soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2

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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
soFid - Sozialwissenschaftlicher
Fachinformationsdienst
02/2008
Kultursoziologie + Kunstsoziologie
GESIS-IZ Bonn 2008
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Kultursoziologie + Kunstsoziologie
Band 2008/2
bearbeitet von
Sybille Frickel
mit einem Beitrag von
Helke Rausch
GESIS-IZ Sozialwissenschaften Bonn 2008
ISSN:
Herausgeber:
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-442x
GESIS-IZ Sozialwissenschaften, Bonn
Sybille Frickel
Siegfried Schomisch
GESIS-IZ Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den Ländern
gemeinsam bereitgestellt. Das GESIS-IZ ist eine Abteilung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft.
© 2008 GESIS-IZ Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort ................................................................................................................................................. 7
Helke Rausch
Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?............................................................................ 9
Sachgebiete
1
Kultursoziologie.......................................................................................................................17
1.1
Allgemeine theoretische Ansätze.............................................................................................17
1.2
Kulturgeschichte...................................................................................................................... 39
1.3
Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel...........................................................................45
1.4
Lebensstile, Werte, Normen.....................................................................................................66
1.5
Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde........................................................................ 76
1.6
Kulturindustrie, Kulturpolitik.................................................................................................. 83
1.7
Alltag, Freizeit, Soziokultur...................................................................................................101
1.8
Kulturelle Identität................................................................................................................. 112
1.9
Politische Kultur.................................................................................................................... 122
1.10
Organisationskultur/Unternehmenskultur.............................................................................. 144
1.11
Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien.................................................................... 157
2
Kunstsoziologie......................................................................................................................173
2.1
Allgemeines........................................................................................................................... 173
2.2
Literatur..................................................................................................................................189
2.3
Bildende Kunst, Musik.......................................................................................................... 197
2.4
Theater, Film, Fotografie....................................................................................................... 212
Register
Hinweise zur Registerbenutzung....................................................................................................... 225
Personenregister................................................................................................................................. 227
Sachregister........................................................................................................................................233
Institutionenregister........................................................................................................................... 251
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................257
Zur Benutzung der Forschungsnachweise......................................................................................... 257
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
Vorwort
7
Vorwort
zum soFid „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“
Das GESIS-IZ Sozialwissenschaften bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom GESIS-IZ produzierten
Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden
Sie hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Der sozialwissenschaftliche Fachinformationsdienst „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ spiegelt den Stand der wissenschaftlichen Diskussion in beiden Gebieten wider.
Ausgehend von dem Ansatz, dass Kultur inhärenter Bestandteil des sozialen Geschehens ist, beschäftigt sich das Kapitel Kultursoziologie neben allgemeinen, theoretischen Ansätzen und kulturgeschichtlichen Fragen recht breit mit einzelnen kulturellen Inhalten. In den Gliederungspunkten
„Lebensstile, Werte, Normen“, „Kulturelle Identität“ und „Politische Kultur“ wird die wechselseitige Durchdringung von Kultur und aktuellster Gesellschaftsentwicklung am deutlichsten.
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Vorwort
Bei der inhaltlichen Bearbeitung werden Nachweise aufgenommen, die eindeutig dem Themenkomplex zuzuordnen sind oder wichtige kultursoziologische Aspekte haben. Deshalb sind Überschneidungen zu einzelnen Kapiteln anderer soFid-Dienste nicht zu vermeiden. Im Gliederungspunkt „Kommunikation/Massenmedien/neue Medien“ sind Überschneidungen zu einzelnen Kapiteln des soFid „Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien - Sprache“ möglich. Gleiches gilt für den Dienst „Sozialpsychologie“, in dem ein Kapitel zu „Einstellung, Wahrnehmung und Verhalten“ existiert. Arbeiten und Projekte zu diesem Schwerpunkt weisen häufig
kultursoziologische Aspekte auf, die eine Aufnahme in einen Gliederungspunkt des Dienstes
„Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ rechtfertigen. Die soFid's „Osteuropaforschung“ und „Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern“ als Querschnittsdienste verfügen jeweils
über ein Kapitel zu „Kultur, Kunst, Medien“ mit speziellem geographischen Bezug zu den Länder
Osteuropas bzw. den neuen Bundesländern.
Der soFid „Kultur- und Kunstsoziologie“ kann keine vollständige Bibliographie der Fachdisziplin
sein. Bei der Vielzahl von Veröffentlichungen und Forschungsprojekten ist dies nicht im Rahmen
der soFid-Reihe realisierbar. Der vorliegende Dienst will ein vielfältiges und anregendes Nachschlageinstrument für die Profession sein.
In dieser soFid-Ausgabe erscheint der Beitrag: „Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?“ von Dr. Helke Rausch.
Wir bedanken uns herzlich bei der Autorin und der Redaktion "Aus Politik und Zeitgeschichte"
für die freundliche Genehmigung zum Nachdruck des Aufsatzes.
Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?1
Helke Rausch
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich Europa im machtpolitischen Koordinatensystem
des Kalten Krieges unter historisch singulären Bedingungen entwickelt.2 Bei dem Versuch, diese
Dynamik einzufangen, scheut die historische Forschung mit guten Gründen davor zurück, nachträgliche Teleologien zu erfinden. Stattdessen will sie Perspektiven auf die europäische Geschichte seit
1945 eröffnen, die Ähnlichkeiten zwischen den europäischen Gesellschaften hervorhebt, ohne heterogene Entwicklungsverläufe zu verwischen.3 Das historiografische Konzept der Amerikanisierung
erscheint vor diesem Hintergrund als eine noch nicht systematisch ausgeschöpfte Möglichkeit, zumindest die westeuropäische Nachkriegsentwicklung perspektivisch zu bündeln und vergleichend
zu erörtern.4
Zu einer solchen europäisch vergleichenden Geschichte der Amerikanisierung sollen die folgenden
Überlegungen beitragen. Dazu werden thesenartig Einzelaspekte der kulturellen Amerikanisierung
als das wohl symptomatischste Feld der USA-Kontakte mit der Bundesrepublik, Frankreich und
Großbritannien besonders in den 1950er Jahren herausgegriffen. Exemplarisch soll gezeigt werden,
dass sich die westeuropäischen Nachkriegsgesellschaften aktiv mit strategischen Eigeninteressen
und geschickten Aneignungsstrategien an der Amerikanisierung beteiligt haben. Die transatlantischen Kontakte und Transfers auf den benachbarten Feldern von Politik und Wirtschaft, die eigentlich zum Panorama einer europäischen Amerikanisierungsgeschichte gehören, müssen hier ganz
ausgeblendet bleiben.
Die rigorose Verpflanzung amerikanischer Wertmaßstäbe und Lebensformen nach Europa ist gemeint, wenn mit „Amerikanisierung“ als polemischem Schlagwort hantiert wird.5 Demgegenüber ist
für eine historische Betrachtung erst ein von (un)freiwilligen Untertönen bereinigter, analytisch offener „Amerikanisierungs“-Begriff zu verwenden:6 Er beschreibt erstens einen historischen Ordnungszusammenhang mit einem einschlägigen Machtübergewicht zugunsten der USA und benennt
die manipulative Absicht der Amerikanisierer als eine der zentralen Antriebskräfte für diese Entwicklung. Vor allem aber gibt der Begriff zweitens einer weiterführenden Untersuchungsagenda den
Titel:
1
2
3
4
5
6
Erstmals erschienen in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung DAS PARLAMENT.
5-6/2008, S. 27-32.
Vgl. Tony Judt, Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, München 2006.
Vgl. Andreas Wirsching, Für eine pragmatische Zeitgeschichtsforschung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), (2007) 3, S. 13-18.
Vgl. Chantal Metzger/Hartmut Kaelble (Hrsg.), Deutschland – Frankreich – Nordamerika: Transfers, Imaginationen, Beziehungen, Stuttgart 2006; Alexander Stephan (ed.), The Americanization of Europe. Culture, Diplomacy, and Anti-Americanism after 1945, New York–Oxford 2006.
Vgl. Jan C. Behrends/Arpád v. Klimó/ Patrice G. Poutrus (Hrsg.), Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert.
Studien zu Ost- und Westeuropa, Bonn 2005; Andrew Ross/ Kristin Ross (eds.), Anti-Americanism, New
York 2004.
Vgl. Frank Becker, Amerikabild und "Amerikanisierung", in: ders./ Elke Reinhard Becker (Hrsg.), Mythos
USA. "Amerikanisierung" in Deutschland seit 1900, Frankfurt/M.-New York 2006, S.19-47; Mel van Elteren, Rethinking Americanization Abroad: Toward a Critical Alternative to Prevailing Paradigms, in: The
Journal of American Culture, 29 (2006) 3, S.345-367.
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Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?
„Amerikanisierung“ thematisiert eine Vielzahl politischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller (Rück-)Transfers von Ideen, Gütern, Strukturen und Personen, die bislang kaum europäisch
vergleichend betrachtet worden sind.
Zur „Amerikanisierungs“-Perspektive gehört im Grunde auch der parallele Austausch zwischen
Westdeutschland, Frankreich und Großbritannien. Aus deutscher Sicht lag dabei der besondere
Fall einer Verwestlichung vor, in deren Zuge sich große Teile der westdeutschen Eliten auf das
Ideologieangebot nicht nur aus den USA, sondern aus ganz Westeuropa mit Verve einließen, um
so den demokratischen Neubeginn mit der programmatischen Abkehr vom totalitären Terror zu legitimieren.7 Verwestlichung bzw. „Westernization“ („Westernisierung“) oder „Europäisierung“
bleiben daher – abhängig vom gewählten Untersuchungs(zeit)raum – wichtige Parallelbegriffe
zum Konzept der „Amerikanisierung“.8 Diese binneneuropäischen Austauschbewegungen müssen
aber aus den folgenden Überlegungen ausgeklammert bleiben.
Aspekte kultureller Amerikanisierung in Westeuropa
Die amerikanische Massenkultur blieb nach 1945 – nicht anders als zuvor – ein überaus umstrittener Gegenstand öffentlicher Diskussion. Spätestens seit den 1950er Jahren wirkte sie aber zugleich prägend auf europäische Lebensstile. Was exakt den amerikanischen Konsumgütern über
Alters-, Berufs- und soziale Unterschiede hinweg eine letztlich unentrinnbare Popularität eintrug,
ist aber durchaus schwer zu bestimmen. Sicher begünstigten die steigende Konsumkraft in den regenerierten europäischen Volkswirtschaften und die professionellen amerikanischen Vermarktungsstrategien diesen Prozess.9 In welchem Maße die neuen Konsumoptionen die europäischen
Gesellschaften aber tatsächlich ideell amerikanisierten, ist ebenfalls kaum geklärt. Ein assoziativer
Kurzschluss vom Colatrinker und Jeansträger auf seine politischen und ideologischen Werthaltungen jedenfalls wäre nicht empirisch verlässlich. Ohnedies konnten auch Haushaltsgeräte, Kleidermoden und Musikstile nicht darüber hinwegtäuschen, dass der nach neuen Stilregeln jenseits traditional-bürgerlicher „Hochkultur“-Maßstäbe agierende „consumer citizen“ langfristig beiderseits
des Atlantiks eine massenwirksame Utopie blieb.
Bundesrepublik Deutschland
Anders als im französischen und britischen Fall ging der Verbreitung der amerikanisch inspirierten Komsumkultur in der semisouveränen Bundesrepublik seit Mitte der 1950er Jahre zunächst
eine gezielte Infiltrationsoffensive der USA voraus, die auf die Eliten und Meinungsbildner als er7
8
9
Vgl. Anselm Doering-Manteuffel, Westernisierung. Politisch-ideeller und gesellschaftlicher Wandel in
der Bundesrepublik bis zum Ende der 60er Jahre, in: Karl Lammers/Axel Schildt/Detlef Siegfried
(Hrsg.), Dynamische Zeiten: Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften, Hamburg 20032, S.
311-341.
Zur hier ausgeklammerten Begriffsdiskussion vgl. Helke Rausch, Blickwechsel und Wechselbeziehungen. Zum transatlantischen Kulturtransfer im westlichen Nachkriegseuropa, in: dies. (Hrsg.), Transatlantischer Kulturtransfer im „Kalten Krieg“. Perspektiven für eine historisch vergleichende Transferforschung, Leipzig 2006 (Comparativ 16), S. 7-33; Reiner Marcowitz, Im Spannungsverhältnis von Amerikanisierung, Europäisierung und Westernisierung. Die Zäsur der 1960er und 1970er Jahre für die transatlantische Europadebatte, in: C. Metzger/ H. Kaelble (Anm. 4 ), S. 98-123.
Vgl. Victoria de Grazia, Irresistible Empire: America's Advance through Twentieth-Century Europe,
Cambridge, MA - London 2005.
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Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?
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hoffte Multiplikatoren demokratischer Denkart zielte. Allzu eindeutige Fälle hegemonialer Amerikanisierung lagen aber selbst hier kaum vor. Zum einen stieß die verordnete re-education in
Deutschland auf erhebliche Beharrungskräfte. Zum anderen verlagerten sich die amerikanischen
Interessen bald ganz auf die Priorität, „den Kommunismus“ zu bekämpfen, und lenkten folglich
den amerikanischen Steuerungswillen in Bildung und Presseöffentlichkeit zügig weg vom Vorhaben der „Entnazifizierung“.10 Mit den „Amerikahäusern“ wollten die USA nicht zuletzt demonstrativ amerikanische „high culture“ nachweisen, erzielten bis Mitte der 1950er Jahre aber lediglich
in den bildungsnahen Schichten Rezeptionserfolge.11 Dass ihr Kulturdruck machtpolitisch unterfüttert war, sicherte den USA insofern letztlich keine absolute Transferhoheit. Dies gilt wohl auch
für den Bereich von Presse, Rundfunk und Fernsehen, die bei aller anfänglichen informationspolitischen Kontrolle keine dauerhafte Totalamerikanisierung leisteten.12
Wichtige Voraussetzungen für eine breitere kulturelle Amerikanisierung entstanden zunächst
punktuell dort, wo die westdeutsche Bevölkerung u.a. im Rahmen von humanitären Versorgungsleistungen mit der amerikanischen Besatzungsmacht vor Ort in Berührung kam.13 Von hier ergaben sich fließende Übergänge zur Adaption jener Massenkultur, die ab Mitte der 1950er Jahre für
weite Teile der konsolidierten „Wirtschaftswundergesellschaft“ zugänglich wurde.
An der amerikanischen Massenkultur reizte aber mehr als nur ihre leichte Zugänglichkeit: „Halbstarke“ Jugendliche, die Ende der 1950er Jahre in Jeans und mit Elvistolle zu Rock 'n' Roll tanzten, absorbierten nicht einfach Amerikanismen, sondern setzten sich zuallererst in Kleidung, Musik- und Verhaltenskonventionen vom Stilkodex der Elterngeneration ab.14 Die dort übliche Trennung zwischen Hoch- und Populärkultur sollte unterlaufen und das Recht zur Selbstbestimmung
erstrebenswerter Verhaltensformen beansprucht werden. Ähnlich missachteten sprachliche Amerikanismen absichtsvoll traditional bürgerliche Kommunikationsregeln und enthierarchisierten bislang geltende Normen des Ausdrucks.15 An der kulturellen Amerikanisierung in der Bundesrepublik waren daher neben den US-amerikanischen Akteuren immer auch die „Selbstamerikanisierer“
mit ihrem eigenen Interesse an einer „Amerikanisierung von unten” beteiligt. Die von der neuen
„Subkultur“ provozierten westdeutschen Eliten reagierten in den 1950er Jahren besonnen, um die
10 Vgl. Hans Braun/Uta Gerhardt/Everhard Holtmann (Hrsg.), Die lange Stunde Null. Gelenkter sozialer
Wandel in Westdeutschland nach 1945, Baden-Baden 2007; Arnd Bauerkamper/Konrad H.
Jarausch/Marcus M. Payk (Hrsg.), Demokratiewunder. Transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands 1945-1970, Göttingen 2005; Volker R. Berghahn, European Elitism, American
Money and Popular Culture, in: R. Laurence Moore/Maurizio Vaudagna (eds.), The American Century in
Europe, Ithaca–London 2003, S. 117-130; Detlef Junker u.a. (Hrsg.), Die USA und Deutschland im Zeitalter des Kalten Krieges, 2 Bände, Stuttgart - München 20012.
11 Vgl. Axel Schildt, Sind die Westdeutschen amerikanisiert worden? Zur zeitgeschichtlichen Erforschung
kulturellen Transfers und seiner gesellschaftlichen Folgen nach dem Zweiten Weltkrieg, in: APuZ,
(2000) 50, S. 3-10.
12 Vgl. Christina von Hodenberg, Konsens und Krise. Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit, 1945-1973, Göttingen 2006.
13 Vgl. Michaela Höhn, GIs and Fräuleins: The German-American Encounter in 1950s West Germany,
Chapel Hill 2002.
14 Vgl. Kaspar Maase, Amerikanisierung von unten. Demonstrative Vulgarität und kulturelle Hegemonie in
der Bundesrepublik der 50er Jahre, in: Alf Lüdtke u.a. (Hrsg.), Amerikanisierung. Traum und Alptraum
im Deutschland des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 1996, S.291-313; Detlef Siegfried, Vom Teenager zur
Pop-Revolution. Politisierungstendenzen in der westdeutschen Jugendkultur 1959–1968, in: ders./A.
Schildt/K. Lammers (Anm. 7), S. 582-623.
15 Vgl. Angelika Linke, Sprachliche Amerikanisierung und Popular Culture. Zur kulturellen Deutung fremder Zeichen, in: Jakob Tanncr/dies. (Hrsg.), Attraktion und Abwehr. Die Amerikanisierung der Alltagskultur in Europa, Köln–Weimar–Wien 2006, S. 37-51.
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freiheitlichen Vorzüge der neuen Grundordnung als Gegenmodell zum Sozialismus in Ostdeutschland zu demonstrieren.16
Frankreich
Anders als in den westdeutschen Besatzungszonen blieb das amerikanische Militär nach 1945 in
Frankreich besonders von der ländlichen Zivilgesellschaft weiter entfernt; in weiten Teilen Südund Westfrankreichs ergaben sich fernab amerikanischer Truppenpräsenz ohnedies keine Berührungspunkte.17 Ähnlich wie im deutschen Falle wirkte aber in den frühen 1950er Jahren ein geballtes amerikanisches Transferangebot in Gestalt gezielter kultur- und medienpolitischer Maßnahmen
auf die französische Nachkriegsgesellschaft. Wo amerikanische Verantwortliche sich als Propagandisten in eigener Sache betätigten, verfehlten sie in Frankreich allerdings häufiger als in der
Bundesrepublik ihr Ziel. So verfingen etwa die amerikanischen Werbefeldzüge für den Marshallplan hier kaum.18 In den Bereich der Elitenkultur drangen deutlich weniger als in der Bundesrepublik amerikanische Güter vor, da zahlreiche französische Linksintellektuelle, die sich in den
„années Sartre“ bis Mitte der 1950er Jahre dem Kommunismus öffneten, der amerikanischen
Massenkultur aus dezidiert ideologischen Gründen misstrauten. Im Gegensatz dazu gewannen umtriebige Akteure im intellektuellen Austausch mit den USA und erklärte „Atlantistes“ wie Raymond Aron erst allmählich an Bedeutung.19
Auch jenseits der Elitenkontakte öffnete sich die französische Nachkriegsgesellschaft dem amerikanischen Konsumstil eher zögerlich. Dies erschwerte es selbst der amerikanischen Produktikone
Coca-Cola, sich auf dem französischen Markt zu behaupten. Insofern erschienen hier stärker als in
der Bundesrepublik Konsumgewohnheiten ideologisiert und der Bedarf nach energischer Abgrenzung von US-amerikanischer Massenkultur ungleich höher als in der Bundesrepublik.20
Als Inbegriff dafür, dass eine breitere französische Öffentlichkeit in den fortschreitenden 1950er
Jahren sich dann aber doch amerikanischer Massenkultur zu öffnen begann, galt der Jazz. Dass die
Amerikanisierungsbereitschaft sich auch hier nicht als reine Stilverpflanzung auswirkte, sondern
französische Musikliebhaber mit einer eigenen Agenda auf den Plan rief, wurde ebenso deutlich:
So verdankte sich die Popularität des Jazz gerade nicht dem Ehrgeiz, den US-amerikanischen Kulturstil zu imitieren, sondern einer erfolgreichen Aneignungsstrategie durch die französischen
Selbstamerikanisierer: Sie fassten den Jazz als multiethnische Musiktradition auf und stellten Anschlüsse an die französische Musikkultur so her, dass der französische Kult des Jazz sogar Raum
zur Distanzierung oder Amerikakritik bot.21
16 Vgl. Uta G. Poiger, Jazz, Rock, Rebels. Gold War Politics and American Culture in a Divided Germany,
Berkeley 2000.
17 Vgl. Andre Kaspi, La libération de la France, juin 1944-janvier 1946, Paris 2004; Olivier Pottier, Les bases américaines en France 1950–1967, Paris 2003.
18 Vgl. Richard Kuisel, Seducing the French. The Dilemma of Americanization, Berkeley–Los Angeles–
London 1993.
19 Vgl. Pascal Ory/Jean-Francois Sirinelli (Hrsg.), De I'affaire Dreyfus à nos jours, Paris 2002, S. 241–294.
20 Vgl. R. Kuisel (Anm. 18); Fabrice D'Almeida, L'américanisation de la propagande en Europe de l'Ouest
(1945–2003), in: Vingtième Siècle, 80 (2003), S. 5–14
21 Vgl. Dietmar Hüse , „Rock around the clock“. Überlegungen zu amerikanischer Populärkultur in der
französischen und westdeutschen Gesellschaft der 1950er und 1960er Jahre, in: C. Metzger/H. Kaelble
(Anm. 4), S. 189-208; Ludovic Tournès, New Orleans sur Seine. Histoire du Jazz en France, Paris 1999.
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Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?
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Unterdessen blieb z. B. die französische Film- und Kinobranche vom amerikanischen Transferangebot zunächst ganz unbeeindruckt. Auf dem Musiksektor trat man amerikanischen Labels mit
Quotierungen entgegen und schirmte damit den heimischen Markt trotz bald erzwungener Lockerungen protektionistisch ab. Umgekehrt gelang es der französischen – anders als der deutschen –
Filmindustrie spätestens ab den 1960er Jahren, an Erfolg und Renommee französischer Filme aus
der Vorkriegsepoche anzuknüpfen und damit neben Italien zu einem wichtigen Repräsentanten europäischer Filmkunst auch in den Staaten zu avancieren. Mithin ließ sich selbst die Resistenz am
Ende in den USA erfolgreich vermarkten. Zudem entstanden kreative Varianten im Umgang mit
amerikanischen Gütern und Konsumformen. Anders als auf Coca-Cola reagierte die französische
Branche eine Dekade später deutlich flexibler auf den amerikanischen Exportschlager McDonald's, indem sie nun mit konkurrierenden „restauration rapide“-Konzepten aufwartete und offensiv um eigene Marktanteile konkurrierte.22
Großbritannien
Aus Großbritannien zogen sich die USA nach der extrem engen Kooperation während der Kriegsjahre zwar militärisch zunächst zurück.23 Dennoch wurden die USA frühzeitig kulturdiplomatisch
tätig, indem sie bereits 1946 Austauschprogramme lancierten, die zunächst auf den akademischen
Sektor zielten (Fulbright), zügig aber auch andere Berufsmärkte erfassten (Smith-Mundt Act
1948).24 Mitunter blieben britische Intellektuelle aber ähnlich wie jene auf dem europäischen Kontinent gegenüber amerikanischen Hochkulturerzeugnissen aus Sorge vor einer drohenden „Kolonisierung” reserviert.25 Auch deshalb warben die USA seit den frühen 1950er Jahren im Einzugsbereich britischer Linksintellektueller und der Labour Partei um transatlantischen Konsens.26 Tatsächlich schienen früher als im französischen Fall Vorbehalte in den Reihen der britischen Eliten
abgebaut werden zu können. So avancierten z.B. amerikanische Autoren zu Vertretern einer gemeinsamen literarischen „Moderne“ und thematisierten Londoner Kunstausstellungen die ästhetische Nähe zu US-amerikanischer „Modern Art.“27 Dabei spielten allerdings immer auch strategische Eigeninteressen britischer Künstler eine Rolle, die den Kunstbetrieb transatlantisch öffnen
wollten, um die Dominanz britischer lokaler Oberschichten zu unterlaufen.
Ob allerdings jenseits solcher Elitenkontakte amerikanische Güter und Lebensstile von der Masse
der britischen Gesellschaft besonders bereitwillig oder voraussetzungsloser als in Deutschland
oder Frankreich absorbiert wurden, ist noch nicht ausgemacht. Immerhin versuchte ähnlich wie in
22 Vgl. Brian Angus MacKenzie, Remaking France, Americanization, Public Diplomacy, and the Marshall
Plan, Oxford–New York 2005; Jean François Sirinelli/ Jean-Pierre Rioux (Hrsg.), La culture de masse en
France de la Belle Epoque à aujourd'hui, Paris 2002; Marianne Debouzy, Does Mickey-Mouse threaten
French Culture? The French Debate about Euro-Disneyland, in: Sabrina P. Ramet/Gordana P. Crnkovic
(eds.), Kazaam! Splat! Ploof! The American Impact an European Popular Culture since 1945, Lanham u.
a. 2003, S. 15–36.
23 Vgl. Paul Addison/Harriet Jones (eds.), A Companion to Contemporary Britain, 1939-2000, Oxford
2005.
24 Vgl. Hugh Wilford, The CIA, the British Left and the Cold War: Calling the Tune?, London 2003.
25 Vgl. David W. Elwood, American myth, American Model, and the Quest for a British Modernity, in: R.
L. Moore/M. Vaudagna (Anm. 10), S. 131-150; Lawrence Black/Hugh Pemberton (eds.), An Affluent
Society? Britain's Post-War 'Golden Age' Revisited, Aldershot 2004.
26 Vgl. H. Wilford (Anm. 24).
27 Vgl. Anne Massey, The Independent Group: Modernism and Mass Culture in Britain 1945-1959, Manchester 1995.
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Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?
Frankreich die Altlee-Regierung (allerdings langfristig vergeblich) das heimische Kino durch
Quotierungen vor einer Überschwemmung des Marktes mit Hollywoodproduktionen zu schützen.28 Bei erfolgreichen Transfers, wie z.B. der von amerikanischen Geschäftsleuten angeregten
Verbreitung von Supermarktketten seit den 1950er Jahren, spielte für deren Akzeptanz und Erfolg
eine erhebliche Rolle, dass an ähnliche Distributionsmechanismen angeknüpft werden konnte und
keine komplett neue Konsumhaltung aus den USA kopiert werden musste.29
Die zügige Popularisierung amerikanischer Lebensstile im Bereich der britischen Jugendkultur
wies ihrerseits Züge einer produktiven Anverwandlungsstrategie auf: Die Teenage-Kultur entstand
als eine Art transatlantisches Stilkonglomerat, indem neben die auffälligen Anleihen bei der amerikanischen Populärmusik zugleich Reminiszenzen an die Distinktionskleidung der traditionalen
britischen upper class traten, die sich nun die working-class-Jugend zum Zeichen stilistischer Demokratisierung aneignete.30 Kaum anders als besonders für die Bundesrepublik nachgewiesen, erfand sich auch hier eine jugendliche Subkultur, deren Anhänger aus dem US-amerikanischen Lifestyle-Modell auswählen wollten, was im britischen Kontext provokant genug wirkte, um traditionale Erziehungsspielregeln sichtbar aufzukündigen.
Im Vergleich zur deutschen und französischen Entwicklung hatte wohl am ehesten die britische
Populärkultur Chancen zum Rücktransfer einzelner Elemente in die USA. So lässt sich z. B. der
Erfolg der „Beatles“ in Bezug auf Musikstil und Habitus auch darauf zurückführen, dass hier britische Skiffle- und Music-Hall mit amerikanischen Rock-Stilelementen effektvoll neukombiniert und
dann, gleichsam um britische Stilelemente angereichert, in die USA und die Welt exportiert werden
konnten.31
Kulturelle Amerikanisierung im europäischen Vergleich
Eine europäisch vergleichende Geschichte der Amerikanisierung scheint besonders lohnend, wenn
sie, wie hier angedeutet, den Blick auf europäische Kreativstrategien im Umgang mit der amerikanischen Massenkultur richtet. Für den beträchtlichen Verbreitungseffekt der amerikanischen Populärkultur gibt es dabei eine starke Hypothese, die auf deren singuläre Beschaffenheit zielt: Als
Amalgam aus europäischen und außereuropäischen Elementen entstanden, barg sie das Potential,
an die lebensweltliche Bedarfslage und den Massengeschmack von Konsumenten auch in Europa
effektvoll anzuschließen. Zum Teil transferierten die Amerikanisierer aus den USA in einer Art
Schleife an die Europäer zurück, was im Zuge eines jahrhundertealten Prozesses ehedem aus Europa in den Kulturhaushalt der USA eingespeist und zwischenzeitlich weiterentwickelt worden
war.32Für die Amerikanisierungsforschung geht es folglich darum, die hybriden Kulturmischungsverhältnisse beiderseits des Atlantik zu inspizieren und weder das Maß amerikanischen Transfer28 Vgl. Jane Stokes/Anna Reading, The Media in Britain, Basingstoke 1999.
29 Vgl. Peter Gurney, The Battle of the Consumer in Postwar Britain, in: Journal of Modern History, 77
(2005) 4, S. 956-987; Gareth Shaw/Louise Curth, Selling Self-Service and the Supermarket: The Americanization of Food Retailing in Britain, 1945–60, in: Business History, 46 (2004) 4, S. 568-582.
30 Vgl. Hugh Wilford, Britain: In Between, in: A. Stephan (Anm. 4), S. 23–43.
31 Vgl. Laura E. Cooper/B. Lee Cooper, The Pendulum of Cultural Imperialism: Popular Music Interchanges between the United States and Britain 1943-67, in: Journal of Popular Culture, 27 (1993) 3, S.
61-78.
32 Vgl. Richard Pells, From Modernism to the Movies: The Globalization of American Culture in the 20th
Century, in: H. Rausch (Anm. 8), S. 34-47 und Rob Kroes, Views of the Good Life: America's Commercial Culture in Europe, in: ebd., S. 48-57.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?
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drucks noch die Möglichkeiten der Europäer zu überschätzen, Amerikanisierungsgrade eigenmächtig auszuhandeln. Mit einzubeziehen ist in jedem Fall der zentrale strategische Diskurswert,
den das Beharren auf vermeintlich eigenen Kulturstandards oder umgekehrt die demonstrative Aneignung in den innergesellschaftlichen Zusammenhängen vor allem im jungen Nachkriegseuropa
haben konnte.
Während der ersten Nachkriegsdekade war die westeuropäische Bedarfslage keineswegs ausschließlich, aber insofern doch ähnlich davon geprägt, dass jüngere Generationen gegen jene Dichotomisierung von Hoch- und Massenkultur Sturm liefen, die sie als Inbegriff eines nicht mehr
glaubwürdigen Deutungsmonopols alter Eliten über Verhaltensnormen und Leitwerte erachteten.
Dass zum gleichen Zeitpunkt die Elitenkultur in den USA kaum entkanonisiert und die Massenkultur nicht derart entgrenzt erschien, wie in Europa zum Teil behauptet, 33 belegt weniger europäische Rezeptionsfehler als den symptomatischen Umstand, dass „Amerika“ vor allem als Chiffre in
einem deutschen, französischen oder britischen Diskurszusammenhang diente.
Den westdeutschen Fall unterschied von Frankreich und Großbritannien womöglich weniger der
Umstand, dass die Amerikanisierung hier nachweislich rigoroser erfolgt wäre, sondern dass sie
eng mit einer nachholenden „Fundamentalliberalisierung“34 der westdeutschen Gesellschaft in den
1960er Jahren verwoben war, in deren Zuge man sich demonstrativer als in Frankreich oder Großbritannien, aber – wie dort – entlang eigener Präferenzen an den USA oder dem „Westen“ orientierte.
Zur Person
Helke Rausch, Dr. phil., geb. 1969; wiss. Mitarbeiterin am Institut für Kulturwissenschaften der
Universität Leipzig, Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig.
E-Mail: [email protected]
33 Vgl. Michael Böhler, High and Low. Zur transatlantischen Zirkulation von kulturellem Kapital, in: A.
Linke/J. Tanner (Anm. 15), S. 69-93.
34 Vgl. Edgar Wolfrum, Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren
Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 2006; Ulrich Herbert (Hrsg.), Wandlungsprozesse in Westdeutschland, Göttingen 2002.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
1
Kultursoziologie
1.1
Allgemeine theoretische Ansätze
17
[1-F] Blome, Eva; Eiden, Patrick; Weinberg, Manfred, Prof.Dr. (Bearbeitung):
"(S)o real die Klasse ist, so sehr ist sie selber schon Ideologie" (Adorno). Zur kulturellen
Verfasstheit einer basalen Kategorie der Gesellschaft
INHALT: 1968 hat Theodor W. Adorno in seinen "Anmerkungen zum sozialen Konflikt heute"
im Verweis auf den amerikanischen Soziologen Lewis A. Coser formuliert, dass soziale Konflikte "nicht als dysfunktional und für das soziale System desintegrativ, nicht ausschließlich
unter dem Aspekt ihrer Anomalie, sondern als Motoren zu betrachten (seien), die für die Erhaltung, Angleichung oder Anpassung der sozialen Beziehungen und der sozialen Strukturen'
sorgten". Wenn der Begriff Klasse einsteht für die Spaltung der Gesellschaft in antagonistische Gruppen auf Grund ihrer sozio-ökonomischen Positionierung, dann lässt sich der Zusammenhang von Klasse und sozialer Integration kaum knapper fassen. Gleichzeitig bleibt in
jeder Theorie, die den Begriff Klasse an zentraler Stelle einsetzt, unklar, wie und durch welche Wissenschaft er sich adäquat bestimmen lässt. Adornos doppelte Diagnose der Klasse als
ebenso "real" wie "ideologisch" wird in den drei Teilprojekten dieser Forschungsinitiative
ernst genommen und kulturtheoretisch weitergeführt. Klasse, so soll gezeigt werden, ist ein
Begriff, der notwendig kulturell ("ideologisch") verfertigt ist, und (nur) so seine "reale" integrative Ordnungsleistung vollbringen kann. Dass die Kategorie der Klasse das Versprechen
birgt, theoretischen Zugang zu den "harten" Basis-Mechanismen der Gesellschaft zu verschaffen, hat historisch von vornherein das Verständnis dafür verstellt, dass der Begriff selbst
ohne Hinzuziehung "weicher", gleichwohl fundamentaler kultureller Aspekte nicht zu fassen
ist. Da der kulturelle Status des Begriffs nicht aufgeklärt wurde, wurde die Kategorie Klasse
nicht zuletzt in den Literatur- und Kulturwissenschaften weitgehend fallen gelassen. Hier
liegt der theorie-strategische Einsatz der Projekte: Es geht gerade nicht um eine umstandslose
Reetablierung der Kategorie Klasse, sondern um eine theoretisch haltbare Vermessung und
Neubesetzung jener offenen Stellen, die etwa auch die neuen Klassenbegriffe wie "Prekariat",
"intellektuelles Proletariat" und "Unterschicht" anzeigen. Dabei wird eine neue Konvergenz
von kulturwissenschaftlichen und soziologischen Forschungen sichtbar. Durch diesen Einsatz
der Projekte wird auch die Vagheit gegenwärtiger Debatten auf eine gesicherte kulturelle
Grundlage zurückgeführt.
METHODE: Teilprojekte: 1. Eva Blome: Klasse und Bildung - zur narrativen Formierung sozialer Dynamik. Ausgehend von der Beobachtung, dass in der modernen Wissensgesellschaft soziale Ungleichheit zunehmend auf einen ungleichen Zugang zu Bildungsressourcen zurückgeführt wird, untersucht das Projekt die diskursiven und narrativen Grundlagen des Zusammenspiels der kulturellen Konzepte "Bildung" und Klasse seit der Goethezeit. Dabei soll die zugleich integrative wie desintegrative Kraft von "Bildung" akzentuiert werden, insofern diese
sich sowohl auf den Prozess des Erwerbs von Kompetenzen beziehen und damit die Emanzipation von Klassenzugehörigkeit akzentuieren kann, als auch das Ergebnis dieses Prozesses
bezeichnen und damit zur Ausdifferenzierung von Klassen beitragen kann. Die narrative Formierung dieser sozialen Dynamik gerät durch eine vergleichende Analyse von literarischen
und theoretischen Texten aus dem Kontext der Bildungsromantradition, des Vormärz und der
Arbeiterbewegung nach 1848 sowie den theoretischen Schriften des Marxismus in den Blick.
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
2. Patrick Eiden: Klasse - vom Figurationszwang der sozialen Wirklichkeit. In einer Untersuchung klassischer Texte der marxistischen Theorietradition (Marx, Lukács, Luxemburg u.a.)
wird die figurative Verfasstheit der Kategorie "Klasse" rekonstruiert werden. Es werden die
rhetorischen und narrativen Strategien analysiert, welche die These von der Aufspaltung der
Gesellschaft in antagonistische Klassen plausibilisieren sollen und die den "Klassenkampf"
als generativen Konflikt einsetzen, der soziale Realität allererst hervorbringt. Das Projekt
wird zeigen, wie die Theorien einerseits die Flexibilität eines figurativ gehandhabten KlassenBegriffs voll ausspielen, wie sie aber andererseits diesen Umstand im Hinblick auf ihre prätendierte "Wissenschaftlichkeit" zu invisibilisieren versuchen. Die Untersuchung wird auch
auf Figuren und Begriffe erweitert werden, die in aktuellen politischen Debatten zur "Wiederkehr der Klassengesellschaft" auftauchen, wie etwa die des "Prekariats" und der "Multitude".
3. Manfred Weinberg: Die proletarische Autobiographie. Das Projekt wird - aufbauend auf einer derzeit entstehenden Studie zu Goethes Dichtung und Wahrheit, die den narrativen Strategien einer po(i)etischen Hervorbringung von Identität gilt - das Verhältnis von Individualität
und Klasse in jenen Arbeiter-Autobiographien untersuchen, deren Legitimierung dezidiert im
Verweis auf den Klassenbegriff erfolgt. Als Autobiographien kommen die untersuchten Texte
nicht umhin, Individualität zu profilieren, wollen zugleich damit aber Klassenbewusstsein
propagieren. In ihrer narratologischen Analyse sollten sich somit auch die Widersprüche des
integrativen Begriffs der Klasse aufweisen lassen.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"
(Fach D 173, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB
Literaturwissenschaft (78457 Konstanz)
KONTAKT: Blome, Eva (e-mail: [email protected])
[2-L] Bonacker, Thorsten; Reckwitz, Andreas:
Das Problem der Moderne: Modernisierungstheorien und Kulturtheorien, in: Thorsten
Bonacker und Andreas Reckwitz (Hrsg.): Kulturen der Moderne : soziologische Perspektiven der
Gegenwart, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2007, S. 7-18, ISBN: 978-3-593-38354-5
(Standort: USB Köln(38)-34A7962)
INHALT: Die Soziologie hat sehr verschiedenartige Narrative der Modernität bzw. Modernisierung entwickelt. In einer pointierten Zuspitzung werden im einleitenden Beitrag des vorliegenden Sammelbands zwei grundsätzlich konträre Beschreibungsformen unterschieden, die in
Konkurrenz zueinander stehen: das Narrativ der "Modernisierungstheorien", das nach wie vor
das Zentrum der soziologischen Perspektive besetzt, und ein uneinheitlicher Gegendiskurs,
der im weitesten Sinne auf kulturtheoretischen Prämissen aufbaut. Faktisch haben in der Geschichte der Sozial- und Kulturwissenschaften beständig beide Vokabulare nebeneinander
existiert, wobei in bestimmten Phasen der intellectual history die eine oder die andere der beiden Beschreibungsformen in die Offensive gegangen ist. Seit den 1980er Jahren kann eine
solche Offensive der Kulturtheorien der Moderne beobachtet werden: Im Zuge einer verbreiteten Kritik an den Modernisierungstheorien lässt sich eine Fülle von Ansätzen ausmachen,
die der modernisierungstheoretischen eine kulturtheoretische Perspektive entgegenzusetzen
versuchen. Sie bilden die Hintergrundfolie und das Thema für die Beiträge dieses Bandes
Kulturen der Moderne. Als eine solche kulturtheoretische Perspektive werden beispielsweise
eine von Michel Foucault inspirierte Archäologie/Genealogie der Moderne ebenso wie Versionen eines hermeneutisch-interpretativen, kulturvergleichenden Ansatzes, etwa in Eisen-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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stadts multiple modernities, bestimmte Versionen einer Theorie der kulturellen Globalisierung, die eine Hybridisierung fokussieren, ebenso wie Ansätze, welche - wie bei Latour - die
Differenz zwischen Kultur und Natur dekonstruieren und eine "Geschichte von Naturkulturen" knapp skizziert. (ICA2)
[3-L] Brunner, Karl; Griesebner, Andrea; Hammer-Tugendhat, Daniela (Hrsg.):
Verkörperte Differenzen, (Reihe Kultur.Wissenschaften, Bd. 8.3), (3. Internationale
Graduiertenkonferenz Kulturwissenschaften/ Cultural Studies "Verkörperte Differenzen", 2003,
Wien), Wien: Turia & Kant 2004, 245 S., ISBN: 3-85132-405-6 (Standort: Bayer SB
München(12)-2004.29190)
INHALT: "Der vorliegende Band geht auf die 3. Internationale Graduiertenkonferenz Kulturwissenschaften/Cultural Studies zurück, die vom 24. - 26. April 2003 an der Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien stattfand. Nach den Narrationen im medialen Wandel (April 2002) und den' Wissenschaftskulturen- Experimentalkulturen - Gelehrtenkulturen (November 2002) galt das Interesse diesmal dem Körper. Ausgehend von kulturwissenschaftlichen Forschungen, insbesondere feministischen Analysen, die in den letzten Jahren
unseren Blick für die kulturelle Codierung des Körpers geschärft haben, wollten wir keine der
Differenzkategorien (Geschlecht, Stand bzw. Klasse, Ethnie etc.) privilegieren, sondern generell danach fragen, welche Differenz- und Herrschaftskategorien zu unter-schiedlichen Zeiten
und an unterschiedlichen Orten den Körpern eingeschrieben und damit naturalisiert wurden.
Das gewählte Motto: Verkörperte Differenzen sollte gleichzeitig zum Ausdruck bringen, dass
die verschiedenen Differenz- und Herrschaftskategorien am Körper nicht nur ihre ideologische Stütze finden, sondern den Körper auch real formen, sich in den Körper einschreiben."
(Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Karl Brunner/ Andrea Griesebner/ Daniela Hammer-Tugendhat: Einleitung (7-12); Maren Lorenz: Alles relativ in den Kulturwissenschaften? Zur
methodischen Verwirrung zwischen linguistic turn, Psychoanalyse und Neurobiologie (1343); Catherine Newmark: Verkörperung: Versuch einer historischen Analyse der Idee des
Körpers als Effekt. Wilhelm Wundt und Sigmund Freud zum Leib-Seele-Problem (44-58);
Nicola Gess: 'Laß mich in Gesang zerrinnen' - Konstruktionen des Musikhörens in der Literatur um 1800 (59-76); Sandra Eder: The Persistence of Gender: Geschlecht und Sexualität in
den biomedizinischen Sexualwissenschaften der 1950er- bis 1970er-Jahre (77-90); Renaud
Lagabrielle: 'Sissy Boys'? Die Darstellung des männlichen 'homosexuellen Körpers' in den
französischen Kinder- und Jugendromanen (91-108); Angela Püskül: Modisches Geschlecht
und geschlechtliche Mode der garconne. Zur Beziehung von Mode und Geschlecht in Victor
Marguerittes Roman La Garconne (109-129); Stefanie Duttweiler: 'Ein völlig neuer Mensch
werden' - Aktuelle Körpertechnologien als Medien der Subjektivierung (130-146); Irina Alexandra Feldman: The Discursive Exclusions; Representations of the Amerindian Other in European Travel Narratives (147-166); Eva Blome: Differenz und Transgression. Dimensionen
des Körpers in der klassischen und zeitgenössischen Ethnographie (167-184); Christian Kravagna: Traveling Bodies. Subjektentwürfe und Identitätskonzepte in postkolonialen Reisebildern (185-208); Silke Büttner: Irritationen. Überlegungen zur Erforschung von Differenzierungspraktiken in der mittelalterlichen Kunst (209-235).
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
[4-L] Bruns, Wilhelm; Richard, Jörg:
Mensch und Maschine im Spielraum: technische Praxis und ästhetische Erfahrung, (artecPaper, Nr. 111), Bremen 2004, 24 S. (Graue Literatur;
www.artec.uni-bremen.de/files/papers/paper_111.pdf)
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Sphären des Technischen und des
Ästhetischen. Technik und Ästhetik stehen sich spätestens seit der Industrialisierung diametral gegenüber, nicht weniger als Arbeit und Spiel. Eine vom Dualismus geprägte Denkweise
stellt das Reich der Freiheit dem Reich der Notwendigkeit gegenüber, separiert eine ästhetische Welt von der technischen. Arbeit wird zur Technik gezählt. In deren Zweckorientierung
und Determiniertheit sieht man - konträr zur Sphäre des Ästhetischen - in der ästhetischen Erziehung bzw. Bildung und darüber hinaus immer wieder die kreative Eigentätigkeit und damit
die Freiheit des Menschen gefährdet - unabhängig davon, dass durch Technik der Mensch
sich lebenserleichternde Maschinen und technische Systeme schafft. So werden schließlich
die Künste und Spiel einerseits, Arbeit und Technik andererseits als sich prinzipiell ausschließende Tätigkeiten bewertet. Diese Ansicht gilt es jedoch zu überwinden, indem Mensch und
Maschine in so genannten Spielräumen verortet werden. Die Ausführungen gliedern sich inhaltlich in zwei Abschnitte: In einem ersten Schritt wird das Verhältnis von Mensch und Maschine bzw. zwischen Spiel und Technik auf theoretischer Ebene erörtert. Dabei finden medien- und ingenieurswissenschaftliche (F. Rötzer), (technik-)soziologische (M. Weber, J. Baudrillard) und philosophische (H. Marcuse, G. Vattimo) Positionen Erwähnung. Im Anschluss
folgt die Beschreibung von zwei Projekten der Gestaltung von Arbeit und Technik, in denen
ein wechselseitiges Zusammenspiel zwischen Ästhetik und Technik angestrebt wird. So stellt
die ästhetische Erziehung Spielräume in Form von Möglichkeitsräumen bereit. Sie erlauben
ein Handeln auf Probe, was nichts anderes heißt als eine Praxis auf Gegenseitigkeit. Die erste
Fallstudie umfasst die Computersimulation eines Containerhafens (1995). Bei dem zweiten
Projekt handelt es sich um die Umsetzung eines 'Theaters der Maschinen' (1998-2000).
(ICG2)
[5-L] Busch, Kathrin; Därmann, Iris (Hrsg.):
Pathos: Konturen eines kulturwissenschaftlichen Grundbegriffs, (Kultur- und Medientheorie),
Bielefeld: transcript Verl. 2007, 202 S., ISBN: 978-3-89942-698-4 (Standort: UB
Wuppertal(468)-41NZX297)
INHALT: "Ist es heute üblich, das gesamte Spektrum menschlicher Tätigkeiten als das genuine
Gegenstandsfeld der Kulturwissenschaften anzusehen, so wird damit der ganze Bereich des
'Pathos' im Sinne von Widerfahrnis, Leidenschaft und Passivität vernachlässigt. Entgegen dieser üblichen Privilegierung der Handlungs- und Herstellungskategorien will der Band mit
dem Pathischen dasjenige ins Blickfeld rücken, das nicht nur jede Tätigkeit in unterschiedlicher Weise begleitet, sondern auch Anstoß und Ermöglichungsgrund jeglicher menschlichen
Praxis darstellt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Bernhard Waldenfels: An Stelle von ...
(33-49); Kathrin Busch: Ansteckung und Widerfahrnis. Für eine Ästhetik des Pathischen (5173); Emanuel Alloa: Berührung - Entblößung. Von der Pathik der Bilder bei Maurice Blanchot (75-91); Marianne Schuller: Penthesilea weint. Zur pathischen Repräsentation bei Kleist
(93-102); Rudolf Bernet: Heimweh und Nostalgie (103-118); Michael Turnheim: Wahnsinn
und Tod (119-141); Philipp Stoellger: Exponiertes Pathos. Pathos als Horizont von Ethos und
Logos in der Mystik - und die Probleme seiner Exposition (143-159); Iris Därmann: Die Ge-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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burt der Gesellschaft aus dem Taumel der Ekstase. Das rituelle Opfer in Durkheims Religionssoziologie (161-182); Heike Behrend: Praktiken der Passiones. Geistbesessenheit und der
Geist ethnographischer Feldforschung (183-198).
[6-L] Couldry, Nick:
Soziologie und das Versprechen der Cultural Studies, in: Österreichische Zeitschrift für
Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 32/2007, H.
4, S. 14-20 (Standort: USB Köln(38)-XH2528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.oezs-digital.de/)
INHALT: Wie können Kulturanalyse und Cultural Studies für die Alltagserfahrung in ihrer Komplexität relevant sein? Die Cultural Studies haben in ihrer Geschichte schon viele Ziele gehabt, vor allem die Rehabilitation der Volkskultur. Dies ist jedoch heute nicht mehr die zentrale Priorität. Cultural Studies sind nicht mehr zeitgemäß, wenn sie sich nicht mit dem Leben
unter neoliberalen Regimen und Arbeitsbedingungen und den Folgen des konstruierten Konflikts zwischen "dem Westen" und seinem imaginierten Anderen, häufig "dem Islam", befassen. Zwar hat teilweise eine Feindschaft zwischen Cultural Studies und der soziologischen
Methode bestanden - nur eine soziologische Methode, die die Frage symbolischer Macht aufgreift, ist jedoch in der Lage, solche grundlegende Fragen zu behandeln. (ICEÜbers)
[7-F] Därmann, Iris, PD Dr.; Mahlke, Kirsten, Dr. (Bearbeitung):
Kulturtheorien des Gabentausches (Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration" der Universität Konstanz)
INHALT: Marcel Mauss' und Émil Durkheims Theorie der Zivilisation legt es nahe, das Kulturelle eines jeden kulturellen Phänomens im Ausgang von der Gabe, genauer: von der Weitergabe zu denken. Die Vielfalt und Verschiedenheit der Kulturen rühren daher, dass die faits de
civilisation weitergegeben werden. Die Gabe ermöglicht so eine Verallgemeinerung dessen,
was sich für jedes bestimmte kulturelle Phänomen als zutreffend erweisen könnte und die Offenheit, Durchlässigkeit, Fragilität, Diversifikation und Differenzialität jeder existierenden
Kultur zu denken erlaubte: Nur dasjenige, was gegeben, genommen und erwidert, was übergeben, übertragen, wieder-, weiter- und fortgegeben werden kann, ist kulturell und nicht natürlich. Diese Definition schließt nicht nur eine Kultur des Natürlichen und des Tieres mit ein,
sondern verbietet auch, das Kulturelle als die Weitergabe von etwas bereits Vorhandenem
oder schon Gegebenem zu denken, das vom Prozess, Ereignis oder Akt seiner Gebung unberührt bliebe. Kulturelle Phänomene sind das, was sie sind und sein können, nur als transitorische, das heißt sie existieren nur in den Serien, Versionen und Brüchen ihrer Weitergaben,
Annahmen und Erwiderungen und sind damit einer beständigen Dynamik der Abweichung,
Veränderung, Aneignung, Interpretation und Verwendung ausgesetzt. Mauss und Durkheim
haben mit ihrer Theorie der Zivilisation zweifellos einen neuen Zugang zum Problem der
Kultur gefunden, deren entscheidender Agent im Gabentausch als dem stetigen Prozess der
Veränderung kultureller Phänomene im modalen Kontext ihrer Verwendungs-, Gebrauchsund Interpretationsweisen besteht. Dieser Zugang soll als systematischer Schlüssel für die
Lektüre der Gabentheorien von Bataille, Derrida, Lévi-Strauss, Saussure, Serres, Starobinski
und Lacan fruchtbar gemacht werden. Dabei steht nicht nur eine dichte Rezeptions- und - im
Sinne kulturtheoretischer Selbstanwendung - eine Gabentauschgeschichte der Gabentheorien
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
selbst in Frage, sondern auch eine begriffliche Differenzierung (nicht aber Entgegensetzung)
zwischen expliziten Gaben und implizitem Gabentausch, zwischen Gabe und Tausch, beschränkter und allgemeiner Ökonomie, Weitergabe, Transmission und Zirkulation im Bereich
von Intersubjektivität, Generativität, Intrakulturalität und Interkulturalität.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Därmann, Iris; Mahlke, Kirsten: Übersetzung aus dem Französischen. in: Mauss, Marcel (Hrsg.): Das Handbuch der Ethnographie und kleine Texte zur
Gabe. München: Fink 2009 (geplant).+++Därmann, Iris; Mahlke, Kirsten: Gabentausch als
kulturtheoretisches Paradigma (geplant).
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste Abt. Philosophie (Scharnhorststr. 1, 21332
Lüneburg); Universität Konstanz, Zentrum für den wissenschaftlichen Nachwuchs (Fach X
916, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Därmann, Iris (Dr. Tel. 04131-677-2753, Fax: 04131-677-2602,
e-mail: [email protected]); Mahlke, Kirsten (Dr. Tel. 0731-88-4869,
e-mail: [email protected])
[8-L] Diekmann, Stefanie; Khurana, Thomas (Hrsg.):
Latenz: 40 Annäherungen an einen Begriff, (Kaleidogramme, Bd. 24), Berlin: Kulturverl.
Kadmos 2007, 244 S., ISBN: 978-3-86599-039-6 (Standort: UB Frankfurt am Main(30)-1353596)
INHALT: "'Latenz' bezeichnet als spezifischer Modus des Verborgenseins und der Wirksamkeit
aus dem Verborgenen eine ebenso alte wie virulente Figur. Cicero definiert die schicksalhafte
Macht der fortuna durch die 'Latenz' ihrer Ursachen. In der Erläuterung natürlicher Vorgänge
rekurriert Francis Bacon auf 'latente' Mechanismen und Prozesse. Die moderne Physiologie
misst 'Latenzzeiten', der Behaviorismus postuliert 'latentes Lernen'. Die Statistik erfindet 'latente Klassen', die Soziologie 'latente Funktionen'. Die Psychoanalyse interpretiert 'latente Inhalte'; die Fotografie entwickelt 'latente Bilder', und die Theorie zeichenhafter Bedeutung
weiß den manifesten Sinn auf 'latente Bedeutungen' und 'latente Tiefenstrukturen' sprachlichen Sinns zurückbezogen. Ein Begriff von so komplexer Artikulation bedarf einer ebenso
differenzierten wie pointierten Annäherung. Eben diese vollzieht dieser Band in 40 Beiträgen,
in denen das Konzept der Latenz ausgehend von einzelnen Begriffen, konkreten Konstellationen und spezifischen Materialien entwickelt wird. Die Annäherungen, die von Literaturwissenschaftlern und Philosophen, von Theaterwissenschaftlern und Soziologen, von Kunsthistorikern und Wissenschaftshistorikern geschrieben wurden, und deren Spektrum von 'Analogie'
bis 'Werden', von 'Gespenst' bis 'Gleichnis', von 'Fotografie' bis 'Echo', von 'Nachwirkung' bis
'Fieber' reicht, erproben die Fähigkeit des Latenzbegriffs, zu dem zu werden, was er - latent womöglich schon längst ist: zu einem Grundbegriff der Kulturwissenschaften." (Autorenreferat) Inhaltsverzeichnis: Thomas Khurana und Stefanie Diekmann: Latenz. Eine Einleitung (913); Karen S. Feldman: Analogie. Über die Souveränität und ihre Alternativen (14-19); Alexandra Heimes: Anamorphose. Die Nachtseite der Arabeske: Anamorphose und Latenz bei E.
T. A. Hoffmann (20-24); Gianluca Solla: Armut. Die Kraft des "-losen" (25-30); Christoph
Hoffmann: Aufschub. Talbot, Helmholtz und das Ereignis der Latenzzeit (31-34); Olga Lewicka: Aurora. Utopie und Surreflexion (35-40); Maria Muhle: Bio-Politik. Zur Latenz von
Leben und Politik (41-46); Andreas Platthaus: Blindheit. Wie Giorgio Agamben der Latenz
auf den Grund geht (47-51); Hans-Walter Schmidt-Hannisa: Code. Multilingualität: Latente
Codes bei Borges und Joyce (52-55); Katrin Trüstedt: Double Plot. Zum latenten Mechanis-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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mus eines "coming to know what we cannot just not know" (56-61); Evelyn Annuß: Echo.
Celans Nachruf auf Heideggers Drama (62-66); Birgit Mara Kaiser: Falte. Die Implikation
des Literarischen (67-72); Cornelia Wild: Fieber. Febris larvata - Die medizinische Beobachtung der Latenz (73-78); Odila Triebel: Fossil. Kontingente Fundorte einer repräsentativen
Wirksamkeit (79-84); Stefanie Diekmann: Fotografie. Turin, 28. Mai 1898 (85-90); Carsten
Zorn: Funktion. Oder: Operativ gesehen weist dieser Fall keine Besonderheiten auf (91-97);
Felix Ensslin: Genießen. Zu Wissen, Latenzzeit und Todestrieb (98-103); Silke Herrmann:
Geschlecht. Repräsentation, Kunst und Geschlecht in Honore de Balzacs Sarrasine (104-108);
Lisa Äkervall: Gesicht. Das Insistieren des Affekts (109-113); Barbara Mauck und Jutta
Voorhoeve: Gespenster. Gespensterkunst und Kunstgespenster (114-118); Ralf Eckschmidt:
Gleichnis. Das offenbare Geheimnis: Latenz und Performanz in den Gleichnissen Jesu und
die Allegorie der Sprache (119-123); Marcus Coelen: Infans. Literatur und Urphantasma
(124-129); Oliver Baron: Ironie. Ist Ironie zu überwinden? Eine Fallstudie (130-135); Björn
Quiring: Kästchenwahl. Die Performanz der Latenz in Shakespeares Merchant of Venice
(136-141); Thomas Khurana: Latenzzeit. Unvordenkliche Nachwirkung: Anmerkungen zur
Zeitlichkeit der Latenz (142-147); Vike Plock: Medizin. Latenz und der medizinische Blick
(148-152); Dirk Mende: Metapher. Derrida und Ricceur als Latenztheoretiker (153-157);
Frank Ruda: Namenlosigkeit. Von nichts zu Nichts oder Vom Pöbel zum Proletariat (158164); David Weber: Reflexion. Auswändigkeit (164-169); Holger Steinmann: Rest. Caput
Mortuum: Substanz, Metapher, Farbe (170-175); Mark Potocnik: Tendenz. Gabriel Tarde und
die Statistik (176-181); Susanne Leeb: Textur. Zu Tuschebildern von Svenja Kreh (182-188);
Leland De La Durantaye: Theologie. Die kleine, hässliche Figur im Denken Walter Benjamins (189-194); Dietmar Schmidt: Tier. Adam (Naming the Beasts). Die verborgene Benennung der Tiere (195-201); Ekkehard Knörer: Topik. Latent Vorhandenes, ingeniös Entdecktes
(202-206); Matthias Haase, Dirk Setton: Transparenz. Intransparenz. Zur Ontologie kulturellen Seins (207-217); Vera Beyer: Transzendenz. Der goldene Rahmen als Ausweis ihrer Latenz (218-222); Marcus Twellmann: Umwege. Mit Kantorowicz über das Recht zur Dichtung
(223-227); Margherita Pascucci: Virtualität. Sed late (228-233); Kathrin Thiele: Werden. Zu
einer Poet(h)ik des Lebens (234-239).
[9-L] Döring, Jörg; Thielmann, Tristan (Hrsg.):
Spatial Turn: das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften, Bielefeld:
transcript Verl. 2008, 452 S., ISBN: 978-3-89942-683-0
INHALT: "Warum reden alle vom Raum? Ist die Zeit der wissenschaftlichen Vorherrschaft der
Zeit vorüber? Was tritt unter den Bedingungen der Globalisierung an die Stelle eines schwächelnden Fortschritts- und Entwicklungsparadigmas? Wenn mittlerweile fast alle Disziplinen
in Kultur- und Sozialwissenschaften damit beschäftigt sind, ihre Diskurse zu 'verräumlichen',
ist dann die Rede von einem 'Spatial Turn' angemessen? Diese Anthologie leistet zweierlei:
Zum ersten Mal erscheint auf dem deutschen Buchmarkt eine fächerübergreifende Anthologie
zum Spatial Turn und zum ersten Mal findet eine Diskussion auch unter Beteiligung der Geographen statt - jenen 'Raumspezialisten', die sich in jüngster Zeit als scharfe Kritiker der fächerübergreifenden Raumkonjunktur profiliert haben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Jörg Döring, Tristan Thielmann: Einleitung: Was lesen wir im Raume? Der Spatial Turn und
das geheime Wissen der Geographen (7-48); Jörg Dünne: Die Karte als Operations- und Imaginationsmatrix. Zur Geschichte eines Raummediums (49-70); Guiliana Bruno: Bildwissenschaft. Spatial Turns in vier Einstellungen (71-74); Eric Piltz: "Trägheit des Raums". Fernand
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
Brandel und die Spatial Stories der Geschichtswissenschaft (75-102); Matthias Middell: Der
Spatial Turn und das Interesse an der Globalisierung in der Geschichtswissenschaft (103124); Markus Schroer: "Bringing space back in" - Zur Relevanz des Raums als soziologischer
Kategorie (125-148); Rudolf Stichweh: Kontrolle und Organisation des Raums durch Funktionssysteme der Weltgesellschaft (149-164); Niels Werber: Die Geo-Semantik der Netzwerkgesellschaft (165-184); Manfred Fassler: Cybernetic Localism: Space, Reloaded (185-218);
Stephan Günzel: Spatial Turn - Topographical Turn - Topological Turn. Über die Unterschiede zwischen Raumparadigmen (219-240); Edward W. Soja: Vom "Zeitgeist" zum "Raumgeist". New Twists on the Spatial Turn (241-262); Gerhard Hard: Der Spatial Turn, von der
Geographie her beobachtet (263-316); Marc Redepenning: Eine selbst erzeugte Überraschung: Zur Renaissance von Raum als Selbstbeschreibungsformel der Gesellschaft (317340); Roland Lippuner: Raumbilder der Gesellschaft. Zur Räumlichkeit des Sozialen in der
Systemtheorie (341-364); Benno Werlen: Körper, Raum und mediale Repräsentation (365392); Nigel Thrift: Raum (393-408); Mike Crang: Zeit : Raum (409-438).
[10-L] Eibl, Karl; Mellmann, Katja; Zymner, Rüdiger (Hrsg.):
Im Rücken der Kulturen, (Poetogenesis, Bd. 5), Paderborn: mentis Verl. 2007, 501 S., ISBN:
978-3-89785-454-3 (Standort: ULB Münster(6)-3K1012)
INHALT: "Die meisten historischen Wissenschaften haben in den letzten Jahren einen 'cultural
turn' vollzogen. Das führt die Gefahr einer neuen Bornierung herauf, wenn nicht auch das
Voraussetzungsgefüge von Kultur bedacht wird. Der vorliegende Band versammelt Beiträge,
in denen eine Erhellung der anthropologischen Dispositionen versucht wird, die Kultur überhaupt erst möglich (und nötig) machen. Er stellt sich damit der Herausforderung eines modernen Naturalismus, für den Anthropologie immer auch Bio-Anthropologie bedeutet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Karl Eihl, Katja Mellmann, Rüdiger Zymner: Vorwort (7-10);
Eckart Voland: Seine Kultur ist des Menschen Natur (11-30); Karl Eibl: Zwei Kulturen? Zwei
Denkweisen und ihre biologischen Ursprünge (31-48); Klaus Foppa: Individuelle Voraussetzungen der Kulturentwicklung (49-66); Christoph Antweiler: Menschliche Universalien. Ein
kulturvergleichender Zugang zum Humanum (67-88); Kaspar Maase: Nützlich? Angenehm?
Schön? Überlegungen zur Ästhetik im Alltag (89-112); Peter M. Hejl: Ästhetik: Distinktionsindikator oder 'teures Signal'? (113-136); Gerhard Lauer: Spiegelneuronen. Über den Grund
des Wohlgefallens an der Nachahmung (137-164); Matthias Uhl: Alte Anlagen - neue Medien
- evolutionäre Medienanthropologie. Eine Kultur- und Naturwissenschaften verbindende
Sicht der Medien (165-184); Fotis Jannidis: Zur kommunikativen Intention. Anfänge (185206); Thomas Anz: Kulturtechniken der Emotionalisierung. Beobachtungen, Reflexionen und
Vorschläge zur literaturwissenschaftlichen Gefühlsforschung (207-240); Katja Mellmann:
Vorschlag zu einer emotionspsychologischen Bestimmung von 'Spannung' (241-270); Lorenz
Welker: Kategorien musikalischen Verhaltens in evolutionärer Perspektive. Geschlechtsdifferenzen, Universalien und ein Schichtenmodell musikalischer Wahrnehmung (271-290); Rolf
Oerter: Musik und Kultur (291-316); Julia Abel, Ralf Stürmer: Das Vergnügen an Jammer
und Schaudern. Empirische Untersuchungen zur Aristotelischen Tragödientheorie am Beispiel von Dancer in the Bark (317-342); Sonia Zyngier, Willie van Peer, Frank Hakemulder:
Komplexität und Foregrounding - im Auge des Betrachters? (343-372); Michael Neumann:
Die fünf Ströme des Erzählen. Zur Ökologie des Narrativen (373-394); Jörg Wettlaufer: Bewahrung und Weitergabe von 'sozialem Wissen' durch literarische Topoi. Das Beispiel des
Topos vom Herrenrecht der ersten Nacht (jus primae noctis) (395-424); Rüdiger Zymner:
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
25
Wie 'Flaschenpost' an 'Herzland' stößt. Biopoetische Aspekte literarischer Kommunikation
(425-466); Wolfgang Braungart: Was für ein Theater! Versuch zur geschichtlichkulturellen
Ökologie der sozialen und dramatischen Rolle (467-501).
[11-F] Europa-Universität Viadrina:
Zur Kritik der kulturwissenschaftlichen Vernunft
INHALT: Die im deutschen Sprachraum vor ca. 10 Jahren angekündigte paradigmatische Wende
von den Geistes- zu den Kulturwissenschaften hat inzwischen sowohl in einigen institutionellen Reformprojekten als auch in wissenschaftlicher Produktion ihren Ausdruck gefunden.
Darin stellt sich der Oberbegriff "Kulturwissenschaften" als eine Leerformel heraus, durch die
Verschiedenes bezeichnet werden kann. Das Projekt setzt sich zum Ziel, die betreffende Entwicklung, zumindest punktuell, einer kritischen Analyse zu unterziehen.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für
philosophische Grundlagen kulturwissenschaftlicher Analyse (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an der Oder)
KONTAKT: Sekretariat (Tel. 0335-5534-2495, Fax: 0335-5534-2817,
e-mail: [email protected])
[12-L] Faber, Richard; Ziege, Eva-Maria (Hrsg.):
Das Feld der Frankfurter Kultur- und Sozialwissenschaften vor 1945, Würzburg:
Königshausen u. Neumann 2007, 249 S., ISBN: 978-3-8260-3165-6 (Standort: USB Köln(38)35A2018)
INHALT: "Beim Begriff, schon Wort 'Feld' denkt man heute zunächst an Pierre Bourdieus 'Feld'
im Plural: an mehr oder weniger autonome Mikrokosmen sui generis. Der Band-Titel rekurriert jedoch auf den älteren und prinzipiell ethnologischen Wortgebrauch von 'Feld', der gerade vom hohen Interdependenzgrad eines gewiss nicht einheitlichen - unter Umständen hoch
diversifizierten und konfliktgeladenen - jedoch singulären Feldes ausgeht. Keineswegs nur
von der 'Frankfurter Schule' handelnd, möchten wir - soweit irgend möglich - die ganze Vielfalt der Frankfurter Kultur- und Sozialwissenschaften präsentieren und analysieren: in ihrem
internen Zusammenspiel, aber auch in dem mit anderen kulturellen und sozialen Gruppen wie
Institutionen der Stadt Frankfurt - und über sie hinaus." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Einleitung: Richard Faber: Das Frankfurter Feld. Versuch eines Überblicks (15-46); Frankfurter Soziologie: Manfred Bauschulte und Volkhard Krech: Saulus-Situationen. Zum Verhältnis
von Kritischer Theorie und Religiösem Sozialismus (49-62); Amalia Barboza: Die verpassten
Chancen einer Kooperation zwischen der "Frankfurter Schule" und Karl Mannheims "Soziologischem Seminar" (63-87); Eva-Maria Ziege: Die Geschlechterthematik in der "Zeitschrift
für Sozialforschung/Studies in Philosophy and Social Science" (1932-1941) (89-106); Thomas Heerich: Autologische Spiegelung der Verwalteten Welt: Friedrich Pollock (1894-1970)
(107-120); Frankfurter Philosophie und deren translokale Vernetzung: Jost Halfmann: Alfred
Sohn-Rethels Theorie der Denkformen (123-135); Francesca Vidal: Ernst Bloch in, gegen
und mit Frankfurt (137-148); Christine Holste: Kracauers Blick. Zur Aktualität seiner Pariser
Stadtbilder im Feuilleton der "Frankfurter Zeitung" (149-163); Frankfurter "Freies Jüdisches
Lehrhaus" und Frankfurter "Kritische Theorie": Thomas Meyer: Das Freie Jüdische Lehrhaus
26
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
und die Frankfurter Schule (167-175); Eva-Maria Ziege: Die politische Theologie des jungen
Erich Fromm. Über seine soziologische Dissertation (177-181); Manfred Voigts: "Des vielen
Büchermachens ist kein Ende". Hinweis auf Eduard Strauss (183-196); Frankfurter "Kritische
Justiz": Joachim Perels: Sozialdemokratische Rechtstheorie in der Weimarer Republik (199210); Hans Manfred Bock: "Frankfurter Schule" und "Marburger Schule". Intellektuellengeschichtliche Anmerkungen zum Verhältnis von zwei epistemic communities (211-249).
[13-F] Fischer, Joachim, Dr. (Bearbeitung):
Kultursoziologie
INHALT: Thema des Projekts ist die Expressivität und Symbolisierung moderner Gesellschaften.
Vorausgesetzt ist, dass menschliche Lebewesen als grenzrealisierende Lebewesen, die von
Natur aus "nicht festgestellt" und zugleich "unergründlich" sind, grundsätzlich auf "Kultur"
angewiesen sind. Durch Kultur stabilisieren sich diese Lebewesen in ihrer Physis und werden
sich zugleich partiell in der sinnlichen Erscheinungsweise durchsichtig. Damit ist Kultur immer durch einen Doppelaspekt bestimmt: durch die "natürliche Künstlichkeit" bzw. Konstruktion einerseits, die als sinnlich-sinnhafte Grenzziehung der Stabilisierung dient, und durch die
"vermittelte Unmittelbarkeit" bzw. Expressivität andererseits, in der sich die "unergründlichen" Lebewesen in der sinnlich-sinnhaften Grenzziehung medial zur "Erscheinung", "vermittelt" zum Ausdruck bringen. Besonders geeignet zur Analyse der Kultur sind deshalb
Theorien, die a) Kultur als eine Verknüpfung von Sinnlichkeit und Sinn (Ästhesiologie und
Semiotik der Kultur) rekonstruieren und die b) Kultur nicht auf Sprachlichkeit reduzieren.
Die Kulturtheorien von Helmuth Plessner, Max Scheler und Ernst Cassirer zeichnen sich dadurch aus, dass sie a) systematisch Leiblichkeit und Sinn aufeinander beziehen und b) deshalb
systematisch neben der Sprache weitere Medien der Kultur rekonstruieren können, die in je
eigener Logik Konstruktion und Expressivität verschränken (Eigenlogik des Bildes, des Mythos, der Musik, des Tanzes, der Mathematik, der Mystik etc.). Dieses, in immer veränderten
gesellschaftlichen Konstellationen je neu einsetzende Ausdrucksgeschehen ist der unerschöpfliche Fokus der Wissens-, Religions-, Kunst- und Architektursoziologie. In der Bildlichkeit begrifflicher Leitformeln einerseits, in der nach kommentierenden Worten verlangenden Bildkunst und Baukunst andererseits setzen sich moderne Gesellschaften je faszinierend,
streitend, reflexiv und kontrolliert in Bildbegriffe.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie
Professur für Soziologische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie (01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[14-L] Gephart, Werner:
Recht als Kultur: zur kultursoziologischen Analyse des Rechts, (Veröffentlichungen des MaxPlanck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt am Main, Bd. 29), Frankfurt am
Main: Klostermann 2006, XIII, 323 S., ISBN: 978-3-465-04003-3 (Standort: UB Bonn(5)2006/8208)
INHALT: Der Sammelband fasst zum Teil bereits andernorts publizierte Beiträge des Verfassers
zusammen, deren gemeinsames Band in der Herausarbeitung der kulturellen Dimension des
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
27
Rechts besteht. Ein einleitender Beitrag fragt nach den Grenzen einer ökonomische und soziologischen Analyse des Rechts. Die sich anschließenden Beiträge des ersten Teils behandeln kulturelle Aspekte des Rechts, Max Webers Beitrag zu einer vergleichenden Kultursoziologie des Rechts, Durkheims "rechtliche Ordnungen", Fauconnets Theorie der strafrechtlichen Zurechnung, das Verhältnis von Zivilrecht und Religion bei Huvelin und Levy und die
Theorie des Rechts bei Simmel. In den Beiträgen des zweiten Teils wird die kultursoziologische Perspektive zum Recht auf unterschiedliche historische Gegenstandsbereiche angewendet: auf die Normalität des Marginalen im europäischen Mittelalter, die Inszenierung des Unrechts im Nationalsozialismus, Gerichtsbauten, das Gerichtsverfahren als Simulacrum und Ritual sowie auf Normerosion und Verbindlichkeitsglauben. Überlegungen zur Eigengesetzlichkeit der rechtlichen Sphäre schließen den Band ab. (ICE)
[15-L] Greshoff, Rainer; Kneer, Georg; Schneider, Wolfgang Ludwig (Hrsg.):
Verstehen und erklären: sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven, München: Fink
2008, 524 S., ISBN: 978-3-7705-4630-5
INHALT: "Verstehen und Erklären gelten in den Sozial- und Kulturwissenschaften als die beiden
grundlegenden methodischen Zugangsweisen, um den Phänomenbereich des Sozialen zu erschließen. Wie diese Zugangsweisen je für sich und in ihrem Verhältnis zueinander zu bestimmen sind, ist freilich bis in die Gegenwart umstritten. Die Verstehen-Erklären Kontroverse gehört, neben dem Werturteilsstreit und dem Positivismusstreit, zu den großen Selbstverständigungsdebatten der Sozial- und Kulturwissenschaften. Eine systematische Bestandsaufnahme, welche die verschiedenen Konzeptualisierungen des Verstehens und Erklärens sichtet,
fehlt bisher jedoch. Viele der einschlägigen Positionen sind deshalb in der neueren methodologischen Diskussion nicht mehr präsent und in ihren Einzelheiten kaum noch bekannt. Hier
versucht das vorliegende Buch Abhilfe zu schaffen. In dieser Breite wohl erstmalig, werden
darin 21 Positionen, vor allem aus der Soziologie, aber auch aus der Ethnologie und der sozial- und kulturwissenschaftlich relevanten Philosophie, dargestellt und analysiert. Das Spektrum der behandelten Konzepte reicht dabei von den Klassikern bis hin zu aktuellen Ansätzen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rainer Greshoff, Georg Kneer, Wolfgang Ludwig
Schneider: Einleitung: Die "Verstehen-Erklären-Kontroverse" als Debatte um die methodischen Grundlagen der Sozial- und Kulturwissenschaften (7-12); Rolf Fechner: Verstehen und
Erklären bei Ferdinand Tönnies (13-26); Andreas Ziemann: Verstehen und Erklären bei Georg Simmel (27-50); Hans-Peter Müller: Verstehen und Erklären bei Emile Durkheim (5172); Andreas Balog: Verstehen und Erklären bei Max Weber (73-94); Martin Endreß: Verstehen und Erklären bei Alfred Schütz (95-116); Gesa Lindemann: Verstehen und Erklären bei
Helmuth Plessner (117-142); Wolfgang Ludwig Schneider: Verstehen und Erklären bei Karl
Mannheim (143-176); Gerd Nollmann: Verstehen und Erklären bei George Herbert Mead
(177-142); Gerald Mozetic: Verstehen und Erklären bei Talcott Parsons (199-218); Jürgen
Mackert: Verstehen und Erklären bei Robert K. Merton (219-238); Karl Lenz: Verstehen und
Erklären bei Erving Goffman (239-260); Georg Kneer: Verstehen und Erklären bei Claude
Levi-Strauss (261-284); Andreas Vasilache: Verstehen und Erklären bei Michel Foucault
(285-310); Markus Schroer: Verstehen und Erklären bei Pierre Bourdieu (311-332); Wolfgang Ludwig Schneider: Verstehen und Erklären bei Ulrich Oevermann (333-364); Jan M.
Böhm: Verstehen und Erklären bei Karl Popper (365-390); Martin Abraham: Verstehen und
Erklären bei James S. Coleman (391-412); Rainer Greshoff: Verstehen und Erklären bei Hartmut Esser (413-444); Andreas Göbel: Verstehen und Erklären bei Niklas Luhmann (445-
28
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
474); Jens Greve: Verstehen und Erklären bei Jürgen Habermas (475-502); Jörn Lamla: Verstehen und Erklären bei Anthony Giddens (503-524).
[16-L] Groß, Matthias:
Georg Simmel und "die laute Pracht des wissenschaftlich-technischen Zeitalters", in:
Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international
journal for the application of formal methods to history, Vol. 33/2008, No. 2 = No. 124, S. 315330 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Georg Simmels Überlegungen zur Entwicklung moderner Wissenschaft und Technik
wurden bisher wenig diskutiert. In diesem Artikel werden Simmels Schriften mit besonderem
Fokus auf seine Diskussionen zur Entwicklung und Produktion von Nebenfolgen in der modernen Wissenschafts- und Technikentwicklung beleuchtet. Nebenfolgen lassen sich bei Simmel als Teil seines Konzepts der objektiven und subjektiven Kultur verstehen, in dem die als
nicht intendierte Nebenfolge empfundene Objektivierung der Kultur als unvermeidbare Normalität rekonstruieren lässt und nicht als Anomalie rationaler Planung." (Autorenreferat)
[17-L] Gruschka, Andreas; Oevermann, Ulrich (Hrsg.):
Die Lebendigkeit der kritischen Gesellschaftstheorie: Dokumentation der Arbeitstagung aus
Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno, 4.-6. Juli 2003 an der JohannWolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Wetzlar: Verl. Büchse d. Pandora 2004,
346 S., ISBN: 3-88178-324-5 (Standort: USB Köln(38)-31A7502)
INHALT: "Ist Adornos Werk historisch geworden und seine Wirkung vergangen? Oder kann von
der Lebendigkeit seiner kritischen Gesellschaftstheorie und ihren Motiven gesprochen werden? Dieser illusionslos und unvoreingenommen zu prüfenden Frage widmete sich die Frankfurter Arbeitskonferenz anlässlich Adornos 100. Geburtstag. Vertreter aller Bereiche, in die
Adorno hineingewirkt hat, stellen hierfür exemplarisch ihre Arbeiten vor. Das Spektrum
reicht von der treuen Fortschreibung über den Versuch, bei Adorno unausgeführt Gebliebenes
auszuarbeiten, zur inhaltlichen und methodischen Neubeschreibung der Aufgaben bis zur Kritik an der Beschränktheit des adornoschen Ansatzes." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Andreas Gruschka: Begrüssung (7-8); Hermann Schweppenhäuser: In hac lacrimarum valle.
Adornos Stellung zur Metaphysik in ihrem Stande einer metaphysica deiecta (9-26); Hans
Georg Backhaus: Adorno und die metaökonomische Kritik der positivistischen Nationalökonomie (27-64); Regina Becker-Schmidt: Adorno kritisieren - und dabei von ihm lernen. Von
der Bedeutung seiner Theorie für die Geschlechterforschung (65-96); Gernot Böhme: Eingedenken der Natur im Subjekt - oder: die Geburt des Subjekts aus dem Schmerz (97-108);
Gianmario Borio: Über Sinn und Bedeutung in der Musik. Ein Blick auf Adornos Musikphilosophie (109-134); Andreas Gruschka: Kritische Pädagogik nach Adorno (135-160); Elisabeth Lenk: Die uneingelösten Versprechen der Theorie (161-188); Ulrich Oevermann: Adorno als empirischer Sozialforscher im Blickwinkel der heutigen Methodenlage (189-234); Reimut Reiche: Adorno und die Psychoanalyse (235-254); Christoph Türcke: 'Informel' nach Adorno (255-266); Ferdinand Zehentreiter: Adorno als Patron des nicht-departementalisierten
Geistes - oder: das Ausdrucksparadigma als Kern einer neuen Kulturwissenschaft (267-286);
Moshe Zuckermann: Adorno im Nahen Osten. Von der akuten Relevanz einer Irrelevanz
(287-298); Rudolf zur Lippe: Vom Pathos der Negativität zur Zurückweisung des Absoluten
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
29
(299-318); Iris Harnischmacher: Geschichte und Gedächtnis (319-330); Bertram Ritter: 'Die
Werke warten auf ihre Interpretation' - Kunstsoziologische Bemerkungen über Rätselcharakter, Werkanalyse und Autonomie des Kunstwerks (331-342); Andreas Gruschka, Ulrich Oevermann: Nachrede (343-346).
[18-L] Günzel, Stephan (Hrsg.):
Topologie: zur Raumbeschreibung in den Kultur- und Medienwissenschaften, (Kultur- und
Medientheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2007, 328 S., ISBN: 978-3-89942-710-3 (Standort: UB
Köln(38)-34A8730)
INHALT: "Das Thema 'Raum' ist äußerst populär, die Vielfalt der Methoden und Gegenstandsbereiche wird jedoch zunehmend unüberschaubar. Hier setzt der Band an: Er versammelt Beiträge verschiedener Disziplinen, die eine ausdrücklich relationale oder ortsspezifische Beschreibung von Räumlichkeit vornehmen. Hierzu wird die aktuelle Raumdebatte in den Kultur- und Medienwissenschaften rekonstruiert und die Entstehung der Topologie im Kontext
der Mathematik nachgezeichnet. Einzelanalysen widmen sich verschiedenen Anwendungsgebieten wie Architektur, Film- und Literaturwissenschaft, Kunst, Psychologie oder Soziologie
und gehen auf die Schlüsselfunktion phänomenologischer und strukturalistischer Ansätze
ein." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stephan Günzel: Raum - Topographie - Topologie
(13-32); Karl Schlögel: Räume und Geschichte (33-52); Julia Lossau: 'Mind the gap': Bemerkungen zur gegenwärtigen Raumkonjunktur aus kulturgeographischer Sicht (53-68); Bernhard Waldenfels: Topographie der Lebenswelt (69-84); Ute Holl: Risse und Felder: zur
Raumwahrnehmung im Kino (85-98); Georg Christoph Tholen: Der Ort des Raums: zur Heterotopie der Einbildungskraft im 'digitalen' Zeitalter (99-114); Kathrin Busch: Raum - Kunst
- Pathos: Topologie bei Heidegger (115-134); Karin Leonhard: Über Links und Rechts und
Symmetrie im Barock (135-152); Peter Bornschlegell: Als der Raum sich krümmte: die Entstehung topologischer Vorstellung in der Geometrie (153-170); Wladimir Velminski: Zwischen Gedankenbrücken und Erfindungsufern:Leonhard Eulers Poetologie des Raums (171182); Marie-Luise Heuser: Die Anfänge der Topologie in Mathematik und Naturphilosophie
(183-202); Joachim Huber: Die Form des Formlosen: @rchi-Topologie in 10 Punkten (203218); Peter Bexte: Zwischen-Räume: Kybernetik und Strukturalismus (219-234); Mai Wegener: Psychoanalyse und Topologie - in vier Anläufen (235-250); Helmut E. Lück: Topologie
in der Psychologie: die Feldtheorie von Kurt Lewin (251-264); Roland Lippuner: Sozialer
Raum und Praktiken: Elemente sozialwissenschaftlicher Topologie bei Pierre Bourdieu und
Michel de Certeau (265-278); Vittoria Borso: Topologie als literaturwissenschaftliche Methode: die Schrift des Raums und der Raum der Schrift (279-296); Marc Ries: Zur Topologie des
Kinos - und darüber hinaus (297-308); Knut Ebeling: 'In situ' von der Philosophie des Raums
zur ortsspezifischen Theorie (309-324).
[19-L] Hann, Chris:
Weder nach dem Revolver noch dem Scheckbuch, sondern nach dem Rotstift greifen:
Plädoyer eines Ethnologen für die Abschaffung des Kulturbegriffs, in: Zeitschrift für
Kulturwissenschaften, 2007, H. 1, S. 125-134 (Standort: USB Köln(38)-Z 1133; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
30
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
INHALT: Der Verfasser analysiert die ideengeschichtliche Karriere des Kulturbegriffs sowie die
Wechselwirkungen zwischen der deutschen kultur- und sozialwissenschaftlichen Tradition einerseits und der angelsächsischen Kulturanthropologie und Soziologie andererseits. Er stellt
fest, dass der Konflikt zwischen universellen und partikularistischen Bedeutungen von 'Kultur' erst im 20. Jahrhundert klar geworden ist. Der Kulturbegriff ist nur langsam zum Kernbegriff der Ethnologie gewachsen. Einen Schwerpunkt der Untersuchung stellt die Praxis der
stationärer Feldforschung dar. Hinsichtlich der Bedeutung der Kultur für das breitere Publikum wird eine unfassbare Vieldeutigkeit diagnostiziert. Es wird gezeigt dass sich kaum Argumente finden lassen, welche überhaupt noch für den Sinn der Anwendung des Kulturbegriffs
sprechen würden. Der idealistische Ansatz der deutschen Tradition wurde in den letzten Jahrzehnten überall in der Ethnologie verbreitet und zu oft von politisch-wirtschaftlichen Fragen
abgekoppelt. Dies führt zu Überbetonungen von Fremdheit, Alterität etc., die den Lösungen
dringender gesellschaftlicher Fragen im Wege stehen. Es ist sicher besser, so der Autor, Abschied vom Begriff Multikulturalismus zu nehmen, als die heutige Heuchelei gegenüber Migranten fortzusetzen. Die angestrebte Vielfalt und das Bewahren von Sprachen und weiteren
Merkmalen der Differenz müssen durch einen anderen Terminus und eine andere Politik gewährleistet werden, weil 'Kultur' zu belastet ist. Es wird argumentiert, dass es keine überzeugenden Argumente gibt, die sich aus der Wissenschaft selbst ergeben, um auf 'Kultur' zu beharren. (ICG2)
[20-L] Harrasser, Karin; Riedmann, Sylvia; Scott, Alan (Hrsg.):
Die Politik der Cultural Studies - Cultural Studies der Politik, (Reihe Kultur.Wissenschaften,
Bd. 12), Wien: Turia & Kant 2007, 271 S., ISBN: 978-3-85132-445-7 (Standort: USB Köln(38)35A3281)
INHALT: "Gegenstand dieses Sammelbandes ist die in den letzten Jahren vermehrt angestellte
Reflexion des Verhältnisses von Cultural Studies und Politik. Ausgehend von der traditionellen Verbindung zwischen Theorie und Politik in den britischen Cultural Studies steht die aktuelle Diskussion von Politikbegriffen. Methoden und Objekten der Cultural Studies im Zentrum der hier versammelten Beiträge." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort des
Bundesministers (7); Karin Harrasser, Sylvia Riedmann und Alan Scott: Einführung: Die Politik der Cultural Studies - Cultural Studies der Politik (9-26); Teil 1: Die Politik der Cultural
Studies: Günther Sandner: Politische Wissenschaft. Der Austromarxismus und die Bedingungen kritischer Kulturanalyse (29-42); Jim McGuigan: Cultural Studies und "cool capitalism"
(43-66); Frank Webster: Cultural Studies und Soziologie vor und nach der Auflösung der
Schule von Birmingham (67-87); Lutz Musner: Jenseits von Markt und Macht? Zur Politik
der Geistes- und Kulturwissenschaften (88-105); Roman Horak: Prekäre Intellektuelle. Zum
zweifelhaften Erfolg der Institutionalisierung von Cultural Studies in Österreich (106-119);
Ursula Reber: Postkolonialismus zwischen Border-Gnosis und Institutionalisierung (120135); Teil 2: Cultural Studies der Politik: Roberta Sassatelli: Hybridität, Sex und Geschlecht.
Zu einer kulturellen Politik der Identität (139-163); Helga M. Treichl: Körpertechniken des
Politischen. Karnevaleske Ausdrucksformen in neuen "sozialen Bewegungen" (164-180); Oliver Marchart: Auf der Straße nach Damaskus. (Sub-)Cultural Studies, die Gefahr der Kulturalisierung und die Politik der Neuen Protestformationen (181-190); John Street: "Die Lücken
des Schweigens bewohnen." Musik und Politikwissenschaft (191-213); Fran Tonkiss: Kulturstudien und der "economic turn" (214-226); Kate Nash: Cultural Studies und Menschenrechte
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
31
(227-247); Paul Taylor: Die Politik der Literatur. Oder: Warum sie nicht nur das ist, "was ich
im Zuge lese, wenn ich zur Arbeit fahre" (248-267).
[21-L] Hecken, Thomas (Hrsg.):
Theorien der Populärkultur: dreißig Positionen von Schiller bis zu den Cultural Studies,
Bielefeld: transcript Verl. 2007, 230 S., ISBN: 978-3-89942-544-4 (Standort: UB Bonn(5)2007/7635)
INHALT: "In den zeitgenössischen Theorien zur populären Kultur rücken Bestseller und Unterhaltungsprogramme ebenso ins Blickfeld wie Mehrheitsentscheidung und öffentliche Meinung, Massen ebenso wie Subkulturen. In diesem Band werden Konzepte zu Produkten, Trägern, Rezeptionsweisen und Strukturen der populären Kultur erstmals im Zusammenhang
vorgestellt und kritisch beleuchtet - Theorien und Überlegungen von Tocqueville, Schmitt,
Adorno über Dewey, Benjamin, Bachtin, Barthes, Sontag, Eco bis hin zu Lazarsfeld, Parsons,
Hall, Fiske, Bourdieu, Foucault, Habermas und anderen mehr." (Autorenreferat)
[22-L] Honneth, Axel (Hrsg.):
Dialektik der Freiheit: Frankfurter Adorno-Konferenz 2003, (Suhrkamp-Taschenbuch
Wissenschaft, 1728), (Internationale Adorno-Konferenz "Dialektik der Freiheit", 2003, Frankfurt
am Main), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 365 S., ISBN: 3-518-29328-1
INHALT: "Aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno veranstaltete das Institut
für Sozialforschung im September 2003 an der Frankfurter Universität eine viel beachtete internationale Konferenz. Im Mittelpunkt stand dabei insbesondere die Frage nach der Aktualität Adornos für die zeitgenössische Theoriebildung. Der vorliegende Band dokumentiert diese
Konferenz in weiten Teilen und umfasst mit seinen Schwerpunkten beinahe das gesamte
Schaffen Adornos, beginnend bei seiner Erkenntnistheorie und seiner Moralphilosophie bis
hin zu seiner Sozialtheorie und Ästhetik. Die einzelnen Beiträge richten ihre Aufmerksamkeit
dabei insbesondere auf die Frage, inwiefern Adornos Werk mit seinen theoretischen Ansätzen
in den einzelnen Disziplinen heute noch dazu geeignet ist, die einzelwissenschaftliche Forschung mit neuen Impulsen zu versehen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Habermas: 'Ich selber bin ja ein Stück Natur' - Adorno über die Naturverflochtenheit der Vernunft:
Überlegungen zum Verhältnis von Freiheit und Unverfügbarkeit (13-40); Raymond Geuss:
Leiden und Erkennen (bei Adorno) (41-52); Andrea Kern: Freiheit zum Objekt: Eine Kritik
der Aporie des Erkennens (53-84); Robert B. Pippin: Negative Ethik: Adorno über falsches,
beschädigtes, totes, bürgerliches Leben (85-114); Rahel Jaeggi: 'Kein Einzelner vermag etwas
dagegen': Adornos Minima Moralia als Kritik von Lebensformen (115-141); Christoph Menke: Tugend und Reflexion: Die 'Antinomien der Moralphilosophie' (142-164); Axel Honneth:
Eine Physiognomie der kapitalistischen Lebensform: Skizze der Gesellschaftstheorie Adornos
(165-187); Sighard Neckel: Die Verwilderung der Selbstbehauptung: Adornos Soziologie:
Veralten der Theorie - Erneuerung der Zeitdiagnose (188-204); Peter Wagner: Versuch, das
Endspiel zu verstehen: Kapitalismusanalyse als Gesellschaftstheorie (205-236); Albrecht
Wellmer: Über Negativität und Autonomie der Kunst: Die Aktualität von Adornos Ästhetik
und blinde Flecken seiner Musikphilosophie (237-278); Lydia Goehr: Doppelbewegung: Die
musikalische Bewegung der Philosophie und die philosophische Bewegung der Musik (279-
32
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
317); Jan Philipp Reemtsma: Der Traum von der Ich-Ferne: Adornos literarische Aufsätze
(318-362).
[23-F] Joas, Hans, Prof.Dr.; Bogner, Daniel, Dr.; Kubik, Andreas, Dr. (Bearbeitung):
Post-Doktorandenstipendien im Bereich Kultur- und Sozialwissenschaften
INHALT: Im Rahmen einer Wissenschaftlerkarriere ist die Postdoktorandenphase die prekärste,
weil zu diesem Zeitpunkt viele wichtige Entscheidungen fallen, aber in der Regel keine dauerhaften Beschäftigungen damit verbunden sind. Durch die Einführung der Juniorprofessur
sind Assistentenstellen und Habilitationsstellen im traditionellen Sinne überwiegend weggefallen. aber nicht im gleichen Ausmaß durch Juniorprofessuren ersetzt worden. An dieser
Stelle besteht in Deutschland eine enorme Förderlücke, die zu einer Abwanderung hochqualifizierter Nachwuchswissenschaftler ins Ausland bzw. in andere Bereiche außerhalb der Wissenschaft führt. Das Max-Weber-Kolleg sieht im Bereich der Nachwuchsförderung speziell
auch die Förderung von Postdoktoranden vor, die surch dieses Projekt ermöglicht wird.
ART: BEGINN: 2006-10 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Stifterverband
INSTITUTION: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur-und sozialwissenschaftliche
Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt)
KONTAKT: Bogner, Daniel (Dr. Tel. 0361-737-2832, Fax: 0361-737-2809,
e-mail: [email protected])
[24-L] Kammler, Clemens; Parr, Rolf (Hrsg.):
Foucault in den Kulturwissenschaften: eine Bestandsaufnahme, Heidelberg: Synchron Wiss.Verl. der Autoren 2007, 276 S., ISBN: 978-3-935025-96-6 (Standort: USB Köln(38)-34A/700)
INHALT: "Michel Foucault ist immer noch ein umstrittener, zugleich aber auch ein höchst anregender Denker. Ungezählte Studien aller geisteswissenschaftlichen Disziplinen haben inzwischen seinen berühmten 'Werkzeugkasten' genutzt und schließen mit ihren Forschungen teils
direkt oder auch auf den ersten Blick nicht unbedingt sichtbar an seine Theorien an, ja arbeiten und denken mit diesen in ihren jeweiligen Disziplinen produktiv weiter. Im Gegensatz zu
Leben und Werk Foucaults ist diese Rezeption jedoch bisher noch nicht systematisch aufgearbeitet worden, Dem trägt der vorliegende Band Rechnung und bietet erstmals eine breiter angelegte Bestandsaufnahme der Rezeption von Foucaults Werk aus dem gesamten kultur- und
sozialwissenschaftlichen Fächerspektrum, wobei jede einzelne der zur Debatte stehenden Disziplinen auch nach den 'weißen Flecken' in der Matrix ihrer Foucaultrezeption befragt wird:
Was bleibt zukünftig noch mit Foucault zu tun, welches Potenzial steckt noch in welchen der
inzwischen angepassten und weiterentwickelten Foucaultschen Werkzeuge? Gegliedert in Bestandsaufnahme, eigene Ansätze und Blick auf künftige Arbeitsfelder können die Beiträge
dieses Bandes Querstrukturen zwischen den jeweiligen Spezialwissensbereichen und ihren
Foucaultrezeptionen sichtbar machen, Auf diese Weise werden zum einen erste Fluchtlinien
zu einer fächerübergreifenden Aufarbeitung des 'Anschließens an Foucault', zum anderen
aber auch eine neue Qualität der Wirksamkeit des gesamten Foucaultschen CEuvres
sichtbar." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Clemens Kammler, Rolf Parr: Einleitung (710); Clemens Kammler: Foucaults Werk. Konzeptualisierungen und Rekonstruktionen (1128); Petra Gehring: Minotaurus zwischen den Regalen. Foucault in der Philosophie (29-44);
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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Michael Maset: Foucault in der deutschen Geschichtswissenschaft (45-68); Achim Geisenhanslüke: Foucault in der Literaturwissenschaft (69-82); Rolf Parr, Matthias Thiele: Foucault
in den Medienwissenschaften (83-112); Markus Stauff: Die Cultural Studies und Foucault.
Macht, Diskurs, Gouvernementalität (113-134); Thomas Lemke: Die Macht und das Leben.
Foucaults Begriff der 'Biopolitik' in den Sozialwissenschaften (135-156); Norbert Ricken:
Von der Kritik der Disziplinarmacht zum Problem der Subjektivation. Zur erziehungswissenschaftlichen Rezeption Michel Foucaults (157-176); Anne Waldschmidt: Verkörperte Differenzen - Normierende Blicke. Foucault in den Disability Studies (177-200); Eva Erdmann:
Der Foucaultianer. Eine literarische Figur (201-218); Jürgen Link: Dispositiv und Interdiskurs. Mit Überlegungen zum 'Dreieck' Foucault - Bourdieu - Luhmann (219-238); Ulrich
Brieler: Genealogie im 'Empire'. Zum theoretischen Produktionsverhältnis von Antonio Negri
und Michel Foucault (239-262).
[25-L] Kumoll, Karsten:
Kultur, Geschichte und die Indigenisierung der Moderne: eine Analyse des Gesamtwerkes
von Marshall Sahlins, (Kultur und soziale Praxis), Bielefeld: transcript Verl. 2007, 428 S., ISBN:
978-3-89942-786-8 (Standort: UB Bonn(5)-2007/9514)
INHALT: Der Verfasser befasst sich mit der Frage, ob Sahlins' Verknüpfung von Kultur und Geschichte für die Analyse von kulturellen Verflechtungen, Kulturkontakten und kultureller
Globalisierung fruchtbar gemacht werden kann. Dabei werden drei Schwerpunkte gesetzt: (1)
Sahlins' semiotischer Kulturbegriff; (2) Sahlin's Geschichtstheorie; (3) die Krise der ethnographischen Repräsentation. Im Mittelpunkt des ersten Kapitels steht die Kritik Sahlins' am Vietnamkrieg und an der Instrumentalisierung der Sozialwissenschaften für den US-amerikanischen Expansionismus. Die folgenden Kapitel leisten eine werkgeschichtlich-systematische
Analyse von Sahlins' ethnologischem Gesamtwerk. Hier geht es um Sahlins' Frühwerk und
das wirtschaftsethnologische Paradigma, die kulturalistische Wende, die handlungstheoretische Erweiterung der Kulturtheorie zur Geschichtstheorie und die Sahlins-Obeyesekere-Debatte. Die Untersuchung schließt mit einigen über Sahlins' Werk hinausgehenden Reflexionen
über die "Politik der Repräsentation". (ICE2)
[26-L] Lippuner, Roland:
Sozialer Raum und Praktiken: Elemente sozialwissenschaftlicher Topologie bei Pierre
Bourdieu und Michel de Certeau, in: Stephan Günzel (Hrsg.): Topologie : zur
Raumbeschreibung in den Kultur- und Medienwissenschaften, Bielefeld: transcript Verl., 2007,
327 S., ISBN: 978-3-89942-710-3 (Standort: UB Köln(38)-34A8730)
INHALT: Der Verfasser zeigt zunächst, wie Bourdieu mit dem Konzept des sozialen Raums eine
relationale Sicht der sozialen Welt zu gewinnen sucht. Dabei stellt sich die Frage, in wie weit
ein solches topologisches Verständnis des sozialen Welt mit dem Aufdecken von Klassenlagen, Strukturmustern und Disparitäten vereinbar ist. Hier knüpft Michel de Certeaus Analyse
raumbezogener Alltagspraktiken an. Mit Blick auf die irreduzible Vielfalt alltäglicher Praktiken versucht de Certeau, die "soziale Topologie" von innen heraus zu beschreiben. Während
Bourdieus Konzeption des sozialen Raums zu einer absoluten Raumkonzeption tendiert, der
die Identifikation von Schichten oder Klassen erlaubt, kann man mit der "pedestrischen" Me-
34
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
thode de Certeaus Einsicht in die Vielfalt und Beweglichkeit der Alltagspraktiken gewinnen.
(ICE2)
[27-L] Maderthaner, Wolfgang; Musner, Lutz:
Die Selbstabschaffung der Vernunft: die Kulturwissenschaften und die Krise des Sozialen,
(Wiener Vorlesungen im Rathaus : Edition Gesellschaftskritik, Bd. 3), Wien: Picus Verl. 2007,
120 S., ISBN: 978-3-85452-582-0 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX6191)
INHALT: "In ihrer intellektuellen Streitschrift um den Stand und die Entwicklung der Kulturwissenschaften gehen die Autoren der Frage nach, in welcher Weise die Wissenschaften vom
Menschen zu den aktuellen, dramatischen Veränderungen in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft im Zeichen von Globalisierung, neoliberaler Wirtschaftsideologie und neuen populistischen Formen von Politik und Massenkultur Stellung beziehen, wie sie diese beschreiben,
problematisieren und interpretieren. Kritisch konstatieren die Autoren in ihrer Reflexion des
eigenen Fachbereichs, dass gerade in den Kulturwissenschaften, in jenen Wissenschaftszweigen also, die das Projekt der Aufklärung eigentlich hatten befördern und retten wollen, zunehmend die Selbstaufhebung kritischer Theorie und somit die Selbstabschaffung der Vernunft
zu beobachten sei." (Autorenreferat)
[28-L] Mein, Georg; Rieger-Ladich, Markus (Hrsg.):
Soziale Räume und kulturelle Praktiken: über den strategischen Gebrauch von Medien,
Bielefeld: transcript Verl. 2004, 319 S., ISBN: 3-89942-216-3 (Standort: ULB Düsseldorf(61)soz-c0132)
INHALT: "Die Arbeiten des französischen Kultursoziologen Pierre Bourdieu haben erheblich
dazu beigetragen, die Theorie des sozialen Raums weiterzuentwickeln und kulturelle Praktiken auf neue Weise in den Blick zu nehmen. Inspiriert von diesem machtkritischen Ansatz,
der in besonderer Weise für hierarchische Raumstrukturen und gesellschaftliche Positionierungskämpfe sensibilisiert, spüren die Autorinnen und Autoren des interdisziplinären Bandes
dem Mediengebrauch in unterschiedlichen sozialen Kontexten nach. Von ihren verschiedenen
Disziplinen aus - etwa der Soziologie, Literaturwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Geographie und Geschichte - unternehmen sie Streifzüge durch das Feld der Wissenschaft, der
Literatur und der Kunst. Im Zentrum der einzelnen Fallstudien, die sich von Fachdiskursen
und Romanen über Comics bis hin zu Fotografien erstrecken, steht dabei das komplizierte
Zusammenspiel von Feld und Habitus und der verdeckte Einsatz von Distinktionsstrategien.
Gerahmt werden diese experimentellen Studien durch grundlegende Beiträge zur Theorie des
sozialen Raums, die Bourdieus Ansatz dadurch konturieren, dass sie ihn zu verwandten Theoriemodellen kritisch in Beziehung setzen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Georg Mein,
Markus Rieger-Ladich: Einleitung (7-13); Franz Schultheis: Das Konzept des sozialen
Raums: Eine zentrales Achse in Pierre Bourdieus Gesellschaftstheorie (15-26); Karin Priem:
Pädagogische Räume - Räume der Pädagogik. Ein Versuch über das Dickicht (27-46); Roland
Lippuner: In der Raumfalle. Eine Kritik des spatial turn in den Sozialwissenschaften (47-64);
Jürgen Link: Kulturwissenschaftliche Orientierung und Interdiskurstheorie der Literatur zwischen 'horizontaler' Achse des Wissens und 'vertikaler' Achse der Macht. Mit einem Blick auf
Wilhelm Hauff (65-84); Jürgen Fohrmann: Das Andere der 'Kultur': die 'Kultur' der Kulturwissenschaften (85-100); Markus Rieger-Ladich: "Schizoide Disposition" oder "gespaltener
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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Habitus"? Eine pädagogische Lektüre von Franz Kafkas Brief an den Vater (101-122); KlausMichael Bogdal: Alles nach Plan, alles im Griff. Der diskursive Raum der DDR-Literatur in
den Fünfziger Jahren (123-148); Oliver Müller: Messbare Dichtung? Eine Feldstudie zur exakten Literaturwissenschaft in den 1960er Jahren (149-180); Ingrid Gilcher-Holtey: Pierre
Bourdieu und Jürgen Habermas angesichts der Ereignisse von 1968 (181-202); Annina Klappert: Ernster Comic, komische Wissenschaft. Art Spiegelmans Maus (203-234); Franziska
Schössler: Zeit und Raum in Dramen der 1990er Jahre - Elfriede Jelinek, Rainald Goetz und
Marlene Streeruwitz (235-256); Oliver Sill: Von Zauberfrauen und Superweibern. Hera Linds
Roman Das Superweib (1994) als Erfolgsgeschichte der neunziger Jahre (257-270); Burkhard
Michel, Jürgen Wittpoth: Substanzielle und strukturelle Dimensionen kulturellen Kapitals.
Habitusspezifische Sinnbildungsprozesse bei der Rezeption von Fotografien (271-290); Georg Mein: Humanressourcen. Anmerkungen zur Semantik des Wissenschaftsraums (291312).
[29-L] Merz-Benz, Peter-Ulrich:
Salvation goods and culture goods: an interpretation of Max Weber, in: Jörg Stolz (Hrsg.):
Salvation goods and religious markets : theory and applications, Frankfurt am Main: P. Lang,
2008, S. 19-30, ISBN: 978-3-03911-211-1 (Standort: UB Koblenz(Kob7)-SO/T20081383)
INHALT: Der religionssoziologische Beitrag rekonstruiert das Konzept des Seelenheils als Gut
bei Max Weber. Dabei argumentiert der Autor, dass Heilsgüter bei Weber keineswegs Objekte sind, die von einer auf die andere Person übertragen werden, sondern es sich vielmehr um
Güter einer unterschiedlichen sozialen Ausgestaltung handelt. Im Zuge eines Vergleichs mit
dem Weberschen Begriffs des Kulturguts - der stark von dem Neo-Kantianer H. Rickert geprägt ist - wird aufgezeigt, dass Güter des Seelenheils als Handlungsziele, vorausgesetzte
Werte, subjektive Bedingungen und emotionale Dispositionen zu verstehen sind, die den
Handlungen zugrunde liegen und sie leiten. Eine zentrale Annahme Webers ist, dass Individuen um eine Stabilisierung der Erlösungsgüter bemüht sind - sie streben nach einem permanenten Zustand der Gnade. Der Verfasser beschreibt zur Verdeutlichung zwei Formen von
Seelenheilgütern: (1) die Askese, in welcher der Gläubige zu einem Werkzeug Gottes wird,
und (2) die Kontemplation, in der der Gläubige in die Sphäre der Göttlichkeit eintaucht.
(ICG2)
[30-L] Mills, Sara:
Der Diskurs: Begriff, Theorie, Praxis, (UTB : Kulturwissenschaft, 2333), Tübingen: Francke
2007, VI, 186 S., ISBN: 978-3-8252-2333-5 (Standort: USB Köln(38)-35A2592)
INHALT: "Der Begriff 'Diskurs' hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten in einer ganzen
Reihe von Disziplinen (Philosophie, Literatur- und Kulturwissenschaften, Soziologie, Sozialpsychologie) etabliert. Der häufige Gebrauch hat allerdings auch dazu geführt, dass verschiedene Bedeutungen kursieren. Diese Begriffsverwirrung löst die Autorin im Rekurs auf die
nichtsystematischen Überlegungen von Michel Foucault zur Diskurstheorie auf. Dabei macht
sie das komplexe theoretische Terrain auch für Studierende verständlich und befreit so den
Standardbegriff kulturwissenschaftlicher Studien schlechthin aus seiner bisherigen Unbestimmtheit." (Autorenreferat)
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
[31-L] Mülder-Bach, Inka:
Auf der Suche nach der verlorenen Öffentlichkeit: Siegfried Kracauers Kultursoziologie der
Angestellten, in: Sabine Biebl, Verena Mund, Heide Volkening (Hrsg.): Working girls : zur
Ökonomie von Liebe und Arbeit, Berlin: Kulturverl. Kadmos, 2007, S. 126-137, ISBN: 978-386599-033-4 (Standort: UB Duisburg-Essen()-01OHA41698)
INHALT: Gegenstand des Beitrags ist Kracauers Angestelltensoziologie, wie sie vor allem in
dessen Schrift "Die Angestellten" niedergelegt ist. Im Mittelpunkt steht bei Kracauer der Begriff der Öffentlichkeit, der mit dieser Schicht verknüpft ist und die fundamentale Krise, in
die die Öffentlichkeit um 1930 gerät. In "Kult der Zerstreuung" (1926), "Film und Gesellschaft" (1927) und "Das Ornament der Masse" (1927) betreibt Krakauer eine Fortsetzung der
bürgerlichen Aufklärung - die Subjektivität der Öffentlichkeit soll dadurch hergestellt werden, dass diese Öffentlichkeit in der Oberflächensphäre, die sie zerstreut, das Spiegelbild ihrer selbst erkennt. Hier - wie auch in anderen Texten Kracauers - entsteht ein Bild der Öffentlichkeit der Angestellten in einer untergehenden Republik. (ICE2)
[32-L] Pape, Helmut:
Das visuelle Handeln und die Kostbarkeit des Sichtbaren: eine Apologie des Visuellen, in:
Sic et Non : Zeitschrift für Philosophie und Kultur. im netz, 2008, H. 9, 20 S.
(www.sicetnon.org/content/phil/sehen.pdf)
INHALT: "Der Normalverbraucher und -philosoph, wenn er einmal von seiner Bildzeitung, seinem Buch oder dem Farbfernseher aufblickt, macht sich nicht klar, dass ihm heute kaum ein
Wissenschaftler noch zugesteht, dass er Wirkliches erkennt, wenn er den Blick auf die Dinge
seiner Umgebung - Autos, Fernseher, Mitmenschen - richtet. Denn in unserer Zeit beansprucht der herrschende Szientismus in Politik, Kultur und den Wissenschaften, dass allein
die Naturwissenschaften, vielleicht ergänzt durch die Wirtschaftswissenschaften, erkennen
können, was wirklich der Fall ist. Sollten wir dem nicht entgegenhalten, dass auch die normalen Menschen in ihrem alltäglich gelingenden Leben eine unverzichtbare Schicht der Wirklichkeit erkennen - und zwar weil wir sie sehen können?" (Autorenreferat)
[33-L] Parkhomenko, Roman:
Cassirers politische Philosophie: zwischen allgemeiner Kulturtheorie und TotalitarismusDebatte, Karlsruhe: Univ.-Verl. Karlsruhe 2007, V, 285 S., ISBN: 978-3-86644-186-6
INHALT: "Im I. Teil der Arbeit 'Die Totalitarismus-Debatte in der politischen Philosophie und
Politologie des 20. Jahrhunderts' sind die Hauptlinien der im 20. Jahrhundert in Westeuropa
und Nordamerika geführten Debatten über den Totalitarismus zusammengefasst. Diese waren
wesentlich bestimmt durch die augenfälligen Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen vom
westlichen parlamentarisch-demokratischen Standard abweichenden Formen politischer Herrschaft, die in Italien, der Sowjetunion, Deutschland und anderen europäischen Ländern jeweils für eine Zeitlang bestanden. Die Zusammenfassung dient allein dem Zweck, die besonderen Merkmale von Cassirers Auseinandersetzung mit demselben Phänomen des Totalitarismus vom Verlauf des politologischen mainstream kontrastierend absetzen zu können. Zweiter
Teil 'Cassirers The Myth of the State: Die Totalitarismus-Diagnose eines Außenseiters' rekonstruiert die Entwicklung, die dem Spätwerk The Myth of the State (1946) vorausgeht, anhand
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
37
einschlägiger Texte Cassirers, die seit dem 1. Weltkrieg entstanden sind. Aus diesem Teil
wird ersichtlich, wie stark Cassirers Beitrag zur politischen Philosophie in seiner Kulturphilosophie, seiner philosophischen Anthropologie und nicht zuletzt auch in seiner Vision von der
inneren 'Logik' der abendländischen Ideengeschichte verwurzelt ist. Daraus ergibt sich unter
anderem auch, wie fremd Cassirers Analysen für 'normale' Politologen bleiben mussten. Für
Teil II Autor konzentriert sich auf Cassirers 'Außenseiter'-Status im Verhältnis zu den in Teil
I dargestellten Debatten. Hier wird gezeigt, welchen 'Gewinn' Cassirers kulturanthropologisch
angelegte Deutung totalitärer Herrschaft aus heutiger Sicht abwirft. Letzter Teil der Arbeit
'Cassirers politische Philosophie am Anfang des 21. Jahrhunderts neu gelesen' berichtet über
Cassirers Beitrag zum Verständnis des Totalitarismus, über Totalitarismus-Debatte und Cassirers Rezeption in Russland. Wie in der neueren politologischen Literatur eingeräumt wird,
ist ein 'anti-totalitärer Konsens' leichter herzustellen als das Einvernehmen über das 'Wesen'
des Totalitarismus. Aus philosophischer Perspektive ist das nicht überraschend, wenn die unterschiedlichen Erscheinungen des Totalitarismus statt eines gemeinsamen 'Wesens' nur eine
'Familienähnlichkeit' (Wittgenstein) verbindet. Versuche, das vermeintliche 'Wesen' anhand
konkreter politologischer Kriterien, d.h. letztlich anhand sozialwissenschaftlicher Parameter
zu bestimmen, werden dann unvermeidlicherweise kontrovers bleiben. Was andererseits die
'Familienähnlichkeit' ausmacht, lässt sich deskriptiv nur erfassen, wenn man von den konkreteren historischen und sozialen Umständen Abstand hält. Diesen Abstand hält Cassirer mit
seinen Schlüsselbegriffen der Funktion, des Symbols bzw. der symbolischen Form und
schließlich des Mythos als einer solchen Form ein. So erweist sich die 'Abstraktheit' des 'kulturphilosophischen' Rahmens, in dem Cassirer Phänomene des Totalitarismus beschrieben
hat, nach Meinung des Autors schon als ein entscheidender Vorteil. Aber wichtiger noch
scheint zu sein, dass Cassirers Konzept des symbolischen Universums menschlicher Kultur
auch die normativen Gehalte des klassischen europäischen Humanismus und Rationalismus
ausdrücklich bewahrt und symboltheoretisch fundiert. Der normative Hintergrund seiner Diagnose einer Pathologie des Symbolgebrauchs in der für totalitäre Herrschaft typischen 'politischen Mythologie' liefert den ausgezeichneten Anhaltspunkt für ein Verständnis der dadurch
verursachten Beschädigungen der politischen Kultur und deshalb auch für deren intellektuelle
Überwindung. Diesen letzten Punkt kann man nun sehr gut am Beispiel des postkommunistischen Russlands erläutern: Die Aufarbeitung der totalitären Vergangenheit der eigenen Kultur
folgt weniger den Linien der 'westlichen' Totalitarismus-Debatte, sondern eher kulturanthropologischen Kategorien ähnlich denen, die Cassirer entwickelt hat. Damit vertritt Autor nicht
eine historische These über den Einfluss Cassirers auf die in Russland geführten Diskussionen, sondern eine systematische These darüber, in welchen Formen ein totalitär beschädigtes
kulturelles Selbstverständnisses wiederherzustellen ist.
