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INFRASTRUKTUR / NETZUMSTELLUNG
NETZUMSTELLUNG / INFRASTRUKTUR
Stadt
NETZUMSTELLUNG
Eine
sich an
passt
Die Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen am
Rande der Lüneburger Heide sind Pilotprojekt im
Netzentwicklungsplan Gas. Vor allen anderen stellen
sie ihre Versorgung von L- auf H-Gas um.
Text: Carola Rönneburg | Illustration: Maria Suckert
Content Summary
1.
Die Gasförderung in
Deutschland sinkt. Auch
aus den Niederlanden
strömt schon bald weniger Gas
nach Deutschland. Bis 2030
muss daher ein Drittel der benötigten Mengen durch andere
Importe ersetzt werden.
30 GASWINNER
2.
Zukünftig werden die
benötigten Gasmengen
durch weitere Importe
aus Russland, Norwegen und
anderen Quellen kompensiert.
Dieses Gas, H-Gas, hat einen
höheren Brennwert als das
bisher genutzte L-Gas.
3.
Für das H-Gas müssen
Installateure in Haushalten und Industrieanlagen in den nächsten Jahren
5,5 Millionen Endgeräte anpassen. Die Gesamtkosten hierfür
belaufen sich voraussichtlich
auf 1,68 Milliarden Euro.
4.
Die Umstellung des
Gasnetzes auf H-Gas
betrifft Nord- und Westdeutschland. In der niedersächsischen Kleinstadt Schneverdingen bereiten die Stadtwerke
seit Februar die Anpassung der
Gasgeräte in der Kommune vor.
AUSGABE 3_2015
Bis 2030 soll das Gasnetz umgestellt
werden. Welche Gebiete wann an der
Reihe sind, legen Bundesnetzagentur und
Fernleitungsnetzbetreiber fest.
AUSGABE 3_2015
GASWINNER 31
INFRASTRUKTUR / NETZUMSTELLUNG
NETZUMSTELLUNG / INFRASTRUKTUR
Die Umstellung von L-Gas auf H-Gas ist
das aktuell größte Infrastrukturprojekt
der Bundesrepublik.
W
enn Jörn Peter Maurer
im niedersächsischen
Schneverdingen in den
Supermarkt geht, wissen die Leute, wer er
ist: Der Chef der Stadtwerke SchneverdingenNeuenkirchen, die die Kleinstadt mit Nahwärme
versorgen, die Straßen beleuchten, die Bäder und das
Klärwerk betreiben. Sein Bekanntheitsgrad in der
Kleinstadt am Rande der Lüneburger Heide ist für
den 45-jährigen Geschäftsführer in diesen Tagen von
großem Vorteil: Die Stadtwerke stellen am 1. Oktober
ihr Netz auf eine andere Gasqualität um – von L- auf
H-Gas –, und damit das reibungslos funktioniert,
braucht es neben einem guten Plan vor allem gut informierte Kunden.
Erdgas findet man in Deutschland vor allem in
den Regionen Elbe-Weser und Weser-Ems. 96,7 Prozent des deutschen Erdgases werden in Niedersachsen gefördert. Doch die Mengen sinken: Laut Geschäftsbericht des Wirtschaftsverbandes Erdöl- und
Erdgasgewinnung (WEG) hat sich die Förderung zwischen 2008 und 2013 um ein Drittel gemindert, der
Trend weist weiter abwärts. Nun kommt hinzu, dass
Lieferverträge mit den Niederlanden auslaufen, die
bisher rund ein Viertel der deutschen Erdgasversorgung abdecken. Das Nachbarland wird seine Erdgasförderung ab 2020 erheblich drosseln. Neben dem natürlichen Rückgang der Reserven in Groningen, dem
größten Erdgasfeld Europas, haben Erdbeben in der
Region dazu geführt, dass die Produktion zusätzlich
begrenzt wurde.
