Hausstaubmilbenallergie - Milben
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Hausstaubmilbenallergie - Milben
INSTITUT FÜR VORSORGEMEDIZIN JOANNEUM Vorstand: Prim. Univ.-Prof. Dr. K. HARNONCOURT, 8010 Graz, Sackstraße 12 Hausstaubmilbenallergie Diagnostik, Therapie und sinnvolle Sanierungsmaßnahmen Ein verhältnismäßig großer Teil unserer Bevölkerung leidet unter Rhinitis, Brennen oder Juckreiz der Augen, Husten, Atemnot oder Asthmaanfällen mehr oder minder das ganze Jahr über, vom Säugling bis zum älteren Menschen weit im Pensionsalter. In Österreich vermuten Experten viele Tausende, in Deutschland eine halbe bis zwei Millionen, weltweit rund 80 bis 100 Millionen Menschen, welche an derartigen Beschwerden leiden - verursacht durch ein winziges Tier (Abb. 1), welches ebenso fast weltweit anzutreffen ist. Es ist die Hausstaubmilbe (Dermatophagoides pteronyssinus), ein zu den Spinnentieren zählendes Insekt mit einer Größe von 0,1 bis 0,5 mm, also gerade unterhalb unseres sichtbaren Kosmos. Bisher wurden über 140 verschiedene Milbenarten im Hausstaub nachgewiesen, doch Abbildung 1: Hausstaubmilbe nehmen die Hausstaubmilbe und ihre „Zwillingsschwester“, die amerikanische Staubmilbe (Dermatophagoides farinae), rund 90 % der Häufigkeit für sich in Anspruch. Letztere ist besser unter den unglücklich gewählten und stets Verwirrung stiftenden Namen „Mehlmilbe“ oder „Mehlstaubmilbe“ bekannt. Pro Gramm Staub können bis zu 15.000 Hausstaubmilben isoliert werden. Seltener, doch allergologisch ebenso von Bedeutung, ist die Staubmilbe (Dermatophagoides microceras), die denselben Lebensraum mit den Hausstaubmilben teilt und deren Hauptallergen auch eine enge Kreuzreaktion mit der weit größeren Gruppe der Hausstaubmilben aufweist. Schon seit dem Mittelalter sind Atembeschwerden durch Hausstaub bekannt. 1787 wurde erstmals die "Engbrüstigkeit", verursacht durch Hausstaub beschrieben, wobei man als Ursache dieser damals schon häufigen Krankheit ein Geruchsgift vermutete. Um die Jahrhundertwende stießen Forscher in den "Intimbereich" der Hausstaubmilben vor und entdeckten ihre Lebensgewohnheiten, Fortpflanzungs- und Entwicklungszyklen. Allein der Name weist schon auf den Lebensbereich hin, doch sind sie bei weitem nicht der einzige Bestandteil des Hausstaubes. Er ist so unterschiedlich wie die Innenausstattung unserer Wohnräume: Textilfasern, Sand-, Erde- und Federnteilchen, Haare und Schuppen von Menschen und Tieren, Pflanzen- und Kunststofffasern, Unmengen von Bakterien und Schimmelpilzen und Bestandteile abgestorbener Insekten - zusammengehalten durch winzige Wollfäden und Reste von klebrigen Spinnennetzen, Abrieb von Daunenfasern, organisches Material wie 2 Lebensmittelreste, Schimmelpilzsporen und Pollen - eine exotische Welt für sich. Und ein Teil dieses Mikrokosmos bildet die Nahrung der Hausstaubmilbe. Ihr größtes Festessen jedoch sind die von Menschen abgeschilferten Hautschuppen. Und davon stößt ein Erwachsener etwa 1,5 Gramm täglich ab, genug Tagesnahrung für etwa 100.000 Milben. Dabei sind sie auch ziemlich gefräßig - bis zur Hälfte des Körpergewichtes kann ein Hausstaubmilbenweibchen pro Tag zu sich nehmen. Daher produzieren Hausstaubmilben im Laufe ihres drei bis vier Monate langen Lebens auch das Drei- bis Vierhundertfache ihres Körpergewichtes an Exkrementen. Zu Anfang noch von einer Schleimschicht fest zusammengehalten und meist an Textilfasern haftend (Abb. 2, 3), zerfallen die Kotbällchen in der trockenen Luft im Laufe der Zeit in kleinste Teilchen von einigen Mikrometern Durchmesser, die mit dem Hausstaub im Raum aufgewirbelt und über Stunden schwebend mit der Atemluft inhaliert werden. Abbildung 2:Textilfasern mit Hausstaubmilbenkot In den Kotpartikeln dominieren die allergen wirkenden Proteine Der p1 und Der f1 (Dermatophagoides pteronyssinus und Dermatophagoides farinae), Proteine aus abgeschilferten Darmepithelien der Milben. Diese Allergene führen im Immunsystem zur Produktion von allergenspezifischen Immunglobulin E-Antikörpern (IgE-Antikörper) und zu klassischen Symptomen des allergischen Schnupfens bzw. Augenbindehautreizung (Rhinoconjunctivitis allergica), zu Asthma bronchiale und gelegentlich auch zur Verschlechterung einer atopischen Dermatitis. Durch immunochemische Analysen konnten über ein Dutzend Allergene der DermatophagoidesSpezies als IgE-Antikörper-bindend identifiziert werden. Sie sind jedoch bis auf die HauptAllergene Der p1 und Der p2 sowie Der f1 und Der f2, die über 90 % der Sensibilsierung verursachen, bedeutungslos. Eine Sensibilisierung auf Der p2 und Der f2 aus dem Chitinpanzer der Hausund Mehlstaubmilben kann klinisch relevante Symptome auslösen. Diese Proteine werden Abbildung 3: Hausstaubmilbe