Sicherheit beim Rodeln
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Sicherheit beim Rodeln
Sicherheit/Ausrüstung Sicherheit beim Rodeln Von Georg Süsskraut Rodeln steht bei Erwachsenen wie Kindern hoch im Kurs und ist sowohl eine Fun-Sportart wie auch olympische Disziplin. Im Unterschied zum Schlittenfahren auf Hügeln werden beim Rodeln auf Hängen, Alm- oder Wirtschaftswegen einige hundert Höhenmeter in ein- oder mehrstündigen Märschen aufgestiegen und dann rasant abgefahren. Rodeln ist ein Hochgeschwindigkeitssport. Vielfach unterschätzt werden die Gefahren des Rodelns. Nach Angaben z.B. des österreichischen Kuratoriums für Verkehrssicherheit verletzten sich 2008 in Vorarlberg rund 400 (in ganz Österreich 4 800) Menschen beim Rodeln so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Etwa die Hälfte der Verletzten zog sich einen Knochenbruch zu, knapp ein Viertel Sehnen- und Muskelverletzungen. Vor allem die unteren Extremitäten sind betroffen. Besonders gefährlich ist es, mit dem Kopf voran zu rodeln, jeder zehnte Rodler, der in dieser Position verunfallte, erlitt eine Gehirnerschütterung. An die 20 % aller Rodelverletzungen im Vorjahr waren Kollisionen - mit Personen, Hindernissen oder Bäumen. Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet, da sie häufig die Geschwindigkeit und die auftretenden Kräfte sowie die Nichtsteuerbarkeit ihrer Gefährte unterschätzen. In der Folge prallen sie gegen Hindernisse auf der Piste oder stürzen beim Versuch, zu bremsen und zu steuern. Sie schlagen auf der meist harten Unterlage auf und stoßen im weiteren Verlauf gegen feste Hindernisse. Rodelstrecken in der Nähe von Straßen bzw. das Rodeln auf einer Straße sind besonders gefährlich. Gerade auf anspruchsvollen Strecken sollten die Fahrer (Kinder wie Erwachsene) nur mit der entsprechenden Ausrüstung unterwegs sein (s.u.). Besonders wichtig ist ein festes Schuhwerk mit rutschfestem Profil, um den Schlitten sicher bremsen zu können. Die Auswahl des Gefährtes sollte ebenfalls mit dem Schwierigkeitsgrad der Strecke korrespondieren. Aufblasbare Gummireifen und Plastikbobs sind bei Kindern sehr beliebt, aber zum sportlichen Rodeln völlig ungeeignet, da nicht steuerund bremsbar. Die schwereren Unfälle, die beim Rodeln geschehen, ereignen sich fast immer bei einer harten oder gar gefrorenen Schneedecke, wo ein Steuern und ins- 10 Sportrodel www.schlitten.ch besondere das Bremsen der Bobs vielfach nicht möglich sind. Wenn in dieser Situation ein ungenügender Auslauf vorhanden ist oder gar Hindernisse wie Mauern, Zaunpflöcke und dergleichen im Bereich des Auslaufs stehen, ist ein Unfall geradezu vorprogrammiert. Rodeltypen Bei der Auswahl des geeigneten Sportgeräts sollte man nicht zu billig einkaufen und zumindest auf die entsprechenden Prüfzeichen achten. So sind qualitativ minderwertige Plastikbobs für Naturrodelbahnen in den Bergen auf keinen Fall zu empfehlen, da sie ein hohes Sicherheitsrisiko in unwegsamem Gelände für den Fahrer und andere darstellen. Ein Rodelschlitten wird traditionell aus Eschen- oder Buchenholz mit eisenbeschlagenen Kufen hergestellt, es sind allerdings auch Modelle aus Kunststoff (Bruch- und Rissgefahr) und Aluminium (langsam) im Handel. Rodelschlitten bieten meist für 1-2 Personen auf einer Sitzfläche aus Holzlatten oder einer Stoffbespannung Platz und haben eine Schnur, an der sie bergauf und über flache Strecken gezogen werden können. Als wesentliche Bauformen unterscheidet man zwischen dem Davoser Schlitten und dem Hörnerschlitten mit Preisen zwischen 50 und 100 €. Sportrodel dagegen liegen je nach Größe und Materialqualität zwischen 120 und 400 €. Neben der Abfahrt auf