Innerhalb der kommenden 15 Jahre wird ein
Drittel der Gaslieferung in Deutschland ersetzt werden müssen – sie wird zukünftig als H-Gas aus Russland und Norwegen kommen. Der Schritt hat weitreichende Folgen: Weil H-Gas einen höheren Brennwert
als L-Gas hat, müssen mehr als fünf Millionen Endgeräte, aber auch Industrie- und Biogasanlagen sowie Gaskraftwerke angepasst werden. Außerdem ist
es erforderlich, das H-Gasnetz weiter aufzubauen.
Diese Marktraumumstellung ist das größte nationale
Infrastrukturprojekt. Die Kosten hierfür liegen im
Milliardenbereich. Wann und welche Netzbereiche
umgestellt werden, entscheiden die Bundesnetzagentur und die Fernleitungsnetzbetreiber.
Insgesamt 57 Stadtwerke in Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Hessen stellen auf H-Gas um. Berlin und Brandenburg
sind schon seit Jahrzehnten H-Gasgebiete. Andere
Städte wie Soltau und Hameln haben bereits Eigen-
Haben Sie schon
gehört!
Wir bekommen
anderes Gas. Die
Monteure müssen in
jedes Haus.
GASQUALITÄT
Was ist L-Gas, was H-Gas?
L-Gas (Low Calorific Gas) ist Erdgas mit einem niedrigen Methananteil
von 79,8 bis 87 Volumenprozent. Der Heizwert beträgt zwischen
8,2 und 8,9 Kilowattstunden pro Kubikmeter. Ein Kilogramm L-Gas
entspricht einem Energiegehalt von circa 1,2 Liter Benzin oder 1,1 Liter
Diesel. Es enthält etwas mehr Stickstoff und Kohlendioxid als H-Gas.
H-Gas (High Calorific Gas) hat einen Methananteil von 87 bis 99,1
Volumenprozent. Stickstoff- und Kohlendioxidanteil sind gering. Der
Heizwert liegt zwischen zehn und 11,1 Kilowattstunden pro Kubikmeter. Ein Kilogramm H-Gas hat einen Energiegehalt von circa 1,5 Liter
Diesel. Ob L- oder H-Gas gefördert wird, hängt von der Fundstätte ab.
initiative gezeigt und ihr Netz umgestellt. Sie wollten „die europaweit gängige Erdgasqualität H-Gas,
um den Wettbewerb im liberalisierten Gasmarkt voll
nutzen zu können“, so der damalige Hamelner Stadtwerke-Geschäftsführer Klaus Arnold. In Schneverdingen und seinem Nachbarort Neuenkirchen sind
es 7.500 Geräte in Haushalten, vor allem Heizkessel,
sowie fünf Anlagen größerer gewerblicher Kunden,
die umgestellt werden müssen. Auch deshalb wurden
die Stadtwerke gefragt, ob sie als erstes Netz umstellen und Pilotprojekt im Netzentwicklungsplan Gas
werden wollten. Geschäftsführer Jörn Peter Maurer
Bevor der eigentliche
Austausch der Düsen
in den Haushalten
stattfinden kann,
müssen die Arbeiten
ausgeschrieben und
die Bevölkerung
informiert werden.
Unser Erdgas
kommt zu ...
aus
11 % Deutschland
aus den
23 % Niederlanden
aus
24 % Norwegen
aus
31 % Russland
aus
11 % Dänemark, UK u. a.
1 Jahr
3 Jahre
Vor der Umstellung wird
der Netzbetreiber durch den
Fernnetzbetreiber informiert.
Ein Erdgasbüro wird eingerichtet.
Vor der Umstellung
werden die Endkunden
informiert – die
Bestandsaufnahme
folgt.
AUSGABE 3_2015
regelt die Kosten der
Umstellung. Diese werden
auf die Erdgasverbraucher
umgelegt.
