PDF-Dokument - Evangelische Kirche von Kurhessen
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‚Was zählt noch?‘– Entwurf eines Jugendgottesdienstes für den Buß- und Bettag 2009 Vorbemerkungen Am 18.11.2009 ist Buß- und Bettag. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern haben für dieses Jahr das Motto ‚Was zählt noch?‘ gewählt (www.busstag.de). Hier wird nun der Entwurf eines Jugendgottesdienstes vorgelegt, der von einem Mitarbeiterteam der ‚cross jugendkulturkirche-kassel‘ (www.jugendkulturkirche-kassel.de) erarbeitet worden ist. In der vorgestellten Form wird der Gottesdienst am Buß- und Bettag als Gottesdienst von Jugendlichen für Jugendliche in Kassel gefeiert werden. Wir haben Wert darauf gelegt, dass die unterschiedlichen Elemente des Gottesdienstes – insbesondere die Texte – nicht einfach für Jugendliche, sondern auch von Jugendlichen entworfen und gestaltet worden sind. Der vorliegende Entwurf mag als Vorlage, Anregung oder auch als Steinbruch für einen Jugendgottesdienst am Buß- und Bettag 2009 in den verschiedenen Gemeinden beider Landeskirchen dienen. Das Motto – ‚Was zählt noch?‘ Dem diesjährigen Motto ‚Was zählt noch?‘ ist als Bildmotiv eine Hand zur Seite gestellt, zwischen deren Fingern Sand hindurch rinnt. Im Blick auf das Plakat (Bild und Motto) wurden von den Jugendlichen spontane Ersteindrücke und Anfragen geäußert: Es gibt Sachen im Leben, die man nicht festhalten kann, es geht etwas verloren. Daran schließt sich sogleich die Frage an: Was zählt dann noch? Was zählt überhaupt? Was ist mir wichtig? Was ist wertvoll in meinem Leben, so dass ich es auf jeden Fall festhalten möchte? Was bringt mir das? Und was bleibt noch, wenn etwas schief geht in meinem Leben? Schlechte Schulnoten, eine verpasste Lehrstelle hier, eine verpasste Chance dort. (Etc.). Muss ich dann den Kopf in den Sand stecken? Und wenn die Tage, wenn die Lebenszeit – wie etwa bei einer Sanduhr gut zu erkennen – stetig zerrinnt, was zählt dann am Ende eines Tages, am Ende eines Lebens? Die am Buß- und Bettag anwesenden Jugendlichen sollen für diese Fragen in einem Gottesdienst sensibilisiert werden. Ferner soll ihnen am Buß- und Bettag die Möglichkeit eröffnet werden, Belastendes zurücklassen zu können und Hilfreiches mitzunehmen. Gottesdienstablauf • Musik (Band) • Begrüßung mit Votum und Einführung ins Thema • PowerPoint: 86.400 Sekunden • Präsentation von Straßeninterviews: Was zählt für dich am meisten? / Was sind deine (nächsten) Ziele? • Musik (Band) ‚Was zählt?‘ / jünger • Predigt • Musik (Band): ‚Irgendwas bleibt‘ / Silbermond • Mitmachaktion: Das, was belastet; das, was Sorgen macht; das, was ich loswerden möchte, kann ich hier lassen. Ein Teelicht anzünden und in den vorbereiteten Sand stellen. • Gebet • Fürbitten mit Instrumentalmusik zwischen den Bitten • Vaterunser • Segen • Abschlussaktion: Das ist mir wertvoll; das zählt für mich; diese Anregung nehme ich mit nach Hause. ‚Eine Hand voll Sand‘ in eine Tüte füllen und mitnehmen • Musik (Band) Hinweise zu den einzelnen Elementen des Gottesdienstes Musik Der Gottesdienst wird in Kassel musikalisch von der Schülerband ‚jünger‘ mitgestaltet. Die einzelnen Liedtexte werden mithilfe eines Beamers auf eine Leinwand projiziert. Das Lied Was zählt? (Stefan Nadolny / jünger, Trendelburg) wurde eigens von der Band jünger für den Gottesdienst verfasst. Das Lied Irgendwas bleibt (Silbermond) greift das Motto des Gottesdienstes insofern auf, als die Sehnsucht nach etwas Bleibenden und nach Sicherheit besungen