UBB Artikel Initiative „Deutschland baut!“

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UBB Artikel Initiative „Deutschland baut!“
Baubetrieb
Neue Artikelserie im „UnternehmerBrief Bauwirtschaft“
Initiative „Deutschland baut!“
Von Dieter Babiel, Deutschland baut! e. V.
Mit diesem UBB startet eine Artikelserie der Initiative „Deutschland baut!“
e. V. Auftakt ist ein Artikel des Schirmherrn des Vereins, Wolfgang Tiefensee,
Bundesbauminister a.D. und aktuell wirtschaftspolitischer Sprecher der SPDBundestagsfraktion. Er stellt die Bedeutung einer leistungsfähigen Wertschöpfungskette Bau anhand der Aktivitäten der Bundesregierung zum Gebäudesanierungsprogramm dar.
Initiative will Attraktivität der Baubranche steigern
Deutschland baut! e.V. ist eine von führenden Unternehmen der Wertschöpfungskette Bau gegründete Initiative, die ehrgeizige Ziele verfolgt:
1. Steigerung der Attraktivität der Baubranche für die gesamte Wertschöpfungskette Bau, um
n dem demographischen Wandel entgegenzutreten
n Fach- und Führungskräfte in Ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen
n jungen Menschen die Attraktivität der Berufe in der Wertschöpfungskette Bau zu unterstützen
2. Plattform für Themen und Anliegen der Unternehmen der Wertschöpfungskette Bau, um:
n die Synergien der einzelnen Mitglieder zu bündeln
n als ein Arbeitgeber aufzutreten, d.h. über die gesamte Wertschöpfungskette Bau hinweg Beschäftigungsmöglichkeiten in den Mitgliedsunternehmen im Sinne des lebenslangen Arbeitens und Lernens aufzuzeigen.
3. Sprachrohr, Interessensvertreter in der Politik zur Bewältigung von Herausforderungen und Zukunftsfragen, die über die Wertschöpfungskette
Bau zu bewältigen sind.
„Deutschland baut!“ zählt inzwischen über 60 Unternehmen
Zu den Gründungsmitgliedern und im Vorstand der Vereinigung vertretenen
Unternehmen zählen Saint-Gobain Building Distribution Deutschland GmbH,
Heinz von Heiden GmbH Massivhäuser, Velux Deutschland GmbH sowie
WOLFF & MÜLLER Holding GmbH & Co. KG. Der Vorstand wurde vor kurzem
verstärkt durch die Unternehmensgruppe Jaeger Ausbau Beteiligung GmbH
& Co. KG und der VHV Versicherung. Vorstandsvorsitzender der Initiative ist
Herr Dieter Babiel, Geschäftsführer der Saint-Gobain Building Distribution
Deutschland GmbH. Die stark wachsende Initiative Deutschland baut! zählt
mittlerweile mehr als 60 Mitgliedsunternehmen, vom Hersteller von Baustoffen über Lieferanten bis hin zu ausführenden Handwerks- und Bauunternehmen. Deutschland baut! hat die Leistungsfähigkeit und Effizienz der gesamten Wertschöpfungskette im Fokus. Auch Spitzenverbände der
Bauwirtschaft (darunter auch die BVMB), das Fraunhofer Institut und bedeutende universitäre Träger der Bau- und Immobilienwirtschaft gehören der Initiative an.