[34-L] Reckwitz, Andreas:
Subjekt, (Einsichten), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 160 S., ISBN: 978-3-89942-570-3
(Standort: UB Bonn(5)-2008/1418)
INHALT: "Die Frage nach dem 'Subjekt', die Analyse der kulturellen Formen, in denen das Individuum zu einem gesellschaftlich zurechenbaren Subjekt wird, hat sich zu einem Brennpunkt
aktueller Forschungen in den Kultur- und Sozialwissenschaften entwickelt. Untersuchungen
von Subjektivierungsweisen und Subjektivität kreuzen den theoretischen Raum von Poststrukturalismus, Psychoanalyse, Praxeologie, Postkolonialismus und Medientheorie. Der
Band führt in das unübersichtliche und vielversprechende Feld der Subjektanalyse ein und be-
38
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
handelt unter anderem die Ansätze von Michel Foucault, Pierre Bourdieu, Jacques Lacan Ernesto Laclau und Judith Butler." (Autorenreferat)
[35-L] Schweitzer, Albert:
Kulturphilosophie, (Beck'sche Reihe), München: Beck 2007, 356 S., ISBN: 978-3-406-56378-2
(Standort: UB Regensburg(355)-70CC8200S413)
INHALT: "Die Kulturphilosophie ist Albert Schweitzers Hauptwerk. Hier hat er erstmals die
Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben entfaltet und auf die berühmte, bis heute aktuelle Formel
zugespitzt: 'Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.' Die vorliegende Neuausgabe umfasst die beiden ersten Bände der Kulturphilosophie: 'Verfall und Wiederaufbau der Kultur' sowie 'Kultur und Ethik'. Ein neues Nachwort erläutert die Entstehung des
Werks und seinen Zusammenhang mit dem inzwischen aus dem Nachlass publizierten dritten
Band." (Autorenreferat)
[36-L] Tiedemann, Rolf:
Niemandsland: Studien mit und über Theodor W. Adorno, München: ed. text u. kritik 2007,
306 S., ISBN: 978-3-88377-872-3 (Standort: USB Köln(38)-34A7964)
INHALT: Verwaltete Welt hieß in der Kritischen Theorie die lückenlos vergesellschaftete Gesellschaft; den heutigen Zuständen wäre es angemessener, von einer ohne Rest durch Wirtschafts- und Finanzkonzerne vermarkteten Gesellschaft zu sprechen. So die Ausgangsthese
des Autors. Das "Niemandsland" (Utopie) wird von Adorno und vom Autor als Gegenentwurf
zur verwalteten Welt eingeführt. Gemeint ist das Gebiet, welches Kant als transzendentales
zwischen Logik, Psychologie und Metaphysik ansiedelte. In den Lücken, die dort zwischen
den durch Grenzpfähle abgesteckten Fächern und ihren vorgeblichen Zuständigkeiten sich
auftun, suchte Adorno das "unauslöschlich Ontische", das Nichtidentische - nämlich nicht mit
ihrem begrifflichen Abguss Identische - der Sachen selber. Das vorliegende Buch enthält eine
Sammlung von Aufsätzen, deren Knotenpunkt das Denken Adornos ist, die von ihm entscheidend geprägt wurden und die um den obigen Grundgedanken kreisen. Die Abhandlungen
über literarische Gegenstände, die im ersten Teil vereinigt sind, stammen aus 43 Jahren. Die
Texte des zweiten Teils sind der Philosophie Adornos selber gewidmet. Im letzten Teil des
Buches finden sich Texte unterschiedlicher Thematik zusammengestellt, denen zumindest gemeinsam ist, dass in ihnen mit Kategorien gearbeitet wird, die von der Philosophie Adornos
bereitgestellt werden und aus ihr zu lernen sind. (ICA2)
[37-L] Wimmer, Ulla:
Kultur messen: Zählen, Vergleichen und Bewerten im kulturellen Feld, (Berliner Arbeiten zur
Bibliothekswissenschaft, Bd. 14), Saarbrücken: Logos-Verl. 2004, VIII, 242 S., ISBN: 3-83250682-9 (Standort: UB Eichstätt(824)-00AK25000W757)
INHALT: "Zählen und Messen sind tief in unserer Kultur verankert. Mit Hilfe von quantitativen
Instrumenten machen wir uns ein Bild von der Welt, stellen Vergleichsmöglichkeiten her und
schaffen Wissen, das unabhängig von spezifischen Situationen und Personen zur Verfügung
steht. Damit das gelingt, muss jedoch Vielfältiges auf einen Nenner reduziert, müssen Gren-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
39
zen gezogen und homogene Klassifikationen geschaffen werden. Kunst und Wissenschaft
sind dem gegenüber Bereiche, die sich durch Einzigartigkeit, Unvergleichlichkeit und Originalität überhaupt erst konstituieren. Diese Eigenschaften lassen sie ganz grundsätzlich als unmessbar erscheinen.Diese Arbeit beschäftigt sich damit, was passiert, wenn die Techniken
des Zählens und Messens auf Objekte aus Kunst und Wissenschaft prallen. Sie ist kein Handbuch für Controlling oder Evaluation in Kultureinrichtungen, sondern untersucht mit historischem und soziologischem Instrumentarium, wie sich der Gegensatz zwischen 'Kultur' und
'Messen' herausgebildet hat. Unter diesem Blickwinkel gewinnen die aktuellen Messprozesse
in Kunst und Wissenschaft dann eine neue Dimension als strategische Machtspiele im sozialen Raum. Anhand des Messinstruments 'Rangliste' oder Ranking wird analysiert, wie derartige Machtspiele in den Bereichen Bildende Kunst, Hochschulen, Forschung und Bibliothekswesen aussehen können." (Autorenreferat)
1.2
Kulturgeschichte
[38-L] Becker, Hans-Jürgen (Hrsg.):
Interdependenzen zwischen Verfassung und Kultur: Tagung der Vereinigung für
Verfassungsgeschichte in Hofgeismar vom 22.03.-24.03.1999, in: Der Staat : Zeitschrift für
Staatslehre und Verfassungsgeschichte, deutsches und europäisches öffentliches Recht, Beiheft,
2003, Bd. 15, 230 S.
INHALT: Im Beiheft wird gefragt, in welchem Maße sich Verfassung und Kultur wechselseitig
beeinflussen. Anhand von ausgewählten historischen Beispielen aus dem Bereich der öffentlichen Festkultur, der bildenden Kunst, der Wissenschaft und Erziehung, der Literatur, der Architektur und der Musik werden diese Interdependenzen eingehend dargestellt und analysiert.
Dabei schenken die Autoren den bislang nur unzureichend untersuchten Einflüssen der Verfassung auf die Ausgestaltung des kulturellen Lebens besondere Aufmerksamkeit. Aus dem
Inhaltsverzeichnis: Barbara Stollberg-Rilinger: Verfassung und Fest: Überlegungen zur festlichen Inszenierung vormoderner und moderner Verfassungen (7-37); Anton Schindling: Universität und Verfassung in der Frühen Neuzeit (51-79); Wolfgang Neugebauer: Staatsverfassung und Bildungsverfassung (91-125); Peter Philipp Riedl: Verfassung in der deutschen Literatur um 1800 (135-159); Ernst Kutscheidt: Verfassung und Architektur: Der Appellhof in
Köln als Modell neuer Gerichtsverfassungen (175-187); Gerhard Robbers: Musik und Verfassung (197-208). (ZPol, VS)
[39-L] Därmann, Iris; Lemke, Harald (Hrsg.):
Die Tischgesellschaft: philosophische und kulturwissenschaftliche Annäherungen, Bielefeld:
transcript Verl. 2008, 240 S., ISBN: 978-3-89942-694-6
INHALT: "Die Beiträge in diesem Band richten philosophische und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf das facettenreiche Phänomen des Essens. Damit wird für den deutschsprachigen
Raum erstmals ein Buch präsentiert, das die menschliche Tischgesellschaft in ihren historischen, sozialen, politischen, ästhetischen, performativen, kulinarischen und ethischen Dimensionen erschließt. Während das vorherrschende Dispositiv die Ernährung auf die biologischen
Funktionen der Nährstoffzufuhr reduziert, vermitteln die hier versammelten Aufsätze den kul-
40
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1.2 Kulturgeschichte
turellen Überschuss unserer alltäglichsten Handlung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Iris Därmann: Die Tischgesellschaft. Zur Einführung (15-42); Bernhard Waldenfels: Fremdspeise. Zur Phänomenologie von Essen und Trinken (43-60); Gerhard Baudy: Zum Brotessen
verdammt - durch Brot erlöst (61-86); Iris Därmann: Platons politische Philosophie des Fleischesseropfers (87-106); Kurt Röttgers: Die fehlende Kritik der kulinarischen Vernunft (107130); Tobias Nikolaus Klass: Veredelnde Inoculation: Nietzsche und das Essen (131-156);
Marianne Schuller: Zu Gericht sitzen. Vom Essen und Trinken in Kleists Lustspiel. Der zerbrochne Krug (157-170); Gerhard Neumann: Louis Malle/Jean-Claude Carrière: Milou en
mai - Nahrungskette und narrative Struktur (171-200); Tadashi Ogawa: Essen und Atmosphäre. Zur Atmosphäre der klassischen Kyoto-Gastronomie als Beispiel für Slow Food (201212); Harald Lemke: Welt-Essen und Globale Tischgesellschaft. Rezepte für eine gastrosophische Ethik und Politik (213-236).
[40-L] Hagner, Michael; Hörl, Erich (Hrsg.):
Die Transformation des Humanen: Beiträge zur Kulturgeschichte der Kybernetik,
(Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1848), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 450 S.,
ISBN: 978-3-518-29448-2
INHALT: "Die Kybernetik fasst den Menschen als komplexen Funktionsmechanismus auf, der
sich nicht prinzipiell von Maschinen unterscheidet. Von Anfang an definierte sie sich als neue
Einheitswissenschaft. Zunächst auf einen kleinen Kreis von avantgardistischen Wissenschaftlern beschränkt, wurde sie ab Mitte der fünfziger Jahre zu einem wissenschaftlich und gesellschaftlich wirksamen Arbeits-, Ordnungs- und Deutungsinstrument. Schließlich führte sie
mathematisch-technisches Denken in die Humanwissenschaften ein und veränderte so nachhaltig das Verständnis des Sozialen, des Politischen und des Ökonomischen, des Psychischen,
der Künste und auch des Denkens. Dieser Band rekonstruiert die wichtigsten Etappen ihrer
wissenschaftshistorischen Entwicklung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Erich Hörl,
Michael Hagner: Überlegungen zur kybernetischen Transformation des Humanen (7-37); Michael Hagner: Vom Aufstieg und Fall der Kybernetik als Universalwissenschaft (38-71);
Claus Pias: "Hollerith 'gefiederter' Kristalle." Kunst, Wissenschaft und Computer in Zeiten
der Kybernetik (72-106); Christoph Asendorf: Die Künste im technischen Zeitalter und das
utopische Potential der Kybernetik (107-124); Cornelius Borck: Der Transhumanismus der
Kontrollmaschine: Die Expo '67 als Vision einer kybernetischen Versöhnung von Mensch
und Welt (125-162); Erich Hörl: Das kybernetische Bild des Denkens (163-195); Jürgen Oelkers: Kybernetische Pädagogik: Eine Episode oder ein Versuch zur falschen Zeit? (196-228);
Slava Gerovitch: Roman Jakobson und die Kybernetisierung der Linguistik in der Sowjetunion (229-274); Maria-Sibylla Lotter: Schweine für die Vorfahren. Zu Roy Rappaports Kybernetik des Heiligen (275-298); Urs Stäheli: Protokybernetische Figuren in der Massenpsychologie (299-325); Ulrich Bröckling: Über Feedback. Anatomie einer kommunikativen Schlüsseltechnologie (326-347); Wolfgang Pircher: Im Schatten der Kybernetik. Rückkopplung im
operativen Einsatz: operational research (348-376); Jakob Tanner: Komplexität, Kybernetik
und Kalter Krieg. "Information" im Systemantagonismus von Markt und Plan (377-413); David Gugerli: Kybernetisierung der Hochschule. Zur Genese des universitären Managements
(414-439).
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.2 Kulturgeschichte
41
[41-F] Lenz, Gunnar (Bearbeitung):
Das kulturelle Gedächtnis der Stalinzeit. Zeit- und Geschichtsvorstellungen in der Sowjetunion der 1930er und -40er Jahre
INHALT: Das Projekt soll die narrative, diskursive und mediale Verfasstheit der Zeit- und Geschichtskonzeptionen der Stalinkultur untersuchen. Die Untersuchung der kulturellen Modellierung von Zeit- und Geschichtsbildern im totalitären System der Sowjetunion dient einem
doppelten Ziel: Einerseits soll die sowjetische Kultur der 30er und 40er in einem breiteren
zeittheoretischen Horizont verortet werden, andererseits soll mit einer Analyse von Zeitkonzepten der Stalinkultur das komplizierte Verhältnis linearer und zyklischer Vorstellungen am
konkreten Beispiel untersucht werden. Zeit- und Geschichtsvorstellungen transformieren die
sowjetische Kultur der Stalinzeit als Ganze. Mit der Propagierung eines sowjetischen und vor
allem russlandbezogenen Patriotismus seit der zweiten Hälfte der 30er Jahre unterlaufen zyklische Zeitvorstellungen das bislang in der Sowjetunion vorherrschende lineare Geschichtsbild. In diesem Zusammenhang werden historischer Roman und Film in der Folge zum wichtigsten und von der Staatsspitze geförderten und geforderten Genre. Allgemein treten Literatur und Spielfilm in Konkurrenz zum historiographischen Diskurs. Mit Hilfe einer Analyse
der historischen Sujets und verschiedener Zeitkonzepte in Literatur, Film und theoretischen
Texten sowie der Wechselwirkung zwischen geschichtswissenschaftlichem Diskurs und fiktionalen Werken soll der Frage nach der Spezifik einer Kultur nachgegangen werden, die sich
vom Fortschrittsgedanken der Moderne abgrenzt. Diese Analyse der literarischen, filmischen
und theoretischen Werke soll Aufschluss geben über Formen und Funktionsweisen des kulturellen Gedächtnisses der Stalinzeit. Dabei werden gerade auch gegenläufige Tendenzen und
dem monolithischen Geschichtsbild der Stalinzeit inhärente Widersprüche zum Gegenstand
der Untersuchung. Diese äußern sich vor allem in der spezifischen Spannung zwischen linearen und zyklischen Zeitvorstellungen sowie der Vorstellung einer ewigen Gegenwart, durch
die die sowjetische Kultur der 30er und 40er Jahre charakterisiert wird. Das Konzept des kulturellen Gedächtnisses ermöglicht die verschiedenen Ebenen einer solchen Untersuchung in
ihrem komplexen Wechselverhältnis zu erfassen und in einem aktuellen kulturwissenschaftlichen Rahmen zu beschreiben. ZEITRAUM: 1930-1950 GEOGRAPHISCHER RAUM: Sowjetunion
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"
(Fach D 173, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Institution (Tel. 07531-88-4019, Fax: 07531-88-4410,
e-mail: [email protected])
[42-L] Lieske, Adina:
Arbeiterkultur und bürgerliche Kultur in Pilsen und Leipzig, (Forschungsinstitut der
Friedrich-Ebert-Stiftung. Reihe Politik- und Gesellschaftsgeschichte, Bd. 74), Bonn: J. H. W.
Dietz Nachf. 2007, 470 S., ISBN: 978-3-8012-4169-8 (Standort: USB Köln(38)-34A5012)
INHALT: Ein einführender Teil stellt zunächst den Rahmen der Untersuchung vor. Er erläutert
die jeweils spezifische Situation in Pilsen und Leipzig und gibt einen Überblick über Bürgertum, Arbeiterschaft und sozialdemokratisches Milieu in beiden Städten. Der Hauptteil der
Untersuchung behandelt vier Themen: (1) Entstehung kultureller Praktiken und ihre Bedeutung in Bürgertum und sozialdemokratischem Milieu; (2) Inhalt und Funktion der kulturellen
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.2 Kulturgeschichte
Praktiken für das jeweilige Milieu; (3) Existenz einer spezifisch proletarisch-sozialistischen
Kulturpraxis; (4) Existenz zweier Arbeiterbewegungstypen. Gegliedert ist der Hauptteil nach
den sechs untersuchten Orten kultureller Praxis: Bildungsorganisationen, Bibliotheken, Musik
und Theater, Denkmäler, Museen und Ausstellungen, Gebäude des städtischen Kulturlebens.
An diesen Orten werden Berührungspunkte von bürgerlicher und proletarischer Kultur vor
dem Ersten Weltkrieg ebenso deutlich wie Möglichkeiten der Bildung ethnisch-nationaler
Gemeinschaften über soziale, kulturelle und politische Grenzen hinweg. (ICE2)
[43-L] Möhring, Maren:
Marmorleiber: Körperbildung in der deutschen Nacktkultur (1890-1930), (Kölner historische
Abhandlungen, Bd. 42), Köln: Böhlau 2004, 463 S., ISBN: 3-412-14904-7 (Standort: UB
Bonn(5)-20046242)
INHALT: "Im zugeknöpften Kaiserreich erregten Nacktheit und Nacktkultur enorme Aufmerksamkeit. Die öffentlich sichtbare Nacktheit in ihren verschiedenen Spielarten - etwa als vollständige Nacktheit auf dem naturistischen FKK-Gelände oder als partielle Nacktheit beim
Sport - wurde um die Jahrhundertwende zu einem Signum der Moderne. Am Beispiel der
Nacktkulturbewegung zeigt die Autorin die Entstehung moderner Körper, Körperkonzepte
und -praktiken auf, die das Ziel des durchtrainierten, schlanken und sonnengebräunten Körpers verfolgten. Nacktheit stellte das zentrale Mittel dar, die Natürlichkeit des Körpers zurück
zu gewinnen. Ästhetisches Ideal war die antike griechische Statue. Als Produkt zeitintensiver
Pflege und gymnastischer Übung sollte der Körper Gesundheit und Schönheit demonstrieren
und die gesundheitliche Norm - das physiologische Modell der reibungslos funktionierenden
Körpermaschinen - erfüllen. Nach dem Ersten Weltkrieg diente die in der Nacktkultur praktizierte individuelle Körperertüchtigung der nationalen Regeneration und erlangte über den engen, bis dahin meist männlichen, bürgerlich dominierten Mitgliederkreis hinausgehende Plausibilität und Popularität. Es war nicht zuletzt die Anschlussfähigkeit an eugenische und rassenhygienische Programme, die aus der Nacktkultur in der Weimarer Republik eine Massenbewegung machte." (Autorenreferat)
[44-L] Parnes, Ohad; Vedder, Ulrike; Willer, Stefan:
Das Konzept der Generation: eine Wissenschafts- und Kulturgeschichte, (SuhrkampTaschenbuch Wissenschaft, 1855), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 385 S., ISBN: 978-3518-29455-0
INHALT: Das Buch thematisiert die Konjunktur des Generationskonzepts bzw. Fragen um das
Generationenverhältnis und einen neuen Generationenvertrag. Während jedoch der Begriff in
seiner Geschichte über ein reiches Bedeutungsspektrum verfügt, wird davon im gegenwärtigen Streit um Generationengerechtigkeit oder in der soziologischen Definition der Generation
als Erlebnisgemeinschaft nur ein geringer Anteil manifest. Die Monographie versucht eine
umfassende Wissenschafts- und Kulturgeschichte des Konzepts in seinen biologischen, politischen, pädagogischen, historiographischen und literarischen Dimensionen. Das Spektrum
reicht dabei von der antiken Begriffsbildung bis hin zu aktuellen demographischen und biomedizinischen Debatten. Generell zeigt sich, dass die Erhebung der Demografie zur Leitdisziplin in der aktuellen Generationenfrage seitens der Publizistik und Politik mit einem gesteigerten Interesse an Bevölkerungspolitik und damit auch an "Biopolitik" einhergeht. In weiten
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.2 Kulturgeschichte
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Teilen der an Michel Foucaults diesbezügliche Überlegungen anschließenden politischen
Theoriebildung wird heute das gouvernementale Interesse am Geborenwerden, Heranwachsen, Altern und Sterben der Subjekte als das genaue Gegenteil von "Wohlfahrtsstaatlichkeit"
angesehen. (ICA2)
[45-L] Schlingmann, Sabine:
"Die Woche" - Illustrierte im Zeichen emanzipatorischen Aufbruchs?: Frauenbild, Kulturund Rollenmuster in Kaiserzeit, Republik und Diktatur (1899-1944) ; eine empirische
Analyse, (Gender Studies : Interdisziplinäre Schriftenreihe zur Geschlechterforschung, Bd. 7),
Hamburg: Kovac 2007, 540, 44 S., ISBN: 978-3-8300-3026-3 (Standort: SUB Göttingen(7)2007A27466)
INHALT: Die qualitativ-inhaltsanalytisch verfahrende Untersuchung setzt sich mit der Frage auseinander, ob die bürgerliche Illustrierte "Die Woche" aus dem konservativ-gouvernemental
ausgerichteten Scherl-Verlag über ihren gesamten Erscheinungszeitraum hinweg als eine dem
Zeitgeist verpflichtete aktuelle Zeitschrift emanzipatorische Aufbruchsindizien aufgenommen
und im progressiven Sinn vermittelt hat. So soll ein Beitrag zur Kulturgeschichte der illustrierten Massenpresse geleistet werden. Die Verfasserin analysiert Frauendarstellungen in der
öffentlichen und in der privaten Sphäre in der Zeit des Kaiserreichs, der Weimarer Republik
und des Dritten Reichs. War "Die Woche" noch während des Kaiserreichs eine Illustrierte mit
grundsätzlich fortschrittlicher Einstellung in Bezug auf einen Wandel der weiblichen Geschlechtsrolle, machten sich in der Weimarer Republik eher traditionelle und schon bald
rechtsgerichtete Tendenzen bemerkbar, die nach 1933 in das nationalsozialistische Frauenbild
mündeten. (ICE2)
[46-L] Strassoldo, Raimondo:
Das Naturgefühl in Italien und Deutschland: kulturgeschichtliche Betrachtungen, in: Lauro
Struffi (Hrsg.): Annali di Sociologia : Soziologisches Jahrbuch 15.2000/01 ; Umweltsoziologie:
vergleichende Studien zwischen dem deutschen Sprachraum und Italien, Berlin: Duncker &
Humblot, 2004, S. 109-138
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive im Sinne einer
Sozialgeschichte der Kunst mit dem Problem des unterschiedlichen Umweltbewusstseins im
Mittelmeerraum und im deutschen Kulturraum. Die Ausgangsthese besagt, dass es sich bei
der stärkeren Ausprägung des Naturgefühls in den germanischen Ländern um einen seit mindestens fünf Jahrhunderten evidenten kulturellen Wesenszug handelt, der in Kunstgattungen
wie der Landschaftsmalerei und der Gartenbaukunst, sowie (ab dem 18. Jahrhundert) in der
romantischen Bewegung zum Ausdruck kommt. Dem gemäß gliedern sich die Ausführungen
über die Unterschiede zwischen Deutschland und Italien im Bereich der Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur in die folgenden Aspekte: (1) Zusammenspiel von Natur und
Kultur oberhalb und unterhalb des Limes, (2) Zusammenhang zwischen den Wald-Religionen
und dem gotischen Dom, (3) Landschaftsmalerei in Italien und Deutschland, (4) die romantische Tradition des Nordens in der modernen Malerei, (5) der Wald als Gründungsmythos
deutscher Identität, (6) Beispiele für die Verehrung des Waldes und der Natur in der deutschen Kultur sowie (7) die kulturelle Entwicklung des Gartens und der Landschaft in beiden
Ländern. (ICG2)
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1.2 Kulturgeschichte
[47-L] Streisand, Marianne:
Eine kleine Begriffsgeschichte der Intimität, in: Psychosozial, Jg. 28/2005, H. 1 = Nr. 99, S. 1126 (Standort: USB Köln(38)-XG5196; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit dem Begriff der Intimität, in dem sich in der modernen
Gesellschaft eine Vielzahl von Diskursen kreuzen. Er wird heutzutage hauptsächlich als soziale, räumlich-atmosphärische, als architektonische, als innerlich-seelische, juristische sowie
als eine an den menschlichen Körper, insbesondere an die Sexualität, gebundene Kategorie
erörtert. Die Autorin verfolgt die Bedeutung des Begriffs Intimität in der Geschichtsschreibung und seine Veränderungen, zunächst als soziale Intimität in der Kulturgeschichtsschreibung, sodann am Beispiel dreier historischer Schwellenmomente zwischen der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart, in denen der Begriff wichtige alltagskulturelle
und mentalitätsgeschichtliche Veränderungsprozesse reflektiert. Dabei geht es um die künstlerischen und medizinischen Aspekte der Intimität, um die Entdeckung des intimen Theaters,
die Konkurrenz zwischen Intimität und Massenkultur sowie die Bedeutung der neuen Medien
als Mittel, Distanz aufzuheben und Nähe herzustellen. (ICH)
[48-L] Vietta, Silvio:
Europäische Kulturgeschichte: eine Einführung, (UTB : Geschichte, 8346), Paderborn: Fink
2007, 536 S., ISBN: 978-3-8252-8346-9 (Standort: UB Bochum(294)-QBB/6720)
INHALT: "Dieses Buch des Kulturwissenschaftlers und Germanisten Silvio Vietta bietet seinen
Lesern einen Gesamtüberblick der europäischen Kulturgeschichte einschließlich ihrer globalen Folgen. Das Einleitungskapitel führt in die Methoden und Begriffe der Kulturwissenschaften ein. Es folgt eine Darstellung der unterschiedlichen Epochen der Europäischen Kulturgeschichte. Dabei berücksichtigt der Autor die überlieferten Texte und die Mentalitäten
ebenso wie die materielle Kultur und integriert sie in einen Gesamtzusammenhang. Der zeitliche Bogen spannt sich in themenbezogenen Längsschnitten von der Antike bis zur Gegenwart." (Autorenreferat)
[49-L] Winterberg, Lars:
Wasser - Alltagsgetränk, Prestigeprodukt, Mangelware: zur kulturellen Bedeutung des
Wasserkonsums in der Region Bonn im 19. und 20. Jahrhundert, (Bonner kleine Reihe zur
Alltagskultur, Bd. 9), Münster: Waxmann 2007, 205 S., ISBN: 978-3-8309-1850-9 (Standort: UB
Bonn(5)-2007/8373)
INHALT: Auf eine detaillierte historische Einführung in den Untersuchungsraum folgt die Darstellung des Wasserkonsums in der Zeit vor 1875, in der Zeit dezentraler Brunnenversorgung,
die sich auf die exemplarische Quellendiskussion einer Bonner Medizinaltopographie stützt
und ein Bild von der Trinkkultur um 1825 zeichnet. Es folgt eine Eingliederung der Ergebnisse in den Kontext einer sich intensivierenden Industrialisierung und damit eine diachrone Betrachtung des Wassertrinkens im 19. Jahrhundert. Im Folgenden werden die Veränderungen
analysiert, die sich aus der Einführung einer zentralen Wasserversorgung für die Konsumenten und die Gesellschaft insgesamt ergeben haben. Hier stehen die Daten von drei unabhängigen volkskundlichen Befragungen im Mittelpunkt: des Atlas der deutschen Volkskunde, einer
Ernährungsumfrage des Amtes für Rheinische Landeskunde Bonn und eines Online-Projektes
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.2 Kulturgeschichte
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zum Zusammenhang von Nahrungs- und Festkultur der Abteilung Kulturanthropologie/
Volkskunde der Universität Bonn. Ein Exkurs diskutiert die Wertschätzung des Wassers in
Abhängigkeit von Qualität und Verfügbarkeit im internationalen Vergleich. Die Sonderstellung des Mineralwassers in der zeitgenössischen Trinkkultur als Getränk und Wirtschaftsfaktor ist Gegenstand des letzten Kapitels. (ICE2)
1.3
Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
[50-L] Acham, Karl; Scherke, Katharina (Hrsg.):
Kontinuitäten und Brüche in der Mitte Europas: Lebenslagen und Situationsdeutungen in
Zentraleuropa um 1900 und um 2000, (Studien zur Moderne, 18), Wien: Passagen-Verl. 2003,
389 S., ISBN: 3-85165-564-8
INHALT: Das Buch geht auf ein internationales Symposium an der Jagiellonen-Universität Krakau im November 2001 zurück. Es stand unter dem Titel 'Europäische Identitäten und Erweiterung - Herausforderungen, Ressourcen, Perspektiven' und wurde vom SFB 'Moderne' der
Universität Graz mitinitiiert. Der Band weicht jedoch (siehe den Untertitel); etwas vom Tagungsthema ab. Im direkten Vergleich mit der Zeit um 1900 soll v. a. die heute stärkere Kontingenz von Politik, Wirtschaft, Mentalität und Kunst deutlich werden. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Karl Acham: Europa im Umbruch. Zentraleuropäische Befindlichkeiten um 1900
und in der Phase der EU-Osterweiterung (19-49); Staat - Nation - Transnationale Prozesse Ingeborg Zelinka: Zur Schaffung von Identität - Österreich und Polen in Europa (79-91); Dariusz Aleksandrowicz: Katholische Religion und Nationalismus in Mittelosteuropa (93-118);
Peter Stachel: Kritische Anmerkungen zu Nation, Konfession und 'europäischen Werten' vor
dem Hintergrund der geplanten EU-Erweiterung (119-131); Urs Altermatt: Kulturelle Autonomie und politischer Föderalismus - Zukunftsmodelle für ein multikulturelles Europa (133149); Gesellschaft - Religion - Mentalitäten Werner Suppanz: Antisemitismus und Xenophobie - Konstruktionen des Eigenen und des Fremden in Österreich um 1900 und um 2000 (219231); Helmut Kuzmics: Neue Moral im neuen Europa. Europäische Einigung, nationale Mentalitäten und nationales Gedächtnis am Beispiel der éSanktionen' gegen Österreich (233-262);
Philosophie - Kunst - Kulturkritik: Ralf Konersmann: Ambivalenzen der Kulturkritik (269285); Katharina Scherke: Soziologische Gegenwartsdiagnose: Kulturkritik im 'modernen' Gewand (287-298); Hildegard Kernmayer: Das 'Identitätsbegehren' der Moderne (299-311);
Hans Holländer: Zeitperspektiven der Moderne um 1900 (313-327); Paul Michael Lützeler:
Europa-Ideen um 1900: Zu Romain Rollands Jean-Christophe (357-381). (ZPol, VS)
[51-L] Auga, Ulrike:
Intellektuelle - zwischen Dissidenz und Legitimierung: eine kulturkritische Theorie im
Kontext Südafrikas, (African Connections in Post-Colonial Theory and Literatures, Vol. 4),
Berlin: Lit Verl. 2007, 379 S., ISBN: 978-3-8258-0927-0 (Standort: UB Siegen(467)31ODU2511)
INHALT: "Die Autorin entwirft eine neue, allgemein anwendbare kulturkritische Theorie der Intellektuellen, die deren herkömmliche Definitionen auf verschiedenen Ebenen gründlich überarbeitet. Sie zeigt im südafrikanischen Kontext paradigmatisch, wie Intellektuelle in nationa-
46
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
len Diskursen nicht nur dissidentische (widerständische und/oder entwerfende), sondern auch
legitimierende Funktionen besitzen, diese bisweilen sogar austauschen und wie sie in postnationalen Gemeinschaften vor neuen (Repräsentations-)aufgaben stehen. Ihre Darstellung basiert dabei auf einer eigenen, kritischen Geschichtsschreibung der ANC-Kulturpolitik und ihrer nationalen Instrumentalisierung. Nachdem Kultur im nationalen Befreiungskampf als
'Waffe' verordnet worden war, sollte diese nach dem Ende der Apartheid zum 'Nation Building' dienen. Die Autorin macht sichtbar, dass der Globalisierungsprozess dem nationalen
Projekt bereits entgegenwirkt und neue lokale und transnationale Gemeinschaften an Bedeutung gewinnen. Dabei setzt sich die Autorin nicht vordergründig mit der kulturpolitischen
Praxis auseinander, sondern unterstreicht die homogenisierende Kulturalisation durch den
Nationalstaat. Hier verortet sie ihre Kritik und Theoretisierung der Positionen männlicher und
weiblicher Intellektueller." (Autorenreferat)
[52-L] Bahar, Mehri:
Der Bazaar von Teheran: sozialer und kultureller Wandel in Iran, in: WeltTrends : Zeitschrift
für internationale Politik und vergleichende Studien, Jg. 16/2008, H. 58, S. 73-83 (Standort:
UuStB Köln (38)-LXE782; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag betrachtet aus sozialkultureller Perspektive am Beispiel des Bazaars von
Teheran den sozialen Wandel, dem die iranische Gesellschaft ausgesetzt ist. Als wichtigster
Faktor wird dabei der Einfluss von Massenmedien auf den Bazaar gesehen: Ihnen kommt eine
besondere Rolle beim Übergang von der Tradition in die Moderne, geprägt von der Einmündung Irans in den Globalisierungsprozess, zu. Die Ausführungen beginnen mit der Entwicklung der direkten Kommunikation von Mensch zu Mensch Anfang des 16. Jahrhunderts.
Dann entfalten lokale Medien wie Radio und Presse ihre Wirkung; zuletzt kommt das Fernsehen, das nationale iranische sowie internationale Stationen wie BBC und CNN hinzu. Die Beziehung zwischen dem Bazaar und dem Fernsehen als modernem Massenmedium sind wichtig: Der Bazaar braucht als Warenumschlagplatz das Fernsehen, denn das Fernsehen zieht
Aufmerksamkeit der Kunden auf den Bazaar und bewirkt so die Internationalisierung des
Warenverkehrs. Seit der Qajarenzeit ist der Bazaar von Teheran der Knotenpunkt der Politik.
Mit den theologischen Schulen, den Moscheen und religiösen Instituten ist er neben seinen
ökonomischen Funktionen auch die Achse kultureller und religiöser Regsamkeit des ganzen
Landes. Diese drei Handlungsfelder tragen zum Gewicht des Bazaars bei und machen ihn zu
jenem Ort, von dem sozialer Wandel in Teheran ausgeht. (ICG2)
[53-L] Boeckh, Andreas; Sevilla, Rafael (Hrsg.):
Kultur und Entwicklung: vier Weltregionen im Vergleich, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges.
2007, 219 S., ISBN: 978-3-8329-2280-1 (Standort: UB Bonn(5)-20082740)
INHALT: "Die Zukunft der Entwicklung in den verschiedenen Weltregionen und die Beziehungen zwischen den Entwicklungsregionen und der 'Ersten Welt' hängen stark davon ab, wie
Entwicklungskonzepte und -prozesse mit identitätsstiftenden Konstruktionen in den betreffenden Ländern interagieren, ob es zu zukunftsweisenden Synthesen oder aber zu wechselseitigen Abstoßungsprozessen kommt, die in radikalen ethnischen bzw. religiösen Partikularismen einmünden. Vor dem Hintergrund dieser Tendenzen und der 'kulturellen Wende', welche
verschiedene Fachdisziplinen in jüngster Zeit durchlaufen haben, stellen sich zehn renom-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
47
mierte Wissenschaftler aus der Sicht von sieben Fachdisziplinen der seit Max Weber immer
wieder thematisierten Fragen nach dem Zusammenhang von Kultur und Entwicklung und
versuchen, diese aus der Kenntnis heutiger Problemlagen zu beantworten. Der Band wendet
sich an mit Entwicklungsfragen befasste Wissenschaftler und all jene, die sich für kulturelle
Aspekte von Entwicklungsprozessen interessieren." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andreas Boeckh, Rafael Sevilla: Kultur und Entwicklung: eine unendliche Geschichte (7-13);
Hans Gebhardt: Entwicklung und Kultur aus geographischer Sicht. Perspektiven nach dem
"cultural turn" in der Geographie (15-37); Peter Häberle: Rechtskultur und Entwicklung (3950); Heinz Gert Preusse: Kulturelle Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklung (51-69); Leonard Swidler: Dialogue is not what you think it is! And why this is essential for the world
(71-87); Andreas Boeckh: Die lateinamerikanische Entwicklung im Spannungsfeld von kultureller Imitation und Eigenständigkeit (89-103); Jean-Christophe Merle, Alexandre Travessoni: Brasilien, das Land ohne Eigenschaften? (105-116); Peter Pawelka: Zur Politischen Ökonomie der Kultur in der Entwicklung des Vorderen Orients (117-139); Gunter Schubert:
Chinas Traum von einer anderen Moderne (141-164); Irmtraud Stellrecht: Entwicklung als
Identitätsprozess (165-195); Rainer Tetzlaff: Ohne "kulturelle Evolution" wird Afrika nicht
überleben (197-217).
[54-L] Bonacker, Thorsten; Reckwitz, Andreas (Hrsg.):
Kulturen der Moderne: soziologische Perspektiven der Gegenwart, Frankfurt am Main:
Campus Verl. 2007, 324 S., ISBN: 978-3-593-38354-5 (Standort: USB Köln(38)-34A7962)
INHALT: "Die Frage, was die Moderne sei, ist für die Soziologie von klassischer Bedeutung.
Großereignisse wie der Zusammenbruch des Sozialismus oder Phänomene der Globalisierung
und Transnationalisierung stellen die Gültigkeit von Modernisierungstheorien, die von einem
linearen Prozess der Rationalisierung und Verwestlichung ausgingen, infrage. In diesem Band
wird Moderne kulturtheoretisch betrachtet: als komplexe historische wie globale Konstellation unterschiedlicher, teils widersprüchlicher Sinnsysteme und Praktiken." (Autorenreferat).
Inhaltsverzeichnis: Thorsten Bonacker und Andreas Reckwitz: Das Problem der Moderne:
Modernisierungstheorien und Kulturtheorien (7-18); Shmuel N. Eisenstadt: Multiple modernities: Analyserahmen und Problemstellung (19-45); Peter Wagner: Moderne in Zeit und
Raum - Auch dies ein Versuch, die europäische Erfahrung neu zu denken (46-70); Matthias
Koenig: Kulturelle Konstruktionen und institutionelle Varianten der Moderne in der Weltgesellschaft (71-96); Andreas Reckwitz: Die Moderne und das Spiel der Subjekte: Kulturelle
Differenzen und Subjektordnungen in der Kultur der Moderne (97-118); Ulrich Bröckling:
Regime des Selbst - Ein Forschungsprogramm (119-139); Hartmut Rosa: Modernisierung als
soziale Beschleunigung: Kontinuierliche Steigerungsdynamik und kulturelle Diskontinuität
(140-172); Bernhard Giesen: Entgrenzung und Beschleunigung - Einige Bemerkungen über
die kulturelle Vielfalt der Moderne (173-182); Urs Stäheli: Differenzierte Moderne? Zur Heterogenität funktionaler Differenzierung am Beispiel der Finanzökonomie (183-198); Thorsten Bonacker: Der Kampf der Interpretationen - Zur Konflikthaftigkeit der politischen Moderne (199-218); Michael Makropoulos: Modernität und Massenkultur (219-250); Scott Lash:
Auf dem Weg zu einer Moderne verallgemeinerter Medialisierung (251-266); Karin Knorr
Cetina: Postsoziale Beziehungen: Theorie der Gesellschaft in einem postsozialen Kontext
(267-300); Johannes Angermüller: Kontingenz und Mangel: Von der Gesellschaft der Moderne zum Sozialen der Postmoderne? (301-321).
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
[55-L] Brügge, Joachim; Kammerhofer-Aggermann, Ulrike (Hrsg.):
Kulturstereotype und unbekannte Kulturlandschaften - am Beispiel von Amerika und
Europa: erweiterter Tagungsband des gleichnamigen Symposions im Rahmen der
Internationalen Sommerakademie, 5. und 6. August 2005, in Kooperation der Univ.
Mozarteum Salzburg mit der Paris Lodron Univ. Salzburg u. dem Salzburger
Landesinstitut für Volkskunde, (Wort und Musik : Salzburger Akademische Beiträge, Bd. 66),
Anif: Müller-Speiser 2007, 257 S., ISBN: 978-3-902537-08-9 (Standort: UB
Essen(465)E11/EGN1148)
INHALT: "Eine nachhaltige Dialektik aus gegenseitigen Vorurteilen: 'Kulturstereotypen' und der
Unkenntnis der jeweils anderen Kultur: 'Unbekannte Kulturlandschaften' reduziert die amerikanische Kultur in der europäischen Sichtweise immer mehr als eine Reibfläche und eine Terra incognita' zugleich - im Kontrapost aus klischeebeladener wie klischeebildender amerikanischer Alltagskultur und nahezu unbekannten amerikanischen Leistungen am Sektor der sogenannten Hochkultur. Diesem komplexen Szenario nachzuspüren und die Vereinigten Staaten von Amerika auch als eine bedeutende Kulturnation in den Blickpunkt zu rücken, war das
Ziel des Symposions, auf dem diese Publikation beruht. 12 Autor/-innen von 10 Universitäten
bzw. Institutionen im europäischen Raum wie in den USA gehen im vorliegenden Band am
Beispiel von Europa und Amerika der Frage nach der gegenseitigen Wahrnehmung oder
Nichtwahrnehmung kultureller Leistungen nach. Sie geben Fallbeispiele dafür, wie Kulturstereotype als Vorurteile über andere Kulturen entstehen und Klischees als Wunsch- und Blendbilder die 'Unbekannten Kulturlandschaften' verdecken. Der vorliegende Band ist ein um einzelne Beiträge erweiterter Bericht über das Symposion 'Unbekannte Kulturlandschaften?
USA - Europa', das mit Thomas Hampson am 5. und 6. August 2005 im Rahmen der Internationalen Sommerakademie (SOAK) der Universität Mozarteum Salzburg stattfand. Einen
Vorlauf dazu stellte bereits das Symposion 'I Hear America Singing' mit Thomas Hampson,
Siegfried Mauser und Joachim Brügge im Jahr 2001 in Salzburg dar, wiederum im Rahmen
der SOAK ausgerichtet, bei dem sich schon einzelne Themen und Fragestellungen der Folgetagung abzeichneten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Theorie: Ulrike KammerhoferAggermann: Kulturstereotype - Zur Einleitung (5-14); Joachim Brügge: Zum Begriff der
"Unbekannten Kulturlandschaften" (15-17); Geschichte/ Politikwissenschaft: Detlef Junker:
Die Amerikanisierung Europas (19-39); Christiane Lemke: Fremdbilder - Selbstbilder: Zum
Wandel der transatlantischen Beziehungen seit den 1990er-Jahren (41-60); Volkskunde/ Kulturanthropologie: Ulrike Kammerhofer-Aggermann: Salzburg als mediales Misreading: Touristische Salzburg-Klischees im Wandel (61-92); John Bendix und Regina Bendix: EuropaStereotype im amerikanischen Alltagsleben. Meinungsbilder und Alltagsimpressionen mit besonderem Augenmerk auf die Österreich-Wahrnehmung (93-109); Musikwissenschaft: Joachim Brügge: Nordamerikanische Musik als "Hochkultur"? Eine "Unbekannte Kulturlandschaft" - am Beispiel von Samuel Barbers op. 11 (mit dem Adagio) u.a. (127-142); Elmar Juchem: Kurt Weill - ein europäisch-amerikanischer Modellfall? (143-156); Kunsthistorie: Monika Wagner: Der Schock des Banalen und das Ende der Kunst. Zur Rezeption amerikanischer Pop-Art in Deutschland (157-169); Anglistik: Sabine Coelsch-Foisner: Die Disneyfizierung britischer Literatur: Erlebniskultur, Romance und Wunscherfüllungsästhetik am Beispiel
von Alice in Wonderland und Peter Pan (187-202); Filmwissenschaft: Andreas Jahn-Sudmann: Zur Geschichte des europäischen art film in Amerika. Historische Wegmarken transatlantischer Filmbeziehungen (203-226); Erfahrungsberichte: James Van Horn Melton: Auf Besuch im Wiener Kaffeehaus, oder wie ein Amerikaner seine Landsleute von fern erkennen
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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lernte (227-230); Barbara Lawatsch-Melton: Pendeln zwischen Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika (231-235).
[56-L] Daele, Wolfgang van den:
Gewinnverbot: Die ambivalente Verteidigung einer Kultur der Gabe, in: Jochen Taupitz
(Hrsg.): Kommerzialisierung des menschlichen Körpers, Berlin: Springer, 2007, S. 127-140,
ISBN: 978-3-540-69894-4 (Standort: UB Bonn(5)-2007/5646)
INHALT: Der Autor verteidigt eine "Kultur der Gabe", die die ökonomische Rationalisierung des
menschlichen Körpers abwehrt. Der Umgang mit menschlichen Körperteilen kann nicht der
Logik von Kostenrechnungen, Preisen und Märkten überantwortet werden, die unempfindlich
ist für den moralischen Respekt und die Scheu, die hier geboten sind. In der Tradition des römischen Rechts wurden bestimmte Gegenstände zu Sachen göttlichen Rechts (res divini iuris)
erklärt und vom Handelsverkehr ausgeschlossen (res extra commercium); dazu gehörten dem
Gottesdienst geweihte Gegenstände (res sacrae). Begräbnisstätten (res religiosae) und gewisse
Gegenstände von hohem symbolischen und religiösen Wert (res sanctae). Es spricht viel dafür, an diesen "Kulturen der Gabe" festzuhalten. Ökonomisierung ist ein Beispiel für die "Kolonialisierung der Lebenswelt", die Jürgen Habermas modernen Gesellschaften als "Pathologien" bescheinigt. Danach werden die kulturellen Besonderheiten und Quellen des alltäglichen Lebens zunehmend durch die Funktionsimperative, Kommunikationsformen und Motivationsstrukturen der ausdifferenzierten Teilsysteme der Gesellschaft überformt und eingeebnet. Angesichts der sich abzeichnenden Tendenzen zur Ökonomisierung des Gesundheitswesens, der Institutionen sozialer Sicherung, der Bildung und der Wissenschaft, ist die Verteidigung von Kulturen der Gabe schon deshalb geboten, weil sie dazu beiträgt, in modernen Gesellschaften kulturelle Vielfalt zu erhalten. (ICA2)
[57-L] Dore, Ronald:
Japan - sixty years of modernization?, in: Hans Dieter Ölschleger (ed.): Theories and methods
in Japanese studies: current state and future developments : papers in honor of Josef Kreiner,
Göttingen: V&R unipress, 2008, S. 11-22, ISBN: 3-89971-355-9 (Standort: UB Bonn(5)2007/9754)
INHALT: Der Verfasser gibt einen Überblick über den Modernisierungsprozess in Japan nach
dem Zweiten Weltkrieg. Er setzt sich dabei mit klassischen soziologischen Untersuchungen
zur japanischen Gesellschaft auseinander und kritisiert eine Sichtweise, die die Besonderheit
und Einzigartigkeit der japanischen Gesellschaft überbetont. Wirtschaftlich sieht er die japanische Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Erfolgsstory, die je nach politischem Standpunkt unterschiedlich gewertet wurde. Mit den Krisen der 1990er Jahre kam
auch das Ende für das klassische japanische Unternehmen mit lebenslanger Beschäftigungsgarantie, einem gemeinschaftsähnlichen Gebilde im Interesse von Kunden und Beschäftigten.
Japan hat sich insgesamt sechs Jahrzehnte nach Kriegsende schneller als jede andere Industriegesellschaft zu einer meritokratischen Gesellschaft entwickelt. (ICE)
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
[58-L] Dülmen, Richard van; Rauschenbach, Sina (Hrsg.):
Macht des Wissens: die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft, Köln: Böhlau 2004,
VIII, 741 S., ISBN: 3-205-77179-6 (Standort: UuStB Köln(38)-14L9692)
INHALT: "Dem Wissen in der Frühen Neuzeit auf die Spur zu kommen, es in der entscheidenden
Formierungsphase der modernen Wissenschaft von der Mitte des 15. bis ins frühe 19. Jahrhundert zu verfolgen und in einer allgemein verständlichen Darstellung seine verschiedenen
Aspekte und Facetten zu eröffnen, ist das Ziel des vorliegenden Buches. Hierbei stehen keine
Untersuchungen über einzelne Gelehrte, Forscher oder - im modernen Sinne - über wissenschaftliche Disziplinen im Vordergrund, sondern es wird beschrieben, wie sich Wissenschaft
und Wissen im Laufe der Zeit veränderten und wie es schließlich in einem komplexen und
oftmals widersprüchlichen Prozess dazu kam, dass sich rational begründete Denkstrukturen
etablieren konnten. Gleichzeitig wird der Versuch unternommen, eine Kulturgeschichte des
frühmodernen Wissens zu entwerfen. Wissenschaft und Wissen werden eingebunden in die
lebensweltlichen Zusammenhänge der Gelehrten, die sie produzierten, speicherten und vermittelten, sowie insgesamt in die Kulturen, in denen sie entstanden, scheiterten oder sich
durchsetzten." (Textauszug). Inhalstverzeichnis: Wilhelm Schmidt-Biggemann: Wissen und
Macht an der Schwelle zur Neuzeit. Ein Beispiel: Nikolaus von Kues (13-38); Hans-Jürgen
Goertz: Von der Kleriker- zur Laienkultur. Glaube und Wissen in der Reformationszeit (3964); Wolfgang E. J. Weber: Buchdruck. Repräsentation und Verbreitung von Wissen (65-88);
Eberhard Knobloch: Copernicanische Wende. Signatur des Jahrhunderts (89-110); Michael
Stolberg: Frühneuzeitliche Heilkunst und ärztliche Autorität (111-130); Richard van Dülmen:
Das Buch der Natur - die Alchemie (131-154); Klaus Fischer: Die neue Ordnung des Wissens. Experiment - Erfahrung - Beweis - Theorie (155-186); Gudrun Wolfschmidt: Die Eroberung des Himmels: (187-212); Rainer Bayreuther: Von der Harmonie der Sphären zur
Konsonanz der Gefühle. Der Umbruch in der Wissenschaft der Musik um 1600 (213-240);
Meinrad von Engelberg: Weder Handwerker noch Ingenieur. Architektenwissen der Neuzeit
(241-272); Uwe Jochum: Am Ende der Sammlung. Bibliotheken im frühmodernen Staat
(273-294); Sina Rauschenbach: Wissenschaft zwischen politischer Repräsentation und gesellschaftlichem Nutzen. Über den Traum vom gelehrten Herrscher in der Frühen Neuzeit (295322); Isabella von Treskow: Universalwissenschaft. Ein barockes Wissensmodell aus der Perspektive des Hans von Gersdorff (323-348); Ulrich Johannes Schneider/Helmut Zedelmaier:
Wissensapparate. Die Enzyklopädistik der Frühen Neuzeit (349-364); Wolfgang Behringer:
Wissenschaft im Kampf gegen den Aberglauben. Die Debatten über Wunder, Besessenheit
und Hexerei (365-390); Hanspeter Marti: Ausbildung. Schule und Universität (391-416);
Martin Gierl: Korrespondenzen, Disputationen, Zeitschriften. Wissensorganisation und die
Entwicklung der gelehrten Medienrepublik zwischen 1670 und 1730 (417-438); Ulrich
Troitzsch: Erfinder, Forscher und Projektemacher. Der Aufstieg der praktischen Wissenschaften (439-468); Silvia Serena Tschopp: Popularisierung gelehrten Wissens im 18. Jahrhundert.
Institutionen und Medien (469-490); Markus Fauser: Wissen als Unterhaltung (491-514);
Friedrich Steinle: Wissen, Technik, Macht. Elektrizität im 18. Jahrhundert (515-538); Ernst
Hinrichs: Alphabetisierung. Lesen und Schreiben (539-562); Holger Boning: Popularaufklärung - Volksaufklärung (563-586); Staffan Müller-Wille: Ein Anfang ohne Ende. Das Archiv
der Naturgeschichte und die Geburt der Biologie (587-606); Wolfhard Weber: Wissenschaft,
technisches Wissen und Industrialisierung (607-628); Hans-Jürgen Lüsebrink: Wissen und
außereuropäische Erfahrung im 18. Jahrhundert (629-654); Bettina Wahrig: Globale Strategien und lokale Taktiken. Ärzte zwischen Macht und Wissenschaft 1750-1850 (655-680); Marc
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Schalenberg/Rüdiger vom Bruch: London, Paris, Berlin. Drei wissenschaftliche Zentren des
frühen 19. Jahrhunderts im Vergleich (681-702).
[59-L] Eisenstadt, Shmuel N.:
Multiple modernities: a paradigma of cultural and social evolution, in: Protosociology : an
international journal of interdisciplinary research, Vol. 24/2007, S. 19-381 (Standort: USB
Köln(38)-XG07319; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.protosociology.de/Volumes/Volume24.html)
INHALT: Das Buch ist aus einem 1997 an der Universität Heidelberg gehaltenen Gastvortrag
hervorgegangen. Die Studie über Entwicklung und unterschiedliche Ausprägungen moderner
Zivilisationen wendet sich sowohl gegen "klassische Modernisierungstheorien" als auch gegen neuere Ansätze wie die von Fukuyama und Huntington. Das Hauptanliegen ist die Abkehr von der "Konvergenzannahme" gegen die sich der Autor mit seiner These von der "Vielfalt" und Unterschiedlichkeit moderner Gesellschaftsentwicklungen wendet, wobei er sich exemplarisch mit den USA, Japan und Europa beschäftigt. Der Dichotomie von Moderne und
Tradition wird mit dem Begriff der "Achsenzeit" und der These von einer "Vielzahl von Modernen" begegnet. Die Aufsatzsammlung ist insgesamt von der Intention gleitet, das Verständnis der Moderne aus jener eurozentrischen Deutung herauszulösen, die westliche Entwicklungsmuster als allgemeingültig ansieht. Eingegangen wird auch auf den islamischen
Fundamentalismus und vor allem auf die japanische Gesellschaft, "der ersten, nichtwestlichen
modernen Kultur". (ICA)
[60-L] Ernst, Petra; Haring, Sabine A.; Suppanz, Werner (Hrsg.):
Aggression und Katharsis: der Erste Weltkrieg im Diskurs der Moderne, (Studien zur
Moderne, Bd. 20), Wien: Passagen-Verl. 2004, 415 S., ISBN: 3-85165-566-4 (Standort: UB
Bonn(5)-2004-6470)
INHALT: "Die Beiträge des Bandes befassen sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive mit
dem Ersten Weltkrieg als 'Kulturkrieg', der als Beginn des 'kurzen 20. Jahrhunderts' eine Zäsur setzte und zugleich bereits in Gang befindliche Prozesse der Moderne intensivierte. Der
Erfahrung neuartigen Vernichtungspotentials stand zunächst die Deutung durch Intellektuelle,
Künstlerinnen und politische Strömungen als Überwindung der als 'Kulturkrise' empfundenen
Moderne gegenüber. Der Band untersucht diese Diskurse vorrangig am Beispiel Zentraleuropas und thematisiert den 'Großen Krieg' als Ereignis, das Paradigmen der Moderne sowohl
fortsetzte als auch erschütterte und damit wesentliche Voraussetzungen für die Postmoderne
hervorbrachte." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Petra Ernst, Sabine A. Haring, Werner
Suppanz: Der Erste Weltkrieg - Zeitenbruch und Kontinuität. Einleitende Bemerkungen (1541); Hans Joas: Kontingenzbewusstsein. Der Erste Weltkrieg und der Bruch im Zeitbewusstsein der Moderne (43-56); Barbara Beßlich: Hermann Bahrs, 'Ideen von 1914' (57-75); Wolfgang Nehring: Die Suche nach dem höheren Selbst: Zu Hofmannsthals Kriegsprosa (77-96);
Peter Stachel: 'Die nüchterne Erkenntniskritik hat vorläufig zu schweigen'. Fritz Mauthner
und der Erste Weltkrieg oder die Geburt der Sprachkritik aus dem Geist des Nationalismus
(97-138); Katharina Scherke: Aby M. Warburg und der Erste Weltkrieg (139-161); Peter Wilding: Krieg - Technik - Moderne: Die Eskalation der Gewalt im 'Ingenieur-Krieg'. Zur Technisierung des Ersten Weltkrieges (163-186); Heidrun Zettelbauer: 'Die Liebe sei euer Helden-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
tum.' Krieg und Geschlecht im deutschnationalen Diskurs im Ersten Weltkrieg (187-218);
Hans-Georg Hofer: Effizienzsteigerung und Affektdisziplin. Zum Verhältnis von Kriegspsychiatrie, Medizin und Moderne (219-242); Bettina Rabelhofer: Aggression und Eros: psychoanalytische und literarische Annäherungen an seelische Kriegsschauplätze (243-261); Gabriela Kilianova: Erlebt und erzählt: der Erste Weltkrieg aus der mikrosozialen Perspektive
(263-281); Pierre de Tregomain: Die Siebenbürger Sachsen und der Erste Weltkrieg: Erfahrung der Moderne (283-297); Martina Nußbaumer: Musik im 'Kulturkrieg'. Politische Funktionalisierung von Musikkultur in Österreich 1914-1918 (299-317); Marion Schmid: Moderne
und Reaktion im Frankreich des Ersten Weltkrieges: Der Fall Richard Wagner (319-344);
Dominik Schweiger: Befreiung und Abwehrkampf. Leos Janacek, Anton Webern und der
Erste Weltkrieg (345-366); Gerhard Hirschfeld: Kriegserlebnis, Mentalität und Erinnerung.
Der Este Weltkrieg in der deutschen und internationalen Geschichtsschreibung (367-386);
Toni Tholen: Im Angesicht des Todes. Die Anwesenheit des Ersten Weltkriegs im postmodernen Denken (387-401).
[61-L] Fischer, Michael W.:
Alltagsfundamentalismus: spirituelle Reste am Markt der Entertainment-Kultur, in: Helmut
Reinalter (Hrsg.): Aufklärung und Fundamentalismus, Innsbruck: Studien-Verl., 2007, S. 29-38,
ISBN: 978-3-7065-4333-0 (Standort: LB Hannover(35)-4Kap/35692)
INHALT: Die zivile Gesellschaft von heute, so der Verfasser, zeichnet sich dadurch aus, dass sie
in ihrem hedonistischen Alltag ohne Militanz, ohne pathetische Appelle und Demonstrationen
für das auskommt, was ihre "verfahrensethische" und institutionelle Grundlage ist. Die Implosion des Kommunismus, das allmähliche Versickern hehrer Emanzipationsideale, die Auflösung herkömmlicher Schichten und Klassen im Zeichen von Individualisierung, Aktienstreuung und multikultureller Buntheit hat die Gesellschaftskritiker und professionellen Aufklärer
alter Schule sprachlos gemacht. Nicht mehr die Marxschen "Produktionsbedingungen', sondern die Konsumgewohnheiten prägen Zugehörigkeit und Lebensstil. Was zählt, ist das Dasein als Sosein im Hier und Jetzt. Die Kulte, Mysterien und Lebensphilosophien unserer
Spaßkultur lavieren zwischen Souveränität und Verantwortungslosigkeit. Einerseits ist dies
Ausdruck eines gewachsenen demokratischen Selbstbewusstseins der Gesellschaft, die praktisch keine Tabus mehr kennt, aber auch keine größeren ideologischen Feindschaften. Andererseits höhlt die Spaßkultur traditionelle Werte und Orientierungen aus. Sie beschleunigt soziale und intellektuelle Auflösungsprozesse, aus denen sie dann wieder ihre humoristischen
Funken schlagen kann. Es wird die These vertreten, dass die Philosophie die einfachen,
großen Fragen zu beantworten, die jeden Menschen betreffen, vernachlässigt hat: Etwa jene
nach Tod und Unsterblichkeit, nach der Einzigartigkeit der menschlichen Vernunft in der Natur, nach der Chance des Guten angesichts der Grausamkeit des Menschen. Die genannten
Fragen werden heute von verschiedenen anderen Märkten bedient, wo sich Life-Coaches, Bischöfe, Unternehmensberater, Apokalyptiker tummeln. Vor diesem Hintergrund fasst der Autor seinen Befund zusammen: Gerade die egalitäre und nur unhierarchisch deutbare Benutzeroberfläche unserer Zukunftsbilder (die Hard Sciences können nur monoton verkünden: Der
antizipierte Tod ist bloß der Tod, auch des Todes und daher nur der Tod etc.) gründet in einer
"All-inclusive Nowness", die des Triumphalismus jedes Vorsehungsplanes völlig beraubt ist.
Dies erzwingt die Konzentration auf den Augenblick, auf das Hier und Jetzt. Das Dasein als
Sosein wird zur ästhetisch-biographischen Daueraufgabe, wird zum permanenten Re-Design.
(ICG2)
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[62-L] Giesen, Bernhard:
Entgrenzung und Beschleunigung - einige Bemerkungen über die kulturelle Vielfalt der
Moderne, in: Thorsten Bonacker und Andreas Reckwitz (Hrsg.): Kulturen der Moderne :
soziologische Perspektiven der Gegenwart, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2007, S. 173-182,
ISBN: 978-3-593-38354-5 (Standort: USB Köln(38)-34A7962)
INHALT: Der Autor thematisiert zunächst die im Bild einer einheitlichen Moderne unterschlagenen Seiten der Moderne und versucht dann, eine Antwort auf die Frage zu finden, warum wir
heute Variation nicht mehr - wie noch im 19. Jahrhundert - über Geschichtlichkeit oder zeitliches Nacheinander, sondern über das Nebeneinander kultureller Vielfalt erfassen. Die vorgeschlagene Perspektive auf die Moderne nimmt ihren Ausgangspunkt nicht beim Rationalitätsbegriff, sondern beim Begriff der Ambivalenz und Grenzüberschreitung. Die soziale Konstruktion von Grenzen führt unausweichlich zu Ambivalenz, denn das durch die Grenzziehung Ausgeschlossene wird immer als gleichfalls möglich mitgedacht. Im Unterschied zur
Natur, in der die Ursache sich nicht die Wirkung wählen kann, wird soziale Wirklichkeit
durch Handeln bewegt und dieses Handeln kann grundsätzlich immer auch anders ausfallen.
Ambivalenz entsteht auch aus der Geltung sozialer Regeln, die als Regeln erst durch die Ausnahme oder den Regelbruch sichtbar werden. Zumeist wird dieses geheime Verlangen zur
Grenzüberschreitung, zur Reise über den Horizont, zum Seitenwechsel latent gehalten. Das
kulturelle Programm der Moderne bezieht sich auf diese "Transformation von Ambivalenz in
Bewegung". (ICA2)
[63-F] Honneth, Axel, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung - zur Begründung eines übergreifenden
Forschungsthemas des Instituts für Sozialforschung
INHALT: Im IfS wird der Plan verfolgt, in den nächsten 3 Jahren den konzeptuellen Rahmen für
ein umfangr. Projekt zu entwickeln, das in enger Kooperation mit Hochschullehrern der Univ.
durchgeführt werden soll. Es soll in interdiszipl. Ausrichtung der Untersuchung von gesellsch. Strukturwandlungen der Gegenwart gelten, die unter dem Titel "Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung" zusammengefasst wird. Im Folgenden wird zunächst die Grundidee dieses Vorhabens erläutert, bevor dann die ins Auge gefassten Einzelprojekte jeweils
für sich vorgestellt werden. Die sozialstrukt. Wandlungen, die sich gegenwärtig in den westl.
Gesellschaften vollziehen, bieten das Bild eines höchst widersprüchlichen Prozesses. Auf der
einen Seite wurde es im Gefolge von institut. Veränderungen, die etwa unter den Begriffen
der "reflexiven Modernisierung" und des Wandels zur "Wissensgesellschaft" zusammengefasst, mit einer Vielzahl von unleugbaren Fortschritten in moralischer, rechtlicher und materieller Hinsicht zu tun: geschlechtsspez. Rollenklischees sind zumindest in bestimmten Schichten in Auflösung begriffen, die Rigidität der tradition. Kleinfamilie verliert sich tendenziell in
eine Vielzahl von neuen familialen Arrangements, die rechtl. Gleichstellung von Frauen hat
sich ebenso verbessert wie diejenige der Mitglieder von kultur. oder ethn. Minderheiten, und
schließlich erlaubt die moderne wissensgestützte Ökonomie enorme Wertschöpfungsketten,
die die materielle Lage breiter Bevölkerungsschichten erheblich verbessert. Lassen sich alle
diese Entwicklungen als Erweiterungen von individ. Freiheitsspielräumen verstehen, so stehen ihnen allerdings sozioökonomische Wandlungen gegenüber, die die tatsächliche Wahrnehmung der gewachsenen Optionen für einen größer werdenden Teil der Bevölkerung strukturell erschweren oder die die erweiterten Freiheitsspielräume im Verlauf ihrer Ausrichtung
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
auf ökon. Effizienzmuster wieder verschließen und mitunter sogar in ihr Gegenteil verkehren.
So wächst durch wachsende Tendenzen der Deregulierung des Arbeitsmarktes, durch neue
Formen der Verarmung und Ausschließung einerseits die Zahl derer, die aufgrund geringer
Ressourcenausstattung von den normativen Fortschritten keinen Gebrauch machen können.
Andererseits sehen sich auch ökon. etabliertere Sozialgruppen mit dem Dilemma konfrontiert,
die Flexibilisierung individ. Lebensverläufe als einen ökonomischen Zwang auferlegt zu bekommen, der ihre persönl. Autonomiegewinne wieder erheblich reduziert. Die materiellen Erträge der modernen "Wissensökonomie" wiederum, die die wirtschaftl. Gewähr für eine allgemeine Besserstellung breiter gesellschaftlicher Schichten darstellen könnten, werden im Zuge
eines "Shareholder Value"-Kapitalismus zunehmend auf Anteilseigner und berufl. Spitzengruppen einseitig konzentriert. Diese Gegenläufigkeit bildet nur einen kleinen Ausschnitt aus
den vielzähligen Prozessen, die man mit Blick auf Veränderungstendenzen in westl. Gesellschaften als "Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung" begreifen will. Von einem solchen paradoxalem Geschehen kann in Bezug auf gesellschaftl. Entwicklungen immer dann
gesprochen werden, wenn ein- und derselbe Strukturwandel durch dieselben Mechanismen,
die moral., rechtl. und materielle Fortschritte zustande bringen, diese normativen Errungenschaften auch wieder gefährdet, weil durch ihn die sozialen Voraussetzungen für deren Wahrnehmung zerstört werden oder der Sinngehalt jener Errungenschaften folgenreich verkehrt
wird. Nach unserer Überzeugung lassen sich solche paradoxen Entwicklungen heute zumindest in fünf Dimensionen beobachten, die im interdiszipl. Austausch zwischen Soziologen,
Rechtswissenschaftlern, Historikern, Entwicklungspsychologen u. Philosophen untersucht
werden soll: Strukturwandel der normativen Integration; kapitalistische Rationalisierung u.
Arbeit; familialer Wandel u. veränderte Sozialisiationsbedingungen; Kulturindustrie u. elektronische Medien; Wandlungen des Sozialstaats u. Demokratie.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Institut für Sozialforschung -IfS- an der Universität Frankfurt am Main (Senckenberganlage 26, 60325 Frankfurt am Main)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 069-7561-83-18, e-mail: [email protected])
[64-L] Jameson, Fredric:
Mythen der Moderne, (Kulturwissenschaftliche Interventionen, Bd. 3), Berlin: Kulturverl.
Kadmos 2004, 239 S., ISBN: 3-931659-46-1 (Standort: UB Paderborn(466)-HNR2955)
INHALT: Die Essaysammlung enthält eine formale Analyse der Verwendung des Wortes Modernität, welche ausdrücklich jede Annahme ablehnt, es gäbe einen richtigen zu entdeckenden,
begrifflich zu fassenden und vorzuschlagenden Wortgebrauch. Es wird vielmehr ein Weg aufgezeigt, der zu einem verwandten Begriff im Bereich des Ästhetischen - dem Modernismus führt, bei welchem analoge Mehrdeutigkeiten zu finden sind. Doch mit dem Modernismus
werden nun wiederum dessen eigene unmittelbare Geschichte und deren Wechselfällen thematisiert, so dass die Reflektionen nicht mit irgendeiner postmodernen Notiz, sondern eher
mit jener spezifisch geschichtlichen Epoche schließen, die als "Spätmodernismus" bezeichnet
wird. Im Sinne einer Ideologieanalyse werden die unterschiedlichen Maximen der Modernität
und die Modi ihres Übergangs in Mythen reflektiert. (ICI2)
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[65-L] Kastner, Michael; Neumann-Held, Eva M.; Reick, Christine (Hrsg.):
"Kultursynergien oder Kulturkonflikte?" - eine interdisziplinäre Fragestellung, Lengerich:
Pabst 2007, 340 S., ISBN: 978-3-89967-242-8 (Standort: HUB Berlin Zweigbibl.
Naturwiss.(11/087)-CV/6800/K19)
INHALT: "Globalisierung, technologische Entwicklung und gesellschaftliche Verschiebungen erschweren es zunehmend, Lebensqualität, Produktivität und ein friedfertiges Miteinander unterschiedlicher Kulturen in einer Gesellschaft und deren Organisationen zu erhalten und zu
fördern. Die zunehmende Vernetzung bringt neben ihren Vorteilen auch mehr Konflikte und
psychische Störungen mit sich. Um sie zu bewältigen, scheinen bisher existierende Ansätze
unzureichend geeignet. Der vorliegende Band leistet unter Einbezug unterschiedlicher Disziplinen einen Beitrag zu der Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften und ihren Organisationen,
indem er sich mit Möglichkeiten auseinandersetzt, kulturelle Vielfalt als Chance und Bereicherung zu begreifen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Kastner, Eva M. Neumann-Held: Zugänge zu Kulturkonflikten- und synergien (9-21); Matthias Kettner: Gibt es
kulturell notwendige Konfliktformen? (22-32); Ronald Kurt: Die interkulturellen Grundlagen
kultureller Identität (33-53); Wolfgang Schneider: Kultur und Identität (54-68); Eva M. Neumann-Held: Wie "natürlich" sind kulturelle Differenzen? Zur Kritik biologistischer Erklärungsansätze (69-94); Gerald Hüther: Neurobiologische Implikationen von Kulturkonflikten
und ihrer Bewältigung (95-102); Jörn Rüsen: Ethnozentrismus und seine Überwindung. Ansätze einer Kultur der Anerkennung durch Geschichte im 20. Jahrhundert (103-117); Kazuma
Matoba, Daniel Scheible: Interkulturelle Kommunikation und transkultureller Dialog (118130); Joachim Vogt, Maren Maziul, Martin B. Sars, Birgit Petter: Wissens- und Kulturtransfer zwischen Dänemark und Deutschland (131-148); Barbara Hinding, Daniel Kober: Potentiale ethnischer Communities zur Überwindung sozialer Ausgrenzung (149-168); Claudius H.
Riegler, Claudio Zettel: Globalisierung und Innovation - Überlegungen zum Stellenwert der
Entwicklung innovationsförderlicher Unternehmenskulturen aus forschungsstrategischer
Sicht (169-181); Michael Kastner: Vertrauensfehlerlerninnovationsgesundheitskultur zur Förderung von Kultursynergien und Meidung von Kulturkonflikten (182-210); Alex Weiser,
Christine Reick: Innovieren durch Kultivieren: Der Einfluss von Unternehmenskultur auf die
Innovationskraft von Unternehmen am Beispiel des Forschungsprojektes "INEUVO" (211229); Christine Reick, Tim Hagemann: Gestaltung von Unternehmenskultur (230-256); Gesa
Kliesch, Berthold Iserloh, Martin Braun: Unternehmenserfolg wird von gesunden Menschen
gemacht! (257-276); Mia Wolf: Kulturkollision und Kulturrevolution in Netzwerken. Mechanismen einer evolutionären Vertrauenskultur in fluiden Kooperationskonstellationen (277300); Peter Kuhnert, Alexandra Karas: Kultur für Faulenzer, Ausgegrenzte, Überflüssige und
Schmarotzer? Arbeitslosigkeit als Paradoxie einer allseits verbreiteten, aber unerwünschten
Lebensform (301-336).
[66-L] Kiral, Filiz; Pusch, Barbara; Schönig, Claus; Yumul, Arus (Hrsg.):
Cultural changes in the Turkic world, (Istanbuler Texte und Studien, Bd. 7), Würzburg: Ergon
Verl. 2007, 169 S., ISBN: 978-3-89913-550-3 (Standort: UB Heidelberg(16)-2007/A/12184)
INHALT: Contents: Börte Sagaster, Catharina Dufft: New Tendencies in Turkish Literature and
some aspects of Orhan Pamuk's works (11-22); Filiz Cakir Phillip: The development of food
culture in Turkey (23-36); Süheyla Kirca Schroeder: Küresellesen Kulüp Kültürünün Ticari
ve Kültürel Aglari: Istanbul Duragi (37-48); Arus Yumul: Representing the Non-Muslims
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
(49-56); Ugur Kömecoglu: Islamic patterns of consumtion (57-70); Selmin Kaska: Yeni Uluslararsi Göc Hereketleri ve Türkiye'deki Moldovali Kadin Hizmetciler (71-92); Ildiko BellerHann: Sincan Uygurlari ve Cinliler Arasindaki Etnik iliskiler ve Kimlikler (93-106); Irina
Nevskaya: Ethno-Linguistic progresses in post-soviet South Siberia (107-122); Astrid Menz:
The Gagauz between Christianity and Turkishness (123-130); Hanne Straube: "The Spirit of
Manas Lives". The Importance of the Manas Epic for the Formation of the nation of Kyrgyzstan (131-146); Arienne M. Dwyer: Syncretism in Salar Love Songs (147-160); Filiz Kiral: Linguistic data as an indicator of cultural change: The case of Iran-Turkic (161-170).
[67-L] Lachmann, Hans-Jürgen; Schmidt, Christian; Bohr, Jörn:
Entfremdung und Aneignung als globaler Kulturprozess: Anmerkungen zur Marxschen
Entfremdungstheorie, (Kulturwissenschaftliche Studien, 9), Leipzig: Passage-Verl. 2007, 60 S.,
ISBN: 978-3-938543-37-5 (Standort: Bayer. SB München(12)-2007.49218)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Hans-Jürgen Lachmann: Entfremdung und Aneignung als globaler
Kulturprozess - Anmerkungen zur Marxschen Entfremdungstheorie (3-32); Christian
Schmidt: Lässt sich Entfremdung überwinden? (33-52); Jörn Bohr: Plädoyer für ein differenziertes Raumverständnis (53-60).
[68-L] Lübbe, Hermann:
Modernisierungsgewinner: Religion, Geschichtssinn, direkte Demokratie und Moral,
München: Fink 2004, 211 S., ISBN: 3-7705-3942-7 (Standort: UuStB Köln(38)-30A9719)
INHALT: Der Sammelband fasst Texte des Verfassers zusammen, deren Ziel es ist plausibel zu
machen, wie die zivilisatorische Modernisierung Lebensmächte begünstigt, die nach ihrem
Sinn dem Kriterium der Modernität gar nicht unterliegen. Dabei geht es im ersten Teil um Säkularisation als Voraussetzung religiöser Erneuerung, um religiösen Fundamentalismus und
Demokratie, um die Modernisierungsphilosophie bei Voegelin und Blumenberg und um die
Debatte über die Zivilreligion. Die Beiträge des zweiten Teils thematisieren Selbsthistorisierungstendenzen moderner Kultur in den Bereichen Kunst, Denkmalpflege und Archivwesen.
Im dritten Teil setzt sich der Verfasser mit dem Phänomen auseinander, dass im Kontext einer
sich globalisierenden Zivilisation zugleich die vermeintlich gefährdeten kleinen Kommunitäten an politischem Gewicht gewinnen: die Zahl der Kleinstaaten wächst, die Zuständigkeiten
substaatlicher Körperschaften werden erweitert, individuelle Mitbestimmungsansprüche
wachsen und die Idee des Föderalismus erhält neues Gewicht. (ICE2)
[69-L] Machovec, Martin:
Tschechische Untergrundkultur, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 20, S. 19-26 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/X86YIA.pdf)
INHALT: Die Tschechoslowakei der Jahre 1948 bis 1989 scheint, so der Verfasser, bei oberflächlicher Betrachtung ein Beispiel für ein totalitäres Regime sowjetischer Art zu sein. Bei
genauerer Betrachtung ist die Tatsache nicht zu bestreiten, dass es im Rahmen dieses "Totalitarismus" mal mehr und mal weniger freie Phasen gab und dass sogar ein kurzer Zeitraum
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(Januar 1968 bis April 1969) existierte, während dessen die Machtmechanismen des totalitären Regimes in der Praxis nicht funktionierten oder zumindest stark gelähmt waren, obwohl
sie nie aufgehört haben zu existieren. Vor diesem Hintergrund wird erläutert, das mit podzemi
kulturelle Untergrundbestrebungen beschrieben werden, die inoffiziell, also nicht amtlich erlaubt, vonstatten gingen, und, obgleich es sich nicht unbedingt um Aktivitäten "subversiver",
"staatsfeindlicher" oder "gesellschaftsfeindlicher" Art handelte, gleichwohl eo ipso, also unter
Berücksichtigung des Selbstverständnisses eines totalitären Systems, de facto für eben dies
gehalten wurden, d. h. für illegal. Der Autor zeigt, dass zu Beginn der 1950er Jahre zahlreiche
Autoren und Schriftsteller "in den Untergrund" geraten waren. Nicht vielen ist es gelungen,
Werke zu schaffen, die keine Rücksicht auf die Zensur nahmen, solche Werke, die in mancher Hinsicht freier waren als diejenigen, die von denselben Autoren während der Jahre
1945/48 hervorgebracht wurden. Hätte es die neototalitäre tschechoslowakische "Normalisierung" nicht gegeben, wäre es nicht möglich gewesen, eine derart heterogene Gemeinschaft
zusammenzuhalten. Jenes hohe Ausmaß an gegenseitiger Toleranz, die sehr unterschiedlichen
Persönlichkeiten eine Kommunikation miteinander ermöglicht hat, wurde vor allem durch äußeren Zwang hervorgerufen. Jene spezifischen Werte, welche die Undergroundkultur der
1970er und 1980er Jahre mit sich brachte, konnten wohl nur auf jener "Insel der Freiheit",
also unter mühsamen, nicht völlig hoffnungslosen, aber extrem ungünstigen Bedingungen
entstehen. Die tschechische Undergroundkultur hatte eine Kontinuität geschaffen, an ihre
"Untergrundvorgänger" aus den 1950er Jahren anknüpfend. Die Undergroundautoren der
1970er Jahre haben sowohl auf intellektueller als auch auf ästhetischer Ebene beachtliche,
trotz ihrer Verschiedenartigkeit miteinander eng verbundene Werke geschaffen. Gerade wegen dieser bunten Einheitlichkeit kann man nur sehr schwer Analogien in anderen, vom totalitären Sowjetregime in Mitleidenschaft gezogenen Ländern finden. (ICG2)
[70-L] Maier, Hans:
Fortschrittsoptimismus oder Kulturpessimismus?: Bundesrepublik Deutschland in den 70er
und 80er Jahren, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 56/2008, H. 1, S. 1-17 (Standort:
USB Köln(38)-FHM EP67; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.atypon-link.com/OLD/doi/abs/10.1524/vfzg.2008.0001)
INHALT: "Die siebziger und achtziger Jahre bringen für die Bundesrepublik Deutschland eine
tiefgreifende Veränderung politischer Prioritäten: Die 'Grenzen des Wachstums' werden sichtbar, die Sicherheitspolitik erhält einen neuen Stellenwert, die Bildungsexpansion gelangt an
ihre Grenze, Umwelt-, Natur- und Denkmalschutz gewinnen an Terrain. Auch das Parteiensystem verändert sich: die FDP verliert den Charakter des (einzig ausschlaggebenden) Züngleins an der Waage; die Grünen treten als neue Bewegung auf den Plan; die beiden großen
Volksparteien besitzen von da an endgültig den Status struktureller Minderheiten - wenn
auch, anders als in der Weimarer Republik, als Zweiergespann mit deutlich ausgeprägtem
Vorsprung vor kleineren Konkurrenten. Der Aufsatz untersucht an verschiedenen Beispielen
(Wirtschaftswachstum, Entwicklung der staatlichen Aufgaben, Bildungspolitik, Sprache und
Zeitgefühl), wie die Bundesrepublik auf diese neuen Herausforderungen reagierte." (Autorenreferat)
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
[71-L] Meyer, Jörg; Kollmorgen, Raj; Angermüller, Johannes; Wiemann, Dirk:
Reflexive Repräsentationen: Diskurs, Macht und Praxis der Globalisierung, (Diskursive
Produktionen: Text, Kultur, Gesellschaft, Bd. 5), (Konferenz "Reflexive Repräsentationen.
Diskurs, Macht und Praxis im globalen Kapitalismus", 2003, Magdeburg), Münster: Lit Verl.
2004, 243 S., ISBN: 3-8258-7237-8 (Standort: ULB Münster(6)-MK4050/162)
INHALT: "Die Beiträge dieses Bandes thematisieren Diskurs, Macht und Praxis gegenwärtiger
Globalisierung(en) unter dem analytischen Fokus (reflexiver) Repräsentationen. Repräsentationen umfassen dabei sowohl Prozesse der Konstitution (globalisierter) Realitäten, Probleme
der Perspektivität und Ortsgebundenheit des Wissens über Globalisierung als auch Phänomene sozialer, insbesondere politischen Vertretung. Stichworte für die Felder der konkreten
Analysen sind: Richtungen, Territorien und Grenzen der Globalisierung; Souveränitäten und
Ungleichheiten in der Weltgesellschaft; Europäische Politiken unter dem Neoliberalismus;
künstlerische und kulturelle Diskurse in und zu Globalisierungsprozessen." (Autorenreferat).
Inhaltsverzeichnis: Raj Kollmorgen und Jörg Meyer: Diskurs, Macht und Praxis der Globalisierung. Zur Einleitung (1-12); Jens Badura: Globalisierung(en) denken (13-26); Klaus Müller: Ungleichheit und Globalisierung (27-43); Andreas Niederberger und Philipp Schink: Im
Bann der Souveränität - zur Kritik eines Grundbegriffs moderner Politik (45-56); Ulrike
Höppner: Macht und Souveränität. Eine Kritik des Machtbegriffs in den Theorien der Internationalen Beziehungen (57-68); Wolfgang Lutz: Entgrenzungsdiskurse als Machtstrategien
(69-83); Özkan Bucakli und Julia Reuter: Glokalisierungspraktiken in der Migration (85-96);
Julia Patrut: Inklusionen, Exklusionen, Fremde. Zur Wissensproduktion über Osteuropa in
Diskursen deutscher Kulturrepräsentationen (97-110); Jens Greve: Inklusion und Exklusion in
der Weltgesellschaft (111-124); Petra Schaper-Rinkel: Leitbilder in der Europäischen Politik,
Modus diskursiv-politischer Repräsentation und europäischer Integration (125-137); KlausBernhard Roy: Sozialintegrative Demokratie im Kontext der Globalisierung. Legitimationsprobleme, Diskurse und Politik (139-153); Silke van Dyk: Einigkeit aus Notwendigkeit? Diskurs und Macht in sozialpartnerschaftlichen Kooperationen (155-169); Gudrun Quenzel:
Kunst und Kultur als Fundamente europäischer Identitätskonstruktionen (171-186); Dietmar
Fricke: Wir müssen hier raus! Essay zu ideologischen Elementen des populistischen Kapitalismus (187-199); Steffen Hantke: Paracinema und das neoliberale Subjekt. Miike Takeshis
Audition als globales Kino (201-214); Heike Wetzig: Sein und Werden in der Kunst nach der
Anthologie der Kunst (215-224); Arne Klawitter: Extraversion des Denkens. Sinnstrategien in
China und Europa (225-238).
[72-L] Rausch, Helke:
Wie europäisch ist die kulturelle Amerikanisierung?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 5/6, S. 27-32 (Standort: USB Köln(38)Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/YBKAJ3.pdf)
INHALT: Die Amerikanisierung nach 1945 lässt sich in doppeltem Sinne als europäisch beschreiben. Kontext- und zeitbedingt im Detail unterschiedlich prägte sie zum einen die unmittelbare Nachkriegskultur in ganz Westeuropa und wies zum anderen ein beachtliches Maß an
kreativer europäischer Beteiligung auf. Einzelaspekte der kulturellen Amerikanisierung werden als das symptomatischste Feld der USA-Kontakte Westdeutschlands, Frankreichs und
Großbritanniens in den 1950er Jahren herausgegriffen. Dabei wird exemplarisch verdeutlicht,
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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dass sich die westeuropäischen Nachkriegsgesellschaften aktiv mit strategischen Eigeninteressen und geschickten Aneigungsstrategien an der Amerikanisierung beteiligt haben. (ICE2)
[73-L] Reckwitz, Andreas:
Die Gleichförmigkeit und die Bewegtheit des Subjekts: moderne Subjektivität im Konflikt
von bürgerlicher und avantgardistischer Codierung, in: Gabriele Klein (Hrsg.): Bewegung :
sozial- und kulturwissenschaftliche Konzepte, Bielefeld: transcript Verl., 2004, S. 155-184, ISBN:
3-89942-199-X (Standort: ULB Münster(6)-3H80069)
INHALT: Welcher Stellenwert kann dem Begriff der "Bewegung" im Rahmen einer sozial- und
kulturwissenschaftlichen Theorie der Moderne zukommen? Inwiefern kann "Bewegung" als
heuristische Kategorie zum Verständnis dessen beitragen, was die moderne Kultur ausmacht?
Der Autor erörtert diese Fragen vor dem Hintergrund des Ansatzes einer Kulturtheorie der
Moderne, welche diese unter dem Aspekt der historisch sich entwickelnden Formen betrachtet, die in ihr die Subjekte annehmen, und welche vermutet, dass diese Strukturen der Subjektivität den Schauplatz eines fortdauernden Kulturkonflikts bilden. Eine bestimmte Form der
Bewegung lässt sich in diesem Zusammenhang als eine zentrale Anforderung an das moderne
Subjekt, seinen Körper und Geist, seine Aufmerksamkeit und Affekte begreifen. Der Autor
skizziert die Umrisse einer Kulturtheorie der Moderne als Geschichte agonaler Subjektformen, wobei er folgende Formierungen von Subjektivität näher betrachtet: (1) das Subjekt der
bürgerlichen Moderne als ein Subjekt der aktivistischen Gleichförmigkeit, (2) das Subjekt der
ästhetischen Subkulturen am Beispiel der Avantgarde als ein Subjekt der Bewegtheit und (3)
das hochmoderne Subjekt, welches Sinnelemente aus beiden Entwicklungslinien zu einer fragilen Einheit kombiniert. (ICI2)
[74-L] Reitz, Tilman:
Was wird aus dem Avantgarde-Citoyen?: der öffentliche Intellektuelle nach Sartre und
Foucault, in: Klaus-M. Kodalle (Hrsg.): Kritisches Jahrbuch der Philosophie : Beih. 7/2007,
Grundprobleme bürgerlicher Freiheit heute, Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2007, S. 93101, ISBN: 978-3-8260-3583-8 (Standort: UB Trier(385)-b23359)
INHALT: Der Beitrag rekonstruiert eine Problematik, an der sich Sartre wie Foucault als "öffentliche Intellektuelle" abgearbeitet haben. Zunächst wird eine untergründige Gemeinsamkeit in
ihren konträren Entwürfen herausgestellt: Beide wollten, dass der Intellektuelle "nicht stellvertretend", sondern aus (den Bedingungen) seiner eigenen Existenz heraus agiert. So spricht
Sartre nicht einfach über die Widersprüche der Gesellschaft, sondern personifiziert sie: "Als
Produkt zerrissener Gesellschaften legt der Intellektuelle Zeugnis über sie ab, denn er hat ihre
Zerrissenheit verinnerlicht". Ähnliche Formulierungen finden sich auch bei anderen Autoren.
Bourdieu, vor allem in seinen letzten Lebensjahren ein streitbarer politischer Intellektueller,
legitimiert sein Engagement im Sinne bürgerlicher Hochkultur. Weil sich nur der in seinem
"Feld" anerkannte Intellektuelle engagieren könne, müsse man zunächst alles daran setzen,
die Eigenständigkeit eben dieses Feldes zu verteidigen. Auf den naheliegenden Verdacht,
dass dann eben einfach überkommene Privilegien verteidigt werden, antwortet Bourdieu: das
sei immerhin ein "Korporatismus des Universellen". Der Autor kritisiert diese (öffentlichen)
Intellektuellen "ohne schlechtes Gewissen und mit Selbstüberhöhung." Den Ansatzpunkt bildet der simple Gedanke, dass Stellvertretung nicht frei gewählt, sondern konstitutiv für gelin-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
gende Deutungstätigkeiten schlechthin ist. Zum Tragen kommt hier Antonio Gramscis Begriff des "organischen Intellektuellen", den Sartre nur am Rande aufgenommen hat: Für
Gramsci sind als Intellektuelle all jene zu begreifen, die in den Institutionen organisierter
Weltauslegung (Marsch durch die Institution) mitwirken, und alle diese Institutionen sind von
politischen Kämpfen durchzogen. (ICA2)
[75-L] Rosa, Hartmut:
Modernisierung als soziale Beschleunigung: kontinuierliche Steigerungsdynamik und
kulturelle Diskontinuität, in: Thorsten Bonacker und Andreas Reckwitz (Hrsg.): Kulturen der
Moderne : soziologische Perspektiven der Gegenwart, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2007, S.
140-172, ISBN: 978-3-593-38354-5 (Standort: USB Köln(38)-34A7962)
INHALT: Die für den Autor folgenschwere Vernachlässigung des Beschleunigungsaspekts in der
soziologischen Theoriebildung und einer Modernebestimmung hat dazu geführt, dass selbst in
seriösen und ansonsten analytisch präzisen soziologischen Abhandlungen sich immer wieder
die lapidare Behauptung findet, in der Moderne beschleunige sich mehr oder minder "alles".
Was daher für eine Neubestimmung der Moderne erforderlich ist, ist eine exakte kategoriale
Definition des Beschleunigungsprozesses, d.h. jener sozialen Felder, auf denen sich materialiter eine Dynamisierung beobachten lässt, sowie der Zusammenhänge zwischen ihnen. Diesen
werden dann jene Phänomenbereiche systematisch gegenübergestellt, die sich nicht beschleunigen (lassen) oder sogar verlangsamen. Nur wenn sich zeigen lässt, dass die Beschleunigungskräfte die Beharrungs- bzw. Verlangsamungstendenzen in der Moderne systematisch
und gleichsam kategorial überwiegen, lässt sich die Behauptung, Modernisierung sei Beschleunigung, aufrechterhalten. Eben dieser Nachweis wird vom Autor geführt, indem zunächst die analytische Unterscheidung dreier Dimensionen oder Felder der sozialen Akzeleration vorschlagen wird und ihnen sodann fünf Formen der "Entschleunigung" gegenübergestellt werden. (ICA2)
[76-L] Schäfers, Bernhard; Stagl, Justin (Hrsg.):
Kultur und Religion, Institutionen und Charisma im Zivilisationsprozess, (Konstanzer
Schriften zur Sozialwissenschaft, Bd. 65), Konstanz: Hartung-Gorre 2005, XII, 365 S., ISBN: 389649-966-1
INHALT: "In insgesamt 18 Beiträgen, die fünf Themenbereichen zugeordnet sind, zeigt der Band
die Aktualität der Kultur- und der Religionssoziologie. Spätestens seit Samuel P. Huntingtons
'Kampf der Kulturen' und den Konfrontationen nach dem 11. September 2001 sind die Religionen und mit ihr verbundene Kulturmuster, aber auch Rechts- und Staatsordnungen in ein
neues Stadium des Zivilisationsprozesses und der Herausforderung eingetreten. Wie Kultur
und institutionelle Ordnungen bewahrt und zivilisatorische Standards aufrecht erhalten werden können, durchzieht als roter Faden die Beiträge von renommierten Soziologen und Kulturwissenschaftlern aus drei Ländern. Ein Themenbereich widmet sich darüber hinaus aktuellen Ausprägungen kultureller und zivilisatorischer Handlungsmuster in alltäglichen Zusammenhängen. Die Beiträge sind dem Kultursoziologen Wolfgang Lipp (Universität Würzburg)
gewidmet und werden von Bernhard Schäfers (Universität Karlsruhe) und Justin Stagl (Universität Salzburg) herausgegeben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Harm-Hinrich
Brandt: 'Religion' im Geschichtsprozess - aktuelle Perspektiven (1-12); Franz-Xaver Kauf-
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mann: Kultur und Religion (13-24); Hartmann Tyrell: Religion - Organisationen und Institutionen (25-58); Horst Baier: Kultur contra Zivilisation im Krieg der Geister - mit Blick auf
Max Weber (59-82); Paul-Ludwig Weinacht: Zivilisation durch richtiges Recht. Zu Montesquieus Naturrechtskonzeption (83-100); Bernhard Schäfers: Kultur und Zivilisation. Historische und aktuelle Kontroversen (101-112); Gerhard Wagner: 'Ich späh, ob mich ein Grabmal
riefe'. Adam Mickiewicz und die Konstruktion der polnischen Nation (113-132); Arnold Zingerle: 'Kultur und Zivilisation' - ein deutscher Sonderweg im internationalen Diskurs der Soziologie? (133-150); Robert Hettlage: Verständigungsversuche über europäische Kultur (151176); Eckart Pankoke: Institution und Verantwortung. Ehre und Engagement im Wandel der
Werte (177-206); Wilfried Lipp: Homo Conservator (207-220); Justin Stagl: Visionen und
Skurrilitäten ländlicher Lebensgestaltung (221-232); Roland Girtler: Die Ehre der Pfarrköchinnen. Aus der Welt edler Frauen bei frommen Herren (233-248); Konrad Köstlin: AirportArt & Co - die Außenseite der Innenseite (249-258); Bernd Estel: Aspekte der Amerikanisierung moderner Gesellschaften. Das Beispiel Deutschlands (259-284); Hans-Joachim Schulze:
Intergenerationelle Solidarität aus der Sicht der Attachment-Theorie (285-298); Detlef Weinich: Auf dem Weg zur 'Biokratie': Gefangen in der 'Lebensfalle'? Zivilisation im Umbruch.
Versuch einer interdisziplinären Analyse (299-326); Johannes Weiß: Heillose Vernunft, hemmungslose Gewalt. Über die Modernität des Terrorismus (327-340).
[77-F] Scheffer, Jörg, Dipl.-Geogr. (Bearbeitung); Struck, Ernst, Prof.Dr.; Gamerith, Werner,
Prof.Dr. (Betreuung):
Den Kulturen Raum geben - das Konzept selektiver Kulturräume am Beispiel des deutschtschechisch-österreichischen Dreiländerecks
INHALT: Die Geographie hat sich der Aufgabe einer kleinräumigen Erfassung und konkreten
Regionalisierung "wirtschaftsrelevanter" Kultur, wie sie für die interkulturelle Kommunikation und das interkulturelle Management hilfreich wären, bislang kaum angenommen. Da die
Entankerung menschlicher Lebensformen kulturelle Heterogenität anstandslos gemacht hat,
wird jede Kulturregionalisierung zu unangemessenen Vereinheitlichungen führen und Gefahr
laufen, zur Verbreitung von Klischees beizutragen. Mit einem Konzept, das sich von der Darstellung einer Kultur distanziert und die Erfassung einzelner Kulturaspekte beschränkt, können die o.g. Schwierigkeiten weitgehend überwunden werden. Unter Rückgriff auf Konzepte
aus der kulturvergleichenden Psychologie lassen sich Räume vorherrschender Kulturelemente
von unterschiedlicher Maßstabsebenen ausweisen und zweckspezifisch aneignen. Im tschechisch-deutschösterreichischen Grenzraum werden nach diesem Verständnis über qualitative
und quantitative Erhebungen neue "selektive Kulturregionen" identifiziert und für praktische
Zielsetzungen im Kontext der EU-Osterweiterung nutzbar gemacht. GEOGRAPHISCHER
RAUM: deutsch-tschechisch-österreichisches Dreiländereck
METHODE: Kulturvergleich; Konstruktivismus; Methoden der kulturvergleichenden Psychologie. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend;
Gruppendiskussion. Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 30; Experteninterviews; Auswahlverfahren: Auswahl. Stichprobe: ca. 50; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 250; Haushaltsbefragung in ausgewählten Orten; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Ergebnisse der Kulturstandardforschung). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Scheffer, Jörg: Europas Kulturunterschiede als Herausforderung
für eine Geographie der interkulturellen Kommunikation. Das Beispiel Dreiländereck (D-CZ-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
A). in: Ders. (Hrsg.): Europa und die Erweiterung der EU. Passau 2005.+++Scheffer, Jörg:
Den Kulturen Raum geben - das Konzept selektiver Kulturräume am Beispiel des deutschtschechisch-österreichischen Dreiländerecks. Zugl.: Passau, Univ., Diss., 2007. Passauer
Schriften zur Geographie, H. 24. Passau: Univ. Passau Fach Geographie 2007, 141 S. ISBN
978-3-9811623-1-8.
ART: BEGINN: 2001-01 ENDE: 2006-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Passau, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Anthropogeographie
(94030 Passau)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0851-509-2731, e-mail: [email protected])
[78-L] Schulenberg, Ulf:
Lovers and knowers: moments of the American cultural left, (American Studies: A
Monograph Series, Vol. 158), Darmstadt: Winter 2007, 341 S., ISBN: 978-3-8253-5347-6
(Standort: UB Köln(38)-35A2009)
INHALT: "Lovers and Knowers discusses the development of the American cultural Left in the
twentieth century. Seeking to contribute to the discussion of the relation between American
Studies and the field of theory, the book focuses on the analysis of a specific theoretical problem. It attempts to elucidate the multilayered complexity of the relation between antifoundationalists and foundationalists, antitheorists and theorists, and (liberal) ironists and metaphysicians. Proposing the idea of an antifoundationalist and antiessentialist worldly and oppositional criticism, the study argues that it is possible to develop a postmetaphysical thinking whose
notion of the political and whose understanding of the function of literary and cultural criticism clearly differ from those suggested by neopragmatists such as Richard Rorty and Stanley
Fish. It is demonstrated that Cornel West's leftist version of neopragmatism, striving for consequences of theory in history, ought to be regarded as an oppositional and worldly criticism
(in the Saidian sense) which dialectically uses the insights of (neo)pragmatist antifoundationalism." (author's abstract)
[79-L] Tetzlaff, Rainer:
Ohne "kulturelle Evolution" wird Afrika nicht überleben, in: Andreas Boeckh, Rafael Sevilla
(Hrsg.): Kultur und Entwicklung : vier Weltregionen im Vergleich, Baden-Baden: Nomos Verl.Ges., 2007, S. 197-217, ISBN: 978-3-8329-2280-1 (Standort: UB Bonn(5)-20082740)
INHALT: Die Forderung nach "kultureller Evolution" verweist darauf, dass nur eine grundlegende Veränderung im politischen Verhalten der Macht- und Bildungseliten afrikanischer Staaten die Voraussetzung für die notwendige Kehrtwende in der Bewältigung der postkolonialen
Moderne schaffen kann. Kulturelle Einstellungen müssen jedoch ihre Ergänzung in geeigneten institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen finden. Der "cultural turn" in den
Sozialwissenschaften hat neun Eigentümlichkeiten der postkolonialen Gesellschaften Afrikas
sichtbar gemacht, darunter die Unterdrückung individueller Autonomie und Verantwortung,
einen kulturell gepflegter Irrationalismus und eine fehlende Kultur des Sparens. Korruption
muss abgebaut, die Verschwendung öffentlicher Ressourcen eingestellt, der Eigentumsschutz
gewährleistete sein. Die Menschenrechte müssen respektiert und die Rechte der Opposition
gewahrt werden. Die größte Herausforderung für die Weltgesellschaft ist der Staatszerfall in
Afrika. Daneben gibt es Fassadendemokratien wie in Äthiopien, ein Beispiel für eine martia-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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lische Hybridkultur. Ein entwicklungspolitischer Vergleich zwischen Südkorea und Ghana
zeigt, dass die Differenz zwischen beiden Entwicklungspfaden in der politisch gesetzten Anreizstruktur für globalisierungskonformes Wirtschaften liegt. Der Verfasser fordert von Afrikas Eliten eine Anpassung an globale Entwicklungspotenziale. (ICE2)
[80-L] Trinkaus, Stephan; Völker, Susanne:
Unbestimmtheitszonen: ein soziologisch-kulturwissenschaftlicher Annäherungsversuch, in:
Irene Dölling, Dorothea Dornhof, Karin Esders, Corinna Genschel, Sabine Hark (Hrsg.):
Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht : transdisziplinäre Interventionen,
Frankfurt am Main: Helmer, 2007, S. 61-77, ISBN: 978-3-89741-230-9 (Standort: USB Köln(38)34A9813)
INHALT: Die Verfasser gehen von der Annahme aus, dass die gegenwärtigen Transformationen
gesellschaftlicher Ordnungen in ihren widersprüchlichen und bisweilen gegenläufigen Bewegungen ganz wesentlich als Prozesse sozialer Entstrukturierung und Entbindung beschrieben
werden können. Sie heben hervor, dass die Debatte darum Gefahr zu laufen scheint, diese
Prozesse zu sehr aus einer statischen, von der Ordnung selbst produzierten dichotomischen
Perspektive wie Re- und Deregulierung, Gleichheit und Ungleichheit, Tradition und Modernisierung oder Festschreibung und Auflösung der Geschlechterhierarchie zu deuten. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht das Verhältnis zwischen einerseits der Auflösung von
Zuschreibungen und Strukturen und der sozialen Bedrohung und Gewaltförmigkeit, die mit
diesen Prozessen der Entbindung und des Ausschließens verknüpft sind, und andererseits der
Wandel, den diese tendenziell entstrukturierten Räume auch für bisherige Ordnungs- und
Herrschaftsmuster bedeuten können. Es wird argumentiert, dass die Erosion gesellschaftlicher
Regulierungen, die Perforierung und Fragmentierung sozialer Strukturen massive Gefährdungen der sozialen Integration von Individuen und Gruppen darstellen. Sie bedeuten zugleich
und gerade deshalb auch die Loslösung von bisher wirksamen, institutionell abgesicherten
und wenig hinterfragbaren Zuschreibungen und Ordnungen, beispielsweise von struktureller
Eindeutigkeit und Ausweglosigkeit hierarchischer und territorial binär organisierter Geschlechterarrangements. Es wird den Fragen nachgegangen, welche Effekte sich mit der Zunahme von sozialen Unbestimmtheiten für die sozialstrukturierende Wirksamkeit von 'Geschlecht' zeigen und welche Praktiken der Subjektivierung die sozial entbundenen, quasi in
dem 'zwischen' des sozialen Raums 'schwebenden' Einzelnen in dieser Dynamik der Desubjektivierung hervorbringen. (ICG2)
[81-L] Vondràsek, Karel:
Zwischen Vergangenheit und Zukunft: Transformationsprozesse der tschechischen Kultur
1990-1997, (Dokumente und Analysen zur russischen und sowjetischen Kultur, Bd. 30), Bochum:
Projekt-Verl. 2007, 175 S., ISBN: 978-3-89733-173-0 (Standort: ULB Münster Zweigbibl.
Sozialwiss.(6A)-MS8020/577)
INHALT: "Der politische Umbruch Ende 1989 kam überraschend, aber rückblickend betrachtet
nicht ganz unerwartet. Zahlreiche Äußerungen vieler prominenter Dissidenten sowie die über
diese Wendezeit hinausreichende Planung der 'Charta 77' bestätigen jedoch, dass der Zusammenbruch der kommunistischen Machtstrukturen erst viel später erwartet wurde. Die allgemeine, politische und kulturpolitische Situation gegen Ende 1989 ist eindeutig als Summe der
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
Entwicklung in der Tschechoslowakei seit Mitte der achtziger Jahre infolge der sowjetischen
Perestrojka zu verstehen. Untersuchungen der Jahre 1987-1989 unterstützen diese Feststellung nachhaltig. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich in ihrer Ausgangsposition auf eine
komprimierte Beschreibung der spezifischen Problematik der ausgewählten Bereiche, Theater
und Film, in der Perestrojka-Zeit, um die Zusammenhänge der weiteren Entwicklung, wie z.
B. die Rolle des Theaters während der so genannten Samtenen Revolution und der darauf folgenden gesellschafts- und kulturpolitischen Vorgänge, in ihrer realen Verhältnismäßigkeit untersuchen zu können. Der Fluchtpunkt dieser Untersuchung, in dem sich alle Linien kreuzen,
ist das Problem der Kulturpolitik. Diese Problematik als Summe aller Einflüsse auf das allgemeine kulturelle Klima, insbesondere aber als wechselseitiges Verhältnis zwischen Kultur
und Staatsexekutive, beherrschte die Kulturdebatte der neunziger Jahre weit über die untersuchte Zeitspanne hinaus. Dementsprechend wurde der Erforschung und Beschreibung der
komplizierten kulturpolitischen Vorgänge der Jahre 1990-1997 viel Platz eingeräumt, - um
die Erkenntnislage über die Erosion des überkommenen und die Formierung eines neuen kulturellen Systems, über die Wechselwirkungen ideologischer Neuorientierungen und der gesellschaftlichen Veränderungen sowie über den Wandel des Funktionsverständnisses von
Kultur unter den neuen Bedingungen zu erweitern." (Autorenreferat)
[82-L] Werndl, Kristina (Hrsg.):
Rumänien nach der Revolution: eine kulturelle Gegenwartsbestimmung, (Studien zur
politischen Wirklichkeit, Bd. 20), Wien: Braumüller 2007, XIV, 196 S., ISBN: 978-3-7003-16183 (Standort: Bayer. SB München(12)-2007.45024)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Markus Köhle: Rotgelbblaue Wunder (1-2); Juri Andruchowytsch:
Vom Süden tönt Musik (3-4); Michaela Hirsch: Erzähl mir von Rumänien (5-8); Mark Benecke: Tanz der Vampir-Forscherinnen (9-18); Esther Quicker: Kinderschreck und Tagedieb? Zum Roma-Bild der Rumänen (19-34); Catalin Dorian Florescu: Ganoven der Postmoderne
(35-40); Wolfgang Kühn: Slideshow (41-48); Lukas Marcel Vosicky: Wechselhaft (49-51);
Teresa Präauer: Wie man schwarze Augen trägt wenn die Klischees zu Bildern werden (5260); Othmar Kolar: Zur Geschichte Rumäniens (61-70); Tina Olteanu: Demokratie auf Rumänisch (71-80); Robert Serban: Pressefreiheit mit Vampirzähnen (81-84); Alina Mazilu: Europa-Show im Palace-Hotel. Das Theater des Alexander Hausvater (85-98); Lorenz Aggermann, Thomas Ballhausen: Revolution mit Leerstellen. Eine Notiz zum neuen rumänischen
Film und seinen Kontexten (99-112); Iulia Dondorici: Die rumänische Verlagsszene der Gegenwart (113-118); Ramona Trufin: Malina in Rumänien. Interview mit der Bachmann-Forscherin und Übersetzerin Ramona Trufin (119-124); Martin A. Hainz: Ab wann ist Gegenwart? - Zur Literatur Rumäniens (125-134); Egon Theiner: Zwischen Barren und Business Sport in Rumänien (135-138); Vlad Nanca: "Die Stadt gehört uns" - Graffiti-Kunst in Bukarest (139-144); Madalina Diaconu: Das real kulturelle Rumänien zwischen mythischer, historischer und medialer Identität (145-154); Simina Melwich-Biraescu: Über regionale Identitäten und kollektive Fußballpoesie (155-162); Holger Wochele: Hotel 11 Euro - Ein onomastischer Streifzug (163-170); Roland Girtler: Der Verrat der Ausgewanderten - der Untergang
einer alten Bauernkultur (171-180); Ioan-Aurel Pop: "Erhebe dich, Rumäne" - das hymnische
Selbstbild der Rumänen (181-191).
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[83-L] Wiesendahl, Elmar (Hrsg.):
Eliten in der Transformation von Gesellschaft und Bundeswehr, Paderborn: Schöningh 2007,
207 S., ISBN: 978-3-506-76479-9 (Standort: Bayer. SB München(12)-PVA/2007.5750)
INHALT: "Die Bundesrepublik befindet sich in einer Übergangsphase, in einem tiefgreifenden
Strukturwandel. Gerade wenn sich Gesellschaften grundlegend wandeln oder gar transformieren, fällt Eliten und ihrer Führungsrolle eine besondere Verantwortung zu. Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Bundeswehr gehen der Frage nach, welche Bedeutung Eliten im
Transformationsprozess von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Militär in Deutschland zukommt. Sie tun dies vor dem historischen Hintergrund der Entwicklung vom Kaiserreich bis
zur Gegenwart. International vergleichend werden auch die postkommunistischen Eliten in
Russland und unterschiedliche Elitenauslesemuster untersucht. Ein zentraler Fragepunkt ist
überdies, ob die Funktionseliten von heute sich zu Verantwortungseliten fortentwickeln müssen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Elmar Wiesendahl: Eliten in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs - eine Einführung (7-32); Rainer S. Elkar: Eliten in gesellschaftlichen
Umbruchverhältnissen (33-48); Hans-Hennig Schröder: Der kurze "Sommer der Oligarchen".
Erfolg und Versagen von Eliten in Transformationsgesellschaften am Beispiel Russlands (4970); Burkhard Schwenker: Eliten und Unternehmenstransformation (71-82); Frank Decker:
Die politische Klasse und die Reform des Wohlfahrts- und Sozialstaats (83-102); Hans-Joachim Reeb: Die Rolle von Informationseliten im sicherheitspolitischen Transformationsprozess (103-116); Karl H. Schreiner: Die Militärelite und die Transformation der Bundeswehr
(117-134); Ralph Thiele: Eliten und strategisches Change Management (135-158); Barbara
Wasner: Der Weg nach oben: Elitenauslese und -aufstieg im internationalen Vergleich (159184); Eike Bohiken, Elmar Wiesendahl: Von den Funktionseliten zu den Verantwortungseliten (185-206).
[84-L] Wimmer, Franz Martin:
Überlegungen zur Frage nach Maßstäben kultureller Entwicklung, in: Journal für
Entwicklungspolitik, Vol. 20/2004, No. 3, S. 11-45
INHALT: "Was sich entwickelt hat oder entwickelt wurde, gilt allgemein als vollkommener oder
besser. Trifft das auch für kulturelle Entwicklung zu? In diesem Beitrag werden der Begriff
einer 'Kulturentwicklung' sowie der Vorschlag, interkulturelle Dialoge in Philosophie und
Kunst zu etablieren diskutiert. Übergänge von wahrgenommener Differenz zu behaupteter
Defizienz und Verhältnisse zwischen Kulturen - exklusivistisch, egalitaristisch, komplementär - und die daraus folgenden Strategien werden vorgestellt: Expansiver, integrativer, separativer und tentativer Zentrismus. Annahmen von Superiorität und Komplettheit, von Maturität
und Kompetenz sowie vom zwangsläufigen Zustandekommen einer Kultur sind wirksam. Die
Frage bleibt: Kann Wissenschaft eine endgültige Antwort geben oder sind polylogische Verfahren der bessere Weg?" (Autorenreferat)
[85-F] Zschieschang, Christian, Dr.; Altmann, Sabine, M.A.; Grabolle, Roman, M.A.; Kotková,
Martina, M.A.; Woloszyn, Marcin, Dr.; Mucska, Vincent, Dr.; Bak, Volodymir, Dr.
(Bearbeitung); Lübke, Christian, Prof.Dr.; Hardt, Matthias, Dr. (Leitung):
Vergleichende Untersuchungen zum sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandel in
den Grenz- und Kontaktzonen Ostmitteleuropas im Mittelalter
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
INHALT: In seinem nördlichen Teil zwischen der Ostsee und dem Mittelgebirgskamm hat Ostmitteleuropa nach Westen und Osten hin offene Grenzen. Hier existierten im Mittelalter
Grenz- und Kontaktzonen, in denen der Verlauf politischer und sozio-kultureller Strukturierung schwankend war. Im Westen bildeten sie den Begegnungsraum zwischen deutsch und
slavisch sprechenden Bevölkerungen, zwischen dem fränkisch-deutschen Reich und den noch
paganen Elbslaven; im Osten trafen in ihnen die Expansionsinteressen der im 10. Jahrhundert
entstandenen Staaten aufeinander, Polens und der Kiever Rus', die sprachlich und konfessionell auseinanderdrifteten. Schließlich zeichneten sich beide Zonen in dem gesamteuropäischen Phänomen der hochmittelalterlichen Kolonisation, die für die strukturelle Anbindung
der Großregion östlich von Elbe und Saale an Mitteleuropa ausschlaggebend war, dadurch
aus, dass in ihnen der Landesausbau als bi-ethnische Gemeinschaftsleistung organisiert wurde, wodurch eine "Germania slavica" und eine "Polonia ruthenica" (Klaus Zernack) entstand.