GASWINNER 33
INFRASTRUKTUR / NETZUMSTELLUNG
1.000
Nach einem genauen
Zeitplan werden alle
Gasendgeräte mit
den neuen Düsen
ausgestattet. Ganz alte
Geräte werden komplett
ausgetauscht.
„Das Thema war Stadtgespräch“, erzählt Maurer. Das
Projekt habe davon enorm profitiert. Immerhin muss
jeder der 6.000 erdgasversorgten Haushalte mindestens zweimal seine Tür öffnen und einen Monteur
empfangen. Ballungszentren oder große Räume benötigten womöglich ein ganz anderes Kommunikationskonzept, meint Maurer: „Wir mussten zum Beispiel keine sprachlichen Barrieren überwinden.“ In
den Großstädten, die vor der Marktraumumstellung
stehen – Bremen macht den Anfang, es folgen unter
anderem Köln und Frankfurt –, seien mehrsprachige
Informationen gefragt. Die Schneverdinger jedenfalls wissen Bescheid: dass Mitarbeiter ortsfremder
Firmen ihre Gasgeräte inspizieren, sich aber ausweisen können. Das Logo der Stadtwerke prangt auf
Millionen Haushalte bekommen bald
Besuch. Für die Anpassung ihrer Gasheizungen und -herde werden derzeit
Fachunternehmen zertifiziert und
Monteure geschult.
450.000
Gasgeräte
sollen pro
Jahr angepasst
werden.
Geräte pro Jahr kann ein
Monteur anpassen.
1,2 cm
34 GASWINNER
ihren Jacken, ihre Fahrzeuge sind beschildert. Die
Bestandsaufnahme dauert etwa eine halbe Stunde
pro Erdgasgerät. „Und vor allem ist bekannt, dass die
Erfasser nicht berechtigt sind, Geld zu verlangen“,
erklärt Maurer. „Eine Sicherheitsmaßnahme gegen
Trickbetrüger.“
Wie wichtig eine genaue Erhebung ist, macht
Projektmanagerin Sabine Roemer deutlich: „Es gibt
16.000 unterschiedliche Heizungsmodelle auf dem
Markt“, sagt sie. Die Erfasser notieren Hersteller
und Typ des Gerätes, prüfen es aber auch auf Mängel
und beurteilen, ob es überhaupt anpassungsfähig an
das H-Gas ist. Die Pilot-Stadtwerke wissen sich hier
grundsätzlich auf der sicheren Seite: Ihr Gasnetz wurde erst in den 80er-Jahren aufgebaut. Entsprechend
jung sind die Geräte, die angepasst werden müssen.
Ganze acht, so die Auswertung, sind nicht anpassungsfähig und müssen stillgelegt werden. Für diese
Fälle bietet Maurer den Kunden ein „Wärmecontracting-Modell“ – die Stadtwerke stellen einen Ersatz,
der in ihrem Besitz bleibt.
Durchmesser misst eine
der kleinen Düsen,
deren Austausch mit
Geräteanpassung etwa
30 Minuten dauert.
INTERVIEW
»Auch Frankreich und
Belgien stellen um«
Als Fernleitungsnetzbetreiber hat Gasunie gemeinsam mit den
Stadtwerken Schneverdingen-Neuenkirchen einen Umstellungsfahrplan erarbeitet. Dr. Michael Kleemiß (48), Manager
Marketing, erklärt, was die Aufgaben dabei waren.
Wie kommt das H-Gas nach
Schneverdingen?
Das H-Gas wird über unsere
Pipeline NETRA transportiert, die
Norddeutsche Erdgas-Transversale.
Wir betreiben sie gemeinsam
mit dem Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe und der
jordgasTransport. NETRA reicht von
Dornum an der Nordsee bis nach
Salzwedel in Sachsen-Anhalt und
ist 341 Kilometer lang,
Was musste Gasunie tun, um die
Stadtwerke Schneverdingen‑Neuenkirchen daran anzuschließen?
