La Voce 2014-1: Titelthema Kammermusik
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La Voce 2014-1: Titelthema Kammermusik
LaVoce Kammermusik: Gemeinsam stark 1-14 4 Tage Alter Musik: The Fairy Queen 6 Gastspiel: Orchesterreise nach China 11 Schumanniana: Außergewöhnliches Festival Editorial Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, wie viele von uns denken im Zusammenhang mit Musik an das einsame Genie? An den Pianisten allein auf der Bühne, an die Primadonna im Scheinwerferlicht? Ja, Musikerinnen und Musiker brauchen, wenn sie ihre Kunst erlernen und entwickeln, gelegentlich Phasen der Zurückgezogenheit und der Kontemplation. Am Ende ist Musik aber eine zutiefst soziale Kunst – in der Interaktion zwischen Musizierenden und Publikum, zwischen Lehrenden und Lernenden, zwischen Komponierenden und Interpretierenden und zwischen den Musikerinnen und Musikern im Proberaum und auf der Bühne. Wohl kaum eine musikalische Gattung bringt in all ihren Facetten dieses soziale, interaktive Element der Kreativität so ideal zum Ausdruck wie die Kammermusik, die Schwerpunktthema dieses Hefts ist. Eine reiche kammermusikalische Tradition, die ihre Wurzeln tief in den Vorgängerinstitutionen der Hochschule für Musik Nürnberg hat, ist durch die im Qualitätspakt Lehre gewonnenen Ressourcen in eine neue Entwicklungsstufe eingetreten. Von dieser Geschichte und von den Zukunftsperspektiven der Kammermusik erzählt die vorliegende Ausgabe. Um Zukunftsperspektiven geht es auch bei der baulichen Entwicklung unserer Hochschule. Die meisten von Ihnen wissen bereits, dass wir unser angestammtes Hauptgebäude verlassen und uns in Interimsquartieren am Wöhrder See eingerichtet haben. Wir freuen uns auf den Wiedereinzug ins sanierte und ausgebaute Sebastianspital im Herbst 2016 und nutzen bis dahin mit viel Kreativität und Flexibilität unsere Zwischenquartiere. Mit Betroffenheit und Mitgefühl haben wir in diesem Zusammenhang die Schreckensmeldung vom Brand der Kirche St. Martha aufgenommen. Die Marthakirche ist ein angestammter und wichtiger Veranstaltungsort für unsere Hochschule – wir werden alles in unseren Möglichkeiten Stehende tun, um die evangelischreformierte Kirchengemeinde beim Wiederaufbau zu unterstützen. Auch das gehört zum Aspekt der Musik als sozialer Kunst – in diesem Sinne Seite 2 LaVoce 1-2014 grüßt Sie herzlich Ihr Martin Ullrich 3 Hochschule im Interimsquartier 4 Tage Alter Musik: The Fairy Queen 6 Auf Reisen: Hochschulorchester in China 7 Nürnberg – Glasgow: Kinderoper und Konzert im Dokuzentrum 8 Kammermusik: Exzellent im Spiel, stark im Team 10 Im Interview: Prof. Dirk Mommertz und Prof. Bernhard Schmidt 11 Außergewöhnlich: Schumanniana 12 Personalia 14 Erfolgreich im Wettbewerb 15 Wer war Carl Rorich? 16 Neu auf CD Impressum Herausgeber: Der Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg · Veilhofstraße 34 90489 Nürnberg · Tel. 0911/231-14428 · [email protected] Redaktion: Franziska Knogl, Renate Reitinger (verantwortlich), Martin Ullrich Mitarbeit: Alfons Brandl, Elisabeth Duringer, Milan Jeremic, Miriam Noa, Teresa Novák, Guido Johannes Rumstadt, Elmar Supp, Peter Thalheimer, Roland Ulsamer Fotos: Sören Balendat, Volker Blumenthaler, Jutta Götz, Mat Hennek, Georg Janssen, Franziska Knogl, Dirk Meßberger, Carolin Ritter, Urban Ruths, Jochen Schmoldt Gestaltung: mey-agentur.de Druck: Gutenberg Druck + Medien, Uttenreuth Erscheinungsweise: zwei Mal im Jahr Auflage: 1.500 Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder und erscheinen in Verantwortung der Autorin bzw. des Autors. Die Redaktion behält sich vor, Artikel und Zuschriften zu veröffentlichen und zu kürzen. Der Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der schriftlichen Genehmigung. Hochschule im Interimsquartier In den vergangenen Semesterferien, zwischen Mitte Februar und Mitte März, hat die Hochschule das ehemalige „Sebastianspital“ verlassen und ist für die Dauer der Generalsanierung des Haupthauses in die beiden Gebäude „Fritz-Hintermayr-Haus“ und „Elisabeth-Bach-Haus“ umgezogen. Blick von Süden auf das Elisabeth-Bach-Haus Baustelle im Innenhof des Hauptgebäudes Fritz-Hintermayr-Haus von innen (oben) und von außen LaVoce 1-2014 einen maßgeblichen Teil der Kosten für die Ausstattung des Saales übernimmt. Hierfür dankt die Hochschule ganz herzlich allen, die dies ermöglicht haben. Da der Kammermusiksaal als Veranstaltungsort wegfällt, findet der Großteil der Hochschulveranstaltungen nun im HeiligGeist-Saal oder im Katharinensaal statt. Für Besucherinnen und Besucher des Interimsquartiers in der Veilhofstraße 38–40 gibt es eine umfassende Neubeschilderung des Geländes sowie einen erklärenden Lageplan auf den Internetseiten der Hochschule in der Rubrik „Service“. RU Seite 3 Der Unterrichts- und Übebetrieb konnte dank des enormen Engagements der Verwaltung und insbesondere der Mitarbeiter des Hausdienstes reibungslos mit Semesterbeginn starten. Die beiden Interimsgebäude mussten, da es sich in beiden Fällen um ehemalige Pflegeeinrichtungen handelt, in den letzten Monaten mit nicht unerheblichem Aufwand an die Anforderungen eines Musikhochschulbetriebes angepasst werden. Trotz der umfassenden raumakustischen Maßnahmen ist die akustische Entkopplung der Räume voneinander nur eingeschränkt möglich gewesen, so dass alle Hochschulangehörigen in der Zeit bis zum Rückumzug in das renovierte Gebäude durch die zusätzliche Geräuschkulisse der umliegenden Räume einerseits und der Baustelle nebenan andererseits belastet sind. Auch die Parkplatzsituation ist äußerst angespannt. Die Atmosphäre im neuen Quartier ist dennoch überwiegend positiv, viele genießen das Campus-Feeling mit Park und Nähe zum See sowie gemischtem Publikum aus Hortkindern, Senioren und Hochschulangehörigen. Anfang April wurde dann mit den ersten Maßnahmen der Generalsanierung begonnen. Derzeit finden umfangreiche Demontagearbeiten (Sanitär, Heizung, etc.) statt. Des Weiteren sind diejenigen Bereiche des Gebäudes, die aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten bleiben müssen, besonders geschützt worden. Nach der aktuellen Planung soll in den kommenden Semesterferien im nächsten wichtigen Bauabschnitt mit dem Aushub für den Orchestersaal im Innenhof begonnen werden, sodass bereits im Oktober die Bodenplatte dieses neuen Gebäudeteils hergestellt werden kann. Der Neubau des Orchestersaals wird nicht zuletzt durch eine großzügige Förderung der Zukunftsstiftung Sparkasse unterstützt, die Tage Alter Musik: The Fairy Queen Zur Eröffnung der Tage Alter Musik 2014 hat die Hochschule für Musik Nürnberg in einer halbszenischen Produktion Purcells Oper The Fairy Queen dargeboten. Vom 15. bis 18. Januar verwandelte sich der Heilig-Geist-Saal in einen Feenwald, in dem auf den Spuren von Henry Purcell gesungen, getanzt und musiziert wurde. Die Barocktänze wurden von Marie-Claire Bär Le Corre blieb. Henry Purcell (1659–1695) machte sich seit den späten achtziger Jahren als Komponist dieser Semi-Opera einen Namen. The Fairy Queen, 1692 von ihm geschrieben, wurde als Ergänzung und in Kombination zu Shakespeares Komödie A Midsummer Night‘s Dream entwickelt und aufgeführt. Im Zentrum der Handlung steht die Elfenkönigin Titania. Ihre Erlebnisse im Zauberwald, in dem sich die Irrungen und Wirrungen der verrückten Sommernacht ereignen, schienen Purcell die perfekte Ergänzung zum Sprechtheaterstück zu sein. In hinzuerfundenen Szenen malt die Partitur Akt für Akt die übernatürliche Atmosphäre des Elfenpersonals und des Liebeszaubers aus, fügt allegorische Figuren ein Seite 4 LaVoce 1-2014 einstudiert, die Kostüme hat Monika Luscinda entworfen. Im England des 17. Jahrhunderts, als puritanische Moralvorstellungen vorherrschten, wurde der aus Italien stammenden Gattung Oper wenig Beachtung entgegengebracht. Im Bereich