Frauen helfen Frauen e - Autonomes Frauenhaus Regensburg

Transcrição

Frauen helfen Frauen e - Autonomes Frauenhaus Regensburg
Frauen helfen Frauen e.V.
Jahresbericht 2014
Autonomes Frauenhaus
Postfach 110 204
93015 Regensburg
www.frauenhaus-regensburg.de
Beratungsstelle für Frauen
Gumpelzhaimer Str. 8a
93049 Regensburg
0 941 – 2 400 0
2
Vorwort
vermögen. Erst im Herbst 2014 konnten
viele Frauen eine eigene Wohnung beziehen. Wir hoffen, dass sich dieser
„Trend“ fortsetzt. Die Stadt Regensburg
ist bemüht, Lösungen für das Wohnproblem zu finden.
Eine längere Verweildauer der Bewohnerinnen behindert den primären Auftrag des Frauenhauses, Frauen in einer
akuten Gewaltsituation schnelle und
unbürokratische Hilfe zu leisten.
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir freuen uns, Ihnen mit dem Jahresbericht 2014 die Arbeit des Autonomen Frauenhauses und der Beratungsstelle für Frauen darstellen zu
können. Gerne informieren wir Sie
auch über die aktuellen Themenschwerpunkte, die uns im vergangenen Jahr beschäftigt haben.
Auf Bundesebene, als auch auf EUEbene gibt es viele wichtige und interessante Neuerungen zu berichten.
Genaue Information erhalten Sie unter
der Rubrik „Schwerpunkte unserer Arbeit 2014“.
Das Frauenhaus und die Beratungsstelle für Frauen unterstützen Frauen
und ihre Kinder, die sich aus einer
gewaltgeprägten Lebenssituation lösen und ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben führen
wollen.
Wir bieten anonyme Unterkunft,
Schutz, Sicherheit und Unterstützung.
Daneben treten wir dafür ein, Gewalt
gegen Frauen als gesellschaftliche
Aufgabe zu begreifen und öffentlich zu
machen.
Jetzt möchten wir noch die Gelegenheit
nutzen, unseren zahlreichen UnterstützerInnen und SpenderInnen für ihre solidarische Hilfe für gewaltbetroffene
Frauen und deren Kinder herzlich zu
danken.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung
und Ihr Interesse!
Im Jahr 2014 wohnten im Frauenhaus
Regensburg 35 Frauen und 29 Kinder.
Mit 7712 Übernachtungen ergab dies
eine Belegung der Frauen und Kinder
von durchschnittlich 105,6 %. Weitere
Informationen erwarten Sie im Jahresbericht.
Wie schon in den vergangenen Jahren
ist die durchschnittliche Belegung des
Frauenhauses weiterhin hoch. Die
Anzahl der aufgenommenen Frauen
ist vergleichsweise niedrig. Ursächlich
ist die relativ lange Aufenthaltsdauer
der Frauen wegen der Schwierigkeit,
eine eigene Wohnung in Regensburg
und Umgebung zu finden. Die Bewohnerinnen des Frauenhauses bemühen
sich sehr lange um eine eigene Wohnung, zum Teil beträgt die Wartezeit
bis zu einem Jahr. Dies erfordert von
den Frauen und den Kindern ein hohes Maß an Geduld und Durchhalte-
Die Mitarbeiterinnen des
Autonomen Frauenhauses Regensburg
3
Wir danken
 Unseren Zuschussgebern:





Stadt Regensburg
Landkreis Regensburg
Landkreis Cham
Landkreis Kelheim
Landkreis Neumarkt

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales,
Familie und Integration

Auerbach Stiftung für die Finanzierung
des
Projekts
„Erweitertes Beratungsangebot zu Häuslicher Gewalt“
 Unseren drei Vorstandsfrauen für
ihre tatkräftige und ideelle Unterstützung
 Allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Frauenhauses für ihr großes
Engagement
 Unserer Praktikantin für ihre engagierte Mitarbeit und Unterstützung
 Allen Kooperationspartnern für die
gute Zusammenarbeit
 Allen Privatpersonen, Firmen und
Institutionen, allen FörderInnen und
UnterstützerInnen, die das Autonome
Frauenhaus, Frauen helfen Frauen
e.V. im Jahr 2014 mit unterschiedlichen Aktionen und Ideen unterstützt
und gefördert haben.
4
INHALT
Seite
Der Verein stellt sich vor
_______________________________________
Das Autonome Frauenhaus
Die Beratungsstelle für Frauen
Trägerverein und Finanzierung
Mitarbeiterinnen und Team
Fortbildung der Mitarbeiterinnen
6
7
7
8
8
Tätigkeitsbereiche
_______________________________________
Frauenbereich
Arbeit mit den Mädchen und Jungen
Ambulante Beratung
Proaktive Beratung
Nachgehende Beratung und Begleitung
Rufbereitschaft
Vernetzung und Kooperation
Öffentlichkeitsarbeit
9
13
16
17
18
19
19
21
Themenschwerpunkte 2014
_______________________________________
Kampagne „Schwere Wege leicht machen!“
23
Erste EU-weite Studie zu Gewalt gegen Frauen
Die Europaratskonvention
24
Verweildauer im Frauenhaus
25
FörderInnen und UnterstützerInnen 2014 26
_______________________________________
5
Der Verein stellt sich vor
Das Autonome Frauenhaus
Die Räumlichkeiten:
Erdgeschoss:
1 großzügige Wohnküche mit Spielecke, 1 Speisekammer,
3 Bewohnerinnenzimmer, davon 1
großes Familienzimmer (trennbar),
1 Badezimmer mit WC, 1 WC extra,
1 Balkon.
1. Stock:
1 großzügige Wohnküche mit Spielecke, 1 Speisekammer,
4 Bewohnerinnenzimmer,
1 Badezimmer mit WC, 1 WC extra,
1 Balkon.
Dachgeschoss:
1 Küche mit Essplatz und Spielecke
3 Bewohnerinnenzimmer,
1 Badezimmer mit WC, 1 WC extra,
1 Dachterrasse.
Das Autonome Frauenhaus Regensburg ist eine Zufluchtsstätte für Frauen
und deren Kinder, die körperlich
und/oder seelisch misshandelt werden
oder davon bedroht sind.
Es steht allen Frauen mit ihren Kindern
offen – unabhängig von ihrem Einkommen, ihrer Nationalität oder ihrer
Religion. Das Frauenhaus verfügt über
eine Aufnahmekapazität von maximal
20 Personen (Frauen und Kinder). Insgesamt stehen hilfesuchenden Frauen
und ihren Kindern 10 Zimmer zur Verfügung. Die Mütter wohnen mit ihren
Kindern in einem Zimmer. Ein Großfamilienzimmer kann von einer Frau mit
drei oder mehr Kindern bewohnt werden, da es durch eine Zwischentür in
zwei Schlafräume teilbar ist.
Die Küchen und Sanitärräume werden
von den Familien gemeinschaftlich pro
Stockwerk genutzt.
Aus Schutzgründen ist die Adresse
des Frauenhauses geheim. Das Frauenhaus befindet sich im Stadtgebiet.
Es ist über Telefon und über die Postfachadresse zu erreichen.
Im Keller stehen Waschmaschinen und
Trockenräume zur Verfügung.
Zudem gibt es einen Garten mit Spielgeräten.
Autonomes Frauenhaus
Postfach 110 204
93015 Regensburg
Tel.
0941-24000
Fax. 0941-280 25 20
EMail:
[email protected]
Internet:
www.frauenhaus-regensburg.de
Bürozeiten:
Mo – Do 8.00 – 17.00 Uhr
Fr
8.00 – 14.00 Uhr
6
Die Beratungsstelle für
Frauen
Trägerverein und Finanzierung
Ziel der Arbeit der Beratungsstelle für
Frauen ist es, von Häuslicher Gewalt
betroffenen Frauen Entlastung, Stabilisierung, Orientierung und Hilfe durch
Beratung zu bieten. Neben dieser Beratung zu Trennung und Scheidung im
Kontext Häuslicher Gewalt finden auch
Beratungen zum Gewaltschutzgesetz
und zu Nachstellung (Stalking) statt.
Mitarbeiterinnen des Frauenhauses
stehen hilfesuchenden Frauen sowohl
telefonisch als auch persönlich mit einem Gespräch zur Verfügung. Die Beratungen sind kostenlos, unterliegen
der Schweigepflicht und sind auf
Wunsch anonym. Die Gespräche finden nach telefonischer Terminabsprache statt.
Träger des Frauenhauses und der Beratungsstelle ist der Verein „Frauen
helfen Frauen“ e.V., der im Jahr 1980
gegründet wurde. Der Verein ist überparteilich und überkonfessionell.
