die Finanzanalyse zu Real Madrid zum

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die Finanzanalyse zu Real Madrid zum
Marco Mesirca 2015
Die Finanzen
der Königlichen
Finanzanalyse zu Real Madrid
veröffentlicht auf Spielverlagerung.de
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Inhaltsverzeichnis zu Finanzanalyse Real Madrid
David vs Goliath.................................................................................................................................. 2
Ziel der Finanzanalyse zu Real Madrid ............................................................................................... 4
Die Real Madrid Group ....................................................................................................................... 4
Real Madrids Umsatzpower .................................................................................................................... 6
Den roten Teufel im Nacken ............................................................................................................... 6
Reals Umsatzzusammensetzung nach Deloitte ................................................................................... 7
Erlöse aus der Champions League ...................................................................................................... 8
Revenue ist vanity, profit is sanity ........................................................................................................ 10
Zusammensetzung der Aufwendungen ............................................................................................. 10
Lohnkosten Real Madrid ................................................................................................................... 11
Spielerverpflichtungen finden sich in Abschreibungen..................................................................... 12
Profitabel dank Transfererlöse .......................................................................................................... 14
Das Finanzergebnis ........................................................................................................................... 15
Das Jahresendergebnis – Vorteil dank Cayman ................................................................................ 16
Das Cash der Real Madrid Group ......................................................................................................... 18
Tatsächliche Auszahlungen für Spieler ............................................................................................. 19
Der Free-Cash Flow .......................................................................................................................... 20
Die Verbindlichkeiten Real Madrids ................................................................................................. 21
Reals Vermögen – Beine, Steine & Cash .............................................................................................. 22
Das Eigenkapital der Königlichen ..................................................................................................... 23
Real Madrids Schulden? .................................................................................................................... 25
Finanzielle Stabilität .............................................................................................................................. 27
Nettoverschuldung EUR 109 Mio. .................................................................................................... 27
GEARING ......................................................................................................................................... 29
Wie ist es um die Liquidität bestellt .................................................................................................. 30
Der königlicher Schwan und das hässliche Entlein ............................................................................... 31
Weitere Analysen .................................................................................................................................. 32
Wirtschaftsanalyse FC Porto ............................................................................................................. 32
Finanzanalyse FC Bayern .................................................................................................................. 32
Finanzanalyse HSV ........................................................................................................................... 32
Geschäftsmodell von Borussia Dortmund ......................................................................................... 32
Finanzanalyse BVB ........................................................................................................................... 32
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
REAL MADRID - DIE FINANZEN DER KÖNIGLICHEN
2014 kam es im Champions League Finale zum Höhepunkt einer
spanischen Rivalität. In Lissabon traf der Dritte der Primera Division
auf den frisch gekürten Meister aus Madrid. Doch anders als üblich
wurde die spanische Meisterschaft nicht an Real oder Barca vergeben,
sondern an Atletico Madrid. Wenngleich die „Los Rojiblancos“ die
Meisterschaft für sich entscheiden konnte, setzten sich letztendlich die
Königlichen im Finale der Königsklasse durch. Für Real Madrid wohl
der wichtigste Titel seit Jahren.
David vs Goliath
Allerdings maßen sich in diesem finalen Stadtderby zwei Mannschaften mit eigentlich ungleichen
Kräfteverhältnissen. Sportlich wie wirtschaftlich traf hier David auf Goliath.
Aus sportlicher Sicht unterstützt diese These die reine Betrachtung der Punkteausbeute im Ligabetrieb,
die durch die erreichten Endplatzierungen zwischen 2002/03 und 2013/14 unterstrichen wird. Seit
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
2002/03 erbeutete Real Madrid insgesamt 997 Punkte. Das macht pro Saison eine durchschnittliche
Punkteausbeute von eindrucksvollen 83 Zählern. Atletico Madrid erspielte mit insgesamt 722 Punkten
„lediglich“ 60 Punkte pro Saison und somit 23 Punkte weniger als die Königlichen. Auch ein Blick auf
die Siegquote unterstreicht Reals sportliche Überlegenheit. Während die Königlichen zwischen 2002
und 2014 überragende 77% der La Liga Spiele GEWANN, konnte Atletico „nur“ 58% seiner Spiele für
sich entscheiden.
Doch die Kluft zwischen beiden Hauptstadtclubs wird am deutlichsten, wenn wir den Umsatz
betrachten. In der Saison 2013/14 zeigte Real Madrid mit EUR 549 Mio. den dreifachen Umsatz von
Atletico (EUR 169 Mio.), wodurch die massive wirtschaftliche Unterlegenheit der „Los Rojiblancos“
zementiert ist.
Real Madrid umsatzstärkster Fußballclub
Und genau das bringt uns zu einem bedeutenden Fakt den man über Real Madrids Finanzen wissen
sollte. Real ist seit Jahren der umsatzstärkste Fußballclub der Welt. Seit mittlerweile 10 Jahren führen
die Königlichen die sog. Football Money League (DFML) an. In der jährlich erscheinenden Analyse der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte werden die Umsätze der Fußballclubs verglichen und
tabellarisch dargestellt.
Im Königsjahr 2013/14 generierten die „Los Blancos“ EUR 549 Mio., gefolgt von Manchester United
(EUR 518 Mio.) und dem FC Bayern München (EUR 487,5 Mio.). Die andere spanische Supermacht
aus Barcelona findet sich mit EUR 484,6 Mio. auf Rang 4 der Umsatzliste. Und Real Madrids
Finalgegner aus Lissabon, Atletico Madrid, steht auf Platz 15 der DFML und somit ganze EUR 379,6
Mio. vom Krösus entfernt. Nachfolgende Abbildung zeigt die 20 umsatzstärksten Fußballclubs und die
grobe Zusammensetzung der Umsätze. Deloitte gruppiert die Einnahmequellen nach Matchday,
Broadcasting und Commercial, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die hier
aufgelisteten Umsätze beinhalten keine Transfereinnahmen.
Doch nicht nur umsatztechnisch ist Real Madrid eine Wucht. Auch was die Profitabilität betrifft ist Real
mehr als vorbildlich. Der Champions League Sieger 2013/14 wies in seinem Königsjahr einen Gewinn
nach Steuer (EAT) von imponierenden EUR 38,5 Mio. aus und schaffte somit eine Umsatzrendite von
7%. Damit zeigt Real den höchsten betriebswirtschaftlichen Jahresüberschuss eines Champions League
Siegers der vergangenen 7 Jahre. Vermutlich sogar seit jeher.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Den zweitbesten Wert in dieser Betrachtung markierte der FC Bayern München in seiner Triple-Saison
2012/13, als mit einem Gewinn von EUR 14 Mio. eine Umsatzrendite von 3% generiert wurde. Die
Ergebnisse der anderen Sieger zeigen eher ernüchternde Zahlen, was darauf schließen lässt, dass
Europas Krone in der Regel teuer erkauft wurde. Trotz der Millionenprämie aus dem Wettbewerb
wiesen Inter Mailand (EUR -69 Mio.) 2009/10 und Manchester United (EUR -54,3 Mio.) 2007/08
immense Millionenverluste aus. Negative Umsatzrenditen von (-)31% bzw. (-)17% waren die Folge.
Immerhin konnte ein CL-Triumphator seine Fehlbetrag-Rally vergangener Jahre mit dem Gewinn der
CL unterbrechen. Der FC Chelsea generierte in seinem Siegesjahr einen Überschuss von EUR 1,7 Mio.
und unterbrach damit die Verlust-Serie vorhergegangener Saisons.
Ziel der Finanzanalyse zu Real Madrid
Wir sehen also, dass die Königlichen sportlich wie wirtschaftlich hervorragend aufgestellt scheinen.
Zumindest deutet darauf die Saison 2013/14 hin. Der nachfolgende Report nimmt nun Real Madrids
aktuelle und historische Finanzen genauer unter die Lupe. Die Entwicklung der Einnahmen- und
Ausgabenstruktur, Rentabilität, Vermögenswerte sowie deren Finanzierung und die finanzielle Stabilität
bilden zentrale Bestandteile der Finanzanalyse der Königlichen. Im Zuge dessen lege ich
Vergleichsdaten ausgewählter Fußballclubs dar. Die Benchmark bilden, neben den drei Topclubs
Spaniens (Real Madrid, FC Barcelona, Atletico Madrid) die zweit und dritt umsatzstärksten
Fußballclubs Manchester United und der FC Bayern München. Wir wollen sehen, wie es um Real
Madrids Finanzen bestellt ist und Vergleiche liefern.
Die Real Madrid Group
Die Analyse stützt sich auf den konsolidierten Finanzinformationen der Real Madrid Group. Zu dieser
gehört der allseits bekannte Verein „Real Madrid, Club de Fútbol“, sowie dessen Tochtergesellschaft
„Real Madrid Gestión de Derechos, S.L.
Real Madrid, Club de Fútbol, wurde 1902 als Sportorganisation gegründet, die seit jeher sehr erfolgreich
im Fußball und Basketball aktiv ist. Der Verein ist nach dem Vereinsrecht organisiert und somit
mitgliedergesteuert, das heißt jedes Mitglied hat eine Stimme. Real Madrid, FC Barcelona, Athletic
Bilbao und CA Osasuna sind die einzigen Ausnahmen, die noch als Vereine organisiert am spanischen
Profifußball teilnehmen dürfen. Seit dem 15.10.1990 ist gesetzlich festgeschrieben, dass die spanischen
Clubs als sog. Sociedades anónimas deportivas (SAD) organisiert sein müssen. Die Pflicht zur
„Sportaktiengesellschaft“ wurde aufgrund der massiven finanziellen Intransparenz und Verschuldung
im spanischen Clubfußball eingeführt.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Als Muttergesellschaft hält Real Madrid C.F. 80% an der Tochtergesellschaft Real Madrid Gestion de
Derechos SL. Diese ist als spanische Kapitalgesellschaft (SL = Sociedad de responsabilidad limitada)
zu verstehen, deren Rechtsform der deutschen GmbH ähnlich ist. Das Tochterunternehmen wurde am
10. Juni 2004 gegründet und ist seit Juli 2004 für das Management bestimmter Vermögenswerte und
Rechte zuständig. Das Rechtemanagement umfasst einen Teil der Merchandising-Rechte, Bild- &
Nutzungsrechte sowie Internet- und sonstige Vermarktungsrechte bzgl. Club und Spieler. (the
administration of certain assets and rights owned by its shareholders in the joint operation and
management of a portion of the merchandising rights, Club and player image rights, and internet and
distribution rights. S. 29) Darüber hinaus obliegt dieser Gesellschaft der Kanal Real Madrid TV, das in
Englisch und Spanisch rund um Real Madrid berichtet. Somit agiert das Unternehmen auch als
Broadcaster.
