Auto Bild sportscars 2015-03 ACZ4 5.0d

Transcrição

Auto Bild sportscars 2015-03 ACZ4 5.0d
Auslandspreise: A B L 4,30 ¤; NL 4,50 ¤; E GR I SLO P (Cont.)
F
E (I. B., I. C.) 4,90 ¤; BG 11 BGN; CH 7,80 CHF; CZ 175 CZK;
DK 40 DKK; H 2100 FT; KRO 44 KN; PL 25,00 PLN; N 63 NOK
03
3,80 Euro Nr. 3 März 2015
4 195755 403803
Das Magazin für sportliche Autos
72 AUTOS
AUF 116 SEITEN
18 ftDigstUenELLE
Die he
Zweikämpfe
2015
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PORSCHE
im Vergleich
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Leon
NEU:
FOCUS RS
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SCHNELLE SE
CORSA OPC GEGEN MINI JCW
AUDI RS 3 GEGEN A 45 AMG S
GTI CLUBSPORT GEGEN TYPE R
Eilige Dreifaltigkeit
FORD GT GEGEN HONDA NSX
WAHNSINN!
: Ferrari
Challenge Stradale
Scuderia und 360
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43
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458 Speciale forde
: Z 06
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KRASSE KLÖ
e Cayenne Turbo
ee SRT trifft Porsch
Jeep Grand Cherok
BMW M2 GEGEN CAYMAN GT4
ERSTER TEST: NEUER AUDI TTS
Flacher Sportwagen mit
mächtigem Selbstzünder unter
der Haube? Wer macht
denn so was? AC Schnitzer
macht so was. Und sie wissen,
was sie tun ...
58 AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015
4,0 s
Beschleunigung
0-100 km/h
Fotos: L. Willgalis
DIESEL
DICKER
AC Schnitzer
Röntgenblick
ACZ4 5.0d Der
durch die Motor-
1:37,22 min
Rundenzeit
Sachsenring
445 PS
Leistungsmessung
haube legt einen
gestandenen
Reihensechszylinder frei – nicht
etwa einen Ottomotor, sondern
den TriturboDiesel des M 550d
AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015 59
AC Schnitzer ACZ4 5.0d
Motorbauart
Aufladung / Ladedruck
Einbaulage
Ventile / Nockenwellen
Hubraum
Bohrung x Hub
Verdichtung
Leistung kW (PS) bei 1/min
Literleistung
Drehmoment Nm bei 1/min
R6
Triturbo / 2,0 bar
vorn längs
4 pro Zylinder / 2
2993 cm3
90,0 x 84,0 mm
16,0 : 1
316 (430) / 4400
144 PS/l
840 / 2000-2400
Antrieb
Hinterrad
Getriebe
8-Stufen-Automatik
Bremsen vorn
Bremsen hinten
Bremsenmaterial
Radgröße vorn – hinten
Reifengröße vorn – hinten
Reifentyp
Länge / Breite / Höhe
380 mm / innenbel. / geschlitzt
370 mm / innenbelüftet
Stahl
9,5 x 19
265/30 ZR 19 Y
Michelin Pilot Super Sport
4244 / 1790 / 1251 mm
Radstand
2496 mm
Tankvolumen / Kofferraumvolumen
55 l / 310 l
Leistungsmessung
ermittelte Leistung
ermitteltes Drehmoment
327 kW (445 PS)
840 Nm
er eine oder andere Leser
kennt ihn noch: Der AC
Schnitzer 99d vermählte
im Jahr 2011 einen auf 190
PS und 420 Nm getunten BMWZweiliter-Diesel mit der aufwendig
erleichterten Karosserie eines Z4.
Der Öko-Sportler kam dank unzähliger Carbonteile auf ein Leergewicht von rund 1300 Kilogramm,
rollte auf Leichtlaufreifen und sollte im Schnitt nur 3,8 Liter Diesel
pro 100 Kilometer verbrauchen, was
einem CO2-Ausstoß von 99 Gramm
pro Kilometer gleichkommt. Der
149 000 Euro teure, aber unverkäufliche Technologieträger 99d blieb
ein viel beachtetes Einzelstück.
