Corvinus University of Budapest, 2013-14
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Corvinus University of Budapest, 2013-14
Erfahrungsbericht Name: D a n i e l K a t z o r k e Austauschjahr: 2013/2014 Gastuniversität: Budapesti Corvinus Egyetem/Corvinus-Universität Budapest Stadt: Budapest Land: Ungarn Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Anreise: Von München nach Budapest existiert eine Direktverbindung, durch die man bereits nach vergleichsweise kurzen acht Stunden seinen Fuß auf ungarischen Boden setzen kann. Die Anreise per Zug bietet gegenüber der Option Flugzeug drei (vier, falls ihr auf euren Ökologischen Fußabdruck achtet ;-) ) entscheidende Vorteile: Erstens ist sie wesentlicher günstiger. Bei rechtzeitiger Buchung der Tickets bezahlt man mit 39€ (Stand Januar 2014) einen für die Entfernung sehr fairen Preis. Zweitens entfällt der bange Blick auf die Gepäckwaage, schlaflose Nacht ob etwaigem Übergewicht der Koffer und damit verbundener Aufschläge sind bei der Anreise per Zug überflüssig. Drittens liegt der Bahnhof Keleti pályaudvar, an dem der Zug aus München eintrifft (Budapest besitzt insgesamt drei internationale Bahnhöfe), relativ zentral und hat sowohl Bus- als auch Metrohaltestellen keine 50 Meter entfernt. Das erleichtert die Weiterreise Richtung Hostel oder WG-Zimmer. Hingegen befindet sich der Flughafen etwas außerhalb der Stadt. Zwar verkehrt regelmäßig ein Shuttlebus vom Flughafen zur Endstation der M3 Metro, mit der ihr letztendlich in den Stadtkern kommt, allerdings könnt ihr für die Fahrt vom Flughafen zur Innenstadt ca. 40 Minuten einkalkulieren. Unterbringung: Es existiert zwar ein Wohnheim der Corvinus, dieses ist allerdings Austauschstudenten aus Übersee vorbehalten. Ihr müsst euch also auf dem freien Wohnungsmarkt umschauen. Durch die hohe Anzahl an deutschen Studenten in Budapest (mit der SemmelweisUniversität und der Andrassy gibt es zwei Universitäten mit deutschsprachigem Studienprogramm), finden sich z.T. Angebote auf WG-Gesucht.de. Das ungarische Pendant nennt sich http://www.roommatesbudapest.com/. Meine Erfahrungen mit der Seite sind allerdings nicht sonderlich berauschend, auf meine Anfragen erfolgte zumeist gar keine Reaktion, viele Angebote sind zudem von älterem Datum, so dass ich die Aktualität vieler Inserate in Zweifel ziehen würde. Einen Versuch ist es dennoch wert. Social Media sei Dank gibt es jedoch auch alternative Möglichkeiten sich gemütlich aus seinem Augsburger Zimmer um eine Unterkunft in Budapest zu bemühen. Bei Facebook gibt es vor jedem neuen Semester unzählige Gruppen (Erasmus in Budapest 20xx, Erasmus in Budapest Spring/Fall 20xx, Exchange Students in Budapest 20xx etc.). Dort schreiben nicht nur viele Austauschstudenten voller Vorfreude ihre Fragen und Hoffnungen hinein, es werden auch unzählige Wohnungsangebote inseriert. Generell sollte man etwas misstrauisch sein und nicht allzu leichtgläubig bei jedem verheißungsvollem Angebot Ja und Amen sagen, allerdings lässt sich mit ein wenig gesundem Menschenverstand schnell herausfinden, welches Gesuch seriös ist und welches nicht. Viele andere Erasmus-/Austauschstudenten suchen zum Beispiel über diesen Weg nach Mitbewohnern oder Nachmietern. Ich habe meine Unterkunft ebenfalls so gefunden. Gesuch in eine Gruppe gepostet, Angebot für ein WG-Zimmer erhalten, fertig. Falls ihr vor eurer Abfahrt kein Glück hattet, ist das kein Problem. Die meisten ErasmusStudenten wohnen die ersten Tage in einem Hostel, lernen sich hier z.B. auf den vom ESN Corvinus organisierten Hostel-Partys kennen und begeben sich gemeinsam auf die Suche. Zudem bekommt jeder Austauschstudent einen Tandempartner zugewiesen. Dieser hilft euch auf Wunsch nicht nur bei dem organisatorischem Kram im Voraus, sondern kann euch natürlich auch bei der Wohnungssuche vor Ort unterstützen (Stichwort Sprachbarriere). Die Kosten für die Wohnung variieren. Ohne