fertighaus - luedi architekten

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fertighaus - luedi architekten
FERTIGHAUS
V 080522
VORWORT
1 PRINZIPIEN DER KOOPERATION
2 DESIGNERHAUS VOM ARCHITEKTEN
3 BAUKASTENSPIELE
4 SYSTEM- ODER TYPENHÄUSER
5 WIN-A-HOUSE
Doz. Urs Luedi dipl. Arch. ETH SIA
Berner Fachhochschule
Architektur, Holz und Bau
Bachelor Holztechnik
Vorwort
Unbestritten bieten Fertighäuser den Kunden einige Vorteile: Sie können sich
ihr Wunschhaus in der Regel vor dem Kauf „in echt“ ansehen, die Planungsund Bauzeit ist kurz und witterungsunabhängig, und vor allem: der Preis ist
zwar nicht unbedingt niedrig, aber fest, die finanzielle Belastung bleibt somit
kalkulierbar. Die Qualität wird geprüft und dies vermittelt weitere Sicherheiten.
Architekt
Max Bill
Abb.1: Durisolhaus
Kein Wunder, dass die Fertighaus-Industrie floriert und Hersteller aus den
klassischen Holzhausregionen Alpenraum, Skandinavien und Amerika auf den
Markt drängen. Vielleicht hat die allgemeine Holzhausrenaissance dazu beigetragen, dass aus Holz konstruierte Fertighäuser nicht mehr so häufig wie
Massivhäuser aussehen.
Aufmerksamkeit verdient das Thema „Fertighaus“ seit einige Hersteller und
Architekten nach jahrzehntelanger misstrauischer Reserve wieder zusammenarbeiten. Ein Vergleich zu den zwanziger Jahren, in denen Vorfertigung und
industrielles Bauen zu den wichtigsten Themen der Architektur wurden,
drängt sich auf. Vorgefertigte Einfamilienhäuser waren vor allem aus Holz gebaut. Nie zuvor und nie mehr danach gab es so vielfältige Beziehungen zwischen Holzbaufirmen und Architekten.
Architekt
Buckminster
Fuller
Abb.2: Plydom
Fertighaus
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1 Prinzipien der Kooperation
1.1 Hersteller beauftragt einen Architekten
Ein Hersteller beauftragt einen selbständigen Architekten mit dem Entwurf eines Hauses auf dem Schema vorhandener Fertigungsmethoden. 1914 liess
die Firma Christoph & Unmack in Niesky, die schon seit der vorigen Jahrhundertwende vorgefertigte Wohnhäuser produzierte, zum ersten Mal einen
„Künstlerarchitekten“, Albin Müller, ein „transportables Ferienhaus“ in Paneelbauweise planen. Bei den Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau, die zu
Beginn der zwanziger Jahre mit der Holzhausproduktion in Kassettenbauweise begonnen hatten, war der Architektenentwurf in alter Werkbundmanier
Prinzip. Sie standardisierten die Bauelemente jedoch nicht den Grundriss.
Was im Katalog „Typenhaus“ bezeichnet wurde, waren individuelle Entwürfe
in Skelett- oder Tafelbauweise, die auf Bestellung reproduziert wurden.
Künstlerarchitekt
Albin Müller
Abb. 3: Transportables Ferienhaus in Paneelbauweise
Standardisierte
Bauelemente
Abb. 4: Kassettenbauweise
Fertighaus
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1.2 Produktionsfirma stellt Architekten an
Ein angestellter Architekt ist in die Produktion einer Firma involviert und steigert so die architektonische Qualität. Eine neue Ära begann bei Christoph &
Unmack, als 1926 auf Vermittlung Poelzigs der 25 Jahre junge Konrad
Wachsmann eingestellt wurde und eine Jahr später zum Chefarchitekten der
Abteilung Holzhausbau aufstieg. Es handelte sich hierbei um eine besonders
tiefgreifende Art der Zusammenarbeit, da Wachsmann, wenn er auch bei der
alteingesessenen Firma kein völlig neues System entwickeln konnte, die konstruktiven Details und die Fertigungsmethoden entscheidend weiterentwickelte. Er beschränkte sich nicht auf den Entwurf eines neuen Typenhauses, sondern führte eine neu Art Katalog ein, bei dem der Kunde in ein auf die vorgefertigen Bauelemente abgestimmtes Raster die Vorstellung seines Hauses
einzeichnen konnte. Im Architekturbüro der Firma wurde dieser Plan dann zur
Ausführung überarbeitet. Weniger bekannt, aber innerhalb der Firma ebenso
innovativ war Eugen Schwemmle bei den Deutschen Werkstätten.