D
Beachtet (oder besser gesagt
beobachtet) auch von einem hartnäckigen Interessenten, den das
Konzept des Diesel-Sportwagens
allerdings aus weniger edlen Gründen als dem eines minimalen CO2Ausstoßes begeisterte. Ihm ging es
nur ums Drehmoment. Die gebotenen 420 Nm des Vierzylinder-Diesels waren diesem Kunden noch viel
zu klapprig, und so sprach er: „Wenn
Ihr da mal einen starken Diesel
reinhängt, kaufe ich das Auto.“
Nun, der Motor kam – als frische
Organspende eines BMW M550d.
In einer größeren Operation wurde
so aus dem AC Schnitzer 99d der
ACZ4 5.0d. Die Bezeichnung ist
Beschleunigung
1,9 s
0-100 km/h
4,0 s
0-130 km/h
5,9 s
0-160 km/h
8,3 s
0-200 km/h
12,9 s
0-250 km/h
22,9 s
0-402,34 m (Viertelmeile)
12,31 s
68,2 km/h
18-mSlalom
0- 50 km/h
Elastizität
60-100 km/h in 4. Stufe
2,0 s
80-120 km/h in 5. Stufe
2,4 s
80-120 km/h in 6. Stufe
3,1 s
80-120 km/h in 7. Stufe
3,8 s
80-120 km/h in 8. Stufe
5,8 s
Höchstgeschwindigkeit
GPS-Messung (Stufe)
279 km/h (8.)
Bremsweg
100-0 km/h kalt (Verzögerung)
33,3 m (11,6 m/s2 )
100-0 km/h warm (Verzögerung)
33,8 m (11,4 m/s2 )
Gewicht
Leergewicht
Zuladung
Gewichtsverteilung VA / HA
Leistungsgewicht
60 AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015
1469 kg
330 kg
55 % / 45 %
3,3 kg/PS
Den 18-Meter-Slalom umwedelt der Schnitzer-Z4 trotz des
schweren Motors agil, neutral und schnell. Der Fahrer genießt
derweil den perfekten Halt der Leichtbau-Schalensitze
+ MOTOR
Fein ansprechend und gut
dosierbar, fast kein Turboloch, extrem
durchzugsstark. Drehfreudig bis 5000
Touren, für beste Beschleunigung aber
spätestens bei 4500/min hochschalten.
+ GETRIEBE
Für Beschleunigungsmessung im zweiten Gang anfahren. Kurze
Gesamtübersetzung.
+ BREMSE
Unerschütterlich, würde
noch mehr Leistung vertragen.
Nichts von alledem passiert. Da
Schnitzer die komplette Hinterachse des BMW M3 E92 (Sie wissen
schon, der mit dem V8) samt Sperrdifferenzial implantierte und 9,5
Zoll breite, mit sehr griffigen 265erMichelins bestückte LeichtbauSchmiederäder montierte, bekommt
der Power-Z4 die Kraft überraschend gut auf den Asphalt. Natür-
20
13,7
Test
800
700
10
600
300
Motorleistung
Drehmoment
0
500
500
8.Gang
7.Gang
6.Gang
5.Gang
4.Gang
3.Gang
2.Gang
1.Gang
323
256
215
167
129
102
68
52
Geschwindigkeit in km/h
… Die Gangspreizung der Achtstufen-Wandlerautomatik ist
perfekt, die
Gesamtübersetzung allerdings
ein wenig kurz.
Grund: die kurze
Hinterachse vom
M3 E92 mit
HochdrehzahlV8. Der drehmomentstärkere
Diesel vertrüge
eine wesentlich
längere Achsübersetzung
0
400
10,4
minimal
… Typisch Diesel: Diesel (l/100 km)
Trotz heftiger
Fahrleistungen
ist der Verbrauch
gedeckelt: Selbst
Dauervollgas
auf der Autobahn
7,1
treibt den
Verbrauch nicht
über 13,7 Liter
kleinste Gaspedaltapser. Ab rund
1500 Umdrehungen pro Minute
stößt dann der große Niederdrucklader hinzu und sorgt für mächtig
Volumen und Drehmoment. Stufe
drei zündet bei etwa 2700 Touren:
Eine Bypassleitung versorgt nun
auch den dritten, wiederum kleinen
Hochdrucklader mit Abgas. Ab hier
bis zur Höchstdrehzahl von 5400
Touren sind alle drei Lader gemeinsam im Einsatz, um die enormen
Luftmassen für die Maximalleistung
in die Brennräume zu schaufeln.