Die restlichen 20% der Anteile teilen sich die Finanz- & Versicherungsgesellschaft „Accionariado y
Gestión, S.L.“ (12.5%) und die Medienproduktionsgesellschaft „Media Cam Producciones
Audiovisuales, S.L.“ (7,5%).
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Real Madrids Umsatzpower
In der Saison 2013/14 wies Real Madrid mit EUR 549,3 Mio. den bis dato höchsten Umsatz eines
Fußballclubs aus. Mit diesem Ergebnis konnte Real sein Vorjahresergebnis von EUR 518,7 Mio. um
6% steigern. Spannen wir den Betrachtungsbogen bis 2009/10 zurück, so sehen wir, dass die
Königlichen innerhalb von 5 Jahren ihren Umsatz um EUR 110,9 Mio. anheben konnten, was einer
Wachstumsrate von 25% innerhalb von fünf Jahren entspricht.
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Doch auch die Konkurrenz hat sich weiterentwickelt. Die spanischen Wettbewerber konnten ebenfalls
Umsatzsteigerungen ausweisen. Wenngleich der FC Barcelona stagnierte, zeigte Atletico Madrid mit
seinem Umsatzwachstum von EUR 50 Mio. eine Wachstumsquote von gewaltigen 42% gegenüber dem
Vorjahr, was wohl auf den Siegeszug in der Champions League zurückzuführen ist. Das Atleticos
Umsatzwachstum in den vergangenen fünf Jahren mit 36% niedriger ist, als das von vor einem Jahr, ist
darin begründet, dass Atletico 2009/10 einen höheren Umsatz auswies als 2012/13. In der FünfJahresbetrachtung zeigt auch der zweite spanische Riese FC Barcelona ein immenses Umsatzwachstum
von EUR 86,6 Mio. (22%).
Den roten Teufel im Nacken
Trotz aller bestehenden wirtschaftlichen Dominanz scheint Real in Anbetracht der aktuellen Zahlen
Boden gegenüber der Konkurrenz aus England zu verlieren. Den Königlichen sitzen die roten Teufel im
Nacken. Innerhalb einer Saison konnten die „Red Devils“ aus Manchester ihren Umsatz (exkl.
Transfererträge) um gewaltige EUR 94,2 Mio. (GBP 70 Mio.) steigern und somit den Abstand zu den
Königlichen merklich verringern. Dabei ließen sie sogar den FC Barcelona hinter sich lassen. In den
letzten fünf Jahren legte Manchester United sogar um GBP 146,8 Mio. zu, was einem Umsatzwachstum
von 51% entspricht. ManU versucht die Kluft zu Real zu verkleinern, was den höheren Einnahmen aus
der TV-Vermarktung, sowie den neuen Sponsoring Deals zu verdanken ist. Reals Umsatzvorsprung zum
2.Platzierten Manchester United lag 2013/14 bei EUR 30 Mio. Im Jahr davor betrug dieser noch EUR
95 Mio., damals lagen die Red Devils auf dem 4. Rang der DFML.
Nichts desto trotz sind Reals aktuelle Einnahmen absolut bemerkenswert. Summiert man sogar das
Ergebnis aus dem Transfergeschäft hinzu, so überschreiten die Königlichen 2013/14 die Umsatzgrenze
von EUR 600 Mio.
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Schauen wir uns nun die Zusammensetzung der Einnahmen genauer an. Hierzu betrachten wir zunächst
den Management Report von Real Madrid und danach, um eine bessere Vergleichbarkeit zu
gewährleisten, beziehen wir uns auf Deloittes Football Money League.
Reals Umsatzzusammensetzung nach Deloitte
Real Madrids Umsatz setzt sich laut Deloitte zu 21% aus Spieltageinnahmen (MATCHDAY), zu 37%
aus TV- & Medienvermarktungs-Erlösen (BROADCASTING) und zu 42% aus sog. COMMERCIALErlösen, die als sonstige Vermarktungserlöse zu verstehen sind, zusammen und ist damit höchst
ausgeglichen in seiner Struktur.
Letztere Einnahmekategorie umfasst Erlöse aus Merchandising, Sponsoring und sonstigen Quellen hier sind auch die sog. „other stadium revenues“ aus Reals Management Report enthalten, die mit den
Einnahmen aus „Membership, etc.“ verwoben sind. Real Madrid weist mit EUR 231,5 Mio. den
dritthöchsten Wert dieser Einnahmequelle auf und liegt damit hinter dem FC Bayern München (EUR
291,8 Mio.), der bisher immer Krösus dieser Umsatzquelle war - jedoch 2013/14 hinter Paris St.
Germain fiel.
Der französische Hauptstadtclub wies in der abgelaufenen Saison mit EUR 327,7 Mio. die höchsten
Commercial Einnahmen aus und baute diese gegenüber 2012/13 um gewaltige EUR 73 Mio. aus. Damit
trägt diese Erlösquelle enorme 69% zum Gesamtumsatz des PSG bei. Paris St. Germains hohe
Einnahmen in diesem Bereich – besonders die Sponsoring Deals betreffend - stehen jedoch stark in der
Kritik und werden als „unverhältnismäßig“, „nicht marktgerecht“ und „unfair“ bezeichnet, was
angesichts der kolportierten Sponsoring-Einnahmen in Höhe von EUR 200 Mio. PRO JAHR durch die
QTA (Quatar Tourism Authority) verständlich scheint. Besonders wenn wir bedenken, dass bspw. der
FC Bayern mit dem Telekom-Deal ca. EUR 30 Mio. und somit nur einen Bruchteil dessen einnimmt. ()
Real Madrids zweithöchste Umsatzquelle bilden die Erlöse aus der TV- & Medienvermarktung
(BROADCASTING), die mit EUR 204,2 Mio. den höchsten Wert in der DFML 2015 bildet. Hier finden
sich die Einnahmen aus der Vermarktung nationaler und internationaler TV- und Medienrechte (Primera
Division, Pokal) sowie die Preisgelder aus den internationalen Pokalwettbewerben (Champions &
Europa League).
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Die Vermarktung der TV & Medienrechte erfolgt in Spanien dezentral/individuell, d.h. diese werden
von jedem Club selbst vermarktet. Durch diese Vermarktungspraktik ist auch erklärt, warum Atletico
Madrid mit EUR 96,5 Mio., als Meister der spanischen Liga 2014 und Gegner im CL-Finale, mehr als
die Hälfte WENIGER an Broadcasting-Erlösen erwirtschaftete als Real. Dass dies im spanischen
Fußball ständig für Unruhe sorgt, sollte allgemein bekannt sein.
Verständlich wird dies durch folgende Tatsache. Die Vermarktungspraktik sorgt in ihrem Auswuchs
dafür, dass Real Madrid und FC Barcelona mit je EUR 140 Mio. kumuliert fast 40% der gesamten Erlöse
aus der nationalen TV Vermarktung der spanischen Erstligisten erhalten. Atletico Madrid setzte EUR
42 Mio. um. Den geringsten Betrag setzte Almeria mit ca. EUR 18 Mio. um und somit EUR 122 Mio.,
weniger als die Königlichen. In der Bundesliga erhielt der FC Bayern mit EUR 37 Mio. lediglich EUR
20 Mio. mehr als der Letzte - Eintracht Braunschweig (EUR 18,2 Mio.). Mit einem Umsatz von EUR
122 Mio. schafft man es allein schon unter die 30 umsatzstärksten Fußballclubs Europas. Die Tatsache
belegt wohl eindeutig die massive Unausgeglichenheit in der spanischen Liga, von der mit Fug und
Recht behauptet werden darf, sie fußt auf der Individualvermarktung der TV- und Medienrechte.
Erlöse aus der Champions League
Werfen wir einen Blick auf die Ausschüttungen der UEFA für die Champions League Teilnahme.
2013/14 schüttete die UEFA insgesamt EUR 904,6 Mio. an die 32 Teilnehmer der Champions League
aus. Von dieser Summe gingen 50% an zehn Fußballclubs. Darunter finden wir selbstverständlich auch
Real Madrid, das mit EUR 57,4 Mio. das höchste Preisgeld erhielt
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Der Betrag setzt sich zusammen aus Fixbeträgen und variablen Erfolgsprämien. Erstere bilden die sog.
Teilnahmeprämie (EUR 8,5 Mio.) sowie die Prämien für das Erreichen des Achtelfinals (EUR 3,5 Mio.),
des Viertelfinals (EUR 3,9 Mio.), des Halbfinals (EUR 4,9 Mio.) und des Finales (EUR 6,5 Mio.). Unter
variablen Erfolgsprämien sind die Leistungsprämie (EUR 5,5 Mio.), die Prämie aus dem sog.
Marketpool (EUR 20,5 Mio.) sowie der Bonus für den CL Sieg (EUR 4 Mio.) zu verstehen. Der
Marketpool hat hohen Einfluss auf die Höhe des Gesamtbetrages. Laut UEFA ist dieser abhängig vom
kommerziellen Wert des nationalen TV-Marktes eines Clubs, der Anzahl seiner ausgetragener UEFACL-Spiele und seiner Vorjahres-Platzierung in der nationalen Meisterschaft.
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Das erklärt auch warum bspw. Paris St. Germain mit EUR 54,4 Mio., trotz scheitern im CLViertelfinale, mehr erhielt als der Finalteilnehmer Atletico Madrid. Bei Juventus Turin ist es sogar noch
markanter. Juve erhielt trotz Scheitern in der Gruppenphase mit EUR 43,1 Mio. mehr als der FC
Barcelona (EUR 42,0 Mio.), der im Viertelfinale knapp Atletico Madrid unterlag. Atletico erhielt mit
EUR 50 Mio. das dritthöchste Preisgeld.