Architekt
Konrad
Wachsmann
Abb. 5: Die Maschine macht das Haus
General Panel
Coorporation
Abb. 6: Verladene Tafeln
Fertighaus
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1.3 Architekt entwirft mit fertigen Bauteilen
Ein selbständiger Architekt entwirft ein einzelnes, individuelles Haus aus vorgefertigten Bauteilen. Beispielhaft soll hier Hans Scharoun angeführt werden,
dessen Mittelstandshaus auf der Gartenbauausstellung 1927 in Liegnitz aus
Paneelen von Christoph & Unmack gebaut war. Für Scharoun war das „Liegnitzhaus“ der Beginn einer weiterreichenden Beschäftigung mit der vorgefertigten Holzbauweise, die ihn über seinen Beitrag zum Wettbewerb „Das
wachsende Haus“ bis zu seinem System Baukaro führte. Heutzutage werden
individuelle Holhausentwürfe häufig oder sogar in der Regel mit vorgefertigten
Bauelementen geplant.
Abb. 7: Der Karo-Bau besteht aus einzelnen Baukaros mit Fixpreis
Fertighaus
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Furter Haus
Abb. 8: Fertighaus in Skelettbauweise
Axonometrie
Abb. 9: Kerngebäude mit Anbauvarianten
Fertighaus
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Abb. 10: Inseratenkampagne für zeitgemässen Holzbau
Fertighaus
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2 Designerhaus vom Architekten
Der grosse Fertighaushersteller Allkauf beauftragte bereits 1995 mehrerer Architekten „von Rang und Namen“, ein Einfamilienhaus von durchschnittlicher
Grösse und in angemessenem Kosten-Nutzen-Verhältnis für sein neues Programm „New Standard“ zu entwerfen.
Allkaufkatalog
Abb. 11: Fertighaus mit persönlicher Unterschrift
Fertighaus
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Allkauf stellte dabei das Vertriebssystem und die Produktionstechnik. „New
Standard“ – dahinter verbergen sich die Kunstagenten Helge Achenbach und
Klaus Zimmermann – war für die künstlerische Betreuung verantwortlich. Die
Architekten sollten sich der Aufgabe von einer grundsätzlichen Ebene her nähern, gemäss ihren Auffassungen von Raum, Material, Gestaltung. Erst in einem zweiten Schritt wurden die Entwürfe den produktionstechnischen Erfordernissen angepasst, was nicht ohne Diskussion und manchen Kompromiss
vonstatten gegangen sein dürfte. Allkauf setzt mit dem Programm „New Standard“ auf eine Klientel, die die Vorteile eins sogenannten Ausbauhauses (Innenund Technikausbau erfolgen in Eigenleistung) zum Fixpreis mit dem Gestaltungsplus eines „Architektenentwurfes“ verbinden will. Musterhäuser gibt es
von dem Programm bisher nicht, dafür aber einen Katalog, dessen Informationswert umgekehrt proportional zu seiner Aufmachung steht. Zwei der fünf
Architekturbüros haben sich für ein reines Holzhaus entschieden, jedoch in
sehr unterschiedlicher Gestaltung.
Ausbauhaus
Materialpaket
Abb. 12: Preisliste
Fertighaus
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2.1 Villa Italia
Toskane. Land der Lebenskunst und des schönen Wohnens. Mit der Architektur der Villa Italia der beiden Münchner Architekten wird das mediterrane Leben
diesseits der Alpen angeboten. Die Villa Italia ist geprägt von der Überlagerung
der Geschichte die sichtbar wird. Das weit auskragende Dach, das Klinkerwerk
im Erdgeschoss und eine horizontale Holzverschalung im Obergeschoss verleihen der Fassade einen markanten Charakter.
Mit einem Aussenmass von 9.5 Metern im Quadrat benötigt die Villa Italia ein
normal grosses Grundstück.
Architekten
Hilmer & Sattler
Abb. 13: Würfelförmiger Holzkubus mit vorgesetzter Backsteinfassade
Abb. 14: Quadratischer Grundriss
Fertighaus
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2.2 TWOgether
Gerade darin liegt der Gegensatz zum weiteren reinen Holzhaus der „New
Standard“ –Reihe vom Basler Büro Diener & Diener, dass ohne alle Holzhausklischees auskommt. TWOgether besteht aus zwei Kuben auf rechteckigem
Grundriss, die versetzt aneinander geschoben sind. Dieses Konzept ergibt
zum Garten hin eine hofartige abgeschirmte Terrassensituation.
