Auslandssemester-Erfahrungsbericht

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Auslandssemester-Erfahrungsbericht
Auslandssemester-Erfahrungsbericht
über das Auslandsstudium im Wintersemester 2012/13 an der
Université du Québec à Montréal
Ecole des sciences de la gestion (ESG)
315, Rue Sainte-Catherine Est
Montréal, Quebec H2X 3X2
www.uqam.ca
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Fakultät 14: Tourismus (Bachelor)
Wintersemester 2012-2013
Zeitraum: September bis Dezember 2012
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Auslandssemester-Erfahrungsbericht
Gliederung
1.
2.
3.
Vorbereitung
Information zu Montréal und Kanada
Vor Ort
3.a: Leben in Montréal
3.b: Université du Québec à Montréal
3.c: Integration
3.d: Allgemeines Fazit
4.
Bilder und Anhang
S. 3
S. 6
S. 7
S. 7
S. 8
S. 9
S. 10
S. 11
2
1. Vorbereitung
Bewerbung
Eine Liste aller benötigten Dokumente ist unter http://www.hm.edu/allgemein/hm_international/
wege_in_die_welt_2/studiumimausland/noneu/kanada/bewerbungsunterlagen_kanada.de.html
zu
finden.
Zum Ausfüllen des Learning Agreement findet man alle verfügbaren Kurse auf der Webseite der
UQÀM: http://www.regis.uqam.ca/Cours/index.html. Die Kurse sind nicht in Semester unterteilt,
man kann quasi frei aus den Kursen wählen. Es gibt für Wirtschaftsfächer einen gemeinsamen
Fächerpool (tronc commun) mit Management-/Wirtschaftskursen und dazu einen fachbezogenen.
Management-Kurse haben meist Kürzel wie ECO, DSR, ORH, MKT – die touristischen etwa EUT.
Wichtig ist, dass man keine konsekutiven Kurse wählt (mit „préalables“), da man sonst eventuell
nicht ausreichend qualifiziert ist (aber dennoch zugelassen werden kann!). Für weiterführende
Informationen verweise ich auf den Teil 3b) meines Berichts.
Im Bewerbungsverfahren wird unter anderem der Nachweis der Englisch-Sprachkenntnisse verlangt.
Davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Die Université du Québec in Montréal ist generell eine
rein französischsprachige Universität im rein französischsprachigen Teil Montréals. Englisch ist bei
vielen Montréalern verpönt, praktisch alle Kontaktpersonen in der UQÀM sprechen fast
ausschließlich Englisch. Der überwiegende Großteil der anderen Austauschstudenten kommt aus
Frankreich und sprecht dementsprechend wenig Englisch. Englisch ist in Montréal bis auf wenige
Viertel nur zweite Wahl.
Die Business School der UQÀM, die ESG „École des sciences de la gestion“, ist macht hier
teilweise die Ausnahme. Die laut eigenen Angaben größte französische Business School der Welt
bietet die Möglichkeit, (generelle) Management-Kurse auf Englisch (und sogar Spanisch) zu
belegen. Das Klima ist hier deutlich internationaler, es gibt neben immer noch vielen Franzosen
auch viele Deutsche und Studenten aus der ganzen Welt. Praktisch alle „touristischen“ Kurse und
Vorlesungen sind allerdings auf französisch und das sprachliche Niveau der englischen Kurse nicht
außergewöhnlich hoch.
Französisch-Kenntnisse sollten demnach dringend vorhanden sein, wenn man alle Kurse in
Montréal bestehen möchte. Insbesondere schriftliche Kenntnisse sind auch nötig, da Klausuren und
Prüfungen oft nicht „Multiple-Choice“ sind und Grammatik/Sprachstil gewertet wird. Aber auch
Präsentationen und Gruppenarbeiten auf Französisch, man sollte sich also wirklich verständigen
können. Zudem hat sich die UQÀM, insbesondere was die Bürokratie betrifft – allerdings mit
Ausnahme der ESG - , für meine Eindrücke strikt frankophon und wenig tolerant dem Englischen
gezeigt.
Dem entsprechend wird für die Zulassung zum Auslandssemester in Montréal auch ein Nachweis
für ausreichende Französischkenntnisse gefordert.
Kommunikation mit der Partnerhochschule
Die Kommunikation mit der Partnerhochschule hat sich in meinem Fall als durchwachsen
dargestellt. Viele wichtige Informationen sind nur in Eigenrecherche (www.uqam.ca) zu erfahren
(beispielsweise der Zugang zum persönlichen UQÀM-Email-Account), andere sind nicht aktuell.