Nebenkosten sind es zumeist zwischen 200 und 300€. Insbesondere Gas (so gut wie alle Wohnungen hier laufen mit Gasheizung, aber auch Gasherd) kann die Kosten ganz schön in die Höhe treiben. Aber selbst bei einem sehr rauen Winter sollten die Ausgaben für die Wohnung unter denen für eine vergleichbare Wohnung in Augsburg bleiben. Die Wohnungen selbst befinden sich nahezu ausschließlich in Altbauten. Das ist, sofern man es nicht gewohnt ist, gerade zu Beginn ziemlich spektakulär (die fünf Meter hohen Decken in meiner Wohnung haben mich die ersten Wochen immer wieder beeindruckt), kann aber, je nach dem wie die Wohnung restauriert wurde, seine Nachteile haben (Stichwort Isolation). Insgesamt entsprechen die Wohnungen in Budapest allerdings einem Standard, der einem Studenten definitiv genügen sollte. Eine allgemeine Aussage über Ausstattung etc. lässt sich nicht machen, da dies zu sehr von den individuellen Geschmäckern der Eigentümer abhängt. Ich war allerdings doch erstaunt, wie oft man Billy, Agen und Co. auch in Budapest sieht… Vielleicht noch ein kleiner Tipp aus eigener Erfahrung: Versucht wenn möglich in eine WG ohne andere Erasmusstudenten zu kommen. So erschließt man sich einen weiteren Freundes- und Bekanntenkreis und entgeht der für Erasmus so typischen Gefahr fünf Monate in seiner eigenen kleinen Welt zu leben ohne groß Kontakt zu Ungarn geknüpft zu haben. Uni: Die Corvinus-Universität genießt in Ungarn einen hervorragenden Ruf. Als Hochschule mit Schwerpunkt Wirtschaftswissenschaften. Diese wesentliche Information sollte man im Hinterkopf behalten, denn ich habe meine Erfahrungen an der Faculty of Social Science (FSS) gemacht. Und diese waren insgesamt doch eher durchwachsen. Dass ERASMUS in erster Linie als kultureller Austausch verstanden wird und oftmals weniger als akademischer, geschenkt, dessen war ich mir bewusst. Trotzdem hat mich Kursniveau, Aufbau der Seminare und zum Teil die Befähigung der Dozenten eher enttäuscht. Insgesamt habe ich vier Kurse für 18 Creditpoints belegt (vergleichsweise wenig, mehr ließ sich mit meinem Studienprogramm in Deutschland nicht vereinbaren – nichtsdestotrotz würde ich im Nachhinein lieber noch einen Kurs mehr belegen, einfach weil sonst so wenig zu tun ist!). Bis auf ein paar Referate und einige Paper während des Semesters hielt sich der Arbeitsaufwand bis zu den Prüfungen sehr stark in Grenzen. Die Fähigkeit der Dozenten die Studenten für das Seminarthema zu begeistern variierte. Am meisten überrascht hat mich das Fehlen sämtlicher Theorien in den Seminaren. Ich weiß nicht, ob es an meiner Kurswahl lag oder ob generell wenig Wert auf eine theoretische Basis an der Corvinus gelegt wird, aber viele Seminare waren (zum Teil durchaus interessanter) Austausch an Informationen ohne die entsprechenden Analysewerkzeuge. Mir hat deswegen ein wenig das Akademische gefehlt, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Die Prüfungsformen am Ende des Semesters waren in meinem Fall ein bunter Strauß aus mündlicher Prüfung, Essays und Klausur. Unterrichtssprache für Austauschstudenten ist Englisch, es besteht allerdings die Möglichkeit Kurse in Französisch, Spanisch und auch Deutsch zu wählen. Je nach Fachbereich ist das Angebot an Kursen in letzteren Sprachen allerdings stark beschränkt. Das Angebot für englischsprachige Seminare jedoch ist an allen Fakultäten sehr breit gefächert. Auch wenn meine Schilderungen der Kurse an der Corvinus eher negativ sind, so sei noch mal gesagt, dass ich mich ausschließlich auf die Masterseminare an der FSS beziehe. Sowohl was Niveau als auch Arbeitsaufwand angeht, habe ich von vielen anderen internationalen Studierenden gegenteiliges gehört, abhängig davon an welcher Fakultät sie waren oder ob sie an einem Master- oder einem Bachelorprogramm teilgenommen haben. Also lasst euch dadurch nicht „abschrecken“, zumal ich auch aus akademischer Sicht durchaus was aus Budapest