Seniorenzeitung Nr 49.indd
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ZUM Sicht MITN EHM Ausgabe 49 September - November 2011 Arnsberger GenerationenMagazin Wohl ist es Herbst, doch warte nur, doch warte nur ein Weilchen! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, es steht die Welt in Veilchen. Theodor Storm EN Sicht Nr. 49 Seite 2 INHALT Neue Partnerschaft im Alter kein Tabu 3 Alle Altersgrenzen auf dem Prüfstand 4 Abschied von Herbert Kramer 5 Der Schmetterling 6 Mit den Kranichen ziehen 7 Herr Storch und Frau Kranich 8 Hilfe, die Hippis kommen! 9 Alt und Jung rockten für den guten Zweck 11 SICHT - Buchorstellung: „Die neue Omi“ 12 Früher bei uns im Dorf 13 Ein glücklicher Augenblick 14 Gute Feen zaubern Freude 15 Arnsberger „Lern-Werkstadt“ Demenz 16 St. Josef - Schutzpatron des Kolpinghauses Neheim 17 Auflösung Bilderrätsel - Ausgabe 48 17 Generationenfreundliches Einkaufen 18 Das Müllkind 19 Hochzeiten des Lebens 20 VdK - was verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung 21 Was ist Glück 22 Danke 22 Kommunikationszentrum Arnsberg 23 Ein kleines Paradies 25 Eine fröhliche Weinblattlese 26 OKTOBERLIED 27 Bekanntes und Unbekanntes ... exotische Früchte - Limetten 28 Alterssuizid 29 ? bunt gemischt ! 30 So ist das halt! 31 Die Bleistiftspitze 31 Kleine Grundschulen vor dem Aus? 32 Gewusst wie ... 32 Schul-Entlassungs-Zeugnis 33 Die Gabe der Vollendung - mit dem Sterben leben 34 Jetzt bin ich Senior ... 34 Depressionen im Alter 35 Die Schreibschrift soll abgeschafft werden ... 36 Ich möchte es nicht mehr hergeben mein E-Bike 37 Lösungen zu ? bunt gemischt ! 38 Jugend engagiert sich - Die gute Nachricht 39 Bilderrätsel: Das Tor zum Sauerland? 39 Erwachsene sollten Vorbild sein! 40 Wer erzieht den Elefanten? 40 Ruth-Cohn-Förderschule Arnsberg 41 Wohnen im Grünen oder Nachruf auf den Herbst 42 Impressum / Bildquellennachweis 43 Pinnwand 44 Sport ist Mord!? Herbert Kramer Das Rentnerleben ist nicht leicht, Sie werden es selber wissen. Oft ist es einfach trist und seicht man muss schon viel vermissen. Ein guter Freund der sagte sich, ich mach das nicht mehr mit. Bevor ich in der Ecke lieg, halt ich mich lieber fit. Gesagt getan, ein Mann ein Wort, wie wär es denn mit Seniorensport? Nach kurzer Suche schloss er dann, sich einer solchen Gruppe an. Beim ersten Treffen, er war gespannt, wen er als Sportler dort so fand. Doch außer ihm, als einziger Mann, da traf er dort neun Damen an. Als „Hahn im Korb“ oh, welche Lust, vergessen war aller Ärger und Frust. Doch auch ein Erfolg bei seinem Rücken, er wird wieder fit und kann sich bücken. So langsam kündigt es sich an, dass er den richtigen Schritt getan. Muskel und Seele die werden locker, macht es nach Senioren, runter vom Hocker. Nach einer wahren Begebenheit. Sicht Nr. 49 Seite 3 Neue Partnerschaft im Alter kein Tabu Bernd Kipper Gefühl der Zugehörigkeit Die heutige Gesellschaft ist offener geworden, die Zeit ist vorbei da gespottet und sich verwundert wurde, wenn ältere Paare sich Händchen haltend in der Öffentlichkeit zeigen und so ihre Liebe sichtbar machen. Was ist die Liebe? Ein viel zu oft gebrauchtes Wort, doch bedeutet sie das innige Gefühl der Zugehörigkeit zu einem anderen Menschen. Die Sehnsucht, dieses unbeschreibliche Erleben, steckt in uns Frau wie Mann. Einstellung zum Leben Sonnenaufgang: Jeder Tag ein neuer Beginn Zweisamkeit oder Singledanander da zu sein, Freud und Leid miteinander sein, die Entscheidung muss jeder für sich fälzu teilen, für Jemanden etwas zu tun, ist ein len, es geht nur das Eine oder das Andere. Der großer Beweggrund und sie schauen daher Weg zu einem neuen Lebensgefährten, nach einer Zukunft gelassener entgegen. Weil sich dem Tod des Partners oder einer Scheidung ist ein neues faszinierendes Empfinden einstellt, oft sehr schwer und mit manchen Problemen bleiben ältere Paare länger fit und auch gebehaftet. Auch die eigene Einstellung zum sünder (Aussage von Studien). Die ZugehörigLeben und der Wille, die neue Freiheit zu gekeit zu einer Person macht glücklich, die Zeit, nießen, steht manchem Neubeginn im Wege. Gedanken und Vorstellungen zu teilen. Etwas Im Alter sich noch einmal zu binden, kommt Neues auf den Weg zu bringen, stärkt ja nicht für viele Menschen manchmal nicht in Frage. nur junge Partnerschaften, sondern alle MenAber man sollte nie, „nie“ sagen. Mit zunehschen, die ein gemeinsames Leben wollen. menden Alter stellen sich auch die Fragen von Gesundheit und Versorgungsgedanken oft als Hingabe an eine Person Hinderungsgrund dar. Die menschliche Antriebskraft wird durch den Austausch, Konfrontation, Widerspruch gefesZweisamkeit ohne Zwänge tigt, so äußert sich die Liebe nicht nur durch Jedoch auch ältere Menschen sehnen sich schöne Erlebnisse, sondern ganz bestimmt insgeheim nach Liebe und Partnerschaft. Das durch die Hingabe an eine Person im Ganzen. ist nicht anders als bei Jüngeren, hat jedoch Auch ist die Bereitschaft notwendig, sich nicht eine andere Bedeutung. Ist in jungen Jahren nur in seiner inneren Einstellung zu ändern, die berufliche Ausbildung, Familiengründung, sondern auch äußerlich einen Wandel vorzuein gemeinsames Heim zu schaffen vordernehmen, um sich so neu zu finden. Man ist gründig, so ist es bei älteren Paaren anderes. durch die junge Beziehung ja zum Teil auch Sie haben diese Zeit hinter sich gelassen und ein anderer Mensch geworden. Die Zuneikönnen die Zweisamkeit ohne äußere Zwänge gung bringt neuen Schwung in einen frischen leben. Es wird nach Anteilnahme, GedankenLebensabschnitt, denn der Mensch sollte nicht austausch, gemeinsamen sinnvollen Unterallein sein, zu zweit geht vieles besser. nehmungen mit einem Partner gesucht. Fürei- Sicht Nr. 49 Seite 4 Alle Altersgrenzen auf dem Prüfstand Ursula Lenz (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. -BAGSO-) Die in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) zusammengeschlossenen 104 Verbände, die etwa 13 Mio. ältere Menschen in Deutschland vertreten, fordern eine konsequente Überprüfung aller Altersgrenzen. „Es gibt keine Altersnormen, sondern viele Alternsformen.“ Die Vorstellung, man könne bestimmte Aufgaben nur bis zu einem bestimmten Alter übernehmen, ist von der Wissenschaft seit 40 Jahren widerlegt. Politische Konsequenzen sind daraus aber nicht gezogen worden, bedauert die BAGSO-Vorsitzende und ehemalige Bundesfamilienministerin Ursula Lehr: „Die Anzahl der Lebensjahre darf im Erwachsenenalter kein Abgrenzungskriterium in unserer Rechtsordnung sein. Und wir sollten nicht immer warten, bis die Umstände uns zum Handeln zwingen.“ Beispielhaft verweist sie auf die Praxisärzte, die bis vor Kurzem noch mit 68 Jahren ihre kassenärztliche Zulassung verloren, aufgrund des Ärztemangels heute ihre Praxen aber weiterführen dürfen. Wenig fortschrittlich sieht die renommierte Alternsforscherin auch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, das berufsbezogene Altersgrenzen damit verteidigt, dass die „allgemeine Lebenserfahrung“ ein Nachlassen der Fähigkeiten im Alter erwarten lasse, und dabei die Erkenntnisse der gerontologischen Forschung schlicht ignoriert. Für Ursula Lehr ist das nicht nachvollziehbar: „Selbst die allgemeine Lebenserfahrung sagt mir, dass die 70-Jährigen von heute mit den 70-Jährigen von vor 50 Jahren wenig gemein haben. Die Älteren von heute und morgen haben einen Anspruch darauf, dass dies wahrgenommen und anerkannt wird. Sie lassen sich nicht aufs Abstellgleis schieben.“ Altersgrenzen sind nicht der Einzige, aber doch ein wesentlicher Grund für die in unserer Gesellschaft vorherrschenden defizitären Altersbilder. Der von der Bundesregierung in Auftrag gegebene, Ende 2010 veröffentlichte Sechste Altenbericht zeigt auf, dass das Altern wesentlich vielfältiger ist. Auch die Sachverständigenkommission unter Vorsitz des Heidelberger Gerontologen Andreas Kruse, die den Bericht verfasst hat, fordert eine Korrektur unangemessener Altersgrenzen. Sie geht sogar noch weiter, wenn sie postuliert, dass die Regelaltersgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung zum Entstehen eines „funktionslosen Alters“ beigetragen habe. Der sechste Altenbericht war Gegenstand einer Fachtagung der BAGSO im Juni 2011, im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn, zu der sich 160 Fachleute aus Politik, Wissenschaft, Verbänden und kommunaler Seniorenarbeit angemeldet hatten. Neben der Diskussion über den Bericht ging es auch darum, wie sich die Empfehlungen der Kommission in der Praxis umsetzen lassen und welchen Beitrag die Zivilgesellschaft dabei leisten kann. Weitere Informationen zur BAGSO: Pressereferat Ursula Lenz Bonngasse 10 53111 Bonn [email protected] Sicht Nr. 49 Seite 5 Abschied von Herbert Kramer Martin Polenz Wir müssen Abschied nehmen von einem besonderen Menschen. Herbert Kramer ist nach einem langen und erfüllten Leben und nach schwerer Krankheit am 17. Juni 2011 verstorben. In den letzten Gesprächen, die wir führten, wurde mir eines deutlich: Es war ihm sehr wichtig, dass man sich an ihn erinnert. Das hat er immer wieder geäußert. Und es gibt sehr viel, an dass ich mich erinnere. Die erste Erinnerung, die ich an ihn habe, ist eine Situation in der SICHT-Redaktion. Als er hörte, dass ich Geographie studiert habe, stellte er mich gleich auf die Probe. Nach Orten auf der ganzen Welt fragte er. Kasachstan, USA, auch nach Japan. Mit all diesen Orten hatte Herbert nämlich schon Kontakt aufgenommen, und zwar über sein Funkgerät. Mit strahlenden Augen zog er dann Wochen später Postkarten aus der Tasche, die ihm aus diesen Orten zugeschickt worden waren. Er bewahrte sie auf wie einen kleinen Schatz. Und er konnte zu jeder Karte eine eigene Geschichte erzählen. Die kleinen Dinge in der Welt faszinierten ihn. Er zähmte die Vögel vor seinem Fenster, manchmal auch Eichhörnchen. Glas-, Eisen- und Holzarbeiten waren seine Leidenschaft, mit denen er ganze Tage füllen konnte. Was er herstellte, waren oft Kunstwerke. In seiner Wohnung bekamen viele davon einen Ehrenplatz, und wer Glück hatte, dem schenkte Herbert auch mal etwas aus seiner Kunstwerkstatt - zusammen mit dem Kompliment „Du bist ein herzensguter Mensch!“. Herbert hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er lange Zeit alkoholkrank war. Die Zeit nach seinem Entzug bezeichnete er manchmal als sein zweites Leben, als eine zweite Chance. Er hat diese Chance mit beiden Händen ergriffen. Er hat sie dazu genutzt etwas zu bewegen. Dabei war es ihm besonders wichtig, sich für andere Menschen einzusetzen. Ich habe Herbert als jemanden kennen gelernt, der es liebte, anderen eine Freude zu machen. Er ging als Musiker ins Seniorenheim, spielte und lachte mit den Bewohnern und verwandelte so einen normalen Tag in ein Fest. Er ging in die Ruth-CohnSchule und in das Jugendbegegnungszentrum Liebfrauen, und überraschte Jung und Alt mit seinen Zaubertricks. Er konnte die Leute in seinen Bann ziehen, etwas von seiner Begeisterung sprang über und übertrug sich. Die Menschen, die ihn in dieser Zeit begleitet haben, schätzten seine ehrliche, direkte Art. Bei all seinen Ecken und Kanten waren es vor allem sein Charme und sein Humor, die ihn auszeichneten. Die wöchentlichen Treffen der Paten im Wendepunkt wurden durch ihn belebt. Wenn er das Wort ergriff, wurde es still. Er erzählte Witze, manchmal auch Nachdenkliches. Es lohnte sich immer, genau hinzuhören. Jetzt merke ich, wie er in dieser Runde fehlt. Die SICHT war ihm eine Herzensangelegenheit. Als Verfasser von Glossen und besonders von Gedichten wurde er schnell zu einer tragenden Säule des Redaktionsteams. Er genoss die Arbeit in der Sicht, ging keiner Diskussion aus dem Weg und stritt für eine gute Sicht Nr. 49 Seite 6 Zeitschrift. Über 40 AusgaEs war Herbert wichtig, sich „Herbert Kramer hat in ben der SICHT hat er mitgezu verabschieden. staltet. unserem Leben Spuren Bevor er aus seiner Wohnung auszog, suchte er Wie wichtig ihm die SICHT hinterlassen“ war, zeigte sich gerade auch einige seiner „Schätze“ in seinen letzten Monaten. aus für Weggefährten und Solange es irgendwie möglich war, kam er zu Freunde. Es war ihm wichtig, dass wir uns an ihn erinnern. den Redaktionssitzungen, auch wenn es zuletzt immer schwieriger wurde. Ich bin mir sicher, jeder von uns hat seine eigenen Erinnerungen an ihn, die uns wertvoll Über ein kleines Büchlein mit einer Auswahl seiner Texte hat er sich zu seinem 82. Gesind und die wir pflegen werden. burtstag sehr gefreut. Cora Schattauer Der Schmetterling Marla war 5 Jahre alt als sie Leukämie bekam. Nichts schlug bei dem kleinen Mädchen an und wir wussten: wir werden sie verlieren. Sie war ein blondes, wunderbar neugieriges, liebenswertes Mädchen. Ihre Haare begannen gerade wieder zu wachsen als ich sie kennen lernen durfte. Schnell wurden wir vertraut und sie fragte mich über alles aus was sie nicht verstand: Ebbe und Flut, Sonne und Mond. Sie saß auf meinen Schoß, kaum spürte ich ihr Gewicht, und fragte und fragte ... Da mir ab und zu die Antworten ausgingen nahm ich meinen PC mit zu ihr und wir „googelten“. Sie strahlte vor Freude. Eines Morgens, ich war über Nacht nach Hause gefahren, kamen die Fragen, die wir alle am meisten fürchteten: was geschieht mit mir, warum sind meine Eltern traurig, warum habe ich oft Schmerzen, warum darf ich nicht draußen spielen? Nun war es soweit, wie erklärt man einem Kind das Sterben? „Du kennst doch kleine Raupen aus dem Garten“, sprach ich sie an während sie mich aufmerksam beobachtete. „Ja, und das werden Schmetterlinge“ war ihre Antwort. „Stopp“, sagte ich, „so schnell geht das nicht. Zuerst verpuppen sie sich und sehen aus wie eine steife Hülle, die nicht lebt. Wir denken sie sind tot. Und dann, ganz plötzlich bricht die Hülle auf und der Schmetterling breitet seine Flügel aus und bringt uns sehr viel Freude. Die Hülle braucht er nicht mehr, sie ist verbraucht, kaputt und wird wieder zu Erde.