Von all diesen Vorgängen spürt der
Fahrer nichts, er genießt lediglich
die turbolochfreie, harmonische
und dennoch extreme Kraftent-
Drehmoment Nm
Längsdynamik
lich ist es möglich, bei deaktivierten
Fahrhilfen die Hinterreifen ruck,
zuck in kleine schwarze Krümel zu
verwandeln. Wer aber noch den
kleinsten Rest Feingefühl im rechten Raucherfuß hat, kommt selbst
bei Nässe flott von der Stelle – sollte dann aber recht hurtig in den
zweiten und sogleich dritten Gang
schalten und frühestens ab dem
vierten das Gas voll durchtreten.
Das Geheimnis der grundsätzlich
feinen Dosierbarkeit und hohen
Nennleistung des BMW-Powerdiesels liegt in der komplexen Klappensteuerung der drei Turbolader:
Ein kleiner Hochdrucklader sorgt
für spontanes Ansprechen auf
Leistung PS
ergab sogar 445 PS. Werden Motor
und Chassis beim Ampelsprint der
Karosserie entschlüpfen? Wird sich
die Kardanwelle verknoten? Oder
drehen in jedem Gang einfach nur
haltlos die Hinterräder durch?
maximal
ebenso sperrig wie irreführend,
denn der Triturbo-Sechszylinder
verfügt nicht etwa über fünf, sondern
über drei Liter Hubraum. Reicht
aber auch, denn schon ab Werk
peitscht dieser Wunderdiesel nicht
weniger als 740 Nm und 381 PS in
die Achtstufen-Wandlerautomatik
und befähigt den Zwei-plus-x-Tonner M550d zu sehr munteren Fahrleistungen. Was aber mag dieses
Ölkraftwerk mit einem LeichtbauZ4 anstellen, obendrein auch noch
per Softwareeingriff – Erhöhung der
Einspritzmenge, in der Folge steigt
der Ladedruck – getunt auf 840 Nm
und 430 PS? Und es kommt noch
heftiger: Unsere Leistungsmessung
400
200
400
300
Herstellerangabe
300
100
430 PS/840 Nm
200
445 PS/840 Nm
gemessene Leistung
200
100
www.insoric.ch
0
1000
3000
0
5000
100
4000
8000
… Die Drehmomentkurve spricht Bände: Schon knapp über 1300
Touren scheint der Diesel förmlich zu explodieren. Bei 2380/min liegt
das Kraftmaximum, bei 4385/min die Nennleistung an. Erst oberhalb
von 4600/min geht dem Selbstzünder die Luft aus
AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015 61
Carbonteile
… Heckscheibe und hintere
Seitenscheiben (die nun nicht mehr
versenkbar sind) bestehen aus
leichtem Polycarbonat. Wieder ein
paar Kilo gespart ...
659 KG
… Der Ersatz des
zweiteiligen, elektrohydraulisch betätigten
Blechklappdachs durch
ein CFK-Hardtop spart
56 Kilogramm, der
CFK-Kofferraumdeckel
noch mal 34 Kilo. Das
Dach ist nun fest, der
Kofferraumdeckel nur
komplett abnehmbar
45 %
Leichtbau-Endschalldämpfer
… Selbst beim Endschalldämpfer ließ sich
noch kräftig abspecken: Statt serienmäßiger 23 Kilo wiegt das AC Schnitzer-Teil
nur schwindsüchtige vier (!) Kilogramm
Unterhalt
Kfz-Steuer
463
Preise
Grundpreis
Motorumbau
ab 34 250 Euro*
49 266 Euro
Abgasanlage
2950 Euro
Fahrwerk
2699 Euro
Bremse
4144 Euro
Radsatz 19 Zoll
7560 Euro
Frontspoiler
2334 Euro
Kotflügel (Satz)
2542 Euro
Hardtop
4335 Euro
Kofferraumdeckel
3885 Euro
Gesamtpreis
113 965 Euro
*BMW Z4 sDrive 18i
Farblich aufgepepptes Cockpit mit sehr gut in den Händen liegendem Lenkrad.
Die tiefe Fahrer-Sitzposition ist nahezu ideal
62 AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015
… Als Basis für den Umbau lässt sich
der günstigste Z4 heranziehen –
denn es wird ohnehin fast die gesamte
Technik umgekrempelt
Leichtbau-Schmiederäder
55 %
819 KG
Polycarbonat-Scheiben
… Geringere ungefederte Massen: Die
Leichtbau-Schmiederäder in 9,5 x 19 Zoll
bringen zusammen 25 Kilo weniger auf die
Waage als die 19-Zoll-Räder von BMW
cW -W
ert:
0,35
faltung bis hin zur Höchstdrehzahl.
