Heft 3 - Sauerländer Heimatbund

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Heft 3 - Sauerländer Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Gefordert durch
Der Ministerprasident
des Landes Nordrhein-Westfalen
KREIS
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
ISSN 0177-8110
Nr. 3/September 2005
SAUERLAND
Zeitschrift
des Sauerlander
Heimatbundes
Bisher unbekanntes Gemalde von Engelbert Seibertz • 01 auf Leinwand, gerahmt
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
Engelbert Seibertz
(1813-1905)
•>r?f,o^^^^^
Leben und Werk des
bedeutenden westfalischen
Portrat- und Historienmalers
Sonderausstellung
im Sauerland-Museum Arnsberg
2.10.2005 - 14.2.2006
Schirmherr: Der Prasident des
Bayerischen Landtags Alois Gluck
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
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HSIC.
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND NR.
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SAUERLAND
3/2005
107
Nr. 3/September 2005
Zeitschrift des
Sauerlander Heimatbundes
SAUERLAND
f
Engelbert Seibertz (1813 - 1905)
Lcben und Werk
des bedeutenden westfalischen Portrat- und Historienmalers
Sonderausstellung
I
I
j
I
im Sauerland-Museum Arnsberg
2. Oktober 2005 - 14. Februar 2006
Nach der groBartigen Sakularisations-Ausstellung vor 3 Jahren hat der
Sauerlander Heimatbund in Zusammenarbeit mit dem „Verein fur Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn", dem
Sauerland-Museum des Hochsauerlandkreises und dem Forderverein des
Sauerland-Museums erneut ein uberregional bedeutsames Projekt in Angriff genommen, das seine Strahlkraft weit uber das Sauerland hinaus entfalten wird. Gemeint ist eine erste umfassende Retrospektive uber Leben
und Werk des Portrat- und Historienmalers Engelbert Seibertz zu seinem
100. Todestag.
Niemand von uns konnte auch nur annahernd ahnen, wie fiindig wir
werden soUten. Das wiederentdeckte, handgeschriebene, komplette
Werkverzeichnis mit 799 Olgemalden sowie viele Skizzen, Illustrationen,
Fresken, aber auch sehr aussagefahige Archivalien bieten einen umfassenden Einblick.
Fur die wissenschaftliche Betreuung und Fundierung wurde die in Munchen arbeitende Kunsthistorikerin Dr. Andrea Teuscher gewonnen, die
durch Museumsleiter Dr. Jurgen Schulte-Hobein in muhevollen Recherchen und durch unseren verstorbenen Heimatfreund Friedhelm Ackermann mit seinen fotographischen Dokumentationen unterstutzt wurde.
Hat der Vater Suibert Seibertz als Jurist und Historiker schon zu Lebzeiten im kollektiven Bewusstsein hochste Verehrung im Sauerland und
Westfalen genossen, war sein Sohn Engelbert als Portrat- und Historienmaler eher in der Munchener und Prager Kunstlerszene als anerkannte
GroBe hervorgetreten und in seiner Heimat, dem Sauerland, zunehmend
in Vergessenheit geraten. Um so gerechtfertigter erscheint uns daher unser Bemuhen, im kollektiven Gedachtnis einen groBen Sohn unserer Region zu verankern; zumal daruber hinaus eine in den Hintergrund geratene Epoche des Historismus neu entdeckt werden kann.
Aus diesem Grund haben wir in unserer Zeitschrift SAUERLAND
schon in loser Folge uber den Fortschritt des Projektes berichtet und die
auBergewohnliche Ausstellung in Bild und Wort zum Zentralthema dieser
Ausgabe gemacht. Sie konnen sich auf ein spektakulares GroBereignis im
Sauerland-Museum freuen.
Dieter Wurm
Vorsitzender des Sauerlander Heimatbundes
Aus dem Inhalt
Geschichte
Engelbert Seibertz - ein fast vergessener Kiinstler neu entdeckt
108
Sauerlandisclie Industriebilder
112
Einem Rijtsel auf der Spur:
Balve vor 1200 Jaliren
118
JubelgriiSe zum SchulabschluB seit
der Kaiserzeit
120
Familienforschung im Sauerland
128
„Zum Engel des Herrn" im
Dreiglockendorf Bremscheid
145
Sprache und Literatur
LQh un Veih
133
Der lettisclie Dichter Jaunsudrabins
im Exil am Motinesee
136
Heimat • Kultur
Mitgliederversammlung des Sauerlander Heimatbundes in Meschede
115
Auf den Spuren von Kaisern, Kaufleuten und Pilgern
122
Das Saueriand - Industrieregion mit
Vergangenheit und Zukunft
123
„The Shabbaton Choir London"
in Neheim-Hiisten
127
Aiies Blech
131
Eroffnung des neuen Arnsberger
Stadt- und Landstandearchivs
139
Zahlensymboiik als Datierungshilfe
142
„Blasen an den Fufien gehoren dazu"
144
Einladung zum Pest der Heimat
153
Rezensionen • Personalien
Aus dem Vorstand
Landrat Franz-Josef Leikop ist
zuriickgetreten
Leserbriefe
Bucher
Personalien
147
150
152
154
Detaillierte Erlauterungen zu unserem
Titclbild finden Sic auf Scite 112
Das Titelbild wurde uns vom Westfalischen Freilichtn:iuseum Detmold, Landesmuseum fur Volkst;unde
zur Verfugung gestellt, Foto: Droege
Mitarbeiter dieses Heftes auf Seite 132
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Engelbert Seibertz - ein fast vergessener Kiinstler neu entdeckt
Grofie Gedachtnisausstellung wird am 2. Oktober 2005 in Arnsberg eroffnet
von Dr. Jiirgen Schulte-Hobein
Am Sonntag, 2. Oktober
2005, wird im SauerlandMuseum Arnsberg als ein
gemeinsames Projekt des
Hochsauerlandkreises und
des Sauerlander Heimatbundes die groBe Gedachtnisausstellung Uber den Maler Engelbert Seibertz eroffnet. Die Veranstaltung beginnt um 14.30 Uhr mit
einer Kranzniederlegung
durch den Landrat des
Hochsauerlandkreises und
die BUrgermeister der Stadte Arnsberg und Brilon am
Grab des Kiinstlers auf dem
Arnsberger Eichholzfriedhof. Danach folgen der
Festakt in der Festhalle der
Burgerschiitzengesellschaft
und die Ausstellungseroffnung im Sauerland-Museum.
kirche in Biiren mit ihren
Wandmalereien hinterlieB
bei ihm ebenfalls einen
nachhaltigen Eindruck. Die
schulischen Leistungen blieben dagegen hinter den
Erwartungen zuriick. Er
musste Sexta, Quinta und
Quarta wiederholen. Nach
sieben qualenden Schuljahren am Briloner Petrinum besuchte er noch ein halbes
Jahr die Sekunda in Arnsberg. ehe seine Eltern nachgaben und ihn Maler werden
lieBen.
Die Ausstellung mochte
100 Jahre nach seinem Tod
an Leben und Werk von Engelbert Seibertz erinnern
und mit dieser Prasentation,
die durch einen reich bebilderten Katalog einschlielBlich Werkverzeichnis erganzt
wird, dafur sorgen, dass das
Werk eines groBen Sohnes
des Sauerlandes, der zu
Lebzeiten international bekannt war, gebiihrend gewiirdigt und der fast vergessene Kunstler dadurch neu
entdeckt wird.
Selbstportrdt 1848
Engelbert Seibertz wurde
am 20. April 1813 in Brilon geboren. Er
war der Sohn des spateren Kreisgerichtsrats und verdienten Historikers,
Johann Suibert Seibertz (1788 - 1871),
und dessen Ehefrau Julie, geb. Arndts
(1794 - 1867), einer Tochter des Arnsberger Hofgerichtsdirektors Friedrich
Arndts und seiner Ehefrau Maria Johanna Biegeleben.
Engelbert wuchs gemeinsam mit funf
Geschwistern heran: Siegbert (1815 1839), Adelbert (1816 - 1871), Bertha
(1818 - 1912), Mechthilde (1822 1837) und Berthilde (1824 - 1848). Die
Vorfahren beider Elternteile waren seit
Generationen im Rechtswesen tatig ge-
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wesen. Auch Johann Suibert Seibertz
hatte die Juristenlaufbahn eingeschlagen und war in dieser Eigenschaft im
Jahre 1837 an das Stadt- und Landgericht Arnsberg versetzt worden, was
einen Umzug der Familie in die
Regierungsstadt nach sich zog.
Engelbert wollte die Familientradition
nicht fortsetzen. Schon seit friihester
Kindheit hatte ihn die Malerei tief beeindruckt und interessiert. Immer wieder
stand er in der Briloner Nikolaikirche
fasziniert vor dem groBen Altarbild des
Malers Anton Stratmann, das die Anbetung der Heiligen Drei Konige im Rembrandtstil zeigt. Die beriihmte Jesuiten-
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Mit 17 Jahren verlieB Seibertz sein Elternhaus in Brilon, um die Kunstakademie
in DiJsseldorf zu besuchen.
Einen Geleitbrief seines Vaters im Gepack, meldete er
sich voller Respekt beim Direktor der Akademie, Professor Wilhelm von Schadow, unter dessen Leitung
die ..Diisseldorfer Schule" zu
den bedeutendsten Ausbildungsstatten in Europa
zahlte. Rasch entstanden die
friihesten Werke des talentierten Kiinstlers. Die erste
veroffentlichte Arbeit war
eine Zeichnung der Bruchhauser Steine, die in einer
geologischen Zeitschrift abgcbildet wurde. Zu den
friihen Werken zahlen auch
die Portrats des ersten LandPrivatbesitz rats des Kreises Brilon, Maximilian Freiherr Droste zu
Vischering-Padberg. und des Gewerken
Theodor Ulrich vor der Bredelarer Hutte. Auch die Ansicht der Olsberger
Eisenhijtte, die er fur die Gewerkenfamilie Unkraut malte, entstand in
dieser Zeit.
1832 wechselte Seibertz an die
Kunstakademie nach Miinchen und vollzog damit den entscheidenden Schritt
fiir seine Kiinstlerkarriere. Er arbeitete
unter dem Direktor der Akademie, Peter
Cornelius, und lernte den aus Arolsen
geburtigen Wilhelm von Kaulbach kennen, mit dem er dauerhaft eng befreundet blieb. Kaulbach sollte durch seine
groBformatigen Historiengemalde be-
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ruhmt werden. Er wurde Hofmaler des bayerischen Konigs Ludwig I. und leitete ab 1849 als Direktor die Munchner Akademie.
Durch diese Freundschaft wurde
bei Seibertz zunachst Interesse,
spater dann Begeisterung fiir die
Historienmalerei geweckt.
ten, so dass die Familie Kockert
mit ihren vier Kindern nach Prag
umgezogen war. 1844 heiratete
Seibertz die Sangerin Auguste
Kockert. Als sie schon ein Jahr
nach der Hochzeit starb, ehelichte er im folgenden Jahr ihre um
ein Jahr altere Schwester Franziska. Aus dieser Ehe stammt das
einzige leibliche Kind von Engelbert Seibertz. Es wurde auf den
Namen Anna (1847 - 1890) getauft.
1833 trat Seibertz eine groBe
Studienreise an. Uber Oberbayern und Tirol ging es durch Norditalien bis nach Venedig, Genua
und Florenz. In einem umfangreichen Skizzenbuch hielt der zwanzigjahrige Kunststudent seine
vielfaltigen Eindrucke fest.
Da Seibertz seinen Militardienst noch nicht abgeleistet hatte, kehrte er nach dreijahriger
Abwesenheit im Herbst 1835
vorubergehend in seine sauerlandische Heimat zuruck. Sein
Werkverzeichnis ohne Skizzen
und Entwurfe umfasste zu diesem
Zeitpunkt bereits 74 Titel. Zu den
Portrats zahlen auch die Bildnisse
von sieben Mitgliedern der Familie von Biegeleben und die
Kinderbilder von Richard und
Eberhard Unkraut aus Brilon.
Den Militardienst leistete er ab
April 1836 in Berlin. AnschlieBend fuhrten ihn immer wieder
Auftragsarbeiten fur Portrats in
die verschiedensten Gegenden
Deutschlands. Daneben entstanden mit Szenen aus dem „Wallenstein" auch groSere Historienbilder in 01.
Im Winter 1841 folgte Seibertz
einem Ruf seines Munchner
Freundes Christian Ruben nach
Prag, der hier zum Direktor der
Kunstakademie ernannt worden
war. In der bohmischen Hauptstadt machte er die Bekanntschaft
mit Julius Kockert, einem jungen
und hoffnungsvollen Maler, der
Seibertz empfohlen worden war.
Durch ihn lernte er dessen Familie kennen. Der Vater war Sanger
mit
einer
ausgezeichneten
Bassstimme und Opernregisseur
an der Nurnberger Oper. Von
NiJrnberg aus hatte die alteste
Tochter Franziska ein Engagement als Sangerin in Prag erhal-
Johann Suibert und Julie Seibertz batten gegen die Verbindung mit der Familie Kockert
zunachst groBe Vorbehalte. In einem langen Brief schilderten die
Eltern 1846 ihre Bedenken gegen die geplante Ehe mit einer
Protestantin und einer Sangerin.
Zu ihrer Freude trat Franziska vor
der Ehe zum Katholizismus iiber
und verzichtete auch auf alle Engagements als Sangerin.
Johann Soibert Seibertz, Vater des Malers, 1848
Privatbesitz
In Prag ftihrte Seibertz vornehmlich Portratauftrage von
Angehorigen des bohmischen
Hochadels aus. Daneben portratierte er auch viele Gelehrte,
Kunstler und GroBkaufleute. Insgesamt entstanden 106 Olgemalde, davon 68 lebensgroBe Portrats. 1843 zeichnete er das erste
groBe „Faustblatt" mit dem Titel
„Der Traum" und 1844 das zweite „ Faust vor dem Spiegelbild in
der Hexenkuche". 1846 entstand die dritte groBe „Faustzeichnung" mit dem Titel „Faust,
dem die Hexe den Trank reicht".
Auch die Erinnerung an den
„Prager Fenstersturz" und den
DreiBigjahrigen Krieg lebte neu
auf. Hier entstanden alle Zeichnungen zu Schillers „WaIIenstein", die teilweise spater als 01gemalde ausgefuhrt wurden.
Seibertz erlebte in Prag eine
kunstlerisch erfolgreiche Zeit und
scheint sich auch in der Prager
Gesellschaft wohl gefuhit zu haben. Er war Mitglied der Prager
Kunstlergesellschaft „Concordia".
Julie Seibertz, Mutter des Malers, 1848
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Privatbesitz
Wegen der Revolution von
1848 und der antideutschen
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no
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Olstudie fiir ein Fresko im Maximilianeuw
Maximilianeum Mtinchen
Illustration aus Goethes „Faust"
Wallenstein im Gesprdch
mit dem schwedischen Oberst
Ausschreitungen verlieB er Bohmen und
lebte vorubergehend im Haus seiner Eltern in Arnsberg. Hier vollendete er die
in Prag begonnenen „ Faust "-Illustrationen, die 1854 und 1858 in einer
Prachtausgabe im Cotta-Verlag erschienen. Von besonderer Bedeutung ist,
dass Seibertz beide Bande, also erstmals
auch Faust II, vollstandig illustrierte.
Durch das Erscheinen der „ Faust "-Illustrationen, denen bald Illus-trationen zu
Schillers „Wallenstein" folgten, erhielt
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Seibertz einen internationalen Ruf als
Historienmaler. Die kunstliebenden
bayerischen Konige Ludwig I. und dessen Sohn Maximilian II. wurden verstarkt auf den Sauerlander Maler aufmerksam und forderten maBgeblich seine Kunstlerkarriere. Seibertz erhielt
vom, Konigshaus den Auftrag zu zwei
groBen Freskogemalden fiir die oberen
Sale des im Bau befindlichen Maximilianeums. Am 19. Mai 1858 wurde in
Munchen ein Vertrag zwischen Seibertz
und dem bayerischen Konigshaus geschlossen, der die naheren Einzelheiten
der von Seibertz zu erstellenden Gemalde festlegte. Das eine Gemalde zeigt die
imaginare Einfuhrung Alexander von
Humboldts in einen Kreis von Gelehrten
in Bayern. Das andere Gemalde stellt eine Versammlung bedeutender Staatsmanner zur Zeit des Wiener Kongresses
dar. Bis 1869 schuf Seibertz zusatzlich
mehrere allegorische Bilder fiir das
Treppenhaus des Maximilianeums und
fiihrte sie als Wandmalereien aus.
Bei der groBen Kunstausstellung im
Jahre 1858 in Munchen - ein epochemachendes Ereignis in der deutschen
Kunstlerschaft - gehorte Seibertz neben
Kaulbach, Piloty und namhaften anderen Kunstlern zur Jury. Als Anerkennung fur seine Leistungen hat ihm der
bayerische Konig den Verdienstorden
vom Heiligen Michael und den Professorentitel verliehen. Begeisterung fanden
seine Historienbilder wie die Schluss-
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szene zu Shakespearges Richard II., vier
groBe Olgemalde aus ..Wallenstein" sowie die Entwurfe fur funf Fenster der Kathedrale in Glasgow.
Die erfolgreiche Munchner Schaffensperiode und die damit verbundene
gesellschaftliche Anerkennung wurden
durch den fruhen Tod seiner zweiten
Ehefrau Franziska getrubt. Sie starb
1861 im Alter von nur 36 Jahren. Die
Eltern von Engelbert feierten 1862 im
Kreis von zahlreichen Freunden und
Verwandten das Fest der Goldenen
Hochzeit. Auf dieser Feier traf er seine
Jugendfreundin, Franziska Greve (1819
- 1890), verwitwete Hundt. Im folgenden Jahr ging er mit ihr seine dritte Ehe
ein. Zusammen mit ihr, ihren drei Kindern aus erster Ehe und seiner Tochter
Anna kehrte er nach Munchen zuruck.
Nach dem Tod seines Gonners Maximilian 11. und der Ubernahme der Herrschaft durch dessen Sohn Ludwig II.
ging die Zahl seiner Auftrage in Munchen spurbar zuruck. Die Kunstlerszene
in Bayern wurde fortan maBgeblich
durch die Malerfiirsten Karl und Ferdinand von Piloty und vor allem durch
Franz von Lenbach bestimmt. Diese
neue Ktinstlergeneration hielt in ihren
Ateliers regelrecht Hof. Seibertz ftihlte
sich in dieser Umgebung nicht langer
wohl und verlegte daher Ende 1869 seinen Wohnsitz dauerhaft nach Arnsberg.
Nach dem Tod seiner Eltern fiel ihm
1871 das elterliche Haus als Erbe zu.
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Familiengruft Seibertz auf dem Arnsberger Eichholzfriedhof
aus „Arnsberg - Bilder einer Stadt"- Foto: Friedhelm Ackermann f
In Arnsberg widmete sich Seibertz
wieder verstarkt der Portratmalerei. Er
fertigte vor allem Bildnisse fur seine weit
verzweigte Verwandtschaft und seine
vielen Bekannten und portratierte zahlreiche Burger aus dem gesellschaftlichen Leben Westfalens. 1883 fertigte
er ein groBes Wandgemalde in der Arnsberger Propsteikirche, das die „Auferstehung Christi" zeigt.
Weitere schwere Schicksalsschlage
blieben ihm in seinem langen Leben
nicht erspart: 1890 starben seine dritte
Frau und seine Tochter. Nach deren Tod
hat ihn seine Stieftochter, Agnes Hundt,
betreut und versorgt. Hinzu kam ein
schweres rheumatisches Leiden mit der
Folge, dass er die letzten acht Jahre seines Lebens nicht mehr gehen konnte. In
sieben Banden hat er seine Lebenserinnerungen niedergeschrieben, die
auf seinen ausdrucklichen Wunsch hin
erst 50 Jahre nach seinem Tod der Offentlichkeit zuganglich gemacht werden
durften. Seinen sieben Enkeln vermachte er gemeinsam sein Haus und sein
Atelier, allerdings ohne irgendein Inventar oder Mobiliar, das er seiner Stieftochter Agnes Hundt zusprach. Sie er-
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hielt auch alle noch in seinem Besitz befindlichen Bilder oder sonstigen Kunstwerke. Die von Seibertz erstellten Originalzeichnungen zu „Faust" und „Wallenstein" hat sie an das Museum fiir Kunst
und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund gegeben. Das Sauerland-Museum
hat sie fiir die Ausstellung ausgeliehen.
Engelbert Seibertz starb am 2. Oktober 1905 in seinem Haus im hohen Alter von 92 Jahren. Er wurde in der
Familiengruft an der Seite seiner Eltern
auf dem Arnsberger Eichholzfriedhof
beigesetzt.
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Sauerlandische Industriebilder
Wiedcrentdeckte Friihwerke von Engelbcrt Seibertz
von Dr. Siegfried Kessemeier
Bildliche Darstellungen der fruhindustriellen Arbeitswelt des sudlichen Westfalens sind uberaus selten. Sie beginnen
in den 1780er Jahren im markischen
Sauerland mit Kupferstichen, die Werkplatze der Eisen- und Textilverarbeitung
zeigen. Erst seit den 1830er Jahren,
parallel zu einem neuen technischen
Entwicklungsschub, wird das Interesse
an diesem Sujet lebhafter. Wiederum
aus dem markischen Westfalen kommt
um 1834 ein wesentlicher Beitrag: Alfred Rethels Gemalde „Die Harkortsche
Fabrik auf Burg Wetter".
Im Briloner NachlaB Hovener des
Westfalischen Freilichtmuseums Detmold tauchte 2001 ein neues, bisher unbekanntes Industriebild aus dieser Zeit
auf, ein Gemalde, das die „01sberger
Hutte" darstellt und 1832 datiert ist, also noch vor Rethels Bild entstand (01 auf
Leinwand, 40 x 57 cm). Erreicht es auch
nicht dessen kiinstlerischen Rang, so ist
es doch ein bemerkenswertes kunstlerisches Bilddokument, das nun auch das
obere Sauerland in die industriegeschichtliche Bilduberlieferung einbezieht. Eine weitere Uberraschung
schlieBt sich an: Das Gemalde ist - wie
das Kilnstlermonogramm ausweist - ein
Friihwerk von Engelbert Seibertz.
Engelbert Seibertz: Arjsicht der Olsberger EisenhuLle. 1832
Zum leichteren Verstandnis fur unsere Leser wiederholen wir unser Titeibild hier nochi einmal
1832 war der in Brilon geborene und
aufgewachsene Sohn des Juristen und
Landeshistorikers Johann Suibert Seibertz gerade 19 Jahre alt, Im Herbst
1830 hatte er ein Studium an der Kunstakademie Dlisseldorf begonnen, im
Herbst 1832 wechselte er zur Kunstakademie Munchen. Als er im Sommer dieses Jahres fiir einige Monate in Brilon
war, widmete er sich seinen ersten
Gemaldeauftragen. AuBer drei Portrats,
von denen berichtet wird, hat er damals
- sicher im Auftrag des Briloner Gewerken Richard Unkraut - auch die Olsberger Hutte gemalt.
Industriebilder dieser Zeit sind noch
ganz in Landschaft eingebunden, also
eigentlich Landschaftsbilder mit Industrieanlagen. So auch diese Darstellung,
die traditionell bei einem Staffagebaum
im Vordergrund ansetzt und sich mit
einem Talausschnitt zum Hintergrund
und einem stimmungsvollen Himmel
off net. Ein bewaldeter Bergrucken tritt
rechts vor den Himmel; er senkt sich
links ins Tal, wo man leicht angedeutet
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einen Ort mit einem Kirchturm erkennt.
Beherrschend erscheint im Vordergrund
mit dem Schwerpunkt in der Bildmitte
die Hutte. Hauptgebaude und Vorplatz
sind hell hervorgehoben; uber einen benachbarten Wiesen- oder Feldhang wird
das Licht weiter zum Talausschnitt und
rotlichen Abendhimmel gefuhrt. Die
Nebengebaude der Hutte treten, etwas
im Schatten bleibend, zuruck. Vielerlei
miniaturhafte Figuren beleben den Vordergrund. Besonders hervorgehoben
sind drei Manner, offensichtlich bei einer
Inspektion; der mittlere wohl ein Gewerke, der rechte mit weisendem Arm ein
Hiittenmeister. Dies entspricht einer
schon seit dem 18. Jahrhundert bei Industriebildern gelaufigen Darstellung.
verteilt: Andeutung regsamer Tatigkeit.
Trotzdem sind die Bauten bestimmend.
Im Mittelpunkt ein einstockiges Gebaude, das an einem kleinen Vorgiebel
Schlagel und Eisen zeigt, uberragt von
einem eckigen, turmartigen und mit Satteldach abgeschlossenen Bau: Es ist die
GieBhalle mit dem Hochofen. Links daneben, mit dem Mauerwerk unten an die
GieBhalle anschlieBend, ein zweistockiges, oben in Fachwerk ausgefuhrtes Gebaude. Dahinter weitere Hauser, of fenbar Lagerhauser, sowie ein rechteckiger
Sockel aus Bruchstein mit einer rotlichen Aufschuttung, vermutlich die Erzroste. Vorn rechts lauft ein Wassergraben oberschlachtig iiber ein Wasserrad; knapp am unteren Bildrand ein
Bach, der ihn aufnimmt.
In den geoffneten Tiiren des Hiittengebaudes sind zwei Arbeiter zu erkennen, ein drifter neben dem Wasserrad
rechts. Aber damit nicht genug; wenn
auch nur winzig und schemenhaft, entdeckt man bei den Nebengebauden
zwolf weitere Arbeiter, auBerdem abseits
zwei Fuhrwerke, eines unten im Tal,
eines daruber auf dem Hangweg, und
schlieBlich links am Rand neben einem
Busch einen Angler. Solch eine idyllische Randfigur im Vordergrund ist ebenfalls ein traditionelles Motiv. Sechzehn
Menschen und zwei Fuhrwerke also
sind, kaum daB man es erkennt, im Bild
Der Kunstler hat die topographische
Situation genau wiedergegeben: die Lage der Olsberger Hutte in einem Seitental der Ruhr am Gierskoppbach, unterhalb eines Bergruckens, des sogenannten „Tannenkopfchens". Der im Talausschnitt links erscheinende Ort soil
Olsberg sein. Auch die Wassernutzung
des Gierskoppbaches, wichtig fur den
Geblaseantrieb, wird mit dem Wasserrad angedeutet. Irritierend ist der spitze
Kirchturm hinter der Bergkante. Er
gehort nicht zum Olsberger Ortsbild dieser Zeit, entspricht aber dem Turm der
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zustandigen Pfarrkirche St. Martin in
Bigge. Der Maler hat ihn wohl nur kompositorisch eingefiigt. Das seitlich sichtbare TiArmchen indes ist das der damals noch vorhandenen Olsberger
St. Nikolaus-Kapelle.
falischen Industriebilder der Zeit. Der
spatere Portratist Seibertz schuf hier auf
seine Weise auch ein Portrat, indem er
die topographische Physiognomie eines
sauerlandischen Huttenwerkes ins Bild
brachte.
Bereits seit Ende
des 16. Jahrhunderts an dieser Stelle bestehend und
den Roteisenstein
des nahen Eisenbergs nutzend, hatte die Hutte ab
1823 durch den
Bau eines neuen
Hochofens und die
Einrichtung einer
GieBerei mit Schleifwerk eine entscheidende Modernisierung erfahren, die
zu einer positiven
Entwicklung fiihrte.
Der Hochofen hatte eine Hohe von
etw/a neun Metern.
Ein neues Zylinder-
Der junge Seibertz hat mit diesem Bild in einer
erstaunlichen Genauigkeit und Detailliertheit die Olsberger HQtte im Zustand von 1832 geschildert.
Trotz
mancher konventioneller Ztige ist es
eine industriegeschichtlich bedeutende Darstellung.
Sie erganzt die bisher bekannten west-
Ausschnitte aus dem Gemdide „Ansicht der Olsberger Eisenhiitte", 1832
Alls Aufnatimen wurden vom Westfalisclien Freiiichtmuseum Detmoid, Landesmuseum fur Volkskunde zur Verfugung gestellt
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geblase, verbunden mit einem
Wasserrad von mehr als sechs
Metern Durchmesser, sorgte
fur die Luftzufuhr. Als 1825
der Oberberghauptmann Gerhard aus Bonn die neue Anlage besichtigte, bezeichnete er
sie als vorzijglich und nannte
sie beispielhaft fiir andere
Hutten im Herzogtum Westfalen. Solche waren etwa die
seit 1728 betriebene Wendener Hutte (bis 1866) und die
1748 gegrtindete Wocklumer
Hutte (bis 1864).
Sein SelbstbewuBtsein ist
uniibersehbar. Seibertz hat es
eindrucksvoll ins Bild gebracht. Eine Unternehmerpersonlichkeit und der Ort ihres Schaffens - ein als ehemaliges Kloster ungewohnlicher
Ort. Wie bei Rethel ein barter
Kontrast: dort die Fabrik in
der Burg, hier die Eisenhutte
im Kloster. Die Ablosung der
alten Zeit durch eine neue - in
den ersten Jahrzehnten des
19. Jahrhunderts schritt sie
unaufhaltsam voran.
Geschmolzen wurde mit
Holzkohle. Nach dem Umbau
war die Hutte anfangs 23-24
Wochen jahrlich in Betrieb
(1827), spater bereits 32 Wochen (1834). Sie erzeugte
zunachst jahrlich 10-12000
Zentner Roheisen, spater sogar 16000 Zentner. In den
Jahren 1831-33 waren bei
ihr zahlreiche Arbeiter beschaftigt, nicht nur Huttenleute, sondern auch andere in
ihrem Umfeld Tatige: Bergleute, Hammerschmiede,
Kohler, Fuhrleute. Diese Fakten machen deutlich, was alles sich hinter der nahezu idyllisch in eine Gebirgslandschaft eingebetteten Hutte verbirgt.