Nicht zu vergessen sind Real Madrids MATCHDAY Erlöse. Diese beinhalten Einnahmen aus dem
Ticketverkauf (Spieltag & Jahreskarten) und dem Hospitality sowie die Mitgliedsbeiträge. Real Madrid
liegt hier mit EUR 113,8 Mio. hinter dem FC Barcelona (EUR 116,8 Mio.), Arsenal London (EUR 119,8
Mio.) und Manchester United, das mit EUR 129,3 Mio. diese Umsatzquelle anführt. Abgeschlagen
liegen hier der FC Bayern mit Spieltageinnahmen in Höhe von EUR 88 Mio. und Atletico Madrid.
Atletico erwirtschaftete mit EUR 32,5 Mio. lediglich ein Drittel von Reals Matchday-Einnahmen
generierte.
Zählen wir diese einzelnen Einnahmestränge zusammen, erhalten wir den Umsatz exkl.
Transferergebnis in Höhe von EUR 549,3 Mio.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Revenue ist vanity, profit is sanity
Der Umsatz ist jedoch nur bedingt aussagekräftig und kann grundsätzlich auch teuer erkauft werden,
was letztendlich Einfluss auf die Profitabilität hat. Bei klassischen Wirtschaftsunternehmen gilt die
Prämisse der Gewinnmaximierung. Diese gilt bei Fußballclubs jedoch nur bedingt, bzw. setzt sich aus
zwei Komponenten zusammen. Fußballclubs wollen/müssen den sportlichen mit dem wirtschaftlichen
Erfolg austarieren. Das Streben nach wirtschaftlicher Profitabilität kann das sportliche Endprodukt
gefährden. Wobei letzteres auch die wirtschaftliche bzw. finanzielle Lage eines Clubs in Gefahr bringen
kann. Es darf keine Überfokussierung eines Zielsystems erfolgen. Wie wir gleich sehen werden ist Real
Madrid einer der Clubs die es schaffen beide Zielsystem hervorragend zu vereinen.
Gemäß der Unternehmensweisheit „REVENUE IS VANITY, PROFIT IS SANITY“ nähern wir uns nun
Schritt für Schritt dem Jahresendergebnis von Real Madrid. Hierzu ist die Betrachtung der
Aufwendungen unentbehrlich.
Real Madrid zeigte 2013/14 Aufwendungen in Höhe EUR 543,6 Mio. Diese definierten Aufwendungen
verstehen sich exkl. Transferergebnis, Nettofinanzierungskosten (Zinsen) und Steuer. Mit diesem Wert
umfassten die definierten Ausgaben 99% des Gesamtumsatzes. Das bedeutet vor Zinsen, Steuer und
exkl. dem Transferüberschuss erzielte Real Madrid ein Betriebsergebnis (EBIT before note 17.5) von
EUR 5,71 Mio., was nicht ausreichend für die noch bevorstehenden Punkte NETfinance und Steuer
gewesen wäre. Hierzu kommen wir weiter unten noch.
Zusammensetzung der Aufwendungen
Im Wesentlichen setzten sich die Aufwendungen aus Personalkosten (49%), sonstigen Kosten (27%),
Abschreibungen (20%) und Materialkosten (4%) zusammen. Seit 2009/10 (EUR 428,5 Mio.) wurde in
der prozentualen Struktur keine größere Veränderung ersichtlich. Lediglich die Abschreibungen sind
auffällig, da sich diese nur um EUR 5 Mio. verschoben, während die Personalkosten mit EUR 77 Mio.
einen massiven Anstieg zeigen, was in nachfolgender Abbildung dargestellt ist.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Lohnkosten Real Madrid
Gehen wir nun auf die markantesten Posten ein. Den größten Einfluss auf das Endergebnis hatten in der
abgelaufenen Saison die Personalkosten. Diese umfassten bei Real Madrid mit EUR 269,6 Mio. 49%
des Gesamtumsatzes (exkl. Transferergebnis) und sorgten für 49% der Gesamtaufwendungen (exkl. Net
finance & Steuer). Reals Personalkosten haben sich seit 2009/10 (EUR 192,3 Mio.) um 40% (EUR 77,3
Mio.) erhöht, wodurch das prozentuale Wachstum der Personalkosten deutlich über dem
Umsatzwachstum, das im genannten Zeitraum 25% (EUR 111 Mio.) betrug, liegt.
Der Blick in unsere Vergleichsgruppe legt interessantes offen. Während der Wert der Personalkosten
der vier umsatzstärksten Fußballclubs auf einem Niveau ist - lediglich Atletico spielt mit EUR 113 Mio.
in einer anderen Liga - sehen wir eklatante Unterschiede im Personalkostenzuwachs.
Real Madrids Personalkosten legten zwischen 2009 und 2014 um gewaltige 40% zu. Das ist aber noch
nicht außergewöhnlich, denn Manchester United erhöhte seine Lohnkosten, gemessen am Pfund, um
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
gewaltige 63%. Der englische Rekordmeister wies noch 2009/10 Lohnkosten in Höhe von EUR 160,8
Mio. (GBP 131,7 Mio.) aus, während Barcelona mit EUR 234,8 Mio. damals ca. EUR 70 Mio. höhere
Gehaltskosten als die Red Devils zeigte. Jedoch stieg Barcas Personalaufwand seitdem lediglich um 6%
auf EUR 247,8 Mio. und ist heute niedriger als der von Manchester United sowie Real Madrid. Auch
der FC Bayern knackte in der abgelaufenen Saison die 200er Marke und zahlte seinem Personal EUR
215 Mio., was 44% des Gesamtumsatzes bildete. Seit 2009/10 hat der FC Bayern seine Personalkosten
um 29% (EUR 50 Mio.) angehoben.
Atletico Madrids Personalkosten stiegen seit 2010 von EUR 61,5 Mio. auf EUR 113 Mio. in 2014 und
somit um 84%. Damals lag die Personalquote noch bei 49%, während der zunehmende Erfolg die Quote
auf 66% in 2014 katapultierte. Damit bewegt sich Atletico am Rande des Erträglichen, während bei den
anderen vier Riesen noch Spiel nach oben ist. Die Personalquoten von Real, Barca, Bayern und ManU
von ca. 50% verraten, dass diese Clubs, wenn nötig, noch etwas Spiel hätten um ihr Sportpersonal
finanziell glücklich zu machen. Zumal der Umsatz vermutlich auch noch zunehmen wird, wodurch
sowieso mehr Geld für das Personal zur Verfügung steht. Die UEFA empfiehlt eine Personalquote von
nicht mehr als 65%.
Spielerverpflichtungen finden sich in Abschreibungen
Einen weiteren bedeutende Aufwendung bilden die Abschreibungen, die sowohl Transfer- als auch
Anlageabschreibungen enthalten. Mit Hilfe der Abschreibungen wird der jährliche Werteverlust des
Anlagevermögens als Aufwand verbucht. Als Ausgangswert dienen hier i.d.R. die Anschaffungs- und
Herstellkosten des Anlagegutes.
Bei professionellen Fußballclubs überwiegen für gewöhnlich die Abschreibungen auf Spielerwerte
(Transferabschreibungen). Das bedeutet, dass die Kosten für Spielerverpflichtungen nicht auf einmal in
der GuV ersichtlich werden. Vielmehr werden sie sukzessive in Form von Abschreibungen, abhängig
von der Vertragslaufzeit, als Aufwand erfasst.
Unsere Benchmark zeigt, dass die Abschreibungen 2013/14 verglichen zu 2009/10 weniger von
Bedeutung waren. Real Madrids Abschreibungen belaufen sich auf EUR 106,9 Mio. - was einen
Zuwachs von 5% seit 2009/10 entspricht. Allerdings sinkt seitdem der prozentuale Anteil dieser
Aufwendungen zum Umsatz (Abschreibungsquote -4%), was auf Reals Umsatzwachstum
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
zurückzuführen ist. Der FC Barcelona reduzierte sogar seine Abschreibungen seit 2009/10 auf EUR 76
Mio., wodurch die Abschreibungsquote in der Saison 2013/14 16% betrug. Verglichen dazu ist Atletico
Madrids Wert mit EUR 18 Mio. geradezu lächerlich und erinnert an Borussia Dortmunds Wert aus
2012/13 (EUR 22 Mio.), als die Schwarz-gelben ebenfalls im CL-Finale gegen ihren großen Rivalen
antraten. Real Madrid wies 2013/14 den 6-Fachen Abschreibungswert von Atletico Madrid aus. Hätte
Atletico Abschreibungen in dieser Größenordnung müssten 60% des Umsatzes dafür verwendet werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Real Madrids Gesamtaufwendungen seit 2009/10 um EUR 115
Mio. (+27%) stiegen und damit proportional zum Gesamtumsatz, der um EUR 111 Mio. (25%) anstieg.
Auch 2009/10 betrugen die definierten Aufwendungen 98% der Gesamterlöse und wären damit nicht
ausreichend für die Bedienung der Nettofinanzierungskosten und Steuer gewesen. Gäbe es da nicht noch
eine kleine bedeutende Einnahmequelle, von der vermutlich allgemein ausgegangen wird, Real sei nicht
darauf angewiesen. Gleiches gilt für die beiden andern spanischen Topclubs und den FC Bayern. Bei
allen Drei umfassten die definierten Aufwendungen im Geschäftsjahr 2013/14 mindestens 95% des
Umsatzes, sodass ein Jahresüberschuss kaum möglich wäre. Beim FC Bayern sind es sogar 103%. Die
Transfererlöse leisten bei vielen europäischen Topclubs einen für die Profitabilität wichtigen Beitrag,
wie wir gleich sehen werden.