“ „Kannst Du mir das mal zeigen?“ Natürlich half mir auch dieses Mal der PC und wir suchten Bilder von Schmetterlingen und Schmetterlingspuppen. „Und was passiert mit mir?“ „Ähnlich wie beim Schmetterling ist auch Dein Körper aufgebraucht und Du gibst ihn her. Du brauchst ihn nicht mehr. Deine Seele ist wie ein Schmetterling und schlüpft aus dem kaputten Körper raus, fliegt hoch in den Himmel. Wann immer Deine Eltern, Deine Freundinnen und ich einen Schmetterling sehen, wissen wir, dass Du bei uns bist und uns Freude machen willst.“ Staunend sah sieh mich an: „Weiß meine Mami das auch?“ „Ich weiß nicht, aber wir können es ihr ja mal erzählen.“ Am nächsten Tag brachte ich buntes Papier, Scheren und Farbstifte mit und wir bastelten und malten Schmetterlinge in vielen Farben und Formen. Jedem, der zu ihr kam schenkte sie einen eigenen Schmetterling mit den Worten: „Das bin ich, musst nicht traurig sein, bin immer bei Dir.“ Wir haben unsere kleine Marla in einem „Schmetterlingsgrab“ beerdigt. Das ist ein Teil unseres Friedhofes auf dem ausschließlich von Schmetterlingen geliebte Pflanzen gepflanzt werden und sie in allen Farben fröhlich herum fliegen. Wann immer ich sie besuchen gehe, sehe ich ihr lachendes Gesichtchen und ich weiß, sie verlässt uns nie. Sicht Nr. 49 Seite 7 Mit den Kranichen ziehen Sigrid Grobe Höher als der Erdboden, tiefer als die Wolken … Es ist gegen 19 Uhr, als mein Mann plötzlich ruft: „Die Kraniche“ - Ich schneide gerade die verblühten Rosen ab, lasse die Schere fallen und schaue angestrengt in den Himmel. Schon seit Tagen erwarte ich „meine Kraniche“. Und da sind sie wieder, zuverlässig, wie in jedem Frühjahr und in jedem Herbst. Noch sind sie weit entfernt, doch ihre Trompetenrufe sind nicht zu überhören. Sie spüren die bevorstehende Kälte und machen sich rechtzeitig mit ihren Jungen auf die weite Reise ins Winterquartier. Auf ihrem Flug aus Skandinavien und Osteuropa in warme südliche Länder finden sie die Feuchtbiotope, in denen sie rasten und sich stärken können. Elegant durchschreiten sie die Moore auf der Suche nach Kleintieren und Körnern. In unserer Gegend ist ihr Zwischenstopp z.B. in den Lippeauen, im Hevebecken oder in den Ruhrwiesen. Dort sind sie mit dem Fernglas und aus nötiger Distanz zu beobachten. Im Morgennebel erheben sie sich von ihrem Rastplatz und formen sich zu der typischen „1“. Mit unterschiedlichen Rufen verständigen sie sich, wer die Führung übernimmt. Auf ihrem Flug von Tausenden von Kilometern orientieren sie sich am Magnetfeld der Erde und an den Gestirnen. Diese „inneren Uhr“ leitet sie auch im kommenden Jahr zu ihrem Nest zurück. Seit meiner Jugend möchte ich sie begleiten, über Dörfer, Städte, Meere in fremde Länder, zwischen Erde und Himmel. Ich lasse meiner Fantasie freien Lauf und stelle mir die Land- schaften aus ihrer Perspektive vor. Ein erhebendes Gefühl, das Reinhard Mey besungen hat: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein ...“ Inzwischen ist die Luft erfüllt von unzähligen Rufen, die mich aus meinen Träumen wecken. Mit einer Leichtigkeit fliegen sie in den Sonnenuntergang, so hoch und kaum größer wie die Schwäne, die allabendlich zum Möhnesee fliegen. Ihre langen Hälse und Beine, ihre mächtigen Flügel und ihre eindringlichen Rufe unterscheiden sich von vielen anderen Zugvögeln. Es ist immer wieder großartig, ihren Flug am Abendhimmel zu verfolgen. Sie sind Sinnbild für Licht und lebenslange Treue und mit Recht nennt man sie „Vögel des Glücks“. Ich spüre ein echtes Glücksgefühl bei dem Gedanken an ihre Rückkehr. So hoch ich kann, recke ich die Armen empor, schließe die Augen, gebe ihnen meine Träume mit auf ihre Reise und meinen Wunsch, sie im Frühjahr wieder begrüßen zu können. Die Sonne ist untergegangen und vereinzelte, hohe Rufe sind noch zu hören, ferner und leiser, bis die Luft wieder still ist. Ich spüre die abendliche Kühle und den festen Boden unter meinen Füßen. Es ist Zeit, mit der Gartenarbeit fertig zu werden. Denn wenn die Kraniche ziehen, kommen die ersten frostigen Nächte. Ich schneide meine Rosen und weiß, wenn sie wieder frische Knospen treiben, dann werden auch, zum Glück, „meine Kraniche“ zurückkommen. Sicht Nr. 49 Seite 8 Herr Storch und Frau Kranich Ein Märchen aus Litauen nacherzählt von Sigrid Grobe Herr Storch und Frau Kranich leben an einem Weiher. Der eine hier, die andre dort. Beide sind es leid, allein zu leben. Da fasst Herr Storch einen Entschluss, und er geht … tap, tap, tap, durch das Moor zu Frau Kranich, ganze drei Werst*. Dort angekommen spricht er: “Frau Kranich, Frau Kranich, ich möchte Euch heiraten.“ „Ich habe nicht vor zu heiraten, und überhaupt, wie Ihr ausseht, die Beine nur Knochen, das Gewand voller Flecken und wie ungeschickt Ihr Euch bewegt. Nein, ich mag Euch nicht!” Gekränkt geht Herr Storch zurück … tap, tap, tap, die ganzen drei Werst. Als er gegangen ist, überdenkt Frau Kranich ihr Leben. “Wie bin ich doch dumm gewesen. Da ist ein Mann persönlich zu mir gekommen, und ich haben „nein“ gesagt. Dabei wäre es verheiratet viel besser für mich. Ich wäre versorgt. Und so ungeschickt ist er eigentlich nicht. Ein Storch bleibt zwar immer ein Storch, aber doch ein Mann. Und seine Beine, wenn auch nur Knochen, so sind sie doch rot. Und sein Gewand lässt sich waschen. Ich weiß es jetzt, ich gehe zu ihm und werde ihn bitten!” Nun macht sich Frau Kranich auf den Weg durch das Moor … tippel, tippel, tippel, die ganzen drei Werst. Beim Storch klopft sie an: „Herr Nachbar, es war nicht recht von mir, Euch einen Korb zu geben. Ihr seid ein ansehnlicher und guter Mann. Und daher bin jetzt hier, Euch zu bitten, seid mir nicht böse, aber ich will Euch heiraten. Zu zweit wird es besser sein!” „Wenn Ihr mich nicht gewollt habt, wie ich zu Euch gekommen bin, dann könnt Ihr auch jetzt wieder gehen. Ich werde schon noch eine andere finden, vielleicht sogar eine Schönere als Euch!” Jetzt lässt Frau Kranich den Schnabel hängen und geht zurück durch das Moor … tipp, tipp, tipp, die ganzen drei Werst. Der Storch aber denkt: „Warum habe ich sie eigentlich nicht genommen, wo sie doch schon gekommen ist. Sie ist doch ein recht ansehnlicher Vogel. Also macht er sich wieder auf den Weg durch das Moor … tap, tap tap, die ganzen drei Werst. Aber nun will Frau Kranich ihn nicht. Und so laufen sie auch heute noch, einer zum andern. Ich wette, Ihr habt sie auch schon gesehen. Die zwei, die werden nie ein Paar! Und sind wir mal ehrlich, ab und zu benehmen wir uns wie Herr Storch und Frau Kranich. *Eine Werst (russ. Верста́, Betonung auf der letzten Silbe) war ein Längenmaß im zaristischen Russland. Eine Deutsche Meile bzw. eine Geographische Meile, sind „gegen 7 Werst“. Eine Werst entsprach 1066,78 Metern. Anm. d. Redaktion Quelle Wickipedia Sicht Nr. 49 Seite 9 Hilfe, die Hippes kommen! Marita Gerwin Unter diesem Slogen lud das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) kürzlich zu einer Tagung nach Köln. Die Vorstellung, dass demnächst aus den Lautsprechern der Seniorenheime die Beatles und Rolling Stones oder die Songs vom Woodstock-Festival aus dem Jahr 1969 erklingen oder sich die Bewohner zum gemeinsamen Wasserpfeifen-Rauchen zusammensetzten könnten, amüsierte die Tagungsteilnehmer und hat doch einen ernsthaften Kern. „Nichts gegen die 68er, aber sie werden bald 68“, lästete einer der Tagungsteilnehmer hinter vorgehaltener Hand. Auch KDA Geschäftsführer PeterMichell Auli prophezeite, dass die NachkriegsGeneration demnächst auf ihrem „Marsch durch die Institutionen“ die Senioreneinrichtungen aufmischen werden. Die“ 68er“ würden die „soziale Kultur“ in deutschen Pflegeheimen revolutionieren. Er regt an, dass sich Pflegeexperten und Betreiber von stationären Senioreneinrichtungen schon heute mit diesem Wandel auseinandersetzen, um vorbereitet zu sein. Der Kölner Psychologe und Marktforscher Stefan Gründwald charakterisierte die “68er“ auf seine ganz eigene Weise: „Viele inszenieren sich „forever young“, demonstrieren Rüstigkeit, um nur nicht „dem sog. „alten Eisen“ zugeordnet zu werden. Das hilfsbedürftige Alter, die Gebrechlichkeit und die Entdeckung der Langsamkeit, geschweige denn der Tod würden so weit wie möglich ganz aus der Gedankenwelt und den Lebensentwürfen verdrängt. Tabu! Kein Thema, mit dem man sich auseinander setzten möchte. Stattdessen seien rastlose Betriebsamkeit und ein übermotivierter Fitnessdrang auf dem Vormarsch. Die Frage sei, wie sich eine so geprägte Generation im hohen Alter versorgen und in bestehendes Strukturen integrieren lässt? Müssen vielleicht sogar ganz neue Konzepte „gestrickt“ werden? Sicher, die Altersforscher betonen, dass die jetzige Generation viel gesünder alt werde und fitter sei, als alle anderen Generationen vor ihnen. Doch die Prognosen deuten trotzdem auf einen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen und auch demenzerkrankten Menschen von heute 2,2 auf 4.5 Millionen im Jahr 2050 hin. „Wissenschaftler rechnen mit einer Renaissance der stationären Pflege. Wachsende Mobilität und steigende Erwerbstätigkeit der Frauen, die heute vielfach immer noch die familiäre Pflege von Angehörigen übernehmen, werden weniger. Hinzu kommt die steigende Anzahl der Singles, die nie in Familienkonstellationen eingebettet waren“, resümierte der KDS Geschäftsführer. All dies wird unsere Seniorenpolitik verändern. Uns herausfordern. Umdenken ist gefragt. Pflegewissenschaftler verweisen heute schon darauf, dass die Zahl der stationären Heimplätze von heute mehr als 700 000 auf rund drei Millionen im Jahr 2050 ansteigen werde. Das Resümé der KDA-Tagung lautete: „Eine altersgerechte Gesellschaft erfordert erhebliche Umwälzungen. Grundlage der Handlungsstrategien für die Zukunft sind realistische Altersbilder, die sowohl die Stärken als auch die Grenzen und die Verletzbarkeit des Alters im Sicht Blick haben. Ein Ziel im Prozess des Älterwerdens muss es sein, mit Hilfe der eigenen Fähigkeiten und innerhalb der Rahmenbedingungen, die die Politik setzt, ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen. Weil das Älterwerden von Mensch zu Mensch verschieden verlaufen kann, in Bezug auf Altersbilder haben einen großen Einfluss darauf, wie wir mit dem Altsein umgehen. die Gesundheit und Leistungsfähigkeit, ist es notwendig, gesetzliche Regelungen zu flexibilisieren. Es geht letzlich darum, dem älter werdenden Menschen Zeit- und Handlungssouveränität zu erhalten. Sie wirken sich auch darauf aus, wie Teilhabe der Älteren am gesellschaftlichen Leben realisiert wird. Realistische Altersbilder bilden gleichzeitig auch die Grundlage neuer Konzepte und angepasster Strategien in der zukünftigen Pflege und Versorgung hilfsbedürftiger Menschen. Die stationäre Pflege wird nicht so bleiben, wie sie zur Zeit ist. In der Diskussion der Pflegeexperten wurde deutlich, dass der heutige Grundsatz „ambulant vor stationär“ in den nächsten 20/30 Jahren kaum noch zu halten sein wird. Das Thema „Wohnen im Alter“ erhält eine ganz neue und existenzielle Bedeutung für die Lebensqualität. Wir brauchen bezahlbare, kleinere Wohngemeinschaften, aber auch Pflege-WG´s und alternative Konzepte für das Mehrgenerationen-Wohnen in den Quartieren, Städten und Dörfern. Das sind die Themen der Zukunft, damit familienähnliche Beziehungen und Lebensgemeinschaften entstehen können. Für die „68er“ durchaus vertraute Erfahrungen und Lebensformen, die es in Bezug auf Distanz und Nähe zu gestalten gilt. Wohn-Appartments sollten über eigene Kochgelegenheiten verfügen, daneben aber auch größere Wohnküchen vorhanden sein, in denen immer eine Betreuungsperson zugegen ist. Nr. 49 Seite 10 Generationensolidarität ist das Zauberwort der Zukunft. Bürgerschaftliches Engagement als ergänzende Form der Betreuung wird unverzichtbar werden. Hier gilt es tragbare, regionale und verlässliche Netzwerke und den Dialog der Generationen in den Kommunen aufzubauen. Zukunftsmusik? Sicherlich, mögen die Ergebnisse dieser KDA-Tagung dem Ein oder Anderen etwas übertrieben und visionär erscheinen. Doch mich hat es nachdenklich gemacht. Das Szenario offenbart uns einen ernsthaften Kern, den wir nicht aus den Augen verlieren sollten. Es wird gesellschaftliche Umwälzungen geben! Das ist sicher! Darauf müsssen wir uns rechtzeitig vorbereiten. Getreu dem Motto: “Unsere Zukunft ist keine Schicksalsfrage. Zukunft geschieht nicht einfach so. Ohne unser Zutun. Ganz im Gegenteil. Zukunft wird von Menschen gestaltet, die den Mut haben an sie zu glauben und bereit sind, sie aktiv mit zu gestalten. Vergessen wir nie, es ist unsere eigene Zukunft, in der wir leben und älter werden.