Die Bredelarer Hiitte verarbeitete Eisenerze aus den
Ulrichschen Gruben. Sie produzierte Roheisen und Gu6waren wie Ofen, Topfe,
Gelander und Pumpenrohren. 1836 wurde ein zweiter Hochofen errichtet, 1851
ein dritter Seibertz' Gemalde
von 1832 erinnert an die Anfangsphase
dieser
Entwicklung.
Inzwischen ist im Zusammenhang der
Forschungen zur Bredelarer Hutte ein
weiteres Gemalde von Engelbert Seibertz, ebenfalls 1832 entstanden, in Privatbesitz aufgetaucht, das einem anderen Typus des Industriebildes entspricht:
dem Unternehmerbildnis mit topographischem Hintergrund. In Seibertz'
Werkverzeichnis erscheint es unter dem
Titel „Bildnis des Herrn Theodor Ulrich
im blauen Rock und braunen Mantel, im
Hintergrund das Haus Bredelar" (01 auf
Leinwand, 60 x 50 cm).
Auch dieses Werk ist ein bemerkenswertes Dokument sauerlandischer Industriegeschichte und erganzt das Olsberger Huttenbild. Seibertz' Begabung als
Portratmaler wird hier schon deutlich.
Das Brustbild zeigt im Halbprofil nach
rechts einen Mann mit energischem Gesichtsausdruck, der zusammen mit der
aufwendigen Gewandschilderung und
der Raffung des Mantels etwas Kiihnes
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Bildnis Theodor Ulrich mit der Eisenhiitte
im einstigen Kloster Bredelar 1832
und FeldherrnmaBiges hat. Den Kopf
hinterfangt eine bergige Landschaft mit
Gebauden. Dargestellt ist das einstige
Zisterzienserkloster Bredelar, in dem
Theodor Ulrich (1790-1878), aus einer
der fiihrenden sauerlandischen Gewerkenfamilien stammend, 1828 eine
Eisenhutte errichtete. Sie wurde nach
ihm „Theodorshutte" genannt und bestand als GieBerei bis 1931.
Miniaturhaft, aber deutlich ist links
vom Kopf die industrielle Nutzung der
Klosterkirche, in der der erste Hochofen
stand, erkennbar: eine Rauchfahne uber
dem Dach, eine fiir die Zeit typische filigrane Eisenbriicke in Dachtraufenhohe
(sie diente der Beschickung des Hochofens), darunter ein rauchender Holzkohlenmeiler (Hinweis auf den Betrieb
mit Holzkohle) und ein Pferdefuhrwerk.
Es ist ein in den Einzelheiten realistischer Ausschnitt, ahnlich den Miniaturen des Olsberger Huttenbildes.
Mit der Industrieanlage links und dem
stattlichen Klosterflugel rechts erscheint
der Dargestellte wie ein SchloBherr.
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Der erste Teil dieses Beitrages wurde mit
freundlicher Genehmigung des Westtalischen Freilichtmuseums Detmold
ubernommen aus: Siegfried Kessemeier,
Olsberger Huttenansichten: erschienen in: Goldene
Zeiten, Sauerlander Wirtschaftsburgervom 17. bis 19.
Jahrhundert, hrsg. von Stefan Baumeier und Katharina Schlimmgen-Ehmke, Essen 2001.
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Mitgliederversammlung des Sauerlander Heimatbundes in Meschede
ijberzeugende Demonstration der Bedeutung des Heimatbundes fiir das kurkolnische Sauerland
in der Stadthalle in Meschede
von Hans Weuering
Den musikalischen Auftakt gab das
Blaserquintett des Musikvereins Freienohl unter Leitung von Wolfgang Klauke
mit barocker Blasermusik.
mit dem Tatigkeitsbericht des Vorsitzenden Dieter Wurm einen breiten Raum
ein. Die Ehrung der Verstorbenen, festgemacht an dem Vorstandsmitglied, Redaktions- und Schlussredakteur, Kreisheimatpfleger und Mitglied des Kulturausschusses Friedhelm Ackermann,
zeigte noch einmal den herben Verlust
fijr den Sauerlander Heimatbund auf.
Aber es wurden auch Wege fiir den
Generationswechsel aufgezeichnet. Die
Schlussredaktion wird in Zukunft von
Hans Wevering und Martin Reuther
wahrgenommen. Dirk Wevering, der
auch bisher schon fiir die Bildbe- und
verarbeitung tatig war, wird mehr und
mehr die Aufgaben des Layouts und der
technischen Redaktion wahrnehmen.
Das Bildarchiv von Friedhelm Ackermann wird der Redaktion auch weiter
zur Verfugung stehen. Daruberhinaus
ist mit Georg Henneke ein Fotograf gefunden worden, der Zuarbeit fiir die Redaktion liefert. Der Mitgliederbestand
bewegt sich um die 3000, genau 2998
Mitglieder. Es folgten Hinweise auf die
Arbeit zur Erstellung eines „Schlagwortverzeichnisses" fiir die bisher rund
12000 erschienenen Seiten unserer
Zeitschrift SAUERLAND.
Eine mit viel Beifall aufgenommene
Uberraschung gelang dem Heimatbund
Meschede mit dem ausgezeichneten
plattdeutschen Vortrag von Frau Christel Meyer; „Ruckblick und Ausblick" von
Hedwig Jungbluth-Bergenthal.
Der Kassenbericht wurde als befriedigend dargestellt und nach dem Bericht
der Kassenprufer konnte dem Vorstand
Entlastung erteilt werden. Zur Wahl
standen der Kassenfiihrer/in und der
Geschaftsfijhrer/in. Die Versammlung
Mitglieder und Gaste folgten in diesem Jahr der Einladung der Stadt Meschede und waren am 27. August 2005
in Meschede zu Gast, 438 Mitglieder waren der Einladung gefolgt um auch in diesem Jahr, auch wohl aus einem personlichen Bediirfnis, eine Demonstration fiir
das kurkolnische Sauerland abzugeben.
Von der Atmosphare vollig anders als
im vergangenen Jahr in Balve. Da noch
in der einmaligen Umgebung der Balver
Hohle, hier die groBartige Atmosphare
der gut geschmiickten Stadthalle. Nicht
unerwahnt bleiben darf die vom Kulturamt der Stadt Meschede und vom Stadtmarketing aufgebaute Ausstellung unter
dem Titel „100 Jahre Stromversorgung
und 75 Jahre Gasversorgung in Meschede". Ebenso die vielbeachtete Ausstellung des Mescheder Heimatbundes
mit ausschlieBlich Friedhelm Ackermann'schen schwarz-weiB Aufnahmen
von Kulturgutern aus Meschede, auch
zur Erinnerung an den Verstorbenen gedacht.
Der Vorsitzende des Sauerlander Heimatbundes, Dieter Wurm, zeigt sich
hocherfreut so viele Mitglieder in seiner
Heimatstadt begruBen zu konnen. „Kultur als Erbe und Auftrag" sei das Motto
des SHB, so der Vorsitzende.
GruBworte vom Btirgermeister der
Stadt Meschede Uli Hess, vom stellvertretenden Landrat des Hochsauerlandkreises Erhard Schafer und vom Vorsitzenden des Heimatbundes Meschede
Michael Schaefer folgten.
Die Regularien, das Wesentliche der
Mitgliederversammlung, nahmen u.a.
Der 1. Vorsitzende Dieter Wurm
begriiBt die in groBer Zahl
erschienenen Mitglieder und Gdste
Foto: Hans Wevering
Auftakt zur Mitgliederversammlung in der Mescheder Stadthalle
Foto: Anja Hagedorn
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namlich 50 % der Anmeldungen. Aber
die anderen Exkursionen, alle beleuchteten das kulturhistorische Erbe, waren
ebenso interessant.
Den Abschluss des Tages bildete traditionsgemaB der Plattdeutsche Gottesdienst in der kath. Pfarrkirche St. Walburga. Zelebrant war Dechant Friedhelm Rusche aus Olpe, der alle Texte
und auch die Predigt in Plattdeutsch
sprach. Dr. Werner Beckmann hatte die
Gestaltung der Messtexte vorgenommen. Ein GruBwort fUr die Evangelische
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Kirche Meschede sprach Pfarrer HansJiirgen Baumer aus Meschede. An der
Orgel begleitete Mark Ehlert zu plattdeutschen Liedtexten.
Vorsitzender und Vorstand konnen
auf eine gelungene Mitgliederversammlung zuruckblicken. Alle Teilnehmer werden sich gern den Dankesworten des
Vorsitzenden Dieter Wurms an die Stadt
Meschede, den verantwortlichen Mitarbeitern und Helfern aus dem stadtischen
Bereich, aber auch den Helfern aus dem
Mescheder Heimatbund anschlieBen.
CruBworte des stellvertretenden
Landrats Erhard Schdfer
(1)
Pater Claus Ludger Sobbeler
bei der Fiihrung durch die Abtei Konigsmiinster
(3)
(1) (2) (3) Foto: Hans Wevering
M^
Dieter Henrici,
Prdsident der Industrie- und Handelskammer Arnsberg
(2)
folgte dem Vorschlag des Vorstandes
und wahlte Hans-Dieter Loeffler und Ulla Schmalt wieder in den Vorstand.
Im Hauptreferat, gehalten vom Prasident der Industrie- und Handelskammer
Arnsberg Dieter Henrici, wurde die wirtschaftliche Situation des kurkolnischen
Sauerlandes beleuchtet. Von den
Mitgliedern wurde das Referat mit Interesse und viel Beifall aufgenommen und
ist auf der Seite 123 nachzulesen.
Nach dem Mittagessen auf Einladung
der Stadt Meschede, bei vielen Gesprachen und Kontakten unter den Mitglie^
dern, waren seciis Exkursionen im Angebot, so dass alle Interessenlagen abgedeckt waren. Besonderer Andrang
war fijr die Exkursion nach Schloss Laer
und Klausenkapelle zu verzeichnen,
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Mitglieder horen interessiert die Eriduterungen auf dem Ehrenfriedhof in Euersberg
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Foto: Ulla Schmalt
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Wanderer im Sauerldnder Herbstwald
Foto: Friedhelm Ackermann t
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Einem Ratsel auf der Spur: Balve vor 1200 Jahren
von Werner Ahrens
Wir konnen mit groBer Sicherheit davon ausgehen, dass die Sachsen in dem
Bereich der spateren Balver Befestigung
schon eine Siedlung hatten.
Wenn wir wissen, dass Widukind
Landereien im Balver Land besaB, wenn
wir wissen, dass Widukind ein zaher Widersacher Karl des GroBen war, der sehr
spat und nicht ganz freiwillig zum Christentum konvertierte, so kann man sich
einiges erklaren, wenn man Fragen stellt
wie:
Stimmt es, dass in der Lebensgeschichte des hi. Ludger, von einem
Monch 864 in der Abtei Werden, von
einem blinden Madchen berichtet wird,
das geheilt nach Balowa (das heutige
Balve) entlassen wurde?
Stimmt die Obersetzung des Namens
Balowa z. B. mit; „bei den Bosen"?
Erklarbar ist es schon, wenn die
widerborstigen Sachsen, im wilden Tal
der Honne, mit einem Bericht iiber ein
Wunder an einem ihrer Kinder uberzeugt oder belohnt werden sollten, wenn
wir lesen, dass viele Sachsen immer wieder nach ihrem uberlieferten Kult lebten.
Und wer weiB schon genau, warum
die Kirche in Balve ca. 100 Meter vom
befestigten Ort gebaut wurde? Hatte
man die Kirche nicht mit „ins Dorf' nehmen konnen? Wenn die Menschen hier
wirklich so schwierig waren, hatte eine
Holzkirche nicht lange gestanden. Dass
es durch Unwetter auch mal Hochwasser gab, ist kein ausreichender Grund
die erste Kirche weit drauBen zu bauen.
Solche gelegentlichen Oberschwemmungen hat es ja in vielen Orten gegeben und gibt es noch.
Oben der diteste Tell, die Apsis! Die weiBe Linie macht den Anbau des Ciiorraumes und des
Querhauses deutlich, gut zu erkennen am Material und der Schichtung der Steine.
Die vage Vermutung, das Haus Nassau habe die Kirche gegrundet, kann uns
auch nicht weiterhelfen.
Vorgesetzte Halbrundsdule auf eine einfache
Basis gesetzt, Mauervorsprung, um 1300.
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Unten: Die friihe, schlichte rom. Basilika konnte so ausgesehen haben Rechte Seite: Die rom. Hallenkirche wie sie uns a. d. 13. Jh. bis 1910 iiberbracht ist.
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Ehem. Nordost-Portal des Querhauses mit
dem gleichen schachbrettartigen Muster der
Kdmpfer im Querhaus.
Kdmpfer aus einer frijhen Bauzeit,
vom Querhaus in den Chorraum gesehen.
Kdmpfer im Querhaus aus der Basilikazeit,
nach Osten gesehen.
Stadtfuhrungen, die ich an unserer
Kirche beginne, haben mich dazu gebracht unsere romanische Kirche naher
anzusehen.
Erkenntnisse dariiber, dass sie zu verschiedenen Zeiten verandert wurde, gibt
es u. a. von F. A. Hoynck, Dombaumeister Prof. Joseph Buchkremer, Dr. theol.
et phil. Karl Holker und Dr. Elmar Hartmann.
Keiner der Autoren geht allerdings
auf Besonderheiten ein, die durch Vergleichen interessante Erkenntnisse bringen und Deutungen zulassen. Sie haben
mich bewegt in einer 16-seitigen
Schrift, sehr komprimiert, Fragen zu
stellen, die noch nicht gestellt wurden.
Details „sichtbar" gemacht, die bisher
von Balvern und Besuchern nicht bewusst beachtet wurden.
Oben: Ein Medaillon in einer Fensterlaibung
in der romanischen Apsis. Ein Prophet oder
Johannes der Tdufer?Oder? Wer weiB es...?
Rechts: Seit 1911, die St. Blasius-Kirche mit der Oktogonkuppel von Dombaumeister Prof.
Joseph Buchkremer aus Aachen.
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Einem Rdtsel auf der Spur: Balue vor
1200 Jahren. Eine interessante Veroffentlichung, fur 1 Euro in Buchhandlungen, in der Balver Kirche und bei
der Heimwacht Balve e.V.
erhaltlich. (Fotos: Ahrens)
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JubelgriiBe zum SchulabschluB seit der Kaiserzeit
Bericht iiber eine Schmallenberger Ausstellung
Eine umfassende Geschichte des Bildungswesens und der Schulentwicklung
inn Herzogtum Westfalen gibt es bisher
leider nicht. Zwar haben viele sauerlandische Schulen - sowohl traditionsreiche wie noch ganz junge - in Jubilaumsschriften ihren Werdegang aufgezeichnet, aber das sind Einzeldarstellungen,
eine Gesamtschau der Bildungseinrichtungen fehlt bis heute.
Es gibt aber hoffnungsvolle Ansatze,
nicht am Padagogenschreibtisch entstanden, sondern als Ergebnis der Passion eines unermudlichen Sammlers.
Wolfgang Schultz
aus Bad Fredeburg
hatte mit seiner beeindruckenden Ansichtskartensammlung bekanntlich
schon im Museum
Holthausen die
Entwicklung des
Tourismus in unseren Breiten veranschaulicht. Nun
prasentiert er schulische Dokumente
ganz besonderer
Art: Die erfolgreichen Abiturienten und
„Einjahrigen" verschiedener Schulen
des Sauerlandes schickten an Verwandte und Freunde GruBkarten, um das erfreuliche Ereignis zu verkunden. In der
Kaiserzeit entstanden solche Festkarten,
bis diese Beispiele „bildlich dargestellter Emotionen" - so nennt sie Schultz
selbst - nach dem Zweiten Weltkrieg aus
der Mode kamen. Er stellte diese Spezialsammlung aus seinen Schatzen im Juni dieses Jahres in der Sparkasse
Schmallenberg aus: 180 Karten verschiedenster Art aus dem Kreis Olpe,
dem Hochsauerlandkreis und der Stadt
Ruthen.
Nicht genug damit, da6 wir die JubelgriiBe in Schwarz-WeiB oder Farbe mehr
oder weniger kunstlerisch gestaltet in
den Vitrinen betrachten konnten,
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von Dr. Erika Richter
Tivnd^vv^^ 190$.
KrieqsjahrlW^
iGYMNASIUHLAURENTIAWUni
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karten gefeiert. Neu war nun auch die
hohere Madchenbildung wie in Olpe
oder Arnsberg, die mit Festkarten die
mannliche Tradition iibernahmen, sogar
die Bezeichnung „Einjahriges", die fur
Madchen ja nicht zutraf.
Schultz hat den jeweiligen schulischen
Hintergrund, Grundung und Schulform
erlautert und damit schon ein Stuck
Schulgeschichte unseres Raumes verfaSt. Wer weiB heute, da6 bereits das
17. Jahrhundert im Sauerland bemerkenswert „schulfreundlich" gewesen ist,
zumindest hinsichtlich der gymnasialen
Bildung. In Attendorn, das schon seit
1515 eine sog. Humanistenschule hatte, wurde diese 1638 als „Marianum
Seraphicum" von Franziskanern fortgefiihrt. Ebenfalls noch im DreiBigjahrigen
Krieg, im Jahr 1643, entstand in Arnsberg im Einvernehmen mit Wedinghausen das Klostergymnasium „Laurentiano-Norbertinum", in Brilon 1655
das Minoriten Gymnasium, das nach
wechselvoller Geschichte als „ Gymnasium Petrinum" in diesem Jahr seine
350. Jahrfeier begehen konnte. Von
diesen traditionsreichen Schulen verktinden besonders viele GruBkarten den
errungenen Sieg der Absolventen.
Das 20. Jahrhundert entwickelte eine
Fiille neuer Schulformen, von denen
hier die Fredeburger „ Deutsche Oberschule in Aufbauform" gruBt. Falls es
noch Fredeburger Schuler und Abiturienten gibt, die in Schubladen Karten aus
der damaligen Zeit hiiten, wurde sich
Wolfgang Schultz uber eine Mitteilung
besonders freuen. Das gilt aber auch fiir
alle anderen Schulen, denn er betont
ausdrucklich, daB seine Vorstellung der
klassischen GruBkarten „nur einen ersten Schritt zur Erhellung der Thematik"
bedeute. „Es fehlen zu viele „Jahrgange" solcher Festkarten, die es gestatten
wiirden, eine Linie in die Vielfalt der
Darstellungen zu bringen ..."
Ihn
feierten
aber auch die „Einjahrigen". Diese
Bezeichnung gab
es in PreuBen seit
1832 fur den
SchulabschluB
beim Erreichen der
Obersekunda-Reife. Wer sie erhielt,
brauchte als wehrdienstpflichtiger
Freiwilliger nur ein
Jahr aktiv zu dienen und durfte sich
seinen Truppenteil
selbst
wahlen,
muBte sich allerdings, so erlautert
Schultz, auf eigene
Kosten unterbrinWIILSEHEN.WAE FAU5TE UND 5CHIJLTERN QREITET gen, bekleiden und
WA5 DIE 5EELE SCHWEUJ UND DIE>UJEEN WEITET verpflegen. Auch
in den seit dem
19. Jahrhundert
im hiesigen Raum
neu entstehenden
Schulformen wie
dem Lehrerseminar in Ruthen,
das
Volksschullehrer ausbildete,
wurde der AbschluB durch GruB-
II
WIIL 5EHEN,
WAS DIE ARBEIT IST.
DEUTSCHE DBERSCHULE
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Es ware schon, wenn der Appell des
Sammlers Widerhall fande und sich die
Liicken in den Jahrgangen schlieBen
konnten. Schon jetzt veranschaulichen
die Karten aber sehr ausdrucksvoll, wie
sie vom jeweiligen Zeitgeist gepragt
sind: das Pathos von Krieg, Kampf und
Sieg und einer strahlenden Zukunft verinnerlichten die vergangenen Generationen offenbar mit Inbrunst - vielleicht
ein Grund, warum moderne Jugendgenerationen, die eher „cool" sein wollen, sich dieser GruBkartenmode nicht
angeschlossen haben.
Wie ware es mit einer Wiederholung der Ausstellung an anderen
Orten?
Neue Mitglieder
bzw. Abonnenten
Gabriele Richter, Balve • Paul Fingerhut, Hagen • Eva-Maria Pfitzner, Meschede • Wolfgang WeiB, Stadtmarketing Meschede e. V. • Ulrich Moll, Hagen • Heike Ackermann, Stuttgart •
Christoph Traud, Balve • Helga Mouwens, Sundern • Michael Pellmann,
Sundern • Michael Horrig, Sundern •
Manfred Siepe, Eslohe • Dr. Robert
Lange, Lennestadt • Michael Maas, Meschede • Dr. Jost Schmitz-Berning,
Neuss • Lucy Gabriel, Overath
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Auf den Spuren von Kaisern, Kaufleuten und Pilgern
von Wilfried Schmidt
Kurz vor dem Sportplatz am Wormbacher Berg erfolgte der Oberfall. Aus
dem Dickicht des Waldes sturzten, ihre
Schwerter schwingend, laut schreiend
wilde Sugambrer und forderten ihren
Wegezoll. Die Oberfallenen, eine Schar
frommer Pilger, wanderten friedlich
uber die HeidenstraBe, den uralten Weg,
der das zentrale Sauerland durchquert,
von Korbach kommend und nach Koln
fuhrend. Die Pilger zahlten mehr oder
minder erfreut den Zoll und trollten sich
fort auf Gleidorf und Winkhausen zu. So
geschah es am 12. Juni 2005: Aber die
Sugambrer waren nicht echt, der Uber-
ein an. Denn seit
dem fruhesten Mittelalter wurde der
Weg benutzt, von
Pilgern zum Beispiel, die zum fernen Santiago de
Compostella im
Nordwesten Spaniens wollten; aber
auch Kaiser des
Heiligen Romischen Reiches
Deutscher Nation
zogen auf der
wm
HeidenstraBe, als
das von ihnen regierte Reich noch
keine Hauptstadt
besaB und die Kaiser als „Reisekaiser" im Lande unterwegs
waren.
Gut 100 interessierte Wanderer trafen sich in Wormbach zu einer
„Erstwanderung"
auf der HeidenEriduterungen an der Schmallenbercjer Linde
von Herbert Schmoranza
straBe. Dabei war
der Vorsitzende des
fall ein Spiel. Und die Schar frommer Sauerlander Heimatbundes, Dieter
Pilger? Sie wanderten uber den Worm- Wurm, der in der Wormbacher Kirche
bacher Berg und sucliten die Heiden- die Teilnehmer begruBte, unter ihnen
straBe, jenen historischen Weg, den Anneliese und Herbert Schmoranzer,
einst Herren und Handler, Kaiser und die in ihrem Buch „Wandern und PilKaufleute, Pilger und Pater von Leipzig gern auf der HeidenstraBe" den alten
nach Koln und umgekehrt zogen. Hier Weg wieder sichtbar machen. Es gehort
und dort finden sich noch Reste der al- zu den Phanomenen unserer Zeit, dass
ten StraBe in der Landschaft, Hohlwege Wanderer sich wieder auf alte Wege beund Feldraine, deuten noch Flur- und geben und ihnen folgen, zum Teil durch
StraBennamen auf die alte Verbin- halb Europa.
dung hin.
Innerhalb der Stadt
Schmallenberg fuhrte die
Die HeidenstraBe wieder
HeidenstraBe, von der Winans Licht und damit in die
terberger Hochflache komErinnerung zu heben, ihren
mend, uber Winkhausen,
Verlauf und ihre Bedeutung
Gleidorf und den Wormbazu erkennen, das geschichtcher Berg nach Wormbach
liche Treiben im Laufe der
und weiter nach Bracht. Die
Zeit nachzufuhlen und sie
Wandergruppe war von
Wanderern und Pilgern zu
Wormbach bis Winkhausen
erschlieBen - dieser Aufgabe
unterwegs, gefuhrt und benehmen sich Sauerlander
gleitet von Fachleuten, die
Heimatbund, Schmallenber- latcsMiagSMMBiaa lHim
ger Verkehrsverein und Oberfall der Sugambrer Erlauterungen gaben. Es begann in Wormbach; ijber
am Wormbacher Berg
Sauerlandischer Gebirgsver-
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HeidenstraBe uor Gleidorf
dieses ehrwurdige Gotteshaus, eines der
altesten im Sauerland, berichtete Annemarie Schmoranzer. Mitten im Wald am
Wormbacher Berg wartete Paul Tigges
vom Ebbinghof auf die Wanderer an einem Kreuz und zeigte die Wegespuren
von Pilgerweg und HeidenstraBe, die auf
der Erde noch sichtbar sind. Uber die
„Schmallenberger Linde", von der aus
die Landschaft zwischen Robecke und
Hardier uberschaubar ist, wanderte die
Gruppe nach Gleidorf. Pfarrer Wolfgang Rademacher fuhrte durch „seine"
Kirche, die zu Unrecht unter den sauerlandischen Kirchen wenig beachtet
wird; die Himmelsleiter in der Altarconche, 2003 von Eckhardt Sehrock
aus Paderborn gemalt, ist einmalig im
Hochsauerlandkreis. Von Gleidorf verlief die HeidenstraBe parallel zur jetzigen
B 236 bis Winkhausen. Hier endete die
Wanderung im Hotel Deimann.
Der uralte Weg, gekennzeichnet mit
der Jakobsmuschel, bringt alle historisch
interessierten Menschen auf einen Pfad,
der sowohl den stillen Pilger an sein Ziel
brachte
als
auch den Herrscher des Reiches, den Kaufmann, den
Diplomaten. Er
wird heute wieder begangen
vom wandernden Pilger, der
ein femes Ziel
erreichen will,
um unterwegs
bei sich selbst
Alle Fotos:
anzukommen.
Annemarie Schmoranzer
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Das Sauerland - Industrieregion mit Vergangenheit und Zukunft
Dieter Henrici, Prasident der Industrie- und Handelskammer Arnsberg hielt anlasslich
der Mitgliederversammlung des Sauerlander Heimatbundes am 27. August 2005 in Meschedc
den nachfolgend abgedruckten vielbeachteten Festvortrag
katastrophalen Zustand der Wege im
Herzogtum. Und so schreibt Schatzmann weiter:
Meine Damen und Herren, Herr
Wurm!
„\Ner zu spat kommt, den bestraft
das Leben."
„Handlung und Kommunikation
mit benachbarten Provinzen stockt
wegen der ublen Beschaffenheit der
StraBen. Ein jeder sucht gerne die weitesten Umwege, wenn er nur den verschrieenen Namen dieser LandstraBen hort."
Wenn man dieses geflugelte Wort von
Michael Gorbatschow als MaBstab
nimmt, dann miisste das Saueriand immer noch am Schwanze aller nordrheinwestfalischen Entwicklungen und dem
Wohlstandsgefiige stehen.
Die Geschichte des HSK zeigt, dass
die spate Entwicklung einer Region
auch ein Vorteil sein kann. Ebenso haben die letzten 150 Jahre bewiesen,
dass geographische Randlage keinesfalls zwingend wirtschaftliches Schattendasein bedeuten muss. Die Marktwirtschaft bietet jeder Region jederzeit
Entwicklungschancen - Gelegenheiten,
die man allerdings erkennen und entschlossen nutzen muss. Denn von der
Wirtschaftsgeschichte her sind wir mehr
als benachteiligt worden.
600 Jahre gehorte das Hochsauerland als Herzogtum Westfalen zum Kurfiirstentum Koln, von 1180 bis zum Jahre 1803.
„Es lasst sich gut unter dem Krummstab leben" ist ein geflugeltes Wort, ob
das allerdings fiir das Sauerland gilt ist
mehr als zweifelhaft. Der kolsche Kurfurst sah diese Region, das Herzogtum
Westfalen, allein als Jagdgebiet an, anstatt ihr Impulse zur wirtschaftlichen
Weiterentwicklung zu verleihen.
Das gilt insbesondere fur das
18. Jahrhundert, als die Standorte ringsherum, das markische Sauerland, das
Siegerland und Ostwestfalen sich unter
den PreulSen prachtig fortentwickelt hatten. So hatte sich die preuBische Mark,
heute auch markisches Sauerland genannt, mit der Zeit hoch entwickelt. Die
vielen Kaufleute und Friihindustriellen
hatten weit reichende Verbindungen zu
den Messen in Frankfurt und Leipzig, zu
den Handelszentren Amsterdam und
Antwerpen geknijpft und verkauften
dort heimische Produkte, wie Draht in
speziellen Dimensionen, Schnallen, Haken und Dosen. Iserlohn gehorte am Ende des 18. Jahrhunderts sicherlich zu
den reichsten Stadten PreuBens.
Und was geschah mit dem HSK? Alle Geschaftsleute vermieden Reisen von
Norden nach Suden, von Westen nach
So beschreibt mein Ur-Ur-GroBvater
Brokelmann seine Reisen ins Sauerland
um Waren aus Dortmund dort zu verkaufen;
Dieter Henrici
Prasident der Industrie- und Handelskammer Arnsberg
Osten in unserer Region. Es war nicht
nur alleine die schwierige Topographie,
sondern die miserable Verkehrsinfrastruktur. So schreibt der Chronist Ferdinand Schatzmann 1803 uber die Wege
im kurkolschen Sauerland, das soeben
hessisch geworden war, Folgendes:
„Die Land- und PoststraBen dieses
Herzogtum Westfalens sind erbarmlich und es ist kein Wunder, dass der
FuB des Wanderers bisher sie vermied.