wird, die in einer unsicher erscheinenden Welt die Menschen umtreibt. Was zählt? - jünger Annabel ist immer voll dabei was sie anhat ist der letzte Schrei keine Party ohne Annabel zugedröhnt ist sie meistens schnell Marek ist schon lang im Krankenhaus alles was er will ist endlich raus Annabel war neulich mal bei ihm hat’n Stammplatz in ihr’m Partyteam Refrain: Sag mir was zählt bei dir erzähl von dir Ich zähl auf dich lass mich doch nicht im Stich Wer zählt auf mich bei wem zähl ich frag ich Wo zähl’n auch ich und du zur Crew dazu Friederike isst schon lange nichts denkt sie hätte viel zu viel Gewicht neulich war sie endlich mal beim Arzt seine Diagnose war sehr hart Besser is, Sie bleiben gleich mal da Magersucht, akut, Lebensgefahr! Heute traf sie einen auf’m Flur Marek sagt: Warum denn all das nur? Refrain Mario will gerne hoch hinaus deshalb geht er wirklich selten raus wenn die Noten stimmen is alles klar Freunde braucht er nicht ist ganz egal Friederike kann ihm was erzähl’n Beinah nämlich wär’s um sie gescheh’n Aber einer hat ihr klar gesagt dass sie leben soll weil er sie mag Begrüßung „Herzlich Willkommen. Wir feiern heute mit euch den Buß- und Bettagsgottesdienst im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen Was ist der Buß- und Bettag überhaupt? Buße tun und beten, aber wozu? Was bedeutet das eigentlich für mich? Ihr habt heute hier die Möglichkeit, in euch hinein zu hören, über Vergangenes nachzudenken, euch eventuelle Fehlentscheidungen einzugestehen und neue Ziele zu setzen, für die Zukunft. Ganz nach dem Motto ‚Was zählt noch?‘ Als Einstieg möchten wir mit einer Geschichte beginnen.“ (Sarah Matzdorf) PowerPoint: 86.400 Sekunden Die folgende Geschichte soll zum Denken anregen. Was ist wichtig, wie fülle ich die mir zur Verfügung gestellte Zeit? Präsentiert werden kann die Geschichte als PPP, die sich mit ruhiger Musik unterlegen lässt (etwa mit einer Instrumentalversion von If a song could get me you von Marit Larsen). Eine Bank eröffnet für dich ein Konto und überweist dir jeden Morgen 86.400 Euro. (Folie 1) Du kannst über das Geld frei verfügen und alles ausgeben. Du kannst das Geld aber nicht auf ein anderes Konto überweisen. (Folie 2) Das Geld, das du am Ende des Tages nicht ausgegeben hast, verfällt. (Etc.) Aber jeden Morgen, an dem du aufwachst, sind wieder 86.400 Euro auf deinem Konto. Geld für den neuen Tag. Es gibt allerdings einen Haken: Die Bank kann dein Konto ohne Vorwarnung und ohne Angabe von Gründen zu jedem Zeitpunkt auflösen. Was würdest du tun? Würdest du einfach weitermachen wie bisher? Oder würdest du das Geld ausgeben? Mit vollen Händen, denn am Ende des Tages ist es ja sonst verloren! Und wofür würdest du es ausgeben? Vielleicht dafür, dir deine Wünsche und Träume zu erfüllen, für das, was dir wirklich wichtig ist? Vielleicht für Freunde, für deine Familie, für Menschen, die dir wichtig sind? Schließlich sind 86.400 Euro pro Tag sehr, sehr viel Geld. Wieso ich das alles frage? Wir alle haben so eine Bank. Wir bekommen zwar nicht jeden Morgen 86.400 Euro zum Ausgeben geschenkt, aber etwas viel Kostbareres. Wir bekommen Zeit. Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86.400 Sekunden Leben für den Tag. Und wenn wir abends schlafen gehen, wird nichts von unserer Zeit gutgeschrieben. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren. Gestern ist vergangen. Jeden Morgen beginnt der Zauber von Neuem, aber unser Zeitkonto kann zu jedem Zeitpunkt ohne Vorwarnung aufgelöst werden. Das Leben kann jeden Moment zu Ende sein. Was also machst du mit deinen 86.400 täglichen Sekunden? Straßeninterviews Die Straßeninterviews knüpfen an die in der PPP aufgeworfene Frage an und geben kurze Statements von Jugendlichen und auch älteren Menschen auf der Straße wieder. Im Vorfeld des Gottesdienstes werden Menschen auf der Straße befragt und gefilmt: ‚Was zählt für dich am meisten?‘ / ‚Was sind deine (nächsten) Ziele?‘. Die Ergebnisse werden als kurzer Videoclip präsentiert. Predigt „Das Thema des Gottesdienstes heißt ‚ Was zählt noch?‘, nur was stellen wir uns darunter vor? Wenn ich dich frage, was hat für dich gezählt, so würdest du mir vielleicht eines von deinen schönen Erlebnissen erzählen. Wenn ich dich frage, was für dich zählen wird, so würdest du mir vielleicht antworten, dass du eine gute Arbeit finden willst und vielleicht auch eine Familie haben willst. Wenn ich dich aber hier und jetzt frage, was für dich in diesem Moment zählt, was antwortest du mir dann? Jeder hat wahrscheinlich Probleme auf Anhieb diese Frage zu beantworten, aber genau deshalb sitzt du heute hier. Deshalb versuche dich nun auf meine Stimme zu konzentrieren. (kurze Pause) Mache dir erst mal klar, für was du dankbar bist, was du erhalten willst und was du vielleicht noch besser machen willst. Konzentriere dich auf Dinge, die in deinem Leben wirklich eine entscheidende Wirkung haben. Das kann zum Beispiel ein besonderer Mensch sein, ein besonderes Hobby oder auch ein schönes Gefühl in einer bestimmten Situation. (kurze Pause) Fühlst du etwas bei dem was du dir gedacht hast? Ist es Sehnsucht, Glück oder einfach nur eine starke Verbindung? Du wirst in deinem Inneren wahrscheinlich dafür bitten, dass das, was für dich zählt, erhalten bleibt. Deine Bitte wird auch gehört, ja dir wird sogar geholfen, nämlich von Gott. Gott nimmt sich deiner Bitten an, hört dir zu und versteht dich. Du wirst also niemals allein sein bei deiner Sehnsucht nach dem, was in deinem Leben zählt. Jedoch erscheint dir bestimmt nicht alles so wichtig im Leben und du hast eventuell vieles nicht richtig wahrgenommen oder hast zu rasch ein Urteil gefällt. Führe dir vor Augen, was du anders hättest machen können in deinem Leben, wo du zum Beispiel einen Menschen verletzt hast oder nur an dich gedacht hast, obwohl andere deine Hilfe brauchten. (kurze Pause) Besinne dich auf das, was du ändern kannst, damit es auch dir etwas bedeutet und nicht einfach an dir vorüberzieht. In diesem Moment hast du die Chance mit dir ins Reine zu kommen, einen Neuanfang zu wagen, aber dafür musst du dir deine Fehler eingestehen. (kurze Pause) Hab ruhig Mut, Reue zu zeigen, denn es ist keine Schwäche. Reue zeigt dir und anderen Menschen, dass auch du andere beachtest und respektierst. Versuche dich also nicht vor deinen Handlungen zu verschließen, denn sonst entfernst du dich nicht nur von Freunden, Bekannten oder anderen Menschen, sondern auch von Gott. Nun wird es Zeit langsam die Augen wieder zu öffnen und die Realität wahrzunehmen. Denke aber immer weiterhin, auch mit offenen Augen, was in deinem Leben zählt und was dir Leid tut, denn dann wird Gott dir zur Seite stehen!“ (Dave Kulik) Mitmachaktion Die Mitmachaktion bietet den jugendlichen Gottesdienstbesuchern die Möglichkeit, am Bußund Bettag etwas zurückzulassen. Dies kann befreiend sein und ist manchmal auch notwendig dafür, sich auf etwas Neues einzulassen. Dasjenige, das belastet oder das, was Sorgen macht, kann abgelegt werden. Symbolisch dafür können im Gottesdienst Teelichter entzündet und in einem vorbereiteten Sandbett platziert werden. „Das Motto des heutigen Gottesdienstes ist ‚Was zählt noch?