Der katalanische Topclub zeigte mit 95% die geringste Quote, wenngleich dies noch vor fünf Jahren
anders aussah. 2009/10 bildeten Barcelonas definierte Aufwendungen EUR 479,7 Mio. und damit ganze
121% der Gesamteinnahmen. Auch Atletico Madrids Aufwendungen umfassten 2013/14 102% der
Einnahmen, wodurch eigentlich die Vorzeichen für das Jahresendergebnis schlecht gestellt sein
müssten.
Lediglich Manchester United schaffte es 2013/14 mit seinen Aufwendungen in Höhe von EUR 445 Mio.
(GBP 372 Mio.) „nur“ 86% seiner Einnahmen zu verschlingen. Hieraus können wir bereits vorhersagen,
dass die spanischen Fußballclubs gezwungen sind, gesetzt den Fall sie wollen ein positives
Jahresendergebnis ausweisen, einen Transferüberschuss zu erzielen.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Profitabel dank Transfererlöse
So merkwürdig es sich auch anhört, Reals hohe Profitabilität der letzten Jahre ist den regelmäßigen
Transferüberschüssen zu verdanken. Real zeigte im vergangenen Geschäftsjahr einen
Transferüberschuss von EUR +51,9 Mio., der sich unter dem Punkt „gains (losses) on diposals“ findet.
Der Überschuss resultiert aus Abgängen von Vermögenswerten und ist hauptsächlich auf die Abgänge
von immateriellen VMW (Spielerwerte) zurückzuführen. Diese entstanden aus den Abgängen von 7
Spielern, wodurch der Club Nettoeinnahmen von EUR 102 Mio. verzeichnete. Abzüglich des
korrespondierenden Restbuchwertes der VMW bleiben ein Transferüberschuss von EUR 51,9 Mio.
Real zeigt hier seit 2009/10 kontinuierlich einen Überschuss, der sich auf kumuliert EUR 133,15 Mio.
beläuft. Sowohl 2009/10 als auch 2013/14 steuerte das Transferergebnis mehr als 70% zum
Betriebsergebnis (EBIT - Gewinn vor Zinsen & Steuer) bei. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde das
EBIT mit Hilfe des Transferergebnisses von EUR 5,7 Mio. auf EUR 57,6 Mio. gehoben und ermöglichte
somit die Bedienung der Zinsen und Steuerzahlungen bei letztendlicher Profitabilität.
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Es wird sich in den Medien immer wieder darüber echauffiert, dass Real Madrid so hohe Summen für
Spieler ausgibt, aber der Blick in die GuV verrät Reals hohe Einnahmen aus Spielerverkäufen. Für einen
BALE wurden bspw. EUR 94 Mio. gezahlt, weil bspw. ÖZIL und HIGUAIN für kumuliert ca. EUR 90
Mio. abgegeben wurden. Laut Transfermarkt.de nahm Real durch Spielerverkäufe 114,5 Mio. ein und
gab für Spieler EUR 166,5 Mio. aus. Dies sind natürlich nur geschätzte Werte und die tatsächlichen
Zahlungsmodalitäten sind auch nicht ersichtlich, doch geben sie ein Gefühl für die Größenordnungen
und zeigen, das Real auch Spieler verkaufen muss, um sich diese Kracher erlauben zu können.
Nichtsdestotrotz überwiegen natürlich die Transferauszahlungen, wie ein späterer Blick in die Cash
Flow Rechnung bestätigt. Real ist und bleibt ein Käuferclub, der für dieses extreme Handeln Spieler
verkaufen muss.
Auch bei den zwei anderen Spaniern spielt das Transferergebnis eine bedeutende Rolle. Der FC
Barcelona zeigte 2013/14 einen Transferüberschuss von EUR 33,6 Mio., sodass sich das EBIT auf EUR
58 Mio. steigerte. Auch Atletico Madrid pusht sein EBIT mit den EUR 22 Mio. aus dem Abgang von
Spielerwerten auf EUR 19,4 Mio. Ohne das TE hätte Atletico bereits vor Zins- und Steuer einen
Fehlbetrag von EUR (-)3 Mio.
Und auch die Bayern zeigen sowohl für 2009/10 als auch 2013/14 eine große Abhängigkeit der
Transfereinnahmen. Hier muss allerdings explizit darauf verwiesen werden, dass beim FC Bayern nur
die Transfereinnahmen – eigentlich direkt im Umsatz integriert - aufgeführt sind, da die
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
korrespondierenden Restbuchwerte, die in den sonstigen betrieblichen Aufwendungen zu finden sind,
für mich leider nicht weiter ersichtlich sind. Das relativiert auch Bayern Aufwendungen-Umsatz-Quote
von 103%, da in den Gesamtaufwendungen eben diese korrespondierenden Restbuchwerte enthalten
sind. Nichtsdestotrotz sorgten in beiden Betrachtungszeiträumen die Transfereinnahmen dafür, dass die
Bayern ein positives EBIT (Earnings bevor interest and tax) zeigten.
Der englische Riese Manchester United hingegen zeigt keine große Abhängigkeit. Das Transferergebnis
von EUR 8,4 Mio. (GBP 6,99 Mio.) verbesserte das EBIT der abgelaufenen Saison auf EUR 81 Mio.
und somit eher unwesentlich. Was bisher allerdings immer notwendig war, in Anbetracht der horrenden
Zinslasten, resultierend aus der Glazer-Übernahme, wie wir gleich sehen werden.
Das Finanzergebnis
Nun wird das EBIT in den meisten Fällen durch das Finanzergebnis gedrückt. Das bedeutet, dass in der
Regel die Zinsaufwendungen überwiegen, da die meisten Unternehmen über Fremdkapital finanziert
sind und somit die anfallenden Zinsen bedienen müssen. Real Madrid zeigte 2013/14 ein Finanzergebnis
von EUR -9,4 Mio., das 16% des EBITs vereinnahmte. Die Königlichen schafften es allerdings die
Zinsbelastung in den letzten Jahren zu drücken. Seit 2009/10 (EUR -13 Mio.) konnte das Finanzergebnis
um 27% gesenkt werden.
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Dennoch zeigt Real Madrid damit in unserer Vergleichsgruppe Real Madrid das dritthöchste
Finanzergebnis. Atletico verschlechterte sich hier massiv von EUR -8,2 Mio. in 2009/10 auf EUR -17,1
Mio. in 2013/14., sodass im abgelaufenen Geschäftsjahr das Finanzergebnis 88% des EBITs aufzehrte.
Doch den mit Abstand höchsten Wert wies 2013/14 Manchester United mit EUR -33 Mio. aus. Wobei
ManU diesen Wert seit 2009/10, als noch ein unglaubliches Finanzergebnis von EUR -132,6 Mio. (GBP
-109 Mio.) zu Buche stand, um 75% senken konnte. Damals gingen 169% des EBITs für
Zinsaufwendungen drauf. Die Übernahme der Glazers hinterlässt immer noch Spuren.
Einen überragenden Wert zeigte mit EUR -1,1 Mio. der deutsche Rekordmeister, der innerhalb von fünf
Jahren die Zinsbelastung um ganze 88% reduzierte. Während das Finanzergebnis 2009/10 noch 60%
des EBITs umfasste, waren es 2013/14 nur noch 4%. Ein deutliches Anzeichen für Bayerns geringe
Schuldenlast, von der wir immer wieder lesen. Weiter unten gehen wir genauer auf dieses Thema ein.
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Das Jahresendergebnis – Vorteil dank Cayman
Legen wir nun einen Zahn zu und kommen direkt zum Jahresendergebnis, das bei Real Madrid seit
2009/10 durchgehend über EUR 20 Mio. liegt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde sogar ein Gewinn
nach Steuer von EUR 38,5 Mio. ausgewiesen, was eine ordentliche Umsatzrendite von 7% zur Folge
hat. Die durchschnittliche Umsatzrendite der letzten Fünf Jahre beläuft sich auf 6,2%. Ein ähnlich
stabiles Bild zeigen die Bayern, wenn auch nicht in dieser Höhe. Das Jahresendergebnis der Münchner
wurde, verglichen zum Vorjahr, um EUR 2 Mio. auf EUR 16,5 Mio. verbessert. Die Münchner zeigen
ebenfalls seit 2009/10 eine durchgehende Profitabilität mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von
2,4%. Real Madrid ist rentabler als der FC Bayern München
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Kommen wir zur spanischen Konkurrenz. Der FC Barcelona ist seit 2011/12 profitabel und zeigte im
abgelaufenen Geschäftsjahr mit EUR 41,1 Mio. sogar einen höheren Gewinn als die Königlichen. Wobei
relativiert werden muss, dass Real dazu noch Europas Krone eroberte und somit neben dem
wirtschaftlichen Erfolg DEN sportlichen Triumph errang. Atletico Madrid bewegt sich innerhalb der
letzten fünf Jahre am Rande des Break Even und versucht wirtschaftlichen Erfolg mit dem Sportlichen
zu vereinen, was angesichts der zur Verfügung stehenden Mittel ordentlich gelingt.
Sehr erstaunlich ist das Jahresendergebnis von Manchester United in 2012/13. Die Manchester United
plc zeigte damals einen Jahresüberschuss von wahrscheinlich noch nie dagewesenen EUR 170 Mio.
(GBP 146,4 Mio.), was auf Steuerrückzahlungen in Höhe von GBP 155,2 Mio. zurückzuführen ist. Die
Manchester United plc ist auf den Cayman Islands gemeldet und profitiert „von Angeboten zur ganz
legalen Steuerminimierung…“. Mehr will bzw. kann ich dazu hier nicht verlieren. Die Glazers ziehen
alle Register ;)
Abschließend zur Rentabilitätsbetrachtung der Real Madrid Group eine Übersicht zur Gewinn- und
Verlustrechnung der Los Blancos von 2009 bis 2014. Anschließend gehen wir auf zentrale
Vermögenswerte und deren Finanzierung ein.
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Das Cash der Real Madrid Group
“Revenue is vanity, profit is sanity and CASH is KING.”