Diese Einsicht der neueren Forschung, der häufig noch national inspirierte Deutungen der
Vergangenheit entgegenstehen, soll durch die vergleichende Betrachtung beider Regionen in
interdisziplinärer historisch-archäologisch-sprachwissenschaftlicher Zusammenarbeit überprüft und untermauert werden. ZEITRAUM: Mittelalter GEOGRAPHISCHER RAUM: Ostmitteleuropa
ART: BEGINN: 2008-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Geisteswissenschaftliches Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas
-GWZO- e.V. an der Universität Leipzig (Luppenstr. 1b, 04177 Leipzig)
KONTAKT: Hardt, Matthias (Dr. Tel. 0341-97-35587, e-mail: [email protected])
1.4
Lebensstile, Werte, Normen
[86-L] Allemeyer, Marie Luisa; Behrens, Katharina; Mersch, Katharina Ulrike (Hrsg.):
Eule oder Nachtigall?: Tendenzen und Perspektiven kulturwissenschaftlicher
Werteforschung, Göttingen: Wallstein 2007, 271 S., ISBN: 978-3-8353-0218-1 (Standort: UB
Siegen(467)-21HMG1934)
INHALT: "'Werte' stehen hoch im Kurs: In vielen gesellschaftlichen Kontexten erfahren sie einen
inflationären Gebrauch. Beklagt man ihren Verlust, werden sie zum Gegenstand von Kommissionen und Lehrplänen. Auch Kulturwissenschaftler haben sich ihrer Erforschung zugewandt und dabei erfahren, wie produktiv, aber auch wie problematisch die Verwendung des
Wertbegriffs ist. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes befassen sich mit Werten und ihrem Wandel in Mittelalter und Neuzeit. In ihren Beiträgen machen sie die unterschiedliche
Verwendung des Wertbegriffs in den Kulturwissenschaften transparent und zeigen Perspektiven für zukünftige Forschungen auf." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Katharina Ulrike
Mersch: Eule oder Nachtigall? Überlegungen zum Wert historischer Werteforschung (9-34);
Barbara Stollberg-Rilinger: Die Historiker und die Werte (35-48); Udo Friedrich: Erfahrung
als Wert. Über das Verhältnis von Wissen und Subjekt in der Frühen Neuzeit (49-72); Gilbert
Hess: Formen der Validierung in frühneuzeitlichen Florilegien und Enzyklopädien (73-103);
Marian Füssel: Der Streit der Fakultäten. Zur sozialen Praxis des Wertewandels in der frühmodernen Gelehrtenkultur (104-133); Thomas Weller: Von der 'Rangordnung' zum alphabetischen Einwohnerverzeichnis. Stadtadreßbücher als Spiegel sozialer Wertzuschreibungen und
gesellschaftlichen Wertewandels (134-163); Kai-Henrik Günther: Sizilien 1282: Die Abwer-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
67
tung der 'Anderen' als Geburtsstunde der sizilianischen Identität (164-185); Lucas Burkart:
Zwischen Liturgie, Politik und Kunst. Kontinuität, Transformation und Wahrnehmung von
Werten im Basler Münsterschatz, 1400-1850 (186-205); Thomas Rohark: Die Bewertung von
Handwerk in der Frühen Neuzeit in Italien am Beispiel der Arte del legname (206-220);
Hans-Dieter Mutschler: Gibt es Werte in der Natur? (221-239); Carsten Zorn: Der Fall 'Flexibilität'. Über eine aktuelle Herausforderung für die Theorie moderner Werte (240-267).
[87-L] Bernik, France:
Cultural and spiritual values in the period of globalization: the Slovene case, in: Miroslav
Polzer, Silvo Devetak, Ludvik Toplak, Felix Unger, Maria Eder (Eds.): Religion and European
integration : religion as a factor of stability and development in South Eastern Europe;
proceedings of contributions from the Maribor Symposium 2005, Weimar: VDG, Verl. u.
Datenbank f. Geisteswiss., 2007, S. 45-56, ISBN: 978-3-89739-561-9 (Standort: UB Köln(38)35A3483)
INHALT: "The point of departure of the author is the finding that Slovenian cultural and spiritual
values are first and foremost a reflection of national identity, which has been shaped by the
Slovenian history from the early Middle Ages to the present day. However, our own statehood became apart of Slovenian awareness only in the most recent times, with the establishment of the independent state of Slovenia. Historical circumstances and Christianity, i.e. a
mighty spiritual force that connected Slovenes with Europe, shaped the spiritual aspects of
national identity tater, in times of Enlightenment, Christianity was combined with a liberal
world-view, and in the twentieth century it was followed by Marxist ideology. The first and
an absolutely binding value of national culture is of course the language. The national language represents the most important component of Slovenian identity, and national literature is
the central art form, since it expresses itself in the national language. On the basis of all of
this it is clear that throughout its existence Slovenian literature was supporting the national
idea, and in the eighties of the last century it also became politically committed. It stood up
against the totalitarian communist regime in Yugoslavia and declared itself in favour of an independent Slovenian state. In the nineties a phenomenon appeared an the international scene,
which has become the greatest challenge for mankind, Slovenes included. That is globalization, which fundamentally implies the multiplication and deeper interactive links in the economic, political, social and cultural sphere of international relations. All of a sudden cultural and
spiritual values were faced with new opportunities and new dangers. It is the opinion of the
author that national culture will retain its credibility in the era of globalization only if it will
not withdraw into isolation or shun tolerant cooperation with other cultures. It should not fall
under external influences and deny its own peculiar traits. It will have to reinforce its position
also within the concept of sustainable development that is becoming the prevailing aspiration
in the contemporary world and is stronger than all other aspirations. In the process of developing interactive links the state will have to continue to support national culture, although its
autonomous action will not be guided only by external factors. The pluralistic nature of culture exists as a possibility that must be pursued every time a new. Therefore, identity and the
future of national culture will also, if not primarily, depend on the culture itself, on its awareness of its worth and on its will to exist." (author's abstract)
68
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
[88-L] El-Nawab, Susanne:
Skinheads, Gothics, Rockabillies: Gewalt, Tod und Rock'n'Roll: eine ethnographische
Studie zur Ästhetik von jugendlichen Subkulturen, (Wissenschaftliche Reihe, Bd. 2), Berlin:
Archiv der Jugendkulturen Verl. 2007, 368 S., ISBN: 978-3-940213-39-6 (Standort: Zentral- u.
LB Berlin(109)-Soz/170/589a)
INHALT: Die Verfasserin legt eine ethnographische Studie der Skinhead-, Gothic- und Rockabilly-Subkulturen vor. Sie stellt deren stilistische Ausdrucksformen vor und sucht aus der Binnenperspektive heraus exemplarisch zu verstehen, warum derartige Inszenierungen vorgenommen werden. Szeneangehörige bringen ihre Lebenswelten selbst zur Sprache. Zudem
werden die historischen Entwicklungsbedingungen der drei Subkulturen ausgeleuchtet. Die
Auswahl der drei Subkulturen erfolgte aufgrund des defizitären Forschungsstands sowie der
Verschiedenartigkeit in der Ästhetisierung von Gewalt und (Selbst-)Destruktivität. Grundsätzliche Erkenntnisse über die drei Szenen lassen sich unter sechs Aspekten zusammenfassen: (1) Wir-Identität, Gewaltfaszination und Stil; (2) Subkulturzugehörigkeit als Jugendphänomen jenseits der Postadoleszenz; (3) Außenseitertum vs. Anpassung im Berufsalltag; (4)
Ausdruck von Gewaltfaszination zwischen betonter Körperlichkeit und unauffälliger Alltäglichkeit; (5) Gewalt an der Grenze zwischen Spiel und Ausleben; (6) (Selbst-)Destruktivität,
Lebenslust und paradoxes Bemühen um Normalität und "authentisches" Anderssein. Die drei
untersuchten Retrosubkulturen bewegen sich nach Einschätzung der Verfasserin in einem
Zwiespalt zwischen dem Festhalten an Traditionen und Rebellion. (ICE2)
[89-L] Haller, Max:
Wertwandel und Gesellschaft, in: Engelbert Washietl, Eva Pfisterer (Hrsg.): Werte - aber
welche? : die Werte-Debatte, Münster: Lit Verl., 2007, S. 37-47, ISBN: 978-3-8258-0868-6
(Standort: Bayer. SB München(12)-2007.62751)
INHALT: Im ersten Teil des Beitrags wird aus allgemeiner soziologischer Sicht etwas zum Thema "Was sind Werte?" gesagt. Im zweiten Teil werden auf Grundlage einiger Hypothesen die
Befunde empirischer Studien dargestellt und es wird versucht, einige Tendenzen des Wertwandels in Österreich aufzeigen. Zunächst wird geklärt, ob Werte universell oder rein subjektiv sind (Präferenzen). Der Autor geht von der Sicht Karl Poppers aus, dass man drei Ebenen
bzw. drei Realitäten unterscheiden muss: Es gibt (1) die Welt der Ideen, der Werte; (2) die
Welt der sozialen Realität unseres Bewusstseins und (3) die Welt der Natur, die physikalische
und biologische Welt. Daran schließt sich die Frage, woher Werte kommen und wie sie entstehen. Es werden hier vier Prozesse erörtert, die eine Rolle spielen. Erstens: die Öffentlichkeit, die allgemeine Diskussion. Es muss öffentlich diskutiert werden: Was ist die richtige Lösung? Und da ergeben sich neben Wertekollisionen auch neue Sichtweisen. Zweitens: Intellektuelle und politische Persönlichkeiten können ihren Teil dazu beitragen, bestimmte Dinge
klar auszusprechen. Drittens: Jeder einzelne von uns trägt durch seine Lebenspraxis zum
Wertwandel bei. Wenn sich niemand mehr an Normen hält, dann werden diese gegenstandslos. Und letztlich muss auch die Politik neue Institutionen entwickeln und Regelungen bereitstellen, welche die Realisierung von Werten auch unter geänderten Umständen erst ermöglichen. (ICA2)
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
69
[90-L] Kimminich, Eva; Rappe, Michael; Geuen, Heinz; Pfänder, Stefan (Hrsg.):
Express yourself!: Europas kulturelle Kreativität zwischen Markt und Underground,
(Cultural studies, 25), Bielefeld: transcript Verl. 2007, 250 S., ISBN: 978-3-89942-673-1
(Standort: UB Bochum(294)-CYB 5627)
INHALT: "Der Diskurs um die Entstehung einer gemeinsamen europäischen Kulturlandschaft hat
bisher zwei Aspekte vernachlässigt, die gerade für die junge Generation zentral sind, Körperlichkeit und Kreativität. Daher fragen die Beiträger/-innen dieses Bandes einesteils nach den
sozialpolitischen, ökonomischen bzw. pädagogischen Bedingungen kreativer Entfaltung. Andernteils beleuchten sie spielerische Techniken der Selbst(er)findung, Körpergestaltung und
Selbstdarstellung (HipHop, Tattoo, Techno) bzw. solche, die interaktiv (Tanz) oder medial
(Videoclip, Computerspiel) einen Commonsense sich differenzierender Subjekte erzeugen."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Eva Kimminich, Michael Rappe, Heinz Geuen, Stefan
Pfänder: Express yourself! Europas kulturelle Kreativität zwischen Markt und Underground
(7-20); Rainer Winter: Interpretative Methoden der Cultural Studies (21-32); Christoph Jacke:
Gesellschaftlicher Wandel durch kreative Umwertung (33-50); Eva Kimminich: Selbst(er)findung, Selbstgestaltung, Selbstbehauptung: eine Kulturprogrammstörung? (51-74); Mark Butler: Das Spiel mit sich. Populäre Techniken des Selbst (75-102); Christine Stöger: Kreativität
und Lernen. Möglichkeiten und Realitäten aus musikpädagogischer Perspektive (103-116);
Ayhan Kaya: Rap-Pädagogik: Erziehung zur Kritikfähigkeit? (117-136); Michael Rappe:
Rhythmus-Sound-Symbol: Struktur und Vermittlungsformen einer oral culture am Beispiel
des Hip Hop (137-156); Heinz Geuen: BilderHören und MusikSehen. Der Videoclip als audiovisuelles Hybridmedium (157-172); Bartolomae Reszuta: Semiotische Autonomie populärer Kulturen. Eine Fallstudie zum polnischen Hip-Hop (173-192); Stefan Meier: 'Stylelife'.
Graffiti als 'typografisches' Ausdrucksmittel sozialen Stils (193-208); Heidi Salaverria: Tanz
um Anerkennung. Ästhetik und Alterität - von Breaking bis Krumping (209-238); Ronald
Hitzler: Vom kreativen Umgang mit retardierenden Märkten. Die 'Macher' der Techno-PartySzene (239-246). 3
[91-L] Kobbe, Paritosha:
Studentische Lebenswelten in Yogyakarta, Indonesien, (Freiburger Ethnologische
Arbeitspapiere, Nr. 4), Freiburg im Breisgau 2007, 33 S. (Graue Literatur;
www.ethno.uni-freiburg.de/wp/FEA004.pdf)
INHALT: Anhand der Beschreibung der studentischen Lebenswelt in Yogyakarta (Indonesien)
im Allgemeinen und der Initiation der Erstsemester im Speziellen werden Grundstrukturen
der javanischen Ethik, bzw. deren Transformation, angesprochen. Die Initiation als Voraussetzung der Mitgliedschaft in der keluarga mahasiswa (eine Studierendenorganisation, die
'Familie der Studenten') verdeutlicht die Hierarchievorstellungen und die Wichtigkeit sozialer
Netzwerke innerhalb der Studentenschaft. Der Aufbau dieser sozialen Netzwerke und das dahinter stehende Freundschaftskonzept werden erläutert. Dabei geht es um die These, dass sich
an der Initiation und der keluarga mahasiswa der lokale Umgang mit den Herausforderungen
der so genannten Moderne beschreiben lässt. Die traditionelle javanische Moral ist nach Magnis-Suseno eine typische Familienmoral. Für den Umgang mit Fremden gibt es kaum traditionelle Verhaltensmuster. Um so erstaunlicher ist es, dass die Initiation Studenten aus ganz
Indonesien zusammenbringt und es schafft, innerhalb sehr kurzer Zeit ein familiäres Gemeinschaftsgefühl aufkommen zu lassen. Dies bedeutet, dass das traditionelle Konzept der Familie
70
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
auf die Gruppe der Studenten übertragen wird. In dieser Transformation erfahren traditionelle
Definitionen einen unweigerlichen Wandel, der verdeutlicht, wie prozesshaft und flexibel
Kultur sein kann. (ICH)
[92-L] Korgel, Lorenz:
Homogene Vielfalt - Wie "gefährlich" ist die Ausdifferenzierung rechtsextremer Szenen in
Deutschland?, in: Martin H.W. Möller, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche
Sicherheit 2006/2007, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2007, S. 113-120, ISBN: 978-386676-000-4 (Standort: UB Koblenz(KOB7)-PO/M/2007/2558-2006/07)
INHALT: Der Beitrag erörtert die Entwicklungen und Erscheinungsformen des Rechtsextremismus in Deutschland, der sich keineswegs mehr eindeutig kategorisieren lässt. Bei der Betrachtung der Heterogenität der rechtsextremen Szene werden insbesondere das äußere Erscheinungsbild bzw. der Kleidungsstil und die antiimperialistische Debatten mit Anleihen an
die politische Linke thematisiert. Ergänzt werden die so genannten 'Autonomen
Nationalisten', 'Nationale Sozialisten' usf. durch rechtsextreme Rockergangs, rechtsextrem beeinflusste Hooligan-Gruppen, klassische Nazi-Skins, NS-Black-Metal-Szenen und rechtsextrem orientierte Szenen des Dark Wave. Die Vielfalt rechtsextremer Szenen beinhaltet aber
auch einen gewichtigen Teil unauffällig bürgerlich gekleideter Aktivisten, was vor allem für
zivilgesellschaftliche Aktivitäten einen Vorteil darstellt. Trotz des Instrumentariums, durch
flexible Erlebnisangebote einen Einstieg in rechtsextreme Szenen zu vereinfachen, ist der
deutsche Rechtsextremismus und seine Szenen von einer einheitlichen Sammelbewegung, die
in der Lage ist, über ihre originären Anhänger hinaus Solidaritäten in anderen jugendkulturellen Szenen zu binden, noch weit entfernt. Neben den inhaltlichen Unzulänglichkeiten sind
aber auch die ästhetischen Selbstinszenierungen der rechtsextremen Szenen kaum für eine
(jugend-)kulturelle Peer Leader-Position geeignet. Die rechtsextreme Politik in Netzwerken
hat trotz einer insgesamt schmalen Aktivistenbasis einige politische Erfolge ermöglicht, die
grundsätzlich auch wiederholbar sind. Die Heterogenität der Szenen ist ein Ausdruck dieses
Netzwerkangebotes. Angesichts der Unfähigkeit zur konstruktiven Konfliktbearbeitung werden sich rechtsextreme Organisationen jedoch immer wieder selbst erheblich schwächen.
(ICG2)
[93-L] Lübcke, Claudia:
Jugendkulturen junger Muslime in Deutschland, in: Hans-Jürgen von Wensierski, Claudia
Lübcke (Hrsg.): Junge Muslime in Deutschland : Lebenslagen, Aufwachsprozesse und
Jugendkulturen, Opladen: B. Budrich, 2007, S. 285-318, ISBN: 978-3-86649-056-7 (Standort: UB
Bonn(5)-2007/5632)
INHALT: Der Beitrag zu den jugendkulturellen Orientierungen und Präferenzen junger Muslime
in Deutschland geht auf der Basis erster Ergebnisse eines laufenden Forschungsprojektes der
Frage nach, wie sich das Spektrum jugendkultureller Stile der Untersuchungsgruppe darstellt
und durch welche sozialisatorischen und kulturellen Kontexte in den muslimischen Herkunftsmilieus diese jugendkulturellen Ausdrucksformen junger Muslime beeinflusst und geprägt sind. Dabei wird auch geklärt, in welchem Verhältnis diese Jugendkulturen zu den sonstigen pluralistischen, hedonistischen und kommerziellen Jugendszenen in Deutschland stehen.
In diesem Zusammenhang wird eine phänomenologische Skizze jugendkultureller Aus-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
71
drucksformen (expressive, anarchische, gegenkulturelle Jugendkulturen, kritisch-alternative
und linkspolitische Szenen, körperbetont-hedonistische Szenen) geliefert. Ferner werden Befunde zu muslimischen und ethnischen Jugendkulturen dargestellt: (1) HipHop, (2) multiethnische Disko- und Clubszene, (3) türkische und multiethnische Jugendcliquen, (4)
türkische/muslimische Homosexuellen-Szene, (5) türkisch-muslimische Kunst- und Kulturszene, (6) junge Muslime in Vereinen sowie (7) religiöse Jugendkulturen. Als Arbeitshypothese wird davon ausgegangen, dass sich in den Jugendkulturen junger Muslime die Vielfalt
westlicher Jugendkulturen ebenso widerspiegelt wie in den Jugendbiografien und sozialen
Gruppenstrukturen Jugendlicher aus muslimischen Milieus. Andererseits lassen sich Unterschiede zu westlichen Jugendkulturen sowohl in der stilistischen Breite und Vielfalt, als auch
in den Entstehungsbedingungen vermuten. In den Ausführungen werden anhand erster Thesen die Zusammenhänge zwischen muslimischen Herkunftsmilieus und Jugendkulturen sowie
potenzielle Grenzen zwischen Islam und westlicher Jugendkultur analytisch beleuchtet. Zu
fragen ist, ob Jugendkultur auch in muslimischen Milieus kulturelle und sozialisatorische
Funktionen übernimmt, die für das westliche Jugendkonzept typisch sind: also eine Instanz
der persönlichen und kollektiven Identitätsbildung, des Generationenkonfliktes, des Infragestellens von Traditionen, der Verselbständigung gegenüber der Elterngeneration oder Trendsetter des kulturellen Wandels zu sein. (ICG2)
[94-L] Meier, Stefan:
'Stylelife': Graffiti als 'typografisches' Ausdrucksmittel sozialen Stils, in: Eva Kimminich,
Michael Rappe, Heinz Geuen, Stefan Pfänder (Hrsg.): Express yourself! : Europas kulturelle
Kreativität zwischen Markt und Underground, Bielefeld: transcript Verl., 2007, S. 193-208, ISBN:
978-3-89942-673-1 (Standort: UB Bochum(294)-CYB 5627)
INHALT: Die künstlerisch-kreative Ausdrucksform des Graffiti wird als Mittel jugendkultureller
Kommunikation und Identitätskonstruktion im Zusammenhang mit ihrer räumlichen Komponente beschrieben. Von semiotischen und typographischen Begrifflichkeiten ausgehend wird
die sprachliche und die visuelle Gestaltung als multimodaler Text verstanden. (GB)
[95-L] Pfahl-Traughber, Armin:
Die Skinhead-Szene als länderübergreifend aktive rechtsextremistische Subkultur:
Besonderheiten und Entwicklung am Beispiel der Situation in der Bundesrepublik
Deutschland, in: Martin H. W. Möllers, Robert Christian van Ooyen (Hrsg.): Politischer
Extremismus : Bd. 1, Formen und aktuelle Entwicklungen, Frankfurt am Main: Verl. für
Polizeiwiss., 2007, S. 264-296, ISBN: 978-3-86676-007-3
INHALT: Der Autor untersucht in seinem Beitrag folgende Fragen: Wie kam es zur Entstehung
der Skinhead-Subkultur und wie lässt sich die Hinwendung dieser zunächst weitgehend unpolitischen Szene zu rechtsextremistischen Orientierungen erklären? Wie entwickelte sich das
Verhältnis zu anderen rechtsextremistischen Gruppierungen? Welches Verhältnis hat die Szene zur Mehrheitskultur in der Gesellschaft? Wie ist der Grad und Inhalt des politischen Bewusstseins einzuschätzen? Wie entwickelte sich die Szene auf nationaler und internationaler
Ebene? Wie kann die gesellschaftliche Bedeutung dieser Jugendkultur eingeschätzt werden?
Der Autor greift zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen auf Veröffentlichungen der
Skinhead-Szene, journalistische Arbeiten über die Subkultur und Berichte staatlicher Behör-
72
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
den über die Skinheads zurück. Schwerpunkte seiner Darstellung sind die Entstehung und Politisierung der Skinhead-Kultur in Großbritannien, in der Bundesrepublik Deutschland und in
der DDR, die Besonderheiten und Funktionen der Gewalt in der Skinhead-Szene, die politischen Grundauffassungen und Verbindungen, die Bedeutung der Skinhead-Musik als Integrations- und Mobilisierungsfaktor sowie die Zusammenarbeit von deutschen und ausländischen
Skinheads. (ICI2)
[96-L] Rohmann, Gabriele (Hrsg.):
Krasse Töchter: Mädchen in Jugendkulturen, Berlin: Archiv der Jugendkulturen Verl. 2007,
306 S., ISBN: 978-3-940213-37-2 (Standort: UB Köln(38)-34A9596)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Gabriele Rohmann: Krasse Töchter. Mädchen in Jugendkulturen.
Auftakt (7-12); Stephanie Kiessling: We Keep On Runnin'. Eine kurze Geschichte über eine
lange: Frauen in der Rock- und Popmusik (13-31); Barbara Stauber: Selbstinszenierungen
junger Szene-Aktivistinnen - Gender-Konstruktionen in Jugendkulturen (32-44); Marco
Höhn: Visual kei. Eine mädchendominierte Jugendkultur aus Japan etabliert sich in Deutschland (45-54); Dunja Brill: Fetisch-Lolitas oder junge Hexen? Mädchen und Frauen in der Gothic-Szene (55-70); Melanie Groß: Riot Grrrls und Ladyfeste - Angriffe auf die heterosexuelle Matrix (71-81); Bernadette La Hengst: Immer komplett, doch niemals fertig ...(82-90); Marion Schulze: Mädchen im Hardcore: Not Just Boys' Fun? (91-105); Susanne El-Nawab: "Du
musst dich halt echt behaupten." Mädchen und junge Frauen in der Skinhead- und Rockabilly-Szene (106-122); Sarah Chaker: 'Eiserne Ladies': Frauen(-Bilder) im Black und Death Metal (123-144); Nicole Selmer, Almut Sülzle: TivoliTussen, Milchschnitten und Hooligänse Weibliche Fankulturen im Männerfußball als Role Models für soziale Arbeit? (145-162); Michaela Köttig: Lebensgeschichten von rechtsextrem orientierten Mädchen (163-174); Pyranja:
Let's Go Girls! Ein Gespräch mit der Rapperin Pyranja über Mädchen und junge Frauen im
HipHop (175-179); Thomas Schwarz: Zur Rekonstruktion narrativer Identität und Weiblichkeit im HipHop: Weder "Heilige" noch "Hure" - Portrait einer Rapperin (180-197); Nadja
Madlener: We Can Do - Mädchen und junge Frauen in der Graffiti-Szene (198-214); Monica
Anna Hevelke: "Nicht abhalten lassen". B-Girl Monica über Mädchen im HipHop und Breakdance (215-218); Monica Anna Hevelke: German B-Girls in New York: Mädchenprojekte im
HipHop. Ein Erlebnisbericht (219-222); Doris Katheder: "Aber leider ist die Wirklichkeit
ganz anders." Selbstverständnis und Medienkritik nicht-kommerzieller Mädchenmagazine
(223-237); Katja Röckel: Medienprojekte mit und für Mädchen - Annäherung an ein Konzept
für feministische Medienarbeit (238-252); Elke Josties: Jugendkulturarbeit mit Mädchen und
jungen Frauen - Biographische Fallstudien (253-269); Ursula Bachor: Interkulturelle Mädchenarbeit (270-280); Claudia Wallner: Drama oder Dramatisierung? Geschlechterverhältnisse heute und ihre Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Mädchen und jungen Frauen (281-298).
[97-L] Sáez-Marti, Maria; Sjögren, Anna:
Peers and culture, (Working Paper Series / University of Zurich, Institute for Empirical Research
in Economics, No. 349), Zürich 2007, 17 S. (Graue Literatur; www.iew.uzh.ch/wp/iewwp349.pdf)
INHALT: "We analyze the evolution of culture when parents socialize children to the cultural variants that maximize child lifetime utility. Parents invest in cultural transmission taking into
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account that children are also influenced by peers. We model the influence of peers by assuming that children observe different cultural variants in their peer group, assign merit to them
and adopt one variant, following a probabilistic adoption rule. We show that cultural diversity
is sustainable even if all parents strive to transmit the same variant. We also show that a parental demand for cultural pluralism does not guarantee cultural diversity." (author's abstract)
[98-L] Schönlau, Jens:
Jugend am Wendepunkt: Medien und Mode, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, 176
S., ISBN: 978-3-86550-799-0 (Standort: UB Bonn(5)-2007/7643)
INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist die Entwicklung der Jugendkultur im 20. Jahrhundert
im Zusammenspiel mit Medien, Mode und wirtschaftlichen Interessen. Im Mittelpunkt stehen
mit Hip Hop und Techno zwei der populärsten Jugendkulturen des ausgehenden Jahrhunderts,
an denen sich das Phänomen der Kommerzialisierung solcher Kulturen besonders deutlich
zeigen lässt. Vorangestellt ist eine historische Annäherung an Jugendkulturen und Kommerzialisierung von den 1950er Jahren bis Ende der 1980er. Zu den randlich behandelten weiteren Jugendkulturen zählen Normalos, Alternative, Retropunks, Surfer, Computerkids und Cyberrebellen. Die Untersuchung zeigt, dass die Kaufkraft Jugendlicher und der Einfluss von
Medien und Mode auf die Jugend nie zuvor so groß war wie im ausgehenden 20. Jahrhundert.
(ICE2)
[99-F] Schrimpf, Monika, Dr. (Bearbeitung):
Religion und Ethik/ Moral im Kulturvergleich
INHALT: In unserer Beschäftigung mit Ethik und Moral gehen wir nicht von einer einheitlichen
'buddhistischen', 'hinduistischen' oder 'christlichen' Ethik, sondern von einer Vielfalt ethischer
Normen und Positionen innerhalb einer religiösen Tradition aus. Entsprechend halten wir es
für notwendig, die jeweiligen soziopolitischen Faktoren mit zu berücksichtigen, die die Formulierung ethischer Konzepte beeinflussen. Dabei können Einflüsse mehrerer Religionen
wirksam sein; es können aber auch Elemente einer nicht religiös, sondern z.B. national begründeten Moral mit einfließen. Eine klare Differenzierung zwischen 'religiösen' und 'säkularen' Morallehren steht daher oft nicht im Einklang mit der historischen Realität.Das besondere
Interesse des IrG richtet sich auf aktuelle Konzeptionen von Ethik und Moral in der 'gelebten
Religion', sowie auf die Prozesse, in denen sich diese in je unterschiedlichen Kontexten konstituieren. Das umfasst die Konstituierung und Konzeptualisierung von Ethik/ Moral sowohl
im Rahmen konkreter religiöser Gemeinschaften oder Strömungen, als auch im Kontext aktueller Diskurse, an denen Religionen neben anderen, z.B. politisch oder rechtlich argumentierenden Diskursteilnehmern beteiligt sind. Gerade Diskurse zu Themen, die wie die Möglichkeiten und Grenzen der Biomedizin, der Umgang mit Aids u.a.m. als globale Herausforderungen betrachtet werden, stellen die Grundannahme einer universalen Ethik- und Moralkonzeption zunehmend in Frage. So berufen sich etwa Vertreter asiatischer Nationen in den Debatten
um die Bedingungen einer globalen Bioethik auf spezifische, religiöse Traditionen und halten
dem - so der Vorwurf - vereinnahmenden Universalismus 'westlicher' Ethikkonzepte ihre partikularen Positionen und Konzeptionen entgegen. Sie erzeugen damit das Bild einer einheitlichen religions- bzw. regionsspezifischen Ethik, die jedoch in dieser Form erst mit der Stellungnahme konstruiert wird. An den Diskussionen über eine globale Bioethik lässt sich daher
74
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
beobachten, wie im kulturübergreifenden Austausch zu aktuellen ethischen Fragen lokale und
religiöse Ethikkonzepte entstehen. Diese Beobachtungen unterstützen den vom IrG verfolgten
kulturvergleichenden Ansatz, der darauf zielt, die Universalität europäisch geprägter wissenschaftlicher Kategorien wie Ethik und Moral zu hinterfragen. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Japan
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: A concept of morality in a
Japanese new religion - a case study on PL Kyoden. Vortrag DVRW-Tagung/ EASR-Tagung
2007 (23.-27. September 2007) in Bremen.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut zur Erforschung
der religiösen Gegenwartskultur (95440 Bayreuth)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0921-55-4178, e-mail: [email protected])
[100-L] Thomas, Tanja:
Marktlogiken in Lifestyle-TV und Lebensführung: Herausforderungen einer
gesellschaftskritischen Medienanalyse, in: Christoph Butterwegge, Bettina Lösch, Ralf Ptak
(Hrsg.): Neoliberalismus : Analysen und Alternativen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008,
S. 147-163, ISBN: 978-3-531-15186-1
INHALT: Der Beitrag zu den Bereichen neoliberaler Wirkungsmächtigkeit untersucht das gesellschaftliche Zusammenwirken von Kultur, Politik und Ökonomie im medialen Alltag. Die Autorin diskutiert die gesellschaftliche Relevanz telemedialer Unterhaltungsangebote des Fernsehens, das sich derzeit durch die Ausweitung von Reality-TV-Formaten grundsätzlich verändert. Es werden spezifische Aspekte ausgewählter Lifestyle-TV-Formate als Modi der Vergesellschaftung im Zeitalter des Neoliberalismus erörtert. Dieser wird hier als Ideologie wie als
Regulierungsstrategie des gegenwärtigen Kapitalismus verstanden. Die Ausführungen konzentrieren sich auf medial repräsentierte Körper/praktiken. Den Ausgangspunkt der Betrachtung der Lifestyle-Sendungen bilden einige Arbeiten, die Fernsehen im Sinne M. Foucaults
als neoliberale Machttechnologie verstehen. In den Sendungen, die auch als Beispiel für die
Zunahme medialer Alltagsthematisierung und -dramatisierung gelten, werden Techniken der
Lebensführung in Bezug auf die Gestaltung der eigenen Erscheinung (Makeover-Shows), der
eigenen Umgebung (Heimwerkersendungen), der Partnerwahl (Datingshows), des beruflichen
Erfolgs (Castingshows) usw. thematisiert und inszeniert. Damit haben sie angesichts der gestiegenen Anforderungen an die Selbstverantwortung des Einzelnen bereits eine Tradition
medialer Inszenierungen der 'Arbeit am Selbst' etabliert. (ICG2)
[101-L] Washietl, Engelbert; Pfisterer, Eva (Hrsg.):
Werte - aber welche?: die Werte-Debatte, (Schriftenreihe der Waldviertel Akademie, Bd. 2),
Wien: Lit Verl. 2007, 186 S., ISBN: 978-3-8258-0868-6 (Standort: Bayer. SB München(12)2007.62751)
INHALT: "Gibt es tatsächlich den in westlichen Gesellschaften oft beklagten Verlust an Werten,
ein Wertvakuum? Der Niedergang traditioneller Religiosität ('Tod Gottes'), der Zusammenbruch ideologisch geprägter Gesellschaftsmodelle, das Infragestellen überlieferter Welt- und
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
75
Menschenbilder durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die Auflösung herkömmlicher
familiärer Strukturen stützen diese These. Auch die zunehmend radikalere Konfrontation verschiedenartiger Kulturen in einer globalisierten Welt fordert die liberalen Gesellschaften Europas heraus - und stellt ihre Wertesysteme in Frage. Aber gibt es eine Gesellschaft, eine Kultur, die keine Werte besitzt? Wie plural können, dürfen Werte in einer modernen Zivilgesellschaft sein?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Erwin Pröll: Das Leben darf nicht Wert-los
werden (7-8); Johannes Hahn: Der Wertewandel betrifft uns alle (8-9); Karl A. Duffek: Kein
Werteverfall, sondern Entwicklung (9-10); Peter Danich: Werte müssen aufs Neue erkämpft
werden (11-12); Daniela Graf: Werte - aber welche? (12-14); Peter Kampits: Werte - aber
welche? Reflexionen zu Wertewandel, Werteverlust, Wertekonflikten (15-24); Ludwig Adamovich: Die Rolle der Werte in Rechtswissenschaft und Philosophie (25-36); Max Haller:
Wertwandel und Gesellschaft (37-48); Nikolaus Dimmel: Zwischen Prekarisierung und Konsumreligion. Politiken des Sozialen im Wertewandel (49-64); Ernst Wurz: Die Jugend
braucht mehr Raum und Zeit. Ein Projektbericht und Ergebnisse der Befragung 2006 "Jugendwerte - aber welche?" (65-82); Oliver Rathkolb: Was ist Europa? (83-94); Christian Felber: Zeit für ein neues Narrativ. Plädoyer für einen ethischen Wandel in der Wirtschaft (95104); Walter Ötsch: Wie moralisch ist der Markt? Moralität und Amoralität im neoliberalen
Diskurs (105-116); Klaus Woltron: Gott Wirtschaft? Die moralische Verpflichtung des Unternehmers (117-128); Eveline Goddman-Thau: Jerusalem in Athen. Zur Frage eines europäischen Wertekanons (129-152); Doron Rabinovici: Dialog oder Kampf der Kulturen? (153160); Maria Katharina Moser:Verkörperte Wertorientierung. Weiblichkeit im Spannungsfeld
von Kultur, Religion und Gesellschaft (161-174); Corinna Milborn: Frauen, Unterdrückung
und Islam: Darf ich mich einmischen? (175-182).
[102-L] Weigelt, Ina:
Die Subkultur der Hooligans: Merkmale, Probleme, Präventionsansätze, Marburg: Tectum
Verl. 2004, 275 S., ISBN: 3-8288-8679-5
INHALT: "Die Autorin dieses Buches beschäftigt sich mit dem 'Problem' Hooligans. Dabei versucht sie durch Zusammentragen unterschiedlichster Quellen ein wahrheitsgemäßes Bild der
Subkultur zu zeichnen. Die besonderen Spezifika und Verhaltensweisen der 'Hools' (u. a. äußerliche Erscheinung, Hierarchisierung, Alkohol- und Drogenkonsum, Männlichkeit und Körperlichkeit, Freund- und Feindschaften etc.) werden - frei von Vorurteilen - ausführlich beschrieben. Die besonderen Probleme dieser Subkultur werden ebenfalls angesprochen, so z.
B. das Bild der Frau innerhalb der Szene, die Rolle der Medien bei der Gewaltentstehung und
die politische Orientierung der Hools. Des Weiteren werden die Geschichte und Entwicklungen der Subkultur näher beleuchtet; einschließlich eines Ost-West-Vergleiches. Bei der Ursachenforschung trägt die Autorin die verschiedensten Expertenmeinungen zusammen, um der
Bandbreite der möglichen Gründe für Zuschauerausschreitungen bei sportlichen Großereignissen auf die Spur zu kommen. Schließlich werden die Präventionsmaßnahmen - praktiziert
durch die Sozialarbeit, die Polizei, den Staat, die Ordner und die Vereine/den DFB - einer
Analyse unterzogen." (Autorenreferat)
76
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
[103-L] Wetzel, Dietmar J.:
"Ethos der Lebenskunst": programmatische Identitätsentwürfe zwischen Disziplin und
Selbstpraktiken ; J. Fischer und D. Goeudevert, in: Psychosozial, Jg. 28/2005, H. 1 = Nr. 99, S.
59-67 (Standort: USB Köln(38)-XG5196; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die zunehmende Ökonomisierung des Sozialen und Kulturellen erzeugt bei vielen
Menschen das Bedürfnis nach Lebenskunst, nach "Ästhetisierung" des eigenen Lebens. Zwei
Beispiele aus Politik und Wirtschaft, Joschka Fischer und Daniel Goeudevert, bieten mit ihren Veröffentlichungen ("Der lange Lauf zu mir selbst", 2001, und "Wie ein Vogel im Aquarium. Aus dem Leben eines Managers", 2002) programmatische Identitäts- und Lebensentwürfe, die Orientierung in einer unübersichtlich gewordenen Welt stiften sollen. In Anlehnung an den Foucaultschen Begriff der Subjektivation geht es in dem Beitrag darum, die Beispiele Fischer und Goeudevert mit Blick auf deren Identitätsentwürfe unter den Aspekten Ästhetisierung, Disziplinierung und Regierung des Selbst zu beleuchten. Beide Entwürfe knüpfen dabei problemlos an den herrschenden Fitness- und Erfolgsdiskurs an. Beide unterstützen
mit ihrer Verzahnung von Selbstdisziplin und Lebenskunst wiederum als vorbildhafte Leitfiguren eine von der Ökonomie inspirierten Subjektivierung und deren Konzept eines Selbstmanagements von Individuen. Kritisch kann dabei festgehalten werden, dass diesem durch
das Verfolgen eines Ethos der Lebenskunst erzielten Freiheitsgewinn auf der anderen Seite
neue Formen der sozialen Ungleichheit gegenüberstehen. (ICH)
[104-L] Wurschi, Peter:
Rennsteigbeat: jugendliche Subkulturen im Thüringer Raum 1952-1989, (Europäische
Diktaturen und ihre Überwindung, Bd. 11), Weimar: Böhlau 2007, ISBN: 978-3-412-20014-5
(Standort: UB Bonn(5)-2007/7288)
INHALT: "Im Zentrum dieser Studie steht die Entwicklung jugendlicher Subkulturen im Bezirk
Suhl in der Zeit von 1952 bis 1989. Besonderes Augenmerk erhält die Frage, inwieweit sich
nonkonformes Gedankengut und subkulturelles Verhalten einem Staat bilden und entfalten
konnten, dem ein ideologisch geschlossenes und egalitäres Menschenbild zugrunde lag. Im
Anschluss wird die Genese individualistischer Jugendkulturen in Südthüringen nachgezeichnet. Geprägt von den Erfahrungen ihrer jeweiligen Generation, gerieten die Jugendlichen
durch die Betonung ihrer Individualität in Konflikt mit dem SED-Staat und wirkten so auch
auf den gesellschaftlichen Mainstream ein. Die exemplarische Studie über den Bezirk Suhl
leistet damit erstmals einen detaillierten Blick auf die Entwicklung des nonkonformen Verhaltens von Jugendlichen außerhalb der Zentren der DDR." (Autorenreferat)
1.5
Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
[105-L] Ahamer, Julia; Lechleitner, Gerda (Hrsg.):
Um-Feld-Forschung: Erfahrungen - Erlebnisse - Ergebnisse, (Sitzungsberichte /
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Bd. 755), Wien:
Verl. d. Österreich. Akad. d. Wiss. 2007, 350 S., ISBN: 978-3-7001-3820-4 (Standort: UB
Bonn(5)-2007/3436)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
77
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Andre Gingrich: Berichte aus der Zukunft? Ein methodologischer
Essay zur Einleitung (15-19); Gerhard Kubik: Gerhard Kubik im Feld: Bekanntschaft mit
dem Verborgenen (23-37); Moya Aliya Malamusi: Moya Aliya Malamusi in the field (3950); Ingeborg Baldauf: Von Menschen und Maschinen in der Feldforschung - Erfahrungen
aus Afghanistan und Uzbekistan (51-62); Wilfried Schabus: Beten, Arbeiten, Forschen und
Erleben bei den Hutterern in Kanada (63-77); Leonhard Schwarz, Peter Schreiner, Thomas
Schöndorfer: "45'89'04" - Versuch einer filmischen Annäherung an die Exilgemeinschaft der
Landler und Sachsen in Apoldo de Sus/Großpold, Rumänien (79-92); Helmut Kowar: Über
das Sammeln von Tonaufnahmen mechanischer Musikinstrumente (93-105); Walter Hödl:
"Roborana" - Bioakustische Freilandforschung an Fröschen in Amazonien (107-118); Christian Jahoda: Tibetischsprachige mündliche Überlieferung in Spiti und im oberen Kinnaur, Himachal Pradesh, Indien (121-133); Bernd Brabec de Mori: Wissenschaft und Dschungelkino Schicksal eines feldforschenden Menschen im Amazonas (135-147); Ernst Halbmayer: Die
Alltäglichkeit des Mythischen - Yukpa irimi als transhumane Kommunikation in einer segmentär differenzierten Welt (149-164); Wolfgang Kraus: Als Anthropologe in Zentralmarokko - Methodologische Reminiszenzen (165-179); Rudolf M. Brandl: Musikethnologische Videographie in der Feldforschung (im Epiros und in China) (183-197); Vesa Kurkela: Finnish
tango an old amateur tapes - complementing a popular music history with local sounds (199207); Cornelia Pesendorfer: Die Zwangsumsiedlung im Spiegel der Tonga-Musik (209-218);
Jürgen-K. Mahrenholz: Venezuela - Stationen einer Forschungsreise (219-234); Regine Allgayer-Kaufmann: Alles dreht sich um den Bumba-meu-Boi (235-246); Christian Huber: Researching Local Languages in Kinnaur (249-265); Norbert Cyffer: 35 Jahre Forschung in Nigeria - und immer noch kein Ende (267-281); Tamara Prischnegg, John Rennison: Nigeria
ganz anders - Zwei Monate Sprachforschung bei den Jukun (283-296); Emo Gotsbachner:
Diskursanalyse - Untersuchungen zu Machtverhältnissen und 'unsichtbaren' Hierarchien in
Wiener Alltagsgesprächen (297-312); Gisa Jähnichen: Das Archiv für traditionelle Musik in
Laos (315-330); August Schmidhofer: Ein virtuelles Archiv der Musik Madagaskars (331336); Dietrich Schüller: Zur künftigen Verfügbarkeit wissenschaftlicher Audio- und Videobestände (337-348).
[106-L] Assmann, Aleida; Gaier, Ulrich; Trommsdorff, Gisela (Hrsg.):
Positionen der Kulturanthropologie, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, Bd. 1724),
Frankfurt am Main: Suhrkamp 2004, 390 S., ISBN: 3-518-29324-9
INHALT: "Anders als der klassischen Anthropologie geht es der noch jungen Disziplin der Kulturanthropologie nicht um den Menschen im allgemeinen und sein unabhängig von historischen und kulturellen Prägungen konstituiertes 'Wesen', sondern um die unterschiedlichen
Menschenbilder, die sich im Verlauf der Diskursgeschichte herausgebildet haben. Im Vordergrund stehen dabei die materiellen, ideellen und medialen Grundlagen ihrer Entstehung, ihre
Wirkung und mitunter gewaltsame Durchsetzung. Darüber hinaus interessiert sich diese literarisch informierte und kulturwissenschaftlich interessierte Anthropologie auch für die Körpergeschichte, das heißt für die physischen und psychischen Voraussetzungen des Menschen,
die den verschiedenen kulturellen Forderungen und Formungen immer wieder Grenzen setzen. Aus dieser doppelten Perspektive widmen sich die Aufsätze dieses interdisziplinär angelegten Bandes dem Zusammenhang zwischen 'Literatur' und 'Anthropologie'. Als Leitmotiv
durchzieht den Band dabei die Frage, wie sich das Studium der Literatur für die Grundfrage
nach dem Menschen in seinen historischen und kulturellen Bedingungen fruchtbar machen
78
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
lässt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Aleida Assmann: Einleitung (9-18); Wolfgang
Iser: Fingieren als anthropologische Dimension der Literatur (21-43); Renate Lachmann: Literatur der Phantastik als Gegen-Anthropologie (44-60); Ulrich Gaier: Lachen und Lächeln anthropologisch, soziologisch, poetologisch (61-89); Aleida Assmann: Neuerfindungen des
Menschen. Literarische Anthropologien im 20. Jahrhundert (90-117); Thomas Hauschild:
Kultureller Relativismus und anthropologische Nationen. Der Fall der deutschen Völkerkunde (121-147); Gerhard von Graevenitz: 'Verdichtung'. Das Kulturmodell der 'Zeitschrift für
Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft' (148-171); Ulrich Bröckling: Um Leib und Leben. Zeitgenössische Positionen Philosophischer Anthropologie (172-195); Matthias Schöning und Manfred Weinberg: Ironie der Grenzen - Horizonte der Interkulturalität (196-222);
Christiane Kruse: Bild- und Medienanthropologie. Eine Perspektive für die Kunstwissenschaft als Bildwissenschaft (225-248); Hans-Georg Soeffner und Jürgen Raab: Bildverstehen
als Kulturverstehen in medialisierten Gesellschaften (249-274); Gottfried Seebaß: Vermeidbare Unvermeidlichkeit. Zur anthropologischen Signifikanz das Bildlichen (275-298);
Karlheinz Stierle: Die Modernität französischer Klassik. Negative Anthropologie und funktionaler Stil (299-317); Ruth Groh: Negative Anthropologie und kulturelle Konstruktion
(318-357); Gisela Trommsdorf und Wolfgang Friedlmeier: Zum Verhältnis zwischen Kultur
und Individuum aus der Perspektive der kulturvergleichenden Psychologie (358-386).
[107-L] Bingöl, Özgür:
Das Bild als kulturelles Medium: die alevitischen Heiligenbilder in ihrer sozio-kulturellen
Bedeutung ; ein kunstethnologischer Beitrag zur iconic-turn-Debatte, Berlin: Wiss. Verl.
Berlin 2007, 119 S., ISBN: 978-3-86573-261-3 (Standort: ULB Halle Zweigbibl. Vorderer
Orient(3/1)-2008SA1613)
INHALT: "In dem Buch geht es im weitesten Sinne um die Frage nach der Sein- und Sinnhaftigkeit des 'Bildes' im Kontext kultureller Bedeutungszusammenhänge. Im engeren Sinne wird
ein bisher kaum erforschtes Thema behandelt: die Heiligenbilder der alevitischen Community
in Berlin. Bezugnehmend auf den iconic turn, der seit den 1990er Jahren einen Paradigmenwechsel in den Sozialwissenschaften hinsichtlich der wissenschaftlichen Bewertung von Bildern heraufbeschwor, werden die sozialen, kulturellen und religiösen Funktionen der alevitischen Heiligenbilder, sowie ihre Produktion als Massenartikel, ihre Verbreitung und Vermarktung untersucht. Durch die Einbettung der Heiligenbilder in ihren kulturellen Kontext
gelingt eine überzeugende Herausarbeitung der unterschiedlichen Bedeutungsebenen der Bilder sowohl für das Individuum als auch für die Community. Dabei wird einerseits die Multifunktionalität der Heiligenbilder beleuchtet, andererseits die Heterogenität der alevitischen
Diaspora vor dem Hintergrund miteinander konkurrierender und sich transformierender Identitätskonstrukte vermittelt. Für die Diasporaforschung, die das Thema der Bildlichkeit bisher
eher marginal behandelt, birgt die Arbeit innovatives Potential." (Autorenreferat)
[108-L] Gaier, Ulrich:
Lachen und Lächeln: anthropologisch, soziologisch, poetologisch, in: Aleida Assmann, Ulrich
Gaier, Gisela Trommsdorff (Hrsg.): Positionen der Kulturanthropologie, Frankfurt am Main:
Suhrkamp, 2004, S. 61-89, ISBN: 3-518-29324-9
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
79
INHALT: Der Beitrag untersucht aus einer kulturanthropologischen Perspektive drei Dimensionen des Lachens bzw. Lächelns: als rein physischen Vorgang (nach der Devise Plessners,
dass der Mensch im Lachen ganz Körper wird), als soziale Therapie der Entlastung und Strategie der Ein- beziehungsweise Ausgrenzung sowie als literarische Inszenierung. In allen Dimensionen spielt das Lachen als eine "reflexive Metareaktion" des Körpers eine Rolle, die
den Menschen im Falle von Reaktionskonflikten Distanz gewinnen und Spannungen aussetzen lässt. Den Fehler aller bisherigen Theorien über das Lachen und über das Komische sieht
der Autor darin, "dass mit dem Verstande eine Sache erklärt werden soll, die gar nichts mit
dem Verstande zu tun hat, ja, die geradezu die Ausschaltung des Verstandes bewirkt". Besonderer Aufmerksamkeit bedürfen hier der soziale Aspekt des Lachens und seine kommunikativen Funktionen, die zur Bildung von Lachkulturen, vom Identifikations- und Ausgrenzungslachen einer Gruppe bis zu historisch und geographisch differierenden Lachgewohnheiten
führen. Erst dann kann mit den Stufen der Semiotisierung und Ästhetisierung nach "dargestelltem Lachen" in der Literatur gefragt werden. (ICA2)
[109-L] Hengartner, Thomas; Moser, Johannes (Hrsg.):
Grenzen & Differenzen: zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen ; 35. Kongress
der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde Dresden 2005, (Schriften zur sächsischen
Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), Leipzig: Leipziger Univ.-Verl. 2006, 895 S., ISBN: 386583-088-9 (Standort: UB Bonn(5)-2007/2154)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Karl Braun: Grenzziehungen im Imaginären - Konstitution von
Kultur (19-39); Henk Driessen: Land- und Seegrenzen: Persönliche Anmerkungen zum Seehafen (41-49); Franziska Becker: Grenzüberwindung und Geschichtspolitik an der deutschpolnischen Grenze (51-63); Barbara Krug-Richter: Unter Verschluss! Familiäre Grenzziehungen in der ländlichen Gesellschaft der Frühen Neuzeit (65-78); Rolf Lindner: Das Leben ist
transdisziplinär (79-87); Bernhard Streck: Wie wahrt eine Kultur ihr Gesicht? Über die Grenze zwischen Zeigen und Verbergen (89-101); Johannes Moser: Distinktion und Repräsentation. Dresden - die "schöne" Stadt (103-121); Jasna Capo Zmegac: Koethnische Immigranten,
Transmigration und die "Wir"-Gruppe. Migration als Mittel zur Grenzziehung innerhalb von
Gruppen (123-135); Elisabeth Katschnig-Fasch: In welcher Gesellschaft leben wir? Zu den
paradoxen Entgrenzungs- und Begrenzungsmechanismen einer neuen Defintionsmacht (137151); Sabine Hess: Konturen des Europäischen Grenzregimes. Grenzregimeforschung aus
kulturanthropologischer Perspektive - eine Einführung (155-160); Enrica Rigo: Trafficking
Citizenship. Von der "Festung Europa" zur Regierung der Zirkulation (161-174); Regina
Römhild: Ethnografie und Imagination. Das neue europäische Grenzregime als Forschungsfeld (175-184); Ramona Lenz: Nur die Liebe zählt: vielschichtige Grenzverläufe im transnationalen Sexgeschäft (185-195); Laura Wehr: Es geht einfach um eine gewisse Ordnung in
der Familie! Grenzziehungen und intergenerationelle Differenzen im Umgang mit Zeit (199208); Christine Schönebeck: Das Ländchen der Kindheit ist eng. Eine Grenzziehung im
Dienste der gesellschaftlichen Modernisierung (209-221); Elisabeth Timm: Toleranz als
Grenzziehung und als Maßregel für die Hauptschule: Eine Fallstudie aus Österreich zu aktuellen Auseinandersetzungen um Kleidung in der Schule (223-236); Katharina Eisch-Angus: 3
x Grenze. Grenze und Erfahrung im deutsch-tschechischen Forschungsfeld (239-253); Elisabeth Schober: Worüber man (nicht) reden kann... Erinnerung und Verdrängung an der steirisch-slowenischen Grenze (255-265); Katerina Kratzmann: Grenzraum "Illegalität": Undokumentierte Migranten in Österreich (267-277); Thomas Overdick: Feldversuche. Ethnografie
80
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
zwischen Kunst und Kulturwissenschaft (281-293); Guido Fackler: Technische Bauwerke als
Grenze: Schifffahrtskanäle und kultur-räumliche Differenzierungen (295-306); Jens Wietschorke: Soziales Settlement und ethnografisches Wissen. Zu einem Berliner Reformprojekt
1911-1933 (309-316); Kristina Skaden: Deutschland in Norwegen 1936-2002: Das Überschreiten räumlicher und ideologischer Grenzen (317-324); Anna Verena Münch: Imaginäre
Grenzziehungen und fragile Orientierungssysteme. Zur Diskrepanz zwischen lokalisierter Gewaltbedrohung und Tatorten am Beispiel von Studierenden mit dunkler Hautfarbe in Frankfurt (Oder) (325-331); Sophie Elpers: Frau Antje - die (Käse-)Botschafterin? Inhalte und
Funktionen der Kunstfigur (333-346); Tom Mathar: Medizinischer Pluralismus in Berlin.
Kulturanthropologie der "Alternativmedizin" (349-359); Karin Lahoda und Sonia Biller: Zur
Konzeptionalisierung und Realisierung eines Ausstellungsprojektes über die Alltagskultur
Bulgariens. "Lebensgeschichten - Lebenswandel - Lebensentwürfe" (361-373); Brigitta
Schmidt-Lauber: Erfahrung und Praxis europäischer Grenzräume. Fallstudien in kulturtheoretischer Perspektive (377-382); Silke Göttsch: Grenzziehungen - Grenzerfahrungen. Das Beispiel Schleswig-Holstein und Dänemark 1800-1860 (383-394); Viktoriya Hryaban: Zwischen
Isolation, Abhängigkeit und Profit: Transformationen der Alltagskultur in westukrainischen
Regionen an der Außengrenze der Europäischen Union (395-402); Bernhard Tschofen: Flexible Grenzziehungen. Praxis und Erfahrung kulturräumlicher Kohärenz und Differenz am Beispiel grenzüberschreitender Wohlstandsregionen (403-415); Heinz Schmitt: Schwierige
Nachbarschaft - zur Problematik grenzüberschreitender Beziehungen am mittleren Oberrhein
(419-424); Freddy Raphael: Die Juden auf beiden Seiten des Rheins. Einheitliche Kultur, unterschiedliche Nationen (425-436); Max Matter: Regio Basiliensis - Dreyecksland - Regio
TriRhena. Grenzen - Räume - Zugehörigkeiten (437-450); Gertrud Hüwelmeier: Transnationale Ordensgemeinschaften -Aushandlungsprozesse kultureller Differenzen (453-460); Brigitte Bönisch-Brednich: Migrants of choice. Liminalität in transnationalen Lebenswelten
(461-468); Ulf Vierke: Die Erfolgsgeschichte der Glasregion Gablonz a. N. als Industrial District -Globaler Handel als prägender Faktor einer Wirtschaftskultur (469-482); Eberhard
Wolff und Michael Simon: An den Grenzen der Biomedizin - kulturwissenschaftliche Erkundungen (485-491); Cornelia Brink: Die Psychiatrie auf der Anklagebank. Eine Fallstudie über
Grenzen und Grenzverschiebungen in der ärztlichen und öffentlichen Rede über Psychiatrie
(1969-1975) (493-504); Nicholas Eschenbruch: Sozialer und biologischer Tod. Grenzverschiebungen in der Hospizarbeit (505-513); Dagmar Hänel: Grenzgänger. Auf der Suche nach
Heil und Heilung - Wallfahrt im Grenzbereich zwischen Medizin und Glaube (515-527); Gudrun Schwibbe: Wir sind Gefangene, jeder auf seine Weise - Identitätskonstruktionen von inhaftierten Mitgliedern linksterroristischer Gruppierungen in der BRD des ausgehenden 20.
Jahrhunderts (531-543); Gertraud Koch: Die Neuerfindung als Wissensgesellschaft. Inklusionen und Exklusionen eines kollektiven Selbstbildes (545-559); Irene Götz: Nationale Identitäts- und Geschichtspolitik vor dem Horizont Europas. Über die Verschiebung der Grenzen
zwischen Eigen und Fremd im Zuge gesellschaftlicher Denationalisierungsprozesse (561575); Igor A. Jenzen: Spiel mit Grenzen - die Neukonzeption des Museums für Sächsische
Volkskunst in Dresden (579-585); Baraba Wenk: Technology Mediated at the Museum - Wie
heute Technik am Museum sammeln und ausstellen? (587-602); Angela Jannelli: "Wilde Museen" - Erkenntnisformen und Gedächtnisarten in Ausstellungen (603-614); Barbara Hölschen: Was können wir von Unternehmensmuseen lernen? Oder: Einige Gedanken zur Positionierung von Museen (615-623); Klaus Schönberger: Online - Offline. Persistenz - Auflösung - Rekombination - alte und neue Grenzen und Differenzen in der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnik. Ein Überblick zum Forschungsstand in der kulturwissenschaftlichen Internet-Forschung (627-637); Anneke Wolf: Wikipedia: Kollaboratives Ar-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
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beiten im Internet (639-650); Katharina Kinder: Der Themenpark im Interface - Virtualität
und Spieltheorie (651-664); Patrick Schmoll: Verschiebung von Fronten und Grenzen in der
digitalen Kriegsführung (665-674); Beatrice Tobler: Das Internet an den Graswurzeln packen... Zur Tragweite von Graswurzelbewegungen im Internet am Beispiel von Weblogs
(675-683); Norbert Fischer: Deiche oder die Herrschaft über das Wasser: Zur kulturellen, sozialen und politischen Symbolik der Grenze zwischen Land und Meer (687-703); Bernd Rieken: Borderline oder Der Deich als Grenze. Psychoanalytische und kulturgeschichtliche
Aspekte der friesischen Mentalitätsgeschichte (705-712); Nicole Fretz und Sebastian Olloz:
Grenzen im Kopf (713-723); Petr Lozoviuk: Ethnische Indifferenz im heutigen Ostmitteleuropa. Ein Beitrag zum Studium neuer Identifikationsmodelle (727-737); Róbert Keményfi:
"Konstituierung ethnischer Räume, ethnischer Grenzen". Der Mythos vom ungarischen nationalen Raum und von den ethnischen Grenzen (739-751); Christian Glass: Stefan Jägers Einwandererbild und das Selbstverständnis der Banater Schwaben (753-760); Alexandra
Schwell: Grenzübergänge. Deutsch-polnische Annäherungen im Grenzschutz (763-774); Jonas Pfau: Subversion am Rande. Fluchthilfe und Menschenschmuggel im Mitteleuropa des
20. Jahrhunderts und die Bedeutung der grenzregionalen Bevölkerung (775-788); Michaela
Fenske: Grenzziehung als Verhandlungssache. Herrschaftliche Gewaltanwendung in Vorund Spätmoderne (789-798) und weitere Beiträge.
[110-L] Jacobs, Fabian (Hrsg.):
Roma-, Zigeunerkulturen in neuen Perspektiven, (Veröffentlichungen des Instituts für
Ethnologie der Universität Leipzig : Reihe Tsiganologie, Bd. 1), Leipzig: Leipziger Univ.-Verl.
2008, 295 S., ISBN: 978-3-86583-255-9 (Standort: ULB Münster(6)-3K9952)
INHALT: "Menschen knüpfen die verschiedensten Beziehungen, halten ihre Kulturen stets in Bewegung und schaffen sich immer auch Refugien der Vielfalt. Die in diesem Band versammelten Autoren dokumentieren das Innovationspotential, welches eine ethnologische Beschäftigung mit den Kulturen der Roma/ Zigeuner in sich birgt. An konkreten Beispielen beleuchten
sie multiperspektivisch den kulturellen Austausch zwischen Roma/ Zigeunern und der sie umgebenden Mehrheitsgesellschaften in Südamerika, West- und Osteuropa und Mittelasien. Dieses Buch fordert damit ein neues Verständnis von Kultur als vielfältigem, Grenzen überwindenden Prozess." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Bernhard Streck: Kultur der Zwischenräume - Grundfragen der Tsiganologie (21-47); Judith Okely: Gypsy justice versus Gorgio
law - interrelations of difference (49-70); Olaf Günther: Praktizierte Relationen - Das "Zigeunerische" in Ordnungsvorstellungen bei Zigeunergruppen und der Mehrheitsbevölkerung Mittelasiens (71-96); Theresa Lorenz: Musikkulturen der Zigeuner - Regionale Vielfalt im transnationalen Diskurs (97-118); Laszlo Foszto: Taking the oath - religious aspects of the moral
personhood among the Romungre (119-133); Maria Elisabeth Thile: Geschichte und Mystifizierung der Zigeuner in Brasilien (135-154); Elisabeth Tauber: "Do you remember the time
we went begging and selling" - The ethnography of transformations in female economic activities and its narrative in the context of memory and respect among the Sinti in North Italy
(155-175); Udo Mischek: Die Straße der Handwerker - Roma in Istanbul (177-192); Marek
Jakoubek, Lenka Budilova: Verwandtschaft, soziale Organisation und genealogische Manipulationen in ciganke osady in der Ostslowakei (193-215); Huub Van Baar: Scaling the Romani
Grassroots - Europeanization and transnational networking (217-241); Fabian Jacobs: "Reich,
aber ohne Rang" - Mittel und Wege sozialen Aufstiegs bei den Gábor in Siebenbürgen (243-
82
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
266); Johannes Ries: Writing (Different) Roma/ Gypsies - Romani/ Gypsy studies and the
scientific construction of Roma/ Gypsies (267-291).
[111-L] Näser, Torsten:
Authentizität 2.0: kulturanthropologische Überlegungen zur Suche nach 'Echtheit' im
Videoportal YouTube, in: kommunikation @ gesellschaft : Journal für alte und neue Medien aus
soziologischer, kulturanthropologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive, Jg.
9/2008, Beitr. 2, 17 S. (www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B2_2008_Naeser.pdf)
INHALT: "Die Enttarnung der You Tube-Userin Lonelygirl15 als Fake im Jahr 2006 wurde innerhalb der Community kontrovers diskutiert, mit zum Teil deutlich ablehnenden Worten
kommentiert und sorgte sogar in Printmedien und Fernsehen für Aufsehen. Spätestens seit
diesem Zeitpunkt befindet sich das Social Networking Portal in einem Aushandlungsprozess,
in dem die Frage nach der 'Echtheit' der bei YouTube geposteten Videobeiträge im Zentrum
steht. Rekurrierend auf den Authentizitätsdiskurs in der Kulturanthropologie/ Europäischen
Ethnologie, speziell im Bereich (massen)medialer Repräsentationen, behandelt dieser Beitrag
den medienspezifischen Kontext von YouTube als einen prominenten Bestandteil des als sozialisiert kolportierten Web 2.0. Er stellt dar, wie dieser Kontext signalisierte, das Bedürfnis
nach einer als echt empfundenen Seherfahrung befriedigen zu können und skizziert die Strategien der Authentifizierung für das Format Videotagebucheintrag. Schließlich wird deutlich,
dass ein als unecht empfundenes Kommunikat Auswirkungen sowohl auf die an YouTube
herangetragenen Rezeptionserwartungen als auch auf den Rezeptionskontext hat." (Autorenreferat)
[112-L] Schreer, Viola:
Civitas Academica - Alltag von Dozierenden am Institut für Anthropologie der Gadjah
Mada Universität Yogyakarta, (Freiburger Ethnologische Arbeitspapiere, Nr. 5), Freiburg im
Breisgau 2007, 31 S. (Graue Literatur; www.ethno.uni-freiburg.de/wp/FEA005.pdf)
INHALT: Die Universität als Ort der Wissensproduktion und Wissensvermittlung unterliegt sowohl lokalisierenden, indigenisierenden Einflussfaktoren als auch universalisierenden und internationalisierenden Prozessen. Das durch sie produzierte und vermittelte Wissen möchte
sich zwar als universal verstehen, ist jedoch vielfältig geprägt von der Dynamik lokalspezifischer akademischer Kulturen. Sie ist Gravitationspunkt für die Entwicklung, die Vermittlung
und den Austausch von Wissen, eine Plattform für die civitas academica und deren Gedankengut. Zu ihren Aufgaben gehören auch die Berufsvorbereitung, die Forschung, die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses und die intellektuelle Aufklärung. Den Dozierenden
als Mitglieder der civitas academica kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, sind es
doch sie, welche die Wissensproduktion und Wissensvermittlung unterhalten müssen. Am
Beispiel des Instituts für Anthropologie an der Gadjah Mada Universität in Indonesien wird
aufgezeigt, mit welchen Schwierigkeiten, aber auch Chancen Dozierende in ihrem Alltag
konfrontiert werden. Im Zentrum der Arbeit stehen daher die akademischen, wirtschaftlichen,
politischen und sozialen Faktoren, die den Alltag und die Wissenskultur der Dozenten durchdringen. (ICH)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
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[113-L] Störl, Kerstin:
Kubanischer Rap: der Afrika-Bezug als Element der Identitätskonstruktion, in: Susanne
Stemmler, Timo Skrandies (Hrsg.): Hip-Hop und Rap in romanischen Sprachwelten : Stationen
einer globalen Musikkultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2007, S. 155-186, ISBN: 978-3-63152407-7 (Standort: UB Bonn(5)-2007/4770)
INHALT: Auf der Basis theoretischer Vorüberlegungen zu Kultur und Identität fragt die Verfasserin nach der Rolle des afrikanischen Elements im kubanischen Hip-Hop. Der Rap der AfroKubaner geriet mit der Abgrenzung gegenüber den USA ins Rampenlicht und "schwarze"
Kunstformen wurden zu neuen Symbolen der kubanischen Nation. Selbstverständnis und Abgrenzung sind zwei wichtige Aspekte der Identifizierung. Die Verfasserin fragt nach dem Ursprung des Hip-Hop im Spannungsfeld von Afrikabezug und ästhetischer Identitätskonstruktion. Eine Textanalyse macht Standardisierungen sichtbar, die konstitutive Teile der kubanischen Hip-Hop-Kultur sind und sich teilweise zu Stereotypen entwickelt haben. Vorwiegend
handelt es sich in Rap-Texten um Autostereotype, die zur eigenen Identitätskonstruktion dienen. Der Bezug auf Afrika ist in Kuba ein Element dieser Identitätskonstruktion. (ICE2)
1.6
Kulturindustrie, Kulturpolitik
[114-L] Baldauf, Ingeborg:
Tradition, Revolution, Adaption: die kulturelle Sowjetisierung Zentralasiens, in: Osteuropa :
interdisziplinäre Monatszeitschrift zur Analyse von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und
Zeitgeschichte in Osteuropa, Ostmitteleuropa und Südosteuropa, Jg. 57/2007, H. 8/9, S. 99-119
(Standort: USB Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die sowjetische Kulturpolitik in Zentralasien unterlag über die Jahrzehnte starken
Wandlungen. In den 1920er Jahren dominierte ein emanzipatorischer Kulturansatz, der das
sozialistische mit dem nationalen Projekt verknüpfte und sich mit Modernisierungsbestrebungen der zentralasiatischen Intelligenzija traf. Die stalinistische Kulturrevolution unterbrach
diese Entwicklung. Sie ersetzte kulturellen Pluralismus durch sowjetischen Paternalismus,
Standardisierung und Folklorisierung. Unter der Oberfläche hielten sich jedoch bis zum Zerfall der UdSSR Elemente einer originär zentralasiatischen Alltagskultur, traditionelle Werte,
Sitten und Rituale." (Autorenreferat)
[115-L] Balla, Tina:
Krisen ohne Grenzen: auswärtige Kulturpolitik als Krisenprävention, in: Wolfgang
Schneider (Hrsg.): Auswärtige Kulturpolitik : Dialog als Auftrag - Partnerschaft als Prinzip,
Essen: Klartext-Verl., 2008, S. 142-152, ISBN: 978-3-89861-941-9 (Standort: Württ. LB
Stuttgart(24)-58/5392)
INHALT: "Tina Balla reflektiert die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik unter dem
Aspekt der Krisenprävention übergreifend. Sie hebt die Bedeutung von Kultur als Basisfaktor
in weltpolitischen Kontexten hervor und legt den friedenspolitischen Auftrag der auswärtigen
Kultur- und Bildungspolitik in der deutschen Bundespolitik dar. Balla betont nicht zuletzt die
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
friedensstiftende Rolle der Kunst, fragt aber auch nach dauerhafter Finanzierung und benennt
differenzierte Herangehensweisen." (Autorenreferat)
[116-F] Beganovic, Davor, Dr. (Bearbeitung); Murasov, Jurij, Prof.Dr. (Leitung):
Sprache und Politik - Literatur, Film und Philosophie im Jugoslawien der 60er und 70er
Jahre
INHALT: Für den südslawischen Kulturbereich spielt die Sprache in ihrer Doppeldimension von
performativer Mündlichkeit und schriftsprachlicher Verfasstheit für die politischen Integrations- und Desintegrationsprozesse eine im Vergleich zu anderen europäischen Regionen besonders virulente Rolle. Dies betrifft das 19. ebenso wie das 20. Jahrhundert. Die Diskussionen um Normen und wechselseitige (vermeintliche) Differenzen der neuen (Staats-)Schriftsprachen des Bosnischen, Kroatischen und Serbischen gehören zum aktuellen politischen Tagesgeschäft. Sprachliche Identität und Differenz sind dabei nicht nur Gegenstand kultur- und
bildungspolitischen Handelns in den einzelnen Regionen, sondern die politischen Diskurse
und das politische Handeln selbst weisen in ihrer argumentativen und legitimatorischen Tiefenstruktur Bezüge zu dem omnipräsenten Problem einer sprach(klang)fundierten Identitätssicherung auf. Das Projekt fragt nach der Vorgeschichte dieser aktuellen, ebenso komplexen
wie fatalen Verklammerung von Politik und sprachlicher Gemeinschaftsversicherung und
lenkt seinen Blick auf prominente bosnische, kroatische und serbische Beispiele aus Literatur,
Philosophie und Filmkultur der Studenten- und Intellektuellenrevolte der ausgehenden 60er
und beginnenden 70er Jahre, in denen eine intensive Auseinandersetzung mit der etatistischen
Ideologie und den politischen Institutionen des titoistischen Jugoslawiens eingeleitet worden
ist. In den verschiedenen Regionen und in den unterschiedlichen Medien (Literatur, Film,
Philosophie) - so die Leitthese - lässt sich eine Tendenz zum Verbal-Sprachlichen und Performativ-Erlebnishaften feststellen, womit eine Abwertung von abstrakt-vertraglichen Vergemeinschaftungskonzepten einhergeht und so den regionalen, mündlichen Idiomen zu einer
neuen und konstitutiven Relevanz für das Politische verhilft. Der konzeptuelle Clou des Vorhabens besteht darin, diese Aufwertung des Sprachlich-Verbalen und die Konjunktur der regionalen, mündlichen Idiome in drei differenten medialen Bereichen (Literatur, Philosophie,
Film) zu analysieren. Im Einzelnen geht es darum, zunächst in der Literatur zu zeigen, wie
hier in den narrativen sowie poetischen Strukturen die sprachliche Kommunikation und Repräsentation im Spannungsfeld vom klanglichen Wort und visueller Schrift reflektiert und
gleichzeitig mit bestimmten ethisch/ ethnischen Positionen verkoppelt wird. Analog dazu
werden die Beiträge der jugoslawischen "Praxisphilosophie" einer text- und medienphilologischen Lektüre unterzogen, die aufzeigen soll, wie zentrale Begriffe und Argumentationen, mit
denen die dogmatischen Positionen der offiziellen, jugoslawischen politischen Philosophie
modifiziert werden, spezifische, gleichfalls ethisch besetzte Sprachhaltungen implizieren.
Entsprechend zielen schließlich auch die Filmanalysen auf die subtilen Wechselbeziehungen
von Verbalität und Visualität, die durch narrative, motivische und (bild)kompositionelle filmische Verfahren etabliert werden und dazu beitragen, den Rezipient entweder zu einer eher
visuell-fiktionalen Identifikation oder umgekehrt zu einer performativ-kommunikativen Haltung zu disponieren. ZEITRAUM: späte 1960er und frühe 1970er Jahre GEOGRAPHISCHER
RAUM: Jugoslawien
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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INSTITUTION: Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"
(Fach D 173, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB
Literaturwissenschaft (78457 Konstanz)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 07531-88-5233, e-mail: [email protected])
[117-L] Büchel, Jan:
Rückzug aus Europa?: zu den Reformbemühungen der deutschen Auswärtigen Kultur- und
Bildungspolitik und des Goethe-Instituts im Spiegel des europäischen Integrationsprozesses,
in: Wolfgang Schneider (Hrsg.): Auswärtige Kulturpolitik : Dialog als Auftrag - Partnerschaft als
Prinzip, Essen: Klartext-Verl., 2008, S. 115-130, ISBN: 978-3-89861-941-9 (Standort: Württ. LB
Stuttgart(24)-58/5392)
INHALT: "Jan Büchel plädiert gegen einen Rückzug des Goethe-Instituts aus Westeuropa im
Zuge seiner Reformbemühungen und hebt dabei dessen Rolle als zentrale außenkulturpolitische Instanz Deutschlands für die europäische Integration hervor, die aber auch von einer europäischen Kulturpolitik flankiert werden müsse." (Autorenreferat)
[118-L] Denscheilmann, Heike:
Neue Mittler für die Kultur?: zur Zukunft der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik in
Frankreich, in: Wolfgang Schneider (Hrsg.): Auswärtige Kulturpolitik : Dialog als Auftrag Partnerschaft als Prinzip, Essen: Klartext-Verl., 2008, S. 91-100, ISBN: 978-3-89861-941-9
(Standort: Württ. LB Stuttgart(24)-58/5392)
INHALT: "Heike Denscheilmann erörtert Perspektiven der zukünftigen deutschen auswärtigen
Kulturpolitik in Frankreich. Dabei steht die Föderation deutsch französischer Häuser als Impulsgeber im Zentrum der Betrachtung kulturpolitischer Optionen der deutsch-französischen
Kooperationen in Frankreich. Denscheilmann plädiert angesichts der Tendenz eines Rückzugs aus Westeuropa in der auswärtigen Kulturpolitik für einen vertieften deutsch-französischen Kulturaustausch auf breiter Basis." (Autorenreferat)
[119-L] Duarte, Rodrigo; Fahle, Oliver; Schweppenhäuser, Gerhard (Hrsg.):
Massenkultur: kritische Theorien im interkulturellen Vergleich, (Ästhetik und
Kulturphilosophie, Bd. 2), Münster: Lit Verl. 2003, 142 S., ISBN: 3-8258-6328-X (Standort: UB
Bonn(5)-2005-2240)
INHALT: "Das vorliegende Buch versammelt gegenüberstellende, aber auch integrative Betrachtungen der Kritischen Theorie der 'Kulturindustrie' mit Walter Benjamins politischer Medienästhetik, Marshall McLuhans universalistischer Medientheorie, Jean Baudrillards apokalyptischer Ästhetik der Simulation und des Hyperrealen, Vilem Flussers geschichtsphilosophischem digitalen Nihilismus der Medienkultur, Niklas Luhmanns funktionalistischer Systemtheorie der Massenmedien und Richard Shustermans neopragmatistischer Ästhetik der populären Kultur. Die Einleitung setzt sich mit Umberto Ecos einflussreicher Lesart von Max
Horkheimer und Theodor W. Adorno sowie mit der medienphilosophischen Benjamin-Interpretation von Norbert Bolz auseinander und resümiert die neue Aneignung der Kulturindustrie-Theorie im Globalisierungsdiskurs der gegenwärtigen Soziologie für die hier Scott Lash
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
und Heinz Steinert als Repräsentanten ausgewählt wurden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rodrigo Duarte, Oliver Fahle und Gerhard Schweppenhäuser: Fall und Aufstieg der Kulturindustrie-Kritik. Zur Einleitung (9-20); Sven Kramer: Benjamin und Adorno über Kunst in
der Massenkultur (21-41); Thomas Friedrich: The Medium is McLuhan (42-51); Oliver Fahle: Vo(r)m Verschwinden. Adorno und Baudrillards Medientheorien (52-74); Rodrigo Duarte:
Das Lob der Oberflächlichkeit und ihre Kritik. Flussers Medientheorie und die Kulturindustrie-Theorie von Horkheimer und Adorno (75-93); Gerhard Schweppenhäuser: Paradoxe Beobachter, eingebildete Zeugen. Luhmanns Systemtheorie der Massenmedien und die kritische
Theorie der Massenkultur (94-116); Roger Behrens: Erfahrung in der Popkultur. Kritische
Anmerkungen zu Richard Shustermans Ästhetik des Pragmatismus (117-139).
[120-L] Ebert, Ralf; Kunzmann, Klaus R.:
Kulturwirtschaft, kreative Räume und Stadtentwicklung in Berlin, in: DISP : Dokumente und
Informationen zur Schweizerischen Orts-, Regional- und Landesplanung, Jg. 43/2007, H. 4 = H.
171, S. 64-79 (www.nsl.ethz.ch/index.php/de/content/download/1544/9150/file/)
INHALT: Berlin scheint nach der Wiederernennung zur Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland eine neue (alte) Rolle gefunden zu haben. Die "Kreative Stadt" ist ein Profil, das Marketing-Unternehmen, die Wirtschaftsförderung, die Tourismusbranche und die Medien für die
Hauptstadt reklamieren und durch viele Fakten auch unter Beweis stellen. Der erste Berliner
Kulturwirtschaftsbericht der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen war dementsprechend das zentrale Dokument einer Berliner Initiative zur Förderung der Kulturwirtschaft. Im Rahmen dieser Initiative wurden Probleme und Potentiale der Kultur- und Kreativwirtschaft in Berlin untersucht, Schnittstellen beleuchtet sowie übergreifende Lösungen in der
Kultur- und Wirtschaftsförderung entwickelt. Für die Stadtentwicklungsplanung führt dies zu
folgenden Fragen: Was kann eine Stadt wie Berlin tun, um die Kreativwirtschaft bzw. die
Kulturwirtschaft zu fördern? Wie kann sie dazu beitragen, dass die kreativen Unternehmen in
der Stadt die Standortbedingungen vorfinden, die sie brauchen, um erfolgreich wirtschaften
zu können? Wie kann die kommunale Stadtentwicklungsplanung die Entwicklung der Kulturwirtschaft in einzelnen Quartieren unterstützen? Im vorliegenden Beitrag werden die räumlichen Merkmale der Kulturwirtschaft in Berlin dargestellt und raumbezogene Strategien zu ihrer Förderung aufgezeigt. (ICI2)
[121-L] Elter, Andreas:
Auswärtige Kulturpolitik und Propaganda in den USA, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 11, S. 32-38 (Standort: USB Köln(38)Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/LTFSXP.pdf)
INHALT: Auswärtige Kulturpolitik ist in den USA ein wichtiger Bestandteil der Außenpolitik.
Sie soll im Ausland ein positives Image des eigenen Landes vermitteln. Auswärtige Kulturpolitik und Propaganda gehen Hand in Hand. Die Anfänge datieren mit dem Committee on Public Information (CPI) aus dem Ersten Weltkrieg. Dessen Funktionen übernahm im Zweiten
Weltkrieg das Office of War Information (OWI) und im Kalten Krieg die United States Information Agency (USIA). Seit 2003 ist das Office of Global Communication federführend.
(ICE2)
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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[122-L] Gaehtgens, Thomas W.:
Der Bürger als Mäzen: amerikanische Tradition - europäische Herausforderung?, (WZBVorlesungen, 11), Berlin 2004, 22 S. (Standort: UuStB Köln(38)-20050106320; Graue Literatur;
www.wzb.eu/publikation/pdf/pdfs%20vorlesungen/les11_gaehtgens.pdf)
INHALT: Das europäische Museumsmodell ist, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, von der
jeweiligen Regierungspolitik abhängig. Ob in den Ländern, Städten und Gemeinden - die Museen sind abhängig von den jeweiligen politischen Leitlinien der Regierenden. Da die Museen
aus diesem Grunde Institutionen des Staates selbst, d.h. Behörden, und die dort Wirkenden
Beamte sind, verfügt diese Einrichtung über die Vorzüge und die Schwächen der staatlichen
Bürokratie. Der Autor zeigt in der vorliegenden WZB-Vorlesung, dass die Geschichte der
amerikanischen Museen sich völlig anders darstellt. Mit Ausnahme der National Gallery of
Art und der in der Smithsonian Institution verbundenen Einrichtungen in Washington sind
fast alle Museen private Institutionen. Wenn auch ihre Sammlungen und ihr Ausbau weitgehend auf privaten Stiftungen beruhen, erhält diese Gruppe von Museen doch erhebliche staatliche Zuschüsse. Die meisten Museen in den Vereinigten Staaten werden - jedenfalls zum
weitaus größten Teil - aus privaten Mitteln, das heißt aus Zuwendungen der Bürger sowie
Stiftungen, getragen. Dies gilt für die Personalmittel in gleicher Weise. Beide Systeme haben
- so das Fazit der Ausführungen - ihre Vor- und Nachteile, in jedem Fall haben sie ihre Geschichte und ihre tiefe Verankerung in den jeweiligen Kulturen. In einer historischen und
ökonomischen Situation wie der gegenwärtigen kann jedoch das amerikanische Museumsmodell einige Anregungen vermitteln. (ICA2)
[123-L] Grisold, Andrea:
Kulturindustrie Fernsehen: zum Wechselverhältnis von Ökonomie und Massenmedien,
Wien: Löcker 2007, 364 S., ISBN: 3-85409-399-3
INHALT: "Der Mediensektor Fernsehen zählt zu den spätmodernen Kulturindustrien und ist darin ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Er bestimmt aber auch die Abläufe und Funktionsweisen einer 'neuen' Ökonomie kraft des ihm in hohem Ausmaß eignenden symbolischen Kapitals mit - nicht zuletzt über die Strukturierung von Wahrnehmungsmodi und die Konstruktion
von Realitäten. Am Beispiel Fernsehen wird eine synthetische Zusammenschau unterschiedlichster theoretischer Ansätze und Zugänge unternommen, wobei primär anderen, verwandten
Disziplinen gleichsam angereichert und zu einem eigenständigen Theoriegebäude amalgamiert werden. Dieses Buch unternimmt derart einen Brückenschlag zwischen Ökonomie und
Media Studios, indem einerseits analysiert wird, wie Massenmedien und besonders das Fernsehen auf die Ökonomie wirken, und wie andererseits ökonomische Bedingtheiten (zum Beispiel Kostenstrukturen oder Produktcharakteristika, z.B. die Nichtrivalität im Konsum) Massenmedien formen. Mit der Frage, was Kultur und Wirtschaft gemein haben, wird die Frage
nach dominanten Produktionsformen und Produktionsstrukturen in den Kulturindustrien thematisiert, und vor dem Hintergrund der Fordismus-Postfordismus-Debatte wie der Theorie
der Regulation abgehandelt." (Autorenreferat)
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
[124-L] Hanika, Karin; Wagner, Bernd (Hrsg.):
Kulturelle Globalisierung und regionale Identität: Beiträge zum kulturpolitischen Diskurs ;
Dokumentation des Kulturpolitischen Kongresses vom 5. bis 7. September 2002 in
Ludwigsburg, (Edition Umbruch : Texte zur Kulturpolitik, Bd. 17), Essen: Klartext-Verl. 2004,
203 S., ISBN: 3-89861-296-1 (Standort: UB Saarbrücken(291)-2004-8812)
INHALT: "Der Mensch des 21. Jahrhunderts wird trotz World Wide Web, vielfacher Mobilität
und Reiseerfahrungen in immer entlegenere Gegenden weiterhin eine Bindung an Region und
Regionalität haben. Allerdings sind Polarisierungen im Sinne eines schlichten Heimatverständnisses einerseits und einer kosmopolitischen Weltläufigkeit andererseits fehl am Platz.
Die Wirklichkeit und unsere davon geprägten Vorstellungen sind inzwischen viel verschränkter als noch vor einigen Jahren. Die hier vorgelegten Beiträge, eine Dokumentation eines
Kongresses der 'KulturRegion Stuttgart', untersuchen diese Einschätzungen u. a. an Fragen
der kulturellen Integration im Stadtteil, der Rolle des Theaters in der städtischen Gesellschaft,
den Marketingstrategien regionaler Tourismusunternehmen, der Bedeutung von Regionen
und von Identitätspolitik sowie unserem Kulturverständnis und den Aufgaben von Kulturpolitik." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Heimat und Welt: Hermann Bausinger: Heimat und
Welt. Globalisierter Alltag (21-31); Walter Leimgruber: Heidi und Tell. Schweizerische Mythen in regionaler, nationaler und globaler Perspektive (32-44); Erol Yildiz: Multikulturelle
Stadt im globalen Kontext. Die soziale Grammatik des Zusammenlebens am Beispiel eines
Kölner Stadtteils (45-55); Joana Breidenbach: Global, regional, lokal - Neue Identitäten im
globalen Zeitalter (56-63); Hans J. Kleinsteuber: Weltkulturen zwischen Glokalität und
Transkulturalität (64-84); Matthias Kleinerz: Kann es eine Symbiose von Kultur und Wirtschaft geben? (85-90); Region und Stadt: Albrecht Göschel: Region zwischen Universalismus
und Identität - oder: Ist die Region die Stadt? (91-100); Herbert Rösch: Kultur- und Stadtplanung am Beispiel Ostfildern-Scharnhauser Park (101-105); Dieter Kramer: Selbstbewusste
Regionen in den Stürmen der Globalisierung (106-119); Hermann Voesgen: Marketing Steuerung - Heimat. Identitätsmanagement in der regionalen Kulturarbeit (120-131); Kultur
und Politik: Terry Eagleton: Kultur versus Kulturen (133-137); Hermann Glaser: Kulturpolitik zwischen Globalisierung und ästhetischem Nullzustand. Oder: Kassandrarufe. Aber noch
ist Troja nicht verloren (138-151); Ekkehart Krippendorf: Vom Theater und den Anstrengungen der Kultur (152-164); Hannes Rettich: Zur Kunstkonzeption des Landes Baden-Württemberg (165-170); Olaf Schwencke: Das Europa der Kulturen. Kulturpolitik auf dem Weg zu einer europäischen Zivilgesellschaft (171-178); Nachreden: Bernd Wagner: Globalisierung und
Kultur - globale Kultur (179-192); Karin Hanika: Kulturpolitik in Zeiten der Globalisierung zum Beispiel die KulturRegion Stuttgart (193-201).
[125-L] Hertzfeldt, Hella; Schäfgen, Katrin (Hrsg.):
Kultur, Macht, Politik: Perspektiven einer kritischen Wissenschaft ; Zweites
Doktorandenseminar der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Oktober 2003, (Manuskripte / RosaLuxemburg-Stiftung, 51), Berlin: Dietz 2004, 211 S., ISBN: 3-320-02956-8
INHALT: "Kunst und Kultur sind in unserem täglichen Leben in unterschiedlichsten Formen allgegenwärtig: als Literatur, Film, Werbung, Architektur. In diesen werden sie zwar wahrgenommen und rezipiert; theoretisch hinterfragt oder auf ihr politisches Potenzial hin analysiert
werden sie jedoch im Alltagsleben i.d.R. nicht. Diese Auseinandersetzung mit Kunst und
Kultur stellte den Focus des zweiten Doktorandenseminars der Rosa-Luxemburg-Stiftung dar.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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Im Oktober 2003 stellten 11 Stipendiatinnen und Stipendiaten der Stiftung ihre Dissertationsprojekte zu diesem Themenschwerpunkt vor und zur Diskussion. Die Ergebnisse dieses Seminars liegen in diesem Band vor, der nicht nur die unterschiedlichen Themen, sondern auch die
unterschiedlichen Be- und Verarbeitungsstufen und Herangehensweisen verdeutlicht." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Guido Brendgens: Macht versus Mensch. Versuch einer Abgrenzung antidemokratischer von demokratischer Architektur (10-29); Nicole Grothe: InnenStadtAktion! Neoliberale Stadtpolitik, politische Kunst und Möglichkeiten der Intervention im "öffentlichen" Raum (30-47); Thomas Schubert: Rudolf Bahro: eine Kreuzung von deutscher
Klassik und russischer Revolution? (48-62); Tobias Pieper: Die Lebensrealität von Flüchtlingen in der BRD - Anwendungsmöglichkeiten der Kategorien Bourdieus (63-78); Annika Runte: Identitätsdiskurse im massenmedialen Lied: Konstruktion, Brechung und Transformation
kultureller Identitätsmodelle in Texten zeitgenössischer Popmusik (in Frankreich) (79-101);
Irina Neumann: Kriminalliteratur in Lateinamerika - Besonderheiten aus der Perspektive visueller Medien (102-115); Petra Schilling: Der Holocaust-Diskurs in den deutschen Printmedien der 1990er Jahre. Zur konstruktiven Verfertigung von Vergangenheit im Schreiben (116128); Stefanie Holuba: Der Mensch kann nicht nicht kommunizieren. Das Lachen in der Rhetorik (129-134); Tobias Nagl: "Die Wacht am Rhein": "Rasse" und Rassismus in der Filmpropaganda gegen die "schwarze Schmach" (1921-1923) (135-154); Nancy Cheng: Man in the
Making und die Lust am Actionkörper. Sylvester Stallone in "First Blood" (155-168); Klaus
Melle: Werbung als historisches Zeitdokument? Wirtschaftskommunikation zur deutschen
Einheit im Spannungsfeld deutsch-deutscher Befindlichkeiten (169-189); Christina Schlich:
Kulturpolitische Perspektiven der Europäischen Union: die Rolle von Kultur im Europäischen
Reformprozess (190-209).
[126-L] Hippe, Wolfgang (Redakteur); Kröger, Franz (Redakteur):
inter.kultur.politik: Kulturpolitik in der multiethnischen Gesellschaft ; Dokumentation des
2. Kulturpolitischen Bundeskongresses am 26. und 27. Juni 2003 in Berlin, (Edition Umbruch
: Texte zur Kulturpolitik, Bd. 18), (2. Kulturpolitischer Bundeskongress "inter.kultur.politik.
Kulturpolitik in der multiethnischen Gesellschaft", 2003, Berlin), Essen: Klartext-Verl. 2004, 214
S., ISBN: 3-89861-366-6 (Standort: Bayer. SB München(12)-2004.31719)
INHALT: "Migration wird immer noch vorwiegend als Problem gesehen, das die deutsche Gesellschaft von außen betrifft oder bedroht, ohne die darin liegenden Chancen und Potenziale
zur Kenntnis zu nehmen. Integration wird nicht als kulturelle Herausforderung thematisiert;
vielmehr wird Integrationspolitik in erster Linie als arbeits- und sozialpolitische Steuerung
von Zuwanderung begriffen. Dabei leistet Kulturarbeit bereits heute einen wichtigen Beitrag
zur Kommunikation und Verständigung zwischen den Menschen, die einen unterschiedlichen
kulturellen Hintergrund haben. Der zweite Kulturpolitische Bundeskongress der Kulturpolitischen Gesellschaft in Berlin, dessen zentralen Ergebnisse in diesem Buch dokumentiert werden, diskutierte neue Weltsichten und Formen multiethnischer Praxis mit dem Ziel, interkulturelle Kulturpolitik auch in Deutschland verstärkt als öffentliche Aufgabe zu formulieren.
Letztlich geht es um eine konzeptionelle Neuorientierung der innerstaatlichen und auswärtigen Kulturpolitik, die sich der interkulturellen Herausforderung stellen muss, will sie sich
weiterhin als Gesellschaftspolitik verstehen." (Autorenreferat)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
[127-L] Hoffmann, Gertraude; Höpcke, Klaus (Hrsg.):
'Das Sicherste ist die Veränderung': Hans-Joachim Hoffmann, Kulturminister der DDR und
häufig verdächtigter Demokrat, Berlin: Dietz 2003, 255 S., ISBN: 3-320-02041-2
INHALT: Insgesamt 49 Autoren schreiben über Hoffmann, der von 1973 bis 1989 Kulturminister
der DDR war, aber einer fehlt: Wolf Biermann. Zwischen all den lobenden Beiträgen hätte
man gerne einmal die Sicht des Liedermachers erfahren, der 1976 zwangsweise aus der DDR
ausgebürgert wurde. Hoffmann habe davon erst aus dem Radio erfahren, schreibt HermannErnst Schauer, vormals wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ministers. An dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage darf allerdings gezweifelt werden, denn Schauer berichtet weiter, dass
Hoffmann sich zum Zeitpunkt der Ausweisung zusammen mit Hager auf Usedom aufhielt.
Diese Art von politischer Unschuld und das freundliche Auftreten Hoffmanns werden in den
Beiträgen immer wieder ausdrücklich hervorgehoben. Dabei handelte es sich um eine Form
der Arbeitsteilung: Hoffmann stellte sich mit den Künstlern gut, während Hager das Interesse
der Partei durchsetzte - das für die Kulturpolitik zuständige SED-Politbüromitglied hatte das
letzte Wort, zum Beispiel bei der Entscheidung über die Reise- und Auftrittsanträge der
Künstler. Der Beitrag von Schauer gibt insgesamt einen guten Überblick über die Arbeit und
Person Hoffmanns sowie dessen Beziehung zu Hager. In den Beiträgen wird aber auch deutlich, dass Hoffmann sich im Gegensatz zu Hager als Anwalt der Künstler betrachtete. Die
Autoren dieses Sammelbandes gehören überwiegend den Geburtsjahrgängen 1917 bis 1945
an, sie können daher Hoffmann aus eigenem Erleben beschreiben. Seine Arbeit wird nicht
wissenschaftlich analysiert, aber es entsteht ein Eindruck des systemkonformen Kulturlebens
in der DDR. Zu den Autoren zählen neben PDS-Politikern wie Bisky und Modrow zahlreiche
frühere Führungskräfte der DDR, Künstler wie Sitte und Kant sowie westdeutsche Politiker
wie Glotz. Das Buch wurde von Hoffmanns Witwe sowie seinem früheren Stellvertreter herausgegeben. Hoffmann selbst ist 1994 verstorben. (ZPol, VS)
[128-L] Klemke, Peggy:
Taktgeber oder Tabuisierte - Komponisten in der DDR: staatliche Kulturpolitik in den
fünfziger Jahren, Marburg: Tectum Verl. 2007, 287 S., ISBN: 978-3-8288-9328-3 (Standort: UB
Köln(38)-35A1116)
INHALT: "Peggy Klemke untersucht, ob und wie eine unterschiedliche Behandlung der Berliner
Komponisten aus politischen Gründen deren künstlerisches Schaffen beeinflusste. In Werksdiskussionen sucht sie nach Hinweisen auf politisch motivierte Förderung oder Behinderung
durch den Arbeiter- und Bauernstaat und seine Organe. Für ihre Analyse greift die Autorin
auf zahlreiche, zum Großteil unveröffentlichte Dokumente zurück. Überdies interviewte sie
Zeitzeugen, darunter führende Funktionäre zentraler Institutionen wie der Kulturabteilung im
ZK der SED, des Ministeriums für Kultur und des Verbandes Deutscher Komponisten und
Musikwissenschaftler." (Autorenreferat)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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[129-L] Koutsoukou, Fedra:
Die deutsche Kulturpolitik in Griechenland in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1944),
(Dokumente, Texte, Materialien / Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen
Universität Berlin, Bd. 66), Berlin: Metropol-Verl. 2008, 294 S., ISBN: 978-3-938690-57-4
(Standort: UB Bonn(5)-20081359)
INHALT: Die Untersuchung gliedert sich in zwei Hauptteile. Im ersten Teil werden die theoretischen Rahmenbedingungen der Kulturpolitik skizziert. Der Begriff "auswärtige Kulturpolitik"
wird unter nationalsozialistischen Vorzeichen definiert und die institutionellen Rahmenbedingungen der Kulturpolitik werden dargelegt (amtliche Institutionen, Kulturträger). Der zweite
Teil der Untersuchung befasst sich mit der Entfaltung der kulturpolitischen Aktivitäten des
Dritten Reichs in Griechenland. Als inhaltliche Schwerpunkte werden hier die Bereiche Sprache, Wissenschaft und Kunst gesehen. Nach einem Überblick über das nationalsozialistische
Griechenlandbild werden die Sprachverbreitungspolitik im griechischen Raum (Deutsche
Schule Athen, Deutsche Akademie), die Wissenschaftspolitik (Archäologie, Germanistik) und
die deutsche Musik- und Theaterpräsenz behandelt. Die Untersuchung zeigt, dass die Kulturpolitik des Auswärtigen Amtes in Griechenland in erster Linie macht- und handlungspolitischen Zielen diente. Sie war eine deutsche Kulturpolitik mit nationalsozialistischen Zügen
und zeigte ein erstaunliches Maß an örtlicher Entscheidungsfreiheit. (ICE2)
[130-F] Linsenmann, Andreas, M.A. (Bearbeitung); Kißener, Michael, Prof.Dr. (Betreuung):
Musik als politischer Faktor - die französische Kulturpolitik in Deutschland 1945-1954
INHALT: Ziel der Studie ist es, die Rolle der Musik innerhalb der französischen Umerziehungsund Kulturpolitik in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg systematisch aufzuarbeiten.
Neben der ereignisgeschichtlichen Breite interessieren insbesondere Strategien und Profil der
Musikpolitik sowie die Resonanz in der deutschen Bevölkerung. ZEITRAUM: 1945-1954
GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
METHODE: Es wird davon ausgegangen, dass Musik einerseits für Zwecke der Umerziehung
("rééducation") andererseits für Ziele traditioneller Kulturwerbung und Prestigesteigerung
eingesetzt wurde.
ART: BEGINN: 2004-03 ENDE: 2006-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Cusanuswerk Bischöfliche Studienförderung
INSTITUTION: Universität Mainz, FB 07 Geschichts- und Kulturwissenschaften, Historisches
Seminar Abt. VII Zeitgeschichte (55099 Mainz)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 07404-1294, e-mail: [email protected])
[131-L] Metze-Mangold, Verena:
Zur Begleitung der Entstehung einer UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt,
(Arbeitspapiere des Instituts für Rundfunkökonomie an der Universität zu Köln, H. 192), Köln
2004, 13 S., ISBN: 3-934156-86-X (Graue Literatur;
rundfunkoek.uni-koeln.de/institut/pdfs/19204.pdf)
INHALT: Im April 2004 wird in Berlin auf Initiative des Kulturausschusses der Deutschen UNESCO-Kommission eine bundesweite Koalition zur kulturellen Vielfalt begründet, die die
entstehende UNESCO-Konvention bis zu ihrer Verabschiedung und Ratifizierung als offene
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
Arbeitsplattform begleitet. Vor diesem Hintergrund gibt der Beitrag einen einführenden Überblick über die Bedeutung, den Stand der Arbeiten bzw. Aufgaben sowie die Perspektiven der
UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt. Den Ausgangspunkt des Vorhabens bildet die
Frage, welche Politik eine nachhaltige menschliche Entwicklung und zugleich die Entfaltung
verschiedener Kulturen fördert. Die Darstellung des Standes der Ausarbeitung der Konvention umfasst die Aspekte (1) Definition der Konvention, (2) Rechte und Pflichten der Konvention sowie (3) Träger der Rechte und internationale Solidarität. Die Aufgaben der bundesweiten Koalition zur kulturellen Vielfalt lassen sich in zwei Phasen unterteilen: (1) Erarbeitung
der Konvention bis zur Verabschiedung (2004 bis 2005) sowie (2) Berichterstattung zur Umsetzung der Konvention 2006. Die Zusammensetzung der Koalition umfasst KünstlerInnen
und ihre Verbände, KulturproduzentInnen, Kulturverbände, die Kulturwirtschaft, NutzerInnen, staatlicher und nichtstaatlicher öffentlicher Bereich sowie Forschung/Publizistik. (ICG2)
[132-L] Mittenzwei, Werner:
Die Intellektuellen: Literatur und Politik in Ostdeutschland 1945 bis 2000, Berlin: Aufbau
Taschenbuch Verl. 2003, 563 S., ISBN: 3-7466-8100-6
INHALT: Mittenzwei schreibt über die Arbeitsbedingungen und politischen Zwänge der Intellektuellen in der DDR und über die Zeit der Wende hinaus. Er legt chronologisch dar, wie die
SED zunächst versuchte, Einfluss auf die literarische Intelligenz auszuüben. Außerdem zeigt
Mittenzwei, wie die Intellektuellen die ihnen aufgebürdete politische Rolle 'in der geschlossenen Gesellschaft' (155) zum Teil gerne annahmen, wie diese Haltung dann aber nach und
nach in offene Opposition umschlug. Im Zentrum steht immer wieder die Frage, welche öffentliche Rolle Intellektuelle wahrnehmen. Mittenzwei schreibt aus der Binnenperspektive.
Als langjähriges Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste
der DDR sind ihm die Arbeitsbedingungen der Intellektuellen gut vertraut. Es gelingt ihm
aber in vorbildlicher Weise, die enge persönliche Verbundenheit zu seinem Thema mit wissenschaftlicher Distanz zu verbinden. (ZPol, VS)
[133-L] Oevermann, Ulrich; Süßmann, Johannes; Tauber, Christine (Hrsg.):
Die Kunst der Mächtigen und die Macht der Kunst: Untersuchungen zu Mäzenatentum und
Kulturpatronage, (Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 20), Berlin: Akademie
Verl. 2007, 298 S., ISBN: 978-3-05-004223-7 (Standort: UB Bonn(5)-2008/2010)
INHALT: "In der gegenwärtigen Forschung wird die Hervorbringung von Kunst und Wissenschaften vor allem unter dem Gesichtspunkt der Abhängigkeit thematisiert, in der sie von ihren Auftrag- bzw. Geldgebern steht. Das Augenmerk gilt den partikularen Interessen, die politisch Mächtige verfolgen, wenn sie Künstler oder Gelehrte alimentieren: Repräsentation, Legitimierung von Herrschaftsansprüchen, Distinktion mit Hilfe von kulturellem Kapital lauten
die gängigen Stichworte. Demgegenüber wird in diesem Band gezeigt, dass umgekehrt auch
die Mächtigen von den Kulturschaffenden abhängig sind. Denn Wissenschaft und Kunst können - statt als Propaganda und schöner Schein - auch als spezifische Formen universalistischer Rationalität aufgefasst werden. So begriffen, sind sie es, die in ihren Ausdrucksformen
und Diskursen über die Vernünftigkeit einer Herrschaft verhandeln. Indem sie politische,
wirtschaftliche und soziale Geltungsansprüche argumentativ bzw. ästhetisch durchdeklinieren, stellen sie diese zugleich auf den Prüfstand und sie geben als Experten für die Erzeugung
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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von Neuem den Herrschern unbekannte, fremdartige Ideen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ulrich Oevermann, Johannes Süßmann und Christine Tauber: Vorrede (7-11); Ulrich Oevermann: Für ein neues Modell von Kunst- und Kulturpatronage (13-23); Peter
Scholz: Senatorisches Mäzenatentum. Überlegungen zum Verhältnis von Dichtem, Gelehrten
und römischen nobiles in republikanischer Zeit (25-46); Johannes Fried: Mäzenatentum und
Kultur im Mittelalter (47-72); Anna Akasoy: Patronage für Mystiker und Philosophen im arabischen Westen (73-87); Barbara Schlieben: Herrscherliche Wißbegier und politisches Unvermögen. Historische und allegorische Lesarten der Herrschaft Alfons' X. (89-103); Matteo Burioni: Der Fürst als Architekt. Eine Relektüre von Giorgio Vasaris Bildnis Cosimos I. (105125); Christine Tauber: Der Künstler als Höfling: Rosso Fiorentinos Bild "Moses verteidigt
die Töchter des Jethro" als Allegorie einer gelungenen Patronagebeziehung (127-150); Peter
Münte: Strukturelle Motive der Beziehung von Wissenschaft und Herrschaft. Zur wissenschaftssoziologischen Bedeutung der Analyse von Widmungsbriefen am Beispiel der Widmung an Leopold de Medici in Christiaan Huygens Systema Saturnium (151-177); Andreas
Pecar: Schloßbau und Repräsentation. Zur Funktionalität der Adelspalais in der Umgebung
des Kaiserhofes in Wien (1680-1740) (179-199); Ferdinand Zehentreiter: Der Fürst als Künstlerkollege und Volkspädagoge. Die Musik-Patronage im Habsburgerreich und ihre Bedeutung
für die Autonomisierung des Komponierens (201-221); Johannes Süßmann: Balthasar Neuman als fürstbischöflicher Baukommissar (223-239); Axel Jansen: Wissenschaftsförderung in
einer sich formierenden Nation. John D. Rockefeller und William Rainey Harper (241-258);
Oliver Schmidtke: Das mäzenatische Handeln des Bauherrn Karl Ernst Osthaus bei der Gestaltung seines Wohnhauses "Hohenhof" in Hagen durch den Architekten Henry van de Velde
(259-285).
[134-L] Oevermann, Ulrich:
Für ein neues Modell von Kunst- und Kulturpatronage, in: Ulrich Oevermann, Johannes
Süßmann, Christine Tauber (Hrsg.): Die Kunst der Mächtigen und die Macht der Kunst :
Untersuchungen zu Mäzenatentum und Kulturpatronage, Berlin: Akademie Verl., 2007, S. 13-23,
ISBN: 978-3-05-004223-7 (Standort: UB Bonn(5)-2008/2010)
INHALT: Ziel des Verfassers ist es, eine Typologie der "Kulturförderung durch Herrschaft und
ökonomische Macht" zu entwickeln und eine mögliche Form solcher Kulturförderung an den
Beispielfeldern Baupolitik und Kunstpflege zu exemplifizieren. Der materiellen Macht von
Herrschaft und Wirtschaft wird die "Macht des Geistes" gegenübergestellt. Der Verfasser diskutiert die Abhängigkeit der weltlichen Macht von den Agenten der kulturellen Erzeugung
des Neuen und der hypothetischen Krisenbewältigung in wissenschaftlicher Forschung und
künstlerischer Darstellung. Der Entscheidungszwang in der Politik, so der Verfasser, und die
Bewältigung von methodisch erzeugten Geltungskrisen in Kunst und Wissenschaft erzeugen
Habitusformationen, die sich in ihrer Unerschrockenheit, ihrem Wagemut und ihrer Souveränität gleichen. Sie dienen als Ausweis der "Produzenten des Neuen" gegenüber den politisch
und wirtschaftlich Einflussreichen und ermöglichen es, dass die Mächtigen und die Kulturschaffenden zueinander finden können. (ICE2)
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
[135-L] Pfingsten, Heike:
Europäische Kulturpolitik als Regionalpolitik: die EUREGIO-Region im deutschniederländischen Grenzgebiet, in: Wolfgang Schneider (Hrsg.): Auswärtige Kulturpolitik :
Dialog als Auftrag - Partnerschaft als Prinzip, Essen: Klartext-Verl., 2008, S. 84-90, ISBN: 978-389861-941-9 (Standort: Württ. LB Stuttgart(24)-58/5392)
INHALT: "Heike Pfingsten betrachtet die kulturelle Kooperation in der niederländisch-deutschen
Euregio-Region im Kontext europäischer Kulturpolitik als Bemühen, die regionale Dimension des Austauschs und regionale kulturelle Prägungen einzubeziehen. Die Autorin zeigt auf,
dass es hier zugleich um eine Basis des kulturellen Austauschs geht." (Autorenreferat)
[136-L] Prokop, Dieter:
Das fast unmögliche Kunststück der Kritik: erkenntnistheoretische Probleme beim
kritischen Umgang mit Kulturindustrie, (Kulturanalysen, Bd. 7), Marburg: Tectum Verl. 2007,
218 S., ISBN: 978-3-8288-9396-2 (Standort: USB Köln(38)-35A4193)
INHALT: "Der Autor untersucht, was Kritik ist, was Kritik kann und welche erkenntnistheoretischen Fragen sich ergeben, wenn man die Produkte der Medien, der Kulturindustrie kritisieren will. Dazwischen gibt es Analysen von Dschungelshows, Barbiepuppen, jubelndem Weltmeisterschafts-Publikum, Quizshows und 'Deutschland sucht den Superstar'" (Autorenreferat)
[137-L] Prokop, Dieter:
Suprakulturindustrie, in: Hans Nicklas, Burkhard Müller, Hagen Kordes (Hrsg.): Interkulturell
denken und handeln : theoretische Grundlagen und gesellschaftliche Praxis, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2006, S. 258-266, ISBN: 978-3-38020-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4973)
INHALT: Der Beitrag begründet folgende These: Was die Medien betrifft, gibt es kein "Interkulturelles", sondern nur ein "Suprakulturelles". Statt Interkulturalität dominiert weltweit die Suprakulturalität eines "Medien-Kapitalismus". Die Macht über die weltkulturelle Medien, Produktion und Distribution haben multinationale Medienkonzerne wie AOL Time Warner/
CNN; Disney/Capital Cities; Viacom/MTV/Paramount; Bertelsmann/BMG/ RTL Group;
Murdoch/Fox/Sky Digital; AT&T; Sony/Columbia; Vivendi Universal. "Medien-Kapitalismus" bedeutet für den Autor: Orientierung der Konzerne am Shareholder value, an der
schnellen Wertsteigerung ihres Aktienkapitals. Die Medienkonzerne produzieren und distribuieren Waren für große Publikumsmärkte, und zwar weltweit. Diese Medienprodukte dienen
nicht der Kommunikation zwischen Kulturen, sondern sie sprechen weltweit vorhandene oder
vermutete Zielgruppen mit standardisierten "Formaten" an. Auch ist der Begriff des "Interkulturellen" aus einem weiteren Grund problematisch, denn er impliziert oft einen "seltsamen"
Begriff von Nationalkultur oder Regionalkultur. Der Autor fragt: "Wie national oder auch regional ist jedoch, was im Fernsehen in der Hitparade der "Volksmusik" gesungen wird? Im
deutschen Sprachraum repräsentiert "Volksmusik" eine regional begrenzte "Alpenland-Untertanenkultur, eine Mischung aus autoritärem Katholizismus und Kommerzinteressen des Hotel- und Gaststättengewerbes, das eine Mitklatsch- und Schunkelmusik für alkoholisierte Touristen braucht". (ICA2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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[138-L] Rittelmeyer, Christian:
Kindheit in Bedrängnis: zwischen Kulturindustrie und technokratischer Bildungsreform,
Stuttgart: Kohlhammer 2007, 154 S., ISBN: 978-3-17-019822-7
INHALT: "Kinder brauchen vielfältige Freiräume für Bildungserfahrungen, um ihre Sinne, ihren
Körper und ihren Geist entwickeln zu können. Dieser Kerngedanke des humanistischen Bildungsideals gerät heute von zwei Seiten massiv in Bedrängnis. Technokratische Bildungsreformen wollen schon im Vorschulalter Basiskompetenzen moderner Industriegesellschaften
antrainieren. Zum anderen wird Kindheit als Bildungsraum durch den Einfluss der kommerziellen Kulturindustrie zunehmend eingeengt. Auf der Basis neuester Forschungen etwa zu den
Wirkungen von Computerspielen und TV-Konsum zeigt das Buch, wie kindliche Entwicklungschancen durch kommerzielle Angebote geradezu blockiert werden. Gleichzeitig unterzieht das Buch die Erfolgsversprechen technokratischer Bildungsreform nicht nur der Kritik,
sondern entwirft das Gegenbild einer zukunftsoffenen, vielseitigen Entwicklungsförderung
der Kinder." (Autorenreferat)
[139-L] Ryklin, Michail:
Mit dem Recht des Stärkeren: russische Kultur in Zeiten der "gelenkten Demokratie" ;
Essay, (Edition Suhrkamp, 2472), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, 238 S., ISBN: 3-51812472-7 (Standort: UB Bonn(5)-2007/2163)
INHALT: "Im Januar 2003 wurde im Moskauer Sacharow-Zentrum die Kunstausstellung 'Achtung, Religion!' verwüstet. Doch nicht die Täter sahen sich öffentlicher Ächtung und juristischer Verfolgung ausgesetzt, sondern die Ausstellungsmacher und Künstler. In einem aufsehenerregenden Prozess wurden sie des 'Schürens nationalen und religiösen Zwistes' angeklagt
und mit Gefängnisstrafen bedroht. Michail Ryklin, der das groteske Verfahren im Gerichtssaal verfolgt hat, erzählt den Fall in drei Durchgängen: aus der Sicht des Mitbetroffenen, der
monatelang in Ausnahmezustand lebte, als Chronist der laufenden Ereignisse und als Kommentator, der die Zeichen der Zeit zu lesen versucht. Er beschreibt nicht nur die an Sowjetzeiten erinnernde Ächtung der zeitgenössischen Kunst, die antisemitischen Pöbeleien, die erstarkende Allianz von russisch-orthodoxer Kirche und Geheimdienst. In seiner intellektuellen
Umgebung beobachtet er das Schwinden von Zivilcourage, zunehmende Angst, zynische Passivität. Ob der Staat gegen Künstler, Wissenschaftler, Umweltschützer oder wie im Fall Chodorkowskij gegen Oligarchen vorgeht - Ryklin analysiert die Gefahr eines neuen Faschismus
russischer Spielart." (Autorenreferat)
[140-L] Schimpf, Gudrun-Christine:
Geld macht Kultur: Kulturpolitik in Frankfurt am Main zwischen Mäzenatentum und
öffentlicher Finanzierung 1866-1933, (Studien zur Frankfurter Geschichte, Bd. 55), Frankfurt
am Main: W. Kramer 2007, 528 S., ISBN: 978-3-7829-0568-8 (Standort: UB Köln(38)-35A7212)
INHALT: "Theater und Konzertgesellschaften, Museen und Bibliotheken waren Bestandteil der
bürgerlichen Lebenswelt und spiegelten die Entfaltung urbanen Lebens in den Städten des
ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts wider. Zugleich stellten sie einen Teil der
städtischen Repräsentation und des Renommees einer Stadt dar. Kultureinrichtungen dienten
der bürgerlichen Selbstdarstellung nach innen, aber auch der Selbstdarstellung und Werbung
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
nach außen, um im Wettbewerb mit anderen Städten zu bestehen. Am Beispiel von Frankfurt
am Main untersucht die Autorin die Entstehung und Entwicklung kommunaler Kulturpolitik
in der Zeit von 1866 bis 1933. Es zeigt sich, dass kommunale Kulturpolitik lange vor den
Kommunalisierungen im Kulturbereich stattfand und ihre Anfänge sich bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert ausmachen lassen." (Autorenreferat)
[141-L] Schneider, Claudia:
Die Gemeinschaft Europäischer Kulturinstitute in Berlin: fördert die urbane
Zusammenarbeit von ausländischen Kulturinstituten in Berlin die europäische Identität?,
in: Wolfgang Schneider (Hrsg.): Auswärtige Kulturpolitik : Dialog als Auftrag - Partnerschaft als
Prinzip, Essen: Klartext-Verl., 2008, S. 71-83, ISBN: 978-3-89861-941-9 (Standort: Württ. LB
Stuttgart(24)-58/5392)
INHALT: "Claudia Schneider reflektiert das Selbstverständnis der Gemeinschaft europäischer
Kulturinstitute in Berlin, einer Kooperation von nationalen europäischen Mittlerinstituten in
Berlin, als europäische Interessengemeinschaft, die durch ihre kontinuierliche, verstärkt gemeinschaftliche Veranstaltungstätigkeit zu einem europäischen Bewusstsein in der deutschen
Hauptstadt beitragen kann." (Autorenreferat)
[142-L] Schneider, Wolfgang (Hrsg.):
Auswärtige Kulturpolitik: Dialog als Auftrag - Partnerschaft als Prinzip, (Edition Umbruch :
Texte zur Kulturpolitik, Bd. 22), Essen: Klartext-Verl. 2008, 231 S., ISBN: 978-3-89861-941-9
(Standort: Württ. LB Stuttgart(24)-58/5392)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Schneider: Vom Export zum Netzwerk, vom Event zur
Intervention. Zum Wandel Auswärtiger Kulturpolitik (13-31); Felicia Maier: Der kulturpolitische Auftrag des Goethe-Instituts. Eine kritische Betrachtung anhand der Programmarbeit in
Stockholm, Rabat und Casablanca (32-44); Robert Peise: Europäische Auswärtige Kulturpolitik. Aufbruch zu einem synergetischen Vorgehen (45-59); Nina Lutz: Kultur und Integration
in der EU. "Kultur 2000" als Programm für eine europäische Identität (60-70); Claudia
Schneider: Die Gemeinschaft Europäischer Kulturinstitute in Berlin. Fördert die urbane Zusammenarbeit von ausländischen Kulturinstituten in Berlin die europäische Identität? (71-83);
Heike Pfingsten: Europäische Kulturpolitik als Regionalpolitik. Die EUREGIO-Region im
deutsch-niederländischen Grenzgebiet (84-90); Heike Denscheilmann: Neue Mittler für die
Kultur? Zur Zukunft der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik in Frankreich (91-100); Silke
Klompmaker-Böhm: Deutsch-französische Städtepartnerschaften. Ihre Bedeutung im Kontext
der Integrationsbemühungen der europäischen Staaten (101-114); Jan Büchel: Rückzug aus
Europa? Zu den Reformbemühungen der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
und des Goethe-Instituts im Spiegel des europäischen Integrationsprozesses (115-130); Ulrike
Kloock: Konflikte als Chance? Interkultureller Dialog in der deutsch-polnischen Jugendbegegnung (131-141); Tina Balla: Krisen ohne Grenzen. Auswärtige Kulturpolitik als Krisenprävention (142-152); Antje Michael: Kulturelle Kinder- und Jugendarbeit in Krisenregionen
(153-168); Daniel Gad: Der Dialog zur Nachhaltigkeit. Auswärtige Kulturarbeit und Entwicklungspolitik (169-183); Anhang: Auswärtiges Amt, Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik
(1970) (184-190); Hildegard Hamm-Brücher: Zehn Thesen zur kulturellen Begegnung und
Zusammenarbeit mit Ländern der dritten Welt (1982) (191-196); Wolf Lepenies: Wozu deut-
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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sche Auswärtige Kulturpolitik? (1996) (197-205); Goethe-Institut (Hrsg.), Grundsätze für die
zukünftige Arbeit. Aufgaben und Ziele des Goethe-Instituts (1998) (206-218); Goethe-Institut
(Hrsg.), Durchblick. Zehn Thesen zur Rolle des Goethe-Instituts (1999) (219-221); Auswärtiges Amt (Hrsg.), Auswärtige Kulturpolitik - Konzeption 2000(Kapitel I und II) (2000) (222225); Pan y Arte (Hrsg.), Leitsätze für eine erweiterte kulturelle Außenpolitik Deutschlands
(2006) (226-229).