Und so genügt auf der Autobahn
der achte Gang für alle Lebenslagen.
Hektisches Gezupfe am Schaltpaddel, Kickdown, hohe Drehzahlen –
wozu? Einfach im manuellen Modus
den großen Gang einlegen und das
Gas niedertreten – und bisher noch
nicht da gewesenen Durchzug genießen. Von 100 bis 200 km/h
wischt die Tachonadel so schnell
wie in anderen, gut motorisierten
Autos von 0 bis 100 km/h.
Der vehemente Schub endet allerdings unerwartet früh bei gemessenen 279 km/h. Liegt’s an der kurz
übersetzten M3-Hinterachse, die
ja eigentlich für einen Hochdrehzahl-V8-Benziner bestimmt war?
Nö. Denn bei Vmax liegen im achten
Gang gerade einmal 4300 Touren
an, der Diesel hätte also noch Luft
für weitere 1100 Umdrehungen. Roman Fenners von AC Schnitzer vermutet die Ursache in einer Schutzfunktion der Getriebesoftware, um
ein Überhitzen zu vermeiden.
Doch auch 279 km/h fühlen sich
im Diesel-Z4 sehr, sehr schnell an:
Das feste Hardtop aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, das das serienmäßige Blech-Klappdach samt
seinem aufwendigen elektrohydraulischen Faltmechanismus ersetzt und so 56 Kilo einspart, produziert einen bemerkenswerten
Innengeräuschpegel. Und das sehr
tiefe, renntaugliche Fahrwerks-Setup mit geringen Federwegen, heftig
negativem Sturz und sehr breiter
Bereifung an der Vorderachse erfordert auf Unebenheiten und Spurrillen kräftige Arme, um die Fuhre
auf Kurs zu halten.
Querdynamik
Ab in den Slalom. Was auf der Autobahn eben noch von Nachteil war,
wandelt sich hier zum Vorteil: die
leicht nervöse Agilität des SchnitzerZ4. Die angenehm schwergängige,
sich schön straff anfühlende und
extrem präzise arbeitende Lenkung
gibt eine sehr gute Rückmeldung
vom Geläuf und erlaubt es, das Coupé zentimetergenau durch die Hütchen zu zimmern. Untersteuern?
Nur, wenn die Reifen nicht warmgefahren wurden. Übersteuern? Nur,
wenn das Gaspedal als An/AusSchalter missbraucht wird.
Der dem schweren Motor geschuldeten Kopflastigkeit begegnet
AC Schnitzer erfolgreich mit 265erReifen auch an der Vorderachse –
anstelle der Mischbereifung mit
deutlich schmaleren Reifen vorn,
auf der das serienmäßige Z4-Topmodell sDrive 35is ausgeliefert
wird. Das 340 PS leistende Werksmodell wuchtet mit gemessenen
1601 Kilogramm übrigens 123 Kilo
mehr auf die Waage als der Schnitzer mit dem dicken Diesel. Denn
neben dem erwähnten festen Hardtop aus Carbonfaser-verstärktem
Kunststoff sparen unter anderem
auch der CFK-Kofferraumdeckel
(minus 34 Kilo), der Leichtbau-Endschalldämpfer (minus 19 Kilo), die
CFK-Schalensitze (minus 35 Ki-
MOTOR
1469 KG
Eilige Dreifaltigkeit
… Auf dem Bild unten
gut zu sehen: die drei
Turbolader des BMWDreiliter-Reihensechszylinders. Ein kleiner
Lader sorgt für zartes
Ansprechen, ab 1500
Touren stößt der große
Turbo dazu, ab 2700
Umdrehungen pro
Minute ein weiterer
kleiner Lader für
maximale Leistung
AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015 63
lo) und die Leichtbau-Schmiederäder (minus 25 Kilo) gehörig Gewicht.
Unser Renn-Ass Guido Naumann
übernimmt nun das Steuer für die
Sachsenring-Rundenzeit. Wir montieren hierzu Michelin Cup 1-Semislicks, die bei den kühlen Herbsttemperaturen trotz mehrerer Runden des Warmfahrens nicht ganz
ihre optimale Arbeitstemperatur erreichen. Dennoch lenkt der Schnitzer exzellent und ohne Untersteuern nach der Start-Ziel-Geraden in
die Coca-Cola-Kurve ein. Das Fahrwerk ist perfekt für Grand-Prix-Kurse abgestimmt, meistert Wechselkurven ohne Wankbewegungen des
Aufbaus, ist aber gerade noch weich
genug, um die kleinen Wellen des
Sachsenrings zu schlucken. Für die
Nürburgring-Nordschleife böte dieses Set-up aber vermutlich zu wenig
Federweg.