Der vorangegangene Teil beruhte auf der Gewinn- und Verlustrechnung der Real Madrid Group, in der
nicht-zahlungswirksame Aufwendungen und Erträge enthalten sind, die das Ergebnis einer Periode in
gewisser Weise „verzerren“. So wird bspw. die tatsächliche Belastung einer Spielerverpflichtung nicht
sofort vollumfänglich in der GuV dargestellt, da diese dort in Form von Abschreibungen über mehrere
Jahre hinweg (Vertragslaufzeit) als Aufwand erfasst und verteilt wird. Um Aufschluss über den
tatsächlichen Geldfluss einer Periode zu erhalten, muss daher die Kapitalflussrechnung herangezogen
werden. Damit erfahren wir mehr über die Innenfinanzierungskraft eines Unternehmens und stoßen
darüber hinaus auf einen bedeutenden Vermögenswert – die liquiden Mittel. Dranbleiben lohnt sich.
Die Kapitalflussrechnung, oder auch Cash Flow Rechnung (CF-Rechnung), umfasst drei wesentliche
Abschnitte: Der CF aus laufender Geschäftstätigkeit, der CF aus Investitionstätigkeit und der CF aus
der Finanzierungstätigkeit. Im Geschäftsjahr 2013/14 generierte Real Madrid



aus der laufenden Geschäftstätigkeit einen Zufluss in Höhe von EUR 126,9 Mio.
aus der Investitionstätigkeit einen Mittelabfluss von EUR (-)85,2 Mio. und
einen Mittelabfluss aus der Finanzierungstätigkeit von EUR (-)23,3 Mio.
Saldiert man diese drei Abschnitte, so wird die Erhöhung des Zahlungsmittelbestandes (liquiden Mittel)
auf EUR 173,9 Mio. deutlich. Das „Festgeldkonto“ Real Madrids wuchs somit trotz eines bereits
rekordverdächtigen Standes im Vorjahr um EUR 18 Mio. Dieser Sachverhalt ist in nachfolgender Grafik
visualisiert und ist dem überragenden Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit zu verdanken.
Mit dem Cash Bestand (liquide Mittel) von EUR 173,9 Mio. zeigt Real 2014 den höchsten Bestand der
ausgewählten Fußballclubs. Der Bestand ist höher als die kumulierten liquiden Mittel des FC Barcelona
(EUR 48,6 Mio.), Atletico Madrids (EUR 12,6 Mio.) und der Red Devils (EUR 77,4 Mio.). Für die
Bayern habe ich leider keine aktuellen Werte diesbezüglich, daher bediene ich mich der Werte aus der
Vorsaison 2012/13, in der der FC Bayern einen ebenfalls gigantischen Wert von EUR 114 Mio. auswies.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Reals Wert ist einfach enorm hoch und dürfte der höchste aller Fußballclubs sein. Wer was anderes weiß
meldet sich bitte ;)
Woran das liegt? Nun ja vergleichen wir die einzelnen Cash Flows so sehen wir, dass Reals Cash Flow
aus operativer Tätigkeit mit EUR 126,9 Mio. um fast EUR 50 Mio. höher ist als der der Katalanen (EUR
81,3 Mio.) oder der Red Devils aus Manchester (EUR 84,9 Mio.).
Die Bayern kommen mit ihrem CF aus laufender Geschäftstätigkeit von EUR 98,1 Mio. (in 2012/13)
als einziger Club der Vergleichsgruppe auch nur ansatzweise in die Nähe von Real. Absolut desaströs
ist der CF aus laufender Geschäftstätigkeit von Atletico Madrid. Mit EUR -72 Mio. müssen die „Los
Blancos“ Kredite in Höhe von EUR 128 Mio. aufnehmen um liquide zu bleiben. Dass das ein
gefährlicher Teufelskreislauf ist, muss ich wohl keinem erzählen. Mehr dazu gleich.
Der Cash Flow Rechnung können wir neben dem Stand der liquiden Mittel vor allem noch zwei weitere
interessante Dinge entnehmen. Hierzu gehört die Erkenntnis über den tatsächlichen Geldfluss für
Transferaktivitäten sowie die Aufnahme bzw. Tilgung von Krediten.
Tatsächliche Auszahlungen für Spieler
Seit 2009/10 investierte Real Madrid EUR 408,5 Mio. in neue Spieler. Dies ist der Nettowert, der sich
aus den Saldo der Aus- und Einzahlungen ergibt. Tatsächlich zahlte Real Madrid in den zurückliegenden
fünf Jahren EUR 626,4 Mio. für neue Spieler, was 83% der Gesamtauszahlungen des Clubs darstellt.
Doch anders als bspw. bei Bayern München, dem FC Barcelona oder Manchester United stehen diese
Auszahlungen relativ hohen Einzahlungen aus Spielerverkäufen gegenüber. Kumuliert zeigen die
Königlichen in den letzten fünf Jahren einen GeldZUfluss aus Spielerverkäufen von EUR 218 Mio., von
denen sich EUR 63,8 Mio. auf das Königsjahr 2013/14 zurückführen lassen.
Für die Saison 2013/14 sehen wir beim Erzrivalen FC Barcelona entsprechende Auszahlungen von EUR
72,7 Mio., die dank der Einzahlungen (EUR 22,9 Mio.) auf Nettoinvestitionen für Spieler von EUR ()49,7 Mio. schließen lassen. Manchester United zeigte im abgelaufenen Geschäftsjahr
Nettospielerinvestitionen von EUR (-)92,1 Mio. und somit den höchsten Wert unserer
Vergleichsgruppe. Und auch die Bayern präsentierten in ihrem Königsjahr 2012/13 mit EUR 80,6 Mio.
deutlich höhere Netto-Spielerinvestitionen als Real Madrid (EUR –50,8 Mio.). Ein Blick in die
Abbildung zeigt deutlich, dass Atletico mehr oder weniger ein Verkäuferclub ist, der die Zuflüsse aus
Spielerverkäufen dringend zur Erhaltung der Liquidität benötigt.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Der massive Unterschied liegt hier wie bereits erwähnt in den Einzahlungen. Real fließen jede Saison
deutlich höhere Mittel aus Spielerverkäufen zu als der Konkurrenz. Das führt dazu, dass Real ein
Vielfaches Mehr für Spieler ausgibt - diese Diskrepanz wird allerdings im Nettowert nicht mehr
sichtlich.
Der Free-Cash Flow
Nimmt man nun das Saldo aus dem Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit und dem aus der
Investitionstätigkeit, so erhält man den Free-Cash Flow, der uns letztendlich Aufschluss darüber gibt,
wie viel Geld, gesetzt den Fall das Unternehmen möchte seinen Cash-Bestand nicht reduzieren, zur
Finanzierung der Kredite bleiben. Im Umkehrschluss bedeutet das, der Überschuss erhöht die liquiden
Mittel - so wie es bei Real Madrid 2014 wiederholt geschehen ist.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Reals Free-Cash Flow betrug zum Juni 2014 EUR 41,6 Mio., sodass EUR 23,3 Mio. für
Kreditrückzahlungen verwendet werden konnten. Dieser Free-Cash Flow ist außergewöhnlich hoch für
einen Fußballclub, wie der Blick in unsere Vergleichsgruppe zeigt. Die Königlichen liegen hier mit
Abstand vor dem FC Barcelona und dem FC Bayern. Manchester United wies sogar einen negativen
Wert aus, was bedeutet, dass die Investitionstätigkeiten überwogen, sodass letztendlich die Cash
Reserven angegriffen werden müssen.
Ateltico Madrids Wert ist beängstigend, denn ein weiterer Blick zeigt uns, dass Atletico EUR 129 Mio.
an Finanzverbindlichkeiten aufnehmen musste um a) Kreditrückzahlungen in Höhe von EUR (-)45 Mio.
nachzukommen und b) dabei liquide zu bleiben. Atletico versinkt in seinen Schulden.
Manchester United ist sowieso ein Fall für sich. Zwar zeigen die letztjährigen Zahlen keine allzu große
Schwierigkeit, jedoch deckt der Fünfjahres Rückblick einiges auf. ManU zahlte seit 2009 netto GBP ()291 Mio. für Zinszahlungen und Tilgungen von Finanzverbindlichkeiten aus. Und dennoch bilden die
Schulden immer noch einen Mount Everst (= die Borrowings betragen GBP 341 Mio. – näheres dazu
später). ManU leidet immer noch an den Folgen der Glazer Übernahme – abermals wird dies
untermauert.
Die Verbindlichkeiten Real Madrids
Jedoch ist das mit den Schulden so eine Sache. Was definiert man als Schulden. Im Grunde hat jedes
Unternehmen Schulden, denn Verbindlichkeiten sind Schulden. Letztendlich handelt es sich dabei um
Fremdkapital. Es muss allerdings sicherstellt sein, dass die aus den Verbindlichkeiten resultierenden
Zinsbelastungen bedient werden können und die Verbindlichkeiten letztendlich zurückgezahlt werden.
Ist das Unternehmen dazu fähig und weist darüber hinaus ein ausreichendes Eigenkapital auf, besteht
keine finanzielle Gefahr. Auf die finanzielle Stabilität gehen wir gleich genauer ein. Vorher werden
noch eine Beschreibung der Vermögenswerte und deren Finanzierung vorgenommen. Fangen wir mit
der Finanzierung der Vermögenswerte an.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Reals Vermögen – Beine, Steine & Cash
Real Madrids Gesamtvermögen belief sich zum 30. Juni 2014 auf EUR 972,4 Mio. und bestand zu 73%
aus langfristigen Vermögenswerten. Zu diesem gehören u.a. immaterielle Spielerwerte (EUR 316 Mio.)
sowie Sachanlagen (EUR 325 Mio.), die einen Buchwert für Sportstätten in Höhe von EUR 267 Mio.
beinhalteten. Die immateriellen Spielerwerte resultieren aus den Anschaffungskosten für Spieler. Der
Buchwert der Spieler justiert sich je nach Abschreibungen (Reduzierung) und Neuverpflichtung
(Anstieg). Diese beiden Vermögenswerte bestimmen das Anlagevermögen zu 90%.
Der dritte große Vermögenswert findet sich im Umlaufvermögen und wurde bereits im Zuge der Cash
Flow Rechnung thematisiert. Der Cash-Bestand Reals lag zum Juni 2014 bei absolut gewaltigen EUR
174 Mio., die in dieser Größenordnung vermutlich bei keinem anderen Fußballclub vorzufinden sind.
Zusammen mit den Spielerwerten und Sachanlagen, umfassen die liquiden Mittel 84% des
Gesamtvermögens der Königlichen. Nachfolgende Abbildung zeigt die Entwicklung dieser drei
zentralen Vermögenswerte.
