Fanprojekt Trier 2009-2010
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Fanprojekt Trier 2009-2010
Sachbericht 2009/2010 2 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 Impressum Kontakt Fanprojekt Fanprojekt Trier Metternichstrasse 38 54292 Trier Telefon: 0651 / 9917308 Mobil: 0151 / 28302919 Fax: 0651 / 9919388 E-Mail: [email protected] www.fanprojekt-trier.de Kontakt Träger Jugend- und Kulturzentrum Exzellenzhaus e. V. Trier Zurmaiener Straße 114 54292 Trier Telefon: 0651 / 25191 Telefax: 0651 / 149491 E-Mail: [email protected] Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 3 Inhalt 1.Einleitung 4 2.Arbeitsauftrag 2.1 Das Nationale Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) 2.2 Ziele und Methoden 2.3Angebote 2.4Zielgruppe 5 5 5 5 6 3. Das Fanprojekt Trier 3.1 Initiierung und Vorbereitung des Fanprojekts durch das Bundesprogramm „VIELFALT TUT GUT“ 3.2Träger 3.3Finanzierung 3.4Personal 3.5Räumlichkeiten 7 7 7 7 8 8 4. 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.7 4.8 4.9 4.10 Kooperation und Netzwerke Beirat Fanprojekt Trier SV Eintracht Trier 05 Polizei- und Bundespolizeidirektion Trier Fortbildungsreihe Polizeiakademie Wertheim Seminar „Fußballfankultur in Deutschland“ an der Zivildienstschule Trier Offener Dialog bei der Bundespolizeidirektion Koblenz Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) „VIELFALT TUT GUT“ – Projekt: „Der 12. Mann kann auch eine Frau sein“ 9 9 9 9 9 10 10 11 12 13 5. Praktische Arbeit 5.1 Fanszene Trier 5.2 „Offene Tür – Angebot“ 5.3Spieltagsbegleitung 5.3.1Heimspiele 5.3.2Auswärtsspiele 5.3.3 Besondere Ereignisse 5.4Fußballangebot 5.5 Besuch vom Fanprojekt Mannheim 5.6 Pädagogisch begleitete Auswärtsfahrten / „U18-Fahrten“ 5.7 Fanprojekt „Soccer-Cup“ 5.8Weihnachtsfeier 14 14 14 15 15 15 15 16 17 17 18 18 6. 6.1 6.2 6.3 19 19 20 20 Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen „Mobil gegen Rechts“ „Gewalt bewegt – Wege aus der Gewalt“ „Moderationsmethoden aus der Praxis“ 7.Ausblick 22 8. 23 Öffentlichkeitsarbeit – Presseecho 4 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 1.Einleitung Am 01.07.2009 war es endlich soweit: Das Fanprojekt Trier konnte offiziell seine Arbeit aufnehmen. Das Thema „Fanprojekt“ stand in Trier schon länger auf der Tagesordnung. Ende 2007 kam es dann zu einem ersten Treffen aller relevanten Akteure. Dabei wurde die Idee der Einrichtung eines Fanprojekts von allen Seiten begrüßt. Die Initiierungsphase des Fanprojekts wurde im Rahmen eines Mikroprojekts des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ finanziert und mit Thomas Endres zu Beginn des Jahres 2008 personell besetzt. Im August 2009 verstärkte Dominik Boulanger als verantwortlicher Leiter das sozialpädagogische Team. In der Startphase des Fanprojekts war die Arbeit der Mitarbeiter insbesondere durch die anfallenden Renovierungsarbeiten in den eigens angemieteten Räumlichkeiten geprägt. Durch die tatkräftige Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer aus der aktiven Trierer Fanszene, konnte innerhalb weniger Monate eine stark sanierungsbedürftige Mietwohnung in einen jugendkulturellen Fantreff „verwandelt“ werden. Die gemeinsamen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten hatten auch noch weitere Vorteile für die Fanprojektmitarbeiter: Durch die vielfach gemeinsam verbrachte Zeit konnte schon in der frühen Anfangszeit des Fanprojekts die Beziehungsarbeit zum jugendlichen Klientel aufgebaut und intensiviert werden. Die ersten Monate des Fanprojekts waren jedoch nicht nur von positiven Ereignissen geprägt. Bereits Mitte September 2009 wurden die Mitarbeiter auf eine erste Bewährungsprobe gestellt, als vor dem Heimspiel gegen Graffiti für Fairplay und Toleranz Wormatia Worms eine größere Gruppe Trierer Fans von der eingesetzten Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Die Vorkommnisse dieses Tages werden in dem vorliegenden Sachbericht noch detailliert erläutert, da die Arbeit des Fanprojekts in der Folgezeit immer wieder durch die Begleiterscheinungen dieses Tages beeinflusst war. Insbesondere die in diesem Zusammenhang ausgesprochenen Stadionverbote setzten den Rahmen der Arbeit des Fanprojektes bis zum Ende der abgelaufenen Saison. Im Nachhinein lassen sich jedoch auch positive Erkenntnisse gewinnen: Aufgrund der Stadionverbotsproblematik wurden erste wichtige Strukturen in der Zusammenarbeit mit dem Verein und der Polizei gelegt, die Beziehung zur Zielgruppe konnte gestärkt werden und es wurden lehrreiche Erfahrungen gesammelt. Nach einem sehr interessanten und aufregenden ersten Halbjahr standen zum Beginn des Jahres 2010 erste personelle Veränderungen für das Fanprojekt an: Zu Beginn der Rückrunde wurde das Team des Fanprojekts durch Jessica Tittelbach (Honorarkraft) und Manuel Maus (Praktikant) erweitert. Die neuen Mitarbeiter / -innen fügten sich sehr schnell in die praktische Arbeit ein und erweiterten zudem die Möglichkeiten des Angebotsspektrums des Fanprojekts. Sportlich gesehen verlief die Rückrunde für den Bezugsverein (Eintracht Trier) – im Gegensatz zur zufrieden stellend verlaufenen Hinrunde – leider weniger erfolgreich. Nach 19 sieglosen Regionalligabegegnungen fand sich die Mannschaft am Ende der Saison auf einem enttäuschenden letzten Tabellenplatz wieder. Erstmals wurden die Fanprojektmitarbeiter mit der Emotionalität des Abstiegskampfes und deren Begleiterscheinungen konfrontiert. Dennoch gab es nach dem letzten Spieltag überraschend Grund zur Freude: Der Deutsche Fußballbund verweigerte drei Ligakonkurrenten der Regionalliga West die Lizenz, so dass die sportlich abgestiegene Trierer Eintracht trotzdem in der kommenden Saison wieder viertklassig spielt. In dem vorliegenden Sachbericht wird jedoch weitaus mehr erläutert, als der bereits erfolgte komprimierte Rückblick auf das erste Jahr des Fanprojekts. Neben einer einleitenden Erklärung über den Arbeitsansatz des Fanprojekts, wird zunächst die Organisation und Struktur dargestellt sowie erste Kooperationspartner und Netzwerke vorgestellt. Anschließend erfolgen ein Überblick mit verschiedenen Auszügen aus der praktischen Arbeit des Fanprojekts und die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Abgerundet wird der Bericht mit einem Ausblick auf die kommende Spielzeit. In einer abschließenden Presseschau kann der interessierte Leser zudem weitere Eindrücke über die Arbeit des Trierer Fanprojekts gewinnen. Zunächst aber viel Spaß beim Lesen wünschen die Mitarbeiter / -innen des Trierer Fanprojekts. Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 5 Gegengerade im Moselstadion beim DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96, 03.08.2009 2.Arbeitsauftrag 2.1 Das Nationale Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) Als Reaktion auf die Zunahme von gewalttätigen Ausschreitungen und rechtsextremistischen Verhaltensweisen im Zusammenhang von Fußballspielen, trat 1993 das Nationale Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) in Kraft. Die damals initiierte Arbeitsgruppe bestand aus den folgenden Mitgliedern: Deutscher Fußballbund, Deutscher Sportbund (heute: DOSB), Deutscher Städtetag, Innenministerkonferenz, Jugendministerkonferenz, Sportministerkonferenz und Bundesministerium des Innern und Bundesministerium für Frauen und Jugend (heute: Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend). Das NKSS beinhaltet auch die Voraussetzungen für die Arbeit des Trierer Fanprojekts. In diesem Rahmenkonzept sind die Ziele, die Aufgabenschwerpunkte, die materielle und personelle Ausstattung, die organisatorische Anbindung sowie die Finanzierung der sozialpädagogischen Fanprojekte festgelegt. Darüber hinaus werden auch konkrete Maßnahmen in den Handlungsfeldern Fanbetreuung (Vereine und Fanprojekte), Stadionordnung, Stadionverbote, Ordnerdienste, Stadionsicherheit und die Koordination aller beteiligten Akteure formuliert. 