Erfahrungsbericht

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Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht
Vietnam Hue Central Hospital vom 13.08-05.10.2012
Ich habe mich aus unterschiedlichen Gründen für ein PJ-Tertial im fernen Vietnam
entschieden. Einerseits hat es mich schon lange gereizt im PJ zu sehen wie Medizin in
anderen Ländern “funktioniert” und andererseits hat mich die asiatische Kultur und
Lebensart schon immer interessiert. Die Partnerschaft zwischen den beiden
Krankenhäusern in Hue und unserer Universität hat sich also sehr angeboten, sodass ich
nicht lange gezögert habe und mich bei Mrs. Huong Nguyen unter der Emailadresse
[email protected] beworben habe. Sie hat mir dann 1 Woche später
geantwortet und mir die Einzelheiten zum Bewerbungsverfahren geschrieben und auch
gleich gefragt, wo ich wohnen werde und ob ich Hilfe bei der Suche brauche. Man kann
seinen Lebenslauf direkt hinschicken oder auch bei der “Inscription” mitbringen,
außerdem am besten 2 Passfotos, 20$ und eine Kopie vom Ausweis bereit halten.
Danach wird man in einer Listen mit den verschiedenen Departments eingetragen und
dann zu dem jeweiligen Department begleitet und dem zuständigen Arzt dort vorgestellt
Anreise:
Ich habe meinen Flugticket 2 Monate vorher gebucht. Am billigsten fliegt man über
Bangkok nach Asien. Dort kann man dann einen billigen Inlandsflug z.b. über AirAsia
buchen oder auch mit Bus und Zug nach Vietnam gelangen. Die Transportmöglichkeiten
sind erstaunlicherweise sehr gut zugänglich und leicht zu organisieren. Man sollte
preislich für Hin-und Rücklug mit ca. 700-1200 Euro rechnen, je nachdem wann man
bucht. Man kann vorher ein Visum bei der Botschaft in Berlin beantragen, es gibt das
Formular online zum download und man muss dann nur die Gebühr und Orginal Pass
hinschicken und erhält sein Visum dann spätestens nach 4-6 Wochen. Man kann aber
auch online ein Visum-on-Arrival buchen, was ca. 20$ kostet und kann dann aber nur über
den Luftweg nach Vietnam damit einreisen. Ich habe das gemacht und bin problemlos in
Hanoi durchgekommen bei der Visumkontrolle.
Wohnen:
Man hat die Möglichkeit im Hoa Coc Xanh unterzukommen, einen Hotel keine 5 Minuten
entfernt vom Krankenhaus. Der Hotelbesitzer ist Arzt und vermietet die Zimmer gerne an
ausländische Studenten. Man wird direkt bei der Bestätigung von Mrs Nguyen gefragt ob
Sie für einen ein Zimmer reservieren soll, was ich nicht unbedingt empfehle. Guckt euch
das Zimmer erstmal an, unterkommen werdet in in Hue ganz sicher irgendwo. Ich habe
mich nach einem Tag Sucherei für das Thai Binh Hotel 1 entschieden. Es liegt zu Fuß ca.
10 min vom Krankenhaus entfernt, mit Fahhrrad sogar noch weniger! Den Preis konnte
ich sehr gut verhandeln, da ich 2 Monate bleiben wollte, haben sich die meisten Hotels mit
meinem vorgeschlagenen Preis zufrieden gegeben. Das Thai Binh hat schließlich das
Rennen gemacht für 8$ die Nacht, hatte ich einen riesen Balkon, Kühlschrank,
Badewanne, ein großes Bett und Satelittfernsehen im Zimmer. Das Zimmer war immer
sehr sauber und die Mitarbeiter sehr höflich, zuvorkommend und hilfsbereit. Ich habe
mich dort sehr wohl gefühlt und würde es immer wieder weiter empfehlen.
Das Krankenhaus:
Das Central Hospital ist das größte Krankenhaus in ganz Zentral Vietnam. Es ist sehr gut
ausgestattet und Menschen aus der ganzen Region kommen zur Behandlung, sodass die
Patientenzahl sehr hoch und die Zimmer dementsprechend sehr voll sind.
Patientezimmer mit mehr als 10 Patienten sind keine Seltenheit, wobei sich sogar zwei
Patienten häufig auch ein Bett teilen. Die Ops waren eigentlich genauso ausgestattet wie
bei uns. Laparaskopische Operationen gehörten zum Alltag. Die Diagnositkgeräte waren
modern und zahlreich vorhanden. Neben dem Central Hospital gibt es nach das
Uni-Krankenhaus. Dort habe ich keinen Einblick erhalten, aber während meines
Aufenthalts in Hue habe ich zwei weitere PJ-Studenten aus Deutschland kennegelernt,
die dort tätig waren und nach ihren Aussagen zu urteilen ist das Uni-Krankenhaus kleiner
und weniger gut ausgestattet. Dafür gibt es aber häufiger Unetrricht auf Englisch und man
trifft auf mehr vietnamesische Medizinstudenten.
PJ-Alltag:
Mein Tag hat immer zwischen 7:00 oder 7:30 Uhr angefangen, meist mit einer
Frühbesprechung auf Vietnamesich. Freitags hat dann immer im Wechsel einer der Ärzte
einen Vortrag auf Englisch gehalten, auch ich musste einmal ran, aber es zwingt einen
keiner dazu, man wird höflich gefragt ob man auch Lust hat ein Thema vorzustellen und
dann kann man sich entscheiden. Es wird einem auch nicht der Bauch voll gelöchert mit
Fragen hinterher, also ruhig trauen!