der aufwendigeren Schauspielmusik erfreute sich die Form der sogenannten Semi-Opera der Gunst des Publikums. In diesen oft bis zu sechs Stunden dauernden Darbietungen wurden abwechselnd Schauspiel, Gesungenes und Tanz aufgeführt. Diese Trennung der Disziplinen entsprach dem gängigen Zeitgeschmack, der der Musik und dem Tanz eine vornehmlich atmosphärisch ausschmückende Funktion zuerkannte, während der inhaltlich intellektuelle Diskurs dem Sprechtheater vorbehalten und schafft sich Raum für Tänze von Elfen oder Fabelwesen. In den Akten vier und fünf verlässt das Stück nahezu gänzlich die shakespearesche Handlung und begibt sich assoziativ in die von Göttern bewohnten luftigen Höhen oberhalb des Zauberwaldes. Eine eigene szenische Aufführung, losgelöst vom Sommernachtstraum, war nicht vorgesehen – eine selbsttragende Handlung besaß das Werk daher nicht, dafür umso mehr Lautmalerei und atmosphärisches Kolorit. Der aus Berlin stammende Regisseur Elmar Supp hat aus dem sechsstündigen Originalopus für die Aufführungen in Nürnberg eine etwa 100-minütige Kurzfassung erarbeitet, welche die Musik von Purcell in den Mittelpunkt stellte. Die Handlungszüge der Semi-Oper ließ er in seiner Fassung durch einen Conférencier (Schauspieler Gerd Heinz) übermitteln. Das zu jeder Vorstellung überaus zahlreich erschienene Publikum ließ sich von Kooperation mit dem GNM Forum Historische Musikinstrumente 2014 Dr. Miriam Noa wertvolle Instrumente in barocker Mensur zum Einsatz, die ein anonymer Das Forum Historische Musikinstrumente, das traditionsgemäß im Rahmen der Tage Alter Musik stattfindet, rückte dieses Mal Violine und Viola da Gamba in den Fokus. Der Streit unter Streichern, so das Motto des fulminanten Auftaktkonzerts, ging allerdings Förderer der Hochschule als Leihgabe eher freundschaftlich über die Bühne: Auch in zur Verfügung gestellt hat. Zu den ihrem sechsten Jahr bot die Kooperationsver- besonders kostbaren Instrumenten anstaltung zwischen Germanischem National- zählen eine Violine von Jacobus Stainer museum und Hochschule für Musik Nürnberg (Absam, 1675) und eine Viola von wieder eine spannende Mischung aus Vor- Gennaro Gagliano (Neapel, 1716). trägen, Diskussionen, Workshops und Meisterklassen. Organisatorisch betreut wurde das Forum von Dr. Miriam Noa. MN LaVoce 1-2014 Erstmals kamen bei dieser Produktion Wissenschaftliche Volontäre gibt es normalerweise an Museen – doch Dr. Miriam Noa ist nicht nur Volontärin am Germanischen Nationalmuseum, sondern gleichzeitig an der Nürnberger Hochschule für Musik. Das gemeinsame Volontariat dient dazu, die Kooperation zwischen den beiden Institutionen zu vertiefen und ist in dieser Form einmalig. Nach der erfolgreichen zweijährigen Pilotphase mit der ersten Volontärin Dr. Katharine Leiska ging das Projekt im Herbst 2013 mit Frau Noa in die zweite Runde. „Besonders gefällt mir die Vielfalt dieser Tätigkeit“, berichtet die 32-Jährige. „Vom wissenschaftlichen Projekt bis zum Veranstaltungsmanagement ist alles dabei, was ich mir unter einem spannenden Arbeitsalltag vorstelle.“ Miriam Noa studierte Musikwissenschaft, Geschichte und Deutsche Philologie in Berlin und Lyon und anschließend, parallel zur Dissertation, Musik und Geschichte auf Lehramt. Außerdem engagiert sie sich seit Langem in der Kultur- und Bildungspolitik. Dieses Interesse zeigt sich auch in ihren wissenschaftlichen Themen: Schon früh beschäftigte sie sich bei ihrem späteren Doktorvater Christian Kaden mit den Wechselwirkungen zwischen Musik und Gesellschaft. Ihre Magisterarbeit behandelte den Bezug frühsozialistischer Utopien zur Musik, die Doktorarbeit den Einfluss von Musik auf den Einigungsprozess der deutschen Nation im 19. Jahrhundert (erschienen 2013 im Waxmann-Verlag unter dem Titel „Volkstümlichkeit und Nationbuilding“). Im ersten Seminar, das sie an der Hochschule anbietet, geht es um den Eurovision Song Contest und Europäische Identität(en). Seite 5 diesem Spektakel der Sinne verzaubern und bedachte die musikalischen und darstellerischen Künste mit großem Applaus. Die musikalische Gesamtleitung der Produktion hatte Prof. Hartwig Groth inne, die Leitung des Barockorchesters oblag Prof. Anne Röhrig. Prof. Elisabeth Scholl hatte die solistisch auftretenden Sängerinnen und Sänger und Prof. Alfons Brandl den Madrigalchor vorbereitet. „Die meisten Farben [...] kamen von Hartwig Groths historisch informierten Barockmusikern, von den schwelgerischen Violinsoli oder einer bestens aufgelegten Blockflötentruppe. [...] Kräftig grundierte der Madrigalchor die Handlung – Elisabeth Scholl-Pöllmann hatte ihre Gesangsstudenten und Solisten […] bestens präpariert. Besonders Heejoo Kwon und Laura Demjan bewährten sich als singende und tanzende Multi-Talente fürs barocke Musical“, schrieb Kritiker Uwe Mitsching in den Nürnberger Nachrichten. FK/ES Auf Reisen: Hochschulorchester in China Im März 2014 startete das Hochschulorchester seine erste Asienreise: Auf dem Programm stand eine Tournee mit vier Konzerten in Süd-China. Bemerkenswert waren die überwältigende Gastfreundschaft der Chinesen sowie ihre Begeisterungsfähigkeit. Konzert in der historischen Palastanlage in Kaiping Zunächst ging es via Istanbul in Nürnbergs Partnerstadt Shenzhen. Dort hatte die Polytechnische Universität anlässlich Trotz der Anstrengungen herrschte beste Stimmung Seite 6 LaVoce 1-2014 in der Reisegruppe. ihres 20-jährigen Bestehens eingeladen, und das Konzert im großen Saal der Universität vor ausverkauftem Haus war ein gelungener Auftakt. Auf dem Programm standen Webers Oberon-Ouvertüre, Wagners Siegfried-Idyll und das Doppel- konzert für Harfe und Flöte von Mozart. Solisten waren Barbara Becher (Harfe, Klasse Lilo Kraus) und Milan Jeremic (Flöte, Klasse Marcos Fregnani-Martins). Außerdem wurden Schumanns Fremder Mann in einer Orchesterbearbeitung unseres Studenten Michael Falter (Klasse Prof. Urbach) sowie das Konzert für traditionelle Erhu und Orchester Butterfly Lovers gegeben. Die begeistert aufgenommene Zugabe war den Bläsern mit Alte Kameraden anvertraut. Die nächste Station war mit zwei Konzerten die Provinz Jangmin, wo die Eröffnung des Musikfestivals vor den auf der Unesco-Welterbe-Liste stehenden Diaolou-Türmen in Kaiping auf dem Programm stand; ein starker Kontrast zur Millionenstadt Shenzhen und ein unmittelbarer Eindruck vom ländlichen Leben in China. Dritte Station war dann die Stadt Zhuhai, wo der Gastgeber das dortige private Gymnasium war – eine sehr beeindruckende Anlage, nach konfuzianischen Prinzipien erbaut und mit einem akustisch hervorragenden Konzertsaal ausgestattet. Die Reise wurde durch das Amt für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg und das Konfuzius-Institut NürnbergErlangen großzügig gefördert. Die Organisation lag in den Händen von Huanhuan Wang, ehemalige Harfenstudentin der Hochschule, und Jutta Götz vom Orches terbüro. Frau Wang hatte die Reise durch ihre hervorragenden Kontakte in China maßgeblich ermöglicht und unter anderem die Teilnahme des Orchesters beim traditionellen Konzert zum chinesischen Neujahr in der Meistersingerhalle im Februar vermittelt. Lin Lin Fan, Korrepetitorin an der Hochschule, war als weitere Übersetzerin und Reiseleiterin ebenfalls von unschätzbarer Hilfe. Die Reise erfuhr große Wertschätzung durch die chinesischen Gastgeber, vor jedem Konzert gab es Reden und Gastgeschenke. Und auch die Wiedereinladung durch den Präsidenten der Polytechnischen Universität an Prof. Rumstadt ist erfolgt, sodass einem Ausbau der Beziehungen hoffnungsvoll entgegengesehen werden kann. GJR Aus den Reisetagebüchern der Studierenden: „Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie dankbar und glücklich ich war, an unserer Hochschulgastspielreise in China teilzunehmen. Die ganze Tournee hat unzählige EindrüChina Open Air cke bei mir hinterlassen. Der vielleicht stärkste Eindruck war das Gefühl der Gemeinschaft, das in der ganzen Gruppe geherrscht hat. Ich finde, dass unsere Chinareise auf jeden Fall eine ausgezeichnete Gelegenheit für den kulturellen und künstlerischen Austausch war, die automatisch auf den gesamten Fortschritt in meiner künstlerischen Entwicklung eingewirkt hat.