“ Sicht Nr. 49 Seite 11 Alt und Jung rockten für den guten Zweck Hannelore Borzel Das war neu in Arnsberg: eine Oldie-Party für alle Altersklassen - und dies auch noch als Benefizveranstaltung für einen guten Zweck. vid Niemand legte die richtige Musik auf, die keinen auf dem Stuhl sitzen ließ. Hildegard Henneke, Mitglied im Seniorenbeirat Arnsberg, stellte die Idee vor. Diese fand sofort begeisterte Zustimmung. Reihte sie sich doch nahtlos in die Benefiz-Kinoveranstaltung und den Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt in Neheim zugunsten der Hospiz-Stiftung ein. Rockige Songs aus den 50er bis 70er Jahren sind ja noch nicht „altbacken“ und den Jüngeren gut bekannt. Es gab viel zu bedenken und vorzubereiten, aber im „Wonnemonat“ Mai konnte es los gehen – es wurde zur ersten Oldie-Fete in die Kulturschmiede in Alt-Arnsberg geladen. Ban- 120 gutgelaunte Gäste äußerten an diesem Abend nur den einen Wunsch: „Diese Party darf nicht die einzige bleiben, dafür war sie viel zu schön.“ Wiederholung versprach dann auch der Seniorenbeirat vielleicht zusätzlich demnächst auch einmal ein Tanztee für die „Ü70“-Generation. Ein Dank geht an die Veltins-Brauerei, die die Veranstaltung finanziell unterstützte. So konnte im Juni, nach Abzug der Saalmiete, ein Scheck in Höhe von 1.000 Euro der Hospiz-Stiftung Arnsberg überreicht werden. gen und Hoffen, ob es auch von den Arnsbergern angenommen wird, waren sehr schnell zerstreut, - als die Tür geöffnet wurde, strömten schon viele Gäste erwartungsvoll in den Saal. Es war eine bunt gemischte Gesellschaft, die sehr schnell die Tanzfläche bevölkerte. 80jährige hatten neben rockenden 30-jährigen keine Probleme. Nur der Spaß zählte. DJ Da- Ein schönes Gefühl, schwerkranken Menschen ein kleines Stück bessere Lebensqualität schenken zu können. Ebenso geht ein Dankeschön an alle Gäste dieses Abends, die mit ihrem Eintrittsgeld diese stolze Spende ermöglicht haben. Bleibt die Hoffnung, dass sich für zukünftige Veranstaltungen auch ein paar Sponsoren für den guten Zweck finden werden, soll diese Oldie-Party doch nicht die einzige gewesen sein. Sicht Nr. 49 Seite 12 SICHT - Buchvorstellung: „Die neue Omi“ Christa Waschke So selten sind Kinderbücher über das Thema Demenz nicht mehr, denn auch Kinder haben Großmütter und Großväter, die an Demenz leiden. Ein Heranführen an das Thema durch Kinderbücher stellt eine wunderbare Methode dar. Ein weiteres Buch, das sich mit dem Thema beschäftigt, heißt „Die neue Omi“ von Elisabeth Steinkellner und Michael Roher. Das Buch handelt von einer alten Omi, die sich immer über Finis neue Frisuren gewundert hat, aber trotzdem mit ihr in den Park gegangen ist um Enten zu füttern und von der neuen Omi, die lieber die Krümel - eigentlich für die Enten selber isst. Fini findet die neue Omi vielleicht ein wenig seltsam, aber für ihr Verständnis so normal, dass sie mühelos mit den Veränderungen umgehen kann und schlussendlich der neuen Omi beim Essen hilft und sie sogar frisiert. „Die neue Omi“ ist ein Kinderbuch mit einer einfachen und unkomplizierten Geschichte. Es werden weder Emotionen angesprochen noch eine Beurteilung der Situation abgegeben, sondern es scheint, dass die Autoren sich nur auf das Beschreiben beschränken. Das Erklären und Antworten auf eventuelle Fragen kommt mit dem Erzählen der Geschichte. Dieses Buch ist ein leichter Einstieg, wenn Kinder, vor allen Dingen jüngere Enkel an das Thema „Menschen können sich verändern“ herangeführt werden. Besonders hervorzuheben sind die Illustrationen, die liebevoll und fröhlich gestaltet sind. Auf jeder Seite gibt es kleine und interessante Besonderheiten zu entdecken: Postkarten aus aller Welt im Baum, Mäuse, die mit einer Kaffeetasse Feuerwehr spielen, weil die „neue Omi“ sich an den Herdplatten die Hände wärmt. Die bildliche Darstellung ist eine gelungene Ergänzung der Geschichte. Es gibt wunderbare Bücher für Kinder, die mitunter schwere Themen erklären. Dieses Buch kann dazu gezählt werden. „Die neue Omi“ von Elisabeth Steinkellner und Michael Roher, Jungbrunnen 2011, ISBN: 978 3 702 65826 7, 13,90 € Empfohlen durch Alzheimer Blog Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. -Selbsthilfe Demenz-, Friedrichstraße 236, 10969 Berlin 030 25937 95-0, 030 2593795-29, [email protected] www.deutsche-alzheimer.de Vertreten durch die Geschäftsführerin Sabine Jansen Sicht Benedikt Jochheim Nr. 49 Seite 13 Früher bei uns im Dorf Der Sommer geht zu Ende und der Herbst naht. Bald schon ist die Hüstener Kirmes und auf den Wiesen wird das letzte Gras gemäht und getrocknet. Das Grummet (zweites Heu) ist ein wichtiger Wintervorrat für die Tierhaltung in der Landwirtschaft. Die Wiesen, von denen es vor fünfzig Jahren noch viele in unserem Ort gab, wurden zwei Mal im Jahr gemäht. Neben den Landwirten und Milchkuhhaltern bewirtschafteten vor allem die zahlreichen Ziegenhalter einen großen Teil. Tagelang ging dem ein metallenes Klopfen im Dorf voraus: die Sense wurde „gedengelt“, also geschärft. Mit dem Hammer wurde dabei die Sense an der Schnittstelle auf einem massiven Eisenstück dünner geschlagen. Früh am Morgen, wenn der Tau noch auf den Wiesen lag, gingen die Männer anschließend mit ihrer Sense zum Dorf hinaus und mähten das Gras, bis die Mittaghitze kam. Oft benötigten sie mehrere Tage für ihre harte Arbeit. Für ein paar Mark wurde die Arbeit auch von einem Landwirt mit Pferd und Mähmaschine erledigt. Dann musste die gesamte Familie, also jeder, der die Harke führen konnte, das Gras zum Trocknen wenden und am Abend zu Haufen zusammen harken. Sommerliche Hitze erschwerte die Arbeit. Regen, oder noch schlimmer, tagelanger Regen machten die Arbeit noch schwerer. Jede kurze Trockenzeit musste ausgenutzt werden um dann das Heu oder das Grummet zu trocknen und dann auf den Heuboden zu schaffen. Bei herannahendem Regen musste noch schnell der Heuwagen beladen werden, um ihn dann mit äußerster Kraftanstrengung - von allen gezogen und geschoben - in Sicherheit zu bringen. Im Herbst wurden Kühe und Ziegen von der Dorfjugend auf den Wiesen gehütet. So mancher Hütejunge wird sich noch an die unterhaltsamen Nachmittage erinnern. Später dann wurde die Gülle auf die Wiesen gefahren. Es war harte Arbeit, das schwere Güllefass mit dem Handwagen über die Wiesen zu fahren. Die Ziegenhaltung sorgte jedoch früher für die Entlastung der Haushaltskasse und man zählte in unserem Ort zeitweilig bis zu 500 Ziegen. Neben der täglichen Milch (jeden Tag gab es Milchsuppe) wurde auch Ziegenbutter auf einer Zentrifuge eines Nachbarn hergestellt. Neben dem Füttern und Melken der Ziegen kam auch noch die regelmäßige Reinigung der Ställe hinzu. Mit der Ziegenhaltung gingen starke Gerüche einher, welche heute kaum jemand dulden würden. Besonders von der „Hittenbock-Station“ ging zu gewissen Zeiten in größerem Umkreis ein penetranter Geruch aus. Eine „Hittenbock-Station“ war in jedem Ort bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts vorhanden. Um für das kommende Frühjahr ein oder zwei junge Lämmer in den Stall zu bekommen suchte man im Herbst mit den Ziegen diesen Ort auf, um die Tiere von einem Bock decken zu lassen. Als die Ziegenhaltung zurück ging löste man Sicht Nr. 49 Seite 14 auch die Bockstationen auf. Die letzte Ziege wurde auf Drängen der Behörden mit einem Taxi von Arnsberg nach Hüsten zum Bock gefahren. Bei uns im Ort sollte sogar die Feuerwehr beauftragen werden, um die letzte Ziege nach Hachen zu fahren. Halter und Ziege fuhren dann mit einem kleinen Lastkraftwagen. Über die Ziegenhalter, welche vor dem Gang zum Bock einen Bockschein einlösen mussten, erzählte man sich lustige Geschichten. So soll an einem späten Abend jemand mit seiner Ziege an der Bockstation erschienen sein. Die Frau des Hauses habe beide empfangen und folgendes geäußert: „Unser Vatter tut es heute nicht mehr!“ Der Ziegenbesitzer soll sich irritiert gegeben und geantwortet haben, dass die Ziege ja eigentlich auch zum Bock „Allerich“ sollte. Das Licht im Stall war ausgefallen. rer Ziege quer durch den Ort ging und ortsunkundig einen kleinen Jungen nach der Stelle fragte, wo „es der Bock mit der Ziege macht“. Der Junge sei langsam um die Ziege herum gegangen, habe das Schwänzchen der Ziege gehoben und gesagt: „Na hier Tante!“ Jahrzehnte sind seit der letzten Ziegenhaltung vergangen und die Bockstationen sind aufgelöst. Viele Wiesen und Wegesränder sind heute ungenutzt, was früher undenkbar war. Die Haltung von Kühen, Ziegen, Schafen und Kaninchen sorgte damals auch für die Pflege der Landschaft. Eine weitere Geschichte besagt, dass einmal eine ältere Frau mit ih- Ein glücklicher Augenblick Anneliese Welling Begegnung: Er fünfundachtzig – ich achtundsiebzig Er: „Wie geht´s?“ Ich: „Ach, gut! Habe einen Fersensporn. Nichts Schlimmes. - Aber, der dauert und dauert und ist ja nicht nur lästig. - Sie wissen? Er: „ Klar, wenig zu machen. Ach,“ sagt er mitleidig und fügt liebevoll hinzu: „Wer mit achtzig nichts hat, ist tot!“ Ich: „Oh, welch ein Glück, dass ich jetzt schon was habe. Dann lebe ich ja noch lange!“ Er: „Das wünsche ich Ihnen von Herzen. Alles Gute!“ Ich: „Danke, Ihnen eine schöne sonnige Woche.“ Sicht Hannelore Borzel Nr. 49 Seite 15 Gute Feen zaubern Freude Ein Appell über die Lokalpresse vom Seniorenheim am Klosterberg blieb nicht unerhört. Man suchte „gute Feen“, die einigen älteren Heimbewohnern kleine Wünsche erfüllen möchten, wie zum Beispiel einmal wieder einen Ausflug, den man alleine doch nicht mehr unternehmen kann. Viele dieser betagten Senioren im Heim haben keine Angehörigen mehr, die ihnen solche Wünsche erfüllen könnten. Aber warum sollte es nicht irgendwo in dieser Stadt bereitwillige Menschen geben, die dieses ermöglichen können? Einige Meldungen und Anfragen gingen daraufhin im Seniorenheim ein, allen voran überlegte Hildegard Henneke nicht lange, sondern ergriff sofort die Initiative. Zwei Seniorinnen sollten mit Hildegard einen kleinen Ausflug machen. Frau Schröder (96 Jahre alt) und Frau Neumann (80 Jahre) waren sehr erfreut über dieses Angebot. Wohin die „Fahrt ins Blaue“ gehen sollte, wurde erst bei Fahrtantritt verraten. Das WDR-Fernsehen „Aktuelle Stunde Südwestfalen“ wurde auf diese Aktion aufmerksam und meldete sich an, bei diesem Ausflug mit der Kamera dabei zu sein. Ich durfte Frau Henneke und die beiden Damen als zweite Fee begleiten. So konnten wir am 1. Juni zu viert und in Begleitung des Kamerateams, mit zwei Autos starten. Gemächlich ging es also erst einmal durch die schöne Landschaft des Sauerlandes. Der Wettergott war den Ausflüglern hold und ließ im Tagesverlauf die Sonne scheinen. Ziel der Fahrt war der Möhnesee, den die beiden Seniorinnen noch aus früheren Zeiten kannten und der schöne Erinnerungen weckte. Das Schiff legte gerade an der Staumauer an und es hieß: „Alle Mann an Bord!