[143-L] Schreiner, Patrick:
Auswärtige Kulturarbeit zwischen Konzeption und Umsetzung: Steuerungsprobleme in
einem schwierigen Politikfeld, (SWP-Studie, S 12), Berlin 2008, 31 S. (Graue Literatur;
www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=4878)
INHALT: "In der deutschen auswärtigen Kulturpolitik hat sich ein Modell entwickelt, das neben
politisch-administrativer Steuerung durch das Auswärtige Amt zahlreiche Mittlerorganisationen vorsieht. Diese agieren in der auswärtigen Kulturarbeit als der Durchführungsebene auswärtiger Kulturpolitik relativ autonom. Die Studie widmet sich dem Spannungsverhältnis
zwischen dieser Autonomie auf der einen Seite und dem Anspruch der Politik auf strategische
Steuerung auf der anderen. Sie untersucht, inwiefern auswärtige Kulturpolitik außenpolitische
Rahmenfunktionen für andere Politikfelder erfüllen soll, wie diese Rahmenfunktionen von
den Mittlerorganisationen eingeschätzt werden, welche spezifischen Perspektiven damit einhergehen und welche Schwierigkeiten damit verbunden sind. Die Studie zeigt, dass auswärtige Kulturpolitik mit zwei grundlegenden Problemen konfrontiert ist. Das Politikfeld ist zum
Ersten in hohem Maße von unverbindlichen Ziel- und Strategieformulierungen seitens der politischen Akteure aus Regierung, Administration und Parlament geprägt. Zum Zweiten fällt es
den Mittlerorganisationen (nicht zuletzt aufgrund dieser Unverbindlichkeit) schwer, die Erfolge ihrer Kulturarbeit an die Politik und in die Gesellschaft zu vermitteln. Da eine größere
Verbindlichkeit und Klarheit auf einer übergeordneten, politisch-strategischen Ebene auswärtiger Kulturpolitik allerdings nur begrenzt herstellbar zu sein scheint, wird empfohlen, Prozesse der Koordination und Kommunikation insbesondere auf einer nachgeordneten, operativen Ebene auswärtiger Kulturarbeit zu initiieren. An konkreten Zielländern und Sparten orientiert, kann es den beteiligten Akteuren gelingen, hinsichtlich der gegenseitigen Erwartungen und der strategischen Ausrichtung eine größere Klarheit und Verbindlichkeit zu erreichen." (Autorenreferat)
[144-L] Sommer, Dominik:
Marktvermittelte Massenkunst: der Anfang von Horkheimers und Adornos
Kulturindustriethese in Tocquevilles Kunstdiagnose demokratischer Gesellschaften, in:
Berliner Journal für Soziologie, Bd. 15/2005, H. 1, S. 25-36 (Standort: USB Köln(38)-XG07112;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel zeigt, dass Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in ihrer Kulturindustriethese die empirischen Befunde von Alexis de Tocquevilles Kunstdiagnose demokratischer Gesellschaften ihrer eigenen Manipulationsperspektive subsumiert haben. Ihre Theorie
der Kulturindustrie nahm in Tocquevilles Kunstsoziologie des zweiten Amerikabandes ihren
Anfang. Mittelmaß, Publikumsorientierung, unterhaltender Charakter und soziale Indifferenz
sind sowohl den marktvermittelten künstlerischen Produkten der Demokratie Tocquevilles als
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
auch den kulturindustriellen Produkten Horkheimers und Adornos gemein. Fordert der demokratische Mensch Tocquevilles inhaltliche Selbstbezüglichkeit seines Alltags in künstlerischen Produkten und verliert das Kunstwerk somit seinen sublimierenden Charakter, sind die
kulturindustriellen Produkte bei den Frankfurtern analog durch eine Verdoppelung der Realität und den damit einhergehenden Verlust ihres gesellschaftstranszendierenden Gehalts gekennzeichnet. Da bei Tocqueville die Demokratie als Lebensform zutiefst mit individuellem
Wirtschaftsstreben verknüpft ist, können die Spätkapitalisten Horkheimer und Adorno die
empirischen Befunde seiner Analyse marktvermittelter Massenkunst zu ihrer Manipulationshypothese kapitalistischer Herrschaft ausbauen. Es ist von einer 'integrativen Adaption' von
Tocquevilles Kunstdiagnose durch die Frankfurter die Rede, da das Identische der Kulturindustrie Horkheimers und Adornos der Integriertheit der demokratischen 'höfischen Gesellschaft' Tocquevilles, das Nicht-Identische der Kunst in der bürgerlichen Sozialphilosophie
der persönlichen Freiheit des französischen Aristokraten entspricht." (Autorenreferat)
[145-L] Sturhan, Sabine:
Kunstförderung zwischen Verfassung und Finanzkrise: Probleme staatlicher
Kunstfinanzierung am Beispiel Berlins, (Berliner Beiträge zur Rechtswissenschaft, 10), Berlin:
Weißensee Verl. 2003, 296 S., ISBN: 3-934479-95-2
INHALT: Im ersten Teil gibt Sturhan einen Überblick über den rechtlichen Status von Kunst und
Kunstförderung seit dem 17. Jahrhundert sowie über die aktuelle Finanzierung der Berliner
Theater. Sie zeigt, dass es keinen rechtlichen Anspruch auf Kunstförderung durch den Staat
gibt und diskutiert anschließend die derzeitigen Möglichkeiten und Strukturen einer privaten
Finanzierung der Berliner Theater. Danach stellt sie die verschiedenen Konzepte und Debatten zur Reform der Theaterfinanzierung in Berlin dar und beschreibt, wie die politischen Akteure in die Diskussion eingegriffen haben. Abschließend prüft Sturhan, inwieweit Berlin aufgrund seiner Sonderstellung als Hauptstadt und Kulturmetropole Deutschlands berechtigt ist,
die derzeit gewährte Kunstförderung durch den Bund zu beziehen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Fördermaßnahmen des Bundes weitgehend verfassungswidrig sind. (ZPol, VS)
[146-L] Twellmann, Marcus:
Das Drama der Souveränität: Hugo von Hofmannsthal und Carl Schmitt, München: Fink
2004, 245 S., ISBN: 3-7705-4032-8 (Standort: UB Duisburg(464)-01CPRU1015)
INHALT: "'Der Befehl des Souveräns ist Gesetz': In Übereinstimmung mit der frühneuzeitlichen
Staatslehre konzipiert Carl Schmitt die Setzung des Rechts als einen imperativen Akt. Hugo
von Hofmannsthals Drama 'Der Turm' führt diesen vor und stellt eine Frage, die rechtswissenschaftlich nicht zu beantworten ist: 'Woher - soviel Gewalt?' Auf den Spuren von Soziologie und Psychoanalyse, Georg Simmel und Sigmund Freud sucht er nach den Quellen einer
Befehlsgewalt, die in seinem Trauerspiel der Souverän nicht mehr hat, die als 'geistiger Imperator' aber der Dichter ausüben soll. Diese Idee bestimmt Hofmannsthals Kulturpolitik nach
dem Ende des Staates, deren eigenste Problematik in seinem Drama der Souveränität verdichtet zur Darstellung kommt. Der Gedanke einer 'heilsamen Diktatur' der Dichter scheint heute
so unwiederholbar wie die juristische Konzeption eines souveränen Gesetzesbefehls. Dass
beide Vorstellungen immer wieder, und sei's mit Absicht auf ihre Verwerfung, erinnert wer-
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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den, bezeugt ihre bleibende Gegenwärtigkeit. Wie ist nach der Erfahrung des Totalitarismus
das Erbe dieser anderen Moderne anzunehmen?" (Autorenreferat)
[147-L] Wagner, Bernd; Sievers, Norbert (Hrsg.):
Jahrbuch für Kulturpolitik 2007: Bd. 7, Thema: Europäische Kulturpolitik ; Kulturstatistik,
Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl. 2007, 485 S., ISBN: 978-3-89861-853-3
(Standort: UB Trier(385)-a16898-7)
INHALT: "'Europäische Kulturpolitik' - gibt es die? Kann es sie geben? In den Römischen Verträgen, deren Ratifizierung sich im Frühjahr zum fünfzigsten Male jährte, kam das Wort Kultur nicht vor. Die Europäische Gemeinschaft war zunächst ausschließlich als Wirtschaftsverbund konzipiert, dem erst allmählich eine kulturelle Dimension hinzugefügt wurde. Mittlerweile wird die Bedeutung der Kultur für den europäischen Einigungsprozess mehr und mehr
erkannt. Seit dem Vertrag von Maastricht (1992) gibt es einen Kulturartikel, der die kulturpolitische Kompetenz der EU umreißt, und damit hat auch die kulturelle Förderpolitik der EU
an Profil gewonnen. Es gibt inhaltliche Zielvorstellungen, gesetzliche Rahmenbedingungen,
institutionelle Strukturen, politische Verfahren und ein bescheidenes Budget. Das 'Jahrbuch'
versteht sich als Versuch, das Feld der europäischen Kulturpolitik zu vermessen. Es will Begründungen liefern, Kompetenzen, Institutionen und Akteure beschreiben und damit die Diskussion über Europäische Kulturpolitik befördern. Zusätzlich zum Schwerpunkt enthält das
Jahrbuch einen Beitrag zur europäischen Kulturwirtschaft und Kulturstatistik, eine kulturpolitische Chronik und eine Bibliographie des Jahres 2006 sowie wichtige Adressen zur Kultur
und Kulturpolitik." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Bernd Neumann: Vorwort (9-10);
Oliver Scheytt, Norbert Sievers, Bernd Wagner: Europäische Kulturpolitik - Kulturpolitik für
Europa (11-16); Olaf Schwencke: Zur Einführung: Kleine Geschichte der Kulturpolitik in Europa (17-31); Inhalte und Themen europäischer Kulturpolitik: Jörn Rosen: Europäische Identitätsbildung durch Kultur? (33-40); Otto Singer: Vielfalt als Programm - Einheit als Ziel. Paradoxien kultureller Identitätspolitik in Europa (41-50); Thomas Krüger: Wer hat eigentlich
Interesse an einer europäischen Öffentlichkeit? (51-57); Gottfried Wagner: Europäische Kulturpolitik - mein Gott, was soll das denn sein? (59-67); Hans-Georg Knopp: Ein europäisches
Verhältnis (69-78); Kathinka Dittrich: Kultur als integrierte Komponente der EU-Außenbeziehungen? (79-85); Dorothea Kolland: Eine vergessene Dimension: Die Banlieues von Europa (87-97); Johannes Bronisch: Europas Kern in der intellektuellen Debatte. Konturen eines
Verständigungsproblems (99-104); Wolfgang Börnsen, Steffen Reiche, Christoph Waitz, Lukrezia Jochimsen, Uschi Eid, Johanna Wanka, Thomas Goppel: Europäische Kulturpolitik Kulturpolitik für Europa. Eine Umfrage (105-130); Europäische und internationale Institutionen, Strukturen und Netzwerke: European Commission - Directorate General for Education
and Culture: Die Kulturpolitik der Europäischen Kommission (131-138); Helga Trüpel: Europa besser machen. Die Kulturpolitik des Europäischen Parlaments und seines Kulturausschusses (139-144); Manfred Dammeyer: Der Ausschuss der Regionen und europäische kulturpolitische Entscheidungen (145-149); Barbara Gessler: Kommunikationsstrategien für Europa
(151-155); Kathrin Merkle, Robert Palmer: Der Europarat und seine kulturpolitischen Aktivitäten (157-163); Roland Bernecker: Die UNESCO und die Deutsche UNESCO-Kommission
(165-174); Hans Jürgen Blinn: Staatliche Kulturförderung und freier Markt (175-186); Gerhard Pfennig: Kulturordnungspolitik in der EU (187-193); Doris Gau: Bund - Länder - Europa: Deutsche Interessenvertretung in der europäischen Kulturpolitik (195-204); Ulf Grobmann: Europäische Kulturpolitik - Implikationen für die Arbeit des Kulturausschusses des
100
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
Deutschen Städtetages (205-217); Kurt Eichler: Europa vor Ort. Perspektiven für den europäischen Kulturaustausch aus kommunaler Sicht (219-223); Ruth Jakobi: Kulturelle Netzwerke in Europa. Zivilgesellschaftliches Engagement für europäische Kulturpolitik (225-230);
Patrick Glogner: Kulturpolitische Interessenrepräsentation auf europäischer Ebene (231-241);
Andreas Kämpf: Phönix oder lahme Ente? Von Kulturzentren, Soziokulturellen Zentren,
Netzwerken und Romantik (243-249); Instrumente, Verfahren, Programme: Christine Beckmann: Die Kulturförderung der Europäischen Union (251-262); Sabine Bornemann: Die Cultural Contact Points. Nationale Kontaktstellen für das europäische Förderprogramm 'KULTUR' (2007-2013) (263-267); Edda Rydzy: Gelungener Start. Voraussetzungen für einen
Qualitätssprung im Kulturhauptstadtjahr 2010 (269-274); Oliver Scheytt: Kulturhauptstadt
Ruhr 2010 (275-280); Wilfried Görmar: Kultur als Faktor der Raumentwicklung - der Beitrag
transnationaler Programme (281-286); Jo Groebel: Europäische Medienpolitik. Zwischen
Uniformität und Pluralismus, zwischen Tradition und Zukunft (287-292); Kulturelle-künstlerische Praxisfelder: Hortensia Völckers: Europäische Kultur-Innenpolitik: Praktische Ansätze
(293-296); Thomas Weis: Europäische Kulturpolitik - Das Praxisfeld Bildende Künste (297301); Wolfgang Schneider: Theater (be-)lebt Europa. Die Kulturpolitik der Dramatischen
Kunst mittels Koproduktionen, Festivals und Netzwerken (303-312); Maria Gazzetti: Die Literatur und die europäische Literaturförderung - Ein Buch mit sieben Siegeln (313-316); Ruth
Jakobi, Hans-Herwig Geyer: Praxisfeld Musik - am Beispiel des Europäischen Musikrates
(317-321); Jörg Haspel: Eine Zukunft für unser gemeinsames Erbe. Denkmalschutz und
Denkmalpflege im europäischen Kontext (323-345); Christiane Ziller: Europa wächst von unten. Einblick in soziokulturelle Aktivitäten mit europäischem Charakter (347-356); Rolf Witte: Auf der Suche nach dem 'Praxisfeld Kulturelle Bildung' in der EU (357-361); Hermann
Voesgen: Standard und Differenz (363-369); Europäische Verbände und Netzwerke (371384); Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen: Michael Söndermann: Der Kultursektor
als Beschäftigungs- und Wirtschaftsfaktor in Europa. Wege zu einer europäischen Kulturstatistik (387-406).
[148-L] Wagner, Bernd (Hrsg.):
Jahrbuch für Kulturpolitik 2004: Bd. 4, Theaterdebatte, Essen: Klartext-Verl. 2004, 444 S.,
ISBN: 3-89861-297-X
INHALT: Angesichts sehr knapper Finanzmittel steht auch die öffentliche Kulturförderung auf
dem Prüfstand. Dabei wird die Legitimation und Zielsetzung der Förderungen hinterfragt und
eine Neuausrichtung der Kulturpolitik diskutiert. Zudem wird immer wieder die Organisation
der Theaterlandschaft kritisiert und es werden rigorose Reformen gefordert. Zentral sind die
Fragen nach der Angemessenheit der historisch gewachsenen Strukturen einerseits und der
gesellschaftlichen Bedeutung und Funktion von Theatern andererseits. Die überwiegend kurzen Beiträge spiegeln die verschiedenen Facetten dieser Debatte wider und vermitteln damit
einen Einblick in die unterschiedlichen Interessenlagen und Standpunkte von Theatermachern, Politikern und anderen Akteuren. Einige Autoren beschäftigen sich zudem mit der Situation der Theater in anderen europäischen Ländern. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Theaterdebatte: Johannes Rau: 'Bündnis für Theater' (37-43); Oliver Scheytt: Kulturpolitik und Theater (44-50); Roland Schneider: Die deutschen Stadttheater - unverzichtbar oder unbezahlbar
(51-59); Raimund Bartella: Stadttheater in Deutschland - ein 'öffentliches Gut' (60-74); Cornelia Dümcke: Zur aktuellen Debatte um die Zukunft des Theaters. Ein Kommentar (101106); Wolfgang Hippe: Welches historisches Erbe? Notizen zum deutschen Stadttheatersys-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
101
tem (107-113); Klaus Pierwoß: Zwischen Konfrontation und Kooperation. Beispiele kulturpolitischer Kontroversen in Bremen (114-124); II. Das Theater und sein Publikum; III. Strukturen und Reformen: Wolfgang J. Ruf: Teure Täuschungsmanöver, zähe Besitzstandswahrung. Das deutsche Theatersystem bedarf einer gründlichen Erneuerung, doch stattdessen
herrscht auch hier der Reformstau (159-171); Rolf Bolwin: Lummerland und die Kunst oder
warum wir Tarifverträge brauchen (172-183); IV. Theaterlandschaft Deutschland: Wolfgang
Schneider: Umsturz? Umbruch? Umgestaltung! Überlegungen zur Neustrukturierung der
deutschen Theaterlandschaft (237-247); V. Blick über die Grenzen: David Ranan: Wem gehört das Theater in England? (286-293); VI. Theater und Kulturpolitik Peter Frankenberg:
Theaterreform: Möglichkeiten und Aufgaben der Landeskulturpolitik (305-310); Michael
Vesper: Rolle und Aufgabe der Landeskulturpolitik in der kommunalen Theaterlandschaft
(311-315); Alice Ströver: Theater in Berlin ist anders (316-319); Monika Griefahn: Theater
heute: Öffentlich geförderte Kulturtempel oder Dinosaurier der Hochkultur? (320-326); Antje
Vollmer: Schulden und Bühne. Die Debatte um die deutsche Theaterlandschaft zeigt Wege
aus der Krise (327-329); Günter Nooke: Theaterreform - Abbau zum Ausbau (330-333);
Hans-Joachim Otto: Theaterreform - oder: Die Erhaltung des Staus quo als Reformziel? (334341); Dokument: Arbeitsgruppe 'Zukunft von Theater und Oper in Deutschland': Zwischenbericht (11. Dezember 2002) (343-352). (ZPol, VS)
1.7
Alltag, Freizeit, Soziokultur
[149-F] Babic, Gaby, M.A. (Bearbeitung); Suber, Daniel, Dr. (Leitung):
"Kultur der Wunde". Zur visuellen Veralltäglichung des kulturellen Traumas in Serbien
INHALT: Das Projekt beschäftigt sich mit der Entwicklung der serbischen visuellen Kultur von
der Mitte der 1980er Jahre bis in die Gegenwart. Es orientiert sich dabei an drei leitenden Fragestellungen: 1. ob und in welchem Ausmaß die visuelle Wahrnehmung der serbischen Bevölkerung durch die Nationalisierungspolitik der 80er Jahre beeinflusst wurde; 2. inwiefern
visuell-symbolische Repräsentationen selbst als politik- und bewusstseinsprägende Medien
aufgefasst werden müssen, deren Eigenlogik gegenüber schriftlichen Medien zu analysieren
wäre; 3. wie sich eine spezifische visuelle Wahrnehmungsweise in der serbischen Alltagskultur widerspiegelt. Diesen Fragen soll anhand von Graffitis als empirischen Forschungsgegenstand nachgegangen werden. Graffitis werden selbst in den Cultural und Visual Studies als signifikante Bedeutungsgeneratoren und konkrete Ausformung eines spezifischen visuellen Regimes vernachlässigt. Insbesondere wird deren sozio-politische Relevanz für den Kulturraum
des Balkans unterschätzt. Die Analyse soll Aufschlüsse über die mikro-politische Wirkung
dieser alltäglichen Repräsentationsstrategien liefern. Der These einer vermeintlichen Verführung der serbischen Bevölkerungsmehrheit durch eine kleine politische Gruppe als Erklärung
des Kriegsausbruchs kann somit eine kulturwissenschaftlich fundierte Analyse gegenüber gestellt werden, die die Komplexität politischer Vermittlungsprozesse zu fassen vermag. Eine
der angenommenen Hypothesen des Projekts leitet sich aus einer Analyse serbischer Kriegsfilme seit 1991 (uber, im Erscheinen) ab, in denen sich der Eindruck einer kriegstraumatisierten Alltagskultur widerspiegelt. Einige Interpreten haben diesbezüglich sogar von einer "Kultur der Wunde" (Krstic 2000) sprechen wollen. Die Wundenkultur der 1990er Jahre, so eine
weitere Ausgangsthese, erneuert semiologisch das Kosovo-Narrativ, welches im Zuge der
"serbischen Kulturrevolution" (Garde) zwischen 1986 und 1989 revitalisiert wurde und eine
102
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
traumatologische Struktur aufweist (uber 2004). In diesem Sinne darf die Visualkultur der
1990er Jahre nicht als bloße Kriegsfolge betrachtet, sondern muss vor dem Hintergrund der
politischen Ereignisse seit 1980 gesehen werden. An diese Beobachtung knüpft sich schließlich die für eine politische Ikonografie zentrale Frage, inwiefern Deutungsmuster grundsätzlich auf visuell-performative Übersetzungen angewiesen sind, sowie die inhaltlich-konkrete
Frage, ob der serbischen Öffentlichkeit bereits vor dem aktuellen Kriegsausbruch ein "kulturelles Trauma" (Alexander et al. 2004) zugeschrieben werden muss, welches den Krieg möglicherweise sogar erst ermöglicht hat. Dass es sich bei Graffitis um signifikante Quellen zur
Ermittlung von Übersetzungsprozessen kollektiver Repräsentationen auf die Alltagsebene
handelt, ist die zentrale theoretische Annahme des Forschungsprojektes. GEOGRAPHISCHER RAUM: Serbien
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Makrosoziologie (Postfach 5560, 78464 Konstanz);
Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration" (Fach D 173,
78457 Konstanz)
KONTAKT: Leiter (Tel. 07531-88-4485, Fax: 07531-88-4497,
e-mail: [email protected])
[150-L] Bammann, Kai:
Der Körper als Zeichen und Symbol: Tattoo, Piercing und body modification als Medium
von Exklusion und Inklusion in der modernen Gesellschaft, in: Daniela Klimke (Hrsg.):
Exklusion in der Marktgesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 257-271,
ISBN: 978-3-531-15452-7
INHALT: Der Autor beschäftigt sich mit körperlichen Kennzeichnungen (z.B. Tätowierungen)
als Ausdruck von Inklusion und Exklusion. Er weist darauf hin, dass der Körper das ideale
Medium darstellt, um sowohl der eigenen Individualität als auch der Zugehörigkeit zu einer
Gruppe Ausdruck zu verleihen. Durch die Kennzeichnung des Körpers ändert sich die Stellung des Betroffenen in der sozialen Gemeinschaft. In der Regel ändert sich hierdurch auch
das Verhalten der Außenstehenden ihm gegenüber. Abhängig ist dies auch von der Frage, um
welche Arten von Symbolen es geht und ob diese eine dauerhafte oder zurücknehmbare Veränderung darstellen. Bei einer Betrachtung des Phänomens der body modification muss man
allerdings auch berücksichtigen, dass z.B. Tattoos inzwischen eine Modeerscheinung darstellen, bei der man nicht von einer spezifischen Zeichensetzung reden kann. (GB)
[151-L] Bevc, Tobias:
Gesellschaft und Geschichte in Computerspielen, in: Einsichten und Perspektiven : bayerische
Zeitschrift für Politik und Geschichte, 2008, H. 1, o. Sz.
(www.km.bayern.de/blz/eup/01_08/4.asp)
INHALT: Bei den Computerspielen werden Hedonismus, Konsumkultur und Körperkult als einzig glücklich machende Haltungen gepriesen und sie sind - zu allem Überfluss - auch noch
sexistisch und rassistisch geprägt. Darüber hinaus werden in vielen Online-Rollenspielen atavistische Gesellschafts- und Herrschaftsstrukturen mit Begeisterung aufgenommen, die einen
nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Sozialisation von Jugendlichen haben können.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
103
Gleichzeitig ist aber festzustellen, dass Computerspiele in der gesellschaftlichen Realität zunehmend gegenwärtig sind und immer mehr Menschen Spaß und Unterhaltung bieten. Computerspiele werden nicht nur von pubertierenden männlichen Jugendlichen mit wachsender
Begeisterung betrieben, sondern sie stellen ein gesamtgesellschaftliches Phänomen dar. Insofern sollte man sich diesem Thema nach Meinung des Autors mit Bedacht nähern, d.h. Forderungen nach Verboten sind ebenso unangemessen, wie Versuche, Computerspiele jeglicher
Provenienz als Lernorte für Kinder darzubieten. Der Autor geht zunächst der Frage nach, wer
Computerspiele spielt und was es mit dem viel diskutierten Gewaltproblem in Computerspielen und den Folgen dieser Gewalt auf sich hat. Er möchte mit seinen Ausführungen insgesamt
etwas Klarheit und Entspannung in die Debatte bringen, Perspektiven verdeutlichen und Vorschläge für den Umgang mit Computerspielen skizzieren. (ICI2)
[152-F] Bruckner, Elke, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Meyer, Friedrich-Wilhelm, Dr.rer.soc. (Leitung):
Freizeitbefragung Jugendlicher der Stadt Bocholt
INHALT: 1. Freizeitinteressen; 2. Jugendhilfeplanung, Jugendarbeit. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Stadt Bocholt
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2007-08 ENDE: 2008-04 AUFTRAGGEBER: Stadt Bocholt -Jugendamt-, Berliner Platz 2, 46395 Bocholt FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Gesellschaft für Beratung sozialer Innovation und Informationstechnologie -GEBIT- (Corrensstr. 80, 48149 Münster)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[153-L] Burkart, Günter:
Handymania: wie das Mobiltelefon unser Leben verändert hat, Frankfurt am Main: Campus
Verl. 2007, 224 S., ISBN: 978-3-593-38351-4 (Standort: UB Bonn(5)-20077988)
INHALT: Die Untersuchung gliedert sich in vier Teile. Im ersten Teil wird eine kultursoziologische Sichtweise von Technik skizziert, die als allgemeiner theoretischer Rahmen dient. Zudem wird die historische Entwicklung und wirtschaftliche Bedeutung der Telekommunikation
dargestellt. Im zweiten Teil geht es um die Auswirkungen des Handy-Gebrauchs auf soziale
Beziehungen, um Kommunikationsstörungen und Kontrollmöglichkeiten. Im dritten Teil liegt
der Schwerpunkt auf der Entwicklung derjenigen Funktionen, die aus dem Handy "mehr als
ein Telefon" gemacht haben. Abschließend werden mögliche Auswirkungen der dargestellten
Veränderungen auf die gesellschaftliche Entwicklung untersucht. Das Handy wird als "postmodernes Kulturobjekt" beschrieben und es wird gefragt, wie sich das Leben mit diesem Objekt in der Zukunft gestalten könnten. Die empirische Basis bilden qualitative Befragungen
aus den Jahren 1999 bis 2005 im Raum Lüneburg und Hamburg. (ICE2)
104
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
[154-L] Canzler, Weert:
Last und Freud des Privatautos: Chancen und Grenzen einer Umdeutung des Autos, in:
Weert Canzler, Gert Schmidt (Hrsg.): Zukünfte des Automobils : Aussichten und Grenzen der
autotechnischen Globalisierung, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 145-165, ISBN: 978-3-89404-250-9
INHALT: Der Beitrag zur Bedeutung und Nutzung des Automobils in modernen Gesellschaften
befasst sich mit drei maßgeblichen Fragen: (1) Wie sehen die Chancen und Hindernisse für
eine Umdeutung des Automobils von einem exklusiven Privatfahrzeug zu einem kollektiven
Verkehrsmittel aus, wie sie in der jüngeren sozialwissenschaftlichen Verkehrs- und Mobilitätsforschung skizziert und teilweise auch gefordert worden ist? (2) Welche impliziten Annahmen liegen üblicherweise den Modellen der Verkehrsmittelwahl zugrunde und sind diese
realitätsgerecht? (3) Wie groß sind die Spielräume für intermodale Alternativen zwischen
technologischer Pfadabhängigkeit einerseits und verfestigten Nutzungsroutinen im individuellen Verkehrsverhalten andererseits? Die Beantwortung gliedert sich in folgende Punkte: (1)
die mögliche Einschränkung der Vorherrschaft des privaten Autos durch neue Verkehrsdienstleistungen, (2) das private Auto zwischen Alltagsentlastung und Konsumarbeit sowie
(3) Präformierungen des Verkehrsverhaltens durch biografische Schließungen. Die Eingangsfrage, ob eine Umdeutung des privaten Autos zu einem kollektiv genutzten Verkehrsmittel,
gleichsam als Partner in einem umfassenden intermodalen Verkehrsangebot, im großen Stil
möglich und wahrscheinlich ist, ist nach den hier skizzierten Befunden des Cash-car-Feldversuchs (1998-2003) wohl zu verneinen. Die Lehre aus diesem Experiment ist eindeutig: Die
Chancen für eine Umdeutung des privaten Autos in modernen Gesellschaften stehen schlecht.
Zu sehr ist das Artefakt Automobil zum Bestandteil moderner Lebensweisen geworden.
(ICG2)
[155-F] Compagna, Diego, Dipl.-Soz. (Bearbeitung):
Digital-Game- & Gamer-Szenen-Forschung
INHALT: Das empirische Feld der "Gamer-Szene" erlaubt wie kaum ein anderes Einblicke in
Aspekte von technikzentrierter Lebensführung sowie technikvermittelter sozialer Beziehungen. Die wissenschaftliche - insbesondere soziologische - Erforschung von Videospielen und
deren SpielerInnen hat in Deutschland vergleichsweise wenig stattgefunden und ist auch deshalb ein interessantes Forschungsgebiet. Die theoretischen Vorarbeiten für eine (technik-)soziologische Erforschung der Gamer-Szene laufen seit Mitte 2007. Für den Sommer 2008 ist
eine erste Feldphase (Empirie) geplant. Aktive TeilnehmerInnen dieses (bislang) nicht finanzierten Projektes sind Daniel Böss, Stefan Derpmann, Imy Klein und Arne Maibaum.
ART: BEGINN: 2007-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Soziologie Lehrstuhl für Gesellschaftsvergleich und die Gesellschaft Japans
(47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-3703, Fax: 0203-379-1829,
e-mail: [email protected])
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
105
[156-L] Endres, Klaus:
Lebenswelt der deutschen Jäger: zwischen Tradition und Moderne: Sozialstruktur,
gesellschaftlicher Kontext, Alltagsorientierungen und Verhalten im Revier, (Marburger
Beiträge zur Sozialwissenschaftlichen Forschung, Bd. 14), Berlin: Lit Verl. 2007, 327 S., ISBN:
978-3-8258-1010-8
INHALT: Die zahlenmäßig und ökonomisch nicht unbedeutende, mit einer langen Tradition versehene Habitusgruppe der Privatjäger in Deutschland interagiert sozial weitgehend verborgen
in ihrer ureigenen Lebenswelt in den jeweiligen Pachtrevieren. Der Verfasser gibt eine dichte
Beschreibung dieser Lebenswelt auf der Basis von 20 qualitativen Interviews mit Jagdpächtern, Mitpächtern, Jagdaufsehern und Jagdgästen sowie teilnehmender Beobachtung. Er beschreibt (1) soziale Positionen und Sozialstruktur der Jäger (Schicht- und Milieuzugehörigkeit, Rollenbild, Jagd als Freizeitaktivität), (2) die jägerliche Lebenswelt in der modernen Gesellschaft (Subkultur Jägerschaft, Selbst- und Fremdbilder, Lebensstil, soziale Einflüsse) und
(3) die Besonderheiten der Lebenswelt der Jäger (Bedeutung des jagdlichen Brauchtums,
Weidgerechtigkeit, Verhalten während der Ansitzjagd). (ICE2)
[157-L] Halm, Dirk:
Freizeit, Medien und kulturelle Orientierungen junger Türkeistämmiger in Deutschland, in:
Hans-Jürgen von Wensierski, Claudia Lübcke (Hrsg.): Junge Muslime in Deutschland :
Lebenslagen, Aufwachsprozesse und Jugendkulturen, Opladen: B. Budrich, 2007, S. 101-113,
ISBN: 978-3-86649-056-7 (Standort: UB Bonn(5)-2007/5632)
INHALT: Der Beitrag zu den Orientierungsmustern junger Muslime in Deutschland untersucht
auf der Basis quantitativer Daten von 2002 den Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten,
Mediennutzung und kultureller Orientierung türkischstämmiger Jugendlicher. Der Autor geht
davon aus, dass die Akkulturationsleistung der Jugendlichen über das Mediennutzungsverhalten und das Wahrnehmen von deutsch-türkischen Freizeitangeboten bestimmbar ist: Je geringer das kulturelle Kapital, desto unwahrscheinlicher die Inanspruchnahme höherschwelliger
Angebote und Medien der Mehrheitskultur. Die Herausbildung bikultureller Orientierungen
ist offenbar begleitet durch eine größere Kommunikationsfähigkeit und kulturelle Anschlussfähigkeit, die wahlweise in unterschiedlichen kulturellen Kontexten und in der Nutzung unterschiedlicher Medien eingesetzt werden kann. Akkulturation muss also nicht in der Entwicklung einer deutschen Identität münden - vielmehr bilden sich deutsch-türkische Mischidentitäten heraus, die mehr oder weniger brüchig sein können. (ICG2)
[158-L] Haustein, Sabine:
Vom Mangel zum Massenkonsum: Deutschland, Frankreich und Großbritannien im
Vergleich 1945-1970, (Campus Forschung, Bd. 910), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2007,
230 S., ISBN: 978-3-593-38203-6 (Standort: UB Bonn(5)-2007/6554)
INHALT: Die Verfasserin vergleicht den weitreichenden Umschwung im modernen Konsum in
einem klassischen Land der Konsummoderne, Großbritannien, mit der nachholenden Entwicklung des Konsums in Deutschland und Frankreich. In einem ersten Teil wird der soziale
und wirtschaftliche Kontext der Konsumentwicklung herausgearbeitet. Die Verfasserin untersucht den Einfluss von Arbeit, Zeit und Geld auf Konsumentfaltung und Freizeit sowie die
106
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
Zugangsbedingungen der sozialen Schichten und Geschlechter, um so die Bedeutung des
strukturellen Kontextes zu erfassen. Am Beispiel von Ausgabenmodellen von durchschnittlichen Familienhaushalten wird im zweiten Teil nach Verschiebungen in den Verbrauchsausgaben sowie nach den Entwicklungen in den Konsumbereichen Ernährung, Wohnen, Mobilität,
Kommunikation und Freizeit gefragt. Hier stehen die sozialen Funktionen des Konsums im
Vordergrund sowie das Abschleifen schichtspezifischer Unterschiede bei bestimmten Konsumgütern. Am Beispiel von Urlaubsreisen ins In- und Ausland werden die Verzahnung von
Konsum und Freizeit und ihr Wechselspiel mit Einkommen, Beruf, Alter und Geschlecht analysiert. Während die hohen Anteile von Verbrauchsausgaben für Ernährung bis in die 1960er
Jahre zurückgehen, nehmen die Ausgaben für Wohnen, Verkehr und Kommunikation zu.
(ICE2)
[159-F] Haut, Jan, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Emrich, Eike, Prof.Dr. (Betreuung):
Sportliche und kulturelle Praxis in Deutschland - zur Validität der kultursoziologischen
Theorie Pierre Bourdieus
INHALT: Überprüfung der Theorie Bourdieus auf empirische Belegbarkeit in Deutschland; Untersuchung von Unterschieden zwischen Deutschland und Frankreich in Bezug auf Sport und
Kultur; Analyse der Praxisschemata in den Feldern der Kultur und des Sports im Vergleich.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Frankreich
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch; Standardisierte Befragung, schriftlich. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen
des Projekts.
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Saarbrücken, Fak. 05 Empirische Humanwissenschaften, Sportwissenschaftliches Institut Arbeitsbereich Sportsoziologie, Sportökonomie (Postfach 151150,
66041 Saarbrücken)
KONTAKT: Institution (Tel. 0681-302-2504)
[160-L] Jütting, Dieter H. (Hrsg.):
Fußball im Westen: empirische Studien und verbandliche Projekte, (Edition Global-lokale
Sportkultur, Bd. 22), Münster: Waxmann 2007, 230 S., ISBN: 978-3-8390-1830-1
INHALT: "Fußball im Westen erinnert die geschichtsbewussten Fußballfans an den Beginn des
Fußballs an Rhein und Ruhr, Emscher und Lippe, an den Westen Deutschlands, an die ehemalige Oberliga West und den ehemaligen Westdeutschen Fußballverband. Der Band versammelt Beiträge, die alle mit dem Fußball im Westen zu tun haben und mit den beiden Fußballverbänden Westdeutscher Fußball- und Leichtathletikverband und Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen. Es werden wissenschaftliche Ergebnisse aus Untersuchungen über
Seniorenfußballer, Alte Herren und Fußballerinnen berichtet, über Amateurtrainer aus verschiedenen Ligen und über Ehrenamtliche in Vereinsvorständen. Die beiden Verbandsprojekte 'Fußball im Ruhrgebiet' und 'Deutsche Fußballroute NRW' werden ausführlich vorgestellt.
Der Band wird eröffnet mit einem längeren Essay über die mehrjährige Vortragsreihe 'Lokalglobale Fußballkultur' des Instituts für Sportkultur und Weiterbildung der Universität Münster." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dieter H. Jütting, Guido Kellermann: Lokal-globale
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
107
Fußballkultur. Rückblick auf die Vortragsreihe des Akademischen Fußballteams (13-34);
Dieter H. Jütting, Neil van Bentem: Der Vereinsehrenamtsbeauftragte: eine Innovation des
Deutschen Fußballbundes auf dem Weg in die Praxis (35-46); Daniel Schönert: Führungskräfte in (semi-)professionellen Fußballklubs: Soziodemographische Profile (47-74); Axel
Kreutzer: Jugendliche Fußballspieler auf dem Weg zum Profi. Eine Begleitstudie am Beispiel
der Talentförderung des Fußballzweitligisten VFL Osnabrück (75-102); Melanie Rother: Die
Amateurfußballerinnen - die weibliche Seite einer populären Alltagskultur (103-124); Guido
Kellermann: Die Amateurfußballspieler - Karrieremuster und Leistungsniveau im sozialen
Kontext (125-152); Dieter H. Jütting: Die vertrauten Unbekannten des Fußballs. Die Trainer
im Amateurfußball (153-170); Klaus Hefner: Idealisten im Spannungsfeld zwischen Ehrenamt und Profession. Fußballtrainer in unteren Amateurligen (171-208); Markus Cool: Fußballleidenschaft und Arbeitshobby. Fußballtrainer in oberen Amateurligen (189-208); Gregor
Gdawietz, Roland Leroi: Deutsche Fußball Route NRW - ein Projekt des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes (209-218).
[161-L] Jütting, Dieter H. (Hrsg.):
Wer läuft denn da?: Studien zur Laufbewegung, (Edition Global-lokale Sportkultur, Bd. 24),
Münster: Waxmann 2007, 125 S., ISBN: 978-3-8309-1832-5 (Standort: UB Dortmund(290)Yn2293)
INHALT: "Fast zu jeder Tageszeit kann es passieren, dass man Menschen begegnet, die in sportlicher Kleidung laufend unterwegs sind. Man sieht sie auf den Straßen und in den Parks der
Städte, aber auch auf dem Lande in der freien Natur, Jüngere und Ältere, Dicke und Dünne,
eher Männer als Frauen, manche sind flott und elegant unterwegs, andere eher langsam und
mühsam. Man sieht sie allein, zu zweit oder auch in kleinen Gruppen. Diese Phänomene sind
heutzutage - anders als zu Beginn der Laufbewegung Mitte der 1960er Jahre - allen vertraut.
Heute ist Laufen vor allem in den entwickelten, reicheren Gesellschaften zu einem Alltagsphänomen geworden, in denen harte körperliche Arbeit, die Beanspruchung der Alltagsmotorik, nur noch eine geringe Rolle spielt und die stattdessen durch Bewegungsmangel und den
bekannten Anstieg der Zivilisationskrankheiten gekennzeichnet sind. Jogging und Running
werden als Reaktionen auf diese gesellschaftliche Entwicklung angesehen und als Elemente
eines gesunden, sportiven Lebensstils. Wer läuft denn da, wer sind nun diese aktiven, gesundheitsbewussten Zeitgenossen? Auf diese Frage gibt der vorliegende Band einige Antworten.
In mehreren Beiträgen werden die Marathonis in den Blick genommen, sowohl Erfahrene als
auch Anfänger sowie insbesondere junge Frauen. Behandelt werden die Volksläufe, wer sie
wie managt, wer daran teilnimmt und wie sie sich entwickelt haben. Der Band wird eingeleitet mit einem Essay über den Zusammenhang von Laufen und Skulpturen im öffentlichen
Raum und abgeschlossen mit einem Beitrag über das Laufen im Kontext individueller und gesellschaftlicher Veränderungen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dieter H. Jütting: Einleitung (7); Dieter H. Jütting: Joggend auf den Spuren der Skulpturen. Zum Verhältnis von
Politik, Kunst und Sport im öffentlichen Raum (9-28); Ulrike Müller: Marathon im Lebenszusammenhang von jungen Frauen in Deutschland und England (29-44); Simone Reinermann:
"In 330 Tagen zum Marathon" - Teilnehmerstudie zu einem Marathonvorbereitungsprogramm (45-61); Jürgen Schwark: "Laufen und Geld mitbringen" - Regionalwirtschaftliche Effekte des Karstadt-Ruhr-Marathons (63-73); Sarah Stickdorn: Auf den Spuren Zatopeks Eine qualitative Studie zum Marathonlauf als Freizeitsport (75-86); Dieter H. Jütting, Stefanie
Tiedke: Der Volkslauf "Rund um das Schloss": Portrait eines Laufevents (87-102); Bernd
108
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
Schulze: Organisation und Teilnehmerstruktur von Volksläufen (103-115); Hans-Jürgen
Schulke: Lebenslauf: Ikarus im Vorübereilen (117-125).
[162-L] Kucher, Katharina:
Der Gorki-Park: Freizeitkultur im Stalinismus 1928-1941, (Beiträge zur Geschichte
Osteuropas, Bd. 42), Wien: Böhlau 2007, VI, 330 S., ISBN: 978-3-412-10906-6 (Standort: UB
Bonn(5)-2007/4876)
INHALT: Gewaltherrschaft und Not auf der einen Seite, expandierende Freizeitkultur auf der anderen - die Untersuchung macht am Beispiel des Moskauer Gorki-Parks deutlich, wie vielschichtig die gesellschaftliche Realität des Stalinismus vor dem Zweiten Weltkrieg war. Im
Zentrum steht der sich in all seinen Facetten während der 1930er Jahre entfaltende Kulturpark. Der Kulturpark war mit seiner Gestaltung, seiner Lage und seinem Programm eine Reaktion auf die sozialen Folgen der Zwangskollektivierung und der forcierten Industrialisierung, die zu einer Hyperurbanisierung Moskaus führten. Die Verfasserin stellt die Gründung
des Moskauer Kultur- und Erholungsparks 1928 dar, das Angebot des Gorki-Parks in den
1930er Jahren, die Stalinismus-typischen Gestaltungselemente, Verwaltung, Personal und Besucher. Am Ende der Untersuchung steht die Frage nach der physischen Vereinnahmung des
Parks durch die Obrigkeit und dem weiterhin behaupteten Freiraum. Es wird deutlich, dass
der Park keinesfalls eine "Gegenwelt" war, sondern in seinem vehementen Struktur- und Ordnungsanspruch durchaus Bestandteil des stalinistischen Herrschaftssystems. (ICE2)
[163-L] Niekrenz, Yvonne:
Vielfalt in Uniform: Jugend, Jugendkulturen und Mode im Zeitalter der Globalisierung, in:
Dirk Villányi, Matthias D. Witte, Uwe Sander (Hrsg.): Globale Jugend und Jugendkulturen :
Aufwachsen im Zeitalter der Globalisierung, Weinheim: Juventa Verl., 2007, S. 255-265, ISBN:
978-3-7799-1746-5
INHALT: "Sprechen wir von einer Weltjugendmode, so meinen wir das beobachtbare Phänomen,
dass Jugendliche sich weltweit in ihrer Art, sich zu kleiden, schrittweise annähern. Regionale
und lokale Besonderheiten sowie die Komplexität von Bedeutungen, die der Kleidung verliehen werden, sind die Garantie dafür, dass wir im Zeitalter der Globalisierung gerade wegen
der Empfänglichkeit der Jugendlichen für Neues und ihrer Innovativität weit entfernt sind von
einem kulturellen Einheitsbrei in Sachen Kleidung." (Autorenreferat)
[164-F] Schuster, Nina, M.A. (Bearbeitung); Sturm, Gabriele, Dr.habil. (Betreuung):
Subkulturelle Öffentlichkeiten als Orte sozialer Praktiken der Vergeschlechtlichung - eine
ethnographische Studie am Beispiel Drag Kings
INHALT: Diese ethnographische Feldstudie untersucht die freizeitbezogene und politische Kultur
von Drag Kings und Transgender, deren Orte, Veranstaltungen und sozialen Praktiken. Im
Zentrum steht die Frage nach der Produktion und den Besonderheiten von Räumen, die sich
selbst als nicht hegemoniale und heteronormativitätskritische verorten. Diese Raumproduktion wird anhand materieller Orte und der vorzufindenden sozialen Praktiken untersucht. Fragestellungen und Thesen: Die Forschungsfragen der Arbeit lauten, in welcher Form Drag
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
109
Kings und Transgender Raum produzieren, was diese Räume ausmacht und welche Rolle materielle Orte und soziale Praktiken für die gesellschaftliche Akzeptanz von Drag Kings und
Transgender spielen. Leitende These der Arbeit ist, dass komplexe neue Subjektpositionen
wie die von Drag Kings und Transgender, die Geschlechter und Sexualitäten thematisieren,
auch neue soziale wie materielle Räume schaffen. Daran anschließend wird davon ausgegangen, dass diese Räume nicht gänzlich neu geschaffen werden, quasi aus dem luftleeren Raum,
sondern dass sie sich an Schnittstellen verschiedener bereits existierender sozialer und materieller Räume entfalten. Eine zweite These geht davon aus, dass auch das untersuchte soziale
Feld sich gegenüber anderen sozialen Feldern abgrenzt. Daher wird sowohl Zugängen zum
Feld als auch Ausschlüssen aus dem Feld nachgegangen und untersucht, inwiefern soziale
Normen dabei wirksam sind, und wenn, welche dies sind. Diesem Aspekt zugeordnet ist die
These, dass im Zusammenhang mit Ein- und Ausschlussmechanismen die Zugehörigkeit zu
bestimmten sozialen Positionierungen eine zentrale Rolle spielt, was wiederum wichtige Hinweise auf den Charakter des untersuchten Feldes geben kann. Eine dritte These lautet, dass
bestimmte Orte und soziale Praktiken den Entwurf von Alternativen zu herrschenden Geschlechts- und Sexualitätsdispositiven eher begünstigen, als andere. Das Ziel der Studie ist,
ein Konzept zur Produktion nicht hegemonialer, heteronormativitätskritischer Räume zu entwerfen und zu untersuchen, welche Rolle dabei Orten, sozialen Praktiken und sozialen Normen zukommt. ZEITRAUM: ca. 2000-2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland, insb. Köln, Berlin
METHODE: teilnehmende Beobachtung; Ethnographie DATENGEWINNUNG: Beobachtung,
teilnehmend. Feldforschung durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2003-10 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Technische Universität Dortmund, Fak. Raumplanung, Fachgebiet Stadt- und
Regionalsoziologie (44221 Dortmund)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[165-L] Schwier, Jürgen:
Die Welt der Ultras: eine neue Generation von Fußballfans, in: Sport und Gesellschaft :
Zeitschrift für Sportsoziologie, Sportphilosophie, Sportökonomie, Sportgeschichte, Jg. 2/2005, H.
1, S. 21-38
INHALT: "Mit der Ultra-Bewegung hat sich in den letzten Jahren eine neue Generation von Fußballfans in den Stadien zu Wort gemeldet, deren erlebnisorientierte und widerspenstige Inszenierungen zugleich als Medium und als Motor von Wandlungstendenzen der Fankultur interpretiert werden können. Die Ultras weisen dabei eine ausgeprägte Tendenz zur Selbstdarstellung und Selbstmediatisierung auf. Sie sind eine ausgeprägt öffentlichkeitsorientierte Subkultur, die nicht nur in der Fankurve des Stadions den Ton angeben, sondern auch von Vereinen,
Verbänden und Medien als Sprachrohr der Fußballanhänger wahrgenommen werden will. Im
Rekurs auf Goffmans Studien zur Selbstdarstellungspraxis im Alltagsleben versucht der vorliegende Beitrag zentrale Facetten dieser neuen Form des Fantums nachzuzeichnen, wobei
das Selbstverständnis der Ultras, ihre Zusammensetzung und Organisation sowie ihre Aktions- und Präsentationsformen im Zentrum stehen." (Autorenreferat)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
[166-L] Schwier, Jürgen:
Jugendkulturen und Sport im Zeitalter der Globalisierung, in: Dirk Villányi, Matthias D.
Witte, Uwe Sander (Hrsg.): Globale Jugend und Jugendkulturen : Aufwachsen im Zeitalter der
Globalisierung, Weinheim: Juventa Verl., 2007, S. 299-308, ISBN: 978-3-7799-1746-5
INHALT: Die Entwicklung des Sports wird maßgeblich durch die Globalisierung des ökonomischen, politischen und kulturellen Austausches vorangetrieben. Es entsteht ein Netzwerk von
nationalen und supranationalen Administrationen, Verbänden, Vermarktungsagenturen und
Medienkonzernen, die herausragende Sportevents mit nahezu grenzenloser kultureller Relevanz produzieren. Am Beispiel jugendlicher Fußballfans wird gezeigt, wie diese Tendenzen
einer Globalisierung des Sports in die Handlungspraxis jugendlicher Bewegungskulturen hineinwirken. (GB)
[167-L] Vinnai, Gerhard:
Fußballkult als Lebensersatz, in: Psychologie und Gesellschaftskritik, Jg. 32/2008, H. 1 = Nr.
125, S. 85-95 (Standort: USB Köln(38)-XG4295; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag nimmt die Fußballweltmeisterschaft 2006 als Ausgangspunkt kritischer
Diskussion des Fußballkults als Lebensersatz. Die kapitalistisch geprägte Vergesellschaftungsform isoliert die Menschen trotz ihrer wachsenden Abhängigkeit voneinander. Sie benötigt deshalb einen sozialen Kitt, welcher Fiktionen der Zusammengehörigkeit stiftet, wie ihn
der organisierte Fußballsport zur Verfügung stellt. Der Fußballsport enthält Möglichkeitsräume, die sinnvolle soziale Einstellungen bei Jugendlichen hervorbringen können. Unter seinen
gegenwärtigen, vom Markt bestimmten Organisationsformen wird er aber zu einer Schule des
Konformismus, in der Fußballstars, als ideale Repräsentanten des gegenwärtigen Kapitalismus, zu Vorbildern von Jugendlichen werden. Die Tore auf dem Fußballfeld werden so zu Eigentoren von Beherrschten." (Autorenreferat)
[168-L] Winter, Rainer:
Das Geheimnis des Alltäglichen: Michel de Certeau und die Kulturanalyse, in:
Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft
für Soziologie, Jg. 32/2007, H. 4, S. 21-39 (Standort: USB Köln(38)-XH2528; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; www.oezs-digital.de/)
INHALT: "Seit den 80er Jahren hatten Michel de Certeaus Analysen des Alltagslebens großen
Einfluss auf die Entwicklung der Cultural Studies. So wurden Konsum- und Rezeptionspraktiken, z.B. in den Arbeiten von John Fiske, als widerständige Taktiken beschrieben. Allerdings wurden viele Aspekte seiner komplexen Theorie nicht beachtet. Vor diesem Hintergrund werden seine Arbeiten im Folgenden im Kontext von Alltagstheorien diskutiert. Die
Analyse zeigt, dass das Potential der kritischen Kulturanalyse von de Certeau erst noch entdeckt und realisiert werden muss. So hat er eine subtile Theorie alltäglicher Praktiken entwickelt, eine Wissenschaft der Singularität entworfen und die Verhältnisse von Alltag und Unbewusstes/ Alltag und Utopie erforscht." (Autorenreferat)
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
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[169-L] Wurm, Maria:
Türkische Diskotheken - Treffpunkt der Parallelgesellschaft?, in: Medien und Erziehung :
Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 51/2007, H. 5, S. 43-47
INHALT: "Durch technische Entwicklungen wie das Satellitenfernsehen und das Internet trat die
türkische Popmusik in den 1990er Jahren einen Siegeszug in Deutschland an." Gründungen
von türkischen Diskotheken folgten und wurden von der deutsche Politik mit Misstrauen beobachtet, man fürchtet, ethnisch ausgerichtete Musikclubs (so wie auch Sportvereine) könnten der Integration hinderlich sein. Der Beitrag gibt einen Einblick in die weitgehend unbekannte türkische Diskothekenkultur in Deutschland. Obwohl in den türkischen Diskotheken
in Deutschland "zur späten Stunde" auch ein anatolischer Rundtanz getanzt wird, orientieren
sich die Diskotheken nicht an der traditionellen türkischen Kultur. Sie sind schick, teuer und
trendbewusst, finden in angesagten Clubs statt und es wird Wert auf gepflegtes und modisches Äußeres gelegt. Anders als in den konventionellen Diskotheken, die von Türken viel
besucht werden, wird in den türkischen Diskotheken ihre Abstammung nicht thematisiert
oder problematisiert - eine Situation, die die Jugendlichen wohl selten vorfinden "und die deshalb großen Erholungswert für sie haben dürfte". (PT)
[170-L] Wyss, Ursula:
Arbeitszeitformen und Freizeitverhalten: eine Zeitbudgetuntersuchung, (Berner Studien zu
Freizeit und Tourismus, Bd. 46), Bern 2006, 308 S., ISBN: 3-905666-04-9 (Standort: IAB685.0101; Graue Literatur)
INHALT: "Seit einigen Jahren wird befürchtet, dass die gesellschaftliche Arbeits- und Freizeitlandschaft zunehmend durch Deregulierung und Flexibilisierung unter Druck gerät. Zeitinstitutionen wie das arbeitsfreie Wochenende und der Feierabend könnten durch ausgreifende
Wochenend- und Schichtarbeit sowie die Aufhebung von Ladenschlusszeiten als kollektive
Ruhe- und Sozialzeiten in Frage gestellt werden. Das Buch befragt anhand einer eigenen Zeitbudgeterhebung Schichtarbeitende der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Es zeigt die
Auswirkungen von unregelmässigen Arbeitszeiten auf die Freizeit und das familiäre Umfeld.
Theoretisch stützt sich die Untersuchung auf das soziologische Konzept des Sozialkapitals
und bietet dabei eine anschauliche praxisorientierte Umsetzung." (Autorenreferat)
[171-L] Zifonun, Darius:
Zur Kulturbedeutung von Hooligandiskurs und Alltagsrassismus im Fußballsport, in:
Zeitschrift für Qualitative Forschung, Jg. 8/2007, H. 1, S. 97-117 (Standort: USB Köln(38)XG9044; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Dieser Essay diskutiert die Frage nach dem Sinnzusammenhang zwischen rechter Gewalt und Alltagsrassismus in der Fußballwelt. Es wird argumentiert, dass die Betonung des
(marginalen) Phänomens des rechten Extremismus und seine Verknüpfung mit Rassismus
und Hooliganismus den (weitverbreiteten) Rassismus in den niedrigen Amateurklassen verdeckt. Indem sie ihre moralische Abscheu vor dem Hooliganismus zum Ausdruck bringen,
sind Angehörige der Fußballwelt dazu in der Lage, sich symbolisch vom Alltagsrassismus zu
befreien. Ausgehend von Ergebnissen einer qualitativen Untersuchung im Mannheimer Fußballmilieu und von Gary Armstrongs Studie der 'Blades' aus Sheffield, wird gezeigt, wie
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
Rechtsextremismus (im elitären Hooligandiskurs) und Alltagsrassismus (im Amateurfußball)
- jeder für sich und in ihrer Wechselwirkung - im Zentrum der Gesellschaft Ordnung und Stabilität entfalten. In einem ersten Schritt werden die kulturelle und politische Logik der Hooliganwelt und der Ultrabewegung rekonstruiert. Dabei zeigt sich, dass beide Milieus in keiner
systematischen Beziehung zum Rechtsextremismus stehen. Anschließend wird, ausgehend
von den Erfahrungen 'türkischer' Migranten in niedrigen Amateurspielklassen, argumentiert,
dass sich drei Typen rassistischen Verhaltens unterscheiden lassen. Diese Handlungs- und
Deutungsweisen beschränken sich keineswegs auf gesellschaftliche Randgruppen. Vielmehr
gehören sie zum Allgemeinwissen und Standardverhaltensrepertoire dieser Teilwelt des Fußballmilieus." (Autorenreferat)
1.8
Kulturelle Identität
[172-F] Bender, Annika (Bearbeitung); Kranemann, Benedikt, Prof.Dr. (Leitung):
Der christliche Sonntag als Beitrag zur kulturellen Identität Europas (Teilprojekt im Rahmen des Gesamtprojekts "Mobilisierung von Religion in Europa")
INHALT: Im Zuge des veränderten Umgangs mit Festkultur in multikulturellen Gesellschaften
und einer ausführlichen Wertediskussion ist zu beobachten, dass der Sonntag als arbeitsfreier
Tag mehrheitlich zwar noch gesellschaftlich akzeptiert wird, als kirchlicher Feiertag aber einem Bedeutungswandel unterliegt. Zentrale Versammlungen der katholischen Kirche beschreiben den Sonntag als "Herrentag", an dem das Pascha-Mysterium Jesu Christi gefeiert
wird. Als erster Tag der Woche stellt dieses Fest "Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres" dar. Durch die Analyse einzelner Elemente der Feier der Eucharistie und der
Tagzeitenliturgie soll aufgezeigt werden, welchen Beitrag die Liturgie der römisch-katholischen Kirche zur kulturellen Identität und damit zum Zusammenleben in pluralistischen Gesellschaften wie der Europas zu leisten vermag. Die katholische Kirche formuliert ihr Verständnis diesbezüglich in den Dokumenten, die analysiert werden. Paradigmatisch soll die gegenwärtige Situation des kirchlichen Sonntags an Deutschland als nationalem Kontext besprochen werden.Daneben bedarf es einer Untersuchung möglicher Diskrepanzen des formulierten Anspruchs zur gottesdienstlichen Praxis. Dargestellt werden soll, ob es sich bei
Deutschland um einen Sonderfall handelt oder vergleichbare Tendenzen in anderen europäischen Ländern zu verzeichnen sind und ob aus der kirchlichen Positionierung und bestehenden Traditionen zum Sonntag ein Gewinn für den gesellschaftlichen Diskurs in multikultureller und pluralistischer Gesellschaft abgeleitet werden kann. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Europa
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und
Forschung
INSTITUTION: Universität Erfurt, Erziehungswissenschaftliche Fakultät (Postfach 900221,
99105 Erfurt)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0361-737-2566, e-mail: [email protected]);
Bearbeiterin (Tel. 0361-737-2568, e-mail: [email protected])
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
113
[173-L] Bendix, John; Bendix, Regina:
Europa-Stereotype im amerikanischen Alltagsleben: Meinungsbilder und
Alltagsimpressionen mit besonderem Augenmerk auf die Österreich-Wahrnehmung, in:
Joachim Brügge, Ulrike Kammerhofer-Aggermann (Hrsg.): Kulturstereotype und unbekannte
Kulturlandschaften - am Beispiel von Amerika und Europa : erweiterter Tagungsband des
gleichnamigen Symposions im Rahmen der Internationalen Sommerakademie, 5. und 6. August
2005, in Kooperation der Univ. Mozarteum Salzburg mit der Paris Lodron Univ. Salzburg u. dem
Salzburger Landesinstitut für Volkskunde, Anif: Müller-Speiser, 2007, S. 93-109, ISBN: 978-3902537-08-9 (Standort: UB Essen(465)E11/EGN1148)
INHALT: Generell scheint das Interesse der amerikanischen Bevölkerung an geographischen
Fakten und internationaler Politik gering zu sein. Zusätzlich ist ein stark polarisierendes Denken feststellbar. Die Medien berücksichtigen "das Ausland" nur insofern, als es für amerikanische Interessen relevant scheint. Ein spezifischen "Österreichbild", das über die allgegenwärtige Mozartkugel hinausginge, lässt sich nicht ausmachen. Europa erscheint im amerikanischen Alltagsleben als ein Ganzes, nicht als komplexe politische und historische Vielfalt. Fixpunkte des amerikanischen Alltagsbildes von Europa sind die beiden Weltkriege und signifikante Städte. (ICE2)
[174-F] Braun, Michael (Bearbeitung):
Pastor Zond und Tulse Luper: Figuren des Migranten und des Reisenden als Medien transkultureller Identität
INHALT: Erschütterungsprozesse und kulturelle Verwerfungen symbolischer Ordnungen machen
die Erfahrung von Fragmentierung und Diskontinuität unabweisbar. Ästhetische Strategien
im Umgang mit diesen Erfahrungen bilden den Fokus der Arbeit. Als wesentliches Medium
zur Einrichtung neuer Identitätsangebote ist die Kunstfigur des Reisenden und des Migranten
anzusehen, die im Zentrum des Dissertationsvorhabens steht. Ausgehend von zwei aus unterschiedlichen geographischen und kulturellen Richtungen her kommenden und agierenden
Künstlern soll diese als eine spezielle kulturelle Praxis untersucht werden: Der russische Migrant Vadim Zakharov und der britische Bourgeois Peter Greenaway setzen für ihre 'Erzählungen' performativ konstituierte Kunstfiguren ein. Als Medien einer transkulturellen Identität
bieten sie Aussichten auf eine mögliche Form kultureller wie politischer Existenz ohne fundamentalistische Absicherung und Ausgrenzung.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistesund Sozialwissenschaften (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig); Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig)
[175-F] Braun, Peter, PD Dr.; Biczó, Gábor, Univ.-Doz. Dr.habil. (Bearbeitung):
Kulturelle und interkulturelle Dimensionen des biographischen Porträts
INHALT: Das Forschungsvorhaben gilt den phänomenologischen, kulturhermeneutischen, narrativen und medialen Grundlagen eines basalen Musters unserer Welt- und Selbstwahrnehmung: dem biographischen Porträt. Dezidiert werden dabei dessen kulturelle und interkulturelle Dimensionen in den Mittelpunkt gestellt. Biographische Porträts - ob im Journalismus,
114
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
in den Sozialwissenschaften oder in der Literatur, ob als dokumentarisches Porträt, als biographische Studie oder als Autobiographie - situieren sich und konstituieren sich auf der Schnittstelle zwischen personaler und kultureller Identität. Sie gehen aus einem kulturellen Kontext
hervor, schaffen diesen jedoch zugleich - und machen ihn darüber hinaus beobachtbar und
lesbar. Die innovative Ausrichtung des Forschungsvorhabens besteht neben der Breite des zu
betrachtenden Materials darin, dass sich die Projektbearbeiter auf Lebensgeschichten konzentrieren, die von Exil, Vertreibung und Migration erzählen - die also den Bruch von einer Kultur in eine andere zu bewältigen haben und deshalb mit Prozessen der Anpassung und Assimilation ebenso konfrontiert sind wie mit einer oft erlittenen Hierarchisierung der Kulturen.
Im Wechsel von theoretischen Erörterungen und exemplarischen Fallanalysen wird danach
gefragt, in welcher Weise im Erzählen von Lebensgeschichten kulturelle Aspekte thematisiert
und vor allem in Prozessen des Deutens zuallererst geformt werden. Die Projektbearbeiter
fragen danach, wie dadurch die Herausbildung einer "kulturellen Identität" im Spannungsfeld
von Annahme und Abstoßung, von Integration und Desintegration verläuft. Sie fragen weiter,
welche spezifischen Konfliktlinien in Lebensgeschichten freigelegt werden, die den einschneidenden, manchmal traumatisch erlebten Wechsel zwischen zwei Kulturen beschreiben.
Sie fragen nach den Brüchen und Widersprüchen, nach den Mechanismen der Assimilation
und der Integration und nach den Formen des Widerstands. Und sie fragen schließlich nach
den narrativen und medialen Strategien und den symbolischen Verdichtungen der Repräsentation all dieser kulturellen und interkulturellen Aspekte. Für das Forschungsvorhaben wurden
die folgenden Themenfelder festgelegt: philosophische und kulturhermeneutische Grundlegung; Rückblick auf die Wissenschafts- und Diskursgeschichte: Vincent Crapanzano; life histories, life writing: zum Stand der narratologischen Reflexion; die mediale Zirkulation und
Rezeption von biographischen Porträts. Biographische Porträts - für die Projektbearbeiter ein
Sammelbegriff für die verschiedensten Formen von Lebensgesichten - bündeln eine Vielzahl
von Themen, die im Cluster behandelt werden. Seinen Schwerpunkt besitzt das Forschungsvorhaben im Forschungsfeld B (Erzähltheorie als Kulturtheorie), da die Frage im Zentrum
steht, auf welche Weise "Kulturen" in und durch Lebensgeschichten erzähl- und lesbar werden. Dies schließt Aspekte ihrer narrativen Verfasstheit, in der sie sich an ihre Adressaten
wenden, ebenso mit ein wie Aspekte der Rezeption. Vielfältige thematische Berührungspunkte gibt es zudem mit den Forschungsfeldern A (Identitätskulturen) und C (Transkulturelle
Hierarchien).
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"
(Fach D 173, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB
Literaturwissenschaft (78457 Konstanz)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 07531-88-3692, e-mail: [email protected])
[176-L] Demesmay, Claire:
Chancen und Herausforderungen einer europäischen Zivilgesellschaft, in: Julian NidaRümelin, Werner Weidenfeld (Hrsg.): Europäische Identität: Voraussetzungen und Strategien,
Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2007, S. 231-248, ISBN: 978-3-8329-2727-1
INHALT: Nach dem Scheitern des EU-Verfassungsprojektes im Frühjahr 2005 stellt sich der Autorin zufolge die Frage, wie die Bürger besser in den europäischen Entscheidungsfindungsprozess eingebunden werden können. Denn in einer tieferen Integration der Bürger in das politische System Europas liegt der zentrale Schlüssel zur Bildung einer öffentlichen Sphäre auf
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
115
europäischer Ebene und zur Verstärkung eines europäischen Zugehörigkeitsgefühls. Da der
Versuch, durch die institutionellen Strukturen der EU eine von den europäischen Bürgern verinnerlichte europäische Demokratie zu konstruieren, bis heute größtenteils fehlgeschlagen ist,
wird oft eine Verstärkung der partizipativen Demokratie in Erwägung gezogen. Demzufolge
kann das Europäische Parlament nicht mehr als einziger direkter Repräsentant der Bürger auf
europäischer Ebene betrachtet werden, sondern es müssen zunehmend auch Bürgerverbände
diese Aufgabe erfüllen und eine Vermittlungsrolle zwischen den Ländern Europas und den
EU-Entscheidungsträgern einnehmen. Die Autorin erörtert vor diesem Hintergrund die Rolle
und den Einfluss der europäischen Zivilgesellschaft und zeigt Ansätze zur Institutionalisierung der zivilgesellschaftlichen Arbeit im Unterschied zur Emotionalisierung der europäischen Politik auf. (ICI2)
[177-F] Escher, Anton, Univ.-Prof.Dr.; Larguèche, Abdehamid, Prof. (Bearbeitung):
Identitätskonstruktion und Vermittlung von kulturellem Erbe in tunesischen Fernsehserien
INHALT: Die Geschichte der arabischen Welt und insbesondere die Geschichte des Maghreb
sind geprägt von verschiedensten kulturellen Einflüssen. Dies spiegelt sich auch in dem heutigen kulturellen Verständnis der tunesischen Gesellschaft wieder, die sich - trotz eines ausgeprägten Nationalbewusstseins - als eine multi-, wenn nicht interkulturelle Gesellschaft versteht. Dabei bewegen sich die Konstruktion einer nationalen Identität und die Vermittlung
von kulturellem Erbe im Spannungsfeld sowohl zwischen westlich-europäischen und arabisch-islamischen Einflüssen als auch zwischen Tradition und Moderne. Dies lässt sich anhand der morphologisch völlig unterschiedlichen Gestaltung von traditioneller Altstadt, kolonialer Neustadt und neueren Stadtvierteln im Großraum Tunis aufzeigen. Indem mit den unterschiedlichen Stadtvierteln jeweils auch kulturell unterschiedliche Lebensstile und ethische
Wertesystem assoziiert werden, ergibt sich sowohl auf materieller als auch auf immaterieller
Ebene ein urbanes interkulturelles Geflecht. Dabei wird Tunis als Stadt auf verschiedenen
Ebenen inszeniert und ist wesentliches Symbol für die Konstruktion einer nationalen Identität
und ebenso Referenzobjekt für die Vermittlung von kulturellem Erbe (Patrimoine). Beides
basiert also unmittelbar auf interkulturellen Faktoren. Potenziert, transformiert und transportiert wird dieses "Bild der Stadt", indem es zum immer wiederkehrenden Motiv in tunesischen
Fernsehserien wird, die allabendlich im Monat Ramadan im ganzen Land ausgestrahlt werden. Indem die Handlungsorte in kulturell unterschiedlich geprägten Stadtvierteln angesiedelt
sind, werden direkte Verweise auf die zugrunde liegenden interkulturellen Einflüsse geschaffen. Durch das originär westlich geprägte Medium Fernsehen und das ebenfalls zunächst auf
westlichen Vorstellung basierende Format der Familienserie wird dabei eine interkulturelle
Eigendynamik geschaffen, die erneut das Bild der Stadt, und somit das Symbol nationaler
Identität als auch die Vermittlung von kulturellem Erbe (Patrimoine) prägt. Ziel des Projektes
ist es, die grundlegenden interkulturellen Faktoren herauszuarbeiten, die die Konstruktion einer nationalen Identität und die Vermittlung von kulturellem Erbe (Patrimoine) in tunesischen
Fernsehserien mitbestimmen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Tunesien, Tunis
ART: BEGINN: 2007-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Zentrum für Interkulturelle
Studien -ZISINSTITUTION: Universität Mainz, FB 09 Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften, Geographisches Institut (55099 Mainz)
KONTAKT: Escher, Anton (Prof.Dr. Tel. 06131-39-25654, Fax 06131-39-24736,
e-mail: [email protected])
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1.8 Kulturelle Identität
[178-L] Häberle, Peter:
Nationalhymnen als kulturelle Identitätselemente des Verfassungsstaates, (Wissenschaftliche
Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte, Bd. 44), Berlin:
Duncker & Humblot 2007, 115 S., ISBN: 978-3-428-12564-7 (Standort: ULB Münster(6)3F70042)
INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist das Verfassungsmaterial, das unter folgenden Gesichtspunkten aufgeschlüsselt wird: An welche Stelle einer geschriebenen Verfassung wird
die Nationalhymne platziert - im Grundlagenteil schon am Anfang oder anderwärts, etwa
(nur) in den Schlussvorschriften? Wird die Nationalhymne in der Nähe der anderen SymbolArtikel wie Siegel, Flagge, Wappen, Feiertage, Hauptstädte als kulturelle Identitätselemente
geregelt oder an anderer Stelle "für sich"? Welches sind die Beispielsformen für konstitutionell festgelegte Nationalhymnen, gibt es Grundmuster, Varianten oder Typen? Sind - neben
den Texten - auch Tonarten und Tempi festgeschrieben? Welche Themen behandeln die Texte? - etwa Vaterland, Ruhm, Kampf, Heimat, "Recht und Freiheit", die Natur, Gott, König,
Märtyrer, Afrika. Wie ist ihre Entstehungs- und Wirkungsgeschichte? Gibt es "Fehlanzeigen",
d.h. viele oder nur einzelne Verfassungen, in denen das Thema "Nationalhymne" bewusst
oder versehentlich nicht geregelt ist? Oder wird wenigstens auf Ausführungsgesetze (Delegation, auch "Schedules") verwiesen? Gibt es auch hier Unterschiede in Raum und Zeit: nach
den historischen Epochen (Monarchien, Republiken, Demokratien), klassischen Nationalstaaten hier, modernen Entwicklungsländern dort, Unterschiede auch nach Kontinenten ? Und
Verfassungskulturen ? Wo und wann sind Nationalhymnen Kontinuitätselemente? Im Kontext des Konzepts "Verfassungslehre als Kulturwissenschaft", das vom Verfasser seit 25 Jahren vertreten wird, wird die verfassungspolitische Dimension der Hymne von vorneherein
einbezogen. Es wird argumentiert, dass der Typus Verfassungsstaat der heutigen Entwicklungsstufe gut beraten ist, in seine geschriebene Verfassung Nationalhymnen am systematisch
"richtigen" Platz sowohl hinsichtlich der Musik als auch hinsichtlich des Textes zu behandeln. Das Thema "Nationalhymne" gehört in den "Kontext" der Symbol-Artikel, d.h. in die
Nähe der Regelungen zu den Feiertagen, Wappen, Flaggen, Sprachen und ähnlichen kulturellen Identitätselementen. Der konstitutionelle "Ort" der Normierung der Nationalhymne ist ein
"vorderer Platz", etwa bei den Grundlagenbestimmungen gleich eingangs einer geschriebenen
Verfassung. Es besteht eine ideelle Nähe sogar zu den Präambeln. Etwas von ihrem "Geist"
kann sich auch in der Nationalhymne (textlich) wiederfinden. Eine Aufnahme in eine etwaige
"Ewigkeitsklausel", in einigen Ländern geschehen, ist durchaus konsequent. Verweist der
Verfassungsgeber, wie vereinzelt belegt, auf ein Ausführungsgesetz zu den Nationalsymbolen
ganz allgemein oder nur speziell zu Nationalhymnen, so empfiehlt es sich, eine Zweidrittelmehrheit ausdrücklich festzulegen: Nationalhymnen gehören zur Verfassungssubstanz, einfache Gesetze werden ihrem hohen konstitutionellen Rang nicht gerecht. Der hohe "Verfassungsvorbehalt" bleibt aber theoretisch unverzichtbar. Nationalhymnen verwurzeln ein Volk
buchstäblich in der Tiefe seiner Kultur. Sie berühren den emotionalen Grundkonsens eines
politischen Gemeinwesens. Sie sprechen, wenn nicht alle, so doch viele Bürger an. (ICG2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
117
[179-L] Hochleitner, Erich; Stadler, Christian:
Europäische Identität und Werte: eine Gedankenskizze, in: Österreichisches Institut für
Europäische Sicherheitspolitik (Hrsg.): Grenzenlose EU : die Türkei und die Aushöhlung der
politischen Union, Münster: Lit Verl., 2008, S. 95-108, ISBN: 978-3-8258-0071-0 (Standort: UB
Siegen(467)-31PDXC1792)
INHALT: Die Autoren zeigen, dass die massiven Wirtschaftsentwicklungshilfen, die in den
nächsten Jahren in die neuen EU-Länder werden fließen müssen, nicht allein wirtschaftlich
rechtfertigbar sind. Sie bedürfen auch wiederum einer politischen Legitimation. Dies deshalb,
weil den schrumpfenden sozialen Systemen in den alten EU-Ländern kein reines "Solidaritätsopfer" abverlangt werden kann, ohne politische Verwerfungen im Sinne der inneren Entfremdung und Fraktionierung zu riskieren. Diese zentrifugalen Spannungen kann man nur
durch eine politische Vertiefung überwinden, sodass es sich um keine abstrakte, externe Fernsolidarität zwischen europäischen Nationalstaaten, sondern um eine interne Solidarität im
Rahmen einer politischen Union handelt. Andernfalls sind die sozialen Belastungen der
nächsten Jahre und Jahrzehnte nicht zu meistern, ohne die Union politisch zu zerrütten, wenn
nicht gar zu zerstören. Daher ist aus Gründen der binnenwirtschaftlichen Kohärenz eine politische Verdichtung der Union unerlässlich. Im Lichte des Anspruchs des Gelingens der europäischen politischen Integration stellen, so die Verfasser, eine rein rechtliche sui-generisKonzeption verbunden mit Binnenmarkt- und Währungsordnung allein keine angemessenen
Umsetzungsschritte dar. Was zum Gelingen eines solchen rechtlichen und wirtschaftlichen
Projekts unabdingbar notwendig ist, ist ein "Volk" im politischen Sinne. Man kann etwa das
viel beklagte, politische "Demokratiedefizit" der EU mit dem Umstand erklären, dass es ja
auch noch kein politisches "Volk" in der EU gibt - und Demokratie ohne Demos ist nicht
möglich. Was aber eine Bevölkerung bzw. 25 (2007: 27) Bevölkerungen zu "einem europäischen Volk" macht, das ist die als gemeinsam begriffene, europäische Identität. Diese lässt
sich aber nicht (allein) über Binnenaffinitäten generieren, sondern bedarf immer auch des je
Anderen, um das je eigene Selbst als ein solches zu begreifen. Diese Urdialektik des Selbst
mag man leugnen, aus der Welt zu schaffen vermag man sie damit aber nicht. Man kann natürlich diese Notwendigkeit der differenzierenden Identitätsstiftung bestreiten und sich nach
wie vor mit der Illusion einer multikulturellen Gesellschaft trösten - allein dagegen sprechen
zwei Argumente: Zum einen findet multikulturelle Gesellschaft in Wahrheit nicht statt - und
das, was wir in Westeuropa dafür halten, sind segmentelle, wenn auch medial lautstarke Oasen des nonkonformistischen Kleinstgruppenpartikularindividualismus, die bisher aufgrund
ihrer gesellschaftlich peripheren Stellung bestenfalls toleriert, aber keinesfalls anerkannt wurden. Und zum zweiten lässt sich mit einem Minimum an geschichtlichem Bewusstsein jedenfalls nicht bestreiten, dass Europa, um "zu sich" zu kommen, nicht nur ein homogenes
"Innen", sondern auch ein "Außen" braucht, um sich über diese Grenze letztlich auch selbst
"definieren" zu können. Wer seine Grenzen nicht kennt, verfällt dem maßlos Formlosen, dem
Einerlei, das letztlich nichts bedeutet. (ICG2)
[180-L] Irrgang, Bernhard; Winter, Sybille (Hrsg.):
Modernität und kulturelle Identität: Konkretisierungen transkultureller
Technikhermeneutik im südlichen Lateinamerika, (Dresdner Studien zur Philosophie der
Technologie, Bd. 2), Frankfurt am Main: P. Lang 2007, 138 S., ISBN: 978-3-631-56693-0
(Standort: Bayer. SB München(12)-2007.52428)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
INHALT: "Dieses Buch bietet einen Einblick in die verschiedenen Bereiche von Identität und
Modernität. Identität kann als Ich-Identität, als kollektive Identität als nationale Identität usw.
verstanden werden. Es wird von den Autoren jeweils eine spezielle Sichtweise zur Beziehung
von Modernität und Identität deutlich. In Europa wurden die in der Aufklärung entwickelten
Modernitätsprinzipien in die anerkannten Lebensformen eingegliedert. Lateinamerika entwickelte sich dahingehend anders, indem Modernität zu einer Ideologie heranwuchs, deren soziale Umsetzung bis weit ins 20. Jahrhundert von den Regierenden unterdrückt wurde oder
nur als Lippenbekenntnis existierte. Die Praxis stand dazu jedoch in krassem Widerspruch.
Als intellektuelle Haltung ist Modernität seit dem 19. Jahrhundert in Lateinamerika akzeptiert, jedoch im sozialen Alltag umgesetzt wird sie nicht. Europa entwickelt mithilfe der Modernität seine Identität und wächst mit ihr heran. Für Lateinamerika bedeutet Modernisierung
vielfach eine Aufstülpen von Prinzipien, Technologien und kulturellen Vorstellungen, die
nicht aus sich selbst erwachsen können und konnten. Die daraus resultierenden Probleme sind
vielfältig und durch jahrhundertelange Prozesse fundiert." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis:
Ricardo Salas: Hermeneutische Ethik und die Politik einer Anerkennung. Eine Interpretation
der konfliktgeladenen Verbindung von Kultur, Entwicklung und Technologie in den Mapuche-Gebieten Chiles (19-50); Fidel Tubino: Die unumkehrbare Veränderung (51-66); Felipe
Mansilla: Verstreute Überlegungen zur lateinamerikanischen Geschichte und Identität (6782); Bernhard Irrgang: Alternative Modernitäten? Modernisierung und kulturelle Identität im
südlichen Lateinamerika (83-136).
[181-F] Kuch, Birgit (Bearbeitung); Heeg, Günther, Prof.Dr. (Betreuung):
Kulturelle Identitäten und Verflechtungen im postsowjetischen Georgien am Beispiel des
Theatralitätsgefüges von Tbilisi (Arbeitstitel)
INHALT: Die politischen, ökonomischen und sozialen Transformationsprozesse, die sich seit
1991 in der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien abzeichnen, werden besonders auch auf
dem Theater der Hauptstadt Tbilisi, dem urbanen Zentrum des eher rural geprägten Landes
deutlich, und von dort aus reflektiert, sowie aktiv mitgestaltet. Ziel des Forschungsvorhabens
ist es daher, aktuelle Tendenzen in der Suche nach, der Reflexion, bzw. (Re-)Konstruktion
und Hinterfragung von kulturellen Identitäten im zeitgenössischen Theatralitätsgefüge von
Tbilisi zu untersuchen. Gleichzeitig sollen aber auch die Auswirkungen internationaler kultureller Transfers untersucht werden, und in diesem Kontext, ästhetische Strategien, die Raumbezüge und Verortungen in einer global gewordenen Welt herstellen. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Tbilisi, Georgien
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistesund Sozialwissenschaften (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig); Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig)
[182-L] Lendvai, Ferenc L.:
Nationale Identität und Republikanismus in Europa, in: Klaus-M. Kodalle (Hrsg.): Kritisches
Jahrbuch der Philosophie : Beih. 7/2007, Grundprobleme bürgerlicher Freiheit heute, Würzburg:
Königshausen u. Neumann, 2007, S. 81-86, ISBN: 978-3-8260-3583-8 (Standort: UB Trier(385)b23359)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
119
INHALT: Unter "europäischer Identität" versteht der Autor nicht die bloße Tatsache, dass wir in
einem allgemeinen Sinne des Wortes Europäer sind, weil wir auf dem Erdteil Europa leben.
Zwei Gesichtspunkte werden zur Frage nationaler Identität und Republikanismus näher erörtert. Erstens wird unter dem Begriff Europa die Europäische Union verstanden. Dieser Begriffsgebrauch ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Staaten in Europa, die noch nicht EUMitgliedsstaaten sind, als potentielle Mitglieder der Europäischen Union betrachtet werden.
Zweitens wird der Frage nachgegangen, was für eine Identität dem historisch und geographisch bestimmten Europa und was für eine Identität der Europäischen Union verliehen werden kann. Obwohl die Europäische Union kein Staat ist, sondern als eine Gruppe von Staaten
aufgefasst werden kann, und obwohl sie auch keine Nation ist, sondern als eine Gemeinschaft
von Nationen aufgefasst werden muss, hält der Autor es für angebracht, die Eigenschaften
von Nationalstaaten im Verbund mit der EU zu untersuchen. Daraus werden dann Konsequenzen gezogen, wie und in welchem Maße diese Eigenschaften auch zur Beschreibung der
Europäische Union geeignet sind und in welchem Maße die Bürger, die sich mit ihrem eigenen Nationalstaat identifizieren, eine ähnliche Identifikation mit der Europäischen Union anstreben (sollten). (ICA2)
[183-L] Meyer, Thomas:
Die Stärkung der sozialen Dimension: auf dem Weg zu einer politischen Identität der EU, in:
Julian Nida-Rümelin, Werner Weidenfeld (Hrsg.): Europäische Identität: Voraussetzungen und
Strategien, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2007, S. 153-168, ISBN: 978-3-8329-2727-1
INHALT: Im Hinblick auf die beiden Säulen der politischen Identität - die Existenz einer entscheidungsfähig institutionalisierten politischen Gemeinschaft mit Souveränitätsrechten, die
bindende Entscheidungen für ihre Bürgerinnen und Bürger treffen kann, sowie die Existenz
eines ausreichend ausformulierten politischen Projekts auf der Skript-Ebene - erfüllt die EU
nach Meinung des Autors alle notwendigen Bedingungen für die Ausbildung einer politischen
Identität. Er beleuchtet in seinem Beitrag die Dimensionen der europäischen Projektidentität,
welche seiner Einschätzung zufolge klar umrissen ist und in der politischen Sozio-Kultur der
europäischen Bürgerinnen und Bürger offenbar eine weitreichende Entsprechung findet. Er
zeigt, dass der gegenwärtige Mangel an europäischer Bürgeridentität eine Folge von drei Faktoren ist: (1) dem Fehlen einer offenen und partizipationsfördernden Regierungsweise in der
EU, (2) einer bisher nur schwachen Ausbildung einer europäischen Öffentlichkeit und (3) der
institutionell bedingten starken Diskrepanz zwischen dem sozialpolitischen Identitätsanspruch
der EU und ihren für die Bürgerinnen und Bürger erfahrbaren Output in dieser Hinsicht. Damit ist nach Ansicht des Autors zugleich der Weg markiert, den die Union beschreiten muss,
wenn sie die Entwicklung einer europäischen Identität ihrer Bürgerinnen und Bürger voranbringen will. (ICI2)
[184-L] Nieke, Wolfgang:
Kulturelle und ethnische Identitäten - als Sonderfälle der Orientierung gebenden kollektiven
Identität, in: Hans-Jürgen von Wensierski, Claudia Lübcke (Hrsg.): Junge Muslime in
Deutschland : Lebenslagen, Aufwachsprozesse und Jugendkulturen, Opladen: B. Budrich, 2007,
S. 85-100, ISBN: 978-3-86649-056-7 (Standort: UB Bonn(5)-2007/5632)
120
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
INHALT: Der Beitrag zu den Orientierungsmustern junger Muslime in dem Einwanderungsland
konzipiert vor dem Hintergrund eines kritischen Fachdiskurses über die Legitimität und
Reichweite kulturtheoretischer Kategorien in Zusammenhang mit Migrationsprozessen ein
Ordnungsmodell kollektiver Identitäten. Das Ordnungsmodell versteht sich als heuristisch, ist
also zwar durchaus theoretisch begründet, muss sich aber in seiner Ordnungsfunktion für die
Rezipienten bewähren und ist insofern als Vorschlag gemeint. Auf dieser Basis wird der Fokus auf die Klärung zentraler Begrifflichkeiten wie Kultur, Ethnie, Ethnizität und Ethnisierung und die sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Diskurse und Konflikte gelenkt. Der
Rechtfertigungs- und Akkulturationsdruck, dem Migranten mit ethnischen Identitäten in modernen Gesellschaften ausgesetzt sind, wirft dann die Frage nach dem erziehungswissenschaftlichen Umgang mit diesen Entwicklungen in der Migrationsgesellschaft auf. (ICG2)
[185-F] Rudolph, Michael, Dr.; Leistle, Bernhard, Dr. (Bearbeitung); Köpping, Klaus-Peter,
Prof.Dr. (Leitung):
Dynamik und Effektivität ritueller Performanz und die Konstituierung sozio-kultureller
Identität in Japan, Taiwan und Marokko (Teilprojekt A1 im Rahmen des Projektbereichs A
"Ritualdynamik zwischen Tradition und rezenter religiöser Praxis")
INHALT: Das ethnologische Teilprojekt (A1) beschäftigt sich mit Prozessen der Konstituierung
individueller, sozialer und kultureller Identität, welche im Medium ritueller Performanzen
stattfinden. Dabei wurde theoretisch und methodisch von einer den rituellen Praktiken eigenen Effizienz ausgegangen, die diese im konkreten Moment ihrer aktuellen Durchführung
durch Verkörperung kultureller Themen entfalten. Hinsichtlich seiner Performativität räumt
A1 dem Ritual ausdrücklich das Potential ein, die Erfahrung gesellschaftlicher Wirklichkeit
nicht nur zu bestätigen und auf diese Weise aufrechtzuerhalten, sondern auch, sie zu transformieren, bzw. überhaupt erst zu generieren. Einen Schwerpunkt des Arbeitsprogramms von
A1 bildet daher die Erforschung der performativen Wirksamkeit und Veränderungskraft von
Ritualen durch die Untersuchung von Techniken medialer (choreographische, ikonographische, musikalische, artefaktische) Inszenierung, und die damit verbundene Analyse der von
handlungs- und körperzentrierten (kinetischen, visuellen, auditiven, taktilen) Momenten getragenen ikonischen Signifikanz und indexikalischen Wirkung ritueller Praktiken. Thematisch
realisiert Projekt A1 dieses langfristige theoretische Ziel mit einem Vergleich zwischen rituellen Performanzen in postkolonialen Gesellschaften verschiedener Weltregionen. Hier ist neuerdings in den nach der Befreiung von der jeweiligen Fremdherrschaft entstandenen Nationalstaaten eine Tendenz seitens der politischen und sozialen Eliten zu beobachten, ihre Autoritäts- und Machtpositionen durch eine Instrumentalisierung von als "traditionell" und "authentisch" definierten Ritualen zu legitimieren. Eigentliche Urheber dieser Praktiken sind oft in
der Vergangenheit marginalisierte soziale Gruppen oder Kultgesellschaften, deren Status sich
durch das erwachte nationale Interesse manchmal dramatisch verändert, die sich dabei aber
auch in ihren sozialen Praktiken und ihrer kulturellen Existenz fundamentalen Ambivalenzen
unterworfen sehen. Auf der Basis der erwähnten theoretischen und methodischen Orientierung untersucht Projekt A1 empirisch anhand konkreter ritueller Performanzen die Dynamik
der Beziehungen zwischen politischen Akteuren auf lokaler und nationaler Ebene, zwischen
den kollektiven Identitäten von Mehrheitsgesellschaften und Minoritätengruppen, zwischen
der individuellen Erfahrung des einzelnen Ritualteilnehmers und den kulturellen Kontexten
seines Handelns. Themenschwerpunkte: A1.0 Konkurrierende Ritualpraktiken in Japan als
politische Strategien (Bearbeiter: Prof.Dr. Klaus-Peter Köpping); A1.1 Retraditionalisierung
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
121
oder Synkretisierung? Die Rituale von Taiwans Ureinwohnern im Spannungsfeld von Nativismus, Christentum und Elitenwettbewerb (Bearbeiter: Dr. Michael Rudolph); A1.2 Das
Streben nach Authentizität - Die performative Instrumentalisierung des populären Islam in
Marokko (Bearbeiter: Dr. Bernhard Leistle). GEOGRAPHISCHER RAUM: Japan, Taiwan,
Marokko
ART: BEGINN: 2002-08 ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Heidelberg, SFB 619 Ritualdynamik - soziokulturelle Prozesse in
historischer und kulturvergleichender Perspektive (Im Neuenheimer Feld 330, 69120 Heidelberg); Universität Heidelberg, Fak. für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie (Sandgasse 7, 69117 Heidelberg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 06221-542227, Fax: 06221-543556,
e-mail: [email protected])
[186-L] Thalmaier, Bettina:
Möglichkeiten und Grenzen einer europäischen Identitätspolitik, in: Julian Nida-Rümelin,
Werner Weidenfeld (Hrsg.): Europäische Identität: Voraussetzungen und Strategien, BadenBaden: Nomos Verl.-Ges., 2007, S. 169-195, ISBN: 978-3-8329-2727-1
INHALT: Die gegenwärtige Orientierungskrise der Europäischen Union, welche maßgeblich
durch die Erweiterungsrunde von 2004 ausgelöst und durch die beiden negativen Referenden
in Frankreich und den Niederlanden im Frühsommer 2005 verstärkt worden ist, hängt nach
Einschätzung der Autorin mit einer nur schwach ausgeprägten europäischen Identität zusammen. Da kollektive Identitäten nicht naturwüchsig oder vorhistorisch vorhanden sind, sondern
in sozialen Prozessen konstruiert werden, und sich daher auch eine europäische Identität
durch die demokratische Praxis herausbilden kann, stellt sich die Frage, wie diese Erfolg versprechend gefördert werden kann. Die Autorin erläutert in ihrem Beitrag zunächst die Gründe
für die nur gering ausgeprägte Identifikation der Bürger mit der EU, die ihrer Meinung nach
durch die Andersartigkeit der EU, das Beharrungsvermögen des nationalstaatlichen Prinzips
und das institutionelle Demokratiedefizit verursacht wird. Sie beleuchtet darauf aufbauend die
Möglichkeiten und Grenzen zur Stärkung der europäischen Identität und hebt dabei folgende
Aspekte hervor: Eindämmung von Systemdynamik und -komplexität, Abschwächung der
Geltung des nationalstaatlichen Prinzips, Stärkung der Partizipationsmöglichkeiten der Bürger, Politisierung europäischer Politik und Herausbildung einer "Streitkommunikation".
(ICI2)
[187-L] Villányi, Dirk; Witte, Matthias D.:
Glocal Clash - der globale Kampf der Kulturen im Lokalen, in: Dirk Villányi, Matthias D.
Witte, Uwe Sander (Hrsg.): Globale Jugend und Jugendkulturen : Aufwachsen im Zeitalter der
Globalisierung, Weinheim: Juventa Verl., 2007, S. 147-156, ISBN: 978-3-7799-1746-5
INHALT: Die Autoren stellen die theoretische Figur das "Glocal Clash" zur Diskussion, welche
die Aspekte der Arbeiten Samuel P.Huntingtons und Roland Robertsons zusammenführt. Um
die Idee des Glocal Clash entfalten zu können, werden Huntingtons Gegenwartsdiagnose
"Clash of Civilizations" und Robertsons Begriff der "Glokalisierung" skizzenhaft nachgezeichnet. Es wird die These formuliert, dass von einer weltkulturellen Homogenisierung
122
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.8 Kulturelle Identität
kaum auszugehen ist. Vielmehr lässt sich eine zunehmende Vielfalt an kulturellen Identitäten
beobachten. Mit ihr steigt zugleich die Zahl ethnischer Konflikte in allen Teilen der Welt, die
häufig militärisch ausgetragen werden und nicht selten ganze Gesellschaften in den Ausnahmezustand versetzen. Der lokal verortbare Alltag wird zum Austragungsort kultureller Kollisionen. Der Glocal Clash ist der alltägliche Kampf der Kulturen im Lokalen. (GB)
1.9
Politische Kultur
[188-L] Abendschön, Simone:
Demokratische Werte und Normen, in: Jan W. van Deth, Simone Abendschön, Julia Rathke,
Meike Vollmar (Hrsg.): Kinder und Politik : politische Einstellungen von jungen Kindern im
ersten Grundschuljahr, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2007, S. 161-203, ISBN: 978-3-53115542-3 (Standort: UB Siegen(467)-31OVI4816+1)
INHALT: Normen und Werte werden als ein wesentlicher Aspekt der politischen Kultur untersucht. Auf der Basis einer Reihe von Fragen nach dem "guten Bürger" zeichnet die Verfasserin eine klare Struktur in den Antworten der Kinder nach. Sie vertritt die These, dass die Kinder bereits beim Eintritt in die Schule über konsistente normative Einstellungen bezüglich Politik und den Umgang von Menschen miteinander verfügen. Diese Struktur verfestigt sich im
Laufe des Schuljahres und ändert sich offensichtlich auch unter dem Einfluss der Schulerfahrungen der Kinder. Ähnlich wie bei den anderen Themen verringern sich die gruppenbezogenen Unterschiede in der Unterstützung von Werten und Normen der Kinder im Laufe des ersten Schuljahres nicht. Die Autorin stellt große Unterschiede zwischen den verschiedenen
Gruppen, definiert auf der Basis ihrer Herkunft, fest. (ICG2)
[189-L] Ackermann, Ulrike:
Sündenfall der Intellektuellen: französische und deutsche Wahrnehmungen der Dissidenz,
in: Die Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 53/2007, H. 8 = Nr. 453, S. 7278 (Standort: USB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.kas.de//db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_11495_1.pdf)
INHALT: Nach dem Erscheinen von Alexander Solschenizyns Roman "Archipel Gulag" im Jahr
1974 wurde die französische Intellektuellenlandschaft von einem regelrechten Erdbeben erschütterte, das eine Erosion der alten politischen Lager zur Folge hatte. Zwei Jahre nach der
entscheidenden Zäsur des Gulag-Schocks kreuzten sich in Paris in dem "Front antitotalitaire"
politische Gedanken, Personen und Traditionen, deren biografische und intellektuelle Linien
bis zum Beginn der 1950er Jahre zurückverfolgt werden können, und die ihren Ausgang in
den Aktivitäten des Kongresses für kulturelle Freiheit nahmen. Kristallisationspunkt dieser
Kooperation antitotalitärer Intellektueller mit sehr unterschiedlicher politischer Tradition war
vor allem eine Konferenz in Paris im Jahr 1976 anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der
Niederschlagung der Ungarischen Revolution von 1956. Dieses symbolträchtige Ereignis verweist sehr anschaulich auf die großen Differenzen zwischen der deutschen und französischen
Rezeptionsgeschichte der Dissidenz, wie die Autorin in ihrem Aufsatz näher zeigt. (ICI2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
123
[190-L] Arjomand, Said Amir:
Islam and the path to modernity: institutions of higher learning and secular and political
culture, in: Johann P. Arnason, Armando Salvatore, Georg Stauth (Eds.): Yearbook of the
sociology of Islam : Vol. 7, Islam in process - historical and civilizational perspectives, Bielefeld:
transcript Verl., 2006, S. 241-257, ISBN: 3-89942-491-3 (Standort: USB Köln(38)-34A2864)
INHALT: Der Autor betrachtet die unterschiedlichen Wege des westlichen Christentums und der
islamischen Welt aus der Perspektive der Institutionen der höheren Bildung und ihrer Beziehung zur politischen Kultur. Diese Perspektive unterscheidet sich seiner Meinung nach
grundlegend von derjenigen, welche die Rolle der Universitäten nur in Relation zum Ursprung der modernen Wissenschaften betrachtet. Der Autor diskutiert die strukturellen und
religiösen Faktoren bei der Institutionenbildung von Hochschulen und betont dabei verschiedene Art und Weisen, sich älteren Kulturen anzunähern, wie zum Beispiel den "Madrasas".
Das Scheitern der Übersetzung der "Politik" von Aristoteles hat seines Erachtens die Entwicklung politischen Gedankenguts im Islam entscheidend beeinflusst. Die Bedeutung dieser
intellektuellen Blockade kann jedoch nur im Zusammenhang einer breiter gefassten Analyse
der islamischen Geschichte vor und nach den mongolischen Invasionen verstanden werden.
Der Autor geht vor diesem Hintergrund auch auf die Rolle von Nasir al-Din Tusi als Wesir
und Thomas von Aquin als Hochschulgelehrten ein. (ICI)
[191-L] Badura, Heinrich:
Die europäische Wertegemeinschaft im Brennpunkt zwischen Traum und Sein: zur Lage des
Wertediskurses in Österreich, in: Michael Fischer, Heinrich Badura (Hrsg.): Politische Ethik I :
Räume der Politik, Frankfurt am Main: P. Lang, 2006, S. 99-108, ISBN: 978-3-631-54742-7
(Standort: ULB Münster(6)-3F/67268)
INHALT: Die Thematik der europäischen Werte und der darauf aufzubauenden Wertegemeinschaft beschäftigt die EU in explizit dokumentierbaren Formen seit Mitte der 90er Jahre. Die
Betonung des "Primats des Menschen" gehört seither zum festen Bestandteil Richtung weisender Erklärungen und Deklarationen der Europäischen Union. Die "wahre europäische
Identität" sieht der Autor jedoch in einer gemeinschaftsbildenden visionären Fähigkeit und
vorsorgenden Tatkraft der Bürgergesellschaften der Union, realisiert im permanenten Dialog
mit Wissenschaft, Bildung, Kultur, Wirtschaft und in enger Rückkoppelung an die grenzenübergreifenden Interessensbereiche aller Bürgerinnen und Bürger, in der Schaffung von Kooperations- und Koexistenzstrukturen mit Zukunftsfähigkeit. Dies erfordert jedoch eine politische Kultur, deren "Schicksal immer von kreativen Minderheiten abhängt". Diese Problematik wird insbesondere an den österreichischen Verhältnissen (EU-Sanktionen von 2000) verdeutlicht. (ICA2)
[192-L] Butterwegge, Christoph:
Definitionen, Einfallstore und Handlungsfelder des Rechtspopulismus, in: Christoph
Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Rechtspopulismus, Arbeitswelt und Armut : Befunde aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz, Opladen: B. Budrich, 2008, S. 11-77, ISBN: 978-386649-071-0
124
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
INHALT: Dreh- und Angelpunkt des Beitrags ist die Erkenntnis, dass sich der Rechtsextremismus in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess befindet, dessen Folgen erst in Umrissen absehbar sind. Dies gilt sowohl für seine Erscheinungsformen wie auch seine Ursachen, Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten. Es wird die These vertreten, dass sich der
Rechtsextremismus modernisiert und ausdifferenziert, wobei er sowohl auf die Veränderung
der für ihn entscheidenden Wirkungsbedingungen ökonomischer, politischer und sozialer Art
reagiert als auch zunehmend Anleihen beim Zeitgeist macht, den man als neoliberal bezeichnen kann. Ausgehend vom Prozess der Globalisierung, die kaum einen Gesellschaftsbereich
ausspart und auch den Rechtsextremismus keineswegs unbeeinflusst lässt, werden in dem
Beitrag Zusammenhänge mit Geistesströmungen wie z.B. dem Standortnationalismus hergestellt sowie Erfolg versprechende Gegenstrategien entwickelt. Außerdem wird ein kategorialer Rahmen für die Analyse des Rechtspopulismus und maßgeblicher Bewusstseinformen im
Gewerkschaftsbereich abgesteckt. (GB)
[193-L] Cahill, Kevin; Johannessen, Lene (Hrsg.):
Considering class: essays on the discourse of American dream, (Transnational and
Transatlantic American Studies, Vol. 4), Berlin: Lit Verl. 2007, 213 S., ISBN: 978-3-8258-0259-2
(Standort: UB Bonn(5)-2007/9121)
INHALT: "In the 21st century hardly any aspects of human existence are left unexplored by postmodern theories and discourses of subjectivity and individuality, of hybridity and identity, of
race, gender and ethnicity. Conspicuous, however, among these critical inquiries is the relatively little attention devoted to the category of class. This absence is particularly alarming at
a time when neoliberalism and post- capitalism feed on cultural fragmentation and ideological
relativism. The contributions in Considering Class: Essays on the Discourse of the American
Dream address the (dys)functional position of class in American socio -political and cultural
reality from a variety of disciplinary perspectives. While it is open to debate whether class is
more resistant to being relativized than other categories, there is increasing recognition that
class remains a critical category with the potential to transcend the rifts and divisions that run
along lines of race, ethnicity and gender, and with the potential to reconfigure the current
American political landscape." (author's abstract). Contents: Kevin Cahill and Lene Johannessen: Introduction (1-9); Part I: Class and the Culture of Exceptionalism: Marina Moskowitz:
The Elephant in the Room: Culture, Cohesion, and Context in the American Middle Class
(13-26); Omar Schwartz: Power, Praxis, and Equity in the Struggle for Working Class Dignity (27-46); Malini Cadambi & Evan Mathew Daniel: (Re)Examining Class: Transnational
Workers and Nationalist Struggles in the late 19th Century United States (47-69); Part II: The
Discourse of Class: Rosalie Murphy Baum: Defining Working-Class Realities in Chicago and
Rocksburg, PA: 'Partial Descriptions' (73-87); Jason C. Myers and Stephen Routh: Class Presidents: Finding Evidence of Class Struggle in US Presidential Speechmaking (89-103); Masood Raja: Doctorow's Ragtime: Inserting Class in a Literary Discussion (105-116); Wuming
Zhao: Gendered Dreams arid the Hollywood Cross-Class Romance (117-129); Part III: Class
and Institutions: Tom Nesbit: Social Class and Adult Education (133-147); Ken Oldfield:
Achieving Social Class Diversity Throughout the Workforce: A Case Study of TIAA-CREF
(149-166); Part IV: Narratives of Class: Irvin Peckham: The Stories We Tell (169-182); Vivyan Adair: Class Distinctions: Mapping Poverty on the Contemporary US Class Landscape
(183-203).
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1.9 Politische Kultur
125
[194-L] Cao, Qing:
Confucian vision of a new world order?: culturist discourse, foreign policy and the press in
contemporary China, in: International Communication Gazette, Vol. 69/2007, No. 5, S. 431-450
(gaz.sagepub.com/content/vol69/issue5/)
INHALT: Der Beitrag verfolgt eine dreifache Zielsetzung. Er unternimmt erstens den Versuch,
die wichtigsten Merkmale eines kulturellen Diskurses, der die konfuzianische Vision einer
neuen Weltordnung reflektiert und Bestandteil von Chinas Außenpolitik ist, zu untersuchen.
Zweitens analysiert und bewertet er den chinesischen pragmatischen Nationalismus, der die
Grundlage einer auf Anpassung angelegten Außenpolitik ist. In diesem Zusammenhang wird
auf den umfassenden Umbau der regierenden kommunistischen Partei, die sich auf einer kulturalistischen Basis insbesondere unter der Führung von Hu-Wen in den ersten Jahren des 21.
Jahrhunderts quasi neu erfunden hat, verwiesen. Drittens wird die Rolle der Presse bei der
Verbreitung des kulturalistischen Diskurses untersucht und mit ihren Implikationen bewertet.
Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass die Auswirkung des pazifistischen konfuzianischen
Diskurses auf die äußere Wahrnehmung von China noch sehr begrenzt ist. Dies beruht auf
strukturellen Problemen, die zwischen China und der westlichen Welt bestehen, auf Komplexitäten und inneren Spannungen innerhalb des chinesischen Nationalismus und auf der internen Dynamik der Politik Chinas. (UNübers.)
[195-L] Deichmann, Carl:
Symbolische Politik und politische Symbole: Dimensionen politischer Kultur, (Kleine Reihe
Politische Bildung : Didaktik und Methodik), Schwalbach: Wochenschau Verl. 2007, 61 S., ISBN:
978-3-89974-357-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MD7100/17)
INHALT: "In der Politikwissenschaft gehören Untersuchungen über die Bedeutung von Symbolen und von symbolischer Politik als Elemente der politischen Kultur seit einigen Jahren zu
den Standards der Forschung. In der politikdidaktischen Diskussion ist eine ähnlich intensive
Beschäftigung mit den genannten Gegenständen oder wissenschaftlichen Zugängen noch
nicht festzustellen. Zwar soll nicht eine unreflektierte oder gar kritiklose Rezeption von Diskussionen in den Bezugswissenschaften der Politikdidaktik propagiert werden, doch muss die
Politikdidaktik im Rahmen ihrer spezifischen Forschungsperspektive den wissenschaftlichen
Diskurs rezipieren. Im Zentrum dieses politikdidaktischen Forschungsinteresses steht dabei
die Frage, welches politische Weltbild und welche Handlungsprädispositionen politische Bildung den politisch Lernenden vermitteln soll, damit sie in der demokratischen politischen
Ordnung ihre Bürgerrolle aktiv wahrnehmen können. Dabei wird die Politikdidaktik ihrer
Aufgabe als hermeneutischer Wissenschaft gerecht, wenn sie sich darum bemüht, die Forschungen zu denjenigen Realitätsinterpretationen aufzuarbeiten, von denen anzunehmen ist,
dass sie in besonderer Weise das politische Bewusstsein der Menschen prägen. Und es spricht
viel dafür, dass die politischen Symbole und die symbolische Politik hier eine besondere Bedeutung haben. Deshalb wird es im Folgenden um die Behandlung dieser Probleme gehen:
Das erste Kapitel dient der Reflexion über den Zusammenhang zwischen politischen Symbolen und der politischen Kultur. Hier wird deutlich werden, dass die politische Bildung nur
dann zur Analyse politischer Realität befähigen kann, wenn die Kategorie 'Symbol' neben den
in der politischen Bildung üblichen analytischen und normativen Kategorien eine zentrale
Rolle spielt. Voraussetzung für diese politikdidaktische Sicht sind Überlegungen zu einem
engen und weiten Symbolbegriff (1.2) sowie zum Symbolcharakter der Sprache (1.3). Im
126
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
zweiten Kapitel richten sich sodann die politikdidaktischen Überlegungen auf das Phänomen
der symbolischen Politik. Es wird zu fragen sein, welche Funktionen die symbolische Politik
in politischen Prozessen besitzt und in welcher Weise die politische Bildung durch die Analyse verschiedener Formen symbolischer Politik einen Einblick in die Struktur politischer Prozesse vermitteln kann (2.1). Die grundlegende Funktion der symbolischen Politik, die Komplexitätsreduzierung, wird an einem Planspiel verdeutlicht, welches zudem die fundamentale
Rolle der Medien erkennen lässt (2.2). Im dritten Kapitel werden wichtige Erscheinungsformen der symbolischen Politik wiedergegeben und analysiert. Hieraus sind politikdidaktische
und unterrichtspraktische Konsequenzen zu ziehen (3.1; 3.2)." (Textauszug)
[196-L] Engelfried, Alexandra:
Das Porträt des Präsidenten: Vladimir Putin zwischen Kunst, Kult und Kommerz, in:
Osteuropa : interdisziplinäre Monatszeitschrift zur Analyse von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft,
Kultur und Zeitgeschichte in Osteuropa, Ostmitteleuropa und Südosteuropa, Jg. 57/2007, H. 10, S.
