Seniorenzeitung Nr 49.indd

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Seniorenzeitung Nr 49.indd
ZUM
Sicht
MITN
EHM
Ausgabe 49
September - November 2011
Arnsberger GenerationenMagazin
Wohl ist es Herbst, doch warte nur,
doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
es steht die Welt in Veilchen.
Theodor Storm
EN
Sicht
Nr. 49 Seite 2
INHALT
Neue Partnerschaft im Alter kein Tabu
3
Alle Altersgrenzen auf dem Prüfstand
4
Abschied von Herbert Kramer
5
Der Schmetterling
6
Mit den Kranichen ziehen
7
Herr Storch und Frau Kranich
8
Hilfe, die Hippis kommen!
9
Alt und Jung rockten für den guten Zweck
11
SICHT - Buchorstellung: „Die neue Omi“
12
Früher bei uns im Dorf
13
Ein glücklicher Augenblick
14
Gute Feen zaubern Freude
15
Arnsberger „Lern-Werkstadt“ Demenz
16
St. Josef - Schutzpatron des
Kolpinghauses Neheim
17
Auflösung Bilderrätsel - Ausgabe 48
17
Generationenfreundliches Einkaufen
18
Das Müllkind
19
Hochzeiten des Lebens
20
VdK - was verbirgt sich hinter
dieser Bezeichnung
21
Was ist Glück
22
Danke
22
Kommunikationszentrum Arnsberg
23
Ein kleines Paradies
25
Eine fröhliche Weinblattlese
26
OKTOBERLIED
27
Bekanntes und Unbekanntes ...
exotische Früchte - Limetten
28
Alterssuizid
29
? bunt gemischt !
30
So ist das halt!
31
Die Bleistiftspitze
31
Kleine Grundschulen vor dem Aus?
32
Gewusst wie ...
32
Schul-Entlassungs-Zeugnis
33
Die Gabe der Vollendung - mit dem Sterben
leben
34
Jetzt bin ich Senior ...
34
Depressionen im Alter
35
Die Schreibschrift soll abgeschafft werden ... 36
Ich möchte es nicht mehr hergeben mein E-Bike
37
Lösungen zu ? bunt gemischt !
38
Jugend engagiert sich - Die gute Nachricht 39
Bilderrätsel: Das Tor zum Sauerland?
39
Erwachsene sollten Vorbild sein!
40
Wer erzieht den Elefanten?
40
Ruth-Cohn-Förderschule Arnsberg
41
Wohnen im Grünen oder
Nachruf auf den Herbst
42
Impressum / Bildquellennachweis
43
Pinnwand
44
Sport ist Mord!?
Herbert Kramer
Das Rentnerleben ist nicht leicht,
Sie werden es selber wissen.
Oft ist es einfach trist und seicht
man muss schon viel vermissen.
Ein guter Freund der sagte sich,
ich mach das nicht mehr mit.
Bevor ich in der Ecke lieg,
halt ich mich lieber fit.
Gesagt getan, ein Mann ein Wort,
wie wär es denn mit Seniorensport?
Nach kurzer Suche schloss er dann,
sich einer solchen Gruppe an.
Beim ersten Treffen, er war gespannt,
wen er als Sportler dort so fand.
Doch außer ihm, als einziger Mann,
da traf er dort neun Damen an.
Als „Hahn im Korb“ oh, welche Lust,
vergessen war aller Ärger und Frust.
Doch auch ein Erfolg bei seinem Rücken,
er wird wieder fit und kann sich bücken.
So langsam kündigt es sich an,
dass er den richtigen Schritt getan.
Muskel und Seele die werden locker,
macht es nach Senioren, runter vom Hocker.
Nach einer wahren Begebenheit.
Sicht
Nr. 49 Seite 3
Neue Partnerschaft im Alter kein Tabu
Bernd Kipper
Gefühl der Zugehörigkeit
Die heutige Gesellschaft ist
offener geworden, die Zeit ist
vorbei da gespottet und sich
verwundert wurde, wenn ältere Paare sich Händchen
haltend in der Öffentlichkeit
zeigen und so ihre Liebe
sichtbar machen. Was ist
die Liebe? Ein viel zu oft gebrauchtes Wort, doch bedeutet sie das innige Gefühl der
Zugehörigkeit zu einem anderen Menschen. Die Sehnsucht, dieses unbeschreibliche Erleben, steckt in uns
Frau wie Mann.
Einstellung zum Leben
Sonnenaufgang: Jeder Tag ein neuer Beginn
Zweisamkeit oder Singledanander da zu sein, Freud und Leid miteinander
sein, die Entscheidung muss jeder für sich fälzu teilen, für Jemanden etwas zu tun, ist ein
len, es geht nur das Eine oder das Andere. Der
großer Beweggrund und sie schauen daher
Weg zu einem neuen Lebensgefährten, nach
einer Zukunft gelassener entgegen. Weil sich
dem Tod des Partners oder einer Scheidung ist
ein neues faszinierendes Empfinden einstellt,
oft sehr schwer und mit manchen Problemen
bleiben ältere Paare länger fit und auch gebehaftet. Auch die eigene Einstellung zum
sünder (Aussage von Studien). Die ZugehörigLeben und der Wille, die neue Freiheit zu gekeit zu einer Person macht glücklich, die Zeit,
nießen, steht manchem Neubeginn im Wege.
Gedanken und Vorstellungen zu teilen. Etwas
Im Alter sich noch einmal zu binden, kommt
Neues auf den Weg zu bringen, stärkt ja nicht
für viele Menschen manchmal nicht in Frage.
nur junge Partnerschaften, sondern alle MenAber man sollte nie, „nie“ sagen. Mit zunehschen, die ein gemeinsames Leben wollen.
menden Alter stellen sich auch die Fragen von
Gesundheit und Versorgungsgedanken oft als
Hingabe an eine Person
Hinderungsgrund dar.
Die menschliche Antriebskraft wird durch den
Austausch, Konfrontation, Widerspruch gefesZweisamkeit ohne Zwänge
tigt, so äußert sich die Liebe nicht nur durch
Jedoch auch ältere Menschen sehnen sich
schöne Erlebnisse, sondern ganz bestimmt
insgeheim nach Liebe und Partnerschaft. Das
durch die Hingabe an eine Person im Ganzen.
ist nicht anders als bei Jüngeren, hat jedoch
Auch ist die Bereitschaft notwendig, sich nicht
eine andere Bedeutung. Ist in jungen Jahren
nur in seiner inneren Einstellung zu ändern,
die berufliche Ausbildung, Familiengründung,
sondern auch äußerlich einen Wandel vorzuein gemeinsames Heim zu schaffen vordernehmen, um sich so neu zu finden. Man ist
gründig, so ist es bei älteren Paaren anderes.
durch die junge Beziehung ja zum Teil auch
Sie haben diese Zeit hinter sich gelassen und
ein anderer Mensch geworden. Die Zuneikönnen die Zweisamkeit ohne äußere Zwänge
gung bringt neuen Schwung in einen frischen
leben. Es wird nach Anteilnahme, GedankenLebensabschnitt, denn der Mensch sollte nicht
austausch, gemeinsamen sinnvollen Unterallein sein, zu zweit geht vieles besser.
nehmungen mit einem Partner gesucht. Fürei-
Sicht
Nr. 49 Seite 4
Alle Altersgrenzen auf dem Prüfstand
Ursula Lenz (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. -BAGSO-)
Die in der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Senioren-Organisationen (BAGSO) zusammengeschlossenen 104 Verbände, die etwa
13 Mio. ältere Menschen in Deutschland vertreten, fordern eine konsequente Überprüfung
aller Altersgrenzen.
„Es gibt keine Altersnormen,
sondern viele Alternsformen.“
Die Vorstellung, man könne bestimmte Aufgaben nur bis zu einem bestimmten Alter übernehmen, ist von der Wissenschaft seit 40 Jahren widerlegt. Politische Konsequenzen sind
daraus aber nicht gezogen worden, bedauert
die BAGSO-Vorsitzende und ehemalige Bundesfamilienministerin Ursula Lehr:
„Die Anzahl der Lebensjahre darf im Erwachsenenalter kein Abgrenzungskriterium in unserer Rechtsordnung sein. Und wir sollten nicht
immer warten, bis die Umstände uns zum
Handeln zwingen.“ Beispielhaft verweist sie
auf die Praxisärzte, die bis vor Kurzem noch
mit 68 Jahren ihre kassenärztliche Zulassung
verloren, aufgrund des Ärztemangels heute
ihre Praxen aber weiterführen dürfen.
Wenig fortschrittlich sieht die renommierte Alternsforscherin auch die Rechtsprechung des
Bundesverfassungsgerichts, das berufsbezogene Altersgrenzen damit verteidigt, dass die
„allgemeine Lebenserfahrung“ ein Nachlassen
der Fähigkeiten im Alter erwarten lasse, und
dabei die Erkenntnisse der gerontologischen
Forschung schlicht ignoriert.
Für Ursula Lehr ist das nicht nachvollziehbar:
„Selbst die allgemeine Lebenserfahrung sagt
mir, dass die 70-Jährigen von heute mit den
70-Jährigen von vor 50 Jahren wenig gemein
haben. Die Älteren von heute und morgen haben einen Anspruch darauf, dass dies wahrgenommen und anerkannt wird. Sie lassen sich
nicht aufs Abstellgleis schieben.“
Altersgrenzen sind nicht der Einzige, aber
doch ein wesentlicher Grund für die in unserer Gesellschaft vorherrschenden defizitären
Altersbilder.
Der von der Bundesregierung in Auftrag gegebene, Ende 2010 veröffentlichte Sechste
Altenbericht zeigt auf, dass das Altern wesentlich vielfältiger ist. Auch die Sachverständigenkommission unter Vorsitz des Heidelberger
Gerontologen Andreas Kruse, die den Bericht
verfasst hat, fordert eine Korrektur unangemessener Altersgrenzen. Sie geht sogar noch
weiter, wenn sie postuliert, dass die Regelaltersgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung zum Entstehen eines „funktionslosen
Alters“ beigetragen habe.
Der sechste Altenbericht war Gegenstand einer Fachtagung der BAGSO im Juni 2011, im
Gustav-Stresemann-Institut in Bonn, zu der
sich 160 Fachleute aus Politik, Wissenschaft,
Verbänden und kommunaler Seniorenarbeit
angemeldet hatten.
Neben der Diskussion über den Bericht ging
es auch darum, wie sich die Empfehlungen
der Kommission in der Praxis umsetzen lassen und welchen Beitrag die Zivilgesellschaft
dabei leisten kann.
Weitere Informationen zur BAGSO:
Pressereferat
Ursula Lenz
Bonngasse 10
53111 Bonn
[email protected]
Sicht
Nr. 49 Seite 5
Abschied von Herbert Kramer
Martin Polenz
Wir müssen Abschied nehmen von einem besonderen Menschen. Herbert Kramer ist nach
einem langen und erfüllten Leben und nach
schwerer Krankheit am 17. Juni 2011 verstorben.
In den letzten Gesprächen, die wir führten,
wurde mir eines deutlich:
Es war ihm sehr wichtig, dass man sich an ihn
erinnert. Das hat er immer wieder geäußert.
Und es gibt sehr viel, an dass ich mich erinnere.
Die erste Erinnerung, die ich an ihn habe, ist
eine Situation in der SICHT-Redaktion. Als er
hörte, dass ich Geographie studiert habe, stellte er mich gleich auf die
Probe. Nach Orten auf
der ganzen Welt fragte er.
Kasachstan, USA, auch
nach Japan. Mit all diesen
Orten hatte Herbert nämlich schon Kontakt aufgenommen, und zwar über
sein Funkgerät.
Mit strahlenden Augen
zog er dann Wochen später Postkarten aus der Tasche, die ihm aus diesen
Orten zugeschickt worden waren. Er bewahrte
sie auf wie einen kleinen
Schatz. Und er konnte zu
jeder Karte eine eigene Geschichte erzählen.
Die kleinen Dinge in der Welt faszinierten
ihn. Er zähmte die Vögel vor seinem Fenster,
manchmal auch Eichhörnchen.
Glas-, Eisen- und Holzarbeiten waren seine
Leidenschaft, mit denen er ganze Tage füllen
konnte. Was er herstellte, waren oft Kunstwerke. In seiner Wohnung bekamen viele davon
einen Ehrenplatz, und wer Glück hatte, dem
schenkte Herbert auch mal etwas aus seiner
Kunstwerkstatt - zusammen mit dem Kompliment „Du bist ein herzensguter Mensch!“. Herbert hat nie ein Geheimnis daraus gemacht,
dass er lange Zeit alkoholkrank war. Die Zeit
nach seinem Entzug bezeichnete er manchmal als sein zweites Leben, als eine zweite
Chance.
Er hat diese Chance mit beiden Händen ergriffen. Er hat sie dazu genutzt etwas zu bewegen. Dabei war es ihm besonders wichtig, sich
für andere Menschen einzusetzen. Ich habe
Herbert als jemanden kennen gelernt, der es
liebte, anderen eine Freude zu machen.
Er ging als Musiker ins Seniorenheim, spielte
und lachte mit den Bewohnern und verwandelte so einen normalen Tag in
ein Fest.
Er ging in die Ruth-CohnSchule und in das Jugendbegegnungszentrum Liebfrauen, und überraschte
Jung und Alt mit seinen
Zaubertricks. Er konnte
die Leute in seinen Bann
ziehen, etwas von seiner
Begeisterung sprang über
und übertrug sich.
Die Menschen, die ihn in
dieser Zeit begleitet haben,
schätzten seine ehrliche,
direkte Art. Bei all seinen
Ecken und Kanten waren
es vor allem sein Charme und sein Humor, die
ihn auszeichneten. Die wöchentlichen Treffen
der Paten im Wendepunkt wurden durch ihn
belebt. Wenn er das Wort ergriff, wurde es still.
Er erzählte Witze, manchmal auch Nachdenkliches. Es lohnte sich immer, genau hinzuhören. Jetzt merke ich, wie er in dieser Runde
fehlt.
Die SICHT war ihm eine Herzensangelegenheit. Als Verfasser von Glossen und besonders von Gedichten wurde er schnell zu einer
tragenden Säule des Redaktionsteams. Er genoss die Arbeit in der Sicht, ging keiner Diskussion aus dem Weg und stritt für eine gute
Sicht
Nr. 49 Seite 6
Zeitschrift. Über 40 AusgaEs war Herbert wichtig, sich
„Herbert
Kramer
hat
in
ben der SICHT hat er mitgezu verabschieden.
staltet.
unserem Leben Spuren Bevor er aus seiner Wohnung auszog, suchte er
Wie wichtig ihm die SICHT
hinterlassen“
war, zeigte sich gerade auch
einige seiner „Schätze“
in seinen letzten Monaten.
aus für Weggefährten und
Solange es irgendwie möglich war, kam er zu
Freunde. Es war ihm wichtig, dass wir uns an
ihn erinnern.
den Redaktionssitzungen, auch wenn es zuletzt immer schwieriger wurde.
Ich bin mir sicher, jeder von uns hat seine eigenen Erinnerungen an ihn, die uns wertvoll
Über ein kleines Büchlein mit einer Auswahl
seiner Texte hat er sich zu seinem 82. Gesind und die wir pflegen werden.
burtstag sehr gefreut.
Cora Schattauer
Der Schmetterling
Marla war 5 Jahre alt als sie Leukämie bekam. Nichts schlug bei dem kleinen Mädchen
an und wir wussten: wir werden sie verlieren.
Sie war ein blondes, wunderbar neugieriges,
liebenswertes Mädchen. Ihre Haare begannen
gerade wieder zu wachsen als ich sie kennen
lernen durfte. Schnell wurden wir vertraut und
sie fragte mich über alles aus was sie nicht
verstand: Ebbe und Flut, Sonne und Mond.