Beim Herausbeschleunigen aus
Kurven zeigt sich, dass der Triturbodiesel im Prinzip schon zu viel
Kraft hat, zumindest in Verbindung
mit einer nur leicht belasteten Hinterachse. Tritt man im Kurvenschei-
telpunkt aufs Gas, keilt das Heck
extrem spitz und blitzartig aus. Also alles einen Gang höher als gewohnt fahren, spät und progressiv
Gas geben. Dennoch verlangt das
Heck immer wieder die volle Aufmerksamkeit, etwa wenn es im
schnellen Rechtsknick bergab bei
Tempo 180 mal eben zum Überholen ansetzt.
+ MOTOR
S
ek
tor e n
ze
19,96 s
it
Hängt naturgemäß nicht so
bissig am Gas wie ein sportlicher Saugbenziner. Heftiges Drehmoment führt immer
wieder zu blitzartig ausbrechendem Heck.
20,89 s
+ GETRIEBE
Alles einen Gang höher
fahren als gewohnt, bei 4500/min
hochschalten.
+ LENKUNG
Direkt, präzise, gefühlvoll.
Topspeed: 222,6 km/h
Topspeed: 196,5 km/h
Sachsenkurve
+ FAHRWERK
n
Ru
Bestens dosierbar, kein
Fading, glasklarer Druckpunkt. Top!
Schnitzer ACZ4 5.0d
n
+ BREMSE
nzeit /
de
1:37,22
mi
Perfekt auf dem
Sachsenring, kaum Rollneigung in Wechselkurven, gerade noch genug Federweg für
kleine Wellen. 1,34 g Querbeschleunigung!
Schnitzer Z4 99d
1:42,41
www.sachsenring.de
INFOS
S
tor e n
9,88 s
12,16 s
it
maximale Geschwindigkeit. Sektor 2 erfordert
viel Grip an der Vorderachse, Sektor 3 ein
neutrales Fahrverhalten bei hohem Tempo. In
Sektor 4 ist ebenfalls eine gute Balance
wichtig, hier messen wir zudem die Topspeed.
Sektor 5 fokussiert wieder maximalen Grip
an der Vorderachse.
ek
ze
SACHSENRING In Sektor 1 geht es um
Queckenbergkurve
Fahrwerk top, aber ...
… die Gewichtsverteilung
vereitelt noch bessere Zeiten.
Das leichte Heck macht Auto
und Fahrer nervös, der
unglaublich starke Motor tut
ein Übriges, um die
Seitenführung hinten
zu minimieren
Testbedingungen
Streckenlänge: 3671 Meter
Wetter: 10° Celsius, wolkig
Asphalt: trocken
Schnellster Diesel
am Sachsenring
HITLISTE SACHSENRING
Schnitzer
262 ACZ4 99d*
1:42,41 min
BMW M4
BMW M3
101 Roding
Roadster 99 Coupé DKG 82 GTS
81 ACACZ4Schnitzer
5.0d
1:37,78 min
+ 4,63 s
1:37,74 min
+ 0,04 s
1:37,27 min
+ 0,47 s
43 Chevrolet
Corvette C7
1:35,53 min
1:37,22 min
+ 0,05 s
+ 1,69 s
Dem bei Renntempo laut röhrenden Diesel hört man seine Drehzahlgrenze nicht an, der Fahrer
kann also nicht nach Gehör schalten
und muss immer wieder den Blick
von der Strecke weg auf den Drehzahlmesser richten. Die Nadel wanderte übrigens nie über 4500 Touren, weiteres Ausdrehen würde nur
Zeit kosten, schließlich wartet im
nächsten Gang ja schon wieder das
fette Drehmoment.
Die Schnitzer-Bremsanlage mit
Sechskolbensätteln an der Vorderachse bleibt Runde für Runde ungerührt – kein Fading, kein länger
werdender Pedalweg, stattdessen
ein in Stein gemeißelter Druckpunkt, verbunden mit perfekter Dosierbarkeit.
Naumanns Fazit: renntaugliches
Fahrwerk mit sehr hohem und entsprechend schmalem Grenzbereich.