Der Verein ist gemeinnützig und Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband Bayern.
Finanziert wird die Arbeit der Zufluchtsstätte über diverse Zuschüsse.
Das Bayerische Staatsministerium für
Arbeit und Soziales, Familie und Integration gewährt nach den Förderrichtlinien für Frauenhäuser einen Personalkostenzuschuss
entsprechend
der Platzzahl für Frauen und Kinder.
Demnach bezuschusst das Land Bayern zwei Stellen im Frauenbereich des
Frauenhauses.
An den Grundkosten des Frauenhauses beteiligen sich die Stadt Regensburg, die Landkreise Regensburg,
Cham, Neumarkt, Kelheim und der
Verein Frauen helfen Frauen e.V.,
Träger des Frauenhauses.
Beratungsstelle für Frauen
Gumpelzhaimer Str. 8a
93049 Regensburg
Tel. 0941-24000
Bürozeiten:
Mo – Do 8.00 – 17.00 Uhr
Fr
8.00 – 14.00 Uhr.
Andere Beratungszeiten sind möglich.
Seit Januar 2013 finanzieren die Kostenträger eine halbe Stelle für das erweiterte Beratungsangebot, zu dem
u.a. ambulante, proaktive und nachgehende Beratung gehören. Eine viertel
Stelle übernahm für 2014 letztmalig die
Auerbachstiftung.
Des Weiteren finanziert der Verein alle
Bereiche, die nicht in den Grundkosten
enthalten sind. Gedeckt werden diese
Zahlungen ausschließlich durch Spenden, Bußgeldzuweisungen der Gerichte und finanzielle Beiträge der Fördermitglieder des Vereins.
Die Beratungsstelle verfügt über folgende Räumlichkeiten:
1 großer Büroraum, 1 großer Kinderspielbereich und Gruppenraum,
1 Beratungszimmer, Personalküche
und Toiletten.
7
Fortbildungen der Mitarbeiterinnen
Mitarbeiterinnen und Team
Hauptamtliche Mitarbeiterinnen
In den Arbeitsfeldern Frauen- und
Mädchen-/Jungen-Bereich sowie für
das erweiterte Beratungsangebot stehen insgesamt 3,75 Vollzeitstellen zur
Verfügung, die sich sechs Mitarbeiterinnen mit unterschiedlicher Stundenzahl teilen. 3,5 Stellen sind Planstellen,
eine 0,25 Stelle war eine geförderte
Projektstelle durch die Auerbachstiftung. Die Förderung endete zum
31.12.2014.
Die Mitarbeiterinnen trafen sich 14tägig zur Teambesprechung und nahmen regelmäßig an der Supervision
teil.
Zum Team gehörte im Sommersemester 2014 eine 22-Wochen-Praktikantin
der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften
der
Ostbayerischen
Technische Hochschule Regensburg.
„40 Jahre Psychiatriereform „ Evangelische Akademie Tutzing,
02. - 03.04.2014
Interkulturelle Handlungskompetenzen,
Jugendmigrationsdienst Regensburg
am 26.06.2014
Seminar „Abschied nehmen – neue
Wege gehen“
Seminarhaus Holzmannstett, Pfaffing
23.10. – 26.10.2014
Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen
engagieren sich tatkräftig in den Bereichen:
Ämterbegleitung,
Wohnungssuche,
handwerkliche Tätigkeiten, Dolmetschen, Einkäufe, Fahrdienste, Zusatzangebote für Kinder und Unterstützung
bei Aktionen der Öffentlichkeitsarbeit.
Durch eine neue Mitarbeiterin konnten
Bewohnerinnen auch beim Erstellen
von Bewerbungsunterlagen unterstützt
werden.
Zur Verteilung der verschiedensten Tätigkeiten, aber auch zur Reflexion und
zum Erfahrungsaustausch kommen die
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen alle
zwei bis drei Monate mit einer hauptberuflichen Mitarbeiterin zum Ehrenamtlichen-Treffen zusammen. Zum inhaltlichen Austausch und als Dankeschön fand ein gemeinsames Essen
mit allen Mitarbeiterinnen statt.
8
Tätigkeitsbereiche
Frauenbereich
ÜberÜberZahl der
nachtung nachtung ÜberMonat
Frauen Kinder nachtung
332
278
610
Januar
304
332
636
Februar
335
363
698
März
319
368
687
April
315
403
718
Mai
299
389
688
Juni
305
401
706
Juli
305
365
670
August
271
324
595
September
296
326
622
Oktober
288
270
558
November
277
247
524
Dezember
3646
4066
7712
Das Frauenhaus bietet Schutzräume,
in denen Frauen mit oder ohne Kinder
eine sichere Unterkunft, sowie umfassende Beratung und Unterstützung finden. Vorrangig sind der Schutz und die
Sicherheit für bedrohte und misshandelte Frauen und ihre Kinder.
Arbeitsinhalte erfolgen nach diesen
Arbeitsprinzipien:
 Ressourcenorientierte Beratung
nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe.
 Parteilichkeit für betroffene Frauen
und Kinder, d. h. die Unterstützung
ist an den Interessen und dem Bedarf der Frauen und ihrer Kinder
ausgerichtet.
 Orientierung am Wohl des Kindes
 Anonymität und Vertraulichkeit
 Öffentlichkeitsarbeit zu Gewalt
gegen Frauen.
Telefonische Kontaktaufnahme
Der erste Kontakt einer schutzsuchenden Frau findet fast immer telefonisch
statt. Im Telefonat werden einerseits
verschiedene
Lösungsmöglichkeiten
besprochen, andererseits muss die
akute Gewalt- und Bedrohungssituation berücksichtigt werden.
Aufnahmen 2014 im Frauenhaus
Am 01.01.2014 wohnten 8 Frauen mit
7 Kindern im Frauenhaus. Im Berichtsjahr 2014 wurden 27 Frauen und 22
Kinder neu aufgenommen.
Im Frauenhaus wohnten damit insgesamt 35 Frauen und 29 Kinder.
Aufnahmesituation
Bei der Aufnahme wird ein ausführliches Gespräch geführt. Ziel des Erstgesprächs ist es, Zuversicht zu vermitteln, die Ressourcen der Frau zu stärken, sie in den Alltag des Frauenhauses einzuführen und die Aktivitäten in
den ersten Tagen zu planen.
Wenn möglich, betreuen Mitarbeiterinnen während des Aufnahmegesprächs
der Mutter, deren Kinder in den Spielräumen. Es ist wichtig, die Kinder in ihrer Unsicherheit aufzufangen und auch
ihnen Raum zu bieten, über ihre Erlebnisse zu sprechen.
Damit ergeben sich folgende Übernachtungszahlen:
Übernachtungen Frauen: 3646
Übernachtungen Kinder:
4066
Auslastung / Frauen: 99,89 %
Auslastung / Kinder: 111,40 %
So war das Frauenhaus mit insgesamt
7712 Übernachtungen von Frauen und
Kindern zu 105,60 % ausgelastet.
Bei einer Vollbelegung des Hauses
bieten die Mitarbeiterinnen hilfesuchenden Frauen im Beratungsgespräch Unterstützung und eine Weitervermittlung in andere Frauenhäuser.
9
Verweildauer im Frauenhaus 2014
Falls Frauen und Kinder ohne notwendige Grundversorgung ins Frauenhaus
kommen, werden sie mit Kleidung,
Waschzeug, Lebensmitteln und evtl.
auch mit etwas Geld versorgt.
Bei Bedarf wird aufgrund von Verletzungen oder des psychischen Zustandes eine Ärztin hinzugezogen.
Die ankommende Frau und ihre Kinder
erleben bei der Aufnahme, dass sie
willkommen sind und sich sicher fühlen können.
Beim Erstgespräch werden die Hausregeln vorgestellt, wie z. B. die Geheimhaltung, die Eigenverantwortung
für die Kinder und die Selbstorganisation der Haushaltsführung.
28,6 % der Frauen wohnten über 6
Monate im Frauenhaus. Dies erklärt
sich aus der Schwierigkeit, in Regensburg eine geeignete Wohnung zu finden. Die fehlenden bezahlbaren Wohnungen in Regensburg verlängern die
Aufenthaltszeiten im Frauenhaus unnötig.