2.2 Ziele und Methoden Oberstes Ziel des Fanprojekts ist die Organisation und Durchführung von Jugendsozialarbeit mit jugendlichen und jungen erwachsenen Fußballfans, um sozialverantwortliches Verhalten unter den Fans zu fördern. Nachstehend sind die einzelnen Zielvorstellungen, die im Einklang mit den Zielen des NKSS stehen, aufgeführt: l Eindämmung von Gewalt, Hinführung zu gewaltfreier Konfliktlösung, Gewaltprävention l l l l l l l l l Abbau extremistischer Orientierungen (Vorurteile, Feindbilder, Ausländerfeindlichkeit) Steigerung von Selbstwertgefühl und Verhaltenssicherheit bei jugendlichen Fans Vertretung der Fans gegenüber dem Verein, Polizei und Medien (kritischer Lobbyist der Fans) Erhalt der Fanszene und Fankultur als jugendkultureller Ort Stärkung der positiven kulturellen Eigenschaften der Fankultur Rückbindung jugendlicher Fans an ihre Vereine Schaffung einer Anlaufstelle (Fantreff) für alle Fans und deren Anliegen / Probleme Initiierung von Selbstregulierungsprozessen Schaffung eines Klimas, in dem gesellschaftliche Institutionen zu mehr Engagement für Jugendliche bewegt werden können Das Fanprojekt soll zum universalen Ansprechpartner für Polizei, Verbände, Medien, Fans, örtliche Jugendhilfe und weitere Institutionen werden (Drehpunkteinrichtung). 2.3Angebote Zentrales Arbeitsprinzip eines Fanprojekts ist es, Fußballfans in ihrer Persönlichkeit zu akzeptieren und ernst zu nehmen. Da es sich beim Fußball um die Freizeit der Zielgruppe handelt, muss sich die Arbeit des Fanprojekts auch für das alltägliche Umfeld (Stadtteil, Schule / Beruf, Familie etc.) der Jugendlichen interessieren und arbeitet damit lebensweltorientiert. Häufig sind die Fans sich selbst überlassen und stehen im Konflikt zu besser organisierten Akteuren. Hier setzt sich das Fanprojekt für die Fußballfans ein, allerdings nicht ohne deren Verhalten zu hinterfragen. 6 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 Charakteristisch hierfür ist das Selbstverständnis des Trierer Fanprojekts als „kritischer Lobbyist“ für Fußballfans. • Dialoge initiieren (z.B. Fans – Verein; Fans – Sicherheitskräfte) lÖffentlichkeitsarbeit Nachfolgend erfolgt ein Überblick über die zentralen Maßnahmen und Angebote des Fanprojekts: l Aufsuchende, szenebezogene Jugendsozialarbeit / Teilnahme an der Lebenswelt der Fußballfans • Begleitung bei Heim- und Auswärtsspielen • Aufsuchen von Fantreffpunkten • Deeskalierende Vermittlung bei Konflikten • Universale Einzelfallhilfe • Soziale Gruppenarbeit (Förderung und Beratung jugendlicher Fangruppen) • Übliche Grundsätze der aufsuchenden Jugendsozialarbeit (Niedrigschwelligkeit, Freiwilligkeit der Kontaktaufnahme, Vertrauensschutz und Gewährung von Anonymität, Verbindlichkeit und Kontinuität, Parteilichkeit) l Einrichtung eines Fantreffs • Unterstützung der Selbstorganisation der Fans • Förderung der positiven Fankultur durch Bereitstellung von Räumlichkeiten • Beratung, Förderung und Stabilisierung von (nicht) organisierten Fans und Fangruppen • Kultur-, Bildungs- und Sportveranstaltungen • Schaffung von Freizeitangeboten l sportliche Jugendarbeit / erlebnisorientierte Erfahrungen • Erfahrung des eigenen Körpers und außeralltägliche Erfahrungen mit Körper und Natur • Alternativangebote zur „Zwangsstruktur“ des Fußballwochenendes schaffen l kulturpädagogische Jugendarbeit • Bildungsarbeit, Anregen von Diskursen • In eigenen sozialpädagogischen Angeboten soll den bestehenden Gewalt- und Rassismuslegitimationen (z.B. „Auf Schwäche folgt aggressive Reaktion“, „Reden bringt es nicht“) begegnet werden • Unterstützung bei der Identitätsfindung, kombiniert mit Angeboten die kontrastierende Erfahrungen bieten • Projektarbeit (Organisation von Jugendbegegnungen, rauch- und alkoholfreie Auswärtsfahrten) l Institutionenarbeit / Netzwerke mit allen am sozialen Feld Fußball beteiligten Institutionen • Vorstellung der eigenen Arbeit, Ausräumen von Vorurteilen • Nutzung der vorhandenen Ressourcen der örtlichen Jugendarbeit • kritische Beobachtung der einzelnen Beziehungen • Bereitstellung von Informationen, Erklärungen und Interpretationen zur Fußballfanszene und zur Arbeit des Fanprojekts • Aktive Beteiligung an der medial geführten öffentlichen Debatte über Fußballfankultur „TrIUmphieren“-Mottofahrt der Ultras beim Auswärtsspiel in Elversberg 2009 2.4Zielgruppe Die primäre Zielgruppe des Fanprojekts sind jugendliche Fußballfans des SV Eintracht Trier 05 im Altersspektrum zwischen 14 und 25 Jahren. Die Jugendlichen sind überwiegend männlich und sind nahezu allen sozialen Schichten zuzuordnen. Entsprechend der Heterogenität der Zielgruppe werden differenzierte alters- sowie geschlechtsgerechte Angebote entwickelt. Die Zielgruppe stammt überwiegend aus der kreisfreien Stadt Trier und aus dem Landkreis Trier-Saarburg. Anteilsmäßig sind hier beide Kommunen in etwa gleichstark vertreten. Einzelne Fans kommen darüber hinaus aus Luxemburg und aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich. Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 7 3. Das Fanprojekt Trier 3.2Träger 3.1 Initiierung und Vorbereitung des Fanprojekts durch das Bundes programm „VIELFALT TUT GUT“ Um die Möglichkeit der Einrichtung eines Fanprojekts in Trier zu diskutieren, traf sich im November 2007 eine erste Expertenbesprechung. Neben der Hausleitung des Jugend- und Kulturzentrums Exzellenzhaus e.V. waren bei diesem Treffen auch Vertreter des rheinland-pfälzischen Innenministeriums, der Polizei Trier, des Sozialdezernats der Stadt Trier, der Fanprojekte Mainz und Kaiserslautern sowie der Vereinsführung von Eintracht Trier vor Ort. Es bestand Einigkeit darüber, dass die Voraussetzungen eines Fanprojektes in Trier gegeben und die Einrichtung notwendig seien. Weiterhin wurde seitens der Stadt Trier und des Landes Rheinland-Pfalz zugesichert, im Rahmen der üblichen Drittelfinanzierung die entsprechenden Anteile zu finanzieren. Das Jugend- und Kulturzentrum Exzellenzhaus e.V. signalisierte zudem die Trägerschaft des Fanprojekts zu übernehmen. Von großer Bedeutsamkeit war ebenso, dass die Stadt Trier und der Landkreis Trier Saarburg in den Jahren 2008 bis 2010 am Bundesprogramm „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ teilnahmen. Im Rahmen dieses Förderprogramms konnten die beteiligten Kommunen jährlich bis zu 100.000 Euro an Bundesmitteln verausgaben, womit Einzelprojekte bis maximal 20.000 Euro unterstützt wurden. Vom Exzellenzhaus wurde die Projektidee „Initiierung eines Fanprojekts“ eingereicht, welche vom lokalen Begleitausschuss angenommen wurde. Mit dieser Zusage war der Grundstein für das Fanprojekt Trier gelegt. Das Initiierungsprojekt begann am 01.01.2008 und wurde durch Thomas Endres personell besetzt. Das Jugend- und Kulturzentrum Exzellenzhaus e.V., kurz „Exhaus“, ist ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum in Trier. Als anerkannter Träger der freien Jugendhilfe liegen die Arbeitschwerpunkte einerseits in der Kinder- und Jugendarbeit sowie andererseits in der Förderung von Jugend-Subkulturen. Während die sozialpädagogische Jugendarbeit hauptsächlich stadtteilbezogen auf den Wohnbereich Trier-Nord begrenzt bleibt, leistet das Exhaus Jugendkulturarbeit für ganz Trier und die umliegende Region. Das Haus ist ein beliebter Treffpunkt alternativer Jugendkulturszenen. Es erschließt Räume in denen junge Menschen ihr Ausdrucks- und Darstellungsvermögen entfalten können. Neben dem Fanprojekt sind die folgenden (sozialpädagogischen) Angebote charakteristisch für das Exhaus: lKinderhort l l l l l l Offene Jugendarbeit Trägereinrichtung von Streetwork in Trier „Umsonstladen“ Trier-Nord Berufsqualifizierende Maßnahmen Medienpädagogische Arbeit Kulturbereich / Konzerte und Veranstaltungen Das Fanprojekt nimmt regelmäßig an den Teamsitzungen und internen Fortbildungen des Exhaus teil. Darüber hinaus findet bei besonders relevanten Entscheidungen im Arbeitsalltag des Fanprojekts eine Rücksprache mit der Hausleitung statt. Bei regelmäßigen Gesprächen und Treffen erfolgt zudem ein kollegialer Austausch über verschiedene Arbeitsinhalte. Folgende Aufgabenstellungen gliederten das Projekt: 3.3Finanzierung l Gemäß den Vorgaben des NKSS wird das Fanprojekt durch die so genannte Drittelfinanzierung finanziert. Neben dem Deutschen Fußball-Bund e.V. sind das Bundesland Rheinland-Pfalz und die Kommunen der Stadt Trier sowie der Landkreis Trier-Saarburg die relevanten Geldgeber für das Fanprojekt. Der kommunale Anteil der beiden Kommunen wurde für die Saison 2009 / 2010 von der Jugend- und Kulturstiftung der Sparkasse Trier getragen. l l l l Bestandsaufnahme / Dokumentation der unterschiedlichen Problemlagen Sensibilisierung der Kooperationspartner / Vernetzung der relevanten Akteure Konzeptionelle Ausarbeitung / Aufbauorganisation / Ablauforganisation Antragstellung / Sicherstellung der Finanzierung des Fanprojektes Kontaktaufnahme zur Zielgruppe 8 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 3.4Personal Im Jahr 2009 standen dem Fanprojekt 1 ½ Stellen zur Verfügung. Diese wurden von Dominik Boulanger (Vollzeit) und Thomas Endres (½ Stelle) besetzt. Im Jahr 2010 wird das Team zusätzlich durch eine weibliche Honorarkraft (10 Std. pro Woche) unterstützt. Diese Honorarkraft wird durch das Projekt „Der 12. Mann kann auch eine Frau sein!“ im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ finanziert. Des Weiteren wurde das Team des Fanprojekts im 1. Halbjahr 2010 durch einen Praktikanten des Studiengangs Sozialpädagogik an der Universität Trier erweitert. Die Mitarbeiter Thomas Endres und Dominik Boulanger Besprechungszimmer sowie für ein „Spielzimmer“ mit Kickertisch und Dartscheibe. Da die Wohnung in einem sehr schlechten Zustand von dem Vermieter übergeben wurde, war die Startphase des Fanprojekts besonders von Renovierungs- und Sanierungsarbeiten geprägt. Bei den anfallenden Arbeiten wie tapezieren, Wände verputzen und streichen, Boden verlegen etc. sind die Mitarbeiter des Fanprojekts tatkräftig von der jugendlichen Zielgruppe unterstützt worden. Über mehrere Wochen hinweg waren nahezu täglich 5 – 15 Jugendliche vor Ort, um die Räumlichkeiten möglichst zeitnah fertig zu stellen. Schon in dieser Anfangsphase entwickelte sich die „Baustelle“ des Fanprojekts als fester Treffpunkt für die jugendlichen Fans von Eintracht Trier. Durch die gemeinsamen Arbeiten und die Vielzahl der zusammen verbrachten Stunden war es den Mitarbeitern des Fanprojekts schon in dieser frühen Phase des Projekts möglich, die Beziehungsarbeit zu intensivieren und eine Vertrauensbasis für die Arbeit zu schaffen. Im Frühjahr 2010 wurden weitere Renovierungsarbeiten begonnen. Die Nachbarwohnung (40 qm), bestehend aus zwei Zimmern und einem Badezimmer, wurde durch einen Durchbruch mit den Räumlichkeiten des Fanprojekts verbunden. Dies war von Anfang an so geplant, da ansonsten nur eine Toilette zur Verfügung stehen würde. Bei den Renovierungsarbeiten konnte wieder auf ehrenamtliches Engagement der jugendlichen Fans zurückgegriffen werden. 3.5Räumlichkeiten Das Fanprojekt Trier befindet sich in der Metternichstrasse 38 in einem Gewerbegebiet in Trier-Nord. Aufgrund von Platzmangel im Exzellenzhaus sowie der räumlichen Nähe zum Moselstadion mussten eigene Räumlichkeiten angemietet werden. Fußläufig sind das Moselstadion und der Trierer Hauptbahnhof in etwa 15 Minuten zu erreichen. Im August 2009 wurde zunächst eine Wohnung mit 110 qm angemietet. Diese besteht aus vier Räumen sowie einer Küche und einem Badezimmer. Neben einem Büro für die Mitarbeiter des Fanprojekts ist dort genügend Platz für einen Aufenthaltsraum, ein Renovierungsarbeiten im Fanprojekt, Herbst 2009 Durchbruch zur Nachbarwohnung, April 2010 Aufenthaltsraum im Fanprojekt Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 9 4.Kooperation und Netzwerke 4.1 Beirat Fanprojekt Trier Am 18.01.2010 hat sich in einer konstituierenden Sitzung der Beirat des Fanprojekts Trier gegründet. Der Beirat ist ein beratendes und empfehlendes Gremium, in dem ein regelmäßiger Austausch aller relevanten Akteure stattfindet. Er begleitet die Umsetzung des Projekts und versteht sich als Berater für besondere Sachverhalte, die grundsätzliche Bedeutung haben oder eine aktuelle Brisanz besitzen. Im Beirat können konkrete Absprachen getroffen und besondere Sachverhalte diskutiert werden. Darüber hinaus bietet der Beirat dem Fanprojekt die Möglichkeit auf verschiedenes Expertenwissen zurückzugreifen, um so noch umsichtiger und kompetenter agieren zu können. Aufgrund aktueller Vorkommnisse innerhalb der Fanszene (siehe Punkt 5.3.3) war es notwendig eine außerordentliche Beiratssitzung einzuberufen, welche am 12.04.2010 in den Räumlichkeiten des Fanprojekts stattfand. Dabei ging es im Wesentlichen darum Handlungsmöglichkeiten für die aktuellen Problemlagen zu entwickeln. In dieser außerordentlichen Sitzung wurde der Beirat durch die Gäste Dirk Jacobs (Geschäftsstellenleiter Eintracht Trier) und Jörg Rodenbüsch (Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte-Südverbund) unterstützt. Die nächste ordentliche Beiratssitzung wird im Sommer 2010 stattfinden. Es ist geplant Vertreter der Bundespolizeidirektion Koblenz, welche die Fahrten der Fans mit der Deutschen Bahn begleiten, in den Beirat einzuladen. Zukünftig wird der Beirat halbjährig sowie bei besonderen Anlässen tagen. Folgende Mitglieder sind im Beirat vertreten: l l l l l l l l l l l Susanne Schmitz (Stadt Trier) Christine Schmitz (Landkreis Trier-Saarburg) Stefan Christmann (Ministerium des Inneren und für Sport Rheinland-Pfalz) Martin Spitzl (Deutscher Fußball-Bund e.V.) Michael Gabriel (Koordinationsstelle Fanprojekte) Lothar Herres und Theo Roth (Polizei Trier) Ernst Wilhelmi (Vorstand SV Eintracht Trier 05 e.V.) Thomas Metzger (Fanbeauftragter) Daniel Emanuel (Supporters Club Trier) Dominik Boulanger und Thomas Endres (Fanprojekt Trier) Hilger Hoffmann (Exzellenzhaus e.V.) 4.2 SV Eintracht Trier 05 Der Bezugsverein der vom Fanprojekt betreuten Fans ist selbstverständlich ein wichtiger Kooperationspartner für das Fanprojekt. Neben der Mitgliedschaft im Beirat stehen die Mitarbeiter des Fanprojekts auch bei weiteren fanspezifischen Themen in einem regelmäßigen Kontakt mit den Vereinsvertretern. Insbesondere mit dem Fanbeauftragten des Vereins findet ein stetiger Austausch statt. Leider stand in der Anfangsphase des Fanprojekts oftmals das unangenehme Thema „Stadionverbote“ im Fokus der Gespräche zwischen Verein und Fanprojekt. Durch mehrere Gesprächstermine in den Räumlichkeiten des Fanprojekts sowie auf der Geschäftsstelle des Vereins und durch die Konstituierung des Beirats hat sich der Kontakt zur Führungsebene des Vereins jedoch zunehmend intensiviert. 