“ Milan Jeremic „Die Chinesen waren begeistert; für uns eher ungewöhnlich war es, dass sie die ganze Zeit über einen Marathon im Fotografieren veranstalteten ... Beim Konzert in der historischen Palastanlage war es unglaublich windig, ein paar Böen wehten so manche Noten vom Pult und irgendwann musste sogar das Dirigentenpult dran glauben und fiel von der Bühne ... Es war eine wunderbare Reise. Südchina war eine Erfahrung, ein Erlebnis – es war einfach beeindruckend, wie ganz anders das Leben 10.000 km entfernt von zu Hause funktioniert.“ Teresa Novák Kooperationsprojekt mit Glasgow: Kinderoper und mehr Zusammen mit dem Royal Conservatoire of Scotland realisierte die Hochschule für Musik Nürnberg im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände der Stadt Nürnberg ein Kooperationsprojekt mit Werken aus der Zeit vom ersten Weltkrieg bis heute. allein der gewählte Ort der Inszenierung im Dokumentationszentrum an diese Verstrickung erinnert, nicht jedoch das Bühnenspiel selbst. Sympathisch singt der Kinderchor in den Ensembleszenen, wirken die Akteure überzeugend mit ihrer kindgerechten Stilisierung.“ Nach einer kurzen Pause folgte ein Liedprogramm mit Kompositionen aus dem vergangenen Jahrhundert, die in Kriegszeiten entstanden waren bzw. die großen Kriege thematisch einfingen. Diesen Teil betreute der Pianist und Leiter der Glasgower Opernabteilung Timothy Dean. Die Sängerinnen und Sänger des zweiten Teils (Louise Kemeny aus Glasgow sowie Daniel Dropulja, Margarita Vilsone und Daniel Thomas aus Nürnberg) beeindruckten mit den englischspra- und Timothy Dean am Klavier „ein eindrückliches Finale der zweiten Abteilung“, so Löw. Zum Schluss wurde ein Werk des Nachwuchskomponisten Kristaps Cukurs uraufgeführt, das jüngst in Glasgow einen Kompositionspreis gewonnen hatte. Der erfolgreiche Nachwuchsdirigent Ciarán McAuley aus Schottland leitete bei diesem Programmteil das Ensemble. To be my own silence spannte den Bogen zur Jetztzeit: Das für Instrumentalensemble und zwei Gesangssolisten geschriebene Werk beschäftigt sich mit den inneren Konflikten junger Menschen beim Erwachsenwerden. „So künstlerisch-fruchtbar kann Städtepartnerschaft sein“, preist Kayser in den Nürnberger Nachrichten das Kooperationsprojekt. FK Katze, Hund und Vogel unterstützen die beiden Kinder im Kampf gegen Brundibár. LaVoce 1-2014 chigen Liedern, die alle einen direkten Bezug zu einem der beiden Weltkriege aufwiesen. Mit Benjamin Brittens Still falls the rain lieferte der Tenor Daniel Thomas zusammen mit Edoardo Pirozzi am Horn Seite 7 Lebensrealitäten gestern und heute: Was bedeutet es, seine Kindheit und Jugend in Zeiten des Krieges zu verbringen? Welche Einflüsse hatten diese schwierigen Außenbedingungen auf künstlerisches Schaffen und auf die Auftrittsbedingungen? Mit welchen Fragen beschäftigen sich hingegen Jugendliche und junge Künstler heute, wenn sie nicht existentiell bedroht sind? Um diese Themen kreiste das Programm des ambitionierten Kooperationsprojektes am 23. Februar 2014 im DokuZentrum. Die Vorstellung war in drei Teile geteilt: Zunächst wurde die etwa halbstündige Kinderoper Brundibár von Hans Krása gespielt, die 1943 im KZ Theresienstadt uraufgeführt worden war. Die Gesangspartien übernahmen Studierende der Hochschule für Musik Nürnberg und der Hochschul-Kinderchor „Die jungen Meistersinger“, das Kammerorchester setzte sich auch aus Nürnberger Musikerinnen und Musikern zusammen. Die musikalische Leitung hatte Adam Szmidt (Klasse Prof. Guido J. Rumstadt). Die Aufführung in der Regie von Ulrich Proschka (Ausstattung: Christine Knoll) stieß auf durchweg positive Resonanz: „Unter der musikalischen Leitung von Adam Szmidt präsentierten die Studenten der Musikhochschule Nürnberg eine überzeugende Interpretation, wobei die Besetzung der Hauptrollen mit Annika Meitinger und Martina Langbauer besonders gelungen war. Bariton Christian Huber nahm man den siegesgewissen Fiesling sofort ab. Wichtig war außerdem der Kinderchor. Die jungen Meistersinger mussten immer wieder auf der Bühne agieren und das Geschehen kommentieren, was Dank der Einstudierung von Heike Henning reibungslos gelang. Alle Mitwirkenden ernteten lebhaften Beifall“, so Sibylle Kayser (Nürnberger Nachrichten). Auch Peter Löw (Nürnberger Zeitung) lobt die Aufführung: „Es tut der erfrischenden Inszenierung durch Ulrich Proschka gut, dass Kammermusik: Exzellent im Spiel, stark im Seite 8 LaVoce 1-2014 Kammermusikalischer Unterricht und Spielpraxis sind seit jeher fester Bestandteil des Studiums in der künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen Hochschulausbildung. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass etliche etablierte Hochschulensembles unter der Leitung von Lehrenden aus allen Fachgebieten existieren und das Kulturleben in Nürnberg und darüber hinaus bereichern. Seit nunmehr eineinhalb Jahren hat die Kammermusik durch die Einrichtung von zwei Professuren und einer Verwaltungsstelle nochmals entscheidend an Bedeutung und Vielfalt gewonnen. Der Bereich der Streicher- und Klavierkammermusik wird seitdem federführend von Prof. Dirk Mommertz und Prof. Bernhard Schmidt betreut, unterstützt von Elisabeth Duringer im Kammermusikbüro. In einem Ausbildungsbereich, der einerseits verpflichtender und praxisnaher Teil des Studiums ist, in dem andererseits ein hohes Maß an Eigenengagement seitens der Studierenden und intensive Betreuung durch die Lehrenden erforderlich sind, liegt eine der großen Herausforderungen sicher im Bereich der Organisation. Jedes Semester gilt es aufs Neue, passende Ensembles zu formieren bzw. allen Studierenden eine Ensemblemöglichkeit zu eröffnen, sie zum Unterricht einzuteilen und am Ende einen Auftritt zu ermöglichen. Hier hat sich das Kammermusikbüro als zentrale Anlaufstelle bereits vielfach bewährt und ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Neben den organisatorischen Herausforderungen und zusätzlich zur eigentlichen Arbeit an den Kammermusikwerken, die die gemeinsame Entwicklung von Interpretationskonzepten genauso beinhaltet wie die vielfältigen Varianten des Zusammen-Agierens und des „Rollen-Spiels“ im Ensemble, gibt es weitere Besonderheiten: Man muss sich über die Grenzen unterschiedlicher Mentalitäten, Nationalitäten und Kulturen hinweg über Inhalte und Fragen verständigen, die jeden persönlich intensiv berühren. Hier gilt es bei allen Beteiligten, Sensibilität zu entwickeln und den eigenen Horizont zu erweitern. So kann es gelingen, einerseits alle Studierenden mit einer Grundqualifikation im Bereich der Kammermusik zu entlassen und andererseits herausragende Talente bzw. vielversprechende Ensembles bereits während des Studiums besonders zu fördern. Die Hochschulpodien und Prüfungsvorspiele – hervorzuheben ist hier die letzte „Lange Nacht der Kammermusik“ am 29. Januar – sowie die jüngsten Wettbewerbsteilnahmen zeigen einen deutlichen Zugewinn an Ensemblevielfalt und kammermusikalischem Können. Der Mozartverein 1829 Nürnberg e. V. hat im Jahr 2014 erneut einen Kammermusik-Wettbewerb für Studierende der Hochschule für Musik Nürnberg ausgelobt. Der Wettbewerb war für instrumentale Kammermusikensembles von Trio bis Sextett ausgeschrieben. Beim Preisträgerkonzert am 9. Februar präsentierten sich die siegreichen Ensembles (s. S. 14/15) dem Publikum. Insgesamt standen 7.000 Euro an Preisgeldern zur Verfügung. Einhellig erklärte die Jury, dass das Niveau deutlich gestiegen sei und alle Gewinnerensembles hochkarätige Leistungen abgeliefert hätten. Der andere zentrale Bereich, auf dem die Kammermusikarbeit an der Hochschule seit jeher ruht, ist der Reigen an langfristig aufgebauten Ensembles, die es je nach Studiengang in den unter- Das Hornensemble beim Konzert im Reitstadel (Ltg.: Prof. Hansjörg Angerer) Auch ungewöhnliche Besetzungen spielten bei der Langen Nacht der Kammermusik. 