Sie saß auf meinen Schoß, kaum spürte ich
ihr Gewicht, und fragte und fragte ... Da mir
ab und zu die Antworten ausgingen nahm ich
meinen PC mit zu ihr und wir „googelten“. Sie
strahlte vor Freude. Eines Morgens, ich war
über Nacht nach Hause gefahren, kamen die
Fragen, die wir alle am meisten fürchteten:
was geschieht mit mir, warum sind meine Eltern traurig, warum habe ich oft Schmerzen,
warum darf ich nicht draußen spielen? Nun
war es soweit, wie erklärt man einem Kind das
Sterben?
„Du kennst doch kleine Raupen aus dem Garten“, sprach ich sie an während sie mich aufmerksam beobachtete. „Ja, und das werden
Schmetterlinge“ war ihre Antwort. „Stopp“,
sagte ich, „so schnell geht das nicht. Zuerst
verpuppen sie sich und sehen aus wie eine
steife Hülle, die nicht lebt. Wir denken sie sind
tot. Und dann, ganz plötzlich bricht die Hülle
auf und der Schmetterling breitet seine Flügel
aus und bringt uns sehr viel Freude. Die Hülle
braucht er nicht mehr, sie ist verbraucht, kaputt und wird wieder zu Erde.“
„Kannst Du mir das mal zeigen?“
Natürlich half mir auch dieses Mal der PC und
wir suchten Bilder von Schmetterlingen und
Schmetterlingspuppen. „Und was passiert mit
mir?“ „Ähnlich wie beim Schmetterling ist auch
Dein Körper aufgebraucht und Du gibst ihn
her. Du brauchst ihn nicht mehr. Deine Seele ist wie ein Schmetterling und schlüpft aus
dem kaputten Körper raus, fliegt hoch in den
Himmel. Wann immer Deine Eltern, Deine
Freundinnen und ich einen Schmetterling sehen, wissen wir, dass Du bei uns bist und uns
Freude machen willst.“
Staunend sah sieh mich an: „Weiß meine Mami
das auch?“ „Ich weiß nicht, aber wir können es
ihr ja mal erzählen.“
Am nächsten Tag brachte ich buntes Papier,
Scheren und Farbstifte mit und wir bastelten
und malten Schmetterlinge in vielen Farben
und Formen. Jedem, der zu ihr kam schenkte
sie einen eigenen Schmetterling mit den Worten: „Das bin ich, musst nicht traurig sein, bin
immer bei Dir.“
Wir haben unsere kleine Marla in einem
„Schmetterlingsgrab“ beerdigt. Das ist ein Teil
unseres Friedhofes auf dem ausschließlich
von Schmetterlingen geliebte Pflanzen gepflanzt werden und sie in allen Farben fröhlich
herum fliegen. Wann immer ich sie besuchen
gehe, sehe ich ihr lachendes Gesichtchen und
ich weiß, sie verlässt uns nie.
Sicht
Nr. 49 Seite 7
Mit den Kranichen ziehen
Sigrid Grobe
Höher als der Erdboden, tiefer als die Wolken …
Es ist gegen 19 Uhr, als mein Mann plötzlich
ruft: „Die Kraniche“ - Ich schneide gerade die
verblühten Rosen ab, lasse die Schere fallen
und schaue angestrengt in den Himmel. Schon
seit Tagen erwarte ich „meine Kraniche“. Und
da sind sie wieder, zuverlässig, wie in jedem
Frühjahr und in jedem Herbst. Noch sind sie
weit entfernt, doch ihre Trompetenrufe sind
nicht zu überhören. Sie spüren die bevorstehende Kälte und machen sich rechtzeitig mit
ihren Jungen auf die weite
Reise ins Winterquartier.
Auf ihrem Flug aus Skandinavien und Osteuropa
in warme südliche Länder
finden sie die Feuchtbiotope, in denen sie rasten
und sich stärken können.
Elegant durchschreiten sie
die Moore auf der Suche
nach Kleintieren und Körnern. In unserer Gegend ist ihr Zwischenstopp
z.B. in den Lippeauen, im Hevebecken oder in
den Ruhrwiesen. Dort sind sie mit dem Fernglas und aus nötiger Distanz zu beobachten.
Im Morgennebel erheben sie sich von ihrem
Rastplatz und formen sich zu der typischen
„1“. Mit unterschiedlichen Rufen verständigen
sie sich, wer die Führung übernimmt. Auf ihrem Flug von Tausenden von Kilometern orientieren sie sich am Magnetfeld der Erde und
an den Gestirnen. Diese „inneren Uhr“ leitet
sie auch im kommenden Jahr zu ihrem Nest
zurück.
Seit meiner Jugend möchte ich sie begleiten,
über Dörfer, Städte, Meere in fremde Länder,
zwischen Erde und Himmel. Ich lasse meiner
Fantasie freien Lauf und stelle mir die Land-
schaften aus ihrer Perspektive vor.
Ein erhebendes Gefühl, das Reinhard Mey besungen hat: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein ...“
Inzwischen ist die Luft erfüllt von unzähligen
Rufen, die mich aus meinen Träumen wecken.
Mit einer Leichtigkeit fliegen sie in den Sonnenuntergang, so hoch und kaum größer wie
die Schwäne, die allabendlich zum Möhnesee fliegen. Ihre langen Hälse und Beine, ihre
mächtigen Flügel und ihre
eindringlichen Rufe unterscheiden sich von vielen
anderen Zugvögeln.
Es ist immer wieder großartig, ihren Flug am Abendhimmel zu verfolgen. Sie
sind Sinnbild für Licht und
lebenslange Treue und mit
Recht nennt man sie „Vögel des Glücks“. Ich spüre ein echtes Glücksgefühl bei dem Gedanken an ihre Rückkehr.
So hoch ich kann, recke ich die Armen empor,
schließe die Augen, gebe ihnen meine Träume
mit auf ihre Reise und meinen Wunsch, sie im
Frühjahr wieder begrüßen zu können.
Die Sonne ist untergegangen und vereinzelte, hohe Rufe sind noch zu hören, ferner und
leiser, bis die Luft wieder still ist. Ich spüre die
abendliche Kühle und den festen Boden unter
meinen Füßen. Es ist Zeit, mit der Gartenarbeit fertig zu werden. Denn wenn die Kraniche
ziehen, kommen die ersten frostigen Nächte.
Ich schneide meine Rosen und weiß, wenn sie
wieder frische Knospen treiben, dann werden
auch, zum Glück, „meine Kraniche“ zurückkommen.
Sicht
Nr. 49 Seite 8
Herr Storch und Frau Kranich
Ein Märchen aus Litauen nacherzählt von Sigrid Grobe
Herr Storch und Frau Kranich leben an einem
Weiher. Der eine hier, die andre dort. Beide
sind es leid, allein zu leben. Da fasst Herr
Storch einen Entschluss, und er geht … tap,
tap, tap, durch das Moor zu Frau Kranich, ganze drei Werst*.
Dort angekommen spricht er: “Frau Kranich,
Frau Kranich, ich möchte Euch heiraten.“
„Ich habe nicht vor zu heiraten, und überhaupt, wie Ihr
ausseht, die Beine nur Knochen, das Gewand voller Flecken und wie ungeschickt Ihr
Euch bewegt. Nein, ich mag
Euch nicht!”
Gekränkt geht Herr Storch
zurück … tap, tap, tap, die
ganzen drei Werst.
Als er gegangen ist, überdenkt Frau Kranich ihr Leben. “Wie bin ich doch dumm
gewesen. Da ist ein Mann
persönlich zu mir gekommen,
und ich haben „nein“ gesagt.
Dabei wäre es verheiratet
viel besser für mich. Ich wäre versorgt. Und so
ungeschickt ist er eigentlich nicht. Ein Storch
bleibt zwar immer ein Storch, aber doch ein
Mann. Und seine Beine, wenn auch nur Knochen, so sind sie doch rot. Und sein Gewand
lässt sich waschen. Ich weiß es jetzt, ich gehe
zu ihm und werde ihn bitten!”
Nun macht sich Frau Kranich auf den Weg
durch das Moor … tippel, tippel, tippel, die
ganzen drei Werst. Beim Storch klopft sie an:
„Herr Nachbar, es war nicht recht von mir, Euch
einen Korb zu geben. Ihr seid ein ansehnlicher
und guter Mann. Und daher bin jetzt hier, Euch
zu bitten, seid mir nicht böse, aber ich will Euch
heiraten. Zu zweit wird es besser sein!”
„Wenn Ihr mich nicht gewollt habt, wie ich zu
Euch gekommen bin, dann könnt Ihr auch
jetzt wieder gehen. Ich werde schon noch eine andere
finden, vielleicht sogar eine
Schönere als Euch!”
Jetzt lässt Frau Kranich den
Schnabel hängen und geht
zurück durch das Moor …
tipp, tipp, tipp, die ganzen
drei Werst.
Der Storch aber denkt: „Warum habe ich sie eigentlich
nicht genommen, wo sie doch
schon gekommen ist. Sie ist
doch ein recht ansehnlicher
Vogel.
Also macht er sich wieder auf
den Weg durch das Moor …
tap, tap tap, die ganzen drei Werst.
Aber nun will Frau Kranich ihn nicht. Und so
laufen sie auch heute noch, einer zum andern.
Ich wette, Ihr habt sie auch schon gesehen.
Die zwei, die werden nie ein Paar!
Und sind wir mal ehrlich, ab und zu benehmen
wir uns wie Herr Storch und Frau Kranich.
*Eine Werst (russ. Верста́, Betonung auf der letzten Silbe)
war ein Längenmaß im zaristischen Russland.
Eine Deutsche Meile bzw. eine Geographische Meile, sind „gegen 7 Werst“.
Eine Werst entsprach 1066,78 Metern.
Anm. d. Redaktion
Quelle Wickipedia
Sicht
Nr. 49 Seite 9
Hilfe, die Hippes kommen!
Marita Gerwin
Unter diesem Slogen lud das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) kürzlich zu einer Tagung
nach Köln. Die Vorstellung, dass demnächst
aus den Lautsprechern der Seniorenheime die
Beatles und Rolling Stones oder die Songs vom
Woodstock-Festival aus dem Jahr 1969 erklingen oder sich die Bewohner zum gemeinsamen Wasserpfeifen-Rauchen zusammensetzten könnten, amüsierte die Tagungsteilnehmer
und hat doch einen ernsthaften
Kern.
„Nichts
gegen die 68er,
aber sie werden
bald 68“, lästete einer der Tagungsteilnehmer
hinter vorgehaltener Hand. Auch
KDA Geschäftsführer
PeterMichell Auli prophezeite, dass
die NachkriegsGeneration demnächst auf ihrem
„Marsch durch
die Institutionen“ die Senioreneinrichtungen
aufmischen werden.
Die“ 68er“ würden die „soziale Kultur“ in deutschen Pflegeheimen revolutionieren. Er regt
an, dass sich Pflegeexperten und Betreiber
von stationären Senioreneinrichtungen schon
heute mit diesem Wandel auseinandersetzen,
um vorbereitet zu sein. Der Kölner Psychologe und Marktforscher Stefan Gründwald charakterisierte die “68er“ auf seine ganz eigene
Weise: „Viele inszenieren sich „forever young“,
demonstrieren Rüstigkeit, um nur nicht „dem
sog. „alten Eisen“ zugeordnet zu werden. Das
hilfsbedürftige Alter, die Gebrechlichkeit und
die Entdeckung der Langsamkeit, geschweige
denn der Tod würden so weit wie möglich ganz
aus der Gedankenwelt und den Lebensentwürfen verdrängt. Tabu! Kein Thema, mit dem
man sich auseinander setzten möchte.
Stattdessen seien rastlose Betriebsamkeit und
ein übermotivierter Fitnessdrang auf dem Vormarsch. Die Frage sei, wie sich eine so geprägte Generation im hohen Alter versorgen und
in bestehendes Strukturen integrieren lässt?
Müssen vielleicht sogar ganz neue Konzepte
„gestrickt“ werden? Sicher, die Altersforscher
betonen, dass die jetzige Generation viel gesünder alt werde und fitter sei, als alle anderen
Generationen
vor ihnen. Doch
die Prognosen
deuten trotzdem
auf einen Anstieg der Zahl
der Pflegebedürftigen und auch
demenzerkrankten
Menschen
von heute 2,2
auf 4.5 Millionen
im Jahr 2050 hin.
„Wissenschaftler
rechnen mit einer Renaissance
der stationären
Pflege.
Wachsende Mobilität und steigende Erwerbstätigkeit
der Frauen, die heute vielfach immer noch die
familiäre Pflege von Angehörigen übernehmen,
werden weniger. Hinzu kommt die steigende
Anzahl der Singles, die nie in Familienkonstellationen eingebettet waren“, resümierte der KDS
Geschäftsführer.
All dies wird unsere Seniorenpolitik verändern.
Uns herausfordern. Umdenken ist gefragt.
Pflegewissenschaftler verweisen heute schon
darauf, dass die Zahl der stationären Heimplätze von heute mehr als 700 000 auf rund
drei Millionen im Jahr 2050 ansteigen werde.
Das Resümé der KDA-Tagung lautete: „Eine
altersgerechte Gesellschaft erfordert erhebliche Umwälzungen. Grundlage der Handlungsstrategien für die Zukunft sind realistische Altersbilder, die sowohl die Stärken als auch die
Grenzen und die Verletzbarkeit des Alters im
Sicht
Blick haben. Ein Ziel im Prozess des Älterwerdens muss es sein, mit Hilfe der eigenen
Fähigkeiten und innerhalb der Rahmenbedingungen, die die Politik setzt, ein weitgehend
selbstbestimmtes Leben zu führen.
Weil das Älterwerden von Mensch zu Mensch
verschieden verlaufen kann, in Bezug auf
Altersbilder haben einen
großen Einfluss darauf,
wie wir mit dem Altsein umgehen.
die Gesundheit und Leistungsfähigkeit, ist es
notwendig, gesetzliche Regelungen zu flexibilisieren.
Es geht letzlich darum, dem älter werdenden
Menschen Zeit- und Handlungssouveränität
zu erhalten.
Sie wirken sich auch darauf aus, wie Teilhabe der Älteren am gesellschaftlichen Leben
realisiert wird. Realistische Altersbilder bilden
gleichzeitig auch die Grundlage neuer Konzepte und angepasster Strategien in der zukünftigen Pflege und Versorgung hilfsbedürftiger Menschen.
Die stationäre Pflege wird nicht so bleiben, wie
sie zur Zeit ist. In der Diskussion der Pflegeexperten wurde deutlich, dass der heutige Grundsatz „ambulant vor stationär“ in den nächsten
20/30 Jahren kaum noch zu halten sein wird.
Das Thema „Wohnen im Alter“ erhält eine
ganz neue und existenzielle Bedeutung für
die Lebensqualität. Wir brauchen bezahlbare, kleinere Wohngemeinschaften, aber auch
Pflege-WG´s und alternative Konzepte für das
Mehrgenerationen-Wohnen in den Quartieren,
Städten und Dörfern. Das sind die Themen der
Zukunft, damit familienähnliche Beziehungen
und Lebensgemeinschaften entstehen können.
Für die „68er“ durchaus vertraute Erfahrungen
und Lebensformen, die es in Bezug auf Distanz
und Nähe zu gestalten gilt. Wohn-Appartments
sollten über eigene Kochgelegenheiten verfügen, daneben aber auch größere Wohnküchen
vorhanden sein, in denen immer eine Betreuungsperson zugegen ist.
Nr. 49 Seite 10
Generationensolidarität ist das Zauberwort
der Zukunft. Bürgerschaftliches Engagement
als ergänzende Form der Betreuung wird unverzichtbar werden.
Hier gilt es tragbare, regionale und verlässliche Netzwerke und den Dialog der Generationen in den Kommunen aufzubauen.
Zukunftsmusik? Sicherlich, mögen die Ergebnisse dieser KDA-Tagung dem Ein oder Anderen etwas übertrieben und visionär erscheinen. Doch mich hat es nachdenklich gemacht.