Beispielsweise erhielt in meinem Fall jeder Student eine standardisierte Rechnung über einen
Versicherungsbetrag (siehe unten) von 996$, der erst vor Ort auf die Dauer des jeweiligen
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Aufenthalts angepasst wird (z.B. 332$).
Die Webseite der Universität ist de facto rein französisch, da die englische Version nicht fertig
gestellt wurde (und nicht den Eindruck macht, je fertig gestellt zu werden).
Dennoch ist zu sagen, dass die Kontaktpersonen der Fakultät (ESG) sehr engagiert sind und bei
Fragen gerne helfen. Hier sind die einzigen Personen, bei denen man im Zweifelsfall auch sehr
gerne auf Englisch fragen kann und darf. Bei meiner Ankunft und im Studium hatte ich über
Rundmails deutlich mehr Informationen als Austauschstudenten anderer Fakultäten.
Wichtige Links:
www.uqam.ca (generelle Homepage)
www.uqam.ca/etudiants
www.esg.uqam.ca (Fakultät für Management)
Anreise
Montréal ist mit Flügen aus Europa ausgezeichnet zu erreichen. Es gibt Direktflüge auch ab
München, jedoch auch viele Flüge über Paris, Amsterdam, Frankfurt oder London. Die Flugdauer
schwankt zwischen 7 Stunden (non-stop) und 12 Stunden. Flüge gibt es unter anderem von
Lufthansa/Air Canada (erfahrungsgemäß um 1000€) sowie AirFrance-KLM (erfahrungsgemäß um
700€). Daneben gibt es noch Flüge der Lowcost-Airline AirTransat, die insbesondere ab Frankreich
und der Schweiz fliegt (ab 400€).
Die Partnerhochschule empfiehlt, mindestens 10 Tage vor dem Semesterbeginn anzureisen. Ich
kann dies an dieser Stelle nur unterstreichen: In der Woche vor Semesterbeginn finden die ersten
und einzigen Orientierungsveranstaltungen statt; man benötigt durchaus 2-3 Tage, alle Formalitäten
bezüglich Studium, ÖPNV, Handy etc. zu erledigen; eventuell steht die Wohnungssuche noch an;
Zudem ist die Zeit vor dem Studium die einzige, in der man die Stadt und das Land ganz frei
erkunden kann (für Reisen vor Ort, innerhalb Kanadas und in die USA sollte man sich unbedingt
Zeit nehmen).
Dokumente
Sofern man nicht über 6 Monate in Kanada verbleibt benötigt man als deutscher Staatsbürger kein
Visum um einzureisen und vor Ort zu studieren, es genügt ein Reisepass, der noch mindestens 6
Monate gültig ist. Mit diesem Touristenvisum ist es in keinem Fall gestattet, in Kanada Arbeit zu
leisten (auch nicht unbezahlt).
Alternativ gibt es Studentenvisa (Study permit) in Kanada, zudem man in Montréal (Québec)
zusätzlich ein Certificat d‘acceptation du Québec (CAQ) beantragen muss. Diese Alternative lohnt
sich ausschließlich, wenn man länger als 6 Monate bleiben möchte – sie gestattet es darüber hinaus,
am Campus (und nur dort) zu arbeiten, wobei die Arbeitsplätze vor Ort an der UQÀM
erfahrungsgemäß bevorzugt an zahlende Studenten (statt an Austauschstudenten) vergeben werden.
Die Beantragung eines solchen Visums ist zum anderen zeitintensiv sowie kostenpflichtig.
Für Reisen in die USA über Kanada, die nicht mit dem Flugzeug stattfinden (sprich per Auto/Bus),
sind auch keine weiteren Dokumente als der Reisepass (kein ESTA) notwendig. An der Grenze
muss man lediglich einen Fragebogen ausfüllen und die Gebühr von 6$ entrichten.
Wohnungssuche
Die Wohnsituation in Montréal ist glücklicherweise nicht mit der Münchens vergleichbar. Die
Erfahrung hat gezeigt, dass es üblicherweise nicht mehr als ein paar Tage braucht, um vor Ort in
Montréal eine dauerhafte Unterkunft zu finden, nachdem man zunächst im Hostel oder per
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Couchsurfing untergekommen ist.
Es gibt darüber hinaus auch Wohnheime (Résidences) der UQÀM, sehr günstig gelegen. Leider ist
es offiziell nur möglich, diese zu belegen, wenn man mindestens 2 Semester (ca. 9 Monate) dort
bleibt. Dennoch ist es vorgekommen, dass man bei der Wohnungssuche vor Ort mit der direkten
Anfrage bei der Rezeption nach Restplätzen erfolgreich war.