Die Ops fingen gewöhlich um 8:30 an und endeten gegen 12:00. Dann gab es eine Siesta
bis 14:00 und dann ging es weiter bis ca. 17-18 Uhr. Ich habe 4 Wochen auf der
Abdominalsurgery verbracht. Es gibt einmal das moderne Haus A und das ältere Haus B,
ein Besuch in beiden Häusern lohnt sich, vor allem um auch den Kontrast zwischen den
Operations-Möglichkeiten zu erhalten. Man darf sich im OP mit einwaschen und hat dann
je nach Arzt und OP kleine Aufgaben wie Hakenhalten, Nähen, Saugen etc. Da die
Ärztemannschaft sehr gut belegt ist und auch einige vietnesische Medizinstudenten zum
lernen dorthin kommen wird man nicht soviel integeriert wie man eventuell am Anfang
annimmt. Die Stimmung im OP ist immer sehr ausgelassen und entspannt gewesen.
Auch wenn es manchmal Kommunikationsschwierigkeiten gab (die meisten Ärzte
sprechen Englisch oder Französisch) hat man sich dennoch irgendwie verständigen
können. Die Ärzte sind sehr bemüht um einen und man wird schon in der ersten Woche
zum Essen oder auf Geburtstagsparties eingeladen.
Operiert wurde viel an Tumorpatienten. Ich habe noch nie soviele Ösopagektomien
gesehen wie in Hue. Ansonsten wurden häufig Hemicolektomien, Billroth I und II bei
Zustand nach Magenresektion gemacht oder auch laparaskopische Cholezystektomien
und Appendektomien. Auch die Kinderchirurgische Abteilung befand sich auf derselben
Etage, sodass man auch dort vorbeischauen konnte und häufig Operationen bei Kindern
mit Megacolon, Hydrozele oder auch Inguinalhernien gesehen hat.
Danach habe ich noch 3 Wochen auf der Unfallchirurgie verbacht, was sehr interessant ist
im Bezug auf die vielen Motoradunfälle die leider Tag täglich auf den Straßen von Hue
passieren. Der Chef vom Unfallchirurgie Department ist sowas wie ein Gott im
Krankenhaus und man darf die PJ-Zeit auf jeden Fall nicht beenden ohne ihn operieren
gesehen zu haben 
Meine letzte Woche habe ich auf der Notaufnahme verbracht, was auf jeden Fall ein
Erlebnis war. Es war sehr hektisch und immer überfüllt. Ich hatte den Eindruck, die Ärzte
sind überfordert und immer im Stress. Man konnte natürlich keine richtigen Aufnahmen
machen, aber bei Visite auf jeden Fall mitlaufen und zu den Unetrsuchungen mitgehen.
Alles in allem bekommt man einen sehr guten Einblick in das Gesundheitssystem und die
Medizin in Vietnam.
Land und Leute:
Hue ist eine kleine aber feine Stadt. An Sehenswürdigkeiten gibt es die Citadel, das
Perfumeriver, viele schöne Pagoden und heilige Gräber. In der Umgebung kann man
auch eine Besichtigung der DMZ( Demilitarized Zone) machen oder auch in die kleinen
aber schönen Städte Hoi An und Da Nang fahren oder auch einen entspannten Tag am
Strand verbringen. Auch wenn ich theoretisch zur “Rainy Season” dort war hat es
insgesamt von August bis Anfang Oktober nur 5 Tage richtig stark geregnet. Den Rest der
Zeit war es immer sehr sonnig und warm, manchmal sogar zu warm.
Die Leute in Hue sind super nett!! Man wird auf der Straße willkürlich von fremden
Personen angesprochen und gefragt woher man kommt, wie man heißt und was man hier
macht. Anfänglich war es etwas gewöhnungsbedürftig für mich, aber man merkt schnell
das die Leute es ernst meinen und nicht nur freundlich zu einem sind, weil sie eine
Gelegenheit darin sehen einen ahnungslosen Touristen auszunehmen. Man lernt so
schnell viele “Locals” kennen die einem auch gerne das “richtige Vietnam” zeigen können.
Man sollte sich auf jeden Fall eine vietnamesiche Sim Card holen, um besser in Kontakt
bleiben zu können mit den Ärzten und den Leuten generell (kostet 2-3$ und das Sms
schreiben und telefonieren sind auch spottbillig). Essenstechnisch habe ich mich in die
vietnamesichen Spezialitäten verliebt, besodners Bun Bo Hue, eine sehr leckere
Nudelsuppe, Banh Khoai (vietnamesicher deftiger Pfannkuchen mit Erdnusssoße
einzunehmen) und natürlich Fisch und Meeresfrüchte sind sehr zu empfehlen in Hue. Die
Lebenserhaltungskosten sind sehr niedrig in Vietnam. Suppen gibt es schon für unter 1
Euro. Man kann sehr gut zu Abend essen und bezahlt am Ende max. 4 Euro für alles.
Weggehen und trinken befinden sich in der selben Preisklasse. Man kann Fahrräder für
1-2$ pro Tag mieten oder sich auch eins für ca. 10-20$ kaufen. Mopeds gibt es dann auch
für 3-5$ pro Tag, je nachdem ob man Automatik haben will oder nicht. Aber aufgepasst
mit dem Verkehr. Es gibt nämlich keine richtigen Straßenregelen aber wenn man die
Augen offen hält und mit dem Strom mitschwimmt kann man auch das überleben.
Fazit: Ich hatte eine sehr lehrreiche und spannende Zeit in Vietnam. Ich würde es jedem
jederzeit weiterempfehlen!!

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