Altona - Medien-Verlag Schubert

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Altona - Medien-Verlag Schubert
Christina Becker
Altona
von
A-Z
Das Stadtteillexikon
Medien-Verlag Schubert
Adickes, Dr. Franz
Der zweite Altonaer Bahnhof wurde 1898 eingeweiht. Der monumentale Bau war Ausdruck preußischen
Nationalstolzes. 1973 musste er einem Neubau weichen.
A
Adickes, Dr. Franz (1846-1915) war von
1877 bis 1883 Zweiter Bürgermeister von Altona. Danach war er bis 1891 Erster Bürgermeister der Stadt. Am 9. Januar 1891 erhielt Dr.
Franz Adickes die Ehrenbürgerwürde für seine
erfolgreichen Bemühungen um die Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Ortschaften Ottensen, Övelgönne, Bahrenfeld und Othmarschen.
Allee Theater an der Max-Brauer-Allee wurde 1996 gegründet. Es widmet sich schwerpunktmäßig dem Musiktheater des 16. bis 18.
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Jahrhunderts. Pro Spielzeit werden zwei Produktionen auf die Bühne gebracht, zumeist selten
gespielte Werke bekannter Komponisten, die
zuvor im eigenen Hause musikalisch bearbeitet
werden. Das Allee Theater ist die einzige private Kammeroper Europas. Vorbild für die Gestaltung der Theaterräume war das barocke Theater. Der Zuschauerraum ist in Rot und Gold gehalten. 226 unterschiedliche Barockstühle stehen dem Publikum zur Verfügung. Im neu erbauten Foyer wird neben kleinen Erfrischungen
auch ein viergängiges Opernmenü angeboten.
Tagsüber wird in den Räumlichkeiten an der →
Max-Brauer-Allee → „Theater für Kinder“ gemacht.
Allgemeines Krankenhaus Altona (AKA)
wurde am 27.12.1784 eingeweiht. Damit erhielt
Alma-Wartenberg-Platz
1861 wurde das Allgemeine Krankenhaus Altona an der Max-Brauer-Allee eingeweiht. In dem Gebäude ist jetzt
die Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik.
Altona zur gleichen Zeit mit der Reichshauptstadt Wien ein Allgemeines Krankenhaus. Das
Gebäude mit zwei Stockwerken und einem
Dachgeschoss wurde an der Königstraße errichtet. In 30 Zimmern konnten bis zu 60 Personen
aufgenommen werden. Stadtphysikus Philip
Gabriel Hensler hatte 1783 zu dem Bau aufgerufen. Die Baukosten wurden durch Spenden
der Bürger bestritten. Da durch den Betrieb einer Apotheke und einem „Lombard“, eine Art
Pfandleihanstalt, der größte Teil der Betriebskosten gedeckt werden konnte, wurden nur kleine Verpflegungsgelder erhoben. Für die Mittellosen und Fremden kam die Armenkasse auf.
Schon bald reichte der Platz im Krankenhaus
nicht mehr aus. Ein neues Haus mit 180 Betten
wurde an der Allee gebaut. Es wurde wieder
durch private Spenden finanziert. Am 1. Sep-
tember 1861 war die Eröffnung. Doch mit dem
Wachstum der Stadt stieg auch der Bedarf an
Krankenhausbetten. Es wurde ständig erweitert
und angebaut. Im Jahre 1914 hatte das Krankenhaus 996 Betten. Die Entbindungsanstalt
wurde in einem eigenen neuen Gebäude, in der
Frauenklinik Altona, untergebracht. Im Jahre
1943 fielt eine Bombe auf das AKA, doch es
wurde wieder aufgebaut. Dennoch begannen
1954 die Planungen für ein neues Krankenhaus.
Am 6. Mai 1971 fand die Einweihung des ersten Kompaktklinik-Großbaus in Deutschland
statt. Heute sind 1 042 Betten in dem AKA in
der Paul-Ehrlich-Straße untergebracht.
Alma-Wartenberg-Platz wurde 1997 nach
der SPD-Politikerin Alma Wartenberg (18721905) benannt. Die Ottensener Frauenrechtle9
Arbeitsamt
Die Asylantenschiffe liegen seit 1993 in Neumühlen. Insgesamt können auf einem Schiff rund 2 000 Menschen
untergebracht werden.
Errichtung zahlreicher zunächst relativ preiswerter Arbeiterwohnungen trugen zu dieser Entwicklung bei. Doch die → Wohnungssituation änderte sich schnell. Mit der Nachfrage an Wohnungen stiegen die Mieten.