Die wohl wahrscheinlichste Möglichkeit, bereits vor Ankunft in Montréal eine Wohnung zu finden,
bieten private Zimmer-Ausschreibungen von UQÀM-Studenten, die selbst ins Auslandssemester
gehen. Die Angebote wurden in meinem Fall im Rahmen des Newsletters der ESG für
Austauschstudenten beworben.
Wohnungs- und WG-Größen werden bei der Wohnungssuche oft nicht in Quadratmeter angegeben,
sondern lediglich aufgrund der Anzahl der Zimmer (z.B. 5 ½ für eine 5 Zimmer-Wohnung mit
begehbarem Schrank o.ä.).
Die Mietkosten in Montréal sind insgesamt etwa so hoch wie in München, wobei man aufgrund der
größeren Auswahl auch sehr günstig unterkommen kann.
Wer sich vor dem Aufenthalt mit einer Wohnung versorgen will, sollte auf keinen Fall noch aus
Deutschland Geld überweisen/schicken/zahlen. Vor Ort ist es dann oft auch üblich, bar zu zahlen.
Die Ansprechpartner der ESG sind bei der Wohnungssuche behilflich, außerdem erwiesen sich die
Austauschstudenten-Gruppen in sozialen Netzwerken als sehr hilfreich.
Links:
Die gängigsten Wohnungsmärkte im Internet: www.kijiji.ca, www.craiglist.ca
Résidences UQÀM : www.residences-uqam.qc.ca
Anhang 1: Beschreibung der UQÀM der verschiedenen Viertel in Montréal
Finanzierung
Die Finanzierung des Auslandssemesters in Montréal sollte man vorher gründlich überdacht haben.
Generell sind die Unterhaltskosten bis auf Mietpreise ausgesprochen hoch. Insbesondere
Lebensmittelpreise (auch einfacher, grundlegender Lebensmittel) sind in keiner Weise mit
deutschen Preisen vergleichbar. Unter anderem Alkohol ist in Kanada enorm hoch versteuert und
unterliegt keinem Wettbewerb, dementsprechend sind hier die Preise (beispielsweise in Bars,
Restaurants und Clubs) etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Auch für Lehrbücher, die oftmals
nicht ausgeliehen werden können, ist Geld einzuplanen.
Ferner sollte man den Aufenthalt in diesem kulturell und landschaftlich so Interessanten Land auf
jeden Fall auch zum Reisen nutzen. Das ist, auch weil es viele Studentenausflüge gibt, zwar
bezahlbar, muss aber dennoch finanziert werden – schnell ist man mehrere Hundert Dollar los.
Ganz zu schweigen davon, dass der Flug nach Kanada selbst durchaus 800€-1000€ kosten kann und
eine Versicherung abzuschließen ist (siehe unten).
Studiengebühren muss man während seines Aufenthalt weder in München noch in Montréal zahlen.
Angekommen in Montréal ist es, wie oben bereits angesprochen, praktisch nicht möglich, Geld zu
verdienen (von Jobben neben dem Studium rate ich aber auch aus zeitlichen Gründen ab. Das
Studium ist während des Semesters sehr zeitintensiv und zudem gilt es ja die Erfahrung des
Auslandssemesters voll zu genießen und zu erleben). Daher empfiehlt sich die Vorfinanzierung des
Aufenthalts. Das meines Wissens nach einzige Stipendium für die Förderung dieses
Auslandssemesters ist das PROMOS-Stipendium des DAAD, das über die Hochschule München
vergeben wird (siehe www.hm.edu). Hier ist eine einmalige Bezuschussung von durchschnittlich
etwa 1000€ möglich. Leider sind die Stipendienplätze nicht nur begrenzt, sondern werden
üblicherweise auch in einer Phase vergeben, in der ein Flug nach und Aufenthalt in Kanada schon
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finanziert sein sollte (im konkreten Fall Ende Juli 2012). Als letztes gibt es noch Auslands-Bafög,
zu dem mir jedoch keine ausführlicheren Informationen vorliegen.
Versicherung
Für Deutsche ist es in jedem Fall verpflichtend, die UQÀM-eigene Krankenversicherung
abzuschließen. Keinerlei Nachweis einer anderen Versicherung (z.B. weltweit gültige
Privatversicherung) wird hier von der Partnerhochschule anerkannt und der Preis von derzeit 332$
pro Trimester (z.B. September bis Weihnachten) ist zu entrichten. Dies muss nicht vor der Anreise
geschehen und kann vor Ort, wo der Betrag auch in jedem Fall aktualisiert ist, z.B. per Kreditkarte
gezahlt werden.