Insgesamt hohes Gripniveau, doch
das enorme Drehmoment erweist
sich als Killer für perfekte Linien.
Bei etwas höherer Außentemperatur
oder weicherer Reifenmischung
wäre sicher noch eine Sekunde zu
holen gewesen.
Vertrauenssache
… Am Limit gefahren, fällt es
schwer, Vertrauen zu fassen.
Der Grenzbereich liegt sehr
hoch und ist sehr schmal. Im
schnellen Rechtsknick bergab
bricht bei 180 km/h schon
mal das leichte Heck aus
Interessant ist auch der Abgleich
mit dem eingangs angesprochenen
Schnitzer Z4 99d, den wir im Frühjahr 2013 über den Sachsenring geprügelt haben (siehe Rennstreckengrafik unten): Über fünf Sekunden
länger benötigte der, bei knapp 200
Kilo Mindergewicht, aber eben auch
255 Minder-PS. Für sich genommen
eine gute Zeit auf dem Niveau
Kein Untersteuern
… Großzügig eingestellter Negativsturz
an der Vorderachse und 265er-Reifen
auch vorn sorgen trotz des schweren
Motors für superdirektes Einlenken ohne
Untersteuern
S
e kt
ore n
z eit
Coca Cola-Kurve
23,68 s
24,48 s
S ekto r e
nz
e it
25,66 s
kt
Audi-Kurve
ore n z
ei
18,04 s
t
Se
26,59 s
18,29 s
Nicht zu früh aufs Gas!
… Im Omega würde man gern im Scheitelpunkt schon voll aufs Gas latschen. Bei
840 Nm Drehmoment fliegt dann aber
blitzartig das Heck weg, was unnötig
Zeit kostet. Also ruhig Blut!
Sternquell
Code mit Smartphone
einscannen und die
TOP 200 der HITLISTE
SACHSENRING ansehen
b e s c hl e u n
1,34 g
ng
m ax.
uer
ig u
Q
Omega
http://goo.gl/q7DmY0
40 Chevrolet
Camaro Z28*
27 Audi
25 Wiesmann
R8 GT*
GT MF5 Coupé
1:35,20 min
+ 0,33 s
1:34,45 min
+ 0,75 s
+ 0,31 s
1 MTM
R8 LMS*
1:34,14 min
1:28,89 min
+ 5,25 s
*Testfahrzeug auf Sportreifen; straßenzugelassene Semislicks verbessern die Rundenzeit signifikant, sind aber nur bedingt alltagstauglich
AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015 65
McLaren 650S*
1
V8-Biturbo · 650 PS · 678 Nm · 2,2 kg/PS
3,0
4,1
5,6
8,2
1/4-Meile 10,46 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 121,0 m ·
Testverbrauch 17,1 l Super Plus · Vmax 333 km/h
BMW M6 Coupé Competition
45
V8-Biturbo · 575 PS · 680 Nm · 3,3 kg/PS
3,9
7,6
5,6
Code mit
Smartphone
einscannen
und die Runde
per Video
mitfahren
11,2
1/4-Meile 11,81 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 143,6 m ·
Testverbrauch 13,9 l Super Plus · Vmax 305 km/h
Audi R8 V10 Plus
47
V10 · 550 PS · 540 Nm · 3,0 kg/PS
7,3
5,2
3,5
http://goo.