Sie durften wohl zur Hauptursache
dienen, dass dieses Land von Reisebeschreibern so selten und sparsam gedacht wurde und die Reise-Liebhaberei unserer Tage auf diese, daher noch
unbekannte Gefilde Westfalens so wenig ihr Augenmerk richtete."
Zwar fuhrt schon im Mittelalter zumindest eine wichtige Nord-Sudverbindung von Osnabruck bzw. Miinster
uber Soest und Arnsberg weiter in Richtung Frankfurt und Mainz. Und nach
Koln gelangt der Reisende durch die
Verbindung, die von Kassel liber Korbach und Grevenbriick nach Westen
fiihrte. Dennoch ist nicht zu verkennen,
dass das Herzogtum abseits der groBen
Handelswege liegt. Es gibt zwar lokale
bzw. regionale Verbindungen, so etwa
zwischen dem Herzogtum und dem
Wirtschaftsraum Mark. Dabei handelt es
sich aber selten um ausgebaute, ordentliche terrassierte StraBen oder Wege.
Nur zu oft ist der Weg allein an den tief
ausgefahrenen Spurrillen der Wagen zu
erkennen. An der Wende zum 19. Jahrhundert haufen sich die Klagen uber den
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
„Zu Pferde, hoch bepackt und mit
groBkalibrigen Pistolen bewaffnet, begab ich mich immer wieder auf langwierige und nicht ungefahrliche Handelstouren in das zwar nicht waldschwarze aber doch oft weglose und
schwer zu bereisende, in weiten Teilen
karge und nur spdrlich besiedelte Sauerland. Denn StraBen gab es noch
nicht im Sauerland."
Dieser Bericht stammt aus der Zeit etwa zwischen 1820 bis 1825.
Diese Beschreibung wird auch nicht
dadurch relativiert, dass unser Land urspriinglich mit natlirlichen Ressourcen
reich gesegnet war. Bodenschatze wie
Eisen, Zink, Blei oder Dachschiefer,
eine reiche Bewaldung und nicht zuletzt
Wasserkraft.
Das geforderte Erz konnte vor Ort
mit Hilfe von Holzkohle verhuttet und
durch Wasserkraft geschmiedet werden.
Marsberger Schmiede stellten beispielsweise im 12. Jahrhundert Messer und
Zangen her. Aus Arnsberg kamen im
13. Jahrhundert begehrte Waff en, die
bis nach Flandern und England gehandelt wurden. Buntmetalle und Blei wurden im Sauerland, insbesondere in
Bruchhausen und in Silbach, in Sundern
Uber mehrere Jahrhunderte abgebaut,
jedoch spatestens in der Mitte des
17. Jahrhunderts kamen die bergbaulichen Aktivitaten und die damit verbundene Gewerbetatigkeit im Herzogtum
Westfalen vielerorts zum Erliegen.
Die Griinde fur diesen Niedergang
lassen sich nicht immer genau nachvollziehen. Eine gewisse Renaissance erfuhr
der Bergbau im Sauerland noch einmal
im spaten 18. Jahrhundert, die etwa bis
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zur Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte. Als die Dampfkraft die Wasserkraft
ersetzte und die Steinkohle die Holzkohle, war das Ende jeglicher Bergbautatigkeit schnell vorgezeichnet, Diese Aussage stimmt auch unter dem
Aspekt, dass mit Ramsbeck die letzte
Grube erst in den 60er Jahren des
20. Jahrhunderts geschlossen wurde.
Daruber hinaus ist zu bezweifeln, ob diese Bergbautatigkeit in der fruhen Neuzeit seine Menschen auch nur einigermaBen ernahren konnte. Denn keine
der Gruben beschaftigte mehr als zehn
Leute, viele nur zwei oder drei. Wegen
des damit verbundenen Kahlschiags der
sauerlandischen Walder behindert zudem der kolsche Kurfurst den Aufbau
von Hutten und Hammern.
SchlieBlich wollte man sich nicht wegen der Industrie um das kurfurstliche
Jagdvergnugen im Arnsberger Wald
bringen lassen.
Jagdrevier statt Industrierevier - diese Maxime war gewissermaBen die Leitlinie kurkolscher Politik gegenuber dem
Sauerland fur die nachsten 200 Jahre
nach 1600.
Das anderte sich schlagartig, als vor
190 Jahren, im Jahre 1816, die PreuBen den Regierungssitz nach Arnsberg
und nicht nach Dortmund oder Hamm
verlegten, zwei Stadte, die sich in den
gesamten 190 Jahren damit nicht abgefunden haben. Um es noch einmal zu
wiederholen, bis dahin war wirklich das
sijdostliche Westfalen das Armenhaus
unter den westlichen Provinzen und die
Verkehrswege waren im ganzen Land
als eine einzige Katastrophe verschrien.
Jeder machte einen groBen Bogen um
das Sauerland.
In dieser Situation war die Ansiedlung
der Bezirksregierung in Arnsberg ein
ungeheuer wichtiges Signal. Es ging
nicht, wie wir heute sagen, nur um
Arbeitsplatze, Kaufkrafteffekte, nein, es
sollte aller Welt zeigen, dass die preuBische Obrigkeit an das Potenzial der Region glaubte und bereit war, in seine Entwicklung zu investieren.
Das war ein Aufbruchsignal fur die
ganze Region. Diese Erwartung ist voll
aufgegangen. Das Sauerland startete einen wirtschaftlichen Aufholprozess, der
in Deutschland nur vergleichbar ist mit
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
dem von Bayern. Die PreuBen haben
damals erkannt, nur wer mitten drin
sitzt, kann sich auch mit der Region
identifizieren.
Wenn jetzt erneut Arnsberg als Regierungsstadt in Frage gestellt wird,
dann geht es nicht nur um Arnsberg,
sondern um den Aufmerksamkeitsgrad,
den Sudwestfalen, das Sauerland fiir
sich beansprucht und beanspruchen
muss. Noch heute haben das Sauerland
und der Hellweg Schwierigkeiten ins Bewusstsein Diisseldorfs zu riicken. Ich sage Ihnen, bei zukiinftigen Projekten werden wir weiter zuriick fallen, wenn der
Regierungssitz nicht in Arnsberg, sondern in Mijnster ist.
Wir sind der Gefahr ausgesetzt, in
den politischen Zentren, ob nun Beriin
oder Dusseldorf, noch mehr ubersehen
zu werden. Deswegen ist die Bezirksregierung in Arnsberg fur mich ein Symbol des wirtschaftlichen Aufstiegs unserer Region und wir miissen mit Mann
und Maus dafiir kampfen.
Wie schon gesagt, nachdem die
PreuBen den Regierungssitz nach Arnsberg verlegt haben, hat eine unwahrscheinliche wirtschaftliche Entwicklung
im Sauerland eingesetzt.
Insbesondere der neue Oberprasident
von Vincke setzte sich personlich ein,
dass sich auch Fremde hier im Hochsauerland niederlieBen, die neues Denken,
vielleicht auch Geld, technisches
„KNOW HOW" bringen sollten. Die
jungen Manner und Unternehmer kamen weitgehend aus der protestantisch
gepragten Umgebung wie Dortmund,
Ludenscheid und anderen preuBischen
industriell gepragten Stadten. Dazu
gehorte auch mein Ur-Ur-Gro6vater
Friedrich Wilhelm Brokelmann, der sich
1826 aus Dortmund in Neheim niederlieB.
Er war kein Tuftler, er war kein Techniker, aber er hatte ein Handchen dafiir,
in den Zeiten der beginnenden industriellen Revolution immer wieder auf die
richtigen Entwicklungen zu setzen, offene Augen fiir Menschen zu haben, die
diese neue Entwicklung technisch umsetzen konnen.
Aber auch viele unternehmerische
Geister, deren Ursprung im Sauerland
liegt, entwickelten sich plotzlich unter
preuBischer Agide.
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3/2005
Mitte des 19. Jahrhunderts bestand
fiir unsere Region eine erneute Gefahr,
als uberall im Land seit 1830 Eisenbahnlinien entstanden. Seit 1840 gab es
die Eisenbahn Koln-Minden, seit 1849
die Bergisch-Markische Eisenbahn, Elberfeld-Hagen-Dortmund, seit 1853 die
Linien Hamm-Warburg und DortmundSoest. Wieder lief alles um das Sauerland
herum. Ohne Eisenbahnanschluss drohte das Sauerland vom wirtschaftlichen
Fortschritt abgeschnitten zu werden und
das zarte Pflanzchen des wirtschaftlichen
Aufschwungs unter den PreuBen zu verkiimmern.
Es verlieBen schon wieder sauerlandische Unternehmer unsere Region um
sich in Hamm und anderen Orten mit Eisenbahnanschluss neu zu orientieren.
Die Grundung der Industrie- und Handelskammer in Arnsberg im Jahr 1851
war in der Tat eine Biirgerinitiative, um
einen Eisenbahnanschluss in das Sauerland zu erzwingen. Es dauerte aber dann
noch einmal 15 Jahre bis zur Genehmigung und weitere 5 Jahre bis zur Fertigstellung der oberen Ruhrtalbahn HagenWarburg.
In der Wirtschaft ist es immer schwierig, wenn nicht unmoglich, Erfolge oder
Misserfolge auf einzelne Ursachen
zuriick zu fuhren. Tatsache ist, seit die
PreuBen kamen, seit der Griindung der
Handelskammer und insbesondere seit
es die Eisenbahn gab, ging es mit dem
Sauerland unaufhorlich wirtschaftlich
bergauf.
Nirgendwo in der Region wird das so
deutlich wie am Beispiel der Stadt Sundern, die sich innerhalb einer Generation von einer bauerlichen Landgemeinde zu einer Industriestadt par excellence entwickelte. Bis ins 21. Jahrhundert hinein stellte die Industrie in
Sundern zwei von drei Arbeitsplatzen,
das ist eine hohere Industriedichte als die
Ruhrgebietsstadte jemals batten und das
bei einer Arbeitslosenquote von langer
Zeit unter 4 - 5 %. Sundern hatte uber
Jahrzehnte die niedrigste Arbeitslosenquote in ganz NRW.
Durch den Aufschwung der Sauerlander Industrie hat die Region nicht nur
am Wachstum des Landes teilgenommen, sondern sie hat zu den fruheren
Wirtschaftsregionen in NRW aufgeholt,
auch wenn das Bruttosozialprodukt pro
Einwohner nicht den Durchschnitt des
Landes NRWs erreicht hat.
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND NR.
SAUERLAND
3/2005
Nach einem 200jahrigen Dornroschenschlaf bis ins 19. Jahrhundert hinein, waren die folgenden zwei Jahrhunderte trotz mancher Riickschlage
riickblickend eine einzige Erfolgsgeschichte. Vor allem die letzten beiden
Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts belegen dies eindrucksvoll.
Lassen Sie mich dazu nur ein paar
Zahlen anfiihren:
In den 20 Jahren zwischen 1980 und
2000 sind die Industrieumsatze in NRW
um rund 65 % gewachsen. Im gleichen
Zeitraum verzeichnete die Industrie im
Hochsauerlandkreis ein Umsatzplus von
knapp 130 %, d. h., die heimische Industrie ist doppelt so kraftig gewachsen wie
im Landesdurchschnitt. Die Region hat
sich damit beim Wachstum an die NRWSpitze gesetzt. Der IHK-Bezirk Arnsberg, zu dem allerdings auch der Kreis
Soest gehort, hat dabei mit uber 10,5
Milliarden Euro zuletzt sogar den Nachbarbezirk Dortmund mit den Gro6stadten Dortmund, Hamm und dem
Kreis Unna mit zusammen doppelt soviel Einwohnern iiberflugelt. Noch klarer als bei den Umsatzen wird die
Sonderstellung der Sauerlander Industrie bei den Arbeitsplatzen. Wahrend im
Land 30 % zwischen 1980 und 2000
verloren gingen, haben wir die Zahl der
Arbeitsplatze in der Industrie um 6 %
ausgeweitet. Da auf der Grundlage einer
starken Industrie auch die meisten der
anderen Wirtschaftsbereiche - insbesondere die Dienstleistungen - Beschaftigung aufbauen konnten, lag der
Hochsauerlandkreis mit einer Quote
von um die 6 - 7 % bei der Arbeitslosigkeit immer ganz weit vorn.
Mancher mag vielleicht mit Bedauern
feststellen, dass das mit dem Dienstleistungsgewerbe im Hochsauerland nicht
ganz stimmen konnte und uns damit Zukunftschancen abspricht. Das stimmt, es
haben sich bei uns nicht die Zentralen
des deutschen Bank- und Versicherungsgewerbes oder die groBen Mediengesellschaften niedergelassen, doch in
unseren vielen mittelstandischen Produktionsunternehmen macht die innerbetriebliche Dienstleistung, d. h. Entwicklung, IT-Technik und Konstruktion,
einen wesentlichen Teil der Beschaftigung aus. AuBerdem:
125
Ich bin davon iiberzeugt, das produzierende Gewerbe, das Produzieren von
Giitern wird auch in Zukunft Deutschlands bestes Standbein sein.
Was sind die Griinde fiir diesen
groBen Erfolg?
Neben dem groBen Fleil3 der Sauerlander und dem Geschick, mit dem die
heimischen Unternehmerfamilien uber
Generationen hinweg ihre Betriebe gefuhrt haben, haben sich keine Gro6betriebe und Monostrukturen im Sauerland entwickelt. Aus dem Ruhrgebiet
wissen Sie, dass das immer gefahrlich
ist. Bei uns gibt es eine nach Branchen
breit diversifizierte, oft in besonderen
Nischen produzierende mittelstandische
Unternehmenslandschaft. Unter den
Sauerlandischen Unternehmen gibt es
so manchen, wie man heute sagen wiirde „hidden Champion". Ich konnte Ihnen eine Reihe Sauerlandischer Unternehmen aufzahlen, die eine Weltmarktfuhrerschaft besitzen, obwohl sie nicht
mehr als 20-100 Mitarbeiter haben.
Wir sind wahrlich eine Industrieregion und nur in zweiter Linie eine
Tourismusgegend. Wir sind stolz auf unsere Berge und Seen, unsere Taler und
Walder, auf unsere schmucken Gasthauser und unsere pittoresken Stadte und
Dorfer, aber leben konnen wir nicht davon. Der Tourismus unserer Region
macht nur etwa 3 % des Bruttosozialproduktes aus und stellt nur etwa 5 %
der Arbeitsplatze. Das ist sicherlich von
Region zu Region unterschiedlich, aber
selbst in Schmallenberg, wo das Gastgewerbe eine ganz besondere Bedeutung
hat, kann es nicht das wichtige Industriepotenzial dieser Stadt ausgleichen.
Leider werden wir auch in Dusseldorf
immer noch allein als grune Lunge fur
das Ballungsgebiet zwischen Dortmund
und Duisburg angesehen. Und wenn
Subventionen in unsere Region flieBen,
dann nur in dieser Richtung. Ich glaube
aber, das Wichtigste ist, die Infrastrukturen unserer Region zu starken,
wenn wir unsere Erfolgsgeschichte fortsetzen wollen.
Leider zeigen sich auch in den letzten
vier Jahren einige Schwachen. Die heimische Industrie ist mit einem Fehlstart
ins 21. Jahrhundert eingestiegen. Wir
mussten uns nicht nur fur's Erste von
den gewohnten Wachstumsraten verab-
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
schieden, wir mussten sogar hinnehmen, dass wir wieder hinter den Landesdurchschnitt NRW zuruckgefallen sind.
Denn von 2000 bis 2004 brachte es
die Industrie in NRW auf ein Umsatzplus
von fast 8 % und im Hochsaueriand waren es nur gut 6 %. Mit diesem mageren
Wachstum einher ging bei uns der
Verlust von rund 2.700 Industriearbeitsplatzen, ein Minus von 8,3 %. Es
ist kein Trost, dass der Abbau von rund
160.000 Arbeitsplatzen in ganz NRW
ein Minus von 12,3 % bedeutet.
Auch das Jahr 2005 hat sich nicht
gut angelassen. Im ersten Halbjahr
2005 wuchsen die NRW-Industrieumsatze um uber 7 %, wir Sauerlander haben keine 3 % Umsatzplus erzielt und
verloren weitere Industriearbeitsplatze.
Wegen des groBen Gewichts der Industrie sind die Arbeitsplatzverluste viel starker auf die Gesamtbeschaftigung durchgeschlagen als in anderen Landesteilen.
Uber Jahrzehnte hatte das Arbeitsamt
Meschede die niedrigste Arbeitslosenquote. Diesen Platz musste Meschede
inzwischen an Bonn abgeben.
Meine Damen und Herren zeichnet sich hier etwa das Ende der
Erfolgsgeschichte der Sauerlander Industrie ab? Mussen wir befiirchten, wieder zuriickzufallen in den Status einer
ruckstandigen, unterentwickelten Region im Land?
Als Sauerlander Unternehmer und
Berufsoptimist ist das fur mich naturlich
nur eine rethorische Frage. Wir werden
die aktuelle Schwachephase uberwinden - allerdings nicht mit einem „Weiter
sol", sondern mit einer Riickbesinnung
auf alte Tugenden, die da lauten: sich
anpassen an Bedingungen, die wir nicht
andern konnen, und dort entschlossen
handein, wo wir etwas bewegen konnen.
Zu den Dingen, die wir nicht beeinflussen konnen, zahlt vor alien Dingen
die so genannte Globalisierung der Wirtschaft. Wir konnen nur dann Einfluss
ausiiben, wenn wir selber daran teilnehmen. Fur mich und fiir ganz Deutschland bedeutet die Globalisierung groBere Chancen als Risiken.
Der Wettbewerb in der Wirtschaft um
das beste, das innovativste Produkt, die
schnellste Lieferung und den besten Ser-
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Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
126
SAUERLAND NR.
vice zu einem international vorgegebenen Preis hat durch die Giobalisierung
eine ganz neue Dimension erhalten.
Dem mOssen wir uns stellen. Deutschland gilt nicht als der beste Standort in
der Welt. Und darum miissen wir uns
verandern, obwohl das Vertrauen in die
Reformfahigkeit Deutschlands zuletzt
gewachsen ist.
Wie steht es nun mit dem Standort
HSK, inwieweit kann er sich den Herausforderungen der Zukunft stellen. Da
ist die Einschatzung verschiedener Analysten nicht die beste. Das Baseler Institut PROGNOS AC hat in ihrem Zukunftsatlas den HSK lediglich auf Rang
244 unter den 496 deutschen Kreisen
und Stadten eingeordnet, den Kreis
Soest dagegen an 98ster Stelle. Eine
Reihe von Standortvor- oder Nachteilen
sind immer noch politisch bedingt. So
hat die Studie festgestellt, dass die
durchschnittliche Erreichbarkeit zur
nachsten Bundesautobahnauffahrt in
ganz Westdeutschland 15 Min. betragt,
in NRW 11 Min. im Kreis Soest 9 Min.
und im HSK 17 Min. Ich kann das nur
als eine sehr bedenkliche Situation feststellen, die es verschiedenen Gemeinden im Sauerland schwer fallen lasst,
neue Industrien anzusiedeln. Ich weiB
aber auch, dass unsere Menschen, unsere Unternehmer selbst bei Schwachen
ihres Standortes in ihrer Bodenstandigkeit zu unserer Region stehen.
Beim Besuch des vorherigen Ministerprasidenten des Landes NRW Herrn
Steinbrijck hat es mich hoch erfreut, wie
selbst Unternehmen wie Veltins und die
Firma Severin in Sundern bei wahrlich
nicht guter Anbindung ihm gegenuber
betont haben, wir stehen zu unserem
Ort, wir stehen zu unserem Standort.
Doch die Politik sollte sich nicht auf
solche Momentaufnahmen verlassen.
Denn durchschnittlich zeigt sich unser
Bevolkerungswachstum, nein, wir nehmen sogar ab, obwohl wir die hochsten
Geburtsraten in ganz Deutschland aufweisen.
Bedenklich ist es aber, dass insbesondere die Abwanderung junger Erwachsener zwischen 18 und 30 Jahren besonders hoch im Vergleich zu anderen Teilen
Deutschlands ist. Man nimmt ein Studium
auBerhalb unserer Region auf und kommt
wahrscheinlich nicht wieder zuriick. Das
ist ein beunruhigender Faktor.
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Auch wird der Anteil hoch qualifizierter Beschaftigter in unserer Region, im
Hochsauerland, als unterdurchschnittlich eingeschatzt. Allerdings weiJ3 ich
nicht, was in dieser Studie unter hoch
qualifiziert eingestuft wird. Sind es nur
Fachschul- und Universitatsabganger?
Ich glaube, ein hoch qualifizierter Facharbeiter ist auch dazu zu zahlen, da von,
meine ich haben wir in unserer Region
mehr als in anderen Regionen. Auch
wird die so genannte Forschungs- und
Entwicklungsdichte und Dynamik im
HSK stark unterdurchschnittlich eingestuft. Das wird sichtbar in den verteilten
Patenten/100.000 Erwerbstatigen. In
Westdeutschland betragt diese Zahl 116
Patente/100.000 Erwerbstatige, in
NRW 95, im Kreis Soest 88 und bei uns
im HSK 73. Damit liegen wir erst an
226. Stelle aller deutschen Kreise.
Durchschnittlich ist auch die Investitionsquote der sauerlandischen Industrie, wo wir den gleichen Rang, namlich
227. einnehmen.
In welchen Punktcn wcrden wir
positiv beurtcilt?
In der Arbeitslosenquote, in der
Griindungsintensitat, im Wohlstand, in
der Abnahme der Sozialhilfequote, die
ohnehin schon auf einem niedrigen
Niveau gelegen hat und, last not least, in
der geringen Kriminalitatsrate. Alles in
Allem, um es noch einmal zu wiederholen, nehmen wir nur einen Mittelplatz in
Deutschland ein.
Was miissen wir tun und was konnen
wir selber beeinflussen? Was im
19. Jahrhundert die Eisenbahn fiir das
Sauerland bedeutete, ist sichtbar geworden, heute ist das aber die Autobahn.
Lebensader unserer Industrieregion im
21. Jahrhundert ist die A 46.
Zwar erschlieBt sie mittlerweile die
Standorte von Neheim bis Bestwig,
was wir aber noch schmerzlich vermissen, ist die Anbindung im Nordosten an
WiJnnenberg-Haaren und im Westen
an Hemer. Wenn ich in Hallenberg
oder in Brilon-Hoppecke mein Unternehmen hatte, wurde ich ernsthaft daruber nachdenken, ob ich wirklich richtig angebunden bin. Umso erfreulicher
ist es, dass die wirklich dort ansassigen
Unternehmen wie das Akkuwerk Zollner-Hoppecke und Borbet in Hallen-
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berg bisher die Erreichbarkeit an die Autobahn als nicht so entscheidendes Kriterium ansehen, Gott sei Dank.
Wir mussen auch weiter daran arbeiten, dass die wissbegierigen jungen
Menschen unserer Region in unserer
Gegend auch wirklich studieren konnen. Wir haben nun einmal keine
groBe Alma Mater, doch die Fachhochschule Siidwestfalen bietet eine sehr
gute Ingenieurausbildung an. Und es
steht auch nicht mehr zur Diskussion,
wie vor einigen Jahren, eventuell die
Fachhochschule zum Teil in Meschede
abzuschmelzen.
Nein, inzwischen wurde sie auch um
eine betriebswirtschaftliche Fakultat erganzt. Aber es hat viel Kraft gekostet.
eine gemeinsame Fachhochschule
Siidwestfalen mit den Zentren Iserlohn,
Hagen, Soest und Meschede zustande
zu bekommen. Ware uns das nicht gelungen, es hatte um unsere Region bitter ausgesehen. Bisher hat die IHK
Arnsberg den Mangel an Ausbildung in
kaufmannischen Berufen durch ihre
eigene Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Siidostliches Westfalen ausgeglichen. Bisher haben bereits 300
Absolventen hier studiert.
Wir streben an, den Titel Bachelor
an Absolventen verleihen zu durfen.
Sie bleibt eine sinnvolle Erganzung zur
betriebswirtschaftlichen Fakultat in Meschede.
Ich glaube auch, dass wir ein bisschen mehr Werbung, ein bisschen
mehr Marketingpolitik fur unsere Region betreiben mussen. Es reicht nicht
nur ein gutes Produkt zu haben, man
muss auch daruber standig sprechen,
Wahrend das Saueriand fruher eher
eine Blume war, die im Verborgenen
bltihte, mussen wir zukiinftig unsere
Regionen mit ihren Vorteilen offensiv
vermarkten. Uber diese Aufgabe miissen Kreis, Stadte und die verschiedenen Kammern gemeinsam nachdenken.
Fiir eine ganz besondere Marketingaktion zur Werbung fiir Baden-Wurttemberg hat das Land damals 17 Millionen ausgegeben. Mit dem tollen
Spruch der Wiirttemberger: Wir konnen alles auBer Hochdeutsch.
Sauerländer Heimatbund
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Wenn wir auch nicht die gleiche Summe in die Hand nehmen konnen, hier
muss etwas getan werden.
Mafischneidermeister
Meine Damen und Herren,
packen wir's an, Sie sehen, es gibt
noch viel zu tun, damit wir weiterhin
eine erfolgreiche Wirtschaftsregion
bleiben. Um erfolgreich zu sein, miissen
wir auf eine starke Industrieregion setzen. Naturlich, auch die Dienstleistungssektoren mussen gestarkt werden, wie der Tourismus und die
Seniorenwirtschaft, docti beides kann
immer nur ein Zubrot bringen. Dem
Bundes- und Landestrend, der von der
Industriegesellschaft hin zur Wissensund Dienstleistungsgesellschaft lauft,
konnen wir nur begrenzt mitgehen. Unsere Lage abseits der Ballungszentren,
die geringe Bevoikerungsdichte und die
schwierige Topographie setzen dem
Wachstum, besonders der personenbezogenen Dienstleistungen, enge Grenzen. Sein wir so niichtern und erkennen, dass weder die Zentrale einer
groBen Bank noch die einer Versicherung noch eine Mediengesellschaft zu
uns kommen wird.
Starken wir unsere Starken und
laufen keiner Illusion hinterher.
Deswegen mussen wir ein viel groBeres Interesse am Erhalt der Industrie haben als andere Regionen - auch wenn
dies dem Zeitgeist nicht ganz entspricht
und deswegen da und dort als unmodern
gilt.
Der Sauerlander bietet vom Menschenschlag her dafiJr die besten Voraussetzungen, den die beriihmte westfalische Dichterin Anette von DrosteHiillshoff folgendermafien charakterisiert hat:
„Er ist sehr entschlossen, stoBt sich
nicht an Kleinigkeiten und er ist
mehr zum Handeln und guten Vorankommen geboren als herangebildet."
Diese Eigenschaften werden in den
kommenden Jahren sehr gefragt sein:
Entschlossenheit, damit wir angesichts
der vielen Probleme nicht bei den Analysen und Abwagungen hangen bleiben
sondern zielgerichtetes Handeln zeigen.
Auf ein ewiges vivat, crescat, floriat
Sauerlandia.
Ralf f ^ieter/7
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Mafigebend iiber das Sauerland hinaus!
„The Shabbaton Choir
London"
in Neheim und Hiisten
Zum Gedenken an die am 9. November 1938 verubten Greuel an judischen
Burgerinnen und Burgern folgt „The
Shabbaton Choir London" einer Einladung einer Veranstaltergemeinschaft
Neheimer und Hustener Vereine und
der katholischen und evangelischen Gemeinden zu einem Konzert am Sonntag,
dem 6. November 2005 um 16 Uhr, in
der Aula der Realschule Neheim an der
GoethestraBe.
Die Veranstaltung geht zuriick auf das
Engagement der fruher in Neheim und
Hiisten lebenden Familien Grunewald
und Griineberg, die auch in der neuen
englischen Heimat mit ihren Freunden
im Sauerland intensive Kontakte pflegen. Der Shabbaton Choir wurde 1986
unter der musikalischen Leitung von
Stephan Glass gegrundet. Er ist seitdem
uberall in England in Konzerten und in
Synagogenfeiern aufgetreten. Der Chor
wurde haufig von der BBC aufgenommen und ist im Rundfunk und Fernsehen in GroBbritannien und im Ausland
prasent. Das besondere Kennzeichen
der Gruppe ist der neu gestaltete
Choralklang, stark beeinflusst durch Stephan Glass, der den groBten Teil des
Repertoires arrangierte. Besonderer
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Nachdruck wird auf die Bedeutung der
Worte gelegt. 1990 wurde Stephan Levy, Schwiegersohn des Gerry Gruneberg in London, musikalischer Direktor.
Unter seiner Leitung wurde der sanfte
Zusammenklang der Stimmen und der
helle lyrische Klang entfaltet. Eine der
letzten Auslandsreisen des Chores nach
Israel weckte groBe Aufmerksamkeit.
Der Chor umfasst ungefahr funfundzwanzig Personen und als Solisten Lionel Rosenfeld und Shimon Crainer. Die
Mitglieder des Chores kommen von
London via Diisseldorf zum judischen
Friedhof in Hiisten. Dort wird gegen
11.45 Uhr eine schlichte Gedenkfeier
stattfinden. AnschlieBend empfangen
der Burgermeister der Stadt Arnsberg
und der Jagerverein Neheim e.V., Besitzer des Synagogen-Gebaudes, den Londoner Shabbaton Choir in der ehemaligen Synagoge, wo sich die Sanger und
die mitreisenden Familienangehorigen,
Verwandte ehemaliger jtidischer Mitbiirger, in das Goldene Buch der Stadt eintragen. Das Mittagessen wird im evangelischen Gemeindehaus am Fresekenweg eingenommen. Um 16 Uhr beginnt
das Konzert in der Aula der Realschule
Neheim (GoethestraBe). Die Gaste fliegen noch am Abend von Paderborn
nach London zuruck. Ein anstrengender
Tag wird dann hinter ihnen liegen.