3 im Weckla: studentisches Percussion-Ensemble Team Elisabeth Duringer LaVoce 1-2014 Jahrgang 62, Studium der Germanistik und Musikwissenschaft an der Universität Göttingen, anschließend Violinstudium bei O. Colbentson am MeistersingerKonservatorium Nürnberg. Weiterbildung zur Werbefachwirtin. 15-jährige Tätigkeit als Violinlehrerin, leidenschaftliche Kammermusikerin – u. a. erste Geigerin beim Streichquartett „Stringx unlimited“ – zahlreiche Projekte mit Kulturschaffenden der Region. „Besonders wichtig ist mir, für die Anliegen der Studierenden da zu sein, gleichzeitig aber die wichtigen Kammermusikziele nicht aus dem Auge zu verlieren. Außerdem geht es mir um die stetige Weiterentwicklung der Bedeutung der Kammermusik an der Hochschule und die Vernetzung mit Projekten der Hochschule und der Region.“ Das Kammermusikbüro ist die zentrale Schnittstelle zwischen Hochschulverwaltung, Lehre und Studierenden im Bereich Kammermusik. Es wurde 2012 aus Mitteln des Qualitätspakts Lehre eingerichtet. Als Teil des sog. Künstlerischen Betriebsbüros ist das Büro Anlaufstelle in sämtlichen Fragen rund um die Kammermusik. Zu den Aufgaben gehört die Betreuung von ca. 40 verschiedenen Ensembles pro Semester, Unterstützung bei der Zusammenstellung neuer Ensembles, die Organisation und Dokumentation des Unterrichts, die Pflege der Beziehungen zu anderen Institutionen – häufig verbunden mit der Vermittlung von Ensembles – sowie die organisatorische Betreuung von Kammermusikprojekten, Wettbewerben und Vorspielabenden. ED Seite 9 schiedlichsten Ausprägungen gibt. Natürlich wechseln auch hier die Spielerinnen und Spieler aufgrund der Fluktuation bei den Studierenden, Ausrichtung und Profil bleiben jedoch erhalten. In einigen Ensembles spielen neben aktuellen Studierenden auch Alumni. Letztere halten dadurch den Kontakt zu ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte und teilen ihre beruflichen Erfahrungen mit den aktuellen Studierenden, wovon diese wiederum profitieren. Beispielhaft seien hier das seit vielen Jahren existierende Akkordeonensemble timeless d’accord (Ltg. Prof. Irene Urbach) und die Flute Band (Ltg. Prof. Dr. Peter Thalheimer) genannt. Weitere studiengangsbezogene Formationen sind etwa die Blechbläserensembles BlackBlazer und Trombonissima, das Hornensemble sowie Cello-, Blockflöten-, Saxophon-, Percussion-, Gitarren-, Flötenensembles u. a. m. Die Bedeutung der Kammermusik- und Ensemblearbeit für das Hochschulleben und die Ausstrahlung in die Region, vor allem aber für die beruflichen Perspektiven der Absolventinnen und Absolventen ist immens. Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen, Toleranz, Empathie und Zuverlässigkeit, aber auch Auftrittsroutine, Organisation und Netzwerkbildung werden hier quasi nebenbei entwickelt und trainiert. Am Ende aber geht es immer darum, durch Musik zu kommunizieren, untereinander und mit dem Publikum, und Musik als Möglichkeit des individuellen und gemeinsamen Ausdrucks zu erleben. ED/RR Im Interview: Prof. Dirk Mommertz und Prof. Bernhard Schmidt Seit dem Sommersemester 2013 unterrichten die Professoren Dirk Mommertz und Bernhard Schmidt an der Hochschule für Musik Nürnberg Kammermusik. Prof. Alfons Brandl, Vizepräsident der Hochschule, sprach mit ihnen über ihr Konzept und ihre Aufgaben. Lieber Herr Prof. Mommertz, lieber Herr Prof. Schmidt, seit einem guten Jahr unterrichten Sie beide nun dank der Förderung aus dem „Qualitätspakt Lehre“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an der Hochschule für Musik in Nürnberg. Mit welchen Erwartungen haben Sie die Stelle angetreten und wie hat sich Ihre Unterrichtstätigkeit entfaltet? Es bietet sich eine große Chance, wenn man wie wir an die jüngste Musikhochschule der Republik berufen wird. Der Gestaltungsrahmen ist größer als bei einem alteingesessenen Institut, in dem Prof. Dirk Mommertz Seite 10 LaVoce 1-2014 Strukturen, ob sie gut sind oder nicht, etwas eingerostet erscheinen können. Somit war und ist die Motivation enorm, in Nürnberg anzufangen und sich auf eine Aufgabe einzulassen, die umfassend, aber gleichzeitig sehr erfüllend ist – zumal sie mit einer der schönsten musikalischen Ausdrucksformen verbunden ist: der Kammermusik! Kammermusikunterricht ist ein wichtiger Bestandteil in der Ausbildung der künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen Studiengänge. Wie sieht die Arbeit konkret aus und welche organisatorische Vorgehensweise haben Sie eingeführt? In der Tat ist Kammermusik einer der wichtigsten Bestandteile in der Musikausbildung. Neben dem Hauptfachstudium fordert und vermittelt sie vielfältige Fähigkeiten, welche für die spätere Berufsausübung von großer Bedeutung sind: Die Fähigkeit zum Austausch über musikalische Ideen, Vielseitigkeit und Offenheit, Repertoirekenntnis, Organisationsfähig- keit, soziale Kompetenz und manchmal auch den Umgang mit gruppendynamischen Prozessen, die bei intensiver gemeinsamer Arbeit auftreten können. Wir bieten den Studentinnen und Studenten langfristige und regelmäßige Arbeit im Ensemble, dies unterscheidet uns von anderen Hochschulen, an denen die Kammermusik in einzelnen und kurzfristigen Projekten stattfindet. Der Organisationsaufwand für diese kontinuierliche Planung ist beachtlich, einer der Gründe für die Unverzichtbarkeit des Kammermusikbüros mit unserer geschätzten Kollegin Elisabeth Duringer. Zusammen mit den Hochschulgremien und der Hochschulleitung haben wir einen verbindlichen Leitfaden für die Kammermusik erstellt. Die Gruppen sind angehalten, sich selbstständig zu formieren, und werden bei einem Treffen zu Semesterbeginn spielfertig erwartet. Neben uns Kammermusikprofessoren sind nach wie vor weitere Kolleginnen und Kollegen in der Betreuung von Ensembles aktiv. Die Gruppen können über mehrere Semester bestehen bleiben oder sich neu formieren, auch können sie bei mehreren Lehrenden Unterricht haben. In der Regel finden jedes Semester zwei Konzerte in der Hochschule, zusätzliche externe Veranstaltungen und ein Workshop von Prof. Mommertz statt, welcher allen Studierenden offensteht. Für Dezember 2014 ist ein Workshop mit dem Mandelring Quartett geplant. Welche künstlerischen und pädagogischen Ziele verfolgen Sie bei Ihrer Arbeit mit den Studierenden? Ziel ist es, die Absolventinnen und Absolventen gut gerüstet in eine Berufswelt zu entlassen, in der Kammermusik immer eine wichtige Rolle spielen wird. Ob im Orchester, wo geschultes Zusammenspiel erwartet wird, ob im Unterricht, – privat, an Musikschulen, Hochschulen – in dem psychologisches Einfühlungsvermögen unverzichtbar ist, ob in einer freiberuflichen Existenz, in der man vor jene organisatorischen Herausforderungen gestellt wird, welche einem beim Gründen, Zusammenhalten und Vorantreiben eines Ensembles gegenüberstehen, alle diese Be- Prof. Bernhard Schmidt rufsfelder setzen kammermusikalische Fähigkeiten voraus. Diese kann man – wie auch ein Instrument – „beibringen“. Auch treten im Ensemble in konzentrierter Form Fragen der gemeinsamen Gestaltung und Aspekte der musikalischen Interaktion zu Tage, an denen wir mit den Studierenden intensiv arbeiten. Darin sehen wir unsere Aufgabe und packen diese mit großer Leidenschaft an. Inwiefern kommt Ihnen Ihre eigene, intensive kammermusikalische Praxis (Prof. Mommertz ist der Pianist des Fauré Quartetts, Prof. Schmidt der Cellist des Mandelring Quartetts) auch im Unterricht zugute? Jegliche Form