Im Innern findet keine Verzahnung der beiden Baukörper statt, alle Nebenräume sind im kleineren Kubus konzentriert, der grosse ist in grosszügige
Wohnräume aufgeteilt. Eine Verbindung entsteht jedoch indirekt über den
Freiraum im Winkel der beiden Flügel, zu dem sich alle Räume mit grossen
französischen Fenstern beziehungsweise Türen öffnen. Dieses Fensterformat
wird auch an der Strassenseite beibehalten. Alle Aussenwände sind mit
durchgehenden Lärchenholz-Latten verkleidet, die Terrassenseite ist wahlweise rot, grün oder blau gestrichen, je nach individuellen Vorstellungen und regionalen Besonderheiten. Ohne Sockel steht das Haus wie eine oder besser
zwei Kisten auf dem Grund, kompromisslos und klar.
Architekt
Roger Diener
Abb. 15: Zwei versetzte Holzkuben
Fertighaus
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Abb. 16: Holzrahmenbau
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2.3 Terrazza
Elemente der klassischen Moderne bestimmen das Äussere von Terrazza. Die
Kombination geometrischer Grundformen und ausgewogenen Porportionen
bringen Ruhe und Charakter in die Fassadengestatlung. Nichts lenkt ab. So
hat sich Max Dudler auf zwei Fensterformen konzentriert, die immer wiederkehren. Die Terrassen, eine im Erdgeschoss und eine zweite im Obergeschoss, jede so gross wie ein Viertel des Hauses, prägen seinen Charakter.
Bei aller Grossszügigkeit des Raumangebotes (gut 163 m2 Wohnfläche) ist
Terrazza in den Ausmassen sehr bescheiden. Mit einer Breite von 8 Metern ist
es geradzu ideal für schmale, tiefe Grundstücke.Die Auswahl des Materials
unterstreicht die konsequente Geradlinigkeit der Aussengestaltung. Sie erinnert an die Architektur der 20er Jahre. Klinker ist das dominierende Fassadenmaterial. Seine Form prägt die monolithische Gestalt. Die Treppe wird als
formschöne Edelholztreppe geliefert. Im Inneren handelt es sich um einen
Holzrahmenbau mit Gipsverkleidung.
Architekt
Max Dudler
Abb. 17: Holzbau vollständig mit Klinker verkleidet
Abb. 18: Grundrisse
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2.4 New Tradition
Die Architekten haben eine traditionelle Idee des Bauens und Wohnens neu
formuliert. So entstand ein Haus, das eine Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellt, ein Haus, aus dem ein zeitloses Zuhause entstehen soll. Fassaden- und Dachgestaltung verweisen auf die Tradition
neuenglischer Landhäuser. Mit der Proportionierung der Fenster und Fassaden und durch deren Plastizität gehen die Architekten jedoch weit über die
Wiederbelebung bewährter Bautraditionen hinaus. Einen weiteren Schwerpunkt liegt auf der Verbindung von innen und aussen. Einige sind als sanfte
Überleitungen gestaltet, wie der Treppenaufgang mit hohen Wangen und die
zum garten hinabrührende Terrasse. Vier grossflächig verglaste Türen verbinden beide Wohnräume mit dem Garten und verleihen einen repräsentativen
Charakter. Die Komposition aus Ziegeldach, rötlichem Klinker und farblich
abgesetztem Sockel verbindet tradierte Grundelemente des Bauens. Die Aussenmasse betragen 15.5 x 9.25 m und die Wohnfläche beinhaltet 150 m2.
Architekten
Kollhof &
Timmermann
Abb. 19: Überlagerte Giebel geben eine traditionelles Bild
Abb. 20: Erdgeschoss Obergeschoss
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2.5 Sunny
Ein lang gestreckter Baukörper duckt sich unter ein flach gewölbtes Aluminiumoder Zinkblechdach. Sein Grundriss beruht auf einer modularen Struktur aus
drei oder vier rechteckigen, aufgereihten Einheiten. Funktionsräume sind – bei
idealer Ausrichtung – nördlich einer mittleren Erschliessung, Wohnräume südlich davon angeordnet. So kann eine Einheit problemlos als Büro oder Einliegerwohnung abgetrennt werden. Die Reihung gleicher Teile ist auch aussen
ablesbar: Gleiche raumhohe Türen öffnen sich nach Süden zu einer durchlaufenden Veranda. Die Nordseite unterscheidet sich nur durch etwas schmalere
Verandatüren, was weder dem bei diesem Projekt angedeuteten Öko-Aspekt
entspricht, noch bei Bädern, Ankleidzimmern und Treppenhaus Sinn macht.