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Werner Saure
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
SAUERLAND NR.
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^amilienfai^^c^ttttg m Saueriaitti
Der Sauerlandische Heimatbund beabsichtigt, in unregelmaBiger Folge Beitrage wie; Familien des
Sauerlandes, Stammbaum. Ahnenspitzenlisten, Suchanfragen, Lebensbeschreibungen zu ueroffentlichen. Betreuer dieser Seite ist und an den auch alle Anfragen und Veroffentlichungen zu richten
sind:
Karl J. Risse, Mozartstr. 51,
40822 Mettmann
Tel.: 02104/817362
Fax: 02104/817364
E-Mail [email protected]
Hompage www.Karl-Risse.de
Suchanfrage
Suchanfrage
Rainer Joch, Welfenstr. 6, 53859 Niederkassel-Rheidt, Tel.
02208/1809 schreibt:
Karl J. Risse (Anschrift siehe oben)
Wer kann mir Naheres uber die Familie Joch aus Wiemeringhausen sagen?
3/2005
Wer kann mir nahere Angaben iiber die 1. Ehe des Johann
Sommer, geb. 1873 in Bremke, gest. 1944 in Bremke geben?
Name der Frau? Geburtsort? Und wann fand die 1. Trauung
statt und wo? Johann Sommer war in der 2. Ehe mit Theresia
Knoche aus Altenilpe und in der 3. Ehe mit Maria Voss verw.
Friedrichs aus Linneper Hiitte verheiratet.
Stammreihe der Familie Trippe in Medebach
zusammengestellt von Anton Trippe, SuitbertusstraBe 6, 41564 Kaarst, Tel. 02131/514143
1 Generation
Joan Wilm Trippen * 1720 t 1800
kurkolnischer Gerichtsshoffe und Burgermeister Glindfelder Markengenosse
1 Ehe mit Maria Catharina Ricken
2 Ehe mit Maria Catharina Schmidt aus Hillershausen t 1788
Kind aus 1 Ehe Anna Catharina ~ 1. Juni 1748
Kind aus 2 Ehe Andreas ~ 30. November 1749 (als Kind verstorben)
Anna Maria Margarethe ~ 11. November 1751
Andreas ~ 30. November 1753
Wilhelm Moritz ~ 22. Juli 1755 t 2. Dezember 1815
Maria Catharina ~ 5. April 1757
Wilhelm Anton ~ 3. Marz 1759
Anna Clara ~ 9. September 1762
Hermann Joseph ~ 2. Marz 1764
Philipp Jakob ~ 27. Mai 1766 (als Kind verstorben)
2 Generation
Moritz Trippe * 22. Juli 1755 t 2. Dezember 1815
Ackersmann, Glindfelder Markengenosse,
1780 mit Ww. Anna Maria Schweizer geb. Oberreuther aus Deifeld
15. April 1748 f 6. Juni 1825.
Durch Heirat Ubernahme des Blankers Hof auf der Donau bei Glindfeld
Kind aus Ehe mit Anna Maria Schweizer
Anna Maria ~ 18. Januar 1770 t 1836
Johann Rudolph ~ 25. Juni 1772
Christoph ~ 8. Januar 1775 t 1778
Maria Theresia ~ 10. Januar 1776
Christoph ~ 3. September 1788
weitere Kinder aus der Trippe Ehe
Maria Margarethe " 24. Mai 1781
Maria Elisabeth " 8. Februar 1784 t 10. November 1827
Johann Friedrich * 8. April 1787 t 14. Juli 1862
Johann Moritz " 4. Marz 1790 t 18. Mai 1853
Georg Philipp * 25. Juli 1794 f 31. Marz 1863
3 Generation
Johann Friedrich Trippe " 8. Februar 1787 t 14. Juli 1862
Erbe des Blankers Hof
4. April 1813 mit Maria Catharina Schmidt aus Hillershausen
* 27. Januar 1794 t 29. September 1866
Kinder
Maria Josephine * 6. Januar 1819 t 31. August 1881
< Lehrerin in Brilon >
Franz Wilhelm " 19. Oktober 1820 t 12. August 1877
Theodor * 14. November 1822 t 27. Juni 1883
< Grander Hof Rennefeld, (vergl. Vierte Generation) >
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Anna Wilhelmina " 7. Dezember 1824 t 21. Oktober 1831
Maria Elisabeth " 9. Januar 1827 t 30. Januar 1827
Friedrich Balthasar " 6. Januar 1828 t 20. Januar 1828
Johann Wilhelm Anton " 29. Januar 1829 t 24, Juni 1893
< Erbe des Blankers Hof Im Mannesstamm erloschen >
Ludwina Catharina Antonia " 28. Dezember 1856 t H- August 1927
25. November 1877 ihren Vetter Franz Xaver Trippe (vergl. Vierte Generation)
Josef Wilhelm " 6. Mai 1831 t 17. Marz 1867
< Er bleibt unverheiratet auf dem elterlichen Hof >
Karl Friedrich ' 9. April 1834 t 15. Januar 1899
< Dechant und Historiker >
Ludwine Odilie * 19. September 1836 t 20. Februar 1903
< Ordensfrau in Telgte als Schwester Georgia >
4 Generation
Theodor Trippe ' 14. November 1822 t 27. Juni 1883
Ackerwirth < Grundet 1854 den Hof Rennefeld >
25. November 1847 Josephine Hunold
* 3. April 1826 Medebach t 29. Marz 1898
Kinder
Friederica Sophia * 19. April 1848 t 25. Marz 1920
Quick in Brilon
Franz Xaver" 13. Juni 1858 t 29. April 1910 Glindfeld
7. Juni 1877 seine Cousine Ludwina Trippe auf dem Blankers Hof
* 28. Dezember 1856 t H- August 1927 und gewahrleistete die Namensfortfuhrung Trippe
auf dem Blankers Hof
Catharina * 7. Januar 1853 t 6. Mai 1889
Wilhelm Becker aus Brilon
Heinrich Jose/Schlossermeister " 6. April 1857 t 31. Dezember 1926
1 Ottilie Frese verw. Wiegand
2 Auguste Schroeder
Anton Franz Xaver " 12. September 1861 f 30. Marz 1939
< Erbe des elterlichen Hofes auf dem Rennefeld > (vergl. 5 Generation)
Arnold Friedrich Kaufmann 3. Dezember 1863 t 18. Februar 1929 Memps, Tenn.
Aloysiana Glosemeyer 1867
< wanderte 1884 in die USA aus >
Clemens Wilhelm Schmied 21. November 1865 t 30. August 1930 Holstein, Mo, USA
22. April 1890 in den USA Katharine Glosemeyer (Schwester von Aloysiana)
* 17. November 1869 t 10. Juni 1938
Moritz * 29. November 1867 f 2. Marz 1944
Elisabeth Boldino aus Erfurt
< war 30 Jahre Stadtforster in Brilon und lebte zeitweilig in Erfurt, die Ehe war kinderlos >
5 Generation
Anton Franz Xaver Trippe * 12. September 1861 t 30. Marz 1939
< Erbe des Hofes Rennefeld, Arrodierung des Besitzes durch Separation >
29. April 1892 Anna Maria Schmidt aus Hillershausen
* 13. Juni 1872 t 2. August 1961
Kinder
Anna Josephine * 19. Juni 1892 t 10. Oktober 1922 Marburg
Joseph Isken * 24. November 1879 t 15. Dezember 1953 Medebach
Anton * 25. Juni 1893 t 28. Juli 1966 Medebach
Frieda Maria * 27. Januar 1896 t 14. April 1907
Elisabeth " 26. Juli 1897 t 7. Februar 1985
Josef Hellwig aus Medebach (1887 - 1940)
Josef * 12. August 1904 t 29. April 1981 Kustelberg
< Auf dem Hof gt. Platzes ist er Landwirt >
Katharina Koch
* 7. November 1902 Kustelberg t 29. Januar 1990
Johanna " 4. Juni 1906 t 30. April 1983 Kustelberg
Franz Schiitte
" 31. Januar 1907 Kustelberg t 30. August 1990 Kustelberg
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6 Generation
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Anton Trippe * 25. Juni 1893 t 28. Juli 1966
< Erbe des Hofes Rennefeld >
23. Januar 1919 Elisabeth Studen
* 18. Marz 1900 Hesborn t 24. September 1969
Kinder
Elisabeth Maria * 20. Oktober 1919
19. November 1940 Josef Frigger Brilon
* 24. Juni 1915 t 27. Marz 1965
< In kirchiicher Ehe verbunden seit 3. August 1983 mit Horst Storeck * 19. Februar 1923
in Strausberg >
Theodor Franz * 2. Mai 1921 t 28. September 1944 Frlowo/UdSSR,
< Prasumptiver Hoferbe >
Erich " 7. August 1923 t 14. September 2002
< Erbe des Hofes Rennefeld >
23. November Maria Elisabeth Krajewski' 4. Februar 1931 Heiligenhaus/Rhld.
Helene ' 6. Juli 1927
12. September 1950 Heinz Nagel * 17. September 1914 Antfeld t 19. Marz 1964
< Die Ehe blieb kinderlos >
Ar)ton * 26. Februar 1931
1. September 1960 Elisabeth Josefa Gebehenne ' 7. Marz 1936 Medebach
Geschichte der Holthauser Muhle (Klauke)
Johann Adam Konig * urn 1687 und t 28. August 1757 und Adolfine Konig geborene Droste * 1695 t 1759 Nordenau waren Besitzer des Konigshofes in Holthausen und Besitzer der verfallenen Schneidemuhle an der Gleier. Sie heiratete am
23. November 1723 in der Kapelle zu Holthausen. Die Kapelle ist urn 1630 erbaut und 1889 erfolgte ein Neubau. Karl Klauke * um 1836 und Wilhelmine Klauke geborene Schauerte, Tochter des Konighofes, erbten die Schneidemuhle. 1864 baute
er hier die Oelmuhle auf. Karl Klauke ' um 1865, Sohn des Muhlenbesitzers war verheiratet mit Theresia Voss aus Heinsberg.
Das einzige Kind aus dieser Ehe starb bei der Geburt. Aus diesem Grund nehmen sie Leni Voss, jungste Schwester der Theresia Voss als spatere Muhlenerbin auf. Lene Voss und Josef Meeser wollten nur heiraten, wenn ihnen die Muhle uberschrieben wurde. Nach Oberschreibung mussten Kari und sein Bruder auf Druck von Meeser die Muhle verlassen; sie kauften ein
Haus von Schauerten in Huxel, Franz Klauke lebte spater bei Josef Frewel, Sohn der Eheleute Josef und Wilhelmine Frewel
geborene Klauke.
Karl J. Risse
Termine • Termine • Termine • Termine • Termine • Termine
17. Sept. 05
Festakt der Eroffnung Kloster Bredelar/Theodorshutte Ehemalige Abteikirche und Teile des
Westflugels, 11-19 Uhr, Forderverein Kloster Bredelar
25. Sept.05
,,Fest der Heimat" zum 25jahrigen Bestehen des Kreisheimatbundes Olpe e.V., 11 -19 Uhr auf der
Burg Bilstein
2. Okt. 05 14. Fehr. 06
Engelbert Seibertz (1813 - 1905), Leben und Werk des bedeutenden westfalischen Portrat- und
Historienmalers, Sonderausstellurig im Sauerland-Museum Arnsberg
6. Nov. 05
The Shabbaton Choir London - Konzert in Neheim-Husten, Aula der Realschule, 16 Uhr
Veranstaltungen der Stadt Attendorn und des Kulturringes
19. Okt. 05
„Ankomme Dienstag - stopp - fall nicht in Ohnmacht", Komodie von Jean Stuart
24. Okt. 05
„Der kleine Eisbar". Musical fur Kinder ah 4 Jahren
21. Nov. 05
„Martha Jellneck". Schauspiel von Beate Langmaak
4.U.11. Dez. 05
5. u. 12. Dez. 05
Bohenne mit deam Gelle? (Wohin mit dem Geld?) ist der Titel der diesjahrigen Auffithrung der
Theatergruppe der Aimer Schutzenbruderschaft in der Aimer Gemeindehalle.
Vorverkauf: Tel. 02964/319 und 02964/423
Aus dem Jahresprogramm der Christine-Koch-Gesellschaft e.V.
20. Okt.
Gegenwartsliteratur im Sauerland, Buchvorstellung. Schmallenberg-Winkhausen, Hotel Deimann
9. fslou.
Kloster Brunnen in Wort und Schrift, Kapuzinerliteratur. Sundern-Endorf, Gasthof Lucas
Die Redaktion bittet um Mitteilung weiterer Termine
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SAUERLAND N[^.
„Alles Blech"
uon Gisela Cordes
Gedanken zum Bau einer Garage in Meggen im Jahre 1904
Am 12. Oktober 1904 wurde der Aktiengesellschaft Christinenhutte bei
Meggen durch die ortliche Polizeiverwaltung die Erlaubnis zum „Neubau
eines Schuppens fiir einen Automobilwagen" erteilt. In den beigefugten „Bestimmungen der Baupolizei-Verordnung
fiir die Landkreise des Regierungsbezirks Arnsberg vom 24. November
1900" heiBt es unter anderem: „Die
Verwendung von Strohdocken oder
Dachschindeln bei Neu- und Umdeckung der Dacher ist verboten."
Bemerkenswert ist auch der Satz: „Nach
der Gebuhrenordnung vom 13. Februar
1899 sind an Gebuhren eine Mark zu
zahlen, welche vom Polizeidiener Hille
zu Forde eingezogen werden.''^
Diese Baugenehmigung liest sich wie
ein Dokument aus einer fernen Vergangenheit. Fiir uns selbstverstandliche
Begriffe wie Auto und Garage sind offensichtlich noch nicht gebrauchlich,
und eine Dachdeckung mit Strohdocken
fiir einen Autostellplatz erscheint kaum
vorstellbar. Der achte Neudruck einer
neubearbeiteten Auflage des „Orthographischen Worterbuchs der deutschen Sprache" aus dem Jahre 1911
von Dr. Konrad Duden kennt zwar das
„Automobir', das als „Selbstbeweger"
erklart wird, nennt aber nicht die Abkiirzung „Auto". Das Wort „Garage" ist dagegen noch unbekannt. Der sechste
Neudruck der neunten Auflage von
1923 verzeichnet „Auto" als selbstandiges Wort ebenfalls noch nicht, umschreibt aber „Garage" als „Kraftwagenschuppen".
Der „Fortschritt" bis zum Jahre 2005
wird deutlich, wenn man ein Lexikon
aufschlagt und darin ein weites Feld vorfindet mit Hausgarage, Mietgarage,
Sammelgarage, GroBgarage, Stockwerksgarage, Hochgarage, Turmgarage, Hochhausgarage, Tiefgarage und
vielen anderen Zusammensetzungen.
Vergleicht man die Zeichnung der
Garage auf dem Gelande der Christinenhutte mit heutigen Bauformen, so
entspricht sie im Kern traditioneller, im
Sauerland ublicher Fachwerkbauweise.
Neu ist die funktionale Ausrichtung auf
den technischen Gegenstand, den sie
beherbergt und dessen bequeme Pflege
und Reparatur sie ermoglichen soil. Die
uberall prasente, bestens eingerichtete
/-.,
-1^
•>;i
""''^^
Wagenschuppen von 1904 -Querschnitt u. Giebelansicht
Spezialwerkstatt gab es in der Fruhzeit
des Automobils noch nicht, wie uberhaupt die Wartung noch weitestgehend
in der Hand des Eigentumers lag.
Die Garage von 1904 in Meggen
tragt im Gegensatz zu dem Fertigprodukt, wie wir es gewohnt sind, sehr
individuelle Zuge. Das wird besonders
auch im AuBeren des Gebaudes deutlich, welches mit seinem Firstkamm
mehr an einen kleinen Sakralbau als an
eine moderne Unterstellmoglichkeit fiir
ein Auto erinnert.
Der Fachwerkkern ist vollstandig, ja
lustvoll mit Blech verkleidet. Dabei handelt es sich nicht um groBe, unstrukturierte Blechtafeln, sondern um schieferartig kleinteilig gepragte Bleche in einer
durchaus ornamentalen Anordnung.
Das Rautenmuster findet sich ahnlich
schon 1883 in einer Broschiire der
„Anonymen Gesellschaft fiir Bergbau
und Zinkhuttenbetrieb"^. Die „kunstvolle" Gestaltung ist zu sehen vor dem Hintergrund einer regelrechten Begeisterung fur das Blech als universell verwendbares Material.
Das heraufziehende Autozeitalter
wurde gleichzeitig ein Blechzeitalter, wie
es etwa der heute gelaufige Begriff
„Blechlawine" (Duden) fiir die endlosen
Fahrzeugkolonnen auf Autobahnen und
LandstraBen bezeugt.
In Altenhundem gab es bis zur 1966
begonnenen Ortskernsanierung das Hotel zur Post, kurz „die Post" genannt. Im
UntergeschoB des Hauses hatte ein
Raum die Bezeichnung „Blechkammer". Sie hieB nicht etwa so, weil sie
von innen mit Blech ausgekleidet oder
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Wagenschuppen von 1904 ~ Langenschnitt u. Seitenansicht
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Anmerkungen
Htfhvndtm w»m %i*rzjtpf*n «u$
1 Baugenehmigungsakte von 1904.
2 Anonyme
Gesellschaft fur Bergbau
und Zinkhutten-Betrieb Vieille-Montagne (Altenberg), Liittich 1883, S. 50, Fig.
43.
3 Die Schwarzblechvereinigung bestand
von 1905 bis 1929.
Vgl. dazu: Horst Ruegenberg, Olper Land
im Aufbruch, Olpe
1987, S. 194 u.
196.
4 Manuskript in Privatbesitz.
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Postkarte, die im Jahre 1899 von Altenhundem nach Meggen gelaufen ist,
oben links ,.die Post" mit der Blechkammer (ab 1905)
verziert gewesen ware, sondern weil
dort lange Zeit die Eigentiimer und Leiter von zehn kleineren Walzwerken des
Kreises Olpe und des Siegerlandes ihren
geschaftlichen und kulinarischen Treffpunkt hatten. In einem humorvollen
Gedicht uber die „Schwarzblechvereinigung", so die offizielle Bezeichnung der
GruppeS, schreibt Otto Holz (1875 1949), verantwortlich fiir das Altenhundemer Walzwerk der Gutehoffnungshiitte: „In Altenhundem findet sich / Ein
Kreis von Herrn allmonatlich / Der anfangs ernst und streng, dann munter /
Bedenkt: Wie bring ich Schwarzblech
unter? / Man sitzt zunachst im obern
Stock / Und unterhalt sich nur ad hoc".**
Einer dieser Herren, der Gewerke
Cari Loehr (1854 - 1935), war der Bauherr der Garage auf der Christinenhiitte
und hatte seit 1892 ein Patent auf ein
„Walzwerk zum Walzen von Blechen mit
hohen Rippen"^ .
Das Hotel zur Post blieb auch in der
schlechten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als der Kreis Olpe noch als
„Blechkreis" gait'', Treffpunkt der Walzwerksleute. Holz schrieb dazu: „Der
Hunger trieb sie in gesundem / Instinkt
zur „Post" nach Altenhundem." Die
Speisen und Getranke der Hauswirtin
Fraulein Buchholz waren hoch geschatzt.
Wenn man sich vom geschaftlichen
Teil der Versammlung nach unten zur
„Blechkammer" begeben hatte, fielen
bei fortgeschrittener Stimmung oft starke Worte uber das Produkt, welches
man vertrat, und so konnte der bereits
zitierte Poet aus der Runde sich zu den
Versen aufschwingen: „Das Schwarzblech, Ausland oder Inland / Ob
Deutschland, Holland, Schweden, Finnland / Die halbe Welt hat eine Schwache
/ Fur unsre Siegerland'schen Bleche." „Das Schwarzblech ist, wie sagt man nur
/ Ein Gipfel menschlicher Kultur."
Die Gedanken, welche die „Blechgarage" an der Christinenhiitte in Meggen als Ausgangspunkt haben. sind nur
noch Erinnerungen an eine kleine Industriewelt, welche in der Wirtschaftskrise
um 1930 unterging und abgelost wurde
durch die GroBindustrie mit ihren gigantischen Werken an Rhein und Ruhr in
der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
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5 Kaiserliches Patentamt Berlin, Patentschrift Nr. 68691.
6 Ruegenberg
(wie
Anm. 2), S. 197.
Mitarbeiter dieses Heftes
Werner Ahrens, Balve; Gisela Cordes,
Attendorn; Adelhard Gerke OSB, Meschede; Michael Gosmann, Arnsberg;
Dieter Henrici, Arnsberg; Dr. Siegfried
Kessemeier, Munster; Dirk Lankowski,
Warstein; Dr. Adalbert Mullmann, Brilon; Martin Reuther, Arnsberg; Dr. Erika Richter, Meschede; Mathilde Rische,
Eslohe; Karl J. Risse, Mettmann; Werner Saure, Arnsberg; Wilfried Schmidt,
Arnsberg; Dr. Jurgen Schulte-Hobein,
Arnsberg; Albert Stahl, Wenden; Hans
Wevering, Arnsberg; Dieter Wiethoff,
Meschede; Dieter Wurm, Meschede.
esach«n
.s im lnt«.
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Liih un Veih
von Albert Stahl
Beobachtungen und Erinnerungen in Drauzer Platt
Fortsetzung aus Ausgabe 2/2005
Diere afschaffen
En gar nit erfreulich Kapitel is dat Afschaffen van Dieren. Wann me sou lange met ian gegangen is, wann se sieck
hent mellecken un hellepen loten, wann
me se geputzet het un gefauert un me
mei'stens giudd metenein utkom, dann is
et e'inem nit egal, wann me se afgiaben
well, sail odder mutt.
leck weit nochi giudd, wou schiwor et
uns gefallen is, as vie ne Kauh afliebberen muchtent. In me Kriege un donofi,
woorte jeidem Bueren tau'r Oploge gemaket, ne bestimmet Quantum FleiB aftegiaben, fiiir uns worent dat im Wirtschaftsjohr 1944/1945 an Liabendgewicht 735 Kilou, gewiB ne Kauh un ei'n
odder twei Schwiene.
Nu brachte mien Vatter dat Dier an
me Toume noh Olpe, dat wor en Wiag
van ner anderthalleben Stunde, un ieck
suU dei Kauh drieben. Do kumment
dann ouk nem jungen Burschen trurige
Gedanken, un ouk der Vatter sachte
kum en Woort. Dei Kauh ging echte met
bit viur dat Douer vam Schlachthuave.
Do wull se partou nit rin, dei Luft do
drinne po6 iarr nit, sei schnouv, touch
retour, ging op de Knei un tiusselte den
Kopp.
Op me He'imewiah ging et ouk nit lustig tau. Mienem Vatter wor dat nit egal,
dei hochte ouk keinem Hauhne den
Kopp af, wann et nit unbedingt sin
muchte.
Im anderen Johr muchtent vie unsen
olleren Fouherossen afschaffen, Hei haa
en Strahlenpilz, sachte der Tierarzt.
Gliek biem Kehlkopp kunn me en fustdicke Geschwulst foihlen, me kunn dei
ouk giudd seihn. Dei duggete iamme op
de Struate un makete dat Omen schwor.
Ieck we'it noch giudd, dat ieck am letzten Obend bie ian gegangen sie un em
giudd geprohlt hebbe. Dei Osse verstoppete siene Schnute unger mienem
Aremen un heil fein stille, as ieck em
iubber dian Tumor streik. Dat wor gar
kein dummer Osse.
Diere mirreketent, wann me et giudd
met ian meinte, ieck bruchte blous in
den Stall te kummen, dann fing de
Nachtigall aan te hummelen un warte
dropp, dat ieck iarr den Hals kloppete
un tusser den Hiorenern kratzete. Kauh
haant domols alle nen Namen, sei worent nit blous ne Nummer op der Ohrklammer. Eine andere Kauh hette Rousewien, ne Bunte wor ouk luter dobie, et
gov ouk de Lisa, de Brune un de Ella.
Ossen hettent Hans odder Franz, Fritz
odder Wendelin.
De schwarte Kauh, dei mie domols es
wegloupen wuU, haant vie schlieBlich
ouk verkofft, ieck sull se bolle twei Stunden wiet bit Junkernhouh brengen,
natiirlich te Faute. Soulange vie op diam
bekannten Wiah in den Milzenbiarrich
bleibent, ging dei Schwarte kurant met,
soubald ieck aber afbochte, wull se nit
meih. As se einen gestriecken krei'g, wull
se noh vuar utbiesten un mieck dobie aftiusselen. Dobie duggete se mieck in de
Busche an me Rande. As ieck aber den
Toum festheil, woorte se ruhiger un heil
met mie Schritt.
Recht iubberlacht is et gar nit sou
spassig, wann de Hindus de Kauh heilig
hollent un se nit doutschlohnt.
Ossen
Dei Bueren heilent sieck e'inen odder
twe'i Ossen, dei ian bie der Arrebet hellepen sullent. Dei Osse toug de Plaug un
de let im Felle, hei toug dei schwore Kare met Mist un den hougen Heuwagen
in der Sommerhitze. Ossen worent starrek, wann me se giudd fauerte. Sei
brachtent den schworen Wagen e'iger
van der Stie as de meisten Pere. En Perd
maket sou te sien en Kavaliersstart, et
springet in de Kien, aber wann dei Wagen sieck nit fortens wiet, dann giett et
op. Der Osse tiiht un lott nit locker, hei
met dem Pere siene Arrebet deh. Dat
sooch me an sienem Gang. Ossen hent
en ruhigen Schritt, Pere sind ieliger, un
dei Mannsliih gewienntent sieck dat
Tempo aan. Ossenbueren kunn me ouk
alt van Feren horen, dei flottent luter odder sungent, Pere gingent te sere, bie
sou nem Schritt kunn me nit noch singen un floiten.
En Kapitel fiur sieck wor de „Schaultied" van dian jungen Ossen: Wann dei
Bock bolle twe'i Johre olt woorte, muchte me ian an de Arrebet brengen. Mannege Bueren gingent met Bedacht viiar
un leitent dian jungen Ossen aanfangs,
blous am Toume aangebungen, met
dem grouten metloupen. Donoh woorte
dei Lehrling ouk aangespannt, bruchte
aber noch nit viull te teihn. Noh diam
Gesette in der Mechanik, dat me wienniger Kraft bruket, wann der Kraftaremen lang is, iiibberleit me dem jungen
Ossen en grotter Stucke van dem
Aanspann, van der Woh, am Wagen.
Mannege Bueren abber nohment
sieck nit sou viell Tied un versochtent
dat Aanlehren zimlich met Gewalt. Sei
bungent dem kleinen Ossen dat Juch
vitir den Kopp, lachtent Zugkien aan un
leitent dian Bock en motigen Eickenpohl schliepen.
Dei Osse toug im Hurra aan, as hei
sieck aber aanstrengen muchte, bockete
hei, hei ging nit me'ih van der Stie odder
e'iger noh hingen un trot dann iubber de
Strange. Dann muchte me ian wier richtig inschirren. Vlichts leip hei dann wier
en paar Schrie, ble'iv stohn un schmeit
sieck plucks op de Ere. Dem Bueren re'it
natiirlich de Geduld, un nu goov et Senge. Noh ner Pouse stund dei Osse dann
op un toug gediillig, de Tunge viur me
Halse un naatgeschwett, siene Last.
Den E'igensinn haa me iamme utgedrieben, abber et duerte lange, bit dei
dem Bueren truggete, wann dei en aanpock. Me'istens ziedderte dat Dier un erwarte alt wier Schliah.
holt diurrech un brenget sou dei Last
in't RoUen. Der Osse het en stieven
Nacken, hei tuht siene Last an nem
Juch, dat viur den Kopp gebungen wert.
Wann me nen Bueren alle'ine diurrech et Duarrep gohn sooch, kunn me
mirreken, of hei met dem Ossen odder
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Pere
Bueren iubberlachtent sieck wall, of
sei en Perd odder nen Ossen hollen sullent. Dei grotteren Bueren fouhertent
met Peren, klendere wuUent et ian
nohmaken, mannegmol aber blous, weil
sei me'ih sin wullent ase andere. Et gull
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Ouk Ossen brachte me in de Schmitte. Der Schmied schlaug bie den Viudderbei'nen unger dei iiteren Klohn en
Plotien, en flaak lesen, domet dat Dier
sieck et Hauf nit te flott afleip.
Wann der Osse beschlahn woorte,
muchte me sien Viudderbein hougehollen. Dann stund dei op drei Beinen, aber
noh ner Tied verlagerte hei sien Gewichte op dat veierte Bein. Dann woorte et
dem Bueren te schwor Deshalb lette me
den Ossen mei'stens soufort in en Gestell. Do kunn me Briar sou inschuven,
domet dei Osse sieck do droppe restete.
Pere leitent sieck nit sou hangen, sei
lichtertent alt dat Bein, wann et an der
Riggel won
de Regel, wann me siene Arrebet met
nem Ossen daun kiinn, siill me kein
Perd koupen. Dei kostetent in der Aanschaffunge bares Geld, nen Ossen kunn
me sieck seliebes opteihn. „En Osse
wasset in et Geld", sachte der verstandige Buere, „Pere werent met jeidem Johre billiger. Wann me en olt Perd verkoupen mutt, kostet et nix me'ih, en oiler
Osse, dian me noch en wiennig gemastet het, dei brenget mannegen Daler."