4.3 Polizei- und Bundespolizeidirektion Trier Der regelmäßige Austausch mit der Polizei stellt eine wichtige Komponente in der Arbeit des Fanprojekts dar. Besonders aufgrund der Stadionverbotsproblematik war der Kontakt in der Startphase des Fanprojekts bereits sehr intensiv. An den Spieltagen dienen insbesondere die Szenekundigen Beamten (SKB) sowie die entsprechende Einsatzleitung als Ansprechpartner für die Mitarbeiter des Fanprojekts. Vor allem bei Problemlagen und Konfliktsituationen wird der gegenseitige Kontakt gesucht. Bei Auswärtsspielen, zu denen die Trierer Fanszene mit dem Nahverkehr der Deutschen Bahn anreist, tauscht sich das Fanprojekt zudem mit den Fankundigen Beamten (FKB) der Bundespolizei aus. Nicht nur während der An- und Abreise zu den Spielen, sondern auch in der Vor- und Nachbetrachtung wird gemeinsam versucht den Reiseverkehr der Fans möglichst problemfrei zu gestalten. Der Kontakt zur Polizei ist daher an nahezu jedem Ligaspieltag gegeben. Da sich das Verhältnis zwischen Fans und Polizei oftmals sehr schwierig gestaltet, fungiert das Fanprojekt vorwiegend als Vermittler der unterschiedlichen Parteien. 4.4 Fortbildungsreihe Polizeiakademie Wertheim Zusammen mit Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte haben die Mitarbeiter des Fanprojekts am 03.02.2010 eine zweistündige Unterrichtseinheit bei einer Fortbildungswoche für „Szenekundige Beamte“ (SKB) an der Akademie der Polizei Baden Württemberg / Außenstelle Wertheim zum Thema „Möglichkeiten und Grenzen von Fanprojekten“ geleitet. Inhaltlich ging es im Wesentlichen darum wie sich das Aufgabenfeld der Fanprojekte sowie die Zusammenarbeit mit den SKB`s gestalten. In einem 10 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 sehr offenen Dialog wurden zudem konkrete Fallbeispiele thematisiert. Darüber hinaus stellten mehrere SKB`s spezifische Fragen zur Entstehungsphase des Trierer Fanprojekts, da an verschiedenen Standorten die Einrichtung eines Fanprojekts in Aussicht steht. 4.5 Seminar „Fußballfankultur in Deutschland“ an der Zivildienstschule Trier Auf Anfrage der Zivildienstschule Trier hat das Fanprojekt ein zweitägiges Seminar zum Thema „Fußballfankultur in Deutschland“ geleitet. In diesem Seminar wurde gemeinsam erarbeitet was Fußballfankultur genau ist und was dahinter steht. Um dem Phänomen „Fankultur“ näher zu kommen wurden gemeinsam Texte und Filmsequenzen durchgearbeitet sowie anschließend darüber diskutiert. Ausgehend von verschiedenen Fantypen wurde insbesondere die Jugendkultur der Ultras intensiv betrachtet. Darauf aufbauend wurden weitere Schwerpunkte auf aktuelle Trends der Fußballfankultur, u.a. „Fußball und Gewalt“ sowie „Kommerzialisierung des Fußballs“, gelegt. Mit insgesamt 22 Teilnehmern aus verschiedenen Fußball-Standorten entwickelte sich in Laufe des Seminars eine interessante Diskussion über „Fußballfankultur in Deutschland“. Die Abschlussdiskussion zeigte, dass nun alle Teilnehmer in der Lage waren sich differenziert mit diesem Thema auseinanderzusetzen. 4.6 „Arbeitskreis gegen Rechtsextremis mus“ (Kriminalpräventiver Rat Trier) Am 28. April 2010 wurde das Fanprojekt Trier zum „Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus“ in das Polizeipräsidium Trier eingeladen, um den Mitgliedern des Arbeitskreises die Arbeit des Fanprojekts vorzustellen. Der Arbeitskreis setzt sich aus Vertreter / -innen der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, des Ausländerbeirats der Stadt Trier, der Stadtverwaltung Trier, des Kommunalen Vollzugsdienstes, der Bewährungshilfe, der Polizei und der Trierer Jugendzentren zusammen und will über Rechtsextremismus informieren sowie diesbezüglich sensibilisieren. Darüber hinaus wird für Toleranz und für Verzicht auf Gewalt geworben. Nach einer ausführlichen Präsentation über die Arbeitsinhalte und Schwerpunkte des Fanprojekts folgten mehrere Rückfragen der Mitglieder und eine anschließende Diskussionsrunde. Die Mitglieder des Arbeitskreises zeigten sich sehr interessiert an der Arbeit des Fanprojekts und boten dem Fanprojektleiter für zukünftige Aktionen und Veranstaltungen ihre Unterstützung an. Zudem wurden erste Möglichkeiten eruiert gemeinsam Projekte zu initiieren. 4.7 Offener Dialog bei der Bundespolizeidirektion Koblenz Am 10.09.2009 wurden die Vertreter der Fanprojekte aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu einem Informationsgespräch zur Bundespolizeidirektion Gruppenfoto der Fanprojekte aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit Vertretern der Bundespolizeidirektion Koblenz, 15.04.2010 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 11 nach Koblenz eingeladen. Themenschwerpunkt war die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auf dem Gebiet der Bahnanlagen des Bundes. Inhaltlich ging es um die Umorganisation der Bundespolizeidirektion Koblenz, einen Rückblick auf die vergangene Saison sowie gegenseitige Erfahrungen und Erwartungshaltungen auszutauschen. In Fortsetzung der ersten durchgeführten Gesprächsrunde erfolgte am 15. April 2010 eine weitere Besprechung in den Räumlichkeiten der Bundespolizeidirektion Koblenz. Neben dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch standen aktuelle Entwicklungen sowohl im Bereich der Fanszenen als auch im (bundes-)polizeilichen Bereich sowie die Erörterung aufgetretener Problemfelder im Fokus. Darüber hinaus wurde eine Intensivierung der Kooperation zwischen den örtlichen Bundespolizeiinspektionen und den Fanprojekten vereinbart sowie eine gemeinsame Pressemitteilung erstellt. 4.8Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) ist ein fachlicher Zusammenschluss aller sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland und versteht sich als Zusammenschluss und Interessenvertretung der Mitarbeiter / -innen der örtlichen Fanprojekte sowie als „kritische Lobby“, welche sich bundesweit und regional für die Interessen von Fußballfans stark macht. Einmal im Jahr findet eine dreitägige Tagung der BAG statt. Im Jahr 2009 wurde die sog. „Bundestagung“ (06.09.2009 – 08.09.2009) in Cottbus von dem dort ansässigen Fanprojekt ausgerichtet. Neben dem fachlichen Austausch der hauptamtlichen Mitarbeiter der Fanprojekte wurden verschiedene Workshops zu Themen wie: „Neue Richtlinien Stadionverbote“, 12 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 BAG-Süd Treffen in den Räumlichkeiten des Fanprojekts Trier, 01.06.2010 „In Würde altern – Jugendarbeit bis zur Rente?“, „Spannungsfeld Fanprojekt – Polizei“ etc. angeboten. Darüber hinaus wurde das Fanprojekt Trier, nach einer kurzen Vorstellung über die Entstehungsphase und die ersten Arbeitsschwerpunkte des Projektes, einstimmig von den anwesenden Mitgliedern in die BAG aufgenommen. Die BAG ist zusätzlich noch in vier Regionalverbünde unterteilt und das Fanprojekt Trier ist in den Regionalverbund BAG-Süd eingegliedert worden. Die Mitglieder der BAG-Süd treffen sich vierteljährlich um sich gegenseitig auszutauschen, Projekte zu initiieren, über aktuelle Entwicklungen und „Trends“ in der Fanszene zu berichten und konkrete Absprachen zu treffen. Im Berichtszeitraum gab es insgesamt vier Sitzungstermine (16.09.2009 in Mainz, 16.12.2010 in Nürnberg, 25.03.2010 in Karlsruhe und am 01.06.2010 in Trier). Aufgrund mangelnder personeller und finanzieller Ressourcen werden die BAG-Tagungen nur von einem Mitarbeiter des Fanprojekts Trier besucht. 4.9 Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) Die Koordinationsstelle Fan-Projekte bei der Deutschen Sportjugend (dsj) berät und begleitet im Rahmen des „Nationalen Konzeptes Sport und Sicherheit“ (NKSS) die sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland. Vordringliche Aufgaben der KOS sind die Sicherstellung bestehender, die Einrichtung weiterer Fanprojekte sowie die inhaltliche Begleitung durch Fort- und Weiterbildung. Darüber hinaus steht sie weiteren Institutionen (DFB, DFL, Wissenschaft, Polizei, Medien etc.) als beratene Instanz zur Verfügung. Auch das Fanprojekt Trier steht in einem regelmäßigen und intensiven Kontakt mit der KOS. Bereits während der Gründungsphase haben die Mitarbeiter der KOS Thomas Endres umfassend bei der Initiierung des Fanprojekts beraten und unterstützt. Besonders als neugestartetes Fanprojekt ist es für uns sehr hilfreich, bei Problemlagen und offenen Fragestellungen auf das Expertenwissen der KOS-Mitarbeiter zurückgreifen zu können. Am 03.02.2010 besuchten die Mitarbeiter des Trierer Fanprojekts zudem das Team der KOS in deren Räumlichkeiten bei der dsj in Frankfurt / Main und berichteten über die Startphase des Fanprojekts. Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 13 4.10 „VIELFALT TUT GUT“ – Projekt: „Der 12. Mann kann auch eine Frau sein“ Da Frauen in der Fanszene den Männern nicht nur zahlenmäßig unterlegen sind, sondern auch immer noch mit diskriminierenden Verhaltensweisen und sexistischen Äußerungen zu kämpfen haben, ist es notwendig, durch gezielte Arbeitsweisen, diesen Denkmustern entgegen zu wirken. Um diesen Phänomen zu begegnen, wurde im Rahmen des Projekts „Der 12. Mann kann auch eine Frau sein“ das Team des Fanprojekts mit einer weiblichen Fachkraft erweitert. Jessica Tittelbach wird von Januar bis voraussichtlich Dezember 2010 mit 40 Stunden im Monat im Projekt tätig sein. Die Arbeit besteht dabei aus verschiedenen Aufgaben und Bereichen. Die ersten Monate dienten als Kennenlernphase um einen Zugang zu den Fans zu bekommen. Weiterhin sind die Begleitung des „Offenen Tür“ – Angebots im Fanprojekt sowie der Besuch von Jessica Tittelbach Heim- und Auswärtsspielen ein wichtiger Bezugspunkt, um im Alltagskontext das Thema Sexismus anzusprechen und kontrovers zu diskutieren. Da das Trierer Fanprojekt von einem nur geringen Anteil von weiblichen Fans genutzt wird, definiert sich ein wichtiger Bestandteil der Arbeit darin die männlichen Fans für frauenfeindliche Sichtweisen zu sensibilisieren und so Vorurteile abzubauen. Weiterhin wird versucht mit speziellen Angeboten wie Klettern, Kanu fahren oder Spielturnieren die weiblichen Fans anzusprechen. Leider konnte zwei vorbereitete Angebote speziell für Mädchen nicht durchgeführt werden, da es zu wenige Anmeldungen gab, was sicherlich auch auf den geringen und unregelmäßigen Anteil der weiblichen Besucher des Fanprojekts zurückzuführen ist. Aufgrund dessen sollen die Angebote in Zukunft koedukativ ausgerichtet sein. Zudem kann es von Vorteil sein alle Angebote geschlechtsneutral auszurichten, um nicht den Anschein einer gewünschten Geschlechtertrennung zu erwecken und somit neue Geschlechtsdifferenzen einzuführen. Das Angebot eines Beachvolleyballturniers „Fair geht vor“, das in Kooperation zwischen den Trägern Exzellenzhaus Trier und dem Treffpunkt am Weidengraben stattgefunden hat, wurde erfolgreich von den männlichen Fans angenommen indem auch ein Team des Fanprojekts teilnahm. Dabei konnten die Jugendlichen im Spiel mit den gegnerischen Mannschaften erfahren, dass auch Frauen im Sport sehr starke Positionen einnehmen können und für ein Team wichtige und erfolgversprechende Fähigkeiten einbringen. In Zukunft wird erneut eine Kletteraktion sowie eine Tageskanufahrt angeboten; jedoch unter dem Gesichtspunkt der Geschlechtsneutralität. Ebenso wird es weitere Aktionen geben, bei denen zumeist der sportliche Aspekt im Vordergrund steht. Besonders bei Sportarten, bei denen es auf Geschicklichkeit und Ausdauer ankommt, können Frauen ihre Stärken beweisen und somit zu einem neuen Selbstbewusstsein im Sport gelangen, was sich durchaus auch auf die Anerkennung im Fußball auswirken kann. 14 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 5.Praktische Arbeit Torjubel im Moselstadion 5.1 Fanszene Trier In der Spielzeit 2009 / 2010 besuchten durchschnittlich 2.428 Zuschauer die Heimspiele der Trierer Eintracht im Moselstadion. Zu den Auswärtsspielen begleiten im Schnitt 100 – 150 Trierer Fans, v.a. aus der Ultraszene, die Mannschaft. Bei den so genannten „Derbies“ (v.a. Spiele gegen Saarbrücken) werden die Spiele von deutlich mehr Zuschauern besucht. Der Anteil weiblicher Fans liegt bei geschätzten 10-15%. Im Umfeld der Trierer Eintracht existieren mehrere Fanclubs, die teilweise auch im weiteren Umland (bis zu 70 km) beheimatet sind. Als dessen Dachverband fungiert der Supporters Club Trier e.V. (SCT). Ziel des SCT ist es die Stimmung im Stadion und die Unterstützung der eigenen Mannschaft zu fördern. Weiterhin organisiert der SCT Busfahrten zu Auswärtsspielen, vertreibt verschiedene Fanmagazine und verteilt zu jedem Heimspiel aktuelle Flyer mit Informationen rund um die Trierer Eintracht und deren Fanszene. Der SCT unterstützt die Ultras finanziell bei der Gestaltung von Fahnen und Choreographien. Um seine Aktivitäten zu koordinieren besitzt er zudem einen Container auf dem Stadiongelände, der bei den Heimspielen geöffnet ist und als Treffpunkt für Fans verschiedener Altersklassen dient. Die Trierer Fanszene besteht primär aus fußballzentrierten Fans. Weiterhin existiert eine aktive Ultraszene. Prägend innerhalb der Ultraszene ist die Gruppierung „Insane Ultra“, die seit 2008 besteht und aus den ersten beiden Trierer Ultragruppierungen „Boys Mosella“ und „Moselbrigade“ entstanden ist. Ihre Mitglieder Playstation-Turnier im Fanprojekt sind ausschließlich männlich und weitestgehend zwischen 16 und 25 Jahren alt. Seit der Rückrunde organisieren die Ultras erstmals eigene Busse zu Auswärtsspielen und veröffentlichen einen eigenen Kurvenflyer bei allen Heimspielen. Weiterhin existieren mit den „Blue City Boys“ und den „Freischärler Trier“ seit 2009 zwei weitere ultraorientierte Gruppen. Ihre Mitglieder sind mit einem Altersdurchschnitt zwischen 14 und 19 Jahren deutlich jünger. In der Gruppierung „Insane Ultra“ sind 30 – 40 Mitglieder organisiert und in den beiden jüngeren Gruppen jeweils 8 – 12 Mitglieder. Darüber hinaus sind circa 30 – 40 Jugendliche, v.a. bei Heimspielen, in deren Umfeld im Stadion anzutreffen. Aktuell befindet sich die Trierer Fanszene in einer Phase des Umbruchs. Die Ultraszene reist mittlerweile bei Auswärtsspielen vollständig mit eigenen Bussen an. Gleichzeitig leiden die Fahrten des SCT darunter, da nicht mehr genug Mitfahrer zusammenkommen. Ähnliches ist bei der Gestaltung des SCT-Kurvenflyers zu beobachten, der nur noch sporadisch veröffentlicht wird. Hier lenken die Ultras ihre Energie mittlerweile nur noch in die Erstellung des eigenen Kurvenflyer. Trotz der sportlich negativen Situation der Trierer Eintracht und einer schrumpfenden Fanszene bleibt die Ultraszene auf konstantem bzw. leicht wachsendem Niveau. 5.2 „Offene Tür – Angebot“ Nachdem die Räumlichkeiten des Fanprojekts seit Ende Oktober bezugsfertig waren, wurde umgehend ein „Offenes Tür-Angebot“ etabliert. Jeweils Dienstag und Donnerstag zwischen 16:00 und 22:00 Uhr sowie drei Stunden vor den Heimspielen von Eintracht Trier sind die Räumlichkeiten des Fanprojekts geöffnet. In den Räumen treffen sich insbesondere jugendliche Fußballfans, um gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen, Choreographien vorzubereiten sowie weitere fanspezifische Aktivitäten zu planen und zu organisieren. „Offene- Tür-Angebot“ im Fanprojekt Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 15 Inhaltlich steht den Jugendlichen zudem ein Kicker-, Dart-, Internet- und Playstation-Angebot zur Verfügung. Bei diversen Filmvorführungen, Diskussions- und Gesprächsrunden standen besonders die Kommunikation und der gegenseitige Austausch mit den Jugendlichen im Fokus der Arbeit. Außerdem fanden bereits erste Gesprächstermine für Einzelberatungen bei persönlichen, schulischen oder sonstigen Problemen statt. Das „Offene Tür-Angebot“ wurde durchschnittlich von ca. 25 – 30 Personen im Alter von 14 – 28 Jahren frequentiert. Die Besucher des Fanprojekts sind überwiegend männlich. Der Anteil weiblicher Besucher liegt bei ca. 10 – 15 %. Das „Offene Tür-Angebot“ dient vor allem der Unterstützung junger und heranwachsender Menschen sowie der Förderung der Selbstständigkeit, des Verantwortungsbewusstseins und der Gemeinschaftsfähigkeit. 