Dieter Babiel,
Vorsitzender des Vorstands
Deutschland baut! e. V.,
Geschäftsführer der SaintGobain Buildung Distribution
Deutschland GmbH
„Deutschland baut!“ auch
als Sprachrohr in der Politik
Breite Aufstellung: Baustoffhersteller, Handwerker,
Baufirmen
Nähere Informationen erhalten Sie unter www.deutschland-baut.de n
©2014 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · UBB 37 (2014), Heft 11
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Baubetrieb
Initiative „Deutschland baut!“ (Teil 1)
Gebäudesanierungsprogramm:
Erfolge und Perspektiven
Von Wolfgang Tiefensee, Leipzig
Wolfgang Tiefensee,
Wirtschaftspolitischer
Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion
Ohne eine erhebliche Reduktion des Energieverbrauchs im Gebäudebestand
wird die Energiewende nicht gelingen. Deshalb müssen Politik und Wirtschaft
gemeinsam an der Minderung der CO2-Emissionen im Immobilienmarkt arbeiten. Die Vision energieautarker Gebäude zeigt, wo es hingehen soll – bis
dahin ist es noch ein weiter Weg. Wolfgang Tiefensee, wirtschaftspolitischer
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, beleuchtet das CO2-Gebäudesanierungsprogramm aus seiner politischen Perspektive.
Energiewende als „Mammutaufgabe“
Energetische Gebäudesanierung als zentraler
Baustein für Klimaschutz
Die Energiewende ist die größte energie- und industriepolitische Herausforderung der letzten Jahrzehnte. Deutschland hat sich verpflichtet, die Emission von Treibhausgasen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um
80 bis 85 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Diese Mammutaufgabe gelingt nur, wenn alle Potentiale erschlossen werden. Dafür brauchen wir neue
Ideen, gute Lösungen und gemeinschaftliches Vorgehen – gerade auch in der
Immobilienwirtschaft. Denn öffentliche und private Gebäude in Deutschland
verbuchen für Heizung, Warmwasser und Beleuchtung einen Anteil von 40
Prozent des gesamtdeutschen Endenergieverbrauchs und fast 20 Prozent des
gesamten CO2-Ausstoßes. Ohne eine erhebliche Minderung des Energieverbrauchs im Gebäudebestand wird die Energiewende keinen Erfolg haben.
Deshalb ist die energetische Gebäudesanierung ein zentraler Baustein für den
Klimaschutz in Deutschland und zugleich eines der wichtigsten Anliegen für
die deutsche Immobilienwirtschaft. Erklärtes Ziel der Großen Koalition ist es,
bis zum Jahr 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu haben:
Bis 2020 soll der CO2-Ausstoß um 20 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent reduziert werden. Der verbleibende Energiebedarf kann dann ausschließlich
über Erneuerbare Energien gedeckt werden.
„Großteil der deutschen Häuser noch ungenügend isoliert“
Viele Häuser vor Wärmeschutzverordnung 1979
errichtet
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Derzeit sind der Großteil der Häuser in
Deutschland ungenügend isoliert, da sie vor der Einführung der ersten Wärmeschutzverordnung von 1979 errichtet wurden. Von den 40 Millionen Wohnungen in Deutschland sind 75 Prozent sanierungsbedürftig. Um dieses erhebliche CO2-Einsparpotential effizient zu nutzen und unsere Klimaschutzziele
zu erreichen, bedarf es eines hohen Investitionsniveaus.
CO2-Gebäudesanierungsprogramm – „doppelt erfolgreich“
Bereits im Jahr 2001 wurde im Rahmen des unter Bundeskanzler Gerhard
Schröder initiierten „Bündnisses für Arbeit“ zusammen mit Gewerkschaften
und Unternehmen ein Programm zur Förderung der Energieeffizienz im Gebäudebereich erarbeitet und aufgelegt. Dieses CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist eine Erfolgsgeschichte: Allein seit 2006 hat die bundeseigene KfW
über 1,6 Millionen Kredite und Zuschüsse bewilligt und damit Investitionen von
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gut 118 Milliarden Euro angestoßen. Mit den Fördergeldern wurden rund
3 Millionen Wohnungen und über 1.400 kommunale Einrichtungen saniert
oder energieeffizient gebaut. Das Programm ist damit doppelt erfolgreich: Es
schützt unsere Umwelt und schafft Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum. Die Menge der jährlich eingesparten Energie entspricht in etwa der Energieproduktion von zwei Kernkraftwerken und vermeidet den Ausstoß von
6 Millionen Tonnen CO2. Zugleich fördert das CO2-Gebäudesanierungsprogramm Investitionen und Nachfrage im Gebäudebereich und belebt Baukonjunktur und Arbeitsmarkt. Jeder Förder-Euro stößt Investitionen von etwa
8,50 Euro an. Das sichert Arbeitsplätze in der Bauindustrie und im Handwerk.