51-66 (Standort: USB Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Gemälde mit Putins Antlitz sind in Russland weit verbreitet. Putin-Porträts erzielen
auf dem Kunstmarkt hohe Preise und haben Eingang in die Populärkultur gefunden. Künstler
nutzen die Darstellung des Präsidenten als erfolgreiche PR-Strategie. Gleichzeitig kommt in
der Nachfrage und Nutzung der Porträts ein Herrschaftsverständnis und eine Herrscherverehrung zum Ausdruck, die an zaristische und sowjetische Traditionen anknüpft. Das gilt auch
für die Formen- und Bildsprache. Der Putin-Kult ist zu einem festen Bestandteil von Kultur
und Politik in Russland geworden." (Autorenreferat)
[197-L] Fürstenberg, Friedrich:
Der Wertediskurs in der Bürgergesellschaft: auf dem Wege einer Zivilreligion?, in: Gerd
Nollmann, Hermann Strasser (Hrsg.): Woran glauben? : Religion zwischen Kulturkampf und
Sinnsuche, Essen: Klartext-Verl., 2007, S. 203-221, ISBN: 978-3-89861-794-9 (Standort: ULB
Düsseldorf(61)-rel/o/430/n796)
INHALT: Der Verfasser zeigt, dass eine unreflektierte Übernahme des Begriffs "Zivilreligion",
um gültige Wertbindungen im politischen Geschehen der Bundesrepublik zu kennzeichnen,
nicht weiter hilft. Solche Wertbindungen können Akzeptanz und Legitimation von politischen
Handlungen erst dann fördern, wenn die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sie erlebt
und als glaubwürdig anerkennt. Deshalb manifestiert sich die aktuelle Frage nach der Glaubensgrundlage einer sich als demokratisch verstehenden politischen Kultur vor allem in einer
breiten "Grundwerte-Diskussion". Gleichwohl hat der Versuch, durch Konsens über Grundsätzliches ein Werteuniversum zu schaffen, bisher keineswegs zu einem säkularen, rituell und
durch Symbole verankerten Vernunftglauben nach amerikanischem Muster geführt. Ein eklatantes Beispiel dafür ist der Konflikt um den Anspruch, als Lehrer im Unterricht an öffentlichen Schulen eine Kopfbedeckung als muslimisches Glaubenssymbol zu tragen. Eine andere
Variante bietet die Erlaubnis, das Kruzifix in bayerischen Schulen anzubringen, da es sich
hierbei um eine in der Bevölkerung anerkannte und staatlich geschützte christliche Tradition
handele. So schwankt der staatlich gesetzte Orientierungsrahmen zwischen einer Verankerung in Grundwerten als fraglos geglaubten Überzeugungen und der Anerkennung von gestaltbaren Grundrechten. Angesichts nicht eindeutiger Ergebnisse der Forschung zum Werte-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
127
wandel folgert der Autor, dass sich die gesellschaftliche Realität weniger mit Rückgriff auf
einheitlich nachweisbare Wertorientierungen als durch rationale, auf die Rahmenbedingungen
zielende Strategien gestalten lässt. Ein gesellschaftlicher Grundwertediskurs im Zusammenhang mit einem bewusst-rationalen Wertewandel und einem Bezug auf Bestandteile einer "Zivilreligion" muss auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Bereichen bei gleichzeitiger Förderung der Dialogkompetenz geführt werden. (ICG2)
[198-L] Gaber, Rusanna:
Politische Gemeinschaft in Deutschland und Polen: zum Einfluss der Geschichte auf die
politische Kultur, (Politische Kultur in den neuen Demokratien Europas), Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss. 2007, 328 S., ISBN: 978-3-531-15565-4 (Standort: UB Bonn(5)-2007 8383)
INHALT: "Ein Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die systematische Beschreibung und Erklärung der politischen Kultur in Deutschland und Polen, die über eine rein quantitative oder
rein historische Betrachtung hinausgeht, indem sie den einstellungsbasierten Ansatz der westlichen politischen Kulturforschung mit dem historisch-interpretativen Ansatz der vergleichenden Kommunismus- und Osteuropaforschung verbindet. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage
nach der kulturellen Prägekraft von Geschichte.3 Bisher beschränkte sich die Erklärung kultureller Unterschiede zwischen Ländern oder Zeitpunkten weitgehend auf mittel- und kurzfristige Einflüsse wie die politische Sozialisation in einem spezifischen politischen System
und die eigenen politischen Erfahrungen mit den Leistungen dieses Systems. Die Rolle langfristiger Faktoren wie kulturelle Traditionen und vermittelte historische Erfahrungen (Geschichte) hingegen wird zwar immer wieder erwähnt, aber kaum systematisch untersucht. An
dieser Stelle setzt die Arbeit an, indem sie nicht nur nach dem Einfluss politischer Sozialisation, sondern auch nach der kulturellen Prägekraft langfristig gewachsener Faktoren fragt: Haben kulturelle Traditionen und kollektive historische Erfahrungen einen Einfluss auf die politische Kultur einer Gesellschaft, und in welchem Maße beeinflussen sie diese? Um diese inhaltlichen Fragen beantworten zu können, muss erstens die politische Kultur umfassender betrachtet werden, als dies in der empirischen politischen Kulturforschung bisher gemeinhin getan wurde. Hierzu ist ein analytisches Konzept nötig, das die politische Kultur als Untersuchungsgegenstand möglichst umfassend definiert und zugleich theoretische Annahmen zu
möglichen Erklärungsfaktoren postuliert. Ein weiteres wichtiges Ziel der Arbeit besteht daher
in der Entwicklung eines Analysekonzepts, das den Erfordernissen der Beschreibung und Erklärung politischer Kultur als historisches Phänomen gerecht wird und zugleich an die klassische politische Kulturforschung theoretisch anschlussfähig bleibt. Zweitens bedarf es einer
langfristigen Analyseperspektive, welche die historische Entwicklung der politischen Kulturen angemessen berücksichtigt. Besonders zu Ostdeutschland und Polen existieren bisher nur
wenige Studien, die der politischen Kultur im Sozialismus systematisch nachgehen. Neben
der systematischen Beschreibung der politischen Kultur vor 1945 besteht daher ein zweites
wichtiges Teilziel der Arbeit in einer systematischen und an die empirische Kulturforschung
anschlussfähigen Darstellung der politischen Kultur der DDR und Polens in der Zeit vor
1989." (Textauszug)
128
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
[199-F] Goppold, Uwe, Dr.phil.; Hoffmann, Philip, M.A.; Oelze, Patrick, M.A.; Sandl, Marcus,
Dr.phil.; Schlaak, Alexander, M.A. (Bearbeitung); Schlögl, Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Die Stadt in der europäischen Vormoderne. Politische Kultur und soziale Ordnung (Teilprojekt B4)
INHALT: Das Projekt untersucht symbolisch repräsentierte normative und institutionell ausgeprägte Grundlagen politischer Integration in der frühneuzeitlichen Stadtgemeinde zwischen
ca. 1550 und 1800. Die leitende Frage ist, wie in der frühneuzeitlichen Stadt politisches Gemeinschaftshandeln über Verfahrensregeln, Normen und rituell-symbolische Elemente so gestaltet werden konnte, dass soziale (und politische) Ungleichheit nicht in permanenten Krisen
eskalierte. Unter dem Begriff der "politischen Kultur" thematisiert das Projekt Form und
Grenzen des politischen Prozesses in der frühneuzeitlichen Stadt im europäischen Vergleich.
Erforscht wird damit die kulturelle Dimension politischer Integration in sozial stark differenzierten und hinsichtlich ihrer sozialen Ordnungsmuster bereits hochkomplexen Gemeinwesen
der Vormoderne. Die Untersuchung geht deswegen zunächst nicht von der die laufende verfassungsgeschichtliche Diskussion insgesamt prägenden Überzeugung aus, in der Stadt habe
sich politischer und sozialer Konsens vorwiegend auf formale und informale Beteilungs- und
Kontrollmöglichkeiten gestützt. Sie fragt angesichts des hohen Standes sozialer Komplexität
der Stadtgemeinschaften nach Praktiken und Medien des politischen Prozesses sowie nach
normativen Konstrukten und ihrer symbolischen Repräsentation, die es ermöglichen, die kollektive Verbindlichkeit von Entscheidungen und den punktgenau gegebenen Konsens weitgehend zu entkoppeln, ohne die regulative Idee der Bürgerbeteiligung aufgeben zu müssen.
ZEITRAUM: ca. 1550 bis 1800
METHODE: Die Untersuchung verbindet dazu eine Querschnittsanalyse von 20 Städten mit sieben vergleichend angelegten, jeweils zwei Städten kontrastierenden und auf ausgewählte Themen konzentrierten Tiefenstudien. Während die Querschnittsanalyse sich auf institutionelle
Elemente des städtischen Politikprozesses wie Eide und Ratwahlen konzentriert, die weitgehend formalisiert und daher entsprechend nach einem einheitlichen Raster erfassbar und mit
Hilfe von computergestützten Methoden der qualitativen Sozialforschung auswertbar sind,
werden in den Tiefenstudien zentrale Bereiche der kulturellen Dimension sozialer und politischer Integration in der städtischen Gesellschaft untersucht: 1. Chronistik und Memoria in ihrer normativen Bedeutung und als Orte der Identitätsprojektion, 2. Verfahren der politischen
Entscheidungsfindung, 3. die religiöse Fundierung sozialer Ordnung und Gemeinschaft, 4. die
Bearbeitung des Verhältnisses von Sonderinteresse und "Gemeinwohl" auf dem Feld der
Wirtschaftsordnung, 5. städtische Gerichtsbarkeit und das Verhältnis von Recht und Macht, 6.
Medienwandel und alltägliche Kommunikation zwischen Bürgerschaft und Rat (Supplikenwesen), 7. das Verhältnis von Stadt und Staat, insbesondere die Unterschiede und Wechselwirkung ihrer politischen Kulturen. Eine weitere Klammer der Einzelstudien ist eine in Vorbereitung befindliche gemeinsame Monographie zur politischen Kultur der Stadt in der europäischen Vormoderne. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen.
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schlögl, R.: Vergesellschaftung unter Anwesenden zur kommunikativen Form des Politischen in der vormodernen Stadt. in: Ders. (Hrsg.): Interaktion und
Herrschaft: die Politik der frühneuzeitlichen Stadt. Konstanz 2004, S. 9-60.+++Dörk, U.: Memoria und Gemeinschaft: städtische Identitätskonstruktion im Totenkult. Drei Bestattungen in
Bern und Ulm. in: Schlögl, R. (Hrsg.): ebd. Konstanz 2004, S. 517-561.+++Ders.: Der verwilderte Raum: zum Strukturwandel von Öffentlichkeit in der frühneuzeitlichen Stadt am
Beispiel Berns. in: Rau, S.; Schwerhoff, G. (Hrsg.): Zwischen Gotteshaus und Taverne: öf-
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1.9 Politische Kultur
129
fentliche Räume in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Köln u.a. 2004, S. 119-154.+++Enzel,
K.: "Eins Raths Kirmiß...". Die "Große Kölner Gottestracht" als Rahmen der politischen
Selbstdarstellung städtischer Obrigkeiten. in: Schlögl, R. (Hrsg.): Interaktion und Herrschaft.
Konstanz 2004, S. 471-498.+++Goppold, U.: Politische Kommunikation in den Städten der
Vormoderne: Zürich und Münster im Vergleich. Köln u.a. 2007.+++Ders.: Stadtrichter, Rat
und Landesherr: die Ratskur in Münster während des 17. Jahrhunderts. in: Schlögl, R.
(Hrsg.): Interaktion und Herrschaft. Konstanz 2004, S. 93-112.+++Hoffmann, P.R.: In defence of corporate liberties: early modern guilds and the problem of illicit artisan work. in:
Eibach, J.; Esser, R. (eds.): Urban stability and civic liberties: two fundamental concepts and
the practice of crime control in early modern European cities. in: Urban History, 34, 2007, pp.
76-88.+++Ders.: Soziale Differenzierung und städtische Einheit: zur Stellung der Zünfte im
politischen Raum der frühneuzeitlichen Stadt am Beispiel Leipzig und Lübeck. in: Schmidt,
P.; Carl, H. (Hrsg.): Stadtgemeinde und Ständegesellschaft: Formen der Integration und Distinktion in der frühneuzeitlichen Stadt. Berlin 2007, S. 166-197.+++Ders.: Die Historizität
des Normativen: Normenkonflikte und Wertewandel im diachronen Vergleich. Einleitende
konzeptionelle Überlegungen. in: AG Normenkonflikte und Wertewandel (Hrsg.): Die Historizität des Normativen: Normenkonflikte und Wertewandel im diachronen Vergleich. Diskussionsbeiträge des SFB 485, Nr. 61. Konstanz 2005, S. 3-22.+++Hoffmann, P.R.; Oelze, P.:
Die Transformation der normativen Ordnung und die Genese politischer Werte in der Stadt
des 15. und 16. Jahrhunderts. in: AG Normenkonflikte und Wertewandel (Hrsg.): Die Historizität des Normativen: Normenkonflikte und Wertewandel im diachronen Vergleich. Diskussionsbeiträge des SFB 485, Nr. 61. Konstanz 2005, S. 76-82.+++Hoffmann, P.R.: Winkelarbeiter, Nahrungsdiebe und rechte Amtsmeister: die Bönhaserei als Forschungsproblem der vorindustriellen Gewerbegeschichte und deren Bedeutung für das frühneuzeitliche Handwerk am
Beispiel Lübecks. in: Jeggle, C.; Häberlein, M. (Hrsg.): Vorindustrielles Gewerbe: handwerkliche Produktion und Arbeitsbeziehungen in Mittelalter und früher Neuzeit. Konstanz 2004,
S. 183-210.+++Ders.: Rechtmäßiges Klagen oder Rebellion? Konflikte um die Ordnung politischer Kommunikation im frühneuzeitlichen Leipzig. in: Schlögl, R. (Hrsg.): Interaktion und
Herrschaft. Konstanz 2004, S. 309-356+++Oelze, P.: Am Rande der Stadt: normative und
symbolische Grenzziehungen im städtischen Umland. in: Schmidt, P.; Carl, H. (Hrsg.): Stadtgemeinde und Ständegesellschaft. Berlin 2007, S. 140-165.+++Oelze, P.: Die Austreibung
der Geselligkeit - der Wandel städtischer Politik im spätmittelalterlichen Konstanz. in:
Günthart, R.; Jucker, M. (Hrsg.): Kommunikation im Spätmittelalter: Spielarten - Deutungen
- Wahrnehmungen. Zürich 2005, S. 27-39.+++Oelze, P.: Politische Kultur und soziale Ordnung in der frühneuzeitlichen Stadt: das Projekt B4 im Kulturwiss. Forschungskolleg/ SFB
485 a.d. Univ. Konstanz. in: Jb. der histor. Forschung 2004. München 2005, S. 77-87.
+++Schlaak, A.: An den Grenzen des Machbaren: die Entwicklung des Supplikenwesens in
frühneuzeitlichen Reichsstädten am Beispiel von Esslingen am Neckar. in: Esslinger Studien,
2005, 44, S. 63-83. ARBEITSPAPIERE: Hoffmann, Philip R.: Zur Erhaltung guter Ordnung
und Ehrbarkeit: Handwerkspolicey als Feld städtischer Ordnungspolitik in der Frühen Neuzeit. Leipzig und Lübeck im Vergleich. Erscheint als "PoliceyWorkingPaper" des Arbeitskreises "Policey/ Polizei im vormodernen Europa". 2006.
ART: BEGINN: 2000-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und
politischer Integration" (Fach D 182, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Geschichte (D6, 78457 Konstanz)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
KONTAKT: Leiter (Tel. 07531-88-2488, e-mail: [email protected])
[200-L] Hartleb, Florian:
Die PDS als erstarkter bundespolitischer Faktor: Linkspopulismus im Zeichen eines sich
wandelnden Parteiensystems, in: Martin H.W. Möller, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch
Öffentliche Sicherheit 2006/2007, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2007, S. 61-68,
ISBN: 978-3-86676-000-4 (Standort: UB Koblenz(KOB7)-PO/M/2007/2558-2006/07)
INHALT: Vor dem Hintergrund des erfolgreichen Bundestagswahlergebnisses 2005 (8,7%) befasst sich der Beitrag mit der Frage, welche Charakteristika die gewandelte PDS vor dem
Spiegel des Populismus ausweist. Das Analyseraster des Populismus umfasst vier Dimensionen, die hier als Untersuchungsinstrumentarium herangezogen werden: eine (1) technische,
(2) inhaltliche, (3) personelle und (4) mediale Dimension. Die Einordnung der PDS im Lichte
des Bundestagswahlkampfes führt zu folgendem Fazit: Die eigentümliche Vorgeschichte mit
den Hauptakteuren O. Lafontaine und G. Gysi hängt untrennbar mit dem fulminanten Erfolg
der Bundestagswahl zusammen. Der Linkspartei gelingt ein Überraschungscoup, der von der
Anlage her dem Populismus als Erfolgsgaranten zuzuschreiben ist und durch die beiden herausragenden Führungsfiguren Lafontaine und Gysi 'kopflastig' vorangetrieben wird. Sie sind
'der Stachel im Fleisch des Establishments'. Inhaltlich äußert sich der erfolgreiche Linkspopulismus auf Bundesebene vornehmlich im Sozialprotest gegen die von der Bundesregierung initiierten Arbeitsmarkt- und Sozialreformen. Es gelingt dem Wahlbündnis, vor allem die große
Gruppe der Modernisierungsverlierer durch umfassende sozialprotektionistische Forderungen
zu aktivieren. Die Linkspartei vermag sogar, in klassische Reservate der Rechtspopulisten
einzubrechen: Besonders Lafontaine scheut nicht davor zurück, eine medienwirksame Debatte über Fremdarbeiter vom Zaun zu brechen. (ICG2)
[201-L] Heilbronner, Oded:
"Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Dynamit": populäre Kultur, populärer
Liberalismus und Bürgertum im ländlichen Süddeutschland von den 1860ern bis zu den
1930ern, (Forum Deutsche Geschichte, 13), München: Meidenbauer 2007, 224 S., ISBN: 978-389975-597-8 (Standort: Bayer. SB München(12)-PVA/2006.6882)
INHALT: "Das Interesse am Liberalismus als historisches, kulturelles und ideologisches Phänomen hat im letzten Jahrzehnt zugenommen. Besonders seine Kulturgeschichte übt seit einigen
Jahren im Kontext der neuen historiografischen Schule eine anhaltende Faszination aus. Eine
neue These besagt, dass der Liberalismus im 19. Jahrhundert eine - zuweilen radikale - Massenbewegung war. In der vorliegenden Arbeit untersucht der Autor den deutschen Liberalismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts als Erfolgsgeschichte unter dem Gesichtspunkt seiner Grenzen und Widersprüche. Die Verwendung des Begriffs 'Populärer Liberalismus' im
Kontext des deutschen Liberalismus und des deutschen Bürgertums soll zum besseren Verständnis bestimmter politischer und kultureller Muster in Deutschland bis zu den späten
1920er-Jahren beitragen. Durch die nähere Untersuchung der politischen und kulturellen Formation soll die Existenz des populären Liberalismus im katholischen Süddeutschland nachgewiesen werden. Die Liberalen dieser Region verfügten über ein ausgeprägtes radikales Bewusstsein und ein hohes Maß an Entschlossenheit, sich als Wählergemeinde und gesellschaftliche Kraft zu behaupten: Der populäre Liberalismus (zusammen mit dem populären Katholi-
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1.9 Politische Kultur
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zismus) war in einzelnen Regionen Süddeutschlands die prägende Kraft der lokalen politischen Kultur." (Autorenreferat)
[202-L] Helms, Ludger:
Die politischen Kulturen Osteuropas: Vielfalt und Differenz, in: Osteuropa : interdisziplinäre
Monatszeitschrift zur Analyse von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Zeitgeschichte in
Osteuropa, Ostmitteleuropa und Südosteuropa, Jg. 57/2007, H. 7, S. 13-26 (Standort: USB
Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Demokratien sind nicht nur auf geeignete Institutionen, sondern auch und vor allem
auf die Unterstützung der Bürger angewiesen. Ein Vergleich der Werte und Einstellungen sowie des zivilgesellschaftlichen Engagements von Bürgern der ostmittel- und osteuropäischen
Länder fördert beträchtliche Unterschiede zwischen einzelnen Ländern zutage. Weiter dimensionierte internationale Vergleiche schärfen demgegenüber den Blick für die Gemeinsamkeiten und Besonderheiten der post-kommunistischen Systeme Osteuropas. Die Entwicklung der
politischen Kultur in den Staaten Ostmitteleuropas gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus."
(Autorenreferat)
[203-L] Kersting, Anna Lena:
Die politische Kultur in Ungarn und Polen: Analyse und Vergleich, in: Aktuelle
Ostinformationen : Ereignisse und Entwicklungen, Jg. 39/2007, H. 1/2, S. 41-54
(www.gesw.de/ao/ao_12_2007.pdf)
INHALT: Die Verfasserin definiert den Gegenstand der Studie, die politische Kultur, als die subjektive Dimension der Politik, d.h. das Verteilungsmuster aller Meinungen, Einstellungen und
Werthaltungen einer Bevölkerung gegenüber dem politischen System. Vor diesem Hintergrund wird die These vertreten, dass sich drei Idealtypen der politischen Kultur unterscheiden
lassen: die parochiale Kultur, in der das politische System nur wenig in Erscheinung tritt und
in der das Leben der Bürger durch Strukturen der privaten Gemeinschaft dominiert ist, die
Untertanenkultur, in der sich der Bürger vorwiegend als Objekt staatlichen Handelns versteht,
und die partizipative Kultur, in der der Bürger in das politische System eingebunden ist und
sich aktiv beteiligt. Anhand dieser Konzeption werden aus vergleichender Sicht die Einstellung der Gesellschaft gegenüber dem Staat, das Vertrauen in und Zufriedenheit mit Institutionen, Unterstützung für Demokratie und Marktwirtschaft, die Wahlbeteiligung und das Wahlverhalten sowie die zivilgesellschaftliche Organisation und das bürgerliches Engagement in
Polen und in Ungarn analysiert. (ICG2)
[204-L] Langenohl, Andreas:
Öffentlichkeit und politisch-kulturelle Differenz in Europa: jenseits von Kulturalismus und
Anti-Kulturalismus, in: Kathrin Ruhl, Jan Schneider, Jutta Träger, Claudia Wiesner (Hrsg.):
Demokratisches Regieren und politische Kultur : post-staatlich, post-parlamentarisch, postpatriarchal?, Münster: Lit Verl., 2006, S. 177-196, ISBN: 978-3-8258-9396-5 (Standort: UB
Köln(38)-35A2610)
132
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1.9 Politische Kultur
INHALT: Der Verfasser setzt sich mit zwei Fragen auseinander: Welchen Anteil hat Kultur an
dem Demokratisierungsprojekt "Europäische Union" und wie ist politische Kultur auf europäischer Ebene analytisch zu konzipieren? Der Kern der "demokratischen Frage", so der Verfasser, wird oftmals in der Vertiefung der Integration gesehen - politische Kultur spielt in auf
Europa bezogenen Debatten oft keine Rolle. Es gibt aber auch, wie der Verfasser zeigt, Vorstellungen über die europäische Integration, die Kultur als maßgeblichen Integrationsfaktor
betonen und aus ihr ein Ausschlusskriterium ableiten. Ein Gegenentwurf zu solchen Positionen liegt mit Thomas Meyers Monografie "Die Identität Europas" vor. Meyer verwendet den
Begriff der politischen Kultur explizit antikulturalistisch, was jedoch zu Schwierigkeiten bei
der Konzeptualisierung einer demokratischen politischen Kultur in Europa führt. Hier geht es
um eine "öffentliches Vergleichsarrangement" politischer Kultur als öffentlichen Reflexionsmodus politischer Selbstverständigung und nicht darum, Beitrittskandidaten aufgrund ihrer
historisch gewachsenen Kultur zurückzuweisen oder Kultur als politisch irrelevant abzutun.
(ICE2)
[205-L] Leggewie, Claus:
Veröstlichung oder: Vom Zäsur- zum Differenzbewusstsein, in: Eckhard Jesse, Eberhard
Sandschneider (Hrsg.): Neues Deutschland : eine Bilanz der deutschen Wiedervereinigung,
Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 15-25, ISBN: 978-3-8329-3197-1 (Standort: UB
Paderborn(466)-31/P/2983)
INHALT: Bis 1990 schien Verwestlichung der alternativlose Telos der politischen Kultur der
Bundesrepublik zu sein. Die neuen Bundesländer verweigerten sich jedoch dieser Westausrichtung, sodass die Entwicklung Deutschlands in den folgenden Jahren am Besten mit dem
Begriff Differenzierung beschrieben werden kann. Die soziale Ungleichheit hat sich verschärft, Sozialstruktur und Identitätsmuster der Bundesrepublik sind heterogener geworden.
Der Verfasser arbeitet fünf Merkmale heraus: (1) Der föderative Zusammenhalt der alten
Bundesrepublik wird problematischer. (2) Das Parteiensystem öffnet sich, das Wahlverhalten
wird unberechenbarer. (3) Volksparteien und Koalitionsmuster verlieren an Verbindlichkeit.
(4) Politische Zufriedenheit und Unterstützung der demokratischen Ordnung lassen nach. (5)
Die Konsensorientierung geht zurück. Da diese fünf Merkmale auch Kennzeichen der ostmitteleuropäischen Transformationsgesellschaften sind, bietet sich der Begriff "Veröstlichung"
an - Deutschland ist Teil eines noch ungewissen eurasischen Wandlungsprozesses. (ICE2)
[206-F] Lipp, Carola, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Soziale Netzwerke in der Politischen Kultur des 19. Jahrhunderts
INHALT: Das Vorhaben befasst sich mit dem politischen Verhalten einer ganzen städtischen Bevölkerung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, insbesondere mit den sozialen Strukturen,
mit Verwandtschaft und Netzwerken, die der politischen Kultur dieser Zeit ihre Gestalt gegeben haben. Die Untersuchung beginnt mit dem Übergang der ehemaligen Reichsstadt Esslingen in das Königreich Württemberg und wird mit der politischen Kultur in der Revolution
1848/49 und mit der Restauration 1851/54 enden. ZEITRAUM: 19. Jahrhundert
ART: BEGINN: 2006-10 ENDE: 2008-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Volkswagen Stiftung; Fritz Thyssen Stiftung
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1.9 Politische Kultur
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INSTITUTION: Universität Göttingen, Philosophische Fakultät, Institut für Kulturanthropologie,
Europäische Ethnologie (Friedländer Weg 2, 37085 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected], Tel. 0551-39-5348,
Fax: 0551-39-22232)
[207-L] Lützeler, Paul Michael:
Der europäische und der amerikanische Traum, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für
europäisches Denken, Jg. 62/2008, H. 3 = H. 705, S. 269-273 (Standort: USB Köln(38)-AP4481;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Kluft zwischen den beiden atlantischen Mächten ist nach wie vor groß. Der Beitrag zeigt dies vorrangig am Beispiel der Einwanderungspolitik. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird sich in beiden Regionen die Zahl der Pensionsberechtigten fast verdoppeln, die
alte Einwanderungstradition in den USA führt jedoch dazu, dass die ständige Verjüngung des
Landes durch Immigration garantiert sein wird. Die europäischen Staaten hingegen, die über
Jahrhunderte hin Auswanderungsländer gewesen sind, haben da geringere Erfahrungen und
entsprechend weniger vorgebaut. Alteingesessene Vorurteile gegenüber Fremden erschweren
eine ausländerfreundliche Einwanderungspolitik. Nach den Prognosen wird es in der Jahrhundertmitte so aussehen, dass der Durchschnittsbürger der EU ein Alter von Ende vierzig hat,
während der Durchschnittsamerikaner Ende dreißig sein wird. Vor diesen Hintergrund ist für
den Autor ein "Identitätsdiskurs" nötig, der sich auf die gemeinsame Kultur, die gemeinsamen
Werte und Ziele der atlantischen Gemeinschaft besinnt. Amerika als politisches Faktum ist
ohne europäisches Vordenken und ohne die Einwanderer aus Europa nicht zu verstehen, und
Europa ohne amerikanisches Beispiel undenkbar. Durch die Verflechtung ihrer Kulturen sind
Amerika und Europa das geworden, was sie heute sind. Die Interdependenzen und Interrelationen sind wieder ins Gedächtnis zu rufen, und bei dieser historisch-kulturellen Rekonstruktionsarbeit zeigt sich bald, dass es gemeinsame kulturelle Grundlagen gibt. (ICA2)
[208-L] Main, Izabella:
Political rituals and symbols in Poland, 1944-2002: a research report, (GWZO-Arbeitshilfen,
Bd. 2), Leipzig: Leipziger Univ.-Verl. 2003, 68 S., ISBN: 3-936522-58-8
INHALT: Main, die über die politische Bedeutung nationaler und religiöser Feiertage im kommunistischen Polen promoviert hat, stellt in dieser Broschüre einen Literaturbericht zum Thema
vor. Eine kürzere deutschsprachige Fassung erschien bereits im Jahrbuch für europäische Geschichte 2003. Der Literaturüberblick ist in Veröffentlichungen zu politischen Ritualen in der
Zeit von 1944-1989 und nach 1989 unterteilt. Die Autorin listet Literatur zu den besonderen
Ritualen der Opposition im kommunistischen Polen, zu den Ritualen von Partei und Staat,
dem Personenkult und der symbolischen Bedeutung von Denkmälern und Gebäuden auf. Für
die Zeit nach der Wende werden u. a. Schriften zu den Nationalfeiertagen, des Instituts für
nationale Erinnerung und zu den neuen 'Nationalhelden' angeführt. (ZPol, VS)
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1.9 Politische Kultur
[209-L] Mayer, Kathrin:
Mythos und Monument: die Sprache der Denkmäler im Gründungsmythos des italienischen
Nationalstaates 1870-1915, (Italien in der Moderne, 11), Köln: SH-Verl. 2004, 384 S., ISBN: 389498-127-X
INHALT: Eine jede politische Ordnung wird versuchen, sich zumindest den Eindruck der Legitimität zu sichern. Zu diesen Versuchen gehört auch das Denkmal. Mayer nimmt sich dieser
Form symbolischer Politik an. Im ersten, theoretischen Teil stellt sie im Anschluß an Münkler
das Gewicht symbolischer Politik heraus und bettet diese in den Kontext der konstruktivistisch verstandenen Nation ein. Das Denkmal als teilweise organisierte Erinnerung wird aus
der Perspektive von Levi-Strauss' Mythenanalyse betrachtet. Das Nationaldenkmal definiert
die Autorin 'als ein von offizieller Seite aufgestelltes Erinnerungszeichen, das die Nation
symbolisch repräsentiert' (49). Mayer wählt den italienischen Gründungsmythos als Beispiel.
Im zweiten Teil untersucht sie in politisch-symbolischer (nicht kunsthistorischer) Hinsicht die
Denkmäler für Vittorio, Garibaldi, Mazzini, Cavour, Sella, Minghetti, Alberto und Umberto I.
in Rom. Im dritten Teil stellt sie die Einbindung der Denkmäler in die Nationalfeste dar. Immer interessiert sie dabei die 'Arbeit am Mythos', der politische Deutungskampf. Als Ergebnis
hält Mayer fest: 'Der Nationalmythos des Risorgimento bleibt so als Sozialkitt in einer faktionierten Gesellschaft unwirksam, da die politische Ikonographie vornehmlich bürgerlich geprägt ist und daher nur einen kleinen Teil des nationalen Publikums erreicht' (344). Die damit
aufkommende Frage, ob man nach diesem Ergebnis die Bedeutung symbolischer (Denkmal-)
Politik nicht zu hoch veranschlagen sollte, wird nicht mehr gestellt. (ZPol, VS)
[210-L] Merkel, Wolfgang:
Plausible theory, unexpected results: the rapid democratic consolidation in Central and
Eastern Europe, in: Internationale Politik und Gesellschaft, 2008, H. 2, S. 11-29
(library.fes.de/pdf-files/ipg/ipg-2008-2/03_a_merkel_gb.pdf)
INHALT: "In the transformation of communist regimes in Eastern Europe, transition to democracy, the switch to a market economy and, in some cases, the founding of nation-states occurred
simultaneously. Against all theory the new democracies consolidated more quickly than
countries involved in earlier waves of democratization. The main reasons were that they had
inherited a strong state and a well-educated population, that the EU turned out to be an effective democratizer, and that their neighbours gave a helping hand." (author's abstract)
[211-L] Meyer, Hans Joachim:
Vom Sinn gemeinsamer Freiheit, in: Werner J. Patzelt, Martin Sebaldt, Uwe Kranenpohl
(Hrsg.): Res publica semper reformanda : Wissenschaft und politische Bildung im Dienste des
Gemeinwohls ; Festschrift für Heinrich Oberreuter zum 65. Geburtstag, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2007, S. 67-79, ISBN: 978-3-531-15393-3 (Standort: UB Augsburg(384)51MB1200/012P3)
INHALT: Der Beitrag arbeitet heraus, dass und warum der zentrale Begriff, welcher das Selbstverständnis der politischen Kultur der Bundesrepublik und der westlichen Welt bestimmt, die
Idee Freiheit ist. Im 20. Jahrhundert markierte dieses Ideal den Grundkonflikt mit zwei sich
ihrerseits wiederum bekämpfenden totalitären Vorstellungen von Staat und Gesellschaft.
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1.9 Politische Kultur
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Auch im beginnenden 21. Jahrhundert geht es bei den weltweiten Auseinandersetzungen (enduring freedom) um den Stellenwert der individuellen Freiheit. Allerdings geht für den Autor
dadurch oft der Sinn "gemeinsamer Freiheit" verloren. Alles, was mit der Gemeinsamkeit von
Freiheit zu tun hat, insbesondere die Bedeutung von Staat und Gesellschaft, aber nicht minder
der Zusammenhang von Rechten und Pflichten, wird im neoliberalen Projekt eher gering geschätzt oder gar geleugnet. Eine solche Sicht von Freiheit droht jedoch, die Wirklichkeit des
politischen Lebens aus dem Blick zu verlieren. Die Überlegungen verstehen sich als Beitrag
zu einer Debatte, die kaum stattfindet, obwohl sie dringend notwendig ist; denn - so die These
- unserer Gesellschaft geht der Sinn der gemeinsamen Freiheit verloren. Der Autor befragt
darum das Kernstück unseres Grundgesetzes, nämlich die Art. 1 bis 20, welche die Grundlagen unserer Verfassungsordnung darstellen und nach Art. 7l Abs. 3 auch zum Teil (Art. l und
20) durch eine verfassungsändernde Mehrheit nicht geändert werden können, auf Sinn und
Stellenwert der individuellen und gemeinsamen Freiheit. (ICA2)
[212-F] Neumeier, Gerhard, Dr. (Bearbeitung); Gerhardt, Uta, Prof.Dr. (Leitung):
Demokratisierung durch ritualisierten Kulturtransfer: Westdeutschland in der Re-education-Phase (Teilprojekt C3 im Rahmen des Projektbereichs C "Ritualtransfer in den Gesellschaften Europas und des Vorderen Orients")
INHALT: Das Projekt macht sich zur Aufgabe, die durch das Besatzungsregime nach 1945 initiierte Demokratisierung Westdeutschlands durch Re-education unter einer neuen Perspektive
zu untersuchen. Die Forscher konzentrieren sich zunächst (im ersten Abschnitt der Projektdauer) auf die amerikanische Besatzungszone und entsprechend auf die durch die USA als
Besatzungsmacht projektierte Re-education. Die Bearbeiter gehen von der Hypothese aus,
dass die Demokratisierungsbemühungen an der Schwelle der metaphorisch so genannten
"Stunde Null" in einem Ausmaß von Ritualisierungen des Handelns Gebrauch gemacht haben, das überhaupt noch nicht erkannt worden ist. Zu den Verfahrensweisen des Projekts: In
einer synchronen Zeitperspektive werden Vorgänge des demokratischen Neubeginns anhand
von Fallrekonstruktionen erfasst. Diese Rekonstruktionen haben drei Ebenen zu berücksichtigen: a) die Skripte (Handbook(s), Direktiven, Manuale); b) die Experten und c) die Performanz (Ausführung als Praxis durch kontextuellen, ritualisierten Vollzug). Die Befunde der
auf den einzelnen Ebenen zu untersuchenden Planungsentwürfe und Praktiken sind so zu verknüpfen, dass die verschiedenen Arten der Handlungs-Ritualisierung sichtbar werden, die
schließlich im Zuge einer vergleichenden Analyse auch in eine Typologie des Rituellen übersetzt werden können. Die Fallrekonstruktionen beziehen sich auf sechs Gegenstandsbereiche:
politische Neugestaltung, Wirtschaft, Entnazifizierung, Bildungssektor (einschließlich Hochschulen), Flüchtlinge/ Vertriebene/ "Displaced Persons" sowie auf die Polizei ("Public
Safety"). Für die Untersuchung dieser Bereiche sollen bestimmte regionale Szenarien ausgewählt werden, das sind Städte bzw. Detachments, die damals zur amerikanischen Besatzungszone gehörten: Mannheim/ Heidelberg, Nürnberg und Frankfurt. Darüber hinaus wird das
Thema in einer diachronen Zeitperspektive behandelt. In diesem Rahmen soll - ausgehend
von Victor Turners Konzept des Ritualprozesses (ritual process) - erkundet werden, inwiefern
die Phase des Übergangs ("Stunde Null") im Zeitraum 1945-1949 für die Entwicklung zur demokratischen Gesellschaft Westdeutschlands maßgebend war. Die Materialien, mit deren Hilfe geprüft werden soll, ob der Transfer einer demokratischen Kultur von einer Gesellschaft
zur anderen als 'ritual process' charakterisiert werden kann, sind u.a. Proklamationen der Militärregierung und die Forschungsberichte der Information Control Division, die auf über acht-
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1.9 Politische Kultur
zig repräsentativen Umfragen beruhen, die in der amerikanischen Zone durchgeführt worden
sind. Durch Zusammenführung der synchron und diachron ermittelten Befunde hoffen die
Forscher schließlich den Nachweis zu erbringen, dass das schon in den frühen 40ern von den
Amerikanern entwickelte Re-education-"Project" als ein auf Ritualisierungen angewiesener
Kulturtransfer erfolgreich war. Diese Perspektive eröffnet eine neue Sichtweise nicht nur auf
die "Wurzeln der westdeutschen Nachkriegsdemokratie", sondern auch auf den so außerordentlich gewagten Prozess der grundlegenden Umgestaltung eines komplexen Gesellschaftssystems und der damit zuinnerst verknüpften Mentalitätsstrukturen. ZEITRAUM: 1945-1949
GEOGRAPHISCHER RAUM: Westdeutschland, insb. Mannheim, Heidelberg, Nürnberg,
Frankfurt
ART: ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Heidelberg, SFB 619 Ritualdynamik - soziokulturelle Prozesse in
historischer und kulturvergleichender Perspektive (Im Neuenheimer Feld 330, 69120 Heidelberg); Universität Heidelberg, Fak. für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie (Sandgasse 9, 69117 Heidelberg)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 06221-542975, Fax: 06221-542977,
e-mail: [email protected])
[213-L] Patzelt, Werner J.:
Politische Kultur und innere Einheit: eine Bilanz der Wiedervereinigung, in: Eckhard Jesse,
Eberhard Sandschneider (Hrsg.): Neues Deutschland : eine Bilanz der deutschen
Wiedervereinigung, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 27-54, ISBN: 978-3-8329-3197-1
(Standort: UB Paderborn(466)-31/P/2983)
INHALT: Der Verfasser referiert zunächst Grundlagen politisch-kultureller Differenzen - Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern im Bruttoinlandsprodukt, im Ausmaß der
Arbeitslosigkeit, in der Lebenszufriedenheit und der religiösen Selbsteinstufung. Er stellt im
Folgenden Elemente ost- und westdeutscher politischer Kultur - zum Teil im Vergleich mit
anderen EU-Staaten - dar: politische Einstellungen, Politikzufriedenheit, weltanschaulicher
und ökonomischer Liberalismus, Zustimmung zu partizipatorischen Tugenden, soziale Partizipation, Verbreitung politischer Aktivitäten, Stellenwert von Politik in der Bevölkerung, Einstellung zur Demokratie. Ursachen der unterschiedlichen Akzentuierung ost- und westdeutscher politischer Kultur liegen für den Verfasser in den besonderen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen und Umständen der ostdeutschen Demokratiegründung und in den unterschiedlichen Pfaden kultureller Entwicklung. Eine Angleichung
ostdeutscher an westdeutsche Kulturmuster hält der Verfasser auf absehbare Zeit für nicht
wahrscheinlich. (ICE2)
[214-L] Peters, Werner:
Rätsel Amerika: warum Amerikaner ganz anders sind, Bonn: Bouvier 2007, 289 S., ISBN:
978-3-416-03195-0 (Standort: UB Bonn(5)-2007/6073)
INHALT: Der Verfasser will in vier Kapiteln Hilfen zum Verständnis einiger Aspekte der amerikanischen politischen Kultur geben. Im ersten Kapitel ("Der amerikanische Fundamentalismus") behandelt er die Rolle der Religion in der amerikanischen Politik, die Wiedergeburt
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
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des Fundamentalismus und die religiöse Erneuerungsbewegung, den neuen Evangelikalismus,
die paradoxe Beziehung von Staat und Religion und die Rolle der Religion im gesellschaftlichen Leben. Es schließt sich ein Kapitel zum Verständnis der amerikanischen Außenpolitik
an, zu "manifest destiny", "American exceptionalism" und "missionary zeal", zur Hegemonialpolitik der USA und zur Wertgeladenheit der amerikanischen Außenpolitik. Individualismus und Gemeinschaftsgeist in Politik, Wirtschaft und Privatsphäre werden im Folgenden als
Essenz des amerikanischen Selbstverständnisses behandelt. Das abschließende Kapitel thematisiert die Popkultur als "gelebte Demokratie", als "American Way of Life" auch in Medien
und Internet. (ICE)
[215-L] Reisz, Gesa:
Erfahrung als Argumentationsmuster: über die Solidaritätsdiskurse in Deutschland und
Frankreich, in: André Brodocz (Hrsg.): Erfahrung als Argument : zur Renaissance eines
ideengeschichtlichen Grundbegriffs, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2007, S. 253-266, ISBN:
978-3-8329-2256-6 (Standort: UB Bonn(5)-2007/8294)
INHALT: Die vorliegende Studie wurde als synchron-diachron vergleichende Deutungsanalyse
im Rahmen politischer Kulturforschung konzipiert. Die Grundlage der Untersuchung bildet
eine nach Kontexten und Akteuren strukturierte historische Recherche zu politischen Deutungsrahmen von Solidarität in Deutschland und Frankreich. Daraus wird ein Deutungsrahmen exzerpiert, dessen hermeneutischen Kategorien eine Analyse aktueller politischer Redetexte zugrunde liegt. Im Beitrag werden dann die untersuchten historischen und aktuellen
Texte unter besonderer Berücksichtigung der Fragestellung nach Erfahrung und Erfahrung als
Argument hinsichtlich folgender Fragestellungen ausgewertet: Wann wurde Erfahrung als Argumentationsmuster verwandt und was bedeutete das jeweils für die Solidaritätsdeutung? Wie
wurde in der Politik Erfahrung argumentativ vorgebracht? Kann die Berücksichtigung der Erfahrungsargumentationen in einer politikwissenschaftlichen Deutungsanalyse zusätzliche Erkenntnisse erbringen? Erfahrung als Thema wird dabei in drei analytischen Kategorien eingeführt: erstens Erfahrung als Tradition, als geronnene Erfahrung, deren Sinn unhinterfragt in
bestimmten Deutungsrahmen perpetuiert wird; zweitens Erfahrung als Erleben, als unmittelbar mit einem Deutungsrahmen von Solidarität verbundenes Erleben politischer und sozialer
Ereignisse; und drittens Erfahrung als Wissen, damit als reflektierte Erkenntnis über einen
Deutungsrahmen, über einen Zusammenhang. (ICA2)
[216-L] Ruhl, Kathrin; Schneider, Jan; Träger, Jutta; Wiesner, Claudia (Hrsg.):
Demokratisches Regieren und politische Kultur: post-staatlich, post-parlamentarisch, postpatriarchal?, (Politik, Gemeinschaft und Gesellschaft in einer globalisierten Welt, 4), Berlin: Lit
Verl. 2006, 306 S., ISBN: 978-3-8258-9396-5
INHALT: Die unterschiedlichen Erscheinungsformen und Wirkungsweisen der Globalisierung
stellen die Politikwissenschaft vor die Herausforderung, die vielfältigen globalen wie nationalen Wandlungsprozesse zu beschreiben und zu deuten. Die veränderte Rolle des Staates sowie
neue Anforderungen an inter- und transnationalen Regulierungsmodi machen die 'Grenzen eines politikwissenschaftlichen Kategoriensystems deutlich, in dem Demokratie immer noch
stark in nationalstaatlichen Bezügen und Kategorien konzipiert wird' (11), schreiben die Herausgeberinnen und der Herausgeber. Anhand von Einzelbeispielen werden die sich vollzie-
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1.9 Politische Kultur
henden Wandlungsprozesse aus staatlicher, parlamentarischer und geschlechterdemokratischer Perspektive analysiert und danach befragt, inwieweit sie wirklich neue Handlungsmuster, Funktionsverluste oder nachhaltige kulturelle Veränderungen bedeuten. So wird u. a. untersucht, ob die Europäische Union ein Modell für post-nationale Demokratie darstellt, worin
sich der proklamierte Wandel von Government zu Governance manifestiert oder ob angesichts der Realität der Geschlechterverhältnisse die Diagnose einer post-patriarchalen Gesellschaft zutreffend ist. Der Band ist aus einer Tagung im Zusammenhang mit dem Gießener
Graduiertenzentrum Kulturwissenschaften (GGK) vom November 2004 hervorgegangen und
wurde um weitere externe Beiträge ergänzt. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Kathrin
Ruhl, Jan Schneider, Jutta Träger und Claudia Wiesner: Demokratisches Regieren und politische Kultur: Post-staatlich, post-parlamentarisch, post-patriarchal? Einführende Überlegungen (9-32); Teil 1: Feminismus, politische Repräsentation und Partizipation - postpatriarchal?: Pippa Norris und Ronald Inglehart: Kulturelle Barrieren bei der Erlangung
gleichberechtigter Repräsentation (33-48); Kathrin Ruhl: Women in the House (of
Commons). Selbstwahrnehmung und politische Partizipation von Frauen in Großbritannien
(49-68); Laure Bereni: Gleichberechtigung bei politischer Repräsentation durch affimative
action? Das Beispiel der Paritätsreform in Frankreich (69-88); Bettina Langfeldt: Unterschiede im sozialen Kapital von Doktorandinnen und Doktoranden (?) (89-104); Teil 2: Regieren
zwischen Staat und Gesellschaft - post-parlamentarisch?: Claus Leggewie: Deliberative Demokratie. Von der Politik- zur Gesellschaftsberatung (und zurück) (105-116); Jan Schneider:
Taxonomie der Kommissionen. Zur Kategorisierung und Kultur von Politikberatungsgremien
der Bundesregierung (117-138); Petra Dobner: Global Governance of Water. Die Rolle internationaler Konferenzen bei der Entstaatlichung von Wasserpolitik (139-158); Matthias
Heyck: Schlechte Rahmenbedingungen für Zivilgesellschaft -das Beispiel der Umweltschutzbewegung in einer ostdeutschen Transformationsregion (159-176); Teil 3: Politische Kultur
und demokratische Bürgerschaft in Europa - post-nationalstaatlich?: Andreas Langenohl: Öffentlichkeit und politisch-kulturelle Differenz in Europa: Jenseits von Kulturalismus und
Anti-Kulturalismus (177-196); Claudia Wiesner: Bürgerschaft in der EU als Prozess -und als
demokratisches Projekt? (197-214); Adalbert Evers: Der deutsche Sozialstaat und die Europäische Union. Welche Zukunft für Subsidiarität und Wohlfahrtsverbände bei der Erbringung
von sozialen Diensten? (215-234); Teil 4: Ökonomie, Demographie und Gesellschaft - postsozialstaatlich?: Christoph Butterwegge: Globalisierung, Sozialstaat und Armut (235-352);
Dieter Egel: Verteilungspolitik im Zeichen des Neoliberalismus (253-274); Jutta Träger: Duales Modell: Gleichstellungspolitischer Wandel in der BRD (275-290); Diana Auth: Frauenarbeit in einer alternden Gesellschaft. Eine Skizze des Arbeitsbereichs Pflege (291-304).
[217-L] Schattenberg, Susanne:
"Gespräch zweier Taubstummer"?: die Kultur der Außenpolitik Chruscevs und Adenauers
Moskaureise 1955, in: Osteuropa : interdisziplinäre Monatszeitschrift zur Analyse von Politik,
Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Zeitgeschichte in Osteuropa, Ostmitteleuropa und
Südosteuropa, Jg. 57/2007, H. 7, S. 27-46 (Standort: USB Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Außenpolitik wird meist als Realpolitik behandelt, in der allein die 'harten' Fakten
eine Rolle spielen. Diplomatie ist aber eine interkulturelle Kommunikation. Die Moskaureise
Adenauers zeigt exemplarisch, wie schwierig die Verständigung zwischen Ost und West war.
Unwissen und Vorurteile verhinderten das Verständnis. Selbst das westliche Protokoll konnte
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
139
nicht als gemeinsame Sprache dienen, da die Sowjetunion es als bourgeoises Produkt ablehnte. Schließlich ließ sich Adenauer auf Chruscevs Schreien und Drohen ein, was eine Entscheidung ermöglichte." (Autorenreferat)
[218-L] Schaurer, Florian:
Europas Götterdämmerung: von der Re-Sakralisierung politischer Kultur, Marburg: Tectum
Verl. 2007, 109 S., ISBN: 978-3-8288-9362-7 (Standort: UB Bonn(5)-2007/9888)
INHALT: Gegenstand des Buches sind religiöses Wesen und religiöser Gehalt der Moderne sowie Aus- und Rückwirkungen auf das gesellschaftliche und politische "Gepräge". Vor diesem
Hintergrund wird nach einer Resakralisierung der politischen Kultur gefragt und diskutiert,
ob das Modell der Säkularisierung im Kontext der europäischen Demokratie ein adäquates
wissenschaftliches Diagnoseinstrument ist. Behandelt werden Säkularisierung und Sakralisierung, Zivilreligion und politische Kultur, "Präambelgott" und "Euroislam". Der Verfasser plädiert dafür, Religion wissenschaftlich ernst zu nehmen, denn "Gottes Einwirken auf die Welt"
ist "wunderlich", ewig und wandelbar. (ICE)
[219-L] Schubert, Thomas:
Wahlen und politische Kultur in Sachsen seit 1990, in: Christian Demuth, Jakob Lempp
(Hrsg.): Parteien in Sachsen, Berlin: be.bra Verl., 2006, S. 59-86, ISBN: 978-3-937233-34-5
(Standort: UB Trier(385)-PHD/g66507)
INHALT: In einem ersten Teil wird - mit Schwerpunkt auf der Analyse der Landtagswahlen - die
sächsische Wahlgeschichte skizziert und ein Überblick über die Landtagswahlkämpfe und
-wahlergebnisse 1990, 1994, 1998/99, 2002 und 2004/05 gegeben, jeweils ergänzt durch die
vor- oder nachgelagerte Bundestagswahl. Behandelt werden CDU, SPD, PDS, FDP, Bündnis
90/Die Grünen und NPD. Im zweiten Teil werden quantitative und qualitative Besonderheiten
des sächsischen Parteiensystem als Teil eines ostdeutschen Subsystems herausgearbeitet. Auf
dieser Basis und unter Berücksichtigung sozialstruktureller und sozialpsychologischer Einflussfaktoren wird das Wahlverhalten bei den sächsischen Landtagswahlen diskutiert. Das
Wahlverhalten in Sachsen spiegelt mit seiner hohen Volatilität nach Ansicht des Verfassers
eine politische Kultur wider, die gekennzeichnet ist von grundlegender Kritik, negativen
kurzfristigen Wahrnehmungen und mittelfristigen Vertrauensverlusten in die politischen Institutionen. (ICE2)
[220-L] Schulz, Daniel:
Erfahrung und politische Kultur, in: André Brodocz (Hrsg.): Erfahrung als Argument : zur
Renaissance eines ideengeschichtlichen Grundbegriffs, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2007, S.
219-232, ISBN: 978-3-8329-2256-6 (Standort: UB Bonn(5)-2007/8294)
INHALT: Die Rezeption kulturwissenschaftlicher Ansätze in der Politischen Theorie hat sich in
den letzten Jahren zunehmend ausgeweitet. Dabei hat die Beschäftigung mit kulturellen Zusammenhängen in der Politikwissenschaft bereits eine eigene Fachtradition in Gestalt der Politischen Kulturforschung. Diese nahm ihren Ausgang mit der Studie von Almond und Verba,
welche die demokratischen Einstellungen von Bürgern in fünf Nationen 1963 miteinander
140
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1.9 Politische Kultur
verglichen. Dieser Ansatz stieß jedoch schnell an seine methodischen Grenzen, da er die kulturell gespeicherten Sinn- und Deutungsmuster lediglich von der Seite individueller Einstellungen her in den Blick nahm und auf diese Weise gerade die unhinterfragten und grundsätzlichen Annahmen über das politische Gemeinwesen vernachlässigte. Dieses Manko führte zu
einer ersten Transformation im Paradigma politischer Kulturforschung. So stehen in dieser
weiterentwickelten Forschungsperspektive nicht mehr die attitudes, sondern die assumptions
als konstitutiver Kern politischer Kultur im Vordergrund. Diese methodisch-theoretische
Kehrtwende untersucht politische Kultur daher nicht mehr als das Aggregat individueller Einstellungsdaten, sondern vielmehr als bedeutungsstrukturierende Symbolsysteme. Aus dieser
kurzen Entwicklungsskizze der politischen Kulturforschung werden im vorliegenden Beitrag
einige zentrale Dimensionen der politikwissenschaftlichen Analyse herausgestellt, mit deren
Hilfe sich mögliche Zugänge zur Frage nach der Relevanz von Erfahrungen eröffnen. Es werden in einem ersten Schritt drei analytische Dimensionen umrissen, die aus dem politisch-kulturellen Theoriekontext abgeleitet werden können. Im Anschluss werden diese in einem zweiten Schritt auf die Frage übertragen, wie sich der Zusammenhang von Erfahrung und Politik
konzeptuell fassen lässt. (ICA2)
[221-L] Schulze, Verena:
Politische Kultur als Basis für lokale Sicherheitskonzepte und Kriminalprävention: ein
Vergleich der Bedingungen in Deutschland und den Niederlanden, in: Bernhard Frevel
(Hrsg.): Kooperative Sicherheitspolitik in Mittelstädten : Studien zu Ordnungspartnerschaften und
Kriminalpräventiven Räten, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2007, S. 343-367, ISBN:
978-3-86676-012-7 (Standort: SB München(12)-2007.59125)
INHALT: Ein entscheidender Faktor, der bei der Diskussion über die Übertragbarkeit von bestimmten in manchen Ländern erfolgreichen Sicherheitsstrategien und bei deren Erfolgsprognose generell häufig nicht bedacht wird, ist die politische Kultur eines Landes. Ziel des Beitrags ist es daher, die Bedeutung der politischen Kultur für die Initiierung, die Gestaltung und
das Gelingen von Sicherheitsstrategien zu untersuchen. Diese geschieht anhand eines ZweiLänder-Vergleichs, in dem die politisch-kulturellen Bedingungen lokaler Sicherheitsstrategien, ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie ihre möglichen Einflüsse auf die Ausgestaltung lokaler Sicherheit in den Blick genommen werden. Dabei sind insbesondere diejenigen Parameter von Interesse, welche den Zusammenhang zwischen der politisch-kulturellen
Konfiguration eines politischen Systems und der Legitimation und Funktion des jeweiligen
staatlichen Sicherheitssystems herstellen. Der Begriff der politischen Kultur wird vor diesem
Hintergrund analytisch gegliedert in das Staatsverständnis, das Demokratieverständnis, das
Bürgerverständnis sowie das Sicherheits- und Ordnungsverständnis. Entlang dieser vier Parameter werden die beiden Länder Deutschland und die Niederlande miteinander verglichen.
Der Beitrag endet mit einem Ausblick über die weitere Verwertbarkeit der Ergebnisse für die
zukünftige Ausgestaltung von Sicherheitsstrategien unter den jeweiligen politisch-kulturellen
Bedingungen. (ICA2)
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1.9 Politische Kultur
141
[222-L] Simon, Gerhard:
Die Erosion des Postkommunismus: politische Kultur in der Ukraine im Wandel, in:
Osteuropa : interdisziplinäre Monatszeitschrift zur Analyse von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft,
Kultur und Zeitgeschichte in Osteuropa, Ostmitteleuropa und Südosteuropa, Jg. 57/2007, H. 10, S.
29-42 (Standort: USB Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Ukraine ist derzeit keine gefestigte Demokratie, aber auch kein autoritäres System. Sie verharrt in einem postkommunistischen Zwischenstadium und ringt um ihren Weg in
die Zukunft. Die postkommunistischen Züge der politischen Kultur sind unübersehbar, aber
ebenso unabweisbar sind die Fortschritte bei ihrer Überwindung und der Aufbruch in die Demokratie. Die Verfassung ist in zentralen Aspekten umstritten, das erschwert den Aufbau der
politischen Institutionen, die vielmehr zum Spielball der Machtinteressen werden. Andererseits ist die Ukraine das einzige Land im Raum der GUS, in dem freie und faire Wahlen stattfinden, wo Medienfreiheit gewährleistet ist. Es entsteht ein Fundament für einen nationalen
Konsens; dazu gehört die Orientierung des Landes auf EU-Europa." (Autorenreferat)
[223-L] Stulhofer, Alexander; Kufrin, Kresimir; Caldarovic, Ognjen; Gregurovic, Margareta;
Odak, Iva; Detelic, Martina; Glavasevic, Bojan:
Corruption as a cultural phenomenon: expert perceptions in Croatia, (Discussion Paper
Series / International Research Project "Crime and Culture", No. 11), Konstanz 2008, 29 S. (Graue
Literatur;
www.uni-konstanz.de/crimeandculture/docs/Discussion_Paper_No_11_UZAG_Croatia_April_20
08.pdf)
INHALT: "In this paper we aim to 're-construct the dominant expert language(s) of corruption'
(Shore & Haller, 2005) using data collected in interviews with high-positioned representatives of the six target groups (the media, legal system, the police, politics, economy, and civil
sector). The paper is divided into three main sections. The first deals with methodological issues and presents the Grounded Theory approach (Corbin & Strauss, 1990.) to studying the
perception of corruption, as applied in this cross-national research study. The second part
presents our findings regarding expert definitions of corruption, assessments of its seriousness
and dynamics, identification of the most affected areas, etc. Finally, the third part of the paper
discusses the findings and introduces several ideal-type models of understanding corruption
that facilitate a systematic assessment of the dominant expert perceptions." (excerpt)
[224-L] Thünemann, Holger:
Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas: Dechiffrierung einer Kontroverse,
(Zeitgeschichte - Zeitverständnis, 11), Münster: Lit Verl. 2003, 128 S., ISBN: 3-8258-6479-0
INHALT: Die Idee und die Realisierung eines Denkmals für die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Juden werden seit 16 Jahren kontrovers diskutiert - eine Debatte, die nach
Ansicht des Autors von 'eminenter Bedeutung für den Vergangenheitsdiskurs der gesamten
Bundesrepublik' (2) ist. Thünemann erklärt nicht nur den Verlauf dieser Kontroverse und die
Meinungen der wichtigsten Beteiligten. Die Idee zu diesem Denkmal sei überhaupt nur vor
dem Hintergrund des öffentlichen Geschichtsbilds von der NS-Zeit zu verstehen, das in den
80er-Jahren von 'Relativierungs- und Entkonkretisierungstendenzen' (23) geprägt gewesen
142
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.9 Politische Kultur
sei. Vor allem Bundeskanzler Kohl äintendierte eine entkonkretisierende Einebnung des Opferbegriffs' (21) und damit letztlich eine Relativierung der NS-Vergangenheit, ob bei der Begegnung mit Reagan in Bitburg oder mit der Einrichtung der Neuen Wache in Berlin als allgemeiner Gedenkort. Laut Thünemann hat Kohl die Zustimmung von Ignatz Bubis zu diesem
umstrittenen Gedenkort und dessen Anwesenheit bei der Einweihung eingehandelt mit seiner,
Kohls, Zustimmung zum Holocaust-Denkmal. Die Initiatoren des Holocaust-Denkmals verfuhren mit Argumenten gegen ihr Projekt allerdings ähnlich selbstherrlich wie der Bundeskanzler - selbst Kritik von jüdischer Seite wurde als nicht zweckdienlich abgelehnt, andere
Opfergruppen wie Sinti und Roma fanden keine Berücksichtigung. Die Initiatoren hätten sich
den 'Vorwurf der Opferhierarchisierung' (33) gefallen lassen müssen, schreibt Thünemann.
Überhaupt kann er belegen, wie sehr die gesamte Debatte von politischem Kalkül und dem
'Versuch kollektiver Selbstvergewisserung' (62) geprägt war, wobei die europäische Dimension der NS-Verbrechen tendenziell aus dem Blick geraten sei. Lange war auch strittig, ob und
wie den Opfern angemessen gedacht werden kann ohne die Täter zu sehr in den Mittelpunkt
zu rücken. Die Frage, ob ein künstlerisch gestaltetes Denkmal (dessen Entwurf nach Kohls
Geschmack umgearbeitet wurde) überhaupt eine angemessene Art der Erinnerung an den Holocaust darstellt, ist auch nach 16 Jahren Debatte ungeklärt. So dränge sich der Eindruck auf,
dass 'manch einem die Denkmalsetzung untergründig nicht zuletzt als Akt der Selbstberuhigung willkommen war' (59). (ZPol, VS)
[225-L] Vasak, Alexandra:
Sichtbare Erinnerung: der Umgang mit Denkmälern in Österreich, (Europäische
Hochschulschriften. Reihe 31, Politikwissenschaft, 485), Frankfurt am Main: P. Lang 2004, 353
S., ISBN: 3-631-51526-X
INHALT: Dieses Buch bietet eine Analyse des politischen Umgangs mit Denk- und Mahnmalen
in der Zweiten Österreichischen Republik. Untersucht wurden jene Zeichen, die zur Erinnerung an Austrofaschismus und Nationalsozialismus errichtet wurden oder aus dieser Zeit
stammen. Gerade die Denkmalsdiskussionen der letzten Jahre zeigten, wie sehr Denkmäler
Folien für die Aneignung von Geschichte sind. Anhand der sozialen, politischen und künstlerischen Prozesse rund um Denkmäler lässt sich der gesellschaftliche Umgang mit der eigenen
Vergangenheit exemplarisch abbilden. In der Analyse werden die Anteile aller Denkmalsaspekte im gesamten Diskussionsprozess, die politisch konfliktreiche Aneignung und Bewertung von Geschichte, die Verfolgung von Erinnerungsstrategien sowie explizite und implizite
politische Interessen der verschiedenen Beteiligten aufgearbeitet. (ZPol, VS)
[226-L] Virchow, Fabian; Thomas, Tanja:
Militär und Krieg in einer Medienkultur: Perspektivierungen aus Sicht von Cultural Studies
und Politischer Kulturforschung, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie :
Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 32/2007, H. 4, S. 40-65
(Standort: USB Köln(38)-XH2528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.oezs-digital.de/)
INHALT: "Das Banale und Alltägliche gehören in den Blick der Cultural Studies wie Einstellungen und Vorstellungen zum Untersuchungsgegenstand der Politischen Kulturforschung; eine
am Krieg als Ausnahmezustand orientierte Forschung hat jedoch die weit reichenden Verän-
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1.9 Politische Kultur
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derungen etwa des medial-kulturellen Angebotes in den vergangenen fünfzehn bis zwanzig
Jahren vernachlässigt. Wie Michael Billig (1995) für die wenig spektakulären, im Alltag dennoch wirkungsmächtigen Formen der gesellschaftlichen Reproduktion von 'Nation' den Begriff 'banal nationalism' verwendet, so argumentieren die Verfasser, analoge Mechanismen, in
denen/ durch die militärische und/ oder kriegerische Verhaltensweisen, Attitüden und Einstellungen evoziert, sozialisiert oder (re-)produziert werden, mit dem Begriff des 'banalen Militarismus' zu fassen. Vorgeschlagen wird eine analytische Rahmung der Medienpolitiken, medialen Repräsentationen von Krieg und Militär als auch korrespondierender Medienpraktiken
durch einen Ansatz, der Bezug nimmt auf Arbeiten der Cultural Studies als auch auf politikund sozialwissenschaftliche Beiträge zur Erforschung politischer Kultur: Seine Produktivität
verdeutlichen die Verfasser exemplarisch anhand von Repräsentationen der Bundeswehr in
verschiedenen Fernsehgenres, in denen Dimensionen des Militärischen und deren 'embedding'
in Gesellschaft je spezifisch kontextualisiert werden." (Autorenreferat)
[227-L] Vorlänger, Hans:
Gesellschaftliche Wertvorstellungen und politische Ideologien, in: Wolfgang Jäger, Christoph
M. Haas, Wolfgang Welz (Hrsg.) - 3., überarb. u. aktual. Aufl.: Regierungssystem der USA :
Lehr- und Handbuch, München: Oldenbourg, 2007, S. 25-44, ISBN: 978-3-486-58438-7
(Standort: UB Bonn(5)-2007 7984)
INHALT: Integraler Bestandteil des Selbstverständnisses der amerikanischen Nation war und ist
das Bewusstsein, eine "neue" Gesellschaft zu repräsentieren. Die "Verfassungsväter" entwarfen neue demokratische Verfahren und Institutionen, um die Fehler der alten Vorbilder, der
durch mangelnde Tugendhaftigkeit ihrer Bürger dem Verfall preisgegebenen griechischen Poleis und römischen Republiken, zu vermeiden. Die erste "neue Nation" konnte jedoch nicht
auf tradierte Muster kultureller und (staats-)kirchlicher Vorstellungen oder auf sozialen oder
staatlichen Autoritäten aufbauen. Der amerikanische Nationalismus entfaltete sich daher geradezu zwangsläufig im Rekurs auf die Beweggründe der Auswanderung aus Europa und auf
die Vorstellungen der Siedler in der Gründungsphase der Vereinigten Staaten von Amerika.
Der Beitrag beschreibt die spezifisch amerikanischen Lebensweisen und einen diesen way of
life ideell und politisch überhöhenden "Amerikanismus" von den Anfängen bis zur Gegenwart. (ICA2)
[228-L] Wicha, Barbara:
Von der politischen Zweckmäßigkeit propagierter Wertegemeinschaften, in: Michael Fischer,
Heinrich Badura (Hrsg.): Politische Ethik I : Räume der Politik, Frankfurt am Main: P. Lang,
2006, S. 71-98, ISBN: 978-3-631-54742-7 (Standort: ULB Münster(6)-3F/67268)
INHALT: Durch den "Fall Österreich" (FPÖ-Regierungsbeteiligung von 2000) ist die europäische "Werteplattform" in das Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit geraten. Der "Fall
Österreich" ist die bisher spektakulärste und öffentlichkeitswirksamste Manifestation des Ringens um die Verwirklichung einer "europäischen Wertegemeinschaft". Denn nach der Verankerung im Vertrag von Amsterdam, Artikel 6 und 7, und der Aussage über die Grundsätze der
Union (Artikel 6 Abs. l EUV) wird der Europäischen Union die Kompetenz übertragen, "über
die rechtsstaatliche und demokratische Grundordnung ihrer Mitglieder zu wachen und gegebenenfalls zu intervenieren - wobei die Anlassschwelle und die vorgesehenen Sanktionen al-
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1.9 Politische Kultur
lerdings eng umschrieben sind". Die Frage, die die Diskussion über eine europäische Wertegemeinschaft und ihr Selbstverständnis erfordert, ist für den Autor jene nach Rechtssicherheit. In einem Europa zu leben, das von anderen verlangt, sich unter sein (wie am Fall Österreich gezeigt wird: wechselndes und durchaus relatives) Wertesystem zu stellen, ist ein Risiko. Wenn Werte denselben Status (in der Verteidigung wie in der Pflege) haben wie die Normen, muss die Diskussion wesentlich deutlicher über die Inhalte und die Breite der möglichen
(oder gerade aktuellen) Interpretation von Werten aufklären. In einem Europa zu leben, in
dem - sozusagen durch Zuruf - die Werthierarchie umgedreht werden kann, in dem Werte unterschiedliche Geltung haben für Mächtige und politisch Missliebige, hält der Autor für problematisch. Vor allem, wenn "Werte" instrumentell genutzt und vorgeschoben werden, um
wirtschaftliche oder militärische Hegemonialansprüche zu sichern. (ICA2)
1.10
Organisationskultur/Unternehmenskultur
[229-L] Behr, Rafael:
"Die Besten gehören zu uns - aber wir wissen nicht, wer sie sind": Veränderung von
Organisationskultur und Personalmanagement der Polizei im Zeitalter gesellschaftlicher
Pluralisierung - Bericht aus einem Forschungsprojekt zur Integration von Migranten in die
Polizei, in: Martin H.W. Möller, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit
2006/2007, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2007, S. 291-314, ISBN: 978-3-86676-0004 (Standort: UB Koblenz(KOB7)-PO/M/2007/2558-2006/07)
INHALT: Die Beschäftigung mit der Frage, wie offen und integrationsfähig bürokratische Organisationen wie z.B. die Polizei sind, führt schnell zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Personalauswahl. Gemeinhin wird angenommen, dass es sich bei der
Personalauswahl um eine Bestenauslese handelt. Was nicht mehr so einfach zu bestimmen ist,
sind die Parameter, die für diese Auswahl angelegt werden. Hier spielen regionale, politische,
konjunkturelle und noch weitere Gründe eine Rolle. In dem Beitrag werden nun einige der
grundlegenden Themen für die polizeiliche Organisations- und Personalentwicklung berührt,
und zwar ausgehend von einem aktuellen Forschungsprojekt von 2006 zur Integration von
Migranten in die Polizei. Das Projekt 'Migranten in Organisationen von Recht und Sicherheit'
(MORS) basiert auf einem Forschungsdesign, in dem Wissenschaftler und Praktiker in einen
kontinuierlichen Dialog treten und in gleichen Ausmaßen voneinander lernen. Der Analyse
integrationspolitischer und polizeistrategischer Gewinne und Risiken geht eine theoretisch
fundierte und empirische Auseinandersetzung über die Frage der Notwendigkeit, die Potenziale und den Grad einer interkulturellen Öffnung der Polizei voraus. Den Ausgangspunkt der
Studie bilden zwei Grundannahmen: (1) die Position der kulturellen Dominanz der Organisation und (2) die Position der multikulturellen Organisation. Die ersten empirischen Ergebnisse umfassen folgende Punkte: (1) Erfahrungen und Erkenntnisse aus England, den Niederlanden und Belgien, (2) die Rekrutierungsstrategien der Polizeien des Bundes und der Länder,
(3) die Suche des Monopol-Unternehmens Polizei nach seinen professionellen Standards sowie (4) Assimilation und Ausschluss mit seinen Folgerungen für Organisationsentwicklung
und Personalmanagement. Im Akt der vorsichtigen oder offensiven, der leutseligen oder der
abgeklärten, der tatsächlichen oder vermeintlichen, der ehrlich gemeinten oder der strategischen Aufgeschlossenheit gegenüber Migranten werden zugleich die zugrunde liegenden Traditionen der geschlossenen Beziehungen und die Probleme in Bezug auf Integration und In-
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145
klusion evident und auch aktiv verdeutlicht. Nichts ist hierbei leicht und eindeutig, alles ist
gebrochen; Durchdringung und Wissensfortschritt gelingen nur mühsam. (ICG2)
[230-L] Chavdarova, Tanya:
Towards a Europeanisation of national economic cultures: between West and East or
between North and South? ; the case of Bulgarian business, in: Klaus Roth (Hrsg.):
Sozialkapital - Vertrauen - Rechtssicherheit : postsozialistische Gesellschaften und die
Europäische Union, Münster: Lit Verl., 2008, S. 107-123, ISBN: 978-3-03735-235-9 (Standort:
UB Tübingen(21)-48A/5564)
INHALT: Gegenstand des Beitrags sind beruflich veranlasste kulturelle Begegnungen zwischen
bulgarischen und westlichen Managern und Unternehmern. Die Basis der Untersuchung bilden Tiefeninterviews mit 15 bulgarischen und 10 westlichen Managern aus acht verschiedenen Nationen, die in Sofia tätig sind. Zwei Achsen werden in den Interviews deutlich: eine
Ost-West-Achse und eine Nord-Süd-Achse. Auf der Ost-West-Achse werden unterschiedliche Berufskulturen sichtbar, die auf die unterschiedlichen systemischen Vergangenheiten beider Regionen zurückgehen. Auf der Nord-Süd-Achse ist Bulgarien eher in der Nähe des Balkans oder des Mittelmeerraumes einzuordnen - Geschäftsleute aus Südeuropa fühlen sich hier
daher wohler als Repräsentanten der angelsächsischen Wirtschaftskultur. Lernprozesse zwischen Bulgaren und Ausländern aus der westlichen Welt verlaufen in Richtung auf eine
wechselseitige Anpassung. (ICE)
[231-L] Cloos, Peter:
Die Inszenierung von Gemeinsamkeit: eine vergleichende Studie zu Biografie,
Organisationskultur und beruflichem Habitus von Teams in der Kinder- und Jugendhilfe,
(Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfeforschung), Weinheim: Juventa Verl. 2008, 334 S., ISBN:
978-3-7799-1116-6 (Standort: UB Duisburg(464)-E11/OJW/2727)
INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist der berufliche Alltag in der Kinder- und Jugendhilfe,
wobei eine ethnographische Beobachtungsperspektive eingenommen wird. Der Schwerpunkt
liegt auf den Differenzen zwischen den beruflich tätigen Mitgliedern dieses Handlungsfelds.
Die Erhebung dieser Unterschiede erfolgt auf der Grundlage von Bourdieus Habituskonzept.
Untersucht werden neben dem beruflichen Habitus Biografie, berufliches Handeln und Organisationskultur. Zentrale Erhebungsmethode ist die ethnographische Feldforschung der "dichten Beschreibung". Die empirische Feldforschung konzentriert sich auf zwei Fallstudien: eine
"Jugendwerkstatt" in einer großen Ruhrgebietsstadt und eine Kindertageseinrichtung. Der
Verfasser entwickelt abschließend ein empirisches Modell zur Unterscheidung beruflich-habitueller Profile, das - gerahmt vom gesellschaftlich-kulturellen, soziopolitischen und biographischen Kontext - die Dreiecksbeziehungen von Berufskultur, Arbeitsfeldkultur und Organisationskultur beschreibt. (ICE2)
[232-F] David, Alexandra (Bearbeitung); Rehfeld, Dieter, PD.Dr.; Gärtner, Stefan, Dr. (Leitung):
Corporate Culture and Regional Embeddedness (CURE)
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
INHALT: A vital and innovative regional life is basic for European society and economy. Europe
has its strength in regional cultural diversity. This means to accept a broad range of specific
regional cultures and to give space for individual paths in a common framework. This also influences economic competitiveness and innovation because regional differentiation enables
complementarities and synergies in facing global competition. The discussion on globalisation and integration, however, first of all focuses on homogenisation of cultures. The emergence of vital and innovative regional cultures is neglected in the mainstream of political and
academic research. In this project the researchers understand regional culture as a potential
and not as a given fact. Following the above arguments, a strong commitment to local or regional traditions and specialities is needed. The role of companies is therefore crucial. On the
one hand they are facing pressure to rationalise and standardise for various reasons: competitive rules, capital market needs, global sourcing and markets, sector regulation or the profile
of specific company paths. On the other hand, regional competencies can be considered a latent potential for the performance of companies which is often underestimated. The overall
goal of CURE is to develop a common framework for a better understanding of the processes
involved in cultural transmission. CURE, therefore, aims at studying processes of cultural
change in order to facilitate understanding of culturally perceived values and practices both,
in companies and regions to develop a vision of the regional embedded company and an innovative regional culture. In order to achieve the overall goal CURE aims at studying processes
of cultural exchange as a result of interaction between companies and regions. In the course
of interaction, different cultures come together, shape each other and change. Such a process
of interaction and cultural change is the connecting link that has to be studied. Interaction can
take place in different forms: it can concentrate on material, symbolic or knowledge flows.
Facing the rise of knowledge society special emphasis is laid on the latter and on knowledge
sharing. The project brings together research from cultural science, regional science, social
science and economics in an interdisciplinary way. The key questions of CURE are: 1. To
which extent do company cultures influence regional commitment? 2. Which types of regional culture are of interest for which type of enterprise? 3. How do corporate and regional cultures interact and how do they influence each other? Consortium: The project consortium is
made up of seven partners from six European regions: Institute for Work and Technology,
Department Space, Innovation, Culture; Gelsenkirchen, Germany; University of Pécs, Faculty
fo Health Sciences; Pécs, Hungary; Cardiff University, Centre of Advanced Studies; Cardiff,
United Kingdom; Institute for Advanced Studies in the Humanities, Department Cultures of
Responsibility; Essen, Germany; Radboud University of Nijmwegen, Nijmwegen School of
Management; Nijmwegen, Netherlands; University of Applied Science Nothwestern Switzerland, Institut for Humans and Organisations, Olten, Switzerland; Vienna University of Economics and Business Administration, Institute for Regional Development and Environment; Vienna, Austria.
METHODE: Research strategy: CURE aims at linking a theoretical foundation and empirical
analyses of cultural processes with policy options in order to facilitate understanding of culturally perceived values and practices on companies and regional level. In order to achieve these objectives it is crucial to have a joint understanding of the research subject. Therefore, the
initial phase (phase 1) of the project aims at developing a joint theoretical framework which
functions as a basis for the subsequent research phases. This includes the definition of terms
used, the formulation of key questions and the agreement on methodologies. In Phase 2 existing research and theories on corporate and regional culture, and the combination of both will
be mapped. The concluding part of this phase is the development of the theoretical interdisciplinary concept of cultural change and of a joint methodological framework to be used in the
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
147
empirical phase. Phase 3 is dealing with empirical analyses and the hypotheses concluded in
phase 2 will be tested. To 'measure' the interdependencies between corporate and regional
culture, their dynamics and impacts 30 enterprise case studies will be accomplished in each of
the seven participating region. In order to obtain comparable results criteria for the selection
of companies will be defined. To deepen the researchers understanding of processes of cultural change three additional in-depth studies in each region are planned. The finalising comparative analysis will lead to a typology of companies and regions cultures and a comparative
empirical report. This provides the basis for the synthesis of the project in Phase 4. Drawing
on the additional input of the preceding phase, the theoretical analyses developed in the second phase will be completed. The rich and multifaceted material available at this stage will
allow for developing the analytical and policy-related focus of the project. This includes the
identification of trends, options and bottlenecks of cultural change and transmission as well as
the deduction of policy recommendations. An international conference targeting scientist,
business leaders and politicians will be organised at the concluding part of the research process.
VERÖFFENTLICHUNGEN: David, Alexandra; Gärtner, Stefan: Kultur und Kreativität als regionaler Wirtschaftsfaktor. in: Institut Arbeit und Technik: Jahrbuch 2007. Gelsenkirchen
2008, S. 52-59. Download unter: www.iatge.de/aktuell/veroeff/jahrbuch/jahrb07/08-gaertnerdavid.pdf .
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Fachhochschule Gelsenkirchen, Institut Arbeit und Technik (Munscheidstr. 14,
45886 Gelsenkirchen)
KONTAKT: Rehfeld, Dieter (Dr. Tel. 0209-1707-268, Fax: 0209-1707-110,
e-mail: [email protected]); Gärtner, Stefan (Dr. Tel. 0209-1707-164;
e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (Tel. 0209-1707-171; e-mail: [email protected])
[233-L] Döge, Peter:
Von der Antidiskriminierung zum Diversity-Management: ein Leitfaden, Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht 2008, 111 S., ISBN: 978-3-525-49130-0
INHALT: "Vielfalt ist in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Thema in den Wirtschaftsund Gesellschaftswissenschaften geworden. Lebensstile mehren sich, Lebensbiografien von
Frauen und Männern werden vielfältiger, Kontakte zwischen Menschen unterschiedlicher
Kulturen nehmen zu, Belegschaften und Kunden werden multikulturell. Mit dem Konzept des
Managing Diversity soll Vielfalt in Organisationen produktiv gestaltet werden. Ziel ist die benachteiligungsfreie und multikulturelle Organisation. Managing Diversity integriert dabei bisher isoliert nebeneinanderstehende Konzepte wie Gender-Mainstreaming, Anti-Diskriminierung, Frauenförderung, Work-Life-Balance sowie Ansätze familienbewusster Personalpolitik
in ein Gesamtkonzept. Vor diesem Hintergrund klärt der Leitfaden zentrale Begriffe sowie
Grundgedanken des Konzepts und entwickelt darauf aufbauend ein handlungsorientiertes Instrument zur Umsetzung von Managing Diversity in staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen." (Autorenreferat)
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
[234-L] Eberle, Martin:
Verstehende Wirtschaftsethik: Max Webers Studien zum antiken Judentum in theologischethischer Perspektive, (Leiten, Lenken, Gestalten : Theologie und Ökonomie, Bd. 23), Berlin:
Lit Verl. 2008, 347 S., ISBN: 978-3-8258-0398-8
INHALT: "Das verantwortliche Gestalten des Wirtschaftens ist ohne ein umfassendes Verständnis von der Entstehung und Bedingtheit ökonomischen Handelns nicht möglich. Neben kulturellen Grundlagen kommt so auch das Verhältnis von Religion und Ökonomie in den Blick.
Max Weber, Nationalökonom und einer der Begründer der Soziologie in Deutschland, hat
diesen Zusammenhang eingehend analysiert. Der Autor rekonstruiert Max Webers wirtschaftsethische Perspektive und skizziert Konturen einer 'verstehenden Wirtschaftsethik'. Aus der
parallelen Lektüre von Webers historisch-soziologischen und systematischen Studien zum antiken Judentum entsteht ein heuristisches Konzept, das Beschreibung und normative Orientierung sachgemäß miteinander verbindet. In sozialwissenschaftlicher wie theologischer Perspektive wird so die ökonomische Relevanz der Religion ernst genommen." (Autorenreferat)
[235-F] Graumann, Günter (Bearbeitung); Zimmer, Gerhard M., Prof.Dr. (Betreuung):
Die Nutzung kultureller Ressourcen im Innovationsmanagement (Arbeitstitel)
INHALT: Die zunehmende Internationalisierung wirtschaftlicher Prozesse und rasante technologische Entwicklungen dynamisieren das Wirtschaftsgeschehen enorm. Zunehmender Konkurrenzdruck geht einher mit ungeahnten wissenschaftlich-technologischen Möglichkeiten. Um
diesen Herausforderungen angemessen begegnen zu können, müssen Wirtschaftsunternehmen
zunehmend auf das Innovationspotential ihrer Mitarbeiter setzen. Vor diesem Hintergrund arbeitet das Dissertationsprojekt an der Erschließung bisher wenig genutzter wirksamer Möglichkeiten zur Erzeugung und Umsetzung innovativer Impulse. Anhand des Mediums des
Films (Spielfilm, Dokumentarfilm) werden gezielt neuartige Musterbildungen im menschlichen Informationsverarbeitungssystem stimuliert, die über verschiedene Transformationsstufen Unternehmen auf allen Ebenen eine innovative Ausrichtung zu geben vermögen. Hierzu
werden die konkreten Wirkungszusammenhänge von medialer Stimulanz und menschlicher
Mustergenerierung untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung fließen gleichzeitig in die
Entwicklung einer qualitativ hochwertigen Benutzerschnittstelle für das Digitalfernsehen ein.
METHODE: Es wird versucht, einen neuartigen theoretisch-methodischen Ansatz zu entfalten
und anzuwenden. Dieser soll die zwei metatheoretischen Grundansätze geisteswissenschaftlicher und naturwissenschaftlicher Wirklichkeitserschließung zu einer übergegeordneten, integralen, wirksamen Einheit zusammenzuschließen. Dies geschieht unter Zuhilfenahme von
Lösungsansätzen des Intentionalitätsproblems aus der neuronalen Informationsverarbeitung.
Daraus soll eine Methodik zur besonders wirksamen Musterbildung für innovativ wirkende
kreative Impulse geschlussfolgert werden.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Graumann, G.: Wachgeküsst. Wie das Gehirn von Sinnen macht.
Von der Schöpferischen Erotik des Lebens. Hamburg 2008 (in Vorbereitung). ARBEITSPAPIERE: Graumann, G.: Kulturelle Innovationsfähigkeit und individuelle Mitgestaltung des
gesellschaftlichen Lebens - oder: warum van Gogh für die Nachwelt doch kein Nichtsnutz
blieb. Beitrag zum Projekt "Wege zur Ganzheit. Profilbildung einer Pädagogik für das 21.
Jahrhundert". Ahrensburg 1998.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
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INSTITUTION: Universität der Bundeswehr Hamburg, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Professur für Berufs- und Betriebspädagogik, insb. berufliche, betriebliche Aus- und
Weiterbildung (Postfach 700822, 22008 Hamburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 04102-58795, Fax: 04102-58795,
e-mail: [email protected])
[236-L] Lee-Peuker, Mi-Yong; Scholtes, Fabian; Schumann, Olaf J. (Hrsg.):
Kultur - Ökonomie - Ethik, (Schriftenreihe für Wirtschafts- und Unternehmensethik, Bd. 18),
München: Hampp 2007, 366 S., ISBN: 978-3-86618-200-4
INHALT: Der Sammelband beschäftigt sich mit der Thematik der kulturellen Dimensionen sozialwissenschaftlicher und (anwendungsorientiert-)ethischer Forschung. Im Mittelpunkt steht
dabei die Frage wie Kultur als allgegenwärtiger Aspekt menschlichen Handelns sowohl in als
auch durch Ökonomie und Ethik in kritisch-reflexiver Weise berücksichtigt werden kann. Die
unterschiedlichen Aspekte des Verhältnisses von Kultur, Ökonomie und Ethik werden in vier
Themenkreisen behandelt: 1. Ökonomische Theorie als kultureller Ausdruck: Wie kann Ökonomie als eine (Denk-)Kultur aufgefasst werden? 2. Ökonomie als kulturbewusste Sozialwissenschaft: Wie kann Kultur in der ökonomischen Theorie berücksichtigt werden? 3. Wirtschaftliche Globalisierung und kulturelle Vielfalt: Wie kann die Ökonomie die interkulturelle
Dimension des Wirtschaftens theoretisch erfassen und praktisch orientieren? 4. Kultur (in)
der Wirtschafts- und Unternehmensethik (WUE): Auf welchen Ebenen kann bzw. sollte
WUE eine kulturell diversifizierte 'globale' Wirtschaft und Gesellschaft berücksichtigen?
(IAB) Inhaltsverzeichnis: Fabian Scholtes: Zur Einleitung: Kultur als Herausforderung an
Ökonomie und Wirtschaftsethik; Amartya K. Sen: How does culture matter? I. Unternehmen
als kulturelle und moralische Akteure - Reinhard Pfriem: Strategische Unternehmenspolitik
als Daseinsbewältigung: Grundzüge einer kulturalistischen Unternehmensethik wie Theorie
der Unternehmung; Andreas Dietrich: Systemtheoretische Fundierung der kulturfokussierten
Managementforschung; Marc Hübscher: Moral und Tugend in der Governanceethik: ein forschungsprogrammatischer Vorschlag; Sarah Jastram: Interkulturelles Stakeholdermanagement im Rahmen von Corporate Social Responsibility. II. Sozialwissenschaftlich informierte
Ökonomie - Bettina Hollstein: Pragmatistische Inspirationen für eine kulturbewusste Ökonomik; Stephan Märkt: Marktprozesstheorie und economic sociology; Mi-Yong Lee-Peuker:
Über die Reichweite von Rationalität bei der Bestimmung des Verhältnisses von wirtschaftlichem Handeln und Kultur; Peter Seele: Institutional faith: Vertrauen und Glauben als Entscheidungsstabilisatoren kulturellen und ökonomischen Handelns. III. Kritik der Wirtschaftsethik - Bernd Remmele, Nils Goldschmidt: Die Bedeutung einer kulturellen Ökonomik für
eine Theorie der Wirtschaftsethik; Felix Heidenreich: Selbstbeschreibungen im Widerstreit.
IV. Kulturalität von Ökonomie: geistesgeschichtliche und politische Aspekte - Michael S.
Aßländer: Die Geburt der Ökonomie aus dem Geist der Aufklärung; Olaf J. Schumann: Das
Recht auf Arbeit: historische Genese und philosophische Begründungen; Matthias Glasmeyer: Die kulturelle Prägung von Steuersystemen im Systemwettbewerb.
[237-F] Looks, Peggy, Dr.; Ishig, Ariunaa, Dipl.-Psych.; Melzer, Marlen, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Hacker, Winfried, Prof.Dr. (Leitung):
Entwicklung produktzentrierter, ganzheitlicher Innovationskompetenzen und innovativer
Unternehmenskulturen in KMU und KMU-Netzwerken
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
INHALT: Mikro-, kleine und mittelständische (KMU) Unternehmen sind von großer wirtschaftlicher wie sozialer Bedeutung, da sie 99% aller Unternehmen der EU darstellen und etwa 65
Millionen Arbeitsplätze bieten. Wegen ihrer teilweise geringen Eigenkapitaldecke und immer
härterer Marktbedingungen sind sie in stärkerem Maße als Großunternehmen gezwungen,
mittels innovativer Produkte bzw. Dienstleistungen ihre Marktposition zu halten bzw. auszubauen. Ziel des Projektes ist die wissenschaftlich fundierte, gleichzeitig aber auch praktisch
handhabbare Unterstützung innovativen Handelns von KMU. Dabei werden partizipativ Maßnahmen entwickelt, welche sowohl Produkt- als auch Prozess- und soziale bzw. organisationale Innovationen fördern. Beispiele hierfür sind entwicklungsspezifische Varianten von
Strukturierungstechniken, heuristische Fragesysteme, "Konstruktionslandkarten", individuelle
und kooperative Reflexionstechniken sowie spezifische Hybridtechniken für die Optimierung
der Arbeit von Problemlösegruppen. In vergangenen Untersuchungen der eigenen Arbeitsgruppe konnten hierbei Gewinnsteigerungen von etwa 15% erzielt werden. Parallel dazu wird
erfasst, an welche Bedingungen der Einsatz bestimmter innovationsförderlicher Maßnahmen
gebunden ist. Die Ergebnisse der Untersuchungen und Interventionen werden in einer modularen Handlungsanleitung für das Begleiten von Innovationsprozessen in KMU zusammengefasst und in branchen- sowie fachspezifischen Zeitschriften veröffentlicht.
ART: BEGINN: 2004-10 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Fak. Mathematik und Naturwissenschaften,
Fachrichtung Psychologie Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie und Methoden der Psychologie Arbeitsgruppe Wissen-Denken-Handeln (Objekt Falkenbrunnen, 01062
Dresden)
KONTAKT: Hacker, Winfried (Prof.Dr. Tel. 0351-463-36226,
e-mail: [email protected])
[238-L] Lungwitz, Ralph-Elmar:
Kleine und mittlere Unternehmen: Management, Organisation, Kulturen, in: Berliner
Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 19/2008, H. 3, S. 61-68
(Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Das Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung in Chemnitz führte zwischen 1992
und 2002 vier mehrjährige industriesoziologische Forschungsprojekte durch, die sich auf die
unterschiedlichen Facetten unternehmerischen Handelns bezogen. Dazu zählten z.B. betriebliche Arbeitsbeziehungen, die Rolle der Manager bei der Gestaltung von Organisations- und
Arbeitsstrukturen sowie die Entwicklung von Kooperationsbeziehungen zu Partnerfirmen in
Mittel- und Osteuropa. Es wurden empirische Erhebungen in ca. 60 ostdeutschen Unternehmen, überwiegend in Sachsen in den Bereichen Maschinenbau, Automobilindustrie und Textil/Bekleidung durchgeführt. Die meisten untersuchten Betriebe hatten sich auf den Märkten
etabliert, sie erwirtschafteten Gewinne und zeichneten sich durch einen hohen Grad an unternehmerischer Eigenverantwortung aus. Im vorliegenden Beitrag wird anhand ausgewählter
Ergebnisse dieser Projekte gezeigt, mit welchen Konzepten ostdeutsche Manager den Herausforderungen des Transformationsprozesses begegneten und wie sie unter Rückgriff auf spezifische Akteurskonstellationen und Einbettungsformen Ressourcen mobilisieren konnten, die
eine positive wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen möglich machten. Es werden fer-
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
151
ner zwei Leitmotive der ostdeutschen Manager hervorgehoben: (1) Marktwirtschaft als Reich
wirtschaftlicher Rationalität und (2) Fürsorge für die Beschäftigten. (ICI2)
[239-L] Martins, Erko; Pundt, Alexander; Horsmann, Claes S.; Nerdinger, Friedemann W.:
Organizational culture of participation: development and validation of a measure, in:
Zeitschrift für Personalforschung, Jg. 22/2008, H. 2, S. 195-215 (Standort: USB Köln(38)-FHM
XG 06797; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Dieser Beitrag beschreibt das Konzept 'Beteiligungskultur' als den Teil einer Organisationskultur, der mit der Mitarbeiterbeteiligung in Verbindung steht. Drei Typen der Beteiligungskultur werden danach unterschieden, welche Gruppe im Unternehmen als Promotor der
Beteiligung agiert: (1) führungsgetragende, (2) mitarbeitergetragene und (3) institutionsgetragende Beteiligungskulturen. Diese Typen sind durch unterschiedliche Prozesse und Wirkungen der Mitarbeiterbeteiligung charakterisiert. Die Bedeutung des Konzepts 'Beteiligungskultur' für die Forschung zur Mitarbeiterbeteiligung und eine erste Validierung dieses Konzepts
werden in diesem Beitrag beschrieben. Dazu wurde ein Instrument zur Messung der Beteiligungskultur entwickelt und eine empirische Studie durchgeführt, um die Konstruktvalidität,
die diskriminante und inkrementelle Validität zu ermitteln. Nach der Darstellung dieser Studie werden Implikationen für die zukünftige Forschung und die unternehmerische Praxis abgeleitet." (Autorenreferat)
[240-F] Mensching, Anja, Dr.phil. (Bearbeitung); Bohnsack, Ralf, Prof.Dr. (Betreuung):
Gelebte Hierarchien. Mikropolitische Arrangements und organisationskulturelle Praktiken
am Beispiel der Polizei
INHALT: Analyse organisationaler Praktiken in der Polizei im Hinblick auf den Umgang mit formellen Hierarchien; Identifizieren organisationaler Spielpraktiken, die die existierenden differierenden Erfahrungsräume in der Polizei integrieren.
METHODE: Qualitativ-rekonstruktive Sozialforschung (dokumentarische Methode nach Ralf
Bohnsack u.a.); Organisationstheorien, Organisationskulturansätze. Untersuchungsdesign:
Querschnitt DATENGEWINNUNG: Gruppendiskussion (Stichprobe: 11; niedersächsische Polizisten/ Polizistinnen unterschiedlicher formeller Hierarchiezugehörigkeit; Auswahlverfahren: theoret. Sampling). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Mensching, A.: Gelebte Hierarchien. Mikropolitische Arrangements und organisationskulturelle Praktiken am Beispiel der Polizei. Wiesbaden: VS-Verl. f.
Sozialwiss. 2008.
ART: BEGINN: 2002-02 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Erziehungswissenschaft Arbeitsbereich Qualitative Bildungsforschung (Arnimallee 11, 14195 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-838-52733, e-mail: [email protected])
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[241-L] Niehaves, Björn:
Management organisationskultureller Veränderungen: von der traditionellen Bürokratie
zur modernen Verwaltung, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, IX, 178 S., ISBN: 978-38364-0003-0 (Standort: UB Duisburg (464)-01/QRJ/10320)
INHALT: "Die öffentliche Verwaltung befindet sich im Spannungsfeld von Kostensenkungsdruck und stetig steigenden Leistungsanforderungen. Dieser Anforderungssituation wird eine
traditionell-bürokratische Verwaltung in vielen Fällen nicht gerecht. Zahlreiche Bestrebungen
zur Verwaltungsmodernisierung sind die Konsequenz, ihr Erfolg bleibt jedoch häufig aus. Ein
Hauptgrund ist darin zu sehen, dass die Veränderung einer traditionell-bürokratischen Verwaltung hin zu einer modernen öffentlichen Verwaltung vor allem ein organisationskulturelles Problem darstellt. Der Autor Björn Niehaves geht daher der Frage nach, welches die Elemente und Erfolgsfaktoren des Managements organisationskultureller Veränderungen in der
öffentlichen Verwaltung sind. Unter Einbezug der Theorie eines kulturbewussten Managements werden umfassende empirische Analysen in öffentlichen Verwaltungen in Form einer
Fallstudie und Experteninterviews durchgeführt. Die Ergebnisse werden in Form von grundlegenden Leitgedanken eines kulturbewussten Managements öffentlicher Verwaltungen aufbereitet und für die Verwaltungspraxis handhabbar gemacht." (Autorenreferat)
[242-F] Pundt, Alexander; Martins, Erko; Horsmann, Claes, Dr. (Bearbeitung); Nerdinger, Friedemann W., Prof.Dr. (Leitung):
TIM - Transfer innovativer Unternehmensmilieus - beteiligungsorientierte Unternehmenskultur als Erfolgsfaktor - Erfahrungsaustausch und Entwicklung von Ansätzen für den Aufbau und Erhalt beteiligungsorientierter Unternehmenskulturen zur Gestaltung des Wandels
INHALT: Zentrale Forschungshypothese: eine innovationsförderliche Kultur hängt eng zusammen mit einer kooperativen bzw. beteiligungsorientierten Kultur. Ein beteiligungsoffenes Milieu begünstigt Innovationen in einem Unternehmen. Es aktiviert ungenutzte Potenziale bei
den Mitarbeitern und hilft so, die permanent anstehenden Transitsituationen besser zu bewältigen. Seine Gestaltung ist Management- und Führungsaufgabe, wobei die repräsentative Vertretung von Mitarbeiterinteressen als unverzichtbarer Bestandteil begriffen werden muss. Forschungsziele: 1. theoretische Festlegung des Konzepts "beteiligungsorientierte Unternehmenskultur"; 2. empirische Analyse und Weiterentwicklung beteiligungsorientierter Unternehmenskulturen; 3. Dokumentation guter Unternehmenspraxis; 4. Beitrag zur öffentlichen
Diskussion um Mitarbeiterbeteiligung und Mitbestimmung.
METHODE: Theoretische Grundlage: Kulturebenenmodell von Schein; Konzept der Offenheit
und Geschlossenheit von Organisationen von Gebert et al. Vorgehen: qualitativer Ansatz;
Theoriebildung aus (Unternehmens-)Fallstudien; Typenbildung; zwei Erhebungszeitpunkte.
Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen (Stichprobe: 45
-T1-; Experteninterviews, Vertreter aus 8 Unternehmen; Auswahlverfahren: Quota. Stichprobe: 41 -T2-; Experteninterviews, Vertreter aus 8 Unternehmen; Auswahlverfahren: Quota).
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Nerdinger, F.W.: Kapitalbeteiligung ist allein kein Motor. Interview von R. Jessl zum Thema Mitarbeiterbeteiligung. in: PERSONALmagazin, 6, 2006, S.
30-31.+++Nerdinger, F.W.; Martins, E.: Teilhabe an Entscheidungen wirkt positiv: Kapitalbeteiligung und ihre psychologischen Wirkungen. in: RATIO, Neues vom RKW BadenWürttemberg, 12, 2006, 5, S. 16-17.+++Pundt, A.; Martins, E.; Horsmann, C.S.; Nerdinger,
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
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F.W.: Gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmenswert: qualitative und quantitative
Untersuchungen der Sicht von Führungskräften, Betriebsräten und Vertretern des HR-Managements. in: Wirtschaftspsychologie, 9, 2007, 1, S. 31-39.+++Horsmann, C.S.; Pundt, A.;
Martins, E.; Nerdinger, F.W.: Beteiligungskultur als Kontextfaktor für das Ideenmanagement.
in: Wirtschaftspsychologie, 9, 2007, 2, S. 103-114.+++Pundt, A.; Nerdinger, F.W.; Martins,
E.; Horsmann, C.S.: Beteiligungsorientierte Unternehmenskultur und Innovation: Ergebnisse
aus dem Projekt TiM. in: OrganisationsEntwicklung, Zeitschrift für Unternehmensentwicklung und Change Management, 26, 2007, 3, S. 22-30.+++Martins, E.; Pundt, A.; Horsmann,
C.S.; Nerdinger, F.W.: Der Einfluss erlebter prozeduraler Gerechtigkeit auf die Wirkung finanzieller Mitarbeiterbeteiligung. in: Wirtschaftspsychologie (in Review).+++Nerdinger,
F.W.; Horsmann, C.S.; Martins, E.; Pundt, A.: Psychologische Wirkungen materieller und
immaterieller Mitarbeiterbeteiligungen in mittelständischen Unternehmen. in: Richter, H.-J.
(Hrsg.): Globalisierung und Wirtschaftswachstum mittelständischer Unternehmen. Rostocker
Hefte zur Unternehmungsführung, Bd. 19. Rostock 2006, S. 171-179.+++Pundt, A.; Nerdinger, F.W.; Martins, E.; Horsmann, C.S.: Beteiligungsorientierte Unternehmenskultur - eine
vergleichende Analyse der Beteiligungsstrukturen in acht Unternehmen. in: Rausch, K.
(Hrsg.): Organisation gestalten - Struktur mit Kultur versöhnen. Lengerich: Pabst Science Publishers 2007, S. 531-544.+++Martins, E.; Remmers, B.; Fehsenfeld, M.; Nerdinger, F.W.:
Innovationen durch beteiligungsorientierte Unternehmenskultur - partizipative Umsetzung innovativer Produktionskonzepte und Arbeitsstrukturen am Beispiel eines mittelständischen
Büromöbelherstellers. in: Rausch, K. (Hrsg.): Organisation gestalten - Struktur mit Kultur
versöhnen. Lengerich: Pabst Science Publishers 2007, S. 545-553. ARBEITSPAPIERE: Martins, E.; Pundt, A.; Nerdinger, F.W.: Employee participation and corporate culture. Working
paper, No. 1. Rostock 2006. Unter: www.projekt-tim.org/downloads/tim_working_paper_
01.pdf abrufbar.+++Stracke, S.; Witte, H.H.: Betriebsratspraxis bei Innovation: Beispiele und
Erfahrungen aus der Metallindustrie in der Region Hannover. Arbeitspapier, Nr. 5. Rostock
2006. Unter: www.projekt-tim.org/downloads/tim_arbeitspapier_05.pdf abrufbar.+++Otto,
K.-P.; Stracke, S.: Mitarbeiterbeteiligung im Projekt DH-TOP 2007 bei der AG der Dillinger
Hüttenwerke. Arbeitspapier, Nr. 10. Rostock 2007. Unter: www.projekt-tim.org/downloads/
tim_arbeitspapier_10.pdf abrufbar.
ART: BEGINN: 2005-03 ENDE: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: DLR Projektträger Gesundheitsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität Rostock, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut
für BWL Lehrstuhl für Allgemeine BWL, insb. Wirtschafts- und Organisationspsychologie
(Ulmenstr. 69, 18051 Rostock)
KONTAKT: Martins, Erko (Tel. 0381-4984-573, e-mail: [email protected])
[243-L] Sagebiel, Felizitas:
Organisationskultur und Geschlecht in den Ingenieurwissenschaften Europas, in: IFF Info :
Zeitschrift des Interdisziplinären Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 22/2005,
Nr. 30, S. 48-60 (www.uni-bielefeld.de/IFF/aktuelles/IFFINFOWS0506.pdf)
INHALT: "Der Beitrag baut auf dem Europäischen Projekt WomEng 'Creating Cultures of Success for Women Engineers' auf, das von Universitäten und Berufsorganisationen für Ingenieurinnen aus sieben Ländern (Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Osterreich, Slowakei) durchgeführt wird. 'Organisationskultur und Geschlecht in den
Ingenieurwissenschaften Europas' bezieht sich auf die Situation von Ingenieurinnen im Beruf,
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
wobei der Schwerpunkt der Analyse auf institutionellen Strukturen und Kulturen in ausgewählten Industrieunternehmen liegt. Zum methodischen Ansatz gehören Homepageanalysen,
Fokusgruppendiskussionen mit Ingenieurinnen und Expertinneninterviews mit Managerinnen.
Forschungsergebnisse zu Technik und Männlichkeit und ihre Widerspiegelung in der industriellen Organisationskultur sowie Chancen und Barrieren für die Karriere von Ingenieurinnen
bieten die Grundlage für die Hypothesen und die Ergebnisdarstellung zu folgenden Aspekten:
Homepages der Unternehmen, Männlichkeitskultur und Minderheitensituation der Ingenieurinnen, Copingstrategien in einer Männerdomäne, männliche Überstundenkultur, Frauenkultur von Teilzeitarbeit, work-life-balance, Karriere von Ingenieurinnen, Bedeutung von Männer- und Frauennetzwerken für die Karriere. Gendertheorien dienen als Folie der theoretischen Reflexion." (Autorenreferat)
[244-L] Schöni, Walter:
Unternehmenskultur am Ende?: Anmerkungen zu einem vieldeutigen Konzept, in: Denknetz
(Hrsg.): Jahrbuch cahier 2005 : der neue Glanz der Gleichheit ; Analysen und Impulse zur Politik,
Zürich: Edition 8, 2005, S. 84-93, ISBN: 3-85990-108-7 (Standort: SBB-PK Berlin(1a)Zsn119302)
INHALT: Der Autor problematisiert die aktuelle Entwicklung der Unternehmenskulturen und die
möglichen Hintergründe ihres Verfalls in schweizerischen Unternehmen. Die Mehrheit der
Erwerbsbevölkerung ist seiner Meinung nach den Zwängen der Märkte, der Ökonomisierung
und der Profitsteigerung zunehmend direkt ausgesetzt, auch und gerade als Angestellte mächtiger Wirtschaftsorganisationen. Dies führt zu einem Dienst nach Vorschrift statt "Swiss Quality" und die Arbeitnehmer können oftmals nur zwischen einer patriarchalen oder modernisierten Unternehmenskultur wählen. Als Gegengewicht zur strukturellen Machthierarchie und
Verfügungsgewalt muss dem Autor zufolge im Unternehmen gewährleistet werden, dass vor
jeder grundlegenden Entscheidung über die Zukunft von Beschäftigten Aushandlungsprozesse stattfinden: Prozesse kollektiver Mitbestimmung, wenn es um Organisationseinheiten geht;
Prozesse individuellen Aushandelns, wenn es um Einzelpersonen geht. Das Aushandeln ist
daher ein Zielkonsens zwischen Mitarbeiter- und Unternehmensentwicklung, der folgende
Elemente beinhaltet: (1) Mitarbeitende sind bereit, ihre Fähigkeiten auf Zeit in den Dienst der
Geschäftstätigkeit zu stellen und sich mit den Anforderungen im Tätigkeitsbereich weiterzuentwickeln; (2) das Unternehmen ist bereit, sich mit der bestehenden Belegschaft weiterzuentwickeln, individuelle Potenziale zu fördern und ein stabiles Umfeld für eine absehbare
Zeitperiode sicherzustellen. (ICI2)
[245-F] Seibel, Wolfgang, Prof.Dr.; Reichardt, Sven, Jun.-Prof.Dr. (Bearbeitung):
Prekäre Organisationen
INHALT: Die Organisationskultur der Moderne ist auf Zweck- und Normrationalität ausgerichtet. Gleichwohl beobachten wir in der modernen Welt nicht nur Organisationsformen, die diesem kulturellen Leitbild widersprechen, vielmehr scheinen die Abweichungen unter bestimmten Bedingungen sogar funktional und der Integration der jeweils übergeordneten Systeme
administrativer oder politischer Ordnungen förderlich zu sein. Beispiele hierfür sind interpersonelle oder interorganisatorische Netzwerke, Nonprofit- oder Nicht-Regierungsorganisationen, politische Bewegungen und Kampfbünde, Übergangsverwaltungen und ad hoc-Institu-
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
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tionen wie Krisenstäbe oder Sonderbevollmächtigte. Abweichungen vom Standard norm- und
zweckrationaler Organisationskultur werfen für die betreffenden Organisationen gleichwohl
fundamentale Probleme auf. Sie können aufgrund ihrer relativen Entkopplung von der "normalen" Welt zweck- und normrationaler Organisationen nicht auf die stetige Zufuhr personeller und monetärer Ressourcen rechnen. Sie werden als Fremdkörper oder ephemere Gebilde
wahrgenommen, deren Beziehungen zum System der Normalorganisationen unstet und latent
instabil bleiben. Die Abweichungen von den Maßstäben der Zweck- und Normrationalität bilden ein beständiges Legitimationsrisiko. Die Missachtung von Verfahrensregeln oder Professionalitätsstandards innerhalb und außerhalb der Organisation kann zum Verlust ressourcenorientierter, ideeller oder politischer Unterstützung führen. Daraus ergeben sich drei Fragenkomplexe, denen die geplante Untersuchung nachgehen soll: Was sind die Funktionsbedingungen prekärer Organisationen? Was hält sie zusammen? Was ist die jeweilige Funktionalität prekärer Organisationen? Warum existieren sie? Auf welche Weise werden prekäre Organisationen in die Welt der Normalorganisationen eingebettet? Welche Mechanismen regulieren das hier auftretende Schnittstellenproblem? Die Untersuchung geht diesen Fragen in vier
Gegenstandsbereichen nach: 1. Interimsverwaltungen und transitorische Organisationen (Besatzungsverwaltungen, Übergangsverwaltungen, Mandatsverwaltungen, Protektoratsverwaltungen); 2. halbstaatliche Organisationen und Sonderverwaltungen im Nationalsozialismus; 3.
Nonprofit- und Nichtregierungsorganisationen; 4. interindividuelle und interorganisatorische
Netzwerke. Als innovativ kann insbesondere die Anwendung organisationstheoretischer und
organisationssoziologischer Konzepte auf historische Verwaltungsphänomene, etwa Mandatsverwaltungen des Völkerbundes und der nationalsozialistischen Verwaltung, sowie die vergleichende Betrachtung sehr unterschiedlicher Organisationsfelder unter dem übergreifenden
Gesichtspunkt der Nischenbildung in der Organisationskultur der Moderne gelten. Dabei dürfen spezifische Einzelfragen auf besonderes Interesse rechnen, etwa inwieweit es sich bei der
in der Literatur häufig als "polykratisch" oder als "organisiertes Chaos" charakterisierten Verwaltung des Nationalsozialismus um einen Rückfall in vormoderne Verwaltungsformen oder
womöglich um Vorboten postmoderner Verwaltung gehandelt hat, wie sie zum Standardrepertoire von Verwaltungsreformen der Gegenwart zählen (etwa Netzwerke, 'Outsourcing',
Sonderstäbe, Taskforces etc.).
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"
(Fach D 173, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftliche Sektion, FB Politik- und Verwaltungswissenschaft Lehrstuhl für Innenpolitik und Öffentliche Verwaltung (Fach D 89, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Institution, Sekretariat (e-mail: [email protected],
Tel. 07531-88-2183)
[246-F] Stracke, Stefan, Dipl.-Geogr.; Wilke, Peter, Dr.; Nerdinger, Friedemann, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Analyse Personalführung im betrieblichen Strukturwandel - Mitbestimmung auf der Agenda Unternehmenskultur (TiM)
INHALT: Strukturwandel und Wissensarbeit im Zuge wachsender Internationalisierung stellen
Unternehmen und ihre Mitarbeiterschaft vor radikal neue Herausforderungen - ökonomisch,
technisch und organisatorisch. Im Kontext erfolgreicher Anpassungs- und Veränderungsfähigkeit wird insbesondere der Beitrag der Mitbestimmung zu einer innovativen beteiligungs-
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
orientierten Unternehmenskultur untersucht. Im permanenten Transformationsprozess ist Personal zur Schlüsselkategorie für unternehmerischen Erfolg geworden. Eine These lautet: Nur
eine Organisation, die die Identifikation ihrer Mitarbeiter und ihre konstruktive Mitarbeit
wertschätzt und die Human-Ressourcen entsprechend pflegt und ausbaut, wird Transitsituationen bewältigen können. Dieser Aufgabenkatalog für die Personalführung beschreibt die
Charakteristika von kooperativen Unternehmenskulturen; er lässt sich aber auch als Anforderung an organisierte Arbeitnehmerbeteiligung lesen. An dieser Schnittstelle der Arbeitnehmerbeteiligung zum HR-Management setzt die Untersuchung des Lehrstuhls für Wirtschaftsund Organisationspsychologie der Universität Rostock an. Die Begleitung und Analyse spezifischer Unternehmensprojekte stehen im Kontext des Verbundprojektes TiM der Universität
Rostock (9 Partnerunternehmen) und liefern empirische Erkenntnisse zur Verbesserung von
Unternehmenskulturen und Personalführung. Ziel ist die Darstellung von Good-Practice-Erfahrungen bei betrieblichen Veränderungsprozessen. Das Projekt stellt in diesem Zusammenhang Chancen und Anforderungen der Betriebsratsarbeit sowie den Einsatz der Mitbestimmung in internationalen und stärker wissens- und dienstleistungsorientierten Unternehmen in
den Mittelpunkt. Besonderes Augenmerk wird auf die proaktive Einbindung der Mitarbeitervertretungen in die Unternehmenspraxis sowie auf den potenziellen Beitrag der organisierten
Arbeitnehmerbeteiligung für das Entstehen eines kooperativen europäischen Führungsmodells gelegt. Betriebliche Erkenntnisse werden für den unternehmensübergreifenden Erfahrungsaustausch in einer "Agenda Unternehmenskultur" gebündelt und den Sozialpartnern zur
Diskussion gestellt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Für das Forschungsvorhaben werden Fallstudien durchgeführt, um die Mitbestimmungspraxis in den neun am Projekt beteiligten Unternehmen zu erfassen und die Rolle und
den Beitrag der betrieblichen Mitbestimmung zum Gelingen von Transformationsprozessen
und zum Aufbau innovativer kooperativer Unternehmenskulturen zu analysieren. Für das Projekt wird eine von der formulierten Problemstellung abhängige, anwendungsorientierte Vorgehensweise gewählt, die qualitative und quantitative Arbeitsweisen in einem Methoden-Mix
verknüpft. Neben Instrumenten empirischer Sozialforschung kommen Methoden der Personalforschung und der Beratung im Projekt zum Einsatz. Um für das Forschungsvorhaben profunde Ergebnisse erzielen zu können, werden sowohl eine grundlegende sekundärstatistische
Analyse zur Aus- und Bewertung der Mitbestimmungsdiskussion als auch eine umfassende
Primäranalyse durchgeführt, um insbesondere die Mitbestimmungspraxis in den neun am Projekt beteiligten Unternehmen zu erfassen und die Rolle und den Beitrag der betrieblichen Mitbestimmung zum Gelingen von Transformationsprozessen und zum Aufbau innovativer kooperativer Unternehmenskulturen zu analysieren. Die Projektergebnisse werden im Rahmen
von Tagungen diskutiert und in Form von Publikationen kommuniziert. Untersuchungsdesign: Fallanalysen DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (Unternehmensdokumente,
projektbezogene Fachliteratur). Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen
des Projekts.