von musikalischer Praxis ist für das Unterrichten positiv. Durch langjährige Erfahrung in festen Ensembles sind wir es gewohnt, nachhaltig und konsequent Repertoire zu erarbeiten, bis ins letzte Detail zu gehen und an Perspektiven zu arbeiten. Aktuelle Bühnenerfahrung kommt den Studierenden ebenfalls zugute. Da Musik nur in der Praxis existiert und wir ausübende Musikerinnen und Musiker ausbilden, ist es eine gute Basis, wenn ein Lehrender seine Lehre aus der eigenen Praxis nährt. Haben Sie bereits Pläne für ein intensiviertes Kammermusikstudium als Studienschwerpunkt etwa in Form eines Masterstudiengangs? Wenn ja, wie sehen diese aus? Ein Masterstudium Kammermusik gehört unbedingt zum Studienangebot einer Musikhochschule. Daher richten wir gerade einen solchen Studiengang ein. Ein Konzept gibt es bereits, nun gilt es, sich durch alle Details durchzuwühlen, um ihn schnellstmöglich anbieten zu können. AB Schumanniana Mit dem Festival Schumanniana beschritt die Hochschule für Musik Nürnberg in der zweiten Februarhälfte neue Wege. Unter der künstlerischen und organisatorischen Leitung des Pianisten Marcelo Amaral fanden elf Konzerte und ein Meisterkurs statt, die sich allesamt dem vokalen und instrumentalen kammermusikalischen Schaffen Robert Schumanns und seines Kreises widmeten. Rebecca Martin (li.) und Elisabeth Scholl Sehnsuchtsvoll: der Madrigalchor mit Carolina Ullrich und Marcelo Amaral bei Schumanns Requiem für Mignon der Musizierfreude und der Leistung all der wunderbaren Musiker, die sich ohne Gage für die Konzerte engagierten und dadurch wohl etlichen Zuhörern den Besuch vieler Veranstaltungen ermöglichten.“ Ein musikalischer Hochgenuss! Wunderschöne Musik – Begeisterung entfachend! Es war einzigartig. Das trägt zum Renommee Ihrer Hochschule bei und ebenso der Stadt Nürnberg. LaVoce 1-2014 „Dieses wunderbare Festival hat uns sehr begeistert und berührt. […] Was für ein unglaubliches Niveau, welche Vielfalt, welche Freude wir da spüren konnten! […] Wir waren zutiefst beeindruckt von Von Leidenschaft und Liebe: Duette mit Seite 11 Neben einer Fülle von Lehrenden des Hauses musizierten auch internationale Gäste, wie die Baritone Timothy Sharp und Christoph Pohl, die Sopranistin Carolina Ullrich und die Mezzosopranistin Janina Bächle. Neun der elf Konzerte fanden im sehr gut besuchten Heilig-Geist-Saal statt, das Sinfonieorchester der Hochschule lieferte mit den Sieben Fragmenten in Memoriam Robert Schumann von Aribert Reimann einen symphonischen Beitrag. Beeindruckend war die Fülle des Liedschaffens, die in mehreren Abenden zu Gehör gebracht wurde, unter anderem in einem Duettabend von Prof. Elisabeth Scholl-Pöllmann und Rebecca Martin, in einem Solorecital des Baritons Christoph Pohl oder mit dem Quartett Carolina Ullrich, Nathalie Mittelbach, Richard Resch und Ludwig Mittelhammer. Mit Prof. Reto Kuppel (Violine), Prof. Andreas Willwohl (Viola), Prof. Bernhard Schmidt (Violoncello), Prof. Clara DentBogányi (Oboe) und Günter Voit (Klarinette) standen neben den Pianistinnen und Pianisten Prof. Dirk Mommertz, Prof. Wolfgang Manz, Dunja Robotti, Holger Berndsen und Heejung Kim weitere hochkarätige Musikerinnen und Musiker auf dem Podium. Zwei musikalisch illustrierte Vorträge von Prof. Dr. med. Hansjörg Bäzner und Hochschulpräsident Prof. Dr. Martin Ullrich ergänzten das vielschichtige Programm. Den größten Anteil hatte jedoch der Initiator des Festivals Marcelo Amaral zu leisten, der bei der Hälfte der Konzerte als beseelter Begleiter fungierte und die Abende wunderbar moderierte. Ihm gilt der ganz besondere Dank der Hochschule für seinen unermüdlichen Einsatz. Mit der Schumanniana hat die Hochschule, auch an überregionalen Maßstäben gemessen, ein herausragendes Konzertformat geschaffen, das vorbildhaft für weitere Projekte sein kann. AB Das Nürnberger Publikum zeigte sich begeistert von den Festivalkonzerten. Viele enthusiastische Zuschriften erreichten den Präsidenten der Hochschule, in denen die Dankbarkeit und Freude über die eintrittsfreien und künstlerisch exzellenten Veranstaltungen zum Ausdruck gebracht wurden: Personalia Seite 12 LaVoce 1-2014 Neuberufungen Jochen Schorer ist seit dem 15. März 2014 Professor für Schlagzeug an der Hochschule für Musik Nürnberg. Er erhielt seinen ersten Schlagzeugunterricht mit acht Jahren. Seit seiner Kindheit ist er geprägt durch verschiedene stilistische Einflüsse. Das Landesjugendorchester weckte früh seine Leidenschaft für das Sinfonieorchester. Er studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen bei Prof. Franz Lang. Während des Studiums war er Mitglied in der Jungen Deutschen Philharmonie und der internationalen Chor- und Orchesterakademie der Bachakademie Stuttgart und diversen Jazzformationen. Es folgten Konzerte als Solist mit den Nürnberger Symphonikern. Bereits als Student sammelte er in verschiedenen Kammermusikensembles Erfahrung im Umgang mit Neuer Musik. Er ist mehrfacher Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. 1999 erhielt er einen ersten Preis beim Deutschen Hochschulwettbewerb und den Förderpreis der Internationalen Bodenseekonferenz. Es folgte ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Bereits im Alter von 24 Jahren wurde er Schlagzeuger beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Er wirkte bei ca. 100 Uraufführungen bei den Donaueschinger Musiktagen und anderen internationalen Festivals mit, wie Wien Modern, Festival d’Automne Paris, Warschauer Herbst und den Berliner Festwochen. Tourneen führten ihn durch Europa, in die USA und nach Asien. Es liegen zahlreiche CD-Einspielungen im Orchester- und Kammermusikbereich vor. Bei Hänssler Classic erschienen unter anderem eine Gesamteinspielung der Sinfonien von Gustav Mahler und des Orchesterwerkes von Olivier Messiaen (acht CDs) sowie die Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug von Béla Bartók. Aushilfstätigkeiten bei den Berliner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Bamberger Symphonikern und dem Tonhalleorchester Zürich ergänzen sein Profil. Er gehört heute zu den vielseitigsten Schlagzeugern seiner Generation. Mit Wirkung zum 1. April 2014 wurde Wiebke Weidanz zur Professorin für Historische Tasteninstrumente mit Schwerpunkt Cembalo ernannt. Wiebke Weidanz ist „Bachpreisträgerin 2000“ des renommierten internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs Leipzig. Es folgten Rundfunk- und CD-Produktionen, Konzerte führten sie zu internationalen Festivals in ganz Eu ropa, nach New York, Japan und China. Als Solistin und Continuo-Spielerin ist sie regelmäßig bei den führenden Barockorchestern wie dem Freiburger Barockorchester, der Akademie für Alte Musik Berlin und Concerto Köln zu Gast. Seit etlichen Jahren arbeitet sie als Assistentin von René Jacobs bei internationalen Opernproduktionen in Berlin, Wien, Amsterdam, Brüssel und Aix-enProvence. Daneben ist sie sowohl auf dem Cembalo wie auch auf dem Hammerflügel eine gefragte Kammermusikpartnerin. Wiebke Weidanz war bis 2003 Lehrbeauftragte an der Musikhochschule in Leipzig und bis 2009 an der Musikhochschule in Frankfurt. Honorarprofessuren Am 20. März 2014 wurde Dr. Vivienne Olive zur Honorarprofessorin der Hochschule für Musik Nürnberg bestellt. Die erfolgreiche Komponistin und Pädagogin wurde 1950 in London geboren. Ihre Klavier-, Cembalo-, Orgel- und Musiktheoriestudien am Trinity College of Music in London schloss sie bereits 1968 mit dem Lehrdiplom ab. Von 1968 bis 1971 studierte sie an der Universität York (England) und legte das Examen als B. A. ab (Bachelor of Arts, Staatsexamen). Es folgten weiterführende Studien in Komposition bei Bernard Rands (York 1971– 1972), Franco Donatoni (Mailand 1972–1974), Roman Haubenstock-Ramati (Wien 1974–1975) und Klaus Huber (Freiburg 1975–1978). 