Im Jahr 2010 wurden so 340.000 Arbeitsplätze gesichert oder geschaffen. Von
den Bauaufträgen profitieren überwiegend örtliche, mittelständische Betriebe.
Um an diese Erfolge anzuknüpfen, fördert die Große Koalition die energetische
Gebäudesanierung stärker als je zuvor. Das ist vor allem ein Erfolg der SPD.
„Verstetigung der Erfolge“
Das KfW-Programm zur energetischen Gebäudesanierung ist das Herzstück
der Maßnahmen der Großen Koalition zur Energieeinsparung. Die massive
Kürzung des Programms auf 935 Millionen Euro im Jahr 2011 durch die
schwarz-gelbe Bundesregierung war ein großer Fehler. Deshalb hat die SPD
durchgesetzt, die Fördermittel wieder erheblich aufzustocken: Bis 2020 stehen
nun 1,8 Milliarden Euro jährlich zur Finanzierung der CO2-Gebäudesanierung
zur Verfügung. Zusätzliche wirtschaftliche Anreize wie direkte Steuervorteile
für Beratungs- und Modernisierungsmaßnahmen werden in der Großen Koalition diskutiert und an einem energetischen Sanierungsfahrplan für den Gebäudebestand ausgerichtet. Dieser Sanierungsfahrplan als Handlungsempfehlung gibt Eigentümern zudem eine Orientierungshilfe, mit welchen
Sanierungsmaßnahmen der Niedrigstenergiestandard bis 2050 erreicht werden kann.
„Programm schützt Umwelt
und schafft Wirtschaftswachstum“
1,8 Milliarden Euro bis zum
Jahr 2020
„Sanierungsprozess auf breite städtebauliche Basis stellen“
Zur Realisierung unserer ambitionierten Klimaschutzziele wird es künftig
noch stärker darauf ankommen, den Sanierungsprozess über Einzelwohngebäude hinaus auf eine breitere städtebauliche Basis zu stellen. Obwohl die
1,7 Millionen Nichtwohngebäude nur knapp ein Zehntel des Gebäudebestandes ausmachen, entfällt ein Drittel des Energieverbrauches auf diese.
Mit der Aufstockung des Sonderfonds Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen von 400 auf 700 Millionen Euro und weiteren Maßnahmen
zur Verbesserung der Energieeffizienz im Nichtwohngebäudebereich im Rahmen der Konjunkturpakete I und II, hat die SPD bereits während ihrer letzten
Regierungsbeteiligung die richtigen Weichen gestellt. Die unter Schwarz-Gelb
zusammengestrichenen Bundesmittel für die Städtebauförderung werden
von 455 auf 700 Millionen Euro jährlich angehoben. Zudem erleichtert das
KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“ die Modernisierung von
Gebäuden der kommunalen und sozialen Infrastruktur – insbesondere für finanzschwache Kommunen. Öffentliche Gebäude von Bund, Ländern und Gemeinden sollen bei der Reduzierung des Energieverbrauchs eine Vorbildfunktion einnehmen.