gl/UQ7PnS
11,3
1/4-Meile 11,49 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 128,6 m ·
Testverbrauch 14,2 l Super Plus · Vmax 317 km/h
Geiger Corvette C7 Kompressor
54
V8-Kompressor · 607 PS · 766 Nm · 2,6 kg/PS
3,8
7,8
5,8
11,8
1/4-Meile 11,96 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 122,6 m ·
Testverbrauch 16,6 l Super Plus · Vmax 320 km/h
Jaguar F-Type R Coupé
81
V8-Kompressor · 550 PS · 680 Nm · 3,2 kg/PS
4,0
8,3
5,9
12,4
1/4-Meile 12,01 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 143,8 m ·
Testverbrauch 13,2 l Super Plus · Vmax 300 km/h
AC Schnitzer ACZ4 5.0d
97
Schnellster Diesel
auf 100/200 km/h
R6-Triturbo · 445 PS · 840 Nm · 3,3 kg/PS
4,0
8,3
5,9
12,9
1/4-Meile 12,31 s · Bremsweg 200-0 km/h warm k. A. ·
Testverbrauch 10,4 l Diesel · Vmax 279 km/h
BMW M4 Coupé DKG
100
R6-Biturbo · 431 PS · 550 Nm · 3,7 kg/PS
4,0
13,1
8,4
5,9
1/4-Meile 12,05 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 128,8 m ·
Testverbrauch 10,9 l Super Plus · Vmax 250 km/h
Porsche 911 (991) Carrera S PDK
103
B6 · 400 PS · 440 Nm · 3,7 kg/PS
9,0
6,2
4,2
13,2
1/4-Meile 12,25 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 127,2 m ·
Testverbrauch 11,9 l Super Plus · Vmax 302 km/h
Chevrolet Camaro Z28
110
V8-Kompressor · 512 PS · 652 Nm · 3,4 kg/PS
8,8
6,5
4,4
13,5
1/4-Meile 12,40 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 119,9 m ·
Testverbrauch 19,8 l Super Plus · Vmax 275 km/h
Lotus Exige S V6
137
V6-Kompressor · 351 PS · 400 Nm · 3,3 kg/PS
9,3
6,3
4,1
14,3
1/4-Meile 12,28 s · Bremsweg 200-0 km/h warm 124,6 m ·
Testverbrauch 11,6 l Super Plus · Vmax 274 km/h
0
2,5
5
7,5
10
12,5
Sekunden · Sekunden · Sekunden · Sekunden · Sekunden · Sekunden
Vergleichsfahrzeuge
*Testfahrzeug auf Sportreifen
66 AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015
15
eines aktuellen Audi S4 mit 333 PS.
Oder andersherum ausgedrückt:
Der Sechszylinder-Diesel ist eine
Macht …
Und wie fühlt sich der Schnitzer
im Vergleich zu einem serienmäßigen Z4 35is an? Eine andere Welt.
Der weichgespülte, auf Komfort und
„sicheres“ Untersteuern getrimmte
Werks-BMW wirkt fast schon behäbig, ja geradezu unsportlich. Dieses
knackige Handling, das man mit der
ersten Generation Z4 (E85) verband,
kann das heutige, sanfte Serienauto leider nicht mehr bieten.
etwas ganz Seltenes, Besonderes,
Exotisches zu fahren.
Emotion
Emotionen? Bei einem Selbstzünder? Der im Innenraum gelegentlich
einen Hauch Dieselöl verströmt?
Der beim Anlassen genau so rappelt, wie Nachbars Vertreter-Kombi? Der zwar vorn dunkel grollen,
aber hinten nicht melodiös auspuffen kann? Ein klares Ja! Denn die
verdutzten Blicke einiger weniger
Auto-Nerds, die bemerken, dass
Motorklang und Auto nicht zusammenpassen, sind Gold wert. Und
dann ist da noch das schöne Gefühl,
Alltag
Dieses Seltene, Besondere, Exotische könnte man im Alltag allerdings manchmal verfluchen. Beispielsweise, wenn man auf dem
Supermarktparkplatz den Kohlefaser-Kofferraumdeckel erst an zwei
Stellen entriegeln, komplett abnehmen und beiseitestellen muss, um
die Einkäufe einzuladen. Dann ist
da noch dieses kurzhubige Fahrwerk, an das sich der Fahrer längst
gewöhnt hat – Passagiere sich jedoch niemals gewöhnen werden.
Hinzu kommt der allzeit hohe Innengeräuschpegel (ja, auch beim
Dämmmaterial wurde abgespeckt)
und ein sich beim Rückwärtseinparken dem Fahrerblick komplett
entziehendes Heck. Und aus dem
einstigen Cabrio wurde ein ganzjährig geschlossenes Coupé. Menno!
Preis/Leistung
Als Grundlage für den ultimativen
Power-Z4 genügt ein Basismodell,
zur Not auch ein gut erhaltenes ge-
brauchtes. Denn nahezu die gesamte Technik wird auf links gezogen,
Motor und Achtstufenautomatik
schlagen allein mit knapp 50 000
Euro ins Kontor. Dass Fahrwerk und
Bremsen der enormen Leistungssteigerung angepasst werden müssen, versteht sich von selbst. Einige
Euro sparen kann der Interessent
aber unter Umständen durch den
Verzicht auf Leichtbauteile. Wie
auch immer: Die von AC Schnitzer
aufgerufenen Preise halten wir für
reell, denn das Ergebnis ist rundum
überzeugend.