Das Szenario offenbart uns einen ernsthaften
Kern, den wir nicht aus den Augen verlieren
sollten. Es wird gesellschaftliche Umwälzungen geben! Das ist sicher!
Darauf müsssen wir uns rechtzeitig vorbereiten. Getreu dem Motto: “Unsere Zukunft ist
keine Schicksalsfrage. Zukunft geschieht nicht
einfach so. Ohne unser Zutun. Ganz im Gegenteil. Zukunft wird von Menschen gestaltet,
die den Mut haben an sie zu glauben und bereit sind, sie aktiv mit zu gestalten. Vergessen
wir nie, es ist unsere eigene Zukunft, in der wir
leben und älter werden.“
Sicht
Nr. 49 Seite 11
Alt und Jung rockten für den guten Zweck
Hannelore Borzel
Das war neu in Arnsberg: eine Oldie-Party für
alle Altersklassen - und dies auch noch als Benefizveranstaltung für einen guten Zweck.
vid Niemand legte die richtige Musik auf, die
keinen auf dem Stuhl sitzen ließ.
Hildegard Henneke, Mitglied im Seniorenbeirat
Arnsberg, stellte die Idee vor. Diese fand sofort begeisterte Zustimmung. Reihte sie sich
doch nahtlos in die Benefiz-Kinoveranstaltung
und den Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt in
Neheim zugunsten der Hospiz-Stiftung ein.
Rockige Songs aus den
50er bis 70er Jahren
sind ja noch nicht „altbacken“
und den Jüngeren gut bekannt.
Es gab viel zu bedenken und vorzubereiten,
aber im „Wonnemonat“ Mai konnte es los gehen – es wurde zur ersten Oldie-Fete in die
Kulturschmiede in Alt-Arnsberg geladen. Ban-
120 gutgelaunte Gäste äußerten an diesem
Abend nur den einen Wunsch: „Diese Party
darf nicht die einzige bleiben, dafür war sie viel
zu schön.“ Wiederholung versprach dann auch
der Seniorenbeirat vielleicht zusätzlich
demnächst
auch
einmal ein Tanztee
für die „Ü70“-Generation.
Ein Dank geht an
die Veltins-Brauerei,
die die Veranstaltung finanziell unterstützte. So konnte
im Juni, nach Abzug der Saalmiete,
ein Scheck in Höhe
von 1.000 Euro
der Hospiz-Stiftung
Arnsberg überreicht
werden.
gen und Hoffen, ob es auch von den Arnsbergern angenommen wird, waren sehr schnell
zerstreut, - als die Tür geöffnet wurde, strömten schon viele Gäste erwartungsvoll in den
Saal.
Es war eine bunt gemischte Gesellschaft, die
sehr schnell die Tanzfläche bevölkerte. 80jährige hatten neben rockenden 30-jährigen
keine Probleme. Nur der Spaß zählte. DJ Da-
Ein schönes Gefühl, schwerkranken
Menschen ein kleines Stück bessere
Lebensqualität schenken zu können.
Ebenso geht ein Dankeschön an alle Gäste
dieses Abends, die mit ihrem Eintrittsgeld diese stolze Spende ermöglicht haben.
Bleibt die Hoffnung, dass sich für zukünftige
Veranstaltungen auch ein paar Sponsoren für
den guten Zweck finden werden, soll diese Oldie-Party doch nicht die einzige gewesen sein.
Sicht
Nr. 49 Seite 12
SICHT - Buchvorstellung: „Die neue Omi“
Christa Waschke
So selten sind Kinderbücher über das Thema
Demenz nicht mehr, denn auch Kinder haben
Großmütter und Großväter, die an Demenz
leiden. Ein Heranführen an das Thema durch
Kinderbücher stellt eine wunderbare Methode
dar.
Ein weiteres Buch, das sich mit dem Thema
beschäftigt, heißt „Die neue
Omi“ von Elisabeth Steinkellner und Michael Roher. Das Buch handelt von
einer alten Omi, die sich
immer über Finis neue Frisuren gewundert hat, aber
trotzdem mit ihr in den Park
gegangen ist um Enten zu
füttern und von der neuen
Omi, die lieber die Krümel
- eigentlich für die Enten selber isst.
Fini findet die neue Omi
vielleicht ein wenig seltsam,
aber für ihr Verständnis so
normal, dass sie mühelos
mit den Veränderungen
umgehen kann und schlussendlich der neuen
Omi beim Essen hilft und sie sogar frisiert.
„Die neue Omi“ ist ein Kinderbuch mit einer
einfachen und unkomplizierten Geschichte.
Es werden weder Emotionen angesprochen
noch eine Beurteilung der Situation abgegeben, sondern es scheint, dass die Autoren sich
nur auf das Beschreiben beschränken. Das
Erklären und Antworten auf eventuelle Fragen
kommt mit dem Erzählen der Geschichte. Dieses Buch ist ein leichter Einstieg, wenn Kinder,
vor allen Dingen jüngere Enkel an das Thema
„Menschen können sich verändern“ herangeführt werden.
Besonders hervorzuheben
sind die Illustrationen, die
liebevoll und fröhlich gestaltet sind. Auf jeder Seite
gibt es kleine und interessante Besonderheiten zu
entdecken: Postkarten aus
aller Welt im Baum, Mäuse, die mit einer Kaffeetasse Feuerwehr spielen,
weil die „neue Omi“ sich an
den Herdplatten die Hände
wärmt. Die bildliche Darstellung ist eine gelungene
Ergänzung der Geschichte.
Es gibt wunderbare Bücher für Kinder, die mitunter schwere Themen
erklären. Dieses Buch kann dazu gezählt werden.
„Die neue Omi“ von Elisabeth Steinkellner und
Michael Roher, Jungbrunnen 2011, ISBN: 978
3 702 65826 7, 13,90 €
Empfohlen durch Alzheimer Blog
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. -Selbsthilfe Demenz-, Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
030 25937 95-0, 030 2593795-29, [email protected]
www.deutsche-alzheimer.de
Vertreten durch die Geschäftsführerin Sabine Jansen
Sicht
Benedikt Jochheim
Nr. 49 Seite 13
Früher bei uns im Dorf
Der Sommer geht zu Ende und
der Herbst naht. Bald schon ist
die Hüstener Kirmes und auf den
Wiesen wird das letzte Gras gemäht und getrocknet. Das Grummet (zweites Heu) ist ein wichtiger
Wintervorrat für die Tierhaltung in
der Landwirtschaft. Die Wiesen,
von denen es vor fünfzig Jahren
noch viele in unserem Ort gab,
wurden zwei Mal im Jahr gemäht. Neben den Landwirten und
Milchkuhhaltern bewirtschafteten
vor allem die zahlreichen Ziegenhalter einen großen Teil.
Tagelang ging dem ein metallenes Klopfen im Dorf voraus: die Sense wurde
„gedengelt“, also geschärft. Mit dem Hammer
wurde dabei die Sense an der Schnittstelle auf
einem massiven Eisenstück dünner geschlagen.
Früh am Morgen, wenn der Tau noch auf den
Wiesen lag, gingen die Männer anschließend
mit ihrer Sense zum Dorf hinaus und mähten
das Gras, bis die Mittaghitze kam. Oft benötigten sie mehrere Tage für ihre harte Arbeit.
Für ein paar Mark wurde die Arbeit auch von
einem Landwirt mit Pferd und Mähmaschine
erledigt. Dann musste die gesamte Familie,
also jeder, der die Harke führen konnte, das
Gras zum Trocknen wenden und am Abend zu
Haufen zusammen harken.
Sommerliche Hitze erschwerte die Arbeit. Regen, oder noch schlimmer, tagelanger Regen
machten die Arbeit noch schwerer. Jede kurze Trockenzeit musste ausgenutzt werden um
dann das Heu oder das Grummet zu trocknen
und dann auf den Heuboden zu schaffen. Bei
herannahendem Regen musste noch schnell
der Heuwagen beladen werden, um ihn dann
mit äußerster Kraftanstrengung - von allen gezogen und geschoben - in Sicherheit zu bringen.
Im Herbst wurden Kühe und Ziegen von der
Dorfjugend auf den Wiesen gehütet. So mancher Hütejunge wird sich noch an die unterhaltsamen Nachmittage erinnern.
Später dann wurde die Gülle auf die Wiesen
gefahren. Es war harte Arbeit, das schwere
Güllefass mit dem Handwagen über die Wiesen zu fahren. Die Ziegenhaltung sorgte jedoch
früher für die Entlastung der Haushaltskasse
und man zählte in unserem Ort zeitweilig bis
zu 500 Ziegen.
Neben der täglichen Milch (jeden Tag gab es
Milchsuppe) wurde auch Ziegenbutter auf einer Zentrifuge eines Nachbarn hergestellt.
Neben dem Füttern und Melken der Ziegen
kam auch noch die regelmäßige Reinigung
der Ställe hinzu. Mit der Ziegenhaltung gingen
starke Gerüche einher, welche heute kaum
jemand dulden würden. Besonders von der
„Hittenbock-Station“ ging zu gewissen Zeiten
in größerem Umkreis ein penetranter Geruch
aus.
Eine „Hittenbock-Station“ war in jedem Ort bis
in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts vorhanden. Um für das kommende Frühjahr ein
oder zwei junge Lämmer in den Stall zu bekommen suchte man im Herbst mit den Ziegen diesen Ort auf, um die Tiere von einem
Bock decken zu lassen.
Als die Ziegenhaltung zurück ging löste man
Sicht
Nr. 49 Seite 14
auch die Bockstationen auf. Die letzte Ziege
wurde auf Drängen der Behörden mit einem
Taxi von Arnsberg nach Hüsten zum Bock gefahren.
Bei uns im Ort sollte sogar die Feuerwehr beauftragen werden, um die letzte Ziege nach
Hachen zu fahren. Halter und Ziege fuhren
dann mit einem kleinen Lastkraftwagen.
Über die Ziegenhalter, welche vor dem Gang
zum Bock einen Bockschein einlösen mussten, erzählte man sich lustige Geschichten. So
soll an einem späten Abend jemand mit seiner Ziege an der Bockstation erschienen sein.
Die Frau des Hauses habe beide empfangen
und folgendes geäußert:
„Unser Vatter tut es
heute nicht mehr!“
Der Ziegenbesitzer
soll sich irritiert gegeben und geantwortet haben, dass
die Ziege ja eigentlich auch zum Bock
„Allerich“ sollte. Das
Licht im Stall war
ausgefallen.
rer Ziege quer durch den Ort ging und ortsunkundig einen kleinen Jungen nach der Stelle
fragte, wo „es der Bock mit der Ziege macht“.
Der Junge sei langsam um die Ziege herum
gegangen, habe das Schwänzchen der Ziege
gehoben und gesagt: „Na hier Tante!“
Jahrzehnte sind seit der letzten Ziegenhaltung
vergangen und die Bockstationen sind aufgelöst. Viele Wiesen und Wegesränder sind heute ungenutzt, was früher undenkbar war.
Die Haltung von Kühen, Ziegen, Schafen und
Kaninchen sorgte damals auch für die Pflege
der Landschaft.
Eine weitere Geschichte
besagt,
dass einmal eine
ältere Frau mit ih-
Ein glücklicher Augenblick
Anneliese Welling
Begegnung: Er fünfundachtzig – ich achtundsiebzig
Er: „Wie geht´s?“
Ich: „Ach, gut! Habe einen Fersensporn. Nichts Schlimmes. - Aber, der dauert und dauert und ist
ja nicht nur lästig. - Sie wissen?
Er: „ Klar, wenig zu machen. Ach,“ sagt er mitleidig und fügt liebevoll hinzu: „Wer mit achtzig nichts
hat, ist tot!“
Ich: „Oh, welch ein Glück, dass ich jetzt schon was habe. Dann lebe ich ja noch lange!“
Er: „Das wünsche ich Ihnen von Herzen. Alles Gute!“
Ich: „Danke, Ihnen eine schöne sonnige Woche.“
Sicht
Hannelore Borzel
Nr. 49 Seite 15
Gute Feen zaubern Freude
Ein Appell über die Lokalpresse vom Seniorenheim am Klosterberg blieb nicht unerhört. Man
suchte „gute Feen“, die einigen älteren Heimbewohnern kleine Wünsche erfüllen möchten,
wie zum Beispiel einmal wieder einen Ausflug,
den man alleine doch nicht mehr unternehmen
kann. Viele dieser betagten Senioren im Heim
haben keine Angehörigen mehr, die ihnen solche Wünsche erfüllen könnten. Aber warum
sollte es nicht irgendwo in dieser Stadt bereitwillige Menschen geben, die dieses ermöglichen können? Einige Meldungen und Anfragen gingen daraufhin im Seniorenheim ein,
allen voran überlegte Hildegard Henneke nicht
lange, sondern ergriff
sofort die Initiative.
Zwei
Seniorinnen
sollten mit Hildegard
einen kleinen Ausflug
machen. Frau Schröder (96 Jahre alt) und
Frau Neumann (80
Jahre) waren sehr
erfreut über dieses
Angebot. Wohin die
„Fahrt ins Blaue“ gehen sollte, wurde erst
bei Fahrtantritt verraten.
Das WDR-Fernsehen „Aktuelle Stunde Südwestfalen“ wurde auf diese Aktion aufmerksam und meldete sich an, bei diesem Ausflug
mit der Kamera dabei zu sein. Ich durfte Frau
Henneke und die beiden Damen als zweite
Fee begleiten. So konnten wir am 1. Juni zu
viert und in Begleitung des Kamerateams, mit
zwei Autos starten.
Gemächlich ging es also erst einmal durch
die schöne Landschaft des Sauerlandes. Der
Wettergott war den Ausflüglern hold und ließ
im Tagesverlauf die Sonne scheinen. Ziel der
Fahrt war der Möhnesee, den die beiden Seniorinnen noch aus früheren Zeiten kannten
und der schöne Erinnerungen weckte. Das
Schiff legte gerade an der Staumauer an und
es hieß: „Alle Mann an Bord!“
Die Gruppe war bereits bei dem Unternehmen
angemeldet und wurde nicht nur freundlich
empfangen, sondern bekam sogar Fahrkarten
und Getränke spendiert. Eine sehr herzliche
Atmosphäre entstand in diesen Stunden zwischen uns vier Frauen ebenso wie auch mit
den Mitarbeitern des WDR. Ein gelungener,
wunderschöner Tag, an dessen Ende ein Versprechen für eine Wiederholung ähnlicher Art
folgte. Und dies bleibt kein leeres Versprechen.
Inzwischen kam man auch einer Einladung des
Seniorenheimes zu einem geselligen Nachmittag mit Kaffeetafel nach. Einige Senioren
wurden zum Schützengottesdienst in die Probsteikirche gefahren.
Als der Vorsitzende
der Kleingartenanlage „Twiete“ von den
Aktionen las, kam
von ihm eine sehr
nette Einladung. Im
November werden
die beiden Seniorinnen zur Adventsfeier
in die Kleingartenanlage kommen. Kein
Zweifel, dass dies
den betagten Damen
sehr gefallen wird.
Ein Wunsch bleibt dennoch offen: Es gibt so
viele Senioren, die ohne Anhang in einem Senioren- oder Altenheim leben und kaum aus
ihren vier Wänden heraus kommen - darum
sollten sich viel mehr Menschen Gedanken
darüber machen, ob sie nicht hin und wieder
einmal ein Stündchen ihrer Zeit solch einsamen, älteren Menschen widmen können, um
ihnen einfach nur eine kleine Freude, egal
welcher Art, zu bereiten.
Hildegard Henneke und ich haben die große
Freude und Dankbarkeit der älteren Damen
kennengelernt. Wir haben nicht nur ihnen ein
Lächeln ins Gesicht zaubern können, sondern
sind selbst mit einem sehr glücklichen Gefühl
gegangen und werden diesen Kontakt weiterhin aufrechterhalten.
