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Bad Zwischenahn Home 07.06.12 16:48 Aktuell Restaurants Region entdecken Städte Abonnement Service Community Ein Tag am Meer Samstagnachmittag in Bad Zwischenahn: Die Sonne scheint, ein laues Lüftchen zaubert kleine Wellen auf den See – ein perfekter Tag zum Segeln. Redakteurin Christina Rüschhoff wagt sich an Bord von Wilfried Schomäker und Thorsten Siems. weitere Bilder zum Artikel Villen, Schnaps und Räucheraal Mit einem metallischen Klingen schlagen die Leinen an die Masten der Segelboote. Der Wind treibt die Wolken vor sich her, hier und da ist ein Fleckchen blauer Himmel zu sehen. Eine steife Brise weht vom Meer. Vom Zwischenahner Meer. Mit dem Blick aufs weite, grünlich schimmernde Wasser, das an einigen Stellen das andere Ufer nur ahnen lässt, fühlt man sich tatsächlich fast wie an der See. Nur der typische Hauch von Salz in Eleganz trifft auf Gemütlichkeit: Die mondänen Zwillingsvillen direkt am See und das Ammerländer Bauernhaus sind zwei Gesichter Bad Zwischenahns. der Luft fehlt. „Aber das Reizklima haben wir hier auch schon, schließlich sind es ja nur noch ein paar Kilometer bis zur Nordsee“, lacht Hans-Georg Brinkmeyer. Der Ammerländer Gastronom nimmt sich die Zeit, uns seine Lieblingsplätze in Bad Zwischenahn zu zeigen. © Text Anke Brockmeyer, Fotos Michael Helweg, Anke Brockmeyer, Park der Gärten Funkelnde „Edelsteine“ Der Blick auf das mal sturmgepeitschte, mal friedliche Wasser hat Hans-Georg Brinkmeyer seit seiner Kindheit geprägt. Aufgewachsen direkt am Zwischenahner Meer, wo seine Eltern das Seehotel Fährhaus betrieben, war es nur ein Katzensprung – genauer gesagt, ein Sprung über den Gartenzaun – bis zum Pro-Gymnasium, von dessen Klassenräumen man ebenfalls eine grandiose Aussicht auf den See hatte. „Unser Schulhof grenzte ans Wasser. Im Sommer sind wir in den Pausen gerudert, im Winter Schlittschuh gelaufen“, schwärmt Brinkmeyer. Die Schule, eine altehrwürdige Villa mit kleinen Türmen und Erkern, ist in den 60er Jahren dem Faible für Flachdachbauten zum Opfer gefallen. „Ein schlimmer Fehler“, sagt Brinkmeyer. Andere historisch wertvolle Gebäude, die Bad Zwischenahn seinen besonderen Charme geben, hat die Erneuerungswut jener Zeit glücklicherweise verschont, etwa die Zwillingsvillen direkt am Ufer, den Ein absolutes Muss: der „Ammerländer Löffeltrunk“ in der urigen Gaststätte „Spieker“. Prachtbau des Alten Kurhauses oder das Ammerländer Bauernhaus, das als Museum die Geschichte des Ammerlandes greifbar macht. Eines der ersten Freilichtmuseen Das Ammerländer Bauernhaus, ein Fachwerkbau aus dem 17. Jahrhundert, ist das Zentrum des Freilichtmuseums, das 1910 als eines der ersten in Deutschland gegründet wurde. Zum sehenswerten Ensemble gehören unter anderem eine Galeriekappenwindmühle von 1811 und das Gasthaus „Spieker“. Der Schankraum mit seinen mächtigen dunklen Holzbalken, Backsteinwänden und Steinfußböden und seinem traditionellen „Ammerländer Löffeltrunk“ ist ein Muss bei einem Besuch in Bad Zwischenahn. Zum Schnaps aus dem Zinnlöffel gibt´s – natürlich! – Räucheraal. Er http://www.schlossallee.com/oldenburg/staedte/bad-zwischenahn.html Seetauglich: Ralf Westermann ist Kapitän der „Weißen Flotte“ auf dem Zwischenahner Meer. Seite 1 von 3 Bad Zwischenahn 07.06.12 16:48 ist