ART: BEGINN: 2005-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Hans-Böckler-Stiftung
INSTITUTION: Universität Rostock, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut
für BWL Lehrstuhl für Allgemeine BWL, insb. Wirtschafts- und Organisationspsychologie
(Ulmenstr. 69, 18051 Rostock)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 040-37502161, e-mail: [email protected])
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
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[247-F] Tenk, Maria (Bearbeitung); Dittrich, Eckhard, Prof.Dr. (Leitung):
Führungsstile in Wirtschaftsorganisationen im Transformationsprozess Russlands und Ostdeutschlands
INHALT: Es handelt sich um ein empirisches Projekt, dessen Daten über Experteninterviews mit
Managern gewonnen werden. Als Manager relevant für das Projekt sind solche, die sowohl
Erfahrungen in Führungspositionen vor und nach der wirtschaftlichen Wende in den beiden
Ländern haben. Das Projekt zielt darauf ab, die Unterschiede im Wirtschaftshandeln von Managern in Russland und Ostdeutschland herauszuarbeiten und deren kulturelle Einbettung
nachzuweisen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Russland, Ostdeutschland
ART: BEGINN: 2007-06 ENDE: 2010-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie (Postfach 4120, 39016 Magdeburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0391-67-16536, Fax: 0391-67-16533,
e-mail: [email protected])
1.11
Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[248-L] Bauer, Thomas A.:
Sind Medien schwul?: strittige Anmerkungen zur kulturellen Interferenz von Medialität
und Homosexualität, in: Medien & Zeit : Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart, Jg.
23/2008, Nr. 1, S. 4-15
INHALT: Der Beitrag diskutiert Homosexualität aus kulturtheoretischer Perspektive als ein "kultürliches Modell" innerhalb eines Kulturprogramms, das Handlungskontingenz beschränkt
und Komplexität bis hin zu erwartbaren Erwartungen reduziert. Damit ist Homosexualität
auch nicht wesentlich anders zu klassifizieren als andere unter den Bedingungen der Medialität getätigte Lebens-, Erlebens- und Handlungszusammenhänge, die im Hinblick auf ihre kulturelle Qualität in eins gefasst und auf einen Bedeutungshorizont bezogen werden. "Die vertikale (Fortschreibung des kulturellen Programms) und die horizontale (interkulturelle Verständigung) Glaubwürdigkeit von Homosexualität hängt nicht nur davon ab, welche sozialen
Muster (neben und nach dem Modell der Familie) gefunden werden, sondern auch davon, ob
Homosexualität ein ethisches und ästhetisches Modell für gesellschaftliche und kulturelle Heterogenität werden kann. Das bleibt ein Fall der gesellschaftlichen Medialität." (UN)
[249-L] Bieber, Christoph; Leggewie, Claus (Hrsg.):
Interaktivität: ein transdisziplinärer Schlüsselbegriff, (Interaktiva - Schriftenreihe des
Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI), Gießen), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2004,
348 S., ISBN: 3-593-37603-2
INHALT: "Interaktivität ist das Schlüsselwort der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, das ihre spezifische Differenz und den Vorsprung gegenüber 'alten' Print-, Tonund Bildmedien markieren soll. Aus den jeweiligen Perspektiven verschiedener geistes- und
naturwissenschaftlicher Disziplinen wird der Begriff der Interaktivität definiert und die Bedeutung neuer, interaktiver Medien für die Gesellschaft herausgearbeitet. Die Beiträge wid-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
men sich dabei einer anspruchsvollen Begriffsbildung und entwickeln ein vielschichtiges Gerüst von Interaktivität. Darüber hinaus stehen Ausprägungen und Anwendungen interaktiver
Verfahren im Spannungsfeld von Politik und Recht, Bildung und Wissenschaft, Technik und
Kunst im Mittelpunkt. So entsteht ein umfassender Reader für jeden, der sich mit Möglichkeiten und Grenzen von Interaktivität beschäftigt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Claus
Leggewie, Christoph Bieber: Interaktivität - Soziale Emergenzen im Cyberspace? (7-14); Albert-Laszlo Barabasi, Eric Bonabeau: Skalenfreie Netze (15-27); Diedrich Diederichsen: Verknüpfungskulturen - Die Dynamik des Internet und seiner Vorläufer (28-40); Armin Medosch: Die Gesellschaft im Ad-hoc-Modus - dezentral, selbst organisiert, mobil (41-66); Elena Esposito: Der Computer als Medium und Maschine (67-96); Lutz Goertz: Wie interaktiv
sind Medien? (97-117); Winfried Marotzki: Interaktivität und virtuelle Communities (118131); Hans-Jürgen Bucher: Online-Interaktivität - Ein hybrider Begriff für eine hybride Kommunikationsform (132-167); Frank Marcinkowski, Andrea Schrott: Medialisierung und Interaktivität - das Beispiel Wissenschaft (168-189); Roberto Simanowski: Der Autor ist tot, es
lebe der Autor - Autorschaften im Internet (190-215); Rainer Kuhlen: Kollaboratives Schreiben (216-239); Eike Richter: Recht in interaktiven Umgebungen (240-256); Markus Möstl:
Sicherheit und Freiheit im Internet? (257-271); Mathias Mertens: Computerspiele sind nicht
interaktiv (272-288); Arne Moritz: Mausklick und cookie - Erweiterungen des Körpers im
Datenraum (289-307); Helga Finter: Cyberraum versus Theaterraum - Zur Dramatisierung
abwesender Körper (308-316); Jens Heitjohann, Steffen Popp: Redirecting the Net - Theatrale
Streifzüge zwischen Biotechnologie und Semiotik (317-328); Zentrum für Medien und Interaktivität: Interaktive Plattformen - Ein Zwischenbericht (329-345).
[250-L] Bruns, Karin; Reichert, Ramon (Hrsg.):
Reader neue Medien: Texte zur digitalen Kultur und Kommunikation, Bielefeld: transcript
Verl. 2007, 539 S., ISBN: 978-3-89942-339-6 (Standort: UB Bonn(5)-2007/7970)
INHALT: "Der 'Reader Neue Medien' stellt erstmals im deutschsprachigen Raum Grundlagentexte zum Themenkomplex der 'neuen' digitalen und interaktiven Medien- und Kommunikationstechnologien zusammen - kommentiert und erweitert um die relevanten biografischen, sozialund medienhistorischen Kontexte. Der Schwerpunkt der Textsammlung liegt auf einem kulturwissenschaftlichen Ansatz, der den Computer als Bedeutung generierendes Medium versteht, mit dem sich Macht erzeugen, Politik betreiben und Kunst hervorbringen lässt. Durch
die kommentierte Zusammenstellung wird ein kompakter Zugriff auf das heterogene Gebiet
der digitalen Medien und Kunst möglich." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: William Henry Fox Talbot: Der Stift der Natur (1844) (33-36); Alan M. Turing: Computermaschinerie und
Intelligenz (1950) (37-64); Max Bense: Kunst und Intelligenz (1965) (65-73); Nam June
Paik: Kybernetische Kunst (1966) (74-75); Michel Serres: Der Mensch ohne Fähigkeiten. Die
Neuen Technologien und die Ökonomie des Vergessens (2002) (76-87); Friedrich Kittler:
Code oder wie sich etwas anders schreiben lässt (2002) (88-98); Vannevar Bush: Wie wir
denken werden (1945) (106-125); Timothy Leary: Das interpersonale, interaktive, interdimensionale Interface (1991) (126-131); Esther Dyson, George Gilder, George Keyworth, Alvin Toffler: Cyberspace und der amerikanische Traum. Auf dem Weg zur elektronischen
Nachbarschaft: Eine Magna Charta für das Zeitalter des Wissens (1994) (132-137); John Perry Barlow: Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace (1996) (138-140); Siegfried J.
Schmidt: Virtuelle Realitäten (1996) (141-151); Shawn Miklaucic: Virtuelle Realität(en):
SimCity und die Produktion von urbanem Cyberspace (2002) (152-164); John Walker: Hinter
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
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den Spiegeln (1988) (172-181); Jay David Bolter: Sehen und Schreiben (1991) (182-202); Espen J. Aarseth: Cybertext. Perspektiven zur ergodischen Literatur: Das Buch und das Labyrinth (1997) (203-211); Derrick de Kerckhove: Text, Kontext, Hypertext. Drei Sprachzustände, drei Bewusstseinszustände (2002) (212-218); Roberto Simanowski: Interfictions. Vom
Schreiben im Netz (2002) (219-228); Donna Haraway: Ein Manifest für Cyborgs. Feminismus im Streit mit den Technowissenschaften (1985) (238-277); VNS Matrix: Cyberfeministisches Manifest (1991) (278-279); Anne Balsamo: Auf Messers Schneide: Kosmetische Chirurgie und die technologische Produktion des geschlechtlich bestimmten Körpers (1992) (279292); Marie-Luise Angerer: Medienkörper/Körper-Medien: Erinnerungsspuren im Zeitalter
der "digitalen Evolution" (1999) (293-308); SubRosa: Refugia. Manifest zur Schaffung Autonomer Zonen (2002) (309-312); Steven Levy: Die Hacker-Ethik (1984) (325-334); Critical
Art Ensemble: Elektronischer ziviler Ungehorsam (1994) (335-344); Agentur Bilwet: Der
Datendandy (1995) (345-349); Autonome a.f.r.i.k.a-gruppe: Bewegungsle(e/h)re? Anmerkungen zur Entwicklung alternativer und linker Gegenöffentlichkeit. Update 2.0. (1997) (350358); Howard Rheingold: Smart Mobs. Die Macht der mobilen Vielen (2002) (359-370); Jayne Armstrong: Web Grrrls, Guerilla Taktiken: Junge Feminismen im Web (2004) (371-386);
Charles Cameron: Die Mystery-Games der Antike (1996) (393-397); Claus Pias: Adventures
Erzählen Graphen (1999) (398-419); Ernest W. Adams: Dogma 2001 (2001) (420-421); Sue
Morris: First-Person-Shooters - Ein Computerspiel-Apparatus (2002) (422-441); James Newman: Der Mythos des ergodischen Videospiels. Einige Gedanken über das Verhältnis von
Spieler und Spielfigur in Videospielen (2002) (442-460); Manfred E. Clynes, Nathan S. Kline: Der Cyborg und der Weltraum (1960) (461-466); Lynn Hershman: Die Fantasie außer
Kontrolle (1990) (476-482); Richard Barbrook: Der heilige Cyborg (1996) (483-491); Victoria Vesna: Avatars im World Wide Web: Die Vermarktung der "Herabkunft" (1997) (492504); Sherry Turkle: Ich bin Wir? (2001) (505-523).
[251-L] Bucher, Ulrich:
Die sozialen Folgen des Internets im Zusammenhang mit den Internet-Auftritten von
Künstlern, Marburg: Tectum Verl. 2004, 358 S., ISBN: 3-8288-8728-7 (Standort: UB Bonn(5)2005-305)
INHALT: "Mit dem Siegeszug des Internets ist eine kaum überschaubare Zahl von Thesen zu
dessen sozialen Folgen entstanden. Ein Überblick über diese Thesen sowie deren Konfrontation mit empirischen Daten sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Dabei wird aufgegriffen,
inwieweit sich durch das Internet die soziale Differenzierung erhöht, ob die Matrix-Struktur
der Web-Inhalte zu einem neuen Denken führt, das Internet ein Katalysator neuer Beziehungen ist und infolge eines Spiels mit verschiedenen Identitäten ein multiples Selbst entsteht.
Diese Wirkungszusammenhänge, die insbesondere auf Lievrouw, Landow, Rifkin und Turkle
zurückgehen, werden dann im Zusammenhang mit den Internet-Auftritten von Künstlern einer empirischen Analyse unterzogen. Um der Vielschichtigkeit des Themas gerecht zu werden, wurde umfangreiches empirisches Material gesammelt und ausgewertet. Dazu zählt neben einer Künstler-Befragung auch eine Struktur-Analyse von Künstler-Websites sowie eine
Internet-Plattform unter der Domain www.kunstplattform.de. Wenngleich eine Beschreibung
der Künstler-Auftritte kein primäres Ziel der Arbeit ist, finden sich dazu dennoch zahlreiche
Daten (so unter anderem zu den Zielsetzungen des Internet-Auftritts, dessen Gestaltung, der
Besucherzahlen und Nutzungsdauer, sowie den Erfahrungen aus Sicht des Künstlers)." (Autorenreferat)
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[252-L] Eberle, Thomas S.:
Gerücht oder Faktizität?: zur kommunikativen Aushandlung von Geltungsansprüchen, in:
Manfred Bruhn, Werner Wunderlich (Hrsg.): Medium Gerücht : Studien zu Theorie und Praxis
einer kollektiven Kommunikationsform, Bern: Haupt, 2004, S. 84-113, ISBN: 3-258-06650-7
(Standort: StUB Frankfurt a. M.(30)-8779775)
INHALT: "Gerüchte als solche zu erkennen, in Abrede zu stellen, weiterzuerzählen usw., das
sind Kommunikationspraktiken, die zum Alltagsrepertoire jedes sozial kompetenten Akteurs
gehören. 'Gerücht' ist wie 'Klatsch', 'Vortrag' oder 'Witz' eine Ethnokategorie, die zum selbstverständlichen Bestand des Alltagswissens gehört und dessen Kenntnis bei jedermann vorausgesetzt wird. Dies macht eine wissenschaftliche Untersuchung nicht unbedingt einfacher: Einerseits muss sie beim Sinngehalt der Ethnokategorie ansetzen, um das Phänomen nicht zu
verfehlen; andererseits läuft sie aber auch Gefahr, das Phänomen bereits für geklärt zu halten,
bevor es untersucht ist. So tappen auch sozialwissenschaftliche Forschungen immer wieder in
die Falle, Gerüchte als etwas real Existierendes zu behandeln, statt sie als soziale Konstruktionen zu betrachten. Aus einer sozialkonstruktivistischen Perspektive wird sofort klar, dass
es bei Gerüchten primär um die kommunikative Aushandlung von Geltungsansprüchen geht.
Die folgenden Überlegungen sollen dies näher explizieren." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1. Gerüchte als Gegenstand wissenschaftlicher Analyse; 2. Gerücht als kommunikative
Gattung; 2.1 Die soziale Produktion von Kitsch; 2.2 Die soziale Produktion von Gerüchten; 3.
Gerücht als soziale Konstruktion; 3.1 Die kommunikatiove Aushandlung von Geltungsansprüchen; 3.2 Gerücht als Spezialfall der Verhandlung von Geltungsansprüchen.
[253-L] Fickers, Andreas:
"Politique de la grandeur" versus "Made in Germany": politische Kulturgeschichte der
Technik am Beispiel der PAL-SECAM-Kontroverse, (Pariser historische Studien, 78),
München: Oldenbourg 2007, 436 S., ISBN: 978-3-486-58178-2
INHALT: 'Während die Bundesrepublikaner die Welt in PAL-Farben sahen, leuchtete sie in Moskau und Paris in SECAM-Farben' (13), schreibt Fickers, der die europäischen Bemühungen,
die amerikanische Farbfernsehtechnologie auf ihre Anwendbarkeit in Europa zu testen, rekonstruiert. Er berichtet über die Konkurrenz, die 1963 zwischen den beiden europäischen
Alternativen des Systems ausbrach, also zwischen dem französischen SECAM- und dem
deutschen PAL-System. Vor allem geht er darauf ein, welche Strategien und Taktiken sich
die Vertreter beider Systemalternativen ausdachten, um ihrem System auf europäischer Ebene
zum Durchbruch zu verhelfen, und er fragt nach den Gründen des Scheiterns. Die Darstellung
endet im Juli 1966, als die internationalen Verhandlungen um eine europäische Farbfernsehnorm in Oslo scheiterten. Der historische Vergleich zwischen den beiden Hauptakteuren
der Farbfernsehkontroverse, der Compagnie Francaise de Television und Telefunken, bietet
einen Blick auf die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen im Kontext europäischer Technikentwicklung. Die historische Rekonstruktion der Kontroverse aus technikhistorischer Perspektive lasse den Schluss zu, dass die konkurrierenden Alternativen technisch
gleichwertige Systeme darstellten, so lautet ein Ergebnis von Fickers Arbeit. Diese versteht er
als Beitrag zu einer 'Historisierung der Massenmedien' (14) und zu einer politischen Kulturgeschichte der Technik. (ZPol, NOMOS)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
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[254-L] Gendolla, Peter; Schäfer, Jörgen:
Wissensprozesse in der Netzwerkgesellschaft, (Medienumbrüche, Bd. 6), Bielefeld: transcript
Verl. 2004, 283 S., ISBN: 3-89942-276-7
INHALT: "Der Begriff des Wissens geht davon aus, dass Tatbestände als 'wahr' und 'gerechtfertigt' angesehen werden. Die Gründe für solche Überzeugungen liegen in der Gewissheit der
eigenen Wahrnehmung sowie in der Kommunikation dieser Wahrnehmungen. Beide Bedingungen befinden sich gegenwärtig im Umbruch: Unsere sinnliche Wahrnehmung wird durch
Medien und Sensorsysteme gestützt, und die Verständigung über solcherart erzeugte Wahrnehmungen wird in wachsendem Maße telematisch kommuniziert. Die tendenziell globale
Ausweitung der kollaborativen Erzeugung des Wissens durch computergestützte Netzwerke
irritiert nicht nur die Vertrauensverhältnisse, die den Wissensprozessen zugrunde liegen, sondern auch die Struktur und Funktionen des Wissens selbst." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Gendolla, Jörgen Schäfer: Zettelkastens Traum. Wissensprozesse in der Netzwerkgesellschaft - Eine Einführung (7-27); Wolfgang Coy: Internetgesellschaft - Version 0.9 Beta
(31-41); Uwe Wirth: Die epistemologische Rolle von Links in Wissensprozessen. Eine mediengeschichtliche Rekonstruktion (43-54); Manfred Faßler: Netzwerke und/oder neue Wissensregime? (55-81); Gisela Hüser, Manfred Grauer: Zur Verbreitung des Internets und des
Mobilfunktelefons in der Netzwerkgesellschaft (83-115); Stefan Paal, Jasminko Novak,
Bernd Freisleben: Kollektives Wissensmanagement in virtuellen Gemeinschaften (119-145);
Bernhard Nett, Volker Wulf: Wissensprozesse in der Softwarebranche. Kleine und mittelständische Unternehmen unter empirischer Perspektive (147-168); Sigrid Schubert; Didaktische
Empfehlungen für das Lernen mit Informatiksystemen (169-188); Wolfgang König, Tim
Weitzel: Ökonomische Analyse von Netzeffekten (191-218); Thomas Kamphusmann: Modellierung, Analyse und Gestaltung betrieblicher Kommunikation (219-236); Rolf Großmann:
Wissen und kulturelle Praxis - Audioarchive im Wandel (239-255); Otto Neumaier: Künstlerisches Schaffen als kognitiver Prozess (257-277).
[255-L] Glotz, Peter:
Integration und Eigensinn: Kommunikationsraum Europa - eine Chimäre?, in: Hannes Haas
und Wolfgang R. Langenbucher (Hrsg.): Medien- und Kommunikationspolitik : ein Textbuch zur
Einführung, Wien: Braumüller, 2002, S. 191-197, ISBN: 3-7003-1424-8
INHALT: Die offiziellen Beschlüsse und Dokumente der EU zur europäischen Integration verkennen die Kommunikationsbarrieren, die zwischen einzelnen Staaten bzw. Staatengruppen
existieren. Eine europäische Staatlichkeit ist aber ohne die Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit nicht denkbar. Kommunikationsdefizite könnten durch gemeinsame europäische
Medien behoben werden, doch eben diese gibt es nicht. Einzelne Projekte im Fernsehen
("Sky-TV", "Europa TV") oder in der Presse ("Liber", "Lettre International") scheiterten bzw.
werden kaum nachgefragt. Auch auf dem Gebiet der europäischen Kommunikationspolitik
sind mehr Konflikte als Gemeinsamkeiten zu verzeichnen: diese reichen von der Filmpolitik
bis hin zum Streit um eine gemeinsame digitale Fernsehnorm. Insgesamt droht die Vision eines geeinten Europas an den vorhandenen Kommunikationsbarrieren zu scheitern. (RG)
162
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[256-L] Hahn, Andreas; Kindermann, Melanie; Ladner, Margitta:
Serienfans in vergleichender Betrachtung, in: Achim Bühl (Hrsg.): Auf der Suche nach der
Muße : empirische Analysen zum Freizeitverhalten, Münster: Lit Verl., 2004, S. 145-206, ISBN:
3-8258-7772-8 (Standort: UB Bonn(5)-2004-5251)
INHALT: Die Studie beschäftigt sich mit der Frage, was Menschen dazu bewegt, einen relevanten Teil ihrer Freizeit vor dem Fernseher zu verbringen, um Glück und Leid von Seriencharakteren zu teilen. Mittels einer quantitativen Oneline-Befragung versuchen die Autoren, eine
Serienfan-Typologie anhand der drei Serien "Gute Zeiten schlechte Zeiten", "Lindenstraße"
und "Marienhof" zu erstellen. Der Rücklauf der Erhebung betrug 281 Fragebögen. Die Autorinnen stellten Hypothesen auf zu den Bereichen: Demographie der Serienfans, Serienfantypen, Freizeittypen und gesellschaftlich-politische Orientierung. Die Erhebung gelangt zu dem
Ergebnis, dass es je nach Serie einen charakteristisch Fantyp gibt. Während der Fantyp bei
"Gute Zeiten schlechte Zeiten" meist im Teenageralter ist und sich stark mit den Serienhelden
identifiziert, bilden die Fans der "Lindenstraße" die älteste Fangruppe mit einem breiten Altersspektrum. Die Fans zeigen eine nüchterne, teilweise kritische Betrachtung der Szenen.
Marienhoffans sind ca 20 Jahre alt, Singles und überwiegend weiblich. Sie haben eine eher
kritische Sichtweise gegenüber der Serie. Sie sehen sowohl hochaktuelle Fernsehsendungen
als auch triviale und verbringen, wie auch die beiden anderen Gruppen, ca. die Hälfte ihrer
Freizeit vor dem Fernseher. (ICB)
[257-L] Handtrack, Christian:
Kommunikation und Kultur im Zeichen der Globalisierung: Analyse am Beispiel der Ostund Süd-Ost-Asiaten, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, VI, 90 S., ISBN: 978-3-83641906-2 (Standort: Württ. LB Stuttgart(24)-57/C/2981)
INHALT: "Aufgrund der Globalisierung und der weltweit zunehmenden politischen, institutionellen, sozialen und wirtschaftlichen Verflechtungen, begegnen sich Menschen verschiedener
Kulturkreise immer öfter. Dabei kommt es häufig aufgrund kultureller Unterschiede zu Kommunikationsproblemen. Der Autor untersucht Herausforderungen, die bei der interkulturellen
Kommunikation nach Süd-Ost-Asien auftreten können. Die Zielsetzung dieses Buches ist es,
die Bedeutung von Kultur und Kommunikation für den Menschen zu ergründen, sowie interkulturelles und kulturübergreifendes Wissen zu vermitteln. Die gewonnenen Erkenntnisse
werden am Beispiel der Kultur des ost- und süd-ostasiatischen Raumes vertieft. Dabei deckt
der Autor tendenzielle deutsch-asiatische Kulturunterschiede durch die Beschreibung panasiatischer Kulturmerkmale auf und analysiert theoretische Erkenntnisse über kulturell bedingte Kommunikationsbesonderheiten durch die eigene Studie mit dem Titel: Interne Kommunikation mit Ost- und Süd-Ost-Asiaten." (Autorenreferat)
[258-L] Ishikawa, Satomi:
Seeking the self: individualism and popular culture in Japan, (Welten Ostasiens, Vol. 8),
Bern: P. Lang 2007, 253 S., ISBN: 978-3-03910-874-9 (Standort: USB Köln(38)-11V5871)
INHALT: "This book is about the self in contemporary Japan. In contrast to Euro-American cultures, in which the self is considered to be the essence of personhood, in Japanese culture the
self is constantly reconstructed in relation to others. This particular self is studied by exami-
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ning the ways popular culture is consumed, with a special focus on manga, the Japanese word
for comics and cartoons. The first part of the book contains an ethnographic research in which
the author investigates the relationship between popular media and the search for self-knowledge. In the second part a historical analysis traces the development of self-seeking in Japan
since the country's modernisation period." (author's abstract)
[259-L] Jacke, Christoph:
Star und Prominenz: Kulturprogrammanwender in der Medienproduktion zwischen
Tradition und Abversion, in: Thomas Schierl (Hrsg.): Prominenz in den Medien : zur Genese
und Verwertung von Prominenten in Sport, Wirtschaft und Kultur, Köln: Halem, 2007, S. 60-80,
ISBN: 978-3-938258-61-3
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit der Verbindung von Prominenz und Popgeschäft und
zeigt auf, welche Auswirkungen die Medienproduktion auf die Popkultur hat. Zunächst wird
der Zusammenhang von verschiedenen Kulturebenen und Medien beschrieben und definiert
und dann eine Begriffs(er)klärung zu Medienpersonen, Prominenz und Stars vorgenommen.
Am Beispiel von Popmusik-Stars als Bestandteil der Popkultur wird dann eine Typologie von
Stars entwickelt. Diese "öffentlichen Aktanten" operieren aufgrund ihrer eigenen Kulturprogramme, die sich in drei Untergruppen ("Star", "Anti-Star", "Anti-Star-Star") einteilen lassen
und ein Beispiel für die Dialektik von (Pop-)Kultur liefern. Über diese Typologie und das ihr
zugrunde liegende Beobachtungsraster von Kultur als Programm mit verschiedenen, dialektisch operierenden Teilbereichen und Unterprogrammen lassen sich zum einen die bisherigen
theoretischen Überlegungen zu Stars in einem weiten Kulturbegriff mit Potenzial für Beobachtungen insbesondere pop(medien)kultureller Phänomen fruchtbar machen und zum anderen können anhand der Einteilung bisherige Analysen aus Soziologie, Medienkultur- und
Kommunikationswissenschaft in transdisziplinären Projekten aneinander "andocken" und verglichen werden. (RG)
[260-L] Jackob, Alexander:
Jenseits der Zeugenschaft: zur Kritik kollektiver Bilder nach Holocaust, in: Augen-Blick :
Marburger und Mainzer Hefte zur Medienwissenschaften, 2004, Nr. 36, S. 10-25
INHALT: Nicht nur aus heutiger Perspektive stellt die Erstausstrahlung des Fernsehvierteilers
"Holocaust" in den Vereinigten Staaten eine entscheidende Zäsur im Umgang der Massenmedien Film und Fernsehen mit der Vernichtung von rund sechs Millionen Juden im Zweiten
Weltkrieg dar. Schon damals wurde - so stellte der Historiker Peter Novick in seiner Untersuchung "Nach dem Holocaust" fest - diese erste Darstellung für ein großes Publikum von Kritikern und Kommentatoren "begeistert" aufgenommen. Im vorliegenden Aufsatz werden einige
vom Historiker Peter Novick und anderen Geschichtswissenschaftlern hinterlassene Lücken
im Diskurs über den Holocaust und die Massenmedien in den Blick genommen und Vorschläge zu einer Differenzierung entwickelt. Ziel ist es, die Frage nach der Rolle des kollektiven
Gedächtnisses mit der Frage nach den massenwirksamen und bekannten Bildern des NaziTerrors zu koppeln. Diese werden als kollektive Bilder näher bestimmt, um zu zeigen, dass
die Bilder-Medien Fernsehen und Film heute integrale Bestandteile eines permanent im Wandel begriffenen kollektiven Gedächtnisses sind. Als für viele Menschen wiedererkennbare
kollektive Bilder bieten sie zugleich eine Möglichkeit, das Verhältnis zum tatsächlichen Er-
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eignis des von den Nationalsozialisten verübten Völkermordes zu überprüfen und kritisch zu
befragen. Bilder gehören zum wirkungsvollsten Bestand des kollektiven oder kulturellen Gedächtnisses über die Massenvernichtung der Juden im Dritten Reich. (ICI2)
[261-L] Karmasin, Matthias; Faulstich, Werner (Hrsg.):
Krieg - Medien - Kultur: neue Forschungsansätze, München: Fink 2007, 186 S., ISBN: 978-37705-4563-6 (Standort: LB Wiesbaden(43)-08A87)
INHALT: "Matthias Karmasin stellt in seiner Einleitung zum vorliegenden Band ein neues umfassendes, multidisziplinäres Forschungsprogramm zum Themenkomplex 'Krieg - Medien Kultur' vor. Daran schließen sich sechs Einzelstudien an: Helmut Korte untersucht Propagandabilder des Ersten Weltkriegs in Zeitung, Plakat, Wochenschau und Spielfilm. Thomas
Flemming analysiert die Feldpostkarte im Ersten Weltkrieg an deutschen und französischen
Beispielen. Rudolf Stöber widmet sich der öffentlichen Wahrnehmung von Kriegen zwischen
1870 und dem Zweiten Weltkrieg sowie den Veränderungen in der Glaubwürdigkeit der Presseberichte. Knut Hickethier konzentriert sich anhand exemplarischer Fälle auf die individuelle Mediennutzung in der Überlagerung von öffentlichen und privaten Meinungsträgern. Jörn
Glasenapp analysiert den amerikanischen Spielfilm 'Sergant York' und seine Rolle für den
Wandel vom amerikanischen Isolationismus zum Interventionismus. Werner Faulstich
schließlich präsentiert einen ersten umfassenden Forschungsbericht zur Medienkultur im Nationalsozialismus unter Einbeziehung aller Medien der Zeit." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Matthias Karmasin: Krieg - Medien - Kultur: Konturen eines Forschungsprogramms
(11-34); Helmut Korte: Die Mobilmachung des Bildes - Medienkultur im Ersten Weltkrieg
(35-66); Thomas Flemming: Zwischen Propaganda und Dokumentation des Schreckens.
Feldpostkarten im Ersten Weltkrieg (67-87); Rudolf Stöber: Deutsche Kriege. Die Öffentlichkeit in den Kriegen zwischen 1870/71 und Zweitem Weltkrieg (89-104); Knut Hickthier:
"Der Drang nach Menschen, Unterhaltung, Erleben ist so groß in einem" - Mediensituationen
im Zweiten Weltkrieg (105-130); Jörn Glasenapp: Interventionskino und öffentliche Meinung
(131-144); Werner Faulstich: Medienkultur im Nationalsozialismus. Ein Forschungsbericht
(145-186).
[262-L] Kerckhove, Derrick de; Leeker, Martina; Schmidt, Kerstin (Hrsg.):
McLuhan neu lesen: kritische Analysen zu Medien und Kultur im 21. Jahrhundert,
Bielefeld: transcript Verl. 2008, 508 S., ISBN: 978-3-89942-762-2
INHALT: "Dieser international und interdisziplinär besetzte Band nimmt eine kritische Re-Lektüre von Marshall McLuhans Medientheorie vor und setzt sich so mit der zeitgenössischen
Medienlandschaft auseinander. Die medien- und kulturwissenschaftlichen Beiträge, die um
künstlerische Stellungnahmen ergänzt sind, bieten eine umfassende und einmalige Sammlung
von Perspektiven auf das Werk McLuhans, neue Erkenntnisse zu Genese und Implikationen
seines Denkens sowie zu Umsetzungen in der Medienkunst. Das Ergebnis ist ein so noch
nicht da gewesener Einblick in den aktuellen Stand der Medien- und Kulturwissenschaften."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martina Leeker, Kerstin Schmidt: McLuhan neu lesen.
Zur Aktualität des kanadischen Medientheoretikers (19-50); Wolfgang Hagen: Die "Closure"
der Medien: Wyndham Lewis und Marshall McLuhan (51-60); John Durham Peters: McLuhans grammatische Theologie (61-75); Ulrike Bergermann: 1,5 Sex Model. Die Masculinity
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Studies von Marshall McLuhan (76-94); Klaus Benesch: Does Technology Drive History?
McLuhan, Leo Marx und die materialistische Medientheorie (95-104); Fred Turner: Marshall
McLuhan, Stewart Brand und die kybernetische Gegenkultur (105-116); Bernhard J. Dotzler:
McLuhan im Labor. Medien, Wirkungen und Experimentalpsychologie (117-126); Georg
Christoph Tholen: Mit und nach McLuhan. Bemerkungen zur Theorie der Medien jenseits des
anthropologischen und instrumentellen Diskurses (127-139); Claus Pias: Die Welt des
Schmoo. "Computer als Medium" - nach, mit und neben McLuhan (140-157); Hartmut Winkler: Die magischen Kanäle, ihre Magie und ihr Magier. McLuhan zwischen Innis und Teilhard de Chardin (158-169); Wolfgang Ernst: Takt und Taktilität - Akustik als privilegierter
Kanal zeitkritischer Medienprozesse (170-180); Mark Poster: McLuhan und die Kulturtheorie
der Medien (181-195); Dieter Mersch: Kritik des Medienteleologismus. McLuhan, Flusser
und Hegel (196-212); Bernhard Vief: Die Inflation der Igel - Versuch über die Medien (213231); Annette Bitsch: Transfer zwischen McLuhan-Galaxis und Anderem Schauplatz? Ein
Versuch zu einer Verbindung der Theorien von Marshall McLuhan und Jacques Lacan (233251); Stefan Rieger: Organische Konstruktionen. Von der Künstlichkeit des Körpers zur Natürlichkeit der Medien (252-269); Richard Cavell: McLuhans Gespenster: Elf Anmerkungen
für ein neues Lesen (270-284); Stefan Heidenreich: Nicht heiß, nicht kalt. Formate der Beteiligung nach McLuhan (285-290); Jay David Bolter: McLuhan und die skopischen Ordnungen
der zeitgenössischen Kultur (291-303); Jens Schröter: Von Heiß/Kalt zu Analog/Digital. Die
Automation als Grenze von McLuhans Medienanthropologie (304-322); Peter Bexte: Cadillac
und Gebetsmatte. McLuhans TV-Gemälde (323-337); Andreas Broeckemann: Maschine PAIK - Medium. Einige Resonanzen zwischen Nam June Paik und Marshall McLuhan (338344); Martina Leeker: Camouflagen des Computers. McLuhan und die Neo-Avantgarden der
196oer Jahre (345-375); Erich Hörl: "We Seem to Play the Platonic Tape Backwards" McLuhan und der Zusammenbruch der Euklidischen Mentalität (376-393); Alexander Firyn:
Nullen dieser großen Summe (394-408); Klaus Bartels: Die Antiquiertheit der Prothese McLuhan, das Spiel, die Avatare (409-421); Dirk Förster: Zehn Jahre Machinima (422-429);
Arie Altena: Kunst und GPS. Esther Polaks lokative Kunst (430-443); Jeremy Bernstein:
Max/MSP/Jitter. Eine Einführung (444-452); Dominik Busch: Das Projekt mustermaschine
(453-463); Jens Hauser: Dekonstruktive "Ani-mots" zur Biotechnologischen Kunst: Anthropozentrismus-Kritik zwischen Alterität und Verwandtschaft (464-496).
[263-L] Lash, Scott:
Auf dem Weg zu einer Moderne verallgemeinerter Medialisierung, in: Thorsten Bonacker und
Andreas Reckwitz (Hrsg.): Kulturen der Moderne : soziologische Perspektiven der Gegenwart,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2007, S. 251-266, ISBN: 978-3-593-38354-5 (Standort: USB
Köln(38)-34A7962)
INHALT: Der Autor vertritt die These, dass es zwei Formen der Moderne gibt und dass die zweite eine Moderne verallgemeinerter Medialisierung darstellt. Während die erste Moderne von
einem Prozess der Rationalisierung gekennzeichnet ist, wird die zweite Moderne von einem
Prozess der Medialisierung bestimmt - in ihr haben sich die Medien "gewissermaßen wie eine
Krankheit" ausgebreitet. Der Essay rekurriert mit seinen Überlegungen auf eine Debatte in
der Soziologie der Medien bzw. den Cultural Studies der Medien. Medialisierung hat mit Reflexivität zu tun, welche die Form der Vernunft in der "zweiten Moderne" darstellt (also keine
postmoderne Irrationalität). Ausgehend von einer Konstellation generativer Regeln unterwerfen wir uns in der zweiten Moderne einer "Selbstgesetzgebung"; während die Rationalisie-
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rung der "ersten Moderne" mehr oder weniger in einen Zustand der Reproduktion und in ein
Gleichgewicht mündet, führt die Medialisierung der zweiten Moderne zu einem chronischen
Ungleichgewicht. Der Essay zeigt insgesamt, wie eine Logik nicht bloß der Ströme, sondern
der Medien, der Medialisierung, allgegenwärtig wird. Dies wird in vier Hinsichten demonstriert: in Bezug auf erstens die Natur, zweitens die Ware, drittens die Kultur und viertens die
Gesellschaft oder das Soziale. (ICA2)
[264-L] Paul, Gerhard:
Bilder des Krieges - Krieg der Bilder: die Visualisierung des modernen Krieges, Paderborn:
Schöningh 2004, 527 S., ISBN: 3-506-71739-1
INHALT: Mit den Anschlägen vom 11. September und den Vorfällen von Abu Ghraib ist der direkte Zusammenhang von Bildern des Krieges und Kriegsführung endgültig ins öffentliche
Bewusstsein gerückt. Kriege werden nicht mehr allein und vielleicht nicht einmal in erster Linie mit militärischen Mitteln geführt und gewonnen, sondern auch mit Mitteln der audio-visuellen Darstellung. Medienpräsenz und mediale Deutungshoheit ist heute ein Machtfaktor allererster Güte. Im theoretischen Einleitungskapitel steckt Paul den medienwissenschaftlichen
Rahmen der Untersuchung ab und erläutert Genese und Bedingungen der modernen bildlichen Kriegsberichterstattung. Bilder sind seiner Auffassung nach erstens Dispositive der
Wahrnehmung, indem sie als internalisierte Bilder unser Weltverständnis prägen. Zweitens
seien sie Agenturen des kulturellen Gedächtnisses, indem sie unsere Erinnerung an politische
Ereignisse entscheidend beeinflussen. Drittens seien sie mittlerweile selbst zu kriegerischen
Akteuren geworden: 'Kinoleinwand und Bildschirm (haben sich) somit zum visuellen
Schlachtfeld erweitert' (15). (ZPol, VS)
[265-L] Raabe, Johannes:
Journalismus als kulturelle Praxis: zum Nutzen von Milieu- und Lebensstilkonzepten in der
Journalismusforschung, in: Klaus-Dieter Altmeppen, Thomas Hanitzsch, Carsten Schlüter
(Hrsg.): Journalismustheorie: next Generation : soziologische Grundlegung und theoretische
Innovation, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2007, S. 189-212, ISBN: 978-3-531-14213-5
(Standort: USB Köln(38)-34A6377)
INHALT: Der Ertrag von Milieu- und Lebensstilkonzepten für die Journalismusforschung wird
diskutiert. Dabei wird zwischen Studien zur Rezeption von Angeboten des Journalismus und
Studien zur Produktionsseite sowie zur Handlungs- und Kommunikationspraxis journalistischer Akteure unterschieden. Es werden Überlegungen für eine praxis- und kulturtheoretische
Erweiterung der Journalismusforschung vorgetragen. Demnach bildet ein journalistisches Milieu nicht nur das soziale Umfeld journalistischer Handlungs- und Kommunikationspraxis,
sondern auch das "Medium", in dem sich diese Praxis ereignet: Spezifische Sinnstrukturen im
Denken, Wahrnehmen, Deuten und Handeln der Akteure werden aktualisiert und wirken
strukturierend, sinnstiftend und handlungsanleitend auf die Praxis. (GB)
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[266-L] Reijnders, Stijn L.; Rooijakkers, Gerard; Zoonen, Liesbet van:
Community spirit and competition in "Idols": ritual meanings of a TV talent quest, in:
European journal of communication, Vol. 22/2007, No. 3, S. 275-292 (Standort: USB Köln(38)MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; ejc.sagepub.com/content/vol22/issue3/)
INHALT: Die Fernsehtalentshow "Superstar" ist eines der international erfolgreichsten Fernsehformate der letzten Jahre. In einem Versuch, die Popularität dieses Gesangswettbewerbs zu
erklären, analysiert der Beitrag den Inhalt zweier Staffeln der niederländischen Version von
"Superstar" unter besonderer Berücksichtigung der rituellen Struktur. Die Inhaltsanalyse
zeigt, dass die rituelle Bedeutung von "Superstar" in der Repräsentation von Harmonie und
Rangfolge liegt. Durch das kritische Entlarven und Blamieren "schlechter" Mitbewerber als
ein verwerfliches Ritual und auf der anderen Seite die Glorifizierung des Kampfes der Finalisten als einen klassischen Durchlaufritus, wird eine imaginäre Gemeinschaft mit einer festen
sozialen Ordnung und einer abgrenzbaren Moral geschaffen. "Superstar" ist auf diese Weise
in der Lage als eine Plattform für die Artikulation, Repräsentation und Diskussion heutiger
Werte zu dienen. (UNübers.)
[267-L] Schindl, Thomas:
Räume des Medialen: zum spatial turn in Kulturwissenschaften und Medientheorien,
Boizenburg: Hülsbusch 2007, 131 S., ISBN: 978-3-940317-13-1 (Standort: UB Münster(6)3K/4835)
INHALT: "Ob nun als spatial turn, topographical turn oder topological turn - seit einiger Zeit
wird Raum wieder vermehrt zu einem zentralen Thema von Kultur- und Medienwissenschaften gemacht. Für die Medienwissenschaften stellt Raum eine grundlegende medienästhetische
Kategorie dar, deren Brisanz gerade aus dem Versuch entsteht, die individuelle Erfahrbarkeit
von Wirklichkeit am kollektiven Umgang mit Wissen und Information dingfest zu machen.
Dabei erscheint die Ausgangslage zunächst keinesfalls eindeutig: Seit jeher besteht eine wesentliche Funktion von Medien und Kommunikation darin, Raum zu überwinden, während sie
zugleich stets neue Räume technischer Vermittlung, sozialer Interaktion und kultureller Praxis entstehen lassen (z. B. im Cyberspace, aber auch in Gestalt ökonomischer und kultureller
Globalisierung). Die vorliegende Arbeit versucht wesentliche medientheoretische Positionen
zu rekonstruieren, die in der gegenwärtigen Debatte zum Tragen kommen. Raum wird dabei
nicht nur als ein ästhetischer Begriff im Schnittfeld von Kultur und Technik angesiedelt, sondern auch im Hinblick auf Geografie, Ökonomie und Politik entworfen. Als eine fundamentale Kategorie menschlicher Selbst- und Weiterfahrung, kultureller Praxis und sozialer Strukturierung scheint Raum damit auf genuin neue Weise zur Disposition medienwissenschaftlicher
Reflexion gestellt." (Autorenreferat)
[268-L] Schneider, Ralf H.:
Enzyklopädien im 21. Jahrhundert: lexikographische, kommunikations- und
kulturwissenschaftliche Strukturen im Kontext neuer Medien, Karlsruhe 2008, IV, 242, XIV
S. (Graue Literatur;
deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=988526921&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=9885269
21.pdf)
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INHALT: "Die sich im Umbruch befindenden Strukturen der Enzyklopädien der Gegenwart werden durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien verändert und verändern ihrerseits die Wissenslandschaft. Kollaborative Enzyklopädien wie die Wikipedia bieten Konzepte, Ideen und Inhalte, die Einfluss auf den globalen Wissensmarkt haben. Mit neuen IuKTechnologien wird die Verwirklichung längst vergessener enzyklopädischer Utopien in erreichbare Nähe gerückt, wobei neue Wissensressourcen integriert werden." (Autorenreferat)
[269-L] Schnettler, Bernt:
Auf dem Weg zu einer Soziologie visuellen Wissens, in: sozialer sinn : Zeitschrift für
hermeneutische Sozialforschung, Jg. 8/2007, H. 2, S. 189-210
INHALT: "Vor dem Hintergrund der Bilddebatte diskutiert der Aufsatz die Möglichkeiten eines
wissenssoziologischen Ansatzes zur Erforschung visuellen Wissens. Die Hauptmerkmale der
Debatte um die Revolution der Bilder werden rekapituliert und anhand einiger Beispiele wird
die Rolle der Visualisierung in der Wissensproduktion und der visuellen Verbreitung des
Wissens verdeutlicht. Nachfolgend werden die bestehenden Desiderata auf dem Weg zu einer
Soziologie visuellen Wissens erörtert. Abschließend wird eine Präzisierung des Begriffs des
visuellen Wissens vorgeschlagen." (Autorenreferat)
[270-L] Spetsmann-Kunkel, Martin:
Die Moral der Daytime-Talkshow: eine soziologische Analyse eines umstrittenen
Fernsehformates, (Soziologie, Bd. 44), Münster: Lit Verl. 2004, 220 S., ISBN: 3-8258-7783-3
(Standort: ULB Münster(6)-MS7960/555)
INHALT: "Es ist gemeinhin üblich, ein Dissertationsvorhaben mit den Worten anzukündigen,
dass die vorliegende Arbeit eine gänzlich neue Forschungsfrage zu beantworten versucht.
Diesen Anspruch erhebt die hier vorliegende Arbeit nicht. Es wird nicht der Versuch unternommen, 'das Rad (in der Soziologie) neu zu erfinden', als vielmehr eine mediensoziologische Analyse eines umstrittenen Fernsehformates vorzunehmen. In Anlehnung an den bedeutenden Soziologen Norbert Elias, der von dem Soziologen als Mythenjäger sprach, soll der
Mythos von den sozialunverträglichen Medien, die Desintegration bedingen, anhand eines
Beispiels - der Daytime Talkshow - einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Man mag
einwenden, es ginge mir darum 'aus Dreck Gold zu machen', dem ist aber nicht so. Die Daytime Talkshows und auch der pornographische Film, dem wir uns in einem Exkurs zuwenden
werden, sind zudem nicht ausgewählt worden, weil ich dieses Format bzw. dieses Genre
möglicherweise auch privat präferiere - dem ist bei weitem nicht so -, sondern weil ein Blick
auf die derzeitige Forschungssituation zu diesen Themen einige offene Fragen und Ungeklärtheiten hinterließ. Ferner soll anhand der Daytime Talkshows veranschaulicht werden, wie
eine umfassende Analyse (Produkt, Produktion, Rezeption) eines Medieninhaltes nach meiner
Auffassung auszusehen hat. Im Prinzip ist für dieses Vorhaben der Untersuchungsgegenstand
eher nebensächlich; dies meint, dass anstelle der Daytime Talkshow - und des pornographischen Films - genauso gut auch beispielsweise Boulevardnachrichtenmagazine, Real-LifeSoaps à la 'Big Brother' oder Horrorfilme hätten untersucht werden können., Das Problem einer jeden mediensoziologischen Studie ist dabei immer, dass sich der Medienmarkt permanent verändert. Bezogen auf unser Thema bedeutet dies, dass das Format 'Daytime Talkshow'
zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Arbeit möglicherweise gar nicht mehr im deut-
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schen Fernsehprogramm existiert. Ein Problem mit dem - dies nur am Rande - auch die zahlreichen bisher unveröffentlichten 'Big Brother'-Studien noch konfrontiert werden. Gerade aus
diesem Grund ist es notwendig und das Anliegen dieser Arbeit eine Art der Analyse vorzunehmen, die - ungeachtet ihres Untersuchungsgegenstandes - eine allgemeinere Aussagekraft
(hinsichtlich des argumentativen und methodischen Vorgehens) besitzt und dadurch weitere
mediensoziologische Arbeiten anregt." (Textauszug)
[271-L] Srubar, Helena:
Ambivalenzen des Populären: Pan Tau und Co. zwischen Ost und West, (Erfahrung - Wissen
- Imagination : Schriften zur Wissenssoziologie, Bd. 16), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2008, 399 S.,
ISBN: 978-3-86764-047-3
INHALT: "Die Fernsehserien 'Pan Tau', 'Die Märchenbraut' und 'Die Besucher', die in den
1970er- und 1980er-Jahren vom WDR in Köln und dem tschechoslowakischen Staatsfernsehen koproduziert wurden, sind für eine ganze Generation von Deutschen und Tschechen positiver Bestandteil ihrer Kindheitserinnerungen. Allein das Faktum der interkulturellen Zusammenarbeit über den 'Eisernen Vorhang' wirft Fragen auf: Wie kam es dazu? Wie ist es gelungen, zwei so unterschiedliche Publika in Ost und West zu faszinieren? Welche kulturellen
Deutungsmuster werden in den Serien vermittelt? Immerhin sind sie Produkte des offiziellen
sozialistischen Kulturbetriebs, gelten in Deutschland als unpolitisch bis subversiv und in
Tschechien als positives kulturelles Erbe der sozialistischen Ära. Ausgehend von einer Kulturtheorie, die das wissenssoziologische Konzept Bergers und Luckmanns mit den Cultural
Studies und der Kultursemiotik verbindet, werden die Serien einer eingehenden Analyse unterzogen. Darüber hinaus werden auch Kontexte der Produktion und Rezeption rekonstruiert."
(Autorenreferat)
[272-L] Thomas, Tanja (Hrsg.):
Medienkultur und soziales Handeln, (Medien - Kultur - Kommunikation), Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss. 2008, 321 S., ISBN: 978-3-531-15128-1
INHALT: "Medienkultur ist ein vergleichsweise junges kulturwissenschaftliches Konzept. Der
Band leistet einen Beitrag zu seiner Konturierung und verknüpft es mit sozialem Handeln, einem der Schlüsselbegriffe in der Soziologie. Um das komplexe Verhältnis von Kultur und sozialem Handeln in der Gegenwart theoretisch zu fassen, wird als einer der Ausgangspunkte
vorgeschlagen, Medienkulturen als Realisierung mediatisierter kultureller Praktiken in ihren
jeweiligen gesellschaftlichen Konstellationen zu spezifischen historischen Zeitpunkten zu
verstehen. Die Beiträge des Bandes reflektieren die gesellschaftliche Bedeutung von Medien
und medialen Deutungsangeboten im Gebrauch; sie beleuchten ausgewählte Aspekte sozialen
Handelns in einer Medienkultur, in denen Medien- und Alltagserfahrungen zu jenen Weisen
verknüpft werden, in denen beispielsweise Paar- und Geschlechterbeziehungen, Jugend und
Freundschaft, Konsum, Körper und Schönheit, Spiel, politische Partizipation oder Religion
erlebt, aber auch gestaltet werden. Damit diskutieren sie soziales Handeln in Medienkulturen
auch hinsichtlich seines Potenzials zur Reproduktion und Veränderung sozialer Strukturen
und Beziehungen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Tanja Thomas: Vorwort (7-15); Tanja Thomas und Friedrich Krotz: Medienkultur und Soziales Handeln: Begriffsarbeiten zur
Theorieentwicklung (17-42); Friedrich Krotz: Kultureller und gesellschaftlicher Wandel im
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Kontext des Wandels von Medien und Kommunikation (43-62); Andreas Hepp: Netzwerke
der Medien - Netzwerke des Alltags: Medienalltag in der Netzwerkgesellschaft (63-89); Jutta
Rarer und Nina Großmann: Alltag mit Internet und Fernsehen: Fallstudien zum Medienhandeln junger Paare (91-103); Christine Dietmar: "Wir telefonieren jeden Abend ... das ist uns
ganz wichtig." Rituale bei der mediatisierten Kommunikation in Paarbeziehungen (105-118);
Katja Scherl: "Det is doch wie Kino." Marlon Brandos "Der Wilde" als Vor- und Abbild jugendlicher Subkultur (119-141); Udo Göttlich: Aspekte der Alltagsdramatisierung in der Medienkultur: Produzierte Wirklichkeiten in mediensoziologischer Perspektive (143-156); Elisabeth Klaus: Fernsehreifer Alltag: Reality TV als neue, gesellschaftsgebundene Angebotsform
des Fernsehens (157-174); Waldemar Vogelgesang: Symbiotische Religiosität: Die jugendund medienkulturelle Rahmung religiöser Erfahrung auf dem XX. Weltjugendtag 2005 in
Köln (175-191); Marco Höhn: Visual kei: Vom Wandel einer 'japanischen Jugendkultur' zu
einer translokalen Medienkultur (193-207); Gabriele Klein: BilderWelten - KörperFormen:
Körperpraktiken in Mediengesellschaften (209-217); Tanja Thomas: Körperpraktiken und
Selbsttechnologien in einer Medienkultur: Zur gesellschaftstheoretischen Fundierung aktueller Fernsehanalyse (219-237); Michael Jäckel: "... daß dieses Alles nicht alles sei." Über den
Zusammenhang von Werbung, Konsum und Zufriedenheit (239-257); Gerd Hallenberger:
"Das ganze Leben ist ein Quiz." Spiele im Fernsehen im alltagskulturellen Kontext (259276); Jörg-Uwe Nieland und Ingrid Lovric: "Ein Kreuz für Deutschland." Chancen und Grenzen unterhaltender Politikvermittlung (277-297); Rainer Winter: Widerständige Sozialität im
postmodernen Alltagsleben: Das Projekt der Cultural Studies und die poststrukturalistische
Diskussion (299-315).
[273-L] Trepte, Sabine:
Cultural proximity in TV entertainment: an eight-country study on the relationship of
nationality and the evaluation of U.S. prime time fiction, in: Communications : the European
Journal of Communication Research, Vol. 33/2008, Nr. 1, S. 1-25 (Standort: USB Köln(38)MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.reference-global.com/doi/abs/10.1515/COMMUN.2008.001)
INHALT: In früheren Untersuchungen wurde kulturelle Nähe durch "harte Fakten" wie geographische Entfernung, den Austausch von Gütern oder Personen (Touristen und Einwanderer)
und die Gleichartigkeit der politischen Systeme operationalisiert. Der Beitrag unternimmt den
Versuch der Ergänzung der aktuellen Forschung auf diesem Gebiet, indem er unter Berufung
auf den von Hofstede (1991) entwickelten Begriff der kulturellen Dimensionen einen neuen
Operationalisierungsvorschlag vorlegt. Es wurde ein Achtländervergleich mit einem Sample
von Studenten (N=325) durchgeführt, um herauszufinden, ob internationale Publika, die sich
im Sinne von Hofstedes (1991) kulturellen Dimensionen ähneln, ähnliche Haltungen gegenüber fiktionalen US-Fernsehprogrammen, die zur Hauptsendezeit ausgestrahlt werden, einnehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Hofstedes vier kulturelle Dimensionen innerhalb
der studentischen Population signifikant zwischen den USA, Asien und Europa unterscheiden
lassen. Dennoch ermöglichen Operationalisierungen, die auf der geographischen Entfernung
basieren, eine bessere Differenzierung zwischen den einzelnen Nationen in Bezug darauf, wie
sie fiktionale US-Fernsehprogramme bewerten. Abschließend wird diskutiert, ob kulturelle
Dimensionen generell in der Lage sind, kulturelle Nähe zu messen. (UNübers)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
171
[274-F] Weiß, Ralph, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Fern-Sehen im Alltag
INHALT: Das Fernsehen ist ein "häusliches" Medium. Es bringt die Welt ins Haus - die Welt der
Großen in Politik und Show ebenso wie die Welt der Geschichten und Erzählungen. Der Gebrauch des Mediums - zur Orientierung und zum Vergnügen - ist fest im Alltag verankert.
Und das gilt nicht nur für die zeitliche Organisation des Tagesablaufs. Es gibt auch ein "inneres Band" zwischen dem Geschehen auf dem Bildschirm und dem Alltagserleben. Denn lebensweltliche Orientierungen prägen, wie Menschen fernsehen - wann, was, mit welchen Erlebnissen und mit welchen "Wirkungen". Aber wie sind diese Orientierungen beschaffen?
Und was trägt das Fern-Sehen umgekehrt zu ihnen bei? Darauf findet die Kommunikationswissenschaft bisher kaum zufrieden stellende Antworten. Die vorliegende Studie entwickelt
eine Rahmenkonzeption, die helfen soll, diese theoretische Lücke zu schließen. In einem ersten Schritt wird ein System alltagspraktischer Orientierungen erarbeitet, die als "generative
Prinzipien" das Handeln in den verschiedenen Sphären des Alltags - Beruf, öffentliches Leben, Privatleben - organisieren. Diese Struktur des Alltagsbewusstseins treibt Dimensionen
sozialer Identität hervor, die die individuelle Suche nach Selbstvergewisserung und Selbstbehauptung inhaltlich prägen. Um zu ermessen, was das Medienerleben im Alltag bedeuten
kann, wird in einem weiteren Schritt systematisch differenziert, wie Rezipienten sich bei verschiedenen Formen des Fern-Sehens den vom Medium vermittelten Inhalt und ihre Affektion
beim Medienerleben vergegenwärtigen. Die Theorie über den "praktischen Sinn" des FernSehens im Alltag verbindet Ansätze aus der Theorie des kommunikativen Handelns von Habermas, der Kultursoziologie und der Theorie der Praxis von Bourdieu, der Psychologie Hegels und der Theorie des Alltagslebens von Heller. Die Diskussion einer Vielzahl von Thesen
und Befunden aus der Kommunikationswissenschaft und aus den Cultural Studies, die auf der
Grundlage der erarbeiteten Konzeption neu eingeordnet und interpretiert werden, führt aus,
was das Fern-Sehen bedeuten kann: für den "praktischen Sinn" bei der Alltagsbewältigung
und für den Eigensinn der Selbstbehauptung sozialer Identität.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Kommunikations- und Medienwissenschaft II (Universitätsstr. 1, 40225
Düsseldorf)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0211-81-14014, e-mail: [email protected])
[275-L] Wiesing, Lambert:
Artifizielle Präsenz: Studien zur Philosophie des Bildes, (Suhrkamp-Taschenbuch
Wissenschaft, Bd. 1737), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 164 S., ISBN: 3-518-29337-0
INHALT: "Die Studien zur Philosophie des Bildes verfolgen eine doppelte Absicht: Sie bemühen
sich einerseits um einen Überblick über die grundlegenden Positionen innerhalb der gegenwärtigen Bildwissenschaft und versuchen andererseits stets einen systematischen Hauptgedanken zu verteidigen: Bilder präsentieren; nur Bilder ermöglichen die artifizielle Präsenz
von ausschließlich sichtbaren Dingen, die den Gesetzen der Physik enthoben sind. Vor dem
Hintergrund dieses Bildbegriffs wird die Verwendung von Bildern als Zeichen aus einer phänomenologischen Sicht beschrieben, Platons Mimesis-Begriff anhand seiner kanonischen
Bildvorstellungen rekonstruiert und die besondere Bedeutung extremer Bildtypen - wie die
virtuelle Realität, Benutzeroberflächen oder die Abstrakte Fotografie - für die philosophische
172
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
Arbeit am Bildbegriff vorgeführt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1. Bildwissenschaft
und Bildbegriff (9-16); 2. Die Hauptströmungen der gegenwärtigen. Philosophie des Bildes
(17-36); 3. Wenn Bilder Zeichen sind: das Bildobjekt als Signifikant (37-80); 4. Was könnte
'Abstrakte Fotografie' sein? (81-98); 5. Fenster, Fernseher und Windows (99-106); 6. Virtuelle Realität: die Angleichung des Bildes an die Imagination (107-124); 7. Platons Mimesis-Begriff und sein verborgener Kanon (125-148); 8. Was sind Medien? (149-163).
[276-L] Wippersberg, Julia:
Prominenz: Entstehung, Erklärungen, Erwartungen, (Forschungsfeld Kommunikation, Bd.
25), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2007, 313 S., ISBN: 978-3-86764-006-0 (Standort: UuStB
Köln(38)-35A1089)
INHALT: In einem ersten Teil wird eine theoretische Annäherung an das Phänomen der Prominenz versucht, wobei dieser Begriff gegen Elite, Ruhm und "Star" abgegrenzt und als Phänomen der Populärkultur gewertet wird. Eine kritische Auseinandersetzung mit vorliegenden
Modellen der Entstehung von Prominenz schließt sich an (Modelle von Peters, Franck, Rötzer, Schneider). Vor diesem Hintergrund wird ein eigenes Modell zur Entstehung und Erhaltung von Prominenz vorgestellt, das die Form "einer Spirale, die sich in den Raum des Publikums schraubt" hat und die Faktoren narzisstische Persönlichkeit, Auslöser, Inszenierung,
massenmediale Vermittlung, Annahme durch das Publikum sowie Bestätigung der Prominenz
unterscheidet. Bildschirmprominenz, lokale Prominenz, unfreiwillige Prominenz u. ä. werden
als Sonderformen von Prominenz behandelt. (ICE2)
[277-L] Zhou, Xiang:
Cultural dimensions and framing the internet in China: a cross cultural study of
newspapers' coverage in Hong Kong, Singapore, the US and the UK, in: International
Communication Gazette, Vol. 70/2008, No. 2, S. 117-136
(gaz.sagepub.com/content/vol70/issue2/)
INHALT: Die Studie überträgt Hofstedes Ansatz von den kulturellen Dimensionen auf die Framing-Forschung im Rahmen einer international vergleichenden interkulturellen Berichterstattung über das Internet in Hongkong, Singapur, Großbritannien und den USA für den Zeitraum
2000 bis 2004. Es zeigten sich Unterschiede sowohl in Bezug auf die Betonung internetspezifischer Themen als auch den Einsatz unterschiedlicher Nachrichtenframes in den unterschiedlichen Gesellschaften. Die Muster der kulturellen Beeinflussung kultureller Dimensionen
durch Interaktionseffekte variierte je nach unterschiedlichen allgemeinen Nachrichtenframes
(z.B. Human Interest, Konflikt, Verantwortung, Moral oder wirtschaftlich Konsequenzen). Es
zeigte sich, dass die Dimension der Lang-/Kurzzeitorientierung signifikant für die Bestimmung des Vorhandenseins der meisten Typen von Nachrichtenframes war. (UNübers.)
[278-L] Zimmermann, Olaf (Interviewter); Gottberg, Joachim von (Interviewer):
Computerspiele sind ein Teil der Kultur: statt Verboten sollen Förderungen und Preise die
Qualität heben, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 11/2007, H. 4, S.
24-29
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
173
INHALT: "Stehen Computerspiele in der Tradition der klassischen Gesellschaftsspiele oder üben
sie Gewalt als legitimes Verhaltensmuster ein? Kann das virtuelle Töten als Kulturgut anerkannt werden? Über diese Fragen wird allerorten heftig gestritten. tv diskurs sprach hierzu
mit dem Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, in dem seit 25 Jahren die wichtigsten
Verbände der Kulturlandschaft zusammengeschlossen sind. Er sieht in Computerspielen
einen Teil unserer Kultur und setzt sich dafür ein, ihre Qualität durch Förderungen oder Preise zu verbessern, statt über immer neue Verbote nachzudenken." (Autorenreferat)
2
Kunstsoziologie
2.1
Allgemeines
[279-F] Abbing, Hans, Prof.Dr.; Kagan, Sacha, M.A. (Bearbeitung):
Conventions, social barriers and change in art worlds
INHALT: The researchers are looking for a sound theoretical grounding to help perceive change
in the social and economic conventions of the arts. Inspirations and insights are being sought
in the theoretical works of canonical sociologists (Howard Becker's Art Worlds, Pierre Bourdieu's Field), of the socio-economic school of Conventions (with e.g. P.Y. Gomez) and in
other sources from new institutionalism, political science and philosophy. This research project brings insights into Sacha Kagan's PhD project (starting in November 2006) and into
Hans Abbing's research at the Boekman Chair of Art Sociology. This research led to two papers presented at the 2006 ACEI (Association for Cultural Economics International) conference and the STP&A (Social Theory, Politics and the Arts) conference, both in Vienna."
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste Abt. Kulturforschung - Soziologie der
Künste und Kultur (Scharnhorststr. 1, 21332 Lüneburg)
KONTAKT: Kagan, Sacha (Tel. 04131-677-2724, Fax: 04131-677-2689,
e-mail: [email protected])
[280-L] Antonicek, Theophil; Harrandt, Andrea; Partsch, Erich Wolfgang (Hrsg.):
Kreativität und Gesellschaft: die materielle und soziale Situation des Künstlers ; BrucknerSymposion im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 2000, 20.-24. September
2000; Bericht, (Bruckner-Symposion. Berichte), Wien: Musikwiss. Verl. 2007, 182 S., ISBN: 3900270-66-X (Standort: ULB Münster(6)-ZE 2134)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Karl Acham: Über das Neue. Philosophisch-soziologische Betrachtungen (11-30); Rainer Bischof: Die Notwendigkeit der Illusion für den Menschen (31-36);
Barbara Boisits: Wie autonom ist Kunst? Zur Frage des Gesellschaftsbezugs ästhetischer
Theoriendes 20. Jahrhunderts (37-44); Peter Stachel: "... wer mir mit neuen Ideen kommt, der
kann gehen...". Einige historische Überlegungen über Schule und Kreativität, entwickelt am
Beispiel Anton Bruckners (45-60); Wolfgang Winkler: Kunst als Markt (61-66); Theophil
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2.1 Allgemeines
Antonicek: Die soziale Stellung Bruckners in seinen verschiedenen Funktionen (67-70); Elisabeth Maier: "Allweil Cantaten und all's mögliche Zeugs"? Anton Bruckner im Dienst der
Kirche (71-78); Uwe Harten: Hans Rott (1858-1884). "Alles wird sich erfüllen" - 100 Jahre
verspätete Reaktion auf Kreativität (79-88); Gerhard J. Winkler: Zum "Sozialstatus" der Zukunftsmusik. Franz Liszt in Weimar (89-96); Klaus Amann: Zur sozialen Lage der Schriftsteller im 19. Jahrhundert (97-106); Werner Telesko: Hofkünstler - Künstlerfest - Außenseiter. Zur gesellschaftlichen Stellung der bildenden Künstler im 19. Jahrhundert (107-116);
Beatrix Borchard: "Eine wunderbare Kraft, die nicht gebrochen ist". Komponistinnen im 21.
Jahrhundert (117-122); Emst Kobau: Die soziale Lage der Orchestermusiker im 20. Jahrhundert (123-138); Franz Kerschbaumer: Zur sozialen Situation der Jazzmusiker. Betätigungsfelder für Jazzmusiker (139-144); Axel Fussi: Identität und Kreativität am Beginn des 21. Jahrhunderts. Chancen und Risken für Individuum und Gesellschaft (145-152); Norbert Niemann:
Ohnmacht und Anpassung. Zur materiellen und sozialen Situation des Autors heute (153156); Roundtable-Gespräch: Die materielle und soziale Situation des Künstlers heute (157162); Roundtable-Gespräch: Zur Situation der zeitgenössischen Komponisten (163-168).
[281-L] Bannasch, Bettina; Hammer, Almuth (Hrsg.):
Verbot der Bilder - Gebot der Erinnerung: mediale Repräsentation der Schoah, Frankfurt am
Main: Campus Verl. 2004, 418 S., ISBN: 3-593-37485-4
INHALT: Das Bilderverbot ist ein konstitutives Kennzeichen der jüdischen Religion und die Frage nach einer bildlichen Darstellung des singulären Menschheitsverbrechens, des Holocausts,
ist deshalb von ganz besonderer Brisanz. Sie kommt in dem Diktum des deutsch-jüdischen
Philosophen Adorno, nach Auschwitz dürften keine Gedichte mehr geschrieben werden, in aller Schärfe zum Ausdruck. Während Adorno das Motiv des Bilderverbots zu einer radikalen
Negativität philosophischer Darstellung überhaupt ausbaut, hat der Literaturnobelpreisträger
Kertez unlängst die in Symbolen sprechende Kunst vom Darstellungsverbot ausgenommen
und behauptet, der Holocaust sei nur als Literatur darstellbar. Das Buch widmet dieser theoretischen Dimension des Bilderverbots in Theologie, Philosophie und Ästhetik breiten Raum.
Daneben kommen jedoch auch stärker empirisch ausgerichtete Beiträge, die das Problem des
Bilderverbots anhand der Denkmalsdiskussion oder des medialen Holocaust-Fetischismus in
den Blick nehmen, zu ihrem Recht. Bannasch und Hammer gelingt es einzulösen, was viele
interdisziplinär ausgerichtete Sammelbände bloß vorgeben: unterschiedliche Perspektiven
und Disziplinen miteinander ins Gespräch zu bringen, ohne dabei den einen gemeinsamen
Gegenstand aus dem Auge zu verlieren. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Begründungen des
Bilderverbots: Philosophie: Jens Mattern: Hitlers 'Erinnerung' an die jüdische Existenz. Das
Umschlagen antisemitischer Verfolgung in metaphysische Erwählung im Denken von Emmanuel Levinas (25-44); Christina Pfestroff: Bildlichkeitsgebot. Jean-Francois Lyotards Relativierung des Zeugnisses (45-60); Soziologie: Andreas Langenohl: Die Dialektik von Vernunft
und Natur und ihre bestimmte Negation. Zum Motiv des Bilderverbots in der kritischen Theorie (61-80); II. Applikation und Grenzen: Psychologie: Julia Chaitin / Dan Bar-On: Erinnern
und Sprechen, Erinnern(?) und Schweigen. Eltern-Kind-Beziehungen während des Holocaust
(83-98); Revital Ludewig-Kedmi: Ambivalenz im Umgang mit der Schoah. Psychologische
Perspektiven von Erzählgeboten und Erzählverboten (99-116); Pädagogik: Matthias Heyl:
Bildverbot und Bilderfluten (117-129); Ursula Stenger: Dimensionen des Bildes. Anthropologische Überlegungen mit einem Blick auf die Schoah (131-146); Geschichtswissenschaft:
Christoph Münz: 'Wohin die Sprache nicht reicht...'. Sprache und Sprachbilder zwischen Bil-
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2.1 Allgemeines
175
derverbot und Schweigegebot (147-166); Habbo Knoch: Technobilder der Tat. Der Holocaust
und die fotografische Ordnung des Sehens (167-188); III. Repräsentation und Ästhetik:
Kunstgeschichte: Martin Schulz: Fotografische Repräsentation der Schoah. Zur ikonoklastischen Kritik an ihrer bildmedialen Vergegenwärtigung (191-210); Carsten Probst: Nach der
Erinnerung. Transformation und Grenze des Symbolischen in aktuellen künstlerischen und architektonischen Repräsentationen der Schoah (211-232); Medienwissenschaft: Moshe Zimmermann: Hollywoods Bilderverbot. Das 'Dritte Reich' in Real Time (233-256); Rembert Hüser: Augen machen (257-279); Musikwissenschaft Eckhard Tramsen: Schweigen in der Musik (281-291); Bettina Schlüter: 'Hör-Bilder'. Mediale Substitutions- und Transformationsprozesse in musikalischer Repräsentation der Schoah (293-303); Literaturwissenschaft: Manuela
Günter: Repräsentation im Schreiben Überlebender (305-318); Bettina Bannasch: Die hohe
Kunst des Verdrängens. Literarische Inszenierungen der Grenzen von Erinnerung (319-343);
IV. Begründbarkeit der Bilderverbote: Judaistik/Theologie: Michael Tilly: Bild und Bildlosigkeit in der synagogalen Architektur (347-357); Paul Petzel: '...kein Bildnis machen!' beim
Erinnern? Theologische Überlegungen zur ästhetischen Repräsentationskritik (359-380); Kulturwissenschaft: Detlef Hoffmann: Bildliche und bildlose Repräsentation (381-396) Almuth
Hammer: 'Vergessen oder Gerechtigkeit?' Sakralitätskonzepte im Umgang mit der Schoah
(397-409). (ZPol, VS)
[282-L] Barboza, Amalia:
Kunst und Wissen: die Stilanalyse in der Soziologie Karl Mannheims, (Erfahrung - Wissen Imagination : Schriften zur Wissenssoziologie, Bd. 9), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 257 S.,
ISBN: 3-89669-519-3
INHALT: "Karl Mannheim entwickelte seine soziologische Methode der Stilanalyse in der Auseinandersetzung mit den kunsthistorischen Methoden seiner Zeit. Amalia Barboza arbeitet die
zentralen methodologischen Prinzipien der kunsthistorischen Stilanalyse heraus und zeichnet
Mannheims aktive Übernahme dieser Prinzipien in seiner Kultur- und Wissenssoziologie
nach. Sie demonstriert außerdem, dass Mannheims Wissenssoziologie nicht nur als eine Anwendung der Stilanalyse auf das Gebiet des Wissens zu verstehen ist, sondern auch als selbstreflexive Analyse des eigenen Denkstils und ein Experimentieren mit verschiedenen Stilen."
(Autorenreferat)
[283-L] Büttner, Silke:
Irritationen: Überlegungen zur Erforschung von Differenzierungspraktiken in der
mittelalterlichen Kunst, in: Karl Brunner, Andrea Griesebner, Daniela Hammer-Tugendhat
(Hrsg.): Verkörperte Differenzen, Wien: Turia & Kant, 2004, S. 209-235, ISBN: 3-85132-405-6
(Standort: Bayer SB München(12)-2004.29190)
INHALT: Die Autorin untersucht am Beispiel der Kathedrale von Chartres die Visualisierungspraxis von Geschlechterdifferenz in der französischen Bildhauerei an der Wende vom 12.
zum 13. Jahrhundert. Ausgehend von den Theorien der Semiotik, der neueren feministischen
Forschung, insbesondere von Judith Butler, sowie den Studien von Michel Foucault analysiert
sie die spezifische Repräsentation der Figuren an den Querhausportalen der Kathedrale von
Chartres. In dieser Weise kann gezeigt werden, dass die Geschlechterdifferenz nicht an körperlichen Differenzen festgemacht wird, wie dies seit der Neuzeit geschieht. Die Bezeich-
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2.1 Allgemeines
nungs- und Differenzierungspraxis der Chartreser Bildhauerei lässt sich vielmehr als ein komplexes Verweissystem auffassen, in dem die Kategorie Geschlecht vorrangig in Relation zu
ihrem Darstellungskontext und ihrer jeweiligen theologischen Bedeutung konzipiert wird. Die
Form der Sinnproduktion in der künstlerischen Arbeit spiegelt die historisch spezifische Ausprägung von identitätsbegründenden Kategorien wider und ist Bestandteil der jeweiligen gesellschaftlichen Macht- und Ordnungsverhältnisse. (ICI2)
[284-F] Delitz, Heike, Dipl.-Ing. (Bearbeitung); Rehberg, Karl-Siegbert, Prof.Dr.phil.
(Betreuung):
Architektur als Medium des Sozialen (Arbeitstitel)
INHALT: Architektur ist omnipräsent, "steht an der Straße, spricht dort zu den Leuten wie ehemals die Philosophen, und ist dabei selbst vom niedern Standpunkt aus gesehen notwendig."
(J. Frank). Architektur ist zugleich - nach einer langen Vorgeschichte - spätestens zu Beginn
des 20. Jahrhunderts die zwischen Kunst und Funktion einerseits, Kunst und Technik bzw.
Wissenschaft andererseits spezifisch oszillierende Kulturpraxis. Zunehmend handelt es sich
um eine autonome Disziplin, die sich selbst das Gesetz zu geben beansprucht. Wurden für das
Entwerfen bis ins 17. Jahrhundert Gesetze aus Tradition oder Natur geltend gemacht, sind
Baukörperformung und -komposition im Selbstverständnis der Architektur zunehmend freigestellt, mit den entsprechenden Gegenreaktionen. Im 19. Jahrhundert wird auch das Material
kontingent, entstehen neue Baustoffe mit neuen Möglichkeiten für neue Baufunktionen. Mit
dem gesteigert demiurgischen Gestus nach den Erfahrungen der Macht der Technik im Ersten
Weltkrieg wird die Architektur zur Praxis der Kontingenznutzung schlechthin: das Feld, in
dem eine Berufsgruppe Anspruch erhebt auf die Ordnung einer enttraditionalisierten, urbanisierten und von Klassenspaltung bedroht scheinenden Gesellschaft. In dieser Moderne bleibt
Architektur nicht länger beschränkt auf ein Spektrum der gesellschaftlichen Kräfte und Funktionen, sondern wird bestrebt sein, alles zu erfassen, um nichts weniger als das 'Leben' zu steigern. Es geht um das soziologisch keineswegs uninteressante Potential von Architektur, Gesellschaft zu gestalten. Und obgleich die Architektur der klassischen Moderne zu keiner Zeit
im Stadtbild dominierte und ihr Radikalanspruch zweifellos nicht mehr der gegenwärtige ist ist die kreativistische Haltung der Architekturmoderne doch das historische A priori gegenwärtiger Architektur. Das Projekt zielt entsprechend dieser Bedeutung der Architektur auf
eine Architektursoziologie, die das Gebaute nicht nur als das "kultursoziologische Senkblei"
der Gesellschaftsanalyse nutzt, sondern Architektur als ein "Medium des Sozialen" begreift.
Auf der Basis einer Soziologie architektonischer Artefakte und einer Soziologie des kreativen
Handelns wird die These verfolgt, dass Architektur nicht nur je ein (wie immer zu fassender)
"Ausdruck" einer Gesellschaft ist, vielmehr diese durch die Imagination im körperräumlichen,
Wahrnehmung und Bewegung vorstrukturierenden, nonverbalen "Medium des Sozialen" hindurch herstellt und verändert. Architektur ist nicht einfach eine nachträgliche Symbolisierung
des Sozialen, sondern wirkt auf es zurück. Infolge der gesteigert kreativistischen Haltung einer avantgardistischen Berufsgruppe, die über die konträren Lösungsvorschläge des "neuen
Stils" hinweg reicht, sieht sich die Gesellschaft seither mit anderen Augen, als sie es noch im
19. Jahrhundert tun konnte. In ihrer architektonischen Gestalt imaginiert sich die Gesellschaft
neu; verändert sich die Sichtbarkeit der Subjekte und deren Verteilung im sozialen Raum; erhält das Naturverhältnis eine andere Gestalt. In den architektonisch kultivierten Oberflächen
ästhetisiert und generiert die Architektur einen spezifischen Charakter der Vergesellschaftung. Das Gebaute entspricht je einem anderen sozialhistorischen Dispositiv; suggeriert in
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.1 Allgemeines
177
Form, Dimension, Komposition, Materialwahl je eine andere Rationalität; verkörpert und
strukturiert je eine Lebensform in Korrelation zu entsprechenden Subjektivitäts- und Wirklichkeitskonzeptionen; impliziert je andere Anthropologien. Neue Architekturen sind "neue
Falten im sozialen Stoff" (G. Deleuze).
METHODE: Nötig sind in der Voraussetzung sozialer Effekte avantgardistischer Architekturen den neuen "Falten im sozialen Stoff" - zwei Umstellungen in der soziologischen Theorie: mithin eine neue begriffliche Fassung der Relation von Architektur und Gesellschaft. Diese Relation wird zumeist in den Begriffen von "Ausdruck", "Symbol" und "Spiegel" konzipiert.
Denklogisch ist damit eine Position eingenommen, die architektonische Verkörperungen nur
als nachrangige zu denken vermag, als "Verdopplung" des Sozialen. Entwickelt werden soll
demgegenüber eine differenztheoretische Soziologie architektonischer Artefakte (als "Medium" des Sozialen); eine Theorie des "schöpferischen" Handelns ebenso wie eine Soziologie
des Utopischen; eine Theorie, die die architektonische Imagination von Gesellschaft einrechnet. In Bezug auf die Soziologie architektonischer Artefakte - die Frage, wie Architektur sich
je mit den "menschlichen" Akteuren verbindet - wird einerseits auf die Medienphilosophie
Helmuth Plessners zurückgegriffen. Plessner bietet eine philosophisch-anthropologische Medientheorie, die materielle wie sinnhafte Dimensionen von Medialität jenseits von Sprachkonstruktivismus und Medienmaterialismus zusammenführt. Architektur wird sichtbar in ihrer
Eigenlogik: als nichtsprachliches und stets diskursiviertes Medium der Welt- und Selbstverhältnisse; als eines, das nicht in der Logik des Bildes aufgeht, sondern in körperleiblicher Bewegung erfahren wird und bei all dem zumeist das "optisch und taktisch unbewusste" (W.
Benjamin) bleibt. In Ergänzung zu Plessners "differentieller" Philosophischer Anthropologie
sind mit der lebensphilosophischen Variante der Differenztheorie bei Bruno Latour und Gilles
Deleuze die "Gefüge" von sozialen, architektonischen, politischen, künstlerischen, ökonomischen, organischen Dimensionen zu betrachten sowie ihre "imaginäre" Funktion zur Herstellung von "Gesellschaft" (Castoriadis). Vorausgesetzt ist angesichts der kontingenzbewussten
Haltung des architektonischen Entwerfens weiterhin eine Handlungstheorie, die die "Kreativität des Handelns" (H. Joas) ernst nimmt und dafür nun allerdings die Lebensphilosophie Henri Bergsons systematisch nutzbar zu machen sucht (von der die Differenztheorie eines Gilles
Deleuze wie auch die Philosophische Anthropologie eines Helmuth Plessner entscheidend inspiriert sind): diese lebensphilosophische Theorie der Kreativität macht die "schöpferische"
Leistung menschlichen Handelns, das "Neue" auf reflektierteste Weise sichtbar, wie sie auch
eine Theorie der Imagination bietet. Auf Grundlage der so skizzierten Theorie wird eine Architektursoziologie der modernen Gesellschaft durchgeführt: historische Fallstudien mit dem
Ziel einer "Geschichte der Gegenwart", die das historische A priori der gegenwärtigen Architektur erkundet. Die Studien widmen sich den Lösungen der gemeinsamen Frage des 20. Jahrhunderts, welcher architektonische Stil der neuen Zeit angemessen sei, um an ihnen die jeweilige Vergesellschaftung im Medium der Architektur zu analysieren, die "neuen Falten im sozialen Stoff". Die Analyse konzentriert sich auf "Leitbauten": Architekturen, die durch Exkursionen, Zeichnungen, Fotos und Texte aufgenommen und in Formensprache und Funktion
fortgeführt werden. Methodisch wird eine Kombination von Phänomenologie und Dispositivanalyse vorgeschlagen, um Materialität und Immaterialität, Reales und Imaginäres, Gestalt
und diskursive Aufladung der Architektur in ihrer Verschränkung zu erfassen, die Korrespondenz von Architektur und Selbst- und Weltkonzeptionen.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie
Professur für Soziologische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie (01062 Dresden)
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2.1 Allgemeines
KONTAKT: Bearbeiterin (Fax: 0351-463-37113, Tel. 0351-463-37405,
e-mail: [email protected])
[285-L] Fischer, Walter Boris:
Kunst vor Management: Führung und Förderung von Kulturinstitutionen, Zürich: Rüegger
2004, 287 S., ISBN: 3-7253-0782-2 (Standort: UuStB Köln(38)-31A7995)
INHALT: "Kulturdiskussionen drehen sich immer häufiger auch um Management, Kommerzialisierung oder Marketing. So berechtigt diese Diskussionen sind, sie haben sich davor zu hüten,
Kulturarbeit auf finanzielle und ökonomische Aspekte zu reduzieren. 'Kunst vor Management' ermutigt die Kunstschaffenden, gewisse Erfahrungen der Wirtschaft in ihre Arbeit einzubeziehen. Gleichzeitig wird aber deutlich gemacht, dass künstlerische Prozesse eigenen Gesetzmässigkeiten folgen. Kulturarbeit hat zuerst kulturelle Ziele zu verfolgen, bevor sie wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen darf. 'Kunst vor Management' befasst sich kurz mit allgemeinen Fragen zu Kultur und Kunst, um dann zum Thema Kulturförderung u.a. zu zeigen,
wie sich staatliche Kulturunterstützungen rechtfertigen. Nach einem Blick auf das wirtschaftliche Umfeld der Kulturarbeit befasst sich das Buch ausführlich mit Grundfragen des Kulturmanagements und beschreibt dessen Ausbildungsmöglichkeiten in der deutschen Schweiz.
Ein weiteres Kapitel widmet sich den Fragen der Corporate Governance, der Führung und
Kontrolle von Kunstinstitutionen. Abschliessend wird ausgeführt, welches die Prinzipien der
Ökonomie sind, wo diese in der Kulturarbeit anwendbar sind und wo nicht. Angesprochen
sind Kulturschaffende, Verantwortliche von Kulturinstitutionen aller Sparten und Positionen,
ihre Trägerorganisationen mit Vorständen und Verwaltungsräten, Mitglieder von Kulturkommissionen, Politiker der Legislative und Exekutive sowie Verantwortliche von öffentlichen
Kulturstellen und Studierende im Bereich Kulturmanagement und andere Interessierte. 'Kunst
vor Management' will Grundlagen liefern für Entscheidungen im Spannungsfeld zwischen
künstlerischer Freiheit und ökonomischen Zwängen." (Autorenreferat)
[286-L] Gerhards, Jürgen:
Die kulturelle Elite Europas: eine vergleichende Analyse der 27 Mitgliedsländer der EU auf
der Grundlage einer Auswertung des Eurobarometers, (BSSE-Arbeitspapier - Berliner
Studien zur Soziologie Europas, Nr. 13), Berlin 2008, 32 S. (Graue Literatur;
www.polsoz.fu-berlin.de/soziologie/arbeitsbereiche/makrosoziologie/arbeitspapiere/pdf/BSSE_13
_Die_kulturelle_Elite_Europas.pdf)
INHALT: "Auf der Basis einer Auswertung einer Eurobarometerbefragung beschreiben wir in einem ersten Schritt die Intensität der Hochkulturnutzung der Bürger in 27 Ländern der Europäischen Union. Die Ergebnisse zeigen, dass die Partizipation an hochkulturellen Institutionen (Oper, Theater, Museen, Konzert) zusammen ein Verhaltenssyndrom bilden, so dass man
von einem einheitlichen, hochulturellen Lebensstil sprechen kann. Die Analysen zeigen weiterhin, dass die Intensität der Nutzung des hochkulturellen Angebots in allen Ländern recht
gering ist, bei gleichzeitiger Varianz zwischen und innerhalb der Länder. In einem zweiten
Schritt versuchen wir, die Unterschiede in der Praktizierung eines hochkulturellen Lebensstils
zu erklären und greifen dazu auf die Theorie von Pierre Bourdieu zurück. Die Ergebnisse zeigen, dass das institutionalisierte und inkorporierte kulturelle Kapital des Befragten und seine
Berufsposition einen starken Einfluss auf seinen Lebensstil haben. Alle aus der Bourdieu-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.1 Allgemeines
179
schen Theorie abgeleiteten Hypothesen werden empirisch bestätigt. Die Praktizierung eines
hochkulturellen Lebensstils hängt aber nicht nur von der sozialstrukturellen Lagerung der
Nachfrager nach Hochkultur ab, sondern auch von der kulturellen Gelegenheitsstruktur. Ästhetische Präferenzen lassen sich besser und kostengünstiger realisieren, wenn ein Land über
eine ausgebaute hochkulturelle Infrastruktur verfügt und der Befragte in der Nähe dieser Infrastruktur wohnt. Ergänzt man die Bourdieusche Theorie der Homologie von Klassenlage
und Lebensstile um das Konzept der kulturellen Gelegenheitsstruktur, dann lassen sich die
Ausbildung einer kulturellen Elite und auch Länderunterschiede gut erklären." (Autorenreferat)
[287-L] Gethmann-Siefert, Annemarie; Kwon, Jeong-Im; Berr, Karsten (Hrsg.):
Philosophie der Kunst: Vorlesung von 1826, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, Bd. 1722),
Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 296 S., ISBN: 3-518-29322-2
INHALT: "'Nachschriften sind freilich trübe Quellen' - dieses Heideggerdiktum kann gegen die
studentischen Nachschriften zu Hegels Ästhetikvorlesungen nicht geltend gemacht werden.
Anders als die von Hotho 'geschönte' Ästhetik erweisen sie sich als höchst authentisch und
bieten einen aufschlussreichen Einblick in Hegels Gedanken zur Rolle der Kunst in der Kulturgeschichte. Unter den vier Berliner Vorlesungen zur Philosophie der Kunst, die Hegel zwischen 1820 und 1829 gehalten hat, ist besonders jene von 1826 brisant. In ausführlicher Auseinandersetzung mit exemplarischen Kunstwerken stellt er hier der sogenannten 'These vom
Ende der Kunst' die Behauptung von der Unersetzlichkeit der Künste entgegen. Mit der Mitschrift des Studenten von der Pfordten wird eine vollständige Überlieferung dieser Vorlesung
nun erstmals publiziert." (Autorenreferat)
[288-L] Glauser, Andrea:
Überleben in New York: zu Künstlerexistenzen der Gegenwart, in: Caroline Arni, Andrea
Glauser, Charlotte Müller, Marianne Rychner, Peter Schallberger (Hrsg.): Der Eigensinn des
Materials : Erkundungen sozialer Wirklichkeit ; Festschrift für Claudia Honegger zum 60.
Geburtstag, Basel: Stroemfeld, 2007, S. 411-430, ISBN: 978-3-86600-017-9 (Standort: UB
Bonn(5)-2008/3176)
INHALT: Der Beitrag beleuchtet Probleme der Existenz des Künstlers in New York entlang der
Perspektive von zwei Schweizer Kunstschaffenden, die - heute beide um 40 Jahre alt - vor
rund zehn Jahren mit einem New York-Stipendium in diese Stadt gekommen und geblieben
sind. Vor dem Hintergrund ihrer je spezifischen Berufsbiographie und Lebenspraxis wird
skizziert, was ihnen New York bedeutet und was sie in dieser Stadt hält. Ihre Perspektiven, so
unterschiedlich sie auch sind, können jedoch - so die Anmerkung des Autors - die Spannweite
an Positionen nicht erschöpfen. Doch lassen sich anhand dieser zwei Figuren und der für sie
je typischen Konstellationen auch gewisse grundsätzliche Probleme ansprechen: Die Interviews reflektieren neben ihren Daseinsbedingungen im Feld der Kunst vor allem auch ihr
Selbstverständnis - ihre Vorstellungen vom Künstlersein und von der "Sozialität der Solitären" (Hanspeter Thurn). Die charakteristischen Wertorientierungen und Relevanzen strukturieren die spezifische Wahrnehmung und Beurteilung New Yorks; ohne diese in Rechnung zu
stellen, lässt sich die "Empfänglichkeit" der zwei Künstler für New York kaum ausloten. Die
Skizze legt dar, wie es im konkreten Alltag um die Verschränkung von künstlerischer Identi-
180
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2.1 Allgemeines
tät und dem Willen zu New York bestellt ist. Sie will dazu ermuntern, in den Auseinandersetzungen um New York als Arbeits- und Lebensraum für Kunstschaffende diese Stadt konsequenter als sinnhaften Kontext zu begreifen - als Ort, der interpretiert und beurteilt wird und
der für Kunstschaffenden mehr als nur eine Ressourcen- und Standortfrage ist. (ICA2)
[289-L] Hasselmann, Kristiane; Schmidt, Sandra; Zumbusch, Cornelia (Hrsg.):
Utopische Körper: Visionen künftiger Körper in Geschichte, Kunst und Gesellschaft,
München: Fink 2004, 302 S., ISBN: 3-7705-4068-9 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2443)
INHALT: "Zukunftsvisionen, die durch die rasante Entwicklung innerhalb der Life-Science und
der Computertechnologie angestoßen wurden, machen den Körper zur Projektionsfläche alter
Menschheitsträume: sie versprechen das Ende von Krankheit, Schmerz, Alter und Tod. Spekulationen über neue Verbindungen von Mensch und Maschine im Cyborg, über gentechnische Modifikationen oder die vermeintliche Überwindung des Körpers durch seine Virtualisierung beschreiben diese Zukunftsentwürfe in den Termini von Utopie und Dystopie. Aber
auch gesellschaftliche Praktiken zeugen vom Einwandern der Utopie in den Körper. War das
Kriterium der Utopie bislang ihre Unrealisierbarkeit, so konkretisieren sich utopische Imaginationen im Zugriff auf reale Körper. Der Band untersucht einerseits, inwiefern sich Zukunftstechnologien und verbreitete Körperpraktiken mit utopischen Entwürfen verbinden.
Andererseits wird gezeigt, in welchem Maße Utopien den Körper besetzen, indem sie ihn aufrüsten und disziplinieren." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Kia Vahland: Der Kunstmensch als Maß der Dinge. Zu Leonardo da Vincis Utopie des idealen Körpers (29-40); Heiko Stoff: Ewige Jugend und Schönheit. Veraltete und verjüngte Körper zu Beginn des 20.
Jahrhunderts (41-60); Ingeborg Reichle: Der achte Tag der Schöpfung. Zu utopischen Körperentwürfen in der zeitgenössischen Kunst (61-75); Franz Anton Cramer: Wieviel Körper
braucht der Tanz? Überlegungen zur Utopiefähigkeit zeitgenössischer Choreographie (7786); Georg Seeßlen: Utopische Körper. Der Film (89-103); Annette Brauerhoch: Utopische
Materialität? Zum Dialog des Körperlichen im Kino (105-116); Serjoscha Wiemer: Maschine,
Soma, Interface. Körperkonfigurationen im Science Fiction Film (117-129); Oliver Krüger:
Gnosis im Cyberspace? Die Körperutopien des Posthumanismus (131-146); Michael Neumann: 'Abbild des Willens' (Ernst Jünger). Kriegstraumata und Körperphantasmen (149-165);
Philipp Sarasin: Abu Ghraib, terrorist vermin und der utopische Körper der Nation (167-182);
Günter Gebauer: Gegen die falsche Utopie des Sports (183-192); John Hoberman: Doping im
Sport. Historische und kulturelle Kontexte (193-209); Claudia Röser: Europa Europa. Repräsentationen einer Vereinigung (213-231); Hasso Spode: Badende Körper - gebräunte Körper.
Zur Geschichte des Strandlebens (233-248); Alexander Karentzos: Die Fahrt ins Glück. Die
Utopie der Hochzeitsreise (249-262); Alma-Elisa Kittner: No Sex Last Night. Sophie Calle
und Greg Shepard auf Anti-Hochzeitsreise (263-279); Svenja Flaßpöhler: Selbstvollendete
Lustmaschinen. Zur materialistischen Utopie des pornographischen Körpers (281-298).
[290-F] Hegedüs, Laura, M.A.; Hofmann, Andreas R., Dr.; Colombi, Matteo, M.A.; Kiliánová,
Gabriela, Dr.; Rezníková, Lenka, Dr. (Bearbeitung); Eberhard, Winfried, Prof.Dr.; Raßloff, Ute,
Dr. (Leitung):
Reflexion kultureller Interferenzräume. Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert
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2.1 Allgemeines
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INHALT: Teilprojekt 1: Modellierung kultureller Interferenzräume - Literatur und visuelle Kultur
der Slowakei im 20. Jahrhundert: Die Slowakei (ehemals Oberungarn) ist sowohl auf Grund
ihrer inneren ethnisch-sprachlichen und konfessionellen Heterogenität als auch wegen ihrer
mannigfaltigen äußeren Anbindungen für eine exemplarische Untersuchung kultureller Interferenzräume besonders geeignet. Gegenstand des literaturwissenschaftlich und kultursemiotisch ausgerichteten Untervorhabens bilden exemplarische Werke der slowakischen, ungarischen, deutschsprachigen, tschechischen und polnischen Literatur und visuellen Kultur aus
dem 20. Jahrhundert, die sich um möglichst zentrale Topoi "als transkulturell wirksame Konstanzphänomene" (Schultze 1998) gruppieren. Das können Orte (Grenze, Kleinstadt, Hohe
Tatra, Donau) ebenso sein wie beispielsweise interferenzraumtypische literarische Figuren
(etwa Versionen des Grenzgängers: Schmuggler, Spion, Konvertit, Räuber, Partisan, Legionär, Verräter). Gefragt wird, inwiefern sich die künstlerischen Realisierungen in den jeweiligen meist nationalen Perspektiven bzw. Kodes voneinander unterscheiden, oder ob nicht vielmehr territorial oder kulturgeschichtlich bedingte Gemeinsamkeiten, parallele Korrespondenzen oder Komplementärfälle überwiegen. Vor dem Hintergrund der geschichtlichen Brüche
des 20. Jahrhunderts und einer zunehmenden Mediatisierung der Kultur stellt sich außerdem
die Frage, welche künstlerischen Verfahren, Strategien und Artikulationsformen in welcher
Situation und zu welchem Zweck jeweils bevorzugt wurden. Aus erinnerungskultureller Perspektive wird hierbei von der Hypothese ausgegangen, dass sich die direkte Konfliktbezogenheit in der Modellierung kultureller Interferenzräume zu einer teilweise nostalgischen Retrospektive und Re-Formulierung gewandelt hat. Als Arbeitsergebnis entstehen eine Monographie sowie ein Beitrag für die geplante kooperative Monographie des Projekts. Teilprojekt 2:
Literarische Wahrnehmung und symbolische Interaktion in Grenzregionen - deutsch- und ungarischsprachige Autoren nach 1980: Das kulturwissenschaftlich orientierte Untervorhaben
untersucht die Reflexion ostmitteleuropäischer Grenzregionen am Gegenstand narrativer Texte deutsch- und ungarischsprachiger Autoren. Ausgewählt werden Werke, welche die Lebenssituation in den Grenzregionen direkt oder auch indirekt thematisieren. Den territorialen Rahmen der Arbeit bilden Regionen, die ehemals zu Österreich-Ungarn gehörten und sich heute
beiderseits der Staatsgrenze Ungarns befinden, konkret die südliche Slowakei, der Banat, Siebenbürgen und Westungarn/ Burgenland. Der zeitliche Ansatz korrespondiert mit dem Aufleben des "Mitteleuropadiskurses" in der Erinnerungskultur der achtziger Jahre. Teilprojekt 3:
Posen und Großpolen - eine Untersuchung von polnischen und deutschen Geschichtsbildern
im 20. Jahrhundert: Das geschichtswissenschaftliche Untervorhaben untersucht die polnischdeutschen kulturellen Interferenzen in einem der nationalitätenpolitisch umstrittensten Gebiete, dem historischen Großpolen bzw. seinem als "Provinz Posen" dem wilhelminischen Reich
angegliederten Teil. Es werden fünf zeitliche Querschnitte angelegt, nämlich die ausgehende
wilhelminische Ära (ca. 1890-1918), die Zwischenkriegszeit, der Zweite Weltkrieg, die
volkspolnische Zeit bis 1989 und die Transformationsphase der 1990er Jahre. Jeweils exemplarisch soll anhand von zeitgenössischen Debatten und Diskussionen um Gegenstände eines
hohen gesellschafts-, kultur- oder nationalitätenpolitischen Symbolwerts gezeigt werden, wie
sich polnische und deutsche Diskurse wechselseitig beeinflussten, wie sie ihre Gegenstände
und Sprache modellierten. Es gilt zu zeigen, dass trotz ihrer mehrheitlich konfrontativen Einstellung polnische und deutsche Debattenteilnehmer in einem gemeinsamen diskursiven System befangen waren, aus dem sie nicht ausbrechen konnten, ohne den Gegenstand der Debatte einzubüßen. ZEITRAUM: 20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Ostmitteleuropa
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
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2.1 Allgemeines
INSTITUTION: Geisteswissenschaftliches Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas
-GWZO- e.V. an der Universität Leipzig (Luppenstr. 1b, 04177 Leipzig)
KONTAKT: Raßloff, Ute (Dr. Tel. 0341-97-35580, e-mail: [email protected])
[291-L] Hochmayr, Cornelia:
Kulturvermittlung am Linzer Schlossmuseum: eine Positionsbestimmung ; eine
soziologische Untersuchung der Zufriedenheit der BesucherInnen mit der
Kulturvermittlung, (Sozialwissenschaftliche Materialien, 43), Linz: Trauner 2006, 151 S., ISBN:
978-3-85499-065-9 (Standort: USB Köln(38)-33A9922)
INHALT: "Museen - gedacht als Orte der Kommunikation, des öffentlichen Diskurses und informellen Lernens, als Ort der Sinne, als Alternative zum Alltag - sind wie die Gesellschaft
selbst einem ständigen, sich sogar beschleunigenden Wandel, unterworfen. Diese Studie
greift den Einfluss der gesellschaftlichen Transformationsprozesse auf das Museums- und
Ausstellungswesen auf und analysiert den Stellenwert der musealen Kulturvermittlung am
Beispiel Linzer Schlossmuseum. Der erste Abschnitt beinhaltet eine theoretische Aufbereitung des Themas Kunst- und Kulturvermittlung an österreichischen Museen. Es wird u.a. auf
den Stellenwert der Vermittlungsarbeit und das Museum als sozialem (Sprach-) Raum unter
Einbeziehung soziologischer Ansätze eingegangen. Darüber hinaus wird die Notwendigkeit
der Besucherorientierung und Besucherforschung an Museen hervorgehoben. Den theoretischen Ausführungen werden konkrete Ergebnisse der empirischen Untersuchung gegenübergestellt. Ein ausführlicher Forschungsbericht zur durchgeführten Zufriedenheitsanalyse findet
sich im zweiten Teil. Nach einer Zusammenfassung und Gegenüberstellung der Ergebnisse
schließen Empfehlungen und ein Blick in die Zukunft der Vermittlungsaktivitäten die, als Diplomarbeit im Studienschwerpunktfach Kultur- und Mediensoziologie erstellte, Studie ab."
(Autorenreferat)
[292-L] Hotz-Davies, Ingrid; Schahadat, Schamma (Hrsg.):
Ins Wort gesetzt, ins Bild gesetzt: Gender in Wissenschaft, Kunst und Literatur, (Gender
Studies), Bielefeld: transcript Verl. 2007, 308 S., ISBN: 978-3-89942-595-6 (Standort: UB
Köln(38)-34A8322)
INHALT: "Feminismus, Post-Feminismus, Gender Studies, Queer Studies - 'Geschlecht' und 'Sexuelle Orientierung' sind Kategorien, die immer weniger essentiell gedacht werden können.
Neue theoretische Fragestellungen führen dazu, dass wir nicht nur neu lesen, sehen, denken,
sondern auch anderes wahrnehmen. Die Vorstellung vom Kanon verändert sich. Die hier versammelten Beiträge aus den Bereichen Literatur- und Kulturwissenschaft, Soziologie, Geschichte, Philosophie, Medienwissenschaft und Kunstgeschichte stellen literarische Texte,
Filme und Bilder vor, in deren Zentrum die Frage nach der Konstruktion und Implementierung von Geschlechterdifferenzen steht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Regine Gildemeister: Unterschiede machen. Über die verborgene Macht alltäglicher Praktiken (15-31);
Katrin Wille: Unterscheidungsgewohnheiten, Unterscheidungsstrukturen - literarisch und philosophisch reflektiert (32-55); Natali Stegmann: Geschlecht - Erfahrung - Osteuropa: Geschlechtergeschichte mit "Osteuropa" im Fokus (19. und 20. Jahrhundert) (56-78); Eveline
Kilian: Gender Studies und Queer Studies: Neuere Entwicklungenin der Literatur- und Kulturwissenschaft (79-98); Gudrun Marlene König: Das Geschlecht der Dinge. Strategien der
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.1 Allgemeines
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Sichtbarmachung in der materiellen Kultur (99-118); Antonia Napp: Hinter den Spiegeln.
Anna Al'cuks Figuren des Gesetzes als Testfall der feministischen Kunstgeschichte (119132); Christiane König: Kann ich, bitte, ein feedback bekommen? Zu alten und neuen Lagen
von Gender/Film (133-159); Dorothee Kimmich: War Herakles ein Mann? Bemerkungen
zum Stand der literaturwissenschaftlichen Men's Studies (160-180); Ingrid Hotz-Davies:
Scham in den Romanen Jane Austens, oder: Wie die Gender Studies auf den Affekt gekommen sind (181-206); Isabell Klaiber: Gender und Ethnizität in der amerikanischen Literatur
des 19. Jahrhunderts (207-233); Schamma Schahadat: Schwesternmord: Poetik, Politik und
Gender in der polnischen Romantik (234-256); Annette Werberger: Nur eine Muse? Die jiddische Schriftstellerin Debora Vogel und Bruno Schulz (257-286); Miranda Jakisa: Weibliche
Leichen und die Geburt der Gemeinschaft bei Ivo Andrie (287-304).
[293-L] Jurt, Joseph; Renner, Rolf G (Hrsg.):
Wahrnehmungsformen/ Diskursformen: Deutschland und Frankreich: Wissenschaft,
Medien, Kunst, Literatur, (Studien des Frankreich-Zentrums der Universität Freiburg, Bd. 11),
Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl. 2004, 234 S., ISBN: 3-8305-0385-7 (Standort: UB d. Techn.
Univ. Chemnitz(Ch1)-MR6700wah)
INHALT: "Die Aufsätze dieses Bandes orientieren sich am Versuch, Kultur als einen alle Zeichenordnungen umfassenden Text zu beschreiben, der über kollektive Repräsentationen eine
Interpretation der jeweiligen Gesellschaft darstellt. Beschrieben wird die Ausbildung und Eigenart unterschiedlicher historischer Diskursformationen, die aus einem deutsch-französischen Kulturtransfer hervorgehen. Zugleich tragen die Studien dem Sachverhalt Rechnung,
dass Wahrnehmungsformen über ihre kulturelle Prägung hinaus durch die materiale Medienentwicklung mitbestimmt sind. Diesem Ansatz folgend beschreibt der Sammelband Erscheinungen auf dem Feld des Wissens, der Medien, der Kunst und der Literatur in Frankreich und Deutschland, er entfaltet eine synchrone und eine diachrone Perspektive und konzentriert sich dabei insbesondere auf das 19. und 20. Jahrhundert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christophe Charle: Die französische Universität und das deutsche Modell nach
1870 (13-44); Sophie Lorrain: Le discours des germanistes français sur l'Allemagne de Weimar (45-60); Jochen Hörisch: Die Theorie des Widerstands und der Widerstand der Theorie.
Deleuze - Rezeption in Deutschland (61-64); Joseph Jurt: Französisches Denken nach Sartre
(65-84); Rolf Günter Renner: Intermediale Aspekte der Simulation von Raum (85-116); Walter Feld: Deutschland (Ost und West) - Frankreich [1945 - 1990] (117-144); François Genton:
Die Entdeckung der deutschen Literatur am Beispiel des Theaters in der 2. Hälfte des 18.
Jahrhunderts (145-154); Pascal Griener: Léopold Robert (1794-1835) und die Interpretation
seines Werkes durch die deutsche und französische Kunstgeschichtsschreibung während der
Julimonarchie (155-176); Enrico Straub: Daguerre und die Folgen. Selbstverständnis und
Wahrnehmungsweise der Fotografie im 19. Jahrhundert am Beispiel von Künstlerporträts Nadars (177-196); Mechtild Rahner: 'Die Freiheit, ein Mörder zu sein'? - Die Interferenz von
Selbst- und Fremdwahrnehmungsmustern bei der Rezeption des französischen Existentialismus nach 1945 in Deutschland (197-216); Lothar Matthes: Licht und Schatten der Vergangenheit. Zur Deutschlandwahrnehmung im Medium des französischen Gegenwartstheaters
(217-230).
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.1 Allgemeines
[294-F] Kagan, Sacha, M.A.; Abbing, Hans, Prof.Dr. (Bearbeitung):
The structural inertia of the art world? Structures of the romantic order and of the technological system in the arts today
INHALT: The researchers are investigating under which paradigm(s) the worlds of the arts are
currently operating. While supporting Abbing's interest in M. Doorman's account of a Romantic Order sustaining the Art World's beliefs in authenticity since the 19th century, Kagan
contends, after J. Ellul, that the artists of the later twentieth century and of today (and the Romantic Order) are unwillingly and/or unknowingly integrated in the structure of a Technological System framing contemporary economically developed societies. While in the first case
most artists are becoming the economic victims of their own beliefs, in the second case they
are furthermore contributing (probably no less than other social groups) to the Unsustainability of contemporary human endeavours. Parts of this research project bring insights into Abbing's research at the Boekman Chair of Art Sociology. As for the issue of the Technician
System and of Unsustainability, a large part of it contributes to further research as part of Kagan's PhD project."
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste Abt. Kulturforschung - Soziologie der
Künste und Kultur (Scharnhorststr. 1, 21332 Lüneburg)
KONTAKT: Kagan, Sacha (Tel. 04131-677-2724, Fax: 04131-677-2689,
e-mail: [email protected])
[295-F] Kagan, Sacha, M.A. (Bearbeitung); Kirchberg, Volker, Prof.Dr. (Betreuung):
Art and (un-)sustainability
INHALT: Up to now, social research on the arts in the context of Sustainability has most often limited itself either to the short-sighted analysis of art as communication medium (at environmental science departments) or to the art worlds-centric topic of sustaining the arts. The motivations and goals of this research reach beyond these limitations: To identify cultures of sustainability, in contrast to a predominant culture of un-sustainability. This exploration will limit itself to a general overview and attention will be thereafter focused on how far and why
these dimensions of cultures of (un-)sustainability may be present in the arts. To explore the
roles of the arts (recognized as relevant areas in the development of western culture) in relationship to these conflicting cultures in the contemporary context of Europe and the US. Attention will be focused on art world's agents (and especially artists) as change agents understood
as entrepreneurs in conventions.
ART: BEGINN: 2006-11 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste Abt. Kulturforschung - Soziologie der
Künste und Kultur (Scharnhorststr. 1, 21332 Lüneburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 04131-677-2724, Fax: 04131-677-2689,
e-mail: [email protected])
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.1 Allgemeines
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[296-L] Klein, Gabriele:
Transnationale und postkoloniale Tanzkulturen: ein Streifzug durch urbane Szenen, in: Dirk
Villányi, Matthias D. Witte, Uwe Sander (Hrsg.): Globale Jugend und Jugendkulturen :
Aufwachsen im Zeitalter der Globalisierung, Weinheim: Juventa Verl., 2007, S. 283-298, ISBN:
978-3-7799-1746-5
INHALT: Globale Tanzkulturen spiegeln urbane Lebenserfahrungen. Sie repräsentieren das Lebensgefühl der Städter, das in der tänzerischen Erfahrung performativ hervorgebracht wird.
Städte, ihre Dynamik, soziale Dichte und kulturelle Vielfalt sind der Nährboden für die Entwicklung neuer Tänze. Von hier aus verbreiten sie sich global und repräsentieren urbane Lebenserfahrungen der jungen Generation. (GB)
[297-L] Lund, Hannah:
Die ganze Welt auf ihrem Sopha: Frauen in europäischen Salons, (Auf der Suche nach der
verlorenen Zukunft, Bd. 16), Berlin: Trafo Verl. Weist 2004, 198 S., ISBN: 3-89626-456-7
(Standort: Techn. HSB Aachen(82)-Le6491-16)
INHALT: "Salon hinter diesem schillernden, vielgenutzten Begriff verbergen sich ausgangs des
18 Jahrhunderts Institutionen, die das gesellige Leben in verschiedenen europäischen Städter
mit prägten, vor allem aber die Versuche kluge Frauen, sich an den Debatten - und manchmal
der Politik - ihrer Zeit zu beteiligen, ohne ihr Haus und die vorgegebene Rolle der Hausfrau
verlassen zu müssen. In Paris, London und Berlin öffneten Frauen ihre
Salons/Wohnzimmer/Dachstuben für die Vertreter der literarischen und politischen Öffentlichkeit. gleichsam die Intelligenz der Zeit, und konnten so den intellektuellen und künstlerischen Diskurs der Zeit nicht unwesentlich beeinflussen. Das Buch, das Sie in der Hand halten, beschäftigt sich mit einem gesellschaftlichen Experiment, das im 18. Jahrhundert mit Erfolg unternommen wurde und die damals geltenden Grenzen zwischen Frau und Mann, Adel
und Bürgertum, Autor und Publikum infrage stellte. Von welchen Erfolgen diese Bemühungen gekrönt waren, wie sich dieser bescheidene Schritt in eine selbstgeschaffene Öffentlichkeit auf die Situation der betreffenden Frauen auswirkte und welche Bedeutung er für den
langen Weg zu gleichen und gerechten Geschlechterverhältnissen hat, beschreibt die Autorin
in mehreren Salonbesuchen." (Autorenreferat)
[298-L] Moebius, Stephan:
Die Wiederverzauberung der Welt in der Google-Gesellschaft, in: Kai Lehmann, Michael
Schetsche (Hrsg.): Die Google-Gesellschaft : vom digitalen Wandel des Wissens, Bielefeld:
transcript Verl., 2005, S. 373-378, ISBN: 3-89942-305-4 (Standort: B 2211 - 30/05)
INHALT: Postmoderne Kunstbewegungen wie die Digitalkunst zielen dem Autor zufolge weniger darauf ab, ihre Kunst in Museen zu präsentieren, als vielmehr die Kunst ins alltägliche
Leben und in die alltäglich verwendeten Kommunikations- und Informationsmedien übergehen zu lassen. Ihre Motivationen liegen darin, neue Lebenspraktiken, Wahrnehmungsmuster,
Kunstfelder und soziale Verhältnisse zu begründen. Sowohl die philosophischen als auch die
künstlerischen Werke der Postmoderne haben ihren Ausgangspunkt in den historischen
Avantgarde-Bewegungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, deren Ziel es war, eine veränderte Einstellung zur Kunst zu forcieren, den autonomen Status von Kunst zu durchbrechen
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.1 Allgemeines
und die Lebenspraxis insgesamt radikal zu verändern. Auch aktuelle Kunstprojekte der postmodernen Wissensgesellschaft versuchen, die Sphären zwischen Kunst, Kultur und Politik zu
verbinden und anhand zeitgenössischer Medien- und Kommunikationstechnologien neu zu
gestalten. Der Autor diskutiert vor diesem Hintergrund die Frage, wo die Verbindungslinien
zwischen postmoderner Kunst und Avantgarde zu ziehen sind und was diese Verbindung für
die Kunstlandschaft in Zeiten der "Google-Gesellschaft" bedeutet. (ICI2)
[299-L] Mokre, Monika:
Politische Kunst zwischen Autonomie und Relevanz, in: Journal für Entwicklungspolitik, Vol.