2. Information zu Montréal und Kanada
Ich möchte mich an dieser Stelle mit Standard-Informationen zum Land und zu Montréal
zurückhalten und auf einschlägige Quellen wie www.wikipedia.org verweisen. Stattdessen möchte
ich eigene Eindrücke und Erfahrungen schildern – ein letztlich doch sehr subjektiver Bericht, der
mir hier am wertvollsten scheint.
Montréal ist eine Metropole, keine Frage – auf der Île de Montréal gelegen und mit rund 4
Millionen Einwohner, offiziell rein französischsprachig. Darunter finden sich über 200.000
Studenten an den zahlreichen Universitäten und sehr viele im Laufe der Zeit zugewanderte
Menschen. Das alles führt zu einer einzigartig vielfältigen Stadt mit einer jungen, modernen und
lebendigen Atmosphäre. Es gibt in Montréal im Prinzip alles: Kultur jedweder Art, Sport, Religion,
Einflüsse aus der ganzen Welt. So gibt es zahlreiche Viertel, die sich von den Menschen und der
Lebensweise sehr unterscheiden, alles in allem bilden sie die große Stadt. Ob rein französisch- oder
englischsprachige Viertel und Universitäten, ob China Town, Little Italy, Altstadt, Wolkenkratzer
oder Studentenviertel, alles findet sich in Montréal wieder.
Schnell hat man einen Überblick über die Stadt, der öffentliche Verkehr ist mit Bussen, Métro und
tausenden Leihfahrrädern ausgezeichnet. Ich habe die Erfahrung gemacht, Montréal ist eine Stadt,
die man durchaus auch zu Fuß erkunden kann.
Es gibt einerseits zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie den botanischen Garten, die Altstadt, den Berg
Mont Royal mitten in der Stadt, Museen über Museen oder den Olympiapark. Andererseits ist die
Stadt an sich so sehenswert, mit ihren belebten, kilometerlangen Straßen zwischen Hochhäusern
und zahllosen kleinen Läden, Cafés und Restaurants. Im Sommer und Herbst gibt es noch
zahlreiche Festivals in der Stadt, namhafte Künstler kommen regelmäßig nach Montréal – zudem ist
das Wetter vor dem Winter doch noch überraschend angenehm.
Die Université du Québec liegt zudem im absoluten Zentrum der Stadt – direkt an den großen
Hauptstraßen und nah an vielen schönen Vierteln. Die Métro-Station der Uni (Berri-UQÀM) bildet
auch das Zentrum der Métro – drei der vier Linien halten hier, man ist also perfekt angebunden.
Neben der sehenswerten Stadt Montréal, in der man sich anfangs leicht eine ganze Woche
beschäftigen kann, gibt es natürlich noch die Umgebung. Die Hauptstadt Ottawa ist für kanadische
Verhältnisse einen Katzensprung entfernt (ca. 200km), ebenso die Weltkulturerbe-Stadt Québec City
(ca. 250km). Auch Toronto inklusive Niagarafälle ist von Montréal gut zu erreichen, wobei auch die
restliche Natur in ihrer Schönheit viele Spektakel bereithält (Stichwort Indian Summer, Thousand
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Islands, Montmorency Falls). Städte wie New York oder Boston sind zudem ebenfalls in Reichweite
für Ausflüge übers Wochenende (ca. 8 Stunden Fahrt einfach).
Kurz zusammengefasst: Montréal ist eine faszinierend vielfältige Stadt, die schon bemerkenswert
viel zu bieten hat und zudem als Ausgangspunkt für Ausflüge ausgezeichnet gelegen ist. Im
Semester an der UQÀM ist man ständig halb Tourist, halb Student – eine tolle Erfahrung.
3. Vor Ort
a) Leben in Montréal
Die vorangegangenen diesbezüglich schon einige Informationen vorweg – nichtsdestoweniger gibt
es viele Eigenarten in Kanada und insbesondere Montréal. Neben den auffallenden
Lebensmittelkosten (insbesondere Milchprodukte sind sehr teuer) sind viele Dinge teuer, andere
durchaus günstig. Kaum vermeidbar ist es, von den Preisen in Kanada irritiert zu werden. In den
meisten Fällen sind Preise überall ohne Steuern (Taxes) angegeben, wobei es für verschiedene
Produkte (Lebensmittel, Luxusgüter, Alkohol, Kleidung etc.) verschiedene Steuersätze gibt, die
(manchmal auch nicht) hinzugerechnet werden. Bei fast allen Dienstleistungen ist es de facto
obligatorisch, ein Trinkgeld von mindestens 15% zu zahlen.