am Zwischen-ahner Meer beinahe ein Nationalgericht, das nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Touristen schätzen. Und davon hat Bad Zwischenahn eine Menge: Rund 170.000 Übernachtungsgäste zählt der Kurort pro Jahr, für die knapp 30.000 Einwohner ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. „Man darf sich nicht auf seinem Erfolg ausruhen, sondern muss immer investieren, immer noch besser werden. Das hat man hier im Ort erkannt und umgesetzt“, lobt Hans-Georg Brinkmeyer. Auch für ihn selbst gilt diese Maxime: Nachdem er das Seehotel Fährhaus nach dem Tod seiner Eltern übernommen hatte, wurde das Haus komplett saniert und modernisiert. Selbst auf die Wohnung mit Seeblick verzichtete die Familie letztendlich. „Irgendwann wurde uns bewusst, dass diese spektakuläre Aussicht nicht wir, sondern unsere Alles eine Frage der Perspektive – der Welsum-Leuchtturm ist knapp zwei Meter hoch. Gäste haben sollten.“ Wo früher die mittlerweile erwachsenen Töchter durch die Zimmer tobten, entspannen die Hotelgäste jetzt beim Wellness. Hans-Georg Brinkmeyer und seine Frau Susanne zogen in die Nähe des Restaurants Ahrenshof, das Brinkmeyer seit 1995 führt. „Ich liebe den Kontrast zwischen den beiden Häusern“, sagt er. „Das Seehotel Fährhaus ist modern und geradlinig, der Ahrenshof ein ganz traditionsreiches, gemütliches Ammerländer Bauernhaus mit anheimelnder Atmosphäre.“ Deutschlands Promis beim „Scheunenschnack“ Um hier anzulegen, müssen die Schiffe nicht hochseetauglich sein. Inhaber eines Restaurants und eines Hotels – da bleibt keine Zeit mehr für andere Aktivitäten, denkt man. Doch Hans-Georg Brinkmeyer führt ein Leben auf der Überholspur. Er sprüht vor Energie und Ideen, ist ein Kommunikationstalent ohne Scheu vor „Großen Tieren“. Für seinen „Ahrenshofer Scheunenschnack“ holt er Prominente aus ganz Deutschland nach Bad Zwischenahn: Zu seinen Gästen zählen Christian Wulff und Rudi Assauer, Domenica und Heidi Kabel, Mike Krüger und Roberto Blanco. Das Eintrittsgeld der rund 150 Zuschauer pro Veranstaltung wird regelmäßig für einen guten Zweck gespendet. Seinen ersten „Promi“ erlebte Brinkmeyer als 16Jähriger. Damals war er Page im Parkhotel Bremen und durfte dem Bundespräsidenten Gustav Heinemann die Koffer aufs Zimmer tragen. 20 Mark Trinkgeld gab´s dafür. „Eine unglaubliche Menge Geld! Da wurde abends sofort gefeiert“, erinnert er sich. Reif für die Insel: Fährhotel-Chef Hans-Georg Brinkmeyer mit Kurdirektor Klaus Baumgart und Leuchtturmwärter Klaus Wolf. Paradies für Wasservögel Wir schlendern am Ufer des Sees weiter vom Freilichtmuseum zum Fähranleger. Auf der Wiese suchen zwei Blässhühner nach Futter, über uns kreischen Möwen. Der Schilfgürtel, der das Zwischenahner Meer fast vollständig umsäumt, bietet wunderbaren Schutz für die vielen verschiedenen Wasservögel. Doch die Idylle trügt: Früher ragte das Schilfrohr zehnmal so weit ins Wasser, erst seit private Motorboote vom See verbannt wurden und auch das Windsurfen nicht mehr uneingeschränkt erlaubt ist, erholt sich der Bewuchs wieder. Wir haben unser nächstes Ziel erreicht: Über ausgetretene Holzplanken betreten wir ein Schiff der „Weißen Flotte“, die das Zwischenahner Ufer mit Rostrup und Dreibergen verbindet. Hier genießen Kurgäste die Rundfahrt über den See, Radtouristen auf ihrer Reise durch das Ammerland lassen sich mit ihren Fahrrädern übersetzen und nutzen die willkommene Unterbrechung, um durchzuatmen und die romantische Kulisse des Sees mit seinen kleinen Bootsanlegern und imposanten Gebäuden am Ufer auf sich wirken zu lassen. Ein Park für die Sinne Genug pausiert. Unser nächs-tes und für heute letztes Ziel wartet: der Park der Gärten in Rostrup. 