Dei Ossen leitent sieck ouk lichter
faueren. Dat sind Wiederkauer, sei
schlinget dat Heu flott dorin un kunnt
nohiar op me Felle noch nohkauen,
Pere bietent dat Heu ganz kuart, sei brukent fiur ne richtige Mohltied ne Stunde
un meih. Der Perefouhermann muchte
muarrens viur fieve opstohn un dat Perd
faueren, wann hei iimme siebben utteihn wull.
Met dem Pere kunn me de Arrebet op
me Felle flotter daun odder am Dah
mei'h erledigen. En Perd kunn ouk op
der Strote blatter un widdere Stecken
gohn.
Dobie hullepent ouk dei Haufiesen,
dei in der Schmitte aangepasset woortent. Sou kunnent de Pere sieck met der
Spitze vuar am lesen biatter hollen,
wann sei feste teihn muchtent, un dat
Hauf leip sieck nit sou lichte af, wann sei
viell op der Strote ungerwiahns worent.
Winterdags bie les un Schnei kunn
me nen Ossen schlecht bruken, Pere
aber kreigent extra Stollen unger de
Haufiesen, se gingent dann siecker iubber veriesete Wiah un trugent den
Schlien met der Familie nofi der Kiarreke odder in de Staad.
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Pere tougent nit blous den Schlien im
Winter diurrech den Schnei, dei kunn
me ouk im Sommer viur ne Kutsche
spannen. Domet fouherte me in de Kiarreke oder guallte Luh Bahnhuave af.
Pereschlien aber worent recht
schmal, do kunn et lichte passei'eren, dat
dei ouk es ummekippetent, wann se te
noge an en Auber gereitent.
Sel3 Pere muchtent ouk den breien
Schneiplaug lubber de Wiah tusser den
Diorrepern in me Grund teihn. Bie diam
Schneischlien stunnent twe'i dicke,
schwore Sietenbriar schrag giegenenein. Me kunn dian Winkel enger odder
widder instellen, jei noh diamme, wou
breit me op der Strote Blugge teihn wull.
Dobie woorte der Schnei van der Midde
an de Enger gediigget. Wann dei Schnei
sieck alt gelagert haa odder op Wehen
lachte, dann kom dei Plaug nit op den
Grund, dann muchte me met der Schuppe dran.
Domols gov et einen Schlien fiur dat
ganze Kiarrekspiell, deshalb duerte et
ouk ne ganze Wiake, bit me de Stroten
wier befouheren kunn.
Pere woortent geluabet, weil sei trugge Diere worent. Sei haant geren Gesellschaft van den Luhn, sei kunnent sieck
freuen, wann eVner an me Stalle vorbieging odder de Duare opmakete. Im Perestall haa me mei'stens ne gede'ilte Diiare, me kunn dann ouk es dat iubbeste
Feld oploten. Dann stund dat Perd bestimmt - wann et nit gerade froot - in
der DiJare un streckete den Kopp dorut.
Dat haa aber ouk noch en praktischen
Grund:
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3/2005
Im Perestall kunn me den Buam nit
met Steinen odder Beton utstatten. Do
droppe worent sei met iarren Haufiesen
geriitzet. Dei Belag wor ouk bolle kaputt
gegangen, weil Pere unruhig stohnt un
mannegmol met den Hingerbeihen feste
opstampent, wann sei Juck hent. Nu
plastertent dei Bueren den Perestall met
Holtklotzen; vie haant extra ne Kiefer im
Biarre afgemaket, as vie en niggen Stall
buggetent.
Do gov et nu ouk keine Guate, wou
dei Breuh afteihn kunn. Domet dat Perd
nu recht druge lien kunn. streuete me
Schniepmiahl dorin. Dei Perebueren gualltent sieck dovan ganze Wagen viull im
Sagewiarrek, mei'stens sattent se noch
houge Briar op den Kasten. Van diam
KleintiJch nu woorte dei Breuh op me
Buam giudd opgesuahn. Dat goov dann
abber en scharrepen Geruch af, wann
me dian Stall nit je'i'den Dag utkiahrte.
Me wull abber ouk nit luter alle Straue,
wegniammen, stiB haa me jou den Wagen te'i flott liech. Wann dann de Peremist noch en Dag hingen im Stalle
lachte, dann dampete dei ouk alt un
muffelt. Sou muchte me de Duare alt es
oploten.
Wann en Perd sieck nu in dat nate
Schniepmiahl gelacht haa, dann kunn
me putzen, dat e'l'nem der Schwe'it utbrook. Dei Dreck stouv dann im Stalle
rumme un toug in et Tiich van den
Liihn. Diarriimme kann me et nit giudd
verstohn, dat junge Miaker sieck in unsen Dahn sou geren im Perestalle ophollent un do de Arrebet daunt.
Dat mutt dann wall en Grund hen. Do
spiellt dei Aanhanglichkeit van den Peren gewiB ne groute Rolle. Pere kennent
iarre Luh un giabent dat ouk te erkennen. Sei hollent stille, wann me se striekelt un de Backe an den langen Kopp
liett.
Et gov aber ouk Pere, dei troten ut,
wann me hinger ian hiarging, et gov ouk
Pere, dei be'itent, wann se an e'l'nen heraan koment. Dei worent dann aber mei'stens diurrech freuhere unrechte Behandlunge ..verhaltensgestort".
Mien Vatter haa es en Perd gekofft gewiB en Schnappchen - dat wull den
Wagen nit glieck aanteihn, gewiB weil et
iamme es e'inmol te schwor gehollen
haa. Wann dat nu losfoiheren sull, dann
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huppete et. As mien Vatter dat wuBte,
richtete hei et sou in, dat et Perd den
Wagen giegen nen Auber schouv. Dann
duggete dat Fouherwiarrek met der Tied
sou, dat et Perd dem Druck nohgov un
losleip.
schnackete, dann knallte dat. Pere leitent sieck sou aanspornen, sei zelgetent
dann iarre Krafte.
Till Eulenspiegel haa es en Perd gekofft, dat nit iubber Holt gohn wull, as
der Hangeler sachte. „Mut et jou ouk
nit", meinte Till. As hei abber an ne
Holtbrugge kom, schuggete dat Perd un
wull nit driubber.
Jeider Fouhermann wull naturlich am
besten schnacken kunnen un iibete hinger me Huuse.
Sou Diere kunn me meistens nit biatteren, dei lachtent iarre Angest nit af.
Diarrumme wor et freuher vam Tierschutz hiar verbuan, en Perd met
Schliahn aantedrieben odder siene Wut
an em utteloten un et te diassen, wann
me nit met em inverstangen wor.
Ossenbueren stiepeltent sieck op en
Hiaselnstock un bruchtent dian ouk hie
un do. Dei Pere-Fouherluh drachtent alle ne Schwuppe. Dat wor en etwas langerer, gelenkiger Stock, gekofft odder ut
nem Wacholderbusche gesocht; an
diamme hing en Liarreimen. Do dran
knuppete me am Enge en Schnoiertien
ut Hannep. Dei Spitze dovan woorte
fein opgeribbelt odder sougar gekammet. Wann me nu dei Schwuppe gekunnt schlaug, wann me domet
Me wor dann tefrian un sachte: „Dei
gont op de Schwuppe."
Me kunn sieck sou ouk metene'in verstandigen, wann me diurrech nen
Huahlwiag foiheren wull, wou me nit
anenein vorbie kunn. Dann muchte me
dat Fouherwiarrek, dat van uaben kom,
vuarloten.
Peren bruchte me nit viell Aanwiesungen te giaben, dei heilent dian richtigen Wiag an der Plaug aan, dei heilent
den Afstand vam Koren giudd in, wann
sei in der Mahmaschine gingent.
Pere brachtent ouk den Wagen lubber wie Strecken noh Heime, ohne wou
aanteecken, wann der Buere hingen op
me Fouherwiarreke sienen Rusch
utschleip, as se vertellent.
Pere duurte me nit bange maken.
Wann me in den Stall kom, muchte me
sieck sou te sien aanmelden, stiB schoutent dei bienein un kunnent ouk
utschlohn. Ouk wann op der Strote
sieck wat van hingen nohgerte odder et
floug en Vuel ut nem Boume an der Siete, dann schuggete dat Dier un wull
fliichten as dei wilden Pere in der Prarie
van Natur ut daunt. Deshalb kreigent besonders aanfallige Pere Scheuklappen
an de Ougen. Nu sogent se nit meih alles, wat niaber ian passeierte.
Huusdiere kunnt den Geriieck van
Verwesendem nit utstohn. Bie uns im
Grunde gov et es en Fabrik, do woortent
Lastwagen viull Schwieneboisten gelagert, gereiniget un opgearrebet. An
diam Huuse wullent dei Diere nit vorbie
gohn. Unse Perd ruckete dann sou nohge an dei andere Strotensiete, dat de
Wagenrahr diurrech den Graben leipent. Sou ging dat freuher ouk, wann se
lengest Liemfabriken odder Gereberiggen much tent.
In den fufziger Johren schaffete me
de Pere me'ih un meih af un ersatte se diurrech Trecker. Meih un meih woorte de
Landarrebet mechanise'iert, meih un
meih ging ouk de Bindunge an de Natur
verluaren.
As domols es en Buere aanfangs met
dem Trecker op dem Felle arrebete un
recht nohge an en Auber kom, reip hei:
„Huh! Huh!" Abber dei Trecker verstund ian nit un kippete iimme.
^X^-
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3/2005
Der lettische Dichter Jaunsudrabins im Exil am Mohnesee
Thema der Jahresversammlung der Christine-Koch-Gesellschaft am 21. 5. 2005 in Korbecke/Mohnesee
von Dieter Wiethoff
Den Spuren des ExildichNate ins Exil nach Deutschters Janis Jaunsudrabins (der
land zu gehen, was ihn
Einfachheit halber J.J. geschlieBlich 1948 an den Mohnannt) folgte die regionale Linesee verschlug. Aus seinem
teraturgesellschaft fiir das
Exil korrespondierte er weiSauerland, die Christineterhin mit vielen seiner LandsKoch-Gesellschaft; sie beleute, die ihn um Rat und
suchte die literarischen StatOrientierungshilfe in schweten am Mohnesee. Damit berer Zeit baten. Nach seinem
trat sie fur die meisten TeilTod-am 28.08.1962-f and
nehmer Neuland, da J.J. in
er auf dem Korbecker Friedder hiesigen Region wenig behof am Mohnesee seine Rukannt geworden ist. Am
hestatte.
25.08.1877 in Nereta in Lettland geboren, stieg J.J., aus
In Korbecke nun begann
einfachen, armlichen Verhaltdie literarische Veranstaltung
nissen stammend, zum meistder Christine-Koch-Gesellgelesenen Schriftsteller Lettschaft im Hotel Griese mit
lands auf und zahlte somit zu
einem ausfuhrlichen Referat
der geistigen Fuhrungsschicht
Qber Leben und Werk J.J.'s,
seines Heimatlandes. In begehalten von Dr. Wolfhard
sonderer Weise verstand er
Raub, Bibliotheksdirekter i.R.
es, die Lebensverhaltnisse.
der Universitats- und Landeswie sie im 20. Jahrhundert in
bibliothek Mijnster. Zunachst
Lettland bestanden, in dichtezeigte Raub die einzelnen Starischer Form darzustellen und
tionen des bewegten Lebens
zu verdeutlichen. Zur Vervon Janis auf: den friihen Veranschaulichung seien hier nur
lust seines Vaters, seine Kindeinige seiner fast ausschlielBheit als Hutejunge, den spatelich in Lettisch geschriebenen
ren Besuch der LandwirtGedenkstein fur Janis Jaunsudrabins auf dem Friedhof
Werke genannt - hier mit der
schaftsschule
und die sich
in Mohnesee-Korbecke
deutschen Bedeutung ihrer TianschlieBende Tatigkeit als
tel: Bluten des Windes - Das
Verwalter auf deutsch-baltiWeiBe Buch - Das Grune Buch - Mit der Leben. Als Gegner der sowjetisch-kom- schen Giitern, die Vertreibung seiner
Angel - Neubauer und Teufel - Gold der munistischen Ideologie sah er sich 1941 Familie in den Kaukasus durch die RusBettler - Ich erzahle meiner Frau - Mein gezwungen, zusammen mit seiner Frau sen in den Jahren 1915 - 1918, die
I
-§^-^
Nicht lange uberlegen!
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SAUERLAND NR.
SAUERLAND
3/2005
Ruckkehr in das von Deutschen okkupierte Lettland im Sommer 1941, die
Episode als Leiter der Literaturabteilung
im lettischen Kultusministerium, die
Flucht in die Bundesrepublik Deutschland nach der Eroberung Lettlands
durch die Sowjetunion 1944, das Lagerleben in Greven bei Munster und seinen
Verbleib am Mohnesee nach Auflosung
des Lagers in Greven. Der Referent
schilderte sodann den Werdegang J.J.'s
vom Autodidakten zum weithin anerkannten Schriftsteller und geschatzten
Maler; er erwahnte den Besuch der
Zeichenschule in Riga, seinen Studienaufenthalt bei Lovis Corinth in Berlin,
die durch einen Mazen ermoglichten
Reisen durch Westeuropa, sein Wirken
als freier Schriftsteller, sein 25-jahriges
Schriftstellerjubilaum in Lettland im Jahr
1921, das Publikationsverbot fur J.J.
durch die Sowjets, die Ehrung durch den
Internationalen Pen-Club 1952 in
Stockholm. Dr. Raub wurdigte J.J. als
bedeutende Personlichkeit; Janis habe
die Werte vorgelebt, die fiir das Zusammenwachsen in einem vereinten Europa unerlasslich sind: Wahrhaftigkeit im
personlichen Denken und Tun, Toleranz
gegeniiber Andersdenkenden und vorurteilsfreie Hinwendung zu den Mitburgern. Weitere Einzelheiten des Referats lassen sich in dem 50-seitigen Beitrag des Referenten unter dem Titel
„Asyl in Westfalen - Janis Jaunsudrabins 1944 - 1962" in „Literatur in
Westfalen",
herausgegeben
von
Dr. Walter Godden, Aitesis Verlag,
2004, nachlesen.
Wie eng die Beziehung von J.J. zu
Sauerlander Autoren war, konnte in der
regen Diskussion vertieft werden. So
sind mehr als 70 Briefe und Karten von
J.J. an den Mescheder Naturlyriker
Hannes Tuch (1906 - 1986) bis heute
erhalten geblieben. An ihn schrieb, soweit jetzt bekannt ist, Janis am
30.05.1962 seinen letzten KartengruB
in deutscher Sprache. Es ware lohnend,
so Raub, den Briefwechsel zwischen J.J.
und Hannes Tuch aufzuarbeiten. Auch
existieren noch 22 Briefe, die J.J. an die
Sauerlander Dichterin Josefa BerensTotenohl (1891 - 1969) geschrieben
hat. J.J. und Josefa Berens: beide zugleich Dichter und Maler! Es entstanden
gegenseitig Portraits. Josefa Berens hat
J.J.'s Roman Nauda (Gold des Bettlers)
137
in eine deutsche Fassung gebracht, die
aber nicht gedruckt worden ist. Janis
hatte einst die Absicht, seinen Nachlass
in das Haus von Josefa Berens zu geben, in den Femhof in Gleierbruck bei
Saalhausen, was dann spater nicht verwirklicht wurde. Ubereinstimmend mit
den Idealen J.J.'s: Dass er Josefa Berens ohne Vorurteile begegnete, obwohl
er um deren Verstrickung in der voraufgegangenen Zeit des Nationalsozialismus wusste. Als die Saueriander
Autoren und ihr literarisches Schaffen
zur Zeit des Nationalsozialismus einige
Jahre spater beim sogenannten Schmallenberger Dichterstreit von 1956 in die
Kritik gerieten, war J.J., der selbst staatliche Bevormundung kennen gelernt
hatte, um Schlichtung und MaBigung
bemuht. Nachdem er die uber vierstiindige Auseinandersetzung verfolgt hatte,
war er es, der sich nachdrucklich an die
Teilnehmer des Schmallenberger Dichtertreffens wandte. Diesen bis heute unvergessenen Wortbeitrag J.J.'s hat spater Clemens Hebermann, Griinder und
Herausgeber des Westfalenspiegels, in
seinem Nachruf auf J.J. mit folgenden
Worten gewijrdigt:
„... Du wusstest um die Zucht des
Wortes, und wenn Du sprachest - stets
waren es nur wenige Worte - so drangen diese tief ins Menschliche, ins Gultige. Unvergessen ist Dein Wort auf dem
2. westfalischen Dichtertreffen in
Schmallenberg. Als dort junge Autoren
(...) von der Heimat als einer Mystifikation sprachen, da sagtest Du zum Schluss
der langen, harten Auseinandersetzung
so leise, so bedachtig, so zogernd, wie
es Deine Art war: „Mir schien es, als
wolle man seine Eltern verleugnen." So
hast Du Dich auch im Gastland zu Deiner lettischen Heimat wie uberhaupt
zum unverganglichen Wert und Reichtum einer jeden Heimat bekannt. Du
hast (...) daran erinnert, dass wir Menschen durch Gottes Willen in unsere irdische Heimat hineingeboren werden;
alle Staaten und Verwaltungsgrenzen
aber nur Menschenwerk sind. (...) Du
hast auch Deinen westfalischen Freunden gezeigt, was Heimat fiir den Menschen bedeutet. ..."
Die Mitglieder der Christine-KochGesellschaft gaben ihrem Erstaunen
Ausdruck, dass bisher kein groBeres
Werk von J.J. in deutscher Sprache er-
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schienen ist, obwohl sich einflussreiche
deutsche Freunde dafiir verwandt hatten. Nach Dr. Raub gabe es wohl ein einziges kleineres Werk von J.J. in deutsch:
Das 1972 im Verlag Aschendorff/ Miinster erschienene Bandchen „Kraniche
uber dem Mohnesee und Erzahlungen
aus Lettland". Demgegenuber seien in
den ersten Jahren nach der Flucht 18
Bucher von J.J. in lettisch von Exilverlagen herausgegeben worden. Die Kulturabteilung des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe in Munster habe seinerzeit vorgehabt, eine deutsche Publikation von J.J. in Druck zu geben, und
habe dafiir bereits einen Vorschuss auf
das Honorar an J.J. gezahlt. Dieses Vorhaben sei aber nicht realisiert worden.
Als Diskussionsteilnehmer appellierte
der Literaturwissenschaftler Dr. Wilhelm
Gossmann/Diisseldorf an alle Mitglieder der Christine-Koch-Gesellschaft,
sich auf ihre Weise fiir die Herausgabe
ausgewahlter Werke von J.J. in deutscher Ubersetzung zu engagieren. Daraufhin boten Dieter Wurm/Meschede
als \/orsitzender des Sauerlander Heimatbundes und fruherer Vorsitzender
der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe sowie Hans ClaBen/Arnsberg
als Vorsitzender der Christine-Koch-Gesellschaft ihre Unterstutzung und Hilfe
an.
Nach der Jahresversammlung der
Christine-Koch-Gesellschaft, in der
Bernhard Halbe/Schmallenberg den
Geschijftsbericht und Andrea GeuekeAVormbach den Kassenbericht vorgetragen batten, diente der Nachmittag
dem Besuch der verschiedenen literarischen Statten in Korbecke. Mit auf den
Weg machten sich aul3er Dr. Wolfhard
Raub auch die Vorsitzende des Kulturvereins Mohnesee e.V. Walburga Michels und Karl Drees/Korbecke, der vor
Ort sein Augenmerk auf die einzelnen
literarischen Statten richtet. Zunachst
ging es zum Korbecker Friedhof. Auf
dem Gedenkstein aus Granit befindet
sich auf der Vorderseite eine Biiste von
J.J., geschaffen von dem Bildhauer
Robert IttermannA'ollinghausen. Der
Gedenkstein mag daran erinnern, dass
hier am 1. September 1962 Janis Jaunsudrabins begraben wurde, unter Teilnahme vieler Freunde von nah und fern
- Letten, Autoren, Kunstler, Reprasentanten des offentlichen Lebens - J.J.
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hatte sich zu Lebzeiten gewijnscht, in
die Heimaterde umgebettet zu werden,
wenn Lettland wieder ein freies Land
sei. 1997 war es soweit und die Oberfiihrung von J.J. nach Lettland konnte
stattfinden. Im Dom zu Riga wurde am
13.9.1997 vom evangelisch-lutherischen Erzbischof, in Anwesenheit des
lettischen Staatsprasidenten, ein feierliches Totenamt fur J.J. zelebriert.
AnschlieBend fand die Beisetzung in seinem Geburtsort Nereta statt; dort ist der
Hof, auf dem J.J. 1880 - 1886 lebte,
zum Museum geworden.
Als zweite literarische Statte besuchten die Teilnehmer der Literaturveranstaltung das „Alte Fachwerkhaus
Stockebrand", in dem der Kulturverein
Mohnesee e.V. ein Gedenkzimmer fur
J.J. unterhalt. Dieses ist 1975 von
Dr. Austra Rudzite, der Griinderin des
J.J.-Museums und -Archivs in Miinster,
eingerichtet worden. Im Vortragsraum
des Kulturhauses Stockebrand las Gabriele Wartberg-Friedrichs/Nuttlar einige
Texte von J.J., die dieser in deutsch am
Mohnesee verfasst hat. Der folgende
kurze Text „Die Wildente" moge einen
Eindruck von dieser schlichten, zu Herzen gehenden Lesung vermitteln.
Die Wildente
Ich sitze am Mohnesee, oberhaupt
der Wameler BrUcke, im Schatten
eines Gebiisches. Um mich ist ein
blauer Sommermittag. Die Sonne
scheint in leichtem Dunst zu schwimmen. Auf den Grdsern liegt ein rosa
Schinimer, uon ihren Strahlen, und
auf den Blattern der Baume schillert
ihr gleiliendes Licht, wohin ich nur
den Blick wende. Ich habe die Angel
ausgeworfen und die Rute auf einen
Weidenzweig gestutzt. In dem ehemaligen Flussbett ist nicht die geringste
Stromung. Ich sitze und fuhle, wie
mein Blut uoll der Sonne, des Sommers und des Duftes Tausender Bliiten ist. Da auf einmal ... Was pldtschert da so leicht unmittelbar am
Ufer, zu meinen FuBen? Ach, es ist
eine Wildente mit einer ganzen Schar
flaumiger Jungen. Sie steckt den Kopf
unter Wasser, sucht nach Nahrung im
Schlamm und lehrt die Kleinen, das
gleiche zu tun. Wenn sie ihren Kopf
aus dem Wasser hebt, rieselt es wie
Tau uon ihrem Hals, und aufmerksam
halt sie Umschau. Sie richtet ihr Auge,
das wie eine kleine schwarze Perle
schimmert, unmittelbar auf mich, ohne jedoch Boses zu ahnen. - Vielleicht
war es ein Stein, vielleicht ein Baumstumpf, der dort uber den Bluten des
Ufers herausragte? - Sie steckt den
Kopf wieder unter Wasser, und die
Kleinen machen es ihr nach. So ziehen
sie langsam Idngs des Ufers flussaufwdrts.
Bdume, Bluten, Erde, Luft, alles,
was es da gibt, sei es nun reglos oder
voller Leben, - wir sind ein Leib und eine Seele. Dass mein Gehirn all dieses
weiter umfasst, das macht auch meine
Gefuhlswelt weiter Sonst gleiche ich
dem Baum, in dessen Schatten ich sitze, und dem unschuldigen Vogel, der
mich ohne Furcht anschaut, wenn ich
meine Hand nicht gegen ihn erhebe.
Einen besonderen Hohepunkt der
Literaturveranstaltung am Mohnesee
bildete Der Besuch des „Mondscheinhauses", wie es J.J. getauft hatte, eines
kleinen stilvollen Ferienhauschens, welches oberhalb des Sudufers am Mohnesee liegt. Der von J.J. gewahlte Name
beruht auf einem Wortspiel: Meness ist
das lettische Wort fiir „Mond", und interessanterweise ist Mene gleich Mohne. Auf einer holzernen Tafel, die am
Giebel des Hauschens angebracht ist,
kann man lesen: Seit no 1948 - 1962
dzivoja Janis Jaunsudrabins *1877
t 1962 - Lettischer Dichter und Maler
wohnte hier 1948 - 1962. Hannes
Tuch schildert in einem Text, der sich im
J.J.-Museum in Munster befindet, seinen Besuch im „Mondscheinhaus" so:
„...Wir schienen mit der Grundstucksgrenze eine Landesgrenze zu
uberschreiten, wir kamen nach KleinLettland. Da war der aus Fichtenzweigen geflochtene Lettenzaun um
den kleinen Garten, dann war da eine
Anlage zum Rduchern von Fischen auf
lettische Art, Korbe und feingeflochtene Matten aus Fichtenwurzein hingen
und lagen dort. An der Hauswand hingen Dinge zur Erinnerung (...) J.J. hatte versucht, fur sich und seine Frau
Nate eine Heimat uber dem Mohnesee
zu schaffen. Uber allem aber schwebte
ein Hauch von Trauer und Entsagung.
Man merkte, dass hier Menschen waren, die nach langer Flucht ihr Gepdck
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hier abgestellt batten, aber noch nicht
ganz an eine echte Bleibe glaubten.
(...) Trotzdem war auch J.J. mit der
Zeit heimisch geworden. ..."
Ahnlich wie Hannes Tuch, werden
es die Besucher von J.J. seinerzeit
empfunden haben; und es kamen viele,
unter ihnen: die Journalisten Albert
Dalhoff, Jaker, Friedrich Kaiser, Erich
Schroter und die Bildhauer Robert Ittermann und Fritz Viegener, der Fotograf
Janis Vinters, der Lehrer Paul Heitkemper, der Landesrat Josef Ostermann sowie die Autoren Erwin Sylvanus, Hans
Dieter Schwarze, Walter Vollmer und
Ingrid Bacher. Heute nun waren die
Mitglieder der Christine-Koch-Gesellschaft zu Besuch im ..Mondscheinhaus", welches der Familie Ostermann
in Munster gehort. Hella Ostermann
war trotz ihres vorgeruckten Alters aus
Munster angereist und erwies sich als
charmante, gute Erzahlerin sowie exzellente Gastgeberin. Mit groBer Herzlichkeit bot sie ihre „Mondscheinplatzchen" an, lecker und rund wie der Vollmond. Sie zeigte in ihrem Ferienhaus
den Autoren der Christine-Koch-Gesellschaft den Schreibplatz von J.J. mit
Blick uber den See. In diesem Ambiente vor dem Hauschen des Dichters horten die Teilnehmer der Literaturveranstaltung noch einmal Texte von J.J. mit
den Titeln „Weidenfl6ten" und ,.Kraniche uber dem Mohnesee". Wohl keiner
von ihnen konnte sich der besonderen
Stimmung entziehen. Beim Abschied
versprach Hans ClaBen, der Vorsitzende der Gesellschaft, in seinen
Dankesworten an Frau Ostermann die
Unterstiitzung der Gesellschaft beim
Erhalt dieser literarischen Statte.
Den Abschluss einer gelungenen
Literaturveranstaltung bildeten ein gemeinsames Kaffeetrinken in dem friiheren Gutsschloss „Haus Welschenbeck"
und eine Lesung im dortigen sog. Rittersaal von Wilhelm Gossmann/Diisseldorf unter dem Thema „Literarische
Mohnesee-Inspektionen".
Auf einer Literaturreise nach Sudfrankreich nach Sanary-sur-mer und
Nizza vom 30. 9. - 7. 10. 2006 wird
die Christine-Koch-Gesellschaft das
Thema „Exilliteratur" wieder aufgreifen.
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Ein ..verlorener Kulturort" wird revitalisiert und wicdercntdeckt:
Eroffnung des neuen Arnsberger Stadt- und Landstandearchivs
von Michael Gosmann
Die Resonanz war uberwaltigend. Zur
Eroffnung des neuen Arnsberger Stadtund Landstandearchivs im Westfliigel
des 1170/73 durch Graf Heinrich I. v.
Arnsberg gestifteten Pramonstratenserklosters Wedinghausen hatte man fur
den 11. Juni 2005 optimistiscfi mit bis
zu 100 Gasten gerecfinet. Sie sollten in
der gerade restaurierten Klosterbibliothek von 1694 Platz finden. Doch scfion
bald wurde anfiand der Resonanz auf die
Einladungen klar, dass der Raum die Gaste nicht fassen wurde. So bot der Arnsberger Propst Dr. Acfiim Funder eine
dem Anlass hochst angemessene Alternative an: den ehemaligen Kapitelsaal
des Klosters mit der Grafenkapelle vom
Jafire 1274, der heute als Norbertussaal
der katholiscfien Propstei-Pfarrgemeinde St. Laurentius als Pfarrsaal dient.