mitgenommen habe. Da zumindest einige Masterprogramme der Corvinus komplett auf Englisch sind, waren unsere Kurse eine bunte Mischung aus Austauschstudenten und ungarischen Masterstudierenden. Dass wir Erasmusstudenten nicht nur unter uns in den Seminaren waren, war sowohl inhaltlich als auch menschlich von Vorteil. Aber auch hier weiß ich leider nicht genau, wie das an anderen Fakultäten abläuft. Vorlesungszeit ist von Anfang September bis kurz vor Weihnachten. Im Januar sind noch einige (Zweit)Prüfungstermine, aber wer bereits im Dezember wieder endgültig in der Heimat sein möchte, sollte kein Problem haben alle Prüfungen bereits vor Jahresende absolvieren zu können. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass es neben der Kursanmeldephase einige Monate vor Semesterbeginn (für das Wintersemester ist diese glaube ich bereits im März) noch eine zweite in der ersten Vorlesungswoche gibt, in der man seine Kurswahl nochmal komplett umschmeißen kann (oder sich auch erst generell für Kurse anmelden kann, falls man die erste Phase verpasst hat). Das war zumindest mir nicht klar. Ein paar Worte zu dem Campus: Die Corvinus hat einen Campus auf der Pest-Seite (an dem die meisten Seminare angeboten werden) und einen auf der Buda-Seite (an dem vor allem Kurse kleinerer Fakultären stattfinden). Auf der Pest-Seite befindet sich im neueren der zwei Unigebäude die Bibliothek (die ihr natürlich nach Erwerb der Bibliothekskarte ohne Beschränkung benutzen dürft), eine kleine Mensa (die ungefähr die Größe unserer alten Cafete hier in Augsburg hat), ein Copy-Shop sowie diverse Cafés. Neben der Mensa befinden sich in nicht allzu weiter Ferne des Campus Restaurants und Cafés, die für erschwingliche Preise diverse Gerichte anbieten. Zu dem Campus auf der Buda-Seite kann ich leider keinerlei Auskunft geben. 2013/2014 waren insgesamt um die 600 Austauschstudenten an der Corvinus und die bereits gesammelte Erfahrung der Universität mit der Bewältigung dieser Mengen an Erasmusstudenten macht sich positiv bemerkbar. Bürokratische Abläufe verlaufen problemlos und die Universität oder universitäre Organisationen unternehmen vieles, um die Integration zu erleichtern. Die Stichwörter „Tandempartner“ und „ESN“ habe ich ja bereits weiter oben in den Raum geworfen. Gerade das ESN organisiert zu Beginn, aber auch im weiteren Verlauf des Semesters viele Unternehmungen, die das Kennenlernen der Kommilitonen befördern. Natürlich unzählige Partys unter allen möglichen Mottos, aber auch Stadtführungen etc. Budapest: Ich könnte ohne Probleme fünf Seiten füllen mit den Sehenswürdigkeiten, der Schönheit, dem Lebenswert dieser Stadt. Wer einmal nachts auf der Freiheitsbrücke (Szabadság híd) die im wahrsten Wortsinne atemberaubenden Aussicht auf die Stadt genossen hat, wer das erste Mal die Skurrilität des Szimpla Kerts erlebt hat, wer einfach die alltägliche Schönheit der prachtvollen Altbauten Budapests, die überall auf der Welt absolutes Highlight wären, hier aber nur ganz normaler Bestandteil des Stadtbildes sind, gesehen hat, der weiß, warum es ein Muss ist in dieser Stadt wenigstens einmal gelebt zu haben! Die Lebenshaltungskosten in Budapest sind gerade im Vergleich zu Augsburg niedrig. Frische Lebensmittel sind selbst in der als touristisch und überteuert verschrienen großen Markthalle neben der Freiheitsbrücke (und übrigens keine drei Minuten von der Corvinus entfernt - Tipp: Frische Kuchenstücke für 50 Cent direkt am Eingang) für einen Spottpreis zu haben. Der Kilopreis für Mandarinen beträgt seit geraumer Zeit zum Beispiel knapp 80 Cent. Auch Brot ist sehr viel günstiger als in Deutschland (obgleich sich der Liebhaber deutschen Brotes bezüglich der Qualität in Ungarn die Haare rauft). Wer gar nicht auf deutsche Marken verzichten mag, der kann auf zahlreiche deutsche Supermärkte, die quasi an jeder Straßenecke in Budapest zu finden sind, zurückgreifen. Spar, Aldi, Lidl, Rossmann, dm