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Wie wir der Grafik entnehmen können, wuchsen die liquiden Mittel der Königlichen seit 2010 um EUR
81,2 Mio., was einer Wachstumsrate von 88% entspricht. Die Spielerwerte zeigten zum Ende des
Geschäftsjahres 2009/10 mit EUR 353 Mio. einen absoluten Höchst(buch)wert. Dieser Wert ist nicht
gleichzusetzen mit dem Marktwert eines Kaders, der bspw. auf Transfermarkt zu finden ist.
Die geleisteten Transferentschädigungen für Neuverpflichtungen und weitere damit verbundenen
Anschaffungskosten bestimmen den Wert des sog. immateriellen Anlagevermögens (Spielerwerte).
Sog. Herstellkosten, die aus der Ausbildung eigener Jugendspieler resultieren könnten, sind hier
irrelevant und können nicht als Spielerwert aktiviert werden. Der Wert des eigenen Nachwuchses wird
nicht im Unternehmensvermögen ersichtlich. Mit Hilfe der Abschreibung wird der aktivierte
immaterielle Vermögenswert des Spielers über die entsprechende Nutzungsdauer (Vertragslaufzeit
Spieler) abgeschrieben und somit der Werteverlust als Aufwand erfasst.
Bei einem Blick auf unsere Benchmark erkennen wir, das Real Madrid eine sehr solide
Vermögensstruktur aufweist, die nicht bei allen Clubs vorhanden ist. Bei Manchester United, das mit
EUR 1.454 Mio. ein enorm hohes Gesamtvermögen zeigt, bilden die drei zentralen Vermögenswerte –
Steine, Beine & Cash – lediglich 43% des Gesamtvermögens. Der englische Rekordmeister weist bspw.
in der Bilanz ein sog. Goodwill von GBP 421 Mio. sowie „Deferred tax asset“
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
(http://www.investopedia.com/terms/d/deferredtaxasset.asp), eine Art Steuergutschrift, in Höhe von
GBP 129,6 Mio. aus.
Goodwill oder auch Firmenwert ist ein immaterieller Vermögenswert und resultiert aus der Übernahme
eines anderen Unternehmens. Ist der Kaufpreis des Unternehmens höher als dessen eigentlicher Wert
(Eigenkapital) entsteht die Position des sog. Goodwill. Dieser Aufpreis resultiert aus weichen Faktoren,
die nicht in der Bilanz enthalten sind. Dazu zählen bspw. Markenwert, treue Kunden bzw.
Anhängerschaft, etc. Die Bilanzposition Goodwill entstand bei Manchester United aus der Übernahme
des Clubs durch die Glazers.
Beim deutschen Rekordmeister umfassten, zum Ende des Geschäftsjahres 2013, die drei zentralen
VMW 90% des Gesamtvermögens. Kritisch ist es bei Atletico Madrid, das mit 22% den schlechtesten
Wert in der Benchmark aufweist.
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Die Finanzierung der Vermögenswerte findet sich in der Bilanzpassiva. Dort erfahren wir mehr über
das Gesamtkapital eines Unternehmens. Dieses besteht grundsätzlich aus dem Eigenkapital und den
Verbindlichkeiten, die als Fremdkapital verstanden werden können.
Das Eigenkapital der Königlichen
Am Eigenkapital eines Unternehmens lässt sich dessen bilanzieller Buchwert ablesen. Wäre es möglich
alle Vermögenswerte zum in der Aktiva gezeigten Wert zu verkaufen, so bliebe nach Tilgung aller
Verbindlichkeiten, das Eigenkapital übrig. Das Eigenkapital wird u.a. von Kapitalrücklagen und dem
Jahresendergebnis beeinflusst. Es leistet einen wertvollen Beitrag zur finanziellen Stabilität eines
Unternehmens. Erwirtschaftet ein Unternehmen einen Jahresfehlbetrag, so reduziert dies in der Regel
das Eigenkapital. Daher gibt ein hohes Eigenkapital eine gewisse Stabilität in unruhigen Zeiten.
Real Madrids Eigenkapital wuchs 2014, gegenüber der Vorsaison, um satte 19%, was einem Plus von
EUR 58,5 Mio. entspricht. Verglichen zum 30.Juni 2010, zeigt sich sogar ein Wachstum von EUR 151
Mio. (+69%). Das Eigenkapitalwachstum ist auf die positiven Jahresendergebnisse der letzten Jahre
zurückzuführen. Setzt man das Eigenkapital ins Verhältnis zum Gesamtkapital, so ergibt sich die sog.
Eigenkapitalquote, die zum 30. Juni 2014 solide 38% betrug. Aus der Eigenkapitalquote kann man
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
indirekt die Verschuldung erahnen, wodurch die EK-Quote ein erstes Indiz für den finanziellen Zustand
eines Unternehmens ist.
Der Blick in unsere Vergleichsgruppe zeigt ein gemischtes Bild. Der FC Bayern wies zum 30. Juni 2014
eine hervorragende Eigenkapitalquote aus, was auf einen weiteren Einstieg eines langjährigen Partners
(Allianz) zurückzuführen ist. Bayern steigerte sein Eigenkapital gegenüber der Vorsaison 2012/13 um
EUR 118,3 Mio. und verbesserte seine Eigenkapitalquote auf hervorragende 64%. Seit Juni 2010 konnte
der FC Bayern sein Eigenkapital um fast EUR 200 Mio. anheben, was einem EK-Wachstum von 112%
entspricht. Auch der FC Barcelona steigerte sein Eigenkapital seit 2010 enorm. Seit 2010 wurde das
Eigenkapital um 191% (EUR 113 Mio.) angehoben. Doch diese Veränderung war auch absolut
notwendig, da zum Ende des Geschäftsjahres 2009/10 die Katalanen ein negatives Eigenkapital von
EUR (-)59 Mio. auswiesen. Dennoch betrug zum Juni 2014 die EK-Quote Barcas lediglich 11%.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Einen negativeren Wert zeigte nur Atletico Madrid. Die Eigenkapitalquote von 4% bedeutet im
Umkehrschluss ein erhebliches Übergewicht an Verbindlichkeiten, was darauf hindeutet, dass Atletico
finanziell extrem instabil ist. Jahresfehlbeträge würden bedeuten, dass das Eigenkapital weiter
angegriffen wird und aufgezehrt wird. Sollte das Eigenkapital negativ werden bedeutet dies eine
bilanzielle Überschuldung.
Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang Manchester United. Englands Rekordmeister zeigte noch
2010 ein negatives Eigenkapital von GBP (-)41 Mio. Der Club war stark gefährdet. Doch schon im
darauffolgenden Jahr wurden durch eine Kapitalerhöhung GBP 250 Mio. generiert, wodurch sich das
Eigenkapital mit einem Schlag auf GBP 220 Mio. erholte. Durch einen weiteren Börsengang und die
enorm hohen Jahresendergebnisse der zwei vergangenen Geschäftsjahre verbesserte sich nun das
Eigenkapital der Red Devils auf GBP 499 Mio., wodurch ManU sein Eigenkapital innerhalb der letzten
fünf Jahre um ganze GBP 540 Mio. erhöhte. Der Club zeigte zum 30. Juni 2014 eine Eigenkapitalquote
von 41%.
Die andere Seite der Passive bildet, wie bereits erwähnt, das Fremdkapital, welches sich aus
Verbindlichkeiten, sog. passiven Rechnungsabgrenzungsposten (pRAP) und Rückstellungen
zusammensetzt. Häufig sind letztere zwei in den Verbindlichkeiten inkludiert und werden als
Fremdkapital angesehen.
Real Madrids Schulden?
Nun wird in den Medien immer wieder laut gebrüllt, dass spanische Clubs immens verschuldet seien
und das dies alles „ganz unfair“ sei. Ist es auch größtenteils, denn viele Clubs weisen eine hohe
Verschuldung auf. Dies lässt sich aber nicht nur durch das pure Darstellen der Verbindlichkeiten
erklären, denn in diesen können auch die bereits erwähnten RAP enthalten sein, die nichts anderes als
Einnahmen für zukünftige Perioden sind. Hierunter fällt bspw. der Verkauf von Jahreskarten für die
nächste Saison, was nicht als Schlecht gelten kann.
Für die Beurteilung der Schulden interessant sind vor allem die Finanzverbindlichkeiten, die in der
Regel eine Zinsbelastung mit sich bringen. Noch wichtiger ist es aber dies in den Gesamtkontext zu
setzen. Hierzu gehört bspw. das Gegenrechnen bestimmter Vermögenswerte, was später in der
Darstellung der Nettoverschuldung geschieht. Kommen wir vorher zur Darstellung der
Verbindlichkeiten.
Zum Ende des Geschäftsjahres 2013/2014 umfassten die Gesamtverbindlichkeiten (Liabilities) von Real
Madrid mit EUR 602 Mio. 62% des Gesamtkapitals. Damit zeigt Real keine ungewöhnliche
Kapitalstruktur, die für Fußballunternehmen als gar nicht so schlecht einzustufen ist.
Die Gesamtverbindlichkeiten Reals bestehen zu 44% aus diversen Finanzverbindlichkeiten (EUR
282,8 Mio.), von denen EUR 91 Mio. Bankkredite (bank borrowings) und EUR 132,7 Mio.
Verbindlichkeiten aus Spielertransfers darstellen. Die Bankkredite sind zu 17% kurzfristig, sodass EUR
16,2 Mio. innerhalb eines Jahres fällig werden. Die Transferverbindlichkeiten sind zu 36% kurzfristig,
so dass hier innerhalb eines Jahres EUR 48 Mio. anstehen. 2010 betrugen die kurzfristigen Bankkredite
noch EUR 48 Mio. und die kurzfristigen Transferverbindlichkeiten EUR 87 Mio. Real Madrid hat es
geschafft seine Finanzverbindlichkeiten innerhalb von 5 Jahren drastisch zu reduzieren.