Zahl der 2014 ausgezogenen
bis zu 14 Tagen
bis zu 6 Wochen
bis zu 3 Monaten
bis zu 6 Monaten
über 6 Monate
Herkunftsorte aller Bewohnerinnen
in 2014
Stadt Regensburg
Lkr. Regensburg
Lkr. Kelheim
11
3
4
Innerhalb Bayerns
Außerhalb Bayerns
14
3
35
Frauen
4
4
4
5
8
25
Kinder
0
4
3
6
8
21
Begleitung und Beratung während
des Aufenthalts im Frauenhaus
Gewaltbetroffene Frauen erwarten bei
der Aufnahme in ein Frauenhaus
Schutz und Orientierung. Für den Aufenthalt werden sie von einer Beraterin
begleitet, die den gesamten Unterstützungsprozess koordiniert. Oft haben
jahrelange körperliche und psychische
Misshandlungen, sexualisierte Gewalt
und Drohungen zu einer Schwächung
des Selbstwertgefühls geführt.
Die Beratung ist parteilich, interkulturell und ganzheitlich ausgerichtet.
Inhalte sind zunächst:
Krisenintervention in einem geschützten Rahmen, Klärung von medizinischer Unterstützung, Erarbeitung eines
Sicherheitsplanes unter Einbeziehung
des interkulturellen Kontextes (Gefährdungsanalyse).
Gleichzeitig sind die Frauen während
ihres Aufenthalts im Frauenhaus mit
einer Fülle von wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Problemen konfrontiert: so muss die materielle Existenz gesichert werden, der Alltag ist
neu zu organisieren, insbesondere
Aus Bayern kamen 91,43 % der Frauen, von außerhalb Bayerns 8,57 %.
So finden auch immer wieder Frauen
aus anderen Bundesländern Aufnahme
im Frauenhaus Regensburg, da sie an
ihrem Herkunftsort zu sehr bedroht wären. Umgekehrt kommt es genauso
vor, dass sich Frauen aus der hiesigen
Region nach einer Erstberatung wegen
ihrer Gefährdungssituation für ein
Frauenhaus in einem anderen Ort entscheiden. Dabei werden sie bei der
Suche eines Frauenhausplatzes außerhalb der Region bzw. in einem anderen Bundesland unterstützt.
10
Bewohnerinnen
hintergrund
sind familienrechtliche Angelegenheiten zu klären, für die Kinder müssen
Schule und Kindergarten bzw. Hort
neu geregelt werden. Diese Anforderungen wirken sich unmittelbar auf den
Bedarf an Unterstützung und Beratung
aus. Gesprächsinhalte sind Fragen zur
Existenzsicherung, Stärkung und Stabilisierung der Frauen, psychosoziale
Beratung, Hilfe bei der Bewältigung der
Gewalterfahrungen und Unterstützung
bei der weiteren Lebensplanung.
Die Einbeziehung weiterer Berufsgruppen, sowie die individuelle Gefährdungslage der Frau und ihrer Kinder
werden bei den Unterstützungsmaßnahmen berücksichtigt.
mit
Migrations-
Kulturelle, aufenthaltsrechtliche sowie
sozialökonomische Probleme erschweren die Hilfesuche von gewaltbetroffenen Frauen mit Migrationshintergrund.
In der Beratung stellt die sprachliche
Verständigung eine große Erschwernis
dar. Sprachbarrieren wegen geringer
oder fehlender Deutschkenntnisse waren in der Regel eine Folge der erzwungenen sozialen Isolation durch
den gewalttätigen Partner. Viele Erstgespräche sind nur mit Hilfe einer
Dolmetscherin möglich. Dies verändert
die Arbeitsweise stark, zudem ist eine
erhöhte Sensibilität gegenüber kulturbedingten Missverständnissen nötig.
Einige Migrantinnen im Frauenhaus
benötigen eine intensivere Begleitung
und Unterstützung, da sie wenig
Kenntnis über Strukturen und relevante
Ämter und Behörden haben. Die Klärung der aufenthaltsrechtlichen Probleme setzt umfangreiche Kenntnisse
über aufenthaltsrechtliche Rahmenbedingungen bei den Mitarbeiterinnen voraus. Die Vermittlung von Sprachkursen und enge Zusammenarbeit mit
AnwältInnen für Ausländerrecht ist
wichtiger Bestandteil der Arbeit. Die
meisten Frauen haben großes Interesse an einem Sprachkurs und konnten
erfolgreich vermittelt werden.
2014 lebten im Frauenhaus 16 Migrantinnen, das entspricht 45,70 %.
Einzelarbeit mit schwer traumatisierten Frauen
Gerade bei langanhaltender Häuslicher
Gewalt besteht ein erhöhtes Risiko, an
einer posttraumatischen Belastungsstörung zu erkranken. Im Frauenhaus
werden auch Frauen aufgenommen,
die aufgrund von wiederholten Gewalterfahrungen sowohl in ihrer Kindheit
als auch in ihren Beziehungen sehr
schwer traumatisiert sind. Hier gilt es,
die Frauen zu unterstützen, dass sie
eine ambulante oder stationäre Psychotherapie annehmen. Leider erschweren oft lange Wartezeiten bei
niedergelassenen
TherapeutInnen
oder der Tagesklinik das Handlungsspektrum. Die intensiven Anforderungen an Unterstützung und Stabilisierung der Betroffenen überschreiten
nahezu das personelle Angebot und
die Ausrichtung des Frauenhauses.
Anteil der Migrantinnen 2014
Deutsch
19
Migrantinnen
16
Gesamt
35
11
Hausversammlung
Auszug aus dem Frauenhaus 2014
Die Hausversammlung ist ein verpflichtendes Forum für die Bewohnerinnen und findet einmal wöchentlich
statt.
Die Enge im Haus, die belastenden Situationen der Bewohnerinnen, ein
Streit zwischen den Kindern u.v.m. führen oft zu Konflikten im Zusammenleben. Die eingeschränkten Rückzugsmöglichkeiten und ebenso die Heterogenität der Frauenhausbewohnerinnen
kann Ursache von Konflikten sein. Neben der akuten Klärung hat die Hausversammlung eine wichtige Bedeutung
für das interne Konfliktmanagement.
Sie ist ein Ort, um Konflikte anzusprechen, zu regeln und neue Formen der
Konfliktlösung zu erlernen.
Auch die Organisation des alltäglichen
Zusammenlebens (Putzen der Gemeinschaftsräume, Einteilung des Winterdienstes etc.) ist Thema der Hausversammlung.
Die Hausversammlung bietet Raum,
inhaltliche Themen anzusprechen, wie
Entstehungsprozesse und Auswirkung
von Gewalt oder Schutzmöglichkeiten
für die Zukunft oder Angebote für Kinder.
Gemeinsame Unternehmungen wie z.
B. Stadtrundgang und Ausflüge gehören außerdem zum Programm.
84 % der Frauen zog in die eigene
Wohnung. Zwei (8 %) von 25 ausgezogenen Frauen kehrten in die gemeinsame Wohnung zum Täter zurück.
wohin
Eigene Wohnung
Andere Einrichtung
Zurück in die eheliche
Wohnung
Eltern, Geschwister
Freunde
nicht bekannt
Anzahl in %
21
84
1
4
2
8
0
0
1
25
4
100
Der Auszug der Frauen und ihrer Kinder wird mit einem „Abschiedsritual“
abgerundet. Mit Pizza-Essen, besten
Wünschen, Liedern, kleinen Geschenken und der Information, dass sie auch
weiterhin zur Beratung kommen können, werden sie verabschiedet.
12
Arbeit mit den Mädchen
und Jungen im Frauenhaus
Starke Kinder von Rolf Zuckowski
Starke Mädchen, haben nicht nur schöne Augen.
Starke Mädchen, haben Phantasie und Mut.
Starke Mädchen, wissen selbst wozu sie taugen.
Starke Mädchen, kennen ihre Chancen gut
Starke Jungs, die können nicht nur Muskeln zeigen.
Starke Jungs, die zeigen Köpfchen und Gefühl.
Starke Jungs woll'n ihr Meinung nicht verschweigen.
Starke Jungs, die kommen lächelnd an ihr Ziel.
Starke Kinder halten felsenfest zusammen.
Pech und Schwefel die sind gar nichts gegen sie.
Ihren Rücken lassen sie sich nicht verbiegen.
Starke Kinder die zwingt keiner in die Knie.
Starke Kinder haben Kraft um sich zu wehren.
Und sie sehn dir frei und ehrlich ins Gesicht.
Starke Kinder wollen nur die Wahrheit hören.
Und so leicht betrügt man starke Kinder nicht.
Starke Mädchen, stehen fest auf ihren Beinen.
Starke Mädchen, wollen alles ausprobier'n.
Starke Mädchen, sagen ehrlich was sie meinen.
Starke Mädchen, können siegen und verlier'n.