Arbeitsamt an der Kieler Straße wurde im
August 1927 eröffnet. Gustav → Oelsner konzipierte den flachen Atriumbau mittels eines im
Rastersystem angelegten Betonskeletts. Etliche
Zugangstüren ermöglichten dem Publikum den
direkten Zutritt von der Straße in das jeweils
zuständige Büro. Heute beherbergt der Bau die
Kindergeldkasse. Die Türen sind allerdings zugemauert. Das Arbeitsamt ist derzeit in der Alten Königstraße und in der Großen Bergstraße
untergebracht. Demnächst soll es wieder in das
Gebäude an der Kieler Straße ziehen.
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Arbeitslosenzentrum an der Thedestraße
besteht seit 1983. Ursprünglich trafen sich dort
Hafenarbeiter der Metall verarbeitenden Zunft,
um sich auszutauschen. Jetzt werden dort für
Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger Kurse und
Gesprächskreise angeboten. Außerdem gibt es
eine Holz- und eine Fahrradwerkstatt, Spieleabende und Malgruppen. Dreimal wöchentlich
gibt es einen Mittagstisch.
Arnemann, Carl Theodor (1804-1866)
war Stadtrat von Altona. Der Kaufmann gründete 1827 zusammen mit Dr. Salomon Ludwig
Steinheim die erste Elbe-Fluss-Badeanstalt.
Asylantenschiffe liegen seit 1993 in Neumühlen. Alle Asylanten und Aussiedler, die nach
Hamburg kommen, werden zunächst auf den
Babyklappe
so genannten Aufnahmeschiffen untergebracht.
Von dort werden sie weiter verteilt. Auf einem
Schiff können rund 2 000 Menschen untergebracht werden. Ursprünglich lagen vier Schiffe
in Neumühlen, doch aufgrund der rückläufigen
Asylantenzahlen reichen zwei Schiffe aus. Viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten,
vor allem Afghanen, Afrikaner, jüdische Emigranten und Aussiedler leben auf engem Raum
zusammen. Aus diesem Grunde gibt es an Bord
einen Sicherheitsdienst.
Augustinum ist ein Seniorenstift an der Elbe
in Neumühlen 37, geführt vom „Collegium
Augustinum“. Das Gebäude wurde äußerlich
dem historischen Gebäude Kühlhaus-Union
nachempfunden, nachdem das Kühlhaus 1991
abgerissen wurde. Ursprünglich war geplant,
den vorhandenen Bau zu erhalten. Das ehemalige Kühlhaus-Union wurde 1926 im Auftrag
einer Kühlwarengesellschaft von den Architekten Schramm & Elingius errichtet. Es gehörte mit
seinen zehn Stockwerken und einer Gesamtfläche von 7 000 Quadratmetern zu den größten und modernsten Bauwerken dieser Art in
Europa. Im Kühlhaus wurden vor allem Gefrierfleisch aus Argentinien, Butter, Eier und Fisch
gelagert. Seit Anfang der 70er- Jahre stand es
leer.
Ausländeranteil beträgt in Altona-Altstadt
31,2 Prozent und in Ottensen 19,9 Prozent.
Dabei handelt es sich überwiegend um Bürger
türkischer, jugoslawischer und polnischer Herkunft. Die Bezirksversammlung Altona befasste
sich bereits 1975 mit dem Thema „Kinder ausländischer Arbeitnehmer und die Schulsituation“.
Damals forderte man mehr Integrationsmöglichkeiten wie Vorbereitungsklassen, Förderunter-
Das Augustinum ist ein Seniorenstift an der Elbe. Das
Gebäude ist dem der ehemaligen Kühlhaus-Union
nachempfunden.
richt und Hausaufgabenhilfe. Diese Forderungen
wurden inzwischen erfüllt.
B
Babyklappe bietet jungen Müttern in verzweifelter Situation die Möglichkeit, ihre Neugeborenen anonym abzugeben. Hinter der Babyklappe befindet sich ein Wärmebettchen. Wird
der Säugling dort hineingelegt, gibt ein Sensor
Alarm. Dadurch werden die Helfer alarmiert und
sind in wenigen Sekunden zur Stelle. Das Baby
wird dann kinderärztlich untersucht. Danach findet es vorrübergehend Platz bei einer ausgewählten Pflegefamilie. Die Mutter hat acht bis
zehn Wochen Zeit, ihren Entschluss zu überden23
FIZZ
Bereits 1703 fand der Fischmarkt seine erste amtliche Erwähnung. Wirtschaftlich bedeutend wurde er 1887
durch Auktionator Johann Cohrs.
