige Entzündung eines Zahnes,
der Haut (Furunkel) oder des Nagelbetts sowie Entzündungen von Galle, Niere oder Blase
müssen Sie sich unbedingt durch Ihren weiterbehandelnden Arzt ein entsprechend wirksames
Antibiotikum verschreiben lassen und dieses dann einnehmen.
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• Weisen Sie Ihren Arzt oder Zahnarzt vor möglichen operativen Eingriffen darauf hin, dass Sie
ein künstliches Gelenk tragen. Der Arzt wird dann entscheiden, ob eine Gabe von Medikamenten (Antibiotika) notwendig ist.
• Bei folgenden Eingriffen ist das besonders wichtig:
• zahnärztliche Behandlung,
• urologische Eingriffe (z.B. an Prostata, Blase und Niere),
• gynäkologischen Operationen,
• Spiegelungen aller Art (z.B. Bronchoskopie, Gastroskopie, Zystoskopie oder Rektoskopie)
• und im Zweifelsfall auch bei allen anderen möglichen operativen Eingriffen.
Es besteht sonst die Gefahr, dass die Bakterien über die Blutbahn zu Ihrer Knieendoprothese gelangen und dort eine Infektion auslösen. Eine Infektion an einem Kunstgelenk ist medikamentös
nicht zu behandeln, so dass eine Operation in der Regel unumgänglich wird. Helfen Sie also selbst
mit, diese Komplikation zu vermeiden!
9. Was ist erlaubt, was ist ungünstig mit einem künstlichem Kniegelenk ?
Da es sich um ein Kunstgelenk handelt, sind die Komponenten dem Verschleiß unterworfen. Vor
allem die Verankerung im Knochen (Interface) stellt eine Schwachstelle dar und kann durch übermäßige Belastung geschädigt werden. Lockerungen des Gelenkes oder Abrieb und Bruch des Inlays können dadurch provoziert werden. Je jünger Sie sind desto länger sollte die Prothese halten.
Berufliche Belastung muß deshalb an Ihr neues Gelenk angepasst werden.
Folgende Aktivitäten und Faktoren sind als ungünstig zu werten:
oDas Heben und Tragen von schweren Lasten.
oSportliche Aktivität die zu Stößen im Gelenk führen. (Das sind Laufsportarten, Gehen in steilem
Gelände, Schifahren etc.)
oÜbergewicht.
Als günstig zu bewerten sind folgende Aktivitäten:
oRegelmäßige Spaziergänge und Gymnastik.
oGünstige Sportarten sind Schwimmen und Fahrradfahren.
Sollte es zu einer Lockerung oder zu dem Ausbruch der Prothese kommen, so ist es empfehlenswert, sich in die Klinik zu begeben, welche die Erstimplantation vorgenommen hat.
Die Termine zur Nachkontrolle in der Knieambulanz entnehmen Sie bitte dem Arztbrief. Unter
der Telefonnummer 0512/504-22828 können Sie außerdem Termine vereinbaren.
Bei zwischenzeitig auftretenden Beschwerden oder Notfällen können Sie jederzeit die Frischverletztenambulanz aufsuchen.
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