2014 wohnten 29 Kinder mit ihren Müttern im Frauenhaus (von 0 bis 17 Jahren). Die durchschnittliche Auslastung
des Frauenhauses bei den Kindern betrug 111,40 %. Leider war auch in diesem Jahr die Verweildauer der meisten
Familien sehr lang, da es überaus
schwierig war, geeigneten Wohnraum
zu finden. Darunter litten die Kinder, die
sich nach einer gewissen Zeit einen Alltag in der eigenen Wohnung wünschen.
Im Jahr 2014 gab es folgende Angebote für Mädchen und Jungen:
Kinderversammlung für Schulkinder
Starke Jungs, die wollen alles selbst erleben.
Starke Jungs, die können auch mal Zweiter sein.
Starke Jungs, sind stark genug um nachzugeben.
Starke Jungs, die fall'n auf Sprüche nicht herein.
Starke Kinder halten felsenfest zusammen.
Pech und Schwefel die sind gar nichts gegen sie.
Ihren Rücken lassen sie sich nicht verbiegen.
Starke Kinder die zwingt keiner in die Knie.
Starke Kinder haben Kraft um sich zu wehren.
Und sie sehn dir frei und ehrlich ins Gesicht.
Starke Kinder wollen nur die Wahrheit hören.
Und so leicht betrügt man starke Kinder nicht.
Entsprechend der Hausversammlung
mit den Frauen gab es für die Schulkinder die wöchentlich stattfindende Kinderversammlung. Die Schulkinder
konnten in diesem geschützten Rahmen ihre Themen zur Sprache bringen,
Vorschläge machen zum Zusammenleben im Frauenhaus, zur Freizeitgestaltung, zu Aktivitäten in der Kindergruppe, wie z. B. Gartengestaltung. Die
Kinder und Jugendlichen fühlten sich
ernstgenommen, ihre Wünsche und
malerisch umzusetzen. Sie waren begeistert dabei, lernten einiges über Maltechniken und den Umgang mit Farben
kennen, und es entstanden sehr unterschiedliche, farbenfrohe Bilder. Die
Kinder waren sehr stolz, dass ihre kleinen Kunstwerke am Ende des Kurses
im Eingangsbereich des Museums
ausgestellt wurden, so dass viele Besucher sie bewundern konnten.
Vorschläge wurden, wenn erwünscht,
in die Hausversammlung der Frauen
eingebracht. Besondere Belastungen
bei einzelnen Mädchen und Jungen
entstanden durch das beschleunigte
Umgangsverfahren, wobei zu frühe
Kontakte zum gewalttätigen Vater einer Stabilisierung entgegenwirkten.
Einzelarbeit
Die Einzelarbeit bietet den Rahmen
für gezielte Unterstützung bei der Aufarbeitung der erlebten Gewalt bzw.
Hilfen in einer akuten Krise. Die Kinder wurden stabilisiert, ermutigt und
begleitet.
Gruppenarbeit
Die gemischten Spielgruppen fanden
regelmäßig statt. Wenn viele Kinder
im Haus sind, werden altersgemäße
Gruppen gebildet. Die Kinder lernen
die Regeln des Miteinanders und gewaltfreie Lösung von Konflikten. Dazu
gehört auch der Umgang mit Wut und
Ärger, Entspannungsübungen und viele gemeinsame Spiele und Basteleien.
Therapeutisches Reiten
Dank großzügiger Sponsoren konnten
auch 2014 viele Kinder das heilsame
therapeutische Reiten erfahren und
genießen. Für die Mitarbeiterinnen ist
es immer erfreulich und faszinierend zu
sehen, wie die Kinder (und manchmal
auch die Mütter) zur Ruhe kommen und
hochkonzentriert bei sich und dem
Pferd sind. Wie wohltuend dieses wertvolle Angebot für die Kinder ist, ist daran zu sehen, dass es bei jeder Witterung (fast den ganzen Winter hindurch)
angenommen wird. Oft möchten gerne
alle Kinder für längere Zeit das Reiten
in Anspruch nehmen.
2014 fanden folgende teilweise gesponserte Aktivitäten statt:
Nachmittage im Schwimmbad
Kinobesuche
Ausflüge mit Picknick in verschiedenen Grünanlagen
Besuch der Traumfabrik
Teilnahme an verschiedenen Ferienmaßnahmen z. B.:
In den Pfingstferien wurde im Frauengesundheitszentrum
ein
Selbstbehauptungskurs speziell für die
Mädchen vom Frauenhaus angeboten. Die Mädchen kamen gutgelaunt,
sichtlich gestärkt und voller Power zurück. Einige haben erstaunt erzählt,
dass sie gar nicht wussten, wieviel
Kraft sie haben.
Einige Mädchen und Jungen nahmen
an einem mehrtägigen HerbstferienWorkshop
in
der
Museumspädagogischen Abteilung der Ostdeutschen Galerie teil. Die Kinder
wurden angeregt, ihre Stadtansichten
14
Das Buch
„Pia zieht ins Frauenhaus“
erzählt eine Geschichte von Häuslicher
Gewalt und einem Neuanfang. Es wurde von Mitarbeiterinnen verschiedener
Frauenhäuser der Süd AG konzipiert.
Im Jahr 2014 bestand von Schulen,
Kindergärten und Bibliotheken ein sehr
großes Interesse an diesem Thema.
Das Buch kann weiterhin über die Beratungsstelle erworben werden.
Mütterberatung
Beratung und Unterstützung der Mütter unterschiedlichen Alters und aus
unterschiedlichen Kulturen ist Bestandteil der Frauenhausarbeit.
Es fanden Gruppen- und Einzelgespräche u.a. zu folgenden gewünschten Themen statt:
Auswirkungen von Gewalt
Umgang mit Grenzen
Konflikte lösen
Erziehungsziele und Methoden
Rollen in der neuen Familie
Ferienangebote und Seminare
für Alleinerziehende
Aufklärung
Zitat eines Kindes aus dem Frauenhaus:
„Zuhause früher haben wir uns vor
Angst eingeschlossen vor den Vätern.
Im Frauenhaus haben die Kinder frei
vor den Vätern. Das ist eine Wohnge-
SÜD-AG – Fachaustausch zum
Mädchen-Jungen-Bereich
Die SÜD-AG ist ein Zusammenschluss von Mitarbeiterinnen aus dem
Mädchen-Jungen-Bereich aus Bayern
und Baden-Württemberg. Der Arbeitskreis trifft sich seit 15 Jahren 2mal
jährlich zu dreitägigen konzeptionellen
Seminaren, um die Qualität der Arbeit
mit den Mädchen und Jungen im
Frauenhaus zu sichern. Hauptthemen
der Treffen 2014 waren u.a. das
Wechselmodell, Thema Häusliche
Gewalt bei Gericht und Jugendämtern,
Überarbeitung und Ergänzung der
Einarbeitungsordnerin.
meinschaft.
15
Ambulante Beratung
Auch Migrantinnen nehmen zunehmend das Angebot der Beratungsstelle
wahr. Der größte Teil der Frauen
sprach ausreichend Deutsch oder
nahm am Erstkontakt mit einer Verwandten oder Bekannten zur Übersetzung teil.
Die Beratungsstelle für Frauen berät
und informiert von Partnergewalt betroffene Frauen. Das Beratungsangebot ist parteilich, interkulturell und
ganzheitlich ausgerichtet.
Zum Beratungsinhalt gehört neben der
psychosozialen Beratung und Krisenintervention zur Stabilisierung auch das
Aufzeigen der zivilrechtlichen Möglichkeiten nach dem Gewaltschutzgesetz
(GewSchG).
Im Jahr 2014 fanden 403 ambulante
Beratungsgespräche statt: davon 341
telefonisch und 62 persönlich. Herkunftsorte der Frauen waren, soweit
es zu erfassen war:
Stadt Regensburg
Landkreis Regensburg
Landkreis Kelheim
Landkreis Neumarkt
Landkreis Cham
Sonstige
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Summe
159
61
29
5
14
135
Gewaltfreie Zeit für Beratung und
Entscheidungen
Das Gewaltschutzgesetz erleichtert
den Frauen (und Kindern) in der ehelichen Wohnung bleiben zu können.
Durch die polizeiliche Wegweisung des
Täters aus der Wohnung können Opfer
von Häuslicher Gewalt in Ruhe weitere
Schritte überlegen, z. B. einen Antrag
auf Gewaltschutz beim Gericht stellen.
Beratung und Informationen sind notwendig, um die Betroffenen in der
akuten Situation psychisch zu stabilisieren und sie über ihre rechtlichen Möglichkeiten nach dem GewSchG - wie
Kontaktverbot und Wohnungszuweisung - aufzuklären.