In der Tat konnten die Königlichen ihre diversen Finanzverbindlichkeiten seit 2010 (EUR 402 Mio.) um
satte 30% (EUR (-)120 Mio.) reduzieren. Dafür stiegen allerdings die Verbindlichkeiten dem
Sportpersonal gegenüber massiv an. Die geschuldeten Gehälter wuchsen seit 2010 (EUR 56 Mio.) um
94% auf EUR 108,6 Mio. in 2014 und sind zu 100% innerhalb eines Jahres fällig.
Weiter können wir der Bilanz Verbindlichkeiten ggü. dem Staat (EUR 34,6 Mio.) entnehmen. Diese
setzten sich zusammen aus „deferred tax liabilities“ in Höhe von EUR 20 Mio., die gegenüber dem
Vorjahr um EUR 9 Mio. zunahmen und „current income tax liabilities“ in Höhe von EUR 14,5 Mio.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Die in der Grafik als sonstige Verbindlichkeiten aufgeführten Rückstellungen (= provisions - EUR 15,7
Mio.), passive RAP (= accruals - EUR 92,7 Mio.) und Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen
(EUR 82,1 Mio.) komplettieren das Fremdkapital Real Madrids.
Nachfolgende Abbildung zeigt die Werte ausgewählter Fußballclubs. Hier zeigen insbesondere die
beiden spanischen Konkurrenten miese Werte bzgl. der Verbindlichkeiten ggü. dem Staat. Atletico
Madrid zeigte 2014 enorme EUR 158 Mio. und der FC Barcelona EUR 54,3 Mio. an Steuerschulden.
Auch bzgl. der Spielergehälter sind bei beiden Clubs sehr negative Werte zu verzeichnen, die verstehen
lassen, warum diverse Spieler der Primera Division immer wieder mit Streiks drohen. Wenn die drei
Großen Spaniens ihren sportlichen Mitarbeitern schon Gehälter schuldig sind, was treiben dann die
anderen spanischen Clubs, die um ihr sportliches wie wirtschaftliches Überleben kämpfen.
In Sachen Finanzverbindlichkeiten (FV – sonst. Finanzverbindlichkeiten) sticht mit EUR 411,2 Mio.
(GBP 344,3 Mio.) insbesondere Manchester United heraus. Diese FV ergeben sich überwiegend aus
Bankkrediten (GBP 342 Mio.). Beim FC Bayern beziehe ich mich leider noch auf den Konzernabschluss
2013. Jedoch sind beim bayerischen Superclub die Werte eher besser als schlechter geworden. Hier kann
ich leider keine genauere Unterteilung der gesamten Finanzverbindlichkeiten vornehmen.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Finanzielle Stabilität
Kommen wir nun zum Ende der Finanzanalyse Real Madrids und betrachten deren finanzielle Stabilität.
Grundlage aller Berechnung ist die Nettoverschuldung (NETdebt). Die Nettoverschuldung ergibt sich
aus der Differenz der Finanzverbindlichen und der liquiden Mittel. Ist der Wert positiv so überwiegen
die Verbindlichkeiten und wir sprechen von einer Nettoverschuldung.
Nettoverschuldung EUR 109 Mio.
Real Madrids ausgewiesene Finanzverbindlichkeiten betrugen zum 30. Juni 2014 EUR 282,8 Mio.
Ziehen wir nun von diesen die liquiden Mittel in Höhe von EUR 173,9 Mio. ab, so erhalten wir zum
Juni 2014 eine Nettoverschuldung (NETdebt1) von EUR 108,9 Mio. Dieser Wert steigerte sich
verglichen zum Vorjahr (EUR 86,6 Mio.) um 26%. Gegenüber 2010 erkennen wir jedoch einen klaren
Abbau der Nettoverschuldung.
Um gewaltige EUR 200,6 Mio. (-65%) reduzierten die Madrilenen ihren Schuldenstand, der damals bei
EUR 310 Mio. lag. Dies ist sowohl dem Abbau der Finanzverbindlichkeiten als auch der Erhöhung des
CASH-Bestandes zu verdanken.
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Dieser Wert beinhaltet allerdings keine Verbindlichkeiten ggü. öffentlichen Einrichtungen (Steuer) und
Mitarbeitern (Lohnverbindlichkeiten). Er berücksichtigt somit keine Steuerverbindlichkeiten und vor
allem keine Gehaltsverbindlichkeiten, die bei Real Madrid und allgemein im spanischen Fußball
sensible Themen sind. Addieren wir diese hinzu, so steigt die Verschuldung der Königlichen erheblich
an.
Hier machen sich vor allem die Verbindlichkeiten ggü. Mitarbeitern mit EUR 108,6 Mio. massiv
bemerkbar. Fairerweise müssen wir jedoch noch gewisse sonstige kurzfristige Vermögenswerte
gegenrechnen, die sich überwiegend aus kurzfristigen Forderungen aus Transfergeschäften ergeben.
Somit erhalten wir eine erweiterte Nettoverschuldung (NETdebt 2) in Höhe von EUR 201,5 Mio., die
nun sämtliche finanzielle Verbindlichkeiten und entsprechende kurzfristig liquidierbare
Vermögenswerte berücksichtigt. Auch dieser erweiterte Wert erhöhte sich verglichen zum Vorjahr,
wenngleich seit 2010 ein starker Abbau der erweiterten Nettoverschuldung erfolgte (EUR -145 Mio. / 42%).
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Beim Clubvergleich sticht sofort Manchester Uniteds hoher NETdebt1 Wert auf, der mit EUR 334 Mio.
(GBP 278 Mio.) über EUR 200 Mio. höher liegt als der von Real Madrid. Auch Atletico Madrid tritt
hier mit einer Nettoverschuldung von EUR 194 Mio. in den Vordergrund. Die niedrigsten Werte zeigen
der FC Barcelona (EUR 71 Mio.) und der FC Bayern mit EUR 36 Mio. Wobei wir beim FC Bayern
darauf hinweisen müssen, dass a) dies der Wert zum Ende des Geschäftsjahres 2012/13 und b) im
Geschäftsbericht keine genauere Erläuterung zu den Verbindlichkeiten vorhanden ist. Die Bayern
reduzierten ihre Nettoverschuldung1 seit Juni 2010 um EUR 93 Mio., was einer Reduzierung von 72%
entspricht. In der Vergleichsgruppe konnten fast alle Fußballclubs ihre Nettoverschuldung drastisch
reduzieren. Manchester United drosselte diese sogar seit Juni 2010 um GBP 333 Mio. (-55%). Atletico
Madrid ist der einzige Club der seinen NETdebt1 Wert erhöhte. Verglichen zu 2009/10 wuchs die
Nettoverschuldung um 6% an.
Betrachten wir die erweiterte Nettoverschuldung der Los Roijblancos, in der Steuer- & Gehaltsschulden
berücksichtigt sind, ist der Zuwachs sogar noch schockierender. Mit einer erweiterten
Nettoverschuldung von EUR 284 Mio. erhöhte sich der Wert bei Atletico innerhalb von fünf Jahren um
EUR 104 Mio. und somit um 58%. Bayern und ManU sind die einzigen Clubs deren NETdebt2 niedriger
ist als der NETdebt1. Hier leistet das sonstige Umlaufvermögen einen wertvollen Beitrag.
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Doch was heißt das genau. Interessant ist ja nun, wie diese Nettoverschuldung gedeckt ist. Unternehmen
die einen höheren Mittelzufluss haben, können vermutlich eine höhere Nettoverschuldung besser
decken. Und hier wird der katastrophale wirtschaftliche Zustand Atleticos offensichtlich.
Nehmen wir den durchschnittlichen Cash Flow aus operativer Tätigkeit der vergangenen drei Jahre, der
bei Atletico Madrid negativ ist (EUR -28,7 Mio.)!!!, so sehen wir, dass der kleinere Hauptstadtclub nicht
fähig ist seine Schulden, ohne weitere Aufnahme von Verbindlichkeiten, zu bedienen. Ihnen bleibt
schlichtweg nichts mehr für Finanzierung geschweige denn Investitionen übrig ohne Fremdkapital
aufzunehmen. Und das ist der Teufelskreis der Verschuldung. Atletico müsste entweder seine Ausgaben
drastisch drosseln, und somit vermutlich im sportlichen Niemandsland verschwinden, oder aber
verstärkt auf Umsatzsteigerung hinarbeiten, sodass mehr Geld in den Club fließt. Dennoch sollte aus
wirtschaftlicher Sich das zentrale Ziel der kleinen Madrilenen Schuldenabbau lauten.
Auch Manchester United zeigt einen höchst kritischen Wert, da die Nettoverschuldung (NETdebt1) das
Fünffache des durchschnittlichen CashFlows aus OA der vergangenen drei Geschäftsjahre (GBP 53,6
Mio.) umfasst. Bei Real umfasst die Nettoverschuldung 1 80%, bei Barca 60% und bei Bayern 50% des
durchschnittlichen operativen CashFlows (OA) seit 2011. Das sind hervorragende Werte. Verwenden
wir allerdings für diese Kennzahl die erweiterte Nettoverschuldung (NETdebt2), so verschlechtern sich
die Werte bei zwei der drei Clubs. Bei Real Madrid ist die Verschuldung nun das 1,5 Fache des Cash
Flows aus operativer Tätigkeit und bei Barca 90%, was immer noch gut ist. Hier stechen besonders die
Bayern hervor, da bei ihnen die erweiterte Nettoverschuldung bei überragenden EUR 7,7 Mio. liegt und
somit eine minimalste Verschuldung vorliegt.
GEARING
Darüber hinaus betrachten wir noch das sog. Gearing der Sportsgroup. Diese interessante Kennzahl dient
der Bewertung der finanziellen Stabilität eines Unternehmens, indem sie die liquiden Mittel, die
Finanzverbindlichkeiten und das Eigenkapital in Verbindung bringt. Das Gearing vereint somit die drei
zentralen Elemente zur Beurteilung der finanziellen Stabilität, indem es die Differenz aus
Finanzverbindlichkeiten und liquiden Mitteln (=NETdebt1) ins Verhältnis zum Eigenkapital setzt. Hier
gilt je niedriger das Gearing, desto geringer ist die tatsächliche Verschuldung eines Unternehmens.