Die Métro kostet im Monatsabo für Studenten (hierfür benötigt man die OPUS-Card mit Foto, siehe
www.stm.info) etwa 43$, einen Monat Fahrradfahren etwa 30$. Mobilfunkpreise schwanken ganz
erheblich (es gibt viele Anbieter, die gängigsten sind Fido und Rogers), wobei auch hier einige
Eigenarten zu erwähnen sind. Mobiles Internet ist sehr teuer (im Abo mit Telefon/SMS kaum unter
50$ pro Monat), dafür Abos mit unbegrenzten SMS und zeit-abhängig unbegrenzten Telefonaten
schon ab rund 20$/Monat zu haben. Oft zahlt man auch für das Empfangen von Anrufen. Technik
und Markenprodukte sind hingegen oftmals etwas günstiger als in Deutschland, so kann es sich
lohnen, sich direkt vor Ort ein neues Mobiltelefon oder Winterkleidung zuzulegen.
Irritierend ist in Montréal anfangs auch manche Bürokratie. Für den Erwerb einer Handy-SIMKarte ist eine Kreditkarte hilfreich, oftmals benötigt man hierzu bereits eine Adresse oder ein
Bankkonto in Kanada. Für die studentische OPUS-Karte für die Stadtmétro benötigt man
verschiedenste Nachweise, die bei der Universität nur gegen Geld zu erwerben sind
(Immatrikulationsbescheinigung 10$, Adressbestätigungen 2$ etc.) - und zahlt nach langen
Warteschlangen noch 15$ Anmeldegebühr.
Ein Bankkonto benötigt man meiner Einschätzung nach ansonsten nur begrenzt. Wer nur einige
Monate in Kanada bleibt, kommt mit Kreditkarten bzw. Abhebungen gut zurecht.
Alles was man sonst zum Leben benötigt – Supermärkte, Minimärkte, Wohnungen, Geschäfte etc.
gibt es in Montréal an jeder Ecke. Wer sich von hohen Preisen, dem starken Akzent der Québecois
und der Bürokratie nicht abschrecken lässt, bekommt in Montréal unglaublich viel geboten.
Weitere Informationen zum studentischen Leben in Montréal unter www.vie-etudiante.uqam.ca.
Leitfaden zum Leben in Montréal
und an der UQÀM: „Vivre plainement la vie
universitaire“ googeln und die pdf downloaden (bekommt man andernfalls auch vor Ort).
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b) Université du Québec à Montréal UQÀM
Die UQÀM ist eine rein französischsprachige Universität im Herzen Montréals mit etwa 45.000
Studenten, davon etwa 3000 ausländische. Es gibt keinen typischen Campus wie oftmals in
Nordamerika üblich, die Hochschule verfügt über zahlreiche Fakultäten in eigenen Gebäuden, die
alle unterirdisch verbunden sind. Dies erlaubt es, im Winter der bitteren Kälte zu entfliehen und
direkt von der Métro (Berri-UQÀM) in die Vorlesung zu kommen.
In der unterirdischen Stadt der Universität gibt es viel studentisches, ein Radio, viele Cafés,
Copyshops, Büchereien, Geschäfte und natürlich Zugang zur Verwaltung. Es gibt hingegen keine
Mensa bzw. Kantine an der UQÀM, Cafés, Restaurants und Supermärkte sind nicht weit entfernt.
Prinzipiell hat das akademische Jahr der UQÀM 3 Trimester, wobei in meinem Fall das Trimester
„Automne“ dem Wintersemester in München entspricht (Beginn 4. September, Ende 22. Dezember).
Als Tourismusstudent (Gestion du tourisme et de l'hôtellerie) ist man an der UQÀM an der „École
des sciences de la gestion“ (ESG). Diese versteht sich als eigenständiger Teil der Universität und
legt viel Wert darauf, dass sich die Studenten dessen bewusst sind. Die ESG ist mit knapp 13.000
Studenten die größte frankophone Management-Schule der Welt und legt enormen Wert auf
praktische Lehrmethoden, insbesondere in Gruppen. Die ESG erwies sich auch als „weltoffener“ als
die UQÀM, die mit ihrer frankophonen Ideologie manchmal etwas abweisend erschien. Man darf
nicht vergessen, dass sich die Québecer gefühlt im Kulturkampf befinden – die UQÀM sieht sich
berufen dem allgegenwärtigen Englisch entgegenzutreten und zeigte sich ab und an intolerant allem
nicht-frankophonem gegenüber. Nur ein Beispiel: Im Sportzentrum ist es per Hausordnung
festgelegt, dass nur französischsprachige oder textlose Musik gespielt wird.