Seit 2007 besteht durch das AntiStalking-Gesetz (§ 238 StGB) zusätzlich die Möglichkeit, Strafanzeige wegen Nachstellung zu erstatten.
Telefonisch Persönlich
35
6
21
6
29
5
22
6
36
5
26
6
38
4
36
5
33
8
29
6
15
3
21
2
341
62
Das Beratungsangebot wird von Frauen
in Krisensituationen genutzt, aber auch
von Multiplikatorinnen, wie z. B. Familienhelferinnen,
SchulsozialarbeiterInnen, MitarbeiterInnen von Fachberatungsstellen oder betrieblichen SozialarbeiterInnen.
Das telefonische Beratungsangebot
oder ein persönlicher Beratungstermin, möglichst kurzfristig, kostenlos
und auch anonym bietet den betroffenen Frauen einen niedrigschwelligen
Zugang.
Partnergewalt bedroht Frauen in allen
existentiellen Lebensbereichen, es
besteht aber, anders als bei Gewaltbedrohung durch einen Fremdtäter,
eine vielfache Abhängigkeit. Dies erschwert den persönlichen Entscheidungsprozess der Frauen.
16
Proaktives
gebot
Beratungsan-
Insgesamt gingen 26 Faxe der Polizei
ein, die zu 30 Beratungskontakten führten, d.h. dass einige Frauen auch
mehrmals beraten wurden.
Aufgrund der erfolgreichen Erprobung
des proaktiven Ansatzes in den Jahren 2011 und 2012 haben die an den
Grundkosten des Frauenhauses beteiligten Kommunen (Stadt und Landkreis Regensburg, Landkreis Kelheim,
Landkreis Cham und Landkreis Neumarkt) eine zusätzliche 50% Sozialpädagoginnen-Stelle ab 2013 für die
Beratungsstelle
genehmigt.
2014
konnte durch die Unterstützung der
Auerbachstiftung das erweiterte Beratungsangebot noch mit einer ViertelStelle ergänzt werden.
Die Kooperation zur proaktiven Beratung erfolgt derzeit mit den Polizeiinspektionen der Stadt und des Landkreises Regensburg, den Polizeiinspektionen Kelheim und Mainburg und
der Polizeiinspektion Parsberg.
Mit den Polizeiinspektionen im Landkreis Cham wurde am 06.11.2014 eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben.
Zeitgleich arbeiten die Mitarbeiterinnen auch an den Runden Tischen gegen Häusliche Gewalt in Neumarkt
und Cham aktiv mit. Ziel ist es, die
dortigen Fachkräfte zu vernetzen und
die Zusammenarbeit zu qualifizieren,
um die Situation von gewaltbetroffenen Frauen und ihrer Kindern zu verbessern.
Die proaktive Beratung wird in Kooperation mit den oben genannten Polizeidienststellen durchgeführt. Nach
einem Polizeieinsatz oder wenn Betroffene eine Anzeige erstatten, werden diese Frauen von der Polizei über
das Beratungsangebot des Frauenhauses informiert. Nach Einwilligung
der betroffenen Frau übermittelt die
Polizei die Daten und eine Mitarbeiterin wendet sich innerhalb von 3 Werktagen an sie und bietet ihr eine zeitnahe Beratung und Unterstützung an.
Proaktive Beratungen 2014
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
17
telefonisch
2
1
0
0
1
0
5
3
1
0
1
3
17
persönlich
3
0
2
1
2
0
4
0
0
0
0
1
13
Nachgehende
und Begleitung
Beratung
Übersicht über alle Beratungen 2014
Nach dem Auszug aus dem Frauenhaus können die ehemaligen Bewohnerinnen das Angebot der nachgehenden Beratung in Anspruch nehmen. Die Mitarbeiterinnen unterstützen und beraten die Frauen. Die Unterstützung wird in Form von telefonischer Beratung, persönlicher Einzelberatung und Begleitung zu Ämtern
angeboten. Häufige Beratungsinhalte
waren finanzielle Existenzsicherung,
ausländerrechtliche Schwierigkeiten,
Fragen zu familiengerichtlichen Verfahren, Probleme bei den Umgangskontakten mit dem Vater der Kinder,
erneute Gefährdung durch den gewaltbereiten Mann und Sicherheitsberatung.
Durch das erweiterte Beratungsangebot konnte auch die nachgehende Beratung intensiviert werden. Hausbesuche waren möglich.
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Summe
Januar
Februar
März
Nachgehende Beratungen 2014
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
telefonisch
1
1
0
1
2
1
0
0
0
1
3
5
15
April
persönlich
Mai
3
3
7
3
9
1
7
3
4
3
4
5
52
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Summe
Gesamt
Ambulant
Nachgehend proaktiv
Telefonisch
telefonisch
Ambulant
Nachgehend proaktiv
Persönlich
persönlich
35
21
29
22
36
26
38
36
33
29
15
21
341
6
6
5
6
5
6
4
5
8
6
3
2
62
403
1
1
0
1
2
1
0
0
0
1
3
5
15
3
3
7
3
9
1
7
3
4
3
4
5
52
67
telefonisch
2
1
0
0
1
0
5
3
1
0
1
3
17
persönlich
3
0
2
1
2
0
4
0
0
0
0
1
13
30
Das sind insgesamt 500 Beratungen im
Jahr. Im Durchschnitt wurden wöchentlich 9,6 Beratungen durchgeführt.
18
Rufbereitschaft
Vernetzung & Kooperation
Um eine optimale Erreichbarkeit für
Frauen in Notsituationen zu gewährleisten, ist das Frauenhaus auch außerhalb der Bürozeiten und am Wochenende über die Rufbereitschaft erreichbar. Hierbei erhalten Hilfesuchende eine Handynummer über die
eine Mitarbeiterin direkt erreichbar ist.
Dieses Angebot wird sowohl von hilfesuchenden Frauen, die sofort ins
Frauenhaus wollen oder eine Beratung brauchen, als auch von Polizei
oder anderen VermittlerInnen genutzt.
Bewohnerinnen des Frauenhauses
melden sich in Krisensituationen
ebenso bei der zuständigen Mitarbeiterin der Telefonbereitschaft.
Das Frauenhaus und die Beratungsstelle sind gut vernetzt und befinden sich
im regelmäßigen Austausch mit anderen Institutionen.
Die Gremienarbeit ist wichtig für einen
Erfahrungsaustausch über den konkreten Arbeitsalltag und auch für die Entwicklung einer gemeinsamen politischen Strategie und Zielsetzung.
Intensiver und regelmäßiger Kontakt
und Austausch besteht mit
 Polizeiinspektionen, insbesondere
mit den SchwerpunktsachbearbeiterInnen für Häusliche Gewalt
 Beauftragte für Frauen und Kinder
beim Polizeipräsidium Niederbayern
und Oberpfalz
Im März 2013 startete das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen.
Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
bietet Betroffenen erstmals die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym,
kompetent und sicher beraten zu lassen. Ob Gewalt in Ehe und Partnerschaft, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung sowie Stalking, Zwangsprostitution oder Genitalverstümmelung – Beraterinnen stehen hilfesuchenden Frauen zu allen Formen der
Gewalt vertraulich zur Seite und leiten
sie auf Wunsch an die passende Unterstützungseinrichtung vor Ort weiter.
Der Anruf und die Beratung sind kostenlos.
www.hilfetelefon.de
 Amt für Jugend und Familie Regensburg
 KoKi - Koordinierende Kinderschutzstelle
 Jobcenter der Stadt Regensburg mit
einem festen Ansprechpartner für die
Bewohnerinnen des Frauenhauses
 Psychosoziale Beratungsstellen und
Erziehungsberatungsstellen
 RechtsanwältInnen
 Weißer Ring, Opferhilfsorganisation
 Frauenhäuser - regional und bundesweit
 Schulen, Kindergärten und Kindertageseinrichtungen
 Mitarbeiterinnen
lungsstellen.
19
der
Gleichstel-
Tätigkeiten im Rahmen von Kooperation und Vernetzung
 Runder Tisch gegen Häusliche
Gewalt in Regensburg
am 10.04.2014, Thema: Hilfestrukturen
für junge Täter, Verfahren zur Erhöhung des Wohnungssatzes – Klageweg, Fachvortrag Prof. Dr. Jur. K.
Schneider-Danwitz, OTH Regensburg,
am 09.10.2014, Thema: Vorstellung der
Arbeit des Kontakt e.V., Planungen
zum 25.11.2014, Vorbereitung der
Fortbildung für Ärzte im Landkreis Regenburg.