20/2004, No. 3, S. 63-75
INHALT: "Der Beitrag beschäftigt sich mit der Rolle, die politische Kunst im Zusammenhang
von Kultur und Entwicklung spielen kann. Ausgangspunkt ist die These, dass Kunst ein privilegierter Ort der interkulturellen Auseinandersetzung ist. Der privilegierte Ort der Kunst wird
im Rahmen dieses Artikels operationalisiert als die behauptete Freiheit der Kunst. Es wird gezeigt, dass dieses Privileg durchaus auch als Beschränkung verstanden werden kann, was zu
einer intensiven Auseinandersetzung zeitgenössischer KünstlerInnen mit diesem Konzept geführt hat, dem die gesellschaftliche Relevanz von Kunst entgegengesetzt wird. Anhand eines
politischen Kunstprojektes aus den Jahren 2000 bis 2002 wird ausgeführt, wie KünstlerInnen
mit den Ungleichheiten in den Ländern des Nordens und Südens umgehen und welche (vorsichtigen) Schlüsse sich daraus für die Bedeutung der Kunst für einen internationalen Polylog
ziehen lassen." (Autorenreferat)
[300-L] Müller-Jentsch, Walther:
Das Kunstsystem und seine Organisationen oder Die fragile Autonomie der Kunst, in:
Wieland Jäger, Uwe Schimank (Hrsg.): Organisationsgesellschaft : Facetten und Perspektiven,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 186-219, ISBN: 3-531-14336-0
INHALT: Das Kunstsystem ist eine soziokulturelle Sphäre, welche einerseits stark von der Produktion kreativer Individuen und einer überwiegend individuellen Rezeption von Kunstliebhabern und Kulturkonsumenten bestimmt wird und welche andererseits über ein dichtes Netz
von Institutionen und Organisationen verfügt, die großenteils, aber nicht ausschließlich der
Kunstvermittlung dienen. Als theoretisch bedeutsam ist hervorzuheben, dass die Dynamik des
Kunstsystems im Gegensatz zu anderen Funktionssystemen wie Wirtschaft, Politik und Wissenschaft nur sehr bedingt durch seine Organisationen bestimmt wird. Diese stehen vielmehr in paradoxer Weise - als Zweckverbände im Dienste einer zweckfreien Sache: der Autonomie
der Kunst. Der Autor geht im vorliegenden Beitrag der Frage nach, wie die Organisationen
des Kunstsystems dessen spezifische Logik, wie sie sich im binären Code und den teilsystemischen Programmen manifestiert, transportieren. Er zeigt, welche vielfältigen und unverzichtbaren Beiträge Organisationen auch zur Leistungsproduktion dieses Teilsystems liefern,
und inwiefern diese Organisationen auch Einfallstore für teilsystemfremde und dessen Autonomie gefährdende Einflüsse insbesondere wirtschaftlicher Art sein können. (ICI2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.1 Allgemeines
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[301-L] Schober, Anna:
Körperereignisse: die zwiespältigen Gesten der Avantgarde, in: WestEnd : neue Zeitschrift für
Sozialforschung, Jg. 2/2005, H. 1, S. 61-77
INHALT: Die Autorin kommentiert die seit Anfang der 1960er Jahre entstandenen Arbeiten des
brasilianischen Künstlers Hélio Oiticica, die aus einer mit dem Begriff "Parangolé" umschriebenen Serie von tragbaren bunten Stoffgebilden bestehen und durch Tanz oder beschwingtes
Gehen dem Publikum auf der Straße dargeboten werden. Die kleider- oder capeartigen "Situationen" benötigen einen Körper, der sie ausfüllt, sie benutzt und in Bewegung versetzt, und
das Tanzen mit ihnen soll zum Verschmelzen der Körper zu Kollektivkörpern führen. Mit
Hilfe dieser bunten Stoffgebilde soll es nach dem Ziel des Künstlers zu einem "Ereignis", d.h.
zu einer Unterbrechung des alltäglichen Gangs der Dinge kommen. Hélio Oiticicas Stoffhüllen fungieren somit als Brückenobjekte, die eine gleichsam mystisch aufgeladene Erfahrung
von Gemeinsamkeit bei Objekten und Gesten ermöglichen sollen. Mit seinen
"Parangolés"-Gewändern greift der Künstler eine spezifische Struktur des Wahrnehmens,
Glaubens und Selbstdarstellens auf, wie sie sich mit der Modernisierung an unterschiedlichen
Orten der westlichen Welt herausgebildet hat. Die "Parangolés" sind in einem Übergangsbereich von traditionellen religiösen Ritualen zu einer neuen spirituell aufgeladenen Praxis situiert und versinnbildlichen ein gleichzeitiges Zurückweisen und Fortschreiben der AvantgardeTradition. (ICI2)
[302-L] Schubert, Herbert:
Empirische Architektursoziologie, in: Die Alte Stadt : Vierteljahreszeitschrift für
Stadtgeschichte, Stadtsoziologie, Denkmalpflege und Stadtentwicklung, Jg. 32/2005, H. 1, S. 1-27
(Standort: UB Bonn(5)-Z76/259; USB Köln(38)-XE00307; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: In der vorliegenden Abhandlung werden die Grundlinien einer empirischen Architektursoziologie skizziert, die städtische Ensembles, Gebäude, ihre internen Strukturen und Nutzungen als Repräsentationen der gesellschaftlichen Integration auffasst. Produkte gebauter
Raummuster können nach diesem Verständnis als empirische Zeugen "befragt" werden, um
zu ermitteln, in welcher Weise Architektur die jeweilige Gesellschaft widerspiegelt. In der
Verbindung von figurationssoziologischen, symboltheoretischen und machtsoziologischen
Konzepten wird ein Mehrebenenmodell entworfen, das soziologisch den Zugang zur Architektur erschließt. Mit der Fokussierung auf die gebaute Materialität und die Prozesse ihrer
Herstellung grenzt sich die empirische Architektursoziologie deutlich von der Sozialraumanalyse ab, die in der Erfahrungsbildung der Stadt- und Regionalsoziologie vorherrscht. Die Annäherung an den "sozialen Raum" erfolgt vor allem über sozioökonomische Merkmale von
Bevölkerungsaggregaten und über Raumbedeutungen, die durch Wahrnehmung, Verhalten
und Handeln sozial erzeugt werden. Demgegenüber können aus den verschiedenen Ebenen
des "gebauten Raums" Zusammenhänge von gebauter Umwelt und sozialem Verhalten erschlossen werden. Architektur wird dabei als empirischer Gegenstand betrachtet, der einerseits den jeweiligen Stand der Soziogenese - d.h. die gesellschaftliche Entwicklung - und andererseits den Stand der Psychogenese - d.h. die Entwicklung der einzelnen Menschen als Individuen - repräsentiert. (ICI2)
188
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.1 Allgemeines
[303-L] Thurn, Hans Peter:
Farbwirkungen: Soziologie der Farbe, Köln: DuMont 2007, 207 S., ISBN: 978-3-8321-9013-2
(Standort: USB Köln(38)-35A2188)
INHALT: Gegenstand der vorliegenden Studie sind die sozialen Aspekten des Farbgebrauchs.
Der Umgang mit Farbe hat sich im 20. Jahrhundert weitgehend demokratisiert, jeder kann
über beliebig viele Farben verfügen. Farben wirken im Zusammenleben von Menschen vielfältig mit, die Menschen erscheinen einander farblich und so nehmen sie sich auch wahr.
Zwischenmenschliche Beziehungen waren und sind stets durch die verwendeten Rot, Grün,
Blau, Gelb imprägniert und beeinflusst. Dieser Band setzt auf der Alltagsebene ein um zu zeigen, warum wir heute über keinen festen Farbkanon mehr verfügen. Durch Bezugnahme auf
konkrete Beispiele und Situationen stellt das Buch diese Sachverhalte plastisch dar. Rituale,
Mode, Kleidungsvorlieben, Wohngestaltungen, Gebrauchsgegenstände, Bücher, Blumenschmuck, Autos und dergleichen mehr werden dabei farblich ausgelotet. Farben werden im
Zusammenhang mit Körperbemalung und Make-up, sozialen Milieus, Stigmatisierung und
Diskriminierung, sozialen Schichten und Klassen, Mode, Toleranz, Tabu und Protest behandelt. (ICE2)
[304-F] Weber, Kristin (Bearbeitung); Jones, Adam, Prof.Dr. (Betreuung):
Museen in Tanzania: europäische und afrikanische Perspektiven materieller Kultur im
Spannungsfeld des 20. Jahrhunderts
INHALT: Im Dissertationsvorhaben sollen Objekte als ein wichtiger Aspekt der "Begegnung"
Afrikas und Europas und somit als Spiegel der in den Arenen der Globalisierung stattfindenden Aushandlungen, Positionierungen und Identitätskonstruktionen im Spannungsfeld der kolonialen und postkolonialen Ära untersucht werden. Vor allem die Institution des Museums,
die von den Europäern während der kolonialen Herrschaft in Afrika eingeführt und nach der
Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten insbesondere auch im Sinne des nation building
neu kontextualisiert wurde, bildet dabei den Ausgangspunkt der Betrachtung europäischer
und afrikanischer Perspektiven - deren Überschneidungen, Kontinuitäten und Brüche - auf die
Objekte afrikanischer materieller Kultur und deren musealer Repräsentation am Beispiel Tanzanias. GEOGRAPHISCHER RAUM: Tanzania
ART: BEGINN: 2006-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistesund Sozialwissenschaften (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig); Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.2 Literatur
2.2
189
Literatur
[305-L] Alkemeyer, Thomas:
Literatur als Ethnographie: Repräsentation und Präsenz der stummen Macht symbolischer
Gewalt, in: Zeitschrift für Qualitative Forschung, Jg. 8/2007, H. 1, S. 11-31 (Standort: USB
Köln(38)-XG9044; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Texte bilden Wirklichkeit nicht ab, sondern konstruieren sie. Auf der Basis dieser
Einsicht werden literarische Darstellungen als spezifische Wirklichkeitskonstruktionen aufgefasst, die über eigene, im wissenschaftlichen Diskursuniversum vernachlässigte, ästhetische
Erkenntnispotentiale verfügen. Diese Textformen können im Rahmen qualitativer Sozialforschung für das Verständnis der schweigsamen Dimensionen des Sozialen produktiv gemacht
werden. Der Beitrag nähert sich den Erkenntnispotentialen von Literatur sowohl über eine
historische Rekonstruktion des schwierigen Verhältnisses von Literatur und Sozialwissenschaften als auch über beispielhaft illustrierte, theoretische Überlegungen zur Wirkung literarischer Repräsentationen auf die Körperlichkeit und Sinnlichkeit der Leser." (Autorenreferat)
[306-L] Bogdal, Klaus-Michael:
Interdisziplinäre Interferenzen: Luhmann in den Literaturwissenschaften, in: Soziale
Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 12/2006, H. 2, S. 370-382 (Standort: USB
Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Trotz transdisziplinärer Forschungspraxis sind disziplinäre 'Schließungen' für die
Identität der Literaturwissenschaft entscheidend. Kopplungen von Theorien unterschiedlicher
disziplinärer Herkunft zu einem hybriden 'Forschungsdesign' sind störanfällig, wenn die epistemologischen Hindernisse nicht in zureichendem Maße benannt werden. Auf Hindernisse
dieses Typs möchte der Verfasser im Blick auf die Systemtheorie hinweisen und diese vorläufig als interdisziplinäre Interferenzen bezeichnen. Da die Germanistik eine nicht-paradigmatische Wissenschaft ist, gestaltet sich der Prozess der 'Wissensakzeptierung' uneinheitlich und
widersprüchlich. Die Interferenzen zwischen Luhmanns Systemtheorie und der Literaturwissenschaft lassen sich an vier Schnittstellen verorten: am Verhältnis der Fiktionalität literarischer Kommunikation und ihrer lebensweltlichen Realität, am Verhältnis von Text, Archiv
und Kommunikation, am Verhältnis psychischer Systeme und literarischer Kommunikation
und schließlich am Gegenstand der sozialen Evolution und des Systemwandels." (Autorenreferat)
[307-L] Dierks, Manfred:
Arbeite! - Wenn ich aber nicht kann?: Thomas Manns Buddenbrooks und die
kapitalistische Moderne, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 53/2008, H. 1, S.
105-111 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag betrachtet den Roman 'Die Buddenbrooks' von Thomas Mann aus dem
Blickwinkel der kapitalistischen Moderne und deren maßgeblichen Werten Arbeit und Selbstverantwortung. Im Mittelpunkt der Ausführungen stehen die Brüder Christian und Thomas
190
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.2 Literatur
Buddenbrook. Christian übernimmt nach dem Tod des Vaters das Familienunternehmen,
durch eine ererbte Nervenkrankheit kann er aber die Unternehmensführung nicht ausüben,
wird am Ende verrückt und in einer Anstalt untergebracht. Auf diese Weise wird hier ein
Missbrauch angezeigt: die Aneignung des bürgerlichen Subjektverständnisses durch den
Wirtschaftsliberalismus im Fin de siècle mit seinem prägenden Wert 'Übernimm selbst die
Verantwortung für dich, indem du arbeitest'. Thomas Buddenbrook verkörpert das getriebene
Subjekt, den Workaholic, im Kapitalismus. Er erfüllt anfangs alle Anforderungen und hat viel
Erfolg. Dann spürt er allmählich ein Nachlassen seiner Spannkraft, trifft Fehlentscheidungen,
verliert viel Geld. Da verordnet er sich eine höchst ungesunde, Kraft fressende, unwahre innerliche Askese, in deren Zentrum die Arbeit steht. Mann, der selbst an der Nervenkrankheit
Neurasthenie leidet, beschreibt mit seinem Familienroman von 1901 bereits das wirtschaftsliberale Verantwortungsparadox, das später Max Weber in 'Die Protestantische Ethik und der
Geist des Kapitalismus' (1903) entwickelt. (ICG2)
[308-L] Forster, Meret:
Reflexe kultureller Modernisierung: Ernst Kreneks Radikalismus der Mitte und der
Einfluss von Karl Kraus 1928-1938, (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1, Deutsche
Sprache und Literatur, Bd. 1886), Frankfurt am Main: P. Lang 2004, 265 S., ISBN: 3-631-524897 (Standort: UB Siegen(467)-21KJSK)
INHALT: "Im Mittelpunkt dieser Studie steht ein literarischer und musikalischer Werkausschnitt
von Ernst Krenek, der bisher weder bei Musik- noch bei Literaturwissenschaftlern großes Interesse gefunden hat. Als Komponist, Literat und Journalist war Krenek im Spannungsfeld
zwischen Nazi-Deutschland und der Ersten Republik Österreich, Kritischer Theorie und enkulturiertem Traditionalismus in Wien um eine individuelle geistige und ästhetische Position
bemüht, die im Zeichen ambivalenter Modernität stand. Er ist daher eine Schlüsselfigur zum
differenzierten Verständnis von Reflexen kultureller Modernisierung, zumal er seine Aufmerksamkeit zwar auf Phänomene moderner Zerstreuungskultur richtete, aber dennoch eine
Überzeitlichkeitsästhetik in Anlehnung an Karl Kraus postulierte. Seine Tätigkeit ist auch
Spiegel realgeschichtlicher Umwälzungen und vermag Bedingungen und Zwänge der Möglichkeit einer journalistischen, literarischen und musikalischen Existenz am Rande nationalsozialistischer Herrschaft abzubilden." (Autorenreferat)
[309-L] Ganahl, Simon:
Ich gegen Babylon: Karl Kraus und die Presse, in: Medien & Zeit : Kommunikation in
Vergangenheit und Gegenwart, Jg. 20/2005, Nr. 1, S. 29-37
INHALT: Karl Kraus und sein Lebenswerk waren bereits Gegenstand einer Vielzahl literaturwissenschaftlicher, germanistischer und kommunikationshistorischer Studien. Der Beitrag beleuchtet die wichtigsten Erkenntnisse über Person und Werk des Schriftstellers und "Wortakrobaten" aus einer innovativen, transdisziplinären Perspektive. Auf der Basis einer umfangreichen Sprach- und Inhaltsanalyse trägt der Autor die Fragmente einer Presse- und Sprachkritik bei Kraus zusammen, versucht diese zu kanonisieren und stellt sie in den lebensgeschichtlichen Zusammenhang des "weltberühmten Wieners" im Widerstreit von Moderne und
Postmoderne. (RG)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.2 Literatur
191
[310-L] Jäger, Manfred:
Mein Schiller-Jahr 1955, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das
Parlament, 2005, H. 9/10, S. 32-38 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/Z318FC.pdf)
INHALT: Der Beitrag rekonstruiert, dass und wie der SED-Staat Friedrich Schiller 1955 als
Volkstribun und deutschen Patrioten feierte. Er benutzte den 150. Todestag für aktuelle
deutschlandpolitische Interessen. Hans Mayers Leipziger Rede aber hielt Distanz zum offiziellen Schiller-Bild. 25 Jahre später hat Mayer in einem Vortrag für den Bayerischen Rundfunk deutlicher formuliert, worauf es ihm schon bei der Leipziger Rede ankam. Er wiederholte die Kritik am Klischee der SED-Kulturpolitiker und verdeutlichte, dass Schiller stets am
aufklärerischen Gehalt der bürgerlichen (Französischen) Revolution festgehalten habe. Nur
zu der jakobinischen Fraktion sei er auf Distanz gegangen, hatte er in Leipzig eher beiläufig
erwähnt, als Faktum, ohne Wertung. Jetzt wurde er deutlicher: Zwischen 1790 und 1794 galten Schillers Denkversuche dem Problem, "den Freiheitsgehalt des europäischen Aufklärungsdenkens vom Terrorismus der Jakobiner zu trennen". Er wollte dem Zeitgeschehen
durch "zeitloses Denken" beikommen. (ICA2)
[311-L] Korte, Barbara:
Dargestellte Kriegsdarsteller: Typisierungen des Kriegsreporters in Roman und Film des 21.
Jahrhunderts, in: Barbara Korte, Horst Tonn (Hrsg.): Kriegskorrespondenten :
Deutungsinstanzen in der Mediengesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2007, S. 197214, ISBN: 978-3-531-15091-8 (Standort: UB Bonn(5)-2007/7728)
INHALT: Der Beitrag zeigt für britische und amerikanische Romane und filmische Darstellungen
des 21. Jahrhunderts, wie hier Mythen über Kriegskorrespondenten tradiert, aber auch revidiert werden, u.a. im Hinblick auf den Gender-Aspekt, aber auch mit Bezug auf ein Ideal des
humanitär engagierten Kriegsjournalismus, wie es besonders durch die Berichterstattung über
den Bosnienkrieg öffentlichkeitswirksam wurde. "Die Reporter werden in der fiktionalen
Darstellung als Akteure erfahrbar, die mit Körper, Intellekt, Emotion und Gewissen in die Berichterstattung involviert sind und Krieg sinnen- und sinnhaft erfahren." Den beispielhaft untersuchten Romanen, Filmen und Fernsehserien gemeinsam ist ein Hang zur Typisierung der
Kriegsreporterfigur gemäß traditioneller Wahrnehmungsmuster: "Kriegsreporter, die sich für
ihren Beruf in Gefahr begeben, menschlich engagierte Korrespondenten, aber auch rücksichtslose Reporter, die für eine gute Story alles tun." Dabei gehen Fiktion und Wirklichkeit
ineinander über: Filme und Romane rekurrieren auf Bilder von Kriegskorrespondenten, die in
den Medien inszeniert werden. Diese Medieninszenierungen sind jedoch ihrerseits bereits
durch Vorstellungen formiert, die wesentlich von der Fiktion (in erster Linie dem HollywoodFilm) geprägt sind. "Wenn die Fiktion als Indikator für gesellschaftliche Vorstellungen ihrer
Entstehungszeit fungieren kann, dann lässt sich von 'einem' dominanten Rollenbild des
Kriegskorrespondenten zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr sprechen." (RG)
[312-F] Kraume, Anne (Bearbeitung):
Europakonzeptionen in der deutschen, spanischen und französischen Literatur
192
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.2 Literatur
INHALT: Die Dissertation ist als vergleichende Untersuchung der Konzeptionen von Europa geplant, die in der deutschen, spanischen und französischen Literatur in den Jahrzehnten um die
Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entworfen werden. Dabei soll die besondere Dynamik
der "Idee Europa" insofern im Mittelpunkt stehen, als der Untersuchung die These zugrunde
liegt, dass Europa in der Literatur immer aus einer - räumlichen oder auch zeitlichen - Distanz
heraus konstruiert wird. Aus diesem Grund stützt sich die Arbeit in besonderem Maße auf die
Analyse von Texten, die von Autoren verfasst wurden, die eine bestimmte Zeit ihres Lebens
im Exil verbracht haben: In den Werken von Victor Hugo, Miguel de Unamuno, José Ortega
y Gasset, Eugeni d'Ors, René Schickele, Heinrich Mann, Klaus Mann und André Gide erfährt
der jeweilige Blick auf Europa Veränderungen, die vor allem dem Exil und der sich daraus
ergebenden Bewegung geschuldet sind, und die deshalb nicht zuletzt auch für eine spezifische
Form des Lebenswissen stehen, die man als "Zusammen-Lebenswissen" bezeichnen könnte.
ART: BEGINN: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Potsdam, Graduiertenkolleg 1185 Lebensformen und Lebenswissen
(Postfach 601553, 14415 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[313-F] Landgraf, Diemo, Dr.phil. (Bearbeitung); Klinkert, Thomas, Prof.Dr. (Betreuung):
Kulturelle Hybridisierung im Erzählwerk José María Arguedas'
INHALT: In welcher Beziehung steht das Erzählwerk des peruanischen Autors zum Kontakt
bzw. Konflikt zwischen indigener und kreolischer Kultur in seinem Heimatland. Welche
theoretischen Begriffe werden a) den soziologischen und kulturellen und b) den literarischen
Phänomenen gerecht. ZEITRAUM: 1911-1969 (Lebensdaten von Arguedas), 1400-2007
(Kontext) GEOGRAPHISCHER RAUM: Peru
METHODE: Theoretische Grundlage ist die Auseinandersetzung mit den wichtigsten Paradigmen, d.h. Theorien der Transkulturation, Akkulturation, Migration und Hybridisierung. Die
einzelnen Werke werden literaturwissenschaftlich analysiert, immer im Rückbezug auf den
soziokulturellen und historischen Kontext.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Landgraf, D.: Kulturelle Hybridisierung im Erzählwerk José
María Arguedas'. 2008 (in Vorbereitung).
ART: BEGINN: 2005-11 ENDE: 2007-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Landesstiftung Baden-Württemberg gGmbH
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philologische Fakultät, Romanisches Seminar (Platz der
Universität 3, 79098 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0761-203-5483,
e-mail: [email protected])
[314-L] Mundi, Thorsten:
Das Subjekt und die Texte: Bausteine zu einer kulturfunktionalen Texttheorie, in: Handlung,
Kultur, Interpretation : Zeitschrift für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 16/2007, H. 1, S. 99122
INHALT: "Autobiographien sind von fremden literarischen Texten und Versprachlichungen bildender Kunst durchsetzt. Dieser Umstand regt zu einer Reihe texttheoretischer Überlegungen
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.2 Literatur
193
an, die in einer kulturfunktionalen Texttheorie aufgehen. Die Grundzüge der Argumentation
sind: Autobiographie wird als Geschichtsschreibung des Ich bestimmt und Identität als Gegenstand dieser literarischen Individualhistorie beschrieben. Im Anschluss werden die mit
Identität assoziierten Begriffe Sinn und Erzählung ordnungstheoretisch perspektiviert. Auf
dem Fundament eines praxisorientierten Kulturbegriffs ergibt sich aus diesen Überlegungen
die Beschreibung eines Funktionsspektrums: Intertextualität in autobiographischen Texten
macht Kunst als Fundament von Kultur beobachtbar (Transsensualität)." (Autorenreferat)
[315-L] Niederle, Helmuth A.; Mader, Elke (Hrsg.):
Die Wahrheit reicht weiter als der Mond: Europa - Lateinamerika ; Literatur, Migration
und Identität, (Wiener Beiträge zur Ethnologie und Anthropologie, Bd. 16), Wien: WUV-Univ.Verl. 2004, 340 S., ISBN: 3-85114-724-3 (Standort: UB Bonn(5)-2004-5742)
INHALT: "Die Ablehnung des Fremden ist keine europäische Besonderheit, auch die einzelnen
Migrantengruppen nach Südamerika mussten diese Erfahrung machen. Dies hat in der Literatur zum einen als die ernst gemeinte Beschreibung 'fremden' Blutes, andererseits als bewusste
Satire Eingang gefunden. Auch der Sprachwechsel sowohl von Europäern, die nach Südamerika ausgewandert sind, als auch von Südamerikanern, die in Europa eine neue Heimat gefunden haben, wird in den Texten thematisiert. Wissenschaftliche Texte und persönliche Darstellungen von Schriftstellern widmen sich dem Bild Südamerikas von der frühen Neuzeit bis zur
Gegenwart. Der vorliegende Band präsentiert Ergebnisse des dritten interdiszipilären Symposions zum Thema Weltliteratur und soziokulturelle Kontexte. Diese Symposionreihe wird
vom Institut für Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur veranstaltet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ariruma Kowii: Das Quechua (15-26); Roberto Bolano: Wiener Diskurs
(27-32); Carmen Boullosa: Mexiko auf der Flucht (33-40); Hermann Mückler: Migrationsdynamiken: Auslöser, Erklärungsmodelle, Konsequenzen (41-60); Eva Gugenberger: Migration
und Sprache (61-90); Konstantin Kaiser: Zwischen Heimweh und neuer Erkenntnis (91-102);
Sonia Solarte: Die Identität der 'denkenden Iphigenien' (103-120); Irmgard Ackermann: Exterritoriales Schreiben (121-134); Victoria Donoso de Storfa: Ich bin eine Fremde (135-142);
Lidio Mosca-Bustamante: Einwanderer (143-148); Michael Rössner: Tollpatsche (Versager),
Heuchler, Menschenfresser (149-160); Juliana Ströbele-Gregor: Imago und Spiegelungen
(161-178); Luzenir Caixeta: Lateinamerikanerinnen in der europäischen Sexindustrie (179192); Elke Mader: Von Kannibalen und 'Grünen Wilden' (193-212); Ernst Halbmayer: 'Natur'
oder die Inversion des Zeichens (213-230); Karl Hölz: Zivilisationsprojekte des Llano (231252); Sabine Wagner: Der Kosmos und die Kannibalen (253-276); Gabriele Grunt: Irgendwo,
mitten in einem großen Urwald (277-288); Leo Gabriel: Propagandakrieg und Wirklichkeit
(289-296); Wolfgang Dietrich: Marimba - die musikalische Geheimsprache der politischen
Gewalt in Guatemala (297-316); Erna Pfeiffer: Lateinamerikanische Literatinnen in der Migration (317-330); Elena Ostleitner: Die Musik Lateinamerikas im Spiegel der europäischen
Musik unter besonderer Berücksichtigung des 20. Jahrhunderts (331-339).
194
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.2 Literatur
[316-L] Oellers, Norbert:
Die Aktualität eines Idealisten, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung
Das Parlament, 2005, H. 9/10, S. 6-14 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/Z318FC.pdf)
INHALT: Der Essay arbeitet heraus, dass Schillers Idealismus bis zum Ende seines Lebens auf
dem festen Glauben beruht, dass durch das Schöne, durch die "heitere Kunst" der Welt zu
helfen sei. Der Dichter erläutert seine Idee selbst am besten: "Die wahre Kunst", sagt Schiller
in der Vorrede zur Tragödie "Die Braut von Messina", "hat es nicht bloß auf ein vorübergehendes Spiel abgesehen, es ist ihr ernst damit, den Menschen nicht bloß in einen augenblicklichen Traum von Freiheit zu versetzen, sondern ihn wirklich und in der That frei zu machen,
und dieses dadurch, dass sie eine Kraft in ihm erweckt, übt und ausbildet, die sinnliche Welt,
die sonst nur als ein roher Stoff auf uns lastet, als eine blinde Macht auf uns drückt, in eine
objektive Ferne zu rücken, in ein freies Werk unsers Geistes zu verwandeln, und das Materielle durch Ideen zu beherrschen." Das ist ein wahrhaft idealistisches Kunstbekenntnis, von
dem der Autor wünscht, dass es seine Aktualität behauptet. Diesen Idealismus gilt es von Generation zu Generation in der "Kette der Geschlechter" weiterzugeben. (ICA2)
[317-L] Rebane, Gala:
Von Kelten und anderen Vorfahren: der zeitgenössische historische Roman in Italien als
Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Transformation, in: Handlung, Kultur,
Interpretation : Zeitschrift für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 16/2007, H. 1, S. 69-98
INHALT: "Der Boom des historischen Romans in Italien seit 1980 wird als kulturspezifische Reaktion auf die soziale Unruhe gedeutet, die von den soziopolitischen Entwicklungen, vor allem der Globalisierung und der europäischen Integration, hervorgerufen wurde. Italienische
Nationalgeschichte und nationale Identität werden kritisch in Frage gestellt. Der historische
Roman liefert diejenige Form, die einen neuen Blick auf die Rolle Italiens (oder dessen Regionen) sowohl in der europäischen als auch in der globalen Gemeinschaft ermöglicht und
Denkweisen anbietet, die die Probleme der Legitimierung des Staates und staatlicher Ordnung, der verschiedenen historischen Identitäten und der kulturellen Integration im Rahmen
der EU lösen können. Die Aufmerksamkeit, die die Romane bestimmten historischen Epochen widmen, zeigt vor allem ein erhöhtes Interesse an drei Zeitaltern: der römischen Antike,
dem Mittelalter und dem Risorgimento, d. h. den Jahren des Kampfes um einen einheitlichen
Staat." (Autorenreferat)
[318-L] Schöttker, Detlev:
Die Wirklichkeit unserer Städte: Wiederaufbau, Kulturkritik und Literatur, in: Merkur :
deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 62/2008, H. 4 = H. 707, S. 318-327 (Standort:
USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Essay geht der Frage nach, warum in der Literatur der Bundesrepublik der Wiederaufbau der Städte in der Nachkriegszeit nicht behandelt worden ist. Industrie- und Wohnungsbau kommen in Werken deutscher Schriftsteller - so die Vermutung des Autors - deshalb
nicht vor, weil sie als Teil des Wirtschaftswunders galten. Die Lücke, die die Literatur hinterlassen hat, füllte eine theoretische Darstellung, die Bestandteil der Restaurationskritik war
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.2 Literatur
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und nicht zuletzt deshalb zum Bestseller von literarischen Dimensionen wurde: Alexander
Mitscherlichs Schrift "Die Unwirtlichkeit unserer Städte". Die "Unwirtlichkeitsthese" war
hochaktuell, so dass sie zu einem der wichtigsten kulturellen Topoi der Nachkriegszeit avancierte. Kommentiert wird in diesem Zusammenhang auch ein Text des Schriftstellers und Architekten Max Frisch, der im "Merkur" (Nr. 85, März 1955) unter dem Titel "Der Laie und
die Architektur" erschienen ist - zusammen mit Mitscherlichs Aufsatz "Großstadt und Neurose", den er in die Unwirtlichkeitsstudie übernommen hat. Bei Frisch geht es um Bauten der
Gegenwart in Deutschland: Ein Architekt mit städtebaulichen Kenntnissen und ein Laie mit
architekturtheoretischen Interessen sind Verfechter der Moderne, während die Frau des Laien
zum pragmatischen Widerpart wird. Während der Architekt im Gegensatz zur Frau die rekonstruierten mittelalterlichen Häuser um den Dom in Frankfurt als "Kosmetik" bezeichnet, die
der Angst vor der Moderne geschuldet seien, würdigen er und der Laie Bauten von Max Cetto
und von Oscar Niemeyer. Der Laie zeigt sich dann "beglückt zu sehen, wieviel einer modernen Architektur möglich ist, sobald sie einmal den Mut zu sich selbst hat". (ICA2)
[319-F] Stöckmann, Ingo, Dr. (Bearbeitung):
Soziologischer Sentimentalismus und naturalistischer Roman. Zur Urgeschichte moderner
Sozialtheorien im 19. Jahrhundert
INHALT: Im letzten Drittel des 19 Jahrhunderts lässt sich eine folgenreiche und bislang unerforschte diskursive Konstellation beobachten. Parallel zur Konstitutionsphase der frühen Soziologie (Ferdinand Tönnies, Georg Simmel, Max Weber) richtet der soziale Roman des Naturalismus seine erzählerischen Energien auf all jene Erfahrungen sozialer Desintegration, die
das sozialtheoretische Bild von Struktur und Verlauf der sozialen Modernisierung bis heute
prägen. Auffällig ist dabei, dass in beiden Feldern derselbe Vorstellungshaushalt wirkt und
um ein sentimentalisches Erzählschema herum organisiert wird: Modernisierung ist in der
frühen Soziologie wie im sozialen Roman identisch mit dem Verlust einer ursprünglich-organischen Nahwelt ('Gemeinschaft') und der Ausdifferenzierung einer Sphäre abstrakt-mechanischer Sozialbeziehungen ('Gesellschaft'). Man hat es an dieser Stelle mit nichts geringerem zu
tun als mit einer Urgeschichte moderner sozialtheoretischer Vorstellungen über die Moderne.
Sie sind - in Romantexten von Max Kretzer, Wilhelm von Polenz, Conrad Alberti, Peter Rosegger, Ernst von Wildenbruch und Michael Georg Conrad wie in den Gründungsschriften
der frühen Soziologie - aus Prozessannahmen gewonnen, die Vorstellungen von Anomie und
Desintegration auf einen ehemals homogenen sozialen Körper anwenden. Schon aus diesem
Grund, d.h. aus der Notwendigkeit heraus, soziale Transformationen als Prozesse in der Zeit
gestalten zu müssen, berühren sich Roman und Soziologie in der Unhintergehbarkeit des Erzählens als Selbstkonstitutionsmoment der Moderne. Man kann das angedeutete Schema bei
allen soziologischen Klassikern nachweisen: Bei Tönnies in der Disjunktion von Gemeinschaft und Gesellschaft; bei Simmel, dessen Konzept der "socialen Differenzierung" auf einer
ehemals "primitiven Gruppe" ruht; bei Durkheim und seiner Unterscheidung zwischen "mechanischer" und "organischer" Solidarität; bei Weber schließlich in den frühen nationalökonomischen Arbeiten zum Untergang der Genossenschaftsstrukturen in den ostelbischen Gebieten - ein lokaler Teilprozess der Modernisierung im Übrigen, der auch bei Polenz zur gleichen Zeit thematisch ist. Analog erzählt der in der Forschung fast vollständig unerschlossene
soziale Roman Geschichten vom Verfall des Kleinhandwerks (Kretzer: Meister Timpe
-1889-, Wildenbruch: Meister Balzer -1893-), vom Untergang des Großbauerntums (Polenz:
Der Büttnerbauer -1895-, Rosegger: Jakob der Letzte -1887-), vom Zerfall der paternalisti-
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2.2 Literatur
schen Genossenschaften (Polenz: Der Grabenhäger -1897-), vom tief greifenden Zerwürfnis
der Generationen (Alberti: Die Alten und die Jungen -1889-) oder von der Entsubstantialisierung des Sozialen in den ubiquitären Vertragsverhältnissen der Moderne (Conrad: Was die
Isar rauscht -1888-). ZEITRAUM: 19. Jahrhundert
METHODE: Leitend sind drei Gesichtspunkte: 1. Gestaltung von Zeit: Schon Durkheims frühe
Kritik an Tönnies hatte gezeigt, dass die typologische Begriffsbildung der Soziologie nicht
ohne das Denken von 'Entwicklung' zu haben ist. Wollte man an den Begründungstexten der
frühen Soziologie in Anlehnung an erzählanalytische Termini eine histoire- von einer discours-Ebene unterscheiden, so würde man auf der Ebene des discours fortwährend auf Indexikalisierungen von Zeit und analeptische Erzählsignale stoßen. Gerade weil soziale Modernisierung konstitutiv auf eine Darstellung als Prozess bezogen ist, gehen in die begriffliche
Konstitution der Soziologie weniger erfahrungsförmige Substrate ein, als vielmehr Darstellungszwänge, die den disjunkten Status von 'Gemeinschaft' und 'Gesellschaft' aus nicht explizierten narrativen Gründen allererst herleiteten. 2. Verschuldungsmythos und Feindschaft: An
derselben Problemstelle - der Überführung von organischen in mechanische Sozialformen kann der soziale Roman unbedenklich(er) erzählen. Er tut dies, in dem er das Modernisierungsgeschehen durch Mythen schuldhafter Entzweiung veranschaulicht. Beinahe alle Romantexte folgen diesem Schema, indem sie vor allem die Söhne aus dem Kontinuum der Solidaritäten und Ehrbegriffe ausscheren lassen, mit denen sich die Väter als Bewahrer der Gemeinschaft behaupten. In den Bann dieses 'Verrats' geraten all diejenigen, die durch Diebstahl, Veruntreuung und Vertragsschlüsse Zerwürfnisse einleiten, die quer durch den symbolischen Körper der Familie verlaufen; insofern beruht der soziale Roman auf einer Figuration
des 'Feindes', die der Struktur antagonistischer Erzählungen entspricht. 3. Logik des Supplementären: Wenn es zutrifft, dass Gemeinschaften als Erfahrungssubstrat von sozialer Ganzheit historisch ungedeckt sind, dann wächst ihrer Konstruktion unweigerlich ein supplementärer Status zu. 'Gemeinschaft' ist der Name für den Verlust eines nie stattgehabten Ursprungs
und fungiert in temporaler Hinsicht als ein 'nachträgliches' gesellschaftliches Supplement, in
narratologischer Hinsicht als ein notwendiges Erzählkorrelat, mit dem Modernisierungsprozesse überhaupt darstellbar werden. Damit lässt sich die lang anhaltende Kontroverse zwischen einem ontologischen und einem dekonstruktivistischen 'Denken der Gemeinschaft' entdramatisieren, in dem man die konstitutive Funktion des Erzählens hervorhebt und auf das
Zusammenspiel von literarischer Fiktion und kultureller Semantik wendet.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"
(Fach D 173, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB
Literaturwissenschaft (78457 Konstanz)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 07531-88-4847, e-mail: [email protected])
[320-L] Tischleder, Bärbel:
Objekttücke, Sachzwänge und die fremde Welt amerikanischer Dinge: zu Dingtheorie und
Literatur, in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften, 2007, H. 1, S. 61-71 (Standort: USB
Köln(38)-Z 1133; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Tücke des Objekts, so die Autorin, ist ein bekanntes Phänomen: Dinge verweigern
ihren Dienst, gleiten aus der Hand und verhalten sich plötzlich eigensinnig. Darin offenbart
sich die dunkle und fremde Seite der Dinge. Dieser Aspekt der Dingwelt wird durch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Deutungsvorschlägen näher beleuchtet. Philosophische
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.2 Literatur
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Ansätze interessieren sich für das Dinghafte der Dinge. Dabei geht es wesentlich um das Verhältnis von Subjekt und Objekt und die Frage, ob die Sperrigkeit der Dinge in ihrer Materialität begründet liegt oder eher in der menschlichen Wahrnehmung. Einen alternativen Ansatz
bietet die Techniksoziologie, die Dinge von ihrer Gemachtheit her denkt und sie als historisch
gewachsene, externalisierte Formen sozialer Verhältnisse und Interessen begreift. Eine weitere aufschlussreiche Weise, sich dieser Problematik zu nähern, bieten literarische Texte: denn
es sind gerade die ästhetischen Verfahren der Verfremdung und die Einbettung der Dingwelt
in fiktionale Kontexte, die menschliche Dingverhältnisse auch in ihren kulturspezifischen und
psychologischen Dimensionen sichtbar machen. Die Verfasserin verdeutlicht, was der fremde
Blick auf Amerikas Freizeitkultur eröffnet: Erst eine Perspektive, die die Dinge nicht erklärt,
qualifiziert oder identifiziert, schärft den Blick für ihre Formen, Farben, stoffliche Anmutung,
ihr Schattenspiel, kurzum, ihre eindrückliche Dinghaftigkeit. Es wird argumentiert, dass auch
die Literatur nicht einfach das Rätsel der widerständigen Dinge löst. Denn nur manche
Fremdheit ist der ästhetischen Wahrnehmung geschuldet, andere jedoch nicht. Objekte enthalten weit mehr als die Ideen und Zwecke, die man in sie hineindeutet. Sie begraben nicht
nur Vergangenes in sich, manche von ihnen sind nicht einmal menschengemacht. So werden
manche von ihnen stets fremd bleiben: Man kann weder den philosophischen Zweifel ausräumen, noch das Dunkle des Dinglichen gänzlich erhellen. Sicher ist nur, dass man es mit den
Dingen mit einem äußerst schillernden Gegenstand zu tun hat. (ICG2)
[321-F] Vacher, Isabelle (Bearbeitung); Dirscherl, Klaus, Prof.Dr. (Betreuung):
Le regard fasciné d'écrivains français sur l'Allemagne (XIXe et XXe siècles)
INHALT: Frankreichs jahrhundertelange Faszination von deutscher Kultur und deutschem Wesen
artikuliert sich in positiven und negativen Wahrnehmungen französischer Autoren des 19.
und 20. Jahrhunderts. Die Autorin untersucht wichtige Ausschnitte dieser literarisch artikulierten Faszinationshaltung und stellt so das sich wandelnde und doch in wichtigen Aspekten
fixierte Deutschlandbild der Franzosen dar. ZEITRAUM: 19. und 20. Jahrhundert
METHODE: heuristische Interpretationen von ausgewählten Autoren und Texten
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Vacher, I.: Le regard fasciné
d'écrivains français sur l'Allemagne (XIXe et XXe siècles). Passau, Univ., Diss., 2007.
ART: BEGINN: 2004-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Wissenschaftler
INSTITUTION: Institut für Interkulturelle Kommunikation an der Universität Passau e.V. (Gottfried-Schäffer-Str. 20, 94032 Passau)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 0851-509-1003, e-mail: [email protected])
2.3
Bildende Kunst, Musik
[322-L] Ableitinger, Martin:
Hardcore Punk und die Chancen der Gegenkultur: Analyse eines gescheiterten Versuchs,
(Schriften zur politischen Theorie, Bd. 4), Hamburg: Kovac 2004, 238 S., ISBN: 3-8300-1636-0
(Standort: UB Bonn(5)-2005-2244)
198
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
INHALT: Der Autor untersucht die Musik-Subkultur und Jugendbewegung "Punk" und den aus
dieser Musikrichtung entsprossenen Zweig des "Hardcore Punks" oder "Hardcores". Ausgehend von der Vorstellung der modernen Cultural Studies von Kultur als einem organischen
Ganzen, an dem die Kunst genauso beteiligt ist wie Ökonomie und Politik, verfolgt der Text
die Frage, was die Erschütterung der Kultur bedeutete und was nach der totalen Infragestellung dieser durch den Punk noch kommen konnte. Auf dieser Basis wird die Geschichte der
Negation im 20. Jahrhundert durchleuchtet am Beispiel von Anarchismus, Dadaismus, Situationismus und Punk. Doch bleibt es nicht bei einer bloßen Beschreibung gegenkultureller
Phänomene. Vielmehr wird untersucht, ob und wie das Moment der Negation überwunden
werden konnte. Hardcore Punk als der Versuch weißer amerikanischer Vorstadtjugendlicher,
sich Punk anzueignen und daraus etwas Neues zu machen, stellt damit den eigentlichen Focus
der Arbeit dar und führt zur abschließenden Frage, wozu Avantgarde letztlich imstande war.
Der Verfasser sucht nach dem Politischen in der (Sub-)Kultur und geht von der Annahme aus,
dass der Kampf um die Hegemonie nicht nur in Parlamenten, sondern auch in Hitparaden
stattfindet. (ICB2)
[323-L] Bock, Karin; Meier, Stefan:
HipHop meets Academia: globale Spuren eines lokalen Kulturphänomens, (Studien zur
Popularmusik), Bielefeld: transcript Verl. 2007, 329 S., ISBN: 978-3-89942-761-5 (Standort: UB
Bonn(5)-2008/2077)
INHALT: "HipHop hat in den letzten drei Jahrzehnten das allgemeine Verständnis einer Pop- und
Jugendkultur auf den Kopf gestellt: Als Ergebnis des amerikanischen black arts movement
der 1960er Jahre entstand HipHop als vereinigendes Lebensgefühl, als 'whole way of life', in
den urbanen Ghettos von New York und wuchs rasch zu einer weltweiten Jugendkultur heran,
die bis heute nichts an Relevanz verloren hat. HipHop zeichnet sich im Gegensatz zu anderen
popkulturellen Spielarten durch eine bemerkenswerte Langlebigkeit aus: Seit nunmehr dreißig Jahren dominiert diese kulturelle Ausdrucksform sowohl subkulturelle, 'alternative' als
auch kommerzielle Diskurse des Mainstreams. Die HipHop-Kultur straft den Stereotypen
Kurzweil, Oberflächlichkeit, Schnelllebigkeit und Einseitigkeit Lügen, die von kulturbürgerlicher Seite popkulturellen Phänomenen zugeschrieben werden. Das Buchprojekt geht mit den
verschiedenen Perspektiven und den unterschiedlichen Gegenständen dieser 'Langlebigkeit'
des HipHop auf den Grund. Warum bietet HipHop eine solch immense Identifikations- und
Projektionsfläche für ganz unterschiedliche Gruppen und Motivationen? Was macht das
Wandlungsfähige und das Gleiche, das Hybride und das Kohärente der HipHop-Kultur aus?
Warum gelingt es der HipHop-Kultur, für enorm divergente Bereiche medialer und gesellschaftlicher Praxis (Subversivität, Aggressivität, Provokation, Bürgerlichkeit, Markenbewusstsein, Hedonismus, Orientierung an Statussymbolen) anwendbar zu sein?" (Textauszug).
Inhaltsverzeichnis: Karin Bock, Stefan Meier, Gunter Süss: HipHop Meets Academia: Positionen und Perspektiven auf die HipHop-Forschung (11-16); Murray Forman: HipHop Meets
Academia: Fallstricke und Möglichkeiten der HipHop Studies (17-38); Tony Mitchell: HipHop und die Aborigines: Die moderne Corroboree (39-58); Eva Kimminich: Rassismus und
RAPublikanismus - Islamismus oder Welt'bürger'tum? Geschichte, Wahrnehmung und Funktionsmechanismus des französischen Rap (59-74); Carsten Wergin: Urbane Tropen: HipHop
à La Réunion (75-88); Peter Stankovic: HipHop in Slovenien: Gibt es Muster lokaler Aneignung eines globalen Genres? (89-104); Saskia Waibel: Szenetypische Sprache in der Schweizer HipHop-Chat-Kommunikation (105-116); Hans-Jörg Heinrich: Rapper im Senegal: Die
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
199
Botschaft der Straße (117-138); Miriam Strube: Flippin da script: Supa Sistas und Rap Musik
(139-156); Kimiko Leibnitz: Die bitch als ambivalentes Weiblichkeitskonzept im HipHop
(157-170); Martina Schuegraf: Inszenierung und Authentizität: Zur Starinszenierung von
Eminem (171-184); Inez H. Templeton: Was ist so Deutsch daran? Kulturelle Identität in der
Berliner HipHop-Szene (185-198); Malte Pelleter, Steffen Lepa: 'Sampling' als kulturelle Praxis des HipHop (199-214); Marcus S. Kleiner, Jörg-Uwe Nieland: HipHop und Gewalt: Mythen, Vermarktungsstrategien und Haltungen des deutschen Gangster-Raps am Beispiel von
Shok-Muzik (215-246); Sebastian Schröer: Raum und Inszenierung: Empirische Erkundungen auf dem splash!-Festival (247-262); Alexander Bergmann: Inhalt und stadtplanerische
Ziele eines HipHop-Existenzgründerzentrums: Potenziale von Musik als Teil städtischer Erneuerungsprozesse in Sheffield und Chemnitz (263-288); Jannis Androutsopoulos, Stephan
Habscheid: 'Von der Szene - für die Szene'? Stil und Stilisierung in der Vermarktung des HipHop-Festivals splash! (289-312); Karin Bock, Stefan Meier, Gunter Süss: HipHop als Phänomen kulturellen Wandels (313-324).
[324-L] Boddy, Kasia:
Die Rückkehr des Rock: "Rocky Balboa" 2006, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und
geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 19/2008, H. 1/2, S. 89-95 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76;
USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Gegenstand der Filminterpretation ist der sechste Teil der "Rocky"-Serie "Rock Balboa" (Twentieth Century Fox, 2006), die in den USA eine große Popularität erlangte. Im Film
wird nicht nur die mediale Präsentation und gesellschaftliche Wahrnehmung des Berufsboxens in der Gegenwart deutlich, sondern auch das nostalgische Verhältnis zur US-Geschichte,
insbesondere zu den 1950er Jahren und ihrer Popkultur. Auffallend ist zum einen das Verlangen nach den von Sylvester Stallone geschaffenen und verkörperten fiktiven Heldenfiguren,
die zum Bestandteil einer populären Kultur geworden sind, die im widersprüchlichen Umgang mit sich selbst nun ebenfalls ihre Klassiker erzeugt. Zum anderen erfolgt in diesem
Sehnsuchtskontext eine Reinstitutionalisierung des (alten) weißen Vaters in seiner Rolle als
Ernährer und Erzieher einer zerfallenen Familie. (ICI2)
[325-L] Borgstedt, Silke:
Der Musik-Star: vergleichende Imageanalysen von Alfred Brendel, Stefanie Hertel und
Robbie Williams, Bielefeld: transcript Verl. 2008, 310 S., ISBN: 978-3-89942-772-1 (Standort:
UB Siegen(467)-21KHR2625)
INHALT: "Prominenz ist mehr als ein modisches Zeitgeistphänomen. Das Herausragen einzelner
Persönlichkeiten ist zum einen nicht neu und zum anderen vor allem ein strukturelles Prinzip
moderner Mediengesellschaften, wie Adornos dialektische Funktionsbeschreibung bereits andeutet: Um die Welt zu 'verstehen' bzw. sich in ihr einigermaßen zurechtzufinden, können wir
nicht alle Erfahrungen selbst machen, sondern sind auf vermittelte und selektiv aufbereitete
Informationen angewiesen. Damit konzentrieren wir uns gleichzeitig auf ausgewählte Akteure, die als Protagonisten stellvertretend Realität definieren, Ideale und allgemein Wünschenswertes verkörpern, verwerfen oder neu inszenieren. Sie sind damit Spiegel, aber auch Treiber
gesellschaftlicher Entwicklungen in unterschiedlichsten Betätigungsfeldern und auf verschiedensten Präsentationsplattformen. Insbesondere die Musik ist eine Quelle herausragender
200
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
Protagonisten. Dennoch ist das Starphänomen bislang kein etablierter Forschungsgegenstand
der Musikwissenschaft. Insbesondere fehlt es an einer umfassenden theoretischen und methodischen Fundierung, die als Basis für konkrete Analysen nutzbar gemacht werden könnte. Die
zentrale Problematik mag darin liegen, dass bei der Analyse von Stars bzw. ihrer Images die
Musik selbst immer nur eine Komponente im Rahmen eines komplexen Funktionszusammenhangs darstellt und kaum isoliert betrachtet werden kann. Dennoch erscheint eine Auseinandersetzung mit der Thematik umso dringender, betrachtet man den zugehörigen Hintergrund,
dass Startum eine zentrale narrative Basis der Musikwissenschaft darstellt: Musikgeschichte
wird nahezu ausschließlich als Geschichte erfolgreicher Persönlichkeiten gezeichnet, die Stile
prägen und sogar ganze Epochen repräsentieren. Warum werden Komponisten oder Musiker
aber überhaupt zu einem Aushängeschild? Wie können sie übergeordnete Werte nicht nur inkorporieren, sondern auch massenwirksam nach außen tragen? In Anbetracht dieser Ausgangslage bestand das erste Ziel dieser Arbeit in einer Integration bisheriger Ansätze mit Hinblick auf eine theoretische Basis, die anschlussfähige Analysen erlaubt. Aus bisherigen Publikationen werden somit Schlüsselkomponenten identifiziert, auf den musikalischen Kontext
projiziert und ihre Ursprünge und Entwicklungsverläufe entsprechend musikspezifisch kontextualisiert. Auf Basis dieser systematischen Vorgehensweise, die die jeweiligen Erkenntnisse auch an musikhistorische Entwicklungen rückbindet, können wesentliche Komponenten
des Starphänomens (Leistung/Erfolg, Bekanntheit, Anhängerschaft, öffentliche Repräsentation/Image) identifiziert, differenziert und in ihrer strukturellen Bedeutung und in ihren jeweiligen diskursiven Vermittlungsformen beschrieben werden. Die Komponente 'Image' ist dabei
die übergeordnete Repräsentation aller Starkomponenten, in der diese Gestalt und Bedeutung
annehmen und somit überhaupt erlebbar werden. 'Image' ist somit die zentrale analytische
Kategorie und Imageanalyse folglich die wesentliche Technik für die Untersuchung von Stars
als gesellschaftlichem Phänomen. Das zweite Ziel der Untersuchung bestand in einer praktikablen Konzeption des Image-Begriffs, so dass dieser für konkrete Analysen in kulturellen
Kontexten Verwendung finden kann. Zu diesem Zweck wurde der im Starkontext häufig undifferenziert verwendete Image-Begriff aus der Perspektive verschiedener Disziplinen beleuchtet, um so zu einem transdisziplinären Verständnis seiner Aussagekraft und entsprechenden Anwendungsimplikationen zu gelangen. Schließlich wurde hieraus ein methodisches Design abgeleitet, das Images in ihrer Funktionsweise als kommunikative Konstrukte sichtbar
und nachvollziehbar macht. Exemplarisch wird in der anschließenden empirischen Untersuchung anschaulich gezeigt, nach welchen Prinzipien Medien und Rezipienten Images konstruieren und kommunizieren. Hierzu wurden umfangreiche Analysen von Printmedien und eine
qualitative Rezeptionsstudie durchgeführt. Gerade der vergleichende Blick auf sehr unterschiedliche musikalische Genres erlaubt dabei Inferenzen bezüglich grundlegender struktureller Patterns, die kulturelle Produktionsprozesse steuern und sie in emotionale Erfahrungen
umwandeln und damit erlebbar machen. Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist dabei,
dass Images immer Momentaufnahmen sind, die sich vor dem Hintergrund einer konkreten
Zeit, aus den Perspektiven bestimmter Interessensgruppen und dabei auch auf Basis wirtschaftlich-gesellschaftlicher Gegebenheiten konstituieren und weiterentwickeln. Diese Arbeit
ist damit gleichzeitig auch eine Momentaufnahme einer spezifischen Star-Ära: So geht es hier
um drei Stars der massenmedialen Kulturindustrie des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Mag
dies auf den ersten Blick noch gar nicht weit weg erscheinen, so beeinflussen jedoch neue
Kontexte digital-mobiler Verfügbarkeit und die Etablierung vielfältiger Internet-Nischenkulturen nicht nur das kulturelle Angebot, sondern auch das aktuelle Erscheinungsbild prominenter Star-Images. welcher Art und Weise sich dieses verändern wird, steht jedoch noch in den
Sternen ..." (Textauszug)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
201
[326-L] Brill, Andrea:
Jüdische Identität im 20. Jahrhundert: die Komponisten Darius Milhaud und Alexandre
Tansman in biographischen Zeugnissen und ausgewählten Werken, (Deutsche
Universitätsedition, Bd. 16), Neuried: ars et unitas 2003, 384 S., ISBN: 3-936117-16-0 (Standort:
ULB Münster(6)-3F49893)
INHALT: Die vorliegende Arbeit widmet sich der Untersuchung jüdischer Identität zweier ausgewählter Komponisten. Die Ausgangsfrage ist, inwieweit sich jüdische Künstler in ihrem Werk
mit der jüdischen Herkunft und Kultur auseinandergesetzt haben; das heißt, inwieweit die
Tradition ihrer Vorfahren eine Rolle in ihrem Werk spielt. Der Autor wählt Darius Milhaud
und Alexandre Tansman, weil sie nicht nur Zeit- sondern auch Schicksalsgenossen waren. Sie
erlebten etwa den gleichen Epochenabschnitt (Milhaud 1892-1974 und Tansman 1897-1986),
verbrachten beide die meiste Zeit ihres Lebens in Frankreich, emigrierten beide während des
Zweiten Weltkriegs nach Kalifornien und kehrten beide wieder nach Frankreich zurück. Ihnen gemeinsam ist also ein historisch-politischer und auch gesellschaftlicher Hintergrund, vor
dem sie gelebt und vor allem auch ihre Werke geschaffen haben. Als wichtigstes und folgenreichstes politisches Ereignis im 20. Jahrhundert gilt die Verfolgung und Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs. Beide Komponisten waren davon direkt betroffen und haben diese Erfahrung in ihrem Werk verarbeitet. Jüdische
Identität zeigt sich also zum einen im Rückgriff der Komponisten auf Schriften der jüdischen
Tradition, zum anderen aber auch anhand zweier Faktoren, die für die Identitätsdiskussion im
20. Jahrhundert von Bedeutung sind: der Ermordung der Juden während des Zweiten Weltkriegs und des Zionismus bzw. Pro-Israelismus. (ICA2)
[327-L] Bühl, Walter Ludwig:
Musiksoziologie, (Varia Musicologica, Bd. 3), Bern: P. Lang 2004, 393 S., ISBN: 3-03910-448-9
INHALT: "Diese Arbeit bietet einen unorthodoxen Einstieg in die Musiksoziologie und geht von
einem sehr breiten und weit gefassten Verständnis der Thematik aus. Der Autor analysiert
Phänomene globalisierter Musikkulturen, massenmedial verbreiteter Musik, Rock, Pop, Jazz,
Folklore, Weltmusik und Klassik. Er berücksichtigt sowohl Theorien der Emotionen nach
Einsichten humanethologischer und biosoziologischer Forschungen als auch solche der Evolution des Gehirns nach dem aktuellen Diskussionsstand der naturwissenschaftlichen Forschung. Das Buch richtet sich sowohl an Soziologen wie auch Musikologen und bietet zahlreiche Anregungen. Die Arbeit orientiert sich nicht nur an der traditionellen Kunstmusik europäischer Hochkulturen, sondern geht von der tatsächlich gehörten Musik aus. Sie versucht
zu eruieren, was die tieferen psychischen und sozialen Antriebskräfte in Bezug auf Musik
sind." (Autorenreferat)
[328-L] Calließ, Jörg:
Vom ersungenen Frieden in Opernwelten, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 11, S. 14-21 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/73D4Q5.pdf)
INHALT: Oper hat mit Realität offenbar nicht viel zu tun. Sie schafft vielmehr ihre eigene Wirklichkeit, und gerade in ihrer Realitätsferne gewinnt sie als Kunstform einen besonderen Wahr-
202
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
heitsanspruch. Sie ist ein Medium, in dem ausgedrückt und erfahren werden kann, was Worte
nicht zu fassen vermögen. Gerade weil der Mensch sich anders als im alltäglichen Leben mitteilt, sein Fühlen und Denken, Reden und Handeln als Gesang vorführt, eröffnet die Oper spezifische Möglichkeiten zur Ergründung und Deutung menschlicher Identität und gesellschaftlicher Realität. Der Essay fragt danach, ob dies auch für die Welt des Politischen gilt. Der
Kommentar zu einigen Opern zeigt, dass das utopische Potential der Oper auch von Komponisten unserer Tage gemehrt wird. Sie ermutigen uns, den "Traum von einem besseren Leben
im falschen" (Adorno) nicht aufzugeben. (ICA2)
[329-L] Calmbach, Marc:
More than music: Einblicke in die Jugendkultur Hardcore, (Cultural studies, Bd. 28),
Bielefeld: transcript Verl. 2007, 274 S., ISBN: 978-3-89942-704-2 (Standort: UB Trier(385)PE/sn48773)
INHALT: "Die Studie bietet auf breiter empirischer Basis - Experteninterviews, Szenepublikationen, quantitative Befragung von über 400 Szenegängern - Einblicke in die Jugendkultur
Hardcore. Im Mittelpunkt steht der charakteristische Szeneaktivismus nach dem Prinzip des
do it yourself (DIY): Die kulturelle Widerspenstigkeit des DIY-Aktivismus, die Bedeutung
des DIY-Engagements als Authentizitätskriterium sowie die Eigenleistung Jugendlicher beim
Erwerb und der Vermittlung von DIY-Kompetenzen werden herausgearbeitet. Damit liefert
die Studie neue Impulse für die gegenwärtigen jugendkultursoziologischen Diskussionen."
(Autorenreferat)
[330-L] Dornbusch, Christian; Raabe, Jan:
Mit Musik geht alles besser?!: rechtsextreme Mobilisierungs- und Rekrutierungsversuche in
Jugend- und Musikszenen, in: Julius H. Schoeps, Gideon Botsch, Christoph Kopke, Lars
Rensmann (Hrsg.): Rechtsextremismus in Brandenburg : Handbuch für Analyse, Prävention und
Intervention, Potsdam: Verl. f. Berlin-Brandenburg, 2007, S. 113-124, ISBN: 978-3-86650-640-4
(Standort: UB Siegen(467)-31/OXE/3698)
INHALT: Der Beitrag zum Rechtsextremismus in Brandenburg untersucht die Ausgestaltung der
extrem rechten Jugendkulturszene in dem ostdeutschen Bundesland für den Zeitraum 1990
bis 2006. Dabei gliedern sich die Ausführungen in folgende Punkte: (1) die Entstehung und
Entwicklung der Freizeitkultur RechtsRock und ihrer wichtigsten Bands seit Beginn der
1980er Jahre, (2) die RechtsRock-Bands in Brandenburg, (3) die Verbreitung rechtsextremer
Ideologie durch nationalistische, rassistische, antisemitische und den Nationalsozialismus
verherrlichende Lieder sowie (4) die Verbreitung rechtsextremer Musik. Die extreme Musik
der zahllosen Bands und Liedermacher stellt heute den Mittelpunkt einer ebenso rechten Jugendkulturszene dar, die für Kameradschaften und Parteien des Spektrums das kulturelle Umfeld darstellt, das sie jugendlicher erscheinen lässt und ihnen eine Möglichkeit bietet, in einem quasi vorpolitischen Terrain Heranwachsende und junge Erwachsene für ihre Ziele zu
agitieren. (ICG2)
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2.3 Bildende Kunst, Musik
203
[331-L] Fritzsche, Bettina:
Medial vermittelte Beziehungen: para-interaktiv und dennoch sinnhaft, in: Televizion, Jg.
17/2004, Nr. 2, S. 32-37
(www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/17_2004_2/fritzsche.pdf)
INHALT: In 23 narrativen Interviews und Gruppendiskussionen mit Mädchen verschiedener Milieuzugehörigkeit im Alter von 10-18 Jahren wurde das medial vermittelte Verhältnis zwischen Fans und Popstars untersucht. Es zeigt sich, dass in vielen Fan-Star-Beziehungen den
Stars ein eindeutiger Symbolcharakter für eine glückliche Liebesbeziehung zukommt. Als
weitere Funktion werden Konsumierbarkeit (Kleidung, Aussehen, Orientierung), Identifikation und "para-interaktive" Beziehung (Erleben von Intensität und Begehren) genannt. Diese
Beziehungen zu den Popstars können mit durchaus konstruktiven Auseinandersetzungen im
Rahmen des Übergangs von der Kindheit in die Jugendphase verknüpft sein. (DY)
[332-F] Gembris, Heiner, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Funktion und Wirkung von Musik bei Begräbnissen - eine empirische Untersuchung
INHALT: So wie wir in vielen Situationen des Lebens von Musik umgeben sind, ist Musik bei
Trauerfeiern und Beerdigungen kaum wegzudenken. Während über Musik und ihre Wirkung
allgemein oft diskutiert und auch geforscht wird, ist die Musik, ihre Funktion und Wirkung
bei Trauerfeiern in Alltagskommunikation und Wissenschaft (abgesehen von theologischen
Publikationen) offenbar ein tabuisiertes Thema. Durch eine Befragung (standardisierter Fragebogen) von Personen unterschiedlichen Alters soll diese Studie Aufschluss darüber geben,
welche Musik Menschen bei ihrer eigenen Beerdigung wünschen und welche Funktionen und
Wirkungen sie haben soll. Darüber hinaus werden Zusammenhänge u.a. zu religiösen Einstellungen und musikalischen Präferenzen untersucht.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Gembris, Heiner: Klänge
stimmen die Seele - Bedeutung von Musik in Zeiten der Trauer. Vortrag. Donnerstag, 2. November 2005, Tagung des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur e.V. und der Robert
Schumann Hochschule Düsseldorf zum Thema: Musica et Memoria - Trauermusik durch die
Jahrhunderte. FFFZ Tagungshaus Düsseldorf, Film Funk Fernsehzentrum der Evangelischen
Kirche im Rheinland.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Paderborn, Institut für Begabungsforschung in der Musik -IBFM(Pohlweg 85, 33100 Paderborn)
[333-L] Hitzler, Ronald:
Vom kreativen Umgang mit retardierenden Märkten: die 'Macher' der Techno-Party-Szene,
in: Eva Kimminich, Michael Rappe, Heinz Geuen, Stefan Pfänder (Hrsg.): Express yourself! :
Europas kulturelle Kreativität zwischen Markt und Underground, Bielefeld: transcript Verl., 2007,
S. 239-246, ISBN: 978-3-89942-673-1 (Standort: UB Bochum(294)-CYB 5627)
INHALT: Der Beitrag widmet sich der Frage der Selbstvermarktung posttraditionaler Gemeinschaften am Beispiel der Techno-Party-Szene. Es wird beschrieben, wie die Attraktivität dieser Subkultur durch eine Erneuerung des Veranstaltungsangebots aufrecht erhalten wird.
(GB)
204
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
[334-F] Kaya, Verda (Bearbeitung); Schiffauer, Werner, Prof.Dr. (Betreuung):
Türkischer HipHop in Berlin und Istanbul im Vergleich
INHALT: Im Rahmen eines laufenden Promotionsvorhabens arbeitet die Ethnologin Verda Kaya
an einem Vergleich des deutschtürkischen HipHop in Berlin mit dem türkischen in Istanbul
Ende der 90er Jahre als sich HipHop unter den türkischstämmigen Jugendlichen in Berlin
längst etabliert hatte, in Istanbul dagegen auf massive Ablehnung seitens der Öffentlichkeit
stieß. Die Arbeit verfolgt dass Ziel, die ökonomischen, politischen und sozialen Bedingungen
beider Städte im Hinblick auf die Entwicklung der deutschtürkischen bzw. türkischen HipHop-Kultur zu kontextualisieren und zu klären, wie sie sich räumlich, medial und institutionell repräsentieren. Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf die gesellschaftlichen Konzepte von Klasse und Männlichkeit, den Authentizitätsdiskurs, das Verhältnis zwischen
Deutschtürken und Türken sowie auf das "Almaci"-Image (Image der Deutschtürken) in der
Türkei. Darüber hinaus wird analysiert, wie mithilfe von Netzwerken und dem Internet eine
auf der türkischen Herkunft basierende transnationale türkische HipHop-Gemeinschaft gebildet wird. Die empirische Grundlage der Dissertation bilden Feldforschungen in Berlin, Istanbul, Bodrum und Kusadasi. GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin, Istanbul
ART: ENDE: 2008-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für
vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie (Postfach 1876, 15207 Frankfurt an der Oder)
KONTAKT: Institution (Tel. 0335-5534-2644, Fax: 0335-5534-2645,
e-mail: [email protected])
[335-L] Koch, Elena:
Radiohörerclubs in Indien: organisierte Medienrezeption im kulturellen Kontext,
(Mediennutzung, Bd. 6), Münster: Lit Verl. 2005, 249, VI S., ISBN: 3-8258-9162-3 (Standort: UB
Trier(385)-me6269)
INHALT: Der erste Teil der Untersuchung befasst sich mit dem kulturellen Kontext der Hörerclubs in Indien. Die Verfasserin beschreibt den historischen und gesellschaftlichen Hintergrund von Hörerclubs und gibt einen Überblick über westliche und nicht-westliche Perspektiven auf Kommunikation. Sie behandelt das Medienumfeld der Clubs, den Auslandsrundfunk
als Minderheitenmedium und speziell die Kommunikation und Folgekommunikation der
Deutschen Welle mit ihren Hörern. Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung vorgelegt, für die 139 registrierte Hörerclubs in Indien befragt und vier
besucht wurden. Berichtet wird über Entstehung, Organisation und Struktur der Clubs sowie
über die Funktionen der Hörerclubs. Das hohe Potenzial an Engagement und Motivation, das
in den Hörerclubs organisiert ist, verweist auf eine Multiplikatorfunktion, die von den Auslandssendern noch stärker genutzt werden könnte. (ICE2)
[336-L] Krippendorff, Ekkehart:
Mozarts Frieden: 'nicht von dieser Welt', in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 11, S. 3-6 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/73D4Q5.pdf)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
205
INHALT: Mozart war - so die These des vorliegenden Essays - alles andere als ein verträumter
Götterliebling, "nicht von dieser Welt". Er hatte zwar (im Unterschied zu großen Zeitgenossen wie Goethe und Beethoven) das Glück, niemals direkt zwischen die Kriegsfronten seiner
Zeit zu geraten, auch die Erfahrung der napoleonischen Massenmobilmachungen erlebte er
nicht mehr. Die Mozartsche Art, sich mit Krieg und Frieden auseinander zusetzen, kennzeichnend der Autor in Anlehnung an Goethe als die "Tiefe, die sich an der Oberfläche verbirgt".
Dies wird an der "Oberfläche der Komödie" demonstriert. Die scheinbar harmlos-lustige
Textvorlage Da Fontes für den zum Militär abkommandierten Teenager Cherubino in "Figaros Hochzeit" (1785) erhält durch Mozarts Musik gewissermaßen zwei Dimensionen: Die
eine ist die der Ironisierung von Krieg und Ruhm, die andere Ebene wird durch die besondere
Art der Instrumentierung angedeutet. Hinter der Ironie wird die Grausamkeit des Militärischen hörbar, der von den Bläsern prononcierte Marsch (Mozart hasste Trompeten) beschreibt die Transformation des sensiblen jungen Mannes in den mechanisierten Soldaten,
seine Einpassung in die Kriegsmaschinerie. Dies "Bordell der Welt" wird für Mozart zur Metapher für einen von uns tolerierten Zustand der Welt und die Musik zum Vorschein einer
verdrängten besseren Welt. (ICA2)
[337-L] Larkey, Edward:
Rotes Rockradio: populäre Musik und die Kommerzialisierung des DDR-Rundfunks,
(Kultur & Medien, Bd. 2), Berlin: Lit Verl. 2007, 372 S., ISBN: 3-8258-0163-2 (Standort: UB
Freiburg(25)-SW20072032)
INHALT: Der Rundfunk in der DDR konstruierte eine inszenierte Öffentlichkeit, an die er sich
richtete. Der Verfasser zeigt, wie im Gespräch über populäre Musik diese inszenierte Öffentlichkeit zum Vorschein kam, wie sie sich zusammensetzte und welche Funktionen sie im Hinblick auf den diskursiven Gegenstand der populären Musik ausübte. Hier spielten vor allem
die Lektorate eine Rolle, deren Aufgabe die Umsetzung der kulturpolitischen Leitlinien der
SED war. Gleichzeitig trug populäre Musik jedoch auch zur Auflösung der DDR bei. Westliche Einflüsse führten zu einer allmählichen Verankerung kapitalistischer Rationalitätsprinzipien, Praktiken und Werte im Hörfunk, die letztendlich zur Durchbrechung der diskursiven
Kontrolle der SED und zur Aushöhlung ihrer kulturellen und politischen Legitimität führte.
Der Verfasser stellt die Jugendsendungen des DDR-Rundfunks - auch im Vergleich mit dem
Konkurrenten RIAS und seinen Programmen - dar, zeichnet die Debatten um eine Programmreform nach und analysiert die Wünsche der Hörer, wie sie in der Hörerpost zum Ausdruck
kommen. (ICE2)
[338-L] Lonitz, Henri (Hrsg.):
Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion: Aufzeichnungen, ein Entwurf und zwei
Schemata, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, Bd. 1750), Frankfurt am Main: Suhrkamp
2005, 399 S., ISBN: 3-518-29350-8
INHALT: Die "Theorie der musikalischen Reproduktion" zählt zu Adornos ältesten Buchplänen;
das Erste Schema dazu datiert von 1927. Mitte der vierziger Jahre beginnt er, Aufzeichnungen zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion in ein separates Notizbuch einzutragen,
das bis 1959 geführt wurde. Zur endgültigen Niederschritt kam es jedoch nicht mehr. Adorno
hat den Gedanken an das Buch jedoch nie aufgegeben. Es sollte der Frage nachgehen, ob Mu-
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2.3 Bildende Kunst, Musik
sik - zumal die traditionelle - nicht uninterpretierbar geworden sei. Die musikalische Erfahrung des geschichtlichen Moments der Werke lasse erkennen, dass die Reproduktion, wie
etwa die Aufführung von Kompositionen, nicht länger ein akzidentielles Moment, sondern
selbst eine Form ist, deren die Kompositionen bedürfen. Die Kritik eingeschliffener Interpretationen, die mit den berühmten Namen (Furtwängler) verbunden sind, führt zu der Frage, ob
"nicht das Ideal stummen Musizierens, schließlich des Lesens musikalischer Texte" die notwendige Konsequenz sei. Adorno geht in seinen Notizen von folgender Leitfrage aus: Was ist
ein musikalischer Text? Die Antwort lautet: keine Anweisung zur Aufführung, keine Fixierung der Vorstellung, sondern die notwendig fragmentarische, lückenhafte, der Interpretation
bis zur endlichen Konvergenz bedürftige Notation eines Objektiven. Es werden damit zwei
prinzipiell falsche Auffassungen vom "Wesen" der musikalischen Interpretation widerlegt:
(1) die vom musikalischen Text als Spielanweisung (2) die vom musikalischen Text als Fixierung der Vorstellung einer Künstlers. (ICA2)
[339-L] Lück, Hartmut:
Musik in einem unfriedlichen Zeitalter, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 11, S. 21-28 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/73D4Q5.pdf)
INHALT: Komponisten leben - so die These des vorliegenden Essays - mit ihren Klangvorstellungen nicht zufällig in einer bestimmten Epoche, sondern sind von den gesellschaftlichen
und kulturgeschichtlichen Geschehnissen ihrer Lebenszeit nicht zu trennen. So neigten die
Komponisten des fin de siecle um 1900 eher zu Perspektiven des Zweifels oder gar des Untergangs als zu tönenden Visionen einer friedlichen Welt vereinter Völker. Ähnlich verhält es
sich mit den früheren Schlachten- und Siegesmusiken, denen die Sphäre des Militärischen als
völlig selbstverständlicher Bestandteil der Gesellschaft eingeschrieben war. Der Autor stellt
jene Musik dar, die mehr oder weniger deutlich den unfriedlichen Charakter ihrer Zeit reflektiert. Insgesamt tut dies jede Kunst, wie auch immer vermittelt, in historisch gewachsenen
symbolischen Formen. Eine Wertung hat sich jedoch niemals aus der politischen Botschaft
oder Implikation herleiten, sondern einzig aus der ästhetischen Stimmigkeit, die als solche
wiederum das Ergebnis vielfältiger künstlerischer und kulturgeschichtlicher Entwicklungen
ist. Das Kunstwerk ist in erster Linie Kunstwerk, und nur als solches kann es jene kathartische Wirkung entfalten, die politische Gehalte als sinnfällig, nachvollziehbar und anspornend
erscheinen lässt. Nur ästhetische Qualität lässt es zu einer "die Gesellschaft fördernden Sache" werden. (ICA2)
[340-L] Lüthje, Corinna:
Radio als 'symbolische Macht'?, in: Golo Föllmer, Sven Thiermann (Hrsg.): Relating radio :
communities, aesthetics, access; Beiträge zur Zukunft des Radios, Leipzig: Spector Books, 2007,
S. 148-154, ISBN: 978-3-940064-80-6 (Standort: ULB Halle(3)-07/A/512)
INHALT: Das Radio hat im Bereich der symbolischen Kommunikation ein besonderes, medienspezifisches Leistungsvermögen, das die Verfasserin in Bezug auf Kultur und Gesellschaft
darstellt. Die Grundlage bildet Bourdieus Theorie der symbolischen Mächte, die Wörtern als
"Symbolen", den sozialen Vorgängen des Benennens ("performative Magie") und dem Beitrag der Wörter zur Konstruktion des Sozialen besondere Bedeutung zuweist. Als Fallbeispiel
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2.3 Bildende Kunst, Musik
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dient der Verfasserin der Sender "Klassik-Radio" und die Neuinterpretation des Klassik-Paradigmas, den dieser Sender zwischen 2003 und 2006 vollzogen hat. (ICE2)
[341-L] Mager, Christoph:
HipHop, Musik und die Artikulation von Geographie, (Geographie), Stuttgart: Steiner 2007,
315 S., ISBN: 978-3-515-09079-7
INHALT: "Rap-Musik betont - mehr als andere Genres populärer Musik - geographische Bezüge.
Neben Beschreibungen konkreter Orte der Alltagserfahrung finden sich musikalische und
verbale Verweise auf imaginäre und symbolische Räume der Stadt. Wie und weshalb werden
Orte und Räume im HipHop produziert und repräsentiert? Welchen Beitrag kann eine Geographie des Kulturellen zum Verständnis dieser Artikulationen leisten? Im Mittelpunkt des
vorliegenden Bandes steht die Gegenüberstellung von Rap-Musik aus den USA und aus
Deutschland. Rhythmen und Klänge werden dabei einer sozial- und kulturgeographischen
Analyse erschlossen, die durch Textinterpretationen und ausführliche Interviews mit HipHopKünstlern ergänzt wird. Die Studie identifiziert Vorstellungen von Straße, Ghetto und urbaner
Nachbarschaft als entscheidend für das Verständnis zentraler Werte im US-amerikanischen
Kontext. In Ost- und Westdeutschland wird dieses Inventar um neue Orte und Räume erweitert, in denen Musiker und Hörer Glaubwürdigkeit und Authentizität musikalisch artikulieren." (Autorenreferat)
[342-F] Mayenberger, Minja; Hoffmann, André; Huber, Annegret, Dr. (Bearbeitung); FigueroaDreher, Silvana Karina, Dr.; Göttlich, Andreas, M.A. (Leitung):
Improvisation als "neuer" Handlungstyps. Eine handlungstheoretische Exploration der musikalischen Improvisation
INHALT: Dieses Forschungsprojekt ist dem Bereich der soziologischen Handlungstheorie zuzuordnen und hat zum Ziel, die musikalische Improvisation exemplarisch als besonderen Typus
menschlichen Handelns zu untersuchen, der bisher von den Sozialwissenschaften fast unberücksichtigt blieb. Ihn kennzeichnet ein widersprüchlicher Doppelcharakter: In der musikalischen Improvisation finden sowohl kreatives als auch automatisches Handeln gleichzeitig
statt. Während kreatives Handeln die Hervorbringung von Neuem in die Welt ermöglicht und
Eigenschaften wie Flexibilität und Expressivität im Handeln erfordert, setzt automatisches
Handeln sich wiederholendes, unflexibles Verhalten voraus. Die Forschungsfrage dieses Vorhabens lautet: Wie ist bei der musikalischen Improvisation diese simultane Kombination von
Kreativität und Automatismus möglich? Das Phänomen der musikalischen Improvisation
wird am Beispiel des Flamenco und des Free Jazz untersucht, wobei beide Musikgenres
strukturell durch Improvisation gekennzeichnet sind. Während Flamenco eine andalusische,
vormoderne Tanz- und Musikform darstellt, die hauptsächlich aus nicht-westlichen Elementen besteht, stellt der Free Jazz eine moderne Musikform dar, die im westlichen, angelsächsischen Raum entstand. Die Ergebnisse der Studie - eine Charakterisierung der Improvisation
als eigenständigen Handlungstypus - werden gewichtige Folgen im Rahmen der Neuorientierung einer soziologischen Handlungstheorie haben.
METHODE: Die kontrastive Untersuchung dieser Phänomene wird mit Hilfe von Methoden der
qualitativen Sozialforschung durchgeführt.
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2.3 Bildende Kunst, Musik
VERÖFFENTLICHUNGEN: Figueroa-Dreher, S.K.: Musikalisches Improvisieren: ein Ausdruck des Augenblicks. in: Kurt, Ronald; Näumann, Klaus (Hrsg.): Menschliches Handeln als
Improvisation. Bielefeld: transcript 2008 (im Erscheinen).+++Figueroa-Dreher, S.K.: Vom
"Impuls" zur Sozialität: Reflexionen über die "Natur" des musikalischen Improvisierens. in:
Rehberg, Karl-Siegbert; Dumke, Thomas; Giesecke, Dana (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft. Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Frankfurt am Main u.a.: Campus (im Erscheinen).+++Figueroa-Dreher, S.K.: Musikalisches Improvisieren: die phänomenologische Handlungstheorie auf dem Prüfstand. in:
Raab, Jürgen; Pfadenhauer, Michaela; Stegmaier, Peter; Dreher, Jochen; Schnettler, Bernt
(Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie. Positionen, Problemfelder, Analysen. Wiesbaden:
VS-Verl. 2008 (im Erscheinen).
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Forschungsgruppe Wissenssoziologie (D 35, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Figueroa-Dreher, Silvana K. (Dr. Tel. 07531-88-3399, Fax: 07531-88-3194,
e-mail: [email protected]);
Göttlich, Andreas (e-mail: [email protected])
[343-L] Müller, Charlotte:
Georg Simmel revisited: Zur Kulturbedeutung des Jodelns, in: Caroline Arni, Andrea Glauser,
Charlotte Müller, Marianne Rychner, Peter Schallberger (Hrsg.): Der Eigensinn des Materials :
Erkundungen sozialer Wirklichkeit ; Festschrift für Claudia Honegger zum 60. Geburtstag, Basel:
Stroemfeld, 2007, S. 357-376, ISBN: 978-3-86600-017-9 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3176)
INHALT: Im Kontext seiner im Dezember 1880 eingereichten Dissertation entdeckt Georg Simmel das Thema des Jodelns. Diesem wird im vorliegenden Beitrag nachgegangen - zunächst
vermittels einer kurzen Betrachtung der Problemstellung, darauf folgend anhand des Frageleitfadens von Simmel und im Anschluss daran über eine Würdigung der Simmelschen Erkenntnisse wie auch einer Auswertung der von der Verfasserin initiierten Befragung von Jodlern und Jodlerinnen, die 2003 in Anlehnung an die "Fragen über das Jodeln" durchgeführt
wurde. Die Kulturbedeutung des Jodelns erschließt sich nach den Erfahrungen der Autorin
nur schwer über den eng geführten Fragenkatalog von Georg Simmel. Zum Jodeln, das inzwischen als eine Form der Lautmalerei gesehen wird, schreibt Goethe in einem Brief: "Ich will
mir doch jene Lieder vorsingen lassen, obgleich ich das beliebte Jodeln nur im Freyen oder in
großen Räumen erträglich finde." Hier schließt die Autorin an: Wer das Jodeln in seiner Kulturbedeutung verstehen möchte, der muss sich vor Ort als teilnehmender Beobachter einrichten und die von Georg Simmel formulierte Position des Fremden einnehmen: "Es ist hier also
der Fremde nicht in dem vielfach berühmten Sinne gemeint, als der Wandernde, der heute
kommt und morgen geht, sondern als der, der heute kommt und morgen bleibt." (ICA2)
[344-L] Oerter, Rolf:
Musik - Einheit und Vielfalt ihrer kulturellen Ausprägung: eine kultur- und
musikpsychologische Perspektive, in: Erwägen Wissen Ethik, Jg. 18/2007, H. 4, S. 521-532
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2.3 Bildende Kunst, Musik
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INHALT: "Der Beitrag beginnt mit der Darstellung analoger und homologer Merkmale musikalischen Verhaltens bei Tieren. Menschliche Musikalität, deren physiologische Grundlagen bis
zum homo erectus zurückreichen, stellt einen qualitativen Sprung gegenüber unseren nächsten Verwandten dar und dürfte frühzeitig die Funktion einer Protosprache bzw. eines Kommunikationssystems gehabt haben, bei der Elemente des Spiels beteiligt gewesen sind. Nach
einer Kennzeichnung von Kultur im Allgemeinen und Musikkultur im Besonderen werden
Universalien von Musik diskutiert, bei denen mindestens drei Merkmale unbestritten sind.
Die Entstehung kultureller Vielfalt hängt eng mit gesellschaftlichen und Ökologischen Rahmenbedingungen zusammen, wie exemplarisch gezeigt werden kann. Den Abschluss der Darstellung bilden die Auseinandersetzung mit dem Siegeszug der abendländischen Musik und
der explosionsartigen Entwicklung der Rock- und Popmusik." (Autorenreferat)
[345-L] Oerter, Rolf:
Musik und Kultur, in: Karl Eibl, Katja Mellmann, Rüdiger Zymner (Hrsg.): Im Rücken der
Kulturen, Paderborn: mentis Verl., 2007, S. 291-314, ISBN: 978-3-89785-454-3 (Standort: ULB
Münster(6)-3K1012)
INHALT: Der Autor erklärt das Verhältnis von Kultur und Individuum auf der Grundlage eines
handlungstheoretischen Ansatzes als eine wechselseitige Anpassung nach dem IsomorphiePrinzip. Er skizziert zu Beginn die biologischen und anthropologischen Grundlagen der Musik in der Menschheitsgeschichte, welche ein universelles Phänomen darstellt und ebenso wie
die Sprache ein grundlegendes Charakteristikum des Menschen ist. Das Individuum entwickelt jedoch dem Autor zufolge bestimmte kognitiv-emotionale Strukturen für die Musikrezeption und -produktion, die in einem isomorphen Verhältnis zu den Musikstrukturen der
Kultur stehen, der das Individuum angehört. Der Siegeszug der abendländischen Musik lässt
sich indessen durch eine Kombination von Bedingungen erklären, die den Sachverhalt nicht
auf den Faktor der Überlegenheit verkürzen. Der Autor untersucht vor diesem Hintergrund
das moderne Phänomen der Jugendmusik und zeichnet ihre Entwicklung von einer Gegenkultur zur Hauptkultur nach. Er thematisiert dabei vor allem zwei Sonderphänomene: Musik als
Figur und Grund und der Verlust an Musikpraxis. (ICI2)
[346-L] Reinecke, Julia:
Street-Art: eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz, Bielefeld: transcript Verl. 2007,
189 S., ISBN: 978-3-89942-759-2
INHALT: Die Verfasserin legt eine Untersuchung vor, die theoretisch auf der Feldtheorie Bourdieus und den Subkulturtheorien von Thornton und Muggleton aufbaut und empirisch den
Weg der qualitativen Feldforschung beschreitet. Sie sieht die Wurzeln von Street-Art in der
Graffitibewegung, die in den 1970er Jahren in den USA aufkam. Lebenslauf, Inspirationen,
Vorbilder und Arbeiten von zehn Street-Art-Künstlern werden exemplarisch beschrieben. Gemeinsamkeiten, Kommunikationsformen und subkultureigene Medien werden herausgearbeitet. Überschneidungen mit anderen Formen bildender Kunst (Kunst im öffentlichen Raum,
Land-Art, Pop-Art, Dada, Situationismus) werden aufgezeigt. Negative Konsequenzen für das
Kunstfeld werden in der Durchdringung von Street-Art mit dem kommerziellen Feld und der
Werbung gesehen. Die Verfasserin zeigt, wie Street-Art sich als verkaufförderndes Mittel ein-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
setzen lässt, und zeichnet abschließend den Sell-out-Diskurs des beginnenden 21. Jahrhunderts nach. (ICE2)
[347-L] Schröer, Sebastian:
Raum und Inszenierung: empirische Erkundungen auf dem splash!-Festival, in: Karin Bock,
Stefan Meier, Gunter Süss (Hrsg.): HipHop meets Academia : globale Spuren eines lokalen
Kulturphänomens, Bielefeld: transcript Verl., 2007, S. 247-262, ISBN: 978-3-89942-761-5
(Standort: UB Bonn(5)-2008/2077)
INHALT: Der Beitrag will die raumbezogene Inszenierungspraxis der HipHop-Szene empirisch
rekonstruieren und soziale Prozesse der kollektiven Inszenierung mit Bezug auf den Raum
aufzeigen. Die zugrunde liegenden Daten wurden im Rahmen teilnehmender Beobachtung im
Jahr 2005 auf dem splash!-Festival in Chemnitz erhoben. HipHop wird als soziales Phänomen
und als juvenile Szene mit gemeinsamem thematischen Background gedeutet. Das splash!Festival ist ein Event der HipHop-Szene ("von der Szene für die Szene"), das vermittels der
Theater-Metapher Goffmans beschrieben werden kann. Die Binnengliederung des Raums und
das Wissen um "versteckte Räume" machen das Festival zu einer "symbolisierten Klassengesellschaft". (ICE2)
[348-L] Senghaas, Dieter:
Wie den Frieden in Töne setzen?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 11, S. 7-14 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; www.bpb.de/files/73D4Q5.pdf)
INHALT: Seit Jahrhunderten hat die Friedensproblematik, hier verstanden als die Probleme von
Krieg und Frieden, bildende Künstler zu einer reichhaltigen Bilderwelt, der sogenannten Friedensikonographie, angeregt. Noch reichhaltiger und vielfältiger sind die literarischen Zeugnisse, in denen, inhaltlich unschwer vermittelbar, die genannte Problematik in Romanen, Novellen, Lyrik und Schauspielen bearbeitet wurde. Der Essay geht der Frage nach, wie sich die
Thematik des politischen Friedens in der Musik darstellt. Das auf die Friedensproblematik
ausgerichtete Angebot ist zum einen quantitativ beeindruckend; aber vor allem zeichnet es
sich durch eine erstaunliche thematische Breite aus. In den Tönen klassischer Musik findet
sich die Friedensproblematik vielfältig, im Beitrag nur ausschnitthaft und illustrativ angedeutet, bearbeitet. Was Menschen zu verschiedener Zeit in dieser Hinsicht umgetrieben hat Kriegsängste und die Sehnsucht nach Frieden sowie das gesamte Spektrum von historischen
und lebensgeschichtlichen Erfahrungen dazwischen - wird auch in und durch Kompositionen
hörbar. Ob sich solche künstlerischen Erzeugnisse jeweils als Kunstwerke bewähren, unterliegt jedoch einer Beurteilung nach ästhetischen Kriterien, nicht in erster Linie einem politischen Mehrwert. (ICA2)
[349-L] Stäheli, Urs:
Pop als Provokation?, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 10/2004,
H. 2, S. 333-339 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
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2.3 Bildende Kunst, Musik
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INHALT: "Der Aufsatz diskutiert die Rolle von Provokation in Fuchs/ Heidingfelders Konzeption des Pop-Systems. Zunächst wird ihr Begriff der Provokation im Kontext der Cultural Studies verortet; in einem zweiten Schritt wird argumentiert, dass die theoretische Platzierung
der Provokationskategorie Schwierigkeiten bereitet. Ein ahistorisches Verständnis von Pop
als Provokation wird nun mit einem anderen Popverständnis konfrontiert, das die temporale
Struktur von Pop betont. Es wird vorgeschlagen, ernst zu nehmen, wie Pop mit Präsenz umgeht und diese zelebriert. Gerade diese spezifische Temporalität, die selbst ebenfalls historisch zu verstehen ist, ist wichtig, um die Konnektivität von Pop verstehen zu können. Der
Aufsatz endet mit einigen Bemerkungen zum Verhältnis von Pop und Kunst." (Autorenreferat)
[350-L] Stemmler, Susanne; Skrandies, Timo (Hrsg.):
Hip-Hop und Rap in romanischen Sprachwelten: Stationen einer globalen Musikkultur,
Frankfurt am Main: P. Lang 2007, 202 S., ISBN: 978-3-631-52407-7 (Standort: UB Bonn(5)2007/4770)
INHALT: "Hip-Hop hat sich durch das Musikfernsehen und andere Einflüsse längst als globales
popkulturelles Phänomen etabliert. Doch ebenso gibt es lokale Ausprägungen in den unterschiedlichsten Weltgegenden, die ganz eigene Sprach- und Ausdrucksformen entwickelt haben. Die romanischsprachigen Regionen innerhalb und außerhalb Europas, vor allem die urbanen Zentren und ihre Peripherien, sind seit den 80er Jahren erheblich an dieser Ausdifferenzierung beteiligt. Die Beiträge des Bandes suchen Stationen der globalen Musikkultur
Hip-Hop in der Romania auf. Sie nehmen spezifische Sprach- und Inszenierungsformen, Genres sowie politische und soziale Kontexte in den Blick. Dabei lassen sie sich von den unterschiedlichsten Disziplinen wie Literatur- und Sprachwissenschaft, Kultur- und Medienwissenschaft, aber auch der Soziologie oder Ethnologie inspirieren. Der Schwerpunkt des Bandes
liegt auf Rap-Musik aus Algerien, Frankreich, Italien, Spanien, Kuba, Chile, Argentinien und
Mexiko." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Susanne Stemmler, Timo Skrandies: Vorwort
(9-11); Susanne Stemmler: Rap-Musik und Hip-Hop-Kulturen in romanischen Sprachwelten:
Einleitung und Perspektiven der Forschung (13-31); Angela Leona Oster: Sich selbst sprechende Sprachen: Die intermediale Palimpsest-Poetologie des Hip-Hop (33-52); Monika Sokol: Keepin' it Gangsta, keepin' it real: Ursprung, Funktionalität und Ausgliederung eines
kontroversen Subgenre-Komplexes im internationalen Hip-Hop (53-72); Fernand Hörner:
Original à tous les sens: Aspekte des Sich-Produzierens als original in einem Musikvideo von
Sens Unik (73-91); Mathias Vicherat: "Au commencement était le verbe": Aspects d'une analyse textuelle du rap en France (93-109); Mustafa Maluka: Hip-Hop in Algiers: The microphone that broke the silence (111-120); Eva Leitzke-Ungerer: 'On the Linha Imaginòt': Okzitanischer Rap und Raggamuffin im Französischunterricht (121-136); Bettina Kluge: Formen
und Funktion von Sprachwahl und Codeswitching in lateinamerikanischen Raptexten (137154); Kerstin Störl: Kubanischer Rap: Der Afrika-Bezug als Element der Identitätskonstruktion (155-186); Arno Scholz: Italoromanischer Dialektrap zwischen 1992 und 1999: Methodische Vorüberlegungen und erste quantitative Ergebnisse (187-199).
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.3 Bildende Kunst, Musik
[351-L] Tsapakidis, Konstantinos:
Kollektives Gedächtnis und Widerstandskultur: musiksoziologische Reflexionen über die
altgriechische Musik, Frankfurt am Main 2003, 264 S. (Graue Literatur;
publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/275/pdf/TsapakidisKonstantinos.pdf;deposit.ddb.
de/cgi-bin/dokserv?idn=968627455&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=968627455.pdf)
INHALT: Die Studie untersucht aus musiksoziologischer Perspektive die altgriechische Musik
und ihre Provenienz im Kontext des kollektiven Gedächtnisse. Nach einer Beschreibung des
theoretischen Rahmens (Huntington, Assmann, Habermas, Luhmann, Steinert u.a.) gliedern
sich die Ausführungen in die folgenden Aspekte: (1) Anfänge der altgriechischen Musik, (2)
das antike Musiksystem, (3) das neugriechische Volkslied, (4) ein Vergleich zwischen altund neugriechischem Rhythmus, (5) die Polis und ihre Gesellschaft, (6) Volkskultur versus
Adligenkultur, (7) ein Vergleich zwischen Aulos, Touloum und Fischietti, (8) Nietzsche und
die Tragödie, (9) die Anfänge der Ästhetik bei den Griechen, (10) Mimesis bei den Griechen,
Platon und Aristoteles, (11) Mimesis bei Adorno sowie (12) Hypomnema. (ICG2)
[352-L] Zehentreiter, Ferdinand:
Der Fürst als Künstlerkollege und Volkspädagoge: die Musik-Patronage im
Habsburgerreich und ihre Bedeutung für die Autonomisierung des Komponierens, in: Ulrich
Oevermann, Johannes Süßmann, Christine Tauber (Hrsg.): Die Kunst der Mächtigen und die
Macht der Kunst : Untersuchungen zu Mäzenatentum und Kulturpatronage, Berlin: Akademie
Verl., 2007, S. 201-221, ISBN: 978-3-05-004223-7 (Standort: UB Bonn(5)-2008/2010)
INHALT: "Der Autor verfolgt den tiefgreifenden Wandel der Wiener Musikkultur von Ferdinand
II. bis ins frühe 19. Jahrhundert, der sich ihm als Autonomisierungsprozess für den Komponisten darstellt - wie er am Fall Haydns zeigen kann. Im betrachteten Zeitraum verlagere sich
die Hauptträgerschaft der Musikförderung vom österreichischen Kaiserhaus auf die habsburgischen Magnaten. Zehentreiter konstatiert in dieser hocharistokratischen Kunstpatronage die
'Gleichzeitigkeit von feudalistischer Patronage und quasi-kollegialer Kennerschaft im Sinne
einer gemeinsamen geistigen Passion', die er als Konstitutionsfaktor für die Autonomisierung
der Kunstmusik interpretiert." (Autorenreferat)
2.4
Theater, Film, Fotografie
[353-F] Clauss, Mareike, M.A. (Bearbeitung); Reckwitz, Andreas, Prof.Dr. (Leitung):
Subjektrepräsentationen der Maskulinität in der visuellen Kultur: ein Aspekt der Subjektkultur der 'organisierten Moderne' (1940-1980) im Spielfilm der USA und der DDR (Teilprojekt C11)
INHALT: Das Projekt untersucht, in welcher Weise in der populären visuellen Kultur der 1940er
bis 1970er Jahre, das heißt hier im Kinofilm, 'Maskulinität' als normale und zugleich prekäre
Form des modernen Subjekts und seiner Identität repräsentiert wird, welche Struktur dieser
'visuelle Diskurs' der Männlichkeit besitzt und wie er sich transformiert. Dabei sollen die
männlichen gender-Repräsentationen in der Filmkultur in den Vereinigten Staaten und in der
DDR in diesem Zeitraum rekonstruiert und verglichen werden. Im Zentrum der normativ-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.4 Theater, Film, Fotografie
213
symbolischen Ordnungen der Kultur der Moderne und ihrer umstrittenen, stabilisierten wie
destabilisierten Grenzziehungen steht seit dem 18. Jahrhundert die Form dessen, was das
'Subjekt' ausmacht. Ein wichtiger Aspekt dieser Kultur der Moderne ist ihre Geschlechterordnung und ihre binäre Männlichkeits-/ Weiblichkeitscodierung. Das, was unter einem vollwertigen, kompetenten, modernen Subjekt verstanden wird, erfährt im Laufe des 20. Jahrhunderts
in den europäischen und nordamerikanischen in zwei Schüben einen noch nicht vollständig
begriffenen generellen kulturellen Wandel: zum einen nach 1920 mit einer Erosion klassisch
'bürgerlicher' Wissensordnungen und Subjektideale und dem Beginn dessen, was die Soziologie als 'organisierte Moderne' (Peter Wagner) umschrieben hat; zum anderen nach 1970er im
Zuge einer Erosion der kulturellen Grundlagen und Subjektmodelle dieser organisierten Moderne selbst. Vor diesem Hintergrund behandelt das Projekt einem besonderen Aspekt moderner Subjekthaftigkeit, den normaler und idealer Geschlechtlichkeit (gender), und zwar der
scheinbar besonders unproblematischen, tatsächlich aber im Zeitraum heterogenen und problematisierten kulturellen Modellen des Mannes, der Maskulinität. 'Maskulinität' ist ein kulturelles Modell - so die Ausgangsthese -, das namentlich mit der nach-bürgerlichen 'organisierten Moderne' seit den 1920er Jahren sowohl zu einem Definitionsproblem wird (Veränderung
der Weiblichkeitsdefinition und -rolle mit der 'new woman', Erosion der bürgerlichen Respektabilitäts- und self-made man-Kultur, visuell-erotische Darstellung des Mannes), das gleichzeitig und gerade deshalb wiederum kulturellen Naturalisierungs- und Universalisierungsstrategien ausgesetzt ist (der perfekte Angestellte und Ehemann, der Proletarier, der 'harte', körperbetonte Mann etc.). Die populäre visuelle Kultur, insbesondere der (Spiel-)Film, erscheinen im Zeitraum der 1940er bis 70er Jahre als ein herausgehobenes mediales Feld, in dem
Modelle der Geschlechtlichkeit und Männlichkeit produziert und problematisiert werden. Dabei sollen Männlichkeitsrepräsentationen in zwei unterschiedlichen - antipodischen oder aber
sich überlagernden - kulturellen Versionen der organisierten Moderne und ihrer Geschlechterkultur miteinander in Beziehung gesetzt werden: dem westlichen Modell einer Kultur des
'Amerikanismus' anhand des US-amerikanischen Films von den 1940er bis 70er Jahren; der
staatsozialistischen Kultur anhand des Beispiels des DDR-Films im annähernd gleichen Zeitraum von den 1950er bis 70er Jahren. Es geht dabei nicht um eine filmwissenschaftliche Einzelanalyse einzelner Filme, vielmehr vor dem Hintergrund von diskursanalytischen Prämissen
der neueren Analyse von 'visual cultures' um eine kultursoziologische Rekonstruktion der
sich transformierenden, prekären Maskulinitätsmuster innerhalb des gesamten visuellen Feldes. Dabei wird eine Konzentration auf eine Auswahl von 'domestic films' vorgenommen,
d.h. von US-amerikanischen und ostdeutschen Filmen, in denen alltägliche, zeitgenössische
Geschlechtlichkeit repräsentiert und problematisiert wird. GEOGRAPHISCHER RAUM:
USA, DDR
ART: ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und
politischer Integration" (Fach D 182, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine
Soziologie und Kultursoziologie (D 41, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Institution, Sekretariat (Tel. 07531-88-5020, Fax: 07531-88-5022,
e-mail: [email protected])
214
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.4 Theater, Film, Fotografie
[354-L] Eikhof, Doris; Haunschild, Axel:
Arbeitskraftunternehmer in der Kulturindustrie: ein Forschungsbericht über die
Arbeitswelt Theater, in: Hans J. Pongratz, G. Günter Voß (Hrsg.): Typisch
Arbeitskraftunternehmer? : Befunde der empirischen Arbeitsforschung, Berlin: Ed. Sigma, 2004,
S. 93-113, ISBN: 3-89404-987-1
INHALT: Die Autoren haben in den Jahren 2001-2003 insgesamt 35 teilstrukturierte Interviews
mit Theaterkünstlern (Schauspielern, Regisseuren, Bühnenbildner und musikalische Leiter),
Mitgliedern der Theaterleitung (Intendant, Dramaturgen, Disponentin und Verwaltungsdirektoren) sowie mit Vertretern des Bühnenvereins und der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger durchgeführt. Ziel ihrer Untersuchung war es, die institutionellen Rahmenbedingungen vager Beschäftigungsverhältnisse am Modell der Arbeitswelt Theater zu untersuchen
und das Generalisierungspotenzial der Ergebnisse für die Zukunft der Arbeitswelt zu analysieren. Entgegen der These, dass in vagen oder individualisierten Beschäftigungsverhältnissen
kollektive Regelungen an Bedeutung verlieren, konnte gezeigt werden, dass gerade vage Beschäftigungsverhältnisse stabile und wirkungsmächtige institutionelle Regeln voraussetzen.Die im Konzept des Arbeitskraftunternehmers zentralen Aspekte Selbstkontrolle, forcierte
Ökonomisierung der Arbeitsfähigkeiten und Verbetrieblichung der Lebensführung sind in der
Kulturindustrie von großer Bedeutung, so dass die im Arbeitskraftunternehmertypus angelegte Fokussierung der Zusammenhänge zwischen veränderter Lebensführung und veränderten
Bedingungen von Erwerbsarbeit gute Anknüpfungspunkte für die Analyse der Situation der
künstlerisch Kreativen bietet. (ICI2)
[355-L] Elsaesser, Thomas:
Von der Filmwissenschaft zu den Cultural Studies und zurück: der Fall Großbritannien, in:
Zeitschrift für Kulturwissenschaften, 2007, H. 2, S. 85-106 (Standort: USB Köln(38)-Z 1133;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser zeigt, dass die britischen Cultural Studies (die inzwischen von lokalen
Anwendern in den Vereinigten Staaten, Australien und Nordeuropa kritisiert, modifiziert, adaptiert und ausgehandelt wurden) in vielen Universitäten nicht nur als Oberbegriff für die
Filmwissenschaft fungieren und sie damit auch neu definieren, sondern dass die Cultural Studies selbst inzwischen eine hegemoniale Macht geworden sind, in der Art, in der man sich
den Manifestationen jeder Kultur annähert: sei es die Hochkultur oder die populäre Kultur,
sei es die literarische Kultur oder die Medienkultur, sei es der krasseste Kommerzialismus
von Fernsehen und Tourismus oder sei es der eher subtile Handel in der Kunstwelt und im
Ausstellungswesen. Die Frage, die sich an einem solch kritischen Punkt stellt, ist doppelt.
Zum einen: Kann die Filmwissenschaft sich damit zufrieden geben, innerhalb eines solch umfassenden Verbundes zu verbleiben, oder muss sie sich aus dieser Umarmung lösen und eigene Neudefinitionen finden? Und zum anderen: Können die Cultural Studies, wie sie heutzutage verfasst sind, tatsächlich die Aufgabe annehmen, die ihnen zuzufallen scheint, nämlich Instrumente und Sensoren bereitzustellen, die präzise und empfindlich genug sind, die Lesbarkeit - denn nicht weniger steht auf dem Spiel- all dessen, was heutzutage unter dem Begriff
Kultur subsumiert wird, zu garantieren? Oder erfordert die Tatsache, dass Kultur der Natur
nicht länger gegenüber gestellt werden kann, genausowenig wie Natur der Technologie gegenübergestellt werden kann, eine Neudefinition der Cultural Studies? In Erwiderung auf die
erste Frage fallt auf, dass das Kino, oder eher der Film einen völlig anderen Raum der Refle-
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2.4 Theater, Film, Fotografie
215
xivität und der Konzeptualisierung erobert hat. In dieser Wendung war vielleicht die Krise, in
die das Kino durch die Digitalisierung gestürzt wurde, wichtiger als die mögliche Ermüdung
der Paradigmen der Repräsentation und der Fragen der Identität. Das digitale Bild, das den
Film scheinbar seiner materiellen Basis in der Fotografie beraubt, betrifft die Grundlage vieler der Schlüsselcharakteristika des Films, sowohl als technisches Medium wie als Kunstform, etwa in Fragen nach Fiktion oder Dokumentation, Realismus oder Illusionismus, Montage oder langer Einstellung, Bewegung oder Simultaneität. Die zweite Frage, ob die Cultural
Studies die Rolle annehmen können, die sie von den Literaturwissenschaften geerbt haben
und, wenn ja, auf welche disziplinärer Basis - anthropologisch, soziologisch, ästhetisch, hermeneutisch oder historisch -, ist, so der Autor, weitaus schwieriger zu beantworten. Es sind
verschiedene Ansprüche formuliert worden. Von der Seite der Medienwissenschaft aus
scheint eine allgemeinere Vorstellung vom Medium im Widerstreit mit einer präziseren Idee
einer technologischen Kultur zu liegen, in der Menschen und ihre symbolischen (Unter)Handlungen, damit eben auch die Kultur, als Produkte ihrer Informationsmedien und Technologien
(und nicht anders herum) verstanden werden. (ICG2)
[356-L] Faschingeder, Gerald:
Konfliktzone Theater: Überlegungen zur (entwicklungs-) politischen Bedeutung des
Theaters, in: Journal für Entwicklungspolitik, Vol. 20/2004, No. 3, S. 76-103
INHALT: "In diesem Beitrag werden mehrere Antworten auf die Frage nach dem politischen
und/ oder entwicklungspolitischen Potenzial des Theaters vorgestellt und diskutiert. Das
Theater der Aufklärung verstand sich selbst als moralische Anstalt und machte sich zum
volkspädagogischen Projekt. Einen anderen Zugang wählt jener Ansatz, der mit Brecht u.a.
auf das emanzipatorische Potenzial des Theaters hofft und durch dieses die Selbsterziehung
des Volkes zum Regieren stimulieren möchte. Dies wird auch an außereuropäischen Theaterbeispielen wie etwas Wole Soyinkas Werken oder dem Entwicklungstheater nach Boal gezeigt. Zuletzt wird vorgeschlagen, den Begriff der Theatralität auch für alltagsbezogenen Darstellungen zu öffnen und aus einer so gewonnenen Perspektive dem Dialog einen bedeutenden Platz im Theatergeschehen einzuräumen." (Autorenreferat)
[357-L] Fuchs, Bernhard:
Bollywood-Fans meeting online and offline: Filmkultur im Internet, auf Stammtischen und
bei Clubbings, in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften, 2007, H. 2, S. 69-84 (Standort: USB
Köln(38)-Z 1133; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Bollywood ist eine Bezeichnung für das populäre Bombay-Kino, die in den siebziger
Jahren - anfangs in pejorativem Sinn - in journalistischen Kreisen geprägt wurde und sich seit
den neunziger Jahren im Zuge der jüngsten Globalisierungswelle der indischen Filmindustrie
nahezu weltweit durchsetzen konnte. Anhand eines Projekts über Bollywood-Kultur in Wien
wird ein globales Phänomen in seiner lokalen Ausprägung analysiert. Die auf einer engen
Verschränkung von Online- und Offline-Identitäten beruhenden sozialen Beziehungen der
Fans werden als eine spezifische Form transnationaler Filmkultur betrachtet. Fankulturen finden heute im Internet ein Instrument zur Artikulation und Selbstorganisation. Internetforen
stellen interaktive Interpretationsgemeinschaften und aktive Konkretisierungen des Publikums dar. Die in Wien seit rund zwei Jahren fast wöchentlich stattfindenden Bollywood-
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2.4 Theater, Film, Fotografie
Stammtische dienen als Diskussionsforum und als Tauschbörse für DVDs. Sie besitzen sozial-kommunikative und teilweise ökonomische Funktion. Einer von ihnen, nämlich der
Stammtisch des Vienna Bollywood Clubs (VBC), stellt den Gegenstand der Untersuchung
dar. Im Sinne eines weiten Verständnisses von Filmwissenschaft als Kulturwissenschaft kann
man, so der Autor, von einer methodologischen Entfernung vom zentralen Medium profitieren. Die Tatsache, dass gerade auch ein holistischer Zugang notwendiger Weise mit Defiziten
verbunden sein wird, sollte bedacht werden, aber in einer transdisziplinären Kulturwissenschaft nicht allzu sehr beunruhigen. Jeder Fokus ist mit spezifischen Unschärfen und blinden
Flecken verknüpft. Die Bereitschaft, sich neuen Perspektiven zu öffnen, ist ein Element der
Bollywood-Fankultur. Beweglichkeit und Dialogbereitschaft sind die Voraussetzung, damit
neue Perspektiven nicht das Blickfeld in anderer Hinsicht einschränken. (ICG2)
[358-F] Gutberlet, Marie-Hélène, Dr.; Kilian, Cassis, M.A. (Bearbeitung); Krings, Matthias, Jun.Prof.Dr. (Leitung):
Weiße Rollen im schwarzafrikanischen Film. Zur interkulturellen Aushandlung von Identitätsentwürfen
INHALT: Das Projekt schlägt eine neue Perspektive auf die Geschichte des schwarzafrikanischen
Kinos auf der Folie interkultureller Aneignungsprozesse vor. Mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen werden in afrikanischen Filmen Rollen übernommen, die auf Weiße Rollenmodelle
zurückgehen. Bei der Übernahme 'weißer Rollen' müssen schwarze Schauspieler mit wissenschaftlich überkommenen, aber insbesondere in westlichen Medien noch immer wirksamen
Vorstellungen von einer 'rassisch' determinierten Identität handeln. Neben der Frage, wann
eine filmische Rolle eine 'weiße Rolle' ist, soll untersucht werden, welche Bedeutung die Besetzung 'weißer Rollen' mit schwarzafrikanischen Darstellern für die Entwicklung des Films
südlich der Sahara hat und welche Funktion diesen interkulturellen Rollenübernahmen in Prozessen der Neuaushandlung kultureller Identität zukommt. Als übergeordnetes Ziel will das
Projekt einen Beitrag zur Konturierung des Interkulturalitätskonzeptes leisten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Schwarzafrika
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Zentrum für
Interkulturelle Studien -ZISINSTITUTION: Universität Mainz, FB 07 Geschichts- und Kulturwissenschaften, Institut für
Ethnologie und Afrikastudien (Forum Universitatis 6, 55099 Mainz); Universität Frankfurt,
FB 10 Neuere Philologien, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft (60629
Frankfurt am Main)
KONTAKT: Kilian, Cassis (e-mail: [email protected], Tel. 06131-39-22798)
[359-L] Harnischmacher, Michael:
Passionsfrüchte: die Debatten um Mel Gibsons umstrittenen Film, in: Communicatio Socialis
: internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 37/2004,
Nr. 3, S. 277-283 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Der Film "Die Passion Christi" von Mel Gibson hat weltweit emotionale Reaktionen
hervorgerufen. Dem ökonomischen Erfolg stehen Vorwürfe gegenüber, die von christlichem
Fundamentalismus, ausufender Brutalität bis zum Antisemitismus reichen. Der Beitrag fasst
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die Argumente der in- und ausländischen Debatte um den Film zusammen. Zunächst wird
über den Verlauf einer Diskussion in der Katholischen Akademie in Bayern am 29. April
2004 referiert, die sich insbesondere mit dem Authentizitätsanspruch des Regisseurs auseinandersetzte. Gerade die Konzentration Gibsons auf das Leiden Christi widerspreche der Botschaft des Neuen Testaments, die dieser "menschlichen Opferlogik von Gott her ein Ende setze." Anschließend werden internationale Pressestimmen aus der Debatte um den Film zitiert
und zusammengestellt. Diese reichen vom Vorwurf der Gewaltverherrlichung und der Kitschproduktion bis zur Identifizierung mit der religiösen Botschaft des Films. Der Film zwingt
dazu, die "Kernfragen des Glaubens neu zu thematisieren. (...) selbst wenn man ihn als gescheitert betrachtet, wirft er Fragen auf, denen sich Christen stellen müssen." (UN)
[360-L] Kim, Yung Soo; Kelly, James D.:
A matter of culture: a comparative study of photojournalism in American and Korean
newspapers, in: International Communication Gazette, Vol. 70/2008, No. 2, S. 155-173
(gaz.sagepub.com/content/vol70/issue2/)
INHALT: Der Inhalt von 628 Nachrichten- und Feature-Fotos in zehn amerikanischen und koreanischen Qualitätszeitungen wurde auf Unterschiede der Komposition, der Anzahl der Themen
und der Identifikation mit den Themen hin untersucht. Es zeigte sich, dass der koreanische
Ansatz des Fotojournalismus ein rein deskriptiver ist, während der amerikanische eher interpretativ ist. Die koreanischen Fotos beinhalten viel mehr Nachrichten, betonen die Gruppe
und halten eine bestimmte Form der Komposition bei. Die amerikanischen Pressefotos sind
vom Inhalt her eher Features, betonen das Individuum und variieren in ihrer Komposition. Es
werden fünf berufsbezogene Faktoren herausgearbeitet, die die ermittelten kulturellen Unterschiede entweder bekräftigen oder reflektieren. (UNübers.)