Von den Wanden blickten wofilwollend die barocken Portrats der letzten
Wedinghauser Abte in den mit uber 210
Gasten vollbesetzten Saal, als Arnsbergs
Burgermeister Hans-Josef Vogel um
11.00 Uhr die Erschienenen willkommen hieB. Er erlauterte, dass mit der
Umgestaltung des Westflugels ein vergessener Ort in die Gegenwart zuruckkehire. Vor uber 800 Jahren als Gegenpol zur Grafenburg, dem weltlichen
Machtzentrum gestiftet, war das Kloster
uber Jahrhunderte eine Statte der Spiritualitat und Besinnung, ein Ort der Bewahrung und Vermittlung von Wissen
und Werten. Die Stadt Arnsberg mochte dafier eine Revitalisierung dieses alten
Kulturortes erreichen. Es gabe im Internet zum Tfiema Revitalisierung von Industriebrachen, Einzelhandelslagen und
Gewerbegebieten
Tausende von Eintragungen, eine
Revitalisierung von
Kulturorten habe
er jedoch nicht gefunden. Der erste
Bauabschnitt, der
Umbau des Westfliigels und seine
angemessene Nutzung als Archivdomizil sei nun beendet. In absehbarer Zeit werde hier
auch eine historische Ausstellung
iiber das Kloster
Wedinghausen,
das Gymnasium
Laurentianum und
das fernere Schicksal der Klostergebaude zu sehen
sein. In einem
zweiten Bauabschnitt werde im
August mit der
Neugestaltung des
Klosterinnenhofes
begonnen. Im Der Westfliigel des ehemaligen Klosters Wedinghausen uon Norden
Rahmen des landesweiten Wettbewerbes „ Stadt macht bucherei in der Aula des Gymnasiums
Platz - Land macht Platze" hatte eine in- Laurentianum und der restaurierten Klosternational Jury im Jahre 2002 von 68 terbibliothek den gesamten KlosterbeEinsendern 10 Preistrager gekiirt, un- reich wesentlich aufwerten.
ter ihnen auch die Arnsberger Plane
zum Klosterinnenhof, dessen UmgeDer Leiter des Westfalischen Archivstaltung vom Land mit 70% bezuschusst amtes des Landschaftsverbandes Westwird. Diese MalSnahmen werden zu- falen-Lippe, Prof. Dr. Norbert Reimann
sammen mit der neuen Schulstadt- begluckwunschte die Stadt zu ihrem
Ansichten aus dem Dachgeschoss nach dem Umbau und vor dem Einzug des Stadtarchivs
Fotos: Joerg Hempel, Pliotodesign
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neuen Archiv. Eine vorbildliche und in
Westfalen einzigartige Losung sei hier
gefunden worden. Im neuen Gebaude
fanden Forscher und Burger ideale Arbeitsbedingungen. Prof. Reimann erinnerte daran, dass schon Anfang des
18. Jahrhunderts mit dem Archivturm
am Arnsberger Rathaus fiir damalige
Verhaltnisse eine angemessene Unterbringung der Archivalien gewahrleistet
worden sei. Spater jedoch, im 19. und
20. Jahrhundert sei das Archiv an unterschiedlichen Orten nicht immer sachgerecht gelagert worden. Diese Zeit der
Provisorien sei nun beendet: „Die Geschichte hat in Arnsberg wieder ein
Haus."
Der Direktor des polnischen Instituts
fur das nationale Gedenken in Stettin
Dr. Kazimierz Woycicki referierte
anschlieBend zum Thema .,Europa aus
der Erinnerung seiner Regionen gestalten". Vor dem Hintergrund der gegenwartigen politischen Krise Europas unterstrich der renommierte Historiker
engagiert die Wichtigkeit des Erinnerns
und Erzahlens der eigenen regionalen
Geschichte, um den Menschen - und
gerade auch Migranten und Einwanderern - die Identifikation mit ihrer Heimatregion zu ermoglichen. Bei zukunftig sinkenden Bevolkerungszahlen sei
die regionale Geschichte ein wichtiger
Standortfaktor in der Konkurrenz um
..Humankapital". Die Identifikation mit
der Region und ihrer Geschichte sei ein
Mittel gegen Abwanderung und identitatsstiftend fiir Zugezogene und NichtEinheimische, die sich schneller als
Arnsberger fuhlen konnten, auch wenn
sie sich noch lange nicht als Deutsche
verstehen wiirden. Regionales Erinnern
durfe jedoch nicht in Provinzialismus
miinden. Auch Dr. Woycicki gratulierte
den Arnsbergern zum gelungenen Umbau und dem neuen Stadtarchiv.
Der Kolner Architekt Prof. Gerhard
Kalhofer, nach dessen Planen die
Umgestaltung realisiert worden war, erlauterte unter dem Titel „Kloster Wedinghausen - aus der Geschichte heraus entwerfen", welche Ziele er dabei
erreichen wollte. In der Verbindung von
Vergangenheit und Zukunft, alter Architektur und neuen Stilmitteln sollte etwas neues geschaffen werden. Prof.
Kalhofer verwies auf die Besonderheit
mittelalterlicher Klosterarchitektur, die
die heutige Architektur mit ihren Defiziten entlarve: „Zu viel Larm, zu wenig
Rhythmus, keine Melodie". Auch in der
Architektur des Westfliigels sind noch
heute die Vorstellungen von Dauerhaftigkeit, Erfahrung und Rhythmus ablesbar. Nach der Auflosung des Klosters
1803 gerieten diese Qualitaten in Vergessenheit. Durch behutsame Restaurierung und architektonische Intervention gait es, die ehemalige Bedeutung
des Ortes wiederzugewinnen. Eingebunden in die Klosterarchitektur schaffe das neue Archiv nun Platz fur Begegnungen mit dem kollektiven Gedachtnis
der Stadt und der Region. In dem es Erinnerung nicht nur sichert sondern
auch offnet, dient es der Vergewisserung der eigenen Identitat in ungewissen Zeiten fortschreitender Globalisierung.
Bei der anschlieBenden Besichtigung
konnte sich die Festgesellschaft ein eigenes Bild von der Umgestaltung machen und die gewonnenen Eindriicke
anschlieBend bei einem reichlichen
Buffet und Getranken auf Einladung
der Stadt Arnsberg austauschen. Von
den mittelalterlichen Kellergewolben
uber den restaurierten Kreuzgang im
Erdgeschoss und die modernen Rollregalmagazine im Obergeschoss bis hinauf zum barocken denkmalgeschiitzten
Dachstuhl von 1717 war ungehinderter
Zutritt moglich.
Im Anschluss an die feierliche Eroffnung mit geladenen Gasten bestand
von 13.30 - 17.30 Uhr fur alle interessierten Biirgerinnen und Burger Gelegenheit, im Rahmen eines „Tages der
offenen Tiir" das neue Stadtarchiv zu
besichtigen. Auch hier war der Andrang uberwaltigend, das Gebaude
wurde regelrecht „gesturmt", ca. 300
Personen informierten sich ausgiebig.
Dazu wurden FUhrungen angeboten,
die jedoch wegen des Andrangs den
Bedarf nicht decken konnten.
Zur Geschichte des Westfliigels
des Klosters Wedinghausen
Mit der staatlichen Zwangsauflosung des Prdmonstratenserklosters
Wedinghausen im Oktober 1803 im
Rahmen der Sdkularisation fand eine
630-jahrige Klostertradition ihr abruptes Ende: der Abt, 24 Konventualen
und ein Laienbruder wurden vertrie-
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ben. Sofort wurde auch der Baubestand verandert und noch 1804 der
nordliche KreuzgangflUgel abgerissen.
1826 wurde die Klosterpforte an der
Stelle des heutigen Hirschberger Tores entfernt. Als die Stadt Arnsberg
den Westflugel (KlosterstraBe 11)
1885 vom Staat fiir Schulzwecke erwarb. wurde der Abriss des sUdlichen
KreuzgangflUgels zur Auflage gemacht. Der ehemalige Klostercharakter der Aniage ging damit endgUltig
verloren. Dennoch sind noch heute
die wichtigsten Teile vorhanden: Die
ehemalige Kloster- und heutige
Propsteipfarrkirche St. Laurentius,
der OstflQgel mit Kreuzgang. Sakristei
und Grafenkapelle von 1274, die alte
Klosterbibliothek uon 1694, das
Wohnhaus des Abtes, die sog. .,Pralatur" von 1666 und der jetzt neugestaltete Westfliigel, nach der Kirche das
grolite Gebaude des alten Klosters.
Der Westflugel neben dem Hirschberger Tor ist mehrfach umgebaut
worden. Er birgt den westhchen
Kreuzgang und einen ins Mittelalter
reichenden Vorgdngerbau. Dieser wurde 1714-17 wesentlich vergroBert (Gebdudeldnge: 35 m, -breite: 15 m) und
erhielt einen beeindruckenden barocken Dachstuhl. Im Keller befanden
sich zur Klosterzeit Wirtschafts- und
Lagerrdume (Bierkeller) sowie die
liber zwei Geschosse reichende
Klosterktiche mit direkter Verbindung
zum groBen Refektorium (Speisesaal)
im Erdgeschoss. Im Obergeschoss lagen die Klassenrdume des 1643 gegrimdeten Gijmnasiums Laurentianum. Uber eine nicht mehr vorhandene AuBentreppe gelangten die Gi;mnasiasten in ihre Schulrdume, ohne
die Klosterklausur zu storen. Auch
das Dachgeschoss diente Wirtschaftszwecken: hier wurden Vorrdte gelagert, Krduter getrocknet und Wurste,
Schinken und Speckseiten gerduchert. Bis zum Auszug des SauerlandKollegs im Jahre 2002 wurde das Gebaude von der Stadt Arnsberg fiir
schulische Zwecke genutzt.
Stadt- und Landstandearchiv:
wesentliche Verbesserungen in
funktionalen Raumen
Fur das Stadt- und Landstandearchiv
haben sich durch den Umzug in die KlosterstraBe 11 wesentliche funktionale
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und raumliche Verbesserungen ergeben:
Im Dachgeschoss (Hohe des denkmalgeschiitzten barocken Dachstuhles von
1717 ca. 11m) befinden sich Raume fur
Archivausstellungen, Archivbenutzung,
Information, Technik und die Mitarbeiterbiiros. Fur Archivbenutzer und -besucher stehen hier ein kleiner Vortragsraum (ca. 50 Platze), ein separater Benutzerbereich mit 8 Einzelarbeitsplatzen
und Gruppenarbeitsmoglicfikeit zur Verfiigung. Zudem bietet eine umfangreiche Freihandbibliotfiek dem Interessierten die wichtigsten Informationsmoglichkeiten und Nachschlagewerke. Die technische Ausstattung hat
sicfi erfieblich verbessert. Kopierer, Auflichtscanner, DIN-A3-Drucker und
Microfilmlesegerate konnen in Anspruch genommen werden.
Das fiir die Offentlicfikeit normalerweise nicht zugangliche Obergeschoss
birgt das Herzstuck des neuen Archivs:
das Magazin. Es bietet Lagerflacfie fur
die Archivalien seit dem Mittelalter
(14. Jahrhundert) bis in die neueste Zeit.
Die Magazinflache ist funktional dreigeteilt:
1.) Ein Bereich fur die umfangreiche Zeitungssammlung und andere
Druckwerke (60 m').
2.) Ein zweiter, groBer Magazinabschnitt fur die stadtische Oberlieferung (klassisches Archivgut: Urkunden,
Akten und Amtsbiicher). Dazu kommt
ein wichtiger Teil staatlicher Oberlieferung, das sog. „Landstandearchiv des
Herzogtums Westfalen" (120 m')
3.) Ein dritter Abschnitt fur sog.
„Sammlungsgut", z. B. thiematische
Sammlungen sowie Privat-, Familienbzw. Firmennachlasse. Hier wird auch
das umfangreiche Archiv des Arnsberger Heimatbundes untergebracht (GOm'^).
Die Archivalien lagern in einer neuen, mehrteiligen Rollregalanlage (Kompaktusanlage). Sie magaziniert das Archivgut platzsparend, stellt aber auch erhebliche Anforderungen an die Deckentragfahigkeit (uber 1.200 kg Gewicht/
pro m^). Daher sind die Rollregalbereiche durch den Einbau von Stahltragern
erheblich verstarkt worden. Die neue
Rollregalanlage bietet im Vergleich zur
alten Anlage im Rathaus, die im Jahre
1980 fur 80.000,- DM angeschafft
worden war, mehr als das Dreifache an
Die spektakulare Umgestaltung hat
Lagerflache. Ihr aktueller Gesamtpreis
(38.000,- Euro) hat erstaunlicherweise bisher viel Zuspruch erfahren. Das
den Preis der alten Anlage noch nicht groBe deutsche Fachorgan fiir Architektur und Bauwesen, die „DBZ Deutsche
einmal erreicht!
In einem vierten Bereich iiber dem Bauzeitschrift" hat im Heft 4/2005 ausmittelalterlichen, gewolbten Kreuzgang fiihrlich uber die Umgestaltung berichtet
wurde der groBere Teil der Archiv- (Sonderdruck im Stadtarchiv erhaltlich)
bibliothek aufgestellt. Dazu sind hier die und selbst im Ausland hat der Umbau
Foto-, Dia-, Film- und Videosammlung, mittlerweile Resonanz erfahren. Die andie Karten- und Plakatsammlungen so- erkannte franzosische Architekturzeitwie die Microfilm- und Microfiches- schrift „rarchitecture d'aujourd'hui" berichtete in ihrer Ausgabe von Mai/Juni
Sammlung gelagert.
2005 auf mehreren Seiten daruber.
Insgesamt bietet das Obergeschoss alle Magazin- und Bibliotheksregale zusammengenommen - eine Regalflache
von ca. 2.500 laufenden Regalmetern!
Das Gewicht der hier gelagerten Archi- Das neue Arnsberger ..Stadt- und Landstandearchiv
valien wird auf ca. 100 Tonnen ge- im Kloster Wedinghausen" steht wahrend der Offschatzt, das Eigengewicht der Einrich- nungszeiten (Montag und Mittwoch 8-12.00 Uhr;
Dienstag und Donnerstag 8-12.00, 13-16.00 Uhr) jetungen wie Rollregalanlage, Karten- und dem Interessierten zur Benutzung zur Verfugung. Fijr
Stahlschranke nicht eingerechnet.
Besichtigungen des gesamten Gebaudes konnen
vereinbart werden (Stadt- und LandstandeIm Erdgeschoss wird zur Zeit in vier Fuhrungen
archiv im Kloster Wedinghausen, KlosterstraBe 11,
ehemaligen Klassenraumen auf einer 59821 Arnsberg, Tel 02932/ 2011241, -2011859,
Flache von fast 250 m^ eine Aus- -2011599).
stellung zur Geschichte des Klosters Wedinghausen, des Gymnasiums Laurentianum
und zu den bisherigen Bauvorhaben
und zukiinftigen
Planungen im Rahmen des Projektes
„Kloster Wedinghausen" vorbereitet. Diese wird voraussichtlich im
Herbst eroffnet.
Im KellergeKostensenkung und Qualitatssteigeschoss steht dem
Archiv noch ein
rung durch Outsourcing!
Werkstattraum zur
Verfiigung. Hier
Ubergeben Sie Firmenbereiche,
konnen Akten fiir
die niclnt zum Kerngescliaft geiioren!
die dauernde Aufbewahrung im historischen Archiv
vorbereitet werden;
auch kleinere ResSo werden Ihre Ziele realisiert!
taurierungen sind
moglich. In einem
mittelalterlichen
Kellergewolbe, dem
ehemaligen KlosterBreite Wiese 6
57392 Schmallenberg
bierkeller, wird der
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SAUERLAND
SAUERLAND NR.
3/2005
Zahlensymbolik als Datierungshilfe?
Ein kleiner Beitrag zur Geschichte der Stiftskirche St. Walburga
Der Kirchenvater Augustinus hatte geschrieben, dass die ,,Sachen durch Zeichen erlernt" werden. Getreu seiner als
maSgeblich anerkannten Lehre nahmen
die mittelalterlichen Menschen die Zahlen als „Zeichen" von besonderer Bedeutung. Jede Zahl hatte einen spezifischen Sinn. Das soil hier an der Geltung
der Zahlen von 1-12 erlautert werden,
sie seien hier ihrer Bedeutung entsprechend aufgefUhrt.
1
ist Ursprung und Ma6 der Zahlen
und so Symbol des Ureinen,
Unteilbaren, Gottlichen,
2
bedeutet Gegensatz, Trennung,
Tag und Nacht, Gott und Mensch,
Mann und Frau,
3
hat ursprunglich den Sinn fiir das
Umfassende, ist Zeichen der
Heiligkeit und Vollkommenheit,
vor allem Symbol des Dreifaltigen
Gottes,
4
hat korperlich-kosmische Beziehungen, vier Wind- und
Himmelsrichtungen, vier Enden
der Erde, vier Jahreszeiten, vier
Weltalter, vier Paradiesstrome,
vier Urelemente, einfach Symbol
des Irdischen,
10 ist die Zahl der Weisheit und
Vollendung, der Gebote Gottes,
12 ist die Vollstandigkeits- und
Heiligkeitszahl, zwolf Junger Jesu,
zwolf Stamme Israels, zwolf
Stunden, zwolf Monate.
Einfiihrung in die Methode der
zahlensymbolischen Deutung
10, L = 50, C =
Mit Hilfe dieser Buchstaben konnen
Zahlenwerte in Texten untergebracht
werden, die - verschlusselt - wichtige
Hinweise enthalten, so dass sich der
zahlensymbolische Gehalt erst bei genauerer Untersuchung erschlieBt, z. B.
zur Datierung. Eine derartige Zeitbestimmung wird Chronogramm genannt. Hier einige Erlauterungen zur
Methode der Fixierung eines Chronogramms:
Alle mit einer Zahl identischen Buchstaben werden unterhalb der jeweiligen
Textreihe herausgezogen und addiert,
wobei mit der Endsumme der Zahlenwert. z. B. einer Inschrift, ermittelt wird.
Neben dem ermittelten Zahlenwert ist
innerhalb einer Inschrift die Zahlung aller insgesamt vorhandenen Buchstaben
von Bedeutung, da die aus Buchstabenzahl und Zahlenwert addierte Summe
Zahlenwert
ft '^"'S
6
Zahl des Makrokosmos, der
Schopfungstage, der Flugel des
Seraphim, der Weltalter, der
Arbeitstage, litur. der Fastenwochen, der Kruge beim
Hochzeitsmahl von Kana. Das
aus zwei Dreiecken zusammengesetzte Hexagramm (Davidsschild)
verbindet Geistiges und Materielles.
in der babylonischen und Israelischen Religion Zeichen der
Gottheit, Fulle und Vollkommenheit und wird in diesem Sinn
auch von den Griechen und
Augustinus iibernommen und ist
Zahl der Planeten mit Sonne und
Mond, somit der Vollkommenheit
des Universums. Die sieben Augen
Jahwes sind Zeichen seiner
Allwissenheit, sieben Sakramente,
sieben Bitten im Vaterunser,
sieben Gaben des Heiligen Geistes.
Sinnbild der Neuschopfung, acht
Menschen uberlebten in der
Arche, Zahl der Auferstehung
Christi,
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
I = 1, V = 5, X
100, M = 1000
Buchstaben
Zahl der Sinne und der Wunden
Christi,
8
Zahl der Vollendung, dreimal drei
ist neun, neun Chore der Engel,
Bei der in der folgenden Untersuchung angewandten Methode werden
diejenigen lateinischen Buchstaben in
Betracht gezogen, die einen Zahlenwert
besitzen, also mit romischen Zahlen
identisch sind. Waren doch diese nicht
nur in der romischen Welt, sondern weiterhin auch im Westeuropa des Mittelalters das allgemein gebrauchte Zahlensystem. Wogegen die heute benutzten
arabischen Zahlen erst nach Beginn der
Neuzeit ublich warden.
5
7
9
von Adelhard Gerke OSB
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11
165
9
Id
501
20
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Sauerländer
Heimatbund
meist ein Chronogramm, eine Datierung also, enthalt. Schwierigkeiten der
Entschlusselung von Chronogrammen
konnen slch ergeben, weil es auBer der
uns vertrauten christlichen Zeitrechnung die judische Weltara gibt, die davon ausgeht, dass Christus im Jahr
3760 nach deren Beginn geboren wurde. Es existiert auch die Ara des
Hieronymus, auch als „secundum communem chronographorum usum" bezeichnet, da er die Geburt Christi in
Obereinstimmung mit den 70 Obersetzern der Septuaginta im Jahre 5199
seit der Weltschopfung annimmt. Damit ist zur Entschlusselung eines Chronogramms die Berucksichtigung seines
historischen Umfeldes unabdingbar, da
nur auf dessen Hintergrund das der
Konstruktion zugrundegelegte Zeitschema ermittelt werden kann. Sind
zur Findung von Chronogrammen Zahlenwert und Buchstabenzahl vor allem
wichtig, so macht daruber hinaus die
143
SAUERLAND
Anzahl der Worte oder gar der Zeilen
ebenfalls wichtige Aussagen zum Gehalt
des Textes.
Vielleicht kann die dargestellte Methode auch einen Hinweis zur Losung
von Datierungsfragen einer Kirche im
Sauerland bieten.
In dem Buch „Die Benediktinerabtei
Corvey - Das Heiligtum Westfalens und
ganz Sachsens"! sind, wie im folgenden
aufgezeigt werden soil, etliche Erkenntnisse zur karolingischen Baukunst dargelegt, die auch auf das Stift Meschede
zu beziehen sind.
Das Grundungsdatum des Stiftes Meschede konnte urkundlich bisher nicht
ermittelt werden; der Oberlieferung
nach sei die Grtindung um die Mitte des
9. Jahrhunderts durch die frankische
Prinzessin Emhildis erfolgt, woran die
Emhildis-Kapelle der Stiftskirche noch
bis in unsere Zeit erinnerte.
Buchstaben
Zahlenwcrt
CLIM
1151
10
CVVL
160
12
IDI
502
14
I
1
11
47
1814
Ubertrag von der
anderen Seite
20
666
Sa: 67
2480
Die Gesamtsumme betragt 2480 + 67 = 2547, diese ist nicht durch 2 teilbar.
Aber durch 3, 2547 : 3 = 849; also ist 849 dreimal in der Endsumme enthalten.
Die erste schriftliche Nachricht ist uns
infolge der Bestatigung des Stiftes durch
Konrad I. im Jahre 913 uberliefert. Aus
dem Jahre 959 existiert ein Privileg Kaiser Ottos des GroBen, dessen die Stadt
Meschede 1959 mit der Tausendjahrfeier gedachte. Weiterhin kann durch
Untersuchung eines Holzfundes die
Bauzeit des Turmes der Stiftskirche auf
die Jahre 897 - 912 festgelegt werden.
- Soweit die Daten aus der Fruhgeschichte des Stiftes.
GemaB den Untersuchungen etlicher
lateinischer Inschriften und anderer Texte des friihen Mittelalters, aus deren
Chronogramme immer wieder aufschlussreiche Hinweise zur Datierung
ermittelt werden konnten^, soil dies hier
auch fur das Stift Meschede versucht
werden, aus dessen Fruhzeit uns der
beruhmte Hitda-Codex als kostbarstes
Zeugnis erhalten ist. Es war die Abtissin
Hitda, wohl dem Kreise um die hochadeligen Damen des ottonischen Kaiserhauses angehorend, die im 10. Jahrhundert dieses Evangeliar in Auftrag gegeben und sich auf dem Widmungsbild
selbst hat darstellen lassen, wie sie der
klosterlichen Schutzheiligen Walburga
das Buch iiberreicht. - Ob wir aus dieser
Dedikationsszene und dem dazugehorigen Widmungstext etwas uber die Stifterin oder gar das Stift selbst erfahren
konnen?
Aus den lateinischen Buchstaben der
beiden im Widmungsbild bezeichneten
Frauen als „SANCTA VVALBVRG" und
„HIITDA-ABBA" ermittelt sich der Zahlenwert 165-H501 = 666, wobei sich zuzijglich der jeweiligen Anzahl der 20
Buchstaben die Summe 686 ergibt. Die Schreibweise des Anfangsbuchstabens W aus zwei separaten V V im
Namen Walburg scheint in dieser Zeit
nicht ungewohnlich zu sein, findet sie
sich doch auch auf dem Grabstein der
Abtissin Walburg von Neuenheerse.^
Auffallend ist dagegen die unterschiedliche Schreibung des U, das entgegen der
Schreibweise als V im Namen des Bildes
beim gegenuberstehenden Widmungstext als U belassen und damit fiir die
Zahlung ohne Wert ist. Was sich der
Schreiber jedoch bei der Endung des
Textes mit zwei Punkten und einem
Komma darunter gedacht hat, bleibt
sein Geheimnis; offensichtlich ist dieses
Gebilde ebenfalls als Buchstabe zu
zahlen.
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Sauerländer Heimatbund
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SAUERLAND NR.
Der aus dem Widmungstext ermittelte Zahlenwert 1814 ergibt wiederum
mit der Anzahl 47 der verwendeten
Buchstaben die Summe 1861, woraus
sich zuzijglich des im Widmungsbild ermittelten Zahlenwertes 686 insgesamt
die Summe 2547 ergibt.
Oftmals enthalt nun der Zahlenwert
eines Chronogrammes die gesuchte
Zahl um ein Vielfaches. Wahrend eine
Zweiteilung der hier ermittelten ungeraden Zahl nicht in Frage kommt, ist dagegen eine Dreiteilung sehr wohl moglich
und ergibt den Zahlenwert 849. Nachdem diese sicher bedeutsame Zahl weder mit dem Hidta-Codex, der ja erst
dem 10. Jahrhundert angehort, in Verbindung gebracht werden kann und
ebenfalls nicht das Todesjahr der hi.
Walburga anzeigt, liegt sie fur die Griindungszeit des Stiftes allerdings im Bereich des Moglichen.
Damit befinden wir uns im Zeitraum
der Karolinger und dementsprechend in
der Phase der Erbauung der groBen Anlage in Corvey (822-885) mit ihrer bedeutenden Monchs- und Kaiserkirche.
Tatsachlich haben sich infolge der
Untersuchungen der Baugeschichte beider Anlagen fiir den Verfasser auffallende Parallelen ergeben. Stellte sich als
Baumal3 fiir Corvey der karolingische
Ful3 mit 0,333 m heraus, so ergab sich
bei den Messungen an den altesten Teilen der Stiftskirche in Meschede iiberraschenderweise, dass dieses MaB auch
hier angewendet wurde und, wie sich
besonders an den beiden Stollen der
Ringkrypta nachweisen lasst, wie in
Corvey so auch hier ebenfalls in 10 Zoll
unterteilt ist.
Dass zudem beide Anlagen in Verwendung der Zahlensymbolik entstanden sind, mag schlieBlich der Turm mit
seinen 21x21 karolingischen FuBes belegen - besteht diese Zahl doch aus 3x7,
also der Herrscher Zahl 7 als Hinweis
auf eine konigliche Griindung und der
Zahl 3 als vollkommene Zahl schlechthin.
Dass der Turm einschlieBlich seiner
drei Schalloffnungen der karolingischen
Bauzeit entstammt, mag die bereits erwahnte Altersbestimmung eines gefundenen Holzes auf die Zeit zwischen
897-912 belegen; denn infolge der Errichtung des Turmes als ublicherweise
letzter BaumaBnahme muss die ubrige
Anlage friiher entstanden sein und somit
noch der karolingischen Zeit angehoren. Folglich ist das aus dem Chronogramm des Hidta-Codex ermittelte
Griindungsdatum 849 sehr wohl in Betracht zu ziehen, zumal man zur Zeit der
Herstellung des Codex" in vermutlich
der zweiten Halfte des 10. Jahrhunderts
3/2005
um dieses Datum noch gewusst haben
muss.
Adelhard Gerke. Die Benediktinerabtei Corvey Das Heiligtum Westfalens und ganz Sachsens.
2. Aufl., Paderborn 1985.
S. Adelhard Gerke. Des Deutschen Reiches Krone.
Munsterschwarzach (1992),
ebenda. S.21.
„Blasen an den FuBen gehoren dazu"
Mehr als 100 Glaubige aus Warstein bei der 223. FuBwallfahrt nach Werl
von Dirk Lankowski
Weit mehr als 100 Glaubige der Warsteiner Gemeinden St. Pankratius und
St. Petrus, sowie einige Katholiken aus
dem Mohnetal waren in der Samstagnacht am Hochfest Maria Heimsuchung
zur 223. Warsteiner FuBwallfahrt nach
Werl aufgebrochen, unter dem Leitspruch „Wir sind gekommen. um ihn anzubeten".
In der „Alten Kirche" in Warstein hatte Dechant Josef Heers mit den Pilgerinnen und Pilgern um 2 Uhr nachts noch
einen Aussendungsgottesdienst gefeiert.
Dann machte sich die groBe Gruppe auf
den Weg zu den Siepmannwerken in
Belecke. Dort wurde der Opfer einer tragischen Explosion im Werk im Jahre
1963 gedacht.
Ober die Haar und durch die kleine
Ortschaft Taubeneiche ging es dann
nach BriJllingsen, dem letzten katholischem Dorf auf der Haar vor der alten
Hansestadt Soest. Dichte Nebelschleier
tauchten die Haar in weiB, die aber nach
einem traumhaften Sonnenaufgang verschwanden. Mit feierlichem Glockengelaut zogen die Wallfahrer in Brullingsen ein. In vielen Familien gibt es seit
liber 200 Jahren Wallfahrtsgeschichte
die Tradition die Pilger zu bewirten. So
ging es gestarkt welter nach Soest.
Wie in jedem Jahr wurde auch wieder
unter einer Autobahnbriicke kurz vor
Soest Rast gemacht. Durch die besonders gute Akustik unter der Brucke, erschallten die Lobgesange fiir die Gottesmutter Maria umso lauter und eindrucksvoller. Durch Feld und Flur erreichten die
Wallfahrer Soest und mit dem Zug ging
es weiter zum Wallfahrtsort Werl. BegruBt wurden die Warsteiner von Wallfahrtspater Urban, der die Glaubigen
durch die Werler Innenstadt zur groBen
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Basilika fiihrte. Nach einer kleinen Andacht und BegriiBung durch die Franziskanerpater, konnten sich alle vom Iangen Marsch erholen. Nachmittags wurde
der Kreuzweg im Klostergarten gebet.