Regelmäßige Veranstaltungen
 Landesarbeitsgemeinschaft der
Autonomen Frauenhäuser Bayern
(LAG), dreimal ganztägig in Nürnberg
Erfahrungsaustausch,
inhaltliche
Themenschwerpunkte: Pro-aktiv Beratung, Bundeseinheitliche Finanzierung, Wohnungsnot und Verweildauer
in den Frauenhäusern, Berichte aus
den verschiedenen Gremien wie
AGAP, KoGremium, Werkstattgesprächen und Berichte der Bund-LänderAG.
 Runder Tisch gegen Häusliche
Gewalt in Neumarkt
am 13.02.2014, Thema: Vorstellung der
Staatsanwaltschaft Nürnberg Fürth, Ablauf eines Strafverfahrens,
am 01.10.2014, Thema: Vorstellung der
Nürnberger Gewaltberatung e.V. (Männer gegen Männergewalt).
 Fachgruppentreffen der Frauenhäuser im Paritätischen Landesverband, dreimal ganztägig in München.
Erfahrungsaustausch,
Themenschwerpunkte: aktuelle politische Entwicklungen auf Bundes- und
Landesebene zur Forderung einer
bundeseinheitlichen Finanzierung der
Frauenhäuser, Forderung der Proaktiven Beratungsförderung an das
Bayerische Staatsministerium, Planung Webportal für gewaltbetroffene
Frauen mit Behinderung, Gesetz zur
Stärkung der Opferrechte, Qualitätsempfehlungen für Frauenunterstützungseinrichtungen der Frauenhauskoordinierung.
 Runder Tisch gegen Häusliche
Gewalt in Cham
am 04.06.2014, Thema: Vorstellung
des Frauenhauses Regensburg und der
Beratungsstelle für Frauen,
am 26.11.2014, Thema: 35 Jahre Opferhilfe Weißer Ring im Landkreis
Cham.
 Bezirksausschuss des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Niederbayern/Oberpfalz, vierteljährliche Treffen zum Erfahrungsaustausch der Mitgliedsorganisationen.
 SÜD-AG: Arbeitstreffen der Mitarbeiterinnen des Mädchen-/JungenBereichs der Autonomen Frauenhäuser Bayern und Baden-Württemberg,
dreitägiges Treffen im Frühjahr und
Herbst.
 Regionaler Steuerungsverbund des
Versorgungsgebietes
Regensburg
(PSAG): Mitarbeit in verschiedenen Arbeitsgruppen wie AK Frauen und psychische Gesundheit, Teilnahme an
der Mitgliederversammlung und an
Treffen zum Thema Krisenversorgung
in Regensburg.
 Fachaustausch von Frauenhäusern und Notrufe in Niederbayern/
Oberpfalz
in
Regensburg
am
07.10.2014: Erfahrungsaustausch und
Fachvortrag zur Umgangsregelung,
Referent Lorenz Schmid, Amt für Jugend und Familie Regensburg.
 Arbeitskreis Alleinerziehende Regensburg, drei Treffen im Berichtsjahr.
20
Einmalige Veranstaltungen
06.11.2014 Kooperationsvereinbarung
mit den Polizeiinspektionen Cham.
tvaktuell hat einen Bericht über die Unterzeichnung der Vereinbarung mit den
PIs
Cham
erstellt,
siehe:
http://www.tvaktuell.com/mediathek/vid
eo/landkreisfenster-cham-vom-7november/
 Bundesweites Hilfetelefon für
Frauen bei Gewalt – Erfahrungen
aus dem ersten Jahr der Tätigkeit
Fachveranstaltung, Paritätischer Landesverband Bayern am 25.03.2014 in
München. Vorstellen der Angebote
und Arbeit des Bundesweiten Hilfetelefons, Erkenntnisse, Erfahrungen und
Veränderungsbedarf im Austausch mit
den Frauenhäusern und Notrufen.
Öffentlichkeitsarbeit
 20 Jahre Gesamtkonzept für
Frauenhäuser in Bayern
Jubiläumsveranstaltung Bayerisches
Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration am
11.04.2014 in München.
Fachvorträge und Gesprächsrunde,
Ausstellung „Blick dahinter – Häusliche Gewalt gegen Frauen“.
Ein wichtiges Ziel unserer Arbeit ist die
Sensibilisierung der Öffentlichkeit für
die Erscheinungsform und das Ausmaß
Gewalt gegen Frauen und ein „Bekanntwerden“ unserer Unterstützungsangebote.
Dafür wurden 2014 neue Materialien für
die Öffentlichkeitsarbeit erstellt und das
Logo aktualisiert.
 Tagesklinik Regensburg – Tag
der offenen Tür
Therapieangebote der Klinik und
Fachvorträge am 27.09.2014.
 Amt für Jugend und Familie
Stadt Regensburg und Koki – Koordinierende
Kinderschutzstelle
Stadt Regensburg: Informationstreffen und Erfahrungsaustauch in der
Beratungsstelle
für Frauen
am
04.11.2014.
 Frauenforum am 05.11.2014.
 Jubiläumsfeier 30 Jahre Frauengesundheitszentrum am 21.11.2014.
 Kooperationstreffen zur proaktiven Beratung
17.07.2014 Polizeiinspektionen Regensburg, Regensburg-Land, Parsberg und Frauenbeauftragte des Polizeipräsidiums Oberpfalz
02.10.2014 Polizeiinspektionen Kelheim, Mainburg und Frauenbeauftrage
des Polizeipräsidiums Niederbayern.
21
Folgende Aktivitäten fanden statt:
 Pressegespräch mit der Mittelbayrischer Zeitung – Vorstellen des Kinderbuches „Pia zieht ins Frauenhaus
“am 05.09.2014
 Interview mit Studentinnen der
OTH Regensburg zum Thema Gewalt
gegen Frauen und Frauenhaus am
24.01.2014 in der Beratungsstelle für
Frauen
 Frauenkurs „Blickpunkt Beruf“
beim Werkhof Regensburg am
25.02.2014 Vortrag und Gesprächsrunde
 Projektnachmittag mit Jugendlichen
im Rahmen eines Jugendaustauschprojektes zwischen den Städten Regensburg und Taras (Kasachstan)
Kennenlernen der Frauenhausarbeit
und Gesprächsrunde am 23.04.2014
 Interview mit Antenne Bayern am
21.11.2014 zum Internationalen Tag
NEIN zu Gewalt an Frauen
 Veranstaltungen zum Internationalen Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“
am 25.11.2014
in Pettendorf, Informationen zu Hilfsangebote bei Häuslicher Gewalt
in Regensburg am Haidplatz, Fahne
hissen „frei leben“ mit Oberbürgermeister Joachim Wolbergs und Bürgermeisterin
Gertrud
MaltzSchwarzfischer
 Interview und Gesprächsrunde mit
StudentInnen der OTH Regensburg,
Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften im Fach Handlungsfelder Hilfen für Familien am 21.05.2014
 Mitveranstalterin bei der Ausstellung „Blick dahinter“ an der Städtischen Berufsschule II – Veranstalter:
Runder Tisch gegen Häusliche Gewalt
Eröffnung am 26.05.2014
Vortrag zu den Themen „Warnsignale“
und „Wege aus der Gewalt“ am
27.05.2014
 Vortrag beim Frauenbund Langquaid über Frauenhaus und Gewalt
gegen Frauen am 07.05.2014
 Interview des Bayerischen Rundfunks am 02.12.2014.
22
Themenschwerpunkte 2014
Inhaltlicher Themenschwerpunkt 2014
waren auf internationaler und Landesebene folgende Themen:

Abschluss der Kampagne
„Schwere Wege leicht machen!“
Am 8. März 2013 starteten die Frauenhäuser in Deutschland und ihre
bundesweiten Vernetzungsstellen ZIF
(Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser) und FHK e.V.
(Frauenhauskoordinierung e.V.) die
gemeinsame Kampagne „Schwere
Wege leicht machen!“
Die Kampagne soll Politikerinnen und
Politiker dazu veranlassen, sich zu der
Frage des schnellen und unbürokratischen Zugangs gewaltbetroffener
Frauen und ihrer Kinder zu Schutz
und Hilfe klar zu positionieren.
Zum Abschluss der Kampagne in Berlin übergab eine Delegation von Vertreterinnen des Aktionsbündnisses
aus Autonomen und verbandlichen
Frauenhäusern sowie ZIF und FHK
e.V. am 13.03.2014 den drei stellvertretenden Bundestagspräsidentinnen
Edelgard Bulmahn, Petra Pau und Ursula Schmidt 20.424 Unterschriften.
Bundesweit flüchten jährlich 20.000
Frauen mit fast ebenso vielen Kindern
in ein Frauenhaus. Bürokratische Hürden und das Fehlen einer verbindlich
geregelten verlässlichen Finanzierung
erschweren oder vereiteln jedoch
ganzen Gruppen von Frauen den Zugang zu Frauenhäusern.