im Dschungel der Textilfasern 3 durch den Zerfall der abgestorbenen Milben freigesetzt und unterscheiden sich von jenen der Darmepithelien. Bei der Entscheidung zur Hyposensibilisierung („Allergieimpfung“) ist dies in der Auswahl der Injektionslösung von Bedeutung. Typisch für eine Hausstaubmilbenallergie sind nächtlich oder morgendlich auftretende behinderte Nasenatmung („Stockschnupfen“) gerötete Augenbindehäute Augentränen oder verklebte Augenlider Juckreiz in den Augen und in der Nase, in den Gehörgängen oder am Rachen Niesanfälle und Fließschnupfen bronchiales „Verschleimtheitsgefühl“ unproduktiver, trockener Reizhusten thorakales Druckgefühl subjektiv behinderte Atmung pfeifende oder rasselnde Atemgeräusche Hautjuckreiz, Nesselsucht (Urticaria), Hautekzeme Oft treten bei Kindern diese Symptome nach Bettspringen, Polsterschlachten, Spielen mit Stofftieren usw. auf, aber auch bei klassischen Hausarbeiten wie Überziehen der Betten oder Staubsaugen. Eine Verstärkung der Symptome kann bei Aufenthalt in Hotelzimmern oder Aufenthalt in feuchten, hausstaubbelasteten Räumen auftreten. Selten weisen Patienten mit Hausstaubmilbenallergie im Rahmen einer Nahrungsmittelallergie kreuzreagierende IgE-Antikörper zu Mollusken (z.B. Weinbergschnecken, Muscheln, Tintenfische) und Krustentieren (z.B. Hummer, Langusten, Garnelen, Shrimps, Krabben, Flusskrebse) auf. In diesem Fall können allergische Reaktionen nach Genuss dieser Tiere auch im gegaarten oder gebratenen Zustand auftreten, wobei durch die Kreuzsensibilisierung schon beim ersten Genuss dieser Nahrungsmittel über allergische Symptome berichtet wurde. Sie können von Nasenkribbeln, Zungenbrennen, Fließschnupfen, Durchfall, Atemnot oder generalisierter Nesselsucht der Haut bis hin zu anaphylaktische Reaktionen (Schockzuständen bis Kreislaufversagen) reichen. Die Ursache dieser Kreuzreaktion ist eine strukturelle Ähnlichkeit zwischen den allergen wirksamen Eiweißen des Tropomyosins, welche in nur gering abgeänderter Form bei all diesen Tieren nachzuseisen ist. Bei anamnestischen Hinweisen auf eine eine Unverträglichkeit auf obengenannte Meerestiere kann die Bestimmung des rekombinanten Hausstaubmilbenallergens Der p10 Aufschluss über eine derartige Kreuzreaktion geben. Auch sind Kreuzallergien zu Küchenschaben bekannt. Dies kann bedeutsam sein, wenn Räume, in denen Nahrungsmittelvorräte gelagert werden, von derartigen Insekten bevölkert werden (z.B. Mehlkammern, Getreidespeicher etc.). Der Staub abgestorbener und zerfallener Küchenschaben kann bei Inhalation dieselben Beschwerden auslösen wie jener von Hausstaubmilben. Die Diagnose kann durch eine Untersuchung der spezifischen IgE-Antikörper im Blut gestellt werden. Finden sich bei Erhebung der Beschwerdeanamnese Hinweise auf eine Hausstaubmilbenallergie, so ist der nächste diagnostische Schritt der Hautpricktest. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Einfluss von antihistaminisch bzw. antiallergisch wirkenden Medikamenten den Hauttest abschwächen bzw. negativ ausfallen lassen kann. In diese Gruppe zählen auch Antidepressiva, Beruhigungs- und Schlafmittel wie auch Immunsuppressiva (z.B. Kortikosteroide). Ist ein 4 Absetzen nicht möglich, kann durch Bestimmung der spezifischen IgE-Antikörper aus dem Serum der Allergennachweis versucht werden. Bei negativem Ausfall trotz typischer Symptomatik ist daran zu bedenken, dass auch andere „Indoor“-Allergene wie z.B. Tierhaare und –federn, Schimmelpilzsporen oder Vorratsmilben für die allergischen Beschwerden verantwortlich sein können. Vorratsmilben sind kaum bis nicht verwandt mit den Hausstaubmilben und reagieren im Pricktest demnach auch nicht positiv auf das Hausstaubmilbenallergen. Die häufigsten Vertreter sind: Acarus siro, Lepidoglyphus destructor, Tyrophagus putrescentiae, Euroglyphus maynei, Glycophagus domesticus und in feuchtwarmen Gebieten (z.B. Tropen und Subtropen) Blomia tropicalis. Grundsätzlich bewohnen sie nicht dieselben „Öko-Nieschen“ sondern finden sich vorrangig in landwirtschaftlich genutzen Räumen, in Tierställen, Getreidespeichern, in Tierfutter und damit auf Futterplätzen. Häufig werden sie mit der Kleidung und mit den Schuhen in den Wohnbereich eingeschleppt und teilen so ihren Lebensraum fortan mit den Hausstaubmilben. Sie sind regelmäßig in mit Heu gefüllten Käfigen und in Bereichen gelagerter Nahrungsmittel anzutreffen, sodass sie nicht nur mehr im landschaftlichen sondern auch im städtischen Bereich von allergologischer Bedeutung sind. Die Lebenszeit der Vorratsmilben liegt deutlich unter jener der Hausstaubmilben, doch beträgt dafür ihre Fortpflanzungsgeschwindigkeit das 3 bis 7-Fache ihrer weitschichtigen Verwandten, zudem weisen sie bei