Alle „touristischen“ Kurse und Vorlesungen sind grundsätzlich auf französisch, es gibt lediglich die
Möglichkeit, einige generelle Management-Kurse auf Englisch zu belegen. Diese überschneiden
sich aber oft mit den touristischen, wobei man in diesem Fall oft der französischen Variante der
Management-Kurse zugeteilt wird. Noch wichtig zu erwähnen ist, dass es bei Kursen an der UQÀM
keine Semestereinteilung im allgemeinen gibt. Stattdessen gibt es fachspezifische und allgemeine
Kurse, die die Vollzeitstudenten über ihr gesamtes Studium verteilt belegen können (wobei es
hierbei auch konsekutive Kurse gibt). Es kann also passieren, dass man im Kurs mit
Studienanfängern und fortgeschrittenen Studenten zusammen ist.
Als Beispiel für das Studium soll meine Kurswahl im Wintersemester 2012/13 dienen:
EUT5109: Tourisme urbain (Tourismus/Urbanismus)
EUT1072: Sustainable Development (Tourismus/Nachhaltigkeit)
EUT4138: Gestion des événements et congrès (Tourismus)
ORH1163: Comportement organisationnel (Human Resources)
DSR4700: International Management and Cultures (Cultural Studies)
Diese Kurse haben jeweils 3 nordamerikanische Credits, die insgesamt 30ECTS (=einem Semester)
entsprechen. Kursabhängig gibt es mehrere Prüfungen bzw. eine Mischung aus Prüfungen und
Hausarbeiten. Bei allen Kursen herrscht prinzipiell Anwesenheitspflicht. Generell ist der
Arbeitsaufwand (verteilt während des Semesters) erheblich höher als in Deutschland. Neben den
Kursen (3 Stunden pro Kurs/Woche) muss man laut der Universität mit bis zu 6 Stunden
Selbststudium und Gruppenarbeit rechnen.
Das Studium ist durchaus als weniger anspruchsvoll als in München einzuschätzen. Der
Arbeitsaufwand ist durch die verschiedenen Evaluationsmethoden, also mehrere Prüfungen,
Gruppenarbeiten, Fallstudien, Exkursionen etc., jedoch gefühlt deutlich höher. Schwierig ist das
Studium andererseits wegen der Sprache (sehr spezieller Dialekt). Es ist alles in allem aber mit
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entsprechendem Arbeitsaufwand möglich, alle 30 ECTS in Montréal zu holen
Generell unterscheidet sich der Arbeitsaufwand von Kurs zu Kurs. „International Management and
Cultures“ hat sich als ein sehr entspannter Kurs herausgestellt: Mit 80% Austauschstudenten war
der Kurs tatsächlich international, es wurde viel geredet und diskutiert. Der Schwerpunkt liegt hier
auf Kulturen, der Arbeitsaufwand hält sich in Grenzen, ebenso wie der Schwierigkeitsgrad. Meine
beiden Kurse in englischer Sprache waren sprachlich nicht besonders fordernd, viele Studenten aus
Québec sprechen selbst kein sehr gutes Englisch.
„Tourisme urbain“ kann ich ferner sehr empfehlen, es handelt sich hier um ein interdisziplinäres
Fach mit Studenten aus verschiedenen Fachrichtungen (Tourismus, Urbanismus, Archäologie usw.).
Das Fach „Gestion des événements et des congrès“ hat einen besonders hohen Arbeitsaufwand
inklusive der Planung und Durchführung einer öffentlichen Veranstaltung.
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Insgesamt bietet die UQÀM eine sehr studentische und lebendige Atmosphäre. An den meisten
Orten gibt es WiFi-Empfang, es gibt ein gepflegtes Hochschulsport-Zentrum, das (bis auf Kurse)
kostenlos nutzbar ist: Kraftraum, Laufbahnen, Sporthallen, Kletterwände, Schwimmbad. Alles
organisatorische wird zentral vom „Registrariat“ bearbeitet, das quasi International Office „Acceuil
des étudiants étrangers“ ist jedoch nicht mit der persönlichen Betreuung in München zu vergleichen
und ist vielmehr ein unpersönlicher Schalter neben dem Registrariat. Bei praktisch allen Fragen ist
es schneller, persönlicher und hilfreicher direkt die Ansprechpartner der ESG (Service au soutien
international) zu kontaktieren.
Sehr empfehlenswert ist das Buddy-Programm der UQÀM (Programme de parrainage), ebenfalls zu
finden über www.vie-etudiante.uqam.ca. Alle teilnehmenden Studenten sind ehrenamtlich und
freiwillig dabei – und dementsprechend wirklich motiviert, den neuen Studenten behilflich zu sein.