Es kann so einfach sein, etwas Glück zu verschenken!
Sicht
Nr. 49 Seite 16
SICHT - Empfehlung des Handbuches:
Arnsberger „Lern-Werkstadt“ Demenz
Erfahrungen aus drei Jahren Modellprojekt Demenz
Martin Polenz
Unter dem Motto „Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz“ startete vor über drei
Jahren das Modellprojekt Demenz Arnsberg.
Das Projekt stellt
Menschen mit Demenz
und deren Bedürfnisse
in den Mittelpunkt.
Ihre Lebenswelt soll auch für Nichtbetroffene erfahrbar werden. Stück für Stück will das
Projekt das Thema enttabuisieren und bürgerschaftliches Engagement auf diesem Feld
stärken.
Das Handbuch zeigt, dass die intensive Beschäftigung mit Demenz eine Stadt sozial
produktiver und lebendiger macht sowie den
sozialen Zusammenhalt in der Stadt stärkt
- insbesondere mit den Familien, in denen
Menschen mit Demenz begleitet und betreut
werden.
Das Handbuch ist erhältlich über die Fachstelle Zukunft Alter der Stadt Arnsberg oder online
unter www.projekt-demenz-arnsberg.de/handbuch.
Hier haben viele Arnsberger ihre Ideen eingebracht: Schüler, die mit Betroffenen malen,
Jugendliche, die mit Senioren Zauberstücke
einüben, oder Erwachsene, die gemeinsam
mit Menschen mit Demenz kegeln gehen. In
den zahlreichen Aktionen trat eine unglaubliche
Kreativität zutage.
Es finden sich immer wieder neue Wege der
Begegnung. Einige dieser Ideen sind auf der
Internetseite:
www.projekt-demenz-arnsberg.de
unter „Gute Beispiele“ aufgeführt.
Ein Handbuch fasst diese Erfahrungen nun
zusammen. Es richtet sich an andere Kommunen, an zivilgesellschaftliche Initiativen und
alle Interessierten.
Die Vorbereitungen des Projektes werden
ebenso dargestellt wie die Ziele und seine Bilanz.
KONTAKT:
Stadt Arnsberg, Zukunftsagentur | Fachstelle Zukunft Alter
Martin Polenz, Lange Wende 16 a, 59755 Arnsberg
02932 201-2206, 02932 529056, [email protected]
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Nr. 49 Seite 17
St. Josef - Schutzpatron des Kolpinghauses Neheim
Herbert Post
Seit nun 116 Jahren, also von Beginn an, steht
in der Mitte der Hausaussenfront in einer Nische die steinerne Figur des heiligen Josef, er
ist der Schutzpatron des Kolpinghauses.
Die Statue entstand in Hüsten und wurde
vom dortigen Künstler Severin geschaffen.
Die Kosten beliefen sich auf 190 Mark. Doch
auch diesen Betrag hat nicht
der Verein selbst aufbringen
müssen. Das Gründungsmitglied Heinrich Binhold,
damals bekannt durch Vorträge seiner selbstgereimten
plattdeutschen Gedichte, hat
die Statue gekauft und dem
Haus geschenkt.
Adolph Kolping selbst hat
den heiligen Josef zum
Schutzpatron seines Werkes
bestimmt und das internationale Kolpingwerk hat sich
ebenfalls dem Schutz des
heiligen Josef anvertraut. Er
steht als nachvollziehbares
Beispiel vor uns.
Dies ist nicht verwunderlich,
denn Josef war Handwerker
und Adolph Kolping wollte
ja den jungen arbeitenden
Menschen ansprechen und
zur beruflichen Aus- und
Weiterbildung befähigen.
Eine weitere Parallele drängt sich auf. Wie
Josef Beschützer der Heiligen Familie war, so
sollte auch er der Beschützer der familienhaften Gemeinschaft des Kolpingwerkes ein, die
sich ja in besonderer Weise einer christlichen
Ehe und Familie verpflichtet weiß.
Jährlich, zwischen Josefs Namenstag, dem
19. März und dem 1. Mai, dem "Tag der Arbeit". feiern die Kolpingsfamilien des internationalen Kolpingwerkes, so auch in Neheim,
Dienst und Aktionen. In Neheim hat die Feier eine besondere Bedeutung, denn am Namenstag des heiligen Josef im Jahr 1895 fand
der erste Spatenstich zum geplanten Gesellenhaus statt.
Wie die Chronik aus jenen
Tagen berichtet, wär es ein
"glückverheißender Tag" und
der damalige Präses Kleine
bekennt:
"Ich setzte mein festes Vertrauen auf den heiligen Josef,
dass er das Werk, welches an
seinem Namenstag zu entstehen begann, nicht im Stich
lassen und dass er bald große
und kleine Wohltäter erweckt,
die das Haus auf eine gute finanzielle Grundlage stellten.“
Übrigens trug die Figur anfangs eine Lilie in der rechten
Hand. Für die Soldaten, die
das Haus in den Nachkriegsjahren besetzt hatten, war es
ein beliebtes Ziel!
1946, ein Jahr nach dem
schrecklichen Krieg, hatte man es geschafft,
dem Josef wurde die Lilie aus der Hand geschossen.
Heute noch kann man sich den Platz vorstellen, und er ist sogar noch sichtbar durch die
angewinkelte Hand, wo sich einst die Lilie befand und sie heute nicht mehr ist.
Auflösung - Bilderrätsel GenerationenMagazin SICHT - Ausgabe 48:
St. Josef
ausgelost wurde: Elfriede Frigger
Die Gewinnerin wird benachrichtigt.
Herzlichen Glückwunsch zu zwei Kinokarten für das Apollo- oder Central-Kino.
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Nr. 49 Seite 18
Generationenfreundliches Einkaufen
Klasmeyer hören + sehen als erstes Geschäft in Südwestfalen ausgezeichnet
Uwe Künkenrenken
Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder und Handelspräsident Josef Sanktjohanser gaben am 25. März 2010 in Berlin den
Startschuss für das neue Qualitätszeichen:
„Generationenfreundliches Einkaufen“.
Wir müssen uns klar machen,
dass die Deutschen immer
älter werden.
Es zeichnet Geschäfte aus, bei denen der Einkauf für Menschen aller Altersgruppen, Familien und Singles, für Menschen mit Handicap
komfortabel, angenehm und barrierearm ist.
"Wir müssen uns klar machen, dass die Deutschen immer älter und wir mehr und mehr zu
einer Gesellschaft des langen Lebens werden.“
Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen. Das gilt auch für die Wirtschaft, der sich
hier aber auch große Chancen bieten.
„Generationenfreundlichkeit sollte ein Markenzeichen unserer Gesellschaft, wie unserer
Wirtschaft werden", erklärte die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,
Dr. Kristina Schröder: "Die Auszeichnung mit
dem Qualitätszeichen verschafft den Geschäften einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung.“
„Generationenfreundlichkeit rechnet sich für
die Einzelhandelsgeschäfte", sagte Sanktjohanser, der Präsident des Handelsverbands
Deutschland (HDE).
Der Verband ist Träger des Qualitätszeichens.
Er entwickelte mit Bundes- und Landesministerien, Verbänden und Unternehmen sowie
der Initiative ‚Wirtschaftsfaktor Alter’ das Qualitätszeichen, um auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. Mit diesen ändern
sich auch die Ansprüche der Verbraucher an
die Einzelhandelsgeschäfte. „Ziel ist es, mit
dem Zeichen Sogwirkung auszulösen“, sagte
Sanktjohanser:
"Wir tun Gutes für die Verbraucher, aber auch
für die Händler. Wir wollen, dass sich mög-
lichst viele Einzelhändler schon heute für die
Zukunft fit machen. Der Startschuss setze ein
Signal für den Handel, das in den kommenden
Monaten und Jahren Schule machen werde.
Als erstes Geschäft Deutschlands erhielt die
Galeria Kaufhof am Berliner Alexanderplatz
nach einer umfangreichen Prüfung das Qualitätszeichen.
Groß war die Freude im Optiker Fachgeschäft,
Klasmeyer hören + sehen, das als erstes Geschäft in Südwestfalen, mit dem Qualitätszeichen „Generationenfreundliches Einkaufen“
ausgezeichnet wurde.
Als erstes Geschäft in
Südwestfalen ausgezeichnet:
Klasmeyer
hören + sehen
Klaus Willmers vom Einzelhandelsverband
und Bürgermeister Vogel überreichten im Mai
die Auszeichnung.
Das Qualitätszeichen verbürgt Qualität. Tester
vor Ort prüfen insgesamt 58 Kriterien ab, darunter 18 Kriterien, die in jedem Fall positiv beschieden werden müssen, damit das Zertifikat
von einer neutralen Bewertungsstelle erteilt
werden kann.
Das Qualitätszeichen wird für drei Jahre erteilt.
Dann ist eine erneute Prüfung notwendig.
Quelle:HDE
Sicht
Nr. 49 Seite 19
Das Müllkind
Doris Dame
Vor einiger Zeit hörte ich im Fernsehen ein Interview mit der Schauspielerin Liv Ullmann, die sich
um Müllkinder in Indien kümmerte. Diese Geschichte hat mich über das Glück nachdenken lassen, dass ich meine Gedanken in einem Gedicht verarbeitet habe.
Unrat, wohin das Auge schaut,
Müll, zur großen Halde gestaut.
Stickig die Luft, kein frischer Wind.
Inmitten des Elends ein verlorenes Kind.
Große Augen im schmalen Gesicht.
Den mageren Körper sieht sie nicht,
die Frau, die sich zu dem Jungen neigt
und Mitleid mit dem Müllkind zeigt.
Ist sein Lächeln Fassade und Trug,
weil das Leben ihm solche Narben schlug?
Die Frau sieht den Jungen verwundert an,
weil er unerwartet froh sein kann.
„Bist Du glücklich?“, fragt sie leise.
Das Kind antwortet auf seine Weise:
„Glücklich bin ich bei Sonnenschein,
nur bei Regen darf ich traurig sein,
dann sehen meine Gefährten die Tränen nicht
wegen der Tropfen in meinem Gesicht.“
Ein kleiner Philosoph inmitten der Not,
vor sich Hunger, vielleicht frühen Tod.
Arm aber glücklich
Anmerkung der Redaktion:
Tausende von Kindern leben in Indien auf riesigen Mülldeponien, die täglich von über 5.000
Müllwagen angefahren werden, wie zum Beispiel Mumbai (früher Bombay). Umgeben von Verwesung, Gestank und vielen tötlichen Gefahren. Verwertbare Rohstoffe zu trennen ist hier Sache
von Kindern. Gesammelt werden von morgens bis abends Aluminiumreste, Glas, Elektroschrott
und Kleidung. Zeit für die Schule bleibt nicht. Sie verdienen täglich ca. 70 Rupien, das ist etwa ein
Euro. Ohne die „Müllkinder“ könnten ihre Familien nicht überleben.
Nach offiziellen Statistiken müssen 12,6 Millionen Kinder in Indien Kinderarbeit leisten. Nach
Schätzungen von Hilfsorganisationen ist die Zahl um ein vielfaches höher. Mehr als die Hälfte
dieser Kinder sind Mädchen. Sie werden als Haushaltshilfen ausgebeutet, schuften auf Teeplantagen oder verdienen ihren Lebensunterhalt als Müllsammler. Schätzungen zufolge leben etwa
11 Millionen Kinder in Indien auf der Straße, die meisten davon mit ihrer Familie. Mehr als die
Hälfte gibt an, schon einmal Opfer körperlichen Missbrauchs gewesen zu sein. Tabuisierung und
mangelnde Aufklärung führen dazu, dass sich Aids in Indien stark ausbreitet. Immer mehr Kinder
verlieren ihre Eltern oder erkranken selbst. 2,7 Millionen Menschen in Indien sind HIV-infiziert,
rund 220.000 davon sind Kinder. Jährlich werden über 55.000 Kinder von Müttern geboren, die
mit HIV infiziert sind.
Sicht
Nr. 49 Seite 20
Hochzeiten des Lebens
Trauung - 10. Hochzeitstag
Tag der Trauung: Weiße oder grüne Hochzeit.
Im Volksmund heißt es, dass die Brautleute als Ehepaar noch
"grün" hinter den Ohren sind, daher auch der Name grüne Hochzeit.
½ Hochzeitstag: Traumhochzeit
Man schwebt immer noch auf Wolke sieben.
¾ Hochzeitstag: Bierhochzeit
Freunde und Verwandte kommen mit einer Flasche/Träger
Bier auf einen lustigen Abend vorbei.
1. Hochzeitstag: Papierhochzeit
Die Ehe ist noch Papierdünn.
2. Hochzeitstag: Baumwollhochzeit
Baumwolle ist weich und wärmt, genau wie die junge Ehe.
Man schenkt praktisches, wie Baumwolltuch, Bettwäsche ...
3. Hochzeitstag: Lederhochzeit
Die Ehe ist "reißfest" wie Leder geworden. Man schenkt Accessoires aus Leder wie,
Lederhandschuhe, Tasche ...
4. Hochzeitstag: Seidenhochzeit
Man schenkt Seidentücher, Seidenwäsche.
5. Hochzeitstag: Hölzerne Hochzeit oder Fleißhochzeit (mit mehreren Kindern)
Die Ehe scheint Bestand zu haben, klopfen wir auf Holz! Freunde und Verwandte
schmücken den Hauseingang mit Holzspänen, Holzketten und Blumen. Man schenkt
etwas Beständiges, z.B. Holzfigur, Kochlöffel, Holzschuhe ...
5. Hochzeitstag: Ochsenhochzeit oder Gummihochzeit (ohne Kinder)
An der Haustür hängt ein Kranz aus Kondomen und Luftballons, die natürlich ein
Loch haben.
6. Hochzeitstag: Zuckerhochzeit
7. Hochzeitstag: Kupferhochzeit
Wie beim Kupfer ist nun auch der Eheglanz nicht mehr ganz so strahlend wie zu Beginn
und hat nun Patina - Beständigkeit - angesetzt, deshalb sollte die Ehe frisch aufpoliert
werden.
Im verflixten siebten Jahr soll nach altem Volksglaube auch so manche Ehe auf dem
Prüfstand stehen.
Damit wieder Glanz in die Ehe kommt, schenkt man frisch polierte Kupferpfennige
(Cents) als Unterpfand des Glücks.
8. Hochzeitstag: Blechhochzeit
Die Ehe hat ihren alltäglichen und nutzbringenden Weg gefunden.
Man schenkt Blechernes und Nützliches, wie z.B. Kuchenformen aus Blech ...
9. Hochzeitstag: Keramikhochzeit
10. Hochzeitstag: Rosenhochzeit
Keine Rose ohne Dornen, keine Ehe ohne Sorgen!
Die Ehe steht nun in voller Blüte und ist jetzt richtig
rund.
Man schenkt rote Rosen als Blumen der Liebe.
… wird fortgesetzt.
Sicht
Nr. 49 Seite 21
VdK – was verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung?
Hannelore Borzel
All zu oft wurde ich von Arnsberger Bürgern
gefragt: „Was ist denn eigentlich der VdK?“
oder „Wovon ist diese Abkürzung eigentlich
abgeleitet, was bedeutet sie?“ Es gab mir zu
denken, dass so wenige Menschen diesen
Sozialverband kennen - ist er in Arnsberg wirklich so unbekannt? Dabei gibt es doch auch
hier Mitglieder, die diesem Verband schon seit
seiner Gründung im Jahre 1948, also über 60
Jahre angehören.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Herbst 1948,
gründete man in Deutschland den Verband der
Kriegsversehrten - woher die Abkürzung VdK
rührt. Damals kümmerte sich der Verband natürlich vordringlich um die Kriegsverletzten
und ihre Angehörigen, aber auch um die Bedürftigen, die im Krieg Hab und Gut verloren
hatten. In 60 Jahren haben sich die Aufgaben
des Verbandes verändert, auch wenn man die
Bezeichnung VdK beibehalten hat.