1975 wurde sie zum Dr. phil. im Fach Komposition an der Universität von York promoviert. Von 1976 bis 1978 setzte sie ihr Cembalostudium an der Hochschule für Musik in Freiburg bei Stanislav Heller fort und legte 1978 die künstlerische Reifeprüfung ab. Vivienne Olive war Stipendiatin des Ministeriums für Erziehung und Wissenschaft in London (1971–74) und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (1975–78). Vivienne Olives Oeuvre umfasst mehr als 60 Werke von Kompositionen für Blockflöte bis zur Oper. Anstoß für ihre Märchenoper Das hässliche Entlein war ein Internationaler Kompositionswettbewerb der Kölner Hochschule für Musik in Zusammenarbeit mit der Kölner Oper im Jahr 2004. Die Märchen oper mit dem Libretto von Doris Dörrie wurde am 6. März 2010 in einer Kooperation mit der Hochschule für Musik Nürnberg am Nürnberger „Theater Mummpitz“ uraufgeführt. Folgende Preise und Auszeichnungen hat sie erhalten: den 1. Preis beim Internationalen Wettbewerb Leni Neuenschwander der Gedok 1998 für Gleichsam einem Garten, den Stuttgarter Förderpreis der Bach-Akademie für Stabat Mater, den Hamelner Jugendmusikschulpreis für An English Suite und den Stuttgarter Kompositionspreis für Tomba di Bruno. Viele ihrer Werke sind Kompositionsaufträge von Solisten, Kammermusikgruppen sowie deutscher, englischer und australischer Rundfunkanstalten und Organisationen (u. a. BR, SWR, SFB, Stadt Glasgow, British Arts Council, Townsville Civic Theatre). Verschiedene Veröffentlichungen im Bereich der Musiktheorie (Analysen, Harmonietheorie, Editionen) ergänzen ihr Profil. Sie ist seit 1995 Mitglied des Vorstands des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik. 1980 war Vivienne Olive Mitgründerin der Tage Neuer Musik in Nürnberg. Seit 1979 ist Vivienne Olive Dozentin für Musiktheorie und Komposition an der Hochschule für Musik Nürnberg. Von 1993 bis 1995 war sie als Dozentin und Komponistin in Australien tätig: An der Universität Ballarat und an der James Cook University, Townsville, wo sie die dortige Musikakademie und das Musikfestival „Contempofest 94“ leitete. Der Komponist Volker Blumenthaler (*1951 in Mannheim/Deutschland) wurde am 23. Mai 2014 zum Honorarprofessor der Hochschule für Musik Nürnberg bestellt. Er studierte zunächst in Mannheim bei Hans Adomeit Violoncello und Komposition bei Hans Vogt. 1972 wechselte er an die Hochschule für Musik Köln, um seine Kompositionsstudien bei Jürg Baur fortzusetzen. Violoncello studierte er bei Wolfgang Mehlhorn und Johannes Goritzki. Nach pädagogischen und künstlerischen Abschlüssen beendete er seine Studien 1979 mit einem Theorieexamen. Im gleichen Jahr erhielt er einen Lehrauftrag für Theorie an der Kölner Musikhochschule, den er mit Unterbrechungen bis 1989 ausübte. 1992 wurde er Lehrer für Komposition und Musiktheorie am Meistersinger Konservatorium Nürnberg, jetzt Hochschule für Musik Nürnberg. Gastvorlesungen und Kurse führten ihn nach Taiwan (National Institut of the Arts in Taipei 1994/95, Taiwan International Course 2011) und in die USA (University of Harvard 1977, University of New Mexico 2013). Neben seiner künstlerischen und pädagogischen Tätigkeit publiziert er seit 1993 im Rundfunk (SWR) Kommentare zu Neuer Musik, die im Jahr 2000 im PFAU-Verlag Saarbrücken unter dem Titel Streifzüge – Kommentare zu Neuer Musik veröffentlicht wurden. Daneben publiziert er in verschiedenen Fachzeitschriften und Lexika. Volker Blumenthaler war 1982 Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo, 1987 erhielt er das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln. Des Weiteren erhielt er Kompositionspreise der Städte Stuttgart (Förderpreis 1982, 1.Preis) und Genf (Preis des Concours International de Composition Musicale Opera & Ballet für die Sinfonie Leviathan 1987, 3. Preis). Die Schwerpunkte seiner kompositorischen Tätigkeit sind die Bereiche der Kammeroper, der Vokalmusik und der Kammermusik. Einen wichtigen Aspekt vertritt dabei seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Ensemble Phorminx Darmstadt. Wesentliche Anregungen erhielt er noch während des Studiums 1977 durch die Teilnahme am „Cantiere internazionale d‘Arte“ in Montepulciano/Italien, ein Festival das von Hans Werner Henze initiiert wurde. Das für diesen Anlass komponierte Concertino LA FURIA für Violine und Schlagzeug ist eine erste vertiefende Auseinandersetzung mit dem Jazz. Später fanden immer wieder musikalische Grenzüberschreitungen aus der Idiomatik der sog. Neuen Musik heraus statt. Durch seinen Aufenthalt in Taiwan Anfang der Neunzigerjahre und auch durch den späteren Kontakt zum CrossSound Festival in Juneau/Alaska kommt es zu einer bis heute anhaltenden Auseinandersetzung mit asiatischer Musik und deren Instrumenten. So schrieb er ein Konzert für Erhu und Kammermusiken für Kayagum, Koto, Daegum und Changgu. Neben der Auseinandersetzung mit asiatischer Kunst rückt der Argonauten-Mythos in den Blickpunkt künstlerischer Projekte. Jason und Medea werden im Konfliktfeld der Kulturen betrachtet. In dieser Zeit entstehen mehrere Kompositionen zu diesem Themenkreis (Jason-Studie 1991, Jason-Essay 1993 und die Kammeroper Jason und Medea/Schwarz überwölbt Rot 1995, UA Nürnberg 1996). Die Problematik des Verschwindens – ein weitgreifendes Phänomen der durchkapitalisierten Welt – wird zu einem weiteren gewichtigen Thema der Jahre ab 1995. Kompositionen, wie z. B. rooms/räume 1997/98, labili arti 2001, inbilderzerfliessend 2003, et homo factus est 2009/2010, sind unterschiedliche Facetten dieser Thematik. Mit dem 15-teiligen Zyklus Pensieri sparsi e sogni del giorno 2006/07 für Cello Solo oder dem Klavierzyklus „… innehalten …“ 2008 entrollt der Komponist teils spielerisch, teils meditativ in vielschichtigen Facetten sein musikalisches Denken als eine Art Klangreise in den Mikrokosmos des Instruments. Auf mehr als 15 CDs sind seine Werke mittlerweile erschienen. Zuletzt erschien 2011 die Portrait-CD labili arti beim Label telos records. www.volker-blumenthaler.de nahmen bei verschiedenen Sendern, hauptsächlich aber beim Bayerischen Rundfunk dokumentiert. Etliche seiner Stücke sind auf CD veröffentlicht. Buwen erhielt verschiedene Auszeichnungen. Er ist seit 1984 Dozent für Musiktheorie und Komposition an der Hochschule für Musik Nürnberg bzw. ihren Vorgängerinstitutionen, darüber hinaus war er von 1992 bis 1998 Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik Würzburg. Er hielt Gastseminare/-vorlesungen über seine eigenen Werke in Glasgow und Atlanta. Dieter Buwen, geboren 1955 in Losheim/Saar, wurde am 28. Mai 2014 zum Honorarprofessor der Hochschule für Musik Nürnberg bestellt. Er studierte von 1975 bis 1982 an der Musikhochschule des Saarlandes Schul- und Kirchenmusik sowie Musiktheorie und Komposition (Orgel bei Paul Schneider, Theorie und Komposition bei Theo Brandmüller). Zusätzliche Orgelstudien führten ihn zu Gaston Litaize nach Paris. Der Schwerpunkt seiner kompositorischen Arbeit liegt in der Kammermusik. Er hat u. a. für das Rascher-Saxophonquartett, das Darmstädter Ensemble Phorminx, das Duo Contemporain Rotterdam, das Hamburger Ensemble l‘art pour l‘art oder das ars nova ensemble nürnberg Stücke geschrieben. Hervorzuheben sind auch die Stücke für Orgel mit einem SoloInstrument bzw. Ensemble. Darüber hinaus sind seine Werke – eine Vielzahl ist verlegt, u. a. bei Edition GRAVIS – durch zahlreiche Rundfunkauf- Die Nachfolge von Jens Schmidt als Leiter des „Sachgebiet A: Personal- und akademische Angelegenheiten“ hat ab 15. Mai 2014 Herr Michael Angene angetreten. Herr Angene, Jahrgang 1961, hat zunächst eine Lehre als Rechtsanwaltsgehilfe abgeschlossen und als Verwaltungsangestellter der Oberforstdirektion in Ansbach gearbeitet. 1991 wechselte er als Personal- und Bezügesachbearbeiter zum Bezirk Mittelfranken. Hier folgte die Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt und Verwaltungsbetriebswirt. 