geeigneten Wintersportpisten wird der Rodel vorwiegend auf präparierten Naturrodelbahnen oder professionellen Kunsteisbahnen gefahren. Sportrodel sind so konstruiert, dass die Hörner der Kufen und die Längsholme elastisch zueinander sind. Damit lässt sich der Rodel exakt lenken und kursstabil fah- ren. Der Fahrer liegt dabei rücklings auf dem Rodel und lenkt durch Fußdruck und durch Ziehen am Leitriemen und gleichzeitige Gewichtsverlagerung. Der moderne Sportrodel hat im Gegensatz zum Davoser Schlitten schräge eisenbeschlagene Kufen. Die Kufen des Davoser Schlittens liegen flach auf dem Untergrund auf, die des Rodels hingegen nur auf einer Kante. Empfehlungen zum Rodelsport Wie bei allen alpinen Sportarten sollte man sich im Vorfeld geplanter Rodelabfahrten über die Strecke informieren. So sollte bekannt sein, ob eventuell Winterwanderer oder Skifahrer die Bahn queren oder Teilstücke der Abfahrt ebenfalls nutzen oder problematische Stellen zu erwarten sind, die bei schwieriger Witterung schnell eisig oder sulzig werden. Als Mindestausrüstung beim sportlichen Rodeln sind neben dem schon erwähnten festen Schuhwerk mit rutschfesten Sohlen warme und wetterfeste Kleidung, Skibrille, Handschuhe und Stirn-Lampe sowie unbedingt ein Helm anzusehen (insbesondere für Kinder). Helme können schwere Schädel-Hirn-Verletzungen meist verhindern. Stirnlampe, Reflektorstreifen und Glocken senken das Risiko einer Kollision. Ein Fahrradschloss zur Diebstahlssicherung des Rodelschlittens bei der Hütte kann nützlich sein. Neben Sportgerät und geeigneter Ausrüstung ist sicherheitsgerechtes Verhalten von entscheidender Bedeutung. Das bedeutet z.B., beim Aufstieg immer am Rand der Bahn (Kurveninnenseite) zu gehen, um die talwärts fahrenden Rodler nicht zu behindern (gilt besonders für Gruppen) und Hunde am besten zu Hause zu lassen. Berliner Bergsteiger 02/2010 Sicherheit/Ausrüstung Hörnerschlitten www.rpl-trading.de/davoser-schlitten-hoernerrodel.html Das Kuratorium für Alpine Sicherheit (Österreich) hat daher 10 Empfehlungen zum Rodeln formuliert: 1. Nimm Rücksicht auf andere Rodelbahnbenützer. Verhalte dich so, dass du keinen anderen gefährdest oder schädigst. 2. Beachte Sperren und Warnhinweise. Vergewissere dich, dass die Strecke zum Rodeln freigegeben ist. Informiere dich über den Verlauf und Zustand der Rodelbahn. 3. Verwende gute Ausrüstung: Qualitätsrodel, Schutzhelm, festes Schuhwerk. Aus Sicherheitsgründen keine Plastikbobs oder Plastikuntersätze. 4. Rechts und hintereinander aufsteigen. Quere die Rodelbahn nur an übersichtlichen Stellen. Davoser Schlitten: www.davos.ch 5. Fahre kontrolliert, auf Sicht und halte Abstand. Passe Geschwindigkeit und Fahrweise deinem Können, der Rodelbahn, den Schnee-, Eis- und Witterungsverhältnissen sowie der Verkehrsdichte an. 6. Mach auf dich aufmerksam. Warne unaufmerksame Aufsteiger (Schellen, lautes Rufen). Bei Dunkelheit: Stirnlampe und reflektierende Kleidung. 7. Warte an übersichtlichen Stellen auf deine Begleitung. Vergewissere dich, dass deine Gruppe vollständig ist. Halte nie an engen und unübersichtlichen Stellen. 8. Rodeln auf Skipisten ist gefährlich und verboten. Die Kollisionsgefahr mit SkifahrerInnen ist groß. In der Nacht festgefrorene Rodel-Spuren beeinträchtigen die Pistenqualität. 9. Keine Hunde. Hunde sind bei Aufstieg und Abfahrt schwierig zu führen, es besteht auf den meist engen Rodelbahnen große Kollisionsgefahr mit den Abfahrenden. 10. Keine Beeinträchtigung durch Alkohol oder Medikamente. Suchtmittel beeinträchtigen die Reaktionsfähigkeit und verringern die richtige Gefahreneinschätzung. Auch beim Rodeln gilt: Leiste erste Hilfe und weise dich bei Unfällen aus.