ungünstigen Lebensbedingungen eine höhere Widerstandsfähigkeit auf. Der Nachweis einer Sensibilisierung erfolgt ebenfalls durch den Pricktest, doch sind nicht für alle Vorratsmilben Testsubstanzen erhältlich. Aus diesem Grund ist eine Bestimmung der spezifischen IgE-Antikörper aus dem Serum notwendig. Umfangreiche Studien zeigten, dass der Grad der bronchialen Übereimpfindlichkeit (Hyperreaktivität) umso höher bzw. die Wahrscheinlichkeit von allergischen Symptomen umso größer ist, je stärker die Hausstaubmilbenbelastung ist. Dabei ist zu bedenken, dass ein Drittel bis die Hälfte der Personen mit Allergien der oberen Atemwege im Laufe der Jahre eine Etagenausweitung zum Asthma bronchiale erleidet. Der erste Schritt dazu ist die Zunahme der bronchialen Überempfindlichkeit. Aus diesem Grund kommt der Primärprävention durch Reduktion der Hausstaubmilben im Wohnbereich allergrößte Bedeutung zu. Leider bestätigten Untersuchungen, dass 40 bis 50 % der betroffenen Allergiker trotz des Wissens um den Auslösefaktor ihrer Beschwerden dennoch keine Hausstaubmilbensanierung durchgeführt haben. Manche Personen zeigen im Allergietest eine positive Reaktion auf Hausstaubmilben, haben aber anamnestisch keine Beschwerden. In diesem Fall besteht eine „subklinische Sensibilisierung“ ohne Symptome an den Erfolgsorganen. Umfangreiche Studien haben bewiesen, daß auch hier, besonders bei Kindern, eine Hausstaubmilbensanierung - zumindest des Bettenbereiches - die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs der Allergie deutlich herabsetzt. Einzelfälle zeigten bei Personen ohne klassische Asthmasymptomatik einen COPD-artigen Verlauf mit allmählich zunehmender Einschränkung der Lungenfunktion und nur geringer Verbesserung auf inhalative bronchialerweiternde Medikamente. Positiver Hauttest, positiver Nachweis der IgE-Antikörier im Serum, unspezifische und vor allem allergenspezifische bronchiale Provokationen mit Hausstaubmilbenallergen bewiesen die direkte Beziehung 5 zwischen der „schleichenden“ Obstruktion und dem Allergen, wobei das Remodelling der Bronchialwände (fibrosierender Umbau der Bronchien mit Einengung des Bronchiallumens im Rahmen der allergischen Entzündung) die Ursache für die persistierende Einschränkung der Lungenfunktion sein könnte. Eine alleinige medikamentöse Behandlung ohne ernsthafte Hausstaubmilbensanierung des Wohnbereiches ist sinnlos, lebt man ja weiterhin permanent im Allergenbereich, sodass ja auch der Entzündungsprozess in der Schleimhaut der Bronchien, der Nase oder der Augenbindehäute permanent aufrechterhalten wird. Auch die Hyposensibilisierung kommt nicht ohne Sanierungsmaßnahmen aus, liegt die Erfolgsquote ohnehin schon deutlich unter jener der Pollen- und Bienengiftallergie. Da eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung, „Allergieimpfung“) im Allgemeinen drei Jahre in Anspruch nimmt und auch mit Kosten, Zeitaufwand und Nebenwirkungsrisiken verbunden ist, sollte diese Therapieoption gründlich mit den Patienten besprochen werden. Ein breites Allergenspektrum, besonders verbunden mit saisonalen Allergenen (z.B. Pollen), stellt eine Kontraindikation zur Hyposensibilsierung dar. Bei positiven Reaktionen auf ganzjährig vorkommende Allergene wie Haustiere oder Schimmelpilze – die ebenfalls dieselben allergischen Symptome verursachen können – sollte der Nachweis der Hausstaubmilbenallergie als Ursache der Beschwerdesymptomatik durch allergenspezifische Provokation am Erfolgsorgan (z.B. Nase, Augenbindehäuten, Bronchien) erbracht und so die klinische Relevanz der Allergie gesichert werden. Bestehen auch nach einer Hyposensibilisierung über 2 Jahre hindurch und trotz optimaler Hausstaubmilbensanierung weiterhin noch nächtliche oder morgendliche Beschwerden, so sollte ebenfalls an die Möglichkeit eines anderen Allergens als Ursache der Symptome (z.B. Vorratsmilben, Schimmelpilze, Tierhaare) gedacht werden. So zeigten Untersuchungen, dass auch in Wohnungen, in denen keine Haustiere leben, Katzenhaarallergene nachweisbar sind und allergische Beschwerden verursachen können. Ziel muss es für Allgemeinmediziner und Fachärzte jedoch sein, in der Patientenaufklärung auf die eminente Bedeutung der richtigen Hausstaubmilbensanierung hinzuweisen. Trotz der Häufigkeit der Hausstaubmilbenallergie in der Bevölkerung ist das ärztliche Wissen um die richtigen Sanierungsmaßnahmen oftmals lückenhaft und die Empfehlungen gehen ins Leere. Zudem tragen nicht selten geschäftstüchtige Verkäufer mit falschen Informationen bei und im Handel werden mitunter teure und wirkungslose Produkte angeboten. Mit dem Wissen um die Ökologie der Hausstaubmilben kann man viele sinnvolle Sanierungsmaßnahmen ableiten. Aus diesem Grund soll auf