[361-L] Kirchmann, Kay:
Bewegung zeigen oder Bewegung schreiben?: der Film als symbolische Form der Moderne,
in: Gabriele Klein (Hrsg.): Bewegung : sozial- und kulturwissenschaftliche Konzepte, Bielefeld:
transcript Verl., 2004, S. 265-282, ISBN: 3-89942-199-X (Standort: ULB Münster(6)-3H80069)
INHALT: Der Autor thematisiert die Bedeutung des Films als zentrales symbolisches Leitmedium der Moderne, da er eine Umstrukturierung von Wahrnehmung und Erfahrung provoziert.
Der Film führt nach seiner These die zwei wichtigsten Bewegungskonzepte des 19. Jahrhunderts - das organisch-holistische und das mechanisch-reduktionistische Bewegungskonzept über das Zusammenwirken der Prinzipien der Montage und der Narration zusammen. Die
Verzeitlichung des Bewegungskonzeptes kann somit in den Kontext von Fortschritt gestellt
und mit der Entwicklung des Mediums Film verbunden werden: Fragmentierung des Bewegungsganzen und Diskontinuität statt Prozessualität werden zum dominanten Wahrnehmungs- und Erfahrungsmodus. Die symbolische Kraft des Films liegt jedoch darin begründet,
dass sie als entschiedener Gegenpol zum fotografischen Diskurs der Fragmentierung verstanden werden muss. Erst mit dem Film konnte die fragmentarische Bewegung wieder kommunizierbar werden - als Einheit im Gegensatz und als entschiedene Unentschiedenheit zwischen zwei divergierenden Bewegungskonzepten der frühen Moderne. (ICI2)
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2.4 Theater, Film, Fotografie
[362-L] Leimgruber, Walter:
Bilder vom Körper - Bilder vom Menschen: Kultur und Ausgrenzung um 1900 und heute,
in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg.
101/2005, H. 1, S. 69-91 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)
INHALT: Nachdem während Jahrzehnten Funktionen, Strukturen und Prozesse der Gesellschaft
im Zentrum des Interesses standen, hinter denen der Mensch und sein Körper "dezentiert"
wurden, ist in letzter Zeit eine Flut von kulturwissenschaftlichen Texten zu den unterschiedlichsten Aspekten des Körpers und seiner Geschichte erschienen. Im vorliegenden Text wird
die Frage der gesellschaftlichen Ausgrenzung durch Körperbilder diskutiert, und zwar zunächst am Beispiel der Fotografie in der Zeit von der Mitte des 19. bis zum Anfang des 20.
Jahrhunderts. Der menschliche Körper und die Bilder, die von ihm gemacht wurden, dienten
als Mittel der Klassifikation. Das neue Medium der Fotografie verband sich mit den rasch
aufstrebenden Wissenschaften zu einem Gesamteindruck von Menschen, die nach sichtbaren,
abbildbaren Merkmalen differenziert wurden. Medizin, Anthropologie, Biologie, Kriminologie, Ethnologie und Volkskunde fragten nach dem Anderen im Sinne von Fremden. Wissenschaft im l9. Jahrhundert sammelte deshalb Fälle von Abweichungen: Krankheit, Wahnsinn,
kriminelle Devianz, Körpermissbildung, sexuelle Verirrungen. Anhand dieses Materials skizziert der Autor das Verhältnis zwischen Kulturwissenschaften und Naturwissenschaften in
dieser Epoche. In einem zweiten Teil wird am Beispiel der Gentechnologie die Veränderungen der Bedeutung von Körper- und Menschenbildern aufgezeigt und danach gefragt, welche
Rolle Natur- und Kulturwissenschaften dabei spielen. Geboten wird nicht das Resultat empirischer Forschung, sondern ein Problemaufriss. (ICA2)
[363-L] Lotman, Juri:
Der Platz der Filmkunst im Mechanismus der Kultur, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie
und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 13/2004, Nr. 2, S. 92-106
INHALT: Die elementare Dualität im Verhältnis von Kultur und menschlicher Persönlichkeit bestimmt nach der These des Autors zwei grundlegende dynamische Tendenzen im Mechanismus der Kultur: die Tendenz zu mehr Vielfalt und die Tendenz zu mehr Einheitlichkeit. Hat
die betreffende Kultur eine bestimmte strukturelle Reife erlangt, dann entsteht das Bedürfnis
nach einer Selbstbeschreibung, die die Entstehung einer Metasprache der betreffenden Kultur
voraussetzt. Der Autor reflektiert vor diesem Hintergrund die Rolle des Films und der Filmkunst und entwickelt einige grundlegende Thesen zu den metasprachlichen Mechanismen der
Kultur sowie zum Verhältnis von Film und mythologischer Sprache. Er zeigt, welche Eigenschaften es der Filmsprache gestatten, zwei semiotische Polaritäten zusammenzubringen: die
Ebene der semiotisierten Gegenstände und die Ebene der entwickeltsten und kompliziertesten
Semiose. Auf Grund dessen kommt der Film mit Erfolg zwei entgegengesetzten kulturellen
Bedürfnissen nach: dem Bestreben, aus der Welt der Zeichen, einer komplizierten und entfremdeten sozialen Organisation, auszubrechen, und dem Bestreben, die Sphäre der gesellschaftlichen und künstlerischen Semiotik komplexer und reichhaltiger zu machen. Gerade
diese Eigenschaften machen es unabweisbar, den Film als eine wichtige Komponente des sich
gegenwärtig mit Nachdruck entwickelnden Metamechanismus der modernen Kultur anzusehen. (ICI2)
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[364-L] Machura, Stefan; Voigt, Rüdiger (Hrsg.):
Krieg im Film, (Krieg der Medien - Medien im Krieg, Bd. 1), Münster: Lit Verl. 2005, 293 S.,
ISBN: 3-8258-8406-6
INHALT: "Kriege sind eines der wichtigsten Themen von Filmen. Filme können das Publikum
zur Parteinahme in kriegerischen Auseinandersetzungen bewegen. Sie vermitteln denen, die
Kriege nicht aus eigenem Erleben kennen, das eindrücklichste Bild. Auch daher sind Kriegsfilme ein bevorzugtes Mittel politischer Propaganda. Sie fließt auch in Filme ein, die auf den
ersten Blick unpolitisch daherkommen. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Darstellungen des Krieges im zeitlichen und internationalen Vergleich. Das Verhältnis von gesellschaftlichen Hintergründen und literarischen Vorlagen zu den Filmen wird in die Analysen
mit einbezogen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stefan Machura und Rüdiger Voigt:
Einleitung: Krieg im Film. Der ewige Kampf des 'Guten' gegen das 'Böse' (9-22); Rüdiger
Voigt: Der Kampf um die Herzen. Filme als Waffen der Kriegspropaganda (23-57); Anja
Wieber: Von der Völkerwanderung zum Kalten Krieg: 'Sign of the Pagan' zwischen antikem
Topos und Mentalitäten der 50er Jahre (59-101); Olga Litvinova / Stefan Machura: Krieg und
Gesellschaft: Mehrebenenanalyse der amerikanischen und sowjetischen Verfilmungen von
Tolstojs Roman 'Krieg und Frieden' (103-132); Eun-Jeung Lee: 'Joint security area' - Wie
man in Südkorea den andauernden Kalten Krieg verarbeitet (133-153); Stefan Machura: 'Patton' - Ein biographischer Kriegsfilm und der Mythos des amerikanischen Soldaten (155-183);
Matthias Kuzina: Das Kriegsgerichtsverfahren als Filmsujet: US-amerikanische Erzählmuster
(185-236); Peter Bürger: Paradigmenwechsel im US-amerikanischen Kriegsfilm? Ein Überblick (237-264); Christina Schildmann: Hollywood lädt nach: Kriegsrethorik in 'Matrix: Reloaded' und 'Lord of the rings - the two towers' (265-288).
[365-L] Meers, Philippe:
(Almost) everything you wanted to know about the movies but were afraid to ask film
studies: teaching, reading, and 'reinventing' the field, in: Communications : the European
Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 1, S. 97-108 (Standort: USB Köln(38)MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Wie lautet eine aktuelle Bestandsaufnahme von Filmwissenschaft? Wie kann man sich
diesen Bereich erschließen, wenn man von der Medienwissenschaft herkommt? Lohnt es sich
für Medienwissenschaftler, sich auf diesem benachbarten Feld zu engagieren? Kann man sich
einen Überblick über die wichtigsten Themen, theoretischen Ansätze und Analysemethoden
durch die Sichtung ausgewählter Literatur verschaffen? Der Beitrag versucht diese Fragen
durch die ausführliche Besprechung vier aktueller Bücher zur Filmwissenschaft zu beantworten. Die Bücher aus Großbritannien und den USA nähern sich dem Gegenstand auf unterschiedlichen Ebenen. Zwei einführende Textbücher versorgen Studienanfänger mit dem notwendigen Basiswissen. Eine Anthologie 'klassischer' Texte liefert einen Überblick über eine
Vielzahl theoretischer Ansätze. Und schließlich liefert ein Reader mit Schlüsselfiguren des
Feldes eine Bestandsaufnahme der Suche nach einer 'wirklich brauchbaren Theorie'. Das vorliegende Material ist auch von großem Interesse für Medienwissenschaftler. Alle Autoren der
behandelten Bücher stimmen darin überein, dass die Filmwissenschaft es sich nicht länger
leisten kann, ihre interdisziplinäre Verortung zu ignorieren. Die Schnittstellen mit Nachbardisziplinen wie Medienwissenschaft und Cultural Studies müssen gesucht werden, da Film
ein Teil der Populär- und Massenkultur ist. (UNübers.) (RG)
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[366-L] Reichel, Peter:
Erfundene Erinnerung: Weltkrieg und Judenmord in Film und Theater, München: Hanser
2004, 374 S., ISBN: 3-446-20481-4
INHALT: Die 'permanente (...) Vergegenwärtigung' (9) der NS-Diktatur definiert Reichel als die
zweite Geschichte des Nationalsozialismus. An diese knüpft er vier geschichtspolitische Felder: den Bereich des politisch-rechtlichen und politisch-kulturellen Handelns, analysiert 2001
in 'Vergangenheitsbewältigung in Deutschland' (siehe ZPol 2/02: 849); den Bereich der öffentlichen Erinnerung, dargestellt 1995 in 'Politik mit der Erinnerung' (siehe ZPol 1/96: 206).
Als Drittes nennt Reichel die Zeitgeschichtsforschung und schließt dabei Auseinandersetzungen wie den Historikerstreit oder die Goldhagen-Debatte ein. Dem vierten Feld, dem der ästhetischen Kultur, widmet er seine dritte und abschließende Studie zur zweiten Geschichte
des Nationalsozialismus. An ausgewählten Theaterstücken und Filmen aus der Bundesrepublik und der DDR, die für ihre Zeit als repräsentativ anzusehen sind, zeigt er, wie sich erfundene Erinnerungen als Geschichtsdeutung auf die Öffentlichkeit auswirk(t)en. Im ersten Teil,
'Kriegsbilder der Nachkriegszeit', werden die Aussagen u. a. von 'Draußen vor der Tür', 'Des
Teufels General', 'Der Arzt von Stalingrad' und 'Die Brücke' analysiert und in die öffentliche
Debatte eingeordnet. Im zweiten Teil, 'Ansichten von Auschwitz', zeigt Reichel, dass die Judenverfolgung in den Nachkriegsfilmen ein Randthema war. 'Eher tröstlich und unterhaltsam'
(191) wurde in Filmen wie 'Ehe im Schatten' und 'In jenen Tagen' dem Publikum vor Augen
geführt, dass auch unter einem unmenschlichen Regime menschliche Solidarität gelebt werden konnte. Auf diese 'ästhetisch-kulturelle Entwirklichung' (25) der NS-Zeit nach 1945 sei in
den 60er-Jahren eine Politisierung gefolgt, so mit Hochhuths 'Der Stellvertreter'. Seit dem
Ende der 70er-Jahre habe eine 'nachhaltige Emotionalisierung im Umgang mit dem Holocaust' (25) eingesetzt. Als Beispiel dafür nennt Reichel den Film äSchindlers Liste'. Dieser
Entwicklung kann der Autor durchaus etwas abgewinnen: Mit 'dem Aussterben der Generationen der Mit- und Überlebenden des Nationalsozialismus (werden) die Produkte einer massenkulturellen Sekundärerfahrung als emotional ansprechende Medien noch wichtiger' (24).
(ZPol, VS)
[367-F] Schroer, Markus, Priv.Doz. Dr. (Bearbeitung):
Soziologie des Visuellen/ Soziologie des Films
INHALT: Es ist mittlerweile zum Allgemeinplatz geworden, unsere Gesellschaft als eine stark visuell orientierte Gesellschaft zu beschreiben. Die Soziologie scheint davon aber insgesamt
nur wenig Notiz genommen zu haben. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle untersucht
die Soziologie textliche Repräsentationen der Gesellschaft und nicht bildliche. Es sind aber
gerade die bildlichen Repräsentationen, die im zunehmenden Maße bestimmen, wie die Gesellschaft über sich selbst nachdenkt. Deshalb gilt es im Sinne einer visuellen Soziologie (wie
sie etwa von Norman K. Denzin, Uwe Flick, Hans-Georg Soeffner oder Jürgen Raab zu konstituieren versucht wird), sich stärker als bisher den optischen Repräsentationen zuzuwenden.
Dabei geht es nicht zuletzt um die Frage: Wer fotografiert/ filmt wen? Konnte man bis in die
jüngste Vergangenheit von einem Machtgefälle ausgehen, das beispielsweise Eltern und Kolonialherren so selbstverständlich zu Fotografen machte wie es Kinder und Eingeborene zu
Fotografierten machte, so erleben wir heute ein Aufbrechen dieses Gefälles. Nicht zuletzt
durch die Zunahme von Digitalkameras und Fotohandys steigt nicht nur die Anzahl der Bildproduktion, vielmehr fällt auch die starre Einteilung in Fotografen und Fotografierte und da-
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mit die von Beobachtern und Beobachteten. Heute beobachtet, fotografiert und filmt gewissermaßen jeder jeden. Darüber hinaus ist ebenso die Frage zentral: Wer fotografiert was?
Schon in Bourdieus "Die feinen Unterschiede" und seinen Schriften zur "illegitimen Kunst"
der Fotografie wird deutlich, dass die gleichen Objekte sehr unterschiedlich fotografiert werden, je nachdem, ob es sich bei den Fotografen um Männer oder Frauen, junge oder alte Menschen usw. handelt. Zu den visuellen Formen und Artefakten, in denen eine Gesellschaft sich
darstellt, gehört auch der Film. Beim Film haben wir es mit einem Medium zu tun, das bisher
noch viel zu wenig in die empirische Sozialforschung einbezogen wird. Dabei handelt es sich
bei Filmen um eine bestimmte Deutung von Wirklichkeit. An Filmen lässt sich ablesen, wie
kulturelle Erfahrungen wie Krieg, Drogenmissbrauch, Liebe, Familie, Arbeit, Geburt, Kindheit und Tod reflektiert werden. Dabei werden Vergleiche zwischen unterschiedlichen Ländern möglich, denen sich womöglich die gleichen Themen stellen, ohne dass sie deshalb auch
in der gleichen Manier behandelt werden. Anbieten würde sich eine Verknüpfung mit dem
Thema Grenze, Grenzkonflikte, Wahrnehmung von Grenzen usw. hinsichtlich der Frage: Wie
werden Grenzen im Film thematisiert? Welche Bedeutungen werden ihnen zugeschrieben?
Die visuelle Soziologie ist zum einen gleichsam theoretisch als empirisches Verfahren zu entwickeln, zum anderen aber auch selbst hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Grenzen empirisch zu erproben.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Soziologie Prof.Dr. Martina Löw (Residenzschloss, 64283 Darmstadt)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 06151-163266, Fax: 06151-166035,
e-mail: [email protected])
[368-L] Spehr, Christoph:
"... daß früher oder später jemand gegen sie kämpfen muß": Revolution und
Transformation in "Matrix", in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches
Journal, Jg. 16/2005, H. 1, S. 4-19 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Es gehört zum Genre der Science Fiction, dass es den Kontakt zu Fragen von Herrschaft und Befreiung, Unterdrückung und Widerstand, Kontrolle und Gegenmacht immer aufrecht erhalten hat. So knüpft der Film "The Matrix" an diese Tradition an zu einem Zeitpunkt,
als Revolution "out" zu sein schien. "The Matrix" spricht deutlicher und politischer von Revolution, als dies Ende der 1990er Jahre denkbar erschien. Das Matrix-Projekt, so die These
des vorliegenden Essays, hat die vergangene und zeitgenössische theoretische Reflexion zum
Thema Revolution hochinformiert in sich aufgenommen; seine Schwierigkeiten, eine utopische Vision von Revolution zu entwerfen, sind die Schwierigkeiten heutiger Revolutionstheorie. Gleichzeitig wird gezeigt, dass sich in der Gesamtheit des Matrix-Projekts auch Ansätze
auf eine Erneuerung der Thematik finden, die zur Wiedergewinnung der Aktualität von Revolution noch Weitergehendes beitragen können - in kultureller wie in politischer Form. Eines
Projekts, zu dem außer der Filmtrilogie auch die Sammlung animierter Kurzfilme "Animatrix", das Spiel "Enter the Matrix" und inzwischen zwei Comicbände gehören, das weiterhin
nicht abgeschlossen ist und das damit medien- wie produktionstechnisch eines der komplexesten der aktuellen Popkultur ist. (ICA2)
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2.4 Theater, Film, Fotografie
[369-L] Spielmann, Yvonne:
Video: das reflexive Medium, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, Bd. 1739), Frankfurt am
Main: Suhrkamp 2005, 478 S., ISBN: 3-518-29339-7
INHALT: "Vom Aufkommen der Videotechnik Mitte der sechziger Jahre bis heute hat sich ein
breitgefächertes Feld der Videopraxis etabliert. Es nimmt seinen Ausgang in der Auseinandersetzung mit den Parallelmedien Fernsehen und Performance und entwickelt im Rahmen
der Formatvorgaben von Videoband, Videoinstallation und Videoperformance ein eigenes ästhetisches Vokabular. Dieses zeichnet sich durch Übergänge zur Installation, zum Happening
und zu multimedialen, hypermedialen und interaktiven Präsentationsformen aus.Yvonne
Spielmann fragt in ihrer detaillierten Studie nach dem Stellenwert von Video in technologischer, ästhetischer und medienkultureller Perspektive und vertritt die These, dass Video ein
eigenständiges Medium darstellt und nicht etwa ein Zwischenstadium, das mit der Einführung
digitaler Technologien obsolet würde. Der vorliegende Band bietet einen Überblick über die
Theorie und Geschichte der Videokunst und stellt daher ein Kompendium dieser für die
Kunst der Gegenwart maßgeblichen Medienform dar." (Autorenreferat)
[370-L] Stern, Frank:
Im Kalten Krieg war die Welt in Ordnung - Kino als Sinnes- und Welterfahrung: oder: Den
Widerspruch leben statt sich cineastisch erfinden, in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften,
2007, H. 2, S. 113-119 (Standort: USB Köln(38)-Z 1133; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Gerade im Nachkrieg aufgewachsene Wissenschaftler kommen nicht umhin, sich angesichts der damals immensen ideologischen Aufladung kultureller Praktiken selbstkritisch zu
hinterfragen, kaum jemand ist nach 1945 in der westlichen, mittel- und osteuropäischen Welt
un-visuell sozialisiert worden. Der Nachkrieg und der Kalte Krieg waren, so der Verfasser,
visuelle und filmische Hoch-Zeiten, in denen sich zaghaft die ersten wertorientierten Wahrnehmungen des Visuellen ergaben, kritisches Sehen ansatzweise entstand, aus der Fülle internationaler filmischer Realitäten eine Film-Realität wurde. Die visuelle Kultur der Nachkriegszeit war formativ und konstitutiv für FilmemacherInnen und Publikum. Ein Teil blieb bei der
Ufa-Ästhetik stehen, die meisten gingen weiter, aber nicht unbedingt immer mit kritischer
Absicht oder jener oftmals bald verlorenen idealistischen Euphorie, die die Studentenbewegung der 1960er und 1970er Jahre kennzeichnete. (ICG2)
[371-L] Stiglegger, Marcus:
Alte und neue Vorstellungen von einem Schreckensort: ein filmhistorischer Abriss, in:
Augen-Blick : Marburger und Mainzer Hefte zur Medienwissenschaften, 2004, Nr. 36, S. 26-38
INHALT: Die Aufarbeitung des nationalsozialistischen Völkermordes in Form von Spielfilmen
ist zwar vielfach diskutiert und dokumentiert worden, jedoch möchte der Autor die wesentlichen Strömungen innerhalb der Filmgeschichte noch einmal vergegenwärtigen, um die aktuellen Entwicklungen aus diesem Kontext heraus verständlich zu machen. Er zeigt in seinem
filmhistorischen Abriss, wie sich die filmische Aufarbeitung der Ereignisse unter der nationalsozialistischen Okkupation zunächst schleppend entwickelte, danach mehrere, eher tastende Phasen durchlief, bis sich gegen Ende der 1970er Jahre schließlich eine der "Auschwitz-
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Literatur" vergleichbare filmische Vermittlungsform etabliert hatte, in deren Rahmen sich
eine eigene Ikonographie des Völkermordes und der Konzentrationslager herausbildete. Auslöser hierfür war vor allem die amerikanische Fernsehserie "Holocaust", d.h. es muss auch der
Blick vom Kinofilm in Richtung Fernsehen gerichtet werden, um die entsprechende intermediale Wechselwirkung zu berücksichtigen. Der kursorische Überblick des Autors berücksichtigt ausschließlich jene Filme, die sich nach 1945 explizit mit Ereignissen um den Holocaust
auseinander setzten, und nicht jene Filme, die sich lediglich mit dem Nazi-Regime beschäftigten bzw. zeitlich früher entstanden sind. (ICI2)
[372-L] Worschech, Rudolf:
Frühling für Hitler: der Untergang und andere: Wie der deutsche Film das "Dritte Reich"
und seine Täter darstellt, in: Augen-Blick : Marburger und Mainzer Hefte zur
Medienwissenschaften, 2004, Nr. 36, S. 102-110
INHALT: Das "Dritte Reich" ist ein Dauerthema im deutschen Film der letzten Jahre. Selten zuvor haben sich aber deutsche Regisseure so intensiv und so massiert mit der NS-Zeit beschäftigt. Am 16.9.2004 startete in den deutschen Kinos Oliver Hirschbiegels "Der Untergang"
über die letzten Tage Hitlers mit Bruno Ganz als Hauptdarsteller, im November folgte Volker
Schlöndorffs "Der neunte Tag" (2004) über das moralische Dilemma eines im KZ inhaftierten
Pfarrers, und in Napola (2005) beschäftigt sich Dennis Gansel im Stil eines Internatsfilms mit
dem Innenleben einer nationalsozialistischen Eliteschule. Im Fernsehen liefen bereits Jo Baiers Zweiteiler "Stauffenberg" (2003) und davor Kai WesseIs "Goebbels und Geduldig"
(2002) mit Ulrich Mühe als Propagandaminister. Heinrich Breloer arbeitet zurzeit an "Speer
und Er", der 2005 in die Kinos kommt. Der Autor nimmt dies zum Anlass, um zu untersuchen, wie die nationalsozialistischen Täter im deutschen Gegenwartskino und in der Populärkultur dargestellt und interpretiert werden. Er reflektiert u.a. das "Land der Väter" und das
"Land der Täter", die Beziehung zwischen Täter und Mitläufer sowie die (filmische) Sympathie mit dem Bösen. (ICI2)
[373-L] Wurm, Barbara:
Der frühe Kulturfilm-Diskurs: Filmwissenschaft als Kulturwissenschaft 'von unten', in:
Zeitschrift für Kulturwissenschaften, 2007, H. 2, S. 25-40 (Standort: USB Köln(38)-Z 1133;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Frage: Wie sähe eine Kulturwissenschaft aus, die sich an einer spezifischen Ausformung des frühen Filmdiskurses, nämlich der
Problematik des Kulturfilms, orientieren würde? Am Beispiel des Kulturfilmbuchs (1924)
wird gezeigt, wie sich der Kulturfilm-Diskurs gegenüber anderen frühen filmwissenschaftlichen Diskursen gerade dadurch auszeichnete, dass er mangels einer eindeutigen Bedeutungszuweisung seines zentralen Signifikanten - des Begriffs 'Kultur' - und aufgrund der ihm (und
dem Kulturfilm selbst) zugewiesenen Aufgabe, filmisches und kulturelles Wissen zwischen
Expert/innen und Laien zu vermitteln, Thesen und Praktiken entwickelte, die das neue Medium Film auf mindestens dreifache Weise zum diskursiven Ort einer Kulturwissenschaft 'von
unten' werden ließen: Erstens in Bezug auf die grundlegende Funktion des Kulturfilms, Instrument der Popularisierung von Wissen zu sein, zweitens hinsichtlich der expliziten Aufmerksamkeit für die materialen Träger dieser Vermittlungsarbeit, die das ganze mediale
224
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2008/2
2.4 Theater, Film, Fotografie
Spektrum der neuen "visuellen Kultur" Film erschlossen, und drittens im Hinblick auf die aktive Rückkoppelung mit dem kulturellen Wertehorizont der Rezipient/innen. Der frühe Kulturfilm-Diskurs, so die Verfasserin, erweist sich somit nicht nur filmhistorisch als politischpädagogische Antwort der Kinoreformer auf die bürgerlichen Vorbehalte gegenüber dem
neuen Medium, sondern auch als Versuch, Film als eine mögliche Form kulturhistorischer
Forschungspraxis zu etablieren. (ICG2)
Register
225
Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
●
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
●
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
●
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
●
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
227
Personenregister
A
Abbing, Hans 279, 294
Abendschön, Simone 188
Ableitinger, Martin 322
Acham, Karl 50
Ackermann, Ulrike 189
Ahamer, Julia 105
Alkemeyer, Thomas 305
Allemeyer, Marie Luisa 86
Altmann, Sabine 85
Angermüller, Johannes 71
Antonicek, Theophil 280
Arjomand, Said Amir 190
Assmann, Aleida 106
Auga, Ulrike 51
B
Babic, Gaby 149
Badura, Heinrich 191
Bahar, Mehri 52
Bak, Volodymir 85
Baldauf, Ingeborg 114
Balla, Tina 115
Bammann, Kai 150
Bannasch, Bettina 281
Barboza, Amalia 282
Bauer, Thomas A. 248
Becker, Hans-Jürgen 38
Beganovic, Davor 116
Behr, Rafael 229
Behrens, Katharina 86
Bender, Annika 172
Bendix, John 173
Bendix, Regina 173
Bernik, France 87
Berr, Karsten 287
Bevc, Tobias 151
Biczó, Gábor 175
Bieber, Christoph 249
Bingöl, Özgür 107
Blome, Eva 1
Bock, Karin 323
Boddy, Kasia 324
Boeckh, Andreas 53
Bogdal, Klaus-Michael 306
Bogner, Daniel 23
Bohnsack, Ralf 240
Bohr, Jörn 67
Bonacker, Thorsten 2, 54
Borgstedt, Silke 325
Braun, Michael 174
Braun, Peter 175
Brill, Andrea 326
Bruckner, Elke 152
Brügge, Joachim 55
Brunner, Karl 3
Bruns, Karin 250
Bruns, Wilhelm 4
Büchel, Jan 117
Bucher, Ulrich 251
Bühl, Walter Ludwig 327
Burkart, Günter 153
Busch, Kathrin 5
Butterwegge, Christoph 192
Büttner, Silke 283
C
Cahill, Kevin 193
Caldarovic, Ognjen 223
Calließ, Jörg 328
Calmbach, Marc 329
Canzler, Weert 154
Cao, Qing 194
Chavdarova, Tanya 230
Clauss, Mareike 353
Cloos, Peter 231
Colombi, Matteo 290
Compagna, Diego 155
Couldry, Nick 6
D
Daele, Wolfgang van den 56
Därmann, Iris 5, 7, 39
David, Alexandra 232
Deichmann, Carl 195
Delitz, Heike 284
Demesmay, Claire 176
Denscheilmann, Heike 118
Detelic, Martina 223
Diekmann, Stefanie 8
228
Personenregister
Dierks, Manfred 307
Dirscherl, Klaus 321
Dittrich, Eckhard 247
Döge, Peter 233
Dore, Ronald 57
Döring, Jörg 9
Dornbusch, Christian 330
Duarte, Rodrigo 119
Dülmen, Richard van 58
Gärtner, Stefan 232
Gembris, Heiner 332
Gendolla, Peter 254
Gephart, Werner 14
Gerhards, Jürgen 286
Gerhardt, Uta 212
Gethmann-Siefert, Annemarie 287
Geuen, Heinz 90
Giesen, Bernhard 62
Glauser, Andrea 288
Glavasevic, Bojan 223
Glotz, Peter 255
Goppold, Uwe 199
Gottberg, Joachim von 278
Göttlich, Andreas 342
Grabolle, Roman 85
Graumann, Günter 235
Gregurovic, Margareta 223
Greshoff, Rainer 15
Griesebner, Andrea 3
Grisold, Andrea 123
Groß, Matthias 16
Gruschka, Andreas 17
Günzel, Stephan 18
Gutberlet, Marie-Hélène 358
E
Eberhard, Winfried 290
Eberle, Martin 234
Eberle, Thomas S. 252
Ebert, Ralf 120
Eibl, Karl 10
Eiden, Patrick 1
Eikhof, Doris 354
Eisenstadt, Shmuel N. 59
El-Nawab, Susanne 88
Elsaesser, Thomas 355
Elter, Andreas 121
Emrich, Eike 159
Endres, Klaus 156
Engelfried, Alexandra 196
Ernst, Petra 60
Escher, Anton 177
F
Faber, Richard 12
Fahle, Oliver 119
Faschingeder, Gerald 356
Faulstich, Werner 261
Fickers, Andreas 253
Figueroa-Dreher, Silvana Karina
Fischer, Joachim 13
Fischer, Michael W. 61
Fischer, Walter Boris 285
Forster, Meret 308
Fritzsche, Bettina 331
Fuchs, Bernhard 357
Fürstenberg, Friedrich 197
G
Gaber, Rusanna 198
Gaehtgens, Thomas W. 122
Gaier, Ulrich 106, 108
Gamerith, Werner 77
Ganahl, Simon 309
342
H
Häberle, Peter 178
Hacker, Winfried 237
Hagner, Michael 40
Hahn, Andreas 256
Haller, Max 89
Halm, Dirk 157
Hammer, Almuth 281
Hammer-Tugendhat, Daniela 3
Handtrack, Christian 257
Hanika, Karin 124
Hann, Chris 19
Hardt, Matthias 85
Haring, Sabine A. 60
Harnischmacher, Michael 359
Harrandt, Andrea 280
Harrasser, Karin 20
Hartleb, Florian 200
Hasselmann, Kristiane 289
Haunschild, Axel 354
Haustein, Sabine 158
Haut, Jan 159
Hecken, Thomas 21
Personenregister
229
Heeg, Günther 181
Hegedüs, Laura 290
Heilbronner, Oded 201
Helms, Ludger 202
Hengartner, Thomas 109
Hertzfeldt, Hella 125
Hippe, Wolfgang 126
Hitzler, Ronald 333
Hochleitner, Erich 179
Hochmayr, Cornelia 291
Hoffmann, André 342
Hoffmann, Gertraude 127
Hoffmann, Philip 199
Hofmann, Andreas R. 290
Honneth, Axel 22, 63
Höpcke, Klaus 127
Hörl, Erich 40
Horsmann, Claes 242
Horsmann, Claes S. 239
Hotz-Davies, Ingrid 292
Huber, Annegret 342
Khurana, Thomas 8
Kilian, Cassis 358
Kiliánová, Gabriela 290
Kim, Yung Soo 360
Kimminich, Eva 90
Kindermann, Melanie 256
Kiral, Filiz 66
Kirchberg, Volker 295
Kirchmann, Kay 361
Kißener, Michael 130
Klein, Gabriele 296
Klemke, Peggy 128
Klinkert, Thomas 313
Kneer, Georg 15
Kobbe, Paritosha 91
Koch, Elena 335
Kollmorgen, Raj 71
Köpping, Klaus-Peter 185
Korgel, Lorenz 92
Korte, Barbara 311
Kotková, Martina 85
Koutsoukou, Fedra 129
Kranemann, Benedikt 172
Kraume, Anne 312
Krings, Matthias 358
Krippendorff, Ekkehart 336
Kröger, Franz 126
Kubik, Andreas 23
Kuch, Birgit 181
Kucher, Katharina 162
Kufrin, Kresimir 223
Kumoll, Karsten 25
Kunzmann, Klaus R. 120
Kwon, Jeong-Im 287
I
Irrgang, Bernhard 180
Ishig, Ariunaa 237
Ishikawa, Satomi 258
J
Jacke, Christoph 259
Jackob, Alexander 260
Jacobs, Fabian 110
Jäger, Manfred 310
Jameson, Fredric 64
Joas, Hans 23
Johannessen, Lene 193
Jones, Adam 304
Jurt, Joseph 293
Jütting, Dieter H. 160, 161
K
Kagan, Sacha 279, 294, 295
Kammerhofer-Aggermann, Ulrike
Kammler, Clemens 24
Karmasin, Matthias 261
Kastner, Michael 65
Kaya, Verda 334
Kelly, James D. 360
Kerckhove, Derrick de 262
Kersting, Anna Lena 203
55
L
Lachmann, Hans-Jürgen 67
Ladner, Margitta 256
Landgraf, Diemo 313
Langenohl, Andreas 204
Larguèche, Abdehamid 177
Larkey, Edward 337
Lash, Scott 263
Lechleitner, Gerda 105
Leeker, Martina 262
Lee-Peuker, Mi-Yong 236
Leggewie, Claus 205, 249
Leimgruber, Walter 362
Leistle, Bernhard 185
230
Lemke, Harald 39
Lendvai, Ferenc L. 182
Lenz, Gunnar 41
Lieske, Adina 42
Linsenmann, Andreas 130
Lipp, Carola 206
Lippuner, Roland 26
Lonitz, Henri 338
Looks, Peggy 237
Lotman, Juri 363
Lübbe, Hermann 68
Lübcke, Claudia 93
Lübke, Christian 85
Lück, Hartmut 339
Lund, Hannah 297
Lungwitz, Ralph-Elmar 238
Lüthje, Corinna 340
Lützeler, Paul Michael 207
M
Machovec, Martin 69
Machura, Stefan 364
Mader, Elke 315
Maderthaner, Wolfgang 27
Mager, Christoph 341
Mahlke, Kirsten 7
Maier, Hans 70
Main, Izabella 208
Martins, Erko 239, 242
Mayenberger, Minja 342
Mayer, Kathrin 209
Meers, Philippe 365
Meier, Stefan 94, 323
Mein, Georg 28
Mellmann, Katja 10
Melzer, Marlen 237
Mensching, Anja 240
Merkel, Wolfgang 210
Mersch, Katharina Ulrike 86
Merz-Benz, Peter-Ulrich 29
Metze-Mangold, Verena 131
Meyer, Friedrich-Wilhelm 152
Meyer, Hans Joachim 211
Meyer, Jörg 71
Meyer, Thomas 183
Mills, Sara 30
Mittenzwei, Werner 132
Moebius, Stephan 298
Möhring, Maren 43
Personenregister
Mokre, Monika 299
Moser, Johannes 109
Mucska, Vincent 85
Mülder-Bach, Inka 31
Müller, Charlotte 343
Müller-Jentsch, Walther
Mundi, Thorsten 314
Murasov, Jurij 116
Musner, Lutz 27
300
N
Näser, Torsten 111
Nerdinger, Friedemann 246
Nerdinger, Friedemann W. 239, 242
Neumann-Held, Eva M. 65
Neumeier, Gerhard 212
Niederle, Helmuth A. 315
Niehaves, Björn 241
Nieke, Wolfgang 184
Niekrenz, Yvonne 163
O
Odak, Iva 223
Oellers, Norbert 316
Oelze, Patrick 199
Oerter, Rolf 344, 345
Oevermann, Ulrich 17, 133, 134
P
Pape, Helmut 32
Parkhomenko, Roman 33
Parnes, Ohad 44
Parr, Rolf 24
Partsch, Erich Wolfgang 280
Patzelt, Werner J. 213
Paul, Gerhard 264
Peters, Werner 214
Pfahl-Traughber, Armin 95
Pfänder, Stefan 90
Pfingsten, Heike 135
Pfisterer, Eva 101
Prokop, Dieter 136, 137
Pundt, Alexander 239, 242
Pusch, Barbara 66
R
Raabe, Jan 330
Raabe, Johannes 265
Rappe, Michael 90
Personenregister
Raßloff, Ute 290
Rausch, Helke 72
Rauschenbach, Sina 58
Rebane, Gala 317
Reckwitz, Andreas 2, 34, 54, 73, 353
Rehberg, Karl-Siegbert 284
Rehfeld, Dieter 232
Reichardt, Sven 245
Reichel, Peter 366
Reichert, Ramon 250
Reick, Christine 65
Reijnders, Stijn L. 266
Reinecke, Julia 346
Reisz, Gesa 215
Reitz, Tilman 74
Renner, Rolf G 293
Rezníková, Lenka 290
Richard, Jörg 4
Riedmann, Sylvia 20
Rieger-Ladich, Markus 28
Rittelmeyer, Christian 138
Rohmann, Gabriele 96
Rooijakkers, Gerard 266
Rosa, Hartmut 75
Rudolph, Michael 185
Ruhl, Kathrin 216
Ryklin, Michail 139
S
Sáez-Marti, Maria 97
Sagebiel, Felizitas 243
Sandl, Marcus 199
Schäfer, Jörgen 254
Schäfers, Bernhard 76
Schäfgen, Katrin 125
Schahadat, Schamma 292
Schattenberg, Susanne 217
Schaurer, Florian 218
Scheffer, Jörg 77
Scherke, Katharina 50
Schiffauer, Werner 334
Schimpf, Gudrun-Christine 140
Schindl, Thomas 267
Schlaak, Alexander 199
Schlingmann, Sabine 45
Schlögl, Rudolf 199
Schmidt, Christian 67
Schmidt, Kerstin 262
Schmidt, Sandra 289
231
Schneider, Claudia 141
Schneider, Jan 216
Schneider, Ralf H. 268
Schneider, Wolfgang 142
Schneider, Wolfgang Ludwig 15
Schnettler, Bernt 269
Schober, Anna 301
Scholtes, Fabian 236
Schöni, Walter 244
Schönig, Claus 66
Schönlau, Jens 98
Schöttker, Detlev 318
Schreer, Viola 112
Schreiner, Patrick 143
Schrimpf, Monika 99
Schroer, Markus 367
Schröer, Sebastian 347
Schubert, Herbert 302
Schubert, Thomas 219
Schulenberg, Ulf 78
Schulz, Daniel 220
Schulze, Verena 221
Schumann, Olaf J. 236
Schuster, Nina 164
Schweitzer, Albert 35
Schweppenhäuser, Gerhard 119
Schwier, Jürgen 165, 166
Scott, Alan 20
Seibel, Wolfgang 245
Senghaas, Dieter 348
Sevilla, Rafael 53
Sievers, Norbert 147
Simon, Gerhard 222
Sjögren, Anna 97
Skrandies, Timo 350
Sommer, Dominik 144
Spehr, Christoph 368
Spetsmann-Kunkel, Martin 270
Spielmann, Yvonne 369
Srubar, Helena 271
Stadler, Christian 179
Stagl, Justin 76
Stäheli, Urs 349
Stemmler, Susanne 350
Stern, Frank 370
Stiglegger, Marcus 371
Stöckmann, Ingo 319
Störl, Kerstin 113
Stracke, Stefan 246
232
Strassoldo, Raimondo 46
Streisand, Marianne 47
Struck, Ernst 77
Stulhofer, Alexander 223
Sturhan, Sabine 145
Sturm, Gabriele 164
Suber, Daniel 149
Suppanz, Werner 60
Süßmann, Johannes 133
T
Tauber, Christine 133
Tenk, Maria 247
Tetzlaff, Rainer 79
Thalmaier, Bettina 186
Thielmann, Tristan 9
Thomas, Tanja 100, 226, 272
Thünemann, Holger 224
Thurn, Hans Peter 303
Tiedemann, Rolf 36
Tischleder, Bärbel 320
Träger, Jutta 216
Trepte, Sabine 273
Trinkaus, Stephan 80
Trommsdorff, Gisela 106
Tsapakidis, Konstantinos 351
Twellmann, Marcus 146
V
Vacher, Isabelle 321
Vasak, Alexandra 225
Vedder, Ulrike 44
Vietta, Silvio 48
Villányi, Dirk 187
Vinnai, Gerhard 167
Virchow, Fabian 226
Voigt, Rüdiger 364
Völker, Susanne 80
Vondràsek, Karel 81
Vorlänger, Hans 227
W
Wagner, Bernd 124, 147, 148
Washietl, Engelbert 101
Weber, Kristin 304
Weigelt, Ina 102
Weinberg, Manfred 1
Weiß, Ralph 274
Werndl, Kristina 82
Personenregister
Wetzel, Dietmar J. 103
Wicha, Barbara 228
Wiemann, Dirk 71
Wiesendahl, Elmar 83
Wiesing, Lambert 275
Wiesner, Claudia 216
Wilke, Peter 246
Willer, Stefan 44
Wimmer, Franz Martin 84
Wimmer, Ulla 37
Winter, Rainer 168
Winter, Sybille 180
Winterberg, Lars 49
Wippersberg, Julia 276
Witte, Matthias D. 187
Woloszyn, Marcin 85
Worschech, Rudolf 372
Wurm, Barbara 373
Wurm, Maria 169
Wurschi, Peter 104
Wyss, Ursula 170
Y
Yumul, Arus
66
Z
Zehentreiter, Ferdinand 352
Zhou, Xiang 277
Ziege, Eva-Maria 12
Zifonun, Darius 171
Zimmer, Gerhard M. 235
Zimmermann, Olaf 278
Zoonen, Liesbet van 266
Zschieschang, Christian 85
Zumbusch, Cornelia 289
Zymner, Rüdiger 10
Sachregister
233
Sachregister
A
Aberglaube 58
abweichendes Verhalten 362
Adel 133, 351, 352
Adenauer, K. 217
Adoleszenz 167, 331
Adorno, T. 1, 17, 21, 22, 36, 78, 119, 144,
325, 351
Afghanistan 105
Afrika 51, 53, 79, 105, 113, 177, 178,
185, 304, 323, 350, 356, 358
Afrika südlich der Sahara 51, 79, 105,
304, 323, 356, 358
Aggression 60
Akademie 128
Akademie der Wissenschaften 132
Akkulturation 157, 184, 313
Akteur 80, 147, 210, 238, 325, 341
Aktualität 17, 22, 316
Akustik 345
Algerien 350
Alltag 16, 26, 32, 49, 61, 100, 109, 112,
154, 156, 168, 171, 173, 180, 269,
271, 272, 274, 288, 303, 341
Alltagsbewusstsein 192
Alltagskultur 6, 49, 91, 112, 149, 166,
168, 258, 278, 341, 365
Alltagssoziologie 168
Alltagswissen 55, 173
Alpenraum 343
Alphabetisierung 58
alte Bundesländer 213
Altersstruktur 44
Altruismus 56
Amateur 160
Amazonasgebiet 105
Ambivalenz 62, 271
Amerikanisierung 54, 55, 72, 76
Anarchismus 322
Andenraum 180, 313
Anerkennungspolitik 180
Angestelltenberuf 31
Angestelltentätigkeit 31
Angestellter 31
anglophones Afrika 79, 105, 304
Anreizsystem 79
Anthropologie 10, 106, 108, 112, 345
Antike 35, 48, 227, 234, 317, 351
Antisemitismus 17, 50, 234, 330
arabische Länder 59, 105, 133, 177, 178,
185, 350
Arbeit 4, 27, 63, 67, 89, 158, 307
Arbeiterbewegung 42
Arbeiterbewusstsein 192
Arbeiterbildung 42
Arbeiterbildungsverein 42
Arbeiterklasse 42
Arbeiterorganisation 42
Arbeitnehmer 244
Arbeitnehmerbeteiligung 239, 242, 246
Arbeitskräfte 170, 239
Arbeitskraftunternehmer 354
Arbeitslosigkeit 65
Arbeitsmethode 131
Arbeitsorganisation 238
Arbeitsverhalten 240
Arbeitsverhältnis 244, 354
Arbeitszeitwunsch 170
Archäologie 129
Architektur 38, 46, 125, 283, 284, 287,
318
Architektursoziologie 302
Argumentation 215
Aristoteles 351
Armut 8
Artefakt 320
Asien 39, 52, 53, 57, 59, 66, 79, 91, 99,
105, 110, 112, 169, 185, 194, 257,
258, 273, 277, 334, 335, 357, 360,
364
Askese 29
Assimilation 175, 229
Ästhetik 4, 5, 22, 43, 47, 64, 73, 78, 88,
103, 119, 174, 254, 280, 281, 287,
301, 308, 316, 318, 339, 348, 351,
361, 363, 369
ästhetische Erziehung 4, 316
audiovisuelle Medien 269
Ausdruckspsychologie 108, 343
Ausgaben 158
234
Ausland 217
Ausländer 188
Auslandsrundfunk 335
Außenpolitik 117, 142, 147, 194, 207,
214, 217
Ausstellung 291
Australien 323, 355
Austrofaschismus 225
Austromarxismus 20
auswärtige Kulturpolitik 115, 121, 129,
143
Authentizität 111, 294, 323, 341
Autonomie 114, 300
Autor 280, 306, 314, 338
Avantgarde 73, 74, 298, 301
B
Baden-Württemberg 124, 171
Bahro, R. 125
Baudrillard, J. 4, 119
Bauer 82
bauliche Umwelt 14, 42, 208, 302, 318
Behinderung 24
Belgien 229
Belletristik 116, 313, 319
Benjamin, W. 8, 21, 119
Berater 217
Berichterstattung 259, 261, 264, 311, 325
berufliche Integration 229
Berufsnachwuchs 23
Berufspraxis 265
Berufsverlauf 354
Besatzungsmacht 212
Besatzungspolitik 212
Besatzungszone 212
Beschäftigungsform 354
Beschäftigungssituation 354
Bestattung 332
Besucher 162, 291
Beteiligung 242
Betrieb 239, 246
Betriebspsychologie 239
Betriebsrat 246
Bevölkerung 85, 173
Bibliothek 42, 140
Bild 13, 106, 107, 260, 269, 275, 281,
292, 362, 363
bildende Kunst 37, 38, 147, 280, 283,
287, 290, 346
Sachregister
Bildmaterial 275
Bildschirmgerät 275
Bildung 4, 17, 190, 297, 305, 316
Bildungspolitik 70, 115, 142, 212
Bildungsreform 138
Bildungsverhalten 291
Bindung 80
Biographie 160, 175, 231, 258, 309, 314
Biologie 58, 345
Biologismus 76
Biomedizin 109
Biopolitik 24, 44
Bloch, E. 12
Bourdieu, P. 18, 21, 24, 26, 28, 34, 74, 80,
305, 346
Brandenburg 330
Brasilien 53, 110
Brauchtum 156, 172
Breitensport 161
Bruttoinlandsprodukt 213
Buch 103
Bulgarien 230
Bundesregierung 70
Bundesstaat 191
Bundestagswahl 200, 219
Bundeswehr 83, 226
Bürger 140, 183, 186, 188, 198
Bürgerbeteiligung 122, 176, 199, 203, 221,
241
bürgerliche Gesellschaft 67, 140, 197
bürgerliche Revolution 206
Bürgerrecht 201
bürgerschaftliches Engagement 203
Bürgertum 42, 73, 140, 201, 297, 303, 352
Bürokratie 241
C
Car Sharing 154
Cassirer, E. 33
Chancengleichheit 233
Charisma 76
Chile 180
China 53, 105, 194
Christentum 48, 66, 87, 190, 218, 227, 359
Comic 258
Computer 4, 40, 249, 250, 275
Computerspiel 138, 151, 155, 250, 278
computerunterstütztes Lernen 254
computervermittelte Kommunikation 250
Sachregister
Corporate Governance 285
Cultural Studies Approach 6, 20, 21, 168,
226, 349, 365
D
Dadaismus 322
Daily Talk 270
Dänemark 65
DDR 70, 95, 104, 127, 128, 132, 198,
247, 310, 337, 353, 370
DDR-Forschung 128
Definition 8, 223
Deindustrialisierung 341
Dekonstruktivismus 2
Delegation 217
deliberative Demokratie 216
Demographie 44
demographische Alterung 207
demographische Faktoren 160
Demokratie 48, 63, 68, 82, 125, 139, 186,
198, 202, 214, 216, 222, 227
Demokratieverständnis 188, 202, 203,
221, 222
demokratischer Sozialismus 78
demokratisches Verhalten 210
Demokratisierung 51, 204, 210, 212, 303
Denkmal 42, 208, 209, 224, 225, 281
Denkmalschutz 68, 70, 76
Derrida, J. 7
Deutsch als Fremdsprache 129
Deutscher 82, 157, 334
deutscher Sprachraum 325
Deutsches Kaiserreich 42, 43, 45, 178,
234, 261
deutsche Sprache 129
Deutsches Reich 49, 129, 178, 261, 293,
312, 321
Deutsche Welle 335
Deutschland 46, 67, 198, 201, 206, 293,
297, 307
deutschsprachige Schweiz 285
Dewey, J. 21
Dialog 65, 197
Diaspora 107
Dichtung 146, 287
Diffusion 237
direkte Demokratie 68, 176
Diskothek 169
Diskriminierung 233, 303
235
Diskussion 195, 196
Dissident 51, 189
Distinktion 28
Disziplin 103
Doing Gender 164
Dorf 114
Drittes Reich 45, 129, 224, 260, 261, 281,
366, 371, 372
Durkheim, E. 5, 7, 14
E
EG 147
Egoismus 56, 258
Ehre 110
Ehrenamt 160, 170
Einfluss 97
Einkauf 39
Einschulung 188
Einwanderung 315
Einwanderungsland 126, 227
Einwanderungspolitik 207
Electronic Government 241
elektronische Medien 63, 267
Elite 51, 83, 276, 286
Eltern 97
E-Mail 269
Emanzipation 45
Emotionalität 5, 327
empirische Sozialforschung 17, 302
Engagement 74, 122, 221, 335
Entfremdung 36, 67
Entgrenzung 9, 54, 62, 85
Entnazifizierung 212
Entwicklungsförderung 138
Entwicklungsland 51, 52, 53, 59, 66, 79,
91, 105, 110, 112, 113, 125, 133,
169, 177, 178, 180, 181, 185, 194,
223, 257, 277, 304, 313, 315, 323,
334, 335, 350, 357, 358
Entwicklungsmodell 53
Entwicklungsplanung 120
Entwicklungspolitik 53, 79, 142, 356
Erbkrankheit 307
Erfolg-Misserfolg 241
Erholung 89, 162
Erkenntnisinteresse 305
Erkenntnistheorie 22, 48, 136
Erklärung 15
Erlebnisgesellschaft 61
236
Ernährung 39, 158
Erste Republik 308
Erster Weltkrieg 60, 121, 261
Erwerbsform 80
Erzählung 314
Erzieher 231
Erziehung 38, 97, 130
Erziehungswissenschaft 24
Essverhalten 66
Ethik 35, 36, 39, 56, 91, 99, 101, 136,
180, 234
ethnische Gruppe 65, 82, 180, 184
ethnische Herkunft 93, 184
ethnischer Konflikt 187
Ethnizität 51, 66, 85, 109, 184, 357
Ethnographie 3, 25, 110, 196, 305
Ethnologie 5, 25, 105
EU 48, 50, 55, 117, 125, 141, 142, 147,
179, 182, 186, 191, 202, 204, 216,
228, 255, 286
EU-Erweiterung 179
EU-Politik 109, 117, 135
Europa 48, 59, 72, 76, 85, 90, 101, 109,
110, 124, 135, 141, 142, 147, 172,
173, 176, 178, 182, 183, 186, 191,
197, 199, 202, 204, 205, 207, 210,
218, 222, 227, 230, 253, 255, 258,
273, 289, 290, 295, 297, 312, 315
Europäer 182, 197, 315
europäische Identität 117, 141, 142, 172,
176, 178, 179, 182, 183, 186, 191,
204
europäische Integration 117, 179, 182,
204, 255
Europäische Kommission 147
europäischer Markt 255
Europäisierung 230
Europapolitik 71, 142, 186, 228
Europarat 147
Euroregion 135, 142
EU-Staat 213, 243
Event 323, 347
Evolution 25, 59, 306, 344
Exekutive 81
Exil 175, 312, 326
Exilpublizistik 312
Existenzangst 288
Exklusion 71, 109, 150
experimentelle Psychologie 262
Sachregister
Experte 223
Expertenbefragung
223
F
Fachliteratur 365
Familie 63, 89, 324
Fan 102, 165, 166, 256
Farbiger 358
Faschismus 139
FDJ 104
Feiertag 172, 208
Feldforschung 5, 105
Feldtheorie 28, 346
Feminismus 30, 216, 250, 292
Fernsehen 52, 100, 123, 166, 253, 255,
264, 269, 270, 272, 273, 274, 275,
311, 370, 371, 372
Fernsehkonsum 138, 157
Fernsehproduktion 271
Fernsehsendung 100, 226, 266, 271, 273,
331
Fernsehserie 100, 177, 256, 271
Festival 323, 347
Fichte, J. 35
Figuration 302
Film 55, 81, 82, 116, 125, 235, 255, 260,
261, 264, 270, 289, 292, 311, 324,
355, 357, 358, 359, 361, 363, 364,
365, 366, 367, 368, 370, 371, 372,
373
Filmforschung 355, 357, 365
Filmkritik 359
Finanzwirtschaft 54
Finnland 105
Fitness 103
Flüchtling 125
Flughafen 76
Föderalismus 68
Folklore 327
Förderungsprogramm 23
Fordismus 123
Formatierung 266
Forschung 131, 198, 226, 291
Forschungsansatz 10, 15, 22, 28, 223, 260,
283, 302, 320, 365
Forschungsgegenstand 22, 302, 325, 365
Forschungsstand 220, 329
Fotograf 367
Fotografie 8, 275, 281, 293, 360, 362, 367
Sachregister
Foucault, M. 2, 21, 24, 30, 34, 44, 54, 74
Frankfurter Schule 12
frankophones Afrika 105, 177, 185, 323,
350
Frankreich 72, 118, 130, 142, 158, 159,
178, 189, 215, 216, 253, 293, 297,
312, 321, 323
Franzose 321
Französische Revolution 310
französische Sprache 350
Frau 3, 45, 51, 110, 114, 161, 216, 243,
292, 297, 331
Frauenbild 45, 323
Frauenförderung 233
Freiheit 69, 201, 211, 299, 316
Freiheitsrecht 139, 201
Freiraum 138
Freizeit 89, 104, 151, 152, 156, 157, 158,
160, 162, 170, 320
Freizeitangebot 333
Freizeitberuf 160
Freizeitbeschäftigung 156, 157, 160, 161,
162
Freizeitorientierung 157, 330
Freizeitsektor 333
Freizeitverhalten 152, 155, 157, 164, 256,
330
Fremdbild 50, 55, 109, 150, 156, 293, 320
Fremdeinschätzung 320
Fremdheit 315
Frieden 336, 348
Friedenserziehung 328, 339, 348
Friedenspolitik 115, 328, 336, 348
friedliche Koexistenz 336
frühe Neuzeit 38, 58, 86, 133, 199
Führungskraft 247
Führungsstil 247
Fundamentalismus 59, 61, 68, 214, 227
funktionale Differenzierung 2, 9, 54
Funktionalität 245
Fußball 102, 160, 165, 166, 167, 171
G
Gartenbau 46
Gastgewerbe 39
Gedächtnis 317
Gedenkstätte 225
Gefährdung 139, 151
Gemeinwesen 199
237
Gender Mainstreaming 233
Genealogie 44
Generation 44
Generationenverhältnis 44, 76
Generationenvertrag 44
Genre 266
Geographie 9, 341
Geopolitik 267
Georgien 181
Germanistik 129, 293
Gerücht 252
Geschichtsbewusstsein 41
Geschichtsbild 41, 260, 290, 310, 366, 371
Geschichtsschreibung 314
Geschichtswissenschaft 9, 24, 60
Geschlecht 3, 20, 80, 164, 243, 262, 283,
292, 324
Geschlechterforschung 12, 17, 262
Geschlechterverhältnis 101, 272, 292
Geschlechtsrolle 45, 96, 292, 353
geschlechtsspezifische Faktoren 96, 102,
158, 164, 188, 243, 353
Gesellschaft 2, 16, 27, 28, 44, 46, 54, 57,
63, 67, 75, 104, 124, 136, 151, 234,
263, 280, 284, 302, 306, 322, 339,
351, 363, 367, 368
Gesellschaftskritik 27, 74, 339, 368
Gesellschaftsordnung 57, 283
Gesellschaftstheorie 22, 59, 319
Gewalt 60, 76, 88, 95, 102, 146, 151, 171,
278, 323, 336, 359
Gewaltbereitschaft 60, 102
Gewerkschaft 71, 192
Gewerkschaftsbewegung 42
Gewinn 242
Gewinnbeteiligung 242
Ghana 79
Ghetto 323, 341
Glaube 29, 58, 197
Glaubwürdigkeit 87, 341
Gleichberechtigung 110
Gleichstellung 216, 233
gleitende Arbeitszeit 170
Globalisierung 27, 51, 52, 65, 71, 79, 87,
112, 124, 137, 163, 166, 180, 187,
192, 216, 232, 257, 267, 296
Global Player 137
Globalsteuerung 2, 9
Goethe, J. 343
238
Goethe-Institut 117, 142
Gottesdienst 332
Gouvernementalität 24
Governance 210, 216
Graffiti 82, 94, 149, 346
Gramsci, A. 51, 317
grenzüberschreitende Zusammenarbeit 85
Griechenland 129, 351
Großbritannien 19, 20, 72, 95, 148, 158,
161, 216, 229, 232, 277, 297, 311,
323, 325, 355
Grounded Theory 223
Grundgesetz 211
Grundrecht 182, 211
Grünfläche 162
Gruppendynamik 40
Gruppenzugehörigkeit 150, 164
Guatemala 315
H
Habermas, J. 21, 56
Handlungsfähigkeit 32
Handlungsorientierung 19, 32, 197, 370
Handlungstheorie 342
Handwerk 86
Hauptstadt 120, 145, 162
Hausangestellte 76
Hegel, G. 35
Hegemonialpolitik 214
Hegemonie 34
Heidegger, M. 18
Heimat 124, 126
Herder, J. 19
Hermeneutik 2, 17
Hierarchie 239, 240
Hinduismus 258
historische Sozialforschung 305
Historismus 168, 317
Hitler, A. 372
hoch Qualifizierter 23
Hochschulbildung 190
Hochschule 37, 38, 112, 190, 293, 355
Hochschulgründung 70
Hochschullehrer 112
Höflichkeit 91
homo oeconomicus 67
Homosexualität 93, 248
Hongkong 277
Hörfunk 261, 335, 337, 340
Sachregister
Hörfunkprogramm 337
Horkheimer, M. 119, 144
Humanität 316
Humankapital 246
Humanwissenschaft 40
Humor 108, 271
Huntington, S. 59
Hygiene 43
Hypermedia 250
Hypertext 250
I
Idealismus 310, 316
Ideengeschichte 33, 236
Identifikation 183, 186, 331
Identität 20, 34, 94, 96, 103, 109, 113, 124,
174, 179, 184, 185, 198, 274, 314,
315, 317, 323, 353, 355
Identitätsbildung 46, 53, 93, 100, 113, 147,
157, 174, 177, 179, 184, 304, 317,
350
Ideologie 1, 27, 30, 64, 71, 78, 100
Ideologiekritik 12, 137
Illegalität 69
Illustrierte 45
Imitation 53
Indien 105, 335, 357
indigene Völker 25, 180, 313, 323
Indikatorenbildung 239
Indischer Ozean 105
Individualisierung 54, 103, 263
Individualismus 211, 214
Individualität 104, 150, 316
Individuum 16, 67, 258, 314, 344, 345
Indonesien 91, 112
Industrialisierung 16, 58, 318
Industriegesellschaft 16, 138
Industriekultur 318
Informatik 249
Informationstechnik 75
Informationstheorie 40
Ingenieurwissenschaft 243
Inklusion 71, 109, 147, 150, 164
Innovationsfähigkeit 237, 242
Innovationspolitik 237
Innovationspotential 65, 235
Institutionalisierung 80, 183
Instrumentalisierung 25, 114, 310, 339,
348
Sachregister
Inszenierung 88, 185, 196, 231, 276, 301,
323, 347, 371, 372
Integrationspolitik 126
Intellektueller 51, 60, 69, 74, 78, 132,
189, 297, 312
Interaktion 249, 250
interaktive Medien 4, 249
Interdisziplinarität 249, 306, 355, 365,
370
Interferenz 248, 290, 306
interkulturelle Faktoren 84, 126, 175, 177,
229, 277, 293, 358
interkulturelle Kommunikation 65, 106,
137, 257, 293, 296
interkulturelle Kompetenz 65, 77
interkultureller Vergleich 77, 99, 106,
159, 198, 199, 258, 271, 341
internationale Beziehungen 71, 118, 142,
143, 267
internationaler Konflikt 187
internationales System 187
internationale Verflechtung 181
internationale Wanderung 315
internationale Zusammenarbeit 95
Internationalisierung 52, 65, 112, 266
Internet 109, 111, 214, 249, 250, 251,
254, 262, 268, 269, 272, 277
interpersonelle Kommunikation 257
Intervention 237
Intimität 47, 103
Iran 52, 66
Islam 59, 66, 93, 101, 107, 190, 218
islamische Gesellschaft 66
Italien 46, 86, 110, 209, 317
IT-Branche 254
J
Jahresarbeitszeit 170
Japan 39, 57, 59, 99, 185, 258
Japaner 258
Jazz 280, 327
Journalismus 265, 311, 360
Journalist 265, 308
Jude 326
Judentum 12, 234, 281
Judenverfolgung 224, 260, 281, 326, 366,
371
Jugend 88, 98, 101, 104, 163, 166, 272,
296, 331
239
Jugendarbeit 142, 152
Jugendbewegung 142, 322
Jugendhilfe 231
Jugendkultur 88, 92, 93, 94, 96, 98, 104,
155, 157, 163, 166, 169, 272, 278,
296, 322, 323, 329, 330, 333, 334,
344, 345, 347
Jugendlicher 88, 90, 93, 95, 96, 104, 151,
152, 155, 157, 160, 161, 163, 166,
167, 169, 184, 278, 296, 329, 330,
331, 337, 345
Jugendliteratur 322
Jugendschutz 278
Jugoslawien 116
junger Erwachsener 93, 157, 161, 184, 330
Justiz 223
K
Kalter Krieg 121, 217, 364, 370
Kanada 105
Kant, I. 35
Kapital 67
Kapitalbeteiligung 239
Kapitalismus 20, 36, 63, 67, 71, 100, 137,
167, 234, 307
Karibischer Raum 113, 350
Kartographie 9
katholische Kirche 172
Katholizismus 50, 172, 201
Kind 97, 151, 188, 271, 278
Kinderfilm 271
Kindertagesstätte 231
Kindheit 138
Kino 324, 355, 357, 358, 370, 372, 373
Kirche 283
Kirgistan 66
Kitsch 252
Klassengesellschaft 193
Klassenlage 303
Klassifikation 362
Kleidung 92, 163, 303
Kleinbetrieb 237, 238, 254
Kleinbürgertum 192
Koalition 131
kognitive Faktoren 235, 345
Kohl, H. 224
Kollaboration 268
Kollektivbewusstsein 260
kollektive Identität 93, 184, 185, 317, 351
240
kollektives Wissen 260
Kolonialismus 30, 304
Kommerzialisierung 56, 98, 138, 196,
300, 337, 346
kommunale Selbstverwaltung 140
Kommunalpolitik 120, 125, 140, 221
Kommunalverwaltung 241
Kommunikation 52, 94, 111, 136, 149,
153, 158, 250, 252, 265, 272, 306,
339, 373
Kommunikationsbarriere 255
Kommunikationsmedien 267
Kommunikationsraum 255, 267
Kommunikationsverhalten 257
Kommunikationswissenschaft 365
Kommunismus 87, 198, 208
kommunistische Partei 194
komparative Kosten 62
Kompetenz 138, 197, 237
Komplexität 62
Komponist 128, 280, 308, 326, 338, 352
Konflikt 65, 104, 136, 139, 180, 184, 253
Konfliktbereitschaft 70
Konfliktpotential 65
Konformismus 167
Konfuzianismus 194
Konsolidierung 210, 222
Konsum 49, 61, 67, 151, 168, 256, 272
Konsumgesellschaft 101, 158
Konsumverhalten 66, 158
Kontextanalyse 111
Kontingenz 54, 62
Konvention 131, 279, 295
Kooperationsform 141
Koordination 207
Körper 3, 9, 43, 56, 90, 100, 106, 108,
109, 250, 262, 272, 283, 289, 301,
305, 362
Körperlichkeit 13, 43, 150, 272
Korruption 79, 223
Kracauer, S. 12, 31
Kraftfahrer 154
Kraftfahrzeug 154
Krankheit 5
Kreativität 90, 120, 232, 235, 280, 333,
342
Krieg 60, 149, 226, 261, 264, 289, 311,
317, 336, 348, 364
Kriegsgefangener 217
Sachregister
Kriminalroman 125
Krise 16, 27, 115, 175, 267
Kritik 27, 67, 136, 138, 167, 262
Kritiker 309
Kritische Theorie 12, 17, 22, 27, 30, 36,
119, 136, 168, 281, 338
Kroatien 223
Kuba 113, 350
Kulturabkommen 131
Kulturangebot 140
Kulturanthropologie 10, 19, 106, 108, 111
Kulturberuf 265, 288, 354
kulturelle Beziehungen 118, 142, 143, 273
kulturelle Einrichtung 129, 140, 141, 285,
286, 291, 373
kulturelle Faktoren 14, 16, 19, 29, 41, 53,
59, 62, 75, 79, 149, 175, 199, 213,
230, 235, 236, 247, 248, 257, 259,
265, 295, 335, 353
kulturelle Identität 50, 65, 82, 86, 87, 93,
109, 113, 117, 131, 172, 175, 178,
180, 181, 182, 184, 185, 288, 326,
358
kulturelle Integration 124, 169, 175, 313
kulturelles Kapital 286
kulturelles System 286
kulturelles Verhalten 10, 29, 157, 286, 345
kulturelle Veranstaltung 139, 286
kulturelle Vielfalt 97, 109, 110, 131, 168,
204, 277, 290, 344, 360
Kulturerbe 41, 177
Kulturgeographie 77
Kulturgeschichte 39, 44, 46, 48, 201, 253
Kulturhoheit 122
Kulturindustrie 17, 27, 36, 63, 119, 123,
131, 136, 137, 138, 144, 147, 325,
354
Kulturkampf 60
Kulturkonflikt 6, 65, 73, 126, 168, 187,
357
Kulturkritik 51
Kulturlandschaft 55
Kulturpessimismus 70
Kulturphilosophie 33, 35
Kulturpolitik 51, 81, 117, 118, 120, 122,
124, 125, 126, 127, 128, 129, 130,
131, 132, 135, 140, 141, 142, 145,
147, 148, 310, 337
Kulturrevolution 114
Sachregister
Kulturschock 320
Kulturwandel 52, 66, 81, 85, 194, 232,
269, 353
Kulturwissenschaft 1, 2, 5, 8, 9, 10, 11,
12, 15, 20, 23, 24, 27, 34, 39, 48, 54,
60, 86, 106, 109, 168, 236, 262, 267,
355, 373
Kundenorientierung 291
Kunst 3, 8, 10, 17, 18, 28, 36, 37, 40, 46,
47, 50, 58, 68, 71, 84, 86, 93, 106,
108, 115, 122, 124, 126, 127, 128,
129, 132, 133, 134, 140, 144, 185,
196, 249, 251, 254, 262, 269, 279,
282, 284, 285, 287, 288, 289, 291,
292, 293, 294, 295, 297, 298, 299,
300, 301, 310, 314, 316, 328, 336,
339, 346, 348, 349, 363
Kunsterziehung 36
Kunstgeschichte 282
Künstler 60, 69, 131, 139, 196, 251, 280,
288, 294, 326, 338, 339, 341, 346,
352
künstliche Intelligenz 40
Kunstproduktion 132, 300
Kunstsoziologie 132
Kunstwerk 338
Kybernetik 9, 18, 40, 250, 262
L
Lacan, J. 7, 34, 262
Landespolitik 148
Landschaft 46
Landschaftsplanung 46
Landschaftsschutz 46
Landtagswahl 219
Laos 105
Lateinamerika 53, 105, 110, 113, 125,
180, 313, 315, 350
Lateinamerikaner 315
Lazarsfeld, P. 21
Leben 35, 316
Lebensbedingungen 6, 324
Lebenssituation 312
Lebensstil 97, 98, 100, 103, 153, 156,
265, 286, 329
Lebensweise 29, 100
Lebenswelt 88, 91, 96, 140, 156, 274,
288, 306
Leichtathletik 160
241
Leitbild 43, 71, 238
Lernprozess 230
Lesen 58, 157
Leserbrief 337
Levi-Strauss, C. 7
Liberalisierung 69, 137
Liberalismus 78, 201, 211, 213
Lied 66, 330, 351
Linksradikalismus 92
Literatur 8, 10, 18, 20, 28, 38, 48, 55, 60,
78, 82, 87, 108, 116, 126, 147, 174,
281, 290, 292, 293, 297, 305, 306,
307, 308, 310, 311, 312, 314, 315,
318, 319, 320, 321
Literaturadaption 55
Literaturgeschichte 5, 312
Literaturwissenschaft 24, 306
Lohnarbeit 67
lokale Faktoren 112, 163, 187, 355
lokale Öffentlichkeit 187
Luhmann, N. 24, 119, 306
Lukacs, G. 78
M
Maastrichter Vertrag 147
Machtkampf 222
Machtsicherung 83
Madagaskar 105
Mädchen 96, 331
Maghreb-Staat 177
Management 77, 83, 236, 237, 241, 242,
244, 285
Managementansatz 83, 233, 241, 242
Manager 103, 230, 238, 247
Managing Diversity 233
Mann 353
Männerberuf 243
Mannheim, K. 12, 282
Männlichkeit 262, 324, 353
Märchen 271
Marcuse, H. 4
Marginalität 88
Marketing 124
Markt 27, 52, 90, 280, 300
Marktmechanismus 333
Marktorientierung 101
Marktstellung 333
Marktwirtschaft 81, 203
Marokko 105, 185
242
Marx, K. 67
Marxismus 12, 78, 322
Marxismus-Leninismus 310
Maschine 4
Massenbewegung 167, 201
Massengesellschaft 158
Massenkommunikation 263, 335
Massenkultur 27, 47, 78, 119, 144, 167,
258, 263, 276, 324, 365, 372
Massenmedien 52, 54, 98, 119, 123, 137,
200, 220, 248, 253, 255, 259, 263,
264, 276, 325, 327
Massenvernichtungswaffe 60
Maßnahme 237
Materialismus 310
Mathematik 18
Mediation 267
Mediatisierung 248, 272
Medien 9, 24, 28, 47, 58, 107, 119, 136,
157, 185, 195, 214, 223, 226, 249,
260, 261, 262, 265, 267, 269, 272,
274, 275, 293, 325, 369, 371
Medienarbeit 265
Medienberuf 265
Mediengesellschaft 106, 249
Medienpolitik 255
Medientechnik 369
Medientheorie 262, 267
Medienverhalten 100, 157
Medienwirtschaft 259
Mehrebenensystem 176
Meinung 173
Menschenbild 106, 271, 362
Menschenrechte 20, 191, 211
Menschenwürde 197, 211
Merchandising 256
Messinstrument 37
Messtheorie 37
Metaphysik 17
Metasprache 363
Methodenlehre 365
Metropole 288
Mexiko 315
Migrant 93, 157, 169, 171, 174, 184, 229,
315
Migration 126, 175, 229, 315
Migrationspolitik 147, 207
Militär 83, 226, 336
Militarismus 226
Sachregister
Minderheit 66, 82, 110, 185, 191
Minderheitenpolitik 66
Minister 127
Ministerium 128
Mittelalter 14, 48, 85, 86, 133, 283, 317
Mittelamerika 113, 315, 350
Mittelbetrieb 238, 254
Mitteleuropa 50
Mobilfunk 153
Mobilität 154
Mobiltelefon 254
Mode 98, 150, 163, 303
Moderne 2, 10, 22, 25, 43, 54, 59, 60, 62,
64, 73, 78, 80, 180, 190, 258, 301,
307, 308, 318, 353, 361, 363
Modernisierung 54, 57, 59, 62, 63, 68, 78,
91, 114, 180, 192, 210, 241, 258,
318, 319
Modernisierungstheorie 2, 62, 64
Moral 22, 56, 68, 73, 99, 258, 270
Motivation 335
Motorik 73, 166, 361
multikulturelle Gesellschaft 19, 54, 62, 66,
124, 126, 172, 229, 233
Multimedia 153
multinationales Unternehmen 137
Multiplikator 335
Museum 42, 109, 122, 126, 140, 291, 304
Musik 10, 17, 20, 36, 38, 42, 55, 58, 60,
66, 92, 95, 104, 105, 110, 113, 126,
128, 129, 130, 147, 169, 178, 185,
266, 280, 281, 287, 308, 315, 322,
323, 325, 326, 327, 328, 329, 331,
332, 336, 338, 339, 340, 341, 342,
343, 344, 345, 347, 348, 350, 351,
352
Musiker 280, 322, 325, 352
Musikgeschichte 178, 322
Musikkanal 331, 340
Musiksoziologie 327, 338
musische Erziehung 328
Muslim 93, 157, 184
Mystik 5
Mythos 13, 64, 149, 209, 301, 327, 363
N
Nachbarschaft 341
Nachkriegszeit 130, 212, 318, 355, 370
Nachrichten 277
Sachregister
Nachtarbeit 170
Nachwuchsförderung 23
Nahost 52, 53, 66, 110, 169, 181, 334
Nahrungs- und Genussmittelgewerbe 49
Nahverkehr 170
Narration 60
Narzissmus 276
Nationalbewusstsein 114, 178
nationale Einheit 87
nationale Entwicklung 114
nationale Identität 51, 87, 113, 166, 177,
178, 180, 182, 193, 273, 304, 326
nationales Stereotyp 55, 173, 321
Nationalismus 60, 149, 167, 178, 194,
201, 208, 209, 330
Nationalität 188
Nationalsozialismus 12, 14, 45, 129, 225,
260, 261, 330, 366, 371, 372
Nationalstaat 51, 71, 182, 186, 198, 209,
317
Natur 17, 46, 58, 86, 263
Naturalismus 10
Naturphilosophie 18, 35
Naturschutz 70
Naturwissenschaft 40, 58, 61, 362
negative Dialektik 36, 338
Neoliberalismus 6, 27, 61, 71, 100, 101,
103, 192
Neonazismus 192
Netzwerkgesellschaft 9, 272
neue Bundesländer 132, 205, 213, 247
neue Medien 250, 268
Neuzeit 14, 58, 86
nichtstaatliche Organisation 245
Niederlande 135, 142, 221, 229, 232, 266
Nietzsche, F. 35, 39, 351
Nigeria 105
Non-Profit-Organisation 245
Nordafrika 105, 177, 185, 350
Nordamerika 55, 59, 78, 105, 121, 122,
173, 193, 207, 212, 214, 227, 258,
273, 277, 288, 295, 311, 320, 324,
341, 353, 355, 360, 364
Nordeuropa 230
Nordrhein-Westfalen 152, 164
Norm 24, 188
Normalisierung 69
Normalität 32
Normativität 14
243
Normgeltung 99
NSDAP 201
O
Oberösterreich 291
Objekt 320
Objektivierung 80
Oevermann, U. 17
öffentliche Förderung 140, 145, 148, 285
öffentliche Meinung 21, 261
öffentlicher Raum 346
öffentlicher Sektor 131
öffentlicher Verkehr 170
öffentliche Verwaltung 241
Öffentlichkeit 31, 74, 81, 117, 164, 165,
183, 204, 220, 255, 261, 276, 297,
325, 352, 373
Ökonomie 123, 234, 236, 263, 341
ökonomische Faktoren 20, 254, 279
ökonomischer Wandel 85, 238, 247
ökonomisches Verhalten 236
ökonomische Theorie 236
Ökonomisierung 56, 103, 244
Online-Medien 357
Ontologie 8
Oper 140, 328
Opposition 208
Optimierung 237
Oral History 105
Organisation 233, 237, 245, 300
Organisationen 76, 143, 165, 233, 245,
300, 335
Organisationsentwicklung 65, 229, 240
Organisationsform 245
Organisationsgrad 245
Organisationskultur 65, 229, 231, 233,
240, 241, 243, 245, 247
Organisationsstruktur 335
organisatorischer Wandel 241, 244, 246
Organspende 56
Organtransplantation 56
Ostafrika 105, 304
Ostasien 39, 53, 57, 59, 79, 99, 105, 185,
194, 257, 258, 277, 360, 364
Österreich 20, 55, 70, 77, 89, 105, 173,
191, 225, 228, 232, 291, 308, 309,
352, 356, 357
Osterweiterung 50
Osteuropa 110, 178, 202, 210, 230
244
Osteuropaforschung 202
Ostmitteleuropa 85, 205, 210, 222, 290
P
Pädagoge 352
Pädagogik 17, 40, 184, 356
pädagogischer Beruf 231
parasoziale Interaktion 331
Parsons, T. 19, 21
Partei 51, 70, 92, 192, 208, 219
Parteiensystem 70, 219
Parteipolitik 200
Parteitag 128
Partizipation 216
Partnerbeziehung 272
Pathologie 362
Pazifischer Raum 323, 355
PC 249
PDS 200
Peer Group 97
Persistenz 188
Personaleinstellung 229
Personalentwicklung 229, 237, 240, 242
Personalführung 246, 247
Personalpolitik 229, 233, 242
Personalwirtschaft 244
Personenkult 196, 208
Personenverkehr 170
Persönlichkeitsentwicklung 100
Personwahrnehmung 175
Perspektive 202
Peru 313
Pflicht 131
Phänomenologie 5
Philosophie 8, 24, 35, 39, 48, 84, 101,
106, 116, 133, 136, 275, 287
Planung 152
Platon 39, 275, 351
Pluralismus 2, 54, 87, 97, 103, 222
Polen 85, 142, 198, 203, 208
Politbüro 127
Politik 20, 27, 39, 48, 50, 52, 54, 75, 89,
101, 116, 125, 195, 201, 208, 220,
223, 249, 339, 341, 348, 356
Politikberatung 216
Politiker 103, 215
Politikwissenschaft 220
politisch-administratives System 143, 176
politische Aktivität 93, 95
Sachregister
politische Bewegung 95, 245
politische Bildung 192, 195
politische Einstellung 92, 188, 213, 220,
329, 330
politische Elite 83
politische Entscheidung 183
politische Entwicklung 82, 179, 205
politische Faktoren 99, 102, 112, 213
politische Folgen 179
politische Führung 200
politische Funktion 130
politische Geschichte 198, 253
politische Gruppe 222
politische Ideologie 1, 92, 95, 192, 200,
227, 330
politische Institution 220
politische Integration 199
politische Kommunikation 74, 199, 356
politische Kultur 74, 83, 92, 101, 149, 164,
176, 180, 182, 183, 186, 188, 189,
190, 191, 192, 193, 195, 196, 197,
198, 199, 200, 201, 202, 203, 204,
205, 206, 207, 210, 211, 212, 213,
214, 215, 216, 217, 218, 219, 220,
221, 222, 226, 227, 228, 253, 366
politische Linke 92, 93, 200, 322
politische Ökonomie 17, 53
politische Partizipation 68, 176, 186, 203,
213, 272
politische Philosophie 12, 33
politischer Akteur 143, 185, 210
politische Rechte 192, 228
politische Reform 212
politischer Prozess 195
politischer Wandel 70, 81, 194, 205, 216,
222, 317
politisches Bewusstsein 195, 317
politisches Handeln 127
politisches Programm 92, 200
politisches Regime 210
politisches System 183, 186, 203, 205
politische Steuerung 143
politische Strategie 143
politisches Verhalten 203, 206
politische Theorie 33
politische Willensbildung 176, 330
Politisierung 95, 196, 356
Polizei 221, 223, 229, 240
Polizeibeamter 229
Sachregister
Popkultur 19, 55, 90, 93, 119, 214, 258,
259, 271, 322, 323, 333, 337, 341,
344, 349
Popmusik 19, 125, 322, 327, 330, 331,
334, 337, 341, 345, 349
Popper, K. 89
Popularisierung 58, 373
Popularität 271
Populismus 192, 200, 228
Pornographie 270
postkommunistische Gesellschaft 196,
202, 210, 222
Postmoderne 2, 54, 61, 62, 64, 78, 82,
298, 327
postsozialistisches Land 66, 77, 81, 82,
83, 85, 87, 105, 110, 139, 142, 178,
181, 196, 198, 202, 203, 208, 222,
223, 230, 232, 247, 323
Prager Frühling 69
Pragmatismus 119
Präsident 196
Praxis 5, 159
Presse 52, 194, 255, 360
Pressefreiheit 82
Preußen 140
Privateigentum 67
Privathaushalt 158
Privatisierung 122
Problemlösen 237
Produktgestaltung 237
Produktionsverhältnisse 123
Professionalisierung 160, 229
Profitmaximierung 56
Proletariat 78
Propaganda 121, 125, 261, 264, 348, 364
Prophylaxe 221
Protest 88, 303, 368
protestantische Soziallehre 307
Protestantismus 234, 307
Protestbewegung 20
Psychiatrie 60
Psychoanalyse 8, 17, 18
Psychologie 106, 344
Psychose 5
Publikum 148, 276
Publizistik 131
Puritanismus 227
245
Q
Qualifikationsanforderungen 229
qualitative Methode 168, 305
Quiz 136
R
Rahmenbedingung 271
Ranking 37, 86
Rasse 324
Rassismus 50, 125, 171, 330
Rational-Choice-Theorie 19
Rationalisierung 54, 56, 63, 180, 263
Rationalismus 35
Rationalität 29, 236, 245
Raumnutzung 94
Raumplanung 120
Realität 1, 123, 271, 305, 306
Realitätsbezug 226
Reality-TV 100, 123, 226
Rechnungswesen 241
Recht auf Arbeit 236
Rechtsnorm 180
Rechtsradikalismus 92, 95, 171, 192, 228,
330
Rechtssoziologie 14
Rechtstheorie 12, 14
Rechtswissenschaft 101
Rede 215
Reedukation 212
reflexive Modernisierung 63, 263
Reform 117, 138, 148
Reformation 58
Reformpolitik 83
Regelkreis 40
Regelung 222
regionale Entwicklung 232
regionale Identität 124
regionaler Unterschied 222
Regionalförderung 232
Regionalforschung 9
Regionalwirtschaft 161, 232
Regulierung 80, 123, 156, 245
Reichsstadt 206
Reise 158, 289
Rekrutierung 83
Relativismus 106
Religion 12, 14, 29, 35, 46, 52, 61, 66, 68,
76, 89, 99, 101, 107, 114, 172, 185,
190, 197, 214, 218, 234, 258, 272,
246
359
Religionssoziologie 5, 29
Religionszugehörigkeit 188
religiöse Faktoren 29
religiöse Gruppe 107
Religiosität 29, 93, 172, 213, 332
Renaissance 35
Repräsentation 5, 25, 51, 74, 210, 216,
226, 281, 305, 325, 341
Republikanismus 182
Republik Südafrika 51
Restauration 206
Rezeption 111, 260, 300, 317, 324, 331,
335, 345, 357, 371, 372
Rezipient 274, 335
Rheinland 49
Ritual 5, 14, 61, 150, 185, 208, 212, 272,
301, 303, 327
Rockmusik 324, 327, 344
Rolle 317, 358
Rolleneinnahme 358
Roman 305, 317, 319, 320
Romantik 46
Römisches Reich 133, 317
Rousseau, J. 19
Rückkopplung 40
Ruhrgebiet 231
Rumänien 82, 105
Rundfunk 52, 340
Russland 83, 139, 196, 247
S
Sachsen 42, 219, 238
Sachzwang 320
Säkularisierung 48, 68, 190, 218
Salzburg 55
Sanktion 228
Sartre, J. 74
Schauspieler 358
Schichtarbeit 170
schichtspezifische Faktoren 158
Schichtzugehörigkeit 156, 303
Schienenverkehr 170
Schiller, F. 21, 35, 310, 316
Schleiermacher, F. 35
Schmerz 17
Schmitt, C. 146
Schopenhauer, A. 35
Schrift 48
Sachregister
Schriftsteller 69, 146, 189, 280, 308, 309,
313, 315, 318, 321
Schulwesen 58
Schwarzafrika 358
Schweiz 86, 170, 232, 244, 285, 323
Schweizer 288
Science Fiction 368
Scientific Community 12, 86, 112
Scientometrie 37
Selbstbeobachtung 9
Selbstbewusstsein 274
Selbstbild 50, 55, 80, 109, 150, 156, 175,
258, 293
Selbstdarstellung 80, 140, 165
Selbsteinschätzung 258
Selbsterfahrung 54
Selbstorganisation 233
Selbstreferenz 258
Selbstverantwortung 307
Selbstverständnis 140, 165, 182, 196, 227,
288, 329
Selbstverwirklichung 90
Semiotik 13, 40, 363
Senegal 323
Sensibilisierung 314
Serbien 149
Sexualität 164
Sexualstörung 362
Shareholder Value 137
Show 136, 266
Sibirien 66
Siebenbürgen 110
Siedlung 302
Simmel, G. 14, 16, 39, 343
Singapur 277
Sinnlichkeit 13
Slowakei 110
Slowenien 87, 323
Souveränität 71, 146
sowjetische Besatzungszone 132
Sozialdemokratie 12, 42, 215
soziale Anerkennung 136
soziale Bewegung 20, 51, 78, 298
soziale Beziehungen 91, 110, 128, 153,
155, 170, 198, 258, 272, 303, 324
soziale Chance 279
soziale Differenzierung 3, 109, 283
soziale Entwicklung 53, 63, 319
soziale Folgen 151, 153, 251
Sachregister
soziale Gerechtigkeit 211
soziale Integration 63, 229, 302
soziale Klasse 1, 26, 193
soziale Kompetenz 237
soziale Konstruktion 252, 292
soziale Norm 164
soziale Partizipation 213
soziale Position 193
sozialer Konflikt 1
sozialer Prozess 237
sozialer Raum 26, 28, 80, 164, 302
sozialer Status 156
sozialer Wandel 47, 52, 63, 64, 75, 77, 81,
85, 158, 298, 306, 317
soziale Schicht 193
soziales Milieu 156, 171, 242, 265, 303
soziales Netzwerk 91, 206, 243, 249
soziales Problem 171
soziales System 300, 327
soziales Verhalten 91
soziale Umwelt 164, 242, 367
soziale Ungleichheit 71, 205, 265
soziale Verantwortung 211, 236
soziale Wahrnehmung 345
soziale Wirklichkeit 1, 305, 361, 367
Sozialforschung 168, 305
Sozialgeschichte 46
Sozialisation 61, 63, 97, 109, 226, 370
Sozialisationsinstanz 370
Sozialismus 12
sozialistischer Staat 178, 310
Sozialkapital 170, 198, 216
Sozialordnung 199
Sozialpsychologie 30
sozialpsychologische Faktoren 219
Sozialstaat 63, 83
Sozialstruktur 83, 156, 193
Sozialwissenschaft 1, 2, 9, 15, 23, 25, 27,
34, 40, 75, 101, 136, 236, 305
Sozialwissenschaftler 23
Soziobiologie 327
soziokulturelle Entwicklung 3, 10, 52, 64,
73, 361
soziokulturelle Faktoren 52, 107, 179,
185, 329
soziokulturelle Situation 52
sozioökonomische Faktoren 63, 179, 188
Spanien 312
spanische Sprache 350
247
Spartenkanal 340
Spiel 4, 250, 278, 316, 344
Spielfilm 18, 125, 149, 353, 359, 364
Spinoza, B. 35
Sponsoring 122, 133, 134, 140, 352
Sport 43, 82, 103, 157, 159, 161, 166, 167,
289, 324
Sportler 160, 161
Sprache 13, 30, 70, 87, 114, 116, 129, 180,
195, 292, 306, 315, 363
Sprachgebrauch 66
Staatenbildung 51, 304
Staatenbund 191
Staatsangehörigkeit 216
Staatsgründung 209
Staatszerfall 79
Stadt 52, 124, 140, 199, 241, 302, 341
Stadtbevölkerung 206, 296
Städtebau 318
Stadtentwicklung 120, 341
Stadtflucht 76
Stadtplanung 120, 124, 323
Stadtteil 124, 177
Stalinismus 41, 78, 114, 162
Star 259, 325, 331
Statistik 8
Stellung im Beruf 243
Stereotyp 55, 82, 113, 171, 173, 233
Steuersystem 236
Stiftung 122, 140
Stigmatisierung 303
Stipendium 23
Strafgefangener 150
Straße 346
Student 91
Subjekt 17, 34, 73, 314, 353
Subjektivität 17, 48, 54, 103
Subkultur 21, 88, 90, 95, 96, 102, 104,
150, 156, 164, 259, 322, 329, 344,
346
Subsidiarität 216
Subsystem 300
Südamerika 53, 105, 110, 180, 313
Südasien 105, 335, 357
Süddeutschland 201
Südeuropa 230
Südkorea 79, 360, 364
südliches Afrika 51
Südostasien 91, 105, 112, 257, 277
248
symbolische Politik 195, 208, 209
symbolisches Kapital 340
Symbolismus 33
Synergie 65
Synkretismus 66
Systemtheorie 2, 9, 40, 54, 119, 306
T
Tabu 303
Tageszeitung 325
Taiwan 185
Talkshow 270
Tansania 304
Tanz 289, 296, 301, 342, 351
Tarifvertrag 148
Täter 372
Tätowierung 150
Tausch 7
Team 231
Technik 4, 16, 40, 58, 153
Technikfolgen 153
Technikgeschichte 253
technische Entwicklung 16, 253
technischer Fortschritt 361
Technisierung 60
Technokratie 138
Technokultur 93, 98
Technologie 180, 253, 267, 294, 369
Teilzeitarbeit 243
Telefon 153
Telekolleg 269
Telekommunikation 153, 262
Terrorismus 76, 310
Theater 4, 42, 47, 81, 82, 124, 129, 140,
145, 148, 181, 185, 249, 261, 293,
354, 356, 366
Theologie 12, 234, 281
Thüringen 104
Tier 344
Tocqueville, A. 21, 144
Tod 5, 8
Toleranz 191, 303, 328
Totalitarismus 33, 69, 78, 189, 211
Tourismus 55
Trabantenstadt 318
Tradition 69, 105, 114, 156, 172, 178,
185, 318
traditionelle Gesellschaft 91
traditionelle Kultur 169, 190
Sachregister
Trainer 160
transatlantische Beziehungen 55, 207
Transfer 212, 242
Transformation 80, 81, 83, 180, 181, 202,
210, 238, 247, 269, 306, 317, 368
Transkulturalität 65, 174, 181, 290, 296,
313
Transport 75
Transportgewerbe 170
Transsexualität 164
Trauer 332
Trinkverhalten 49
Tschechische Republik 77, 81
Tschechoslowakei 42, 69, 271
Tugend 188
Tunesien 177
Türke 93, 157, 169, 171, 334
Türkei 66, 110, 169, 334
Typologie 156, 239, 256
U
Überalterung 44, 207
Übergangsgesellschaft 202
UdSSR 41, 114, 128, 162, 217, 247, 373
UdSSR-Nachfolgestaat 66, 83, 105, 139,
181, 196, 222, 247
Ukraine 222
Umweltbewusstsein 46
UNESCO 131, 147
Ungarn 203, 232
Universalismus 99, 163, 187, 345, 353
Untergrund 69
Unterhaltung 61, 151, 266
Unterhaltungsindustrie 137
Unternehmen 57, 65, 83, 235, 236, 238,
239, 242, 244, 246, 257
Unternehmensführung 238, 242
Unternehmenskultur 57, 65, 230, 232, 233,
234, 236, 237, 238, 239, 242, 244,
246, 247
Unternehmenspolitik 232, 236, 239
Unterricht 195
Urbanität 296
Urteil 136
USA 55, 59, 78, 121, 122, 173, 193, 207,
212, 214, 227, 258, 273, 277, 288,
295, 311, 320, 324, 341, 353, 355,
360, 364
Usbekistan 105
Sachregister
249
Utilitarismus 25, 35
Utopie 36, 168, 268, 289, 328, 336, 339,
368
Volksmusik 325, 343, 351
Volkswirtschaftstheorie 236
Vorstand 131
V
Validierung 86
Validität 159
Venezuela 105
Veranstaltung 141, 166
Verantwortung 76, 81, 83
Verband 160
Verbot 281
Verfassungsmäßigkeit 145
Verfassungsrecht 178
Vergangenheitsbewältigung 125, 224,
225, 366, 371
vergleichende Politikwissenschaft 202
Verkehrsbelastung 154
Verkehrsberuf 170
Verkehrsmittel 154
Verkehrsmittelwahl 154
Verkehrsteilnehmer 154
Verkehrsträger 154
Verkehrsvermeidung 154
Verlag 82
Vermarktung 323
Vernetzung 65, 254
Vernunft 11, 27, 136, 263
Verstehen 15
Verteilung 63
Vertrauen 110, 203, 357
Vertreibung 175
Verwaltung 12, 36, 241, 245
Verwandtschaft 110, 206
Verwissenschaftlichung 16
Video 111, 350, 369
Video-Clip 369
Videofilm 105, 369
Vietnamkrieg 25
Virtualisierung 250
virtuelle Gemeinschaft 155, 254
virtuelle Realität 249, 250, 275, 278
Visualisierung 32, 264, 269, 283, 325,
370, 373
visuelle Wahrnehmung 149, 260, 269,
301, 361, 367
Völkermord 224, 260, 281, 326, 366, 371
Volkskunde 6, 106, 343
Volkskunst 343
W
Wahl 219
Wahlbeteiligung 203
Wahlergebnis 200, 219
Wahlkampf 219
Wahlverhalten 203, 219
Wahrnehmung 18, 32, 111, 189, 217, 223,
269, 293, 321
Wald 46
Ware 56, 263
Wasser 49
Weber, M. 4, 14, 19, 29, 234, 241, 307
Website 251
Weimarer Republik 12, 31, 43, 45, 373
Weltanschauung 35, 60, 213, 328, 336
Weltgesellschaft 9, 54, 61, 62, 71, 75, 137,
187
Weltpolitik 71, 115, 207
Weltraum 250
Wende 247
Werbung 125
Wert 86, 89, 101, 188, 195
Wertorientierung 50, 63, 66, 87, 89, 93,
101, 136, 179, 182, 184, 188, 191,
195, 197, 207, 211, 214, 215, 227,
228, 266, 288, 307, 329, 331
Wertsystem 87, 184, 191, 228, 307
Werttheorie 86
Werturteilsstreit 234
Wertwandel 86, 89, 101
Westafrika 79, 105, 323
Westeuropa 72, 110, 230, 255
westliche Welt 59, 230, 344
Wettbewerbsbedingungen 266
Widerstandsbewegung 189
Wiederaufbau 318
Wiedervereinigung 125, 205, 213
Wien 55, 105, 352
Wirkungsanalyse 111
wirtschaftliche Integration 232
Wirtschaftsethik 234, 236
Wissen 58, 112, 254, 267, 268, 269, 282,
373
Wissenschaft 16, 23, 27, 28, 32, 38, 48,
86, 133, 134, 249, 292, 293
250
Wissenschaftler 23, 58
Wissenschaftsdisziplin 365
Wissenschaftsgeschichte 44
Wissenschaftspolitik 129
Wissensgesellschaft 58, 268, 269, 298
Wissensmanagement 254
Wissenssoziologie 269
Wochenende 170
Wochenzeitung 45
Wohlfahrtsstaat 83
Wohlstand 63
Wohnen 158
Wohnhaus 133
Work-life-balance 233
Württemberg 206
Z
ZDF 226
Zeitbudget 170
Zeitfaktor 75
Zeitgeist 27
Zeitgeschichte 41
Zeitökonomie 75
Zeitschrift 355
Zeitsouveränität 170
Zeitverwendung 170
Zensur 69
Zentralasien 66, 105, 114
Zentralkomitee 128
Zigeuner 82, 110
Zivilgesellschaft 51, 101, 117, 124, 176,
197, 203, 216, 223
Zivilisation 7, 76, 345
Zivilrecht 14
Zufriedenheit 203, 205, 213, 291
Zukunft 87, 117, 289
Zukunftsfähigkeit 295
Zuschauer 102
Zweckrationalität 245
zweite Generation 169
Zweite Republik 225
Zweiter Weltkrieg 40, 121, 129, 198, 261,
364, 366
Ziffern
17. Jahrhundert 35
18. Jahrhundert 35, 293, 297
19. Jahrhundert 47, 49, 67, 140, 201, 206,
234, 261, 280, 293, 307, 309, 312,
Sachregister
319, 321, 352, 361, 362
20. Jahrhundert 33, 47, 49, 57, 70, 78, 87,
98, 140, 201, 208, 261, 280, 290,
293, 309, 312, 321, 326
21. Jahrhundert 47, 262, 311
Institutionenregister
251
Institutionenregister
Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für philosophische
Grundlagen kulturwissenschaftlicher Analyse 11
Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie 334
Fachhochschule Gelsenkirchen, Institut Arbeit und Technik 232
Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Erziehungswissenschaft Arbeitsbereich Qualitative Bildungsforschung 240
Geisteswissenschaftliches Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas -GWZO- e.V. an
der Universität Leipzig 85, 290
Gesellschaft für Beratung sozialer Innovation und Informationstechnologie -GEBITInstitut für Interkulturelle Kommunikation an der Universität Passau e.V.
Institut für Sozialforschung -IfS- an der Universität Frankfurt am Main
152
321
63
Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut
für Soziologie Prof.Dr. Martina Löw 367
Technische Universität Dortmund, Fak. Raumplanung, Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie
164
Technische Universität Dresden, Fak. Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Psychologie Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie und Methoden der Psychologie Arbeitsgruppe Wissen-Denken-Handeln 237
Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur für Soziologische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie 13, 284
Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut zur Erforschung der religiösen
Gegenwartskultur 99
Universität der Bundeswehr Hamburg, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Professur für
Berufs- und Betriebspädagogik, insb. berufliche, betriebliche Aus- und Weiterbildung
235
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Gesellschaftsvergleich und die Gesellschaft Japans 155
Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für
Kommunikations- und Medienwissenschaft II 274
Universität Erfurt, Erziehungswissenschaftliche Fakultät
172
Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur-und sozialwissenschaftliche Studien
23
Universität Frankfurt, FB 10 Neuere Philologien, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft 358
Universität Freiburg, Philologische Fakultät, Romanisches Seminar
313
252
Institutionenregister
Universität Göttingen, Philosophische Fakultät, Institut für Kulturanthropologie, Europäische Ethnologie 206
Universität Heidelberg, Fak. für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften, Institut für
Ethnologie 185
Universität Heidelberg, Fak. für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie
212
Universität Heidelberg, SFB 619 Ritualdynamik - soziokulturelle Prozesse in historischer und kulturvergleichender Perspektive 185, 212
Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"
175, 245, 319
1, 41, 116, 149,
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Geschichte 199
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Forschungsgruppe Wissenssoziologie 342
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie 353
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Makrosoziologie 149
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Literaturwissenschaft
319
1, 116, 175,
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und politischer Integration" 199, 353
Universität Konstanz, Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftliche Sektion, FB Politik- und Verwaltungswissenschaft Lehrstuhl für Innenpolitik und Öffentliche Verwaltung
245
Universität Konstanz, Zentrum für den wissenschaftlichen Nachwuchs 7
Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung"
174, 181, 304
Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistes- und Sozialwissenschaften 174, 181, 304
Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste Abt. Kulturforschung - Soziologie der Künste und Kultur
279, 294, 295
Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste Abt. Philosophie 7
Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie 247
Universität Mainz, FB 07 Geschichts- und Kulturwissenschaften, Historisches Seminar Abt. VII
Zeitgeschichte 130
Institutionenregister
253
Universität Mainz, FB 07 Geschichts- und Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Afrikastudien 358
Universität Mainz, FB 09 Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften, Geographisches Institut
177
Universität Paderborn, Institut für Begabungsforschung in der Musik -IBFM-
332
Universität Passau, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Anthropogeographie
77
Universität Potsdam, Graduiertenkolleg 1185 Lebensformen und Lebenswissen
312
Universität Rostock, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für BWL Lehrstuhl für Allgemeine BWL, insb. Wirtschafts- und Organisationspsychologie 242, 246
Universität Saarbrücken, Fak. 05 Empirische Humanwissenschaften, Sportwissenschaftliches Institut Arbeitsbereich Sportsoziologie, Sportökonomie 159
ANHANG
Hinweise
257
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur
Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit
einem Standortvermerk versehen.
Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr
Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur
der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind.
Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen
die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg
über das Bibliothekenleitsystem.
Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.
Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt
werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax
oder elektronisch erfolgen
Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen
Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per
Fax möglich.
Zur Benutzung der Forschungsnachweise
Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst.
Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung
oder an den/die Wissenschaftler(in).
Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.
Informations- und Dienstleistungsangebot des
GESIS–IZ Sozialwissenschaften
Als Serviceeinrichtung für die Sozialwissenschaften erbringt das GESIS–IZ Sozialwissenschaften
überregional und international grundlegende Dienste für Wissenschaft und Praxis. Seine Datenbanken zu Forschungsaktivitäten und Fachliteratur sowie der Zugang zu weiteren nationalen und internationalen Datenbanken sind die Basis eines umfassenden Angebotes an Informationsdiensten für
Wissenschaft, Multiplikatoren und professionelle Nutzer von Forschungsergebnissen. Zu seinen
zentralen Aktivitäten gehören:
● Aufbau und Angebot von Datenbanken mit Forschungsprojektbeschreibungen (SOFIS –
●
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ehemals FORIS) und Literaturhinweisen (SOLIS)
Beratung bei der Informationsbeschaffung – Auftragsrecherchen in Datenbanken weltweit
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Informationsdienste zu ausgewählten Themen
Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung & Entwicklung
Information und Beratung zu Fragen der Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung
Internet-Service
Das GESIS–IZ Sozialwissenschaften wurde 1969 als Informationszentrum Sozialwissenschaften
von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Von 1986 an
war es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und
dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim in der Gesellschaft
Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. Seit April
2007 ist das GESIS–IZ eine von drei Abteilungen der neu gegründeten GESIS.
GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (seit 2003 GESIS-Servicestelle Osteuropa) in
Berlin eröffnet. Deren zentrale Aufgaben sind die sozialwissenschaftliche Informations- und Datenvermittlung zwischen Ost- und Westeuropa sowie die Förderung von Ost-West-Kooperationen und
die Unterstützung der vergleichenden Forschung. Seit Januar 2006 gehört auch das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) zur GESIS. Das CEWS bietet zielgruppenadäquate Informations- und Beratungsleistungen zu Fragen der Chancengleichheit in Wissenschaft
und Forschung an.
Die Datenbanken SOFIS und SOLIS
SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die
Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Me-
thoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: rund 43.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen, die das GESIS–IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland,
die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien in Österreich (bis 2001) und SIDOS (Schweizerischer Informations- und Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der GESIS–IZ-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter
IuD-Einrichtungen, z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg sowie durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich
oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Web vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung,
Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung,
Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Juni 2007 ca. 350.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird vom GESIS–IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und
dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Weitere Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und
mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.
Zugang zu den Datenbanken
Der Abruf von Informationen aus den Datenbanken SOFIS und SOLIS ist prinzipiell kostenpflichtig. Beide Datenbanken sind in jeweils unterschiedlichen fachlichen Umgebungen über folgende
Hosts zugänglich:
STN International
The Scientific & Technical
Information Network
Postfach 24 65
76012 Karlsruhe
Deutschland
Tel.:+49 (0)7247-80 85 55
www.stn-international.de
GBI-Genios Deutsche
Wirtschaftsdatenbank GmbH
Freischützstr. 96
81927 München
Deutschland
Tel.:+49 (0)89-99 28 79-0
www.gbi.de/r_startseite/index.ein
An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der
Schweiz sind beide Datenbanken auf der Basis von Pauschalabkommen mit den Hosts - z.B. für das
GBI wiso-net - in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich.
infoconnex - der interdisziplinäre Informationsdienst bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalpreise für den Zugang zu den Datenbanken SOLIS und SOFIS. Zudem stehen in infoconnex
seit Sommer 2006 im Rahmen von DFG-Nationallizenzen auch sechs Datenbanken des Herstellers
Cambridge Scientific Abstracts (CSA) zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen
Einrichtungen zur Verfügung. Das sind die Sociological Abstracts, Social Services Abstracts, PAIS
International, Worldwide Political Science Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts
(ASSIA) und der Physical Education Index. Darüber hinaus kann über infoconnex in der Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen und in Literaturdatenbanken
zu Pädagogik und Psychologie recherchiert werden (www.infoconnex.de).
SOFIS und SOLIS stehen neben weiteren 12 Datenbanken auch im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport für die Recherche zur Verfügung. Auf www.sowiport.de können Nutzer folgende Datenbanken integriert oder einzeln durchsuchen:
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Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS
Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS
Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen
Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek
Köln
Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen
Publikationen der Bertelsmann Stiftung
ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts,
Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International,
Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index
Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften,
Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen
Insgesamt enthält sowiport.de rund 2,5 Millionen Literaturnachweise, 50.000 Forschungsprojekte
und 8.500 Nachweise zu sozialwissenschaftlichen Institutionen, darüber hinaus Veranstaltungshinweise, Themenschwerpunkte und Links zu Portalen.
Im Internetangebot der GESIS (www.gesis.org) steht - neben weiteren kostenfrei zugänglichen
Datenbanken - ein Ausschnitt aus der SOFIS-Datenbank mit Projektbeschreibungen der letzten Jahre für inhaltliche und formale Suchen zur Verfügung. Dadurch besteht darüber hinaus die Möglichkeit, bereits gemeldete Projekte auf Aktualität zu prüfen sowie jederzeit neue Projekte für eine Aufnahme in SOFIS mitzuteilen.
Beratung bei der Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken SOFIS und SOLIS bietet das GESIS–IZ
Sozialwissenschaften entsprechende Rechercheinstrumente an, z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung
sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Auftragsrecherchen
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das GESIS–IZ kostengünstig Recherchen in den
Datenbanken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwissenschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Social Science in Eastern Europe", der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet das GESIS–IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf
CD-ROM bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich
und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
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Allgemeine Soziologie
Berufssoziologie
Bevölkerungsforschung
Bildungsforschung
Familienforschung
Frauen- und Geschlechterforschung
Freizeit - Sport – Tourismus
Gesellschaftlicher Wandel in den neuen
Bundesländern
Gesundheitsforschung
Industrie- und Betriebssoziologie
Internationale Beziehungen + Friedensund Konfliktforschung
Jugendforschung
Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien – Sprache
● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
● Kultursoziologie + Kunstsoziologie
● Methoden und Instrumente der Sozialwis●
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senschaften
Migration und ethnische Minderheiten
Organisations- und Verwaltungsforschung
Osteuropaforschung
Politische Soziologie
Religionsforschung
Soziale Probleme
Sozialpolitik
Sozialpsychologie
Stadt- und Regionalforschung
Umweltforschung
Wissenschafts- und Technikforschung
sowiNet - Aktuelle Themen im Internet
Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe sowiOnline
Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen auf Basis
der Datenbanken SOFIS und SOLIS zusammengestellt. In der Reihe sowiPlus werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind zu finden unter
www.gesis.org/Information/sowiNet.
Forschungsübersichten
Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten, Ergebnisberichte von
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des GESIS-IZ, Tagungsberichte und State-of-the-art-Reports werden in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Reihen herausgegeben.
Internet-Service
Die GESIS-Abteilungen GESIS-IZ Sozialwissenschaften, GESIS-ZA (ehemals Zentralarchiv für
Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und GESIS-ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim) sowie die GESIS-Servicestelle Osteuropa in Berlin bieten unter
www.gesis.org
gemeinsam Informationen zum gesamten Spektrum ihrer Infrastrukturleistungen sowie Zugang zu
Informations- und Datenbeständen.
Unter dem Menü-Punkt „Literatur- & Forschungsinformation" bietet das GESIS–IZ nicht nur
Zugang zu einem Ausschnitt aus der Forschungsprojektdatenbank SOFIS, sondern zu einer Reihe
weiterer Datenbanken und Informationssammlungen:
● Die Datenbank SOFO - sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen - enthält Angaben zu
universitären und außeruniversitären Instituten in der Bundesrepublik Deutschland in den Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Bevölkerungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gesucht werden kann nach Namen(steilen), Fachgebiet,
Ort, Bundesland sowie organisatorischer Zuordnung (Hochschule, außeruniversitäre Forschung
oder öffentlicher Bereich).Neben Adressen, herausgegebenen Schriftenreihen u.ä. verweisen Hyperlinks ggf. auf die jeweiligen Homepages der Institutionen. Darüber hinaus gelangt man über
einen weiteren Hyperlink zu allen Projektbeschreibungen eines Instituts, die in den letzten drei
Jahren in die Forschungsdatenbank SOFIS aufgenommen wurden
(www.gesis.org/information/SOFO).
● Die Datenbank INEastE - Social Science Research INstitutions in Eastern Europe - bietet Tätigkeitsprofile zu sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in vierzehn osteuropäischen Ländern.
Ähnlich wie in SOFO, können auch hier die Institutionen durchsucht werden nach Namensteilen, Ort, Land, Personal, Fachgebiet, Tätigkeitsschwerpunkt und organisatorischer Zuordnung.
Die zumeist ausführlichen Institutsbeschreibungen in englischer Sprache sind durch weiterführende Hyperlinks zu den Institutionen ergänzt (www.gesis.org/Information/Osteuropa/INEastE).
● Sozialwissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen in
einer weiteren Datenbank für Suchen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Fachzeitschriften, die vom GESIS–IZ in Kooperation mit weiteren fachlich spezialisierten Einrichtungen regelmäßig für die Literaturdatenbank SOLIS gesichtet und ausgewertet werden. Standardinformationen sind Zeitschriftentitel, Herausgeber, Verlag und ISSN - Redaktionsadresse und URL
zur Homepage der Zeitschrift werden sukzessive ergänzt. Immer vorhanden ist ein Link zur Datenbank SOLIS, der automatisch eine Recherche beim GBI-Host durchführt und die in SOLIS
gespeicherten Titel der Aufsätze aus der betreffenden Zeitschrift kostenfrei anzeigt; weitere Informationen zu den Aufsätzen wie Autoren oder Abstracts können gegen Entgelt direkt angefordert werden. Die Datenbank befindet sich noch im Aufbau; eine alphabetische Liste aller ausgewerteten Zeitschriften aus den deutschsprachigen Ländern kann jedoch im PDF-Format abgerufen werden.
Zu sozialwissenschaftlichen Zeitschriften in Osteuropa liegen ausführliche Profile vor, die in alphabetischer Reihenfolge für die einzelnen Länder ebenfalls abrufbar sind. Der Zugang erfolgt über
www.gesis.org/Information/Zeitschriften.
Über weitere Menü-Hauptpunkte werden u.a. erreicht:
● die Linksammlung SocioGuide, die – gegliedert nach Ländern und Sachgebieten – Zugang zu
Internetangeboten in den Sozialwissenschaften bietet (www.gesis.org/SocioGuide) sowie
● der GESIS-Tagungskalender (www.gesis.org/Veranstaltungen) mit Angaben zu Thema/ Inhalt,
Termin, Ort, Land, Kontaktadresse bzw. weiterführenden Links zu nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen in den Sozialwissenschaften sowie zu Veranstaltungen in und zu
Osteuropa im Bereich der Transformationsforschung.
Newsletter
Über Neuigkeiten aus der GESIS informiert zweimonatlich der gesis report. Der Newsletter erscheint in elektronischer Form und kann abonniert werden unter: [email protected]
(Kommando im Textfeld: subscribe GESIS-Newsletter Vorname Nachname – keinen Betreff angeben)
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Lennéstraße 30
53113 Bonn
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Tel.:+49 (0)228-2281-0
Fax:+49 (0)228-2281-120
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Deutschland
Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0
Fax:+49 (0)30-23 36 11-310
E-mail:[email protected]

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