Die Schmalseiten öffnen sich in der Breite und Höhe des Flures, so dass bei
Anbau eines weiteren Moduls nicht einmal ein Durchbruch nötig ist. Die Wände
sind mit „weitgehend unbehandelten“ europäischen Hölzern verschalt. Leitmotive bei diesem Haus sind Helligkeit Offenheit und Veränderbarkeit. Sein Entwurf weckt Assoziationen an ein Ferienhaus.
Architekten
Overdick
Kahlen &
Partner
Abb. 21: Ökostimmung und Holzbau
Abb. 22: Erdgeschoss Obergeschoss
Fertighaus
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3 Baukastenspiele
3.1 O Sole mio
Das GriffnerHaus O sole mio, das am häufigsten beschriebene Fertighaus im
deutschen Sprachraum, wurde gemeinsam mit dem Designer und Architekten
Matteo Thun, Mailand, entwickelt. Er war von 1990 bis 1993 Creative Director
bei Swatch. Das Gebäude basiert auf einem modularen Bausystem, das flexible
Transparenz aus Holz und Glas verwirklicht und Form und Raum zum besonderen Ausdruck des Zeitgeistes macht.
Architekt
Matteo Thun
Abb. 23: Spiel mit verschiebbaren Sonnenschutzelementen in Holz
Eine Besonderheit ist die Fensterfront im Süden, durch die sämtliche Innenräume hell beleuchtet werden. Parallel dazu ermöglich das besondere architektonische Konzept eine optimale Energienutzung ohne Hightech-Investitionen.
O sole mio ist energieoptimiert. Die Modulbauweise erlaubt hinter der offenen
Glasfront reichlich Gestaltungsspielraum. Die Platzierung von Stiegenhaus, Küche, Nass- und Schlafräumen ist variabel gestaltbar. Die breite Fensterfront, die
teilweise mit Schiebetüren versehen ist, vermittelt einerseits Offenheit und
Transparenz, ist andererseits durch die elektrisch bedienbaren Lärchenholzlamellen ein Schutz gegen Überhitzung durch die Sonne und gegen Wärmeabstrahlung in kalten Nächten.
Eine Galerie verbindet die beiden Geschosse im Innenraum und erzeugt eine
großzügige Raumwirkung. Der offene Eindruck wird durch einen einzigen
Wohn-Essraum im Erdgeschoss unterstrichen. Licht kann nahezu ungehindert
durch die südseitige Glasfassade in das Innere gelangen.
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Das Dach ist mit Neonleuchten illuminierbar und verleiht dem Haus seine besondere Ausstrahlung. Dieses Spiel mit Licht innen und außen vermittelt ein
mediterranes Lebensgefühl. Das Pultdach und die variabel gestaltbare Front mit
beweglichen Sonnenschutzelementen ergänzen die Offenheit und Transparenz
und geben dem Haus sein unverwechselbar flexibles Gesicht. Die Module,
Grundelemente mit den Maßen drei mal acht Meter, werden zwischen die tragenden Außenwände eingefügt. Die Modul-Rahmenkonstruktion des Hauses
besteht aus geformten Rundstützen, linsenförmigen Deckenunterzügen und gerundeten Dachbindern. Das Griffner Haus ist mit 4, 5 oder 6 Modulen erhältlich.
Die Wohnflächen betragen zwischen 150 m² und 240 m².
Abb. 24: Südfassade
Abb. 25: Erdgeschoss
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3.2 Sonnenklavier von der Chaletfabrik
Die Chaletfabrik RUWA in Küblis beauftragte Thomas Schnyder vom Basler
Büro Architeam 4 mit der Entwicklung eines modernen Holzhaussystems.
Zwei grössere Serienhäuser wurden in Uster erstellt.
Das System beruht auf einem in jeder Richtung beliebig oft addierbaren Modul
von 2.4 mal 3.6 m Grundfläche. Es besteht aus einem vorgefertigenten, tragenden Skelett, das mittels eines eigens entwickelten Stecksystems mit Betonfundament und Deckenplatten verbunden wird. Stählerne, innen sichtbare
Zugstangen halten das Gerippe zusammen. Die Fassaden sind vorgehängt
und entweder komplett geschlossen, aussen mit Lärchenholzbrettern, innen
mit 1.2 m breiten Schichtholztafeln oder durch eine grosses, Fenster fast vollständig geöffnet. Die Räume des Hauses leben also vom radikalen Wechsel
von Öffnung und Wand, Licht- und Schattenzonen. Die Nordfassade mit ihrer
vertikalen Tragstruktur bildet einen kastenförmigen Hohlraum zur Aufnahme
der Steigleitungen. Im obersten Geschoss können eine oder mehrere Module
ausgespart werden, so dass eine Sonnenterrasse entsteht. Das Haus erhält
dadurch die Kontur eines Klaviers, eines „Sonnenklaviers“. Nicht grundlos berufen sich die Architekten bei ihrem Entwurf auf den Konstruktivismus.