Mit den Unterschriften wird der Aufforderung an Parlament und Regierung
Nachdruck verliehen, dafür zu sorgen,
dass alle von Gewalt betroffenen
Frauen und ihre Kinder
sicher, schnell, unbürokratisch

und bedarfsgerecht Schutz und
qualifizierte Hilfe in einem Frau-
enhaus ihrer Wahl erhalten können.
sicherzustellen, dass alle Frauenhäuser als Einrichtungen auf gesetzlicher Grundlage verlässlich
finanziert werden, sowie räumlich
und personell gut und barrierefrei
ausgestattet sind.
Es wird sich zeigen, ob der politische
Wille tatsächlich da ist, die Situation für
Frauen, Mädchen und Jungen, die von
Gewalt betroffen sind, noch in dieser
Legislaturperiode zu verbessern.
Seit es Frauenhäuser in Deutschland
gibt (1976), ist ihre Finanzierung unsicher. Es gibt mehrere Bestandsaufnahmen hierzu und bereits einige
Rechtsgutachten, die sich mit der Finanzierungsfrage beschäftigten. Dennoch wird die Zuständigkeit zwischen
Bund, Länder und Kommunen hin- und
hergeschoben. Diese enttäuschende
Einstellung zeigte sich leider erneut im
„nicht-öffentlichen Fachgespräch“ am
10.11.2014 im Familienausschuss des
Deutschen Bundestages.
Die ungünstige, oft prekäre finanziellen Situation der Frauenhäuser und
der damit verbundenen Barrieren für
gewaltbetroffene Frauen wird zwar
anerkannt, dennoch wird eine bundeseinheitliche Regelung derzeit
nicht als notwendig angesehen.
23
Gewalt gegen Frauen: sie passiert täglich und in allen Kontexten – Erste EU-weite Studie
zu Gewalt gegen Frauen
Als eine der wichtigsten Forderungen
an die EU-Mitgliedsstaaten gilt der Aufruf zur Ratifizierung des Übereinkommens des Europarates zur Verhütung
und Bekämpfung von Gewalt gegen
Frauen und Häusliche Gewalt, die sog.
Istanbul-Konvention.
Zu einer wirksamen Strategie und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen
gehört, dass alle Betroffenen schnellen,
kostenlosen, unbürokratischen und bedarfsgerechten Zugang zu Schutz und
Unterstützung haben müssen.
Erschreckend ist auch die geringe Rate
von Frauen, die sich bei einem Gewaltvorfall an die Polizei wendet.
Wie wichtig auch eine Sensibilisierung
gerade im medizinischen Bereich ist,
zeigt folgende Aussage:
So wünschen sich 87 % der in der EU
Studie befragten Frauen, dass Ärztinnen und Ärzte einen Verdacht auf Gewaltbetroffenheit in adäquater Weise
ansprechen sollten. Es bedarf einen
Ausbau von Schulungen verschiedenster Berufsgruppen wie Polizei, Justiz,
Sozial- und Gesundheitsbereich, auch
einen Ausbau und Förderung der proaktiven Beratungsarbeit und eine bessere Bekanntmachung und Ausbau von
Frauenunterstützungseinrichtungen.
Die Agentur der Europäischen Union
für Grundrechte (FRA) führte die erste
europaweite
Repräsentativuntersuchung zu Gewalt gegen Frauen durch.
Dabei handelt es sich um die größte
länderübergreifende Studie, die jemals
zum Thema Gewalt gegen Frauen erstellt wurde.
Der Bericht belegt nicht nur die weit
verbreitete Gewalt gegen erwachsene
Frauen, sondern schildert auch die
körperliche und sexuelle Gewalt, die
Frauen in der Kindheit erfahren haben. Hierzu der FRA-Direktor Morten
Kjaerum: „Körperliche, sexuelle und
psychische Gewalt gegen Frauen ist
eine der gravierenden Menschenrechtsverletzungen, die in allen EUMitgliedstaaten anzutreffen ist.“
Die Erhebung führte insbesondere zu
folgenden Ergebnissen:
 33 % der Frauen haben seit ihrem
15.
Lebensjahr
körperliche
und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Dies entspricht etwa 62 Millionen Frauen.
 22 % der Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in
der Partnerschaft erlebt.
 Eine von 20 Frauen (5 %) ist seit
ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt
worden.
 43 % der Frauen waren entweder
durch den/die aktuelle/n oder eine/n frühere/n PartnerIn psychischer Gewalt ausgesetzt.
 Nur 16 % der Frauen meldeten
den schwerwiegendsten Vorfall
von Gewalt in der Partnerschaft
der Polizei.
Die Europaratskonvention zur
Verhütung und Bekämpfung
von Gewalt gegen Frauen und
Häuslicher Gewalt (IstanbulKonvention)
wurde 2011 von 47 Mitgliedstaaten des
Europarats unterschrieben. Bedingung
für das Inkrafttreten der Konvention war
die Ratifizierung von zehn Mitgliedsstaaten des Europarats. Bereits 14
Länder haben die Konvention ratifiziert:
Albanien, Andorra, Bosnien und Herzegowina, Dänemark, Frankreich Italien,
Malta, Montenegro, Österreich, Portugal, Schweden, Serbien, Spanien und
Türkei. Die Istanbul-Konvention trat
am 1. August 2014 in Kraft.
Der Untersuchung folgen grundlegende Forderungen und ein Maßnahmenkatalog zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.
24
Das Übereinkommen sieht koordinierte und systematische Maßnahmen zur
Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen auf allen Gebieten vor, u.a. Prävention, wirksamen Schutz und bessere Unterstützung gewaltbetroffener
Frauen und ihrer Kinder, verbesserte
Gesetzgebung, erfolgreiche Strafverfolgung sowie systematische Forschung.
Deutschland hat das Übereinkommen
mit vielen andern Staaten zwar schon
am 11.05.2011 in Istanbul unterzeichnet, bisher aber nicht ratifiziert.
Es bleibt die Forderung an die Bundesregierung, die Istanbul-Konvention
umgehend zu ratifizieren und die geforderten Maßnahmen zur Bekämpfung gegen Gewalt an Frauen konsequent umzusetzen.
Jahr
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Belegung
%
120,3
106,8
100,2
111,3
106,7
96,0
102,4
105,6
neu aufgenommene
Frauen Kinder
42
58
49
58
48
63
31
29
27
17
29
24
31
29
27
22
Viele Bewohnerinnen, die mit ihren
Kindern über ein Jahr im Frauenhaus
leben müssen, befinden sich in einer
äußerst belastenden Situation. Frauen
und Kinder haben als Rückzugsmöglichkeit gemeinsam nur ein kleines
Zimmer. Sie erleben eine wechselnde
Gemeinschaft mit psychisch stark belasteten Mitbewohnerinnen und Kindern. Sie müssen die Anonymität der
Einrichtung wahren und können keine
Besuche bekommen. Sie leben in einer
Krisen- und Schutzeinrichtung, obwohl
sie den Schutz des Frauenhauses nicht
mehr benötigen.
Damit werden auch über einen längeren Zeitraum Plätze für akut von Gewalt
betroffene Frauen blockiert. Stattdessen muss nach alternativen Schutzmöglichkeiten, wie Maßnahmen nach
dem Gewaltschutzgesetz oder Frauenhausplätze in anderen Städten gesucht
werden. Dieser Lösungsweg ist jedoch
oft nicht passend und kann einen Frauenhausplatz vor Ort nicht ersetzen.
Lange Verweildauer im Frauenhaus
Große Sorge bereitet die Schwierigkeit, für Bewohnerinnen geeigneten
Wohnraum in Regensburg zu finden.
Die Verweildauer im Frauenhaus hat
sich seit 2010 enorm verlängert. So
fanden in den vorangegangenen Jahren durchschnittlich zwischen vierzig
bis fünfzig gewaltbetroffene Frauen
und ihre Kinder Unterkunft im Frauenhaus. Die Zahl der aufgenommenen
Frauen hat sich in den letzten Jahren
drastisch reduziert, während die Anfragen von gewaltbetroffenen Frauen
im Frauenhaus gleichbleibend hoch
sind. Bezahlbaren Wohnraum für Bewohnerinnen des Frauenhauses zu
finden, bleibt nach wie vor ein
Schwerpunkt unserer Tätigkeit.
25
FörderInnen und UnterstützerInnen
 die FreiwilligenAgentur Regensburg für die Vermittlung von Freiwilligen
Es ist großartig, dass auch 2014 so
viele Menschen den Verein Frauen
helfen Frauen e.V. tatkräftig unterstützt
haben.