Heute ist der VdK ein moderner Sozialverband, welcher die Interessen von Bedürftigen, Rentnern, Sozialrentnern, Arbeitslosen,
Schwerbehinderten, Pflegebedürftigen, sowie
Unfall- und Wehrdienstopfern vertritt, und er
hat sich im Laufe der Jahre zur stärksten Interessenvertretung sozial schwacher Bevölkerungsschichten entwickelt. Inzwischen ge-
hören ihm bundesweit 1,5 Millionen Mitglieder
an, davon 230.000 in NRW.
Alt-Arnsberg ist einer von ca. 900 Ortsverbänden in Nordrhein-Westfalen mit derzeit 326
Mitgliedern. Neue Mitglieder sind jederzeit
herzlichst willkommen, stärken sie doch mit ihrem Beitritt die soziale Gemeinschaft. Als Mitglied profitieren Sie von vielfältigen ServiceLeistungen des Verbandes, wie Beratung in
allen sozialrechtlichen Fragen - vom Schwerbehinderten- bis zum Rentenrecht; Rechtsvertretung vor Sozialgerichten, dem Landessozialgericht, oder in besonderen Fällen vor dem
Bundessozialgericht; Soziale Betreuung älterer, hilfsbedürftiger Menschen z.B. im Rahmen
von Kranken- und Altenbesuchen; Urlaub in
verbandseigenen Erholungshäusern; Reisen
und Tagesausflüge; monatliche Mitgliederzeitschrift und vieles mehr.
In Alt-Arnsberg musste nach dem Tod der
langjährigen Vorsitzenden, Frau Renate Jasler, in diesem Jahr ein neuer Vorstand gewählt
werden. Frau Ina Fleckenstein wurde im Februar 2011 einstimmig zur neuen Vorsitzenden
des Ortsverbandes Alt-Arnsberg gewählt und
leitet seitdem sehr engagiert und mit viel Elan
den Ortsverband. Neu in den Vorstand wurden
außerdem Erika Hahnwald und Hanni Borzel
Sicht
Nr. 49 Seite 22
gewählt. Wir möchten gemeinsam etwas mehr
Leben in das Verbandsleben bringen und freuen uns über jede Anregung.
Zu den nächsten Aktivitäten zählen eine Bildungsfahrt für Mitglieder und ihre Angehörigen in den Botanischen Garten Bochum im
September 2011. Weiter ist in der Adventszeit
eine Weihnachtsfeier für alle Mitglieder geplant.
Am 3. August 2011 konnten durch den Vorsitzenden des Kreisverbandes HSK, Herrn
Bigge und Frau Fleckenstein in einer kleinen
Feierstunde im Arnsberger Ratskeller einige
langjährige Mitglieder geehrt werden.
60 Jahre Mitglied im VdK zu sein, ist schon eine
besondere Würdigung wert - so wurden vier
Mitglieder mit der Ehrennadel und Urkunde für
ihre 60-jährige Mitgliedschft ausgezeichnet.
Es handelt sich hier um die Mitglieder: Charlotte Felber, die trotz ihrer 98 Jahre persönlich
anwesend war, Hans Robertz, Eberhard Fries
und Theo Dahlhoff - alle aus Alt-Arnsberg.
Weiterhin erhielten weitere vier Mitglieder ihre
Ehrennadeln für 25-jährige Mitgliedschaft und
28 Mitglieder die Auszeichnung für 10 Jahre
Mitgliedschaft.
Leider konnten einige aus gesundheitlichen
und Altersgründen nicht an dieser Feierstunde
teilnehmen.
Für alle anderen, die den Weg zum Ratskeller
nicht scheuten, war es ein ganz besonderer
Nachmittag in netter, harmonischer Atmosphäre ...
Was ist Glück?
Doris Dame
Ein Glücksgefühl schwebt mir vor,
das an keinen Ort gebunden.
Was wär ich doch ein armer Tor,
hätte ich es nicht für mich gefunden.
Kommt ein Gedicht mir in den Sinn,
das mich ein Leben lang begleitet
ist raue Wirklichkeit schnell hin,
weil´s mich zum Garten Eden leitet.
Das große Glück liegt in der Stille,
wenn neue Kräfte sich entfalten.
Unabhängig von Wunsch und Wille,
umgeben mich Phantasiegestalten.
Lausch ich Musik in stillen Stunden,
ganz Melodien hingegeben,
hab‘ ich mein tiefes Glück gefunden.
Ich darf im Garten Eden leben.
Niemand versteht des Anderen Traum.
Man sollte Glück auch nicht zerreden.
Sitz ich verträumt vor meinem Baum,
bin ich in meinem Garten Eden.
Seh ich vor mir Dein vertrautes Gesicht,
spür ich die Liebe, die bis heut` geblieben,
dann glaube ich es einfach nicht,
dass aus dem Paradies wir vertrieben.
Sicht
Nr. 49 Seite 23
Kommunikationszentrum Arnsberg
Sonja Stirnberg
Im Kommunikationszentrum Arnsberg, kurz:
Komm´A, am Caritas-Altenheim Klostereichen
findet die ganze Nachbarschaft einen Anlaufpunkt. Von der Familiengründungsphase bis
ins Alter bieten wir eine vertraute Atmosphäre,
in der Eltern, Kinder, Großeltern sich begegnen, beraten lassen, bilden und entwickeln
können.
Die Veranstaltungs-Programme des Komm´A
sind immer anders und orientieren sich an
dem INPUT, der von außen, von Mitarbeitern
und Bewohnern des angrenzenden Altenheimes oder Anwohnern in der Nachbarschaft
u.a. gegeben wird.
Das Komm´A ist für alle Menschen da und
versucht,
möglichst viele Interessen und Bedürfnisse aus allen
Altersgruppen zu
bedienen.
So läuft bereits
seit Juni die vorabendliche Veranstaltungsreihe mit
dem Arbeitstitel:
„Wir bieten/suchen
ALTER-Nativen.“
Das Komm´A ist Kontakt- und Anlaufstelle für
Menschen jeden Alters. Hier finden Beratungsangebote sowie kulturelle, kreative, sportliche
und gesellschaftliche Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, Familien, junge und jung
gebliebene Erwachsene und Senioren statt.
Darüber hinaus bietet das Komm´A einen
„Raum“ für Veranstaltungen. Ein moderner,
vielseitig nutzbarer und mit modernster Technik ausgestatteter Neubau kann mit und ohne
Catering für Tagungen, Fortbildungen etc.
Stunden- oder Tageweise gemietet werden.
Die inhaltliche Arbeit findet unter dem Oberthema statt:
„Man ist so alt,
wie man sich fühlt.“
Verschiedene InfoVeranstaltungen
mit Inhalten, die
zum Nachdenken
über das Älterwerden und das Alter anregen sollen, richten sich
an die Zielgruppe der Menschen ab 40 Jahren.
Hier werden z. B. Informationen über Bewegung, gesunde Ernährung und das Aktiv sein
im Alter gegeben, Themen zur persönlichen Finanzplanung, zu Sicherheitsfragen (zu Hause,
unterwegs, im Internet etc.), Abhängigkeitsgefahren sowie die Ehrenamtsarbeit als Aufgabe
nach Familienphase oder im Ruhestand stehen auf dem Programm.
Vorstationäre Hilfen und deren Finanzierung,
eine Einführung in die Thematik Demenz und
die Vorstellung des Pflege- und Beratungsstützpunktes INPETTO runden die Themen
dieser Veranstaltungsreihe ab.
Termine für die Vortragsreihe mit Diskussionsgelegenheit immer dienstags abends von
Sicht
18:00 bis 19:30 Uhr, die beiden letzten Termine dieser Reihe für dieses Jahr sind am:
SEPTEMBER
24.09.2011 ab 15:00 Uhr
„Festival der heimischen Kultur“
27.09.2011, 18:00 - 19:30 Uhr
Vorstationäre Hilfen und deren Finanzierung /
Film zum Thema Demenz
Referentin: Jutta Schneider-Hühn
Vorstellung des Pflege- & Beratungsstützpunktes INPETTO
Referent: Thomas Kellermann
OKTOBER
06.10.2011, 09:30 - 11:30 Uhr
Spielevormittag für geistige und körperliche
Fitness
10.10.2011 ab 15:30 Uhr
Dia-Vortrag über Japan vor dem Atom-Unglück
mit Hans Koch, in Kooperation mit der VHS
25.10.2011
Sicherheit im Internet (Kontaktbörsen) Prävention / Aufklärung über Abhängigkeitsgefahren.
Referent: Stefan Didam, Dezernat Vorbeugung
Für November und Dezember sind u.a. folgende Veranstaltungen geplant:
NOVEMBER
10.11.2011, 09:30 - 11:30 Uhr
Spiele-Vormittag für geistige und körperliche
Fitness
DEZEMBER
16.12.2011, 15:00 - 18:00 Uhr
Weihnachtsmarkt
Anmeldungen für Stände auf dem Weihnachtsmarkt sind noch bis einschl. 14.10.2011
möglich, Standgebühr 10 € zur Deckung der
Kosten.
Weitere Termine entnehmen Sie bitte der örtlichen Presse oder schauen Sie mal im Internet in den Veranstaltungskalender der Stadt
Arnsberg oder auf der Internetseite des Caritas-Verbandes Arnsberg-Sundern e.V. unter:
Nr. 49 Seite 24
www.caritas-arnsberg.de/wir-helfen/komm-a.
Die Bürozeiten des Komm´A sind montags,
mittwochs und freitags von 09:00 bis 12:00
Uhr (außerhalb der Ferien NRW). Hier finden
Menschen jeden Alters einen kompetenten
Ansprechpartner für Ihre Sorgen und Nöte,
auch Wünsche für Veranstaltungen können
hier geäußert werden.
Im Rahmen des sog. Quartiersmanagements
werden nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung auch gerne Beratungsgespräche
in Form von Hausbesuchen für die Bewohner
des Nahraums „Rumbecker Holz“ angeboten.
Hilfebedarfe zu ermitteln und flexible Hilfen für
die Nachbarschaft zu organisieren ist eine der
primären Aufgaben des Komm´A.
Zur Zeit wird ein „Wegweiser für das Rumbecker
Holz“ erstellt, der eine erste Orientierung bieten
soll / kann, welche Hilfs-Angebote vor Ort nutzbar sind.
Seit März 2011 gibt es bereits die Möglichkeit,
sich seine Einkäufe kostenfrei nach Hause ins
Rumbecker Holz liefern zu lassen. Der Lieferservice der Caritas-Werkstatt Neheim, der
schon seit einigen Jahren besteht und durch
den JIBI-Markt unterstützt wird, wurde auf den
Bereich des Rumbecker Holz ausgedehnt.
Bestellen Sie bis 11:00 Uhr telefonisch unter
02932 892237 oder kaufen Sie selbst im JIBI
Markt, Sleperstraße 20, 59757 Arnsberg ein.
Die netten Mitarbeiter der Caritas-Werkstatt
Neheim liefern von montags bis freitags ab
15:00 Uhr Ihre Einkäufe ab 20 € Warenwert
für Sie kostenfrei nach Hause.
KONTAKT:
Sonja Stirnberg
Kommunikationszentrum Komm‘A
Rumbecker Holz 13 a
59759 Arnsberg
02932 956-925
02932 956-110
[email protected]
Träger:
Caritas-Verband Arnsberg-Sundern e.V.
Hellefelder Straße 27-29, 59821 Arnsberg
Sicht
Waltraud Ypersiel
Nr. 49 Seite 25
Ein kleines Paradies
Mein kleines Paradies ist der kleine Balkon
nach hinten raus.
Ich schaue auf eine ehemalige Werkstatt
ganz bewachsen mit wildem Wein, der sich im
Herbst in den schönsten Farben zeigt.
Eine Treppe an deren Geländer sich grüne
Ranken empor schlingen und herunterhängen,
ein Hinterhof mit blühenden Pflanzen, je nach
Jahreszeit. Auf meinem kleinen Balkon habe
ich nicht nur alle möglichen Zimmerpflanzen
rausgestellt, auch Sonnenblumenkerne, von
der letzten Vogelfütterung haben in der Blumenerde gekeimt.
Die Steingewächse hängen von der Decke.
Leider wurden die beiden Vogelhäuschen
noch nie bewohnt.
Ein Glockenspiel meldet mir, woher der Wind
weht. Draußen frühstücken ist für mich schöner als jeder Urlaub.
Für mich als Rentnerin ist jeder Tag ein Urlaubstag, den ich so gestalten kann, wie es
mir möglich ist. Ich schaue den Wolken zu,
wie sie weiterziehen und sich verfärben. Lese
meine Zeitung und bin dankbar, dass es mir
gut geht.
Damit mir die Sonne nicht zu nahe kommt
habe ich Gardinen aufgehängt, die ich je nach
Bedarf offen lassen kann oder zubinden, wenn
der Wind zu stark bläst.
Ich fühle mich glücklich hier, dies ist mein kleines Paradies. Für die kalten Monate muss ich
mir wieder ein kuscheliges Plätzchen in der
Wohnung suchen.
Ein jeder sollte sich einen kleinen Platz einrichten zum entspannen und zurückziehen.
Sei es in der Sofaecke, im Schlafzimmer, unter einem Baum oder einem schattigen Platz
im Garten. Ich habe meinen Platz gefunden.
Sicht
Rolf Hilje
Nr. 49 Seite 26
Eine fröhliche Weinblattlese
Die Geschichte liegt schon einige Jahre zurück
und beruht auf einer wahren Begebenheit.
Meine Familie hatte für vier Wochen eine Gastschülerin aus Talita Kumi in Palästina aufgenommen. Hiam Abu Davi kam aus einem völlig
anderen sozialen und kulturellen Umfeld und
während der vier Wochen lief ein intensiver Dialog über Unterschiede, sowohl im familiären
als auch im gesellschaftlichen Bereich.
Auf eine differenziertere Darstellung über
Inhalte der vielen Gespräche möchte ich,
um den Rahmen der
„Weinblattlese“ nicht zu
sprengen, verzichten.
Besonders auffällig war
jedoch der Umgang mit
Emotionen. Offenbar
werden im arabischen
Bereich Gefühle in den
zwischenmenschlichen
Beziehungen sehr viel
stärker gezeigt als es
bei uns der Fall ist.
Nicht zuletzt hängt
dies nach meiner Auffassung damit zusammen, dass das Zeigen
von Emotionen eine
Öffnung
gegenüber
den Mitmenschen bedeutet und somit auch
Schwächen und Probleme transparent macht.
Ich meine, dass sich unsere Gesellschaft zu
sehr am Perfekten, Erfolgreichen, Schönen
und Leistungsstarken orientiert. Schwierig
wurden unsere Gespräche immer dann, wenn
wir uns über politische Fragen und speziell
über das Verhältnis Israel - Palästina unterhalten haben. Zwischen Israelis und Palästinensern sind Gräben aufgerissen, die sachliche
Gespräche ungemein erschweren.
Nun aber zur Weinblattlese, die aus meiner
Sicht zum Schmunzeln anregt und die gesellschaftlichen und politischen Aspekte in den
Hintergrund stellt.
Unsere Gastschülerin Hiam zeigte während
ihres Aufenthaltes ein starkes Interesse für die
deutsche Kochkunst und ließ es dabei nicht
aus, unsere Küche mit arabischen Düften und
Gerichten umzufunktionieren.
Ein besonderes Problem war die Beschaffung der notwendigen
Zutaten. Ein Besuch in
Köln und Bonn nahm
Hiam zum Anlass, sich
frische Weinblätter zu
beschaffen. Zu diesem
Zweck suchte sie mit
mir ein Weinlokal in Königswinter auf und Hiam
bestieg einen Tisch, um
von den Weinreben an
der Hauswand Weinblätter zu pflücken. Der
Wirt, der die Schwierigkeiten dieses Unterfangens mitbekam, erschien nach kurzer Zeit
mit einer Doppelleiter
und empfahl ihr, die besonders schmackhaften
oberen Blätter abzupflücken.