Abb. 26: Wohnsiedlung in Uster
RUWA &
Architeam
Abb. 27: Sorgfältiger Innenausbau
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3.3 oa.sys
Nach den Vorstellungen von Oskar Leo Kaufmann soll die Zukunft des Bauens einfacher, ideenreicher und preiswerter werden, ohne dabei auf Qualität
verzichten zu müssen. Architektur soll intelligent, witzig und vor allem vom
Kunden selbst definierbar sein. Mit oa.sys wird ein System angeboten welches zum individuellen Architektur „machen“ einlädt.
Architekt
Oskar Leo
Kaufmann
Abb. 28: Dreigeschossige Variante
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Abb. 29: Elementbibliothek
Fertighaus
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Abb. 30: Zweigeschossige Variante
1.20 m – das ist alles, was bei der Planung berücksichtig werden muss. Denn
die Stystemelemente basieren auf einem 1.20 m breiten Raster. Die Standardlängen variieren je nach Element (Wand, Decke, ein- oder zweigeschossig und natürlich nach der Gebäudetiefe). Sämtliche Elemente, die nach
höchsten Qualitätskriterien durch Berlinger Holzbau hergestellt werden, können die Kunden nach Belieben aneinanderreihen oder übereinanderstellen.
Kurzum: Erlaubt ist, was dem Kunden gefällt.
Abb. 31: Schichtenaufbau
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3.4 SYSTEM3 Ausstellung im MOMA NY
Architects Oskar Leo Kaufmann and Albert Rüf’s SYSTEM3 debuts at The
Museum of Modern Art, continuing the firm's seven-year pursuit of low-cost,
high-quality design. Although SYSTEM3 is virtually indistinguishable from its
predecessors—single-unit dwellings that the architects conceive of as potential building blocks for greater
"communities"—it proves itself to be the most sustainable, technologically advanced, flexible, and cost-effective model to date.
Home Delivery:
Fabrication the
Modern Dwelling
Abb. 32: Modularer Aufbau
Kaufmann and Rüf’s house is a single unit consisting of two space types, a
"serving" space and a "naked" space, in a twist on Louis Kahn's influential distinction between servant and served spaces. The serving space, a completely
prefabricated unit, provides all requisite functions and vertical circulation in the
event the units are stacked. Conversely, the naked space is formed by entirely
planar elements: a floor slab, walls, windows, optional “skins,” and a roof. The
naked space, equal in size to the serving space, abuts one of its sides and
creates the juxtaposition of two equally proportioned volumes of completely
different structural derivation measuring 19 x 38' together.
Exhibition
from
July 20
to
October 20
2008
Abb. 33: Innenausbau
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Bundled together, the elements fit perfectly into the envelope of a standard
shipping container and allow the entire house to be shipped by sea or by truck
and simply extracted and assembled upon arrival. The total cost for a typical
single and site work would be approximately $130,000 once the production
system is fully operational.
Abb. 34: Nachtaufnahme
The design of flat floor and roof plates was conceived to accommodate vertical stacking, pivoting, and the vertical loads associated with larger structures.
The project for MoMA represents the minimal configuration, but the architects
also imagine a potential maximum configuration of thirty units stacked and arranged to create a ten-story, 11,000-square-foot office tower.
Originaleintrag
Im MOMA
New York
in
Englisch
Abb. 35: Städtebau mit SYSTEM3
The house and its generative systems take the most rudimentary and traditional notion of what constitutes a prefabricated house today and imbue it with
an austere elegance not typically associated with economy of means, materials, and time.
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4 System- oder Typenhäuser
System- oder Typenhäuser haben in Österreich bereits einen Marktanteil von
30%, in der Schweiz 10%. Von den Kunden wird geschätzt: Besichtigung
Musterhaus 1:1, Zusammenarbeit mit einem einzigen Baupartner sowie die
Verwendung bewährter und geprüfter Bausysteme. Aber auch ökologische
Aspekte – die Mehrheit der Typenhäuser entsteht in Holzbauweise und benötigt wenig Heizenergie – und das veränderte Angebot dürfte ausschlaggebend
sein. Verschiedene Schweizer Firmen, wie, Marty oder Renggli, sind in den
letzen zehn Jahren mit Systemhäusern auf den Markt gekommen. Ferner haben Anbieter wie ELK aus Österreich oder Baufritz aus Deutschland Filialen in
der Schweiz eröffnet.