Mit den Spenden und Bußgeldzuweisungen wird zum einen dem Verein
ermöglicht, den Eigenanteil an der Finanzierung des Frauenhauses zu sichern. Zum anderen werden wichtige
zusätzliche Hilfen und Angebote für
gewaltbetroffene Frauen und Kinder
mit dieser Unterstützung durchgeführt.
 alle ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Frauenhauses für ihr großes
Engagement
 die Fördermitglieder des Vereins
Frauen helfen Frauen e.V.
 den Katholischen Frauenbund
Illkofen für ihre Spende
Ein herzliches Dankeschön
 den Frauenbund Langquaid für ihre großzügige Spende
an ...
 alle Behörden und Einrichtungen
für die gute Kooperation
 den Leo Club Regensburg und
dem Edeka-Markt Sinzing für eine
weitere erfolgreiche „Ein-Teil-mehr“
Aktion am 11.01.2014. Für die Bewohnerinnen des Frauenhauses sind die
Spenden eine willkommene Unterstützung
 das Jobcenter Regensburg für die
gute Zusammenarbeit – unserer besonderen Dank gilt dem zuständigen
Sachbearbeiter für seinen engagierten
Einsatz
 den Reservistenverband der
Kreisgruppe Oberpfalz Süd für Ihre
Spende im Rahmen des Neujahrsempfangs
 den Weißen Ring, Opferhilfsorganisation, insbesondere Herrn Perottoni
und Herrn Herrmann für die schnelle
und unbürokratische Unterstützung der
von Gewalt betroffenen Frauen und ihrer Kinder. Seit Jahren besteht eine
hervorragende Zusammenarbeit
 alle RichterInnen und StaatsanwältInnen der Region Regensburg und
Kelheim für zugewiesene Bußgelder
 alle MitarbeiterInnen der TAFEL
Regensburg für die Unterstützung der
Bewohnerinnen
 das Stadttheater Regensburg für
den tollen Erlös aus dem Weihnachtsbenefizkonzert. Allen AkteurInnen des
Theaters insbesondere dem Intendant
Neundorff von Enzberg und allen SängerInnen des Cantemus-Chor ein großes Dankeschön. Alle Beteiligten leis-
 alle MitarbeiterInnen des Strohhalms und der dortigen Kleiderkammer für schnelle und unbürokratische
Hilfe
26
 Kleine Patienten in Not e.V., die
die Kinder des Frauenhauses seit Jahren mit Trösterbären versorgen – so
gab es auch im Januar 2014 wieder
einen „Bärigen Trost“ für alle Neuankömmlinge im Frauenhaus.
ten damit seit vielen Jahren einen großen Beitrag für unsere Arbeit
 den Mütter- und Frauenverein St.
Wolfgang für finanzielle Unterstützung
 die Traumfabrik für die Einladung
der Frauen und Kinder des Frauenhauses zu den Aufführungen am 28.
und 31.12.2014. Seit vielen Jahren
dürfen Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen Gast der Aufführungen sein. Für
alle Kinder und Frauen ist das Traumfabrikerlebnis ein „Highlight“
 an alle Akteure der Theatergruppe
St. Anton für die großzügige finanzielle Unterstützung durch den Erlös ihrer
Theateraufführung Herbst 2013
 alle SchülerInnen und LehrerInnen der Regensburger Fremdsprachenschule RFS, vor allem Claire
Taylor und Günter Reichinger.
Seit vielen Jahren gilt ihr großes Engagement und Unterstützung dem Autonomen Frauenhaus. Durch den Verkauf von selbstgemachten Kuchen und
anderen Leckereien im Rahmen des
Herbstfestes der Altstadtkaufleute am
11. und 12.10.2014 wurde das Frauenhaus zum wiederholten Male großzügig finanziell unterstützt. Eine Überraschung gab es zusätzlich bei der
jährlichen Weihnachtsfeier der Schule:
Ehemalige Schüler der RFS, die nun
die FOS-BOS Oskar von Miller Berufsschulzentrum in Schwandorf besuchen, brachten eine weitere Spende
der SchülerInnen mit. Vielen Dank für
das tolle Engagement.
 den Lions Club Regensburg Johannes Kepler für eine weitere
„Ein Teil mehr Aktion“ bei Papier
Liebl. Am 13.09.2014 sammelten
Clubmitglieder bereits zum dritten Mal
für eine Erstausstattung mit Schulmaterial für die Kinder des Frauenhauses.
Die Aktion war wieder ein großer Erfolg. Allen AkteurInnen ein Dankeschön, auch an die Firma Papier Liebl
für die Aktionswerbung und die zusätzliche Geldspende an das Frauenhaus
27
 das Hotel und Restaurant Orpheé,
Frau Ebmeier und Frau Baumgarten
für die Kinovorstellung „Knuddelmuddel bei Petterson & Findus“ im Ostentorkino
 die Sparkasse Regensburg, die
durch ihre Spende einen wertvollen
Beitrag für das Frauenhaus geleistet
hat
 den Spendenkreis vom Gymnasium Neutraubling, die seit vielen Jahren die Kinder des Frauenhauses beschenken. Durch die finanzielle Unterstützung 2014 können die Kinder Badespaß im Westbad erleben und
mehrmals an Kinobesuchen teilnehmen
 Children for a better World für die
finanzielle Unterstützung des Reitprojekts für die Kinder des Frauenhauses
 die Stiftung Gesundheitsservice
für die Projektförderung zum Therapeutischen Reiten
 Frau Kati Demmelhuber für ihr Engagement beim Therapeutischen Reitprojekt

die
Damenfußballmannschaft
Continental Regensburg für ihre
großzügige Spende, die im Rahmen
des Continental TeamCup „erspielt“
wurde. An dieser Stelle nochmal herzlichen Glückwunsch für die tolle Platzierung
 Frau Ellen Bogner und dem CSUOrtsverband West für die finanzielle
Unterstützung der Frauenhausbewohnerinnen zu Weihnachten. Der Adventsmarkt “Engerlmarkt“ brachte den
Erlös ein
 MitarbeiterInnen der Firma Jetsam
Service Management GmbH für die
engagierte Geschenkaktion zu Weihnachten, insbesondere Frau Fatma
Sen für die tolle Organisation
 die MitarbeiterInnen der Firma
Toshiba Regensburg für die „Wunschbaumaktion“ im Foyer der Firma. Als
sehr treue „Weihnachtswichteln“ erfüllten die MitarbeiterInnen für jedes Kind
liebevoll einen Wunsch. Die Bescherung am 24. Dezember sorgte für große Begeisterung bei den Kindern. Besonderen Dank an Frau Lutz und Herrn
Kirchberger von Toschiba Regensburg
für die Organisation und Übergabe der
Weihnachtsgeschenke
 das Steuerbüro Zeilhofer Regensburg für Ihre großzügige finanzielle
Zuwendung
 die Stadtratsfraktion Freie Wähler
für die Weihnachtsgeldspende
 die Stadtratsfraktion Bündnis 90 /
Die Grünen für die alljährliche finanzielle Unterstützung der Bewohnerinnen
zu Weihnachten
 Herrn Alexander Bojar und seinem
Team vom IBIS Style Hotel, besonders auch Frau Marjetta Schöberl, für
die Fortsetzung der gastfreundlichen
und kulinarischen Unterstützung
 die Firma Dr. Hauschka für die
großzügige Kosmetikspende an die
Bewohnerinnen des Frauenhauses
 Herrn Rechtsanwalt Thomas Emmert für unkomplizierte Unterstützung
und Hilfe
28
 die Stiftungen und Vereine für die
Einzelfallhilfe von Bewohnerinnen
- Mütter in Not
- Weißer Ring
- Beckenbauer Stiftung
- Charivari Einzelfallhilfe.
Durch die großzügigen finanziellen
Zuwendungen konnten u.a. dringend
benötigte Einrichtungsgegenstände für
eine neue Wohnung und Mietkautionen
finanziert werden.
 alle weiteren nicht persönlich genannten Privatpersonen, die 2014 in
großem und kleinem Umfang die Bewohnerinnen mit ihren Kindern als
auch die Einrichtung unterstützt haben.
Dies geschieht oft schon seit vielen
Jahren in Form von Sachspenden oder
finanziellen Zuwendungen.
Herzlichen Dank!
29
www.warnsignale-gewalt.de
Vorankündigung
Anlässlich des 35jährigen Bestehens des Frauenhauses 2015 wird in der
Stadtbücherei am Haidplatz die Ausstellung „Warnsignale“ gezeigt.
21. November 2015 bis 7. Januar 2016
31
32