Hiam geriet nicht zuletzt über soviel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft in einen wahren
„Weinblattrausch“ und befreite die Hauswand
von einem großen Teil der Weinblätter.
Nachdem eine große Tasche gefüllt war, versuchte ich vergeblich Hiam zu einer Beendigung zu bewegen. Leider jedoch vergeblich!
In meiner Not und nicht zuletzt aus Schuldgefühlen gegenüber dem Wirt wurde ich zum
fröhlichen Zecher.
Sicht
Nr. 49 Seite 27
OKTOBERLIED
Theodor Storm
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub,
schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden.
Und geht es draußen noch so toll,
unchristlich oder christlich,
ist doch die Welt, die schöne Welt,
so gänzlich unverwüstlich!
Wohl ist es Herbst, doch warte nur,
doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
es steht die Welt in Veilchen.
Und wimmert auch einmal das Herz,
stoß an und lass es klingen!
Wir wissen`s doch, ein rechtes Herz
ist gar nicht umzubringen.
Die blauen Tage brechen an,
und ehe sie verfließen,
wir wollen sie, mein wackrer Freund,
genießen, ja genießen.
Aus dem Heimatkalender von 1924
An den Bäumen, welk und matt, schwebt des Laubes letzte Neige,
niedertaumelt Blatt auf Blatt und verhüllt die Waldessteige.
Nikolaus Lenau
Sicht
Nr. 49 Seite 28
Bekanntes und Unbekanntes … exotische Früchte
Limetten
Uwe Künkenrenken
In Deutschland wird die Limette häufig auch
als Limone bezeichnet, was vor allem in der
Ähnlichkeit zum englischen Begriff Lemon (Zitrone) begründet ist. Dies führt jedoch nicht
selten zu Verwechslungen.
Die Limette (Citrus aurantifolia) ist eine Zitrusfrucht, die zur Familie der Rautengewächse
gehört. Die Limette stammt ursprünglich aus
Südostasien. Heute wird sie zum Beispiel in
Italien, in den USA, in Mexiko sowie in Südamerika angebaut.
Durch den Import sind Limetten ganzjährig in
Deutschland zu haben. Die Limette ist eine
Frucht mit dunkler grüner Schale. Die Schale
ist deutlich dünner als bei einer Zitrone.
Der Durchmesser beträgt bei der gewöhnlichen Limette etwa fünf Zentimeter. Die echte
Limette hingegen ist etwas kleiner, sie erreicht
lediglich die Größe eines Tischtennisballs.
Das Fruchtfleisch der Limette ist dunkelgelb
bis blassgrün, sehr aromatisch und sauer. Ihr
Gehalt an Vitamin C ist im Vergleich zur Zitrone niedriger, hierfür ist der Wassergehalt der
Frucht höher, wodurch sie deutlich saftiger ist.
Die Limette ist reich an verschiedenen Inhaltsstoffen wie Kalium, Phosphor, Magnesium und
Calcium. So enthält eine Limette beispielsweise ca. 80 mg Kalium,13 mg Calcium sowie 15
mg Magnesium.
In geringen Mengen kommen in einer Limette auch Schwefel, Chlor und Natrium vor. In
früheren Jahren diente die Limette zudem den
Seeleuten als Vorbeugung gegen die weit verbreitete Krankheit Scorbut. Neben dem Vitamin C sind in der Limette noch weitere Vitamine enthalten. Die wichtigsten hiervon sind die
Vitamine B3 sowie B5. Auch die Vitamine B6
und E sind enthalten. Die Limette kann in der
Küche vielfältig eingesetzt werden. Sie wird in
den meisten Fällen frisch verarbeitet.
Übrigens halten sich Limetten im Kühlschrank
mehrere Tage. In erster Linie eignet sich die
Limette als Geschmackszugabe für Fruchtsalate und Joghurtdrinks, wird aber auch für die
Zubereitung von Fischsaucen gern genutzt.
Hierfür wird die Schale gründlich gereinigt und
abgerieben. Auch Reisgerichten gibt die Limette bei Zugabe ein unverwechselbares Aroma.
Des Weiteren wird die Limette aber auch zur
Zubereitung von Säften und Cocktails verwendet. Der am häufigsten hergestellte Cocktail
ist hierbei der aus Brasilien stammende Caipirinha, bei dem neben Limetten zur Herstellung
brauner Rohzucker, Eis und Cachaca verwendet werden. Auch Mojito und Cuba Libre sind
bekannte Cocktails, die mit Limetten hergestellt werden.
Doch nicht nur in der Küche, auch in der Kosmetik findet die Limette Anwendung, beispielsweise bei der Herstellung von Cremes und
Shampoos.
Quelle Wikipedia
Sicht
Manuela Völkel
Nr. 49 Seite 29
Alterssuizid
„Oh nein, bevor ich so pflegebedürftig und
abhängig werde, würde ich mich eher umbringen!“ So oder ähnlich lauten nicht selten die
Äußerungen von Menschen in unserer Gesellschaft, die mitten im Leben stehen.
Beiden gemeinsam ist jedoch die Tatsache,
dass die Betroffenen durch den Suizid die Lebenssituation beenden wollen, nicht aber das
eigentliche Leben.
4.000 Menschen über 60 Jahre bringen sich
jedes Jahr in Deutschland um, wobei die Dunkelziffer 11-25% höher eingeschätzt wird, denn
viele alte Menschen sterben durch eine gezielt
veränderte Medikamenteneinnahme, bewusst
herbeigeführte Verkehrsunfälle, Alkoholmissbrauch oder durch gewolltes Einstellen von
Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr.
Bedeutung für die Hinterbliebenen
Die Suizidrate bei Männern über 65 Jahre
liegt zudem drei- bis viermal höher als bei den
gleichaltrigen Frauen.
Ist Suizid gut oder schlecht?
In der Folge eines Suizids fühlen sich viele
Hinterbliebene schuldig oder werden von der
Gesellschaft indirekt als schuldig erklärt. (z.B.
Äußerung einer Nachbarin: „Ja die Tochter hat
sich ja auch kaum um ihn gekümmert! Sie kam
ja nur einmal in der Woche.“) Es leiden durchschnittlich sechs Angehörige an dem Verlust
eines suizidierten Menschen. Diese besondere Form der Trauer lässt sich für die Seele und
den Körper eines Menschen kaum ertragen
und häufig bricht ihr soziales Netzwerk weg,
womit eine Trauerverarbeitung zusätzlich erschwert wird.
Das Thema wird in der Gesellschaft zweischneidig diskutiert: Auf der einen Seite
scheint bei alten Menschen eine Suizidhandlung ihres „verbrauchten“ Lebens eher akzeptiert, als bei jungen Menschen, die ja „noch ihr
ganzes Leben vor sich haben“. Mit Worten wie
„Bilanzsuizid“ oder „Freitod“ wird der Ruf nach
individueller Selbstbestimmung über das eigene Leben „schön geredet“ ja sogar verherrlicht
und die Angst vor dem Schreckgespenst der
Abhängigkeit vertrieben.
Wird der Suizid nicht auch oft (unbewusst) als
die Lösung dargestellt? Schließlich diskutiert
und beklagt die Politik allzu oft die finanzielle
Belastung des demografischen Wandels, wodurch sich alte Menschen nutzlos, wertlos und
als Staatsbelastung fühlen müssen.
Auf der anderen Seite wird nicht selten der
Suizid aus religiöser Sicht heraus sehr stark
verurteilt, tabuisiert und eine Bewältigung für
alle daran Beteiligten unmöglich gemacht.
Ein Mensch, der sich suizidiert hat, durfte beispielsweise früher nicht durch die katholische
Kirche beerdigt werden.
... ohne Worte
Sicht
Nr. 49 Seite 30
des letzten Lebensabschnittes meist auf wenige erhaltene Fähigkeiten.
Ursachen des Alterssuizid
Viele alte Menschen finden auf die Sinnfrage
des Lebens keine Antwort mehr, da ihnen vor
allem der Dialog, ja der zwischenmenschliche
Austausch fehlt.
Nicht die Anzahl oder die Schwere der Diagnosen machen die Menschen instabil, sondern
die Auswirkungen derselben. Einschränkungen
und Belastungen im Alltag, wie Altersarmut,
unbefriedigende Wohnsituation oder Umzug,
sowie Tod der PartnerIn oder der AltersgenossInnen, Streitigkeiten in der Familie, Sinneseinschränkungen, wie bspw. Schwerhörigkeit, Bewegungseinschränkungen, Sturzangst
und Inkontinenz, sowie Schmerzen erschweren eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben und somit reduziert sich die Gestaltung
Wir brauchen Kümmerer
Die Menschen haben Angst vor Abhängigkeit
oder Ausgeliefertsein, da es in unserer schnelllebigen, mobilen Welt nur wenige „Kümmerer“
gibt, die sich Zeit nehmen für ein Gespräch in
Langsamkeit und Entschleunigung, um den
ureigenen Willen des Betroffenen herauszufinden.
Deshalb bedarf es in unserer Gesellschaft
mehr Fürsorge. Männer sind es jedoch aufgrund ihrer Sozialisation meist weniger gewohnt Fürsorge im klassischen Sinne anzunehmen, so dass dies eine Erklärung für die
erhöhte Suizidrate bei Männern sein kann.
Die „echte Fürsorge“ eines Menschen zielt jedenfalls immer auf die
Unterstützung von Selbstbestimmung
des Betroffenen im Hinblick auf ein Leben, das bis zuletzt authentisch und glücklich
gelebt werden kann.
ZUR AUTORIN:
Manuela Völkel arbeitet als Beraterin und Dozentin für Palliative Care und Pflege und hospitierte im Mai 2011 im Rahmen ihres Masterstudiums für Palliative Care und Organisationethik in der Fachstelle „Zukunft Alter“ in Arnsberg.
? bunt gemischt !
1. Was ist ein Trailer?
11. Die positive Elektrode heißt?
2. Alaska gehörte bis 1867 zu?
12. Wann ist bei uns Winter?
3. Jeder Mensch ist abends?
13. Wer war der erste Bundespräsident?
4. Nautik ist die Lehre von?
14. Der längste menschliche Knochen?
5. Wie viele Weltwunder gibt es?
15. Wie lange dauert die Fastenzeit?
6. Die Frucht der Edelkastanie?
16. Antibiotika wirkt gegen?
7. Was ist das einfachste Atom?
17. Das Wort Islam bedeutet?
8. Wo steht das Völkerschlachtdenkmal?
18. Der Begriff Focus steht für?
9. Was sieht man vom Mond aus?
19. Was ist Parsec?
10. Ein Hektar sind wie viele qm?
20. Seit wann ist das Saarland wieder
deutsch?
Sicht
Waltraud Ypersiel
Total verschnupft,
mit starkem Husten
riet mir mein Arzt
zum inhalieren.
Heißes Wasser
und Kamille
erst mal weg,
mit der Brille.
Ein großes Tuch
bedeckt den Kopf
und den Topf.
Heiß wird es mir,
nicht bewegen,
ruhig sitzen,
fange langsam an
zu schwitzen.
Nr. 49 Seite 31
So ist das halt!
Tropfen, tropfen in den Topf
von dem heißen Kopf.
Darf nicht aufstehen,
und nicht Fernsehen.
Lange Weile,
wie soll ich mir
die Zeit vertreiben?
Kann nicht schreiben,
aber denken
und die Gedanken
dabei lenken!
War das heute die Marlen,
hab´s gesehen,
geküsst hat sie
den Mann, an ihrer Seite
und gingen
eng umschlungen weiter.
Aber dann, in der Bücherei,
wo ich mir den Schlüssel leih,
wenn mich reizt
die dumme Blase
sah ich nicht
die große Vase
bin gestürzt
und fall direkt
nicht auf,
nein neben den Ständer
mit dem Prospekt.
Dessen Titel:
Ohne wenn und aber
sitz gerade.
Es kommt kein Dampf,
im Bein ein Krampf
ich heb‘ das Tuch,
der Tee ist kalt …
So ist das halt!
Die Bleistiftspitze
Doris Dame
„Dein Glück kann auf der Bleistiftspitze liegen!“
Ich konnte Vaters Worte nicht begreifen.
So ließ als Kind ich die Gedanken fliegen.
Wie könnt das Glück die Bleistiftspitze streifen?
Viel später hab ich seinen Worten nachgelauscht.
Sie klingen heute mir so lieb vertraut.
Er hat die Wahrheit einst nicht aufgebauscht.
Wie oft hab ich schon auf solch Glück gebaut.
Im steten Auf und Ab des Lebens
vertreibt das Schreiben meine Sorgen.
So waren Vaters Worte nicht vergebens.
Ich kann vom Stift ein bisschen Glück mir borgen.
Sicht
Nr. 49 Seite 32
Kleine Grundschulen vor dem Aus?
Albert H. Hoffmann
Ja, so ändern sich die Zeiten!
Erst die intensiven Diskussionen um die PisaStudie und dann die endlosen Verhandlungen
und Beratungen um die verschiedenen Schulsysteme. „Stirbt die Schule, stirbt das Dorf“,
so formulieren es auch viele Sauerländer sehr
treffend.
Der Schüler hat ehrerbietiges Benehmen zu
praktizieren und sich allezeit verträglich zu
zeigen. Mutwillige Zerstörungen werden strenge bestraft. Wer Menschen nachruft, Pferde
scheucht, mit Steinen oder Schneebällen wirft
oder Vogelnester ausnimmt, hat mit Strafe zu
rechnen.
Die Strukturen in unseren sauerländischen
Dörfern haben sich im Laufe der Jahre auf allen Ebenen schon gravierend verändert. Wenn
nach dem Sterben der „Tante Emma Läden“
nun auch noch die Grundschulen aufgelöst
werden, na, was bleibt dann noch in den einst
so hoch gepriesenen dörflichen Einheiten übrig.
Häuser und Tore dürfen nicht mit Kreide beschmiert werden. Eisenbahnzüge dürfen nicht
mit Steinen beworfen werden; Heiden und Hecken dürfen nicht abgebrannt werden usw.
Nichts ist mehr so, wie es früher einmal war.
Und das ist wirklich für die dörflichen Strukturen sehr schade.
Werfen wir doch einmal einen Blick zurück in
die früheren Schulzeiten. Ich schaute kürzlich
in das Zeugnisheft meines Vaters, der im Jahr
1908 in die Müscheder Elementarschule eingeschult wurde. In 15 Paragraphen wird auf
das Schülerverhalten hingewiesen. So z.B. im
§ 15: „Die Kinder müssen sauber gewaschen
in die Schule kommen; Mitteilungen an die
Schüler dürfen nur während der großen 10Uhr-Pause gemacht werden.
Störungen während des Unterrichts werden
polizeilich oder gerichtlich bestraft. Vertrauensvoller Umgang zwischen Schülern und
Lehrern wird verlangt.
Die „Königliche Schulinspektion“ kontrollierte
damals auch den regelmäßigen Kirchenbesuch; auch schon Weltkunde, Obstbaumzucht
und Industrielehre wurden damals gelehrt.
Ich möchte abschließend feststellen, dass unsere Vorfahren in den oft mehrklassigen kleinen Dorfschulen im Unterricht so manche Lebensweisheiten gelehrt bekamen. Und heute,
wenn die einst ehemaligen und erfolgreichen
Grundschulen in den Dörfern geschlossen
werden sollten, na dann! Es wird höchste Zeit,
dass die verantwortlichen Ministerien umsteuern!
Inzwischen sind ja nun - Gott sei Dank - einvernehmliche Regelungen mit der Einführung der
Sekundarschule in NRW getroffen worden.
Auf der nächsten Seite sehen Sie ein Zeugnis
von 1902 der einklassigen Mädchenschule in
Müschede.