System- oder Typenhäuser sind heute oft nicht mehr als solche zu erkennen.
Durch verschiedene Fassadenmaterialien, Farben, Balkone, Dachformen und
Annexbauten erhält jedes haus ein individuelles Aussehen. Nicht nur die äussere Optik, sondern auch die Grösse und die Grundrisse werden individueller.
Systemhäuser werden in drei Baumodellarten angeboten: Eine wachsende
Zahl besteht aus Holzrahmenelementen. Der Anteil der Häuser in Fachwerkbauweise wie sie etwa Huf aus Deutschland oder Furter aus der Schweiz anbieten, ist geringer.
Die dritte Gruppe wird noch traditionell auf der Baustelle gebaut. Dafür dauert
die Bauphase vergleichsweise länger, und durch die Arbeit bei Wind und Wetter bestehen ähnliche Risiken für Schäden, wie bei den individuell von Architekten geplanten Objekten.
Egal, ob in Holzrahmenbau, Fachwerkbau oder in traditioneller Massivbauweise: Typenhäuser sind in den meisten Fällen nicht preiswerter als individuell
geplante und gebaute Objekte.
Heikle Punkte beim Angebotsvergleich verschiedener Anbieter sind:
Wohnfläche:
Es werden nicht überall die gleichen Flächennormen angewendet.
Haustechnik:
Oft ist im Basispreis nur eine günstige Heizungsanlage eingerechnet. Eine
Wärmepumpe ist mit Aufpreis möglich.
Dämmwerte:
Günstige Häuser erfüllen oft nur den gesetzlichen Standard. Besser gedämmte Bauteile sind teuerer.
Innenausbau:
Die Budget für Bodenbeläge, Sanitärapparate und Küchen sind oft knapp
bemessen.
Discountpreise:
Nicht immer ist in den genannten Preisen alles enthalten. Oft fehlt Keller, Garage, Baunebenkosten, Umgebung.
Totalpreis:
Eine detaillierte Aufstellung aller Positionen ist ein Muss.
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4.1 Der VGQ
Es ist unnötig das Rad jedes Mal wieder neu zu erfinden meint der Verantwortliche Ingenieur beim Schweizerischen Verband für geprüfte Qualitätshäuser (VGQ) zuständig für die Qualitätssicherung. Vor allem Feuchteschäden gilt
es zu verhindern. Die in diesem Verband zusammengeschlossenen Holzbaufirmen setzen auf Vorfertigung und produzieren ihre Häuser in Holzbauweise.
Abb. 36: Schweizerischer Verband für geprüfte Qualitätshäuser
Dafür sind die Preise fest und die Qulität konstant gleich. Die SIA Normen erlauben eine Abweichung von 5% der Bausumme. Fixe Preis bieten die im
VGQ organisierten Firmen an, und das bis zu 12 Monate. Die Qualitätsstandard werden von der Empa und der BFH regelmässig überprüft. Auch viele
andere, nicht im Verband organisierte legen Wert auf hohe Qualitätsstandard
und einen guten Service nach Abschluss des Baus.
Mitglieder und Verbandspartner 2008
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Fertighaus
arento
Blumer Lehmann AG
Büsser Hausbau
Casa-Vita/Frefel Holzbau AG
Forma Team AG
HERZOG Bau und Holzbau AG
Holzbau Bucher AG
Kost AG
Marty Häuser AG
Renggli AG
Ampack AG
Eternit
Flumroc
Haubold Kihlberg AG
HWZ
Isofloc
Isover
Pavatex
Sager
Siga
sto
würth AG
Xella
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4.2 Ökohäuser
www.baufritz.ch
Abb. 37: Baufritz seit 1932
Einst fuhren in erster Linie Vertreter der Alternativszene auf die Häuser von
Baufritz au dem deutschen Allgäu ab. Heute agiert das Familienunternehmen
erfolgreich im gehobenen Systemhausmarkt. Entsprechend sind nur ein Fünftel der Häuser preiswerte Standardmodelle. Das Gros wir hingegen individuell
nach den Wünschen der Kunden entworfen. Die Philosophie bleibt jeweils
gleich: Die verwendeten Baumaterialien entsprechen innen und aussen alle
bauökologischen Grundsätzen, und der Energieverbrauch liegt unter den
strengen Minergiewerten.
4.3 Clubhäuser
www.huf-haus.ch
Abb. 38: Huf Haus seit 1957
Wer etwas auf sich hält, kauft gerne Produkte angesehener Marken: etwa Autos von Porsche, Jens von Armani, Handtaschen Gucci oder Häuser von Huf.