Zusätzlich gibt es einige (wirklich günstige) Ausflüge und Aktivitäten, die vom Programm
organisiert werden.
c) Integration
Nach Ankunft am Flughafen in Montréal gibt es den Flughafenbus 747 (täglich rund um die Uhr)
direkt in die Stadt. Der Jetlag von den 6-Stunden Zeitunterschied ist von Deutschland nach Kanada
erträglicher als in die andere Richtung – nach ein paar Tagen vergeht die Müdigkeit am Nachmittag
und man kann länger schlafen. Ansonsten hält sich der Kulturschock auch in Grenzen: Alles ist groß
und bunt – aber letztlich nicht viel anders als in Europa. In dieser so diversen Stadt und unter den
vielen verschiedenen Kulturen und Menschen fühlt man sich schnell nicht mehr fremd.
Jedes Jahr kommen tausende ausländische Studenten nach Montréal. In meinem Fall organisierten
sich über 1000 Studenten aus dem Herbst-Trimester 2012 im Internet, veranstalteten Ausflüge und
Treffen. Der überwiegende Teil der Austauschstudenten kommt aus Frankreich (ca. 70%), gefolgt
von Deutschland und dem Rest der Welt. Jeder hat die gleichen Probleme, die gleichen Fragen und
will letztendlich so viel wie möglich entdecken. Es ist erstaunlich, wie schnell man dutzende
Bekanntschaften schließt, auch und insbesondere vor Semesterbeginn, beispielsweise zum
Sightseeing und reisen. Letzteres kann man auch über Universitäten, einzelne Fakultäten und das
Buddy-Programm, die allesamt Reisen organisieren. In Montréal gibt es darüber hinaus eine von
einem ehemaligen Studenten gegründete Firma, die für Austauschstudenten günstige Ausflüge und
Reisen aller Art innerhalb Kanadas und der USA veranstaltet (www.interstude.com).
Einheimische lernt man vor allem in den Vorlesungen kennen – oder aber bereits im BuddyProgramm oder in einer Wohngemeinschaft. Anfangs kann das Québecois, das regionale
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Französisch, durchaus Verständnisschwierigkeiten bereiten. Abhängig von der sprechenden Person
kann der Akzent sehr stark ausfallen und im Québecois gibt es zahlreiche Wörter, die aus altem
Französisch oder dem Englischen übernommen sind und so nicht geläufig sind. Zur Integration gibt
es in der ersten Semesterwoche die „Initiations“, die Einführungsveranstaltungen (und -Tage) der
Fakultäten. Für Tourismusstudenten bieten sowohl die ESG als auch die AéGTH, die Fachschaft für
Tourismus/Hotellerie, ganze Tage voller Aktivitäten, Parties und Rallyes durch die UQÀM und
Montréal.
Bei Ankunft in Montréal sind einige organisatorische Dinge zu erledigen: Im Registrariat der
UQÀM muss man seine Ankunft melden – außerdem Geburtsurkunde, Reisepass und
gegebenenfalls Study permit/CAQ vorlegen. Ein Stockwerk darüber muss man bei Ankunft die
offene Rechnung über die Versicherungsgebühr bezahlen. Gegen Semesterbeginn erhält man hier
auch seinen Studentenausweis (und kann dann z.B. die Sporteinrichtungen sowie das Internet
nutzen). Da man schnell andere Studenten kennenlernt, sollte man sich auch direkt um Mobiltelefon
und für die Mobilität um eine OPUS-Karte für die Métro kümmern (siehe auch a)), gegebenenfalls
um ein Bankkonto.
Nicht zu vergessen: Bei Ankunft in Montréal muss das Learning Agreement der Hochschule
München der Partnerhochschule zum unterschreiben vorgelegt werden und dann nach München
weitergeleitet werden.
d) Allgemeines Fazit
Dass ein Auslandssemester eine prägende Erfahrung ist, dürfte an dieser Stelle keine erleuchtende
Erkenntnis sein. Daher sei gleich vorweggenommen: Ja, es hat sich in jedem Fall gelohnt!
Montréal eignet sich ausgezeichnet für ein Auslandssemester – auch oder gerade weil sich der
kulturelle Schock in Grenzen hält, kann man alles in vollen Zügen erleben und genießen. Auch die
Entscheidung, Europa zu verlassen, halte ich für sinnvoll. Europa ist so nah und so gut erreichbar,
dass man diese einzigartige Chance, für ein Semester auf einem anderen Kontinent zu leben,
unbedingt nutzen sollte. Und dann diese Stadt, wie sie multikultureller nicht sein könnte: Wirklich
lohnenswert.