bieten das auch hier bekannte Sortiment. Zumindest für dm lässt sich allerdings feststellen, dass die Produkte teurer sind als in Deutschland. Wer auf vegane Ernährung achtet und dementsprechend Getreidemilch, Tofu oder vegane Brotaufstriche kaufen möchte, kommt um dm allerdings nicht herum: andere, rar gesäte Alternativen (z.B. die 24h-Shops – ja, es gibt in Budapest tatsächlich Einkaufsmöglichkeiten die NACH 20 Uhr respektive die ganze Nacht durch geöffnet haben und die Welt ist davon nicht untergegangen, liebes Bayern…) sind bezüglich dieser Produkte noch teurer. Ohne Experte auf diesem Gebiet zu sein, habe ich bei meinen weiblichen Bekannten und Freundinnen hier wohl auch etwas Unmut über die Preise bei Kosmetikartikeln und Kleidung vernommen. Ein Shoppingparadies ist Budapest also nicht unbedingt. Nichtsdestotrotz sollten eure Ausgaben für Lebensmittel unter dem liegen, was ihr in Deutschland ausgebt. Der größte Kostenunterschied liegt in den Preisen in Clubs, Bars etc. Alles über 2,5€ für ein Bier kann als glatter Wucher betrachtet werden, in gängigen Lokalitäten bezahlt man normalerweise nie mehr als 2€. Eintrittspreise für Clubs liegen bei höchstens und nur in den seltensten Fällen 5€, durchschnittlich sind es vielleicht 3€. Fast Food wie Döner (2,3€) oder Pizza (ab 2,5€) ist günstig, aber auch qualitativ höherwertiges Essen in einem durchschnittlich teuren Restaurant schlägt selten mit mehr als 7€ zu Buche. Wer die Augen aufhält, findet in der Nähe des Oktogons vielleicht sogar einen Ort, in dem für 4€ all-you-can-eat angeboten wird (https://www.facebook.com/gastlandbisztro.oktogon?fref=ts). ;-) Generell ist zu sagen, dass die Auswahl an vegetarischen Menüs in einem durchschnittlichen ungarischen Restaurant eher begrenzt ist. Vegane Menüs oder Gerichte sind kaum vorhanden. Es gibt allerdings wohl zwei explizit vegetarische und vegane Restaurants in Budapest, zu denen ich allerdings nichts sagen kann. Zudem bieten die asiatischen Restaurants vegane Gerichte an. Das Nachtleben in Budapest gestaltet sich vielfältig. Es gibt schier unzählige Möglichkeiten auszugehen. Jeden Tag wird irgendwo etwas geboten, lässt sich eine Party finden. Eine Empfehlung für einen bestimmten Club oder eine bestimmte Bar auszugeben, finde ich schwierig, da sowas ja immer Geschmackssache ist. Mit dem Szimpla, der berühmtesten der zahlreichen ruin bars in Budapest (grob gesagt Bars in alten, unverputzten Gebäuden mit ziemlich außergewöhnlicher Deko und Innenhof), kann man zumindest zu Beginn nichts falsch machen, ansonsten kann ich nur empfehlen so viele Clubs wie möglich auszuprobieren, damit sich die eigenen Favoriten herauskristallisieren. Aber gerade am Anfang des Semesters kommt man ohnehin kaum umhin die Abende und Nächte in der Stadt zu verbringen. ;-) Auch kulturell bietet Ungarns Hauptstadt diverse Möglichkeiten. Über die zahlreichen Museen (wie das Ungarische Nationalmuseum, das Ethnographische Museum oder das Southeast Asian Gold Museum) und den verschiedenen Kunstausstellungen (zum Beispiel in der Burg) hin zu den zahlreichen historischen Gebäuden der Stadt, an denen sich die Geschichte Budapests nachvollziehen lässt, gibt es sehr viel zu entdecken. Empfehlenswert sind die Freewalking Tours, die täglich angeboten werden und verschiedene Routen beziehungsweise Schwerpunkte, wie „Jüdisches Leben“ oder „Budapest in der Zeit des Kommunismus“, abdecken. Die Führungen sind trotz einer Dauer von ungefähr zwei Stunden sehr kurzweilig und man erhält interessante Informationen, die sich in keinem Reiseführer finden. Gerade zu Beginn seines Aufenthalts lässt sich die Stadt und ihre Geschichte so schnell kennenlernen. Es existiert kein fester Preis für die Stadtführungen, am Ende einer jeden Tour bezahlt man soviel, wie man für angemessen hält. Budapest ist international und das macht sich bemerkbar. Stadtführungen, Museen etc. werden allesamt in englischer