‘ Um herauszufinden, was für einen im Leben wichtig ist, muss man sich vielleicht erst einmal von etwas befreien, was einen belastet. Jeder von euch kann nun hier nach vorne kommen, sich ein Teelicht nehmen, es an den großen Kerzen anzünden und in den Sand hier stellen, damit eure Sorgen hier bleiben.“ (Sarah Matzdorf) Gebet „Guter Gott, in unserer Mitmachaktion konnten wir unsere Sorgen mitteilen und sie vor Dich bringen. Du nimmst sie von uns und hilfst uns dabei, uns auf das Wichtige zu konzentrieren. Wenn wir uns bewusst werden, wer wir sind und was uns wichtig ist, bist Du bei uns. Du zeigst uns, dass Materielle Dinge, wie Handys und Fernseher, vergänglich sind. Sie gehen irgendwann kaputt und werden von uns weggeworfen. Aber die selbstverständlichen und unscheinbaren Dinge, wie Freunde, sind wirklich wichtig. Sie sind die Dinge, die uns Lebensfreude und Trost spenden. Herr, auch Du schenkst uns Trost, wenn wir in Sorge sind. Du gibst uns den Mut, trotz Probleme weiter zu machen. Durch Dich erlangen wir die Kraft, auch in der größten Not die schönen und wichtigen Dinge nicht aus den Augen zu verlieren. Amen.“ (Christin Müller) Fürbitte „Manchmal steigere ich mich zu sehr in ein Problem hinein. Ich mache mir zu viele Gedanken über Dinge, die völlig belanglos sind. Hilf mir Herr, mich nicht von unwichtigen Dingen ablenken zu lassen. Hilf mir, mich auf das Wichtige und Wesentliche zu konzentrieren. Viele von uns leben in ständiger Hektik. Schule, Arbeit, Haushalt und Kinder fordern Tag für Tag unsere volle Aufmerksamkeit. Oft geraten wir dabei in Stress und lassen uns von unseren Pflichten vereinnahmen. Dadurch verlieren wir die Freude an dem, was wir tun. Guter Gott, hilf uns dabei, Freude und Spaß nicht zu vergessen. Schenke uns die Fähigkeit, Freude und Pflicht miteinander zu verbinden. Hungersnöte, Depressionen und Krankheiten, wie Krebs und Aids, lassen Menschen weltweit die Kraft am Leben verlieren. Nichts scheint für sie noch wichtig. Herr, gib ihnen die Kraft, sich nicht von ihrem Leiden beherrschen zu lassen. Hilf ihnen dabei, ihr Leiden zu beherrschen. Amen“ (Christin Müller) Segen „Der Herr segne dich und behüte dich. Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit und Freude und deine Augen mit Lachen. Er schenke dir die Fähigkeit, wahrzunehmen, was für dich in deinem Leben wirklich zählt. Amen.“ (Viola Spallek) Abschlussaktion Der Gottesdienst mit seiner Predigt, mit Gebet und Musik lässt die Jugendlichen nicht leer nach Hause gehen. Als Erinnerung an diesen ‚geistlichen Schatz‘ füllen sich die Gottesdienstbesucher zum Abschluss etwas Sand in eine Tüte ab. So haben sie etwas Sichtbares, das noch einmal vor Augen führen kann: ‚Das ist mir wertvoll‘ / ‚Das zählt für mich‘ / ‚Diese Anregung nehme ich mit nach Hause‘. Der Dekosand kann im Vorfeld mit netten kleinen Accessoires zu etwas Wertvollem gemacht werden. „Nun habt ihr eure Sorgen hier gelassen und Platz geschaffen, für das, was für euch wirklich zählt. Beim rausgehen könnt ihr mit der Hand einmal in den Sand greifen und das was übrig bleibt, füllt ihr in die Plastiktüten und nehmt es mit nach Hause. Diese Körner sind nicht durch eure Finger gerieselt, sondern sind das, was am Ende übrig bleibt, das was zählt, was wichtig ist.“ (Sarah Matzdorf) (Dave Kulik, Sarah Matzdorf, Christin Müller, Monika Ochs, Sebastian Renz, Malte Schlüter, Viola Spallek, Andrea Wielsch.)