Am Abend brachen uber tausend Glaubige zur Lichterprozession durch Werl auf
und feierten die Gottesmutter Maria.
Nun begann das ganz besondere Programm der Warsteiner. Nach einer Andacht mit sakramentalem Segen fand um
24 Uhr die Mitternachtsmesse mit Pastor Ansgar Hester statt. Viele Warsteiner waren nachgereist um diese besonders tolle Atmosphare wahrend des
Gottesdienstes zu genieBen. Nach zwei
anstrengenden und schonen Stunden
konnten sich dann die Wallfahrer fiir den
Ruckweg ausschlafen.
Morgens fand eine Verabschiedung in
der Basilika statt und dann ging es mit
dem Zug zuriJck nach Werl. Uber die
Hohlwege auf der Haar erreichte man
wieder Brullingsen, wo sich nach einer
langen Pause auch eine groBe Schar von
Kindern aus Warstein der Wallfahrt anschloss. Nach nochmals drei Stunden
Weg war die Abschlussstation an der St.
Petruskirche in Warstein erreicht. Dort
wurde die Gruppe von ihren Familien in
Empfang genommen. Zum Abschluss
wurde in einer feierlichen Andacht der
sakramentale Segen gespendet.
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND NR.
SAUERLAND
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„Zum Engel des Herrn" im Dreiglockendorf Bremscheid
von Mathilde Rischen
In unserer heutigen, von technischen
Ablaufen bestimmten Zeit, hat sich selbst
die Landbevolkerung daran gewohnt,
dass ein Automat das Lauten der Glocke
ihrer Dorfkapelle ubernommen hat.
Um so erstaunlicher, dass in Bremscheid, einem kleinen Dorf in der Gemeinde Eslohe, nach alter Tradition das
Lauten von gleich drei Glocken zum Angelus immer noch per Hand erfolgt.
Bremscheid ist keine geschlossene
Ortschaft, sondern gleicht eher einer
Streusiedlung. Es zieht sich iiber eine Gesamtlange von drei Kilometer hin, einmal entlang der BundesstraBe 55 und
dann entlang der im Tal gelegenen LandstraBe in Richtung Hengsbeck.
Daher erstaunt es nicht, dass manchmal bei klarem Wetter die Bewohner der
insgesamt 35 Hauser in ihrer jeweiligen
Nachbarschaft gleichzeitig das Lauten
mehr als einer Angelusglocke wahrnehmen. Sie rufen zum „Engel des Herrn",
werktags um die Mittagsstunde. Alle drei
Glocken schweigen an Sonn- und Feiertagen sowie an den Kartagen. Der Volksmund sagt dazu: „Die Glocken sind nach
Rom geflogen." In dieser vorosterlichen
Zeit ubernehmen die Kinder nach alter
Tradition das sonst ubliche Lauten. Sie
ziehen mit ihren Rasseln und Klappern
(Klapstern) dreimal taglich durchs Dorf.
Glocken an Hausern oder auf Hofen
haben mittlerweile Seltenheitswert. Eine
der drei Angelusglocken befindet sich im
Hausgiebel
der
Bremscheider Familie Schulte-Huttemeister. Dort
hangt sie bereits
seit 1910, von den
Familien des Oberdorfes, auch „ln
der Weide" genannt, angeschafft. Diese gut
100 Pfund schwere Stahlglocke wird
per Hand mittels
eines Glockenseiles in Bewegung
gebracht. Es ist
tiberliefert, dass
bereits die UrgroBmutter Schulte-Huttemeister die
Glocke sonntags in
aller Friihe betatigte, um ihren Aufbruch zur 7 Uhrmesse in die Esloher Pfarrkirche anzukundigen. Ein
Zeichen fiir alle
Frauen aus dem
Oberdorf zum gemeinsamen, fast
einstijndigen FuBmarsch, der besonders bei winterlicher Dunkelheit
und glattem Wege
beschwerlich war.
Kapelle „St. Jacobus" in Bremscheid
Nicht regelmakann heute die
Familie SchulteHuttemeister ihre
Glocke lauten.
Doch Ursula Schulte-HiJttemeister
fuhrt die Tradition
des Angeluslautens
gerne fort, so wie
sie es von ihrer
Schwiegermutter
Elisabeth SchulteHuttemeister kennen lernte, die noch im
hohen Alter von 90 Jahren den
Glockenstrang zum „Engel des Herrn" in
Bewegung brachte.
FotOS:
Wilhelm
Feldmann
Ein Blickfang in der Dorfmitte Bremscheids ist die schmucke Kapelle. Das
dem St. Jakobus geweihte Gotteshaus
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SAUERLAND
146
wird von der Familie Burger gehegt und
gepflegt. Lange Jahre erschallte dreimal
am Tage die Betglocke aus dem kleinen
Glockenturm. Jetzt fallt zwar das Morgengelaut aus, doch zur Mittags- und
Abendzeit lauten Burgers piinktlich ihr
Glockchen. Schon seit 1692 ertont der
Klang der bronzenen Glocke. Sie ladt die
Nachbarschaft zum Gottesdienst und
beim Tod eines Dorfbewohners wird diesem zu Ehre „nachgelautet".
Seit Jahrhunderten hat sie alle guten
und schlimmen Zeitablaufe wohl ijberstanden. Sogar im zweiten Weltkrieg ist
sie erhalten geblieben und wurde von der
Verwendung zu „kriegswichtigen Zwecken" verschont. Das ist einem mutigen
Mann aus dem Nachbarort zu verdanken, der 1943 als Leiter der Abholkommission den Abtransport zur Einschmelzung kurz, aber bestimmend mit
den Worten „Se blit hey!" verhinderte.
In Bremscheids Unterdorf wird auf
dem Hof Rischen gelautet. Die Glocke
befindet sich am 224 Jahre alten, mit
schmuckem Fachwerk ausgestatteten
ehemaligen Haupthaus, welches heute
als Stall genutzt wird. Auch dort wird seit
Generationen bis in die heutigen Tage
piinktlich zur Mittagszeit gelautet.
Bis 1972 gab es in Eslohe keine Totenkapelle. Deshalb wurden die Verstorbenen bis zu ihrer Beerdigung entweder im Haus oder in der Leichenhalle des
damals noch vorhandenen Krankenhauses aufgebahrt, bevor diese von einem
zweispannigen Pferdefuhrwerk in einem
offenen, jedoch iiberdachten Leichenwagen zum Friedhof gefahren wurden. Die Dorfbewohner der zum
Kirchort Eslohe gehorenden Orte schlossen sich auf dem Weg zum Friedhof dem
Leichenzug an. Sobald zu solch einem
Anlass auf der LandstraBe, der heutigen
B 55 direkt oberhalb von Rischen Hof,
das Geklapper der Pferdehufe den Trauerzug ankundigte, wurde Rischen Glocke
zu Ehren des Toten gelautet. Das geschah unabhangig, ob der oder die Verstorbene aus Bremscheid, Isingheim, Ltidingheim oder Bockheim stammte. Sie
verstummte erst nachdem sich der Trauerzug auBer Sichtweite befand. Heute
beschrankt sich das Nachlauten nur auf
verstorbene Familienmitglieder, wenn
deren Leichnam den Hof verlasst.
Hoffentlich bleibt die schone Tradition des Glockenlautens im Dreiglockendorf Bremscheid noch lange erhalten.
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
SAUERLAND NR.
3/2005
QAus dem Vorstand
Friedhelm Ackermann - sein Name muss auch an dieser Stelle genannt
werden, denn die Vorstandssitzungen der letzten Jahre waren ebenso wie
die Redaktionsarbeit gepragt von seiner ideenreichen Mitwirkung an der
Gestaltung unserer Zeitschrift. Unser Vorsitzender Dieter Wurm hob die
Verdienste unseres Heimatfreundes und namentlich sein umfassendes photographisches Werk zu Beginn der Sitzung am 1. Juli im Landgasthof Rademacher in Weuspert/Faule Butter deshalb mit Recht noch einmal hervor.
Bei dem ersten Punkt der Tagesordnung ging es noch einmal um die
Vorbereitung der Mitgliederversammlung am 27. August in Meschede. Frau
Bartsch von der Stadtverwaltung und unser Heimatfreund Michael Schafer
vom Heimatbund Meschede konnten noch einige wichtige Anregungen geben.
Fiir die Mitgliederversammlung 2006 in Arnsberg wurde als Termin der
26. August festgelegt. Nach den Tagungen in Sundern/Allendorf 2007 und
Warstein-Belecke 2008 ist fur 2009 die Stadt Olsberg vorgemerkt, nachdem Burgermeister Reuter eine entsprechende Einladung ausgesprochen
hat. Fur 2011 bleibt es bei Olpe, da die Stadt dann ihr 700iahriges Bestehen feiert. Fiir das Jahr 2010 konnen also noch Anregungen entgegengenommen werden. Ob wohl alle Gremien so weit im Voraus planen?
Fur den plattdeutschen Bereich referierte Manfred Raffenberg, zunachst
- wie es sich gehort - in plattdeutsch. Dabei stand die weitere Fortfuhrung
der bewahrten Plattdeutschen Tage in Eslohe im Vordergrund. Erfreulicherweise gab er auch einige praxisbezogene Anregungen zur weiteren Verbreitung und Pflege des Plattdeutschen, so etwa in Gaststatten und im Horfunk.
„Es tut sich was an der plattdeutschen Front" - so stellte der Vorsitzende fast
militarisch test.
Dieser selbst befasste sich mit den Problemen, die sich mit der Zukunft
und der wirtschaftlichen Absicherung des Mundart-Archivs in Cobbenrode
verbinden. Hier gibt es auch noch eine Vielzahl nicht nur technischer Fragen zu losen, wie sie sich zum Beispiel aus den Unterschiedlichkeiten der
Mundart in den einzelnen Teilen des Sauerlandes ergeben. Zunachst sollen
die wissenschaftlichen Grundlagen gesichert werden; ihr wird - und muss dann die praktische Nutzbarkeit folgen. Obrigens: der in diesem Zusammenhang vom Vorsitzenden gem gebrauchte neue Ausdruck „Sprachdenkmalschutz" lasst sich als .,Sprachdenkmal-Schutz" oder als „Sprach-Denkmalschutz" verstehen. Also wie denn?
Birgit Haberhauer-Kuschel berichtete iiber den Stand der Vorbereitungen
fur die groBe Jubilaumsfeier des Kreisheimatbundes Olpe am 25. September auf Burg Bilstein, zu der moglichst viele Heimatfreunde erwartet werden.
Unter dem Punkt ..Verschiedenes" regie unser Heimatfreund Klaus Baulmann an, eine fundierte „Geschichte des Herzogtums Westfalen" zu erstellen, die bisher fehlt. Diese wichtige und auch schwierige Frage soil demnachst weiter behandelt werden, schwierig deshalb, weil es vermutlich ohne eine wissenschaftlich abgesicherte und mit intensivem Quellenstudium
verbundene Gesamtdarstellung nicht geht. Aber: wir werden's versuchen.
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Dr. Adalbert Mullmann
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3/2005
SAUERLAND
SAUERLAND NR.
147
Landrat Franz-Josef Leikop ist zurlickgetreten . . .
und wurde am Freitag, dem 26. August in der Briloner Schiitzenhalle verabschiedet
uon Martin Reuther
Am 31. JuH hatte Franz-Josef Leikop seinen letzten Arbeitstag als Landrat des
Hochsauerlandkreises. Offiziell verabschiedet wurde er am 26. August in der
Schutzenhalle Brilon. Dort verlieh der Kreistag Franz-Josef Leikop den sechsten
Ehrenring des Hochsauerlandkreises und die Ehrenbezeichnung „Ehrenlandrat".
Rund 450 Gdste waren gekommen, darunter Dr. Alexander Schink, Staatssekretar im Ministerium fur Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW, als Festrednen Auch Staatssekretdr Karl Peter
Brendel vom Innenministerium des Landes NRW, Regierungsprdsident Helmut
Diegel, zahlreiche Abgeordnete aus Europa, Bund und Land sowie Weggefdhrten aus Politik, Wirtschaft, offentlichem Leben und Kreisverwaltung uerabschiedeten den geburtigen Briloner Der Vorsitzende des Sauerldnder Heimatbundes,
Dieter Wurm, wUrdigte die fast 15-jahrige Tdtigkeit Leikops als ehrenamtlicher
und hauptamtlicher Landrat fur die Vereine und Verbdnde des Kreises:
„Der Landrat tritt zuriick!"
Diese Zeitungsmeldung uberraschte,
loste zunachst Betroffenheit und Verunsicherung aus, enttauschte auch einige.
Beim naheren Hinsehen jedoch kam
Verstandnis auf, wurde die Plausibilitat
gesehen; und nach personlicher Wurdigung und strategischer Abschatzung
setzte sich die Einsicht in sine weitsichtige Entscheidung und kluge Perspektive
durch.
Die Weichenstellung fiir die
Zukunft ist erfolgt.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren. Ich hatte das Gluck einer ein
Viertel jahrhundertelangen politischen
Weggefahrtenschaft mit Franz-Josef
Leikop, die immer von vertrauensvoller
Zusammenarbeit, einem hohen Ma6 an
Verlasslichkeit und letztlich freundschaftlicher Verbundenheit gekennzeichnet war.
Als Franz-Josef Leikop Fraktionsvorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion
und als er ehrenamtlicher Landrat wurde, stand ich ihm als Stellvertreter zur
Seite. Als Franz-Josef Leikop hauptamtlicher Landrat wurde, war ich sein prasidiales Gegeniiber im „Westfalenparlament" in Miinster. Als Fazit kann ich
festhalten: insgesamt ein kooperierendes Miteinander, wie man es sich besser
nicht wunschen kann.
Wer uber 25 Jahre miteinander zusammenarbeiten und gemeinsam wirken konnte - und das an verantwortlicher Stelle - weiB, dass Franz-Josef
Leikop auf alien politischen und verwaltungsinternen Feldern deutlich sichtbare
und unausloschliche Spuren hinterlassen hat zum Wohle des Kreises und der
Burger unserer Heimatregion.
Der letzte Arbeitstag
Foto: W. Gundel, WR Mescliede
Heute hier empfinde ich es als hohe
Ehre und tiefe Dankespflicht, einer Spur
naher nachzuspuren und darin - pars
pro toto - aufzuzeigen, wie Franz-Josef
Leikop sein Amtsverstandnis und seine
Amtspflicht gegenuber alien gesellschaftlichen Gruppen, Vereinen, Verbanden und Bruderschaften, sprich dem
ehrenamtlichen Engagement der Burgerinnen und Burger, verstanden hat.
Es ist die Nachkriegszeit, die den jungen Franz-Josef Leikop pragt. Mitten in
den Zweiten Weltkrieg hineingeboren,
gehort er nicht mehr der Generation an,
die von den Nationalsozialisten um ihre
Jugend betrogen worden war und fiir einen furchtbaren Krieg missbraucht wurde.
Er gehort jedoch einer Generation
an, die sich der groBen Chancen bewusst
ist, die mit Grundung der Bundesrepublik verbunden sind. Stellvertretend fiir
viele junge Menschen dieser Aufbaugeneration zieht Franz-Josef Leikop
die richtigen Konsequenzen: Nie wieder
sollten Unfreiheit und Diktatur das Land
und seine Menschen in solche Abgrtinde fuhren. Die wehrhafte Demokratie,
Freiheit und Verantwortung im sozialen
Rechtsstaat sollten immer gegen ihre
Feinde verteidigt werden.
Und so findet dieses Bewusstsein spater seine Entsprechungen im Handeln
als Verwaltungschef. Es ist der iiberzeugte Demokrat Franz-Josef Leikop, der
sich im Landratsamt nicht vor unbequemen Entscheidungen driickt. So bewies
er den vielbeschworenen Mut, den eine
offene Zivilgesellschaft heute mehr denn
je braucht, als es darum ging, die Aufmarsche der Rechten im Sauerland erfolgreich zu unterbinden. Damit setzte
sich Franz-Josef Leikop als Behordenleiter der Polizei gegen die juristischen
Fiihrungskrafte im eigenen Haus durch,
die die Meinung vertraten, Verbotsverfugungen seien nicht durchsetzbar.
Franz-Josef Leikop vertrat die Uberzeugung, dass selbst wenn die Verbotsverfiigungen keinen juristischen Bestand
hatten, diese notwendig seien, um politisch ein Zeichen zu setzen. Die rechten
Gazetten titulierten ihn bundesweit daraufhin als „Verbotslandrat".
Zuvor einige grundsatzliche
Bemerkungen:
Die Verbotsverfijgungen des Hochsauerlandkreises hatten in den meisten
Fallen auch bis zur letzten Instanz - dem
Bundesverfassungsgericht - Bestand.
Franz-Josef Leikop war ein sehr politischer Landrat. Er hatte sein Ohr am
Puls der Zeit. Er hatte ein seismographisches Gespur fur die Note und Angste,
aber auch WUnsche und Hoffnungen
der Menschen im Kreis. Zum politischen
Selbstverstandnis des Landrats bleibt
hervorzuheben und sollte in Erinnerung
gerufen werden:
Politischer Extremismus, von rechts
wie von links, ist einem Landrat FranzJosef Leikop zuwider - diese Botschaft
geht von ihm aus und wird von fast 100
gesellschaftlichen Gruppen untersttitzt,
die den Appell „Gemeinsam sind wir
starker - Mut zur Zivilcourage - Fiir mehr
Menschlichkeit - Gegen Extremismus,
Gewalt und Hass" unterzeichneten.
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Region hinaus, geschaut und gewirkt
hat. Ich sage nur noch als Fazit: So
konnte er neue Einsichten gewinnen
und nutzbringende Kontakte knupfen,
Innovationsprozesse initiieren und eigene Projekte einleiten und eigene Profile
- breit abgesichert - erreichen.
Meine sehr geehrten Damen und
Her re n!
Franz-Josef Leikop mit den Fraktionsvorsitzenden der Kreistagsfraktionen (u.l.):
Hans-Walter Schneider (SPD), Dr Karl Schneider (CDU), Herbert Laufmoller (FDPj und
Peter Bergmann (Bundnis 90/Die Griinen)
Dazu gehoren der Umgang mit den
Menschen und die Einstellung zu den
Werten: Franz-Josef Leikop ist ein
Mann fester Uberzeugungen und klarer
Worte. Doch das Wort des anderen hat
bei ihm in der Sache immer Gewicht.
Was heute im vermeintlich schonen
Schein der Mediendemokratie manchmal verloren zu gehen droht, ist ihm immer wichtig geblieben: die argumentative Auseinandersetzung mit alien gesellschaftlichen Gruppen (Institutionen,
Vereinen, usw.), die auch in der Zuspitzung nicht verloren gehen darf, und die
politische Fiihrungskraft, die richtungsweisend ist.
Franz-Josef Leikop setzt nicht allein
auf Wohlstand und materielle Werte, so
wichtig das fur die Menschen der Aufbaugeneration war. Noch wichtiger sind
ihm christliche Grunduberzeugungen.
verzichtbar. Es wiirde ihm nicht in den
Sinn kommen, Punktlichkeit, FleiB und
Disziplin als Sekundartugenden herabzusetzen. Als Landrat des Hochsauerlandkreises hat er die Belange seiner Heimat mit Offenheit fiir Veranderungen und der Bewahrung von Traditionen verbunden und in diesem Sinn
mit Beharrlichkeit dem Amt des Landrates gedient.
Dabei kam ihm sicherlich seine kommunalpolitische Erfahrung zugute. Fast
20 Jahre im Rat der Stadt Brilon, davon
5 Jahre als Fraktionsvorsitzender und
stellvertretender Biirgermeister konnte
Franz-Josef Leikop die kommunale Basis kennenlernen und die gesellschaftspolitische Bedeutung vielfaltiger ehrenamtlicher Tatigkeiten beobachten, die
das Ruckgrat fiir ein funktionierendes
und bliihendes „ Miteinander - Fureinander" eines Dorfes oder einer Stadt
darstellt und ein Gemeinwesen lebensfahig halt.
Fur manchen mag das etwas altmodisch wirken. Doch angesichts der
jungsten Ereignisse (internationaler Terror) werden wir erneut darauf gestoBen,
welch wichtige Bedeutung gerade heute
Werte und Haltungen fiir den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und das
friedliche Miteinander der Menschen in
gegenseitiger Achtung und Toleranz besitzen.
Von daher uberrascht es, bei dem
spater fur den Kreis verantwortlichen
Landrat nicht, dass er es nicht bei den
Schonwetter- oder Sonntagsreden vor
Ehrenamtlichen bewenden lieS; sondern er stand mit Rat und Tat fiir eine
richtig und sinnvoll gehaltene Sache ein.
Franz-Josef Leikop steht ein fur eine
menschliche Gesellschaft. Und in der
menschlichen Gesellschaft bleiben Werte und die Tugenden des Anstands un-
Mit Staatssekretar Dr Schink teile ich
die Auffassung, dass der Landrat FranzJosef Leikop weit uber den HSK hinaus,
also uber den Tellerrand der engeren
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Lassen Sie mich einige, wie ich meine, aus personlicher Anschauung als
ehemaliger Kulturausschuss-Vorsitzender und jetziger Vorsitzender des Sauerlander Heimatbundes konkrete und
kennzeichnende Beispiele anfuhren, die
diese zusammenschauenden, allgemeinen Ausfuhrungen rechtfertigen und beweisen. Alles aufzufuhren, wurde den
zeitlichen Rahmen sprengen. Aber im
Exemplarischen zeigt sich - so meine
ich - anschaulich das Gesamtwirken.
In schwierigen Finanzzeiten der kommunalen Korperschaften wird zumeist
der Rotstift bei den sogenannten freiwilligen Leistungen im Kultur-, Sport-, Freizeit- und Sozialbereich angesetzt. Nicht
so bei Franz-Josef Leikop. Der Landrat
erblickte im Ehrenamt eine standig
nachwachsende Ressource, mit der man
pfleglich umgehen muss, um sie sinnvoll
im gesamtgesellschaftlichen Umfeld
zum Bliihen zu bringen. Das Stichwort
Gemeinwohl bekommt hier seine ganze
Strahlkraft. Nicht der Kostenaspekt
steht im Vordergmnd, sondern der Nutzeffekt.
Kaum einer ahnt, wenn er kein Insider-Wissen hat, wie haufig und fruchtbringend gerade der Kreis im Sinne der
Amtshilfe Unterstiitzung geleistet hat
und dadurch Notsituationen und Engpasse beseitigen konnte.
Franz-Josef Leikop gehorte als Landrat zu den Politikern, der diese Bereiche
als Pflichtaufgaben fur eine Kommune
ansah und sich erfolgreich dabei durchsetzte. Ich nenne nur skizzenhaft die
Kreismusikschule, das Sauerland-Museum, den Poetischen Fruhling und Poetischen Herbst, das weltgroBte Blechblaserfestival „Saueriand-Herbst" sowie
die erfolgreiche Criminale in der landlichen Region.
Auch beim Einwerben von Drittmitteln im Sinne eines mitverantworteten
und gestaltenden Sponsorings setzte er
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seine ganze Autoritat ins Gewicht. So
verdanken wir ihm mit den Sparkassen
im Hochsauerlandkreis alle zwei Jahre
die finanzielle Absicherung des Kulturpreises Hochsauerlandkreis, der in seinen drei Sparten Bildende Kunst, Musik
und Literatur das kulturelle Leben befliigelt hat.
Daruber hinaus zielen die im Wechsel
seit 2002 vergebenen Anerkennungspreise einerseits fur die Wirtschaft und
andererseits fur das Ehrenamt in ahnliche Richtung.
Nicht unterschatzen soUten wir die
zahlreichen Reprasentationsverpflichtungen des nimmermiiden, off en auf die
Burger zugehenden Landrats im gesamtgesellschaftlichen Bereich. Ich erwahne nur die zahlreichen Schirmherrschaften, die Festvortrage und GruBansprachen sowie die Ehrenauszeichnungen und Pokal- wie Siegerehrungen.
Auch das feine Gespiir mit kleinen
Gesten, z. B. „platten Bliiten" von
Sponsoren und aus dem Verfugungstopf
des Landrats, haben stets ihre aufmunternde Wirkung nicht verfehlt.
Die Offnung des Kreishauses im Sinne der kostenlosen Serviceleistung fiir
die Menschen und Gruppen im Kreis,
fur Tagungen, fur Vortrags- und Fortbildungsveranstaltungen und iiber 100
Aussteliungen in groBer Bandbreite haben eine segensreiche und dankbar angenommene Wirkung erfullt.
Subsidiaritat - also Hilfe zur Selbsthilfe - war nicht nur sein Credo, sondern gelebte Praxis. Nicht hoch genug
kann die institutionelle Forderung durch
Amtshilfe der verschiedenen Amter,
z. B. bei sozialen und kulturellen Projekten, schwierigen Fragestellungen und
Hilfen bei Antragstellungen, eingeschatzt werden. Gut ausgebildetes Fachpersonal sowie freundlicher Umgang
mit Hilfesuchenden bewirkten ein Ubriges.
Ich weiB, dass ich hier fur die unterschiedlichsten ehrenamtlichen Bereiche
sprechen kann: sei es der Volksmusikerbund, Sangerbund, Kreissportbund,
Sauerlander Schutzenbund, Sauerlander
Heimatbund und die Christine-KochGesellschaft, caritative Institutionen und
Sozialverbande, Diakonie, Caritas,
VdK, DRK, Paritatischer Wohlfahrtsver-
Stehende Ovationen fur Franz-Josef Leikop, seine Frau Margret und die Kinder Mario und
Melanie, links Dn Alexander Schink neben Kreisdirektor Winfried Stork.
Fotos: Pressestelle HSK
band, AWo, WeiBer Ring, Lokale BUndnisse fiir Familien, Fordervereine, THW
und MHD, Freiwillige Feuerwehren,
Kirchen und Kirchliche Gruppen,
Seelsorgeregion Hochsauerland-Waldeck, aber auch der Arbeitgeberverband
und der DGB.
Sie alle hatten in Franz-Josef Leikop
einen starken Ansprechpartner und Fursprecher. Daruber hinaus legen auch die
kleinen Gesten beredtes Zeugnis ab:
Wer einmai dabei war, wenn jahrlich
die Landfrauen den Erntekranz ins
Kreishaus brachten oder die St.-GeorgsSchutzen beim Hochfest in Meschede
dem Landrat ihre Aufwartung machten,
konnte in den Ansprachen die wahre
Wertschatzung feststellen, die der Landrat bei ihnen genoss.
Fur alle im Ehrenamt tatigen sage ich
Dir, lieber Franz-Josef, aufrichtigen
Dank. Du gibst jetzt den Staffelstab weiter. Auf Deiner letzten Etappe hast Du
noch die Griindung „Stiftung fur Vereine
und Kultur" vorgeschlagen. Ein entsprechender Kreistagsbeschluss dazu besteht. Franz-Josef Leikop ist es wichtig,
dass die vielen Ehrenamtlichen gestarkt
aus solch einer Stiftung hervorgehen. Eine Stiftung, die Vereine, den Sport und
die Kulturarbeit unabhangig von schlechten Haushaltslagen machen, ist beste
Lobbyarbeit fur das Engagement vieler,
dessen Wertschopfung in nackten Zahlen gar nicht auszudrucken ist.
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Ich konnte mir gut vorstellen, dass es
Franz-Josef Leikop gefalien wird, wenn
seine Staff el mit der Stiftung auf die Zielgerade getragen wird. Dies wird er als
Zuschauer auf der Tribune wohl mit Applaus honorieren. Wir sollten ihm diesen
Gef alien tun, damit die vielen Ehrenamtlichen in den vielen Vereinen, die die
Vielfalt des menschlichen Zusammenlebens im landlichen Raum ausmachen,
ein gemeinsames Sprachrohr haben.
Die Kreisstiftung gehort nicht mehr an
den Start, sie gehort ins Ziel.
Lieber Franz-Josef!
Abschied bedeutet immer auch Neuanfang, wie Hermann Hesse in seinem
weltbekannten Gedicht „Stufen" so treffend beschrieben hat:
„Und jedem Anfang
wohnt ein Zauber inne,
der uns beschiitzt
und der uns hilft zu leben."
Dieses in den Versen ausgedruckte
Glucksgefuhl und den darin verborgenen Optimismus wunsche ich Dir, lieber
Franz-Josef, Deiner lieben Frau Margret
und Deiner ganzen Familie.
ans im lnt«rn«ti
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SAUERLAND
LESERBRIEFE
„Wiederentdeckung nach
200 Jahren"
Sauerland 2/2005
Als langjahriges Mitglied des Sauerlander Heimatbundes und als eifriger
Leser der Zeitschrift „Sauerland" mochte ich zu dem Artikel „Wiederentdeckung nach 200 Jahren" folgende
Bemerkung machen:
Als Ehemann einer Freusberg-Nachfahrin und eifriger Hobby-Genealoge
mache ich folgende Korrektur:
Der das Kloster Grafschaft aufhebende Kriminal-Richter und Rat der Hessischen Hofkammer zu Arnsberg war
nicht der Vater des Weihbischofs Joseph
Freusberg (* 05.10.1806, Burg Bilstein;
t 14.11.1889, Paderborn), also nicht
Caspar Ferdinand Freusberg (* 21.08.
1764, Burg Bilstein; t 25.02.1837, 01pe) der ab 01.04.1817 der 1. preuBische Landrat des Kreises Olpe war (und
dem noch 4 weitere Namenstrager
Freusberg in diesem Amte folgten), sondern sein alterer Bruder, d.h. Johann
Adolf Joseph Gaudens Freusberq,
(* 07.01.1763, Burg Bilstein, t 22.12.