die Lebensweise der kleinen „Haustierchen“ näher eingegangen werden: Klein und lichtscheu vermehren sich die Milben am besten bei mäßiger Temperatur von 20 bis 30° C und einer Luftfeuchtigkeit von 65 bis 80 %, doch sind unsere kleinen Mitbewohner nicht wählerisch: sie halten Temperaturen bis zu + 50°C über 4 Stunden und bis + 60°C über 1 Stunde aus. Auch klirrende Kälte bis - 25°C wird für einige Stunden toleriert. Nur in der Wahl der Luftfeuchtigkeit sind sie empfindlich. Unter 60 % finden sie keine rechte Freude daran, sich zu vermehren, liegt doch der Anteil ihres Körperwassers bei rund 80 % (Abb. 4). Dieses wird durch die Aufnahme von Wasser aus der Umgebungsluft über die Körperoberfläche aufrechterhalten und ist auch Grund für die saisonal unterschiedliche Allergenbelastung. 6 Abbildung 4: Hausstaubmilben im Durchlichtmikroskop Mit Beginn der warmen und feuchten Witterung im Frühsommer bis Herbst schlüpfen die meisten Tierchen aus den in den Tiefen der Matratze, des Kopfkissens oder des Teppichs abgelegten Eiern. Obwohl viele Hausstaubmilben mit Beginn der Heizperiode im Herbst durch die niedrige Luftfeuchtigkeit absterben, erreichen die allergischen Beschwerden dann ihren Höhepunkt, weil sich jetzt die maximale Menge von eingetrockneten und zerfallenden Exkrementen und toten Milben und deren sich auflösenden Chitinpanzern angesammelt hat. Auch das Staubsaugen mit den üblichen Geräten bringt keine wesentliche Abhilfe. Der feinste Staub wandert durch das Filter und verteilt sich erst recht in der Raumluft, sodass die Beschwerden noch verstärkt werden. Die Hausstaubmilben klammern sich mit ihren Beinen so kräftig an die Textilfasern, dass nicht einmal der stärkste Klopfstaubsauger fähig ist, sie aus ihren Verstecken herauszureißen. Zudem befindet sich der größte Teil der Hausstaubmilben im Bett und nicht im Teppich. Abbildung 5: Staubsaugen ist meist verlorene Liebesmüh Abbildung 6: Polstermöbel sind die Zufluchtstätte der Hausstaubmilben, wenn´s im Bett eng wird 7 Untersuchungen zeigten, dass die Bearbeitung eines(!) Quadratmeters Teppichboden mit guten Klopfstaubsaugern über 2(!) Stunden zu einer Reduktion der Hausstaubmilbenzahl auf die Hälfte führte. Andererseits bewirkt die Abluft aus den Geräten trotz bester Spezialfilter eine verstärkte Luftkonvektion, sodass der im Raum abgelagerte Staub in die Luft geschleudert wird und so wiederum der Absaugung entgeht. Lediglich zentrale Staubsaugeranlagen verhindern die Luftkonvektion. Demnach ist erklärbar, dass auch bei maximalen Bestrebungen, den Wohnbereich rein zu halten, jedoch bei der Wahl der falschen Reinigungsprozeduren die Hausstaubmilben kaum dezimiert werden können. Wenn auch mit allen zur Verfügung stehenden Maßnahmen die Milben nicht auszurotten sind, so führt schon bei gezielten Sanierungsmaßnahmen allein eine Dezimierung der Milben zu einer deutlichen Besserung der allergischen Beschwerden. Seit geraumer Zeit sind Raumsprays und Schaumreiniger im Handel erhältlich, welche die Anzahl der oberflächlich erreichbaren Milben für einige Monate dezimieren. Sie enthalten Benzylbenzoat, das die Milben vernichtet, und Tanninsäure, welche die eiweißhaltigen Allergene denaturiert. Spezielle Testsets, mit denen man durch einen Farbtest auf Guaninbasis Staubproben auf ihren Gehalt an Milbenexkrementen untersuchen kann, zeigen, wann diese (relativ teure) Prozedur zu wiederholen ist. Zudem ist sie nur eingeschränkt anwendbar (z.B. Sitzmöbel, Teppichböden, jedoch nicht Bettwäsche oder Kopfkissen). Auf lange Zeit gesehen günstiger und vor allem viel wirksamer ist doch eine möglichst umfassende Wohnraumsanierung. Allem voran steht die sinnvolle "Behandlung" des Schlafzimmers, ist doch das Bett der weitaus bevorzugteste Aufenthaltsort der Hausstaubmilben. Leider hält sich bei Ärzten und betroffenen Patienten hartnäckig die Vorstellung, dass die Hausstaubmilbensanierung lediglich aus der Entfernung der Teppiche und Vorhänge besteht. Diese Ansicht ist jedoch völlig falsch: DIE HAUSSTAUBMILBENSANIERUNG MUSS IM BETT BEGINNEN !! Dabei sind nicht die Material der Matratze, der Decke oder des Kopfkissens ausschlaggebend, sondern die für die Hausstaubmilben überaus günstigen Lebensbedingungen. Körperwärme und nächtliches Schwitzen führen zu einem Mikroklima von 25 bis 28°C und einer Feuchtigkeit bis zu 80 %. Zudem finden sich ausreichend viele Hautschuppen und Haare, um Millionen von Hausstaubmilben ernähren zu können. Permanent besteht ein reger „Milbentourismus“ von der Bettoberfläche in die Tiefe der Matratze, der Decke und des Kopfkissens, um die ca. 300 Eier im 3 bis 4-monatigen Leben eines Hausstaubmilbenweibchens in der warmen, feuchten und dunklen Tiefe des Gewebes ablegen zu