Bund fördert Städtebau
nun mit 700 Millionen Euro
jährlich
Damit die Energiewende gelingt, müssen alle Akteure ihren Beitrag für Ressourcenschonung und Klimaschutz leisten. Zugleich kann die breite Akzeptanz
bei Bürgerinnen und Bürgern nur dann gewährleistet bleiben, wenn energiesparendes Wohnen für alle bezahlbar bleibt. Mit dem von Bundesbaumi-
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nisterin Barbara Hendricks initiierten „Bündnis für bezahlbares Wohnen und
Bauen“ werden die wichtigsten Akteure auf dem Wohnungsmarkt in die
Pflicht genommen, für erschwingliche Preise zu sorgen. Die strengen Regularien der Energieeinsparverordnung (EnEV), die die energetischen Mindeststandards für Neubauten und Bestandsgebäude regelt, gelten deshalb nur soweit es im Rahmen einer ausgewogenen Gesamtbetrachtung unter
Berücksichtigung der Belastungen für Eigentümer und Mieter wirtschaftlich
vertretbar ist. Ein modernes Mietrecht verteilt Vorteile und Lasten fair auf Vermieter und Mieter. Zudem bleiben das Wirtschaftlichkeitsgebot und der Verzicht auf Zwangssanierungen feste Eckpunkte des Energiekonzeptes der Großen Koalition.
Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm – Die Perspektiven
Neue Werkstoffe für das
Bauwesen gefragt
Aufbauend auf den bereits erzielten Erfolgen bereitet Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel derzeit einen “Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz
(NAPE)” vor. Der NAPE wird Ziele, Instrumente, die Finanzierung und Verantwortlichkeiten der Akteure für die Verstärkung der Energieeffizienz bündeln.
Der Aktionsplan soll zudem geeignete Maßnahmen aufzeigen, die wirkungsvolle Beiträge zur Steigerung der Energieeffizienz leisten können. Indessen
muss auch über die Zusammenführung des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), des Energieeinspargesetzes (EnEG) und der EnEV in ein
einzelnes Energieeffizienzgesetz nachgedacht werden. Rechtliche Hemmnisse
für das Contracting sollten abgebaut und der Marktzugang für Energiedienstleistungen diskriminierungsfrei und mittelstandsfreundlich gestaltet werden.
Insbesondere im Bauwesen gilt: Neue Technologien bieten neue Chancen.
Technologieoffenheit muss schon deshalb die Richtschnur für die Umsetzung
der festgelegten Energieeinsparung im Gebäudebereich sein. Die KfW-Programme, die Teilsanierungen im Bereich der Heizung, Fenstererneuerung
oder Geschossdeckendämmung unterstützen, sind bereits ein richtiger Ansatz
zur Unterstützung neuartiger Produkte und müssen künftig noch stärker in Anspruch genommen werden. Um weitere Innovationen anzustoßen und der
Forschung neue Impulse zu geben, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem bereits unter Rot-Grün im Jahr 2004 eingeführten Programm „Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft –
WING“ direkt die Erforschung neuer Werkstofftechnologien, insbesondere für
das Baugewerbe. Denn wo alte Technologien bekanntermaßen an ihre Grenzen stoßen, gilt es durch verstärkte Bauforschung und der Implementierung
modernster Technologien und Werkstoffe neue Wege zu beschreiten.
„Zukunftshaus“ in Bottrop
als Vorbild
Gemeinsame Aufgabe für Politik und Immobilienwirtschaft
Politik und Immobilienwirtschaft müssen gemeinsam weiter daran arbeiten,
die Energiewende in Deutschland erfolgreich zu gestalten. Schließlich zeigt
die Vision autarker Wohngebäude, was möglich ist: Vergangenes Jahr wurden die ersten von Professor Timo Leukefeld und der HELMA Eigenheimbau
AG entwickelten energieautarken und schon heute bezahlbaren Wohnhäuser
fertiggestellt. Und das jüngst von Barbara Hendricks eingeweihte „Zukunftshaus“ in Bottrop belegt, dass klimaneutrales Wohnen nicht nur in Neubauten,
sondern unter Einsatz innovativer Technologien auch in älteren Mehrfamilienhäusern möglich ist.
Wolfgang Tiefensee war von 1998 bis 2005 Oberbürgermeister von Leipzig und von 2005 bis 2009
Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Seit Juni 2012 ist er wirtschaftspolitischer
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.
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