1849, Arnsberg) u.a. ab 1804 Hessischer Kriminalrichter und Rat der Hofkammer zu Arnsberg.
Ober sein Vorgehen im Kloster Grafschaft heiBt es bei Propst Bockler in Belecke in der „Zeitschrift fur Vaterlandische Geschichte und Altertumskunde":
„Am 1. Marz 1804 traf als von der
(Hessischen) Landesregierung bevollmachtigter Vollzieher der eigentlichen
Aufhebung der Hofkammer-Rath Freusberg von Arnsberg im Kloster ein. Dieser edele Mann hat nach Aller Versicherung jedes Mogliche aufgeboten, dem
gesamten Klosterpersonale den harten
Schlag des sie betroffenen Schicksals,
soweit es die ihm befohlene Instruktion
gestattete, bestens ertraglich zu machen. Das ihm ausgedruckte Verlangen,
bis zum 21. Marz 1804 im Kloster bleiben zu diirfen, um zum SchluB in herkommlicher Weise das Fest ihres heiligen Ordensstifters Benedictus zu begehen, wurde gem bewilligt, an dessen
Nachmittage reisten schon der Abt und
am folgenden Morgen die meisten Ordensbruder, fast alle in Thranen, aus der
ihnen so theuer gewordenen klosterlichen Heimat."
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Der gleiche Fehler, d.h, Angabe eines
falschen Freusberg-Namens als Hessischer Auflosungs-Kommissar geschah
bereits in der „Westfalenpost" am
4. Mai 2005 unter dem Titel „Alte Monstranz wieder entdeckt".
Fur die Richtigkeit meiner Angaben
verweise ich auf folgende Veroffentlichungen:
1.) Chronik Freusberg - Geschichte
der Familie Freusberg aus den Jahren
1925 und Erganzung 1950 uam (Intrafamiliarer Druck)
2.) Beitrage zur Westfalischen Familienforschung. Band 25-26 der Westfalischen Gesellschaft fur Genealogie und
Familienforschung, 1967-1968 „Die
Familie Freusberg in Westfalen" von Joseph Freusberg f, speziell die Seiten
70-71.
Dr. Hermann Stegers
„Meschede im Wandel
der Zeit" Sauerland 2/2005
Als Bewohner von Meschede-Remblinghausen freue ich mich auBerordentlich, dass die diesjahrige Hauptversammlung des HB wohnortnah in Meschede stattfinden wird und freue mich
auf diese Veranstaltung und auf die sehr
interessanten angekiJndigten Exkursionen.
Mein groBes Interesse fand hierbei im
Vorfeld der Veranstaltung der weit ausholende, informative und daher sehr lesenswerte Artikel von Frau Ursula Jung
zum Thema der Mescheder Geschichte.
Bei der Fiille von historischen Ansatzpunkten, die hierbei aufgedrangtem
Raum von der Autorin zu bearbeiten waren, war ich positiv beruhrt von der Intensitat mit der auf die Kriegsereignisse
und die Phase des Wiederaufbaus eingegangen wurde; auch die Erwahnung der
im hiesigen Raum beschaftigten
Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen
des 2. Weltkrieges verdient hierbei Beachtung.
In diesem Zusammenhang sei folgende Erganzung erlaubt. Zum einen sind,
was die Zeit des 2. Weltkrieges anbelangt, auf demsog. „Franzosenfriedhof"
nicht mehrheitlich zu Tode gekommene
Zwangsarbeiter aus den hiesigen Indust-
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riebetrieben beigesetzt worden, sondern
die mehrheitlich russischen Opfer einer
ErschieBungsaktion der SS zwischen
Eversberg und Meschede. Die Opfer
wurden zunachst an Ort und Stelle verscharrt und diese ruchlose Tat verschwiegen und verheimlicht. Erst auf
Grund anonymer Anzeige bei den britischen Behorden wurden die Ereignisse
vom 22. Marz 1945 neu aufgerollt, die
Toten exhumiert und am 3. April 1947
auf dem o.g. Begrabnisplatz beigesetzt.
Die wenig ruhmliche Geschichte um das
zur Erinnerung und Mahnung geschaffene „Mescheder Suhnekreuz", das nach
mehrjahrigen Querelen seinen Platz in
der Maria-Himmelfahrt-Kirche gefunden hat, ist im Jahrbuch des HSK, Jahrgang 1995, ab Seite 96 nachzulesen.
Zwei Schiilerinnen berichten hier uber
die Ereignisse im Rahmen einer SchiilerForschungsarbeit des stadtischen Gymnasiums. Frau Jung hat naturlich recht,
dass der Name ..Franzosenfriedhof" unpassend sei oder ware, wenn es sich hier
allein um einen Erinnerungsort ermordeter russischer Zwangsarbeiter handeln
wurde; dem ist jedoch nicht so.
Der „ Franzosenfriedhof" entstand ab
1915 als zentrale Begrabnisstatte fur
das nahegelegene Kriegsgefangenenlager (einem der groBten Lager in Westfalen), in dem Kriegsgefangene des
1. Weltkrieges, vornehmlich Franzosen,
aber auch Belgier, Englander und Angehorige osteuropaischer Nationen interniert worden waren. In diesem Lager
wurde kein Inhaftierter erschossen oder
auf sonstige Art und Weise ermordet,
aber trotzdem kam es durch Krankheiten und Unfalle zum Tod einiger Haftlinge, die auf dem genannten Friedhof beigesetzt wurden, dessen Anlage die
Kriegsgefangenen einschl. der Eingangspforten-Anlage und des zentralen
Mahnmals selber gestaltet batten. Bernd
Schulte hat in vielen seiner Bildbande
zur Mescheder Geschichte auf dieses
auch fotografisch hervorragend dokumentierte Lager hingewiesen und auch
alte Bilder des Friedhofes in seinen Arbeiten wiedergegeben. Neben dem
..Franzosenfriedhof" erinnert auch in
Meschede noch der Name „LagerstraBe" an das Kriegsgefangenenlager,
dessen „Bewohnerzahl" den Bildern
nach zu urteilen in die Tausende gegangen ist.
Sauerländer Heimatbund
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SAUERLAND NR.
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Leserbriefe geben die Meinung
unserer Leser wieder,
nicht die der Redaktion.
Wir freuen uns iiber jede
Zuschrift, miissen uns aber das
Recht der Ktirzung und Veroffentlichung vorbehalten.
Im Zusammenhang mit der Beschreibung der Kriegs- und Bombenzeit in Meschede sei kritisch angemerkt, dass im
genannten Artikel jeder Hinweis darauf
fehlt, dass der Bombenterror der Alliierten naturlich auch eine Vorgeschichte
hatte u.a. in Form des national-sozialistischen Terrorregimes, dem u.a. auch
zahlreiche judische Mitburgerinnen und
Mitburger zum Opfer fielen.
Gerade in Meschede wurde die Geschichte der judischen Minderheit und
ihrer Verfolgung in den letzten 10-15
Jahren auf hervorragende Art und Weise aufgearbeitet, in einigen Veroffentlichungen dokumentiert und in privater,
kirchlicher wie offentlicher Initiative das
Begegnungszentrum „Alte Synagoge"
geschaffen. Beide Aspekte, negativ wie
positiv, batten eine kleine Anmerkung
im Artikel (iber die Mescheder Historie
verdient gehabt. Die Nicht-Erwahnung
des Begegnungszentrums „Alte Synagoge" betrifft auch den Beitrag von Gisela Bartsch „Bildung, Kultur und Sport"
unter der Rubrik „Kultur".
Jochen v. Nathusius
„Im Schatten der Kloster 1000 Jahrc Schultcnhof
zu Kirchlinde"
Sauerland 2/2005
Anmerkung zur Rezension von
Werner Saure zum Buch auf S. 81ff.
Mit der Rezension eines neuen Buches einen Autor zu betrauen, der zu vielen der dann behandelten Themen seit
Jahrzehnten eigene Auffassungen vertritt, ist immer problematisch. Die Buchbesprechung des langjahrigen Vorsitzenden des „Freundeskreises Oelinghausen", Werner Saure, uber eine der
jiingsten Veroffentlichungen im Rahmen der Oelinghausen-Forschung bildet
da leider keine Ausnahme.
Die von Werner Saure besprochene
Dokumentation, die anhand der iiber
den Kirchlinder Schultenhof vorhandenen Urkunden die Oelinghauser Klosterund Wirtschaftsgeschichte und die Situation der Klosterhofe untersucht, betritt
in der Oelinghausen-Forschung Neuland.
Die iiber vier Jahrhunderte andauernden Streitigkeiten Oelinghausens mit
dem Kloster Deutz uber diesen Hof und
der Villikation Kirchlinde endeten immer wieder vor Gerichten oder dem Kolner Erzbischof als Schlichter. Mit heute
oft peinlicher Genauigkeit berichten die
Urkunden uber das Oelinghauser
Verhalten in der Auseinandersetzung
um diese fur die Klosterwirtschaft uberlebenswichtige Anpachtung. Mehrfach
fuhrte das zu einem „Streit, der die Religion befleckt", wie eine Deutzer Urkunde 1347 beklagt. Dass dieser Dauerkonflikt kein sehr erbauliches Kapitel
der Oelinghauser Klostergeschichte
schreiben konnte, ergibt sich deshalb
fast von selbst. Jede Beschonigung wurde den Boden der historischen Objektivitat verlassen.
Daher gab es in der OelinghausenForschung schon immer eine deutliche
Zuruckhaltung, sich diesem Thema
iiberhaupt zu nahern.
Ahnliches gilt fur die Zustande, die
unter der Abtissin Ottilia von Furstenberg in Oelinghausen und auf den
Klosterhofen herrschten. Hier sind es
vor allem familiare Rucksichtnahmen,
die eine ergebnisoffene Aufarbeitung
teilweise behinderten.
Es verwundert daher nicht, dass auch
Werner Saure von der ersten Zeile seines Artikels an eine gewisse Verunsicherung erkennen lasst, wie er das Buchthema behandeln soil. Saure versucht die
Dokumentation deshalb zunachst als eine weitere Veroffentlichung aus der Kategorie „Sippen- und Familiengeschichte Oelinghauser Kloster-Hofe" vorzustellen. Nur um irgendwann dann doch
zu dem Ergebnis zu kommen, dass
Familiendokumente und Hofakten in
dem Buch ja uberhaupt nicht vorhanden
seien und der Autor mit seiner Konzentration auf die Oelinghauser Geschichte
„sein eigentliches Thema" recht frUhzeitig verlassen habe.
Auch sonst widmet sich Werner Saure zunachst der relativ gefahrlosen
Widerlegung von Thesen, die das Buch
in dieser Form freilich uberhaupt nicht
aufgestellt hat. Die im Buch erstmals andiskutierte Frage, ob Oelinghausen in
der Zeit von 1200-1220 entgegen der
bisherigen Vermutung vielleicht doch
keinen Nonnen-Konvent mehr hatte,
wird nun sicherlich nicht durch die von
ihm als Gegenbeleg zitierten Urkunden
von 1174-1194 und einige allgemeine
Ausfuhrungen beantwortet.
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Im Gegensatz zum ersten Teil seiner
Ausfuhrungen, wo er dem Buch „fur den
Kenner sehr interessante" Ansatzpunkte und sogar „sehr lesenswerte Kapitel"
bescheinigt, geht Saure in der zweiten
Halfte seines Artikels - vor allem dort,
wo es um die Streitigkeiten mit Deutz
und den Zustanden unter Ottilia geht, unvermittelt dazu uber, dem Buchautor
die historische Objektivitat und damit die
Qualifikation abzusprechen, sich zu diesen Themen uberhaupt auBern zu diirfen. Auf eine sachliche Begrundung,
warum Saure seine Meinung iiber die
Kompetenz des Autors plotzlich geandert hat, wartet man vergebens.
Saure kann dazu lediglich den zwar
„anschaulichen, doch sehr subjektiuen
Stil" des Buchautors ins Feld fuhren und
gibt dazu auch einige „skandalos" klingende Zitate als Beispiele an.
Viele Belege fiir die von ihm behauptete unangemessen-emotionale Darstellungsweise des Buches konnte Werner
Saure jedoch augenscheinlich nicht finden, denn wer nun erwartet, dass sich
wenigstens die von Saure oft sogar mit
Seitenangabe als Originalzitate ausgegebenen Fundstellen im Buch auch so wiederfinden lassen, wird meistens enttauscht.
Nicht einmal das von Werner Saure
als Untertitel seines Artikels verwendete
Zitat iiber den „Luxusurlaubsort" Oelinghausen steht so im Originaltext. Dort
ist dieser Satz Teil einer vergleichenden
Betrachtung und enthalt die Einschrankung, dass Oelinghausen damals sicherlich „eher" so ein Urlaubsort war als ein
sittenstrenges Kloster. Diese Aussage
wird freilich niemand, der die Oelinghauser Geschichte auch nur ein wenig
kennt, ernsthaft bestreiten wollen. Erst
durch die Streichung des Wortes „eher"
und das voUige Weglassen des Kontextes wird diese Aussage endlich zu dem
Beleg, den Saure dann zum Angriff auf
die Kompetenz des Buchautors benutzt.
Werner Saures hochst ungliicklicher
und voUig misslungener Umgang mit
Buchzitaten lasst sich auch durch weitere Beispiele belegen. So macht es sicherlich einen erheblichen Unterschied,
wenn es im Originaltext iiber die Stiftung
des Dietrich von Fiirstenberg heiBt, „Ottilia investierte diese Summe nicht ertrag- und zinsbringend in die Klosterwirtschaft, wie es die Schenkungs-
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SAUERLAND
BUCHER • SCHRIFTTUM
urkunde sogar verbindlich uorschrieb,
sondern machte das Sinnloseste, was
man mit so einer Summe in wirtschaftlichen Krisenzeiten anfangen konnte:
sie lieB von dem Geld zwei protzige,
neue Orgein filr das Konuentsgebaude
und die Klosterkirche bauen", und
Werner Saure diesen Satz dann derart
zusammenstreicht, dass es sich wie das
unqualifizierte Gestammel eines der
deutschen Sprache kaum machtigen
Kulturbanausen anhort, „Ottilia tat mit
dem Geld das Unsinnigste: sie lieB 2
Orgein bauen"l
Storend sind auch die fehlerhaften
Angaben, die Saure zur Oelinghauser
Geschichte macht, um Aussagen des Buches zu wideriegen. Der Erwerb Oelinghausens durch die Familie Furstenberg
erfolgte bereits 1828 und nicht erst nach
der papstlichen Verbotsaufhebung
1830, wie Saure behauptet. Das von
ihm an anderer Stelle demonstrativ in
Schutz genommene Standardwerk zur
Oelinghauser Wirtschaftsgeschichte von
Franz Fischer weist das anhand von
Grundbuchakten und dem Kaufvertrag
eindeutig nach.
Es ist etwas befremdend, dass Werner
Saure, Aussagen des Buches selbst dann
noch als „reine Spekulation des Autors"
herabzuqualifizieren sucht, wo sich dieser auf unbestrittene Erkenntnisse der
bisherigen Oelinghausen-Forschung
stutzt.
Wie sehr sich der Ehrenvorsitzende
des „Freundeskreises Oelinghausen"
durch einige Buchpassagen getroffen
fiihlt, belegt auch sein etwas hilfloser
Versuch, schon die bloBe Existenz von
dort vorhandenen Beweisfiihrungen einfach abzustreiten.
Olpe in Geschichte
und Gegenwart 2005
Das Jahrbuch des Heimatvereins fur
Olpe und Umgebung kann 2005 an eine Reihe von bemerkenswerten Jubilaen
erinnern, die auf unterschiedliche Weise
ins LeserbewuBtsein zuriickgerufen werden. Da ist einmal der Einstau des Biggesees vor 40 Jahren. Zwar wird das „Projekt Biggetalsperre", seine Geschichte
und wirtschaftliche Bedeutung vorgestellt, einen weitaus groBeren Teil nimmt
aber die Kurzfassung einer Magisterarbeit ein, die sich in der Form narrativer Interviews den Problemen der
Menschen - immerhin mehr als 2500! widmet, die beim Bau der Biggetalsperre
ihre Heimat verloren. Das geschieht am
Beispiel des Dorfes Sondern ausfuhrlich,
sehr grundlich, bewegend und different
ziert (S. 15-138), verbunden mit einem
breiten Literaturteil. - Auch der 60. Wiederkehr des Kriegsendes 1945 wird gedacht und zwar vor allem durch die Aufzeichnungen von Schulerinnen und
Schulern aus Neger, die ihre Kriegserlebnisse berichten. Aber auch weitere
Jubilaen finden ihren Niederschlag, so
der 175. Geburtstag von Aline Bonzel,
der Grunderin der Franziskanerinnen
von der ewigen Anbetung, die ubrigens
auch ihren 100. Todestag im Jahr 2005
hatte. An Mutter Theresia, so der
Ordensname von Aline Bonzel, gedenken heute noch 22000 Franziskane-
Aussagen u. a. auf bekannte Werke wie
„Die Bau- und Kunstdenkmaler des Kreises Arnsberg" von Ludolf sowie mehrere andere Veroffentlichungen des
19. und beginnenden 20. Jahrhunderts
stiitzen kann.
So bezeichnet Saure das Buchkapitel
iiber die in Oelinghausen befindlichen
Kunstgegenstande aus der Kirchlinder
Kapelle, die zusammen mit zahlreichen
anderen Kunstwerken erst im 19. Jahrhundert als Stiftungen oder als Leihgaben in die damals fast leere Klosterkirche
gekommen sind, als rein spekulativ.
Gleichzeitig wirft er dem Autor often vor,
in diesem Kapitel auf jede mit Belegen
gefuhrte Auseinandersetzung verzichtet
zu haben.
Naturlich hat jeder das Recht, diese
Belege Punkt fur Punkt fur nicht stichhaltig zu halten. Aber man kann nicht kurzerhand behaupten, dass es sie im Buch
uberhaupt nicht gabe, der Autor daher
unwissenschaftlich gearbeitet habe und
Aussagen und Autor deshalb jeden Anspruch auf eine ernsthafte Auseinandersetzung verloren haben.
Saure verschweigt dabei, dass das
Buchkapitel immerhin einunddreiBig
entsprechende Ful3noten und Quellenangaben enthalt und der Autor seine
Dass Werner Saure offenbar meint,
sich schutzend vor die zwanzigjahrige,
sehr erfolgreiche Arbeit des Freundeskreises Oelinghausen fur die Erfor-
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rinnen in Deutschland, aber auch auf den
Philippinen z.B. gibt es Schwestern, die
den Todestag festlich begangen haben,
wie der Bericht der Generaloberin veranschaulicht, Ein ganz anderes Jubilaum
wird im Jahrbuch ebenfalls gewurdigt:
125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Olpe.
Sie hat dieses Datum auch mit einer eigenen Schrift fur alle Interessenten dokumentiert, auf die aber hier nicht in einer
Einzelbesprechung eingegangen werden
kann. Das Jahrbuch 2005 bietet in erfreulicher Weise jungen, historisch interessierten Mitwirkenden die Moglichkeit,
ihre Arbeitsergebnisse vorzustellen. Neben dem Bericht iiber die Zeitzeugen von
Sondern ist von Interesse auch die Facharbeit einer Olper Schulerin, „Vom
Swommepole zum Wilhelmsbad", die
das Olper Badewesen von seinen mittelalterlichen Vorstufen bis ins 19. Jahrhundert verfolgt, als 1894 immerhin
schon eine offentliche Badeanstalt fur
die nach Geschlechtern streng getrennte
Olper Bevolkerung existierte. Ein Kapitel, „Kunst und Kultur", dart nicht fehlen,
das iiber die Aktivitaten des regen Stadtarchivs und des ebenso regen Fordervereins fur das Stadtmuseum berichtet: insgesamt eine beeindruckende Zusammenstellung von Aufsatzen und Nachrichten, die der Stadtarchivar Josef Wermert vorlegt - durchaus beispielhaft auch
fiir andere Heimatvereine unseres
Raumes.
Dr. Erika Richter
schung und den Erhalt des ehemaligen
Klosters und seiner Kunstschatze stellen
zu miissen, entschuldigt sicherlich manches.
Aber es hat nun einmal niemand ein
automatisches Forschungs- und Deutungsmonopol fur Oelinghauser Geschichte, und - bei alien unbezweifelbaren Verdiensten! - niemand sollte das fur
sich ernsthaft reklamieren.
Deshalb hatte man sich einen wesentlich souveraneren Umgang Werner Saures mit diesen neuen Forschungsergebnissen gewunscht, als dies in seiner
Buchbesprechung
zum
Ausdruck
kommt.
Josef Bauerdick
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND NR.
SAUERLAND
3/2005
153
Im September 2005 kann der Kreisheimatbund OIpe e.V. auf sein 25jahriges Bestehen zuruckblicken.
Ein guter Grund zum Innehalten, Vorausschauen und sicher auch zu Feiern!
Einladung zum Fest der Heimat
am Sonntag, dem 25. September 2005 von 11.00 Uhr bis 19.00 Uhr auf der Burg Bilstein
Es soil alle die zusammenfuhren, die sich
im Kreis OIpe und daruber hinaus fur ihre
Heimat interessieren und engagieren. Wir
wollen eine Vielfalt der Heimatarbeit in Dorf
und Stadt vorstellen, wollen Gegenwart
und Zukunft bedenken und ernst wie heiter,
bei informationen, Spiel und Musik, Essen
und Trinken die Zeit feiern, in der wir fijr diese Region mitverantwortlicli sind.
Burg Bilstein
Sonntag,
25. September 2005
11 bis 19 Uhr
Geplant ist ein Offener Tag mit einer Fulle
^^
unterschiedlicher Angebote:
Es beginnt mit einem feierlichen Festakt
um 11.00 Uhr. Danach haben die Besucher
die Moglichkeit, den ganzen Tag uber Ausstellungen, Vorfuhrungen und Aktivitaten
der Heimatvereine und anderer Initiativen
aus dem Kreis OIpe anzuschauen. Essen
und Trinken stehen ebenfalls ganztagig zur
Verfijgung.
Gleichzeitig werden zu den festgesetzten
Zeiten Fachvortrage, ein offenes Singen,
ein kleines BiJhnenprogramm und zwei gefiJhrte Wanderungen angeboten. In der
zum „Heimatkino" umgewandelten Feierhalle sind alte Filme und zwei Bildvortrage
aus der Region zu sehen.
Um 18.00 Uhr kommen Besucher und Mitwirkende noch einmal zusammen, um das
„Fest der Heimat" gemeinsam ausklingen
zu lassen. Herzlich willkommen!
Prof. Dr. Hubertus Halbfas
1. Vorsitzender
Susanne Falk
Kreisheimatpflegerin
Informationen zum Fest erhalten Sie bei der Geschaftsstelle des Kreisheimatbundes, Danziger
StraBe 2, 57462 OIpe,
Tel. 02761/81542 Oder 81593.
Email: m_middel(a)kreis-olpe.de
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
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Heimatvereine und
Initiativen aus dem
Kreis OIpe
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prasentieren sich
und ihre Arbeit:
Aussteilungen
Vorfuhrungen
Beratung
Vortrage
Musik
Theater
Heimatkino
Offenes Singen
Schriftenstande
Essen & Trinken
1
alte Kinderspiele
gefuhrte Wanderungen
Sponsoren
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© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
154
SAUERLAND NR.
3/2005
PERSONALIEN
Ehrung in Miinster
Abschied von Hans Liese
Der Ehrenvorsitzende des Briloner
Heimatbundes und Briloner Stadtheimatpfleger, unser Heimatfreund Wolfgang Nickolay, wurde kurzlich mit der
Silbernen Plakette des Vereins „De
Bockwindsmuel" in Miinster ausgezeichnet.
In der kiinstlerisch gestalteten Ehrenurkunde heiBt es, dass die Ehrung „in
Wtirdigung seiner jahrzehntelangen Verbundenheit zu Mijnster, dem Miinster-
Der langjahrige Stadtdirektor der
Stadt Meschede, unser Heimatfreund
Hans Liese, verstarb im Alter von 91
Jahren. Von 1956 bis 1975 war er
zunachst Amtsdirektor des damaligen
Amtes Meschede und ab 1975 Stadtdirektor der neu gebildeten Stadt Meschede. In den Jahren vor der kommunalen Neugliederung gehorte er als Vertreter der nordrhein-westfalischen Stadte und Gemeinden der Sachverstandigenkommission des Landes
an. In dieser Funktion wurde er zu einem
wichtigen
Vertreter der Interessen des landlichen Raumes. Im
Jahre 1976 musste er aus Gesundheitsgrunden vorzeitig in den Ruhestand treten. In
Wurdigung seiner
Verdienste um die
Kreisstadt Meschede ernannte ihn
der Rat der Stadt
zum Ehrenburger.
Dr. A.M.
Wolfgang Nickola\; (r.)
und Georg Berding, 1. Baas
land und dem Miihlenhof-Museum" erfolge. Weiter heifit es: „Im Jahre 1998
durften wir in Wurdigung der Lebensleistung von Theo Breider einen Gedenkstein aus Brilon entgegennehmen
und in enger Zusammenarbeit mit dem
Briloner und dem Sauerlander Heimatbund die Gedenkplakette fiir Theo Breider in der Mitte unseres Hofes an einem
Felsblock aus dem Naturschutzgebiet
„Druber' anbringen."
Die Auszeichnung, die nur selten verliehen wird, wurde im Rahmen der
Jahreshauptversammlung des Vereins
durch den Ersten Baas Georg Berding
uberreicht. Wir gratulieren unserem
Heimatfreund Wolfgang Nickolay zu
dieser Ehrung, in der gleichzeitig die
Verbundenheit des Briloner und des
Sauerlander Heimatbundes mit Miinster
zum Ausdruck kommt.
Dr. A.M.
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
(I)
Bundesverdienstkreuz fiir
Hermann Wessel
Mit dem Bundesverdienstkreuz wurde
unser langjahriges Mitglied Hermann
Wessel aus Brilon ausgezeichnet. Nach
seiner Pensionierung als Studiendirektor
am BerufskoUeg in Olsberg im Jahre
1988 widmete er sich verstarkt der caritativen und kommunalpolitischen Arbeit.
Bereits in den funfziger Jahren war er
an der Planung und dem Bau des Altenund Pflegeheimes St. Engelbert in Brilon beteiligt. Von 1962 bis 2002, also
voile vier Jahrzehnte, wirkte er dort als
ehrenamtlicher Geschaftsfuhrer, Landrat Franz-Josef Leikop hob bei der
Oberreichung der Auszeichnung auch
die langjahrige Tatigkeit im Rat der
Stadt Brilon sowie in der Jugendarbeit
des Luftsportvereins hervor. Hermann
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Wessel ist einer der leider seltener werdenden Heimatfreunde, die sich mit
Ideenreichtum und Tatkraft immer wieder in den Dienst der Allgemeinheit stellen.
Dn A.M.
SAUERLAND
Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes (fruher
Trutznachtigall. Heimwacht und Sauerlandruf)
38. Jahrgang . Heft 3 . September 2005
ISSN 0177-8110
Herausgeber und Verlag: Sauerlander Heimatbund e. V., Postfach 14 65, 59870 Meschede
Vorsitzender: Dieter Wurm, Am Hainberg 8 a,
59872 Meschede, Tel. (0291) 7190 p, Fax (0291)
9083788 p, 94-1605 d, Fax 94-1140. Stellu. Vorsitzende: Wilma Ohly, Goerdelerweg 7. 57462 OIpe,
Tel. (02761) 61698.
Ehrenvorsitzender: Dr. Adalbert Mijllmann, Jupiterweg 7, 59929 Brilon, Tel. (02961) 1340
Geschaftsstelle: Hochsauerlandkreis. Fachdienst
Kultur/Musikschule, Ulla Schmalt, Tel. (0291)
94-1462, Telefax (0291) 9426171, Anja Hagedorn, Tel. (0291) 94-1465, e-mail: [email protected]. Postfach 14 65, 59870 Meschede
Internet: www.sauerlaender-heimatbund.de
Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern
(BLZ 466 500 05) 4 000 600.
Jahresbeitrag zum Sauerlander Heimatbund einschlieBlich des Bezuges dieser Zeitschrift 12.- EUR.
Einzelpreis 3,50 EUR.
Erscheinungsweise vierteljahrlich.
Redaktion: GUnther Becker, Lennestadt. Werner Cordes, Attendorn. Dr. Theo Bonnemann, Menden. Susanne Falk, Lennestadt. Norbert Fockeler, Brilon. Professor Dr. Hubertus Halbfas, Drolshagen. Heinz
Lettermann, Bigge-Olsberg. Dr. Adalbert Mullmann.
Brilon. Heinz-Josef Padberg. Meschede. Heinz Pardun, Arnsberg. Dr. Erika Richter, Meschede. Michael
Schmitt, Sundern, Dr, Jijrgen Schulte-Hobein, Arnsberg. Dieter Wiethoff, Meschede. Dieter Wurm.
Meschede.
Schlussredaktion: Hans Wevering, SchloBstraSe
54, 59821 Arnsberg, Tel, (02931) 3262, Fax
(02931) 12983, e-mail: [email protected].
Martin Reuther, Alter Soestweg 85, 59821 Arnsberg,
Tel, (0291) 94-1458, e-mail: martinreutheret-online,de
Redaktionsanschrift: Sauerlander Heimatbund,
Postfach 14 65, 59870 Meschede
Layout und techn. Redaktion:
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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr 8 vom I. Januar
2002.
Gesamtherstellung: becker druck. F, W. Becker
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