können. Besonders beliebt als Unterschlupf sind auch die Nähte der Textilien. • Im Handel angebotene und oft teure „antiallergische“ Bettwäsche aus Baumwollgewebe, welches bei 60°C waschbar oder gar „milbenabweisend“ ist, reicht bei weitem nicht aus, ein Bett von Hausstaubmilben zu sanieren. • Glatte Kunststoffüberzüge (sogenanntes Encasings) - vollständig über die Matratze gezogen - sind ein sehr wirksames Mittel zur Milbenbekämpfung. Die billigste, jedoch 8 nicht optimale Lösung (weil nicht atmungsaktiv) ist das Einschlagen der Matratze in eine (nicht „raschelnde“) Plastikfolie; zwei Leintücher darüber (um nächtliches Schwitzen zu verhindern) erhöhen die Schlafqualität. Plastikfolien gibt es in Baumärkten usw. • Überzüge aus feinst gewebtem Synthetikmaterial z.B. aus Gore-tex®-ähnlichen atmungsaktiven Materialien mit speziellem Zippverschluß in standardisierten und Sondergrößen sind die elegantere Lösung und im Fachhandel erhältlich. Sie sollen verhindern, dass Milben und Milbenkot nicht an die Oberfläche des Bettes treten und eingeatmet werden können (siehe Abb. 5). Diese speziellen Überzüge punkten besonders durch ihre hohe Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit und der dadurch verbundenen deutlich besseren Schlafqualität als Plastikfolien. Abbildung 5: Wanderung der Hausstaubmilben zwischen Bettlaken und Matratze ohne und mit Encasing • Selbstverständlich gelten im Falle von Doppelbetten sämtliche Sanierungsmaßnahmen immer für beide Betten. Sämtliche Betten des Schlafzimmers sind dementsprechend zu sanieren (auch ein evt. im Zimmer aufgestelltes Babybettchen). • 10 Jahre alte Matratzen wiesen in Untersuchungen bis zu 13-mal mehr Hausstaubmilben-Allergen auf als neue Matratzen, daher ist der Austausch alter Matratzen im Rahmen einer umfangreichen Hausstaubmilbensanierung zu überlegen. Rosshaar-, Kapok- oder Seegrasmatratzen, Matratzen aus "biologischen" Materialien oder Federkernmatratzen sollten Schaumstoffmatratzen mit glatten Oberflächen weichen (doch sollten diese nicht mit dem Staubsauger bearbeitet werden - verschiedene Kunststoffe laden sich elektrostatisch auf und ziehen den Staub dadurch erst recht an). Zu beachten ist aber, dass „antiallergene“ Schaumstoffmatratzen nicht dadurch „antiallergen“ sind, weil sie nicht am Speiseplan der Hausstaubmilben stehen, sondern, dass sie leichter zu reinigen sind. Dennoch werden die Matratzen ohne geeigneten, dicht gewobenen Spezialüberzug in kurzer Zeit wieder mit Milben besiedelt. Leicht zu reinigende Baumwollüberzüge sind keine Lösung, da sie keine Barriere für die Hausstaubmilben sondern eher „Spielwiesen“, in denen sie sich gerne aufhalten. • Neue Matratzen sollten von vornherein mit dem milbendichten, aber atmungsaktiven Überzug (Encasing) hermetisch gegen die Hausstaubmilbenbesiedelung gehindert werden. 9 • Auch Personen mit Latexallergie können die Vorzüge von Latexmatratzen genießen, zumal diese durch die Encasings hermetisch abgeschlossen sind und die Inhalation von Latexstaub oder der direkte Hautkontakt durch das sehr feingewobene Material und die darüber liegenden Leintücher kaum möglich ist. • Die Bearbeitung von Matratzen mit Dampfstrahlreinigern ist zwecklos, da die äußerst widerstandsfähigen Haussstaubmilben und deren Eier und Larven in der Tiefe der Gewebe bzw. Schaumstoffmatratzen nicht zerstört werden. Die Erzeugung eines feuchten und warmen Mikroklimas begünstigt eventuell sogar das Überleben der Milben und deren Eier im Inneren der Matratzen. • Mit Stoff überzogene Bettrahmen (z.B. „Französische Betten“) sind ideal für die Hausstaubmilbenzucht. Auch die beste Matratzensanierung ist bei diesen Betten wirkungslos. • Wichtig ist auch der häufige Wechsel der Bettwäsche (möglichst wöchentlich), wobei Gewebe wie Frottee oder Seide überhaupt gemieden werden sollten. Ideal ist strapazierfähige Baumwollbettwäsche, die das regelmäßige Waschen mit mindestens 60°C klaglos übersteht. • Daunen- oder Schafwolldecken und Daunenkissen sollten gegen Decken, Bezüge und Kissen aus synthetischen Geweben mit ebensolchen Füllungen gewechselt werden. Decke und Polster sollten mindestens alle 4 Wochen mit 60°C gewaschen werden, da der Fortpflanzungszyklus der Milben ebenfalls etwa 4 - 6 Wochen beträgt und ein längeres Hinausschieben des Waschtages trotz aller anderen Bemühungen wieder zu einer unweigerlichen Vermehrung der Hausstaubmilben führt. • Wäsche, die ein Waschen bei Temperaturen von 60°C nicht zulässt, kann auch mit einem speziellen (arkariziden = Hausstaubmilben-tötenden) Waschmittelzusatz bei 40-50 ° C gewaschen werden. • Auch die Körperwäsche ist ein idealer Wohnbereich für Hausstaubmilben. Daher sollte die Wäsche öfters gewechselt werden und auch zumindest bei 