Natürlich muss man auch sehen, dass ein erheblicher Mehraufwand mit dem Semester in Montréal
zusammenhängt. Nicht alles ist immer einfach und durchschaubar, man muss sehr viel
recherchieren und organisieren. Neben den Formalitäten und der gesamten Organisation seines
Lebens in einer fremden Stadt ist die Sprache sehr gewöhnungsbedürftig. Das „Québecois“ ist ein
wirklich sehr spezieller und (selbst für Franzosen) schwer verständlicher Dialekt, den ich bis zum
Ende nicht lieben lernte. Hinzu kommt, dass das Studium über das gesamte Semester hinweg Zeit
und Arbeit bedarf und alles in allem sehr viel Geld kostet. Insbesondere letzteres ist
allgegenwärtiges Gesprächsthema unter Austauschstudenten, all das sind die Dinge, über die man
sich beschweren könnte. Aber ganz ehrlich: Nichts von all dem ist ein ernsthaftes Argument gegen
ein Auslandssemester hier oder anderswo.
Ich hatte hier eine unvergessliche Zeit. Nie war es leichter, fremde Kulturen und Personen
kennenzulernen und auf einem anderen Kontinent zu reisen. Auch die Möglichkeit, Kurse wirklich
rein nach persönlichem Belieben und Interesse auszuwählen, ist spannend. So habe ich neben dem
zusätzlichen Arbeitsaufwand das Studium hier als ausgesprochen interessant erlebt, die Kurse im
allgemeinen gerne und motiviert besucht. Die Stadt ist unglaublich attraktiv, genauso wie die
Region, Landschaft und die vielen Städte in Reichweite. Ich habe Freunde gefunden, zahllose
interkulturelle und sprachliche Erfahrungen gemacht, ein Land wirklich erlebt, viel Spaß gehabt und
nebenbei auch fachlich einiges dazugelernt. Was will man mehr?
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4. Bilder und Anhang
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Anhang 1
Informationen zu den verschiedenen Wohnvierteln in Montréal.
Pour ce qui est de « quel quartier », encore une fois, cela dépendra de vous, mais les quartiers
suivants sont généralement populaires auprès des étudiants pour l’ambiance, la proximité et
le prix.
Quartier Latin/Ville-Marie : c’est là qu’est située l’ESG UQAM donc vous serez très proche du
campus. Les prix sont assez élevés étant donné leur proximité au centre-ville, mais il est possible de trouver
des colocations raisonnables.)
Plateau Mont-Royal : le Plateau Mont-Royal est un quartier « branché » réputé pour ses commerces,
bars, cafés et restaurants. Les prix des loyers ont beaucoup augmenté, mais on peut encore trouver des prix
raisonnables. Le Plateau Mont-Royal permet un accès simple et rapide à l’ESG UQAM (10 min).
Rosemont/Petite Patrie : c'est un quartier très vaste qui s'étend au-delà du parc Maisonneuve dans
l'est de la ville. Le secteur de La Petite-Patrie qui englobe la Petite-Italie, le marché public Jean-Talon, les
stations de métro Rosemont et Beaubien est celui qui est le plus accessible pour rejoindre l’ESG UQAM et le
centre-ville. Les loyers de ce secteur sont dans la moyenne.
Villeray : c'est un quartier semblable à La Petite-Patrie pour les types d'immeuble, les prix et pour la
vie de quartier. Les loyers sont un peu moins élevés vers les stations de métro Fabre et Iberville. La proximité
du marché Jean-Talon et du parc Jarry en fait un secteur recherché.
Cote-des-Neiges : beaucoup d’étudiants de l’Université de Montréal habitent ce secteur. Un quartier
multiculturel en raison de la forte population immigrante, mais un peu loin de l’ESG UQAM. On y trouve de
nombreux blocs d'appartements)
Verdun/St-Henri/Sud-Ouest : il s’agit d’un coin en transition, qui s’améliore. Il faut faire attention
car on peut tomber sur une perle ou à l’inverse sur un piège. Verdun est situé en bordure du fleuve St-Laurent
et St-Henri situé au sud du canal Lachine sont des quartiers populaires avec des appartements plus anciens.
Les loyers sont en général moins onéreux qu'ailleurs. Situés au sud-ouest du Centre-ville l'accès à l’ESG
UQAM est facile et rapide (15 min de métro).
Village : il s’agit du village gai de Montréal situé autour du métro Beaudry. Il y a une bonne ambiance,
des restaurants, bars et cafés. Ce ne sont pas uniquement des gais qui y vivent, les loyers de ce secteur sont
dans la moyenne. Le village est situé très près de l’ESG UQAM, on pourra s’y rendre à pied.)
HOMA (Hochelaga-Maisonneuve) : quartier situé à l'est du Centre-ville avec une population
majoritairement francophone. C'est un quartier plus pauvre avec des habitations plus anciennes et des loyers
inférieurs à la moyenne. Situé sur la ligne de métro verte, le temps de déplacement vers l'ESG UQAM se fait
rapidement.
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