Krakau, das Mekka eines jeden Erasmus Studenten? Diese Frage

Transcrição

Krakau, das Mekka eines jeden Erasmus Studenten? Diese Frage
Krakau, das Mekka eines jeden Erasmus Studenten?
Diese Frage kam schon in den ersten Wochen auf und wurde durch die Stadt Krakau und ihren
Menschen selbst beantwortet. Auffallend ist die besondere Atmosphäre der Stadt. Eine
wunderschöne Altstadt mit historischem Hintergrund, an jeder Ecke ein gemütliches, internationales
Restaurant oder eine Studentenbar, und natürlich das Wahrzeichen der Stadt, das Schloss Wawel am
Fluss Wisla, machen die Stadt Krakau einzigartig und speziell. Besucher aus aller Welt werden sofort
durch das Flair der Großstadt in den Bann gezogen. Mit 800.000 Einwohnern und zusätzlich 250.000
Studenten ist rund um die Uhr was zu unternehmen.
Die Anreise nach Krakau war angenehm und günstig. Mit dem Flugzeug von Frankfurt/Hahn nach
Kattowitz bzw. Frankfurt/Main direkt nach Krakau ist relativ einfach zu organisieren. Für meinen Flug,
den ich einige Monate vorher schon buchte, zahlte ich inklusive Gepäck knapp 70 €.
Die öffentlichen Verkehrsmittel vom Flughafen und in der Stadt sind die gesamte Woche bis nachts
unterwegs. Die Universität Andrzej Frycza Modrzewskiego ist sehr gut mit der Straßenbahn zu
erreichen - die Haltestelle ist direkt vor dem Campus. Die Fahrt vom Zentrum Richtung Universität
dauert ca. 8-9 Minuten. Selbst nach Mitternacht fahren stündlich Busse aus dem Zentrum in alle
Richtungen der Stadt. Die Fahrt mit dem Taxi direkt an die Uni kostete umgerechnet 2,50 €.
Die erste Woche des Semesters wurde als Orientierungswoche tituliert. Die Universität organisierte
am ersten Tag für jeden Erasmus-Studenten einen sogenannten „Buddy“, der hauptsächlich in der
Anfangszeit mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte. Dies wurde nur bedingt auch so umgesetzt.
Es standen Besuche der Wahrzeichen der Stadt, Museen, schönen Kirchen und historischen
Schauplätzen an der Tagesordnung. Diese Woche war gut strukturiert und organisiert. Die Kosten für
die Besuche wurden von der Universität übernommen. Hervorzuheben sind hier die Besuche des
Salzbergwerks „Wieliczka“ und des sagenumwobenen Schlosses Wawel, welches direkt an den Ufern
der Wisla liegt. Diese Woche war perfekt dafür geeignet, erste Eindrücke der Stadt zu sammeln, sich
in der Stadt zu orientieren, Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel auszumachen und sich
einander kennenzulernen.
So gut die Organisation während der ersten Woche war, muss gesagt werden, dass diese in den
Folgewochen stark nachgelassen hat. Viele Dinge, wie beispielweise die Kurswahl in Verbindung mit
dem Learning Agreement, die Zusammenstellung des eigenen Stundenplans online und der
dazugehörige Papierkram mit Unterschriften waren anfänglich eine Last und nicht transparent genug.
Der Link zum Online-Stundenplan war nicht immer verfügbar. Zusammenfassend ist zu sagen, dass
die Organisation bezüglich der Wahl der Vorlesungen für Erasmus-Studenten kompliziert war. Ein
engagierter „Buddy“ konnte jedoch einigen Leuten helfen.
Die Vorlesungen an sich waren inhaltlich sehr gut strukturiert. Alle Dozenten sprachen ein sehr gutes
Englisch und waren allesamt den Studenten sehr aufgeschlossen. Moderne Vorlesungsräume mit
angemessener Größe machten die Vorlesungen angenehmer. Das Niveau der Inhalte der Kurse war
ebenfalls angemessen und mit meinen Englisch-Kenntnissen einfach zu folgen. Die Klausuren am
Ende des Semesters waren fair gestellt und mit regelmäßiger Anwesenheit und geringer
Vorbereitung relativ einfach zu bestehen. Die Privatuniversität Andrzej Frycz Modrzewskiego ist eine
moderne Institution mit sehr vielen internationalen Studenten, insbesondere aus der Ukraine und
Russland. Der Campus vermittelt eine angenehme Atmosphäre. Eine große Bibliothek, ein
Internetcafé, 2 Cafés mit sehr großem Angebot und eine Mensa sind für die Studenten bis in den
späten Abend verfügbar. Im Vergleich zu den größten und ältesten Universitäten wie z.B. Jagielonski
ist diese Universität jedoch klein.