Die vorgefertigte Fachwerkbauweise mit den meist schwarz gestrichenen Balken und der grosszügigen Verglasung sind unterdessen von Norditalien bis
nach Nordengland zu finden. Dem Publikum entsprechend birgt es bereits
das Basishaus mit 170 Quadratmeter Wohnfläche auf einen Startpreis von
600'000 CHF. Der Durchschnittskäufer investiert den auch rund 800'000 CHF
ohne Land. Dafür bekommt er nicht nur ein grosszügiges Haus, sondern auch
Serviceleistungen weit über den Kauf hinaus bis hin zum Wiederverkauf des
nicht mehr benötigten Objektes und die Möglichkeit, Mitglied im extra geschaffenen Huf-Haus-Club zu werden.
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4.4 Konzepthäuser
www.renggli-haus.ch
Abb. 39: Renggli seit 1995
Rund hundert Einheiten verlassen jährlich die Produktionshallen der Firma
Renggli. Doch das Unternehmen fordert die Konkurrenz nicht nur mit der
Menge heraus, sondern auch mit Innovationen: Alle Häuser sind mit mindestens 22 cm dick isolierten Wänden ausgestattet, die dem Minergie-Standard
genügen. Zum Angebot gehören fünf Basishaustypen, von denen das Modell
Futura am meisten nachgefragt wird. Es entspricht dem, was sich der durchschnittliche Käufer wünscht. Do die Mehrheit der Renggli-Käufer entscheidet
sich nicht für ein Haus ab Stange, sondern lässt sich von der hauseigenen
Architekturabteilung ein Objekt nach persönlichen Wünschen kreieren. Bei
Renggli spricht man daher auch lieber von Konzept. Wandaufbau und Konstruktion ist fix, Grösse, Einteilung und Optik bestimmt der Käufer.
4.5 Traditionshäuser
www.bautec.ch
Abb. 40: Bautec seit 1965
Bautec lässt ihre Häuser nicht im Werk vorfertigen, sondern baut sie aus
Backsteinen und Beton mit vorwiegend ortsansässigen Unternehmern. Durch
die Typisierung haben die Kunden – analog zu vorgefertigten Häuser – die
Möglichkeit, ihr Haus vor dem Kaufentscheid an anderer Stelle zu besichtigen.
Dies und das Angebot der Leistungen aus einer Hand sowie der feste Preis
sind die wichtigsten Kaufgründe. Seit Kurzem gibt es auch die immer beliebtere Serie: Holz / Öko / Minergie.
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4.6 Lofthäuser
www.zigerloft.ch
Abb. 41: Zigerloft seit 1990
Der Heimmarkt im Kanton Glarus ist klein. Ein regionales Produkts hat der Architekt und Immobilienmakler Markus Hermann aus Braunwald zusammen
mit dem Systemhausanbieter Casa-Vita und der Haustechnikfirma Wunderle
geschaffen: Ihr Systemhaus Zigerloft nimmt die Form des bekannten Käses
auf. Doch das aus Holzelementen bestehende Lofthaus sieht nicht nur speziell aus, sondern ist dank baubiologischen Materialien und guter Wärmedämmung auch ein ökologisches Haus. Mit der flexiblen Raumeinteilung kann
es vielseitig eingesetzt werden. Noch steht kein Zigerloft.
4.7 Blockhäuser
www.loghome.ch
Abb. 42: Log Homes seit 1995
Wer einmal vom Harley-Virus infiziert worden ist, setzt alles daran, eins der
Motorräder zu besitzen. Ähnlich geht es den Kunden von Linus Schelbert: „
Viele sehen unserer Häuser und wollen dann unbedingt eines.“ Die Stämme
werden in Unterägeri gefällt, geschält, getrocknet und in der Werkstatt zugeschnitten und zusammengefügt. Dann wir das fertige Haus zerlegt, transportiert und wieder zusammengesetzt. Trotz der urchigen Bauweise kommen die
Häuser modern daher: Materialien wie Stein und Glas schaffen Kontraste. Die
spanne der Käufer reicht vom Zimmermann bis zum Unternehmer.
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4.8 Servicehäuser
www.martyhaeuser.ch
Abb. 43: Marty Häuser seit 1993
Modelle wie Alea oder Melodie, warten mit individueller architektonischer Gestaltung auf. Neben der Architektur ist der Service ein wichtiger Baustein: Wer
bei Marty ein Haus kauft, erhält ein Zehnjahres-Servicepaket dazu. Solange
wird das Haus alle zwei Jahre kontrolliert und gewartet.