“ Die Gruppe war bereits bei dem Unternehmen angemeldet und wurde nicht nur freundlich empfangen, sondern bekam sogar Fahrkarten und Getränke spendiert. Eine sehr herzliche Atmosphäre entstand in diesen Stunden zwischen uns vier Frauen ebenso wie auch mit den Mitarbeitern des WDR. Ein gelungener, wunderschöner Tag, an dessen Ende ein Versprechen für eine Wiederholung ähnlicher Art folgte. Und dies bleibt kein leeres Versprechen. Inzwischen kam man auch einer Einladung des Seniorenheimes zu einem geselligen Nachmittag mit Kaffeetafel nach. Einige Senioren wurden zum Schützengottesdienst in die Probsteikirche gefahren. Als der Vorsitzende der Kleingartenanlage „Twiete“ von den Aktionen las, kam von ihm eine sehr nette Einladung. Im November werden die beiden Seniorinnen zur Adventsfeier in die Kleingartenanlage kommen. Kein Zweifel, dass dies den betagten Damen sehr gefallen wird. Ein Wunsch bleibt dennoch offen: Es gibt so viele Senioren, die ohne Anhang in einem Senioren- oder Altenheim leben und kaum aus ihren vier Wänden heraus kommen - darum sollten sich viel mehr Menschen Gedanken darüber machen, ob sie nicht hin und wieder einmal ein Stündchen ihrer Zeit solch einsamen, älteren Menschen widmen können, um ihnen einfach nur eine kleine Freude, egal welcher Art, zu bereiten. Hildegard Henneke und ich haben die große Freude und Dankbarkeit der älteren Damen kennengelernt. Wir haben nicht nur ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern können, sondern sind selbst mit einem sehr glücklichen Gefühl gegangen und werden diesen Kontakt weiterhin aufrechterhalten. Es kann so einfach sein, etwas Glück zu verschenken! Sicht Nr. 49 Seite 16 SICHT - Empfehlung des Handbuches: Arnsberger „Lern-Werkstadt“ Demenz Erfahrungen aus drei Jahren Modellprojekt Demenz Martin Polenz Unter dem Motto „Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz“ startete vor über drei Jahren das Modellprojekt Demenz Arnsberg. Das Projekt stellt Menschen mit Demenz und deren Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Ihre Lebenswelt soll auch für Nichtbetroffene erfahrbar werden. Stück für Stück will das Projekt das Thema enttabuisieren und bürgerschaftliches Engagement auf diesem Feld stärken. Das Handbuch zeigt, dass die intensive Beschäftigung mit Demenz eine Stadt sozial produktiver und lebendiger macht sowie den sozialen Zusammenhalt in der Stadt stärkt - insbesondere mit den Familien, in denen Menschen mit Demenz begleitet und betreut werden. Das Handbuch ist erhältlich über die Fachstelle Zukunft Alter der Stadt Arnsberg oder online unter www.projekt-demenz-arnsberg.de/handbuch. Hier haben viele Arnsberger ihre Ideen eingebracht: Schüler, die mit Betroffenen malen, Jugendliche, die mit Senioren Zauberstücke einüben, oder Erwachsene, die gemeinsam mit Menschen mit Demenz kegeln gehen. In den zahlreichen Aktionen trat eine unglaubliche Kreativität zutage. Es finden sich immer wieder neue Wege der Begegnung. Einige dieser Ideen sind auf der Internetseite: www.projekt-demenz-arnsberg.de unter „Gute Beispiele“ aufgeführt. Ein Handbuch fasst diese Erfahrungen nun zusammen. Es richtet sich an andere Kommunen, an zivilgesellschaftliche Initiativen und alle Interessierten. Die Vorbereitungen des Projektes werden ebenso dargestellt wie die Ziele und seine Bilanz. KONTAKT: Stadt Arnsberg, Zukunftsagentur | Fachstelle Zukunft Alter Martin Polenz, Lange Wende 16 a, 59755 Arnsberg 02932 201-2206, 02932 529056, [email protected] Sicht Nr. 49 Seite 17 St. Josef - Schutzpatron des Kolpinghauses Neheim Herbert Post Seit nun 116 Jahren, also von Beginn an, steht in der Mitte der Hausaussenfront in einer Nische die steinerne Figur des heiligen Josef, er ist der Schutzpatron des Kolpinghauses. Die Statue entstand in Hüsten und wurde vom dortigen Künstler Severin geschaffen. Die Kosten beliefen sich auf 190 Mark. Doch auch diesen Betrag hat nicht der Verein selbst aufbringen müssen. Das Gründungsmitglied Heinrich Binhold, damals bekannt durch Vorträge seiner selbstgereimten plattdeutschen Gedichte, hat die Statue gekauft und dem Haus geschenkt. Adolph Kolping selbst hat den heiligen Josef zum Schutzpatron seines Werkes bestimmt und das internationale Kolpingwerk hat sich ebenfalls dem Schutz des heiligen Josef anvertraut. Er steht als nachvollziehbares Beispiel vor uns. Dies ist nicht verwunderlich, denn Josef war Handwerker und Adolph Kolping wollte ja den jungen arbeitenden Menschen ansprechen und zur beruflichen Aus- und Weiterbildung befähigen. Eine weitere Parallele drängt sich auf. Wie Josef Beschützer der Heiligen Familie war, so sollte auch er der Beschützer der familienhaften Gemeinschaft des Kolpingwerkes ein, die sich ja in besonderer Weise einer christlichen Ehe und Familie verpflichtet weiß. Jährlich, zwischen Josefs Namenstag, dem 19. März und dem 1. Mai, dem "Tag der Arbeit". feiern die Kolpingsfamilien des internationalen Kolpingwerkes, so auch in Neheim, Dienst und Aktionen. In Neheim hat die Feier eine besondere Bedeutung, denn am Namenstag des heiligen Josef im Jahr 1895 fand der erste Spatenstich zum geplanten Gesellenhaus statt. Wie die Chronik aus jenen Tagen berichtet, wär es ein "glückverheißender Tag" und der damalige Präses Kleine bekennt: "Ich setzte mein festes Vertrauen auf den heiligen Josef, dass er das Werk, welches an seinem Namenstag zu entstehen begann, nicht im Stich lassen und dass er bald große und kleine Wohltäter erweckt, die das Haus auf eine gute finanzielle Grundlage stellten.“ Übrigens trug die Figur anfangs eine Lilie in der rechten Hand. Für die Soldaten, die das Haus in den Nachkriegsjahren besetzt hatten, war es ein beliebtes Ziel! 1946, ein Jahr nach dem schrecklichen Krieg, hatte man es geschafft, dem Josef wurde die Lilie aus der Hand geschossen. Heute noch kann man sich den Platz vorstellen, und er ist sogar noch sichtbar durch die angewinkelte Hand, wo sich einst die Lilie befand und sie heute nicht mehr ist. Auflösung - Bilderrätsel GenerationenMagazin SICHT - Ausgabe 48: St. Josef ausgelost wurde: Elfriede Frigger Die Gewinnerin wird benachrichtigt. Herzlichen Glückwunsch zu zwei Kinokarten für das Apollo- oder Central-Kino. Sicht Nr. 49 Seite 18 Generationenfreundliches Einkaufen Klasmeyer hören + sehen als erstes Geschäft in Südwestfalen ausgezeichnet Uwe Künkenrenken Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder und Handelspräsident Josef Sanktjohanser gaben am 25. März 2010 in Berlin den Startschuss für das neue Qualitätszeichen: „Generationenfreundliches Einkaufen“. Wir müssen uns klar machen, dass die Deutschen immer älter werden. Es zeichnet Geschäfte aus, bei denen der Einkauf für Menschen aller Altersgruppen, Familien und Singles, für Menschen mit Handicap komfortabel, angenehm und barrierearm ist. "Wir müssen uns klar machen, dass die Deutschen immer älter und wir mehr und mehr zu einer Gesellschaft des langen Lebens werden.“ Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen. Das gilt auch für die Wirtschaft, der sich hier aber auch große Chancen bieten. „Generationenfreundlichkeit sollte ein Markenzeichen unserer Gesellschaft, wie unserer Wirtschaft werden", erklärte die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Kristina Schröder: "Die Auszeichnung mit dem Qualitätszeichen verschafft den Geschäften einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung.“ „Generationenfreundlichkeit rechnet sich für die Einzelhandelsgeschäfte", sagte Sanktjohanser, der Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE). Der Verband ist Träger des Qualitätszeichens. Er entwickelte mit Bundes- und Landesministerien, Verbänden und Unternehmen sowie der Initiative ‚Wirtschaftsfaktor Alter’ das Qualitätszeichen, um auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. Mit diesen ändern sich auch die Ansprüche der Verbraucher an die Einzelhandelsgeschäfte. „Ziel ist es, mit dem Zeichen Sogwirkung auszulösen“, sagte Sanktjohanser: "Wir tun Gutes für die Verbraucher, aber auch für die Händler. Wir wollen, dass sich mög- lichst viele Einzelhändler schon heute für die Zukunft fit machen. Der Startschuss setze ein Signal für den Handel, das in den kommenden Monaten und Jahren Schule machen werde. Als erstes Geschäft Deutschlands erhielt die Galeria Kaufhof am Berliner Alexanderplatz nach einer umfangreichen Prüfung das Qualitätszeichen. Groß war die Freude im Optiker Fachgeschäft, Klasmeyer hören + sehen, das als erstes Geschäft in Südwestfalen, mit dem Qualitätszeichen „Generationenfreundliches Einkaufen“ ausgezeichnet wurde. Als erstes Geschäft in Südwestfalen ausgezeichnet: Klasmeyer hören + sehen Klaus Willmers vom Einzelhandelsverband und Bürgermeister Vogel überreichten im Mai die Auszeichnung. Das Qualitätszeichen verbürgt Qualität. Tester vor Ort prüfen insgesamt 58 Kriterien ab, darunter 18 Kriterien, die in jedem Fall positiv beschieden werden müssen, damit das Zertifikat von einer neutralen Bewertungsstelle erteilt werden kann. Das Qualitätszeichen wird für drei Jahre erteilt. Dann ist eine erneute Prüfung notwendig. Quelle:HDE Sicht Nr. 49 Seite 19 Das Müllkind Doris Dame Vor einiger Zeit hörte ich im Fernsehen ein Interview mit der Schauspielerin Liv Ullmann, die sich um Müllkinder in Indien kümmerte. Diese Geschichte hat mich über das Glück nachdenken lassen, dass ich meine Gedanken in einem Gedicht verarbeitet habe. Unrat, wohin das Auge schaut, Müll, zur großen Halde gestaut. Stickig die Luft, kein frischer Wind. Inmitten des Elends ein verlorenes Kind. Große Augen im schmalen Gesicht. Den mageren Körper sieht sie nicht, die Frau, die sich zu dem Jungen neigt und Mitleid mit dem Müllkind zeigt. Ist sein Lächeln Fassade und Trug, weil das Leben ihm solche Narben schlug? Die Frau sieht den Jungen verwundert an, weil er unerwartet froh sein kann. „Bist Du glücklich?“, fragt sie leise. Das Kind antwortet auf seine Weise: „Glücklich bin ich bei Sonnenschein, nur bei Regen darf ich traurig sein, dann sehen meine Gefährten die Tränen nicht wegen der Tropfen in meinem Gesicht.“ Ein kleiner Philosoph inmitten der Not, vor sich Hunger, vielleicht frühen Tod. Arm aber glücklich Anmerkung der Redaktion: Tausende von Kindern leben in Indien auf riesigen Mülldeponien, die täglich von über 5.000 Müllwagen angefahren werden, wie zum Beispiel Mumbai (früher Bombay). Umgeben von Verwesung, Gestank und vielen tötlichen Gefahren. Verwertbare Rohstoffe zu trennen ist hier Sache von Kindern. Gesammelt werden von morgens bis abends Aluminiumreste, Glas, Elektroschrott und Kleidung. Zeit für die Schule bleibt nicht. Sie verdienen täglich ca. 70 Rupien, das ist etwa ein Euro. Ohne die „Müllkinder“ könnten ihre Familien nicht überleben. Nach offiziellen Statistiken müssen 12,6 Millionen Kinder in Indien Kinderarbeit leisten. Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen ist die Zahl um ein vielfaches höher. Mehr als die Hälfte dieser Kinder sind Mädchen. Sie werden als Haushaltshilfen ausgebeutet, schuften auf Teeplantagen oder verdienen ihren Lebensunterhalt als Müllsammler. Schätzungen zufolge leben etwa 11 Millionen Kinder in Indien auf der Straße, die meisten davon mit ihrer Familie. Mehr als die Hälfte gibt an, schon einmal Opfer körperlichen Missbrauchs gewesen zu sein. Tabuisierung und mangelnde Aufklärung führen dazu, dass sich Aids in Indien stark ausbreitet. Immer mehr Kinder verlieren ihre Eltern oder erkranken selbst. 2,7 Millionen Menschen in Indien sind HIV-infiziert, rund 220.000 davon sind Kinder. Jährlich werden über 55.000 Kinder von Müttern geboren, die mit HIV infiziert sind. Sicht Nr. 49 Seite 20 Hochzeiten des Lebens Trauung - 10. Hochzeitstag Tag der Trauung: Weiße oder grüne Hochzeit. Im Volksmund heißt es, dass die Brautleute als Ehepaar noch "grün" hinter den Ohren sind, daher auch der Name grüne Hochzeit. ½ Hochzeitstag: Traumhochzeit Man schwebt immer noch auf Wolke sieben. ¾ Hochzeitstag: Bierhochzeit Freunde und Verwandte kommen mit einer Flasche/Träger Bier auf einen lustigen Abend vorbei. 1. Hochzeitstag: Papierhochzeit Die Ehe ist noch Papierdünn. 2. Hochzeitstag: Baumwollhochzeit Baumwolle ist weich und wärmt, genau wie die junge Ehe. Man schenkt praktisches, wie Baumwolltuch, Bettwäsche ... 3. Hochzeitstag: Lederhochzeit Die Ehe ist "reißfest" wie Leder geworden. Man schenkt Accessoires aus Leder wie, Lederhandschuhe, Tasche ... 4. Hochzeitstag: Seidenhochzeit Man schenkt Seidentücher, Seidenwäsche. 5. Hochzeitstag: Hölzerne Hochzeit oder Fleißhochzeit (mit mehreren Kindern) Die Ehe scheint Bestand zu haben, klopfen wir auf Holz! Freunde und Verwandte schmücken den Hauseingang mit Holzspänen, Holzketten und Blumen. Man schenkt etwas Beständiges, z.B. Holzfigur, Kochlöffel, Holzschuhe ... 5. Hochzeitstag: Ochsenhochzeit oder Gummihochzeit (ohne Kinder) An der Haustür hängt ein Kranz aus Kondomen und Luftballons, die natürlich ein Loch haben. 6. Hochzeitstag: Zuckerhochzeit 7. Hochzeitstag: Kupferhochzeit Wie beim Kupfer ist nun auch der Eheglanz nicht mehr ganz so strahlend wie zu Beginn und hat nun Patina - Beständigkeit - angesetzt, deshalb sollte die Ehe frisch aufpoliert werden. Im verflixten siebten Jahr soll nach altem Volksglaube auch so manche Ehe auf dem Prüfstand stehen. Damit wieder Glanz in die Ehe kommt, schenkt man frisch polierte Kupferpfennige (Cents) als Unterpfand des Glücks. 8. Hochzeitstag: Blechhochzeit Die Ehe hat ihren alltäglichen und nutzbringenden Weg gefunden. Man schenkt Blechernes und Nützliches, wie z.B. Kuchenformen aus Blech ... 9. Hochzeitstag: Keramikhochzeit 10. Hochzeitstag: Rosenhochzeit Keine Rose ohne Dornen, keine Ehe ohne Sorgen! Die Ehe steht nun in voller Blüte und ist jetzt richtig rund. Man schenkt rote Rosen als Blumen der Liebe. … wird fortgesetzt. Sicht Nr. 49 Seite 21 VdK – was verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung? Hannelore Borzel All zu oft wurde ich von Arnsberger Bürgern gefragt: „Was ist denn eigentlich der VdK?“ oder „Wovon ist diese Abkürzung eigentlich abgeleitet, was bedeutet sie?“ Es gab mir zu denken, dass so wenige Menschen diesen Sozialverband kennen - ist er in Arnsberg wirklich so unbekannt? Dabei gibt es doch auch hier Mitglieder, die diesem Verband schon seit seiner Gründung im Jahre 1948, also über 60 Jahre angehören. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Herbst 1948, gründete man in Deutschland den Verband der Kriegsversehrten - woher die Abkürzung VdK rührt. Damals kümmerte sich der Verband natürlich vordringlich um die Kriegsverletzten und ihre Angehörigen, aber auch um die Bedürftigen, die im Krieg Hab und Gut verloren hatten. In 60 Jahren haben sich die Aufgaben des Verbandes verändert, auch wenn man die Bezeichnung VdK beibehalten hat. Heute ist der VdK ein moderner Sozialverband, welcher die Interessen von Bedürftigen, Rentnern, Sozialrentnern, Arbeitslosen, Schwerbehinderten, Pflegebedürftigen, sowie Unfall- und Wehrdienstopfern vertritt, und er hat sich im Laufe der Jahre zur stärksten Interessenvertretung sozial schwacher Bevölkerungsschichten entwickelt. Inzwischen ge- hören ihm bundesweit 1,5 Millionen Mitglieder an, davon 230.000 in NRW. Alt-Arnsberg ist einer von ca. 900 Ortsverbänden in Nordrhein-Westfalen mit derzeit 326 Mitgliedern. Neue Mitglieder sind jederzeit herzlichst willkommen, stärken sie doch mit ihrem Beitritt die soziale Gemeinschaft. Als Mitglied profitieren Sie von vielfältigen ServiceLeistungen des Verbandes, wie Beratung in allen sozialrechtlichen Fragen - vom Schwerbehinderten- bis zum Rentenrecht; Rechtsvertretung vor Sozialgerichten, dem Landessozialgericht, oder in besonderen Fällen vor dem Bundessozialgericht; Soziale Betreuung älterer, hilfsbedürftiger Menschen z.B. im Rahmen von Kranken- und Altenbesuchen; Urlaub in verbandseigenen Erholungshäusern; Reisen und Tagesausflüge; monatliche Mitgliederzeitschrift und vieles mehr. In Alt-Arnsberg musste nach dem Tod der langjährigen Vorsitzenden, Frau Renate Jasler, in diesem Jahr ein neuer Vorstand gewählt werden. Frau Ina Fleckenstein wurde im Februar 2011 einstimmig zur neuen Vorsitzenden des Ortsverbandes Alt-Arnsberg gewählt und leitet seitdem sehr engagiert und mit viel Elan den Ortsverband. Neu in den Vorstand wurden außerdem Erika Hahnwald und Hanni Borzel Sicht Nr. 49 Seite 22 gewählt. Wir möchten gemeinsam etwas mehr Leben in das Verbandsleben bringen und freuen uns über jede Anregung. Zu den nächsten Aktivitäten zählen eine Bildungsfahrt für Mitglieder und ihre Angehörigen in den Botanischen Garten Bochum im September 2011. Weiter ist in der Adventszeit eine Weihnachtsfeier für alle Mitglieder geplant. Am 3. August 2011 konnten durch den Vorsitzenden des Kreisverbandes HSK, Herrn Bigge und Frau Fleckenstein in einer kleinen Feierstunde im Arnsberger Ratskeller einige langjährige Mitglieder geehrt werden. 60 Jahre Mitglied im VdK zu sein, ist schon eine besondere Würdigung wert - so wurden vier Mitglieder mit der Ehrennadel und Urkunde für ihre 60-jährige Mitgliedschft ausgezeichnet. Es handelt sich hier um die Mitglieder: Charlotte Felber, die trotz ihrer 98 Jahre persönlich anwesend war, Hans Robertz, Eberhard Fries und Theo Dahlhoff - alle aus Alt-Arnsberg. Weiterhin erhielten weitere vier Mitglieder ihre Ehrennadeln für 25-jährige Mitgliedschaft und 28 Mitglieder die Auszeichnung für 10 Jahre Mitgliedschaft. Leider konnten einige aus gesundheitlichen und Altersgründen nicht an dieser Feierstunde teilnehmen. Für alle anderen, die den Weg zum Ratskeller nicht scheuten, war es ein ganz besonderer Nachmittag in netter, harmonischer Atmosphäre ... Was ist Glück? Doris Dame Ein Glücksgefühl schwebt mir vor, das an keinen Ort gebunden. Was wär ich doch ein armer Tor, hätte ich es nicht für mich gefunden. Kommt ein Gedicht mir in den Sinn, das mich ein Leben lang begleitet ist raue Wirklichkeit schnell hin, weil´s mich zum Garten Eden leitet. Das große Glück liegt in der Stille, wenn neue Kräfte sich entfalten. Unabhängig von Wunsch und Wille, umgeben mich Phantasiegestalten. Lausch ich Musik in stillen Stunden, ganz Melodien hingegeben, hab‘ ich mein tiefes Glück gefunden. Ich darf im Garten Eden leben. Niemand versteht des Anderen Traum. Man sollte Glück auch nicht zerreden. Sitz ich verträumt vor meinem Baum, bin ich in meinem Garten Eden. Seh ich vor mir Dein vertrautes Gesicht, spür ich die Liebe, die bis heut` geblieben, dann glaube ich es einfach nicht, dass aus dem Paradies wir vertrieben. Sicht Nr. 49 Seite 23 Kommunikationszentrum Arnsberg Sonja Stirnberg Im Kommunikationszentrum Arnsberg, kurz: Komm´A, am Caritas-Altenheim Klostereichen findet die ganze Nachbarschaft einen Anlaufpunkt. Von der Familiengründungsphase bis ins Alter bieten wir eine vertraute Atmosphäre, in der Eltern, Kinder, Großeltern sich begegnen, beraten lassen, bilden und entwickeln können. Die Veranstaltungs-Programme des Komm´A sind immer anders und orientieren sich an dem INPUT, der von außen, von Mitarbeitern und Bewohnern des angrenzenden Altenheimes oder Anwohnern in der Nachbarschaft u.a. gegeben wird. Das Komm´A ist für alle Menschen da und versucht, möglichst viele Interessen und Bedürfnisse aus allen Altersgruppen zu bedienen. So läuft bereits seit Juni die vorabendliche Veranstaltungsreihe mit dem Arbeitstitel: „Wir bieten/suchen ALTER-Nativen.“ Das Komm´A ist Kontakt- und Anlaufstelle für Menschen jeden Alters. Hier finden Beratungsangebote sowie kulturelle, kreative, sportliche und gesellschaftliche Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, Familien, junge und jung gebliebene Erwachsene und Senioren statt. Darüber hinaus bietet das Komm´A einen „Raum“ für Veranstaltungen. Ein moderner, vielseitig nutzbarer und mit modernster Technik ausgestatteter Neubau kann mit und ohne Catering für Tagungen, Fortbildungen etc. Stunden- oder Tageweise gemietet werden. Die inhaltliche Arbeit findet unter dem Oberthema statt: „Man ist so alt, wie man sich fühlt.“ Verschiedene InfoVeranstaltungen mit Inhalten, die zum Nachdenken über das Älterwerden und das Alter anregen sollen, richten sich an die Zielgruppe der Menschen ab 40 Jahren. Hier werden z. B. Informationen über Bewegung, gesunde Ernährung und das Aktiv sein im Alter gegeben, Themen zur persönlichen Finanzplanung, zu Sicherheitsfragen (zu Hause, unterwegs, im Internet etc.), Abhängigkeitsgefahren sowie die Ehrenamtsarbeit als Aufgabe nach Familienphase oder im Ruhestand stehen auf dem Programm. Vorstationäre Hilfen und deren Finanzierung, eine Einführung in die Thematik Demenz und die Vorstellung des Pflege- und Beratungsstützpunktes INPETTO runden die Themen dieser Veranstaltungsreihe ab. Termine für die Vortragsreihe mit Diskussionsgelegenheit immer dienstags abends von Sicht 18:00 bis 19:30 Uhr, die beiden letzten Termine dieser Reihe für dieses Jahr sind am: SEPTEMBER 24.09.2011 ab 15:00 Uhr „Festival der heimischen Kultur“ 27.09.2011, 18:00 - 19:30 Uhr Vorstationäre Hilfen und deren Finanzierung / Film zum Thema Demenz Referentin: Jutta Schneider-Hühn Vorstellung des Pflege- & Beratungsstützpunktes INPETTO Referent: Thomas Kellermann OKTOBER 06.10.2011, 09:30 - 11:30 Uhr Spielevormittag für geistige und körperliche Fitness 10.10.2011 ab 15:30 Uhr Dia-Vortrag über Japan vor dem Atom-Unglück mit Hans Koch, in Kooperation mit der VHS 25.10.2011 Sicherheit im Internet (Kontaktbörsen) Prävention / Aufklärung über Abhängigkeitsgefahren. Referent: Stefan Didam, Dezernat Vorbeugung Für November und Dezember sind u.a. folgende Veranstaltungen geplant: NOVEMBER 10.11.2011, 09:30 - 11:30 Uhr Spiele-Vormittag für geistige und körperliche Fitness DEZEMBER 16.12.2011, 15:00 - 18:00 Uhr Weihnachtsmarkt Anmeldungen für Stände auf dem Weihnachtsmarkt sind noch bis einschl. 14.10.2011 möglich, Standgebühr 10 € zur Deckung der Kosten. Weitere Termine entnehmen Sie bitte der örtlichen Presse oder schauen Sie mal im Internet in den Veranstaltungskalender der Stadt Arnsberg oder auf der Internetseite des Caritas-Verbandes Arnsberg-Sundern e.V. unter: Nr. 49 Seite 24 www.caritas-arnsberg.de/wir-helfen/komm-a. Die Bürozeiten des Komm´A sind montags, mittwochs und freitags von 09:00 bis 12:00 Uhr (außerhalb der Ferien NRW). Hier finden Menschen jeden Alters einen kompetenten Ansprechpartner für Ihre Sorgen und Nöte, auch Wünsche für Veranstaltungen können hier geäußert werden. Im Rahmen des sog. Quartiersmanagements werden nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung auch gerne Beratungsgespräche in Form von Hausbesuchen für die Bewohner des Nahraums „Rumbecker Holz“ angeboten. Hilfebedarfe zu ermitteln und flexible Hilfen für die Nachbarschaft zu organisieren ist eine der primären Aufgaben des Komm´A. Zur Zeit wird ein „Wegweiser für das Rumbecker Holz“ erstellt, der eine erste Orientierung bieten soll / kann, welche Hilfs-Angebote vor Ort nutzbar sind. Seit März 2011 gibt es bereits die Möglichkeit, sich seine Einkäufe kostenfrei nach Hause ins Rumbecker Holz liefern zu lassen. Der Lieferservice der Caritas-Werkstatt Neheim, der schon seit einigen Jahren besteht und durch den JIBI-Markt unterstützt wird, wurde auf den Bereich des Rumbecker Holz ausgedehnt. Bestellen Sie bis 11:00 Uhr telefonisch unter 02932 892237 oder kaufen Sie selbst im JIBI Markt, Sleperstraße 20, 59757 Arnsberg ein. Die netten Mitarbeiter der Caritas-Werkstatt Neheim liefern von montags bis freitags ab 15:00 Uhr Ihre Einkäufe ab 20 € Warenwert für Sie kostenfrei nach Hause. KONTAKT: Sonja Stirnberg Kommunikationszentrum Komm‘A Rumbecker Holz 13 a 59759 Arnsberg 02932 956-925 02932 956-110 [email protected] Träger: Caritas-Verband Arnsberg-Sundern e.V. Hellefelder Straße 27-29, 59821 Arnsberg Sicht Waltraud Ypersiel Nr. 49 Seite 25 Ein kleines Paradies Mein kleines Paradies ist der kleine Balkon nach hinten raus. Ich schaue auf eine ehemalige Werkstatt ganz bewachsen mit wildem Wein, der sich im Herbst in den schönsten Farben zeigt. Eine Treppe an deren Geländer sich grüne Ranken empor schlingen und herunterhängen, ein Hinterhof mit blühenden Pflanzen, je nach Jahreszeit. Auf meinem kleinen Balkon habe ich nicht nur alle möglichen Zimmerpflanzen rausgestellt, auch Sonnenblumenkerne, von der letzten Vogelfütterung haben in der Blumenerde gekeimt. Die Steingewächse hängen von der Decke. Leider wurden die beiden Vogelhäuschen noch nie bewohnt. Ein Glockenspiel meldet mir, woher der Wind weht. Draußen frühstücken ist für mich schöner als jeder Urlaub. Für mich als Rentnerin ist jeder Tag ein Urlaubstag, den ich so gestalten kann, wie es mir möglich ist. Ich schaue den Wolken zu, wie sie weiterziehen und sich verfärben. Lese meine Zeitung und bin dankbar, dass es mir gut geht. Damit mir die Sonne nicht zu nahe kommt habe ich Gardinen aufgehängt, die ich je nach Bedarf offen lassen kann oder zubinden, wenn der Wind zu stark bläst. Ich fühle mich glücklich hier, dies ist mein kleines Paradies. Für die kalten Monate muss ich mir wieder ein kuscheliges Plätzchen in der Wohnung suchen. Ein jeder sollte sich einen kleinen Platz einrichten zum entspannen und zurückziehen. Sei es in der Sofaecke, im Schlafzimmer, unter einem Baum oder einem schattigen Platz im Garten. Ich habe meinen Platz gefunden. Sicht Rolf Hilje Nr. 49 Seite 26 Eine fröhliche Weinblattlese Die Geschichte liegt schon einige Jahre zurück und beruht auf einer wahren Begebenheit. Meine Familie hatte für vier Wochen eine Gastschülerin aus Talita Kumi in Palästina aufgenommen. Hiam Abu Davi kam aus einem völlig anderen sozialen und kulturellen Umfeld und während der vier Wochen lief ein intensiver Dialog über Unterschiede, sowohl im familiären als auch im gesellschaftlichen Bereich. Auf eine differenziertere Darstellung über Inhalte der vielen Gespräche möchte ich, um den Rahmen der „Weinblattlese“ nicht zu sprengen, verzichten. Besonders auffällig war jedoch der Umgang mit Emotionen. Offenbar werden im arabischen Bereich Gefühle in den zwischenmenschlichen Beziehungen sehr viel stärker gezeigt als es bei uns der Fall ist. Nicht zuletzt hängt dies nach meiner Auffassung damit zusammen, dass das Zeigen von Emotionen eine Öffnung gegenüber den Mitmenschen bedeutet und somit auch Schwächen und Probleme transparent macht. Ich meine, dass sich unsere Gesellschaft zu sehr am Perfekten, Erfolgreichen, Schönen und Leistungsstarken orientiert. Schwierig wurden unsere Gespräche immer dann, wenn wir uns über politische Fragen und speziell über das Verhältnis Israel - Palästina unterhalten haben. Zwischen Israelis und Palästinensern sind Gräben aufgerissen, die sachliche Gespräche ungemein erschweren. Nun aber zur Weinblattlese, die aus meiner Sicht zum Schmunzeln anregt und die gesellschaftlichen und politischen Aspekte in den Hintergrund stellt. Unsere Gastschülerin Hiam zeigte während ihres Aufenthaltes ein starkes Interesse für die deutsche Kochkunst und ließ es dabei nicht aus, unsere Küche mit arabischen Düften und Gerichten umzufunktionieren. Ein besonderes Problem war die Beschaffung der notwendigen Zutaten. Ein Besuch in Köln und Bonn nahm Hiam zum Anlass, sich frische Weinblätter zu beschaffen. Zu diesem Zweck suchte sie mit mir ein Weinlokal in Königswinter auf und Hiam bestieg einen Tisch, um von den Weinreben an der Hauswand Weinblätter zu pflücken. Der Wirt, der die Schwierigkeiten dieses Unterfangens mitbekam, erschien nach kurzer Zeit mit einer Doppelleiter und empfahl ihr, die besonders schmackhaften oberen Blätter abzupflücken. Hiam geriet nicht zuletzt über soviel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft in einen wahren „Weinblattrausch“ und befreite die Hauswand von einem großen Teil der Weinblätter. Nachdem eine große Tasche gefüllt war, versuchte ich vergeblich Hiam zu einer Beendigung zu bewegen. Leider jedoch vergeblich! In meiner Not und nicht zuletzt aus Schuldgefühlen gegenüber dem Wirt wurde ich zum fröhlichen Zecher. Sicht Nr. 49 Seite 27 OKTOBERLIED Theodor Storm Der Nebel steigt, es fällt das Laub; schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden. Der Nebel steigt, es fällt das Laub, schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden. Und geht es draußen noch so toll, unchristlich oder christlich, ist doch die Welt, die schöne Welt, so gänzlich unverwüstlich! Wohl ist es Herbst, doch warte nur, doch warte nur ein Weilchen! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, es steht die Welt in Veilchen. Und wimmert auch einmal das Herz, stoß an und lass es klingen! Wir wissen`s doch, ein rechtes Herz ist gar nicht umzubringen. Die blauen Tage brechen an, und ehe sie verfließen, wir wollen sie, mein wackrer Freund, genießen, ja genießen. Aus dem Heimatkalender von 1924 An den Bäumen, welk und matt, schwebt des Laubes letzte Neige, niedertaumelt Blatt auf Blatt und verhüllt die Waldessteige. Nikolaus Lenau Sicht Nr. 49 Seite 28 Bekanntes und Unbekanntes … exotische Früchte Limetten Uwe Künkenrenken In Deutschland wird die Limette häufig auch als Limone bezeichnet, was vor allem in der Ähnlichkeit zum englischen Begriff Lemon (Zitrone) begründet ist. Dies führt jedoch nicht selten zu Verwechslungen. Die Limette (Citrus aurantifolia) ist eine Zitrusfrucht, die zur Familie der Rautengewächse gehört. Die Limette stammt ursprünglich aus Südostasien. Heute wird sie zum Beispiel in Italien, in den USA, in Mexiko sowie in Südamerika angebaut. Durch den Import sind Limetten ganzjährig in Deutschland zu haben. Die Limette ist eine Frucht mit dunkler grüner Schale. Die Schale ist deutlich dünner als bei einer Zitrone. Der Durchmesser beträgt bei der gewöhnlichen Limette etwa fünf Zentimeter. Die echte Limette hingegen ist etwas kleiner, sie erreicht lediglich die Größe eines Tischtennisballs. Das Fruchtfleisch der Limette ist dunkelgelb bis blassgrün, sehr aromatisch und sauer. Ihr Gehalt an Vitamin C ist im Vergleich zur Zitrone niedriger, hierfür ist der Wassergehalt der Frucht höher, wodurch sie deutlich saftiger ist. Die Limette ist reich an verschiedenen Inhaltsstoffen wie Kalium, Phosphor, Magnesium und Calcium. So enthält eine Limette beispielsweise ca. 80 mg Kalium,13 mg Calcium sowie 15 mg Magnesium. In geringen Mengen kommen in einer Limette auch Schwefel, Chlor und Natrium vor. In früheren Jahren diente die Limette zudem den Seeleuten als Vorbeugung gegen die weit verbreitete Krankheit Scorbut. Neben dem Vitamin C sind in der Limette noch weitere Vitamine enthalten. Die wichtigsten hiervon sind die Vitamine B3 sowie B5. Auch die Vitamine B6 und E sind enthalten. Die Limette kann in der Küche vielfältig eingesetzt werden. Sie wird in den meisten Fällen frisch verarbeitet. Übrigens halten sich Limetten im Kühlschrank mehrere Tage. In erster Linie eignet sich die Limette als Geschmackszugabe für Fruchtsalate und Joghurtdrinks, wird aber auch für die Zubereitung von Fischsaucen gern genutzt. Hierfür wird die Schale gründlich gereinigt und abgerieben. Auch Reisgerichten gibt die Limette bei Zugabe ein unverwechselbares Aroma. Des Weiteren wird die Limette aber auch zur Zubereitung von Säften und Cocktails verwendet. Der am häufigsten hergestellte Cocktail ist hierbei der aus Brasilien stammende Caipirinha, bei dem neben Limetten zur Herstellung brauner Rohzucker, Eis und Cachaca verwendet werden. Auch Mojito und Cuba Libre sind bekannte Cocktails, die mit Limetten hergestellt werden. Doch nicht nur in der Küche, auch in der Kosmetik findet die Limette Anwendung, beispielsweise bei der Herstellung von Cremes und Shampoos. Quelle Wikipedia Sicht Manuela Völkel Nr. 49 Seite 29 Alterssuizid „Oh nein, bevor ich so pflegebedürftig und abhängig werde, würde ich mich eher umbringen!“ So oder ähnlich lauten nicht selten die Äußerungen von Menschen in unserer Gesellschaft, die mitten im Leben stehen. Beiden gemeinsam ist jedoch die Tatsache, dass die Betroffenen durch den Suizid die Lebenssituation beenden wollen, nicht aber das eigentliche Leben. 4.000 Menschen über 60 Jahre bringen sich jedes Jahr in Deutschland um, wobei die Dunkelziffer 11-25% höher eingeschätzt wird, denn viele alte Menschen sterben durch eine gezielt veränderte Medikamenteneinnahme, bewusst herbeigeführte Verkehrsunfälle, Alkoholmissbrauch oder durch gewolltes Einstellen von Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr. Bedeutung für die Hinterbliebenen Die Suizidrate bei Männern über 65 Jahre liegt zudem drei- bis viermal höher als bei den gleichaltrigen Frauen. Ist Suizid gut oder schlecht? In der Folge eines Suizids fühlen sich viele Hinterbliebene schuldig oder werden von der Gesellschaft indirekt als schuldig erklärt. (z.B. Äußerung einer Nachbarin: „Ja die Tochter hat sich ja auch kaum um ihn gekümmert! Sie kam ja nur einmal in der Woche.“) Es leiden durchschnittlich sechs Angehörige an dem Verlust eines suizidierten Menschen. Diese besondere Form der Trauer lässt sich für die Seele und den Körper eines Menschen kaum ertragen und häufig bricht ihr soziales Netzwerk weg, womit eine Trauerverarbeitung zusätzlich erschwert wird. Das Thema wird in der Gesellschaft zweischneidig diskutiert: Auf der einen Seite scheint bei alten Menschen eine Suizidhandlung ihres „verbrauchten“ Lebens eher akzeptiert, als bei jungen Menschen, die ja „noch ihr ganzes Leben vor sich haben“. Mit Worten wie „Bilanzsuizid“ oder „Freitod“ wird der Ruf nach individueller Selbstbestimmung über das eigene Leben „schön geredet“ ja sogar verherrlicht und die Angst vor dem Schreckgespenst der Abhängigkeit vertrieben. Wird der Suizid nicht auch oft (unbewusst) als die Lösung dargestellt? Schließlich diskutiert und beklagt die Politik allzu oft die finanzielle Belastung des demografischen Wandels, wodurch sich alte Menschen nutzlos, wertlos und als Staatsbelastung fühlen müssen. Auf der anderen Seite wird nicht selten der Suizid aus religiöser Sicht heraus sehr stark verurteilt, tabuisiert und eine Bewältigung für alle daran Beteiligten unmöglich gemacht. Ein Mensch, der sich suizidiert hat, durfte beispielsweise früher nicht durch die katholische Kirche beerdigt werden. ... ohne Worte Sicht Nr. 49 Seite 30 des letzten Lebensabschnittes meist auf wenige erhaltene Fähigkeiten. Ursachen des Alterssuizid Viele alte Menschen finden auf die Sinnfrage des Lebens keine Antwort mehr, da ihnen vor allem der Dialog, ja der zwischenmenschliche Austausch fehlt. Nicht die Anzahl oder die Schwere der Diagnosen machen die Menschen instabil, sondern die Auswirkungen derselben. Einschränkungen und Belastungen im Alltag, wie Altersarmut, unbefriedigende Wohnsituation oder Umzug, sowie Tod der PartnerIn oder der AltersgenossInnen, Streitigkeiten in der Familie, Sinneseinschränkungen, wie bspw. Schwerhörigkeit, Bewegungseinschränkungen, Sturzangst und Inkontinenz, sowie Schmerzen erschweren eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und somit reduziert sich die Gestaltung Wir brauchen Kümmerer Die Menschen haben Angst vor Abhängigkeit oder Ausgeliefertsein, da es in unserer schnelllebigen, mobilen Welt nur wenige „Kümmerer“ gibt, die sich Zeit nehmen für ein Gespräch in Langsamkeit und Entschleunigung, um den ureigenen Willen des Betroffenen herauszufinden. Deshalb bedarf es in unserer Gesellschaft mehr Fürsorge. Männer sind es jedoch aufgrund ihrer Sozialisation meist weniger gewohnt Fürsorge im klassischen Sinne anzunehmen, so dass dies eine Erklärung für die erhöhte Suizidrate bei Männern sein kann. Die „echte Fürsorge“ eines Menschen zielt jedenfalls immer auf die Unterstützung von Selbstbestimmung des Betroffenen im Hinblick auf ein Leben, das bis zuletzt authentisch und glücklich gelebt werden kann. ZUR AUTORIN: Manuela Völkel arbeitet als Beraterin und Dozentin für Palliative Care und Pflege und hospitierte im Mai 2011 im Rahmen ihres Masterstudiums für Palliative Care und Organisationethik in der Fachstelle „Zukunft Alter“ in Arnsberg. ? bunt gemischt ! 1. Was ist ein Trailer? 11. Die positive Elektrode heißt? 2. Alaska gehörte bis 1867 zu? 12. Wann ist bei uns Winter? 3. Jeder Mensch ist abends? 13. Wer war der erste Bundespräsident? 4. Nautik ist die Lehre von? 14. Der längste menschliche Knochen? 5. Wie viele Weltwunder gibt es? 15. Wie lange dauert die Fastenzeit? 6. Die Frucht der Edelkastanie? 16. Antibiotika wirkt gegen? 7. Was ist das einfachste Atom? 17. Das Wort Islam bedeutet? 8. Wo steht das Völkerschlachtdenkmal? 18. Der Begriff Focus steht für? 9. Was sieht man vom Mond aus? 19. Was ist Parsec? 10. Ein Hektar sind wie viele qm? 20. Seit wann ist das Saarland wieder deutsch? Sicht Waltraud Ypersiel Total verschnupft, mit starkem Husten riet mir mein Arzt zum inhalieren. Heißes Wasser und Kamille erst mal weg, mit der Brille. Ein großes Tuch bedeckt den Kopf und den Topf. Heiß wird es mir, nicht bewegen, ruhig sitzen, fange langsam an zu schwitzen. Nr. 49 Seite 31 So ist das halt! Tropfen, tropfen in den Topf von dem heißen Kopf. Darf nicht aufstehen, und nicht Fernsehen. Lange Weile, wie soll ich mir die Zeit vertreiben? Kann nicht schreiben, aber denken und die Gedanken dabei lenken! War das heute die Marlen, hab´s gesehen, geküsst hat sie den Mann, an ihrer Seite und gingen eng umschlungen weiter. Aber dann, in der Bücherei, wo ich mir den Schlüssel leih, wenn mich reizt die dumme Blase sah ich nicht die große Vase bin gestürzt und fall direkt nicht auf, nein neben den Ständer mit dem Prospekt. Dessen Titel: Ohne wenn und aber sitz gerade. Es kommt kein Dampf, im Bein ein Krampf ich heb‘ das Tuch, der Tee ist kalt … So ist das halt! Die Bleistiftspitze Doris Dame „Dein Glück kann auf der Bleistiftspitze liegen!“ Ich konnte Vaters Worte nicht begreifen. So ließ als Kind ich die Gedanken fliegen. Wie könnt das Glück die Bleistiftspitze streifen? Viel später hab ich seinen Worten nachgelauscht. Sie klingen heute mir so lieb vertraut. Er hat die Wahrheit einst nicht aufgebauscht. Wie oft hab ich schon auf solch Glück gebaut. Im steten Auf und Ab des Lebens vertreibt das Schreiben meine Sorgen. So waren Vaters Worte nicht vergebens. Ich kann vom Stift ein bisschen Glück mir borgen. Sicht Nr. 49 Seite 32 Kleine Grundschulen vor dem Aus? Albert H. Hoffmann Ja, so ändern sich die Zeiten! Erst die intensiven Diskussionen um die PisaStudie und dann die endlosen Verhandlungen und Beratungen um die verschiedenen Schulsysteme. „Stirbt die Schule, stirbt das Dorf“, so formulieren es auch viele Sauerländer sehr treffend. Der Schüler hat ehrerbietiges Benehmen zu praktizieren und sich allezeit verträglich zu zeigen. Mutwillige Zerstörungen werden strenge bestraft. Wer Menschen nachruft, Pferde scheucht, mit Steinen oder Schneebällen wirft oder Vogelnester ausnimmt, hat mit Strafe zu rechnen. Die Strukturen in unseren sauerländischen Dörfern haben sich im Laufe der Jahre auf allen Ebenen schon gravierend verändert. Wenn nach dem Sterben der „Tante Emma Läden“ nun auch noch die Grundschulen aufgelöst werden, na, was bleibt dann noch in den einst so hoch gepriesenen dörflichen Einheiten übrig. Häuser und Tore dürfen nicht mit Kreide beschmiert werden. Eisenbahnzüge dürfen nicht mit Steinen beworfen werden; Heiden und Hecken dürfen nicht abgebrannt werden usw. Nichts ist mehr so, wie es früher einmal war. Und das ist wirklich für die dörflichen Strukturen sehr schade. Werfen wir doch einmal einen Blick zurück in die früheren Schulzeiten. Ich schaute kürzlich in das Zeugnisheft meines Vaters, der im Jahr 1908 in die Müscheder Elementarschule eingeschult wurde. In 15 Paragraphen wird auf das Schülerverhalten hingewiesen. So z.B. im § 15: „Die Kinder müssen sauber gewaschen in die Schule kommen; Mitteilungen an die Schüler dürfen nur während der großen 10Uhr-Pause gemacht werden. Störungen während des Unterrichts werden polizeilich oder gerichtlich bestraft. Vertrauensvoller Umgang zwischen Schülern und Lehrern wird verlangt. Die „Königliche Schulinspektion“ kontrollierte damals auch den regelmäßigen Kirchenbesuch; auch schon Weltkunde, Obstbaumzucht und Industrielehre wurden damals gelehrt. Ich möchte abschließend feststellen, dass unsere Vorfahren in den oft mehrklassigen kleinen Dorfschulen im Unterricht so manche Lebensweisheiten gelehrt bekamen. Und heute, wenn die einst ehemaligen und erfolgreichen Grundschulen in den Dörfern geschlossen werden sollten, na dann! Es wird höchste Zeit, dass die verantwortlichen Ministerien umsteuern! Inzwischen sind ja nun - Gott sei Dank - einvernehmliche Regelungen mit der Einführung der Sekundarschule in NRW getroffen worden. Auf der nächsten Seite sehen Sie ein Zeugnis von 1902 der einklassigen Mädchenschule in Müschede. Gewusst wie … Kommt der junge Lehrer am Montagmorgen in die Schule und sagt: "Ich stelle euch jetzt jeden Montag eine Frage. Wer sie beantworten kann, der braucht für drei Tage nicht zur Schule zu kommen." Beim ersten Mal stellt er diese Frage: "Wie viel Liter Wasser enthält das Mittelmeer?" Keiner kann diese Frage beantworten. Beim zweiten Mal stellt er die Frage: "Wie viele Sandkörner kann man in der Sahara finden?" Niemand weiß die Antwort. Am dritten Montag legt Klaus ein 50-Cent-Stück auf das Lehrerpult. Als der Lehrer hereinkommt, entdeckt er die Münze. Er fragt: "Wem gehört diese Münze?" "Mir!", ruft Klaus. Er rennt ganz schnell nach vorne, nimmt sich die Münze und sagt: "Tschüss, wir sehen uns am Donnerstag wieder!" Sicht Nr. 49 Seite 33 Sicht Nr. 49 Seite 34 Die Gabe der Vollendung – mit dem Sterben leben Henri Nouven 1994 Gibt es ein Leben nach der Geburt? Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter. Die Schwester sagt zu ihrem Bruder: „Ich glaube an ein Leben nach der Geburt!“ Ihr Bruder erhebt lebhaft Einspruch: „Nein nein, das hier ist alles. Hier ist es schön, dunkel und warm. Wir brauchen uns lediglich an die Nabelschnur zu halten, die uns ernährt.“ Aber das Mädchen gibt nicht nach: „Es muss doch noch mehr als diesen dunklen Ort geben. Es muss anderswo etwas geben, wo Licht ist und wo man sich frei bewegen kann.“ Aber sie kann ihren Zwillingsbruder immer noch nicht überzeugen. Dann nach längerem Schweigen sagt sie zögernd: „Ich muss noch etwas sagen, aber ich fürchte, Du wirst auch das nicht glauben. Ich glaube nämlich, dass wir eine Mutter haben!“ Jetzt wird ihr Bruder wütend: „Eine Mutter, eine Mutter! Was für einen Unsinn redest du da? Ich habe noch nie eine Mutter gesehen und du auch nicht. Wer hat dir das in den Kopf gesetzt? Ich bleibe dabei: dieser Ort ist alles, was es gibt! Warum willst Du immer noch mehr?“ „Hier ist es doch, alles in allem, gar nicht so übel. Wir haben alles, was wir brauchen - seien wir also damit zufrieden.“ Die Schwester ist von der Antwort ihres Bruders ziemlich erschlagen und wagt eine Zeitlang nichts mehr zu sagen. Aber sie kann ihre Gedanken nicht einfach abschalten. Und weil sonst niemand da ist, mit dem sie darüber hätte sprechen können, sagt sie schließlich doch wieder: „Spürst Du nicht ab und zu diesen Druck? Das ist doch immer recht unangenehm. Manchmal tut es richtig weh.“ „Ja,“ gibt er zur Antwort, „aber was soll das schon heißen?“ „Ich glaube aber, dass dieses Wehtun dazu da ist, um uns auf einen anderen Ort vorzubereiten, wo es viel schöner ist als hier und wo wir unsere Mutter von Angesicht zu Angesicht sehen werden. Wird das nicht aufregend sein?“ Ihr Bruder gibt keine Antwort. Er hat endgültug genug vom dummen Geschwätz seiner Schwester. Jetzt bin ich Senior … Iris-Magdalena Hartmann Jetzt bin ich Senior ... und hab mich so erschreckt! Ja eines Morgens hab ichs bei mir entdeckt das Wörtchen Senior, das plumpste aus dem Bett und ich gleich mit ... wie hab ich mich erschreckt! Jetzt bin ich Senior ... und hab mich so erschreckt denn meine Zehen, die haben mich geneckt mit Schlaferei und Stichelei am hellen Tag und selbst das Wasser ist nicht mehr so wie ich´s mag - Jetzt bin ich Senior ... wie muss ich jetzt bloß sein? Ein Vorbild gar? Für wen? Für Kinderlein? Muss ich gar weise, leise fortan mich benehmen und in die Tonne kloppen zukunftsvolles Sehnen? Jetzt bin ich Senior ... und dachte ich wär klug wüsst vom Leben mehr jetzt als genug doch stell ich fest, ich bin noch längst kein Greis weil ich von allem immer weniger weiß! Sicht Dr. med. M. Hummel Nr. 49 Seite 35 Depressionen im Alter? Biographisch bedeutsame Erlebnisse bei älteren Menschen wie z.B. die Aufgabe der Berufstätigkeit, Eintritt ins Rentenalter mit finanziellen Einbußen, Tod des Ehepartners oder naher Freunde, Wegzug der Kinder oder Enkel können eine Depression auslösen und zu einem völligen Verlust der Lebensfreude führen. Die Verzweiflung kann so stark werden, dass die Selbsttötung als einziger Ausweg gesehen wird. In Deutschland nehmen sich nach der Statistik der Behörden jährlich mehr als 9.000 verzweifelte Menschen das Leben. Depressionen treten bei jungen und alten Menschen gleichermaßen auf und sind organische Erkrankungen des Hirnstoffwechsels, die erfolgreich behandelt werden können. Erstsymptome sind oftmals Ein- und Durchschlafstörungen mit Früherwachen. Die Gedanken kommen nachts nicht mehr zur Ruhe, drehen sich häufig um die gleichen Themen und beim Aufstehen ist man erschöpft, als hätte man gar nicht geschlafen. Der Tag wird als tief traurig erlebt, der Antrieb die üblichen Aufgaben zu erledigen ist kaum noch da. Man sieht die Arbeit, ist aber nicht in der Lage sie zu erledigen. Vorsätze dies am nächsten Tag nachzuholen scheitern unter dem Druck des Versagens. Die Gedanken und Gefühle sind leer, die Betroffenen sind froh, wenn sie sich zurückziehen können und keine Anforderungen mehr an sie gestellt werden. Schuldgefühle, dass man im Leben nichts richtig gemacht habe und für anderen Menschen nur eine Last sei, komplizieren die Erkrankung. Aber auch funktionelle körperliche Beschwerden treten hinzu z.B. im Magen-Darmbereich, Herzbeschwerden, Atmungsstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schmerzen, Zungenbrennen, um nur einige zu nennen. Häufig bestehen Störungen der Konzentration, so dass es schwer fällt auch nur die Zeitung zu lesen und die Vergesslichkeit nimmt zu. Schnell wird dann an eine Demenz/Alzheimer gedacht und Ängste steigern sich vor der Sor- ge, vielleicht die gewohnten Lebensumstände aufgeben zu müssen. In ihrer Verzweiflung greifen viele Betroffene nach Schlaf- oder Beruhigungsmedikamenten, aber auch zu Alkohol, nur um einmal Ruhe zu finden vor diesem schlimmen Lebensgefühl, um dann zu merken, dass sich hierunter das Krankheitsbild häufig verschlimmert und noch eine Abhängigkeit auftritt. Die Hürde in Behandlung eines Psychiaters oder eine Klinik für Psychiatrie zu gehen, ist manchmal groß, dabei kann dieser Entschluss bedeuten, dass das Leben bald wieder mit Lebensfreude erfüllt sein kann. Dort wird der Krankheitsverlauf analysiert, körperliche Untersuchungen durchgeführt, Befunde erhoben, sofern nötig auch ungefährliche apparative Zusatzuntersuchungen, die zeigen, wie gut das Gehirn funktioniert und ob dort Veränderungen nachweisbar sind. Ebenso wird durch eine Blutabnahme festgestellt, ob bestimmte Hormone und Vitamine ausreichend vorhanden sind. Es folgt die spezifische psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung, unterstützt von testpsychologischen Verfahren und ergänzt durch z.B. Psychotherapie, Verhaltenstraining, Kognitionstraining, Soziales Kompetenztraining, Genussgruppen, biologischpsychiarische Therapien, aber auch Bäder, Massagen und Krankengymnastik und falls erforderlich durch eine möglichst nebenwirkungsarme Medikamentengabe, die am Einzelfall ausgerichtet ist. Dies Behandlungsangebot wird in der Region Arnsberg, Sundern, Wickede und Ense für alle Kassen- und Privatpatienten seit Jahren erfolgreich in der 80-Betten „Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik“ des St. Johannes-Hospital in Neheim stationärund teilstationär durchgeführt. (Klinik und Privatambulanz: Chefarzt Dr. med. M. Hummel, 02932 980-6270) Sicht Nr. 49 Seite 36 Zum Wohle der psychisch erkrankten Patienten hat sich seit vielen Jahren zwischen der Klinik, dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Hochsauerlandkreises, der Kontakt- und Beratungsstelle des „Förderkreis Psychische Gesundheit e.V.“ und der Suchtberatungsstelle der Stadt Arnsberg „Wendepunkt“ ein gut funktionierendes Netzwerk ausgebaut. Durch einen weiteren Ausbau der Expertenzu- sammenarbeit des Hochsauerlandkreises wird es in Kürze gelingen, das „Bündnis gegen Depression“ in unsere Region zu bekommen. Bald werden Depressionen durch Aufklärungsarbeit und Vorträge im gesamten HSK für jeden Bürger ein Begriff sein für eine gut behandelbare Erkrankung, die jeden treffen kann und über die man spricht. Sozialpsychiatrischer Dienst des Hochsauerlandkreises Ansprechpartner: Dr. Joachim Scholz 02931 94-4297, 0291 94-26216, [email protected] Suchtberatungsstelle der Stadt Arnsberg „Wendepunkt“ Ansprechpartner: Rudolf Hillenkamp 02932 201-2209 St. Johannes-Hospital, Klinik und Privatambulanz Ansprechpartner: Chefarzt Dr. med. M. Hummel 02932 980-6270 Förderkreis Psychische Gesundheit e.V., Kontakt und Beratungsstelle Ansprechpartnerin: Eleonore Hecker 02932 931180 Die Schreibschrift soll abgeschafft werden ... Sicht Nr. 49 Seite 37 Ich möchte es nicht mehr hergeben - mein E-Bike Marita Gerwin Mein Traum ging in Erfüllung. Kurz vor den FeNun habe ich bereits 700 Kilometer auf meirien „gönnte“ ich mir ein Elektro-Fahrrad. Unnem E-Bike erstrampelt und meine ganz perterschiedliche Typen hatte ich bereits Probe sönlichen Erfahrungen gesammelt. Mein Regefahren. Bergauf, bergab und auf der Stresümée: Ich möchte es nicht mehr hergeben cke. Schnell, wendig und mit einer ungewohn- mein E-Bike. ten Leichtigkeit auf den doch manchmal recht steilen Anstiegen im Sauerland. Kräftig in die Auf der Strecke, der Ebene ein wunderbares Pedale treten natürlich inbegriffen. InteressierReisen. Mit 25 bis 30 Km Durschnittsgeschwinte aber auch zweifelnde Blicke erntete ich in digkeit zwischendurch mal, ist keine Kunst. meiner Nachbarschaft, als ich „stolz wie OsDabei noch die Landschaft genießen, den Duft kar“ mit meiner neuen Errungenschaft Zuhauvon Blumen und frisch gemähtem Heu in sich se eintreffe. Leichtes aufnehmen, den SchifSchmunzeln meine ich fen zuschauen, weite gelegentlich entdeckt Strecken fahren, ohne zu haben. „Lass mich Probleme. Radfahren mal ausprobieren. Zeig macht Spaß. Doch ich mal. Meine Mutter denkt muss immer konzenauch über solch eine triert sein. Schalten, Investition nach. Na, Programme wählen, haste dir ein Seniorenwieder schalten, von Fahrrad angeschafft?“, Ecco bis High, vom hörte ich rund um mich ersten in den achten herum. „Redet ihr nur. Gang. Geschwindigkeit Ich werde meinen Spaß anpassen. Auch das haben und das reinste Anfahren bei einem EPause muss trotzdem sein ... Fahrvergnügen geniesBike ist nicht so einfach. sen“, dachte ich nur, Und der lange Bremshielt mich mit meinen Äußerungen aber zuweg ist erst recht nicht zu unterschätzen. rück. Dann passiert es. Ich muss plötzlich eine Ab in die Ferien. Der Aktiv-Urlaub entlang eiPanik-Bremsung vor einem unvorhergesehenes großen Flusses in Süddeutschland konnnem Hindernis hinter einer unübersichtlichen te beginnen. Denkste - schnell mal so eben. Kurve durchführen. „Oh, oh, oh. Hoffentlich Vorraussetzung war, dass wir zunächst erst geht das gut!“, schießt es mir durch den Kopf. einmal eine Anhängerkupplung an unserem Die Bremsen „packen“ gewaltig. Ich stehe auf Auto installieren lassen mussten, die es vordem Punkt. Das Rad gibt mir einen gewaltigen her noch nicht gab. Schub. Ich gerate ins Straucheln, drohe zur Ein Heckgepäckträger musste konsequenter Seite zu kippen. Gegensteuern, Gewicht verlaWeise her. Denn ein E-Bike ist ganz schön gern. Es ist ein Balanceakt in solch einem Moschwer. ment, das Rad ins Gleichgewicht zu wuchten. Auch ohne Akku wiegt es mehrere Kilogramm Im letzten Moment rutscht es mir doch noch mehr als mein alter Drahtesel. Auf unser Auzur Seite weg und ich lande auf der Straße. todach zu hieven, wie bisher, wäre überhaupt Gott sei Dank habe ich den Fahrradhelm auf. nicht machbar gewesen. Aber es ist, wie es ist: Ohne geht gar nichts! Es ist noch einmal gut wer A sagt, muss auch B sagen. Die Investition gegangen. Eine leichte Schürfwunde am Knie, gehörte dann einfach auch noch dazu. Also, Ellebogen und ein kleiner Kratzer am Rad. Die E-Bike aufgeladen und los gehts. Das Wetter Hose ist heil geblieben. Der Schreck sitzt mir ist zum Radeln hervorragend geeignet. in den Gliedern. Leichtes Herzrasen verspüre Sicht Nr. 49 Seite 38 ich. „Ja, da war ich wohl ein wenig zu schnell unterwegs. Unangepaßte Geschwindigkeit“, würden Verkehrsexperten sagen. Eine andere Sitzposition, als auf meinem bisherigen Fahrrad, längere Bremswege, schwereres Rad, alles Dinge, an die ich mich erst einmal gewöhnen muss. So einfach ist es also doch nicht, ein E-Bike zu fahren. Ich habe inzwischen „Respekt“ vor diesem hochtechnischen Sportgerät. Vielleicht musste es erst zu diesem kleinen Zwischenfall kommen. Jetzt fahre ich viel bewusster auf meinem E-Bike. In der Stadt, mitten im wuseligen Verkehr, zwischen Bussen, hupenden Autos und LKW´s und auf holprigen Pflastersteinen steige ich vorsichtshalber lieber in der Eingewöhnungs-Phase erst noch einmal ab. Kein Problem. Habe ja den Luxus des „Schiebemodus“ an meinem Rad, denke ich. Macht ja nichts, dass es steil bergauf geht in die historische Altstadt. Von Wegen. Das Rad inclusiv 7 Kilo Akku zu schieben ist für mich nicht „easy“. Und dann stößt mir Kurz und Knapp: auch noch im „Schiebemodus“ die Pedale in die Kniekehle. Oh, weia. Das wird mir ja was. Einen kurzen Moment lang wünsche ich mir meinen 20 Jahre alten Drahhtesel zurück, dem ich blind vertrauen konnte. Ich stelle fest: Eine gewisse Eingewöhnungszeit ist absolut erforderlich. Das E-Bike braucht die Strecke, den Berg, den ich ohne große Mühen mit einem Lächeln auf den Lippen hinaufstrample. An keuchenden und sich quälenden Bikern vorbei, die ihre Muskelkraft arg strapazieren. Ich höre noch, wie ein sympatischer Radler hinter mir herruft: „Das ist unfair!