Die Mensa, welche sich direkt auf dem Campus befindet, ist wirklich nur zu empfehlen. Für
umgerechnet knapp 2,50 € bekommt man täglich wechselnde, frische, oft auch traditionelle
Hauptgerichte mit Salat oder Kraut als Beilage und einem kleinen Getränk. Suppen, Obst,
Sandwiches, Toasts, Pizza, Süßigkeiten, jegliche Getränke und sonstige Dinge wie beispielsweise
Zigaretten sind in der Mensa und in den Cafés zu geringen Preisen erhältlich. Gerade wenn man die
Unterkunft im Studentenwohnheim nutzt, welche sich ebenfalls direkt auf dem Campus befindet,
sind diese Angebote wirklich sehr praktisch.
Die Unterkunft auf dem Campus wurde von gespaltener Meinung geprägt. Für die Einen war es die
ideale Lösung, von den Anderen wurde eine eigene Wohnung direkt im Zentrum bevorzugt. Das
Studentenwohnheim ist modern eingerichtet. Die Leitung der Unterkunft sowie die Rezeptionisten
sind sehr aufgeschlossen und relativ locker. Damit der Aufenthalt im Studentenwohnheim auch
angenehm bleibt, ist der Zimmergenosse in einem 2-Personen-Zimmer von großer Bedeutung. Ist
dies der Fall, ist es meiner Meinung nach die ideale Lösung. Die Unterkunft ist direkt auf dem
Campus, angemessene Größe der Zimmer, geräumiges Bad mit großer Dusche, W-LAN, auf jedem
Stockwerk ein Kühlschrank und wöchentlicher Reinigung durch eine Putzkraft sind nur einige
Vorteile. Die Küche, welche sich im Keller befindet, ist relativ klein und es mangelt an Ausstattung.
Diese wurde aber auch nicht häufig genutzt, da die Mensa das Nachbargebäude ist, und sich in der
Nähe der Universität diverse Restaurants und Kiosks befinden. Die monatliche Miete beläuft sich auf
200 €.
Generell ist der Lebensunterhalt in Polen im Vergleich zum deutschen Standard gering. Die
durchschnittlichen Ausgaben belaufen sich, mit der Miete, auf insgesamt 500-600 Euro, je nachdem
wie oft auswärts gegessen oder gefeiert wird. Beispiele aus dem Alltag: Ein Mittag- oder Abendessen
in einem guten, internationalen Restaurant ( Mexikaner, Italiener, Polnische Küche ): im Schnitt
höchstens 10 € ; ein großes Bier in einer Bar: 1 € ; eine 50cm-Pizza mit Belag nach Wahl: 9 €.
Krakau hat neben einer tollen Atmosphäre, historischen Schauplätzen und angenehmen Plätzen zum
Relaxen auch ein reges Nachtleben. Es gibt sehr viele Clubs und Bars, welche allesamt auf Studenten
ausgerichtet sind. Durch die vielen Studentenverbindungen und jeweiligen Facebook-Gruppen wird
neben den privaten Hauspartys fast jeden Abend etwas organisiert. Für jeden Musikgeschmack ist
ein passender Club vor Ort. Das Highlight des Semesters ist die Schlüsselübergabe der Stadt durch
den Bürgermeister an die Studenten Krakaus, die sogenannte „Juwenalia“. Dies bedeutet für offiziell
eine Woche Ausnahmezustand in Krakau, welcher mit einem großen Umzug der verkleideten
Studenten eingeläutet wird. Auf jedem Campus finden täglich jegliche Events statt, Fußball- und
Beachvolleyballturniere, Barbecue in der „City of Students“, ein Gelände mit Studentenwohnheimen,
in denen über 10.000 Studenten Unterkunft finden, Beach-Partys usw.
Von Krakau aus lässt es sich auch sehr gut reisen und Europa erkundigen. Städte wie Prag, Wien,
Warschau, Danzig, Riga, Vilnius, Tallinn, Oslo, Berlin und viele mehr, waren beliebte Reiseziele
während dieser Zeit. Das Reisen in Polen ist insbesondere mit Bussen sehr preiswert.
Um zusammenfassend die anfängliche Frage zu beantworten, ist Krakau meiner Meinung nach,
aufgrund beschriebener Erfahrungen, tatsächlich das Mekka eines jeden Erasmus-Studenten. Man
lernt ein Lebensgefühl kennen, welches einen prägt, man nicht mehr missen will und niemals
vergessen wird. Die Schönheit und Atmosphäre der Stadt, die offenen Menschen, die man aus aller
Welt kennenlernt, die Freundschaften, die man mit Erasmus-Studenten schließt, die tollen Erlebnisse
und nicht zu vergessen, die Fortschritte in seinen Sprachkenntnissen ist hier nochmals
hervorzuheben. Krakau als Destination für ein Auslandssemester ist auf jeden Fall nur zu empfehlen.