80 000 Menschen bevölkert. Es wird gehökert,
gehandelt und gefeilscht wie schon im 18. Jahrhundert. Jeder darf seine Waren anbieten, ganz
gleich ob Händler oder Privatmann. Im Jahresdurchschnitt werden pro Sonntag 700 Markterlaubnisscheine ausgegeben.
FIZZ ist ein Computerbüro des Vereins Jugendhilfe Ottensen. Junge Leute zwischen 13 und
27 Jahren können in dem Büro im Hohenesch
kostenlos die gesamte Palette der ComputerProgramme kennen lernen.
Förderkreis „Rettet die Elbe“ am Nernstweg kümmert sich um Umweltbelange rund um
den Elbstrom. Der Verein hat rund 100 Mitglieder und wurde 1978 mit dem Ziel gegründet,
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die Elbe zu sanieren. Er will erreichen, dass der
Fluss und seine Ufer wieder vielfältig genutzt werden können, zum einen für die Trinkwassergewinnung, aber auch zum Fischfang, zur Erholung und
als Hafen. Die Mitglieder bieten alternative
Hafenrundfahrten an und informieren Interessierte über Wasserqualität und Leben im Fluss.
Forum Altes Gaswerk ist eine denkmalgeschützte Anlage mit großem Park und Fitnesscenter. Auf dem 80 000 Quadratmeter großen
Gelände wurde zwischen 1892 und 1895 das
ehemalige Gaswerk der Stadt Altona errichtet.
Die herausragenden Kulturdenkmale des historischen Gebäudebestandes sind vier lang gestreckte, paarweise hintereinander stehende
Hallenbauten mit charakteristischen flachen
Freihafen
In dem historischen Gebäudebestand des ehemaligen Gaswerkes der Stadt Altona befindet sich heute das Forum
Altes Gaswerk.
Satteldächern und unverputzten Ziegelfassaden. Für die Denkmalpflege bedeutete insbesondere die Umnutzung dieser Hallen eine große
konservatorische Herausforderung. So ist aus
der nordöstlichen Halle mit den beiden zugehörigen Turmbauten das → Gastwerk Hotel entstanden.
Frauenhaus bietet Frauen, die körperlicher
und seelischer Gewalt ausgesetzt sind, Hilfe,
Unterkunft und Schutz.1977 wurde das 1. Hamburger Frauenhaus eröffnet.
Frauenmusikzentrum in der → Großen
Brunnenstraße ist eine Institution zur Förderung
von Musikerinnen in der Popkultur. Es wurde
1987 gegründet. Den Frauen stehen drei voll
ausgestattete Proberäume und Instrumente zur
Verfügung. Außerdem gibt es einen Veranstal-
tungsraum mit Bühne. Es können Bücher, Noten, Forschungs- und Examensarbeiten zum Thema „Frauen im Musikbereich“ ausgeliehen werden. Das Frauenmusikzentrum vermittelt Bands
und Musikerinnen, Tontechnikerinnen sowie
DJ`s. Es wird unter anderem Unterricht für Gesang, Klavier, Drums, Bass und Saxophon angeboten.
Freie Kunstschule an der Friedensallee besteht seit 1980. Rund 60 Studenten jeden Alters widmen sich einem alternativen Kunststudium. Meisterschüler des westfälischen Künstlers Joseph Beuys fanden sich Ende der 1970erJahre zusammen und gründeten die Kunstschule.
Freihafen war der Status, den Altona 1664
gleichzeitig mit dem Stadtrecht erlangte. König
Friedrich der III. gewährte Altona Privilegien,
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Reventlow-Stift
Rainvilleterrassen. Das Gebäude wurde 1867
abgerissen. Das Etablissement Rainville 110 war
das schönste Ausflugsrestaurant bei Hamburg
und Altona und galt als ein Hauptversammlungsort der vornehmen Welt. Die schöne Lage des
Parks an der Elbe, Konzerte und eine feine Küche sicherten ihm lange seine Anziehungskraft.
Nach 1867 fiel das Grundstück privaten Bauspekulationen zum Opfer. An der Stelle des früheren Restaurants erhebt sich heute der 1934
errichtete Bau der staatlichen Seefahrtsschule.