40 – 50°C waschbar sein. Auch hier sind diese speziellen Waschmittelzusätze eine gute Hilfe. • Besonders wichtig ist das Abwischen der Matratzenüberzüge (Encasings) beim Wechseln der Bettwäsche mit einem feuchten Einmaltuch. Man würde staunen, wieviel tausende Milben man "auf einen Streich erwischt". Encasings sollten nur 3- bis 4-mal pro Jahr gewaschen werden, um die Dichtheit nicht zu verlieren. • Das Bett sollte jeden Tag aufgeschlagen und das Bettzeug über mehrere Stunden gut gelüftet und die Polster hochgestellt werden, damit deren rasche und vollständige Trocknung den Hausstaubmilben die Freude an der Vermehrung nimmt. An warmen, sonnigen oder trockenen, klaren Wintertagen ist das Lüften bei offenem Fenster noch effektiver, um die Feuchtigkeit der Raumluft bzw. der Bettwäsche rasch zu reduzieren. Nebelige oder regnerische Tage sind aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nicht geeignet, der Bettwäsche die Feuchtigkeit der nächtlichen Transpiration zu nehmen. 10 • Kuscheltiere sind die häufigsten Verursacher allergischer Beschwerden bei Kindern. Mit einigen Tricks kann man sie den Kindern erhalten und dadurch Tränen verhindern (dasselbe gilt auch für Zierpolster): • Man stecke die Kuscheltiere in Plastiksäcke und lege diese über Nacht in die Tiefkühltruhe (Einstellung -25°C Tiefgefrieren) und sauge sie tags darauf gründlich ab, um den allergen wirkenden Kot der Hausstaubmilben zu entfernen. Die Gefriermethode ist meist bekannt, doch in der Praxis kaum durchführbar. Meist ist die Kühltruhe ohnehin bis zum Deckel voll. • Eine billige, jedoch nicht ganz ungefährliche Methode ist das „Backen“ des Stofftieres im Backrohr für 1 Stunde bei ca. 50 – 60°C und Nachbehandlung wie bei der Tiefkühltechnik. Doch achten Sie auf die richtige Temperatur (höhere Temperaturen können den geliebten Stoffliebling zum Rauchen bringen). Diese Sanierungsmöglichkeit soll nur dann durchgeführt werden, wenn Sie den Herd permanent unter Kontrolle haben. Nicht alle Stofftiere sind für diese „Rosskur“ geeignet. • Das allmonatliche Waschen und Trocknen der Decken und Polster ist eine große Herausforderung für jede Hausfrau. Anstelle dieser zeit- und arbeitsaufwändigen Reinigung gibt es eine sehr einfache und viel wirksamere Alternative als das Waschen: Die eleganteste und weitaus praxisfreundlichste Methode ist nämlich, die Hausstaubmilbe an ihrer größten Schwachstelle zu erwischen – an der Empfindlichkeit gegen Lufttrockenheit: Man stecke Polster, Kuschelpolster, Decke, Stofftier, etc. in trockenem Zustand in den Wäschetrockner bei 60°C für rund eine Stunde. Die sehr trockene Luft entzieht binnen kurzer Zeit den Hausstaubmilben die lebensnotwendige Körperflüssigkeit und zerstört sie mit Sicherheit auch im Zentrum der zu reinigenden Utensilien. Zudem wird der Kot getrocknet, zerstäubt und durch die Luftzirkulation im Wäschetrockner aus dem Textilgewebe entfernt. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, das Flusensieb vorsichtig im Freien zu reinigen, hier befinden sich Unmengen von verendeten Hausstaubmilben und deren Kotpartikel. • Dieser Vorgang sollte mindestens alle 4 Wochen wiederholt werden! • Eine Alternative zur Eindämmung der Hausstaubmilbenbelastung durch Polster und Bettdecken ist die Verwendung von Encasings aus atmungsaktiven Materialien entsprechend den Überzügen der Bettmatratzen. Diese sind im Fachhandel in allen Größen erhältlich. • Ist das Bett optimal saniert, sind meist auch die allergischen Beschwerden massiv vermindert. Erst in zweiter Linie bei Weiterbestehen der Hausstaubmilben-bezogenen Symptome ist die Sanierung des übrigen Zimmers notwendig. • Teppiche, besonders Spannteppiche und Bettvorleger, Bettüberwurfdecken, Zierpolster, schwere Gardinen und Stores sollten gemieden werden. Sie sind schwer zu reinigende Staubfänger. 11 • Die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung, besonders aber des Schlafzimmers sollte nicht über 50 % liegen, die Temperatur im Schlafzimmers nicht über 20°C (ideal 18°C). Höhere Zimmertemperatur unterstützt das Fortpflanzungsbedürfnis der Milben. Abbildung 7: Frischluft ist schädlich - zumindest für Hausstaubmilben Abbildung 6: Ein kühles Schlafzimmer nimmt die Lust auf Sex – zumindest bei Hausstaubmilben • Hausstaubmilben finden sich auch in der Kleidung. Daher sollten Straßenkleidung und Schuhe wie auch nicht benötigte Kleidungsstücke nie im Schlafzimmer frei herum liegen. • Bei all den notwendigen Sanierungsmaßnahmen des Bettenbereiches wird regelmäßig vergessen, dass die meisten Hautschuppen auf der Innenseite der Nachtkleidung haften bleiben. Dementsprechend ist die Hausstaubmilbenbelastung des Pyjamas oder des Nachthemdes besonders hoch. Zudem bildet dieses