Längsdynamik
ããããã
Wenngleich die Getriebesoftware schon bei 279 km/h
aussteigt: Vier Sekunden für den Sprint auf 100 km/h
sind top, und kein anderes von uns getestetes Auto war
je so durchzugsstark. Fünf Sterne!
Querdynamik
ããããã
Perfekte Fahrwerksabstimmung für die Rundstrecke. Die
dem schweren Diesel geschuldete Kopflastigkeit wird
mit breiten Michelins und viel Sturz erfolgreich pariert.
Bestialisches Drehmoment und leichtes Heck bilden allerdings eine unheilige Allianz. Nichts für Anfänger.
Emotion
ããããã
Ein echter Exot, den muss man einfach lieb haben.
Alltag
ã ããã
Für den Alltag gibt es Corsa, Focus, Touran ...
Preis/Leistung
ããã ã
Nicht ganz billig, aber von Schnitzer durchaus schlüssig
eingepreist. Der Käufer kann fast sicher sein, niemals ein
zweites Exemplar auf der Straße zu sehen.
gesamt
ã ã ã ã ã (3,8)
ã ã ã ã ã = traumhaft, ã ã ã ã = macht an, ã ã ã = akzeptabel,
ã ã = könnte besser sein, ã = schwach
78%
Performance-Index
FEINER SCHNITZER
Schwerer, extrem
starker Diesel in
feingliedrigem
Leichtbau-Coupé?
Meine Skepsis war
groß, wich während
des Tests jedoch
schierer Begeisterung. Denn AC
Schnitzer hat erfolgreich alle Register gezogen, um
dieses außer gewöhnliche Konzept
zu zähmen.
Florian Neher
Performance-Index
Beim SUPERTEST wenden wir erstmalig unsere neue Performance-Formel an. Die daraus resultierende
Prozentzahl bildet – in Relation zu den Spitzenreitern der jeweiligen Klasse – perfekt ab, was das Auto kann
Als Formel und Grafik: Performance-Index für AC Schnitzer ACZ4 5.0d
Schnell erklärt: Die Rundenzeit ist
uns am Allerwichtigsten – deshalb
gewichten wir sie am höchsten.
Den geringsten Stellenwert räumen
wir der Höchstgeschwindigkeit ein
78 % x 0,4 + 87 % x 0,3 + 75 % x 0,2 + 53 % x 0,1 = 77,7 %
Rundenzeit
Beschleunigung
Preis
Höchstgeschwindigkeit
Höchstgeschwindigkeit*
Bestwert
G-Power M5 Hurricane RR
340 km/h (= 100 %)
279 km/h Die kurze Übersetzung verhindert eine
höhere Endgeschwindigkeit
53 %
(1/10 Gewichtung)
12,9 Sekunden Damit liegt
der ACZ4 nur 0,1 Sekunden
hinter einer SRT Viper
87 %
(3/10 Gewichtung)
AC Schnitzer
ACZ4 5.0d
Rundenzeit*
Bestwert
78 %
Beschleunigung*
(0-200 km/h)
Neuer Bestwert
Gesamtperformance
MTM R8 LMS
88,89 s (= 100 %)
McLaren 650S
8,2 s (= 100 %)
78 %
Fotos: R. Sassen, L. Willgalis
(4/10 Gewichtung)
265 Euro/PS
Preistreiber
ist der
Umbau von
Motor und
Getriebe für
fast 50 000
Euro
75 %
(2/10 Gewichtung)
97,22 Sekunden Knapp 5
Hundertstel fährt er vor einem
BMW M3 GTS ins Ziel
Preis*
Bestwert
Mazda 3 MPS
109 Euro/PS (= 100 %)
*Als Referenzfahrzeuge lassen wir
ausschließlich Autos zu, die von uns
komplett durchgemessen wurden –
von denen wir also sowohl Rundenzeit
und Beschleunigungswert als auch
Höchstgeschwindigkeit geprüft und
ermittelt haben
Auszug: Rangliste Performance-Index
Platz 275
68 %
BMW
Z4 35is
Platz 122
77 %
BMW
M3 GTS
68 AUTO BILD SPORTSCARS | Nr. 3 · März 2015
Platz 120
77 %
Platz 109
Audi
TT Coupé RS Plus 78 %
AC Schnitzer
ACZ4 5.0d
Platz 101
78 %
Mercedes
SL 63 AMG
Platz 42
82 %
Chevrolet
Corvette C7
Platz 1
89 %
Geiger
Corvette ZR1