4.9 Villa Marty
Marty Häuser hat zusammen mit den Architekturarbteilungen der ETH Zürich
und der Universität Stuttgart einen Innovationspreis an Studenten vergeben.
Sofern sich Kunden finden, wird das Siegermodell gebaut.
Studentenwettbewerb
1. Preis
Abb. 44: Naturbelassene Fichtenfassade
Abb. 45: Innenausbau mit Birkensperrholz
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Obergeschoss
Erdgeschoss
Untergeschoss
Abb. 46: Grundriss auf der Basis des Quadrats
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5 win-a-house
Beim win-a-house Wettbewerb der Credit Suisse hilft die Redaktion Hochparterre mit, gute Architektur entstehen zu lassen. Es bot sich die Gelegenheit zu
erklären, dass Architektur einen Wert hat und damit verbunden einen Preis.
Architekturförderung und Hypothekargeschäft geben sich hier die Hand. Da
weder die Bauherrschaft noch das Grundstück bekannt waren, hat sich die
Jury entschlossen, den Wettbewerb auf einer 610 m2 Durchschnitts-Parzelle
im tiefsten Schweizer Mittelland, im aargauischen Gränichen zu veranstalten.
Aus zwölf Teams wurden deren drei zur Weiterbearbeitung gewählt.
Der Gewinner kann unter den drei Entwürfen auswählen und baut mit dem
entsprechenden Architektenteam sein Haus auf einem Grundstück seiner
Wahl. Der Gesamtwert beträgt 1.25 mio, davon sind für die Gebäudekosten
0.75 mio reserviert. Es hatten mehr als 125'000 Teilnehmer mitgemacht.
:mlzd
Architekten
Abb. 47: Holzkörper über Betonsockel mit Glasmembranen
Group8
Architekten
Abb. 48: Zierrat ist kein Verbrechen mehr
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5.1 Eine Villa wie ein Container
Hinter der mit weissem Trapezblech verkleideten Fassade verbirgt sich ein
Haus mit einem leicht verzogenen Grundriss und einem auf die Seite geneigten Dach. Dank der leichten Verformung des Trennwand-Rasters hat jedes
Zimmer eine einzigartige Form mit eigenem Zugang nach Aussen. Man kann
sich auch eine Umnutzung in ein Atelier vorstellen.
Aussenwände wie auch das Dach bestehen aus gedämmten Holzelementen
(Lignatur). Für die nicht tragenden Innenwände wird eine Holzständerkonstruktion verwendet. Rund um das Haus ziehen sich ähnliche, übergrosse
Fenster – keine Seite wird besonders ausgezeichnet. Das Gebäude ruht auf
zwei Beton-Streifenfundamenten, die wiederum einen einfachen, begehbaren
Naturkeller begrenzen. Der Minergie-P-Standard und die ökologische Wahl
der Materialien sind eine Selbstverständlichkeit.
Christ & Gantenbein
Architekten
Abb. 49: Wohnwagen oder Bürgerhaus
Abb. 50: Untereinander verbundene Innenräume
Fertighaus
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Abb. 51: Grundrisse, Schnitte und Fassaden
Fertighaus
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5.2 Eine räumliche Erzählung
Ein geschosshoher Fenstermäander lässt viel Licht in die weiten und teilweise
doppelgeschossigen Räume fallen. Der Grundriss ist mittig in zwei lange
Raumschichten geteilt. Im Erdgeschoss liegen gegen den Garten hin der
grosszügige Küchen- und Essbereich. Er geht am südlichen Ende in eine
Loggia über, die auch zum Wintergarten werden kann. In der Schicht dahinter
liegt die Kinderwelt.
Im Obergeschoss sind die Bereiche Wohnzimmer und Elternschlafzimmer untergebracht. Sie sind vom Treppen- und Badkörper voneinander getrennt.
Höhepunkt des durch einen langen Fensterschlitz belichteten Schlafzimmers
ist die frei stehende Badewanne.
Das Haus ist ein vorfabrizierter Holzrahmenbau. Die Fassade und das wie eine Landschaft geformte Dach sind von einer Aluminiumhülle überzogen. Innen
sind die Wände, Decken und Böden einheitlich mit hellen Holzplatten ausgekleidet. Die kompakte Bauweise und die vorgeschlagene Haustechnik lassen
den Minergie-P-Standard als realistisch scheinen.
Fournier Maccagnan
Architekten
Abb. 52: Schräge Decken und breite Fensterbänder fassen Wohnräume
Abb. 53: Blick in den grossen Koch- und Essbereich
Fertighaus
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Abb. 54: Grundrisse, Schnitte und Fassaden
Fertighaus
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