Wir haben eine Überspeisung von
der NETRA in die Leitung BomlitzSchneverdingen errichtet. Dazu
wurde eine neue Station an dieser
Leitung sowie eine rund 600
Meter lange Sechs-Zoll-Verbindungsleitung zwischen ihr und der
NETRA gebaut.
In welchen Umstellungsgebieten
sind größere Umbauten nötig?
Eindeutig im Bereich LuttumWolfsburg. Das H-Gas wird über
das Netz der Nowega an der Station
Voigtei bereitgestellt werden. Von
dort aus werden wir nach und nach
Stationen entlang der Leitungen
von Nienburg aus in Richtung
Osten und Norden umstellen.
Die im ersten Schritt noch nicht
umgestellten Stationen an diesen
Leitungen werden von der Station
Kolshorn aus weiter mit L-Gas
versorgt. Hinzu kommen umfang-
KOOPERATION: Dr. Michael Kleemiß
betreut die Stadtwerke Schneverdingen.
reichere Umbaumaßnahmen unter
anderem in Voigtei und Lehringen
sowie Trennungsmaßnahmen. Auch
in Netzen nachgelagerter Netzbetreiber sind Baumaßnahmen
erforderlich.
Wie viel Geld wird Gasunie
investieren?
Die Bundesnetzagentur beziffert
die Gesamtkosten der Umstellung
auf etwa 1,68 Milliarden Euro. Auch
auf Gasunie kommen Kosten zu.
Bis 2017 beläuft sich der Investitionsrahmen nach derzeitiger Planung auf mehrere Millionen Euro.
Müssen weitere europäische
Länder auf H-Gas umstellen?
Ja, denn die Niederlande schränken auch ihre Lieferungen an
Frankreich und Belgien ein. Und ab
2029 wird in den Niederlanden
ebenfalls mit einer Marktraum­
umstellung begonnen.
GASWINNER 35
Foto: Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen
und seine Kollegen waren dazu bereit, entschieden
jedoch, die Unternehmung nicht allein anzugehen.
Mit nur 65 Mitarbeitern wäre das nicht zu stemmen
gewesen. „Wir haben Unternehmen gesucht, die uns
helfen können.“ Das Vorhaben wurde europaweit
ausgeschrieben. Die Aufgaben dieser Unternehmen
unterteilten die Stadtwerke in einzelne Projekt-Etappen. Der erste Schritt ist die Erhebung: Wie viele Gasgeräte haben ihre Kunden? Welche Modelle, welches
Alter? Dann folgt der zweite Schritt – die Anpassung,
bei der in der Regel nur eine Düse ausgetauscht und
die Luftzufuhr neu justiert wird. Maurer und die
nahegelegenen Stadtwerke Böhmetal von Walsrode
und Bad Fallingbostel bereiteten eine gemeinsame
Ausschreibung vor – denn sie sind die Nächsten. Ihr
Bereich wird 2016 umgestellt.
Der dritte Schritt ist die Qualitätskontrolle, die
stichprobenartig durchgeführt wird. Geplant und
koordiniert wird der gesamte Prozess vom einem externen Projektmanagement.
Maurer ist Jurist und weiß, dass mangelhafte Ausschreibungen rechtliche Konsequenzen nach sich
ziehen können. Deshalb zog er die auf europäisches
Vergaberecht spezialisierte Kanzlei Bommert hinzu.
Zudem sollten Anpassung und Qualitätskontrolle
nicht an denselben Anbieter gehen. Am wichtigsten
sei das Projektmanagement, sagt Maurer. Für diese
Aufgabe in Schneverdingen ist das Gas- und WärmeInstitut Essen (GWI) zuständig. Die Projektleiterin
heißt Sabine Roemer. Sie ist Diplom-Ingenieurin
und begleitet seit 15 Jahren Umstellungen. „Man
muss das Ganze logistisch vernünftig organisieren“,
sagt sie. Am Anfang stand eine umfassende Kommunikationskampagne. Im Februar verschickten
die Stadtwerke eine Informationsbroschüre an ihre
Kunden und richteten ein sogenanntes Erdgasbüro
ein, das Fragen rund um die Umstellung beantwortet.