Reventlow-Stift wurde von 1713 bis 1718
zwischen der König- und der kleinen Mühlenstraße, heute Struenseestraße, erbaut. Es handelte sich dabei um eine Armenstiftung, die auf
ein Gelübde der Gemahlin von Detlev Christian
Graf von → Reventlow zurückgeht. Sie versprach, 3 .000 Taler für Arme zu geben, falls ihr
Gemahl gesund aus dem spanischen Erbfolgekrieg zurückkehren sollte. Graf Reventlow gab
weitere 4 000 Taler für den Bau dazu und die
Stadt stellte das Grundstück zur Verfügung. Der
Unterhalt wurde durch Sammlungen bestritten.
Am 17. Juni 1718 weihte man die zur Anlage
gehörende Armen-Kapelle ein. Sie erhielt später den Namen Heiligengeist-Kirche. Zwischen
der Stadt und Graf Reventlow entbrannte nach
der Einweihung ein Streit über die Eigentumsverhältnisse der Stiftungsanlage. Am 13. April
1720 erklärte der König → Friedrich IV. das
Stift zu einem Reventlowschen Familienstammgut. Sein Nachfolger, → Christian VI., bestätigte
am 3. Oktober 1732 zwar die Gründungsurkunde, doch der Streit zwischen der Stadt und
Reventlow entbrannte von neuem. Erst nach dem
Tode Reventlows entschied 1739 das Oberappellationsgericht in Pinneberg, dass das
Armenstift an den amtierenden Altonaer Präsi78
Das Reventlow-Stift an der Bernstorffstraße ist heute
dem Pflegezentrum Altona angegliedert.
denten zu übergeben sei und der gräflichen
Familie jede Gerichtsbarkeit über das Stift entzogen würde. Die Stiftung behielt lediglich den
Namen des Gründers. Im Laufe der Zeit gerieten die Stiftungswohnungen in Verfall. Aus diesem Grunde beschloss man, das Stift in eine
andere Gegend zu verlegen. Am 24. Oktober
1783 wurde das neu erbaute Stift an der
Adolphstraße, jetzt Bernstorffstraße, eröffnet.
Heute ist das Stift dem → Pflegezentrum Altona
Pflegen & Wohnen als betreutes Wohnen angegliedert.
Reventlow, Detlev Christian von (16711738) wurde am 16. März 1713 von König →
Friedrich IV. zum Oberpräsidenten von Altona
ernannt. Er hatte die schwere Aufgabe die Stadt
nach dem → Altonaer Brand wieder aufzubauen. Der autoritäre Mann verzichtete auf das ihm
zustehende Einkommen von 300 Reichstalern,
um völlig unabhängig zu sein. Mit besonderer
Rudolf-Steiner-Schule
Die Rolandsmühle wurde 1610 von Rutger Ruland als Baumschälmaschine erbaut.
Vollmacht ausgestattet, säuberte er die Verwaltung und gestattete den Bedrängten Gehör. Auf
seine Anregung wurde die zollfreie Einfuhr des
Baumaterials bewilligt und ein eigener Baumeister bestimmt, um den Neubau und die Anlage
der Straßen zu überwachen.
Rieck-Haus ist ein Vierländer Freilichtmuseum.
Die Außenstelle des → Altonaer Museums wurde 1533 in dem lang gestreckten Marschhufendorf Curslack erbaut. Zum Haus gehören eine
Scheune, ein Sechsruten-Heuberg, ein Backhaus
und eine Feldentwässerungsmühle. Das RieckHaus ist das älteste noch erhaltene niederdeutsche Fachhallenhaus in den Vierlanden. In den
Stuben für die bäuerliche Familie befinden sich
noch Alkoven, Intarsienmöbel, Truhen und
Wände mit niederländischen Wandfliesen. Der
üppige Bauerngarten besteht aus Zier- und Heilpflanzen.
Rolandsmühle wurde 1610 von Rutger Ruland gebaut. Der kaiserliche Kommissar und Ratgeber von Graf Ernst von Schauenburg ließ die
Loh- und Baumschälmühle zwischen Bernadottestraße und Philosophenweg errichten. Nach
ihrem Verfall entstand am gleichen Ort eine
Windmühle, die 1880 auf zusätzlichen Dampfbetrieb eingerichtet wurde. Sie wurde 1953
abgebrochen.
Roosen, Gerrit (1612-1711) war Prediger der
→ Mennoniten in Altona. Seine Nachkommen
waren angesehene Kaufleute. Sie besaßen ein
Anwesen an der → Elbchaussee, den Großen
Roosenschen Garten.
Rudolf-Steiner-Schule befindet sich seit
1992 an der Bleickenallee. Sie wurde bereits
1984 gegründet, damals befand sie sich allerdings noch in Eimsbüttel. Es werden rund 370
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