5.3Spieltagsbegleitung Die Fans von Eintracht Trier werden bei allen Heim- und Auswärtsspielen von den Mitarbeitern des Fanprojekts begleitet und betreut. Diese ständige Präsenz auf dem Terrain „Stadion“ ist für eine Akzeptanz durch die Fans unerlässlich. 5.3.1Heimspiele Das Fanprojekt hat sich bereits in der Startphase als beliebte Anlaufstelle vor den Heimspielen der Trierer Eintracht in der Fanszene etabliert. Hier können sich Fans und Interessierte auf den Stadionbesuch einstimmen und Informationen rund um Veranstaltungen, Fanprojekt-Fahrten, Neuigkeiten aus der Fanszene und vieles mehr erhalten. Durch das zunehmend bessere Wetter in den Frühlings- und Sommermonaten und die dezentrale Lage der Fanprojekträumlichkeiten sind die Besucherzahlen vor den Heimspielen in den letzten Wochen jedoch rückläufig. Die aktive Fanszene hat jedoch schon signalisiert, das „Offene Tür – Angebot“ in den Herbst- und Wintermonaten auch vor den Spieltagen wieder regelmäßig zu nutzen. 5.3.2Auswärtsspiele Das Begleiten der Fans zu den jeweiligen Auswärtsspielen gehört zum festen Repertoire der FanprojektArbeit. Besonders während diesem mehrstündigen und intensiven Beisammensein wachsen feste Beziehungsstrukturen, die wiederum für den auf Langfristigkeit ausgelegten Prozess der lebensweltorientierten Fanbetreuung von hoher Bedeutung sind. Neben teilnehmender Beobachtung und Gesprächen beinhaltet die Begleitung der Fans auch die Vermittlung bei Problemlagen und Konfliktsituationen. 5.3.3 Besondere Ereignisse Vorfälle rund das Regionalligaspiel Eintracht Trier – Wormatia Worms am 12.9.2009 in Trier Spiele zwischen Eintracht Trier und Wormatia Worms sind als so genannte „Brisanzspiele“ einzuordnen und in der Vergangenheit kam es mehrfach zu negativen Ereignissen zwischen den beiden rivalisierenden Fanszenen. In der Nacht vor dem Spiel am 12. September 2009 wurde das Moselstadion von Unbekannten mit verschiedenen Parolen (u. a „Wormatia Worms“ und „Anti Trier“) beschmiert. Es ist anzunehmen, dass die Täter aus der Wormser Fanszene stammen. Angestachelt durch die Graffitis fand sich am Spieltag eine Gruppe von ca. 30 – 35 Trierer Fans zusammen, um den Wormser Fans ihren Unmut mitzuteilen. Als die Fans aus Worms mit einem Bus am Gästeeingang ankamen, lief die Gruppe aus Trier (teilweise vermummt) auf die ankommenden Fans zu. Die Präsenz der anwesenden Polizei verhinderte ein direktes Aufeinandertreffen und für kurze Zeit wurden Hassgesänge und „Pöbeleien“ ausgetauscht. Es kam zu keinerlei Gewalttätigkeiten und auch Flaschen- oder Bierbecherwürfe zwischen den Fangruppen blieben aus. Nach einigen Minuten löste sich die Situation auf und die Fans aus Trier machten sich auf den Weg zum Heimeingang. Dabei wurde ein Großteil der Gruppe von der Polizei eingekesselt und in Gewahrsam genommen. Da die Polizei diesen Vorfall zudem auf Video aufgenommen hatte wurden bis Mai 2010 weitere Personen ermittelt, die an der Aktion beteiligt gewesen sein sollen. Zudem wurden unmittelbar im Anschluss entsprechende Stadionverbote mit einer Laufzeit von drei Jahren seitens der Polizei beantragt und vom Verein ausgesprochen. Je nach persönlicher Vorgeschichte und Intensität der Beteiligung wurden Bußgelder und Sozialstunden verhängt. Einige Fans warten jedoch nach wie vor auf die Ansetzung einer Gerichtsverhandlung, während bei anderen Fans das Stadionverbot mittlerweile wieder aufgehoben wurde. Die beteiligte Gruppe aus Trier fühlte sich zunächst überaus ungerecht behandelt, da die Intensität des Vorfalls ihrer Meinung nach nicht so schlimm war, um dreijährige Stadionverbote zu rechtfertigen. Im Nachhinein wurden viele Gespräche mit verschiedenen Teilen der beteiligten Gruppe und auch mit Einzelpersonen geführt. Im Grunde genommen sind heute alle Fans soweit sensibilisiert, dass diese Aktion, auch wenn es nicht zu Gewalttätigkeiten kam, nicht in Ordnung war. Nahezu alle Betroffenen hatten zunächst keinen Gebrauch von ihren Anhörungsmöglichkeiten bei der Polizei gemacht. Im Nachgang konnte das Fanprojekt einige Betroffene dazu ermutigen, sich schriftlich an die Staatsanwaltschaft Trier zu wenden um ihre Einsicht darzulegen. Aufgrund der Vielzahl der Stadionverbote ergaben sich, v. a. bei Auswärtsspielen, immer wieder weitere Probleme mit den betroffenen Personen. Weiterhin führte 16 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 dieser Vorfall zu Konflikten innerhalb der Fanszene, da auch hier deutlich unterschiedliche Meinungen über diesen Vorfall existierten. Für das Fanprojekt war diese Aktion insofern zunächst sehr problematisch, da man noch mitten in Etablierungsphase und der Renovierung des Fanprojekts befand. Sozusagen inmitten einer Baustelle wurden verschiedene Krisengespräche geführt. Positiv zu bewerten ist im Nachhinein jedoch, dass die Beziehung zur Zielgruppe durch diese problematische Situation weiter ausgebaut werden konnte. Vorfälle rund um das Regionalligaspiel Eintracht Trier – Bayer Leverkusen II am 26.03.2010 in Trier Nachdem die Mannschaft sehr erfolgreich in die Saison startete und auch im DFB Pokal überraschende Erfolge verbuchen konnte, wurde gegen Mitte bzw. Ende der Saison immer deutlicher dass sie gegen den Abstieg spielen würde. Im Anschluss an das Heimspiel gegen Leverkusen II, das kurz vor Spielende zugunsten des Gegners entschieden wurde, kam es dann zu mehreren unschönen Szenen im Moselstadion. Nach dem Schlusspfiff kletterten ca. 15 – 20 teilweise vermummte Fans über den Zaun, betraten die Laufbahn und traten gegen Werbebanden. Weiterhin wurde mit so genannten Doppelhalterstangen (Plastikkabelrohre aus dem Baumarkt) hantiert und geworfen. Von einem Platzsturm zu sprechen ist wohl nicht angebracht, da die entsprechenden Fans im Wesentlichen nur zwei bis drei Meter vom Zaun entfernt waren und nach drei bis vier Minuten wieder auf die Tribüne zurückgekehrt sind. Dabei kam es aber zu keinem körperlichen Kontakt mit den eingesetzten Ordnungskräften. Als die Spieler auf dem Weg zur Kabine durch das Marathontor gingen, wurden sie von den Fans – aus nahezu allen Fanbereichen und Altersstrukturen – verbal beleidigt. Einige Fans warteten am Kabineneingang und beschimpften ebenfalls die Spieler. Dabei soll auch ein Spieler von Fans körperlich angegangen worden sein. Weiterhin wurde skandiert: „Wenn ihr absteigt schlagen wir euch tot!“. Nachdem alle Spieler in der Kabine waren verlagerte sich das Geschehen Fanprojekt-Fußballmannschaft zum Vorderausgang der Kabine. Nach 30 – 40 Minuten kamen Vorstandsmitglieder und einige Spieler aus dem Kabinentrakt und standen den Fans Rede und Antwort, worauf sich die Situation langsam entspannte. Auf der Pressekonferenz äußerte zudem der Gästetrainer Ulf Kirsten, dass er auf dem Weg zur Pressekonferenz beim Durchschreiten des Marathontors von einem Fan bespuckt worden sei. Die Einsicht, dass das Betreten der Laufbahn und das Skandieren von Morddrohungen nicht akzeptabel sind, stellte sich nur bei Teilen der Fanszene ein. Viele fühlten sich missverstanden und beteuerten, dass dies doch nur Worte gewesen seien, um ihren Unmut über die sportliche Situation auszudrücken. Aus der Sicht des Fanprojekts handelte es sich bei den beschrieben Vorkommnissen um eine klare Grenzüberschreitung, woraufhin im Anschluss versucht wurde dies den betroffenen Fans deutlich zu machen sowie vermittelnd zwischen den unterschiedlichen Parteien zu intervenieren. Im Anschluss an diesen Vorfällen wurde vom Fanprojekt zudem eine außerordentliche Beiratssitzung einberufen, um sich mit allen relevanten Akteuren auszutauschen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. 