Sprache angeboten. Auch die meisten Restaurants oder Imbisse besitzen Speisekarten in englischer Sprache, auch solche, die zumindest preislich, nicht unbedingt touristisch ausgerichtet sind. Neben den zahlreichen internationalen Studierenden (neben den insgesamt ca. 1000 Austauschstudenten gibt es jede Menge reguläre Studierende aus dem Ausland in Budapest, vor allem an der Semmelweis-Universität und der Central European University) arbeiten Menschen aus aller Welt in den verschiedenen multinationalen Unternehmen mit Sitz in Budapest. Wer abends mit offenem Ohr durch die Stadt zieht, trifft jede Menge interessante Menschen mit spannendem Hintergrund. Dementsprechend kommt man mit Englisch durch den Alltag. Vor allem in der jüngeren Generation in Ungarn besitzt jeder zumindest rudimentäre Kenntnisse dieser Sprache. Gott sei Dank, denn Ungarisch klingt und liest sich für Westeuropäer ziemlich absurd. Diverse Floskeln für den Alltag sollte man aus Höflichkeit natürlich drauf haben, wer allerdings, übertrieben formuliert, erwartet nach einem halben Jahr auch mit Sprachkurs mehr als „Hallo, danke, eins, zwei, drei“ auf ungarisch parlieren zu können, sollte sich diesen Gedanken lieber aus dem Kopf schlagen. Der Schwierigkeit ihrer Sprache sind sich die Ungarn auch selbst bewusst. Ich habe selten soviel Dankbarkeit und Freude erlebt, wenn man sich in der Landessprache im Café oder im Geschäft bedankt und verabschiedet… Ein großer Vorteil Budapests ist seine zentrale Lage in Europa. Serbien, Österreich, Polen, Tschechien, Slowenien, Rumänien, die Slowakei sind allesamt schnell erreicht, sodass sich diverse Wochenendausflüge in die verschiedenen Länder der Region anbieten. Zudem sind die Zugtickets ziemlich günstig, für die neunstündige Fahrt nach Belgrad zum Beispiel zahlt man nicht mehr als 40€ für beide Wege (wohlgemerkt für den Liegewagen bei Nacht – sollte man mal erlebt haben! – der normale Zug bei Tag ist sogar günstiger). Auch an dieser Stelle ein Tipp aus eigener Erfahrung: Wer sich von ca. zwanzig Stunden Zug- und Busfahrt nicht abschrecken lässt, dem sei nachdrücklich ans Herz gelegt Bosnien einen Besuch abzustatten! Insgesamt sollte es keinerlei Problem sein sich in Budapest schnell einzufinden. Auch wer in seinem Leben bisher wenig um die Welt gekommen oder gerade erst bei Muttern ausgezogen ist, wird in Ungarn keinen Kulturschock erleiden. Zudem wirkt Budapest trotz seiner ungefähr 1,8 Millionen Einwohner relativ überschaubar. Dadurch, dass die meisten wichtigen Orte und Lokalitäten in den zwei zentralen Bezirken (VI. und VII.) liegen, ist vieles fußläufig zu erreichen. Ansonsten ist der öffentliche Personennahverkehr vorbildlich, selbst unter der Woche verkehren nachts noch Busse und die wichtigste Tramlinie. Das Wetter unterscheidet sich kaum von dem in Deutschland. Was bleibt also abschließend zu sagen? Ich habe die Entscheidung nach Budapest zu ge-hen nicht eine Minute lang bereut. Im Vorfeld haben mir viele von der Stadt vorgeschwärmt und dementsprechend hoch lag die Messlatte. Budapest ist mit einem müden Lächeln aus dem Stand drüber gesprungen. Noch nie habe ich eine Stadt erlebt, in der es so leicht ist interessante Menschen aus aller Herren Länder zu treffen, Kontakte zu Personen mit unter-schiedlichstem Hintergrund zu knüpfen. Dies lag zum Teil natürlich an dem ERASMUS-Umfeld, aber auch außerhalb dieser Kreise ist es ein Leichtes, Menschen in Budapest ken-nenzulernen. Wer ERASMUS unabhängig von den, seien wir ehrlich, sekundären akademi-schen Erfahrungen als Chance versteht seine Persönlichkeit zu schärfen, sich neue Perspektiven und Blickwinkel auf das Leben zu erschließen, die Welt und letztendlich sich selbst besser zu verstehen – oder wer einfach ein halbes Jahr riesen Spaß haben möchte in einer der lebenswertesten Städte der Welt, der sollte nicht eine Sekunde zögern sein Auslands-semester oder –jahr in Budapest zu verbringen.