1997 übernahm er das Sachgebiet Personalwesen beim Klinikum am Europakanal in Erlangen. Nach Gründung des Kommunalunternehmens Bezirkskliniken Mittelfranken wurde ihm dort das Ressort Personalwesen und Organisationsentwicklung übertragen, das er bis März 2014 leitete. Neue Sachgebietsleitung in der Verwaltung Wiederwahl zum RKM-Vorsitzenden Die Mitgliederversammlung der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen (RKM) hat in ihrer jährlichen Wintertagung am 19. Januar 2014 in Berlin den bisherigen Vorsitzenden, Prof. Dr. Martin Ullrich, im Amt bestätigt. Beginnend ab 1. Oktober 2014 hat der Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg den RKM-Vorsitz für weitere drei Jahre inne. Zu seiner Wiederwahl äußert sich Prof. Dr. Ullrich: „Über den großartigen Vertrauensbeweis, den meine Wiederwahl darstellt, freue ich mich sehr. Die deutschen Musikhochschulen stehen für künstlerische und pädagogische Exzellenz, für Internationalität und für musikalische Bildung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Ich sehe es als zentrale Aufgabe, das menschliche Elementarbedürfnis Musik auch weiterhin in all seinen Facetten und in seiner kulturellen Bedeutung in Politik und Gesellschaft zu vertreten.“ Die weiteren Mitglieder des neuen RKM-Vorstands sind Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover), Prof. Robert Ehrlich (Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ Leipzig), Prof. André Stärk (Hochschule für Musik Detmold) und als Vertreter der Kanzlerinnen und Kanzler Jann Bruns (HMTM Hannover). Die RKM ist die Vereinigung der 24 staatlichen Musikhochschulen in Deutschland. Sie vertritt die Belange und Interessen der deutschen Musikhochschulen gegenüber Politik, Verbänden und der Öffentlichkeit, auch unter der gemeinsamen Marke „Die deutschen Musikhochschulen“, und stellt gleichzeitig die Organisation der Mitgliedergruppe Musikhochschulen innerhalb der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) dar. Der Vorsitzende der RKM gehört kraft Amtes auch dem Senat der HRK an. Werke des Komponisten Hinrich Alpers auf CD eingespielt. Herr Alpers hatte Herrn Theo Schöller anlässlich der Verleihung der Ehrengabe der Stadt Uelzen im Januar 1998 zwei seiner Werke gewidmet. Als Friedl Schöller sich mit der Frage an die Hochschule für Musik Nürnberg wandte, ob man ihr diese Stücke einmal vorspielen könnte, hat die Hochschule dieser Bitte nur zu gerne entsprochen. Prof. Daniel Gaede (Violine) und Prof. Markus Willinger (Orgel) haben die Kompositionen auf CD aufgenommen und im Rahmen eines Konzerts am 27. Juni 2013 in der Kirche St. Martin zur Aufführung gebracht. Hochschulpräsident Prof. Dr. Martin Ullrich überreichte Frau Schöller im Rahmen des Konzerts mehrere Kopien dieser CD. Wir haben Frau Friedl Schöller als feinsinnige, großzügige und herzliche Persönlichkeit kennengelernt und verneigen uns in dankbarer Erinnerung. Die Hochschule für Musik Nürnberg wird ihr stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Mit großer Betroffenheit hat die Hochschule für Musik Nürnberg die Nachricht über den Tod einer ihrer größten Förderinnen aufgenommen. Henriette Schmidt-Burkhardt, die am 21. Februar 2014 kurz vor Vollendung ihres 88. Lebensjahres verstorben ist, war geschäftsführende Gesellschafterin der Firma Lebkuchen-Schmidt. Sie hat die Hochschule für Musik Nürnberg und ihre Vorgängerinstitutionen über viele Jahre hinweg in zahlreichen Projekten unterstützt. Neben finanziellen Zuwendungen für den Erwerb von Instrumenten oder den Ausbau des hochschuleigenen Kammermusiksaals hat sie ihr großes Engagement vor allem bei der Realisierung von kulturellen Veranstaltungen immer wieder zum Ausdruck gebracht. Szenische Produktionen, wie die Oper Hänsel und Gretel, die 2009 in der Meistersingerhalle aufgeführt wurde, oder die beliebten Atriumklänge im Innenhof des Hochschulgebäudes hätten ohne ihre großzügige Unterstützung nicht in dieser Weise stattfinden können. Wir trauern mit großer Dankbarkeit um eine prägende Förderin, die mit ihrem unvergleichlichen Engagement das Studium von zahlreichen jungen Musikerinnen und Pädagogen bereichert und zur Vielfalt des Nürnberger Kulturlebens beigetragen hat. Die Hochschule für Musik Nürnberg wird ihr stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Seite 13 Die Hochschule für Musik Nürnberg trauert um die große Mäzenin Friedl Schöller, die am 19. Februar 2014, kurz vor ihrem 90. Geburtstag, verstorben ist. Wir gedenken ihrer in tiefer Dankbarkeit. Im Jahr 1997 hat die Schöller FamilienStiftung der Vorgängerinstitution der heutigen Hochschule für Musik Nürnberg eine großzügige Spende in Höhe von einer Million DM zuerkannt. Anlass der Spende waren der 80. Geburtstag des Firmeninhabers Theo Schöller und das 60-jährige Gründungsjubiläum seines Unternehmens. Mithilfe dieser großartigen finanziellen Unterstützung konnte die hauseigene Bibliothek hochschulgerecht ausgebaut werden. Der Erwerb und die Einrichtung eines zeitgemäßen elektronischen Bibliothekssystems waren entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Institution innerhalb der bayerischen Hochschullandschaft. Die Hochschule erinnert an die herausragende Förderung mit einer Stiftungstafel, die im Beisein der Stiftungsvorsitzenden Friedl Schöller am 21. Oktober 2010 im Rahmen der feierlichen Bibliothekseinweihung enthüllt worden ist. Als Zeichen der Verbundenheit und des Dankes für die großzügige Unterstützung hat die Hochschule für Frau Schöller außerdem zwei LaVoce 1-2014 Nachrufe Erfolgreich im Wettbewerb Komponistinnenwettbewerb Im Rahmen eines Fördervorhabens für Frauen hat die Hochschule für Musik Nürnberg 2013 einen Wettbewerb für Komponistinnen ausgeschrieben. Folgende Besetzung war vorgegeben: Soli, Kammerchor, Klavier und Akkordeon. Renommierte Musikerinnen aus aller Welt haben Partituren eingereicht. Die Jury hat zwei interessante Werke ausgezeichnet: Den 2. Preis erhält das zeitgenössische Werk O sacrum convivium der holländischen Komponistin Camilla van Lunen, *1957. Den 3. Preis erhält das folkloristische Stück Jandia‘s Dream der serbischen Komponistin Marjana Mitrovic-Stepanovic, *1974. Beide Preise sind mit je 500 Euro dotiert. Ein erster Preis wurde nicht vergeben. Die prämierten Werke werden von Studierenden der Hochschule uraufgeführt und eingespielt. Hochschulwettbewerb Zwei Kontrabass-Studenten der Hochschule für Musik Nürnberg (beide aus der Klasse von Prof. Dorin Marc) haben beim diesjährigen Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb in ihrer Instrumenten-Kategorie die hochkarätig besetzte Fachjury restlos überzeugt. Michael Karg wurde sogar mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt den ersten Preis im Fach Kontrabass sowie den Preis der Freunde Junger Musiker und den Sonderpreis für die beste Interpretation des Auftragswerks im Wettbewerbsfach Kontrabass. Am 19. Januar trat er im Rahmen des Preisträgerkonzertes mit der Jungen Deutschen Philharmonie auf. Der in Bukarest geborene Rāzvan Popescu hat den zweiten Preis in der Kategorie Kontrabass erzielt. Wir gratulieren den Preisträgern und ihrem Professor Dorin Marc zu diesem herausragenden Erfolg! Bruno-Rother-Jazzwettbewerb Der Rotary Club Nürnberg-Fürth hat in Zusammenarbeit mit der Hochschule am 16. Januar 2014 im Kulturforum Fürth den Jazz-Ensemble-Wettbewerb um das Bruno-Rother-Stipendium durchgeführt. Thema des diesjährigen Wettbewerbs war „German Jazz Composers 1950–2000“. Die Jury (Michael Bader, Reinhold Horn, Bernhard Pichl, Prof. Silvan Koopmann, Thomas Glöckner) hat entschieden, aufgrund des allgemein hohen und sehr eng beieinanderliegenden Niveaus einen ersten Preis (2.500 Euro), einen zweiten Preis (1.500 Euro) sowie zwei dritte Preise (je 1.000 Euro) zu