5.4Fußballangebot Seit Oktober 2009 bietet das Fanprojekt der jugendlichen Zielgruppe ein regelmäßiges Fußballangebot an. Jeweils Mittwoch von 18:00 – 19:00 Uhr spielen die Mitarbeiter des Fanprojekts gemeinsam mit den Jugendlichen in der „Soccerhalle-Trier“ Fußball. Das Fanprojekt möchte insbesondere die integrativen Möglichkeiten des Fußballs nutzen, um ein klares Zeichen für Fairplay und Toleranz zu setzen. Das Fußballangebot wird durchschnittlich von 12 – 15 Jugendlichen im Alter von 14 – 26 Jahren angenommen. Ab Juni 2010 stellt uns das Jugendwerk Don-Bosco freundlicherweise für zwei Stunden in der Woche ihre selbst errichte „Soccer-Halle“ zu Verfügung. Besonders für das finanzielle Budget des Fanprojekts ist dies eine erhebliche Erleichterung. INSANE ULTRA beim Fanprojekt „Soccer -Cup“ Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 17 Jugendbegegnung zwischen Fans aus Trier und Mannheim, 08.11.2010 5.5 Besuch vom Fanprojekt Mannheim Im Zuge des Regionalligaspiels Eintracht Trier gegen Waldhof Mannheim veranstalteten die Kollegen vom Mannheimer Fanprojekt eine erlebnispädagogische Wochenendfahrt (07.11.2009 – 08.11.2009) mit jugendlichen Fans nach Trier. Nachdem die Mannheimer Reisegruppe den Samstag nutzte um das Spiel anzuschauen und die Stadt zu erkunden, organisierte das Fanprojekt Trier am Sonntag eine Jugendbegegnung der beiden Fanlager in den Räumlichkeiten des Fanprojekts. Bei einem gemeinsamen Frühstück tauschten sich die jugendlichen Fans gegenseitig aus und man merkte schnell, dass es viele Gemeinsamkeiten in beiden Fanszenen gibt. Anschließend fuhren wir noch gemeinsam nach Luxemburg und besuchten das Erstliga-Spiel zwischen „U18-Fahrt“ nach Lotte, 17.04.2010 Jeunesse Esch und CS Petange. Der gemeinsame Tag mit den Fans aus zwei rivalisierenden Fanszenen ist insgesamt betrachtet sehr interessant und harmonisch verlaufen. Aus der Sicht beider Fanprojekte ist es gelungen Vorurteile abzubauen und den respektvollen Umgang untereinander zu fördern. 5.6 Pädagogisch begleitete Auswärts fahrten / „U18-Fahrten“ Am 12.12.2009 veranstaltete das Fanprojekt die erste selbst organisierte Auswärtsfahrt für unter 18-jährige Jugendliche zum Auswärtsspiel von Eintracht Trier bei den Schalker Amateuren. Bei diesen so genannten „U-18 Fahrten“, bei denen auf Nikotin- und Alkoholkonsum verzichtet wird, geht es darum das „U-18 Fahrt“ nach Mainz, 22. 05.2010 18 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 Gruppenfoto Fanprojekt „Soccer-Cup“ Endspiel Fanprojekt „Soccer-Cup“ Gemeinschaftsgefühl und die positive Fankultur zu fördern. Das Fanprojekt-Team reiste mit insgesamt sieben Jugendlichen ins Stadion nach Wanne-Eickel. Auf der Hinfahrt wurde ein Fußballquiz vorbereitet, dass die Jugendlichen mit Freude lösten. Nachdem das Spiel leider deutlich verloren wurde, konnte ein Besuch bei einem Schnellrestaurant den Ausflug noch „retten“. Nachdem die erste „U-18 Fahrt“ nach Wanne-Eickel sehr positiv verlief, bot das Fanprojekt noch drei weitere pädagogisch begleitete Auswärtsfahrten in der Rückrunde an. Zu den Auswärtsspielen nach Bonn (27. Februar 2010), Lotte (17. April 2010) und nach Mainz (22.05.2010) reisten die Fanprojekt-Mitarbeiter jeweils in einem 9 erBus mit unter 18-jährigen Fans aus Trier an. was sich insgesamt sehr positiv auf den Verlauf des Turniers auswirkte. Wir als Organisatoren haben uns sehr gefreut, dass stets der Spaß am Kicken und der Fairnessgedanke im Vordergrund standen, so dass der Turnierablauf absolut harmonisch war. Bei der geplanten Fortsetzung des Turniers werden wir versuchen noch mehr Teams und Zuschauer anzusprechen. 5.8Weihnachtsfeier Am 19.04.2010 trafen sich rund 30 jugendliche Eintracht-Fans in der Soccerhalle des Don-Bosco Jugendwerks, um in vier Teams den ersten Fanprojekt „Soccer-Cup“ auszuspielen. Unterstützt wurde das Fanprojekt bei der Organisation von mehreren jugendlichen Fans, die am Würstchen-, Getränke- und Kuchenstand für die Verpflegung der Spieler und Zuschauer sorgten. Insgesamt nahmen vier Mannschaften aus der aktiven Fanszene der Eintracht teil, die in einer Hin- und Rückrunde sowie den darauf folgenden Platzierungsspielen die Siegerpokale ausspielten. Geleitet wurden die Spiele durch einen offiziellen Schiedsrichter aus Trier, Am 17.12.2009 veranstaltete das Fanprojekt die erste Weihnachtsfeier in den eigenen Räumlichkeiten, zu der sich ca. 60 Besucher aus den verschiedensten Fangruppierungen einfanden. Unter den Gästen waren auch der Fanbeauftragte sowie fünf Spieler aus der ersten Mannschaft von Eintracht Trier zu finden. In einer entspannten Atmosphäre kam es zu einem regen Austausch der Besucher. Nach einer Fragerunde zwischen Mannschaft und Fans wurden bei der anschließenden Tombola noch viele tolle Preise verlost. Anschließend haben sich Spieler und Fans noch gegenseitig am Kickertisch und der Dartscheibe gemessen. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Weil die Weihnachtsfeier auch gleichzeitig als Helferfest für die vielen ehrenamtlichen Helfer bei den Renovierungsarbeiten dienen sollte, wurden die Getränke sowie eine riesige „Gulaschkanone“ kostenlos vom Fanprojekt zur Verfügung gestellt. Tombola, Weihnachtsfeier 2009 Gesprächsrunde mit Spielern der 1. Mannschaft, Weihnachtsfeier 2009 5.7 Fanprojekt „Soccer-Cup“ Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 19 6.Teilnahme an Fort- und WeiterbildungsmaSSnahmen 6.1 „Mobil gegen Rechts“ Da die Auseinandersetzung mit und die Bekämpfung von Rechtsextremismus im Stadion und der Fanszene ein wichtiger Aspekt der Fanprojekt-Arbeit ist, nahmen beide Mitarbeiter des Trierer Fanprojektes im November 2009 an der zweiteiligen Fortbildungsreihe „Mobil gegen Rechts“ der Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier teil. Dieses Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Programms „Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ gefördert. Inhaltlich ging es insbesondere um die Bereiche „Rechtsextreme Argumentationsweisen und Strategien“, „Rechtsextreme Strukturen und Organisationen“ sowie „Codes, Styles, Symbole in der Jugendszene“. Darüber hinaus wurden verschiedene Handlungsmöglichkeiten dargestellt und entwickelt. Für die tägliche Arbeit im Fanprojekt waren die beiden Veranstaltungen sehr lehrreich. Es war wichtig verschiedene Themenbereiche wieder „aufzufrischen“ und bei aktuellen Entwicklungen und Trends auf dem neusten Stand zu bleiben. 20 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 6.2 „Gewalt bewegt – Wege aus der Gewalt“ Fortbildung: Psychomotorische Gewaltprävention (dakp) im Arbeitsfeld Aufsuchende Sozialarbeit mit Fußballfans Die Langzeit-Fortbildung „Gewalt bewegt – Wege aus der Gewalt“ wurde in Kooperation zwischen der KOS und der Deutschen Akademie für Psychomotorik (dakp) entwickelt und schließt mit dem Zertifikat Psychomotorische Gewaltprävention (dakp) im Arbeitsfeld Aufsuchende Sozialarbeit mit Fußballfans ab. Die Fortbildung orientiert sich speziell an den Bedürfnissen der Mitarbeiter aus den Fanprojekten und widmet sich dem umfassenden Thema der Gewaltentstehung und der Gewaltprävention. Insgesamt umfasst die Fortbildungsreihe 80 Unterrichtseinheiten, die auf vier Module an verschiedenen Standorten aufgeteilt werden. Neben den unterschiedlichen Seminarinhalten bildet auch der kollegiale Austausch der Fanprojektmitarbeiter / -innen einen weiteren Schwerpunkt der Fortbildungsreihe. An dieser Langzeit-Fortbildung nimmt Dominik Boulanger vom Fanprojekt Trier teil. Im ersten Halbjahr 2010 fanden bereits die ersten beiden Module in Magdeburg (02.03. – 04.03.2010) und Münster (04.05.2010 – 06.05.2010) statt. Im zweiten Halbjahr folgen die letzten beiden Module in Marburg (28.09.2010 – 30.09.2010 und Oberhaching (30.11.2010 – 02.12.2010). 