Gewusst wie …
Kommt der junge Lehrer am Montagmorgen in die Schule und sagt: "Ich stelle euch jetzt jeden
Montag eine Frage. Wer sie beantworten kann, der braucht für drei Tage nicht zur Schule zu
kommen." Beim ersten Mal stellt er diese Frage: "Wie viel Liter Wasser enthält das Mittelmeer?"
Keiner kann diese Frage beantworten. Beim zweiten Mal stellt er die Frage: "Wie viele Sandkörner kann man in der Sahara finden?" Niemand weiß die Antwort. Am dritten Montag legt Klaus ein
50-Cent-Stück auf das Lehrerpult. Als der Lehrer hereinkommt, entdeckt er die Münze. Er fragt:
"Wem gehört diese Münze?" "Mir!", ruft Klaus. Er rennt ganz schnell nach vorne, nimmt sich die
Münze und sagt: "Tschüss, wir sehen uns am Donnerstag wieder!"
Sicht
Nr. 49 Seite 33
Sicht
Nr. 49 Seite 34
Die Gabe der Vollendung – mit dem Sterben leben
Henri Nouven 1994
Gibt es ein Leben nach der Geburt?
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält
sich im Bauch seiner Mutter. Die Schwester sagt zu ihrem Bruder: „Ich glaube an ein
Leben nach der Geburt!“ Ihr Bruder erhebt
lebhaft Einspruch: „Nein nein, das hier ist alles. Hier ist es schön, dunkel und warm. Wir
brauchen uns lediglich an die Nabelschnur zu
halten, die uns ernährt.“ Aber das Mädchen
gibt nicht nach: „Es muss doch noch mehr als
diesen dunklen Ort geben. Es muss anderswo
etwas geben, wo Licht ist und wo man sich frei
bewegen kann.“ Aber sie kann ihren Zwillingsbruder immer noch nicht überzeugen. Dann
nach längerem Schweigen sagt sie zögernd:
„Ich muss noch etwas sagen, aber ich fürchte,
Du wirst auch das nicht glauben. Ich glaube
nämlich, dass wir eine Mutter haben!“
Jetzt wird ihr Bruder wütend: „Eine Mutter, eine
Mutter! Was für einen Unsinn redest du da?
Ich habe noch nie eine Mutter gesehen und
du auch nicht. Wer hat dir das in den Kopf gesetzt? Ich bleibe dabei: dieser Ort ist alles, was
es gibt! Warum willst Du immer noch mehr?“
„Hier ist es doch, alles in allem, gar nicht so
übel. Wir haben alles, was wir brauchen - seien wir also damit zufrieden.“
Die Schwester ist von der Antwort ihres Bruders ziemlich erschlagen und wagt eine Zeitlang nichts mehr zu sagen. Aber sie kann ihre
Gedanken nicht einfach abschalten. Und weil
sonst niemand da ist, mit dem sie darüber
hätte sprechen können, sagt sie schließlich
doch wieder: „Spürst Du nicht ab und zu diesen Druck? Das ist doch immer recht unangenehm. Manchmal tut es richtig weh.“ „Ja,“
gibt er zur Antwort, „aber was soll das schon
heißen?“
„Ich glaube aber, dass dieses Wehtun dazu da
ist, um uns auf einen anderen Ort vorzubereiten, wo es viel schöner ist als hier und wo wir
unsere Mutter von Angesicht zu Angesicht sehen werden. Wird das nicht aufregend sein?“
Ihr Bruder gibt keine Antwort. Er hat endgültug genug vom dummen Geschwätz seiner
Schwester.
Jetzt bin ich Senior …
Iris-Magdalena Hartmann
Jetzt bin ich Senior ...
und hab mich so erschreckt!
Ja eines Morgens hab ichs bei mir entdeckt
das Wörtchen Senior,
das plumpste aus dem Bett und ich gleich mit ...
wie hab ich mich erschreckt!
Jetzt bin ich Senior ...
und hab mich so erschreckt
denn meine Zehen,
die haben mich geneckt
mit Schlaferei und Stichelei am hellen Tag
und selbst das Wasser ist nicht mehr so wie
ich´s mag -
Jetzt bin ich Senior ...
wie muss ich jetzt bloß sein?
Ein Vorbild gar? Für wen? Für Kinderlein?
Muss ich gar weise,
leise fortan mich benehmen
und in die Tonne kloppen
zukunftsvolles Sehnen?
Jetzt bin ich Senior ...
und dachte ich wär klug
wüsst vom Leben mehr jetzt als genug
doch stell ich fest,
ich bin noch längst kein Greis
weil ich von allem
immer weniger weiß!
Sicht
Dr. med. M. Hummel
Nr. 49 Seite 35
Depressionen im Alter?
Biographisch bedeutsame Erlebnisse bei älteren Menschen wie z.B. die Aufgabe der Berufstätigkeit, Eintritt ins Rentenalter mit finanziellen Einbußen, Tod des Ehepartners oder
naher Freunde, Wegzug der Kinder oder Enkel
können eine Depression auslösen und zu einem völligen Verlust der Lebensfreude führen.
Die Verzweiflung kann so stark werden, dass
die Selbsttötung als einziger Ausweg gesehen
wird. In Deutschland nehmen sich nach der
Statistik der Behörden jährlich mehr als 9.000
verzweifelte Menschen das Leben.
Depressionen treten bei jungen und alten
Menschen gleichermaßen auf und sind organische Erkrankungen des Hirnstoffwechsels,
die erfolgreich behandelt werden können.
Erstsymptome sind oftmals Ein- und Durchschlafstörungen mit Früherwachen. Die Gedanken kommen nachts nicht mehr zur Ruhe,
drehen sich häufig um die gleichen Themen
und beim Aufstehen ist man erschöpft, als hätte man gar nicht geschlafen.
Der Tag wird als tief traurig erlebt, der Antrieb
die üblichen Aufgaben zu erledigen ist kaum
noch da. Man sieht die Arbeit, ist aber nicht in
der Lage sie zu erledigen. Vorsätze dies am
nächsten Tag nachzuholen scheitern unter
dem Druck des Versagens. Die Gedanken und
Gefühle sind leer, die Betroffenen sind froh,
wenn sie sich zurückziehen können und keine
Anforderungen mehr an sie gestellt werden.
Schuldgefühle, dass man im Leben nichts richtig gemacht habe und für anderen Menschen
nur eine Last sei, komplizieren die Erkrankung.
Aber auch funktionelle körperliche Beschwerden treten hinzu z.B. im Magen-Darmbereich,
Herzbeschwerden, Atmungsstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schmerzen, Zungenbrennen, um nur einige zu nennen.
Häufig bestehen Störungen der Konzentration,
so dass es schwer fällt auch nur die Zeitung
zu lesen und die Vergesslichkeit nimmt zu.
Schnell wird dann an eine Demenz/Alzheimer
gedacht und Ängste steigern sich vor der Sor-
ge, vielleicht die gewohnten Lebensumstände
aufgeben zu müssen.
In ihrer Verzweiflung greifen viele Betroffene
nach Schlaf- oder Beruhigungsmedikamenten, aber auch zu Alkohol, nur um einmal Ruhe
zu finden vor diesem schlimmen Lebensgefühl, um dann zu merken, dass sich hierunter
das Krankheitsbild häufig verschlimmert und
noch eine Abhängigkeit auftritt.
Die Hürde in Behandlung eines Psychiaters
oder eine Klinik für Psychiatrie zu gehen, ist
manchmal groß, dabei kann dieser Entschluss
bedeuten, dass das Leben bald wieder mit Lebensfreude erfüllt sein kann.
Dort wird der Krankheitsverlauf analysiert,
körperliche Untersuchungen durchgeführt,
Befunde erhoben, sofern nötig auch ungefährliche apparative Zusatzuntersuchungen, die
zeigen, wie gut das Gehirn funktioniert und ob
dort Veränderungen nachweisbar sind. Ebenso wird durch eine Blutabnahme festgestellt,
ob bestimmte Hormone und Vitamine ausreichend vorhanden sind.
Es folgt die spezifische psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung, unterstützt von
testpsychologischen Verfahren und ergänzt
durch z.B. Psychotherapie, Verhaltenstraining, Kognitionstraining, Soziales Kompetenztraining, Genussgruppen, biologischpsychiarische Therapien, aber auch Bäder, Massagen
und Krankengymnastik und falls erforderlich
durch eine möglichst nebenwirkungsarme Medikamentengabe, die am Einzelfall ausgerichtet ist.
Dies Behandlungsangebot wird in der Region Arnsberg, Sundern, Wickede und Ense für
alle Kassen- und Privatpatienten seit Jahren
erfolgreich in der 80-Betten „Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik“ des
St. Johannes-Hospital in Neheim stationärund teilstationär durchgeführt. (Klinik und Privatambulanz: Chefarzt Dr. med. M. Hummel,
02932 980-6270)
Sicht
Nr. 49 Seite 36
Zum Wohle der psychisch erkrankten Patienten hat sich seit vielen Jahren zwischen der
Klinik, dem Sozialpsychiatrischen Dienst des
Hochsauerlandkreises, der Kontakt- und Beratungsstelle des „Förderkreis Psychische
Gesundheit e.V.“ und der Suchtberatungsstelle der Stadt Arnsberg „Wendepunkt“ ein gut
funktionierendes Netzwerk ausgebaut.
Durch einen weiteren Ausbau der Expertenzu-
sammenarbeit des Hochsauerlandkreises wird
es in Kürze gelingen, das „Bündnis gegen Depression“ in unsere Region zu bekommen.
Bald werden Depressionen durch Aufklärungsarbeit und Vorträge im gesamten HSK
für jeden Bürger ein Begriff sein für eine gut
behandelbare Erkrankung, die jeden treffen
kann und über die man spricht.
Sozialpsychiatrischer Dienst des Hochsauerlandkreises
Ansprechpartner: Dr. Joachim Scholz
02931 94-4297, 0291 94-26216, [email protected]
Suchtberatungsstelle der Stadt Arnsberg „Wendepunkt“
Ansprechpartner: Rudolf Hillenkamp
02932 201-2209
St. Johannes-Hospital, Klinik und Privatambulanz
Ansprechpartner: Chefarzt Dr. med. M. Hummel
02932 980-6270
Förderkreis Psychische Gesundheit e.V., Kontakt und Beratungsstelle
Ansprechpartnerin: Eleonore Hecker
02932 931180
Die Schreibschrift soll abgeschafft werden ...
Sicht
Nr. 49 Seite 37
Ich möchte es nicht mehr hergeben - mein E-Bike
Marita Gerwin
Mein Traum ging in Erfüllung. Kurz vor den FeNun habe ich bereits 700 Kilometer auf meirien „gönnte“ ich mir ein Elektro-Fahrrad. Unnem E-Bike erstrampelt und meine ganz perterschiedliche Typen hatte ich bereits Probe
sönlichen Erfahrungen gesammelt. Mein Regefahren. Bergauf, bergab und auf der Stresümée: Ich möchte es nicht mehr hergeben
cke. Schnell, wendig und mit einer ungewohn- mein E-Bike.
ten Leichtigkeit auf den doch manchmal recht
steilen Anstiegen im Sauerland. Kräftig in die
Auf der Strecke, der Ebene ein wunderbares
Pedale treten natürlich inbegriffen. InteressierReisen. Mit 25 bis 30 Km Durschnittsgeschwinte aber auch zweifelnde Blicke erntete ich in
digkeit zwischendurch mal, ist keine Kunst.
meiner Nachbarschaft, als ich „stolz wie OsDabei noch die Landschaft genießen, den Duft
kar“ mit meiner neuen Errungenschaft Zuhauvon Blumen und frisch gemähtem Heu in sich
se eintreffe. Leichtes
aufnehmen, den SchifSchmunzeln meine ich
fen zuschauen, weite
gelegentlich entdeckt
Strecken fahren, ohne
zu haben. „Lass mich
Probleme. Radfahren
mal ausprobieren. Zeig
macht Spaß. Doch ich
mal. Meine Mutter denkt
muss immer konzenauch über solch eine
triert sein. Schalten,
Investition nach. Na,
Programme
wählen,
haste dir ein Seniorenwieder schalten, von
Fahrrad angeschafft?“,
Ecco bis High, vom
hörte ich rund um mich
ersten in den achten
herum. „Redet ihr nur.
Gang. Geschwindigkeit
Ich werde meinen Spaß
anpassen. Auch das
haben und das reinste
Anfahren bei einem EPause muss trotzdem sein ...
Fahrvergnügen geniesBike ist nicht so einfach.
sen“, dachte ich nur,
Und der lange Bremshielt mich mit meinen Äußerungen aber zuweg ist erst recht nicht zu unterschätzen.
rück.
Dann passiert es. Ich muss plötzlich eine
Ab in die Ferien. Der Aktiv-Urlaub entlang eiPanik-Bremsung vor einem unvorhergesehenes großen Flusses in Süddeutschland konnnem Hindernis hinter einer unübersichtlichen
te beginnen. Denkste - schnell mal so eben.
Kurve durchführen. „Oh, oh, oh. Hoffentlich
Vorraussetzung war, dass wir zunächst erst
geht das gut!“, schießt es mir durch den Kopf.
einmal eine Anhängerkupplung an unserem
Die Bremsen „packen“ gewaltig. Ich stehe auf
Auto installieren lassen mussten, die es vordem Punkt. Das Rad gibt mir einen gewaltigen
her noch nicht gab.
Schub. Ich gerate ins Straucheln, drohe zur
Ein Heckgepäckträger musste konsequenter
Seite zu kippen. Gegensteuern, Gewicht verlaWeise her. Denn ein E-Bike ist ganz schön
gern. Es ist ein Balanceakt in solch einem Moschwer.
ment, das Rad ins Gleichgewicht zu wuchten.
Auch ohne Akku wiegt es mehrere Kilogramm
Im letzten Moment rutscht es mir doch noch
mehr als mein alter Drahtesel. Auf unser Auzur Seite weg und ich lande auf der Straße.
todach zu hieven, wie bisher, wäre überhaupt
Gott sei Dank habe ich den Fahrradhelm auf.
nicht machbar gewesen. Aber es ist, wie es ist:
Ohne geht gar nichts! Es ist noch einmal gut
wer A sagt, muss auch B sagen. Die Investition
gegangen. Eine leichte Schürfwunde am Knie,
gehörte dann einfach auch noch dazu. Also,
Ellebogen und ein kleiner Kratzer am Rad. Die
E-Bike aufgeladen und los gehts. Das Wetter
Hose ist heil geblieben. Der Schreck sitzt mir
ist zum Radeln hervorragend geeignet.
in den Gliedern. Leichtes Herzrasen verspüre
Sicht
Nr. 49 Seite 38
ich. „Ja, da war ich wohl ein wenig zu schnell
unterwegs. Unangepaßte Geschwindigkeit“,
würden Verkehrsexperten sagen.
Eine andere Sitzposition, als auf meinem bisherigen Fahrrad, längere Bremswege, schwereres Rad, alles Dinge, an die ich mich erst
einmal gewöhnen muss.
So einfach ist es also doch nicht, ein E-Bike
zu fahren. Ich habe inzwischen „Respekt“ vor
diesem hochtechnischen Sportgerät.
Vielleicht musste es erst zu diesem kleinen
Zwischenfall kommen. Jetzt fahre ich viel bewusster auf meinem E-Bike. In der Stadt, mitten im wuseligen Verkehr, zwischen Bussen,
hupenden Autos und LKW´s und auf holprigen Pflastersteinen steige ich vorsichtshalber lieber in der Eingewöhnungs-Phase erst
noch einmal ab. Kein Problem. Habe ja den
Luxus des „Schiebemodus“ an meinem Rad,
denke ich. Macht ja nichts, dass es steil bergauf geht in die historische Altstadt. Von Wegen. Das Rad inclusiv 7 Kilo Akku zu schieben
ist für mich nicht „easy“. Und dann stößt mir
Kurz und Knapp:
auch noch im „Schiebemodus“ die Pedale in
die Kniekehle. Oh, weia. Das wird mir ja was.