2002 war hier, auf dem Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes, die erste niedersächsische Landesgartenschau ausgerichtet worden; mit verschiedenen Schwerpunktthemen öffnet der Park seither von Mai bis Oktober seine Pforten für die Öffentlichkeit. Unzählige Düfte stellen unsere ungeschulten Nasen auf eine harte Probe: Thymian und Maggikraut im Heilpflanzengarten, wilde Rosen an den Wegrändern, Lavendel und Jasmin – und viele Wohlgerüche, die zuzuordnen NichtBotaniker schlichtweg überfordert. Hier heißt es einfach, sich der ruhigen Atmosphäre mit allen Sinnen zu öffnen und die Seele baumeln zu lassen, ehe unsere Tour zu Ende geht und wir entspannt wieder in den Alltag eintauchen. Er hat gut getan, dieser Tag am Meer. Am Zwischenahner Meer. Wie eine Insel entsteht… Inseln verdanken ihre Entstehung gemeinhin einer Laune der Natur: Sturmfluten, Strömungen, stetige Landabtragungen lösen eine Landzunge vom Festland. Nicht so bei der Insel Welsum. Sie entstand aus einer Bierlaune und wurde feierlich aufgenommen in den Bund der ostfriesischen Inseln, wenn sie auch streng genommen nicht in der Nordsee, sondern im Zwischenahner Meer liegt. Doch dieses Manko macht Welsum, benannt nach dem sagenumwobenen Riesenwels, der angeblich im Zwischenahner Meer lebt, wett mit einem hochoffiziellen gelben Ortseingangsschild und einem prominenten Kurdirektor: Klaus Baumgart vom Schlagerduo Klaus und Klaus übernimmt hier repräsentative Aufgaben und muss seinen Tourneeplan auch schon mal an den Nebenjob anpassen, wenn es gilt, wichtige Gäste auf Welsum zu begrüßen. „Schließlich habe ich http://www.schlossallee.com/oldenburg/staedte/bad-zwischenahn.html Seite 2 von 3 Bad Zwischenahn 07.06.12 16:48 einen Vertrag, und den nehme ich ernst“, sagt er mit einem Augenzwinkern und knöpft das dunkelblaue Dienst-Sakko mit überdimensionalem Welsum-Wappen zu, das er gern auch bei Fernsehauftritten trägt. Wenn sich die sieben Kurdirektoren der ostfriesischen Inseln in einem Hotel am Zwischenahner Meer treffen und der Hotelier seit Kindertagen den Traum einer eigenen Insel hegt, dann kann daraus schnell Wirklichkeit werden. Man hebt einen Graben rund um das bereits direkt am Zwischenahner Meer liegende Hotel aus, schafft mit einer maritim wirkenden Holzbrücke eine Verbindung zum „Festland“ – und schon liegt das Hotel, das Seehotel Fährhaus, nicht mehr in Bad Zwischenahn, sondern auf einer eigenen Insel: Welsum. Ein PR-Gag, den Fährhaus-Inhaber HansGeorg Brinkmeyer und sein Freund Klaus Baumgart akribisch pflegen, etwa, wenn der Kurdirektor mit dem Wasserflugzeug eingeflogen wird oder Brinkmeyer überlegt, wie er an eine eigene Postleitzahl für Welsum kommen könnte. Das allerdings wird vermutlich schwierig. Denn da muss nicht die Natur ausgetrickst werden, sondern die Behörden. Und die sehen das mit Sicherheit bierernst. http://www.schlossallee.com/oldenburg/staedte/bad-zwischenahn.html Seite 3 von 3