6.3„Moderationsmethoden aus der Praxis“ Die Arbeit des Fanprojekts richtet sich sowohl an einzelne Jugendliche als auch an Gruppen von Jugendlichen. Auf die Arbeit mit größeren Gruppen fokussierte sich die Fortbildung „Moderationsmethoden aus der Praxis“, welche an zwei Tagen von Thomas Endres im Mai 2010 besucht wurde. Inhaltlich standen dabei die Schwerpunkte Verständnis von Gruppenprozessen, Problemlösungstechniken, Führung einer Diskussion, Sicherung der wichtigsten Ergebnisse und der Umgang mit schwierigen Besprechungsteilnehmern auf der Tagesordnung. Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 21 22 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 7.Ausblick Kaum ist die erste Regionalliga-Saison für das Trierer Fanprojekt beendet, erfolgen auch schon die Planungen für die nächste Spielzeit. Zunächst einmal steht in der Sommerpause der erste Personalwechsel im Fanprojekt an. Nach der erfolgreichen Initiierung des Fanprojekts und einem Jahr praktischer Arbeit verlässt Thomas Endres das Team leider zum 15.07.2010. Bereits seit Ende Juni haben wir die freigewordene „halbe“ Stelle ausgeschrieben und hoffen nun schnellstmöglich einen adäquaten Ersatz für Thomas zu finden. Glücklicherweise wird uns für die Übergangsphase unser ehemaliger Praktikant –Manuel Maus- als studentische Honorarkraft zur Verfügung stehen, sodass wir der Stellensuche relativ entspannt entgegen blicken können. Obwohl unsere neu angemieteten Räume bereits bezugsfertig sind, stehen auch in diesem Bereich einige Veränderungen an. So planen wir beispielsweise die Einrichtung eines neuen Besprechungsraumes, welcher mehr Platz bietet und einen separaten Bereich der Fanprojekt-Räumlichkeiten bilden soll. Einen wichtigen Aspekt für das kommende Jahr wird auch weiterhin die Intensivierung der Beziehungs- und Vertrauensarbeit zum jugendlichen Klientel bilden. Obwohl das Verhältnis zur aktiven Fanszene aus der der Sicht der Fanprojektmitarbeiter / -innen sehr positiv zu bewerten ist, sprechen Experten von einer Laufzeit zwischen zwei und drei Jahren um belastbare Beziehungsstrukturen aufzubauen. Hier wollen wir vor allem die bereits etablierten Angebote des Fanprojekts weiter festigen und zudem versuchen neue Projekte und Angebote gemeinsam mit den Fans zu initiieren. Einen Schwerpunkt soll insbesondere die altersspezifische Arbeit mit jugendlichen Fans unter 18-Jahren bilden. Mit verschiedenen Schulen aus Trier und der näheren Region planen wir zudem ein Malprojekt für Kinder und Jugendliche der Sekundarstufe 1 zum Thema „Gewalt und Rassismus – Nein Danke!“. Da insbesondere Jugendliche in ihrer Lebenswelt mit gesellschaftlichen Problemen wie Gewalt und Rassismus konfrontiert werden, versuchen wir auf unterschiedliche Art und Weise mit dieser Problematik umzugehen. Eine Möglichkeit sich diesen Problemfeldern zu stellen, ist beispielsweise die visuelle, kreative Auseinandersetzung mit der Thematik. Die exakte Vorgehenswiese sowie die Umsetzung des Malprojekts werden wir möglichst zeitnah vorbereiten. Weiterhin steht im Herbst dieses Jahres erstmals für alle sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland ein neu eingeführtes Qualitätsprüfungsverfahren der KOS an, wonach die Fanprojekte nach einer erfolgreichen Begutachtung mit dem Qualitätssiegel „Fanprojekt nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ ausgezeichnet werden. Um den hohen professionellen Erwartungen die an die Arbeit der Fanprojekte gestellt werden gerecht zu werden, wird die KOS zusätzlich zu dem bisher geleisteten Beratungs- und Betreuungsaufwand regelmäßig einen fest strukturierten Besuch jedes Fanprojektes durchführen. Dabei soll – gemeinsam mit Träger und FanprojektmitarbeiterInnen – über verschiedenste strukturelle, wie inhaltliche Punkte gesprochen werden. Die Ausrichtung der Arbeit und der Konzepte stehen ebenfalls auf der Tagesordnung, wie Trägerstruktur, Hauptamtlichkeit der Mitarbeiter, Transparenz, Überprüfbarkeit der Arbeit und Fortentwicklung etc. Die KOS bezweckt damit auch eine strukturell stärkere Unterstützung und damit einhergehend eine Erhöhung der Handlungssicherheit des jeweiligen Projektes. Selbstverständlich strebt auch das Fanprojekt Trier eine erfolgreiche Beurteilung des KOS an. Für das nächste Jahr wird auch die Kooperation mit unserem Bezugsverein Eintracht Trier vermehrt im Fokus stehen. Geplant ist es regelmäßige Begegnungen zwischen Fans, Spielern und Vereinsvertretern zu initiieren, um auch in diesem Bereich belastbare Beziehungsstrukturen zu schaffen. Besonders in Krisenzeiten machen sich Vertrauen und gegenseitiger Austausch oftmals bezahlt. Natürlich hängt auch Vieles vom sportlichen Abschneiden der Eintracht in der kommenden Saison ab. Wie wichtig der sportliche Erfolg des Bezugsvereins auch für die alltäglich Arbeit eines Fanprojekts ist, konnten wir in der abgelaufenen Saison bereits intensiv erfahren. Auch die Regionalliga-West wird in der kommenden Saison ein neues „Gesicht“ erhalten. Viele Traditionsvereine mit einer aktiven Fanszene haben die Liga in eine höhere oder niedrigere Spielklasse verlassen. Geprägt wird die Liga in der nächsten Saison insbesondere von insgesamt zehn Zweitvertretungen verschiedener Profivereine. Aus der Sicht der Fans ist die neue Liga nicht gerade als attraktiv zu bewerten. Wie sich die Trierer Fanszene in der nächsten Spielzeit entwickelt, bleibt abzuwarten. Den geplanten „Neuanfang“ des Vereins wollen beispielsweise auch die Ultras als Möglichkeit nutzen um einige Verhaltensweisen neu zu überdenken und sich positiv weiterzuentwickeln. Das Fanprojekt wird auf jeden Fall weiterhin ein „offenes Ohr“ für alle Fans haben und versuchen die lebendige Fußballfankultur in Trier zu unterstützen und zu fördern. Wir hoffen zudem, dass die Stadionverbotsproblematik in der kommenden Spielzeit einen weitaus geringeren Stellenwert einnehmen wird. Nach einem knappen Jahr Fanprojekt in Trier gibt es natürlich auch noch intern viele Bereich in denen man sich weiterentwickeln und verbessern kann. Sei es die Organisation im Team, die Angebotsebene oder auch der Kontakt zu den verschiedenen Kooperationspartnern. Das Optimum, wenn man davon überhaupt sprechen kann, ist noch lange nicht erreicht. Wir werden auf jeden Fall auch im kommenden Jahr versuchen unseren Aufgaben gerecht zu werden und blicken optimistisch in die Zukunft. Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 23 8. Öffentlichkeitsarbeit – Presseecho Eintracht Trier Homepage, 19.04.2010 Trierischer Volksfreund, 27.08.2009 24 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 Rathaus-Zeitung Trier, 01.09.2009 Trierischer Volksfreund, 15.09.2009 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 25 Nord Blick Trier, Ausgabe Dezember 2009/Januar 2010 26 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 Wochenspiegel Trier, 02.09.2009 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 27 Trierischer Volksfreund, 14.09.2009 Wochenspiegel Trier, 17.09.2009 28 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 Eintracht Trier Homepage, 17. 09.2009 Trierischer Volksfreund, 16.11.2009 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 29 16vor.de, 27.03.2010 30 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 Moselkicker.de, 22.07.2010 Fanprojekt Trier · Sachbericht 2009/2010 31 Moselkicker.de, 22.07.2010