Ideale Werte liegen zwischen 10% und 20%. Werte ab 70% gelten als kritisch.
Real Madrids Gearing lag 2014 bei 29% und verbesserte sich somit seit 2010 (141%) enorm. Der Wert
29% sagt aus, dass die bestehende Nettoverschuldung der Königlichen 29% des Eigenkapitals umfasste.
Real zeigt somit einen sehr guten Wert und die Entwicklung seit 2010 zeigt, dass der Club auf einem
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
richtig guten Weg ist. Anders als die anderen beiden spanischen Topclubs. Der FC Barcelona (133%)
und Atletico Madrid (796%) zeigen bei ihrem Gearing absolut abenteuerliche Werte, die mehr als
besorgniserregend sind. Da bei beiden Clubs die 100% überstiegen werden, muss hier eine substanzielle
Entschuldung forciert und dazu eine Kapitalerhöhung eingeleitet werden.
Absolut vorbildlich ist der Wert des FC Bayern Konzerns. Zum Ende des Geschäftsjahres 2013 betrug
das Gearing des bayerischen Konzerns 14% und verbesserte sich somit ebenfalls seit 2010. Damals
hatten die Bayern mit 73% einen eher kritischen Wert, der allerdings direkt im Folgejahr 2011 aufgrund
einer Kapitalerhöhung (Steigendes Eigenkapital) in Kombination mit einer starken Zunahme des Cash
Bestandes bei extremer Reduzierung der Finanzverbindlichkeiten (sinkende NETdebt1), auf 4% gesenkt
werden konnte. Real und Bayern zeigen beide hervorragende Werte. Die Red Devils sind ebenfalls auf
einem guten Weg. Sie zeigen einen Gearing Wert von 56%, der als gut einzustufen ist.
Wie ist es um die Liquidität bestellt
Abschließend möchte ich noch die Liquidität (LIQ) 1. und 3. Grades heranziehen. Erster Wert betrachtet
das Verhältnis der liquiden Mittel zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten und gibt Aufschluss, zu
wieviel Prozent die kurzfristigen Verbindlichkeiten, die innerhalb eines Jahres fällig werden, durch das
Barvermögen gedeckt sind. Die Liquidität 3. Grades erweitert die liquiden Mittel, um die sonstigen
Posten des Umlaufvermögens, sodass das Verhältnis kurzfristiger Vermögenswerte zu kurzfristigen
Verbindlichkeiten geprüft wird. Real zeigt lediglich in der LIQ1 mit 58% einen sehr guten Wert. Die
LIQ3 ist mit 88% weit unter der Empfehlung von 170%.
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Der Hintergrund zu dieser Kennzahl ist folgender. Das Umlaufvermögen wird als kurzfristiger
Vermögenswert angesehen, der innerhalb eines Jahres für das operative Geschäft verbraucht wird. Da
die kurzfristigen Verbindlichkeiten ebenfalls innerhalb eines Jahres fällig werden, misst die LIQ3 das
Verhältnis dieser beiden Werte zueinander. Im Optimalfall überwiegt der Wert des Umlaufvermögens,
sodass eine ausreichende Liquidität gegeben ist und sich das Unternehmen somit in einer stabilen
Position befindet. Nun können wir aber davon ausgehen, dass einige Clubs ihre Spielerwerte, die
eigentlich in der Bilanz als langfristiger Vermögenswert auftauchen, als kurzfristige Vermögenswerte
VERWENDEN, indem sie sie kurzfristig – so hart es sich anhört – liquidieren und somit zu Geld
machen. In der Regel entspricht der bilanzielle Buchwert nicht dem tatsächlichen Marktwert eines
Spielers, sodass durch strategisch sinnvollen Spielerverkauf kurzfristig finanzielle Mittel erlöst werden
Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
können. Wir erinnern uns, dass Real Madrid neben hohen Auszahlungen für Spieler auch hohe
Einzahlungen aufweist. Fußballclubs können kurzfristige Liquiditätsengpässe hervorragend mit
Spielerverkäufen kompensieren – gerade ein Club wie Real Madrid, der einige Sternchen in seinem
Portfolio hält.
Die anderen spanischen Kaliber zeigen ebenfalls schlechte Werte. Hervorstechen lediglich der FC
Bayern Konzern (in der Saison 2012/13 und davor auch) und Manchester United, wie wir
voranstehender Abbildung entnehmen können.
Der königlicher Schwan und das hässliche Entlein
Vorangegangener Report stellt eine ausführliche Finanzanalyse Real Madrids dar. Es wurde die
immense Umsatzpower der Königlichen untersucht, die in ihrer Kontinuität und Dominanz seines
gleichen sucht. Zwar holte der englische Rekordmeister ManU im letzten Jahr gewaltig auf, doch reicht
es bis dato nicht Real die Poleposition im Umsatzvergleich streitig zu machen. Obwohl angemerkt
werden muss, dass es ab dem Zyklus 2015/16, aufgrund des dann in Kraft tretenden TV Deals, zu einem
massiven Umsatzanstieg der englischen Fußballclubs kommen wird. Fraglich ist nur, ob es reichen wird
den Madrilenen den Platz als umsatzstärkster Fußballclub streitig zu machen, gesetz den Fall in Spanien
bleibt die Individualvermarktung der TV- & Medienrechte bestehen.
Neben der Umsatzpower hat Real Madrid eine starke Rentabilität, die ebenfalls seit mindestens fünf
Jahren besteht und in dieser Größenordnung von keinem der untersuchten Clubs erreicht wurde. Mit
dem Gewinn der Champions League und diversen nationalen Titeln konnte Real neben dem
wirtschaftlichen Siegeszug auch einen sportlichen hinlegen, der mit dem diesjährigen Einzug ins
Halbfinale abermals gegeben ist. Wenngleich die Königlichen das Rückspiel gegen den italienischen
Rekordmeister aus Turin nicht gewinnen und somit aus der Champions League ausscheiden würden,
war auch dieses Jahr im Grunde sportlich erfolgreich. Auch wenn das die Vereinsverantwortlichen
vielleicht, aufgrund einer eventuell titellosen Saison, anders sehen werden.
Die bis hierhin hervorragenden wirtschaftlichen Werte werden jedoch durch die massive
Nettoverschuldung gedrückt. Real baute seine Nettoverschuldung ggü. dem Vorjahr um 42% gewaltig
aus und sollte sich nun um die systematische Entschuldung bemühen. Vereinsgelände dem Staat für
unübliche Marktpreise zu verkaufen, sollte hier kein weiteres Mittel sein, das angewendet werden muss,
denn die Finanzkraft zur Entschuldung ist m.E. auf jeden Fall gegeben (NETdebt2/oCF).
Real ist ein starkes Fußballunternehmen mit einer hervorragenden Marktposition, das darüber hinaus
rentabel und auf Wachstumskurs ist. Dennoch bleibt eine gewisse finanzielle Instabilität vorhanden,
solange die Verschuldung nicht angegangen wird. Real hat die Mittel dies zu ändern und somit, wie der
FC Bayern München, als Musterclub zu gelten. Wirtschaftlich gesehen ist der FC Bayern das non plus
ultra. Der deutsche Rekordmeister ist rentabel und gilt im Grunde als schuldenfrei. Hinzu kommt seine
herausragende sportliche Position im Profifußball, die ihn im besten Licht dastehen lässt. Doch gibt es
bestimmt auch hier noch Optimierungsmöglichkeiten, die im Detail stecken.
Real Madrid ist der königliche Schwan Spaniens. Sportlich erfolgreich und wirtschaftlich auf einem
guten Weg lassen sie zusammen mit dem FC Barcelona die Konkurrenz weit hinter sich. Im Schatten
dieser Dominanz steht das kleine Atletico Madrid, das mit einem Bruchteil der finanziellen Mittel gegen
die beiden spanischen Riesen ankämpft und sich dafür aufopferungsvoll einsetzt. Atletico beschreitet
eine absolute Gratwanderung. Am Rande des wirtschaftlich erträglichen versuchen sie die Großmächte
herauszufordern, wodurch sie ihre Stellung der dritten Macht Spaniens gefestigt haben. Dies hat jedoch
seinen Preis. Finanziell höchst instabil und sportlich zum Teil unansehnliche Kampfspiele prägen das
Image der Los Rojiblancos, denen jedes Mittel recht scheint. Wenn Real der königliche Schwan von
Madrid ist, dann ist Atletico das hässliche Entlein aus Madrid. Aber was sollen sie machen. Irgendwie
muss diesen Großmächten Real und Barca beigekommen werden. Und wenn man in seinen finanziellen
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Marco Mesirca – Die Finanzen der Königlichen aus Madrid
Möglichkeiten so unterlegen ist, müssen alternative Mittel gefunden werden. Atletico versucht dem mit
Heroismus, Kampfgeist und absoluter Aufopferung gerecht zu werden. Leider ist es ihnen in der Saison
2014/15 nicht gelungen, die großen wesentlich zu ärgern. Vielleicht ändert eine neue TVVermarktungspraktik diese Situation, sodass die Wettbewerbsintensität im spanischen Fußball wieder
ausgeglichener wird. Davon würde der gesamte spanische Fußball profitieren und nicht nur der.
Marco Mesirca / 2015
Weitere Analysen
Nachfolgend eine kleine Übersicht zu weiteren Wirtschaftsanalyse zu zahlreichen Fußballclubs. Gerne
nehme ich auch Ihren Auftrag an.
Wirtschaftsanalyse FC Porto
Am 05.01.2015 erschienen auf offensivgeist.de
Finanzanalyse FC Bayern
Am 31.03.2014 erschienen auf offensivgeist.de
Finanzanalyse HSV
Am 29.10.2013 erschienen auf spielverlagerung.de
Geschäftsmodell von Borussia Dortmund
Am 14.05.2013 erschienen auf offensivgeist.de
Finanzanalyse BVB
Am 28.03.13 erschienen auf spielverlagerung.de
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