Kleidungsstück aufgrund der relativ hohen „Morgenfeuchtigkeit“ bedingt durch die Transpiration ideale Lebensbedingungen für die kleinen Mitbewohner. Aus diesem Grund sollte auf die Möglichkeit des Waschens der nächtlichen Kleidungsstücke mit zumindest 50°C (mit Waschmittelzusatz) und der Trockenbehandlung im Wäschetrockner geachtet werden. • Haare sollten nicht im Schlafzimmer gekämmt oder geföhnt werden. Sie stehen wie auch nicht vermeidbare Schuppen der Kopfhaut ganz oben auf der kulinarischen Wunschliste der Hausstaubmilben. • Generell sollten Luftbefeuchter aller Art vermieden werden. Sie fördern die Vermehrung von Hausstaubmilben und das Wachstum von Schimmelpilzen. • Ideal im Schlafraum sind Möbel mit glatten, feucht abwischbaren Oberflächen. • Fußböden sollten fugenlos verlegt sein, geeignet sind Parkett-, glatte Kunststoff- oder Fliesenböden. Das feuchte Aufwischen bindet den Staub ohne Verwirbelung und sollte der Reinigung mit dem Staubsauger unbedingt vorgezogen werden. • Steht man vor dem Ankauf einer neuen Sitzgruppe im Wohnzimmer, so sollte der "Ledergarnitur" der Vorzug gegeben werden. Glattleder sollte gegenüber Velourleder unbedingt vorgezogen werden. Die schlechteste Entscheidung wäre ein stoffbezogenes Sofa. 12 • Doch besitzt man eine Stoffsitzgruppe, von der man sich nicht trennen möchte, so kann eine Behandlung mit den vorhin beschriebenen Raumsprays oder Schaumreinigern versucht werden. Ihre Wirkung hält immerhin einige Monate an. • Kästen und Schränke sollten der Reinigung mit dem feuchten Tuch - möglichst gut zugänglich sein, besonders gilt dies für den Bereich unter dem Bett. • Hausstaubmilbenallergiker sollten Staubsaugen, Teppichklopfen etc. meiden, ebenso Dachbodenentrümpelungen und den berühmten Osterputz - was gerade bei hausstaubmilbenallergischen Hausfrauen Probleme bereitet. In diesem Fall helfen während dieser Arbeiten ein Tuch oder eine Kappe über den Haaren und eine gute Staubmaske vor Mund und Nase. Nach staubigen Arbeiten auf Dachböden oder in Kellern sollte vor Betreten der Wohnräume die Kleidung gewechselt werden. • Bücher verwahre man am besten in Regalen hinter Holz- oder Glastüren, sie sind ideale Staubfänger und benötigen viel Zeit zur Reinigung. • Haustiere bergen in ihren Haaren große Mengen von Hausstaubmilben. Sie sind auch der Grund, dass sanierte Räume rasch wieder von den Milben rückerobert werden. Außerdem sind Körbchen und Plätzchen der Haustiere ebenfalls ideale Brutstätten für die Hausstaubmilben. • Unnötige, schwer zu reinigende Ziergegenstände im Schlafzimmer sind Staubfänger, führen zu unnötig langen Reinigungsarbeiten und sollten daher aus dem Schlafzimmer verbannt werden. Die dadurch gewonnene Zeit kann sicherlich anderwertig sinnvoller investiert werden. • Pflanzen sollten besonders im Schlafzimmer gemieden werden. Ihre Blätter bieten durch ihre große Oberfläche Ablagerungsmöglichkeit für Unmengen von Staub und letztendlich ist die feuchte Erde bzw. der Lecaton der Hydrokultur Keimboden für verschiedenste Schimmelpilze, auf die man sich als Allergiker ebenfalls sensibilisieren kann. Außerdem benötigen Hausstaubmilben bestimmte Schimmelpilze zu ihrer Verdauung. • Abbildung 8:Hausstaubmilben lieben wie Sie auch Staubfänger – vielleicht sogar mehr als Sie • Abbildung 9: Hausstaubmilben lieben auch Schlafzimmer mit vielen Grünpflanzen Textiltapeten, Wandteppiche oder Tierfelle und unnötige Polstermöbel sollten im Kampf gegen die Hausstaubmilbe dann weichen, wenn die übrigen Sanierungsmaßnahmen 13 bisher noch nicht gegriffen haben. Um aber kostenaufwändige Sanierungsmaßnahmen nicht unnötig durchzuführen, sollte zuvor eine nochmalige Evaluierung der Allergie durch Pricktest, bei Verdacht auf Schimmelpilzallergie durch Intrakutantest erfolgen. Im Zweifelsfall gibt eine allergenspezifische Provokation Gewissheit. • Filter von Belüftungs- und Klimaanlagen sollten häufiger ausgetauscht werden. • Als Urlaubsziel des Hausstaubmilbenallergikers eignen sich besonders Aufenthalte in Regionen mit trockenem, warmem Klima oder in mitteleuropäischen Regionen über 1.200 - 1500 Meter Seehöhe - diese Höhenlagen sind wegen der dort herrschenden klimatischen Bedingungen mit ganzjähriger geringer absoluter Luftfeuchtigkeit, niedriger Temperatur und langen Heizperioden in den Häusern aufgrund der Lufttrockenheit für Hausstaubmilben wenig geeignet. • Und speziell wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und der damit einhergehenden optimalen Bedingungen für Hausstaubmilben eignen sich Urlaubsziele am Meer oder in den Tropen nicht sehr für Personen mit Allergien gegen Milben. Auch Regenzeiten in den Urlaubsgebieten sollten berücksichtigt werden. Dasselbe gilt für Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit und Kälte. • Bei allergischen Beschwerden in tropischen und subtropischen Gebieten muss an eine Sensibilisierung auf Blomia tropicalis, einer Milbenart, die den Lebensraum der Hausstaubmilbe häufig einnimmt, gedacht werden. Sie ist jedoch eher mit den Vorratismilben verwandt und weist keine Kreuzreaktion mit der Hausstaubmilbe auf. • In tropischen Gebieten ist die Luftfeuchtigkeit im Allgemeinen höher, dementsprechend ist es auch nötig, höhere Regionen aufzusuchen, um ein hausstaubmilbenarmes Wohnmilieu zu finden. • Bei Zimmerbuchungen in Pensionen sollten Sie nach möglichen Haustieren (Katzen, Hunden) im Haus fragen, besonders, wenn Sie an einer zusätzlichen Allergie auf diese Tiere leiden. • Auch ein Urlaub am Bauernhof sollte nicht Ziel von Hausstaubmilbenallergikern sein, besonders wenn auch eine Sensibilsierung auf Vorratsmilben vorliegt. • Bei Urlauben in der Nebensaison ist zu bedenken, dass die Unterkünfte mehrere Tage bis Wochen nicht gereinigt werden und die Hausstaubmilbenbelastung entsprechend hoch ist. In diesem Fall sollte gebeten werden, das Zimmer vor Ihrem Bezug nochmals gründlich zu reinigen und frische Bettwäsche aufzuziehen. • Hotelzimmer sind meist mit Spannteppichen ausgelegt und die Matratzen jahrelang im unermüdlichen Dauereinsatz, sodass es auch nicht verwunderlich ist, wenn sich die Hausstaubmilbenallergie gerade im Urlaub zurückmeldet. Daher ist es empfehlenswert, sich bei der Zimmerbuchung zu erkundigen, ob es auch Zimmer mit glatten Fußböden ohne Teppiche gibt. Außerdem sollte man zumindest 2 Garnituren Plastikfolie zur Umhüllung der Matratzen und Kopfkissen in den Koffer packen und im Hotel auf frisch gewaschene Bettdecken bestehen. Informieren Sie das Stubenmädchen über den Zweck der Sanierungsmaßnahmen. 14 • Hat man einmal auf die Plastikfolien vergessen, so lindern im Notfall täglich frisch gewaschene Badetücher als Bettauflage und um das Kopfkissen geschlungen. Die Badetücher werden üblicherweise mit 95°C gewaschen und sind daher weitgehend milbenfrei. Schließlich befindet man sich ja stundenlang mit dem Gesicht am Kopfkissen „Haut an Haut“ mit den Hausstaubmilben. • Im Notfall lindern Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung oder verdünntem Meerwasser (in der Apotheke erhältlich) die Beschwerden bei allergischem Schnupfen. Noch mehr Effekt hat die abendliche Einnahme von Antihistaminika bzw. Verwendung antiallergischer Nasensprays und Augentropfen und bei Asthmatikern die zusätzliche abends inhalierte langwirksame bronchialerweiternde und entzündungshemmende Medikamente. Erscheinen auch all diese Vorschläge zumindest auf einmal kaum durchführbar, so sollte bei eindeutig nachgewiesenen allergischen Beschwerden auf Hausstaubmilben doch eine möglichst ideale Sanierung angestrebt werden. Ein Austesten von Hausstaubproben aus verschiedenen Bereichen der Wohnung an der Haut – sogenannte „Eigenstaubtests“, um Rückschlüsse zu erhalten, welche Zimmer saniert werden müssen, ist sinnlos und führt unweigerlich zu unnötig kostenintensiven Sanierungen, besteht doch jeder Hausstaub aus dutzenden verschiedenen Allergenen, welche eine positive Reaktion im Hautpricktest verursachen können. Und nicht immer ist die Hausstaubmilbe Verursacher einer positiven Hautreaktion. Studien mit „Hausstaub“ haben gezeigt, daß allergische Hautreaktionen weitaus häufiger mit Schimmelpilzallergien korrelieren als mit Hausstaubmilbenkot. Fragestellungen, welche Wohnbereiche wirklich saniert gehören, können problemlos mit einem Farbtest-Set, der in jeder Apotheke erhältlich ist, beantwortet werden. Zudem ist zu bedenken, dass sich Hausstaubmilben überraschend schnell wieder verlorenes Terrain zurückerobern. Alleine eine sinnvolle Sanierung des Wohn- und besonders des Schlafbereiches führt in vielen Fällen schon zur Beschwerdefreiheit. Dabei muss man sich nicht in finanzielle Unkosten stürzen. Das Wissen um die Lebensgewohnheiten der Hausstaubmilben macht einen richtigen Einsatz von Sanierungsmaßnahmen möglich, denn bei weitem ist nicht alles, was im Handel als „antiallergisch“ angeboten wird, auch notwendig oder sein Geld wert. Die richtigen Veränderungen des Wohnbereiches (und nicht die aufwändigsten oder teuersten) sind entscheidend für den Hausstaubmilbenallergiker. Nur dann kann er mit Überzeugung behaupten: Nichts ist schöner als die "eigenen vier Wände" genießen zu können. Prim. Dr. Gert Wurzinger Institut für Vorsorgemedizin Joanneum Graz Vorstand der Abteilung für Lungenkrankheiten LKH Hörgas/Enzenbach und der Pulmologischen Tagesklinik des LKH Graz West Hörgas 30 A-8112 Gratwein Literatur beim Verfasser Bilder mit freundlicher Genehmigung der Fa. Allergopharma und Univadis