Einen kurzen Moment lang wünsche ich mir
meinen 20 Jahre alten Drahhtesel zurück,
dem ich blind vertrauen konnte. Ich stelle fest:
Eine gewisse Eingewöhnungszeit ist absolut
erforderlich.
Das E-Bike braucht die Strecke, den Berg,
den ich ohne große Mühen mit einem Lächeln
auf den Lippen hinaufstrample. An keuchenden und sich quälenden Bikern vorbei, die ihre
Muskelkraft arg strapazieren. Ich höre noch,
wie ein sympatischer Radler hinter mir herruft:
„Das ist unfair!“ Ich muss zugeben, eine kleine, heimliche Schadensfreude konnte ich mir
in diesen Moment nicht verkneifen.
Ich habe Hochachtung vor ihrer sportlichen
Leistung und freu mich, dass ich nun mit meinem E-Bike durchaus mithalten kann. Auch
über große Entfernungen hinweg. Ich möchte
es nicht mehr hergeben - mein E-Bike.
Schön, dass es diese technische Entwicklung
gibt und ich sie nutzen kann. Wunderbar. Ich
freue mich auf die nächsten Touren.
Frauen mobiler als Männer
Erwachsene Töchter ziehen weitaus früher aus dem Elternhaus aus als die Söhne. Mit 25 Jahren
wohnte im Jahr 2010 noch jede fünfte junge Frau (21 Prozent) bei den Eltern. Bei den 25 Jahre
alten Männern sind es 38 Prozent, bei den 30 Jahre alten Männern immerhin noch 13 Prozent.
Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Berlin mit. Auch bei der Mobilität innerhalb
Deutschlands zeigen sich die jungen Frauen wesentlich flexibler als die jungen Männer.
Lösungen zu ? bunt gemischt !
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Ein kurzer Werbefilm
Russland
Kleiner als am Morgen
Der Schifffahrt
Sieben
Marone
Wasserstoffatom
Leipzig
Die chinesische Mauer
10.000 m²
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Anode
Vom 21. Dezember bis 21. März
Theodor Heuss
Oberschenkelknochen
40 Tage
Bakterien
Hingabe an Gott
Brennpunkt
Eine Längeneinheit
Seit 1957
Sicht
Nr. 49 Seite 39
Jugend engagiert sich - Die gute Nachricht
Marita Gerwin
Fast die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland ist ehrenamtlich aktiv. Knapp 45 % aller
14 bis 15-jährigen geben dies bei der Studie
der Universität Würzburg an. Im Durchschnitt
22 Stunden im Monat und das über einen längeren Zeitraum! Ein tolles Ergebnis und eine
gute Nachricht! Allerdings sei ihr Anteil unter
den Haupt- und Förderschülern deutlich geringer als unter den Realschülern und Gymnasiasten.
Die Forscher plädieren dafür, Programme für
soziales Engagement stärker auch auf diese
Schulformen auszurichten.
Das es wunderbar geht, zeigt die Schülerfirma „sozialgenial“ der Ruth-Cohn-Schule,
eine Förderschule für emotionale und soziale
Entwicklung aus Arnsberg. Mehr dazu lesen
Sie auf Seite 41 hier im GerationenMagazin
SICHT.
Bilderrätsel: Das Tor zum Sauerland?
Sicher nicht, obwohl man von hier aus einen wundervollen Blick durch das Tor auf die Sauerländer Berge rund um Neheim und Hüsten hat. Wo entdeckte unser Fotograf dieses schöne eindrucksvolle Tor? Lösungen bitte schriftlich an die SICHT-Redaktion, Lange Wende 16 a, 59755
Arnsberg, E-Mail:[email protected] oder an eines der Stadtbüros.
Gewinnen Sie ein „Weihnachts-Entenessen“ für 2 Personen im Kolpinghaus Neheim
Sicht
Nr. 49 Seite 40
Erwachsene sollten Vorbild sein!
Anni Künkenrenken
Oft können Kinder nicht verstehn,
was sie so bei Erwachsenen seh’n!
Vorbild sein ist uns’re Pflicht,
sonst lernen unsere Kinder nicht!
Hallo - Partner - Dankeschön,
den Satz will keiner mehr versteh’n:
„Ich bin ich - nur das ist wichtig“,
aber sicher nicht ganz richtig!
Wer nutzt denn schon den Zebrastreifen,
man kann es manchmal nicht begreifen:
Über die Fahrbahn - welch ein Hohn,
rennt man mit Tochter oder Sohn.
„Ichlinge“ gibt es genug,
doch sie begehen Selbstbetrug.
Wie sie sich geben, was sie machen,
ist manchmal traurig, nicht zum Lachen.
Und noch, weil sie’s eilig haben bei rot über die Kreuzung traben!
Wie solln sie lernen wie man’s macht?
Wenn „Große“ es - falsch vorgemacht!
„Was kümmert mich mein Nebenmann,
wenn ich doch alles besser kann?“
Wo bleibt die Rücksicht, wo der Verstand?
Besser - man ist tolerant!
Auf dem Gehweg - ich kann es nicht fassen,
Bananenschalen fallen lassen.
Zum Müllkorb sind’s nur ein paar Schritte!
Ich frage mich: Was soll das bitte?
Kinder schauen und beobachten gut,
was so mancher Erwachsene tut.
Drum nutze jede Gelegenheit,
viel zu schnell vergeht die Zeit.
Ist es denn wirklich schon soweit?
Für alles einfach keine Zeit?
Anstandsregeln sind vergessen
und scheinbar nicht mehr angemessen!
Zeigt wie man es richtig macht
und gebt auf unsere Kinder acht!
Wir leben zusammen, Groß und Klein,
darum lasst uns Vorbild sein!
Wer erzieht den Elefanten?
Wer erzieht den kleinen Elefanten?
Nicht der Vater, sondern nur die Tanten!
Überall begleiten sie den Kleinen
auf den Elefantentantenbeinen.
Wenn Gefahr naht, stellen sie sich weise Kopf nach innen - um ihn her im Kreise.
So dass Feinde im Vorübergehen,
nur die Elefantentantenhintern sehen.
Dadurch kommt es, dass ein Elefantenkind wenn es groß ist und schon laut trompetet,
schutzbedürftig bleibt und leicht errötet
und empfindlich ist .- wie alte Tanten sind.
James Krüss
Sicht
Nr. 49 Seite 41
Ruth-Cohn-Förderschule Arnsberg
Patenschaft mit dem Kinderhilfswerk Para Niños
Hanna Zängerling, Aktive Bürgerschaft e.V.
Aus dem CD-Player klingt
es: „Wir wollen, dass Du
weißt, was Para Niños heißt
…“ Das Lied, das durch den
Klassenraum hallt, erzählt
von einem Kinderhilfsprojekt in Bolivien, für das sich
die Achtklässler der RuthCohn-Schule in Arnsberg
stark machen. Bei YouTube
läuft es, vielleicht auch bald
im heimischen Radiosender,
hofft Schulleiterin Claudia
Brozio. Zurzeit sind die 18
Schülerinnen und Schüler
damit beschäftigt, Bilder für
das CD-Cover zu entwerfen.
Denn der Song, den sie für
ihre Patenschaft produziert
haben, soll professionell
vermarktet werden.
Sie haben die Patenschaft für kranke und verletzte Kinder in Bolivien
übernommen: die Achtklässler der Ruth-Cohn-Schule in Arnsberg
mit Schulleiterin Claudia Brozio und Klassenlehrerin Steffie Knapp
Es ist nicht die erste Aktion, mit der die Jugendlichen für ihr sozialgenial-Schulprojekt,
das vor einem Jahr an den Start ging, die Werbetrommel rühren. „Sie haben selbstgebastelten Schmuck an einem Weihnachtsstand verkauft und Lose bei einem Fußballturnier, das
sie organisiert haben“, erzählt die Schulleiterin. Das Geld, das die 13- bis 15-Jährigen der
Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung sammeln, soll für die Therapie von
bolivianischen Kindern verwendet werden,
die an Verbrennungen, an Lippen- und Gau-
menspalten oder Krebs leiden. „Dafür haben
wir tolle Partner gefunden“, sagt Brozio. Allen
voran die städtische Zukunftsagentur | Fachstelle „Zukunft Alter“ und bürgerschaftlich engagierte Senior-Paten. „Es ist schlimm, dass
so vielen kranken Kindern in Bolivien nicht
geholfen wird“, findet Julian Freund. Der 14Jährige war aktiv beim Entstehungsprozess
des Liedes dabei.
„Erst haben wir die Musikrichtung festgelegt,
dann den Text geschrieben und schließlich
das Lied in einem professionellen Studio aufgenommen“, erzählt der Junge. Hilfe gab es
von einem Mitarbeiter des Kinder- und Jugendbüros, der sich in der Branche auskennt.
„Das Lied soll darüber informieren, was in
Bolivien los ist - und andere dazu bringen zu
spenden.“„Wir wollen die Menschen aber auch
davon überzeugen: Unsere Schüler können
was“, erläuterte Brozio. In der auf drei Jahre
angelegten Patenschaft für Para Niños hätten
sie erkannt, dass sie in der Gesellschaft etwas
bewegen können. Sie hätten gelernt, ein Projekt zu planen, im Team zu arbeiten, an einer
Sache dranzubleiben. Jetzt stand die Gründung einer Schülerfirma an, die das Projekt
Sicht
begleiten soll. Im Aufsichtsrat sollen sogar die
Handwerkskammer und die Volksbank Sauerland eG. vertreten sein. „Gelder verwalten,
Rechenschaftsberichte vorlegen, die Öffentlichkeit informieren - das alles sind berufsrelevante Tätigkeiten“, sagt die Rektorin. Und die
sozialgenial-Zertifikate, die sie den Schülern
aushändigen wird, machten sich in den Bewerbungsmappen gut. Bislang hätten die Jugendlichen vor ihren Aktionen fächerübergreifend in Projektphasen gearbeitet. Wirtschaft,
Erdkunde, Medienkonzept - das alles habe mit
hineingespielt. Die Schülerfirma soll Bestandteil des regulären Unterrichts werden. Wissenschaftlich untermauert ist sie schon. Eine Referendarin der Schule hat die Idee zum Thema
ihrer Staatsarbeit gemacht.
Nr. 49 Seite 42
sozialgenial - Schüler engagieren sich ist die
Service Learning-Initiative der genossenschaftlichen WGZ BANK in Trägerschaft der
Aktiven Bürgerschaft. Sozialgenial wird vom
Ministerium für Schule und Weiterbildung des
Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.
Wohnen im Grünen oder Nachruf auf den Herbst
Barbara Fischer
Sehr beneidet wird, wer´s hat,
das eigne Häuschen vor der Stadt.
Im Sommer ist es wunderschön,
man kann die Siedler grillen seh´n.
Zwischendurch mal Rasen schneiden,
ach, was sind sie zu beneiden.
Kommt der Herbst, wie ist es dann?
Jetzt muss jeder Hausherr ran!
Es wird langsam ziemlich kalt,
und ganz nackt wird dann der Wald.
Alle Blätter fallen runter,
die Siedler werden wieder munter.
Müssen sich jetzt tüchtig regen,
und das Laub vom Garten fegen.
Kaum hat man die Wiese frei,
kommt der nächste Sturm herbei.
Ach, es hält uns schon auf Trab;
Laub gibt´s am Wald und nicht zu knapp.
Doch man nimmt es gern in Kauf,
richtet sich dann darauf auf,
dass auch das letzte Blatt mal fällt,
und dann wird wieder schön die Welt.
Der nächste Frühling kommt bestimmt,
der uns dann neue Blätter bringt.
Der Wald wird grün, das Wetter schön,
dann kann man wieder grillen geh´n.
So ist der Kreis auch schon geschlossen,
das Laub fällt wieder unverdrossen.
Und das ist gut, des Sommers Speck,
fegt man mit dem Laub gleich weg.
So geht es weiter, Jahr für Jahr;
„Das Leben ist doch wunderbar!“
Sicht
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IMPRESSUM:
BILDQUELLENNACHWEIS:
Sicht
Titelbild
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Seite 7
GenerationenMagazin der Stadt Arnsberg
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Pater Klaus Laireiter
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9. - 13. September
2011
Netzwerk Demenz Arnsberg
zum Welt-Alzheimertag
21. September 2011
Einlass: 19 Uhr - Beginn: 20 Uhr
Kulturschmiede
Patenschaften
von Mensch zu Mensch
„Du bist meine Mutter“
Wenn Sie ein wenig Ihrer Freizeit
verschenken möchten,
rufen Sie uns an:
Ein leises, mit behutsamer Ironie getupftes Stück
über das Altern und die gewandelten Beziehungen
zwischen Eltern und ihren Kindern.
Kartenvorverkauf: Stadtbüros Arnsberg
02931 893-1141
Eintritt: 10 Euro
Veranstalter: Stadt Arnsberg, Zukunftsagentur,
Fachstelle Zukunft Alter
Stadt Arnsberg
Zukunftsagentur
Fachstelle Zukunft Alter
Marita Gerwin
02932 201-2207
www.patenschaft-aktiv.de
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Nr. 49 Seite 44
PINNWAND
Akademie 6 bis 99
unterwegs
Akademie 6 bis 99
unterwegs
1. Oktober 2011
2. November 2011
unterwegs
„Oh Gott, Herr Pater ...“
Hinter den Klostermauern
Wir besuchen die Benediktiner-Abtei
Königsmünster in Meschede
unterwegs
„... und ich wollte noch
Abschied nehmen!“ (Xavier Naidoo)
Friedhof, Tod, Gedenken, Denkmale
Wir besuchen den Arnsberger
Eichholzfriedhof
Das GenerationenMagazin
Sicht
50.
Ausgabe
erscheint
Anfang Dezember 2011
Arnsberger Tafel e.V.
GiA Generationen
in Aktion/Wohnen in Arnsberg e.V.
Mehrgenerationen Wohnprojekt
Wir suchen Menschen für eine
offene, lebendige Nachbarschaft.
Das Dschungelbuch
04. September 2011, 16:00 Uhr
11. September 2011, 16:00 Uhr
24. September 2011, 10:00 Uhr
24. September 2011, 16:00 Uhr
Monika Holtappels 0160 3353601
Ulli Knaup-Weber 0176 20168018
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Zukunftsagentur | Stadtentwicklung
Bettina Dräger-Möller
02932 201-1409
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Pflege- und Wohnraumberatung
Beratungsbüro Arnsberg, Hartmut Humpert
Eichholzstraße 9, 59821 Arnsberg, 02931 944000
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Zuständigkeitsbereiche: Arnsberg und Sundern
Sprechzeiten: Mo.-Fr. 08:30-12:00 Uhr, Di. 14:00-17:00 Uhr
Senioren-Tanz
und Klönnachmittag
15. September 2011
20. Oktober 2011
17. November 2011
Beginn: 16:00 Uhr
Mit den
Arnsberger Stadtmusikanten
Villa Bremer, Kapellenstraße,
Neheim
Ausgabestelle Neheim
Möhnestraße 35
 02932 941286
Montag und Freitag
09:00 - 12:00 Uhr
Dienstag, Mittwoch und
Donnerstag
15:00 - 17:00 Uhr
Ausgabestelle Arnsberg
Hellefelder Straße 39
 02931 936563
Mittwoch
14:30 bis 17:00 Uhr
Ausgabestelle Sundern
Hauptstraße 54
 02933 9099295
Donnerstag
15:00 bis 17:00 Uhr
Seniorenkino Arnsberg
Residenz-Kino-Center
Seniorenkino Neheim
Apollo-Filmtheater
24. September 2011
26. November 2011
28. September 2011
26. Oktober 2011
30. November 2011
Beginn: 14:30 Uhr
Einlass: 14:00 Uhr
Titel in der Tagespresse
Beginn: 15:00 Uhr
Titel in der Tagespresse