“ Ich muss zugeben, eine kleine, heimliche Schadensfreude konnte ich mir in diesen Moment nicht verkneifen. Ich habe Hochachtung vor ihrer sportlichen Leistung und freu mich, dass ich nun mit meinem E-Bike durchaus mithalten kann. Auch über große Entfernungen hinweg. Ich möchte es nicht mehr hergeben - mein E-Bike. Schön, dass es diese technische Entwicklung gibt und ich sie nutzen kann. Wunderbar. Ich freue mich auf die nächsten Touren. Frauen mobiler als Männer Erwachsene Töchter ziehen weitaus früher aus dem Elternhaus aus als die Söhne. Mit 25 Jahren wohnte im Jahr 2010 noch jede fünfte junge Frau (21 Prozent) bei den Eltern. Bei den 25 Jahre alten Männern sind es 38 Prozent, bei den 30 Jahre alten Männern immerhin noch 13 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Berlin mit. Auch bei der Mobilität innerhalb Deutschlands zeigen sich die jungen Frauen wesentlich flexibler als die jungen Männer. Lösungen zu ? bunt gemischt ! 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Ein kurzer Werbefilm Russland Kleiner als am Morgen Der Schifffahrt Sieben Marone Wasserstoffatom Leipzig Die chinesische Mauer 10.000 m² 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. Anode Vom 21. Dezember bis 21. März Theodor Heuss Oberschenkelknochen 40 Tage Bakterien Hingabe an Gott Brennpunkt Eine Längeneinheit Seit 1957 Sicht Nr. 49 Seite 39 Jugend engagiert sich - Die gute Nachricht Marita Gerwin Fast die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland ist ehrenamtlich aktiv. Knapp 45 % aller 14 bis 15-jährigen geben dies bei der Studie der Universität Würzburg an. Im Durchschnitt 22 Stunden im Monat und das über einen längeren Zeitraum! Ein tolles Ergebnis und eine gute Nachricht! Allerdings sei ihr Anteil unter den Haupt- und Förderschülern deutlich geringer als unter den Realschülern und Gymnasiasten. Die Forscher plädieren dafür, Programme für soziales Engagement stärker auch auf diese Schulformen auszurichten. Das es wunderbar geht, zeigt die Schülerfirma „sozialgenial“ der Ruth-Cohn-Schule, eine Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung aus Arnsberg. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 41 hier im GerationenMagazin SICHT. Bilderrätsel: Das Tor zum Sauerland? Sicher nicht, obwohl man von hier aus einen wundervollen Blick durch das Tor auf die Sauerländer Berge rund um Neheim und Hüsten hat. Wo entdeckte unser Fotograf dieses schöne eindrucksvolle Tor? Lösungen bitte schriftlich an die SICHT-Redaktion, Lange Wende 16 a, 59755 Arnsberg, E-Mail:[email protected] oder an eines der Stadtbüros. Gewinnen Sie ein „Weihnachts-Entenessen“ für 2 Personen im Kolpinghaus Neheim Sicht Nr. 49 Seite 40 Erwachsene sollten Vorbild sein! Anni Künkenrenken Oft können Kinder nicht verstehn, was sie so bei Erwachsenen seh’n! Vorbild sein ist uns’re Pflicht, sonst lernen unsere Kinder nicht! Hallo - Partner - Dankeschön, den Satz will keiner mehr versteh’n: „Ich bin ich - nur das ist wichtig“, aber sicher nicht ganz richtig! Wer nutzt denn schon den Zebrastreifen, man kann es manchmal nicht begreifen: Über die Fahrbahn - welch ein Hohn, rennt man mit Tochter oder Sohn. „Ichlinge“ gibt es genug, doch sie begehen Selbstbetrug. Wie sie sich geben, was sie machen, ist manchmal traurig, nicht zum Lachen. Und noch, weil sie’s eilig haben bei rot über die Kreuzung traben! Wie solln sie lernen wie man’s macht? Wenn „Große“ es - falsch vorgemacht! „Was kümmert mich mein Nebenmann, wenn ich doch alles besser kann?“ Wo bleibt die Rücksicht, wo der Verstand? Besser - man ist tolerant! Auf dem Gehweg - ich kann es nicht fassen, Bananenschalen fallen lassen. Zum Müllkorb sind’s nur ein paar Schritte! Ich frage mich: Was soll das bitte? Kinder schauen und beobachten gut, was so mancher Erwachsene tut. Drum nutze jede Gelegenheit, viel zu schnell vergeht die Zeit. Ist es denn wirklich schon soweit? Für alles einfach keine Zeit? Anstandsregeln sind vergessen und scheinbar nicht mehr angemessen! Zeigt wie man es richtig macht und gebt auf unsere Kinder acht! Wir leben zusammen, Groß und Klein, darum lasst uns Vorbild sein! Wer erzieht den Elefanten? Wer erzieht den kleinen Elefanten? Nicht der Vater, sondern nur die Tanten! Überall begleiten sie den Kleinen auf den Elefantentantenbeinen. Wenn Gefahr naht, stellen sie sich weise Kopf nach innen - um ihn her im Kreise. So dass Feinde im Vorübergehen, nur die Elefantentantenhintern sehen. Dadurch kommt es, dass ein Elefantenkind wenn es groß ist und schon laut trompetet, schutzbedürftig bleibt und leicht errötet und empfindlich ist .- wie alte Tanten sind. James Krüss Sicht Nr. 49 Seite 41 Ruth-Cohn-Förderschule Arnsberg Patenschaft mit dem Kinderhilfswerk Para Niños Hanna Zängerling, Aktive Bürgerschaft e.V. Aus dem CD-Player klingt es: „Wir wollen, dass Du weißt, was Para Niños heißt …“ Das Lied, das durch den Klassenraum hallt, erzählt von einem Kinderhilfsprojekt in Bolivien, für das sich die Achtklässler der RuthCohn-Schule in Arnsberg stark machen. Bei YouTube läuft es, vielleicht auch bald im heimischen Radiosender, hofft Schulleiterin Claudia Brozio. Zurzeit sind die 18 Schülerinnen und Schüler damit beschäftigt, Bilder für das CD-Cover zu entwerfen. Denn der Song, den sie für ihre Patenschaft produziert haben, soll professionell vermarktet werden. Sie haben die Patenschaft für kranke und verletzte Kinder in Bolivien übernommen: die Achtklässler der Ruth-Cohn-Schule in Arnsberg mit Schulleiterin Claudia Brozio und Klassenlehrerin Steffie Knapp Es ist nicht die erste Aktion, mit der die Jugendlichen für ihr sozialgenial-Schulprojekt, das vor einem Jahr an den Start ging, die Werbetrommel rühren. „Sie haben selbstgebastelten Schmuck an einem Weihnachtsstand verkauft und Lose bei einem Fußballturnier, das sie organisiert haben“, erzählt die Schulleiterin. Das Geld, das die 13- bis 15-Jährigen der Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung sammeln, soll für die Therapie von bolivianischen Kindern verwendet werden, die an Verbrennungen, an Lippen- und Gau- menspalten oder Krebs leiden. „Dafür haben wir tolle Partner gefunden“, sagt Brozio. Allen voran die städtische Zukunftsagentur | Fachstelle „Zukunft Alter“ und bürgerschaftlich engagierte Senior-Paten. „Es ist schlimm, dass so vielen kranken Kindern in Bolivien nicht geholfen wird“, findet Julian Freund. Der 14Jährige war aktiv beim Entstehungsprozess des Liedes dabei. „Erst haben wir die Musikrichtung festgelegt, dann den Text geschrieben und schließlich das Lied in einem professionellen Studio aufgenommen“, erzählt der Junge. Hilfe gab es von einem Mitarbeiter des Kinder- und Jugendbüros, der sich in der Branche auskennt. „Das Lied soll darüber informieren, was in Bolivien los ist - und andere dazu bringen zu spenden.“„Wir wollen die Menschen aber auch davon überzeugen: Unsere Schüler können was“, erläuterte Brozio. In der auf drei Jahre angelegten Patenschaft für Para Niños hätten sie erkannt, dass sie in der Gesellschaft etwas bewegen können. Sie hätten gelernt, ein Projekt zu planen, im Team zu arbeiten, an einer Sache dranzubleiben. Jetzt stand die Gründung einer Schülerfirma an, die das Projekt Sicht begleiten soll. Im Aufsichtsrat sollen sogar die Handwerkskammer und die Volksbank Sauerland eG. vertreten sein. „Gelder verwalten, Rechenschaftsberichte vorlegen, die Öffentlichkeit informieren - das alles sind berufsrelevante Tätigkeiten“, sagt die Rektorin. Und die sozialgenial-Zertifikate, die sie den Schülern aushändigen wird, machten sich in den Bewerbungsmappen gut. Bislang hätten die Jugendlichen vor ihren Aktionen fächerübergreifend in Projektphasen gearbeitet. Wirtschaft, Erdkunde, Medienkonzept - das alles habe mit hineingespielt. Die Schülerfirma soll Bestandteil des regulären Unterrichts werden. Wissenschaftlich untermauert ist sie schon. Eine Referendarin der Schule hat die Idee zum Thema ihrer Staatsarbeit gemacht. Nr. 49 Seite 42 sozialgenial - Schüler engagieren sich ist die Service Learning-Initiative der genossenschaftlichen WGZ BANK in Trägerschaft der Aktiven Bürgerschaft. Sozialgenial wird vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt. Wohnen im Grünen oder Nachruf auf den Herbst Barbara Fischer Sehr beneidet wird, wer´s hat, das eigne Häuschen vor der Stadt. Im Sommer ist es wunderschön, man kann die Siedler grillen seh´n. Zwischendurch mal Rasen schneiden, ach, was sind sie zu beneiden. Kommt der Herbst, wie ist es dann? Jetzt muss jeder Hausherr ran! Es wird langsam ziemlich kalt, und ganz nackt wird dann der Wald. Alle Blätter fallen runter, die Siedler werden wieder munter. Müssen sich jetzt tüchtig regen, und das Laub vom Garten fegen. Kaum hat man die Wiese frei, kommt der nächste Sturm herbei. Ach, es hält uns schon auf Trab; Laub gibt´s am Wald und nicht zu knapp. Doch man nimmt es gern in Kauf, richtet sich dann darauf auf, dass auch das letzte Blatt mal fällt, und dann wird wieder schön die Welt. Der nächste Frühling kommt bestimmt, der uns dann neue Blätter bringt. Der Wald wird grün, das Wetter schön, dann kann man wieder grillen geh´n. So ist der Kreis auch schon geschlossen, das Laub fällt wieder unverdrossen. Und das ist gut, des Sommers Speck, fegt man mit dem Laub gleich weg. So geht es weiter, Jahr für Jahr; „Das Leben ist doch wunderbar!“ Sicht Nr. 49 Seite 43 IMPRESSUM: BILDQUELLENNACHWEIS: Sicht Titelbild Seite 3 Seite 5 Seite 7 GenerationenMagazin der Stadt Arnsberg Die Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Diese muss nicht der des Herausgebers entsprechen. Die Redaktion behält sich vor: Artikel zu kürzen, zu überarbeiten zu drucken und elektronisch zu veröffentlichen. Beachtung der Bildrechte. Verwendung von veröffentlichten Bildern, nur mit Genehmigung des Autors. Redaktion: Marita Gerwin, Sigrid Grobe, Bernd Kipper, Helmut Plaß, Uwe Künkenrenken, Martin Polenz, Waltraud Ypersiel. Layout: Petra Krutmann, Uwe Künkenrenken Bürgermeisteramt - Pressestelle: Elmar Kettler Herausgeber: Stadt Arnsberg, Der Bürgermeister, Rathausplatz 1, 59759 Arnsberg Joujou, pixelio.de Bernd Kipper Udo Schnücker Peter Fenge, pixelio.de Ralf Luczyk Seite 8 Pierroa, pixelio.de Seite 9, 10 Peter Bollwerk Seite 11, 15, 21 Hanelore Borzel Seite 12 BAGSO Seite 13, 14 Benedikt Jochheim Seite 16 Martin Polenz Seite 17 Herbert Post Seite 18 HDE Seite 19, 20 Simone Hainz, pixelio.de Seite 23 Caritas Seite 25 M. Großmann, pixelio.de Seite 25 G. Planthaber, pixelio.de Seite 26 Günther Schad, pixelio.de Seite 27, 28, 39 Uwe Künkenrenken Seite 29 Melanie Mieske, pixelio.de Seite 31 Sigrid Rossmann, pixelio.de Seite 37 Viola, pixelilo.de Seite 41 Hanna Zängerling Seite 41, 42 Pater Klaus Laireiter Email: [email protected] 9. - 13. September 2011 Netzwerk Demenz Arnsberg zum Welt-Alzheimertag 21. September 2011 Einlass: 19 Uhr - Beginn: 20 Uhr Kulturschmiede Patenschaften von Mensch zu Mensch „Du bist meine Mutter“ Wenn Sie ein wenig Ihrer Freizeit verschenken möchten, rufen Sie uns an: Ein leises, mit behutsamer Ironie getupftes Stück über das Altern und die gewandelten Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern. Kartenvorverkauf: Stadtbüros Arnsberg 02931 893-1141 Eintritt: 10 Euro Veranstalter: Stadt Arnsberg, Zukunftsagentur, Fachstelle Zukunft Alter Stadt Arnsberg Zukunftsagentur Fachstelle Zukunft Alter Marita Gerwin 02932 201-2207 www.patenschaft-aktiv.de Sicht Nr. 49 Seite 44 PINNWAND Akademie 6 bis 99 unterwegs Akademie 6 bis 99 unterwegs 1. Oktober 2011 2. November 2011 unterwegs „Oh Gott, Herr Pater ...“ Hinter den Klostermauern Wir besuchen die Benediktiner-Abtei Königsmünster in Meschede unterwegs „... und ich wollte noch Abschied nehmen!“ (Xavier Naidoo) Friedhof, Tod, Gedenken, Denkmale Wir besuchen den Arnsberger Eichholzfriedhof Das GenerationenMagazin Sicht 50. Ausgabe erscheint Anfang Dezember 2011 Arnsberger Tafel e.V. GiA Generationen in Aktion/Wohnen in Arnsberg e.V. Mehrgenerationen Wohnprojekt Wir suchen Menschen für eine offene, lebendige Nachbarschaft. Das Dschungelbuch 04. September 2011, 16:00 Uhr 11. September 2011, 16:00 Uhr 24. September 2011, 10:00 Uhr 24. September 2011, 16:00 Uhr Monika Holtappels 0160 3353601 Ulli Knaup-Weber 0176 20168018 [email protected] Zukunftsagentur | Stadtentwicklung Bettina Dräger-Möller 02932 201-1409 [email protected] Pflege- und Wohnraumberatung Beratungsbüro Arnsberg, Hartmut Humpert Eichholzstraße 9, 59821 Arnsberg, 02931 944000 [email protected] Zuständigkeitsbereiche: Arnsberg und Sundern Sprechzeiten: Mo.-Fr. 08:30-12:00 Uhr, Di. 14:00-17:00 Uhr Senioren-Tanz und Klönnachmittag 15. September 2011 20. Oktober 2011 17. November 2011 Beginn: 16:00 Uhr Mit den Arnsberger Stadtmusikanten Villa Bremer, Kapellenstraße, Neheim Ausgabestelle Neheim Möhnestraße 35 02932 941286 Montag und Freitag 09:00 - 12:00 Uhr Dienstag, Mittwoch und Donnerstag 15:00 - 17:00 Uhr Ausgabestelle Arnsberg Hellefelder Straße 39 02931 936563 Mittwoch 14:30 bis 17:00 Uhr Ausgabestelle Sundern Hauptstraße 54 02933 9099295 Donnerstag 15:00 bis 17:00 Uhr Seniorenkino Arnsberg Residenz-Kino-Center Seniorenkino Neheim Apollo-Filmtheater 24. September 2011 26. November 2011 28. September 2011 26. Oktober 2011 30. November 2011 Beginn: 14:30 Uhr Einlass: 14:00 Uhr Titel in der Tagespresse Beginn: 15:00 Uhr Titel in der Tagespresse