vergeben. Das Ensemble „Tschub“ gewann den Preis Seite 14 LaVoce 1-2014 um das Bruno-Rother-Stipendium. Hochschulwettbewerbsgewinner Michael Karg (hier mit dem Hochschulorchester) spielt ab August bei den Berliner Philharmonikern. Wer war Carl Rorich? Jan Prax Quartett Jan Prax (Saxophon) Martin Söros (Klavier) Tilman Oberbeck (Bass) Michael Mischl (Schlagzeug) 1. Preis Sparda Jazz Award Jan Prax Quartett Jan Prax (Saxophon) Martin Söros (Klavier) Tilman Oberbeck (Bass) Michael Mischl (Schlagzeug) 1. Preis „5th International Academic Oboe Competition“ in Lódz/Polen Juri Schmahl (Klasse Prof. Clara Dent-Bogányi) 1. Preis Internationaler MarimbaWettbewerb in Bamberg Vincent Grammß (Jungstudent, Klasse Prof. Radoslaw Szarek) 2. Preis Kammermusik-Wettbewerb des Mozartvereins 1829 Nürnberg e. V. Klaviertrio Julius Beck (Violine) Petr Chudoba (Violoncello) Olga Zarytovska (Klavier) 1. Preis, Dr. Wilhelm Doni-Preis Trio Shacal Shantala Vallentin (Querflöte) Carolina Nees (Oboe) Aleksandra Radesic (Fagott) 2. Preis, Preis der uniVersa Versicherungen Nürnberg Lumos Trio Jihyun Song (Violine) Shu-Wei Yeh (Violoncello) Ha Eun Jang (Klavier) 3. Preis, Preis des Rotary Clubs Nürnberg-Reichswald Klaviertrio Florian Schötz (Violine) Jungmin Seo (Violoncello) Mika Yamamoto (Klavier) Sonderpreis, gestiftet vom Ambassador Club Nürnberg (1865–1935): Bildnis Carl Rorich (1869–1941), 1934, Öl auf Leinwand, 89 x 78 cm © Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg Kompositionstechniken des 18. Jahrhunderts. Daneben verfasste er mehrere musiktheoretische Werke, die zu seinen Lebzeiten eine große Verbreitung erlebt haben. Soeben ist der Erstdruck seines Opus 48 Feierlicher Aufzug, Präludium und Fuge über B-A-C-H für vier Trompeten erschienen (Edition Walhall). Als Vorlage diente das Autograph, das sich in der Bibliothek unserer Hochschule befindet. Gleichzeitig erschien die Suite im kontrapunktischen Stile op. 38 für zwei Flöten in einem revidierten Nachdruck der Erstausgabe aus dem Jahr 1906 (Zimmermann-Verlag). Beide Editionen wurden von Peter Thalheimer herausgegeben. Sie können in der Hochschulbibliothek eingesehen werden. PT Bruno-RotherJazzwettbewerb Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds Tschub Markus Harm (Saxophon) Jan Prax (Saxophon) Felix Buchner (Bass) Dominik Raab (Schlagzeug) 1. Preis Ivan Bezpalov (Absolvent der Klasse Prof. Dr. Kohlhase) Verlängerung der Leihfrist für eine historische Viola von Gianbattista Ceruti aus Cremona von 1798 Izabella Effenberg Trio Izabella Effenberg (Vibraphon) Carina Wohlgemuth (Klavier) Christian Langpeter (Schlagzeug) 2. Preis Die Schoofsteinfeger Jan Prax (Saxophon) Martin Seitz (Saxophon) Martin Sörös (Klavier) Isabel Rößler (Bass) Pavel Czubatka (Schlagzeug) 3. Preis Colors Volker Heuken (Vibraphon) Florian Müller (Gitarre) Konstantin Herleinsberger (Saxophon) Leonhard Heydecker (Schlagzeug) 3. Preis Stipendiaten der Studienstiftung des Deutschen Volkes Katharina Möritz (Querflöte, Klasse Prof. Heinzmann) Jan Prax (Jazz-Saxophon, Klassen Prof. Graf/Prof. Schorn/Winter) Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg Rebecca Trescher (Jazz-Klarinette, Klasse Prof. Schorn) Finalist und Stipendiat beim Wettbewerb des Deutschen Musikrats Juri Schmahl (Oboe, Klasse Prof. Clara Dent-Bogányi) LaVoce 1-2014 Internationaler Jazzwettbewerb „Czech Jazz Contest“ Hermann Groeber Seite 15 Carl Rorich wurde am 27. Februar 1869 in Nürnberg geboren und starb am 4. Juli 1941 in seiner Heimatstadt. Er studierte in Nürnberg und Würzburg Musiktheorie und Komposition. Im Jahr 1892 wurde er als Lehrer für Musiktheorie, Musikgeschichte und Partiturspiel an die Großherzogliche Musikschule in Weimar berufen, wo er auch den Chor und das Orchester leitete. 1897 wurde er in Weimar zum Musikdirektor, 1904 zum Leiter des Philharmonischen Vereins ernannt. 1914 kehrte Rorich als Direktor der Städtischen Musikschule nach Nürnberg zurück. Während seiner Amtszeit wurde die Musikschule zum Konservatorium umgewandelt. Die Nürnberger Zeitung schrieb dazu 1934: „In jahrelangem Bestehen bildete die Schule auch Berufsmusiker aus, gründete und entwickelte vor allem die Orchesterschule zu hoher Blüte (besonders unter Carl Rorich) und nahm die Ausbildung von Opernkräften bis zur Konzert- und Bühnenreife auf. Im Jahre 1921 erhielt die Schule nach Prüfung durch sachverständige Beauftragte der Regierung die staatliche Bezeichnung ‚Konservatorium der Musik‘ verliehen, womit die Anstalt als Fachschule erster Qualität bestätigt war.“ Aus dem Konservatorium entstand später die Fachakademie für Musik in Nürnberg, das Meistersinger-Konservatorium, dann die kommunale Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg und endlich die staatliche Hochschule für Musik Nürnberg. Rorichs Œuvre umfasst mehr als 100 Werke und reicht von Klavierstücken, Kammermusik, Liedern und Chorwerken bis zu sinfonischen Orchesterstücken und einer Sinfonie. In seinem Kompositionsstil verweigerte er sich den aktuellen Tendenzen zur Atonalität und orientierte sich an den wiederentdeckten Neu auf CD Vergessen und wieder entdeckt: Die Blockflöte Timeless d’accord spielt Dobler Die Blütezeit der Blockflöte als Consort-, Kammermusik-, Orchesterund virtuoses Soloinstrument ging um 1760 zu Ende. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland wieder Blockflöten gebaut, gleichermaßen als „Volksmusikinstrument“ und für die Neue Musik, aber auch zur Wiedergabe alter Originalmusik. Diese Repertoirevielfalt wird hier erstmals mit Werken von H. Finck, G. P. da Palestrina, J. Dowland, J. H. Schein, A. Scarlatti, J. M. Blochwitz, H. Bornefeld, P. Hindemith, G. Keetman, E.-G. Pook, K. Lechner, H. K. Schmid, M. Kuntz und J. N. David dokumentiert, gespielt auf Originalinstrumenten. Außer 53 verschiedenen Blockflöten sind Clavichord, Laute, Viola da gamba und Schlaginstrumente zu hören. Im Akkordeonensemble „Timeless d‘accord“ musizieren Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen der Akkordeonklasse von Prof. Irene Urbach. Dieses Ensemble verbindet die Klasse über das Studium hinaus, wovon aktuell Studierende wie Alumni gleichermaßen profitieren. Über die Jahre hinweg erklang nahezu bei jedem ihrer Auftritte eine Komposition von Fritz Dobler, der seit Jahrzehnten für das Instrument komponiert und dem besonders das Akkordeonorchester am Herzen liegt. Anlässlich Doblers 85. Geburtstag im Juni 2012 gestaltete „Timeless d’accord“ zwei Konzerte, die ausschließlich seinen Werken gewidmet waren und in einer CD-Aufnahme gipfelten. Vergessen und wieder entdeckt: Die Blockflöte. Alte und Neue Musik 1926–1943 auf Originalinstrumenten. „Flauti a quattro“: Peter Thalheimer, Claudia Lange, Eva Praetorius, Daniela Holweg mit Verena Kronseder, Johannes Vogt, Ralf Waldner, Rainer Kotzian und Carsten Haas. NotaBene 2.002. 2013 Jazz meets Classic Ein Exemplar der CD können Sie im Präsidiumssekretariat Ein Jazzmusiker mit Sinn für klassische Musik trifft auf einen klassischen Schlagzeuger mit Liebe für Jazz und schon eröffnet sich ein Spielfeld, um genreübergreifend Neues zu entdecken und Grenzen zu sprengen. Der Jazzpianist Johannes Mössinger und der Schlagzeuger Jochen Schorer, Mitglied im SWR-Sinfonieorches ter Baden-Baden und Freiburg sowie neu berufener Professor für Schlagzeug an der Hochschule für Musik Nürnberg, präsentieren ihre neue Live-CD playing. Auf dem Programm stehen neben Kompositionen von Johannes Mössinger für Marimbaphon und Klavier auch Klassiker, etwa von Chick Corea, und gemeinsame Improvisationen. oder bei Frau Knogl kostenfrei erhalten. playing (Live-CD), Johannes Mössinger (piano) Akkordeon-Ensemble der Hochschule für Musik Nürnberg, Leitung: Irene Urbach, Werke von Fritz Dobler (*1927). 2014 und Jochen Schorer (marimba, vib.), Waterpipe Records, Schallstadt. 2014