„Böhme-Zeitung“ und „Heide-Kurier“ berichteten.
NETZUMSTELLUNG / INFRASTRUKTUR
INFRASTRUKTUR / NETZUMSTELLUNG
Der Löwenanteil der Arbeit beginnt nach der
Umstellung auf das H-Gas. Während ein Fünftel der
Endgeräte mit beiden Gassorten zurechtkommt und
im Vorfeld angepasst wird, müssen 80 Prozent eingestellt werden, wenn das H-Gas sie bereits versorgt.
Sechs Wochen beträgt die Zeitspanne, innerhalb derer das erledigt sein muss. Ungefähr 20 Installateure, längst beauftragt, werden in dieser Spitzenzeit in
Schneverdingen unterwegs sein, für Gewerbe- und
Industrieanlagen sind meist Fachleute der Gerätehersteller zuständig.
Woanders könnte es schwieriger werden, ahnt
Maurer. „Die großen Unternehmen müssen hoffen, dass es genug Personal dafür gibt“, sagt er. Es
ist tatsächlich eine Sorge, die Netzbetreiber haben.
Die Arbeitsgemeinschaft Erdgasumstellung (Arge
EGU), ein Zusammenschluss von 30 Verteilnetzbetreibern, warnte im Frühjahr „vor einem Engpass an
Fachkräften in den externen L/H-Gas-Umstellungsunternehmen.“ Sie erwarte den Mangel 2018 oder
sogar früher, selbst wenn die Firmen ihr Personal
1 Erdgasbüro
Deutschlandweit
wird es bis zu
450
Erdgasbüros
geben.
ist an jedem Ort eingerichtet. Es
koordiniert die Umsetzung, hilft
bei offenen fragen.
NETZUMSTELLUNG / INFRASTRUKTUR
Die Gaswirtschaft startet ein Mammutprojekt. Fünf Millionen Endgeräte müssen
bundesweit an die veränderte Gasqualität
angepasst werden.
bis 2017 erhöhten. Den jährlichen Bedarf ab 2020
bezifferte die Arge EGU auf 310 Monteure und 29
Mitarbeiter im technischen Projektmanagement.
Das GWI berechnet sogar 400 Monteure, jeweils für
zwei Monate pro Jahr. Der Deutsche Verein des Gasund Wasserfachs (DVGW) geht von 450.000 Anpassungen pro Jahr aus. Hierfür werden zurzeit Monteure geschult und Firmen zertifiziert. Ob sie bereit sind,
in dem großen Umstellungsgebiet von Stadt zu Stadt
zu ziehen, wird sich erst zeigen. Darüber hinaus ist es
schwieriger zu kalkulieren, welchen Zeitaufwand die
Umstellung größerer Netze mit sich bringt – wenn
zum Beispiel weitaus mehr Kunden als im ländlichen
Raum von Schneverdingen die Schreiben ihrer Stadt­
werke ignorieren oder Termine nicht einhalten. „Auch
leer stehende Wohnungen, bei denen erst der Hauseigentümer oder die Verwaltung ermittelt werden
muss, stellen ein Problem dar“, sagt Sabine Roemer.
Auf die ersten Erhebungen folgen auch schon die
ersten Qualitätskontrolle​n. Fachleute prüfen in mindestens zehn Prozent aller Fälle, ob die ermittelten
10 %
Ein eigens
eingerichtetes
Erdgasbüro
nimmt die Fragen
der Kunden
entgegen.
Informationen über die Gasgeräte stimmen. Später,
nachdem diese angepasst worden sind, kontrollieren
Prüftechniker diese Arbeiten stichprobenartig – wiederum bei mindestens zehn Prozent der Geräte.​
Der Bundesnetzagentur zufolge kostet die Marktraumumstellung etwa 250 Euro pro Haushalt und
2.500 Euro pro Unternehmen. Im gesamten Umstellungsgebiet kommen so 1,7 Milliarden Euro zusammen. Im Netzentwicklungsplan sind weitere 1,7
Milliarden Euro veranschlagt: Die Fernnetzbetreiber müssen unter anderem neue Leitungen von 300
Kilometer Länge für den H-Gastransport legen, außerdem Verdichterstationen neu bauen oder erweitern. Im Energiewirtschaftsgesetz ist festgelegt, dass
diese Kosten auf alle Gasversorgungsnetze innerhalb
des jeweiligen Marktgebietes umgelegt werden. In
Deutschland gibt es davon zwei. Sie bestehen aus den
Versorgungsgebieten von insgesamt 13 Fernleitungsnetzbetreibern, die sich zu Gemeinschaftsunternehmen zusammengeschlossen haben: NetConnect
Germany deckt den Westen und Süden ab, GASPOOL
den Norden und Osten. Die Umstellung betrifft beide
Marktgebiete. Die Bundesnetzagentur beziffert die
beiden ersten Umlagen für Verbraucher auf höchstens einen Euro bei einem Durchschnittshaushalt.
Schneverdingens Anteil an den Gesamtkosten
fällt vergleichsweise gering aus: Mit zwei Millionen
der angepassten Gasgeräte werden
anschliessend stichprobenartig einer
Qualitätskontrolle unterzogen.
Vielen Dank
für ihre Mithilfe.
Bei ihnen funktioniert
alles, wie es soll.
Die Umstellung bleibt für den Endkunden
kostenlos – weder Erdgasbüro noch Monteure
dürfen Rechnungen an den Endkunden ausstellen.
36 GASWINNER
Euro schlägt die Umstellung bei den Stadtwerken im
Jahr 2015 zu Buche. Die Summe wieder einspielen
wird die sogenannte Marktraumumstellungsum­
lage. Hierfür haben die Stadtwerke SchneverdingenNeuenkirchen ihre Umstellkosten kalkuliert und im
Vorjahr an ihren Marktgebietsversorger GASPOOL
übermittelt. Der Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie
finanziert sie vor, indem er einen monatlichen Abschlag von einem Zwölftel der Jahreskosten an die
Stadtwerke überweist. Aus diesen und weiteren
Beträgen, die andere Erdgasnetzbetreiber gemeldet haben, ermittelt GASPOOL eine Umlage für das
Folge­jahr, die alle Netzbetreiber in deren Marktgebiet bezahlen. Sie bezieht sich auf die Kapazität, die
in Anspruch genommen wurde. Für 2015 sind 5,7 Millionen Euro kalkuliert.
Am 1. Oktober, Punkt 6 Uhr, soll H-Gas von der
Übergabestation „Am Südring“ durch Schneverdingens Leitungen strömen und das L-Gas verdrängen.
Merken würden die Kunden davon nichts, ist sich
Jörn Peter Maurer sicher. Er rechnet eher während
der Anpassungsphase mit vermehrten Anrufen im
Erdgasbüro, zum Beispiel von Kunden, die ihre Umstellungstermine ändern möchten. Auch an dieser
Stelle denkt er über die Lüneburger Heide hinaus.
„Größere Städte müssen wahrscheinlich Callcenter
einschalten, um mit ihren Kunden zu reden.“ AUSGABE 3_2015
Ein Ausblick
4,3
Millionen
Gaskunden sollen bis 2030
H-Gas erhalten.
300
Kilometer
neue Leitungen sind für den
zusätzlichen Transport von H-Gas
geplant. Die Kosten hierfür und
für andere nötige Investitionen
belaufen sich laut Netzentwicklungsplan auf
1,7
Milliarden
Euro.
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